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LIEBE NATURLAND BÄUERINNEN UND BAUERN!
Der Öko-Landbau hat das Ziel und den Anspruch, unsere natürlichen Ressourcen zu schützen und zu regenerieren. Sauberes Grundwasser, gesunde Böden, eine artenreiche Umwelt sind wesentliche Grundlagen der Landwirtschaft; ihr Erhalt gehört zu den wichtigsten Leistungen des Öko-Landbaus. Dabei haben sich die äußeren Rahmenbedingungen, unter denen wir auf dieses Ziel hinarbeiten, über die Jahre gewandelt.
Besonders spürbar sind die Auswirkungen von Klimawandel und Artensterben, welche die Betriebe vor praktische Herausforderungen stellen und zugleich neue gesellschaftliche Anforderungen zur Folge haben. Dazu kommt ein Markt, der höhere Umweltleistungen – obgleich gesellschaftlich gefordert – oftmals noch immer nicht angemessen entlohnt. Das Förderprogramm Artenvielfalt ist einer der Wege, wie Naturland seine Mitgliedsbetriebe dabei unterstützt, den gesellschaftlichen Anforderungen in einer Weise gerecht zu werden, die auch ihre eigenen ökonomischen Bedürfnisse in Rechnung stellt.
Zu den großen Herausforderungen vieler Betriebe zählt auch die Nährstoffversorgung im ökologischen Ackerbau. Im Mai hat nun die Naturland Delegiertenversammlung eine Richtlinienanpassung im Bereich Nährstoffe beschlossen. Damit kommt ein jahrelanger Prozess intensiver Diskussionen und Abwägungen endlich zu einem erfolgreichen Ende. Die Richtlinienanpassung ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg, Nährstoffkreisläufe besser zu schließen und dabei zugleich die ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit des ÖkoAckerbaus zu steigern. Die Details lesen Sie auf den Seiten 12 bis 15.
Herausforderungen im Bereich Nährstoffe resultieren auch daraus, dass die ökologische Tierhaltung u. a. durch politische Vorgaben immer mehr unter Druck gerät. Jüngstes und dramatischstes Beispiel sind die neuen Weidevorgaben der EU-Kommission. Naturland kämpft in verschiedenen, teils auch ungewohnten Bündnissen weiterhin dafür, hier doch noch zu einer praktikablen Umsetzung der Vorgaben zu kommen.
Redaktion: Markus Fadl, Roman Goldberger (leitend), Walter Zwingel redaktion@naturland-beratung.de
Titelfoto: Roman Goldberger
Grafik & Layout: Werbeagentur Oberhofer, Ingolstadt Alison Goldberger, Rainbach
Druck: Riegler Druck, Pfaffenhofen
Bezug: Die Fachzeitschrift erscheint sechsmal im Jahr im Umfang von mind. 80 Seiten. Der Bezugspreis der Naturland Nachrichten ist im Mitgliedsbeitrag enthalten.
Alle namentlich gekennzeichneten Artikel geben die Meinung des Verfassers wieder. Die Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck ist nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion zulässig.
Wir formulieren in unseren Texten die weibliche und männliche Form aus. Wenn dies die Lesbarkeit beeinträch-
tigt, verwenden wir die generische Form – diese schließt Frauen dann selbstverständlich ein.
DER UMWELT ZULIEBE
Die Naturland Nachrichten werden aus Recyclingpapier (Blauer Engel) und mit natürlichen Farben ohne Mineralöl hergestellt. Druck und Versand erfolgen -neutral durch Kompensation. Daher darf die Zeitschrift – als Ganzes – den Blauen Engel tragen.
www.blauer-engel.de/uz195 ressourcenschonend und umweltfreundlich hergestellt emissionsarm gedruckt · aus 100 % Altpapier IP3
20 MEHR ALS NUR GETREIDE
Sonderkulturen als interessante Alternative
22 ÖLFRÜCHTE IM BIO-ANBAU
Öllein, Mohn & Co: Wertvoll, aber anspruchsvoll
26 RISPENHIRSE
Trockenheitstolerant für Mensch und Tier
30 PSEUDOGETREIDE
Quinoa, Amarant und Chia: Trendig mit hohen Anforderungen 34 DRUSCHGEWÜRZE
Fenchel, Kümmel und Anis lockern die Fruchtfolge auf
38 FELDGEMÜSE
Mehr Wertschöpfung mit Zwiebeln, Möhren und Rote Bete
RIND & GRÜNLAND
46 KÄLBERGRIPPE
Früh erkannt – wirksam vorgebeugt
47 NEUE BROSCHÜRE
Gute Praxis in der Öko-Rindermast
49 AUS DEM PODCAST
Sauertränke für Kälber
50 WEIDE-NACHSAAT
Tipps für die Saat auf Ackerflächen
54 ABGESTUFTE
GRÜNLANDNUTZUNG
Mehr Ertrag, weniger Dünger
SCHWEIN & GEFLÜGEL
60 AUS DEM PODCAST Ferkelverluste reduzieren
61 TIERHALTUNGSKENNZEICHNUNG
Jetzt die Kennnummer beantragen
62 JUNGHENNEN
Gut vorbereitet in die Legezeit
ACKERBAU & TECHNIK
64 AUS DEM PODCAST
Ackerbau-Folgen in WIR BIO-BAUERN
66 QUALITÄT ERHACKEN
Getreide in weiten Reihen anbauen
70 PRAXIS-CHECK Ökofeldtag auf dem Naturland Betrieb Heindl
12 NÄHRSTOFFRICHTLINIE
Mehr Leguminosen, mehr Nährstoffe, mehr Nachhaltigkeit
14 INTERVIEW
„Wir stärken die regenerative Kraft von Bio“
42 MARKT-GEFLÜSTER
Aus dem Nähkästchen geplaudert
43 RIND & SCHWEIN
Gesucht und gesucht 44 GETREIDE
Markt ist uneinheitlich 45 SPEZIALGETREIDE &
Neue Impulse
6 POLITIK & VERBAND Aktuelles rund um Naturland
8 AKTUELLES
Das Naturland in Bildern
10 EHRENAMT
Das neue Naturland Präsidium
16 SOLIDARISCHE
LANDWIRTSCHAFT
Gemeinschaft ernten am Naturland Betrieb Pabst
19 WIR BIO-BAUERN
Neuer Instagram-Kanal für Landwirtinnen und Landwirte
KOMMENTAR
Von
Marcus Nürnberger, Naturland
e.V.
Es geht los mit einem Knall: Weniger Geld für die GAP nach 2027 und nur noch eine Säule! Das verkündete EU-Agrarkommissar Hansen Mitte Juli. Was das konkret bedeutet, ist noch völlig offen. Allerdings sollen die Mitgliedsstaaten mehr Raum bei der Ausgestaltung erhalten. Bei gleichzeitiger Abschaffung der Mindestanforderungen (GLÖZ) droht die GAP zu einer reinen Flächenförderung zu verkommen. Die aktuell noch vorgesehene Kappung und Degression wird das Ende der Verhandlungen sicher nicht überstehen. Agrarkommissar Hansen ist jetzt aufgefordert, klare Vorgaben für die weitere Ausgestaltung zu machen. Herausforderungen gibt es viele: Verlust der Artenvielfalt, Klimawandel und sauberes Trinkwasser sind nur einige. Statt nationaler Alleingänge braucht es vielmehr die europäische Vision einer ökologischen Landwirtschaft, die gesellschaftliche Forderungen erfüllt und für die kommende Generation attraktiv ist.
ANKÜNDIGUNG ZUR GAP BLEIBT VAGE
Am 16. Juli hat die EU-Kommission in Brüssel ihre Vorschläge für den mehrjährigen Finanzrahmen (MFR) und auch für die gemeinsame Agrarpolitik nach 2027 vorgestellt. Während das Budget des EU-Haushalts (MFR) von 1,2 auf 2 Billionen Euro steigt, reduziert sich der Agrarhaushalt um fast ein Viertel auf 293,7 Milliarden Euro.
In der GAP soll es zukünftig nur noch eine Fördersäule geben. Die Mitgliedsstaaten sollen bei der nationalen Umsetzung mehr Mitgestaltungsmöglich-
keiten erhalten. Wichtige Aufgabenfelder sind neben der Einkommensstützung der Generationswechsel, Klimaschutz und die biologische Vielfalt. Eine bessere Krisenbewältigung, die Förderung von Innovationen und Wissenstransfer sind weitere. Die Details zur Umsetzung bleiben unklar. Mit der Vorstellung beginnt jetzt ein zweijähriger Abstimmungsprozess mit dem EU-Parlament und den Mitgliedsstaaten. Aber auch die Bauern- und Umweltverbände werden ihre Anliegen einbringen.
DAS WAREN DIE ÖKO-FELDTAGE 2025
Die Öko-Feldtage 2025 auf dem Wassergut Canitz in Sachsen präsentierten auf dem Acker und im Stall innovative Lösungen für die drängenden Herausforderungen der gesamten Landwirtschaft. Am 18. und 19. Juni nutzten über 9.000 Besucherinnen und Besucher die Gelegenheit, sich umfassend über die neuesten Entwicklungen im ökologischen Pflanzenbau und in der Tierhaltung zu informieren. Im Mittelpunkt standen neben dem Fokusthema „Wassermanagement“ der lebendige Austausch zwischen Jung und Alt, öko-
logisch und konventionell wirtschaftenden Landwirten sowie zwischen Praxis und Forschung – ein echtes Forum für Inspiration und Zusammenarbeit.
Rund 300 Programmpunkte boten vielfältige Einblicke: von klimaangepassten Fruchtfolgen, robusten Sorten und neuen Kulturen über Waldweide, Kompostierung, ressourcenschonende Bewässerung bis hin zu innovativen Geräten für die Bodenbearbeitung – wie etwa autonome Maschinen zum Unkrautmanagement.
NATURLAND NEUERSCHEINUNG: LEITFADEN BIODIVERSITÄT FÜR DEN WEINBAU
Mit dem neuen Leitfaden Biodiversität für den Weinbau möchte Naturland Sie unterstützen, die Vielfalt in Ihren Weinbergen weiter zu fördern.
Im Weinbau sind wir auf ein gesundes und gut funktionierendes Ökosystem angewiesen. Das betrifft die Verfügbarkeit von Wasser und Nährstoffen, die Regulierung von Schadorganismen im Weinberg, aber auch Herausforderungen wie den Klimawandel. Je vielfältiger ein Ökosystem, desto größer ist auch seine Resilienz.
Um die Lebensraum- und Artenvielfalt in der Wein-Kulturland-
schaft zu fördern, gibt es eine Fülle an Möglichkeiten: Der neue Band zum Weinbau versammelt auf insgesamt 58 reich bebilderten Seiten konkrete Maßnahmen und Tipps für die Praxis, von innovativen Konzepten im Begrünungsmanagement, über die biodiversitätsfördernde Nutzung von Randbereichen und Spitzzeilen, bis hin zu modernen Anbaukonzepten wie Vitiforst und KeylineDesign.
GEMEINSAM BODEN
GUT MACHEN
Beim diesjährigen NABU-Wettbewerb „Gemeinsam Boden gut machen“ konnten sich gleich fünf Naturland Betriebe durchsetzen. Sie wurden im Rahmen des Umweltfestivals Anfang Juni in Berlin für ihre beispielhafte Umstellung auf Bio ausgezeichnet. Der alljährlich stattfindende Wettbewerb
soll Betriebe, die frisch auf ÖkoLandbau umgestellt haben, bei der Finanzierung der Umstellung unterstützen. Die Bewerbungsfrist für den kommenden Wettbewerb läuft noch bis 15. September. Meden Sie sich bei Interesse gerne bei Sonja Straß (s.strass@naturland.de).
Der Leitfaden wurde in enger Zusammenarbeit mit engagierten Naturland Winzern sowie mit Expertinnen und Experten verschiedener Institutionen und Verbände entwickelt. Vielen Dank an alle, die mitgewirkt haben. Hier können Sie die Broschüre herunterladen oder eine PrintAusgabe bestellen:
Autorin: Carolin Pieringer, Naturland e.V
NATURLAND REGENERATIVE
Das neue Nachhaltigkeitsprogramm „Naturland Regenerative“ unterstützt Weinbau-Betriebe dabei, Nachhaltigkeit als betriebliche Entwicklungschance zu nutzen. Im Fokus stehen Bodenfruchtbarkeit, Biodiversität und Resilienz. Der WeinbauSpitzenverband VDP erkennt das Programm als Nachhaltigkeitsnachweis an. In der Pilotphase 2025 nehmen 20 Betriebe teil, 2026 folgt die breite Öffnung. Kernelemente: Monitoring, Beratung und Peer-toPeer-Lernen. Ziel ist es, Winzerinnen und Winzer beim Wandel hin zu regenerativem Anbau zu begleiten. Auch andere Kulturen könnten künftig folgen. Weitere Infos dazu in der kommenden Ausgabe der Naturland Nachrichten.
Das Naturland
in Bildern
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1 Ende Mai war Naturland erstmalig in Österreich auf der Wieselburger Messe dabei. Schon Anfang September gibt’s die nächste Gelegenheit: Hans-Peter Jud und Isabella Hiebaum von der Beratung für Naturland freuen sich auf Ihren Besuch am Naturland Stand auf der Rieder Messe Anfang September.
2 Klimawandel und Biodiversitätskrise stellen auch Bio-Winzerinnen und Bio-Winzer vor neue Herausforderungen. Im Juni stellte Naturland das neue Nachhaltigkeitsprogramm „Naturland Regenerative“ vor. Das Programm wird vom Weinbau-Spitzenverband VDP als Nachhaltigkeitsnachweis anerkannt.
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Im Bild Weinbauberater Dr. Wolfgang Patzwahl (re.) mit Naturland Winzer Daniel Sauer.
3 Am 23. Juni wurde am Versuchsund Bildungszentrum Kringell (Bayern) der symbolische Spatenstich für den Bau eines neuen Kälberstalls gesetzt. Mit dabei waren Hubert Weigand von der Beratung für Naturland (rechts) und Thomas Lehner, der Leiter des Naturland zertifizierten Staatsguts (3. v. li.).
4 Die Öko-Feldtage im Juni 2025 auf dem Wassergut Canitz waren eine große Vernetzungs- und Wissensplattform für die Bio-Branche. Die
Naturland Organisationen waren auch dieses Jahr wieder mit ihren Partnern an drei Ständen im Innen- und Außenbereich vertreten.
5 Bei der größten Fachausstellung im Norden, der Tarmstedter Ausstellung im Juli, durfte auch Naturland nicht fehlen. Julius Heise von der Beratung für Naturland begrüßte die interessierten Besucherinnen und Besucher.
6 Der Naturland Betrieb von PeterMatthias Schilling und Stefanie Lengenfelder aus Pommelsbrunn gewann den zweiten Platz der Wiesenmeisterschaften. Seit 2009 ehren die Lan-
desanstalt für Landwirtschaft und der BUND Naturschutz in Bayern Landwirte für artenreiche Wiesenbewirtschaftung. Dieses Jahr fand die Wiesenmeisterschaft im östlichen Mittelfranken statt. 27 Betriebe wurden für ihre vorbildliche, artenreiche Wiese oder Weide geehrt.
7 Bewusste Ernährung stand im Mittelpunkt eines Pressetermin von Aldi Süd am Naturland Betrieb Grimm in Külsheim, Nähe Würzburg. Der ehemalige Skirennfahren Felix Neureuther sprach darüber mit Thomas Neumaier, Geschäftsführer der Beratung für Naturland (li.).
Fotos: Naturland, Staatsgut Kringell, LfL
NATURLAND PRÄSIDIUM DAS NEUE
Auf der regulären Delegiertenversammlung im Mai in Fulda wurde turnusgemäß ein neues Präsidium gewählt.
Dank des besonderen ehrenamtlichen Engagements gab es für sechs Präsidiumsplätze zehn Kandidatinnen und Kandidaten. Den gesetzlichen Vorstand nach §26 BGB bilden Hubert Heigl, Rembert Wellen und Jürgen Herrle. Als gleichermaßen stimmberechtige Beisitzer wurden Marion Bohner, Zeno PiattiFünfkirchen und Jörg Hansen gewählt.
HUBERT HEIGL
Gemeinsam mit seiner Frau und seinem Sohn bewirtschaftet Hubert Heigl derzeit 105 ha. Auf dem extensiven Standort im Landkreis Regensburg werden Getreide- und Kleegras für den Lebensmittelmarkt und als Futtermittel angebaut. Schwerpunkt des Betriebes sind ca. 90 Sauen und die Ferkelproduktion. Der 60jährige Heigl kommt von einem bäuerlichen Nebenerwerbsbetrieb. Nach dem Studium war er 20 Jahre als Berater für Tierhaltung tätig. Seit vielen Jahren engagiert er sich unter anderem im Vorstand der LVÖ und dem Aufsichtsrat der NaturlandMarktgesellschaft. Nach seiner Wiederwahl ist Heigl vom Vorstand zum Naturland Präsident gewählt worden.
