Wenn wir von Innovationen sprechen, denken wir oft an Hightech, Digitalisierung oder künstliche Intelligenz. Wir denken an Forscher, die Zukunftstechnologien in Wissenschaftstagungen vorstellen. Aber die wenigsten von uns denken beim Wort Innovation an den eigenen Kuhstall, Geflügelauslauf oder Melkstand. Zu Unrecht, denn die BioLandwirtschaft lebt von den vielen Innovationen der Bäuerinnen und Bauern.
Oft sind es einfache Ideen mit großer Wirkung: Seien es nun ver längerte Fress-Liegeboxen, ein mobiler Melkroboter oder ein selbst entwickelter Futterautomat für Schweine – der Ideenreichtum der Bio-Landwirtschaft ist schier unerschöpflich, denn der Beruf Bauer er fordert nun mal viel Innovationsgeist. Als wir auf unserem Betrieb vor Jahren den ehemals konventionellen Schweinestall für Bio-Schweine umbauten, waren es Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern, die uns mit wertvollen, praktischen Tipps versorgten – denn niemand kennt das Verhalten der Tiere so gut wie die Land wirte selbst. Herausforderungen, Ideen und daraus entwickelte Inno vationen sind die täglichen Begleiter der Bio-Landwirtschaft. Genau diese Innovationskraft vieler Naturland-Betriebe wollen wir in den Naturland Nachrichten teilen. Wir stellen ab dieser Ausgabe kreative Ideen und Entwicklungen vor. Pünktlich zur EuroTier starten wir mit Innovationen in der Tierhaltung. Auch wenn diese nicht immer am eigenen Betrieb umsetzbar oder gar umstritten sind, so können sie dennoch auch Inspiration für den eigenen Betrieb sein.
Weitere Innovationen aus den verschiedensten Sektoren der BioLandwirtschaft sollen in den zukünftigen Ausgaben der Naturland Nachrichten folgen. Dafür brauchen wir Sie! Sie haben auf Ihrem Betrieb eine gute Idee umgesetzt? Dann teilen Sie Ihre Innovation bitte mit den Naturland-Bauern – von Bauern, für Bauern. Ich freue mich, von Ihnen zu hören.
Roman Goldberger Beratung für Naturland r.goldberger@ naturland-beratung.de
Redaktion: Ralf Alsfeld, Markus Fadl, Roman Goldberger (leitend), Walter Zwingel
Titelfoto: Jana Wolschke
Grafik & Layout: Werbeagentur Oberhofer, Ingolstadt Alison Goldberger, Rainbach
Druck: Riegler Druck, Pfaffenhofen
Bezug: Die Fachzeitschrift erscheint sechsmal im Jahr im Umfang von mind. 80 Seiten. Der Bezugspreis der Naturland Nachrichten ist im Mitgliedsbeitrag enthalten.
Alle namentlich gekennzeichneten Artikel geben die Meinung des Verfassers wieder. Die Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck ist nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion zulässig.
Wir formulieren in unseren Texten die weibliche und männliche Form aus. Wenn dies die Lesbarkeit beeinträchtigt, verwenden wir die generische
Form – diese schließt Frauen dann selbstverständlich ein.
DER UMWELT ZULIEBE
Die Naturland Nachrichten werden aus Recyclingpapier (Blauer Engel) und mit natürlichen Farben ohne Mineralöl hergestellt. Druck und Versand erfolgen CO2-neutral durch Kompensation. Daher darf die Zeitschrift – als Ganzes – den Blauen Engel tragen.
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titelthema
18 MOBILER MELKROBOTER
Automatisch melken auf der Weide am NaturlandBetrieb Legge
24 PHOTOVOLTAIK IM AUSLAUF
Naturland-Bauer Johannes
Gabler gibt Tipps
28 VIRTUELLER WEIDEZAUN
Zurück in die Zukunft
31 HOLZ STATT BETON
Kostengünstiger Umbau der Fress-Liegeboxen am Naturland-Hof Dirscherl
32 FÜTTERN IM KEGEL
Naturland-Bauer Dietmar
May entwickelt einen Futterautomaten für Schweine
MARKT & VERMARKTUNG
36 MARKT & PREISE
Aktuelle Entwicklungen
38 BRAUMEISTER RISOTTO Vom Naturland-Hof Lex auf die Wiesn
42 BAUERNHOF-PÄDAGOGIK
Lernhof Bauernhof bei Naturland-Bäuerin Silke Vogel
RIND & GRÜNLAND
46 KOOPERATION
Milch und Fleisch zusammen denken
52 SAUERTRÄNKEN
Aufzuchtstrategie für Kälber
58 KÄLBERDURCHFALL
Was tun gegen
SCHWEIN & GEFLÜGEL
60 TRÄNKEWASSER
Vom Ursprung bis zum Nippel
63 BIO ODER NICHT? Forscher entwickeln Verfahren zur Ei-Erkennung
64 10 TIPPS
Damit die Schweinepest draußen bleibt
6 EHRENAMT Naturland gemeinsam voranbringen
10 POLITIK & VERBAND Morbus Parkinson als Berufskrankheit
ACKERBAU & TECHNIK
70 REGENERATIVE LANDWIRTSCHAFT Öko light, öko plus oder etwas ganz anderes?
Landwirte ihren Verband. In wenigen Monaten findet die Wahl zu Naturland-Gremien statt. Naturland-Delegierte schildern auf den nächsten Seiten, warum es gut ist, sich hier zu engagieren.
Die ehrenamtliche Beteiligung der Naturland-Mitglieder an den wichtigen Entscheidungen ist ein Grundstein des Naturland e.V. In der Delegiertenversammlung, unserem höchsten Gremium, werden die Richtlinien beraten und abgestimmt. Neben den Landesvorständen und den Delegierten gibt es weitere Gremien, in denen die Ausrichtung des Verbands mitgestaltet wird. Sie alle leben vom Engagement unserer Mitglieder. Im Folgenden berichten Naturland-Ehrenamtliche, was sie antreibt und wie sie die Arbeit im Verband erleben.
Die nächste Gremienwahl findet im Frühjahr 2025 statt. Wir freuen uns auf Eure rege Beteiligung, denn nur gemeinsam können wir Naturland voranbringen und die Zukunft des Öko-Landbaus gestalten! Wenn Ihr Interesse oder Fragen zur Mitarbeit habt, dann meldet Euch gerne per E-Mail an ehrenamt@naturland.de oder unter der Telefonnummer 0175 3737548.
David Reinartz
David Reinartz ist Betriebsleiter von „David´s Biohof“ in Mecklenburg-Vorpommern. David bewirtschaftet 350 ha Acker – eine seiner Besonderheiten ist eine Futter-Mist-Kooperation. Im eigenen SB-Hofladen und darüber hinaus vermarktet David Reinartz Kartoffeln und Zwiebeln direkt.
Antonia Aller
Antonia Aller vom Wiesenhof in Rheinland-Pfalz bewirtschaftet gemeinsam mit ihren Eltern Andreas und Annette 100 ha Acker und 100 ha Grünland. Zudem werden am Naturland-Betrieb 80 Milchkühe mit muttergebundener Kälberaufzucht gehalten. Die Bullenmast erfolgt auf der Weide. Auch die Direktvermarktung von Fleisch und Fleischprodukten ist ein Betriebszweig am Wiesenhof.
NEUE HORIZONTE
„Mich bei Naturland im Ehrenamt einzubringen, eröffnet mir ganz neue Horizonte. Ich habe durch mein Engagement viel Austausch mit anderen Betriebsleiterinnen und Betriebsleitern in Deutschland, und weil wir ein internationaler Verband sind, auch mit Betrieben von anderen Kontinenten. Mich interessieren Strukturen und Betriebsformen in den unterschiedlichen Gebieten. Das hilft mir, das eigene Bild auf die Landwirtschaft weiterzuentwickeln. Vor allem aber ist das eine Möglichkeit, sich aktiv an der Verbandsentwicklung zu beteiligen. Gemeinsam mit den anderen Delegierten entwickeln wir die Richtlinien weiter, reagieren auf sich ändernde Anforderungen und auf neue Gesetze. Dadurch bin ich sehr nah an den politischen Prozessen und werde selbst ein Teil davon. Dazu zählt auch die Mitgestaltung der Verbandsarbeit auf Ebene der ÖkoVerbände und der landespolitischen Bühne.
Als junger Betriebsleiter habe ich durch das Ehrenamt bei Naturland eine Möglichkeit, Ideen und Forderungen meiner Generation in die zukünftige Ausrichtung des Verbands einzubringen. Alle zusammen haben wir die Aufgabe, das System ÖkoLandbau und seine Methoden weiterzuentwickeln und anzupassen, das ist ein spannendes Feld. Leider steht dieses Engagement immer wieder auch in zeitlicher Konkurrenz zu den Anforderungen auf dem eigenen Betrieb.“
DER AUSTAUSCH MACHT SPASS UND BEREICHERT
„Ins Ehrenamt bin ich auch durch meine Mutter reingewachsen: Sie engagiert sich schon länger im Naturland-Fachausschuss Ackerbau. Anfangs war ich in der Preisfindungskommission zur Futter-MistKooperation. 2020 bin ich dann in den NaturlandVorstand Niedersachsen/Bremen gewählt worden. Nicht nur für mich dürfte eine zentrale Frage sein, wie sich der Öko-Landbau in Zukunft entwickeln soll. Aktuell bin ich Delegierter und Teil des Fachaus schusses Ackerbau. Der Austausch macht Spaß und bereichert. Durch die Arbeit mit politischen Vorga ben und deren Auswirkungen auf unsere Richtlinien entsteht ein ganzheitliches Bild, man lernt das Für und Wider einzelner Entscheidungen kennen und blickt nicht nur auf die eigene Betroffenheit. Ich er fahre in der Arbeit viel Selbstwirksamkeit. Themen werden auf Augenhöhe diskutiert, jeder wird gehört und die gemeinsamen Entscheidungen werden dann auch umgesetzt. Als internationaler Verband müssen wir auch den Ackerbau international den ken.“
GEMEINSAM
MORITZ REIMER
Am Naturland-Hof Moritz Reimer in Niedersachsen werden 400 ha Acker bewirtschaftet. Neben Saatgutvermehrung und Futter-Mist-Kooperation ist auch der Anbau von Chiasamen eine von vielen Besonderheiten am Hof. Der Naturland-Hof Moritz Reimer ist Demonstrationsbetrieb Ökologischer Landbau.
LÖSUNGEN FINDEN
„Ob auf der Biofach oder den Öko-Feldtagen: ich finde es wichtig, dass wir mit unserer Meinung sichtbar sind. Für mich ist die bäuerliche, regionale Landwirtschaft wichtig. Es entspricht meiner Überzeugung, vor Ort Lebensmittel für die Gesellschaft zu produzieren. Der Öko-Landbau hat viele Ansätze, um regionale Kreisläufe zu sichern und lokale Strukturen zu fördern - nicht nur auf den landwirtschaftlichen Betrieben, sondern auch in Verarbeitung und Handel. Diese Werte und Ziele möchte ich vermitteln, und zwar am besten vom Konsumenten bis hin zu Politik und Fachbehörden. Dies ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, und wenn alle Stufen der Wertschöpfungskette „ihre Stellschraube“ drehen, bekommen wir auch einen zielgerichteten Wandel hin. Ich bin daher auch im Gemeinderat und dem
örtlichen Verein „Natur- und Heimatfreunde“ aktiv. Begegnungen zwischen Ehrenamt und Politik können schwierig werden, wenn die Menschen nicht miteinander diskutieren und stattdessen auf ihren Positionen beharren oder polarisieren. Dabei müssen wir aufeinander zugehen, um gemeinsam gesellschaftlich akzeptierte Lösungen zu finden. Ganz aktuell hat für mich das Thema Bürokratieabbau eine große Bedeutung. Ich war bei einem Austausch mit dem Landwirtschaftsministerium zur Frage, welche Dokumentationspflichten notwendig sind, und welche gestrichen werden können. Hier brauchen wir dringend einen Praxischeck.“
Fotos: Naturland/Sabine Bielmeier, Dan Petermann, zVg
KOMMENTAR
Von Marcus Nürnberger, Naturland e.V.
Die Überraschung war groß, als in diesem Jahr mit dem Vorauszahlungsbescheid der Berufsgenossenschaft auch die Ankündigung einer 20-prozentigen Beitragserhöhung eintraf. Begründet wird diese mit zu erwartenden Mehrausgaben durch die Anerkennung von Morbus Parkinson als Berufskrankheit in Folge des Einsatzes chemischer Pestizide.
Ich bin grundsätzlich ein Befürworter des Solidaritätsprinzips der SVLFG. Doch Bio-Betriebe verzichten bewusst auf den Einsatz chemisch-synthetischer Mittel. Anerkannt wird eine Parkinson-Erkrankung in Folge des ordnungsgemäßen Pestizideinsatzes. Dieser wird von den Herstellern, Unternehmen der chemischen Industrie, beschrieben. Nach meinem Verständnis müssen die Hersteller für Folgeerkrankungen haften. Die Solidargemeinschaft kann allenfalls finanzielle Unterstützung der Betroffenen bis zur abschließenden Klärung gewähren. Verantwortlich bleiben die Hersteller!
ZUKUNFT DER EU-AGRARPOLITIK
Im Januar dieses Jahres, inmitten der europaweiten Bauernproteste, eröffnete EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen den sogenannten Strategischen Dialog. 26 Interessenvertreter aus Landwirtschaft, Wissenschaft, Umweltsektor, Zivilgesellschaft und Finanzwesen wurden eingeladen, eine gemeinsame Vision für die Bewältigung der drängenden Herausforderungen des Agrarsektors zu entwickeln. Der Öko-Landbau wurde von IFOAM-Präsident Jan Plagge vertreten. Anfang September hat das Gremium, das vergleichbar ist mit der deutschen Zukunftskommission Landwirtschaft, seinen Abschlussbericht vorgelegt.
Damit ist ein wichtiges Ergebnis auch schon beschrieben: dass es das Gremium überhaupt geschafft hat, sich trotz z. T. äußerst gegensätzlicher Positionen auf gemeinsame Empfehlungen zu einigen. Möglich wurde das unter anderem dadurch, dass der Abschlussbericht komplett auf quantitative Ziele verzichtet. Das bisherige Ziel von „25 Prozent Öko-Landbau“ fehlt ebenso wie die „50 Prozent Reduktion des Pflanzenschutzmitteleinsatzes“.
Dennoch enthält der Bericht einiges, das aus Sicht der ÖkoBranche positiv zu werten ist. So wird die Notwendigkeit einer nachhaltigen Ausrichtung in der Landwirtschaft ausdrücklich anerkannt: Eine wettbewerbsfähige und widerstandsfähige Landwirtschaft im Rahmen der planetaren Grenzen sei von essenzieller Bedeutung für die Lebensmittelsicherheit der EU, heißt es. In Bezug auf die EUAgrarförderung (GAP) spricht sich das Gremium für den Wandel aus – weg von nicht-degressiven flächenbezogenen Zahlungen, hin zu ergebnisorientierten Umwelt-Zahlungen. Auch faire Erzeugerpreise, eine bessere Krisenvorsorge und das Risikomanagement im Agrarsektor werden thematisiert.
Entscheidend wird nun sein, was von all dem Eingang findet in die Vision für Landwirtschaft und Ernährung, die Ursula von der Leyen in den ersten 100 Tagen ihrer neuen Amtszeit vorlegen will – und welche Punkte damit zu Arbeitsaufträgen für den neuen Agrarkommissar werden.
Autorin: Lea Ilgeroth-Hiadzi, Naturland e.V.
NATURLAND AUF DEN ÖKO-MARKETINGTAGEN
„Biomärkte in der Polarität von Fachhandel und Discounter“ – so lautet das Thema der VII. Öko-Marketingtage vom 20. bis 21. November auf Schloss Kirchberg/Jagst. Hochrangige Vertreter der Branche diskutieren Strategien zum Umgang mit den Anforderungen eines im Wandel befindlichen BioMarkts. Als Kooperationspartner
des wichtigen Fachforums wird auch Naturland an verschiedenen Stellen im Programm vertreten sein: So diskutiert Naturland-Präsident Hubert Heigl mit einer Landtagsabgeordneten aus Baden-Württemberg die Frage, was Bio der Politik wert ist.
Autor: Markus Fadl, Naturland e.V.
NACHHALTIGKEIT IM BIO-WEINBAU
Im Weinbau werden Nachhaltigkeitsnachweise immer wichtiger. Sie sind Voraussetzung für den Export, z. B. nach Skandinavien, und auch der Spitzenverband VDP fordert sie von seinen Mitgliedern. Bio-Betriebe erfüllen viele der Anforderungen zwar bereits über die Öko-Zertifizierung, müssen bislang aber trotzdem alles noch ein zweites Mal nachweisen.
Um diesen Aufwand zu reduzieren, entwickelt Naturland das „Pilotprogramm Nachhaltiger Wein“ als freiwilligen Zusatz zur Naturland-Zertifizierung. Es berücksichtigt die systemischen Nachhaltigkeitsleistungen des Öko-Landbaus und unterstützt die Betriebe dabei, weitere Nachhaltigkeitsthemen zu adressieren und für ihre Betriebsentwicklung zu nutzen. Das geschieht durch strukturierte Management-Pläne, intensive Beratung und Netzwerkarbeit. Daneben soll das Monitoring
Das „Pilotprogramm Nachhaltiger Wein“ soll ein freiwilliger Zusatz zur NaturlandZertifizierung werden. Foto: Katharina Mayer
auch für die Nachhaltigkeitskommunikation der Betriebe nutzbar gemacht werden.
Mit der Anerkennung des Pilotprogramms durch den VDP ist nun die erste wichtige Etappe erreicht. Nächstes Ziel ist die Ex-
portzulassung. Parallel erproben derzeit zwölf an der Entwicklung beteiligte Naturland-Betriebe, wie das Programm in der Praxis funktioniert.
Autorin: Katharina Mayer, Naturland e.V.
JETZT ANMELDEN: DIE ÖKO-JUGEND TAGT
Das Thema der ÖkoJunglandwirte-Tagung vom 15. bis 17. November in Fulda lautet „Lebens(t)raum Ökolandbau“. Leidenschaft und Ideale sind wichtige Faktoren in der Bio-Landwirtschaft, Traum und Realität sind jedoch nicht immer deckungsgleich. Zum 18. Geburtstag des Netzwerks wird über diesen Lebens(t)raum Ökolandbau diskutiert und es werden positiven Lösungswege vorgestellt. Anmeldung und weitere Infos unter www.oejn.de.
Die Öko-Jugend trifft sich Mitte November in Fulda. Melde dich jetzt an.
Das Naturland
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1 85.000 Menschen besuchten die knapp 200 Konzerte des Wacken Open-Air-Festivals 2024. „Sustain Seafood – Verein zur Förderung nachhaltiger Fischerei“ versorgte die Rockfans mit Fish & Chips in Naturland-Qualität - wie man sieht mit Erfolg!
2 Die Spitzen von BÖLW und DBV trafen sich auf dem Hof von Hubert Heigl zum Jahresgespräch, Naturland-Präsident Hubert Heigl vertrat die Landwirtschaft im BÖLW-Vorstand. Themen waren Gentechnik, Patente, EU-Agrarförderung und Afrikanische Schweinepest.
3 Start der „BioWochen NRW“ mit Schaukochen. Dabei waren (v.l.n.r.): Julia Marie Schmidt (Bioland), Annette Alpers (LVÖ und Naturland), Meisterkoch Markus Haxter, Landwirtschafts- und Verbraucherschutzministerin Silke Gorißen, sowie Peter Schmidt (Biokreis).
4 Naturland unterstützt im Kaukasus mit dem Projekt „Georgia organic - Farming for the future“ den Aufbau von Wertschöpfungsketten. Dort trafen sich Experten aus Georgien, Indien und Deutschland, um sich über Anbau, Qualität und Vermarktung von Bio-Tee auszutauschen.
5 Die Leserschaft von SCHROT & KORN durfte wieder „Deutschlands beste Bioläden“ wählen. Der Bioladen Urban in Dülmen (NordrheinWestfalen) gehörte zu den Goldgewinnern und hatte eine Exkursion zum Naturland-Betrieb Schwienhorst in Warendorf gewonnen. Zu sehen sind Dorothee Schwienhorst (links) und Elke Lovermann (Bioladen Urban).
6 Die Teilnehmer des Bildungsprogramms „Landwirt mit Vertiefung ökologischer Landbau“ schlossen an der Akademie für ökologischen Landbau in Kringel ihre >>
Ausbildung mit der Gesellenprüfung ab. Der Landwirtschaftsbetrieb des „Versuchs- und Bildungszentrums für Ökologischen Landbau, Öko-Akademie Staatsgut Kringel“ ist Naturlandzertifiziert.
7 Im Rahmen des Projekts „Being Organic in EU“ besuchten Influencer den Naturland-Betrieb Gut & Bösel. Während Benedikt Bösel (links) innovative Strategien vorstellte, um sandigen Brandenburger Boden wieder fruchtbarer zu machen, gab Naturland-Geschäftsführer Steffen Reese Einblicke ins Naturland-Universum.
LESERBRIEF
DEBATTE UM DIE WEIDE
In der Juni-Ausgabe berichteten wir unter dem Titel „Die Weide kommt“ über die aktuellen Entwicklungen zur Weideregelung. Den Leserbrief von Andrea und Uli Forsthofer, Naturland-Betrieb aus Bayern, nimmt Naturland-Präsident Hubert Heigl zum Anlass, die Position des Verbands klarzustellen.
Das Editorial von Martin Bär bezüglich der Unabwendbarkeit einer generellen Weidepflicht im ÖkoLandbau hat uns sehr betroffen gemacht. Wir sind davon ausgegangen, dass Naturland sich mit uns weiterhin für die 20 % der rinderhaltenden ÖkoBetriebe einsetzt, die aus nicht beeinflussbaren strukturellen Gründen keine Möglichkeit haben, ihren Tieren Weidegang anzubieten. Hier wird an exponierter Stelle klar anderes signalisiert. Danke, Naturland!
Eine ausnahmslose Verpflichtung zur Weidehaltung für Ökobetriebe ist bei weitem nicht überall umsetzbar. […] Wenn die Interpretation der EU-Kommission zur Weidehaltung in Öko-Betrieben umgesetzt wird, wird es in traditionell kleinstrukturierten Gebieten in naher Zukunft ganze Landstriche ohne tierhaltende Bio-Betriebe geben, die den Marktfruchtanbau stützen können. Echte Weidehaltung ist das Schönste, was wir uns für unsere Tiere wünschen können. […] Wo diese jedoch nicht realisierbar ist, darf dies aus unserer Sicht nicht zum Aus oder zur Rückumstellung der Betriebe führen. […] Tier-
wohl muss ganzjährig in den Blick genommen und breiter bewertet werden. Die sehr überschaubaren „Weide“tage im Sommer dürfen nicht die einzigen Indikatoren für Tierwohl sein.
Besinnen wir uns auf das, was uns irgendwann angespornt hat, Öko-Bauern zu werden! Lasst uns unsere Werte wieder breit diskutieren, neu beleben und in Politik und Gesellschaft ins Land hinaustragen! Lasst uns das erst recht jetzt tun, wo sich der Wind gedreht hat und uns unvorbereitet ins Gesicht bläst. Wir werden Kraft daraus schöpfen, bleiben lebendig und haben damit vielleicht noch eine Chance, dass unsere Höfe mit ihrem komplexen organischen Gefüge nicht immer weiter in Paragrafen gegossen werden, die Leben verhindern!
Andrea und Uli Forsthofer, Siegenburg (Leserbrief leicht gekürzt)
DIE WEIDE KOMMT
„Wir haben noch eine Chance, dass unsere Höfe nicht immer weiter in Paragrafen gegossen werden, die Leben verhindern.“
Die generelle Weidepflicht im Öko-Landbau ist nicht mehr abzuwenden. Die bisherige Ausnahmeregelung bei objektiv nachvollziehbaren Gründen (z.B. Unerreichbarkeit von Weiden wegen Straßen oder Bahntrassen, Dorflagen etc.) und bei gleichzeitig ganzjährig zugänglichem Laufhof wird gestrichen. Zu groß war der Druck der EU-Kommission. Sie argumentiert, dass Konsumenten den ÖkoLandbau laut Umfragen mit Weidehaltung verbinden. Zwar hat sich der betreffende Text der EU-Öko-Verordnung seit vielen Jahren nicht geändert, die EU-Kommission vertritt allerdings die Meinung, dass die Auslegung in Deutschland nicht ausreichend war. In Österreich fand derselbe Prozess bereits statt. Ergebnis: die vollumfängliche Umsetzung und Maximierung der Weidehaltung seit dem 1.1.2022. Die deutschen Behörden (BMEL und LÖK) nehmen Österreich als Vorlage und wollen mit ihrem Weidepapier ein Ver- tragsverletzungsverfahren vermeiden. Naturland versucht an vielen Stellen, politisch sowie fachlich, die Konsequenzen im Sinne der Einzelbetriebe abzumildern. Wir nehmen unsere Aufgabe als Vertreter der Naturland-Bauern ernst, wenn es aktuell darum geht, eine praxisnahe Auslegung zu schaffen. Denn die Beratung für Naturland wird die Betriebe auch bei der Umsetzung begleiten. Herausfordernd wird es vor allem dann, wenn die Weideflächen nicht arrondiert um den Betrieb liegen. Nicht selten muss das Vieh über oder entlang von Straßen getrieben werden. Dann wird sich schnell zeigen, wie groß der Weidewunsch der Konsumentinnen und Konsumenten ist, wenn im Straßenverkehr Rücksicht auf Tiere zu nehmen ist. Hier braucht es wieder mehr Verständnis, denn wer die Weide will, muss auch dem Viehtrieb zur Weide zustimmen (siehe Seite 46).
