NEUE GRUPPE NEWS - Heft 17 - Herbst 2000

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Ungeachtet der Kontroversen in der wissenschaftlichen Bearbeitung des Themas ”CMD” belegt die stetig steigende Anzahl der Patienten mit funktionellen Störungen im cranio-mandibulären System die Notwendigkeit, weitere klinisch orientierte wissenschaftliche Studien durchzuführen. Dabei genügt es nicht, nur einzelne Strukturen des CMS zu betrachten; vielmehr sollte die Grundlage dieser Untersuchungen die Gesamtbetrachtung des ”orofazialen” oder ”stomathognathen Systems” sein (Friedman, 1983). Nach Jarabak (1956) verschwinden Spasmen des M. temporalis, wenn Okklusionsstörungen durch Tragen einer Aufbißschiene ausgeschaltet werden. Für Ramfjord (1961) führen okklusale Interferenzen oft zu einer gesteigerten Hyperaktivität der Unterkiefermuskulatur und zu Schmerzen aufgrund von Kiefergelenkbeschwerden. Nach seiner Auffassung kann eine Diskrepanz zwischen zentrischer Relation und zentrischer Okklusion Muskelspasmen, Bruxismus und Kiefergelenkerkrankungen verursachen. Agerberg (1987) und Agerberg und Inkapööl (1990) folgern aus den Ergebnissen ihrer Studien auf eine ”Tagesform”, der die maximalen Mundbewegungen unterliegen. Jämsä et al. (1988) stellen eine Studie über die Beziehung fehlerhafter Okklusion und klinischer Anzeichen von CMD an finnischen Kindern im Alter von 5, 10 und 15 Jahren vor. Demzufolge weisen bei den 5-Jährigen 44,9 % und bei den 15-Jährigen 77,6 % eine Malokklusion auf, während bei den 5-Jährigen 12,6 %, bei den 10-Jährigen 41,3 % und bei den 15-Jährigen 42,2 % an CMD leiden. Für Koo und Hansson (1989) können Okklusionsstörungen eine dysfunktionelle Muskelaktivität im orofazialen System auslösen, die wiederum der Grund für Parafunktionen des Kausystems sein können. Vallon et al. (1998) belegen im Rahmen einer Langzeitstudie, dass Veränderungen der okklusalen Morphologie myogen bedingte Beschwerden dauerhaft ”verschwinden lassen”. Einen Zusammenhang zwischen gestörten funktionellen Beziehungen von Zahnokklusion und Kiefergelenken stellten auch Gausch et al. (1975) fest. Für Dawson (1989) können okklusale Faktoren eine CMD verursachen, während McNamara et al. (1995) und McNeill (1993) eine derartige Möglichkeit völlig verneinen. Auch Hellsing (1990) berichtet von Patienten, die trotz erheblichen vertikalen Überbisses im Schneidezahngebiet keine Anzeichen oder Symptome einer FS im cranio-mandibulären System ausweisen. Kirverskari et al. (1992) stellen bei einer über 6 Jahre laufenden Langzeituntersuchung von anfangs 5und 10-Jährigen fest, dass keine signifikante Beziehung zwischen der Anzahl von okklusalen Störungen und klinischen Anzeichen einer CMD besteht, während sie an Patientengut mit älteren Personen 1995 eine Reihe von Zusammenhängen zwischen Okklusion und cranio-mandibulärer Dysfunktion feststellen - eine Aussage, die von Yatani et al. (1998) auf breiter Basis gestützt wird. Andere Untersuchungen belegen, dass okklusale Faktoren Cofaktoren bei der Identifizierung von Patienten mit cranio-mandibulärer Dysfunktion sein können (Clark et al., 1999; Pullinger und Seligman, 2000; Rodrigues-Garcia et al., 1998; Seligman und Pullinger, 2000). Differentialdiagnose ”primär dento-/okklusogene Dysfunktion”

Man geht davon aus, dass bei einer optimalen Okklusion, ein symptomfreies und gesundes Gelenk vorliegt. Der ”Zusammenbiss der Zähne” kann in die (1) statische Okklusion und die (2) dynamische Okklusion aufgegliedert werden. Sehr vereinfachend bedeutet eine optimale statische Okklusion, dass beim Zusammenbiss der Zähne die retrale Kontaktposition (RKP) mit der maximalen Interkuspidation (IKP) zusammenfällt. Merkmale dieses Teils der okklusalen Betrachtung sind kleine punktförmige (A, B, C) Kontakte

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