REMBERT WELLEN
Der gebürtige Emsländer ist auf dem elterlichen Betrieb mit drei Brüdern aufgewachsen. Seine landwirtschaftliche Ausbildung hat Rembert auf Betrieben u.a. in Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen absolviert. Nach Stationen als stellvertretender Betriebsleiter und auf dem elterlichen Betrieb war er Vorstandsassistenz in der KTG Agrar. Hier hat er die ökologische Landwirtschaft kennen und schätzen gelernt. Heute bewirtschaftet der 43jährige gemeinsam mit seinem Bruder 1.300 ha ökologisch sowie extensives Grünland mit ca. 150 Mutterkühen eigener Nachzucht und ca. 200 Weidemastfärsen in Mecklenburg-Vorpommern. Er übernimmt das Amt des Vizepräsidenten.
JÜRGEN HERRLE
MARION BOHNER
Gemeinsam mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern bewirtschaftet die 47jährige einen Milchviehbetrieb in Oberschwaben. Betriebliche Besonderheiten sind der Kompoststall, muttergebundene Kälberaufzucht sowie Mob-Grazing. Neben Familie, Betrieb und Ehrenamt arbeitet die medizinische Fachangestellte noch mehrere Tage pro Woche in einem sozialpädiatrischen Zentrum. Bohner gehörte dem Präsidium schon in der vergangenen Legislaturperiode an. Besonderes Augenmerk legt die überzeugte Ökobäuerin auf die Rolle der Frauen und die Wertschätzung ihrer Leistungen in der Landwirtschaft.
JÖRG HANSEN
Im unterfränkischen Ramsthal bewirtschaftet Jürgen Herrle seit zehn Jahren mit seiner Frau Julia den Zehntfreyhof mit 120 ha. Schwerpunkt des viehlosen Ackerbaubetriebes ist die Saatgutvermehrung, dessen Aufbereitung und Absackung sowie die Aufbereitung von Speisesoja. Zuvor hat Herrle sein Wissen 20 Jahre an unterschiedlichen Stellen innerhalb der Naturlandfamilie als hauptamtlicher Mitarbeiter eingebracht: Zu Beginn als Berater und später als Spezialist für ökologische Schweinehaltung. Zwischenzeitlich leitete er als Geschäftsführer die Beratung für Naturland. Der heute 50-jährige ist seit fünf Jahren im Aufsichtsrat der Marktgesellschaft der Naturland Bauern AG.
ZENO PIATTI-FÜNFKIRCHEN
Zusammen mit seinem Vater verwaltet Piatti-Fünfkirchen den Gutsbetrieb Stutenhof in Niederösterreich. Bewirtschaftet werden rund 2.000 ha Land- und Forstwirtschaft. Eine Besonderheit des schon seit 1982 ökologischen Betriebs ist seine grenznahe Lage. Die Flächen liegen je zur Hälfte in Österreich und in Tschechien. Piatti-Fünfkirchen ist 35 und der erste Österreicher im Präsidium. Als Vizepräsident der Vereinigung der Land & Forstbetriebe Österreich und Obmann der ARGE Agroforst beschäftigt sich Piatti schon lange mit agrarpolitischen Herausforderungen auf nationaler und internationaler Ebene.
Gemeinsam mit seiner Frau bewirtschaftet der gebürtig aus RheinlandPfalz stammende Hansen einen Betrieb nahe Grömitz in Schleswig-Holstein. Auf 250 ha wird vorrangig Winter- und Sommerweizen, Hafer, Gerste, Roggen und Dinkel, Triticale und Ackerbohne als Saatgut vermehrt, dann aufbereitet und verpackt. Nach seiner Lehre und dem Studium war der heute 50jährige als Ökokontrolleur in Deutschland und Brasilien tätig. Ein Schwerpunkt seiner Kontrolltätigkeit waren Weinbaubetriebe. Hansen war viele Jahre als Landesvorsitzender in Schleswig-Holstein und als Delegierter im Naturland Ehrenamt aktiv.
AUTOR
Marcus Nürnberger
Naturland e.V.
Neue Nährstoffrichtlinie
MEHR LEGUMINOSEN, MEHR NÄHRSTOFFE,
mehr Nachhaltigkeit
Auf der Delegiertenversammlung im Mai wurde eine überarbeitete Nährstoffrichtlinie verabschiedet. Der geänderte Richtlinientext liegt dieser Ausgabe bei. Wir erklären die wichtigsten Änderungen und welche Chancen für die Naturland Betriebe darin liegen.
Der ökologische Ackerbau steht vor großen Herausforderungen. Das rasante Fortschreiten von Klimawandel und Artensterben erfordert eine Anpassung an neue Umweltbedingungen, gleichzeitig müssen die Betriebe wirtschaftlich effizienter werden, um in einem sich wandelnden Markt bestehen zu können. Vor diesem Hintergrund hat der Fachausschuss Ackerbau seit 2021 daran gearbeitet, die Naturland Richtlinien in Sachen Nährstoffe zu überarbeiten und fit für die Zukunft zu machen. Ziel war es, die Nachhaltigkeit des Naturland Ackerbaus in doppelter Hinsicht zu stärken: ökonomisch und ökologisch.
Um das zu erreichen, setzen die Änderungen an zwei Hauptpunkten an: Zum einen geht es darum, durch bessere regionale Kooperationsmöglichkeiten neue Nährstoffquellen zu erschließen. Zum anderen werden die Vorgaben zum Anbau von Hauptfruchtleguminosen flexibler gestaltet, wobei Feldfutterleguminosen (Kleegras, Luzerne), die hier den wichtigsten Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten (Humusaufbau, Artenvielfalt), künftig mittels einer abgestuften Anrechenbarkeit besonders gewichtet werden.
Leguminosen stärken
Der Mindestanteil von 20 Prozent Leguminosen in der Fruchtfolge bleibt grundsätzlich bestehen, die Betriebe bekommen aber mehr Freiheit, wie sie diesen Anteil erbringen. Während die Vorgabe sich bislang nur auf Hauptfruchtleguminosen bezog, können künftig auch Zwischenfrüchte und Untersaaten angerechnet werden. Entscheidend ist dabei, mit welchem Faktor diese Anrechnung erfolgt.
Leguminosen in klassischen Zwischenfruchtmischungen oder Untersaaten werden mit dem Faktor 0,5 angerechnet, bei überwinternden Zwischenfrüchten oder Körnerleguminosen in der Hauptfrucht liegt der Faktor bei 0,66. Feldfutterleguminosen mit weniger als zwei Nutzungsjahren werden wie bisher 1:1 angerechnet. Bleiben Kleegras oder Luzerne mindestens zwei Jahre oder länger auf dem Acker, dann wird das künftig durch den erhöhten Anrechnungsfaktor von 1,5 besonders belohnt.
Im Ergebnis ermöglicht diese flexible Herangehensweise eine ökologische Intensivierung, bei der eine bessere Nähstoffversorgung Hand in Hand geht mit
Künftig sind auf Antrag auch neue Nährstoffkooperationen möglich. Zudem werden Kleegras und Luzerne bei mindestens zweijähriger Nutzung mit einem höheren Faktor (1,5) belohnt.
mehr Artenvielfalt, mehr Klimaschutz und mehr Humusaufbau in der Fläche. Funktionieren kann das allerdings nur, wenn für die zusätzlichen Feldfutterleguminosen auch eine sinnvolle Verwertung gegeben ist. Gerade in viehschwachen Regionen mangelt es aber schon heute oftmals an geeigneten Kooperationspartnern, die das Futter abnehmen und im Gegenzug organischen Dünger liefern. Deshalb werden die Kooperationsmöglichkeiten hier ausgeweitet.
Ausweitung der Nährstoffkooperationen
Wo kein Bio-Betrieb als regionaler Kooperationspartner zur Verfügung steht, konnte schon bislang auf Festmist oder Kompost von konventionellen Betrieben zurückgegriffen werden, alternativ auch - bei Belieferung mit Fermentationsstoffen - auf Gärreste aus konventionellen Biogas-Anlagen. In beiden Fällen galt aber bislang, dass konventionelle Wirtschaftsdünger in flüssiger Form ausgeschlossen waren – im direkten Nährstofftausch ebenso wie auf dem Umweg über die Biogasanlage. Hier findet nun eine streng regulierte
Öffnung statt. Wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind, sind künftig auf Antrag auch Nährstoffkooperationen möglich, die den Einsatz von flüssigen Wirtschaftsdüngern aus konventioneller Rinderhaltung beinhalten. Dafür gelten dann spezielle Kriterien der Qualitätssicherung, die weiterhin klar über die Vorgaben der EU-Öko-Verordnung hinausgehen:
• Der Kooperationsbetrieb muss mindestens die Kriterien der Tierwohl-Haltungsstufe 3 erfüllen.
• Die Fütterung der Tiere muss garantiert GVO-frei sein.
• Ein Antibiotika-Monitoring ist obligatorisch.
• Der Naturland Betrieb muss mindestens zehn Prozent Feldfutterleguminosen anbauen und den Kooperationsbetrieb beliefern. Das gilt auch bei Kooperation mit einer Biogasanlage; ein einfacher Zukauf von Gärsubstrat ist in diesem Fall nicht zulässig.
• Dagegen entfällt die Belieferungspflicht bei Biogasanlagen, in denen keine Gülle vergoren wird.
• Konventionelle Schweinegülle bleibt weiterhin ausgeschlossen, ebenso Hühnerkot aus konventioneller Haltung.
Eine Besonderheit gilt für Betriebe außerhalb von Europa, da Rindermist insbesondere in Asien, aber auch in vielen Ländern Afrikas und Südamerikas kaum verfügbar ist, weder konventionell noch bio. Weit verbreitet ist dagegen die Hühnerhaltung, die aber in diesen Regionen praktisch nie bio-zertifiziert ist und als Nährstoffquelle deshalb bislang ausschied. Als Antwort auf diese besondere Herausforderung findet hier nun eine ebenfalls streng regulierte Öffnung statt. Sind keine anderen Nährstoffe verfügbar, darf Hühnermist aus kleinbäuerlicher oder nicht-industrieller Tierhaltung künftig auf Antrag eingesetzt werden. Voraussetzung ist die Erfüllung von QS-Kriterien zu Haltung und Besatzdichte, die sich an den entsprechenden Kriterien der Bio-Kontrollstellen für die jeweilige Weltregion orientieren.
„WIR STÄRKEN DIE regenerative Kraft von Bio.“
Mit der überarbeiteten Nährstoffrichtlinie reagiert Naturland auf ein langjähriges Problem im Öko-Ackerbau. Stefan Veeh erklärt, warum es neue Wege bei der Düngung braucht – und wie gleichzeitig der Anbau von Kleegras und Luzerne gestärkt wird, um Bio-Betriebe ökologisch sowie ökonomisch zukunftsfähiger aufzustellen.
Was ist der Grund für die Richtlinienänderung? Welche Ziele sollen erreicht werden?
Stefan Veeh: Seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten reden alle vom Nährstoffmangel im Öko-Ackerbau – trotz schier endloser Diskussionen hat sich bisher aber nie etwas getan. Es war höchste Zeit, dass wir dieses Problem auf Ebene der Richtlinien erneut angehen, damit die Betriebe eine Chance bekommen, mehr mögliche Düngequellen zu nutzen - inklusive des Potenzials von Biogas-Anlagen. Zugleich waren wir uns im Fachausschuss Ackerbau aber auch schnell einig, dass es um mehr gehen muss als nur darum, neue Dünger zuzulassen. Unser Ziel ist vielmehr, den ökologischen Ackerbau insgesamt nachhaltiger und zukunftsfähiger zu machen.
Deshalb spielt das Thema Leguminosen eine so zentrale Rolle. Indem wir insbesondere die Funktion der Feldfutterleguminosen deutlich stärken, stärken wir die regenerative Kraft von Bio insgesamt: durch mehr Humusaufbau, mehr Artenvielfalt und mehr Klimaschutz.
Was sind die größten Neuerungen?
Die Änderungen betreffen im Wesentlichen zwei Schwerpunkte: Wir stärken die Nährstoffbasis im Öko-Ackerbau, indem wir Möglichkeiten für neue Nährstoffkreisläufe eröffnen. Und wir unterstützen einen flexibleren, standortangepassten Anbau von Leguminosen, um auf diesem Weg insbesondere den Anbau von Klee- und Luzernegras zu stärken.
Der Anbau von Futterleguminosen wird mit der Richtlinienänderung stärker gefördert.
STEFAN VEEH
Stefan Veeh arbeitet seit sechs Jahren bei der Beratung für Naturland und ist hier federführend für die Ackerbauberatung verantwortlich. Zudem leitet er den Naturland Fachausschuss Ackerbau, in dem die Richtlinienänderung vorbereitet wurde.
Beides gehört eng zusammen und führt in Kombination dazu, dass die Betriebe sowohl ökologisch als auch ökonomisch nachhaltiger wirtschaften können.
Zur Stärkung der Nährstoffbasis gehört, dass unter bestimmten Voraussetzungen künftig auch Rindergülle aus konventionellen Kooperationsbetrieben zulässig sein kann. Das könnte beim einen oder anderen für Kritik sorgen. Was antwortest Du darauf?
Konventioneller Rindermist ist im Öko-Ackerbau schon immer erlaubt, bei allen Verbänden. Die Ablehnung der Gülle kommt aus den 1980ern und 90ern, als in der konventionellen Landwirtschaft Vollspaltenställe ohne Auslauf dominiert haben. Das hat sich grundlegend geändert, jedenfalls bei den Rindern.
Moderne Stallsysteme, wie zum Beispiel Tretmistställe findet man heute auch auf konventionellen Betrieben. Wird der anfallende Mist dann in den Misthof geschoben, ist es Mist, den auch ein Bio-Betrieb einsetzen darf. Wird dasselbe Material dagegen in eine Grube geschoben, dann ist es Gülle und für unsere Betriebe tabu. Logisch zu erklären sind solche Unterscheidungen nicht, was deshalb auch immer häufiger zu berechtigten Fragen aus der Praxis geführt hat. Die Rahmenbedingungen haben sich über die Jahre geändert und dafür wollten wir Antworten finden. Antworten, mit denen wir den Kreis-
laufgedanken von Bio stärken und zugleich unserem Tierwohlanspruch gerecht werden.
Inwiefern bleibt dabei der Abstand der Naturland Richtlinien zur EU-Öko-Verordnung gewahrt?
Es gibt weiterhin viele konventionelle Rinderställe, aus denen wir keine Gülle im System haben wollen. Und anders als bei EU-Bio bleibt bei Naturland konventionelle Schweine-Gülle ganz außen vor, ebenso wie konventioneller Hühnertrockenkot. Dort, wo wir die Kooperaionsmöglichkeiten für bestimmte Rinderhaltungssysteme öffnen, sichern wir das über zusätzliche Maßnahmen in der Qualitätssicherung ab. Dieses Zusammenspiel von Richtlinien und QS-Kriterien hat sich bereits beim Kompost sehr gut bewährt.
Wie würdest Du die Bedeutung der neuen Richtlinie einordnen?
Wir stärken regionale Nährstoffkreisläufe durch eine öko-regenerative Weiterentwicklung unserer Richtlinien. Damit gibt Naturland Antworten auf ein Problem, das eigentlich alle im ökologischen Ackerbau schon lange umtreibt. Ich glaube, Naturland kann damit durchaus beispielgebend für die gesamte Bio-Branche wirken.
Das Interview führte: Markus Fadl, Naturland e.V.
Foto: Goldberger, Naturland
Ann-Kristin Schmidt
Naturland e.V.
Ak.schmidt@naturland.de
AUTORIN
Gemeinschaft
ERNTEN
Solidarische Landwirtschaft kann für den einen oder anderen Betrieb ein Zukunftsmodell für den eigenen Hof sein. Für Naturland Bauer Holger Pabst war es genau der richtige Weg.
Ein warmer, sonniger Augusttag unter strahlend blauem Himmel. Vor dem grünen Bauwagen auf dem Gelände der Solawi Friedberg-Dorheim e.V. in Hessen blühen die Sonnenblumen. Es ist Erntehochsaison, und rund 100 Mitglieder der Solidarischen Landwirtschaft freuen sich über frisches, ökologisch angebautes Sommergemüse.