Martin Bär Geschäftsführer Beratung für Naturland
(0)8137/6372-912
Anzeigen: Tanja Edbauer Telefon: +49 (0)172/3126816 t.edbauer@naturland-beratung.de Redaktion: Ralf Alsfeld, Markus Fadl, Roman Goldberger (leitend), Walter Zwingel Titelfoto: Naturland / Sabine Bielmeier
Grafik & Layout:Werbeagentur Oberhofer, Ingolstadt Alison Goldberger, Rainbach Druck: Riegler Druck, Pfaffenhofen Papier: Circle Offset Premium White, 100 % Recycling, nach Blauer Engel zertifiziert, Umschlag 200 g/qm, Innenteil 90 g/qm Bezug: Die Fachzeitschrift erscheint sechsmal im Jahr im Umfang von mind. 80 Seiten. Der Bezugspreis der Naturland Nachrichten ist im Mit- gliedsbeitrag enthalten. Alle namentlich gekennzeichneten Artikel geben die Meinung des Ver- fassers wieder. Die Beiträge sind ur- heberrechtlich geschützt. Nachdruck ist nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion zulässig. Wir formulieren in unseren Texten die weibliche und männliche Form aus. Wenn dies die Lesbarkeit beeinträch- tigt, verwenden wir die generische
Form – diese schließt Frauen dann selbstverständlich ein. DER UMWELT ZULIEBE Die Naturland Nachrichten werden aus Recyclingpapier (Blauer Engel) und mit natürlichen Farben ohne Mineralöl hergestellt. Druck und Versand erfolgen CO -neutral durch Kompensation. Daher darf die Zeit- schrift – als Ganzes – den Blauen Engel tragen. LEITARTIKEL | 3
Dieses Druckerzeugnis ist mit dem Blauen Engel zertifiziert. www.blauer-engel.de/uz195 ressourcenschonend und umweltfreundlich hergestellt emissionsarm gedruckt aus
Liebe Andrea, lieber Uli, liebe Naturland-Bäuerinnen und Bauern!
Ich kann die Frustration beim Thema Weidepflicht verstehen. Die Unbeweglichkeit, um nicht zu sagen, Starrköpfigkeit der EU-Kommission in dieser Frage hat auch mich und viele andere bei Naturland mehr als einmal verzweifeln lassen. In den zurückliegenden drei Jahren haben wir intensiv für eine bessere Lösung geackert. Den Vorwurf, dass Naturland sich nicht ausreichend für seine Rinderhalter einsetze, muss ich deshalb zurückweisen.
Wir haben Papiere formuliert, Briefe geschrieben und schier unendlich viele Gespräche auf allen politischen Ebenen geführt. EVP-Fraktionschef Manfred Weber und andere Politiker wurden vor Ort, unter anderem auf Eurem Naturland-Hof, darüber informiert, wie gut die Bio-Haltung schon heute ist und welche Probleme die geplante Verschärfung der Weidepflicht dennoch in der Praxis bedeuten würde. Mehr als einmal waren wir auch in Brüssel zu persönlichen Gesprächen mit hochrangigen EU-Beamten und sogar mit dem Agrarkommissar selbst.
Wir haben als Naturland noch gekämpft, als andere, die wir dringend an unserer Seite gebraucht hätten, längst aufgegeben hatten. Und auch jetzt, da klar ist, dass die Weidepflicht trotzdem kommen wird, setzen wir uns weiter dafür ein, dass die Behörden im Einzelfall möglichst flexible Lösungen im Sinne der betroffenen Betriebe ermöglichen. Aber es gehört eben auch zu unserer Verantwortung als Verband, keine falschen Hoffnungen bei den Betrieben zu schüren, sondern ehrlich zu kommunizieren, wenn ein Kampf verloren ist.
Hubert Heigl, Naturland-Präsident
„Wir haben als Naturland noch gekämpft, als andere, die wir dringend an unserer Seite gebraucht hätten, längst aufgegeben hatten.“
Deswegen nochmals die Bitte: Zögern Sie nicht und nutzen Sie die Kompetenz der Beratung für Naturland! Gemeinsam, davon bin ich überzeugt, werden wir für die meisten Betriebe tragbare Lösungen zur Umsetzung finden. Wir als Verband werden uns weiterhin für praxistaugliche Lösungen bei der Umsetzung der Weidepflicht einsetzen!
Jetzt ist es wichtig, nach vorne zu blicken! Jetzt gilt es, gemeinsam mit der Beratung für Naturland zu eruieren, wie die neuen Vorgaben zur Weide einzelbetrieblich umgesetzt werden können. Die Erstellung eines individuellen Weidekonzeptes ist ein erster Schritt, der zeitnah erfolgen sollte. Ab April 2025 folgen die nächsten Schritte in der konkreten Umsetzung des Konzeptes. Mir ist bewusst, dass das für viele Betriebe sehr schwer werden wird, und mir blutet das Herz bei dem Gedanken, langjährige und überzeugte Naturland-Mitglieder zu verlieren.
Und ja: Gerade jetzt, da der Wind sich dreht und uns wieder öfter mal ins Gesicht bläst, müssen wir umso mehr für unsere Werte einstehen, sie breit diskutieren und nach draußen tragen – da sind wir uns völlig einig! Denn Bio ist ein lebendiges System, das atmet – und nicht bloß die Summe einer Vielzahl von Einzelregelungen, sei es nun zur Weide oder zu was auch immer.
Weitere Informationen zur Weidepflicht, zum Weidekonzept und zur weiteren Vorgehensweise werden wir in der Ausgabe 2/2025 für Sie zusammenstellen.
AUS DER KONTROLLE
Naturland-Betriebe halten die EU-Bio-Verordnung und Naturland-Richtlinien ein. Gemeinsam mit den Kontrollstellen „Gesellschaft für Ressourcenschutz“ und „Austria Bio Garantie GmbH“ beantworten wir hier Ihre Fragen.
Muss ich jedes Jahr ein Vorsorgekonzept erstellen?
Seit zwei Jahren muss jeder Öko-Betrieb ein Vorsorgekonzept nachweisen können, um mögliche Kontaminations- und Vermischungsrisiken zu finden und zu vermeiden. Es muss aber nicht jedes Jahr neu erstellt, sondern einmal im Jahr auf Aktualität überprüft und falls nötig angepasst werden. Die entsprechende Checkliste samt Anleitung dazu finden Sie auf der Naturland-Homepage.
Wie kann ich überprüfen, welche Betriebsmittel für Naturland zugelassen sind?
Ob ein Betriebsmittel für den Öko-Landbau und speziell für Naturland-Betriebe zugelassen ist, kann in Deutschland online über die FiBL-Betriebsmittelliste unter www.betriebsmittelliste.de überprüft werden. Bei jedem Produkt ist vermerkt, für welchen Ökoverband es zugelassen ist. In Österreich werden Betriebsmittel, die in der Bio-Produktion erlaubt sind, von der EASY-CERT services GmbH überprüft. Sie finden die erlaubten Produkte online auf www.betriebsmittelbewertung.at. Alle Produkte werden auf Basis der EU-Bio-Verordnung und der Verbandskriterien von BIO AUSTRIA geprüft. Auskünfte zu Naturland-Kriterien erhalten österreichische Betriebe direkt bei der Beratung für Naturland. Zu beachten ist, dass die Hersteller die Aufnahme in die Listen beantragen und dies freiwillig ist. Es gibt dementsprechend auch Produkte, die zwar zulässig sein können – deren Prüfung jedoch nicht beantragt wurde und die daher nicht in den Betriebsmittellisten erscheinen. Bei Unsicherheiten hilft die Kontrollstelle oder die Beratung für Naturland.
Ich führe seit zehn Jahren einen Öko-Milchviehbetrieb und bekomme neue Ackerflächen dazu. Worauf ist zu achten?
Melden Sie den Flächenzugang möglichst schnell an die Kontrollstelle, erst dann beginnt die Umstellungszeit. Dies ist auch wichtig, wenn die Pacht regulär erst später beginnt. Für Getreide ist der beste Zeitpunkt einer Meldung rund um den 1. Juli, damit die geforderten „12 Monate vor der Ernte“ eingehalten werden und die Druschware des nächsten Jahres Umstellungsstatus hat. Ein anderer Ausweg wäre, die Flächen gleich zu Beginn der Umstellung mit mehrjährigem Kleegras, mit Erbse oder Ackerbohne zu bestellen. Die Richtlinien regeln, dass „max. 20 % der Futterration aus der Beweidung bzw. Beerntung von Dauergrünland, mehrjährigen Futterkulturen oder Eiweißpflanzen im ersten Jahr der Umstellung“ stammen darf – selbst wenn die 12-monatige Umstellungszeit noch nicht voll eingehalten wurde. Sind Sie sich bei der Umstellung unsicher, melden Sie sich bei der Beratung für Naturland.
ZUR BIO-KONTROLLE?
Dann schicken Sie uns diese an redaktion@ naturland-beratung.de Haben Sie Fragen
AUS DER APP
Maßnahmen zur Distelreduktion
Mit Disteln durchsetzte Ackerflächen bedürfen vielfältiger Maßnahmen zu ihrer Reduktion. Je großflächiger die Distelnester sind, desto eher sollte über einen mehrjährigen Klee- oder Luzernegrasanbau nachgedacht werden. In der NaturlandApp finden Sie weitere elf Maßnahmen, die helfen können, mit einem hohen Disteldruck umzugehen.
Sie möchten in Kürze erfahren, was im Öko-Landbau und der Naturland-Welt gerade passiert oder suchen Tipps bei aktuellen Problemen? Mit den Push-Mitteilungen, Chat-Foren und dem Terminkalender der Naturland-App bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Überzeugen Sie sich selbst: Wir stellen Ihnen hier drei der am häufigsten gelesenen Beiträge in der Naturland-App vor. DIE KOMPLETTEN ARTIKEL FINDEN SIE IN
gehts zur NATURLANDApp
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Lohntrocknung von Mais und Getreide Fütterung auf Eischalenqualität
Lohntrocknung ist kontrollpflichtig. Hierbei gewährleistet ein Lohnverarbeiter- oder Mietvertrag, dass die Kriterien für Bio-Ware auch außerhalb des Naturland-Betriebs eingehalten werden. Ist der Landwirt bei der Trocknung dabei, reicht ein Mietvertrag mit dem konventionellen Betrieb. Wird jedoch die Trocknung vergeben, ist ein Lohnverarbeitervertrag notwendig.
Wichtiges
Qualitätsmerkmal beim Ei ist die Schalenstabilität. Diese lässt im Laufe der Legeperiode nach – abhängig von der Calciumversorgung der Henne. So haben sich in der Praxis bereits frühe Calciumgaben ab der 30. Lebenswoche bewährt. Als Basisversorgung enthält ein fachgerechtes Alleinfutter feinen und groben Futterkalk in einer passenden Relation (25 : 75).
Fotos:
Ralf Alsfeld (2), Pixabay / Markus Distelrath
TITEL THEMA
INNOVATIONEN IN DER TIERHALTUNG
Automatisch melken auf der
Weide
Mitten in der Eifel, zwischen hohem Venn und dem Naturpark Eifel, feiert Betriebsleiter Markus Legge jedes Frühjahr seinen ganz eigenen „Almauftrieb“.
Sobald das Gras zu sprießen beginnt, ziehen seine 70 Kühe zusammen mit dem Melkroboter vom Stall auf die Sommerweide.
Die hügelige Eifelregion ist ein reines Grünlandgebiet. 85 ha bewirtschaftet Markus Legge mit 70 Kühen auf seinem Naturland-Betrieb in Monschau, dreißig Kilometer südöstlich von Aachen. Die Herde ist bunt. Vor Jahren setzte Legge auf Schwedisches Rotvieh und Montbéliard. Robuste, an die Vollweide angepasste Tiere waren das Ziel. Inzwischen tendiert er aber wieder mehr zu Schwarz- und Rotbunten. „Die sind melkwilliger und das brauche ich hier am Roboter“, erklärt der NaturlandBauer.
Der erste Schritt zum Melkroboter auf der Weide wurde bei Legge schon 2009 gesetzt. Bei
einer Exkursion mit dem Grünlandspezialisten Edmund Leisen in die Schweiz stellten Betriebe ihr Modell einer Kurzrasenweide vor. Dabei wird angestrebt, dass der Aufwuchs nie höher als 5 - 6 cm wird. Hierfür müssen die Kühe aber auch kontinuierlich auf allen Weideflächen sein. Direkt am Hof liegen bei Legge aber nur drei Hektar Grünland, alle anderen Flächen sind weiter entfernt. Um sie zu erreichen, müssten vielbefahrene Straßen überquert werden. Und das mehrmals täglich, denn die Kühe müssen zur „Melktechnik“ in den Stall. Statt 100 Prozent Weide im Sommer gab es daher nur die Möglichkeit, mehr Grün im Stall zu füttern. Die stallna-
„Dann muss eben die Technik zu den Kühen.“
hen Flächen hätten dann als „Jogging-Weide“ gedient. Damit verbunden gewesen wären aber hohe Maschinenkosten und ein hoher Arbeitsaufwand. Auch wäre ganzjährig Gülle angefallen, die hätte ausgebracht werden müssen. Das alles wollte Markus Legge nicht.
„Dann muss eben die Technik zu den Kühen“, so Legges Lösungsansatz, der am Ende zum Roboter auf der Weide führte.
AUTOR
Marcus Nürnberger
Naturland e.V. m.nuernberger@ naturland.de
Und das in Kombination mit dem System Kurzrasenweide. Ein paar Autominuten vom Hof entfernt hat der Betrieb Legge 40 ha arrondiertes Grünland in zwei unmittelbar nebeneinander liegenden, gleichgroßen Stücken. Diese Fläche eignet sich perfekt für Kurzrasenweide. Die Kühe sollten selbst ernten und gleichzeitig, zumindest über die Sommermonate, ihren Dung auf der Weide verteilen. Die Grundbedingung hierfür aber war, dass auch vor Ort gemelkt werden kann. Gegen ein Melkhaus
Rund um den Melkroboter-Container ist die Weide auf ca. 40 m² mit Spalten befestigt. Hier befinden sich der Warte- und Separationsbereich, die Kraftfuttersilos und im Untergrund ein 80 m³ großer Lagerraum für Gülle und Waschwasser.
auf der Weide sprach, dass auch mehr zeitliche Flexibilität geschaffen werden sollte – starke Argumente für den Umstieg auf automatisches Melken.
Melkroboter in Container
Während die Kühe für die Weide gemacht sind, ist die Mobilität eines Melkroboters stark eingeschränkt. Dieser soll im Sommer auf der Weide stehen und im Winter seinen Dienst im Kuhstall verrichten. Durch den Einbau in einen Stahlcontainer wurden Melkroboter, Büro und Milchtank zu einer teilmobilen Einheit. Gemeinsam mit einem Schlosser aus der Region und dem Hersteller Lely startete 2009 das Experiment „mobiler
Roboter“. Eine Herausforderung, der man sich, wie Legge erzählt, bei Lely auch bis zur Chefetage stellte. „Innerhalb von 14 Tagen bekamen wir einen Lely-Roboter A3.“ Die Anforderungen der Berufsgenossenschaft nach Sicherheitsabständen ließen keine Seecontainer-Standardlösung zu, sondern machten eine Eigenkonstruktion notwendig. Neben dem Melkroboter haben in dem 2010 entwickelten Container auch ein kleines Büro mit Computer zur Bestandskontrolle und der 6.000 Liter umfassende Milchtank Platz. Die mobile Einheit lässt sich mit vier Stützen in die Höhe heben, dann kann ein Plattformwagen darunter fahren und alles zur Nachbarweide oder der Hofstelle fahren. „Etwa
Neben dem Melkroboter haben in dem 2010 entwickelten Container auch ein kleines Büro mit Computer zur Bestandskontrolle und der 6.000 Liter umfassende Milchtank Platz.
vier Stunden dauert der Umzug, vom Melken der letzten Kuh bis zum ersten Einsatz am neuen Standort“, berichtet Legge. Das Timing werde dabei vom Milchwagen bestimmt, der den Startschuss gibt. Mit vollem Tank wäre ein Umsetzen nicht möglich.
Rund um den Melkroboter ist die Weide auf ca. 40 m² mit Spalten befestigt. Hier befinden sich der Warteund Separationsbereich, die Kraftfuttersilos und im Untergrund ein 80 m³ großer Lagerraum für Gülle und Waschwasser. Die Nähe zur Siedlung machten einen Stromanschluss vor Ort möglich. Die Wasserversorgung erfolgt durch einen eigenen, 400 Meter tiefen Brunnen.
Fotos:
Jana Wolschke
Mit seinem individuellen „Alp-System“ ist Markus Legge vollkommen zufrieden. Dieses bringt dem Betrieb vor allem arbeitswirtschaftliche Vorteile.
Kühe angewöhnen
„Der Start war nicht ganz leicht“, erinnert sich Markus Legge zurück. Die ersten Kühe wurden damals noch im Stall an den Roboter gewöhnt – ein zweiter Schwung dann direkt auf der Weide. Der Wechsel auf ein automatisches Melksystem verursacht in der ersten Zeit vor allem Mehrarbeit. Einige Kühe verstehen es sofort, andere verweigern sich komplett und brauchen viel individuelle, manchmal auch druckvolle Einzelbetreuung. Heute, 14 Jahre später, spürt man davon nichts mehr. Der Betriebsleiter und die Kühe haben sich an das neue System gewöhnt, die Abläufe verinnerlicht.
„Ich genieße es, wenn im Sommer keine Tiere mehr im Stall sind.“
Kurzrasenweide
Ein zentraler Baustein des Systems am Betrieb Legge ist die Kurzrasenweide. Das Gras sollte nie viel höher als 5 - 6 cm werden, damit es gleichmäßig abgefressen wird. In der Eifel auf 560 Metern ist der Weidebeginn ab Mitte April. In den zwei Wochen davor werden die Kühe auf den rund um den Stall liegenden Flächen langsam an die Futterumstellung gewöhnt. Damit die 20 ha Grünland gleichmäßig abgegrast werden, erfolgt eine
Weideführung nach ABC-System. Dabei wird die Fläche in drei gleichgroße Bereiche eingeteilt. Die Kühe gehen z. B. morgens durch den Melkroboter von A nach B, mittags von B nach C und abends wieder nach A. Die Herausforderung, so Legge, liege neben der Tierbeobachtung, die man auch im Stall hat, vor allem in der Futterqualität, die – je nach Witterung – zum Teil stark schwankt, vor allem während langer Trockenperioden. Legge hierzu: „Wenn es nach sechs Wochen Trockenheit regnet, explodiert das Gras. Das sind dann sehr abrupte Futterumstellungen, mit denen die Kühe zurechtkommen müssen.“ In solchen Fällen versucht der Naturland-Bauer beizufüttern, um die Ration auch auf der Wei-
Mit seinem individuellen „Alp-System“ ist Markus Legge vollkommen zufrieden. Dieses bringt dem Betrieb vor allem arbeitswirtschaftliche Vorteile.
de auszugleichen: In der Trockenheit mit frischem Gras, das ganz dünn auf der Fläche verteilt wird. Bei zu viel jungem Grün wird auf diese Weise hingegen Heu und Stroh als Raufutter angeboten. Um der Entwicklung von Geilstellen, Distel- oder Ampfer-Nestern vorzubeugen, erfolgt bei gutem Wetter ein Reinigungsschnitt. In der Regel fressen die Kühe dann auch noch das Abgemähte. Je nach Jahreszeit muss die Weidefläche angepasst werden. Vom Frühjahr bis zum Herbst verdreifacht sich so die Weidefläche pro Tier.
Zugewinn an Lebensqualität
Eine weitere Herausforderung ist, wie von vielen Triebwegen
bekannt, der Übergang von der befestigten Fläche rund um den Melkplatz zur Weide. Die hohe Tierfrequenz lässt den Boden vor allem nach längerem Regen schnell aufweichen. In den heißen Sommermonaten, so Legge, wäre auch eine überdachter Wartebereich vorteilhaft – auch für eine Beifütterung und zum Fangen der ganzen Herde, für Blutabnahmen oder zur Impfung. Geplant sind derartige Anpassungen derzeit aber nicht.
Neben diesen kleinen Verbesserungswünschen ist Markus Legge mit seinem individuellen „Alp-System“ vollkommen zufrieden. „Ich genieße es, wenn im Sommer keine Tiere mehr im Stall sind und der Silage-Duft nicht mehr über dem Hof liegt.“
Kurz & knapp
IM SOMMER AUF DER WEIDE
Ein Roboter melkt die 80 Kühe von Markus Legge. Weil das Grünland nicht direkt am Stall liegt, zieht der Melkroboter mit den Kühen im Frühjahr auf die Weide. Viele begleitende Arbeiten im Stall fallen damit weg. Legge hat für die Technik einen Container bauen lassen, einen Stromanschluss gelegt und einen Brunnen gebohrt. Im mobilen Container sind neben dem Lely-Roboter ein kleines Büro und der Milchtank untergebracht. Die Weiden mit je 20 ha liegen direkt beieinander. Beim Weidewechsel zieht auch der Roboter mit um. Herausfordernd sind Wetterextreme mit viel Feuchtigkeit oder Trockenheit.
Auch arbeitswirtschaftlich bringt das System dem Betrieb viele Vorteile. Auch wenn aktuell ein Lehrling am Hof ist, plant Legge dennoch als Einmannbetrieb. Der Zugewinn an Lebensqualität rechtfertigt für ihn die höheren Investitionskosten allemal.
Video Tipp
Ein Kurzvideo über den Weidemelkstand am Betrieb Legge finden Sie in der Naturland-App bzw. im YouTube-Kanal von Naturland. Nutzen Sie dazu diesen QR-Code.
Fotos: Johannes Gabler
Johannes Gabler aus Dietmannsried errichtete im Vorjahr eine Photovoltaik-Anlage im Auslauf seines Bio-Legehennenstalls. Damit nutzt der Naturland-Bauer die Auslauffläche doppelt und steigert gleichzeitig das Tierwohl – denn die Hühner nutzen die Module als Schutz und Schattenspender. Planung, Bau und Inbetriebnahme zogen sich über drei Jahre. Mit seinem Wissen will Johannes Gabler nun Landwirtinnen und Landwirte bei der Planung einer eigenen PV-Anlage unterstützen. Hier die wichtigsten Punkte, aus Sicht des Fachmanns, wie der Einstieg gelingen kann.
1.
WIESO EIGNEN SICH GEFLÜGELAUSLÄUFE BESONDERS FÜR PV-ANLAGEN?
Geflügelausläufe passen wegen ihrer Größe sehr gut für die Installation von PV-Modulen. Als ursprüngliche Waldrandbewohner halten sich die Hühner nicht gerne auf freien Flächen auf. Daher nutzen sie die schutz- und schattenspendenden Module, um den gesamten Auslauf nutzen zu können – also auch die weiter vom Stall entfernten Flächen. Gabler: „Mit den PV-Modulen gehen die Tiere bis ans Ende des Auslaufes, somit wird der gesamte Bereich gleichmäßiger von den Legehennen genutzt. Zusätzlich wird der Aufwuchs im stallnahen Bereich geschont.“
Darüber hinaus wirken sich die Schattenbereiche unter den Modulen positiv auf das Verhalten der Tiere aus und verringern die Hitzebelastung, wie auch Studien zeigen. Der Reihenabstand in Johannes Gablers Auslauf beträgt 180 cm.
2.
DARF AUF MEINER FLÄCHE EINE PV-ANLAGE ERRICHTET WERDEN?
Vor der Installation einer PV-Anlage auf landwirtschaftlichen Flächen müssen selbstverständlich Genehmigungsverfahren durchlaufen werden, die je nach Bundesland und Region unterschiedlich ausfallen können. Hinsichtlich des Baurechts ist maßgebend, ob sich der Betrieb im „benachteiligten Gebiet“ befindet. Falls ja, muss eine Änderung des Flächennutzungsplans beantragt werden. Es folgen weitere Schritte, bis zu zwei Jahre könne eine Genehmigung laut Johannes Gabler dauern. Ist man privilegiert, besitzt man also etwa Flächen an Autobahn oder Bahngleisen, dann kann mit einer schnelleren Genehmigung gerechnet werden. Hintergrund ist, dass diese Flächen vorrangig für die Energiegewinnung vorgesehen sind.
3.
KANN DAS GEFLÜGEL DIE PV-ANLANGE BESCHÄDIGEN?
