Nordlicht 10/2021

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DIE MENSCHEN IM LAND VOR ORT

Auszeichnung für „Letzte Hilfe Kurs“-Initiator Dr. Georg Bollig hat den Verdienstorden des Landes Schleswig-Holstein für sein Engagement in der Hospiz- und Palliativmedizin erhalten. Der Facharzt für Anästhesiologie aus Schleswig tritt seit vielen Jahren dafür ein, Menschen die Angst vor der Berührung mit dem Tod zu nehmen.

© Peer Bollig

unterstützt. Die „Letzte Hilfe“ umfasst dabei unter anderem leicht erlern- und umsetzbare Ansätze für Angehörige, aber auch für Pflegende, Ärzte und Beschäftigte in anderen Gesundheitsberufen. Es geht dabei auch um ganz praktische Kenntnisse beim Umgang mit sterbenden Menschen wie der Mundpflege und Linderung von Durst, Übelkeit und Atemnot sowie der Vorsorgeplanung. Teil des Konzepts ist es zudem, auf das Bedürfnis vieler Angehöriger von sterbenden Menschen einzugehen und mit anderen über das Thema Sterben und Tod zu sprechen. Auch die Verarbeitung des belastenden Geschehens fließt mit ein.

Ministerpräsident Daniel Günther und Dr. Georg Bollig bei der Verleihung des Verdienstordens

Angelehnt an die „Erste Hilfe“ hat Palliativmediziner Dr. Georg Bollig mit einem Team von Fachexperten dazu unter anderem das Konzept der „Letzte Hilfe Kurse“ entwickelt und Stück für Stück etabliert und ausgebaut. Angehörige, aber auch Ärzte und ihr medizinisches Personal können verschiedene praxisnahe Maßnahmen erlernen, die dabei helfen, Sterbende möglichst gut zu begleiten. Sie werden in dieser belastenden Phase beraten und 34

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Palliativmedizinische Inhalte Bollig und seinen Mitstreitern geht es dabei in erster Linie darum, Leid zu lindern und Lebensqualität in der letzten Phase zu erhalten. Ihm ist es deshalb ein wichtiges Anliegen, die Schulungen künftig auch in Schulen und Praxen fest zu etablieren. Für Hausärzte sind ihm zwei Punkte besonders wichtig. „Angehörige eines Sterbenden sollten zum ‚Letzte Hilfe Kurs’ geschickt werden, damit sie auf die Um- und Versorgung am Lebensende vorbereitet werden. Außerdem gibt es seit diesem Jahr spezielle ‚Letzte Hilfe Kurse’ für alle professionellen Helfer im Gesundheitswesen“, so Bollig. In einem eintägigen Kurs mit acht Unterrichtseinheiten werden die Basics der Palliativversorgung vermittelt und reflektiert. Zusätzlich gibt es einen interdisziplinären praxisnahen Austausch der beteiligten Berufsgruppen.

Versorgung Sterbender Unter dem Motto „Am Ende wissen, wie es geht“ konnte das palliativmedizinische Wissen mittlerweile an über 30.000 Teilnehmer vermittelt werden. Über 3.000 Menschen haben sich zum „Letzte Hilfe Kursleiter“ qualifiziert. „Ich würde mich freuen, wenn wir irgendwann einmal dahin kommen, dass die Letzte Hilfe so selbstverständlich ist wie die Erste Hilfe“, erklärt der PalliativmeAKTUELL

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