Die Idee: Landwirtschaft gemeinsam tragen
Solidarische Landwirtschaft will sein, was klassische Landwirtschaft häufig nicht ist: Gemeinschaftlich getragen von den Menschen vor Ort – angefangen bei den Kosten, über die Risiken bis hin zu den Ernteanteilen. Für Holger Pabst, Naturland Landwirt und Initiator der Solawi Friedberg-Dorheim, war der Funke schnell übergesprungen, als er 2015 einen Vortrag über das Konzept hörte: „Mir war sofort klar: Das ist der Weg, den ich mit meinem Betrieb gehen will.“ Er veröffentlichte einen Aufruf in der Lokalzeitung – etwa 30 Haushalte meldeten sich. Gemeinsam mit seiner Familie startete er die Solawi zunächst auf dem eigenen Grundstück. Der
Aufwand war enorm: Statt zwei bis drei wuchsen plötzlich rund 20 Kulturen, dazu kamen Organisation, Verteilung und Kommunikation mit den Mitgliedern. Schnell war klar: „Das kann keiner allein schaffen – so etwas geht nur im Team“, so Pabst.
Die Menschen hinter der Gemüsekiste
Der nächste Schritt war daher die Gründung eines Vereins und die Einbindung von engagierten Ehrenamtlichen – viele davon im Ruhestand. Sie helfen auf dem Acker und am Schreibtisch: Sie kümmern sich um die Kommunikation mit den Mitgliedshaushalten, bringen neue Ideen zur Weiterentwicklung ein und stehen für anfallende Tätigkeiten bereit. Zwei festangestellte Gärtner, eine Aushilfskraft sowie ein externer landwirtschaftlicher Berater bilden das Kernteam. Verstärkung kommt von einer ehemaligen Aushilfskraft der Lebenshilfe, einem Verein, der Menschen mit Behinderung unterstützt. Mittlerweile ist die Kollegin festangestellt. „Sie ist eine der zuverlässigsten Arbeitskräfte, die ich je hatte“, sagt Holger Pabst. So ist seine Landwirtschaft nicht nur eine solidarische, sondern auch eine soziale.
1 Landwirtschaft und (Mitglieder-)Verwaltung müssen in der Solawi gut zusammenarbeiten: Landwirt Holger Pabst ist im engen Austausch, u.a. mit den beiden Mitgliedern des Vorstands Sandra Klocke und Helmut Spohrs (v.l.n.r.).
2 Auf den 1,5 ha der Solawi Friedberg-Dorheim e.V. blüht und wächst es. Damit auch das Zusammenkommen nicht zu kurz kommt, gibt es einen kleinen Bauwagen mit Sitzgelegenheiten.
3 Heute wachsen dort rund 50 verschiedene Kulturen. Manches Gemüse fühlt sich im Gewächshaus am wohlsten.
Weitere Unterstützung kommt vom Netzwerk mit anderen Solawis und Bio-Betrieben aus der Gegend: Man teilt Wissen, Erfahrungen und auch mal Maschinen.
Geben und Nehmen auf dem Acker
1,5 Hektar hat Holger Pabst über einen Kooperationsvertrag an die Solawi verpachtet. Heute wachsen dort rund 50 verschiedene Kulturen. Darüber hinaus können einige zusätzliche Produkte wie Hülsen- und Zitrusfrüchte, Erdbeeren oder Spargel
über andere Betriebe und Kooperationen zugebucht werden. Auch Eier können die Mitglieder zusätzlich beziehen – denn Platz für 450 Hühner gibt es auf dem Hof genug. Im Sommer wöchentlich, im Winter alle zwei Wochen erhalten die Mitglieder ihren Ernteanteil, den sie selbst an drei Abholstellen in Friedberg, Bad Nauheim und direkt auf dem Hof abwiegen. Dabei gilt Fairness und Achtsamkeit: „Niemand nimmt sich nur die schönsten und größten Gemüsestücke“, erzählt der Naturland Bauer. Was man selbst nicht mag oder verbrauchen kann, landet in der Tauschkiste oder die Nachbarschaft freut sich darüber.
Im Sommer wöchentlich, im Winter alle zwei Wochen erhalten die Mitglieder ihren Ernteanteil.
Die Solawi-Mitglieder holen ihre Ernteanteile direkt auf dem Hof ab. Dort wiegen sie die jeweils verfügbaren Mengen und halten sich an die Stückzahl pro Gemüse – damit alle ihren vollen Anteil erhalten.
Mehr als nur Gemüse
Aktuell beteiligen sich 100 Haushalte – von Singles bis Familien jeden Alters. Zwei- bis dreimal jährlich findet ein Plenum mit den Mitgliedern statt, bei dem offene Fragen besprochen werden. Regelmäßig werden Ernteeinsätze mit den Mitgliedern organisiert und es gibt ein wöchentliches „PEP“: Pflanzen, Ernten, Pflegen. Auch wenn das Engagement etwas zurückgegangen ist – bei den wöchentlichen Aktionen packen etwa sechs Menschen an und sind damit eine wertvolle Entlastung. Besonders beliebt: die Kultur-Patenschaften für Bohnen oder Tomaten. Wer sich darauf einlässt, hilft regelmäßig mit – und lernt nebenbei einiges über die jeweiligen Anforderungen der Kultur. Gemeinsames Kimchi- oder Sauerkrautmachen stärkt das „Wir-Gefühl“. Pabst: „So lernen sich die Solawi Beteiligten untereinander kennen und es entsteht ein gemeinschaftliches Verantwortungsgefühl – eine Grundidee der Solawi.“
Eine solidarische Zukunftsvision
Eine Solawi-Mitgliedschaft verlangt Verbindlichkeit – mehr als der Griff ins Supermarktregal. Das stellt für manche vielleicht eine Hürde dar. Aber: Zufriedene Mitglieder sind die besten Botschafter. Viele Solawis führen inzwischen Wartelisten.
Auch in Friedberg-Dorheim sind die Pläne groß: Diskutiert wird zum Beispiel über eine verstärkte Vernetzung mit anderen Solawis beim Einkauf von Jungpflanzen, einen Brunnenbau, den Aufbau eines Agroforstsystems und Agri-PV-Anlagen.
„Die Idee kann viel mehr als nur Menschen mit Gemüse versorgen“, sagt Holger Pabst. „Wenn wir gemeinsam Verantwortung übernehmen, können wir die Landwirtschaft der Zukunft gestalten – solidarisch, ökologisch, lebendig.
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TITEL THEMA ALTERNATIVEN IM ACKERBAU
Mehr als nur GETREIDE
Weite Fruchtfolgen sind typisch für den Öko-Landbau. Auch im Getreidebau ist Vielfalt in den Kulturen grundsätzlich von Vorteil. Doch Marktlage, Unkrautsituation, Lagermöglichkeiten oder auch die Klimaänderung schränken die Auswahl der Getreidearten ein. Sonderkulturen können dann zu interessanten Alternativen werden.
Viele Bio-Bäuerinnen und BioBauern denken über mögliche Alternativen in ihrem Anbau nach. Wirtschaftliche Überlegungen spielen hierbei eine wichtige Rolle, aber auch ackerbauliche Aspekte oder einfach nur der Reiz des Neuen. Mit einer Erweiterung der Fruchtfolgen lassen sich Anbau- und Vermarktungsrisiken tendenziell besser abpuffern. Gleichzeitig sind damit aber auch neue Herausforderungen verbunden. Vor einer Erweiterung des Kulturspektrums sollten deshalb fünf grundlegende Fragen geklärt werden:
1. Passen die Kulturen zu meinem Standort? Benötigen sie eventuell Bewässerung?
2. Ist Spezialtechnik nötig –zum Säen, Pflegen oder Ernten?
3. Wer übernimmt Lagerung, Reinigung und Aufbereitung?
4. Gibt es spezifische Vermark-
tungsanforderungen (Sorte, Qualität etc.)?
5. Welche Anbaurisiken bestehen – und wie kann ich ihnen begegnen?
Im Öko-Landbau gibt es zahlreiche interessante Kulturen, die sich gut in bestehende Ackerbausysteme integrieren lassen. Vor allem Druschfrüchte können oft mit schon vorhandener Technik angebaut werden und neue Vermarktungsmöglichkeiten bieten. Etwas anspruchsvoller sind Ölfrüchte oder Druschgewürze. Der Anbau ist mit gängiger Technik zwar meist machbar, es werden aber höhere Ansprüche an Kulturführung, Lagerung und Aufbereitung des Erntegutes gestellt.
Noch herausfordernder wird es bei Feldgemüse. Hier werden
Spezialmaschinen benötigt und der Anbau der Kulturen stellt
noch einmal ganz andere Ansprüche an Boden, Wasserversorgung, Manpower – und auch an Lagerung und Verarbeitung.
In den folgenden Artikeln stellen wir verschiedene Kulturgruppen vor, die die Fruchtfolge sinnvoll ergänzen können. Denn ÖkoAckerbau ist mehr als nur Getreide.
AUTOR
Stefan Veeh
Beratung für Naturland s.veeh@ naturland-beratung.de
IM BIO-ANBAUÖlfrüchte
Wertvoll, aber anspruchsvoll: Ölfrüchte bringen Vielfalt in die Fruchtfolge – und Herausforderungen in Anbau und Vermarktung. Was Bio-Betriebe beachten sollten, erfahren Sie im Überblick.
Ölfrüchte sind für viele Betriebe reizvolle Kulturen in der Fruchtfolge. Auch die Marktsituation hat sich deutlich verbessert, sodass viele Betriebsleiter überlegen, eine dieser Kulturen in den Anbau zu integrieren. Ölsaaten liefern nicht nur Speise- und Bratöle, sondern bilden auch die Basis für viele vegetarische oder vegane Brotaufstriche. Zudem bauen einige Direktvermarkter Ölfrüchte an, um sie in einer (betriebseigenen) Ölmühle zu verarbeiten und das erzeugte Öl direkt zu vermarkten. Im Vergleich zu Getreide bringen Anbau und Handhabung von Ölsaaten jedoch einige zusätzliche Herausforderungen mit sich.
Beratung für Naturland s.veeh@ naturland-beratung.de
Anspruchsvolle Kulturführung
Alle Ölfrüchte erfordern eine anspruchsvollere Kulturführung als Getreide. Umwelteinflüsse, Standortansprüche, tierische Schädlinge und Krankheiten entscheiden maßgeblich über den Anbauerfolg. Viele Ölsaaten benötigen für die Fetteinlagerung viel Wärme (z. B. Sonnenblume, Öllein). Im Gegensatz dazu bevorzugen Winterrübsen
und Winterraps ein eher kühles Klima mit hoher Luftfeuchtigkeit.
Vor allem wärmeliebende Kulturen wie die Sonnenblume haben einen hohen Wasserbedarf. Rund 400 mm Wasser sollten während der Vegetation über Boden oder Niederschlag verfügbar sein. Deshalb sollten diese Kulturen auch auf einem Standort mit guter Wasserführung angebaut werden – vor allem, wenn dort Frühsommertrockenheit häufig auftritt.
Neben dem Standort spielen Nährstoffversorgung und Stellung in der Fruchtfolge eine zentrale Rolle. Raps und Mohn profitieren von einer guten Vorfrucht (z. B. Körnerleguminosen) sowie einer zusätzlichen Düngung im Frühjahr mit schnell verfügbarem Stickstoff (etwa Gülle, Gärrest, Vinasse). Sonnenblume und Öllein hingegen reagieren empfindlich auf hohe Stickstoffnachlieferungen – diese können die Reife verzögern und Ertrag sowie Qualität mindern.
Auch Krankheiten spielen eine große Rolle, die Erreger vieler Ölpflanzen besitzen einen
AUTOR Stefan Veeh
BIORAPS
Raps kann die Bio-Fruchtfolge als Kreuzblütler gut auflockern. Er bevorzugt kühles, luftfeuchtes Klima und mittlere bis schwere Böden. Die Vorfrucht sollte in der Lage sein, Stickstoff im Herbst und Frühjahr nachzuliefern, insofern eignen sich Körnerleguminosen gut. Mit seiner tiefen Durchwurzelung hinterlässt Raps einen garen Boden und gilt seinerseits als gute Vorfrucht vor Wintergetreide. Die Unkrautbekämpfung erfolgt im Bio-Landbau in den meisten Fällen mittels Hackgerät, weshalb Bio-Raps in weiten Reihen (Sojaabstand) angebaut wird. Die nötige Anbaupause liegt bei drei bis vier Jahren.
breiten Wirtskreis. Besonders Sclerotinia (bei Sonnenblume, Soja, Raps, Senf, Ölrettich) und Botrytis (bei Sonnenblume, Öllein, Saflor) treten bei zu engen Fruchtfolgen verstärkt auf. Auch bei Zwischenfrüchten ist Vorsicht geboten – viele Ölpflanzen sind in Zwischenfruchtmischungen enthalten. Es empfiehlt sich hier eine Anbaupause von mindestens drei Jahren.
Saatbett nicht zu grob
Bereits die Saatbettbereitung entscheidet über eine gute Jugendentwicklung, ölhaltige Samen brauchen einen guten Wasseranschluss. Weder bei Winter- noch bei Sommerformen darf das Saatbett zu grob oder klutig sein, eine exakte Ablage auf die wasserführende Schicht und anschließende
Rückverfestigung sind in der Regel unverzichtbar.
Die mechanische Unkrautbekämpfung gelingt am besten mit einem Hacksystem. Besonders bei Raps kann eine frühe Saat auf problematischen Standorten zu vermehrtem und wellenartigem Auflaufen von Ackerfuchsschwanz führen. Standorte mit guter Befahrbarkeit im Herbst ermöglichen eine „entspannte“ Kulturführung. Auch bei Sommerformen wie Sonnenblume ist ein schneller, gleichmäßiger Auflauf entscheidend, um mit den Unkräutern Schritt zu halten. Wärmeliebende Kulturen reagieren empfindlich auf Kälteeinbrüche nach warmen Aussaattagen – sie „bleiben stehen“, während Unkräuter weiterwachsen. Gelingt die Jugendentwicklung, bie-
Während die Sonnenblume für die Fetteinlagerung viel Wärme benötigt, bevorzugt Winterraps ein eher kühles Klima mit hoher Luftfeuchtigkeit.
Öllein Eher anspruchslos bei Klima, aber leichte bis mittlere Böden mit guter Wasserversorgung
Leindotter Wie Öllein
Mohn (Achtung: Anbau muss bei der Bundesopiumstelle gemeldet werden!)
Mildes, warmes Klima und mittelschwere leicht erwärmbare Böden
Saflor Sommertrockenes, mediterranes Klima, leichte bis mittlere Böden (auch Grenzstandorte)
Hanf (Achtung: Hanfanbau muss beim BLE gemeldet werden!)
Mildes, warmes Klima mit gut erwärmbaren Böden
ten Raps, Sonnenblume oder Mohn meist eine gute Konkurrenzkraft. Nach Reihenschluss sind in der Regel keine weiteren Maßnahmen nötig.
Ernte mit Anpassungen
Bei der Ernte zeigen Ölsaaten große Unterschiede. Für Raps und Sonnenblume sind
• Wie beim Raps, aber Nährstoffansprüche deutlich geringer
• Kann gut nach Getreide angebaut werden
• Ideal nach Getreide, aber auch Mais oder Hackfrüchten
• Leguminosen als Vorfrucht scheiden aus, ebenso Raps
• „saubere“ Äcker ohne Unkrautdruck
• Nach Getreide (Winterform), nach Hackfrüchten oder Mais (Sommerform)
• Keine Leguminosen, Raps, Sonnenblume
• Nach Getreide, Mais oder Hackfrüchten
• Auch Gemengeanbau oder Untersaaten möglich
• Nicht nach Leguminosen, Raps, Sonnenblume
• „saubere“ Äcker ohne Unkrautdruck
• Gute Bodenstruktur notwendig
• Optimal: nach Getreide mit Kleegrasvorfrucht
• Direkt nach Körnerleguminosen
• Nicht nach Kartoffel, Raps, Sonnenblume
• Nach Getreide, Mais, Hackfrüchten
• Nicht nach Raps oder Sonnenblume
• Hanf reagiert extrem sensibel auf Verdichtungen
• Nach Getreide, Mais oder Hackfrüchten
• Nach Körnerleguminosen
• Nicht nach Raps oder Sonnenblume
Anpassungen am Schneidwerk erforderlich. Raps braucht eine Tischverlängerung sowie Trennmesser an den Seiten. Bei Sonnenblume helfen spezielle Schneidwerke oder Erweiterungen des Standardschneidwerks um Schiffchen und eine Abdeckung der Haspelzinken. Die Rapsernte lässt sich gut in die Getreideernte integrieren, viele
• Weißstängeligkeit (Sclerotinia)
• Wurzelhals- und stängelfäule (Phoma)
• Welke (Verticillium)
• Rübenzystenälchen (Nematoden)
3-4 s. Raps
4-5
6-7
4-5
• Weißstängeligkeit (Sclerotinia)
• Graufäule (Botrytis)
• Welke (Verticillium)
• „Leinmüdigkeit“
• Grauschimmel (Botrytis)
• Wurzelhals- und stängelfäule (Phoma)
• Welke (Verticillium)
• Leindotter ist nicht selbstverträglich
3-4
• Weißstängeligkeit (Sclerotinia)
• Graufäule (Botrytis)
4-5
3-4
• Weißstängeligkeit (Sclerotinia)
• Graufäule (Botrytis)
andere Ölfrüchte folgen erst danach. Eine besondere Herausforderung beim Drusch kann der Öllein sein, der zum Erntezeitpunk zwar schon reife Samen in den Kapseln hat, während aber das Stroh teilweise noch grün ist und sich dann um alle drehenden Teile am Mähdrescher wickeln kann. Hier helfen scharfe Messer und eine niedrige Has-
Öllein eignet sich in der Fruchtfolge als „abtragende“ Kultur, er reagiert empfindlich auf hohe Stickstoffnachlieferungen.