Nein! Es kann zwar vorkommen, dass einzelne Tiere auf PV-Module springen. Dort bleiben sie aber nicht lange, denn sie sind dort ungeschützt und den Beutegreifern ausgeliefert. Gabler: „Die paar Hühner, die ab und an auf die Module hüpfen, verlassen diese meist recht schnell selbstständig.“ Außerdem – so Gabler – können die Tiere das spezielle Glas der PV-Module nicht zerkratzen. Damit die Tiere die Konstruktion nicht zum Absitzen missbrauchen, sollten an den Anlagen keine waagrechten Verstrebungen angebracht werden. Diese könnte nämlich das Geflügel als Sitzstangen und zum Übernachten im Auslauf nutzen. Gabler: „Diese Verstrebungen können durch einen engeren Abstand zwischen den Ständern eingespart werden.“
Die PV-Module am Betrieb Johannes Gabler haben eine 15%ige Neigung. Vereinzelt aufspringende Hühner können das spezielle Glas der PV-Module nicht zerkratzen.
1
4. WO KANN STROM EINGESPEIST
WERDEN?
Nach der Abfrage des Flächenstatus‘ bei der Gemeinde empfiehlt Gabler, sich direkt an den Netzbetreiber zu wenden und zu klären, wo eine Einspeisung des Stroms möglich ist. Häufig tritt das Problem auf, dass im Netzabschnitt vor Ort die Kapazität für hohe Neueinspeisungen nicht ausreicht. Je mehr PV-Anlagen gebaut werden, desto schwieriger wird die Situation. In Deutschland muss der Netzbetreiber einen Einspeisepunkt bekanntgeben. Dieser kann aber weiter entfernt sein, was das ganze Projekt weniger wirtschaftlich macht.
5.
DARF MAN STROM AUS DER PV-ANLAGE FÜR DEN EIGENVERBRAUCH NUTZEN?
Bei einem Photovoltaik-Park soll der gesamte Strom ins öffentliche Netz eingeleitet werden. Technisch möglich wäre der Eigenverbrauch schon, dieser wirkt sich aber negativ auf die Einspeisevergütung aus.
6.
WIE HOCH SIND DIE INVESTITIONSKOSTEN?
Bei den Investitionskosten muss man mit durchschnittlich 700 Euro pro Kilowatt-Peak (kWp) rechnen. Kilowatt-Peak ist die Maximalleistung einer PV-Anlage. Ein PV-Park sollte laut Gabler eine Mindestleistung von 2 Megawatt haben, um wirtschaftlich zu laufen. Das entspricht einer Fläche von ca. 1,5 Hektar. Eine 2 Megawatt Anlage (2.000 kW) kostet etwa 1,4 Millionen Euro. Die Lebenszeit von Modulen und Konstruktion ist auf 30 Jahre ausgelegt. Die Wirtschaftlichkeit einer Photovoltaikanlage hängt maßgeblich von ihrer Amortisationszeit ab, die bei durchschnittlichen Stromerträgen zwischen elf und fünfzehn Jahren liegt. Natürlich ist das nur ein Richtwert. Die tatsächliche Amortisationszeit hängt auch von den jeweiligen Baukosten und der Stromvergütung ab.
1 Durch die schutz- und schattenspendenden Module nutzen die Hühner den gesamten Auslauf.
2 Zusätzlich zu den tierwohlfördernden Maßnahmen im Stall unterstützt auch eine Photovoltaik-Anlage im Auslauf das Tierwohl der Hühner.
Auch eine Dreifachnutzung des Auslaufs – Strom, Geflügel, Schafe – ist möglich. Auch für Kälber sieht Johannes Gabler Potenzial.
7.
GIBT ES EINE INVESTITIONSFÖRDERUNG FÜR PV-ANLAGEN?
In Deutschland gibt es für Freiflächen-Einspeiseanlagen keine Investitionsforderung. Unter gewissen Vorgaben gibt es für Agri-PV Förderungen. Zudem fördert der Bund Anlagen, die zum Eigenverbrauch ausgelegt sind. Einzelne Kommunen, wie zum Beispiel die Stadt München, bieten allerdings Fördermöglichkeiten bei PV-Investitionen an. Johannes Gabler sieht den EEG-Zuschlag auf 20 Jahre als Sicherheit.
8.
MIT WELCHEN STROMPREISEN KANN MAN
AKTUELL RECHNEN?
Der Strom wird über das EEG direkt ins Netz oder über einen Direkt-Stromabgabe-Vertrag an Kommunen, Firmen oder Gemeinden verkauft. Johannes Gabler führt weiter aus: „Der aktuelle Preis liegt – Stand September – bei 5,04 Cent pro Kilowattstunde. Das hört sich wenig an, aber die Anlagen werden immer günstiger.“ Daher ist eine technische und wirtschaftlich saubere Auslegung Grundvoraussetzung, um finanziell keine Risiken einzugehen.
9. WIE HOCH IST DER AUFWAND FÜR
REINIGUNG UND WARTUNG?
Der Wartungsaufwand ist gering. Die Module müssen nicht gewaschen werden, bei neuen Anlagen reicht der Regen zur Reinigung aus. Johannes Gablers PV-Anlage hat eine 15%ige Neigung. So kann im Winter der Schnee gut abrutschen. Gabler: „Auch der Geflügel-Staub, der vermehrt in der Nähe der Stall-Auslaufklappen anfallen kann, spielt in meinem Betrieb keine Rolle. Der Regen wäscht ihn regelmäßig ab.“ Johannes Gabler empfiehlt dennoch, die Module regelmäßig auf Verschmutzungen oder Schäden zu überprüfen.
10.
TIPP
„Die Planung von Anlage und Einspeisung sind die Kernfaktoren“, bringt es Johannes Gabler auf den Punkt. Der NaturlandBauer will Landwirtinnen und Landwirte bei der Planung der eigenen PV-Anlage unterstützen. Gemeinsam mit Sebastian Hartmann hat er das Planungsbüro Suntec Allgäu gegründet, das sich auf die Betreuung von PV-Investitionen spezialisiert hat - von der Planung, über die Genehmigung, bis zur schlüsselfertigen Abwicklung. Im November bietet die Beratung für Naturland gemeinsam mit Suntec Allgäu eine Informationsveranstaltung zum Thema PV-Anlagen an.
WELCHE AUSRICHTUNG IST SINNVOLL?
Der Ertrag hängt stark von der Ausrichtung der Module und den örtlichen Gegebenheiten ab. Bei einer Süd-Ausrichtung hat man besonders zur Mittagszeit einen hohen Leistungs-Peak. Strom, der zur Mittagszeit produziert wird, aber aufgrund des hohen Angebots nicht eingespeist werden kann, kann auch gespeichert und später zu einem Zeitpunkt mit niedriger Stromproduktion wieder eingespeist werden. Johannes Gabler betont: „Die Energiespeicher werden immer effizienter.“ Eine flachere, dafür längere Sonnenleistung hat die Ost-West-Ausrichtung. Die Entscheidung müsse betriebsindividuell in Abhängigkeit von Standort, Einspeisung und Vertrag mit dem Stromanbieter entschieden werden, so Gabler.
Das besondere an den PV-Ständern: Es werden weniger als zwei Prozent der Fläche versiegelt. Da kein Beton für die Installierung benötigt wird, kann die PV-Anlage beinahe restlos wieder entfernt werden.
ZURÜCK IN DIE
Zukunft
Über Jahrtausende lenkten Hirten die Rinder-, Schaf- und Ziegenherden. Die Intensivierung der Tierhaltung sowie gestiegene Lohnkosten machen die Behirtung oft unwirtschaftlich. Ersetzt wurde der Hirte – wenn überhaupt noch beweidet wird – durch den Elektrozaun. Doch das könnte sich in Zukunft wieder umkehren.
AUTOR
Stefan Lemmerer
Beratung für Naturland s.lemmerer@ naturland-beratung.at
Bei Bio-Milchviehhalter Gerard Mul aus den Niederlanden findet man kaum noch Zäune – und das, obwohl er mit seinen 70 Milchkühen Vollweide im ABC-System betreibt. Mul ist einer der Pilotbetriebe, die das virtuelle Zaunsystem der Firma Collie testen. Alle acht Stunden bekommen die Kühe einen neuen Streifen Weidegras, den sie nur über den Melkroboter erreichen können. Der Milchviehhalter legt die neue Weidefläche auf einer App am Handy fest und kann sie dort auch jederzeit verändern. Seine Kühe sind mit einem Halsband ausgestattet, das neben Batterie und Solarpanel einen GPS-Tracker beinhaltet. Wenn eine Kuh sich der eingestellten Weidegrenze nähert, ertönt ein Pfeifton. Dieser wird immer lauter, je mehr sich die Kuh der Grenze nähert. Wenn sie die Grenze überschreitet, bekommt sie vom Halsband einen leichten Elektroschock. Laut Gerard Mul lernen die Kühe rasch und reagieren bald auf den Pfeifton, sobald der leichte Elektro-
Erste Anbieter am Weltmarkt
Die Firma Collie ist nicht das einzige Unternehmen, das virtuelle Zaunsysteme auf den Markt bringt. Auch Nofence (Norwegen), Halter (Neuseeland), Gallagher (Australien), Vence (USA) und Corral Technologies (USA) bieten mittlerweile virtuelle Zaunsysteme an. Das Funktionsprinzip ist bei allen Anbietern ähnlich. Die Firma Nofence aus Norwegen ist bereits einen Schritt weiter als das niederländische Start-Up-Unternehmen Collie. Nofence vertreibt ihr virtuelles Zaunsystem bereits in Großbritannien, Irland, Spanien und in Übersee. Nofence ist darüber hinaus der einzige Anbieter, der auch Systeme für Schafe und Ziegen im Angebot hat.
In Deutschland und Österreich nicht erlaubt
Im deutschsprachigen Raum verhindert die rechtliche Situation derzeit den Einsatz von virtuellen Zaunsystemen. Die Tierschutzgesetze in Deutschland, Österreich und der Schweiz verbieten den Einsatz von Elektroschockhalsbändern. Diese sind vornehmlich zum Training von Hunden entwickelt worden und aufgrund der Missbrauchsgefahr verboten. Im Unterschied zu Elektroschockhalsbändern für Hunde werden die Tiere beim Virtual Fencing durch ein akustisches Signal vorgewarnt. Wie praktische Untersuchungen zeigen, lernen die Tiere den Umgang mit dem Zaunsystem innerhalb weniger Tage, sodass sie das akustische Signal als Zeichen akzeptieren, dass sie umdrehen müssen. Der leichte Elektroschock, der nur einen Bruchteil der Stärke ei-
Elektroschock
Pfeifton
Leichter
In Deutschland, Österreich und der Schweiz verbieten die Tierschutzgesetze den Einsatz von Elektroschockhalsbändern. Wissenschaftlich getestet wurde der virtuelle Weidezaun aber auch hierzulande schon.
Viele Anbieter haben außerdem ein mit Vibrationen arbeitendes System integriert, mit dem man Tiere treiben kann. Das erfordert zusätzliches Training der Tiere, damit diese auf die Vibration reagieren. Auch gibt es schon Prototypen für Systeme, die mit dem Melkroboter kommunizieren. Es ermöglicht das System so zu programmieren, dass die Kühe automatisch zum Melkroboter getrieben werden.
für das Tier durch den Pfeifton vorhersehbar und vermeidbar. Aufgrund des großen Potenzials dieser neuen Technologie wurden auch in allen deutschsprachigen Ländern Forschungsprojekte durchgeführt, in denen neben der Praktikabilität auch das Tierwohl untersucht wurde. Die Untersuchungen kamen zu dem Schluss, dass die Tiere den Umgang mit dem virtuellen Zaunsystem innerhalb weniger Tage erlernen und nicht ausbrechen. Außerdem zeigten alle überprüften Tierwohlparameter keine Verschlechterung im Vergleich zum herkömmlichen Elektrozaun-System.
Großes Potenzial
Die Forschungen sollen helfen, Empfehlungen an die Politik geben zu können, ob man Virtual Fencing auch bei uns zulassen kann bzw. soll. Das virtuelle Zaunsystem bietet jedenfalls viele Möglichkeiten. Einerseits kann die Arbeitszeit für Zaunbau und Erhaltung eingespart werden. Darüber hinaus bietet das System auch die Möglichkeit, die Tiere viel gezielter zu steuern und Kleinflächen ohne Aufwand hinzu- oder wegzuzäunen. Auch ein optimiertes Weidemanagement ist mit dem virtuellen Zaunsystem ohne viel Aufwand möglich. Koppeln mit der passenden Aufwuchshöhe können belegt und sehr kurz abgeweideten Stellen eine Regenerationsphase verschafft werden. Die Firma Halter bietet zum Virtual Fencing eine Weidemanagement-App an, welche die Aufwuchshöhe in den Koppeln erfasst und eine optimale Zuteilung und Weideplanung ermöglicht. Auch Mob Grazing, eine Weidestrategie, die in Trockengebieten an Bedeutung gewinnt und durch den hohen Aufwand beim Zu- und Wegzäunen limitiert ist, ist mit virtuellen Zaunsystemen viel einfacher umzusetzen.
Da die Kühe mit einem GPS-Tracker ausgestattet sind und so auch einzeltierbezogen die Bewegungsmuster erfasst werden können, erlaubt das System auch Rückschlüsse auf tierbezogene Parameter und Tiergesundheit. Der optimale Besamungszeitpunkt kann zum Beispiel über ein solches System gut eruiert werden. Diese zusätzlichen Funktionen machen Virtual Fencing auch finanziell interessanter. Derzeit liegen die Kosten je nach Anbieter, Region und Herdengröße zwischen 100 und 300 Euro pro Tier und Jahr.
Risiken des Systems
Neben dem großen Potenzial birgt das virtuelle Zaunsystem auch Risiken und Einschränkungen. Neben den nicht unbeträchtlichen Kosten sind vor allem die riskanten Folgen eines Systemausfalls anzumerken. Die Entwicklung ist noch zu neu, um über Langlebigkeit und Anfälligkeit seriöse Aussagen treffen zu können. Vielerorts wird man aus Sicherheitsgründen an manchen Stellen nicht um einen physischen Zaun herumkommen, beispielsweise neben Straßen. Außerdem muss berücksichtigt werden, dass ein Zaun auch andere Lebewesen (Wolf, Hunde, Menschen etc.) von den Weidetieren fernhält. Es ist kein Zufall, dass Virtual Fencing in Ländern mit großen, weitgehend unbewohnten Gebieten entwickelt und erstmalig eingesetzt wurde (Neuseeland, Norwegen oder Australien).
Kurz & knapp
Mit der Weide-Verpflichtung im Bio-Landbau steigt der Druck für viele Betriebe, Lösungen für ihre Wiederkäuer zu finden. Virtual Fencing könnte auch Bio-Betrieben in Deutschland und Österreich helfen, die Vorteile und Potenziale der Weidehaltung voll auszunutzen und wirtschaftlich zu bleiben. Vorerst gilt allerdings abzuwarten, ob und wie rasch sich die rechtlichen Rahmenbedingungen verändern. Es bleibt also Zeit, sich Praktikabilität und Anwendungsmöglichkeiten dieser Technologie in anderen Ländern anzusehen.
Beratung für Naturland k.maier@ naturland-beratung.de
Holz statt Beton
Dass Innovationen nicht immer teuer und komplex sein müssen, zeigen Christian und Hans Dirscherl. Sie haben für den Umbau der Liegeboxen im Kuhstall eine innovative, weil einfache, Lösung gefunden.
„Wenn man‘s selbst macht, weiß man, was man hat.“ Nach diesem Motto wird am Naturland-Betrieb Dirscherl in Bayern (Oberpfalz) sehr viel in Eigenleistung gebaut und getüftelt. Vater Christian und Sohn Hans haben sich vor ein paar Jahren mit einer mobilen Säge ein kleines Sägewerk eingerichtet. Bretter, Balken und Latten werden seither vom eigenen Wald gesägt. So kam auch die Idee, Holz für den nötigen Umbau der Liegeboxen im Kuhstall zu verwenden.
Die Liegeboxen sind als Fress-Liegeboxen angelegt und mussten erhöht und verlängert werden. Dies sollte Sauberkeit und Tierkomfort steigern. Da die Betonkosten in den vergangenen Jahren gestiegen sind und die Investitionen in den alten Stall gering
gehalten werden sollten, musste eine Alternative her. Diese fand man im eigenen Sägewerk.
Christian und Hans schnitten kurzerhand Balken –12 cm breit und 14 cm hoch. Diese legten sie längs auf die alten Liegeboxen. Darüber liegen nun –ganz klassisch bei Hochboxen – die Gummimatten. Im Endeffekt ist nur der Beton durch Holzbalken getauscht worden. Ökologisch gesehen ist der Baustoff Holz klar nachhaltiger als Beton. Zur Lebensdauer der Balken unter den Liegeboxen gibt es keine Erfahrungen. „Zehn Jahre sollten aber schon möglich sein“, meint Christian Dirscherl. Und selbst dann müssen wohl nur einzelne Balken getauscht werden. „Am ehesten ist es der hinterste Balken, wo Kot und Harn angreifen“, meint der Tüftler.
Mit der Verwertung des eigenen Holzes haben
Christian und Hans Dirscherl eine einfache und kostensparende Umbaulösung gefunden. Sie zeigen, dass Innovationen nicht immer kompliziert sein müssen.
AUTOR Konrad Maier
Fotos: Dirscherl
im Kegel Füttern
Naturland-Bauer Dietmar May hat für seine Mastschweine und Ferkel einen Futterautomaten entwickelt. Dieser sorgt für mehr Beschäftigung und reduziert Ferkelverluste in der Absetzphase.
Eine Schweinebucht. Mittig darin ein Kegel mit einem Meter Durchmesser. Im oberen Teil ein schwarzer Zylinder. Für die acht Bio-Schweine der Gruppe ist das der Sehnsuchtsort, denn hier gibt es vier Mal am Tag Futter. Ausgedacht hat sich den Futterautomat Dietmar May, Naturland-Bauer in der baye-
rischen Rhön. Wie viele Schweinehalter ist auch May immer bestrebt, seine Haltungsbedingungen zu verbessern. Bevor er den eigenen Futterautomaten entwickelte, war es vor allem die schlechte Futterverwertung, das zu schnelle Fressen und die daraus resultierende, lange beschäftigungslose Zeit der Schweine,
die ihn störten. „In der Natur verbringen die Wildschweine einen Großteil ihrer Zeit mit der Nahrungssuche. In unseren Ställen ist die Futteraufnahme dagegen in wenigen Minuten erledigt,“ erklärt May. Keine Beschäftigung erzeugt Langeweile und kann dann auch ein Faktor zum Beispiel für Schwanzbeißen sein.
Fressdauer steigt
Der Automat besteht aus einem kegelförmigen Bodenteil aus Polymerbeton. Die Spitze ist quasi abgeschnitten, sodass der Kegel mit einer runden Fläche von ca. 50 cm Durchmesser endet. Auf dieser Fläche liegt ein ringförmiger, drehbarer Futterschieber mit seitlichen Flügeln. Das Futter wird in einen, die Konstruktion nach oben abschließenden, runden Zylinder eingebracht. Wenn die Schweine mit ihren Rüsseln den Futterschieber über die Flügel bewegen, lässt dieser das Trockenfutter seitlich über die Kegelwand rutschen. Dabei kann der Abstand zwischen Fut-
AUTOR
Marcus Nürnberger
Naturland e.V. m.nuernberger@ naturland.de
terschieber und Futterbehälter durch eine Schraube verändert werden. So wird die Abgabemenge erhöht oder reduziert. „Bei einer rationierten Fütterung steigt die Fressdauer um den Faktor 3“, berichtet der Erfinder nicht ganz ohne Stolz. Da immer nur kleine Mangen Schrot auf der Kegelwand liegen, wird dies von den Schweinen langsam aufgenommen und gut eingespeichelt. Ein gieriges Schlingen ist konstruktionsbedingt nicht möglich. Die Kegelform vergrößert die Fressfläche gegenüber einem Längstrog erheblich. Auf diese Weise finden elf Mastschweine oder 21 Ferkel Platz zum Fressen.
Vorratsbehälter
Beschickt wird der Futterautomat im Stall von Dietmar May über einen Kettenförderer und Vorratsbehälter. Aus diesem Behälter wird das Futter zur Fütterungszeit ausgeschüttet. Um die Schweine nicht auf das Geräusch des Kettenförderers kurz vor
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Rebekka und Christian sind die Hofnachfolger und Betriebsleiter. Dietmar und Klara May stehen den beiden mit Rat und Tat zur Seite.
Fotos: Nürnberger, privat
der Futtergabe zu konditionieren, werden die Vorratsbehälter während des Fressens für die kommende Fütterung befüllt.
Perfekt für Absetzferkel
Besonders bewährt hat sich der Futterautomat in der Absetzphase. In dieser für die Verdauung der Ferkel herausfordernden Zeit sollen sie nur kleine, kontrollierte Futtermengen aufnehmen. Da die Ferkel das System - Drehen am Ring, Futter kommt - noch nicht kennen, übernimmt Dietmar May das in den ersten Tagen der Umgewöhnung. „Die Ferkel lernen aber recht rasch, dass sie Futter bekommen, wenn sie die Flügel am Futterautomaten bewegen“, sag May. Der Futterspalt am Fütterungsautomat ist in dieser Phase auf Minimum eingestellt. Spielerisch, durch zufälliges Antippen der Flügel, erlernen die Ferkel die Bedienung des Futterautomaten. Durch die Kombination aus intensiver Tierbetreuung und stark rationierter Futteraufnahme gibt es nahezu keine Absetzferkel-Verluste. Der Futterautomat von Dietmar May ist von einem Praktiker entwickelt und hat seine Funktionalität im täglichen Einsatz bewiesen.
1 Die Kegelform vergrößert die Fressfläche gegenüber einem Längstrog erheblich. Auf diese Weise finden elf Mastschweine Platz zum Fressen.
2 Da die Ferkel das System - Drehen am Ring, Futter kommt - noch nicht kennen, übernimmt Dietmar May das in den ersten Tagen der Umgewöhnung.
3 Der Automat besteht aus einem kegelförmigen Bodenteil aus Polymerbeton. Auf der quasi abgeschnittenen Spitze liegt ein ringförmiger, drehbarer Futterschieber mit seitlichen Flügeln.
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Auf der Büsche 3
Lustadt
KOMMENTAR
Von Gretha Schnieders, Beratung für Naturland
Am Bio-Schweinemarkt reicht das Angebot nicht aus, um die wachsende Nachfrage nach Bio-Verbandsware zu decken. Bio-Ferkel und -Schweine werden dringend gesucht. Das knappe Angebot zeigt sich bereits bei den Preisen pauschal abgerechneter Bio-Schweine. Diese waren laut AMI im August erstmals seit Jahren um 9 Cent/kg teurer als Tiere der Handelsklasse E. Kurzfristige Verträge werden oft pauschal abgerechnet, aber auch bei den Abrechnungen nach Handelsklassen sind Preisanstiege zu erwarten. Trotz Rekordpreisen von rund 4,50 Euro/kg gibt es nur wenig neue Umsteller. Für den weiteren Ausbau des BioSchweinesektors sind aber neue Betriebe erforderlich, diese brauchen vollkostendeckende Preise, feste Laufzeiten und sichere Verträge. Die Beratung für Naturland unterstützt gerne bei der Vermittlung von Kontakten zu Abnehmern von Bio-Schweinen.
GETREIDEMARKT
Trotz unterdurchschnittlicher Getreideernte 2024 zeigt sich der BioGetreidemarkt ruhig: Viele Verarbeiter sind noch gut versorgt. Das gilt auch für Roggen. Zu groß waren die Ernte 2022 und die entsprechenden Überhänge in die Ernte 2023. Die Ernte 2024 fiel aber niedriger aus. Es ist also möglich, dass Verbandsware in der zweiten Vermarktungssaison-Hälfte knapp wird. Ähnlich sieht die Situation bei Dinkel aus. Weizen zeigt stabile Preise, die Qualitäten waren dieses Jahr gut. Lediglich Hafer ist richtig knapp: Eine unterdurchschnittliche Ernte trifft hier auf eine steigende Nachfrage nach Verbandsware für die Verarbeitung zu Cerealien und Haferdrinks.
Großhandelspreise* für deutsche Verbandsware von Getreide und Futtermittel im September 2024 frei Rampe (netto, Euro/t)
* Erzeugerpreise liegen – je nach Vermarkter und Transportkosten – um 30 bis 50 Euro/t darunter. In Einzelfällen kann die Differenz auch größer sein. ** prompt/ex Ernte, Preise ohne Stern = Termin/Jahreskontrakt
MISCHFUTTER
Der aus dem Vorjahr überversorgte Markt für Bio-Futtergetreide könnte sich im zweiten Vermarktungssaison-Verlauf aufräumen. Dafür sprechen überschaubare Erntemengen bei Futtergetreide und gute Qualitäten bei Speisegetreide, sodass aus diesem Segment weniger Mengen in den Futtermarkt kommen. Im Herbst 2024 sind die Abnehmer noch gut versorgt. Leguminosen sind hingegen gefragt. Die Ursache für den Preisaufschwung bei Legehennen-Mischfutter liegt in der knappen Verfügbarkeit an Raps- und Sonnenblumenkuchen.