„ Schon vor dem Anbau müssen Abnehmer und Aufbereitung geklärt sein.“
peldrehzahl. Alternativ kann ein Schwaddruschverfahren zum Einsatz kommen, um das Stroh nachreifen zu lassen.
Grundsätzlich sollten Ölfrüchte nicht zu „scharf“ gedroschen werden, wobei auch die nachfolgende Reinigung nicht überfordert werden soll. Ein scharfer Drusch erzeugt Bruchkörner und verletzt Samenkapseln – das kann den Geschmack des Öls beeinträchtigen. Da Öle und Fette starke Geschmacksträger sind, beeinflussen Fehler bei Ernte, Aufbereitung und Lagerung die Qualität deutlich. Ran-
zige oder fehlerhafte Aromen können entstehen.
Vorplanung ist wichtig
Deshalb gilt: Schon vor dem Anbau müssen die Ansprüche des Abnehmers (z. B. Sorte, Verarbeitungseigenschaften) und die Möglichkeiten zur Aufbereitung geklärt sein. Wo und wie schnell können die Ölsaaten getrocknet, gekühlt oder belüftet werden? Vor allem Sommerungen mit langer Vegetationszeit erfordern meist eine Trocknung. Es hat sich gezeigt, dass bei den Ölfrüchten generell ein höherer
Kurz & knapp
Die Tabelle fasst die wichtigsten Anbauinformationen zusammen. Wie die Ausführungen zeigen, verlangen Ölfrüchte mehr Aufmerksamkeit als Getreide. Wer sich an ihren Anbau wagt, sollte zunächst Vermarktung und Aufbereitung klären – das gilt für alle Arten. Anschließend gilt es, die Kultur auf Standort, Fruchtfolge und Anbausystem abzustimmen. Mit einer guten Planung kann eine Ölfrucht als Blattfrucht eine wertvolle Ergänzung in getreidelastigen Fruchtfolgen sein.
Fremdbesatz nach dem Drusch vorhanden ist, deshalb sollte zumindest die Vorreinigung unverzüglich nach der Ernte erfolgen. Gerade auch bei Sonnenblumen sind die markhaltigen Pflanzenteile in Verbindung mit höherer Erntefeuchte ein Problem und können zum schnellen Verderb der Samen führen. Ein Qualitätsverlust im Lager führt häufig zu einer Abwertung beim Abnehmer – die Ware kann dann nicht mehr als Speiseware verkauft werden.
AUTOR
Werner Vogt-Kaute
Beratung für Naturland w.vogt-kaute@ naturland-beratung.de
Rispenhirse
Trockenheitstolerant für Mensch und Tier
Rispenhirse weckt aus zwei Gründen immer mehr Interesse: Einerseits als wärmeliebende und trockenheitstolerante C4-Pflanze.
Andererseits als Futterkomponente für Geflügel und Schweine mit hohem Gehalt an Methionin. Beide Aspekte geben der Rispenhirse aktuell einen richtigen Schub.
Der hohe Gehalt an Methionin macht Rispenhirse vor dem Hintergrund einer 100 % Bio-Fütterung zu einem wichtigen Bio-Futtermittel.
Im Mittelalter war Rispenhirse auch in Mitteleuropa eines der wichtigsten Nahrungsmittel für die Menschen. Im späten Mittelalter wanderte der Anbau in den Osten Deutschlands. Im 20. Jahrhundert verschwand die Rispenhirse in Deutschland dann nach und nach weitgehend aus dem Anbau. Forschung, Züchtung und letztlich auch der Anbau konzentrierten sich auf andere Kulturen wie Weizen, Roggen oder Kartoffeln, welche die Rispenhirse in eine Nische verdrängten. In Österreich hielt sich eine kleine Produktion (1970 etwa 1.000 ha). Erst mit der zunehmenden Bedeutung glutenfreier Lebensmittel und der Vollkornernährung ab den 80er Jahren rückte auch die Rispenhirse wieder etwas mehr ins Blickfeld.
Trockene und heiße Jahre, wie sie im letzten Jahrzehnt immer häufiger wurden, haben das Interesse an dieser Art befeuert, weil sie im Vergleich zu anderen Kulturen auch mit geringstem Wasserangebot gute Erträge erzielt. Allerdings war z.B. 2022 an einigen Standorten das Wasser selbst für die Rispenhirse zu wenig. Ganz ohne Wasser geht es auch bei ihr nicht.
Abnehmer vor der Saat finden
Während Rispenhirse für die menschliche Ernährung geschält werden muss (Ausnahme Braunhirsemehl), wird sie an Tiere mit der Schale verfüttert. Für die menschliche Ernährung ist ein gelbes Korn mit hohem Tausendkorngewicht gewünscht, für die Fütterung an Geflügel und Schweine ein hoher Gehalt an Methionin. Letzteres gewinnt gerade vor dem Hintergrund einer 100 % Bio-Fütterung an Bedeutung. In jedem Fall ist es notwendig, vor dem Anbau einen Abnehmer zu haben bzw. zu suchen. Die Öko-Futtermühlen sind größtenteils noch zurückhaltend gegenüber Rispenhirse, aber das Interesse steigt langsam.
Saat ab Mitte Mai
Der Anbau ist mit Getreide vergleichbar. Als Vorfrucht ist ein Wintergetreide ideal, nach dem eine
Zwischenfrucht angebaut werden kann. Die Zwischenfrucht darf gerne winterhart sein, wobei der Umbruchtermin sich nach den Wasserverhältnissen des Standorts richten muss. Die nicht frostharte Rispenhirse kann erst ab Mitte Mai gesät werden. Das Ziel ist ein schneller Auflauf und eine zügige Jugendentwicklung, da die Hirse in der Jugend kaum beschattet und damit nur eine schwach ausgeprägte Konkurrenzfähigkeit aufweist. Daher ist ein späterer Saattermin einem früheren oft überlegen.
Die Aussaatstärke beträgt zwischen 250 und 350 Körnern pro Quadratmeter, was bei einem Tausendkorngewicht von circa 7 g einer Menge von 20 bis 30 kg/ha entspricht. Zu dichte Bestände können zu Problemen in der Standfestigkeit führen, dünnere Bestände dagegen kompensieren die Pflanzen. Die wichtigsten Sorten werden in der Regel ca. 75 bis 95 cm hoch. Oft ist es sinnvoll, vor oder nach der Saat zu walzen, damit in dem lockeren Boden ein besserer Bodenschluss entsteht.
Die Rispenhirse befindet sich in Deutschland nicht im Artenverzeichnis der Saatgutver-
Die Erträge liegen durchschnittlich 20 % unter jenen, die ein Sommergetreide in der gleichen Fruchtfolgestellung erreichen würde. (oben).
SORTEN
Folgende Sorten stehen für den Anbau zur Auswahl:
Kornberger: Helles großes Korn für menschliche Ernährung. Die Gehalte an Methionin liegen unter dem Durchschnitt. Auf guten Standorten etwas lageranfällig.
Wodka: Allzwecksorte, die für die menschliche Ernährung und mit durchschnittlichen Gehalten an Methionin auch für die Fütterung geeignet ist. Auf guten Standorten etwas lageranfällig.
Unikum: Kleines Korn, daher nur für die Fütterung empfohlen.
Ab 2026: GL Ronja: Neuzüchtung aus Österreich. Allzwecksorte, die Kornberger und Wodka voraussichtlich ablösen wird.
Ab 2026: Pivo: Kleines rotes Korn. Für Geflügel- und Schweinefütterung und für Braunhirsemehl.
Die Saatzucht Gleisdorf wird im kommenden Jahr eine neue Sorte auf den Markt bringen. (unten).
ordnung. Daher wird anstatt zertifiziertem Saatgut Handelssaatgut angeboten (siehe Übersicht). Sie unterliegt nicht dem Sortenschutz, es fallen keine Nachbaugebühren an.
Hacke oder Striegel?
Unkraut kann ein ernst zu nehmendes Problem werden, insbesondere wenn wärmeliebende Unkräuter wie Melden, Amaranth, Unkrauthirsen oder Schwarzer Nachtschatten dominieren. In diesem Fall kann auf einen Reihenabstand von 20 bis 30 cm gesät und eine Maschinenhacke eingesetzt werden. Ansonsten würde der möglichst frühzeitige Einsatz eines Striegels ab dem knappen Dreiblattstadium ausreichen. Voraussetzung dafür ist, dass der Bestand gleichmäßig aufläuft.
Ertragspotenzial
Die Ernte findet im September statt, wobei nicht auf die Abreife des letzten Korns gewartet werden darf, weil die Rispenhirse etwas ungleichmäßig abreift. Der Drusch selbst ist einfach, aber es kann notwendig sein, die Körner zu trocknen. In vielen Fällen sind Unkrautsamen der Grund für feuchtes Erntegut. Daher ist die Reinigung sofort nach der Ernte manchmal eine Alternative, um trockenes Erntegut zu erhalten. Die Erträge liegen je nach Standort durchschnittlich 20 % unter denen, die ein Sommergetreide in der gleichen Fruchtfolgestellung erreichen würde. Das können je nach Standort zwischen 20 und 50 dt/ha sein. Die Hirsen mögen am liebsten gut erwärmbare Standorte wie Sandböden oder steinreiche Muschelkalkböden. Gute Nährstoffversorgung in Form von organischen Düngern honoriert die Rispenhirse mit Mehrerträgen. Werden Erträge über 30 dt/ha erwartet, kann eine
Düngung von 20 bis 40 kg Schwefel sinnvoll sein. Die Restfeuchte zum Lagern liegt wie bei Getreide bei unter 15 % Wasser.
Da die Rispenhirse eine gute Bodenstruktur hinterlässt, ermöglicht sie es, auf den Pflug zu verzichten. Der Vorfruchtwert selbst ist aber eher unterdurchschnittlich. Als Folgefrucht darf keine Sommerung oder Hackfrucht gesät werden. Ausgefallene Rispenhirse kann nämlich als spät keimendes „Unkraut“ in der nächsten Folgefrucht auftauchen. Wintergetreide als Folgefrucht unterdrückt die Ausfallhirse sicher.
Sorghumhirse ist nicht gleich Rispenhirse!
Leider wird in verschiedenen Veröffentlichungen derzeit immer wieder von Sorghumhirse als gleichbedeutend mit Körnerhirse gesprochen. Auch wenn
Sorghumhirse (Sorghum bicolor) und Rispenhirse den gleichen Namens-Stamm tragen, sind sie nicht näher miteinander verwandt. Sie teilen sich die Eigenschaft, dass sie wärmeliebende, trockenheitstolerante C4-Pflanzen sind. Bei den Sorghumhirsen gibt es Sorten zur Kornnutzung und zur Silagenutzung. Die frühreifsten Sorten zur Kornnutzung liegen in der Abreife ungefähr auf dem Niveau von mittelspäten 00-Sojasorten; sie sind damit wesentlich später reif als die Rispenhirse. Sorghumhirsen sind im Moment also nur für die klimatisch bevorzugtesten Gebiete Deutschlands und Österreichs geeignet. Auch liegen die Gehalte an Methionin nicht über anderen Getreidearten, sie bringen also im Gegensatz zur Rispenhirse keinen Fütterungsvorteil. Sorghumhirsen zeigten allerdings in unseren Versuchen unter trockenen Bedingungen ein überraschend hohes Ertragspotential, so dass wir uns zukünftig auch mit dieser Art mehr beschäftigen müssen.
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Pseydogetreide, wie der hier zu sehende Amarant, stellen hohe Ansprüche an den Standort. Besonders Amarant ist sehr wärmebedürftig.
AUTOR
Stefan Veeh
BIO-ANBAU VON Pseudogetreide
Quinoa, Amarant und Chia gelten als trendige Superfoods – doch ihr Anbau stellt hohe Anforderungen. Was Bio-Betriebe wissen sollten, bevor sie Pseudogetreide in die Fruchtfolge aufnehmen, zeigt dieser Beitrag.
Quinoa, Amarant und Chia – trendige Superfoods und im doppelten Wortsinn „in aller Munde“. Viele Verbraucherinnen und Verbraucher schätzen sie als Ergänzung im Speiseplan, und auch die Nachfrage bei Öko-Verarbeitern steigt. So überlegen Bio-Betriebe, ob diese Kulturen auch in ihre Fruchtfolge passen könnten.
Pseudogetreide sind Pflanzen, die sich ähnlich wie Getreide verarbeiten lassen – zu Mehl oder gar zu Malz, sie sind jedoch keine Süßgräser. Während die hier dargestellten Vertreter der Pseudogetreide, Quinoa, Amarant und Chia, erst seit Kurzem in Mitteleuropa angebaut werden, ist ein anderer Vertreter bei uns bereits länger heimisch und etabliert: der Buchweizen. Pseudogetreide sind glutenfrei und eignen sich deshalb gut für eine entsprechende Ernährung. Damit diese Eigenschaft erhalten bleibt, müssen bereits beim Anbau sowie bei Lagerung und Aufbereitung bestimmte Vorgaben beachtet werden – idealerweise im Vorfeld mit dem Abnehmer abgestimmt.
Herausforderungen im Anbau
Im Vergleich zu Getreide erzielen Pseudogetreide deutlich geringere Erträge (ca. 800–1.000 kg/ha) – mit teils großen Schwankungen. Auch die Kulturführung bringt einige Schwierigkeiten mit sich, der Anbau erfordert Geduld, Erfahrung und die Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen – häufig eher etwas für Spezialisten.
Quinoa
Quinoa zählt zu den ältesten Nutzpflanzen der Welt und wurde schon vor über 3.000 Jahren in den Anden kultiviert. Der Anbau im Hochland zeigt, anders als bei Amaranth, dass sie auch in kühleren Lagen zurechtkommt und sogar kältetoleranter als Buchweizen ist. Die Pflanze gehört zu den Fuchsschwanzgewächsen, wird etwa 1,50 m hoch und bildet rispenartige Samenstände. Das Tausendkorngewicht ist gering, die Samen messen nur 1–2 mm im Durchmesser. Je nach Aussaatstärke (100–200 keimfähige Körner/m²) liegt die Saatmenge bei 3–6 kg/ha.
Die kleinen Samen verlangen ein feines, gut rückverfestigtes Saatbett – ähnlich wie bei Zuckerrüben. Eine Ablagetiefe von 1–2 cm mit sicherem Wasseranschluss ist unerlässlich. Die Aussaat kann ab Mitte April beginnen. Der Anbau erfolgt im Hacksystem mit Reihenweiten von 25–50 cm, geeignet für Getreidehacken oder klassische Reihenkulturgeräte. Die Jugendentwicklung verläuft langsam – mehrere Striegel- und Hackdurchgänge sind nötig. Da Blindstriegeln aufgrund der geringen Saattiefe nicht funktioniert, empfiehlt sich ein falsches Saatbett.
Erst ab etwa 10–15 cm Wuchshöhe wächst Quinoa zügiger. Die Fruchtfolgestellung sollte abtragend gewählt, der Acker unkrautfrei sein. Quinoa hat einen geringen Nährstoffbedarf. Bei viel Rest-
stickstoff aus der Vorfrucht oder bei guter Nachlieferung kann es zu einem hohen Unkrautdruck kommen sowie zu Reifeverzögerung und Lagergefahr. Besonders herausfordernd: Quinoa sieht dem Weißen Gänsefuß zum Verwechseln ähnlich – was die Handhacke erschwert. Für die Vermarktung ist absolute Meldefreiheit Pflicht.