Alleinfutter für Legehennen, Verband, Phase 1 Endmast für Schweine ab 80 kg, Verband 18/4 Milchleistungsfutter mit Mais, Verband
Quelle: AMI
MARKT & PREISE
MILCHMARKT
Die Nachfrage nach Bio-Milch und Bio-Milchprodukten ist 2024 deutlich lebhafter als in den inflationsbedingt schwierigen Jahren 2022 und 2023. Viele Molkereien bestätigen die gute Absatzsituation. Marktexperten rechnen angesichts der guten Nachfrage und des überschaubaren Angebots mit steigenden Preisen. Das Bio-Milchaufkommen liegt im aktuellen Jahr nur moderat über dem Vorjahr, konkret wurde bis Juli um 2,1 % mehr Bio-Milch angeliefert. Auch die Preiserhöhungen im Lebensmittelhandel bei Butter deuten auf eine positive Entwicklung der Erzeugerpreise hin. Der konventionelle Milchpreis hat zuletzt stärker angezogen, sodass der Preisunterschied mittlerweile nur noch 10 Cent beträgt.
Österreichs Bio-Milchbauern lieferten im ersten Halbjahr 2024 um fast 5 % mehr Bio-Milch an als im Vorjahreszeitraum. Der Preisunterschied zwischen konventioneller Milch und Bio-Milch beträgt 7 Cent, Bio-Heumilch kostet um 13 Cent mehr. Mehr als ein Drittel der angelieferten Milch aus ökologischer Erzeugung ist in Österreich BioHeumilch.
RINDFLEISCH
Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Markt gedreht. Während es 2023 noch Wartelisten für die Schlachtung gab, sind heute Bio-Rinder knapp. Das liegt vor allem an der guten Nachfrage nach Rindfleisch. Auch wenn Hackfleisch weiterhin das Hauptprodukt ist, nimmt die Nachfrage auch nach den anderen Teilen der Schlachtrinder zu. Zudem ist die Verfügbarkeit knapp. Zum einen scheinen manche Landwirte aufgrund der letztjährigen Wartelisten weniger Tiere zur Mast behalten zu haben. Zum anderen dauerte dieses Jahr die Weidesaison etwas länger an, sodass sich das im Herbst übliche höhere Schlachtaufkommen verzögerte. Das wiederum verknappte die Versorgung. Am Markt rechnet man mit weiteren Preiserhöhungen.
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Quelle:
Naturland-Hof auf die Wiesn
Fotos: Naturland / Sabine Bielmeier; Good Crop; Stiftl Gastronomie-Gruppe
Wer auf dem Münchner Oktoberfest fleischlos speisen wollte, fand dieses Jahr im Volkssängerzelt Schützenlisl etwas Besonderes: Das Naturlandzertifizierte Braumeister Risotto konnte kulinarisch und ökologisch überzeugen: Vom Naturland-Hof Lex bis München ist die Wertschöpfungskette gerade einmal 40 Kilometer lang.
„Schon meine Mama hat vor 40 Jahren Getreide eingeweicht, gekocht und gute Gerichte daraus gemacht“, holt Bernadette Lex aus. Gemeinsam mit Schwester Raphaela und Vater Lorenz leitet Bernadette den Bio-Hof Lex, 40 Kilometer östlich von München. Schon im Jahr 1979 stellten die Eltern Lorenz und Elisabeth den Betrieb auf ökologischen Landbau um und gründeten gemeinsam mit anderen Bio-Bauern im Jahr 1982 Naturland. Aus einem durchschnittlichen bayerischen Bauernhof mit Milchkühen und Mastschweinen wurde ein Direktvermarkter mit Mühle, Getreidereinigung und Entspelzer – und vielen innovativen Produkten. Auch Legehennen gehören mittlerweile zum Hof. Heute baut die Familie Lex mehr als 30 Kulturen auf ihren 220 Hektar Ackerland an, Hofladen und Onlineshop bersten ob der Produktvielfalt. Viele der Kulturen sind Urgetreidearten, so auch die Nacktgerste. Sie hat es dieses Jahr ins Münchner Oktoberfest „geschafft“ – als Braumeister Risotto.
Convenience-Lebensmittel aus Getreide
Was Bernadettes Mutter vor 40 Jahren zu Familiengerichten am Bio-Hof Lex machte, ist für Moritz Wiest heute eine interessante Nische in der Lebensmittelkette. Der Münchner Jungunternehmer gründete vor einigen Jahren das Start-up Good Crop. „Wir verarbeiten Getreide und Hülsenfrüchte
Bild links: Aus der Nacktgerste von Bernadette und Raphaela (r.) Lex wurde dieses Jahr ein Festzelt-Gericht für das Münchner Oktoberfest.
Bild rechts: Vorteile des Braumeister Risottos sind die schnelle Zubereitung und die langanhaltende stabile Konsistenz.
AUTOR
Roman Goldberger
Beratung für Naturland r.goldberger@ naturland-beatung.de
zu vorgegarten Convenience-Lebensmitteln“, erklärt er. Viele Kunden aus Gastronomie und Großküchen greifen auf vorgegarte Produkte zurück, so Wiest. Das Braumeister Risotto ist eine seiner jüngeren Kreationen – und einem Zufall geschuldet. Denn eigentlich könne man aus Vollkorngetreide kein Risotto machen, sagt Moritz Wiest: „Vollkorngetreide gibt beim Kochen nur wenig Stärke ab, man kann also nichts Cremiges daraus machen.“
Der Zufall wollte es aber, dass ihm Bernadette Lex Buchweizenbruch anbot. Dieser fällt am BioHof Lex in der Verarbeitung an. Moritz Wiest: „Wir haben ihn püriert und versuchshalber bei einem Gericht mitgekocht – und bemerkt, dass der Buchweizenbruch super bindet.“ Die Basis für ein erstes Bio-Risotto aus alten Getreidesorten war gelegt.
Braumeister-Risotto
„Wir wollen mit unseren Lebensmitteln auch der regionalen Esskultur entsprechen“ schildert Wiest den Gedanken hinter der Idee des Braumeister Risottos. Für ein Gericht aus Bayern würde sich daher ein Risotto aus Gerste anbieten, „das im Bayerischen Gasthaus mit Bier statt Wein abgelöscht und zum Beispiel mit Hühnerbrühe und Wammerl abgeschmeckt
werden kann“, erzählt Moritz Wiest. Gesagt getan: Mit dem Bio-Hof Lex arbeitet Moritz Wiest schon länger zusammen. So kommt nun auch die Nacktgerste für das Risotto speisefertig gereinigt als Vollkorn vom Lexhof. Die Nacktgerste wird bei Good Crop eingeweicht, ein Teil püriert und sowohl die rohen Kerne als auch das Püree werden im Beutel sous-vide unter Druck gegart. „Damit wird in einem Schritt gegart und haltbar gemacht.“
Der Vorteil des Braumeister Risottos liege in der schnellen Zubereitung und der langanhaltenden stabilen Konsistenz. Wiest: „Die Getreidekörner bleiben länger fest, weil das Püree bindet und nicht das Getreide.“ Damit sei das Braumeister Risotto auch für Kantinen und Großküchen geeignet, denn im Gegensatz zum Reis-Risotto brauche man das Braumeister-Risotto nicht „al la minute“ zu kochen.
Alternative auf dem Oktoberfest
Die Vorteile haben offensichtlich auch Mirco Clapier überzeugt. Der Wiesnkoch im Volkssängerzelt Schützenlisl® hatte das Braumeister Risotto dieses Jahr auf dem Oktoberfest das erste Mal auf der Karte. „Wir wollen damit eine zusätzliche vegane Alternative anbieten“, erklärt er sein Motiv. Neben Salat waren bisher die gerösteten Haselnussknödel vegan. Das Risotto aus Vollkorngerste sei ein Vorschlag des Bio-Großhändlers Ökoring gewesen, so Clapier: „Wir haben ein Muster bekommen, es ausprobiert und die Qualität hat gestimmt – jetzt machen wir daraus ein schönes Risotto mit Schwammerl und Sellerie auf der Wiesn.“ So gliedert sich das Braumeister-Risotto ein in die vielen Bio-Lebensmittel im Volkssängerzelt Schützenlisl®. „Wir sind das einzige Festzelt auf dem Oktoberfest, das fast ausschließlich Bio-Produkte hat – von Rindund Schweinefleisch, den Wurstwaren, über alle Salate, Knödel und Kartoffeln bis zu den Saucen
1 Bernadette (re.) und Raphaela leiten gemeinsam mit ihren Vater Lorenz den Naturland-Betrieb Lex. Von dort kommt die Nacktgerste für das Braumeister-Risotto.
2 Moritz Wiest (li.) und sein Kollege Netanel Eiser haben das Braumeister Risotto kreiert. Das Start Up Good Crop verarbeitet Getreide und Hülsenfrüchte zu vorgegarten Convenience-Lebensmitteln.
3 Die Firmeninhaber Lorenz und Christine Stiftl versorgen die Oktoberfestgäste im Volkssängerzelt Schützenlisl fast ausschließlich mit Bio-Lebensmittel. Dieses Jahr stand auch das Naturland-zertifizierte Braumeister Risotto auf der Speisekarte.
und Suppen ist alles mit dem Bayerischen Bio-Siegel zertifiziert.“ Der Kartoffelsalat stammt übrigens auch von Good Crop. Neben dem Bayerischen Herkunfts- und Qualitätssiegel sind viele Produkte im Volkssängerzelt Schützenlisl® auch Naturlandzertifiziert.
Optimistisch in die Zukunft
Wie gut das Braumister Risotto auf der Wiesn angekommen ist, konnte Mirco Clapier zu Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht abschätzen. Da war das Oktoberfest gerade erst angelaufen.
Moritz Wiest ist grundsätzlich optimistisch. Schon heute produziert Good Crop pro Woche 1,5 Tonnen Convenience-Lebensmittel aus vorgegartem Getreide oder Hülsenfrüchten. Wiest: „Alles, was wir machen, geht in Richtung Planetary Health Diet – in diesem Segment steigt die Nachfrage.“ Planetary Health Diet ist – vereinfacht – eine Ernährungsumstellung, die nicht nur gut für die Gesundheit ist, sondern auch für die Erde. Bernadette Lex unterstützt das. „Was Moritz hier aufgezogen hat, ist außergewöhnlich und gut durchdacht“, sagt sie und fügt lächelnd hinzu: „Er verfeinert damit, was meine Mutter vor 40 Jahren begonnen hat.“
MEHR BIO AUF DER WIESN
Auf dem Biobauerntag 2024 am Münchner Oktoberfest fiel der Startschuss für das Projekt „Mehr Bio auf der Wiesn“. Ziel ist es, den Einsatz regionaler Bio-Produkte auf dem Oktoberfest zu erhöhen. Das Projekt wird vom Bioland Landesverband Bayern e.V. in Zusammenarbeit mit der Naturland Zeichen GmbH, dem Tagwerk e.V., der LVÖ und der Vereinigung der Münchner Wiesn-Wirte durchgeführt. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft fördert das von August 2024 bis Juli 2027 laufende Projekt. Das Oktoberfest 2024 diente dabei als Pilotjahr, um Daten zu sammeln, die als Grundlage für den weiteren Ausbau nachhaltiger Partnerschaften entlang der gesamten Wertschöpfungskette dienen. Projektleiterin für das Wertschöpfungskettenprojekt ist Johanna Zierl. Das Projekt ist nicht nur ein wichtiger Schritt für die Förderung des ökologischen Landbaus in Bayern, sondern könnte auch als Modell für andere Regionen und Volksfeste dienen.
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750 Kinder und 50 Erwachsene besuchten den Hof Buchwald allein im ersten Halbjahr 2024.
Bauernhof LERNORT
Kennen Sie das? Ihre kleine Tochter lädt ihre Freunde und Freundinnen nachhause auf den Hof ein. Schnell stellt sich heraus, dass die Kinder nicht wissen, was Kühe fressen, wie Käse entsteht oder wann eine Kuh Milch gibt. Naturland-Bäuerin Silke Vogel will das ändern – und Sie können das auch.
Dieses Unwissen steht stellvertretend für eine wachsende Entfremdung in unserer Gesellschaft. Immer weniger Menschen haben direkten Kontakt zur Landwirtschaft. Das Verständnis für die Ursprünge unserer Nahrung und die Wertschätzung der bäuerlichen Arbeit schwindet. Umso wichtiger ist es, diese Verbindung wiederherzustellen und Verbrauchern den Wert nachhaltiger Lebensmittelproduktion nahezubringen. Naturland-Bäuerin Silke Vogel hat sich das zum Ziel gesetzt.
Für jeden Betrieb umsetzbar
Der Hof Buchwald in Hessen liegt nah an Frankfurt und ist seit 2012 Naturland-Mitglied. Silke Vogel ist gelernte Landwirtin und Pädagogin. Sie brachte eine große Leidenschaft für landwirtschaftliche Bildungsarbeit auf den Hof Buchwald, denn zuvor arbeitete sie in einem nahegelegenen Kindergarten – Bildung war schon immer ihr Herzensthema. Vor fast 20 Jahren begann sie, dieses Interesse auf
den Hof zu übertragen und bildungspädagogische Angebote zu entwickeln.
Dank ihres Engagements und ihrer aktiven Mitarbeit in verschiedenen Gremien konnte der Hof bald zahlreiche Projekte etablieren, darunter Bauernhof als Klassenzimmer, Lernfeld Landwirtschaft, tegut... Saisongärten und Kooperationen mit der Sarah Wiener Stiftung. Heute zieht der Hof viele Besucher an, die die landwirtschaftliche Arbeit hautnah erleben.
Träger der Bildungsarbeit
Beratung für Naturland c.grau@ naturland-beratung.de
1 Der Trägerverein unterstützt bei der Organisation des pädagogischen Programms und finanziert die nötigen Helfer.
2 Silke Vogel bringt die pädagogische Arbeit auf landwirtschaftlichen Betrieben durch Fortbildungen voran.
Wie vielen landwirtschaftlichen Betrieben fehlte auch Silke aufgrund der intensiven Hofarbeit oft die Zeit für pädagogische Angebote. Es stellt sich dann die Frage: Wie lassen sich Führungen oder Bildungsprojekte in den Alltag integrieren? Silke und Rainer Vogel haben dafür eine Lösung gefunden. Sie gründeten gemeinsam mit engagierten Menschen aus der Region den Förderverein „Freundeskreis Hof Buchwald e.V. – Kulturhöhe Nidderau“. Anfangs lag der Fokus des Vereins auf Kunst- und Kulturprojekten wie dem KunstMais Labyrinth und Open-Air-Kino-Vorstellungen. Erst später wuchs das Interesse des Fördervereins, auch die Trägerschaft für die Bauernhofpädagogik am Hof Buchwald zu übernehmen. Dadurch entlastet er nun die Betriebsleitung, die sich nicht selbst um die Organisation kümmern müssen. Stattdessen arbeiten sie gemeinsam mit dem Verein an einem stimmigen Konzept und stellen ihren Hof sowie die nö-
AUTORIN Celine Grau
tigen Räumlichkeiten zur Verfügung. Der Verein übernimmt auch die Abwicklung finanzieller Angelegenheiten inklusive der Vergütung für Helfer. So gelingt es, Bildung und Landwirtschaft miteinander zu verbinden, ohne die Landwirtinnen und Landwirte finanziell und organisatorisch zusätzlich zu belasten.
Heute: Etablierte Bildungsarbeit
„Im ersten Halbjahr besuchten uns 750 Kinder und über 50 Erwachsene“, zieht Silke Vogel zufrieden Zwischenbilanz. „Dank unserer Homepage und der Sozialen Medien ist die Bauernhofpädagogik bei uns mittlerweile ein Selbstläufer geworden.“ Es kommen Kinder aus Kitas und Schulen, junge Menschen aus Universitäten und Vereine wie Feuerwehren. Die Besucher bringen ihre Verpflegung selbst mit, so reicht eine Führungsperson für jeweils zehn Kinder aus. Diese Aufgaben übernehmen ehemalige Praktikantinnen und Praktikanten, Erzieherinnen und Erzieher oder engagierte Personen aus der Region. Ein besonderes Highlight ist die Zusammenarbeit mit der Sarah Wiener Stiftung. Mehrmals im Jahr kommen Kinder auf den Hof, um das selbst angebaute Gemüse in den Saisongärten zu pflegen, zu ernten und zu verarbeiten. Durch die Stiftung erhält der Bio-Hof wertvolle Unterstützung bei der Betreuung der Kinder.
Viele Chancen
Doch der Erfolg hat auch seine Kehrseite: „Die größte Herausforderung in der Bauernhofpädagogik ist, den Menschen einerseits eine Heimat zu bieten und andererseits die Privatsphäre des eigenen Familienlebens zu wahren,“ spricht Silke Vogel aus Erfahrung. Besonders in der arbeitsintensiven Erntezeit sei es wichtig, dass Besucher die Grenzen des Hofs anerkennen. „Sonst kann es schnell gefährlich werden.“ Insgesamt berge die Öffnung des Hofs aber viel mehr Positives, betont die Pädagogin mit einem Lächeln auf den Lippen. „Es gab über die Jahre hinweg immer wieder Kinder unter den Besuchern, die später als Praktikantinnen oder Praktikanten zu uns auf den Hof gekommen sind oder deren beruflichen Weg wir nachhaltig geprägt haben.“ Solche Be-
1 Am Naturland-Betrieb werden unter anderem 480 Legehennen im Mobilstall gehalten.
2 Auch Kunst- und Kulturprojekte wie das KunstMais Labyrinth sind auf dem Hof Buchwald zu finden.
3 Rainer und Silke Vogel bewirtschaften auf ihrem Naturland-Hoft 100 ha Ackerland, 10 ha Grünland und halten unter anderem 67 Mastrinder. 1 2 3
suche bringen den Menschen das Leben auf dem Bauernhof näher und schaffen gleichzeitig ein Bewusstsein für die Herausforderungen und Schönheit der Landwirtschaft.
Nicht nur Kinder, sondern auch Fachkräfte aus pädagogischen Berufen wie Erzieherinnen und Erzieher oder Lehrerinnen und Lehrer haben oft wenig Zugang zur Landwirtschaft. Hier liegt eine große Chance für beide Seiten, findet Silke Vogel: „Die Betriebe können wertvolle Unterstützung in der
„Besuche am Bauernhof schaffen ein Bewusstsein für die Herausforderungen und Schönheit der Landwirtschaft.“
pädagogischen Arbeit erhalten, während Erzieherinnen und Erzieher oder Lehrerinnen und Lehrer direkt vor Ort erleben, wie Landwirtschaft funktioniert und welche Bedeutung Umweltbewusstsein hat. Ein herausragendes Beispiel für diese Synergie ist das Projekt „Lernfeld Landwirtschaft“ im MainKinzig-Kreis. Dieses Netzwerk verbindet Schulen, Kindergärten und Bauernhöfe miteinander.
Empfehlungen zum Start
„Jeder landwirtschaftliche Betrieb kann pädagogische Angebote umsetzen“, betont Silke Vogel und
Für interessierte Landwirtinnen und Landwirte bietet Naturland am 23. Oktober einen Info-Tag am Hof Buchwald. Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie online unter events.naturland.de.
ermutigt Landwirte, diese Möglichkeit für ihren Hof in Betracht zu ziehen. Für Neueinsteiger empfiehlt sie zum Beispiel, mit einem Hoffest oder kleinen Hofführungen zu beginnen. „Diese Veranstaltungen bieten eine gute Gelegenheit, die persönliche Eignung zu testen und herauszufinden, wie gut man mit einer größeren Anzahl von Menschen und den Anforderungen umgehen kann“, erklärt die Landwirtin. Ein nächster Schritt könne sein, in Schulen und Kitas der Region Informationen zu den Bildungsangeboten am Betrieb auszulegen. Silke Vogel: „Lernort Bauernhof ist ein ganz weites Feld, man muss für sich etwas finden, das in der Region noch fehlt oder gebraucht wird.“ So sei es je nach Lage des Betriebs auch möglich, Erwachsenenbildung oder berufsbegleitende Bildung in Form von Hofführungen für Firmen und Organisation anzubieten. Oft gibt es in den Regionen gemeinnützige Träger, die Bauernhöfe für konkrete Angebote suchen. Unterstützung kann die Bundesarbeitsgemeinschaft Lernort Bauernhof e.V. bieten. Hier können sich Interessierte fortbilden und vernetzen. Silke Vogel kann den Einstieg in die Bauernhofpädagogik jedenfalls empfehlen: „Es ist eine schöne Arbeit, ich würde es wieder tun.“
Fotos: Hof Buchwald
Milch & Fleisch
zusammen denken
Mathias Lingg (l.) schaut bei seinem Nachbarn Roman Rudolph vorbei. Der hat von ihm Ammenkühe und Kälber bekommen.
AUTOR
Sebastian Wagner
Beratung für Naturland s.wagner@ naturland-beratung.de
Mathias Lingg bewirtschaftet einen Naturland-Heumilchbetrieb in der Nähe von Kempten im Allgäu. Die 48 Braunviehkühe werden in seinem topmodernen Stall am Melkroboter gemolken und bekommen täglich ausgedehnten Weidegang. Die Futtergrundlage des Betriebes sind gute 50 ha Dauergrünland - eigentlich beste Voraussetzungen für die Produktion von Bio-Milch. Doch der Verkauf der vier Wochen alten Kälber störte den Landwirt: „Ich möchte auch den Tieren, die ich nicht für die Nachzucht brauche, ein kuhwürdiges Leben mit Weidegang im Sommer und Laufstall im Winter ermöglichen“, beschreibt Kälber, die nicht zur eigenen Nachzucht oder Mast gedacht sind, werden oft im Alter von vier Wochen an den Viehhandel verkauft. Regionale ÖkoAbnehmer fehlen meist. Wirklich glücklich damit sind die wenigsten. Die Lösung von NaturlandBauer Mathias Lingg: Eine Kooperation.
Eine Weile nicht gesehen, aber gleich wiedererkannt: „Blümle“ stammt aus dem Stall von Mathias Lingg. Als Milchkuh wurde sie aussortiert, als Ammenkuh bei Roman Rudolph macht sie sich nun prächtig.
er seine Motivation. Milch und Fleisch müssten zusammen gedacht werden – und das am besten regional. Deshalb hat sich Mathias Lingg auf den Weg gemacht, Alternativen aufzubau-
„Ein kuhwürdiges Leben mit Weidegang im Sommer und Laufstall im Winter.“
en. Mit Erfolg, denn mittlerweile arbeitet er mit Öko-Betrieben aus der Umgebung zusammen, die seine Kälber zu gefragten Bio-Ochsen und Färsen ausmästen. Die Tiere werden von den Mastbetrieben zum Teil direkt vermarktet und zum größeren
Teil von einem regionalen BioAbnehmer geschlachtet.
Mit Fleischrassen kreuzen
Im letzten Jahr hat Mathias Lingg etwa 30 Kälber an seine Kooperationspartner verkauft. Die restlichen Tiere werden entweder als Zuchtfärsen in der Nachbarschaft verkauft oder für die eigene Nachzucht aufgestellt. Linggs Kühe werden alt, auf 15 % Remontierung kommt er durchschnittlich. Die für die Zucht geeigneten Kühe werden mit gesextem Sperma besamt. Da Braunvieh nicht unbedingt für seine Masteignung bekannt ist, kreuzt der Milchviehhalter bei den anderen Kühen die Fleischrassen Blonde d’Aquitaine und Limousin ein. Warum diese zwei Rassen? Das sei zum einen eine Vorgabe des Endabnehmers der
Ochsen und Färsen und zum anderen der guten Masteignung dieser Rassen auf Grünlandstandorten geschuldet, so Lingg. Für beide Rassen gibt es Sperma von genetisch hornlosen Bullen, damit spart sich Lingg das unschöne Enthornen sowie Kosten und Arbeit. Aktuell setzt der Betriebsleiter mehr und mehr auf Limousin als Kreuzungspartner: „Die Kalbungen funktionieren unproblematisch, weil die Kälber relativ klein sind. Dazu kommt, dass die Tiere gut zu händeln sind und schöne Schlachtkörper auf der Weide entwickeln.“
Ammen und Kälber an den Nachbarn
Einer seiner Abnehmer ist Roman Rudolph. Er ist Mathias Linggs Nachbar und nimmt die Kälber im Alter von wenigen Tagen ab. Die Aufzucht der Kälber am
Rund 50 Fresser zwischen vier Monaten und zwei Jahren gehören zu Peter Finks Herde. Die einzelnen Fleckviehtiere kommen noch aus der Zeit, bevor er mit Mathias Lingg zusammengearbeitet hat.
Bis zum Verkauf an Peter Fink werden die Kälber/Fresser am Betrieb Lingg drei bis vier Monate lang mit Vollmilch, Heu und Kraftfutter aufgezogen.
Betrieb Rudolph wird mit Ammen durchgeführt, die ebenfalls vom Betrieb Lingg kommen. Je nach Milchleistung werden mehr oder weniger Kälber „untergeschoben“, wie Roman Rudolph erklärt: „Kälber und Kühe funktionieren im Grunde wie eine Mutterkuhherde, außer, dass eben zwei bis drei Kälber pro Amme und Jahr aufgezogen werden.“ Als Ammen werden am Betrieb Lingg Kühe ausgewählt, die aus verschiedenen Gründen nicht optimal in der Herde des Milchviehhalters mitlaufen. Vor dem Verkauf als Amme testet Mathias Lingg, ob die Kühe fremde Kälber saufen lassen. Die ausgewählten Ammen werden mit einer Fleischrasse besamt und dann an den Nachbarn verkauft. Als Preis wird ein etwas besserer Schlachtviehpreis angesetzt. Für die Kälber haben die Zwei einen Bruttopreis von 140 bis 180 Euro festgelegt – je nachdem, ob männlich oder weiblich. Lingg ist zufrieden: „Diese Zusammenarbeit ist ideal, weil ich mit den Kälbern keine zusätzliche Arbeit habe und gleichzeitig auch Kühe abgeben kann, die ansonsten vielleicht zum Metzger müssten. So führen sie noch ein schönes Leben in der Nachbarschaft.“
Fresser zu Betrieb Fink
Ein zweiter Partnerbetrieb ist Peter Fink, ein alter Bekannter von Mathias Lingg. Fink hat 2016 den ehemaligen Liegeboxenlaufstall für Milchkühe und Nachzucht mit 20 ha Grünland von seinem Onkel übernommen und ist damit in die Rindermast eingestiegen. 2020 erfolgte dann die Umstellung auf ÖkoLandbau. Die Umstellung ging relativ problemlos, nur im alten Stall mussten noch ein paar Dinge angepasst werden. Aufstallung und Gummimatten wurden erneuert, der Boden aufge-
„So können die Kühe noch ein schönes Leben in der Nachbarschaft führen.“
raut und eine Viehbürste angeschafft. „Dann habe ich mir von Lely noch einen Spaltenroboter gekauft. Der kostet zwar Geld, spart mir aber jeden Tag eine halbe Stunde Arbeit“, erklärt Fink. Da er im Haupterwerb als Elektriker arbeitet, muss er sich die Zeit gut einteilen.
Fink bekommt vom Milchviehbetrieb Lingg Fresser im Alter von ca. 14 Wochen. Die zwei Landwirte haben die Kosten für die Tiere transparent diskutiert und
kommen auf einen Bruttopreis von 650 bis 700 Euro, ja nach Geschlecht. Die Kälber werden am Milchviehbetrieb – wenn notwendig – enthornt, weitere Tierarztkosten und ein Risikozuschlag sind eingepreist. Da es bei Fink im letzten Jahr Probleme mit Rindergrippe gab, wird am Milchviehbetrieb nun dagegen geimpft, die Kosten dafür werden aufgeschlagen. Am stärksten ins Gewicht fallen aber die Kosten für die Tränke der Kälber, Lingg hat auch das
kalkuliert. Da die Heumilch erst zehn Tage nach dem Kalben von der Molkerei geholt werden kann, und ein Bio-Betrieb bei Medikamentenbehandlungen immer die doppelte Wartezeit einhalten muss, hat Lingg eine ganze Menge nicht vermarktbarer Milch. Diese kann er nun sinnvoll an die Mastkälber verfüttern. Verrechnet er diese Menge mit der vermarktungsfähigen Milch, die zusätzlich benötigt wird, kommt er auf einen durchschnittlichen Preis von ca. 40
Buffler
Peter Fink holt die Fresser persönlich bei Mathias Lingg ab. Sie sind bei der Abholung ca. vier Monate alt.
Cent je Liter Tränkemilch. Lingg beschreibt sein Tränkesystem so:
„Bis zum Alter von zwei Monaten bekommen die Kälber zweimal fünf Liter Milch pro Tag. Im dritten Monat wird die Menge langsam reduziert und in den letzten zwei Wochen gibt es dann nur noch drei Liter morgens.“ Neben Wasser erhalten die Kälber Heu und Kraftfutter, damit sich der Pansen gut entwickelt. Das Kraftfutter wird anfangs ad libitum zur Verfügung gestellt und dann auf 1 bis 1,5 kg pro Tag und Tier begrenzt.
Sanfter Übergang
„Damit der Übergang zwischen den Betrieben für die Kälber gut funktioniert, ist es wichtig, dass sie bei mir das gleiche Futter bekommen wie bei Mathias“, erklärt Peter Fink. Er hat dasselbe Kraftfutter bestellt und füttert die Kälber anfangs mit Heu, erst mit der Zeit stellt er die Ration auf Silage um. Kommen die Kälber über den Sommer, werden sie in der Regel am Milchviehbetrieb an die Weide angelernt.
Die ersten zwei bis drei Monate am Mastbetrieb verbringen die Kälber dann auf einer Weide mit Stallanschluss, damit die Entwicklung gut beobachtet und zugefüttert werden kann. Erst im Alter von fünf bis sechs Monaten werden sie dann in die große Mastgruppe eingegliedert. Die ca. 40 Mastrinder am Betrieb Fink weiden über den Sommer hinweg ungefähr zehn Hektar ab. Erst im Herbst kommen sie wieder in den Stall. Die Flächen werden in fünf Koppeln unterteilt. Da diese Flächen rein als Weiden genutzt werden, droht Gefahr durch Weideparasiten.
„Mit Lungenwürmern gab es schon mal Probleme“, berichtet Fink. Deshalb ist er hier im engen Austausch mit dem Tiergesundheitsdienst. Er überlegt, die Weidefläche in den kommenden Jahren zu vergrößern, um einen Wechsel zwischen Weide und Schnitt hinzubekommen – sicher eine sinnvolle Maßnahme, um die Wurmbelastung auf den Flächen zu mindern. Damit die Tiere im Sommer nicht so sehr unter den Fliegen leiden, bekommen
Kurz & knapp
Auch im Allgäu werden Kälber üblicherweise an den Viehhandel verkauft, weil es kaum regionale und Öko-Abnehmer gibt. Die drei Bio-Bauern Mathias Lingg, Peter Fink und Roman Rudolph schaffen mit ihrer Kooperation einen regionalen Verbleib von BioMilchviehkälbern. Die derzeit noch recht außergewöhnliche Kooperation zeigt, dass man gute Lösungen schaffen kann, wenn man als Kooperationspartner offen miteinander umgeht sowie mögliche Knackpunkte und die Kostenkalkulation gemeinsam bespricht.
sie Auriplak-Ohrmarken. Finks Eindruck ist, dass diese gut wirken. Mit 26 bis 30 Monaten gehen die Tiere dann schlussendlich zum Abnehmer. Sie haben dann ein Schlachtgewicht von rund 350 kg.
Die erste Zeit verbringen die Kälber am Betrieb Fink auf einer Weide mit Stallanschluss. Erst im Alter von fünf bis sechs Monaten werden sie in die Mastgruppe eingegliedert.
Sauertränken für Kälber
Anne Wegerhof
Beratung für Naturland a.wegerhof@ naturland-beratung.de
Bei der Suche nach der optimalen Aufzuchtstrategie sind schon viele Betriebe zur Sauertränke gekommen. Dabei sind die Möglichkeiten vielfältig: Joghurttränke, Kaltsauertränke oder nur leicht angesäuerte Warmtränke.
Alle Verfahren haben gemein, dass sie gut verträglich, keimhemmend und ad libitum vertränkbar sind. Dadurch lassen sich Arbeitsspitzen rund um die Kälberversorgung brechen und die Kälber auch optimal den Tag über mit Nahrung versorgen. Aber welche Methode passt zu welchem Betrieb und wie fängt man an?
Egal ob Joghurt oder klassische Sauertränke, entscheidend ist, dass der pH-Wert der Milch gesenkt wird. Dabei kommen dem niedrigeren pH-Wert verschiedene Funktionen zu. Zum einen kann damit der Keimdruck reduziert werden, da viele Erreger im sauren Milieu nicht überleben. Zum anderen wirkt die gesäu-
Ab der zweiten Mahlzeit sollte die Milch schon angesäuert verabreicht werden.
erte Milch Appetit zügelnd, ein „Übersaufen“ der Kälber wird vermieden. Ein weiterer Vorteil ist die hervorragende Verträglichkeit der Tränken.
Wichtigste Utensilien beim Einsatz von Sauertränken sind pHTeststreifen oder Indikatorpapier. Die regelmäßige Überprüfung des pH-Wertes ist notwendig, da es für die Absenkung des pHWertes durchaus Grenzen gibt. Werte um pH 4,5 haben sich in der Praxis bewährt, darunter sollte der pH-Wert nicht gesenkt werden. Sonst kann es zu völliger Verweigerung der Futteraufnahme kommen. Je früher Kälber angesäuerte Milch erhalten, desto geringer sind Akzeptanzprobleme. Ab der zweiten Mahlzeit sollte die Milch daher schon angesäuert verabreicht werden.
Biestmilch sollte allerdings nicht angesäuert werden.
Zur Ansäuerung stehen verschiedene Produkte zur Verfügung. Wir raten von Ameisensäure ab. Neben dem Sicherheitsaspekt – zum Beispiel, wenn Kinder auf dem Hof sind – muss bei der
„Je früher Kälber angesäuerte Milch erhalten, desto geringer sind Akzeptanzprobleme.“
Verwendung von Ameisensäure ein HACCP-Konzept geführt werden. Viele Futtermittelhersteller vertreiben sogenannte Ansäuerungszusätze. Diese Ergänzungsfuttermittel sind in der
Regel Gemische verschiedener Säuren. Der Vorteil dieser Produkte, meist Pulver, liegt vor allem in der genauen Dosierempfehlung und einfachen Handhabung mit geringerem Sicherheitsrisiko. Der gewünschte pH-Wert lässt sich daher mit ihnen einfach einstellen. Auch mit Apfelessig lässt sich Vollmilch gut ansäuern – der Aufwand ist aber etwas größer. Man muss sich anfangs an die optimale Menge Essig herantasten, um den richtigen pH-Wert zu finden. Meist sind 30 – 50 ml Essig/l Milch nötig.
Wichtig zu wissen: Produkte, die zur Ansäuerung genutzt werden, müssen als Futtermittel, Ergänzungsfuttermittel oder Futtermittelzusatzstoff zugelassen sein. Bio-Betriebe müssen zudem auf Bio-Produkte zurückgreifen, auch bei Essig und Joghurt.
Fotos: Landpixel, Agrarfoto, Naturland / Sebastian Stiphout
HERSTELLUNG
VON JOGHURT -TRÄNKEN
1. Joghurtstamm ansetzen: In 10 Liter kuhwarme Milch werden 500 g Naturjoghurt (3,5 % Fett) eingerührt. Diese Mischung muss abgedeckt bei ca. 20 °C für 15 bis 20 Stunden fermentieren. Die Milch ist nun eingedickt und riecht säuerlich.
2. Joghurtstamm umfüllen: Joghurtstamm nach der Fermentation in ein größeres, am besten fahrbares, Gefäß (möglichst mit Auslasshahn) umfüllen.
3. Tränke ansetzen:
Zum Joghurtstamm kommt nun die benötige Menge an kuhwarmer (30 – 35 °C) Vollmilch, am besten direkt aus der Milchleitung. Bei Bedarf die Milch auf mind. 30 °C anwärmen. Gut durchrühren. Diese Mischung bleibt nun bis zur nächsten Mahlzeit stehen (Umgebungstemperatur mind. 10 °C). Für 50 Liter Vollmilch werden 10 Liter Joghurtstamm benötigt.
4. Tränke verfüttern: Nach nochmaligem Aufrühren wird die nun fertige Joghurttränke kalt an die Kälber verfüttert. 10 – 20 % des Joghurtstamms verbleiben im Gefäß, mit denen die Tränke für die nächste Mahlzeit angesetzt wird. So wird nun nach jeder Mahlzeit verfahren.
Zubereitung der Tränke
Bei der Zubereitung der Tränke gibt es das Eine oder Andere zu beachten: Je wärmer die Milch, desto stärker die Gerinnung. Stark geronnene Milch klumpt und kann die Nuckel zusetzen. Vor allem, wenn mit einem pHWert unter 5 angesäuert werden soll, empfiehlt es sich, eine 25 –30 °C warme Milch zu verwen-
den. Milch direkt aus der Milchpumpe hat in der Regel diese Temperatur. Das Ansäuerungsprodukt wird dann unter ständigem Rühren zugesetzt. Apfelessig (oder reine Säure) kann vorher mit 1 l Wasser verdünnt werden, dadurch erzielt man eine bessere Vermischung und gleichmäßiges Ausflocken der Milch. Zuletzt sollte der pH-Wert der fertigen Tränke mit Indikatorpapier über-
prüft werden. Die Milch kann nun vertränkt werden und muss auch bei „Warm-Sauertränke“ nicht erwärmt werden.
Auf Hygiene achten
Wie bereits aufgeführt, kann angesäuerte Milch Keime hemmen und die Haltbarkeit verlängern. Allerdings kommen diese Vorteile nur zum Tragen, wenn auf eine ausreichende Hygiene geachtet wird. Angesäuerte Milch in verschmutzen Eimern zu verfüttern, hat wenig Effekt auf die Keimhemmung. Alle Gegenstände zur Herstellung der Tränke sollten daher regelmäßig gereinigt und sauber gehalten werden. Säure raut den Kunststoff von Eimern und Nuckeln an. Daher können sich an diesen Stellen geronnene Milchflocken ablagern. Es empfiehlt sich, für jedes Kalb einen eigenen Eimer und zu Beginn einen neuen Nuckel zu verwenden. Im Sommer sind Stallfliegen kaum zu vermeiden. Damit die Tränke aber fliegenfrei bleibt, sollte der Tränkeeimer mit einem Deckel verschlossen werden. Bei sauberem Arbeiten und Beachten der genannten Punkte reicht es aus, die Tränkeeimer zwei- bis viermal pro Woche zu reinigen – im Sommer öfter als im Winter.
Warmsauer oder kaltsauer?
Beide Verfahren haben gemein, dass die Milch nicht auf 39 °C erwärmt werden muss. Zudem werden Warmsauer-Tränken in der Regel nicht ad libitum angeboten. Auch bei den rationierten Verfahren kann eine Ansäuerung die Verdaulichkeit und Verträglichkeit der Milch deutlich steigern. Durch die Absenkung des pH-Wertes bleibt die Milch auch bei Temperaturen unter 30 °C gut verträglich. Bei gut
Kurz & knapp
Egal, für welche Methode Sie sich im Betrieb entscheiden, gute Hygiene ist unabdingbar, damit die Vorteile von angesäuerter bzw. fermentierter Milch voll zum Tragen kommen können.
In der Kälberaufzucht werden hohe Futteraufnahmen von Anfang an angestrebt, diese sind auch mit Sauer- und Joghurttränken realisierbar. Allerdings nur, wenn die Kälber frühzeitig an die saure Milch gewöhnt werden und ein konstanter pH-Wert eingehalten wird.
Weitere Infos finden Sie in den Naturland-Merkblättern Sauertränke und Erfolgreiche Kälberaufzucht. Diese finden Sie in der Naturland-App oder Sie kontaktieren Ihre Beratung vor Ort.
Auch im Winter kann kalt vertränkt werden. Hier sollte besonders auf trockene Einstreu im Liegebereich geachtet werden.
angesäuerter Milch spielt die optimale Temperatur nur eine untergeordnete Rolle. Grundsätzlich gilt: je niedriger die Tränketemperatur, desto stärker sollte angesäuert werden. Auch im Winter kann weiterhin kalt vertränkt werden. Hier sollte besonders auf gutes Kleinklima und ausreichende, trockene Einstreu im Liegebereich geachtet werden. Anstatt die Tränketemperatur anzupassen, rücken Sie eher die Tränkemenge in den Fokus. Der Mehrbedarf an Energie in der kalten Jahreszeit sollte über eine größere Milchmenge gedeckt werden. Wer sicher gehen will, verwendet je Kalb einen neuen, relativ festen Nuckel. Das Loch im Nuckel darf nicht vergrößert werden. Dadurch ist der Schluck, den ein Kalb aufnimmt, kleiner. Diese kleinere Menge kann in Maul und Speiseröhre einfacher auf Körpertemperatur erwärmt werden. Im Zusammenhang mit der Thematik Sauertränke sollten die täglichen Tränkemengen je Kalb hinterfragt werden. Schon häufig konnten Probleme im Kälberstall wie Durchfall, Infektionen oder schwache Kälber mit größeren Milchmengen oder ad libitum-Tränke gelöst werden. Die Beratung für Naturland empfiehlt daher, Kälbern ab der dritten Lebenswoche mindestens zehn, besser zwölf, Liter Milch pro Tag anzubieten. Ein „Großhungern“ der Kälber wird damit ausgeschlossen und die Säuglinge können sich entsprechend gut entwickeln und sind wenig anfällig.
Säure raut den Kunststoff im Eimer an, dort können sich geronnene Milchflocken ablagern.
Auch Kälber mögen Joghurt
Seit einigen Jahren setzen viele Betriebe auf eine Joghurt-Tränke. Dabei wird Milch mit Joghurtkulturen geimpft, der Milchzucker durch Milchsäurekulturen zu Milchsäure fermentiert. Die fertige Tränke kann für mehrere Tage auf Vorrat angesetzt werden, muss zum Tränken nicht mehr angewärmt werden und bietet eine genauso gute Verträglichkeit wie die Sauertränken.
Anders als bei den klassischen Sauertränken kann es zu Fehlgärungen und Schimmelbildung kommen, wenn nicht hygienisch gearbeitet wird. Dazu zählt auch verunreinigte Milch. Hemmstoffe in der Milch behindern die Fermentation deutlich. Daher sollte solch eine Milch nicht zur Herstellung der Tränke genutzt und regelmäßig auf den joghurttypischen Geruch und mögliche Schimmelbildung geachtet werden. Ein Rezept für die Herstellung von Joghurt-Tränken entnehmen Sie der Übersicht. Der Joghurtstamm sollte nach vier Wochen erneuert werden.
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BERATERTIPP
Helene Paulsen
Beratung für Naturland h.paulsen@ naturland-beratung.de
KRYPTOSPORIDIEN: HARTNÄCKIGE DURCHFALLERREGER
Durchfall gehört zu den häufigsten Kälberkrankheiten in Milchviehbetrieben. Es gibt keinen Stall ohne Bakterien, Viren und Parasiten.
Allein das Vorhandensein der Keime führt aber nicht zur Erkrankung. Erst wenn das Immunsystem geschwächt ist, wird das Kalb anfälliger. Achten Sie daher auf saubere Tränkeeimer sowie Abkalbe- und Kälberboxen, gute Heuqualität, optimale Temperatur der Tränkemilch und gutes Kolostrum. Ausreichend, am besten ad libitum getränkte Kälber sind stabiler gegen Umwelteinflüsse und Krankheiten.
Echte Problemkeime sind Kryptosporidien: Diese Parasiten können in der zweiten bis dritten Lebenswoche Kälberdurchfall auslösen und werden durch Kot
übertragen. Wichtig sind daher eine gründliche Reinigung und anschließende Desinfektion der Kälberboxen. Bei der Reinigung muss unbedingt ein fettlösendes Reinigungsmittel verwendet werden, denn Kälberkot ist sehr fettreich und dessen Fettfilm beeinträchtigt die Wirkung des folgenden Desinfektionsmittels. Heißes Wasser allein reicht nicht aus. Für die anschließende Desinfektion helfen meist nur Kresole (z. B. Neopredisan). Diese sind zwar im Öko-Landbau nicht allgemein zugelassen, aber nach einer Verschreibung durch den Tierarzt erlaubt (nicht in Österreich). Fragen Sie hierzu Ihre Beratung für Naturland, welche Regelung in Ihrem Bundesland gilt.
Zur Behandlung der kranken Kälber wird häufig das Tierarzneimittel Halocur eingesetzt. Allerdings
berichten Experten, dass dieses Arzneimittel recht aggressiv auf das Darmmikrobiom einwirken kann. Eine sanftere Möglichkeit ist, sich einen Vorrat an Kolostrum mit sehr guter Qualität anzulegen. Dieses wird den kranken Kälbern vertränkt, um sie so zu stärken. Vor kurzem ist außerdem der erste Impfstoff gegen Kryptosporidien zugelassen worden. Praktische Erfahrungsberichte gibt es zur Impfung bisher noch kaum. Es ist eine Mutterschutzimpfung: das Muttertier bildet Antikörper, die dem neugeborenen Kalb über das Kolostrum mitgegeben werden. Die Kälber müssen mindestens fünf Tage mit dem Kolostrum getränkt werden. Nötig ist zu Beginn eine Grundimmunisierung und in jeder Trächtigkeit eine Auffrischungsimpfung. Der Preis soll bei etwa 15 Euro pro Impfung liegen.
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Tränkewasser „Vom Ursprung bis zum Nippel“
Legehennen nehmen zweimal so viel Wasser auf wie Futter. Das allein zeigt schon die große Relevanz des Tränkewassers für Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Tiere. Daher gilt: Qualität und Menge müssen stimmen. Aber was bedeutet das konkret?
Wasserbedarf
Legehennen sollen ungefähr das Doppelte an Wasser im Verhältnis zum Futter aufnehmen.
Im Beratungsalltag auf den Betrieben wird immer wieder über Leistung gesprochen: Legeleistung, Mastleistung, Hochs und Tiefs und deren Ursachen. Häufig kommen die Gesprächspartner dann auf das Futter zu sprechen und tatsächlich ist die Fütterung ein Gesamtpaket mit mannigfaltigen Einflussfaktoren und erheblichen Auswirkungen. Doch mindestens so wichtig wie die Fütterung ist die Wasserversorgung.
Konkret bedeutet das, dass bei täglicher Futteraufnahme von 135 Gramm einer Öko-Legehenne etwa 270 ml Wasser aufgenommen werden sollten. Das ist viel und zugleich lebensnotwendig. Immerhin besteht Eiklar auch zu 90 % aus Wasser und man könnte daraus schließen, dass Wasserbedarf und Eipro-
duktion korrelieren. Nur – wer weiß schon, wie viel die Tiere tatsächlich trinken? Diese Frage kann in der Öko-Geflügelhaltung aufgrund des Auslaufs und damit verbundener möglicher Fremdwasseraufnahme oft nicht genau beantwortet werden.
Trotzdem ist es wichtig, die messbare tägliche Wasseraufnahmen genauso zu registrieren, wie die Futteraufnahme – denn die Tiere zeigen hier unmittelbare Reaktionen auf Veränderungen. Starke Veränderungen sind oft auf Erkrankungen oder andere Unstimmigkeiten zurückzuführen. Mit anderen Worten: Stimmt etwas nicht, fressen und/oder trinken
AUTORIN
Franziska Müller
Beratung für Naturland f.mueller@ naturland-beratung.de
die Tiere meist weniger. Insofern hat sich auch in kleinen Ställen bewährt, Wasseruhren an der Wasserzuleitung nachzurüsten.
Zu bedenken ist, dass die Wasseraufnahme je nach Alter der Tiere, Geflügelart und Jahreszeit vom beschriebenen Mittelwert abweicht. Zur Verdeutlichung sind in der Tabelle der jeweilige Wasserbedarf je Geflügelart in Abhängigkeit zur Außentemperatur aufgeführt. In Anlehnung an die Tabelle verbraucht eine 6.000er Legehennenherde mit 90 % Legeleistung bei 32 °C Außentemperatur ca. 2.400 Liter Wasser pro Tag. Es empfiehlt sich daher zu prüfen, ob das Tränkesystem diese Wassermengen überhaupt liefern kann.
Wasserqualität
Tränkewasser gilt offiziell als Futtermittel und ist daher unter anderem über die allgemeinen Anforderungen des Futtermittelgesetzes sowie die Futtermittelhygiene-Verordnung
Soweit möglich, sollte die Wasseraufnahmen über Pfützen vermieden werden.
Die visuelle Kontrolle der Leitungen ist mit einer durchsichtigen Steigleitung oder einem günstigen Endoskop (gibt es im Elektronikgeschäft) möglich.
geregelt. Laut der Futtermittelhygiene-Verordnung muss Tränkwasser „so beschaffen sein, dass es für die betreffenden Tiere geeignet ist. Bei begründeten Bedenken hinsichtlich einer Kontamination … sind Maßnahmen zur Bewertung und Minimierung der Risiken zu treffen.“ Eine visuelle Kontrolle der Leitungen auf Verschmutzung ist über eine durchsichtige Steigleitung oder mit einem günstigen Endoskop (gibt es im Elektronikgeschäft) möglich. Regelmäßiges Spülen der Leitungen kann Verschmutzungen vorbeugen. In neueren Stallsystemen ist das automatisch möglich, in älteren Ställen hat sich händisches Durchspülen bewährt. Dabei wird die Leitung am Ende geöffnet und das durchlaufende Wasser ins Abwasser abgeleitet. Im Sommer sollte dies zweimal wöchentlich erfolgen, im Winter reicht zweimal pro Monat. Die Aufnahme von Fremdwasser ist zu vermeiden: Das gelingt gerade in der Öko-Haltung mit Auslauf
Fotos:
Franziska
Müller
nicht immer, da immer wieder Pfützen entstehen.