Die Ernte kann mit dem normalen Getreideschneidwerk erfolgen, Mähdrescher und die nachfolgende Aufbereitung sollten aber mit den kleinen Samen zurechtkommen. Die Abreife der Körner erfolgt ungleichmäßig, hier muss der richtige „Kompromiss“ gefunden werden: Es sollten zumindest 2/3 der Körner reif sein. Quinoa sollte unverzüglich nach der Ernte getrocknet werden, da die Samen fetthaltig und damit wie Ölfrüchte auch anfällig für Fremdgerüche sind und „ranzig“ werden können. Eine sichere Lagerung kann mit 12 % Feuchte erreicht werden, nicht selten liegen beim Drusch jedoch Kornfeuchten um 35 % vor. Trotz der Notwendigkeit einer schnellen Trocknung sollte die Einblastemperatur der warmen Luft 40°C nicht überschreiten.
Amarant
Amarant wurde sogar schon vor etwa 5.000 Jahren kultiviert. Im Vergleich zu Quinoa ist er deutlich wärmebedürftiger. Nur Standorte mit gut erwärmbaren Böden, hoher Wärmesumme und ausreichender Wasserführung eignen sich. Trotz des Wärmebedarfs ist Amarant nämlich wenig trockenheitstolerant.
Die Aussaat ist besonders anspruchsvoll: Die Samen sind noch kleiner als bei Quinoa. Bei 40–60 Körnern/m² liegt die Saatmenge bei nur 0,3–0,5 kg/ ha. Häufig sind Füllstoffe wie Maisgrieß notwendig oder Gemüsesätechnik mit exakter Kornverteilung. Die Aussaat erfolgt spät – nach den Spätfrösten, aber früh genug, um die nötige Vegetationszeit zu erreichen. In der kurzen Vegetationsdauer von 100 bis 120 Tagen sollte die Temperatur im Tagesschnitt über 20° C liegen, um eine ausreichende Reife zu
1 Die Abreife der Quinoa-Körner erfolgt ungleichmäßig, hier muss der richtige „Kompromiss“ gefunden werden.
2 Amaranth kann bis zu zwei Meter hoch werden.
3 Mit einem Tausendkorngewicht von etwa 1,5 g und einer Aussaatstärke von 120 Körnern/m² liegt die Saatmenge von Chia bei rund 2 kg/ha.
erlangen. Kälteeinbrüche bremsen das Wachstum sofort.
Auch hier ist die Unkrautregulierung die größte Hürde – besonders, wenn Amarant als Beikraut auftritt. Dann hilft nur konsequente Handbereinigung. Mindestens drei Hackdurchgänge sind erforderlich. Auf Düngung reagiert Amaranth mit Reifeverzögerung und Lagergefahr. Die Pflanzen können bis zu 2 m hoch werden.
Die Ernte erfolgt im September/Oktober mit dem normalen Mähdrescher. Auch hier ist ein Kompromiss gefragt: Die Körner reifen ungleichmäßig, ca. 2/3 der Körner müssen ausgereift sein. Auf jeden Fall sollte gewartet werden, bis das Stroh ausreichend abgereift ist, um gute Dreschbarkeit zu erreichen. Auch das Stroh muss ausreichend abgetrocknet sein. Direkt im Anschluss der Ernte ist eine Trocknung auf 10 % Kornfeuchte nötig.
Chia
Chia stammt ursprünglich aus Mexiko und stellt hohe Ansprü-
che an den Standort. Chia ist ebenfalls wärmeliebend, kalte, schwere Böden sind ungeeignet – Chia bevorzugt leichte bis mittlere Böden mit schneller Erwärmbarkeit und guter Wasserführung. Die Pflanzen erreichen je nach Sorte 1,40–1,80 m Höhe. Die Aussaat erfolgt im Mai. Mit einem Tausendkorngewicht von etwa 1,5 g und einer Aussaatstärke von 120 Körnern/m² liegt die Saatmenge bei rund 2 kg/ha.
Die Ablagetiefe darf max. 1 cm betragen, da Chia ein Lichtkeimer ist. Das Saatbett muss also absolut eben und wassersparend hergerichtet werden, um einen zügigen und gleichmäßigen Auflauf zu ermöglichen.
Wie bei den anderen dargestellten Kulturen ist auch bei Chia die Unkrautbekämpfung von Gänsefuß, Melde und UnkrautAmarant die größte Herausforderung. Ein falsches Saatbett ist hier Pflicht. Nach dem Auflaufen trauen sich vereinzelt die ersten Betriebe mit dem Striegel ab 2 cm Wuchshöhe an die frühe Unkrautregulierung heran. Bewährt hat sich aber ein Hacksys-
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tem mit betriebsüblichem Reihenabstand.
Direkt nach der Ernte ist eine sorgfältige Trocknung auf 8 % Kornfeuchte erforderlich, um die Lagerfähigkeit sicherzustellen.
Für wen ist der Anbau geeignet?
Wie bei vielen anderen Spezialkulturen sind zwei Dinge entscheidend: Zunächst müssen Vermarktung und Qualitätsanforderungen des Abnehmers geklärt werden. Glutenfreiheit ist dabei genauso wichtig wie ein sensorisch und mikrobiell einwandfreies Erntegut, Ohne Möglichkeit zur unverzüglichen Trocknung und Reinigung sollte man vom Anbau absehen.
Zweiter zentraler Punkt ist der Standort: Nur Betriebe mit passenden Böden, ausreichender Wärme und Wasserverfügbarkeit können dauerhaft gute Bestände produzieren. Pseudogetreide bieten Raum zum Experimentieren – aber nur unter optimalen Bedingungen.
VOM FELD INS
Gewür zr egal
Druschkräuter wie Fenchel, Kümmel und Anis können die Fruchtfolge auflockern und als blühende Pflanzen die Biodiversität steigern.
Dieser Artikel liefert kompakte Anbauinfos und zeigt, worauf bei der Kulturführung zu achten ist - ideal für Einsteiger und alle, die ihre Praxis verbessern möchten.
Der Anbau von Fenchel, Kümmel oder Anis bietet eine attraktive Alternative zu den gängigen Bio-Kulturen. Allerdings sind auch die Ausfallrisiken nicht zu unterschätzen, denn die Erntemengen können von Jahr zu Jahr stark schwanken und auch Beikräuter können Probleme verursachen. Wer den Anbau jedoch sorgfältig plant und das Risiko einkalkuliert, kann mit diesen blühenden Druschkräutern nicht nur die Fruchtfolge sinnvoll erweitern, sondern auch aktiv zur Förderung der Biodiversität beitragen.
Anbau und Kulturführung von Bio-Fenchel
Bei Fenchel denken viele zuerst an Knollenfenchel. Doch Fenchel kann auch als Gewürz- und Teepflanze genutzt werden, bei der die Samen geerntet werden. Unterschieden wird zwischen Bitterfenchel und dem weniger frosttoleranten Süßfenchel. In Mitteleuropa wird überwiegend der winterharte Bitterfenchel angebaut.
Fenchel ist mehrjährig. Die Nutzungsdauer hängt vom Unkrautdruck ab, auch Auswinterung kann den Bestand schwächen. Die tiefgehende Pfahlwurzel sorgt für gute Wasserversorgung. Fenchel wächst langsam und ist in der Jugend konkurrenzschwach. Hat sich der Bestand etabliert, unterdrückt er Unkraut gut. Je nach Sorte kann er bis zu 2,5 Meter hoch werden.
Er bevorzugt lockere, nicht zu trockene und leicht saure bis neutrale Böden. Da die Samen besonders im ersten Standjahr sehr spät ausreifen (Ende Oktober bis Anfang November), eigenen sich Lagen mit länger trockenem Spätsommer. Gute Vorfrüchte sind Getreide und Hackfrüchte. Legu-
AUTORIN Franziska Blind
Beratung für Naturland f.blind@ naturland-beratung.de
minosen sollten vermieden werden, da sie zu viel Stickstoff liefern. Eine übermäßige N-Versorgung fördert zwar Blattmasse, geht aber zulasten der Samenbildung. Eine gesplittete Gabe von 30-50 kg N/ha vor dem Anbau und 30 kg im Frühjahr des zweiten Standjahres reicht in der Regel aus. Auf Böden mit einer hohen N-Nachlieferung kann sogar auf Düngung verzichtet werden. Wichtig ist eine gute Phosphatversorgung. Stallmist ist ungeeignet, da er Wurzelfäule begünstigen kann.
Aussaat & Unkrautregulierung
Die Aussaat erfolgt entweder im Frühjahr (Mitte März bis Mitte April) oder nach der Getreideernte im August mit Ernte im Folgejahr. Aussaattiefe: 2–3 cm, Aussaatstärke: max. 3 kg/ha. Der Reihenabstand richtet sich nach der Hacktechnik (30–50 cm). Die Verfügbarkeit von Bio-Saatgut ist begrenzt, konventionelles, ungebeiztes Saatgut kann über www.organicxseeds.de beantragt werden.
Unkrautregulierung erfolgt durch Blindstriegeln und mehrmaliges Hacken. Je nach Unkrautdruck kann
Fenchel kann je nach Sorte bis zu 2,5 Meter hoch werden, die Samen sind schwer rieselfähig.
Kümmel kann als Untersaat in Reihen quer zur Deckfrucht angebaut werden.
Anis-Bestand in der Blüte, die Wuchshöhe ist mit 40–80 cm hinter jener von Fenchel oder Kümmel.
auch eine Handhacke nötig sein. Krankheiten wie Stängelflecken (Fusoidella anethi) oder Schädlinge wie Blattläuse und Wanzen können problematisch sein.
Geerntet wird, wenn die obersten Dolden von grün auf grau umschlagen. Da Blätter und Stängel zu diesem Zeitpunkt noch grün sein können, kann es zu Problemen beim Dreschen kommen. Um einen Ausfall der Samen zu reduzieren, empfiehlt es sich, einen Rapstisch zu verwenden. Fenchel kann sowohl im Stand als auch auf Schwad gedroschen werden. Die Samen sind schwer rieselfähig, was in den Umzügen des Mähdreschers zu Verstopfungen führen kann. Nach der Ernte muss das Saatgut gereinigt und bei max. 35–40 °C auf unter 10 % Restfeuchte getrocknet werden. Der Ertrag liegt im Bio-Anbau bei 350–800 kg/ha.
Durch seinen späten Druschtermin im ersten Standjahr ist besonders bei Fenchel immer wieder (Fern-) Abdrift von Pflanzenschutzmitteln ein Thema. Dieses Risiko sollte bewusst sein.
Kümmel: Anbaupraxis im Ökolandbau
Kümmel, ebenfalls ein Vertreter der Doldenblütler, wird für die Verwendung als Tee- oder Brotgewürz angebaut. Er ist meist zweijährig – im ersten Jahr ohne Blüte, im zweiten mit Ernte. Es gibt auch einjährige Sorten, die bereits im Aussaatjahr gedroschen werden. Kümmel wird oft als Untersaat in Kulturen wie Sommergetreide oder Lein eingesetzt. Wichtig ist, dass die Pflanze mit einem Wurzelhalsdurchmesser von mind. 7 mm in den Winter geht, um im Folgejahr sicher zu blühen.
Wie Fenchel bildet Kümmel eine kräftige Pfahlwurzel. Im zweiten Jahr wird er bis zu 1,2 Meter hoch, mit mehreren Dolden in unterschiedlicher Höhe. Einjähriger Kümmel bevorzugt warme Lagen und ist frost-
empfindlich, zweijähriger ist robuster. Der Standort sollte kalkhaltig, humusreich und nicht zu tonig sein. Während Schossen und Blüte ist Wasser wichtig.
Geeignete Vorfrüchte sind Hackfrüchte, Getreide oder Gemüse, aber keine Sclerotinia-gefährdeten Kulturen (z.B. Kohlgewächse, Erbsen, Bohnen). Durch seinen frühen Drusch ist Kümmel eine gute Vorfrucht für Wintergetreide. Gesät wird zweijähriger Kümmel idealerweise von März bis spätestens Ende Juni – spätere Saaten führen zu blütenlosen Pflanzen („Trotzer“).
Eine Gemengesaat von Deck- und Untersaat ist heikel. Möglich ist es beispielsweise, den Kümmel quer zur Deckfrucht anzubauen. Kümmel sollte möglichst in Reihen (nicht breit) gesät werden, um die Unkrautkontrolle zu ermöglichen.
Düngung & Ernte
Die Aussaat erfolgt mit einer Drillmaschine in 1–2 cm Tiefe. Der Reihenabstand richtet sich nach der Hacktechnik, Zielbestand: 80–100 Pflanzen/m². Saatgutbedarf: 6–8 kg/ha. Einjähriger Kümmel wird in Reinsaat mit 20–25 cm Reihenabstand und 12–15 kg/ha ausgesät (Ende März bis Anfang April).
Die Düngung richtet sich nach der Kulturform: Einjähriger Kümmel benötigt ca. 60 kg N/ha. Zweijähriger Kümmel sollte mit Teilgaben von jeweils 40 kg N/ha vor dem Anbau, im Sommer und im Frühjahr des zweiten Standjahres versorgt werden. Phosphor ist wichtig für die Kornbildung, Kalium wird ebenfalls gut verwertet.
Während der Kulturzeit können Krankheiten, Schädlinge oder auch Wildtiere wie Hasen, Schwarzwild und Mäuse Schäden verursachen.
Die Ernte erfolgt bei Farbumschlag von grün zu rotbraun – meist Ende Juni bis Mitte Juli (zweijährig)
bzw. Ende August (einjährig), wobei eine Schneidtischverlängerung von Vorteil ist. Kümmel fällt leicht aus, daher sollte morgens nach Abtrocknen des Taus oder am späten Nachmittag geerntet werden. Sorten mit lockerem Kornsitz besser auf Schwad legen. Nach der Ernte wird auf 9–11 % Restfeuchte getrocknet. Der Bio-Ertrag liegt zwischen 300 und 800 kg/ha.
Anis: Standort, Pflege und Ernte im Bio-Anbau
Auch Anis gehört wie Fenchel und Kümmel zur Familie der Doldenblütler, ist aber einjährig und bleibt mit einer Wuchshöhe von 40–80 cm kleiner. Er hat eine langsame Keim- und Jugendphase und ist daher konkurrenzschwach. Im Gegensatz zu den anderen Kulturen ist Anis ein Fremdbestäuber – der Einsatz von Bienenvölkern kann den Kornertrag steigern. Die Pflanzen blühen von Mitte Juni bis Mitte Juli.
Anis bildet ein flaches Wurzelsystem und bevorzugt daher Standorte mit höherem Grundwasserstand. Er ist wärmebedürftig und gedeiht am besten auf leicht erwärmbaren Böden und sonnigen Lagen. Als Vorfrüchte eignen sich Kulturen, die einen gut strukturierten Boden hinterlassen, etwa Zuckerrübe, Raps oder Getreide.
Unkrautarme Flächen
Da Anis in der Jugendentwicklung schwach ist, sollten unkrautarme Flächen gewählt werden. Die geringe Blattmasse macht ihn wenig düngebedürftig – oft reicht die Nährstoffnachlieferung der Vorfrucht aus.
Maren Maitra, Tel. 0172 446 0465 maitra@bio-futter.sh für Schleswig-Holstein Thies Thamling, Tel. 0162 765 4297 thies.thamling@bio-futter.sh
Mit 2 Werken: Bassum und Süderbrarup
KONKURRENZ ALS NACHTEIL
Bei diesen sogenannten „Körnerdrogen“ ist der Konkurrenzdruck aus Osteuropa besonders hoch. Die Nachfrage nach heimischen Erzeugnissen steigt aber auch in diesem Segment. Preislich ist die inländische Produktion jedoch leider (noch) nicht konkurrenzfähig zu den weit billigeren Importen.
Die Aussaat erfolgt möglichst früh, sobald der Boden 6–8 °C erreicht. Die Saat wird sehr flach (1–1,5 cm) abgelegt, was Blindstriegeln unmöglich macht. Stattdessen kann vor dem Auflaufen abgeflammt werden, um Unkraut zu reduzieren. Bei einem Reihenabstand von 37,5 cm und 110–220 Pflanzen pro Laufmeter lässt sich eine gute Bestandsdichte erreichen. Derzeit gibt es keine vom Bundessortenamt zugelassenen Sorten, im Anbau werden daher traditionelle Herkünfte wie z.B. ˈThüringer Anisˈ angebaut.
Im Saisonverlauf kann Anis von verschiedenen pilzlichen Erregern wie Falschem Mehltau, Anisrost, Grauschimmel oder Stängelfäule befallen werden. Auch tierische Schädlinge wie Wanzen, Kümmelmotten oder Raupen von Schwalbenschwanz und Gammaeule verursachen Schäden an Pflanze und Frucht.
Geerntet wird von Ende Juli bis Anfang August, sobald sich die Stängel gelb und die Dolden braun verfärbt haben. Ein später Drusch kann zu Ausfall oder Lager führen. Da die Haupttriebdolden früher reifen, ist der richtige Erntezeitpunkt entscheidend.