Behandlung von Tränkewasser
Auch Wasserzusätze können im laufenden Betrieb erfolgen, beispielsweise als regelmäßige Prophylaxe gegen den Biofilm oder nach einer Impfung mit anschließender Vitamingabe zur Leitungsreinigung. Wichtig ist, dass die Zusätze für den Öko-Landbau zugelassen sind. Sämtliche chlorhaltigen Mittel und Chlorverbindungen haben zum Beispiel keine Bio-Zulassung. Die zugelassenen Mittel
sind in Deutschland der FiBL-Betriebsmittelliste und in Österreich dem Betriebsmittelkatalog zu entnehmen. In der Praxis werden die Mittel immer wieder durchgewechselt, um alle potenziellen Störenfriede aus dem Biofilm zu entfernen. Mögliche Zusätze sind Peressigsäure, Peroxymonosulfat (z. B. Vulkan S, aktuell im Zulassungsverfahren) oder Säuregemische (z. B. Koni Acid Natur, Indu 5000 von Ewabo, MS Schippers Oxy Clean oder Goldfees Welfare).
Daneben gibt es auch neue technische Entwicklungen zur Tränkewasser-Behandlung mit
Richtwerte für die mittlere tägliche Wasseraufnahme von Geflügel (ml/Tier)
Auch Wasserzusätze können im laufenden Betrieb erfolgen. Wichtig ist, dass die Zusätze für den Öko-Landbau zugelassen sind.
Ozon (z. B. Fa o3 Tech), Ultraschall oder Magnetspulen. Bei Letzteren wird das Wasser zwischen Frischwasserzufuhr und Stallzulauf elektromagnetisch in seiner Struktur verändert. Der Einsatz erfolgt dauerhaft und verspricht eine deutliche Reduzierung des Biofilms und auch eine bessere Auflösung von Tränkewasserzusätzen. Auch mittels Ultraschalls sollen Ablagerungen in den Leitungen entfernt werden oder gar nicht erst entstehen. Das Gerät ist nicht für jedes Tränkewassersystem geeignet, da die Ultraschallwellen übertragen werden müssen.
Neben einer chemisch-physikalischen Beurteilung ist auch eine regelmäßige mikrobiologische Prüfung des Tränkewassers sinnvoll. Gerade im Sommer kommt es in den wärmeren Ställen zu verstärkter Verkeimung. Entsprechende Labore in der Region vermittelt die Beratung für Naturland oder der bestandbetreuende Tierarzt.
BIO ODER NICHT?
Ob ein Bio-Ei wirklich von einer Legehenne aus ökologischer Haltungsform stammt, soll neuerdings über die Kernspinresonanz-Spektroskopie beantworten werden können. Eine bahnbrechende Entwicklung? Wir ordnen ein.
Ein Forscherteam am Deutschen Institut für Lebensmitteltechnik (DIL) hat dazu Eigelb-Extrakt-Proben aus rund 4.500 Eiern gewonnen. Mittels Kernspinresonanz-Spektroskopie* erhielten die Forscher eine Art „spezifischen Fingerabdruck“ für jedes Ei sowie eine umfassende Datenbank. Aus dieser sollen nun mithilfe von Datenanalyse, maschinellem Lernen und KI charakteristische Muster für jede Haltungsform identifiziert werden können.
Das ist eine interessante, zusätzliche Methode zur Lebensmittelüberwachung, die möglicherweise in Zukunft auch auf andere Produktgruppe wie Milch und Fleisch übertragen werden kann. Wie oft diese Untersuchungsmethode in Zukunft zur Anwendung kommen wird, hängt von der Nachfrage ab. Das DIL lädt Unternehmen und Forschungseinrichtungen zur Zusammenarbeit ein. Über die Höhe der Untersuchungskosten gibt es allerdings noch keine Aussage.
Aufgrund der engmaschigen Kontrollverfahren wird diese Nachweismethode bei Bio-Verbandseiern wohl nur im Verdachtsfall Anwendung finden, weil ja die gesamte Bio-Wertschöpfungskette dem Kontrollverfahren unterzogen ist. Zudem müssen Naturland-Betriebe ihren gesamten Betrieb um-
Mittels Kernspinresonanz-Spektroskopie soll zukünftig die Frage beantwortet werden können, ob Eier mit dem Erzeugercode 0 tatsächlich aus ökologischer Produktion stammen.
AUTORIN
Annette Alpers
Beratung für Naturland a.alpers@ naturland-beratung.de
stellen, sodass es auf Betriebsebene zu keiner Vermischung kommen kann. Werden Naturland-Eier an Packstellen geliefert, die auch konventionelle Eier verkaufen, müssen die Naturland-Eier bereits am landwirtschaftlichen Betrieb mit dem Erzeugercode 0 (ökologische Erzeugung) gekennzeichnet werden. Eier, die in den Handel gehen, müssen zudem KAT („Kontrollierte Alternative Tierhaltung“) -zertifiziert sein. Zudem gibt es bereits jetzt die Möglichkeit, durch Isotopen-Methode die geographische Herkunft des Eies zu bestimmen und somit falsche Herkunftsangaben aufzudecken.
„Der Ökomarkt lebt von Glaubwürdigkeit und Vertrauen.“
Auch wenn es bei Eiern bereits eine relativ hohe Sicherheit gibt, ist die neue Nachweismethode dennoch begrüßenswert, denn der Öko-Markt lebt von Glaubwürdigkeit und Vertrauen. Wenn damit unsaubere Praktiken aufgespürt werden können, ohne dass die Ehrlichen der Wertschöpfungskette an den Kosten beteiligt werden, können alle nur profitieren – vor allem, wenn man an Lebensmittel denkt, die nicht so eindeutig zu kennzeichnen sind wie Eier. Es bleibt abzuwarten, ob sich die Methode auch auf diese Lebensmittel ausweiten lässt.
*Die NMR-Spektroskopie (nuclear magnetic resonance) ist eine Methode zu Analyse und Identifizierung von Substanzen. Sie basiert auf dem unterschiedlichen Verhalten magnetisch aktiver Atomkerne.
10 Tipps, DAMIT DIE SCHWEINEPEST
DRAUSSEN BLEIBT
Die Afrikanische Schweinepest (ASP) steht vor der Tür. Diesen Sommer gab es zwei neue Fälle bei gehaltenen Schweinen in Hessen und Mecklenburg-Vorpommern. Die folgenden 10 Tipps sollen Ihnen helfen, Ihren Schweinebestand vor der Tierseuche zu schützen.
1.
ÜBERTRAGUNGSWEGE
KENNEN
AUTORIN
Gretha Schnieders
Beratung für Naturland g.schnieders@ naturland-beratung.de
Die Übertragung des ASP-Virus erfolgt in Mitteleuropa maßgeblich über Tier-zu-Tier-Kontakte, Körperflüssigkeiten infizierter Tiere und Speisereste. Unter den Körperflüssigkeiten ist Blut das infektiöseste Material. In getrocknetem Blut kann das Virus fast sechs Jahre überdauern. Aber auch beispielsweise Stroh, das mit Ausscheidungen erkrankter Tiere kontaminiert ist, kann über mehrere Wochen infektiös sein. Daraus folgt, dass Sie Ihren Bestand mit einem konsequent umgesetzten Hygienekonzept schützen können.
2.
WEIDETRIEBWEG TROCKEN HALTEN
Die Schwarz-Weiß-Trennung ist im Öko-Betrieb schwieriger als in konventionellen Systemen, bei denen der Tierbereich mit der Gebäude-Außenwand endet. Dennoch sollte der „saubere“ Weißbereich auch am Bio-Betrieb bestmöglich vom potenziell mit Erregern belasteten Schwarzbereich getrennt sein. Ein Luftbild ermöglicht einen guten Überblick darüber, wo Übergänge sein müssen und sich sau-
AUTOR
Philip Köhler
Beratung für Naturland p.koehler@ naturland-beratung.de
Die Schwarz-Weiß-Trennung ist im Öko-Betrieb schwieriger als in konventionellen Systemen. Der Weißbereich muss mit Zäunen oder Mauern eingefriedet sein.
bere und unsaubere Wege kreuzen. Dass der Weißbereich mit Zäunen oder Mauern eingefriedet sein muss, ist bekannt und wird durch Veterinärämter kontrolliert. Allerdings sollten Zäune auch regelmäßig auf ihre Undurchlässigkeit geprüft werden.
3.
ENTMISTUNGSFAHRZEUGE IM WEISSBEREICH
Im Bio-Schweinebetrieb sind mit Misten und Einstreuen zwei Tätigkeiten im Außenbereich notwendig. Deshalb bietet es sich an, den Hofbereich als Weißbereich zu definieren. Fahrzeuge, die zum Ausmisten genutzt werden, sollten entweder im Weißbereich auf der Hofstelle bleiben oder beim Übertritt vom Schwarz- in den Weißbereich gereinigt und bestenfalls desinfiziert werden. Auch Desinfektionswannen können sinnvoll sein, müssen dafür aber gut gepflegt werden. Denn was schmutzig ist, kann nicht sinnvoll desinfiziert werden. Eine klare Trennung lässt sich am besten realisieren, wenn im Schwarz- und Weißbereich jeweils ein eigener Hochdruckreiniger eingesetzt wird.
1
4. MIST UND STROH LAGERN
Im Weiteren sollte bedacht werden, wie der Übergang des Mistes aus dem Weißbereich in den Schwarzbereich funktioniert, ohne dass dafür regelmäßig unsaubere Fahrzeuge in den Weißbereich fahren müssen. Auch eine Feldrandmiete zur Bereitstellung von Festmist für die Ausbringung kann hygienische Vorteile bieten. Zudem muss das Stroh sicher vor Wildschweinen gelagert werden – idealerweise in einer verschließbaren Halle.
5.
FUTTERLIEFERUNG IM SCHWARZBEREICH
Eine Herausforderung ist die Futterlogistik: Transportfahrzeuge sollten außerhalb des Weißbereiches bleiben und die Futtermittel über Gosse oder Schnecke in den Weißbereich übergeben. Auch fahrbare Mahl- und Mischanlagen sind ein potenzielles Risiko. Eine gute Lösung besteht darin, eigene Schläuche vorzuhalten und das Fahrzeug im Schwarzbereich zu belassen. Das stellt jedoch bestimmte Anforderungen an das Futterlager: Es muss nahe genug am Außenbereich liegen, einen Standplatz für das Fahrzeug bieten und dennoch hygienesicher sein.
6.
VERLADERAMPE ALS
ÜBERTRITTSSTELLE
Beim Verladen von Tieren für den Zu- oder Verkauf sollte das Fahrzeug ebenfalls außerhalb des Betriebsgeländes bleiben. Die Verladerampe muss als Übertrittsstelle sauber gehalten werden und desinfizierbar sein. Eine weitere Herausforderung ist das Kadaverlager. Hier besteht z. B. die Möglichkeit, das Kadaverlager im Schwarzbereich einzurichten und tote Tiere mit dem Front- oder Hoflader aus dem Weißbereich heraus zu übergeben.
1 Futter-LKWs und fahrbare Mahl- und Mischanlagen sollten im Schwarzbereich bleiben. Dazu müssen die Silos nahe genug am Außenbereich stehen.
2 Beim Verladen von Tieren für den Zu- oder Verkauf sollte die Verladerampe die Übertrittstelle vom Schwarzin den Weißbereich sein.
Fahrzeuge, die zum Ausmisten genutzt werden, sollten entweder im Weißbereich auf der Hofstelle bleiben oder beim Übertritt vom Schwarz- in den Weißbereich gereinigt werden.
7.
WAS KOMMT INS STALLBÜRO?
Das Stallbüro kann ein weiterer neuralgischer Punkt sein. Grundsätzlich sollte es im Weißbereich liegen, um dort auf Daten zum aktuellen Geschehen im Stall zugreifen zu können. Allerdings muss dann auch alles, was in das Stallbüro mitgenommen wird, den Kriterien des Weißbereiches entsprechen – also frei von Erregern sein. Das macht allerdings die Lagerung von Betriebsmitteln im Stallbüro deutlich umständlicher.
8. RICHTIG TRENNEN
Damit der Weißbereich auch „Weiß“ bleibt, müssen Hygieneschleusen an dessen Übergängen eingerichtet werden, z. B. über fest verbaute Einrichtungen oder Container. Eine Schleuse kostet oft mehrere tausend Euro, einige Firmen bieten jedoch Containerschleusen zur Miete an. In der Praxis
sind auch günstige Eigenbaulösungen wie ein aufgeschnittenes Dixi-Klo zu finden. Hygieneschleusen sollten folgende Voraussetzungen erfüllen:
• Der Übergang vom Schwarz- zum Weißbereich muss gut zu erkennen sein.
• Aufbewahrungsmöglichkeiten für Kleidung und Gegenstände gibt es jeweils auf der Schwarz- und der Weißseite.
• Waschbecken, Desinfektionsmittelspender und gegebenenfalls eine Dusche.
Auch innerhalb des Weißbereiches können zusätzliche Maßnahmen getroffen werden. So kann man zum Beispiel für jeden Stall eigene Stiefel nutzen oder Reinigungseinrichtungen einbauen. Lebensmittel dürfen selbstverständlich nicht mit in den Weißbereich – schon gar nicht tierische Lebensmittel.
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Wichtig ist es, die Strohballen wildschweinsicher zu lagern.
9.
SCHADNAGER BEKÄMPFEN
Schadnager sind potenzielle Träger von Krankheitserregern und somit eine potenzielle Eintrittsquelle. Deshalb sollten Spuren von Schadnagern rasch erkannt und die Schädlinge konsequent bekämpft werden. Gegebenenfalls kann eine professionelle Schadnagerbekämpfung beauftragt werden. Obwohl dies zusätzliche Kosten verursacht, gewährleistet sie ein fachgerechtes und schnelles Vorgehen. Besonders in stressigen Erntezeiten können so regelmäßige Nachkontrollen sicher abgedeckt werden.
Kurz & knapp
Auch wenn Ihnen die aufgeführten Punkte bekannt sind, spielen oft Details eine große Rolle, um Hygiene zuverlässig zu gewährleisten. Deshalb sollten schweinehaltende Betriebe ihre Biosicherheitsmaßnahmen in einem Hygienekonzept schriftlich festhalten und vom Veterinäramt prüfen lassen. Zudem müssen Dokumentationen aktuell gehalten werden. Nur bei nachgewiesener ausreichender Biosicherheit wird im Seuchenfall die Tierseuchenkasse oder Ertragsschadensversicherung Ausfälle zahlen. Zudem sollten Sie die Bedingungen und Versicherungssummen Ihrer Versicherung kontrollieren. Gegebenenfalls sind unter konventionellen Bedingungen abgeschlossene Versicherungen für den Öko-Betrieb nicht mehr angemessen.
„Transportfahrzeuge sollten außerhalb des Weißbereiches bleiben“
Tipp
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Stecken sich Schweine mit dem ASP-Virus an, zeigen sie nach einigen Tagen unspezifische Krankheitssymptome. Diese reichen von Fieber, blutigem Durchfall und Schlappheit, über geschwollene Lymphknoten, Schaum vor der Rüsselscheibe, bis zu blauen Ohren und Einblutungen. Für die betroffenen Tiere ist die Infektion meist tödlich. Wenn Schweine Krankheitssymptome zeigen, die nicht zugeordnet werden können, sollte dringend der Tierarzt oder die Tierärztin hinzugezogen werden.
10.
BESUCHERLISTEN FÜHREN
Während sich der Erreger durch infizierte Tiere nur langsam verbreitet, kann er in unserem modernen Verkehrssystem innerhalb weniger Stunden über hunderte Kilometer verschleppt werden, z. B. durch Tiertransporte, Jagdtrophäen und kontaminierte Lebensmittel wie ein Wurstbrot. Auch Berater und Tierärzte, die auf vielen Betrieben tätig sind, sind ein erhebliches Verbreitungsrisiko. Daher ist es von großer Bedeutung, Besucherlisten zu führen, um genau nachvollziehen zu können, welche Personen den Stall zu welchem Zeitpunkt betreten haben.
Öko light, öko plus oder etwas
ganz anderes?
Regenerative Landwirtschaft und Öko-Landbau verfolgen ähnliche Ziele – in der regenerativen Landwirtschaft fehlen allerdings verbindliche Richtlinien. Darin besteht eine große Missbrauchsgefahr. Gerade deswegen ist es wichtig, sich mit den Zielen und Methoden zu befassen.
Regenerative Landwirtschaft möchte Biodiversität fördern und Bodengesundheit stärken. Wer will das nicht angesichts der wachsenden Herausforderungen unserer Zeit? Dies kann beispielsweise mehr Kohlenstoffspeicherung in den Böden oder eine Verbesserung des Bodenwasserhaushaltes bedeuten.
Oder ganz allgemein: eine Steigerung der Lebensraumqualität auf und unter dem Acker, dem Grünland und am Hof. Verbindlich festgeschrieben, welche konkreten Ziele wie erreicht werden sollen und was regenerative Landwirtschaft im Kern ausmacht, ist dies jedoch nicht.
Regenerative Landwirtschaft kann sich in einem sehr weiten
Spektrum bewegen und beginnt bereits, wenn nur einzelne Maßnahmen umgesetzt werden, deren Effekte teils nicht wissenschaftlich belegbar sind. Andererseits versammeln sich unter der Idee regenerativer Landwirtschaft auch Viele, die an einer wirklich nachhaltigen Bewirtschaftung interessiert sind.
Entwicklung aus den USA
Der Begriff Regenerative Agriculture wurde 1983 zunächst als aus dem Öko-Landbau kommend von Robert Rodale geprägt (siehe Übersicht). Rodale war ein Pionier der amerikanischen Öko-Landwirtschaft. Nach anfänglicher Euphorie um
die Idee der regenerativen Landwirtschaft flachte das Interesse ab, während sich der Öko-Landbau in öffentlicher Diskussion, Praxis und Wissenschaft stark weiterentwickelte. Bald wurden für den Öko-Landbau verbindliche Kriterien definiert, um sich gegenüber „Trittbrettfahrern“ abzugrenzen. Um das Prädikat „Öko“ tragen zu können, müssen Produkte Bedingungen erfüllen, die rechtlich abgesichert sind. Darüber hinaus bieten Verbandsrichtlinien zusätzliche, verbindliche Standards, die unabhängig kontrolliert werden. All dies – verbindliche Standards und unabhängige Kontrollen –fehlt bislang in der regenerativen Landwirtschaft.
Beratung für Naturland p.koehler@ naturland-beratung.de
Wirtschaft erkennt
Potenzial
Beratung für Naturland s.veeh@ naturland-beratung.de
Beratung für Naturland w.zwingel@ naturland-beratung.de
Mit der erneuten Welle des Interesses an regenerativer Landwirtschaft seit Mitte des letzten Jahrzehnts scheint sich der von Rodale geprägte Fokus verschoben zu haben. Der Begriff wird mittlerweile maßgeblich von nicht ökologisch wirtschaftenden Betrieben benutzt, die sich dennoch von klassisch konventionell wirtschaftenden abgrenzen wollen. Dabei werden mitunter auch Aspekte guter
landwirtschaftlicher Praxis, z. B. Zwischenfruchtanbau und Düngung nur nach Bedarf, als Maßnahmen regenerativer Landwirtschaft angepriesen. Gegen diese Entwicklung wäre nichts einzuwenden. Jede Maßnahme, die zu umweltfreundlichen Lösungen führt, ist willkommen. Aber, und das ist die gefährliche Seite, auch die Wirtschaft hat das Marketingpotenzial des Labels „regenerative Landwirtschaft“ längst erkannt. Alle großen Lebensmittelkonzerne weltweit versuchen, ihre Liefer-
ketten nachhaltiger zu gestalten, und verwenden den Begriff „regenerativ“, um sich von den Mitbewerbern abzugrenzen. Dabei entwickelt jeder Konzern seine eigenen Vorgaben, die in vielen Fällen nichts mehr mit Rodales Zielen zu tun haben. Der Begriff regenerative Landwirtschaft steht inzwischen für Nachhaltigkeit – und wer möchte sich nicht gerne in einem entsprechenden Licht präsentieren? Umso mehr, als er inhaltlich alles offen lässt und Rodales „Freiheit von Pestiziden“ von diesen „Ver-
AUTOR
Philip Köhler
AUTOR
Stefan Veeh
AUTOR
Walter Zwingel
Der konsequente Zwischenfrucht-Anbau (Foto links) ist eine gute Entwicklung in der regenerativen Landwirtschaft. Aber: Oft wird Rodales „Freiheit von Pestiziden“ (siehe rechts) in der konventionellen Landwirtschaft ignoriert — spätestens, wenn die Zwischenfrucht im Frühjahr „totgespritzt“ wird. Mittlerweile warnt auch das Rodale Institut vor Greenwashing.
tretern“ ignoriert wird. Das ist für diese Konzerne gerade das Elegante an der regenerativen Landwirtschaft: jeder kann sich seine eigene Version basteln. Es zeigt sich immer deutlicher, dass der gut gedachte Begriff missbraucht wird – sehr zum Verdruss der vielen, im Sinne von Bodenfruchtbarkeit und Zukunftsfähigkeit der Landwirtschaft engagierten Landwirte. Es ist nicht überraschend, dass die konventionelle Landwirtschaft damit ein grünes, nachhaltiges Mäntelchen bekommen und die Kluft zu Öko fürs Publikum verwischt werden soll. Mittlerweile warnt auch das Rodale Institut vor Greenwashing auf dieser Grundlage.
Regenerative Landwirtschaft heute
Die meisten deutschen und österreichischen landwirtschaftlichen Betriebe, die sich der regenerativen Landwirtschaft zuordnen, sehen zwei Motive für ein Umdenken in der Wirtschaftsweise: Verlust der Bodenfruchtbarkeit und der Biodiversität. Unklar ist nun: Soll dies mit einzelnen Maßnahmen (Reduktion der Bodenbearbeitung, Zwischenfruchtanbau, Biostimulanzien…) oder über eine Orientierung an den eigentlichen Zielen (Messen und Steigern des Humus’, Kohlenstoffbindung, Biodiversitätssteigerung) erfolgen. Oft werden beide Ansätze vermischt, der
regenerative Landwirtschaft
„Eine Art der Landwirtschaft, die bei steigender Produktivität die biologische Produktionsbasis unseres Landes und des Bodens verbessert. Sie besitzt systemimmanent ein hohes Maß an ökonomischer und biologischer Stabilität. Sie hat wenig bis keinen Einfluss auf die Umwelt außerhalb der Grenzen des Feldes und des Landwirtschaftsbetriebes. Sie produziert Lebensmittel, die frei von Bioziden sind. Sie leistet einen produktiven Beitrag für eine immer größer werdende Zahl von Menschen während des Überganges zu einer minimalen Abhängigkeit von nicht erneuerbaren Ressourcen.“
Definition der regenerativen Landwirtschaft nach Rodale
Der Begriff Regenerative Agriculture wurde 1983 als aus dem Öko-Landbau kommend von Robert Rodale geprägt
Fotos:
Rodale Institute, Shutterstock / Jacob Mathers, Agrarfoto, Naturland / Sabine Bielmeier
Die Direktsaat ist der Königsweg der regenerativen Landwirtschaft. Meist geht dieser mit dem Einsatz von chemisch-synthetischem Pflanzenschutz und ebensolcher Düngung einher.
Ein wesentlicher Fokus der regenerativen Landwirtschaft ist die reduzierte Bodenbearbeitung. Viele Player treten mit einem speziellen Maschinenkonzept auf, verschiedene Trends wechseln sich dabei ab. Vor allem in den USA, aber auch zunehmend in Deutschland, wird dabei die Direktsaat als Königsweg dargestellt, der aber zum Beispiel in den USA meist selbstverständlich mit dem Einsatz von chemischsynthetischem Pflanzenschutz und ebensolcher Düngung einhergeht. Direktsaat im ÖkoLandbau ist eine besondere Herausforderung, die spezielle Ansprüche an Standort, Technik und Wirtschaftsweise stellt. Wichtig ist dabei, auf den eige-
der eigenen Region tun. Ein an Betrieb und Standort angepasstes Bodenbearbeitungssystem funktioniert am besten.
Alternative Bodenuntersuchungen
In der regenerativen Landwirtschaft ist die Bodenuntersuchung nach Kinsey verbreitet. Diese betrachtet mehr Nährstoffe als die Standard-Bodenuntersuchung nach VDLUFA und versucht, deren Verhältnisse einzuordnen. Das Konzept stammt aus den Great Plains der USA, wo degradierte Schwarzerdeböden vorliegen. Diese Böden sind von Auswaschung geprägt – teils natürlich, teils durch die Bewirtschaftung. Daher kommen in
Für unsere gängigen Standorte haben sich andere Bodenuntersuchungen wie VDLUFA und EUF bewährt, weil sie für bestimmte Kulturen auf dem jeweiligen Standort validiert wurden. Das heißt: die Ergebnisse wurden in Feldexperimenten bewertet und die Methoden gegebenenfalls verbessert.
Bodenuntersuchungen sind wichtig, die Düngeempfehlungen sollten aber immer hinterfragt und mit einer neutralen Beratungskraft beurteilt werden.
Unterkrumenlockerung
Die Unterkrumenlockerung ist eine typische Maßnahme der regenerativen Landwirtschaft.
Heute ist die regenerative Landwirtschaft auch in Deutschland und Österreich teilweise von Rodales Zielen abgekommen – wie hier zu sehen: Flächenrotte mit chemisch-synthetischem Dünger und Beizmittel.
das Bodenfeuchtefenster für eine Untergrundlockerung extrem eng. Bei zu hoher Feuchtigkeit besteht die Gefahr einer Schmierschicht. Je nach Arbeitstiefe der Unterbodenlockerung kann diese in Tiefen verlagert werden, die mechanisch nicht mehr aufgelockert werden können. In den meisten Fällen bewirkt die tiefe Lockerung mittelfristig eher, dass der Boden zusammensackt oder die feinen Bodenteilchen ausgewaschen werden. Dies führt zu einer zunehmenden Dichtlagerung –
Flächenrotte und Pflanzenfermente
Weitere prominente Maßnahmen der regenerativen Landwirtschaft sind Flächenrotte und Sprühen von effektiven Mikroorganismen (EM), Komposttee etc. Für die Flächenrotte wird in der regenerativen Landwirtschaft bevorzugt die Bodenfräse verwendet. Um die Rückstände der Vorkultur als Vorfruchtwert realisieren zu können, müssen diese vom Bodenleben umgesetzt werden. Folglich muss die Ein-
RGT DELLO
Die neue Ertragsdimension im Öko-Futterweizen
– Erster öko–zugelassener Futterweizen
– Überragende Kornerträge in der Wertprüfung (Ø 126 %)
– Kompensationsstark durch hohe Kornzahl/Ähre ragt.de
Kurz & knapp
Trotz manch unterschiedlicher Ansätze und Methoden haben Öko-Landbau und regenerative Landwirtschaft eigentlich die gleiche Zielrichtung: eine bessere Landwirtschaft zu betreiben, die Böden, Ökosysteme, Umwelt, Betriebe und Gesellschaft zukunftsfähig gestaltet. Im Öko-Landbau werden die jeweiligen Grenzen über Verordnungen und Richtlinien eindeutig definiert. In der Ursprungsidee der regenerativen Landwirtschaft ist Öko-Landbau die Grundlage.
Aber es besteht die Gefahr, dass sich unter dem losen Begriff „regenerativ“, ohne klare Regeln, ein Gemenge verschiedener Anbausystemen versammelt, die nicht selten von ganz anderen Interessen dominiert sind. Die Interpretation des Begriffes hängt ganz davon ab, wer seine eigene Maßnahme als regenerativ bezeichnet. Und damit besteht eben die große Gefahr des Greenwashings.
Prominente Maßnahmen der regenerativen Landwirtschaft sind Flächenrotte und Sprühen von effektiven Mikroorganismen. Für die Flächenrotte wird in der regenerativen Landwirtschaft bevorzugt die Bodenfräse verwendet.
arbeitung so geschehen, dass sie nicht unter Luftabschluss faulen. Bei starker Zerkleinerung und sehr oberflächlicher Einarbeitung kann es jedoch insbesondere bei jüngerem Material mit engem C/N-Verhältnis zu einer übermäßigen Umsetzung kommen, die in gasförmigen Nährstoffverlusten resultiert. Der oberirdische Pflanzenbewuchs sollte grob zerkleinert und mit Erde vermischt werden, damit die Umsetzungsprozesse starten können. Die Wirkung von Pflanzenfermenten, effektiven Mikroorganismen (EM) und Komposttees soll maßgeblich auf deren Mikroorganismenstruktur beruhen. Dabei überwiegen jedoch Milchsäurebakterien, die nahezu überall vorzufinden sind.
Viel wichtiger, auch im Bezug auf Humusaufbau, ist der Einsatz or-
ganischer Dünger. Auch im Dauerfeldversuch (über 40 Jahre) am Rodale-Institut war erst der Einsatz von organischem Dünger die maßgebende Komponente für die Steigerung der Bodenhumusgehalte. Das zeigt: Der organische Landbau scheint auf dem richtigen Weg zu sein.
Blattspritzungen
Neben dem Sprühen von Komposttee, Pflanzenfermenten und EM werden diese Maßnahmen oft mit Mikronähstoffen kombiniert. Dies soll Photosyntheseleistung und Pflanzengesundheit verbessern. Auch hier zeigt das System organischer Landbau bereits den Ansatz: organische Dünger enthalten neben den Hauptnährstoffen oft viele Mikronährstoffe, die im Boden gepuffert werden und bei Bedarf
von der Pflanze „erwachsen“ werden können. Da die meisten Mikronährstoffe Schwermetalle sind, ist der Einsatz besonders gut abzuwägen, eine Auswaschung kann mittel- bis langfristig zu erhöhten Gehalten im Grundwasser führen.
Weite Fruchtfolgen
Vielfältige und weite Fruchtfolgen fördern die Biodiversität. Sie helfen, positive Fruchtfolgeeffekte zu optimieren und negative zu umgehen. Sie dienen dazu, den Pflanzenbau stabil und zukunftssicher aufzustellen. Damit sind sie Teil vieler regenerativer Betriebe – und ein Grundpfeiler des Öko-Ackerbaus. Oft werden auch Untersaaten und Zwischenfrüchte als Teil dieser Anbaukonzepte verstanden. Wichtig bleibt: Egal ob Hauptkultur oder Zwischenfrucht, eine gute Fruchtfolgeplanung ist wichtig und muss auf den eigenen Standort abgestimmt werden.
Zwischenfruchtanbau
Im Rahmen der regenerativen Landwirtschaft bewerben Viele besonders vielfältige und oft winterharte Zwischenfruchtmischungen. Sie sollen den Boden besser durchwurzeln und Biodiversität im und auf dem Boden fördern. Verschiedene Arten bieten dabei unterschiedliche Wurzelstrukturen. Es kann sinnvoll sein, verschiedene Arten zu kombinieren, um in verschiedenen Schichten Nährstoffe und Poren zu erschließen. Jede Komponente sollte eine Aufgabe erfüllen, meist dominieren jedoch nur wenige Arten eines Zwischenfruchtgemenges. Winterharte Zwischenfrüchte können auch im Winter und Frühjahr Vegetationstage nutzen und liefern die längste Bodenbedeckung. Allerdings ist je nach Standort und
Witterung deren Umbruch mit deutlichen Herausforderungen verbunden.
Ständige Begrünung
Die sogenannte „grüne Brücke“, die ständige Begrünung von Flächen, ist ein weiterer Baustein vieler regenerativer Systeme in Mitteleuropa. Dabei wird versucht, die Zeiträume zu verkürzen, in denen Flächen nicht bewachsen sind. Grundsätzlich ist begrüßenswert, Äcker und das Leben im Boden zu schützen, Sonnenstrahlung produktiv zu nutzen und damit auch Humus aufzubauen. An einigen Stellen muss jedoch, insbesondere im Öko-Landbau, die Bodenbearbeitung als strategisches Mittel genutzt werden, um Unkräuter zurückzudrängen und die Lebenszyklen von Krankheitserregern und Vektoren zu unterbrechen.
Vorsicht vor einfachen Lösungen
Grundsätzlich sollten Landwirtinnen und Landwirte offen für Neues sein. Die regenerative Landwirtschaft in Deutschland liefert oft vermeintlich „neue“ Konzepte. Aber gerade bei verführerisch einfachen Lösungen sollten Betriebsleiter und Betriebsleiterinnen hellhörig werden. Kann eine einzelne Maschine, eine einzelne Maßnahme so einen massiven Einfluss auf Ertrag, Humus, Biodiversität haben? Neue Methoden sind wichtig, die Innovationsfreude und -kraft des Öko-Landbaus zeigt es immer wieder: niemand probiert so gerne Neues aus wie ein Öko-Betrieb. Aber dieser Prozess ist immer begleitet von Vergleich, Rückblick und kritischer Einordnung, ob diese neue Methode auch langfristig Teil des betriebseigenen Wirtschaftssystems sein kann.
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Regenerative Landwirtschaft
Auf dem Prüfstand
Das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg in Baden-Württemberg hat ausgewählte Maßnahmen einer regenerativen Landwirtschaft untersucht. Die Ergebnisse überraschen.
Regenerative Landwirtschaft ist kein eindeutig definierter Begriff und wird von verschiedenen Akteuren unterschiedlich interpretiert. In Deutschland wird regenerative Landwirtschaft häufig nach Definition der Berater Dietmar Näser und Friedrich Wenz betrieben, in einem umfangreichen Projekt wurde die Wirksamkeit ihrer wichtigsten Methoden untersucht. Dazu gehörten eine ausführliche Literaturstudie zu den Bodenuntersuchungsmethoden, Feldversuche zur Wirkung von Komposttees und sogenannten Effektiven Mikroorganismen sowie eine Literaturstudie zur Wirkung einer Tiefenlockerung.
Bodenuntersuchung nach Albrecht
Zahlreiche regenerativ wirtschaftende Betriebe lassen ihre Böden nach der sogenannten Albrecht-Methode untersuchen, die auf der Theorie von optimalen
Nährstoffverhältnissen im Boden fußt. Dieser Ansatz der Bodenuntersuchung wird von mehreren Laboren angeboten und ist sehr alt. Erste entsprechende Publikationen gehen auf das Jahr 1892 zurück. Die Albrecht-Methode wurde in der Vergangenheit wissenschaftlich anhand zahlreicher Feld- und Gefäßversuche überprüft und gilt in der wissenschaftlichen Diskussion schon seit den 1950er Jahren als überholt und widerlegt. Der Grund: Es ließ sich keine Wirkung – weder auf Ertrag noch auf Bodenstruktur –nachweisen. In entsprechenden Datenbanken finden sich über 200.000 Fachartikel zu dem Thema. Eine Düngung nach der Theorie der optimalen Nährstoffverhältnisse führt zu erheblich höheren Kosten und einem ineffizienten Einsatz von Düngemitteln. So kann die Gefahr eines Schwefelaustrags in das Grundwasser erhöht sein, weil je nach Labor eine Schwefeldüngung weit über
Abbildung 1: Einfluss verschiedener Strategien der Kompostteeapplikation auf den Kornertrag (86 % TM) und N-Abfuhr von Winterweizen (3 Standorte, MW 2019-2020). (Abkürzungen: KT = Komposttee).
dem Pflanzenbedarf empfohlen wird, um die Auswaschung von Magnesium zu beschleunigen. Die Ergebnisse zeigen auch, dass bei der gleichen Bodenprobe je nach Labor sehr unterschiedliche Empfehlungen abgeleitet werden, obwohl sich die Labore alle auf die gleiche Philosophie berufen. Auch fehlt für die Empfehlungen eine experimentelle Untermauerung anhand langjähriger Versuche. Publizierte Versuchsergebnisse werden nicht berücksichtigt. Im Unterschied zur Albrecht-Methode basiert die Bodenanalyse sowie die darauf aufbauende Düngeempfehlung nach VDLUFA (Verband Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten e.V.) auf standardisierten Verfahren, die öffentlich publiziert sind und durch zahlreiche Feldversuche laufend überprüft werden. Auch die VDLUFA-Methoden sind nicht perfekt, aber wir kennen derzeit nichts Geeigneteres für die Einschätzung der Nährstoffversorgung von Böden. Die Vorgänge im Boden sind teils so komplex, dass sie sich nicht mit einer einfachen Bodenuntersuchung nachstellen lassen, die auch noch preiswert sein soll. Die Alternative, Gefäßversuche durchzuführen, wäre zu aufwändig, wenn sie für jede einzelne eingeschickte Bodenprobe angewendet werden müsste.
Komposttees
Auf drei Standorten wurden über einen Zeitraum von drei Jahren Feldversuche zum Einsatz von Komposttee auf regenerativ bewirtschafteten Flächen durchgeführt. Generell war in den Versuchsjahren der Krankheitsdruck aufgrund der günstigen Witterung und der Sortenwahl gering. Die Applikation von Komposttee zeigte keine Wirkungen auf Ertrag und Blattgesundheit, weder in den trockenen Stressjahren 2018 und 2020, noch 2019 mit nahezu normalen Wachstumsbedingungen. Die Hypothese, wonach Komposttees eine geringere Krankheitsanfälligkeit bewirken und die Mineralisierung fördern, wurde widerlegt (Abbildung 1). Zu bedenken sind auch mögliche negative Wirkungen wie zusätzliche Überfahrten, zusätzlichen Kosten für Energie, zusätzlicher Arbeitsaufwand, Keimbelastung mit Fäkalkeimen wie E. coli und Salmonellen.
Effektive Mikroorganismen
Laut Ansicht von Befürwortern der regenerativen Landwirtschaft soll der Rotteprozess der Zwischenfruchtbiomasse durch Fermente mit sogenannten Effektiven Mikroorganismen (EM) gelenkt werden können. Die dadurch eingeleitete „Aktivierung des Bodenlebens“ soll Verluste von Stickstoff und organischem Kohlenstoff im Boden reduzieren. Die Versuchsergebnisse in Baden-Württemberg zeigen, dass keine der postulierten Wirkungen eingetreten ist. Und sie bestätigen frühere Untersuchungen, wonach sich die Applikation von EM weder auf Ertrag noch auf den Stickstoff-Haushalt auswirkt. Die analysierten EM-Präparate wurden je nach Charge von Milch- und Essigsäurebakterien oder von Clostridien dominiert. Diese drei Bakteriengruppen kommen in der Umwelt in großer Anzahl vor, so dass der zusätzliche Eintrag durch eine
EM-Lösung im Vergleich zur vorhandenen Population im Boden quantitativ irrelevant sein dürfte, und schon deshalb keine Effekte im Feld zu erwarten sind.
Doppelte Flächenrotte
Bei der sogenannten „doppelten Flächenrotte“ folgt nach der Ernte von Wintergetreide zunächst eine Sommerzwischenfrucht. Diese wird dann Ende September sehr flach umgebrochen, um eine zweite, winterharte Zwischenfrucht auszusäen. Die Ergebnisse in Abbildung 2 zeigen, dass dieser Ansatz die Nitratauswaschungsgefahr im Vergleich zum Anbau einer Sommerzwischenfrucht mit abfrierenden Arten erhöht und sich negativ auf die N-Verfügbarkeit für die Nachfrucht Mais auswirkt. Die an sich sehr sinnvolle Maßnahme „winterharte Zwischenfrucht“ wird dabei durch den Umbruch der Sommerzwischenfrucht im September konterkariert.
1) Brache 2) abfrierende ZF 3) wie 2, Ende 09 umgebrochen 4) doppelte Flächenrotte 5) wie 4) + EM
Abbildung 2: Einfluss der doppelten Flächenrotte auf die Nmin-Gehalte im Boden (3 Standorte, MW 2019-2021). (Abkürzungen: ZF = Zwischenfrucht).
KONVENTIONELLEN LANDBAU „ÖKOLOGISIEREN“
Der Autor sieht in einer regenerativen Landwirtschaft auf Basis wissenschaftlich anerkannter Methoden und Verfahren einen Ansatz, insbesondere den konventionellen Landbau zu „ökologisieren“: mehr Bodenschutz gepaart mit einer moderaten Reduzierung des Betriebsmitteleinsatzes, mehr Biodiversität. Gleichzeitig geht damit aber, wie das weltweit durchaus zu beobachten ist, auch die Gefahr des „Greenwashing“ konventioneller Anbaumethoden einher. Die positiven Effekte einer Erweiterung von „Öko“ auf „Öko + Regenerativ“ dürften dagegen sehr überschaubar sein. Der im Öko-Landbau ohnehin in der Regel konsequent betriebene Kleegrasanbau hat für sich allein bereits sehr positive Wirkung auf Bodenqualität, Biodiversität und geringe Nährstoffemissionen, die ein noch so intensiver Zwischenfruchtanbau allein kaum erreichen kann. Im Öko-Landbau wäre allenfalls bisweilen der Zwischenfruchtanbau noch ausbaufähig (mit deutlichem Anteil an Leguminosen im Gemenge, insbesondere vor Sommerungen), um Aspekte des Bodenschutzes noch stärker zu gewichten.
Positive Aspekte in der Praxis
Die Ergebnisse der Erhebungen auf den Praxisflächen hinsichtlich mikrobieller Aktivität und Aggregatstabilität des Bodens zeigen etwas günstigere Werte für die regenerativen Flächen. Sie zeigen auch, dass die untersuchten regenerativ wirtschaftenden Betriebe innerhalb der pflanzenbaulichen Möglichkeiten in ackerbaulichen Anbausystemen vieles richtig machen. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf den Bodenschutz. Eine hohe Aggregatstabilität des Oberbodens führt nicht nur zu günstigen Wachstumsbedingungen, sondern verzögert die Verschlämmung der Bodenoberfläche und erhöht insgesamt die Wasseraufnahmefähigkeit der Böden. Wie relevant dieser Effekt aus pflanzenbaulicher Sicht ist, ließ sich in der vergleichenden Untersuchung nicht ermitteln. Die erhobenen Daten zur nutzbaren Bodenwassermenge zu Vegetationsbeginn deuten auf einen eher untergeordneten Gesamteffekt hin.
Für die insgesamt bessere Aggregatstabilität dürfte bei den hier vorliegenden Untersuchungen der Zwischenfruchtanbau wesentlich sein, den regenerativ wirtschaftende Betriebe besonders konsequent betreiben. Ein
Einfluss des Düngungssystems nach der Albrecht-Philosophie oder ein positiver Effekt der Applikation von EM oder Komposttee auf die Aggregatstabilität war in den Versuchen nicht nachzuweisen.
Untergrundlockerung sinnvoll
Die vorliegenden Untersuchungen zeigen, dass eine Lockerung des Unterbodens, wie sie von Näser und Wenz empfohlen wird, bei geeigneten Feuchtebedingun-
Kurz &
gen Verdichtungshorizonte im Boden aufbricht und eine höhere Infiltration des Bodens (Eindringen von Niederschlägen) nach sich zieht. Auch eine raschere und intensivere Durchwurzelung des Unterbodens ist die Folge. Insgesamt handelt es sich um eine sinnvolle Maßnahme, sofern sie mit einer unmittelbaren Stabilisierung des Bodens durch entsprechendes Wurzelwachstum, etwa durch eine Zwischenfrucht oder eine unmittelbar nachfolgende Aussaat von Winterraps, kombiniert wird.
knapp
Die Ergebnisse bestätigen die wissenschaftlich sehr breit gesicherten positiven Aspekte eines konsequenten Zwischenfruchtanbaus sowie einer gut umgesetzten Untergrundlockerung. Nahezu alle anderen propagierten Maßnahmen erwiesen sich entweder als wirkungslos oder – wie die Düngung nach der Albrecht-Philosophie oder die doppelte Flächenrotte – sogar als kontraproduktiv. Zugleich zeigten die Ergebnisse keinen relevanten Beitrag zum Klimaschutz in Form signifikant erhöhter Humusgehalte oder eines relevant geringeren Betriebsmitteleinsatzes. Die Herausforderung besteht darin, eine regenerative Landwirtschaft auf Basis wirksamer und anerkannter Methoden so zu verstehen und zu entwickeln, dass ein hohes Ertragsniveau bei zugleich hohem Bodenschutz mit möglichst niedrigem Betriebsmitteleinsatz erzielt wird.
Tipp
Detaillierte Information und alle Literaturangaben finden Sie im Abschlussbericht „Untersuchungs- und Demonstrationsvorhaben regenerative Landwirtschaft“.
Kommentar
ECHT REGENERATIV GEHT nur mit Öko
Der Öko-Landbau und die regenerative Landwirtschaft teilen eine Erkenntnis: Ein „Weiter so“ in der Landwirtschaft kann es nicht geben. Der Klimawandel und seine teils extremen Folgen zeigen es uns jedes Jahr aufs Neue. Und doch verfolgen die beiden Strömungen letztlich unterschiedliche Ansätze.
Während die regenerative Landwirtschaft einzelne Maßnahmen verfolgt, setzt der Öko-Landbau auf einen systemischen Ansatz. Auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse und mit verbindlich festgelegten Regeln hat er den Anspruch, die nachhaltigste Form der Landwirtschaft zu sein.
AUTOR Stefan Veeh
Beratung für Naturland s.veeh@ naturland-beratung.de
Die Ursprünge des Begriffes „regenerative Landwirtschaft“ in den USA stammen aus den 1980er Jahren und beschreiben eigentlich den Öko-Landbau. Sie stammen aus der gleichen Gegenbewegung, wie der „ökologische“ oder „biologische“ Landbau in Deutschland.
Während aber der Begriff „regenerative Landwirtschaft“ zunächst eher untergegangen ist, wurde der Öko-Landbau zur Erfolgsgeschichte.
„Echt regenerativ geht nur mit dem Öko-Landbau.“
Seit Mitte des letzten Jahrzehnts taucht der Begriff „regenerative Landwirtschaft“ neu auf, wieder aus einer Gegenbewegung zur konventionellen Landwirtschaft. Boden-, Klima- und Umweltschutz sind wieder wichtige Gesichtspunkte bei der Bewirtschaftung der Höfe. Zunehmend beschäftigen sich auch konventionelle Betriebe mit Fruchtfolge, Zwischenfrüchten, Kleegras und bodenschonender Bodenbearbeitung. Das ist angesichts der vielen Herausforderungen ein positives Zeichen. Aber: Viele der Maßnahmen, die wir in „regenerativem“ Gewand sehen, kommen uns bekannt vor, denn sie stammen aus dem vielfältigen Werkzeugkasten des Öko-Landbaus. Das zeigt uns vor allem, dass der Ökolandbau tatsächlich mit gutem Beispiel vorangegangen ist und etwas angestoßen hat. Dass Bodengesundheit und Biodiversität nun aber vermeintlich auch mit Pestiziden im Gepäck gefördert werden können, irritiert extrem. Trotzdem: erfolgreiche Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern setzen sich immer auch kritisch mit dem eigenen Betriebskonzept auseinander. Auch die regenerative Landwirtschaft kann für Öko-Betriebe interessante Impulse bieten.
Und dennoch polarisiert die regenerative Landwirtschaft den Öko-Landbau. Manche sehen in
der Kombination ein besseres Öko, ein Öko+, andere sehen die kommerziellen Interessen im Vordergrund. Nicht zuletzt steht immer stärker der Verdacht des Greenwashings für ein konventionelles System im Raum.
Immer deutlicher zeigt sich: Die oft gar zu einfachen Rezepte und Lösungen, die teilweise in der regenerativen Landwirtschaft angepriesen werden, halten einer wissenschaftlichen Prüfung selten Stand. Obwohl sich auch im Öko-Landbau im Lauf seiner Geschichte manch „Wundermittel“ oder „-maßnahme“ als „zu schön, um wahr zu sein“ erwiesen hat, haben inzwischen viele Versuchsansteller wissenschaftlich belegt, dass der Öko-Landbau funktioniert und als System positive Effekte auf Boden, Klima und Umwelt hat. Und dass eben mit dem bewussten Verzicht auf die Hilfsmittel der Agrarindustrie. Dies ist der wichtigste Teil des Systems „Öko-Landbau“, der in manchen Betriebskonzepten der regenerativen Landwirtschaft außen vorgelassen wird, der aber entscheidend ist, um die ursprüngliche Idee der regenerativen Landwirtschaft auch umzusetzen.
Während sich „ökologisch-regenerativ“ wirtschaftende Betriebe im Klaren sind, dass „regenerative“ Maßnahmen den ursprünglichen „Verzicht auf Pestizide“ einschließen, so besteht doch für „konventionell-regenerativ“ wirtschaftende Betriebe die Gefahr, dass multinationale Agrar- und Lebensmittelkonzerne eine ganz eigene Definition der „rege-
nerativen Landwirtschaft“ entwickeln. Deshalb ist es wichtig für Öko-Betriebsleiter, sich nicht vor den Karren spannen zu lassen und die bewährten Prinzipien des Öko-Landbaus beizubehalten.
Wer sich als konventioneller Betrieb mit regenerativer Landwirtschaft befasst, kommt nicht am Öko-Landbau vorbei – auch wenn dies ein großer Schritt ist, der viel Mut erfordert. Die regenerative Landwirtschaft kann auf keinen Fall den ÖkoLandbau ersetzen. Echt regenerativ geht nur mit dem Öko-Landbau.
Für ökologisch-regenerativ wirtschaftende Betriebe ist klar, dass regenerative Maßnahmen den Verzicht auf Pestizide einschließen. Dagegen sind Totalherbizide für konventionell-regenerative Betriebe erlaubt. ANZEIGE
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Das Interesse an alternativen Methoden zur Bodenuntersuchung steigt. Die bekannteste unter ihnen ist wohl die Analyse nach Albrecht. Diese und drei weitere Methoden werden seit 2018 samt ihrer jeweiligen Düngeempfehlungen verglichen. Das Ergebnis: Es gibt keinen ertraglichen Unterschied.