Getrocknet wird bei max. 40 °C auf eine Restfeuchte von 8–12 %. Der Kornertrag ist stark schwankend, abhängig vom Gesundheitszustand der Pflanzen. Im Ökolandbau ist er vergleichbar mit dem von Fenchel oder Kümmel (ca. 300–800 kg/ha).
Telefon 04321 990-102 getreide@gut-rosenkrantz.de
Telefon 04321 990-105 saaten@gut-rosenkrantz.de
Bio-Futter DE-ÖKO-006 Saatgut und Getreidehandel DE-ÖKO-001 www.bio-futter.sh www.gut-rosenkrantz.de
AUTORIN
Franziska Blind
Beratung für Naturland f.blind@ naturland-beratung.de
MEHR WERTSCHÖPFUNG
mit Gemüse
Der Einstieg in den feldmäßigen Gemüseanbau kann eine attraktive Möglichkeit für Ackerbaubetriebe sein, die ihre Wertschöpfung erhöhen wollen. Doch der Anbau von Sonderkulturen birgt auch Risiken.
Wer Gemüse anbauen will, muss umfassend planen – und Risiken realistisch einschätzen. Daher sollte am Anfang immer eine umfassende Anbauplanung stehen. Grundlegende Fragen sind zu klären, denn Gemüsebau erfordert meist viel Handarbeit. Damit ist nicht nur die händische Unkrautregulierung gemeint, es geht auch um Pflanz-, Ernte- und Aufbereitungsarbeiten. Dafür werden oft Saisonarbeitskräfte benötigt, die untergebracht, eingearbeitet und betreut werden müssen. Das alles verursacht hohe Kosten, die über die Vermarktung gedeckt werden müssen.
Neben der händischen Arbeit braucht es im Gemüsebau auch eine gute technische Ausstattung. Wer bereits Hackfrüchte wie Mais oder Zuckerrüben anbaut, besitzt oft geeignete Hackgeräte. Zudem gibt es immer mehr angehängte oder selbstfahrende Maschinen, die auch in der Reihe Unkraut bearbeiten können. Diese Technik steckt zwar zum Teil noch in den Kinderschuhen, entwickelt sich aber rasant weiter. Benachteiligt sind hier sehr eng gesäte Kulturen wie z.B. Rote Bete und Möhre.
Auch die Anforderungen bei Düngung, Pflanzenschutz und Wasserverfügbarkeit müssen berücksichtigt werden: Kali- und Borbedarf sind hoch, der
1 Zwiebeln werden meist im August geerntet, wenn sich das Laub umlegt.
2 Der Karottenbestand muss regelmäßig mit Maschinenhacke und Handarbeit sauber gehalten werden.
3 Zur Unkrautregulierung bei Roter Bete sind zwei bis drei maschinelle Durchgänge sowie ca. 150 Handarbeitsstunden pro Hektar einzuplanen.
Schädlingsdruck nimmt zu und auch pilzliche Erreger sind ein Thema. Und natürlich braucht es besonders für die Frischmarkt-Produktion Zugang zu Gießwasser. Neu hinzu kommt die Schilf-Glasflügelzikade, die 2024 auch bei Möhre und Rote Bete festgestellt wurde. Die Zikade überträgt beim Einstich in das Blatt zwei Erreger, die sich in den Leitungsbahnen ansiedeln. Der Wasserverlust führt bei Zuckerrüben zu Gummirüben bzw. Gummiknollen bei Kartoffeln. Auch verschiedene Gemüsekulturen sind betroffen..
Rote Bete als Einstieg
Rote Bete eignet sich gut als Einstiegskultur, vor allem für Betriebe mit Erfahrung im Zuckerrübenanbau. Beide Pflanzen gehören jedoch zur gleichen Familie (Gänsefußgewächse), weshalb ein Anbauabstand von mindestens vier Jahren eingehalten werden sollte.
Zur Aussaat und Unkrautregulierung kann dieselbe Technik wie für den Zuckerrübenanbau verwendet werden. Meist kommt ein pneumatisches Einzelkornsägerät zum Einsatz. Für Rote Bete müssen jedoch andere Säscheiben verwendet werden, da für die Versaftung eine Zielgröße von etwa 300.000 Körner pro Hektar ausgesät wird.
Immer beliebter wird die Vermarktungsform der vakuumierten, vorgekochten Rote Bete. Damit die Rüben bei der Ernte etwa faustgroß sind, muss die Aussaatstärke sorgfältig abgestimmt werden. Dabei spielt die sogenannte Mehrkeimigkeit eine wichtige Rolle: Da Rote Bete multigerm ist, keimen pro Sästelle oft mehrere Pflanzen.
Zur Saat und mechanischen Unkrautregulierung in Zwiebelbeständen hat sich der Farmdroid bereits bewährt. (oben).
Möhren werden überwiegend auf dem Damm angebaut, weil sie einen lockeren, durchwurzelbaren Boden benötigen. (unten).
Zur Unkrautregulierung sind zwei bis drei maschinelle Durchgänge sowie ca. 150 Handarbeitsstunden pro Hektar einzuplanen. Auch der Einsatz des Farmdroid-Roboters ist möglich. Allerdings braucht dieser einen Abstand von etwa 12 cm zwischen den Pflanzen in der Reihe, um das In-Row-Hackelement nutzen zu können. Das kann zu sehr großen Einzelrüben führen. Eine Horstsaat wie bei Zwiebeln lässt sich wegen der Mehrkeimigkeit nur schwer umsetzen. Der Aussaatzeitpunkt richtet sich nach der geplanten Nutzung. Für die Versaftung wird meist Anfang April gesät, die Ernte erfolgt dann zwischen Ende September und Anfang Oktober.
Bei der Ernte gibt es mehrere Optionen. Zwar ist der Einsatz eines Zuckerrübenroders möglich, doch je nach Rübengröße muss man mit teils hohen Verlusten rechnen. Die meisten Betriebe nutzen daher klassische Kartoffeltechnik. Hier muss allerdings vor der Ernte das Laub entfernt werden.
Möhren – anspruchsvoll in Anbau und Fruchtfolge
Die Möhre gehört zur Familie der Doldenblütler und ist damit nicht mit klassischen Ackerbaukulturen verwandt. Wer allerdings bereits Kräuter (Anis, Kümmel, Fenchel) oder anderes Feldgemüse wie Sellerie, Pastinake oder Wurzelpetersilie anbaut, muss deutlich mehr auf die Fruchtfolge achten – all diese Pflanzen gehören ebenfalls zur Familie der Doldenblütler.
Möhren werden überwiegend auf dem Damm angebaut. Dies liegt vor allem daran, dass gerade für den Frischmarkt produzierte Karotten einen lockeren durchwurzelbaren Raum benötigen, um gerade wachsen zu können. Trifft die Möhre auf eine Störschicht im Boden, bildet sie nicht vermarktungsfähige, beinige Wurzeln aus.
Ein Reihenabstand von 75 cm hat sich bewährt. So kann das Laub gut abtrocknen, was Pilzkrankheiten vorbeugt. Je nach Standort (Boden, Wasserversorgung) und Betriebspraxis werden die Dämme entweder schon im Herbst vorbereitet oder erst im Frühjahr vor der Aussaat. Aussaatzeitpunkt und Aussaatmenge richten sich nach dem Verwendungszweck (Industrie oder Frischmarkt). Die Spannbreite reicht von Februar bis Juni – spätere Saaten gelten eher als Risikosätze. Wer für eine industrielle Verarbeitung anbaut, etwa zur Versaftung, hat meist nur einen Aussaat- und Erntetermin. Die Anforderungen der Abnehmer sind hier weniger streng als im Frischmarktsegment.
Weil Karotten sehr feine Keimlinge haben, darf das Saatgut nur flach abgelegt werden. Eine mechanische Unkrautregulierung ist direkt nach der Saat und während der Keimphase flächig nicht möglich. Deshalb ist das Abflammen kurz vor dem Durchstoßen des Keimlings eine wirkungsvolle Maßnahme, um auflaufende Unkräuter zu regulieren. Danach muss der Bestand regelmäßig mit Maschinenhacke und Handarbeit sauber gehalten werden.
Da die Möhren in der Reihe sehr eng stehen, ist der Arbeitsaufwand hoch – meist höher als bei Roter Bete. Die Ernte erfolgt, je nach Verwertung, üblicherweise mit einem Klemmbandroder, der die Möhren am Laub aus dem Boden zieht.
Zwiebeln – anspruchsvoll vom Acker bis ins Lager
Zwiebeln zählen zu den arbeitsintensiveren Gemüsekulturen – nicht nur auf dem Acker, sondern vor allem in der Nachernte. Da die meisten Betriebe ihre Zwiebeln nicht ab Feld vermarkten, müssen Trocknung, Aufbereitung und Lagerung gut geplant sein. Abnehmer verlangen in der Regel kalibrierte, also nach Größe sortierte Ware.
Zwiebeln lassen sich auf drei Arten anbauen: säen, stecken oder pflanzen. Gesäte Zwiebeln haben aufgrund der langen Standzeit den größten Handarbeitsaufwand auf dem Feld, sind aber meist besser lagerfähig. Steck- und Pflanzzwiebeln haben einen Wachstumsvorsprung, brauchen aber spezielle Technik. Besonders kleinere Direktvermarkter nutzen häufig Steckzwiebeln – diese sind jedoch weniger lagerfähig.
Je nach Betrieb werden Zwiebeln im 50 cm-Reihenabstand oder im Beetsystem angebaut. Dämme sind möglich, aber nicht zwingend – denn als Flach-
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Kurz & knapp
Der Einstieg in den (Feld-)Gemüseanbau kann lukrativ sein, er birgt aber auch eine Vielzahl an Herausforderungen. Jeder Betrieb, der einen Einstieg erwägt, sollte sich vorab gut informieren und am besten in Zusammenarbeit mit der Beratung für Naturland eine realistische Risikoeinschätzung durchführen. Zudem ist der Aufbau eines neues Betriebszweiges meist mit (hohen) Investitionen verbunden sowie der Tatsache, dass je nach Größe der Anbaufläche eine Zusammenarbeit mit SaisonArbeitskräften unumgänglich ist.
wurzler brauchen Zwiebeln weniger durchwurzelbaren Raum. Entscheidender sind ein stabiles Wasserund Nährstoffmanagement. Kommt Stickstoff zu spät, bilden sich ungewollte Dickhälse aus.
Die Aussaat sollte spätestens Anfang April erfolgen. Hier hat sich der Farmdroid bereits bewährt, da die Zwiebel auch sehr gut im Horst gesät werden kann, also mehrere Körner pro Sästelle und damit die erforderlichen 12 cm für die mechanische Unkrautregulierung in der Reihe umgesetzt werden können. Weil das Zwiebellaub den Boden nie ganz schließt, braucht es mehrere Hackdurchgänge – sowohl maschinell als auch von Hand.
Geerntet wird, wenn sich das Laub umlegt und die Zwiebel in die Abreife geht – meist im August. Ein Nachtrocknen auf dem Feld kann nur erfolgen, wenn keine Regenereignisse gemeldet sind und die Temperaturen nicht zu hoch sind. Temperaturen über 30 °C können zu Sonnenbrand führen. Rote Zwiebeln sind noch empfindlicher. Im Lager werden die Zwiebeln zunächst getrocknet, danach langsam abgekühlt.
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Vom 8. September bis 26. Oktober 2025
MARKTGEFLÜSTER
VON STEFAN ZEIPER
Von der Ernte auf dem Feld bis zum Produkt im Regal ist es mitunter ein weiter Weg. Diesen Weg erfolgreich zu gestalten, damit die Erzeugnisse der Naturland Betriebe ihren Absatz finden, ist Kernaufgabe der Naturland Zeichen GmbH. Stefan Zeiper leitet das Team „Verarbeitung und Handel“ und ist seit Jahren eng vertraut mit dem Bio-Markt. In der Kolumne „Marktgeflüster“ plaudert er aus dem Nähkästchen.
Garching ist manchen vermutlich als Standort des Forschungsreaktors der TU München bekannt. Dass die Stadt im Norden von München auch eine wichtige Drehscheibe für Obst und Gemüse ist, dürften hingegen die wenigsten wissen. In Garching befindet sich einer der wichtigsten Standorte des Edeka Fruchtkontors – der Einkaufsgesellschaft, in der Edeka die Beschaffung von Obst & Gemüse für den gesamten Edeka-Verbund gebündelt hat, einschließlich der Discount-Tochter Netto. Auch die Naturland Partner dennree und Rewe haben in der Nähe große Einkaufs- und Verteilzentren.
Von der Naturland Zentrale in Gräfelfing bis nach Garching ist es nur ein kurzer Weg über den Münchener Autobahnring. Und um kurze Wege ging es auch bei dem Gespräch, zu dem ich Ende Juli im Fruchtkontor zu Gast war – genauer gesagt: um möglichst kurze Lieferwege für Obst und Gemüse von Naturland Betrieben in die Frischeregale der Netto-Filialen bundesweit.
Anlass war der Termin für unser zweites Jahresgespräch mit Netto Markendiscount, seit Juni 2023 Partner der Naturland Zeichen GmbH. In dieser kurzen Zeit ist es uns gelungen, schon fast 150 verschiedene Naturland zertifizierte Produkte bei Netto in die Läden zu bringen: von Kartoffeln über Karot-
ten, Zwiebeln, Kürbis und Äpfel bis hin zu Mehlen, Milch, Joghurt, Käse und internationalen Produkten wie Tiefkühlgarnelen, Kaffee, Tee und Zitronen.
Inhaltlich läuft das Angebot also schon heute einmal quer durch den gesamten Warenkorb. Nun geht es darum, wie man bei einzelnen Produktgruppen noch mehr in die Tiefe gehen kann. Bei Obst und Gemüse, das täglich frisch geliefert werden muss, ist das besonders anspruchsvoll, deshalb nimmt man am besten einzelne Kulturen in den Blick. Beim Termin in Garching ging es etwa um Tomaten, Paprika und Gurken aus regionaler Gewächshausproduktion, aber auch um Zucchini, Birnen, Heidelbeeren und einiges mehr. So unterstützen wir die Naturland Erzeugergemeinschaften und Packbetriebe dabei, die Nachfrage in den verschiedenen Regionen bestmöglich bedienen zu können.
Herzlichst Ihr Stefan Zeiper
Fotos: Naturland / Christoph Assmann; DM
MARKT & PREISE
An vielen Stellen bleibt das Bio-Angebot knapp –bei stabiler oder wachsender Nachfrage. Während sich die Märkte für Rind und Schwein freundlich entwickeln, zeigen sich die Preise bei Druschfrüchten uneinheitlich. Neue Impulse kommen aus dem Bereich Spezialgetreide.
BIO-SCHWEINEMARKT
Im Markt für Bio-Schweinefleisch herrscht weiterhin ein tendenziell knappes Angebot. Besonders bei Ferkeln fehlt es in mehreren Regionen an ausreichender Menge. Die Nachfrage nach Bio-Schweinefleisch entwickelt sich hingegen stabil, mit tendenziellem Wachstum. Auch wenn laut AMI-Analyse die Biofleisch-Absätze im Lebensmitteleinzelhandel zuletzt leicht rückläufig waren, liegt der Grund eher im fehlenden Rohwarenangebot als in einer sinkenden Konsumnachfrage. Preislich zeigt sich der Markt stabil bis steigend, einige Abnehmer ziehen preislich nach. Im Schnitt über alle Qualitäten zahlt die Marktgesellschaft der Naturland Bauern AG aktuell rund 4,65 - 4,75 €/kg Schlachtgewicht. Ferkelerzeuger und Mastbetriebe mit NaturlandZertifizierung bleiben also gefragt.
BIO-RINDFLEISCHMARKT
Gesunde Sorten:
Winterweizen
EXSAL E
• Sehr standfest und ertragsstark
• Hervorragende Gesundheit
AUTOR
Tomás Sonntag
Marktgesellschaft der Naturland Bauern tier@naturland-markt.de
Am Bio-Rindfleischmarkt sind die Preise weiter deutlich angestiegen und das Angebot bleibt knapp. Motor der Preissteigerung sind vor allem die konventionellen Erzeugerpreise, diese sind seit Herbst 2024 um bis zu 50 % gestiegen. So waren die Bio-Vermarkter wieder am Zug, um den Preisabstand der Bio-Preise zur konventionellen Ware zu wahren. Grundsätzlich werden bei Bio-Rindfleisch mit dem Handel feste Verträge mit Preisen eher für ein ganzes Jahr vereinbart. Die aktuelle Situation erforderte es aber, dass Bio-Vermarkter mit ihren Kunden erneut über Anpassungen sprechen mussten. Die Preissteigerungen spiegeln sich mittlerweile auch im Einzelhandel wider: Laut Medienberichten stiegen die Verbraucherpreise für Rindfleisch im Supermarkt um bis zu 40 %. Die Kombination aus guter Nachfrage und langfristig sinkender Rinderhaltung belastet die Versorgungslage. Gleichzeitig wird erwartet, dass die verpflichtende Weidehaltung bei Bio-Rindern zu einem Rückgang an Mastbetrieben führt. Für interessierte Betriebe mit Weidezugang und passender Stallstruktur bietet die aktuelle Marktlage jedoch attraktive Perspektiven – die Nachfrage nach Bio-Rindfleisch bleibt auch in Zukunft hoch.
Wintergerste
JULIA mz
• Einzige Sorte mit Höchstnote 9/9 im Ertrag unbehandelt und behandelt, BSL 2024
• Resistent gegen Gerstengelbmosaikvirus Typ 1 + 2
ESPRIT mz
• In allen Bundesländern offiziell zum Anbau empfohlen!
• Ertragsstark bei einfachem Handling
BIO-DRUSCHFRÜCHTE
Stabile Preise bei Hafer, Dinkel, Weizen und Futtergetreide treffen auf Sorgen um Roggen und Braugerste. Die Märkte zeigen sich zweigeteilt: Während bewährte Kulturen von verlässlicher Nachfrage profitieren, geraten andere ins Hintertreffen. Eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt der Ernte.
HAFER
Hafer bleibt eine zentrale Kultur mit bemerkenswerter Dynamik: Trotz Überhängen aus der Vorjahressaison und eines Anbauzuwachses von rund 20 % halten sich die Erzeugerpreise auf hohem Niveau. Mühlen sind gut gefüllt, doch der Wettbewerb um große Abnahmeverträge treibt das Marktgeschehen. Landwirte profitieren von stabilen Preisen knapp unter 400 Euro – ein Niveau, das in den letzten Jahren selten erreicht wurde.
WEIZEN
Auch bei Weizen ist die Marktlage positiv: Die Lager sind leer, der Anbau bleibt stabil, und die Preise für Back- und Speiseweizen liegen teils deutlich über dem Vorjahr. Landwirte erzielen je nach Qualität 350–450 €/t. Die Qualität der neuen Ernte dürfte gut ausgefallen sein – sofern das Wetter mitgespielt hat.
FUTTERGETREIDE
Marktgesellschaft der Naturland Bauern pflanze@naturland-markt.de
Davon hängt auch die Marktentwicklung bei Futtergetreide ab, denn bei guten Qualitäten für Speiseweizen dürfte der Markt für Futtergetreide weiterhin knapp versorgt bleiben. Dann würde nämlich wenig Speiseweizen „ins Futter gehen“. Insgesamt wurde vergangenen Herbst weniger Futtergetreide angebaut, weshalb hier weiterhin von einem knapp versorgten Markt auszugehen ist.
DINKEL
Im Dinkel-Markt zeigte sich ein starker Anstieg der Vorvertragsmengen, das Angebot dürfte in dieser Saison wesentlich größer sein. Die Nachfrage bleibt lebhaft, auch wenn nicht alle Marktpartner bereit sind, die gewünschten Preise zu zahlen. Trotzdem deutet sich ein durchschnittliches Preisniveau um 400–450 €/t an.
BRAUGERSTE
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Braugerste und Roggen sind die Sorgenkinder am Markt für Bio-Druschfrüchte. Die Nachfrage nach Braugerste bleibt schwach: Der Anbau ist rückläufig, die Verbandsnachfrage gering, Hoffnung auf Besserung ist kaum in Sicht.
ROGGEN
Roggen steht im Schatten einer ernsten Entwicklung: Der Anbau von Roggen ist auf ein historisches Tief gefallen – rund ein Drittel weniger als im Vorjahr. Das ist das Ergebnis jahrelang schwacher Preise. Nun steigen sie zwar, doch das Mengenproblem bleibt virulent.
Hinweis: Zu Redaktionsschluss dieser Ausgabe standen viele Kulturen noch auf den Feldern. Kurzfristige Entwicklungen vor oder während der Ernte sowie spätere Ernteanalysen konnten daher nicht berücksichtigt werden.
SONDERKULTUREN & SPEZIALGETREIDE
SPEZIALGETREIDE
Der Bedarf an Spezialgetreide ist ungebrochen. Besonders Emmer wird stark nachgefragt – sowohl für Müsli und Flocken als auch Nudeln. Erste Vorkontrakte für die Ernte 2026 wurden zu Preisen deutlich über dem Dinkelpreis abgeschlossen. Der Anbau wird deutschlandweit empfohlen, besonders im Süden wegen geringerer Frachtkosten. Auch Goldhirse, Buchweizen und Nackthafer bieten gute Absatzmöglichkeiten. Insgesamt stehen die Spezialkulturen preislich gut da und gelten als robuste, trockenheitstolerante Optionen. Wer sich für den Anbau interessiert, sollte sich frühzeitig mit der Beratung für Naturland abstimmen – insbesondere bei wenig bekannten Kulturen wie Emmer oder Hirse.
SONDERKULTUREN
Bei den Sonnenblumen ist die Lage regional unterschiedlich: Während manche Bestände unter der Frühjahrskälte und Trockenheit litten, zeigen sich andere stabil. Insgesamt wird mit einer durchschnittlichen Ernte gerechnet. Im HO-Segment bleibt die Nachfrage höher als das Angebot – stabile bis leicht steigende Preise sind möglich. Die Sojabohne entwickelt sich aktuell gut, vor allem in Süddeutschland und Österreich. Regional entscheidend war die ausreichende Wasserversorgung zur Blütezeit. Aufgrund guter Ertragserwartungen, insbesondere in Österreich, könnte der Preis im Speisesegment leicht unter Druck gera-
AUTORIN
Liane Regner
Marktgesellschaft der Naturland Bauern sonderkulturen@ naturland-markt.de
ten. Frühzeitige Vorkontrakte werden empfohlen. Für Raps zeigt sich eine positive Wende: Nach schwankenden Jahren liegen die Preise für ExErnte-Ware wieder auf einem stabilen Niveau (bis zu 900 €/t). Unter passenden Standortbedingungen wird der Anbau im August/September empfohlen –auch wegen der Bedeutung von Rapskuchen und der Funktion als wertvolle Vorfrucht.
BIO-KARTOFFELN
Die Aussichten für die diesjährige Bio-Kartoffelernte sind gut: Ausgedehnter Anbau und günstige Vegetationsbedingungen lassen eine längere Vermarktungssaison erwarten. Heimische Ware könnte so Importmengen verringern. Gleichzeitig sorgt die Schilf-Glasflügelzikade für neue Herausforderungen im ökologischen Anbau – besonders lagerfähige, spätreifende Sorten sind gefährdet. Hoffnung macht der Handel: Erste Aktionen im LEH und mehr regionale Ware könnten die derzeit verhaltene Nachfrage beleben. Quelle: AMI
Unser Angebot: führende Legehennen Genetik Volierenaufzucht & Mobilstallimpfung
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Kälbergrippe
Früh erkannt -
WIRKSAM VORGEBEUGT
Aktuell, mit Sonne und warmen Temperaturen, scheint das Thema Kälbergrippe weit weg, doch der Schein trügt: Auch im Sommer können Kälber daran erkranken.
Kälbergrippe und Kälberdurchfall zählen zu den häufigsten Ursachen für Kälberverluste in Milchvieh- und Rinderbetrieben. Wer frühzeitig auf gesunde Aufzucht und gezielte Vorbeugung setzt, schützt nicht nur die Tiere, sondern auch die Wirtschaftlichkeit des Betriebs. Denn die größten Schäden entstehen nicht durch Behandlungskosten, sondern durch Leistungseinbußen – etwa wegen einer lebenslang eingeschränkten Lungenfunktion. Die betroffenen Kälber bleiben dann oft zurück und schöpfen ihr eigentliches Potenzial nicht aus.
Was ist Kälbergrippe?
AUTORIN
Eike Thomsen
Beratung für Naturland e.thomsen@ naturland-beratung.de
Kälbergrippe – auch als bovine Respiratory Disease (BRD) bekannt – zählt zu den bedeutendsten Atemwegserkrankungen in der Rinderhaltung. Sie betrifft in erster Linie junge Kälber in den ersten Lebenswochen bis -monaten und kann sowohl akut als auch chronisch verlaufen.
Neben dem gesundheitlichen Schaden entstehen auch wirtschaftliche Einbußen durch Wachstumsstörungen, hohe Tierarztkosten und Verluste. Dabei handelt es sich um eine
sogenannte Faktorenerkrankung: Nicht nur die Erreger selbst spielen eine Rolle, sondern auch Haltung, Klima, Versorgung mit Kolostrum und allgemeine Managementfaktoren. Dies führt zu unterschiedlich starken Krankheitsverläufen. Die Virusinfektion schwächt zunächst das Immunsystem des Kalbs und bietet dann Bakterien eine gute Angriffsfläche.
Vorbeugen – so geht’s
Erkrankte Kälber zeigen oft eine Körpertemperatur über 39,2 °C. Sie trinken und fressen schlechter, wirken matt, lassen die Ohren hängen und zeigen kein Ohrenspiel. Häufig tritt Nasenschleim aus, die Augen tränen, die Kälber husten und atmen schneller – in schweren Fällen sogar mit Maulatmung und Atemnot.
1. Kolostrum ist das A und O
Gleich nach der Geburt brauchen Kälber hochwertiges Kolostrum zum Zweck der passiven Immunisierung – und zwar innerhalb der ersten Lebensstunden. Nur so können sie über den Darm die notwendigen Antikörper aufnehmen, denn das Kalb kommt
Weniger Futteraufnahme und fehlendes Ohrenspiel sind typische Anzeichen für Kälbergrippe.
ohne spezifische Immunabwehr auf die Welt, durch die Plazenta gelangen keine mütterlichen Immunglobuline ins Kalb.
Von Vorteil ist es, regelmäßig die Qualität des Kolostrums von jeder Kuh und Färse zu überprüfen – z. B. mit sogenannten Colostro Balls. Diese zeigen durch ihr Schwimmverhalten in der Milch an, wie dicht die Biestmilch ist. Je
mehr Bällchen oben schwimmen, desto besser ist die Qualität.
2. Fütterung und Tränke
Nach der Kolostrumversorgung ist auch das intensive Füttern und Tränken der Kälber sehr wichtig. Futter und Wasser sollen immer ausreichend zur Verfügung stehen.
NEUE BROSCHÜRE:
3. Stallklima und Einstreu
Gutes Stallklima schützt nachhaltig, und das bedeutet: ausreichende Belüftung, niedrige Luftfeuchtigkeit und keine Zugluft. Die Stroheinstreu sollte trocken und locker sein – das lässt sich mit dem Nesting Score gut einschätzen. Bei Temperaturen von 10 °C und weniger helfen Kälberdecken, im Sommer ist auf ausreichend Schatten zu achten.
GUTE PRAXIS IN DER ÖKO-RINDERMAST
Anregungen von außen, lernen von anderen. Die neue Broschüre „Gute Praxis Öko-Rindermast“ zeigt, wie Bio-Betriebe in NRW erfolgreiche Mastlösungen gefunden und umgesetzt haben. Im Rahmen eines Praxisprojekts der Landesvereinigung Ökologischer Landbau NRW haben die vier Bio-Verbände inspirierende Beispiele zusammengetragen. Ob neuer Tretmiststall, clevere Doppelnutzung bestehender Gebäude, Bullenmast in der alten Feldscheune oder Familienstall mit Kühen und Mastrindern – die Praxisbeispiele inspirieren und laden ein, eigene Lösungen zu entwickeln. Skizzen, Zeichnungen und Bilder helfen dabei. Dazu gibt es kompakte Grundlagen: zum Stallbau, aber auch zum Rind selbst. Damit beispielsweise nochmals deutlich wird: Ein Rind sieht schlecht, dreidimensional nur direkt vor dem Maul – aber es riecht und hört umso besser, weshalb bei einem Stallbau auch auf Geräuschquellen zu achten ist.
Hier geht’s zum kostenlosen Download:
Annette Alpers, Beratung für Naturland
Weniger Futteraufnahme und fehlendes Ohrenspiel sind typische Anzeichen für Kälbergrippe.
4. Stress vermeiden
Umstellungen – sei es beim Futter, beim Transport oder bei der Haltung – belasten das Immunsystem. Versuchen Sie, solche Stressfaktoren zu reduzieren oder zu vermeiden.
5. Hygiene zählt
Saubere Nuckeleimer, Tränken, Geräte wie das Milchtaxi und auch Arbeitskleidung verhindern die Verbreitung von Keimen. Gründliche tägliche Reinigung ist Pflicht.
6. Tägliche Tierbeobachtung
„Last but not least“ gehört die tägliche Tierbeobachtung zu einer erfolgreichen Vorbeugung, um erste Erkrankungen sofort zu entdecken und frühzeitig Gegenmaßnahmen einleiten zu können.
7. Impfung erlaubt
In der Bio-Kälberhaltung bei Naturland ist die Impfung kein Behandlungseingriff, sondern ein Bestandteil der Vorsorge. Ein betriebsspezifischer Impfplan –abgestimmt mit dem Tierarzt –schützt vor den häufigsten Erregern wie BRSV, PI-3 und RSV.
8. Immunsystem stärken
Auch Vitamine und Mineralstoffe wie Vitamin E, Selen und Eisen fördern die Abwehrkraft der Tiere – besonders in kritischen Phasen.
Kurz & knapp
Vorbeugen ist besser als heilen! Gute Gesundheitsvorsorge in den ersten Lebenswochen zahlt sich aus: Aus fitten Kälbern werden gesunde Kühe – mit vollem Leistungspotenzial. Investieren Sie in Hygiene, Haltung, Fütterung und Kolostrumversorgung. So bleibt Kälbergrippe nicht nur im Sommer ein Thema von gestern.
ONLINE-VERANSTALTUNGSTIPP:
Starke Kälber – gesunde Zukunft 15. Oktober 2025, 19:30–21:30 Uhr Wie lässt sich Kälbergrippe im Bio-Bereich wirksam vorbeugen?
Mit Dr. Zieger („Kälberblogger“) und Dr. Steinbeck von der Firma Boehringer Ingelheim Anmeldung über die Naturland App oder online über den QR-Code.
PODCAST WIR BIO-BAUERN
SAUERTRÄNKE FÜR KÄLBER
Sauertränke in der Kälberaufzucht klingt für manche immer noch ungewöhnlich. In der Praxis hat sich dieses Tränkesystem für Kälber jedoch besonders in Bio-Betrieben längst bewährt.
Sauertränke ist eine mit Säure versetzte Milch. Ziel ist es, den pH-Wert der Milch zu senken, um…
• krankmachende Keime zu hemmen,
• die Tiergesundheit zu verbessern und
• das Futter ad libitum verfügbar zu machen.
Ein weiterer Vorteil: Die Kälber erhalten Nahrung gleichmäßig über den Tag, was die Futteraufnahme stabilisiert und Arbeitsspitzen reduziert. Im Naturland Podcast WIR BIO-BAUERN gibt Berater Sebastian Wagner praktische Tipps, wie die Sauertränke in die Kälberaufzucht integriert werden kann.
So gelingt der Start
Frühzeitige Gewöhnung der Kälber an die Sauertränke hilft, Akzeptanzprobleme zu vermeiden. Bereits ab der zweiten Mahlzeit sollte angesäuerte Milch gefüttert werden. Die erste Mahlzeit wird immer ungesäuert vertränkt. Viele Futtermittelhersteller vertreiben sogenannte Ansäuerungszusätze. Werte um pH 4,5 haben sich für Kaltsauer-Tränken bewährt, darunter sollte der pH-Wert nicht gesenkt
WIR BIO-BAUERN
Weitere Tipps von Sebastian Wagner (im Bild links) erfährst Du im Naturland Podcast WIR BIO-BAUERN online unter www. naturland-beratung.de/podcast oder überall, wo es Podcasts gibt. Der QR-Code führt direkt zur Folge mit Sebastian Wagner.
werden, sonst kann es zu Verweigerung der Futteraufnahme kommen.
Wichtig: Produkte, die zur Ansäuerung genutzt werden, müssen als Futtermittel, Ergänzungsfuttermittel oder Futtermittelzusatzstoff zugelassen sein. Bio-Betriebe müssen zudem auf Produkte zugreifen, die im Ökolandbau zugelassen sind. Das gilt auch für Essig, wenn die Ansäuerung damit erfolgen soll.
Temperatur & Hygiene
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Warmund Kaltsauertränken. Je wärmer die Milch, desto stärker die Gerinnung. Stark geronnene Milch klumpt und kann die Nuckel zusetzen - vor allem, wenn stärker angesäuert werden soll (unter pH 5,5).