Foto: Naturland / bsp media GmbH
AUTORIN
Regina Schneider
Beratung für Naturland r.schneider@ naturland-beratung.de
&AUTORIN
Franziska Blind
Beratung für Naturland f.blind@ naturland-beratung.de
Seit einigen Jahren steht die Bodenuntersuchung nach VDLUFA bei einigen Akteuren in der Kritik. Sie sei zu wenig aussagekräftig, so der Vorwurf. Bemängelt wird, dass der Fokus der Düngung nur auf die Hauptnährelemente Stickstoff, Phosphor und Kali gelegt werde. Neben den fehlenden Nährstoffverhältnissen der Elemente zueinander wird von Kritikern häufig auch die mangelnde Aussage über die Kationenaustauschkapazität der Böden thematisiert. Diese Informationen liefern Bodenuntersuchungen nach Unterfrauner und nach Albrecht, letztere auch bekannt als Kinsey-Bodenuntersuchung. Eine weitere Untersuchungsmethode
ist die Elektro-Ultrafiltration, kurz EUF, die bei Zuckerrübenanbauern schon länger bekannt ist. Hier werden nicht nur die sofort verfügbaren Nährstoffe (1. Fraktion) angegeben, sondern auch die nachlieferbaren Nährstoffmengen des Bodens (2. Fraktion) ermittelt. Bei jeder Untersuchung werden neben Phosphor und Kali auch Magnesium, Calcium, Schwefel, Nitrat und löslicher organischer Stickstoff sowie Bor bestimmt. Wahlweise können auch Mikronährstoffe und Humusgehalt untersucht werden. Während die Untersuchungsmethoden nach VDLUFA (für die meisten Betriebe die Standard-Methode) und EUF als Grundlage
VDLUFA
EUF
Unterfrauner
Albrecht-Kinsey
Abb. 2: Durchschnittliche Ca-Gehalte in Grünmasse und Maiskolben bei empfohlenen Düngergaben (Werte über den Balken).
vergleichen. Geprüft wurden die Bodenanalysemethoden nach VDLUFA, EUF, Albrecht/ Kinsey und Unterfrauner. Die ersten Bodenproben wurden im Herbst 2016 genommen, der Versuch startete im Frühjahr 2018. Die Kosten der verschiedenen Untersuchungsmethoden unterscheiden sich stark. Im Jahr 2021 wurden diese erhoben und verglichen. Damals kostete eine Untersuchung nach VDLUFA 50 bis 60 Euro, nach EUF 30 bis 50 Euro. Für eine Analyse nach Albrecht/ Kinsey wurden ca. 100 Euro und für die Untersuchung nach Unterfrauner 365 Euro berechnet. Bei Unterfrauner sind die Ergebnisse laut Angaben des Labors ca. acht bis zehn Jahre gültig.
Im Versuch wurde jede Variante jedes Jahr zum Jahresbeginn untersucht und im Frühjahr vor der Pflanzung oder Aussaat entsprechend der Empfehlung aus dem jeweiligen Labor gedüngt. Lediglich Stickstoff wurde über alle Varianten hinweg jedes Jahr einheitlich gegeben. Bei einer Düngeempfehlung nach Kinsey werden die zu düngenden Nährstoffe priorisiert. Im Versuch wurden dann die jeweils wichtigsten Prioritäten gedüngt. Die Fruchtfolge seit 2018 ist der Abbildung 1 zu entnehmen.
Abb. 3: Durchschnittliche S-Gehalte in Grünmasse und Maiskolben bei empfohlenen Düngergaben (Werte über den Balken).
für die verpflichtende Düngebedarfsermittlung anerkannt sind, können die Ergebnisse der Bodenanalyse nach Albrecht/ Kinsey und Unterfrauner dafür nicht als Basis dienen. Auch für den Nachweis eines Nährstoffbedarfs nach der EU-Öko-Verordnung werden sie nicht akzeptiert.
Langzeitdüngeversuch
Die Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG) in Bamberg hat 2018 einen Langzeitdüngeversuch angelegt, um die Aussagekraft der verschiedenen Bodenuntersuchungsmethoden und die damit verbundenen Düngeempfehlungen zu
Ergebnisse
In jedem Versuchsjahr wurden die gepflanzten oder gesäten Kulturen praxisüblich geerntet und der Ertrag je Parzelle erfasst.
Auch nach sechs Jahren Langzeitdüngeversuch konnte im Ertrag kein signifikanter Unterschied zwischen den einzelnen Bodenanalysemethoden und den daran angelehnten Dün-
TIPP
Wer sich für die Details des Versuches interessiert, kann den Versuchsbericht auf der Homepage der LWG Bamberg nachlesen. Hier wird auch näher auf die unterschiedlich empfohlenen Nährstoffgaben eingegangen.
Grünmasse Kolben
Abb. 4: Durchschnittliche B-Gehalte in Grünmasse und Maiskolben bei empfohlenen Düngergaben (Werte über den Balken).
geempfehlungen festgestellt werden. Die statistische Auswertung in Abbildung 1 zeigt, dass sich keine der verschiedenen Methoden auf den Ertrag auswirkt.
Da es nach den ersten vier Versuchsjahren beim Ertrag kei-
ben untersucht. Die Idee war, dass sich Unterschiede bei den Inhaltsstoffen zeigen könnten, die durch Ertrag und Qualität der Ernteprodukte nicht sichtbar sind. Da es bei den Calciumund Schwefelgaben größere Unterschiede hinsichtlich der Düngeempfehlungen gab und
lungen. Die hohe Calciumgabe nach EUF ergab einen etwas höheren Calcium-Gehalt in der Pflanze, der aber nicht signifikant war. Bei den Schwefel-Gehalten war nicht zu erkennen, dass die Schwefel-Düngung sich in den Pflanzen niederschlägt. Die Bor-Gabe nach Kinsey (Abb. 4) ergab leicht höhere Borgehalte in der Grünmasse und im Kolben, die aber ebenfalls nicht signifikant waren.
Ausblick
AUTORIN
Silvia Matray
Beratung für Naturland s.matray@ naturland-beratung.de
KRÄUTERREICHES Kleegras
Kräuterreiches Kleegras ist ein Plus für Weidekühe und Klima. Wie auf einem Naturland-Feldtag im hohen Norden zu sehen war, braucht es dazu die richtige Mischung.
Am Biohof von Eike und Peter Thomsen werden kräuterreiche Ackerfuttermischungen angebaut. Das hat viele Vorteile, wie die Naturland-Bauern aus Schleswig-Holstein im Rahmen eines Feldtages erklärten. Im Gemengeanbau können trockentolerante Kräuter den Ertrag stabilisieren und sogar Nitratauswaschungen vermindern. Dank der tiefen Durchwurzelung wird das Bodenleben gefördert, was sich positiv auf den Humusaufbau auswirkt. Überirdisch trägt die florale Vielfalt zum Insektenreichtum bei. Und nicht zuletzt profitieren Wiederkäuer und Pferde von dem mineralstoffreichen, gesundheitsfördernden und schmackhaften Futter.
Wie Anbau und Fütterung von kräuterreichem Feldfutter in der Praxis aussehen kann, wurde Anfang Juli auf dem nah an Dänemark gelegenen Biohof Thomsen demonstriert. Bei einem grenzüberschreitenden Austausch trafen sich rund 20 Teilnehmende mit den Experten Dr. Ralf Loges (CAU) und Andreas Krallinger (Fachberater DSV).
Rotklee als „König des Nordens“
Ralf Loges führte mit seinem Vortrag rund um Anbau und Futternutzung von Kleegras ein. Kräuterreiche Futtermischungen gehören zu seinem lang-
1 Kräuterreiche Kleegrasmischungen haben viele Vorteile, so können trockentolerante Kräuter zum Beispiel den Ertrag stabilisieren.
2 Die Einführungspräsentation von Dr. Ralf Loges (CAU) fand in der Garage des Biohofs Thomsen statt.
3 Andreas Krallinger (links) und Peter Thomsen zeigten die vorteilhaften Eigenschaften der kräuterreichen Kleegrasmischung.
jährigen Forschungsgebiet. Daher wurden bereits zahlreiche Mischungsversuche auf dem Versuchsgut Lindhof der Universität Kiel, das seit 1995 nach Naturland-Richtlinien bewirtschaftet wird, durchgeführt. Ziel ist, Kräuter zu finden, die sich gut in der Mischung etablieren lassen und für die Kühe gesund und schmackhaft sind. So hat sich hier die „Kieler Mischung“ mit Rotklee, Weißklee, Hornschotenklee, Spitzwegerich, Zichorie, Kümmel, Kleinem Wiesenknopf und Weidelgras zur Weidenutzung gut bewährt. „Wenn Luzerne die Königin der Futterpflanzen ist, so ist im Norden Rotklee der König“, sagt Loges, „da dieser trotz zwei- bis dreijähriger Weidenutzung noch immer steht.“ Dominant sind in der Kieler Mischung Rot- und Weißklee sowie Zuchtformen von Spitzwegerich und Zichorie, die aufgrund ihrer Trockentoleranz ausgewählt und in Neuseeland auf höhere Blattmasse speziell für Kleegrasmischungen gezüchtet wurden.
Generell schont eine ökologische Weidehaltung das Klima: Sowohl das Weidemanagement (z. B. über die Nutzung von Kleegras und seine Zusammensetzung) als auch ein angepasstes Herdenmanagement (z. B. saisonale Abkalbung im Frühjahr) mindern Emissionen. „Dadurch ließ sich der Carbon Footprint auf dem Lindhof um fast die Hälfte reduzieren, verglichen mit konventioneller Haltung mit Teil-Mischrationen“, betont Dr. Ralf Loges.
Kleegrasanbau auf Hof Thomsen
Auf dem Biohof Thomsen in Holt (Schleswig-Holstein) wird das Futter für die 90 Milchkühe weitestgehend selbst angebaut. Dabei wächst Kleegras auf etwa 45 ha und wird beweidet oder als Grün-
BIOHOF THOMSEN
Naturland-Betrieb: Seit 2020
Betriebsleitung: Eike & Peter Thomsen
Fläche: 110 ha Ackerland (davon 45 ha Kleegras) und 10 ha Dauergrünland
Tiere: 90 Milchkühe (Holstein und Schwedisch Rotbunt)
Böden: Sehr sandig, leichter Humusanteil, 20 – 35 Bodenpunkte
Fruchtfolge: 3 bis 4 Jahre Kleegras – Mais – Winterroggen –
Sommer-GPS (Gerste-Erbse)
Kleegrasverwertung: Grünfütterung (25 ha) und Beweidung (20 ha)
Klima:
Höhenlage: 15 m ü. NHN
Jahrestemperatur: 8,2°C (langjähriges Mittel)
Jahresniederschlag: 919 mm (langjähriges Mittel)
Website: www.biohof-thomsen.de
Spitzwegerich zeichnet sich durch seine nitrifikationshemmende Wirkung aus.
Grundblätter der Zichorie neben dem Kleinen Storchschnabel. Dieser ist eine Zeigerpflanze für saure Böden.
futter verfüttert. Die dafür verwendete Saatgutmischung besteht aus Rotklee, Weißklee, Zichorie, Spitzwegerich, Weidelgras und Wiesenlieschgras. „Diese Mischung fressen die Kühe sehr gerne“, sagt Peter Thomsen, der in den vorangegangenen Jahren schon mit verschiedenen Kleegrasgemengen experimentiert hat.
In der Fruchtfolge steht das Kleegras drei bis vier Jahre, wobei es in den ersten beiden Hauptnutzungsjahren zur Grünfuttergewinnung und danach als Weide dient. Im Anschluss werden Mais, Winterroggen und schließlich ein Gersten-Erbse-Gemenge als Sommer-GPS angebaut, mit Kleegras als Untersaat. „Unser Ziel ist es, alle Flächen im Winter mit Bewuchs zu haben, wie es in Dänemark bereits die Regel ist“, sagt Peter Thomsen.
Grünfütterung: Arbeitsintensiv, aber lohnend
Den Tag verbringen die Kühe auf der Weide und sie bekommen abends ihre Mais-Silage-Mischration. Nach dem Melken wird der kräuterreiche Grünschnitt serviert. „Dabei ist es wichtig, den Schnitt frisch anzubieten, sonst mögen sie ihn nicht“, schmunzelt Peter Thomsen. Dieser wird per Mähwerk und Ladewagen täglich frisch vom Feld geholt. Witterungsbedingt kann sich die Zeitspanne von Ostern bis Anfang Oktober erstrecken.
Diese tägliche Arbeit lohnt sich, davon ist Familie Thomsen überzeugt. So lassen sich etwa Flächen nutzen, die für eine Beweidung zu weit entfernt liegen. Außerdem bleiben die Schnitt-Flächen sauber,
Fotos: Matray, Thomsen
was den Aufwuchs an jungem Gras fördert. Auch die Weideflächen werden geschont, da mit der Frischfütterung dort weniger gefressen wird. „Vorteilhaft ist auch, dass die Kühe mehr von dem Grünfutter aufnehmen können, als wenn sie selbst grasen“, berichtet Peter Thomsen.
Nährstoffmangel vorbeugen
Bei der Feldbegehung auf Thomsens Biohof erläuterte DSV-Berater Andreas Krallinger die vorteilhaften Eigenschaften der kräuterreichen Kleegrasmischung: Zichorie zeichne sich durch Trockentoleranz und Spitzwegerich durch nitrifikationshemmende Wirkung aus. Zudem bilden beide Pflanzen einen guten Trockenmasse-Ertrag.
Damit lenkte Krallinger das Augenmerk auf die Nährstoffversorgung, die für das Gelingen nicht nur von Kleegrasmischungen essenziell ist. Oft werde die Kalkung im Kleegras vernachlässigt, betonte Andreas Krallinger. Diese sei bei einem sauren Bodenmilieu wie auf dieser Fläche wichtig. Die Folge können sonst Kalzium- und Magnesiummangel in den Pflanzen sein. Auch Molybdän, das als einziges Spurenelement bei sinkendem pH-Wert schlechter verfügbar ist, kann andernfalls als Mangel auftreten: Da es essenziell für die Bildung von Knöllchenbakterien bei Leguminosen ist, kann zudem die N-Fixierungsleistung bei Molybdän-Mangel beeinträchtigt werden. Daher empfiehlt Krallinger: „Eine aussagefähige Nährstoffanalyse des Bodens zahlt sich aus. Nur wer seinen Boden kennt, weiß, was er braucht.“
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Telefon 04321 990-102
getreide@gut-rosenkrantz.de GETREIDEHANDEL
Das Kleegras wird täglich frisch vom Feld geholt.
Familie Thomsen ist zufrieden mit ihrem Kleegrasmanagement.
EU-PROJEKT ECOBREED BEENDET
AUTOR
Werner Vogt-Kaute
Naturland e.V. w.vogt-kaute@ naturland.de
Dieses Jahr endete das internationale Forschungsprojekt ECOBREED, in dem auch Naturland mitarbeitete. Ziel war die Weiterentwicklung von Pflanzensorten und Populationen für den ökologischen Landbau. Die Ergebnisse sind vielversprechend.
Im Gegensatz zu einer Sorte, bei der jede Pflanze genetisch gleich ist, unterscheiden sich die Pflanzen einer Population minimal voneinander. Das soll mehr Anpassungsfähigkeit und Umweltstabilität bringen. In der neuen EU-Öko-Verordnung werden diese Populationen als „für den Öko-Landbau besonders geeignet“ eingestuft. Die Sorten und die Populationen können bei Pflanzenzuchtfirmen bezogen werden. Bei Fremdbefruchtern wie Roggen gibt es auch Populationssorten.
Der Einsatz von geeigneten Sorten ist eine wichtige Stellschraube für den erfolgreichen Pflanzenbau. Dabei sind Sorten, die speziell für ökologische Anbaubedingungen entwickelt wurden, besonders interessant. Das Projekt ECOBREED arbeitete an der Entwicklung von Weizen, Soja, Kartoffeln und Buchweizen für den Öko-Landbau. Ein Ziel war die Entwicklung von Populationen, die von Bio-Landwirtinnen und Bio-Landwirten genutzt werden können.
Bei der Züchtung im Projekt ECOBREED wurde markergestützte Selektion eingesetzt. Mit dieser Methode können im Labor Eigenschaften (z. B. Resistenzen) vorhergesagt werden, das spart in der Züchtung Zeit. Diese Methode verändert die Pflanzen nicht, da es sich um eine reine Diagnose handelt. Daher ist sie auch im Öko-Landbau zugelassen.
Auf den nächsten Seiten stellen wir Ihnen die wichtigsten Ergebnisse von ECOBREED vor.
Fotos: Vogt-Kaute, Agrarfoto
ECOBREED
Von Mai 2018 bis Februar 2024 arbeiteten 24 Partner aus 14 Ländern an dem Thema Pflanzenzüchtung für den ökologischen Landbau. Die Koordination lag beim staatlichen slowenischen Institut KIS und hatte einen Schwerpunkt in den südosteuropäischen Ländern. Als Kulturen standen Weizen (inkl. Durum und ausdauerndem Weizen), Soja, Kartoffeln und Buchweizen auf dem Programm. Der Naturland e.V. leitete das Arbeitspaket der Demoversuche auf den landwirtschaftlichen Betrieben, die in 12 Ländern stattfanden.
Weitere Ergebnisse finden Sie unter www.naturland.de und www.ecobreed.eu
WEIZEN
In den Weizenversuchen bestätigte sich früh, dass es richtig war, einen der Arbeitsschwerpunkte auf die Erforschung von Weizensteinbrand zu legen – denn in mehreren Ländern traten Probleme mit Weizensteinbrand auf. In den Versuchen in Österreich zeigte sich, dass die Sorte Aristaro gegen die in Österreich auftretenden Sporen die größte Resistenz aufweist. Weitere Arbeiten fanden zu Rostkrankheiten statt, die immer mehr Bedeutung erlangen. Ein interessantes Zuchtziel bei Weizen (und bei Sojabohnen) ist die Selektion auf Proteinertrag. Dafür wurde nun ein Marker gefunden. Das bedeutet, dass eine Sorte bei gleichem Ertrag einen höheren Eiweißgehalt hat oder den gleichen Eiweißgehalt bei einem höheren Ertrag. Bei der Weizensorte Wendelin kann man diese Eigenschaft schon beobachten. Es ist zu erwarten, dass weitere Sorten folgen werden.
KARTOFFELN
Unter den trockenen Witterungsbedingungen Südosteuropas sind Resistenzen gegen Viren wichtiger als Resistenzen gegen Kraut- und Knollenfäule. Für beide Krankheiten konnten bessere Sortenkandidaten entwickelt werden. Weitere Versuche fanden zur Bekämpfung von Drahtwürmern und Kartoffelkäfern statt. Die Behandlung des Pflanzgutes mit dem Pilz Metarhizium gegen Drahtwürmer brachte eine signifikante Verringerung des Knollenbefalls um 20 bis 40 Prozent, was ökonomisch interessant sein kann. Der Pilz ist in Deutschland unter dem Handelsnamen Attracap erhältlich. Einige Zwischenfrüchte (Ölrettich, Wicken) hatten positive Auswirkungen auf die Knollenqualität (Schorf, Uniformität). Die Reaktion der Sorten war bei einigen Versuchen leider unterschiedlich. Wir empfehlen aber den Anbau von Zwischenfrüchten.
Besichtigung des Kartoffel-Sortenversuchs mit jungem Zuchtmaterial in Slowenien.
Zu den bearbeiteten Zuchtzielen gehörten Trockenheitstoleranz, Kältetoleranz, he), Verbesserung der Knöllchenbildung, Reduzierung der Cadmiumaufnahme sowie Unkrautunterdrückung. Naturland führte Versuche zu Kältetoleranz während der Keimung und Blüte durch. Eine bessere Kühletoleranz während der Keimung ermöglicht, früher auszusäen – eine interessante Option für trockene Gegenden. Es zeigten sich deutliche Unterschiede zwischen den Sorten. Die alten Sorten Strengs Weihenstephaner und Sonali waren am häufigsten in der Spitzengruppe. Diese Ergebnisse sind eher für die Züchtung als für den direkten Anbau interessant, da sich die Sortenangebote bei Sojabohnen schnell ändern.
Für die Entscheidung, welche Zuchtlinien später als Sorte zugelassen werden, müssen viele Merkmale erfasst werden.
NEUE SORTEN
Züchtung ist ein Prozess, der von der Kreuzung bis zur Sortenzulassung in der Regel zehn bis zwölf Jahre dauert. Daher können aus einem zeitlich begrenzten Forschungsprojekt nicht direkt neue Sorten auf den Markt kommen. Es wurden im Rahmen des Projektes einige Sorten veröffentlicht, aber bei diesen Sorten hatte die Züchtung schon vor Projektstart begonnen. Wir können uns aber in den nächsten Jahren auf neue, gute Sorten freuen. Die Weichen dafür werden unter anderem in Forschungsprojekten wie ECOBREED gestellt.
Der Sojabohnen-Feldtag 2023 in Pöttmes war sehr gut besucht und zeigte anschaulich die Unterschiede der Sorten.
POPULATIONEN (ökologisches heterogenes Material)
Beim Weizen waren schon Populationen aus Deutschland, Großbritannien und Ungarn auf dem Markt, so dass sie von Anfang an in den Demoversuchen getestet werden konnten. Dabei zeigten diese Populationen gute Ergebnisse hinsichtlich Umweltstabilität (Ertrag und Qualität) und Krankheitstoleranz, aber sie lagen in der Regel nicht an der Spitze. Im Rahmen des Projekts wurden erstmals auch Populationen bei Sojabohnen und Buchweizen entwickelt und getestet. Daher ist die Anzahl der Ergebnisse noch begrenzt. Bei der Buchweizen-Population zeigte sich klar, dass sie aufgrund ihrer längeren Blütezeit nur für die Gründüngung, nicht jedoch für die Kornnutzung, geeignet ist. Bei den Kartoffeln wurde auf die Methode „Züchtung von Populationen“ verzichtet, weil diese als nicht erfolgsversprechend eingeschätzt wurde. Es sollte doch jede Knolle gleich aussehen und schmecken. Hier wurde junges Zuchtmaterial zusammen mit den beteiligten Landwirtinnen und Landwirten auf den Betrieben geprüft. Die Ergebnisse zeigen, dass bei der Züchtung von Populationen ebenso intensive Zuchtarbeit notwendig ist wie bei der Züchtung von „normalen“ Sorten. Die Populationen haben das Potenzial, sich auf dem Betrieb weiterzuentwickeln. Daher sollen sie nachgebaut werden.
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Züchterinnen der Saatzucht Selgen beim Kreuzen von Weizensorten.
KARTOFFEL VERBINDET
Viel fachlichen Input bietet die 7. Internationale Kartoffelbau-Fachtagung von Bioland, Naturland und Bio Austria vom 22. bis 24. Januar 2025 im Kloster Plankstetten in Bayern: Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Beratung und Praxis informieren zu verschiedenen, aktuellen produktionstechnischen Themen – ein besonderer Fokus liegt 2025 auf Herausforderungen wie zum Beispiel die Effekte
BUCHWEIZEN
Bei Buchweizen mussten die Sorten in zwei Gruppen unterteilt werden: Sorten zur Kornnutzung mit möglichst gleichmäßiger Abreife und Sorten zur Gründüngung mit guter Biomasseproduktion und langer Blüte für Insekten. Buchweizen wird die Fähigkeit zur Allelopathie zugesprochen – die Fähigkeit, benachbarte Pflanzen hauptsächlich durch Wurzelexsudate an der Keimung zu hindern. In den Labor- und Gewächshausversuchen zeigte sich, dass es deutliche Sortenunterschiede gibt. Einige Sorten förderten sogar die mitausgesäten Unkräuter. Die Versuche wurden auch mit Weizen durchgeführt. Auch hier gab es deutliche Sortenunterschiede: Die besten Sorten waren Capo, Ehogold, MV Kolompos und Usita, während Barranco und Moschus relativ schlecht abschnitten. Im weiteren Verlauf der Vegetation ist natürlich die Beschattung ein wichtigerer Faktor gegen die Verunkrautung.
des Klimawandels, Stolbur, Neophyten und Drahtwurm. Beim Marktforum diskutieren Vertreterinnen und Vertreter aus Handel und Marktbeobachtung über aktuelle Marktentwicklungen. Zudem besteht die Möglichkeit, in verschiedenen Grundlagenforen fachliches Wissen aufzufrischen. Und wie immer gibt es ausreichend Zeit für den persönlichen Austausch. Kurz: Die 7. International Kartoffelbau-Fachtagung ist DAS Forum für alle, die gemeinsam den ökologischen Kartoffelbau weiterentwickeln möchten. Alle weiteren Infos zur Tagung sind auf www.bioland. de/kartoffelbautagung zu finden.
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Mit insgesamt rund 300 qualifizierten Mitarbeiter / innen in Baden-Württemberg und Sachsen werden Kunden vor allem in Europa, aber auch weltweit beliefert.
Die Rubinmühle lebt höchste Qualität. Sie wählt Rohstoffe und deren Herkünfte bewusst und schafft so eine Verbindung zu den Erzeugern, die unsere Produkte ermöglichen.