Im Gegensatz zur Warmsauertränke (über 30°C) wird die Kaltsauertränke ad libitum verabreicht. Die Kaltsauertränke (25-30°C) muss stärker angesäuert werden (pH-Wert von ca. 4,5) um die Verdaulichkeit zu verbessern. Auch im Winter kann weiterhin kalt vertränkt werden. Trotz keimhemmender Wirkung der Säure gilt:
• Saubere Eimer und Nuckel verwenden,
• Kunststoff regelmäßig erneuern – Säure raut ihn auf,
• ein Eimer pro Kalb über die gesamte Aufzuchtphase. Nach jedem Kalb den Nuckel wechseln.
• Deckel verwenden (z.B. gegen Stallfliegen),
• Reinigung: zwei bis vier Mal pro Woche, im Sommer häufiger.
Foto: Naturland / Jan Malte Neuhaus
AUTOR Ewald Pieringer
Beratung für Naturland e.pieringer@naturlandberatung.de
7 TIPPS
ZUR WEIDE-NACHSAAT
AUF ACKERFLÄCHEN
Stallnahe Ackerflächen als Weide nutzen – das klingt verlockend. Doch nicht jede Nachsaat auf Ackerflächen führt zum gewünschten Erfolg. Worauf es wirklich ankommt und welches Detail oft übersehen wird, zeigt dieser Beitrag.
Stallnahe Flächen eignen sich hervorragend als Weide. Der Weg für Ein- und Austrieb ist kurz, und die Tiere lassen sich leichter beobachten. Wer 200 Tage im Jahr weidet, spart mit einer halben Stunde Zeitersparnis pro Tag am Ende rund 100 Stunden ein. Kein Wunder also, dass auch Ackerflächen in Hofnähe als Weideflächen immer interessanter werden. Wer sie einsät, sollte dabei einige Grundsätze beachten:
1. GUTE VORBEREITUNG IST ENTSCHEIDEND
Die ausgewählten Ackerflächen sollten gut vorbereitet sein. Kalk, Phosphor und Kali müssen ausreichend vorhanden sein – oder ergänzt werden. Auch die Verunkrautung sollte im Rahmen bleiben. Ein „falsches“ Saatbett vor der eigentlichen Ansaat kann helfen, Beikräuter zu reduzieren.
2.
NUR BEI SICHERER FEUCHTIGKEIT SÄEN
Wasser entscheidet über Erfolg oder Misserfolg. Die Saat braucht ausreichend Feuchtigkeit zum Auflaufen – idealerweise unterstützt durch Niederschläge.
Ende August bis Anfang September hat sich in den letzten Jahren als der sicherste Zeitraum bewährt: Die Hitze lässt (meist) schon nach, Taubildung und Regenwahrscheinlichkeit nehmen zu. So kann der neue Bestand vor dem Winter ausreichend wachsen und gut überwintern. Je nach Region und Jahr kann das jedoch auch etwas anders sein.
3.
FLACH, FEINKRÜMELIG, GUT GEWALZT
„Wasser entscheidet über Erfolg oder Misserfolg.“
Ende August bis Anfang September hat sich in den letzten Jahren als der sicherste AnbauZeitraum bewährt.
Ein gut abgesetztes, feinkrümeliges Saatbeet ist für die kleinen Feinsämereien einer Weideansaat wichtig. Die Saat sollte flach liegen – maximal 0,5 cm tief. Pfluglose, flache Bearbeitung mit dem Grubber reicht meist als Grundbodenbearbeitung aus. Ist das Saatbett zu locker, lohnt sich ein vorheriges Anwalzen, damit die Saat nicht zu tief fällt. Ansonsten ist das Anwalzen nach der Saat in jedem Fall nötig, damit die Samen Bodenschluss bekommen.
EIN BEWÄHRTES BEISPIEL:
Zuerst 15 - 17 kg/ha Wiesenrispe (z. B. Sorte „Lato“, über organicXseeds beantragen – nur konventionelle Herkunft verfügbar) säen. Die Wiesenrispe hat eine langsame Jungendentwicklung und verträgt nur sehr flache Saat. Eine Obenaufsaat mit anschließendem Walzen ist ideal. Nach zwei bis drei Wochen – wenn sich ein erster grüner Flaum zeigt – folgt die Nachsaat mit Weidelgras und Weißklee (z.B. DSV Country G 2461, 15 kg/ha). Die Zusammensetzung passt für Kurzrasenweiden in niederschlagsreichen Gebieten. Die Nachsaat kann auch mit 15 kg/ha WeißkleeGrasmischung (z.B. WKG14) erfolgen. Diese Mischung ist etwas artenreicher und daher auch für Koppelweide und Umtriebsweiden gut geeignet. Beide Mischungen lassen sich auch kombinieren. Dann muss jedoch die Wiesenrispe im Auge behalten und rechtzeitig ein Schröpfschnitt gesetzt werden, um ihr die Konkurrenz vom Leibe zu halten.
In trockenen Regionen, wo das System Mobgrazing angewandt wird, kann eine Kombination aus Luzerne-Grasmischung (z.B. LKG 13) und Dauerwiesenmischung (z.B. DW 10) mit jeweils halber Saatstärke eingesät werden. Im folgenden Frühjahr kann bei ausreichender Entwicklung der Narbe und Trittfestigkeit eine erste nicht zu intensive Beweidung erfolgen, ansonsten kann auch eine frühe Mahd durchgeführt werden.
Alternativ kann die Ansaat auch als Untersaat in Sommergetreide oder, in milden Lagen, in früh gesätes Wintergetreide erfolgen. In diesem Fall sollte man die Getreidesaatstärke um 25–30 % reduzieren, damit die Weide genug Licht bekommt.
DIE MISCHUNG MACHT’S
Wiesenrispe bildet das „Baustahlgewebe“ der Weide und verleiht der Grasnarbe Stabilität. (oben).
Knaulgras ist aufgrund seiner tieferen Durchwurzelung besonders für trockene Standorte geeignet. (unten).
Die angesäten Arten müssen Tritt und Verbiss standhalten. Untergräser vertragen das am besten. Unter den Bedingungen des Ökolandbaues mit geringerer Düngungsintensität ist die Wiesenrispe das vorrangige Gras: Sie bildet das „Baustahlgewebe“ der Weide und verleiht der Grasnarbe Stabilität. Deutsches Weidelgras ist etwas anspruchsvoller hinsichtlich Düngungsniveau, Wasserversorgung und Auswinterung, aber auch ertragreicher. Lieschgras, Wiesenschwingel und Rotschwingel bringen Vielfalt in die Mischung, kommen mit sehr intensivem Weidedruck jedoch schlechter zurecht. Weißklee sichert durch die Stickstofffixierung den Ertrag und durch seine Ausläufer auch die Narbendichte. Fertige Weidemischungen gibt es nur wenige – selbst mischen ist oft die bessere Wahl.
5.
STANDORT BESTIMMT
MISCHUNG UND WEIDESYSTEM
Auf trockenen Standorten sind Obergräser wie Lieschgras, Wiesenschwingel oder Knaulgras empfehlenswert. Sie wurzeln tiefer und beschatten den Boden besser. Solche Gräser brauchen nach dem Weiden jedoch längere Ruhezeiten. Auch Kräuter wie Futterzichorie und Spitzwegerich (je 300 – 500 g/ha) können unter diesen Bedingungen in die Mischung genommen werden – sie kommen mit Trockenheit und Konkurrenzdruck gut zurecht. Weidesysteme wie Umtriebsweide mit vielen Koppeln oder bei sehr trockenen Standorten auch Mob Grazing (Beweidung bei hohem Bewuchs und Restbestand) bieten bei derartigen Bedingungen mehr Sicherheit.
4.
In feuchten Regionen mit über 800 mm Niederschlag pro Jahr funktionieren intensive Weidemischungen aus Wiesenrispe, Deutschem Weidelgras und Weißklee gut. Wird es trockener, sollte man mehr Dauerwiesenarten beimischen – beispielsweise halb Weidemischung, halb Dauerwiesenmischung (oder auch mehr).
6. DIE NARBENDICHTE GIBT DEN TAKT VOR
Nach der Ansaat gilt es, die Narbendichte im Auge zu behalten. In den ersten beiden Jahren lichten sich die Bestände meist etwas – das ist normal, da sich die Arten erst anpassen müssen. Trotzdem braucht es meist eine Nachsaat – auch wenn sie oft unterbleibt. Die Folge: schwache Narbendichte. In Versuchen der österreichischen Bundesforschungsanstalt Raumberg-Gumpenstein hat sich die Nachsaat mit kleinen Gaben Wiesenrispe (6–10 kg/ha) bei nachfolgenden Niederschlägen gut bewährt. Der Tritt bewirkt eine Rückverfestigung und der Verbiss hält die Konkurrenz der Altnarbe in Schach.
7. NÄHRSTOFF MIT DÜNGUNG ZURÜCKFÜHREN
Entzogene Nährstoffe müssen zurückgeführt werden – sonst verschwinden anspruchsvolle Gräser wie das Deutsche Weidelgras. Die notwendige
Kurz & knapp
Weideansaat auf Ackerflächen funktioniert, wenn das Management stimmt – und der Regen mitspielt. Die Narbendichte zeigt, ob die Bewirtschaftung passt. Wo Lücken entstehen, sollte nachgesät werden. Auch die Düngepraxis muss regelmäßig überprüft werden. Wer im Herbst zu spät beweidet, riskiert Auswinterungsschäden – und startet im Frühjahr mit schwachem Aufwuchs.
Über den QR-Code finden Sie die im Artikel erwähnten Mischungen der Marktgesellschaft der Naturland Bauern ab Seite 40.
Düngung hängt vom Viehbesatz, der Zufütterung und der Weidezeit (Menge, die wieder während der Weidezeit abgekotet wird) ab. Als grobe Faustregel bei Halbtagsweide (12 Stunden täglich): Etwa 50 % der üblichen Gülledüngung für eine Wiese, das entspricht ca. 30 m³ Gülle, verteilt auf zwei bis drei Gaben (Herbst, zeitiges Frühjahr, eventuell stark verdünnt während der Weidezeit).
Herstellung von hochwertigen Mischfuttern, optimiert nach dem Bedarf der ökologischen Tierhaltung
Enge Partnerschaft mit etablierten Bio-Verbänden
Regionale und direkte Ernteabwicklung
Du brauchst ein individuelles Futterkonzept? Melde dich bei uns!
TIPP
Abgestufte Grünlandnutzung
Mehr Ertrag, weniger Dünger
AUTOR
Stefan Lemmerer
Beratung für Naturland s.lemmerer@ naturland-beratung.at
Wer sein Grünland abgestuft nutzt, spart nicht nur Ressourcen, sondern schützt auch dauerhaft Ertrag, Boden und Biodiversität. Doch der Weg dahin erfordert eine kluge Planung – und etwas Geduld.
Nachhaltiges Grünlandmanagement gelingt, wenn Pflanzenbestand, Nutzungsfrequenz und Düngung sinnvoll zusammenspielen. In den letzten Jahrzehnten haben viele Betriebe die Nutzungsintensität ihres Wirtschaftsgrünlands erhöht –angetrieben durch Fortschritte in Landtechnik und Futterkonservierung sowie durch den zunehmenden Fokus auf hohe Grundfutterqualität und -leistung. Gerade in der Ökologischen Landwirtschaft ist dieser Fokus auf die Grundfutterqualität durch das Ziel eines möglichst effizienten Einsatzes von Kraftfutter sehr ausgeprägt und verlangt dadurch frühe Schnittzeitpunkte.
Doch die frühere Mahd hat Folgen. Viele Pflanzenarten, insbesondere Kräuter, vertragen die häufige Nutzung schlecht und verschwinden aus dem Bestand. Die früher allgegenwärtigen bunten Blumenwiesen sind in manchen Regionen daher selten geworden – mit gravierenden Folgen: Das fehlende Blühangebot trägt maßgeblich zum Rückgang von Insekten und anderen Tierarten bei, die auf Insekten als Nahrung angewiesen sind.
Intensives Grünland braucht Dünger
Mehr Schnitte bedeuten nicht automatisch mehr Qualität oder Ertrag. Hochwertige Futtergräser entwickeln sich nur, wenn sie ausreichend mit Nährstoffen versorgt werden. Bleibt die Düngung aus, verschwinden die ertragreichen Arten und lückige Bestände entstehen. Diese Lücken füllen meist Pflanzen mit geringem Futterwert – oft schleichend, meist unbemerkt.
Deshalb lohnt es sich, eine Hoftor- und Schlagbilanz zu berechnen. Intensiv genutztes Grünland mit vier bis fünf Schnitten entzieht je nach Ertragslage zwischen 150 und über 300 kg Stickstoff pro Hektar. Bei einem Kleeanteil von 15–20 % können rund 60 kg N pro Hektar über Knöllchenbakterien eingebracht werden. Dennoch erreichen nur wenige Biobetriebe den nötigen Tierbesatz, um ihre Flächen so intensiv und gleichzeitig nachhaltig zu bewirtschaften.
Ein Beispiel (siehe Tab.) macht das deutlich: Ein NaturlandMilchviehbetrieb im Alpenvorland mit 40 Kühen und Nachzucht auf 40 ha Grünland wirtschaftet überwiegend mit vier Schnitten und Kurzrasenweide. Doch ihm fehlen jährlich über 1.000 kg Stickstoff – pro Hektar fast 30 kg, selbst unter Berücksichtigung des Kleeanteils. Umgerechnet fehlen rund 15 m³ Gülle (7,5 % TS) pro Hektar und Jahr.
Die Faustregel: Für eine gute Versorgung braucht jede Schnittnutzung etwa 15 m³ Gülle. Wer diese Menge nicht aufbringen kann oder die Menge nur durch starke Verdünnung mit Wasser erreicht, laugt seine Flächen langfristig aus – und riskiert Ertragsverluste sowie wirtschaftliche Einbußen.
Was tun, wenn Gülle knapp ist?
Wirtschaftsdünger ist schwer zu bekommen, zugelassene Handelsdünger sind teuer. Ein möglicher Ausweg: die abgestufte Grünlandnutzung. Im Biolandbau wird sie schon seit langem als der Lösungsansatz gesehen, um diesem Dilemma zu entkommen. Entscheidend ist jedoch, sie gezielt und durchdacht umzusetzen. Sebastian Wagner von der Beratung für Naturland hat dafür ein Planungstool entwickelt. Es hilft, Nährstoffentzüge und -rückführungen im Blick zu behalten und Nutzungsintensi-
Mit einer gezielten Nachsaat werden auf intensiven Flächen hochwertige Gräser und ein Leguminosenanteil von 15–20 % gesichert.
Tab.: Stickstoffentzug und -anfall eines Milchviehbetriebs mit 40 Kühen und Nachzucht auf 40 ha Grünland Bewirtschaftungstyp Ausmaß in
täten betriebsindividuell anzupassen.
Grundsätzlich gilt: Die besten Flächen eignen sich für intensive Nutzung, weniger ertragreiche für extensivere Bewirtschaftung. Dabei spielen Standort- und Bewirtschaftungsfaktoren eine Rolle – etwa Bodenart, Höhenlage, Exposition oder auch die Entfernung zum Hof.
Pflanzenbestände gezielt anpassen
Wichtig ist auch: die vorhandenen Pflanzenbestände passen noch nicht notwendigerweise zur neuen geplanten abgestuften Nutzung. Wer Flächen weiter intensiv nutzt, sollte hochwertige Gräser und einen Leguminosenanteil von 15–20 % sichern – eventuell über Nachsaat. Das Ergebnis einer Planung kann auch sein, dass einige Bestände intensiver genutzt werden, als das bisher der Fall war, um die Grundfutterqualität und -leistung zu erhöhen. Ein über die Nachsaat im Grünland noch hinausgehender Ansatz wäre, auf sehr produktiven bzw.
ackerfähigen Grünlandflächen Kleegras einzusäen. Durch den hohen Kleeanteil und die hochwertigen Futtergräser gewinnt
„Jeder Betrieb braucht sein eigenes Konzept.“
man hochwertiges Grundfutter, das durch die vergleichsweise hohe Stickstofffixierleistung über den Klee wenig Düngerbedarf hat. Außerdem ist es oft schwierig, rein über Nachsaat in dichten Grünlandbeständen eine substanzielle Veränderung der Artenzusammensetzung zu erreichen. Leichte Bodenbearbeitung, beispielsweise mit einer Umkehrfräse, erhöht die Effektivität im Bestandesumbau deutlich. Hier ist allerdings Vorsicht geboten: auf Flächen, die mit problematischen Unkräutern wie Ampfer oder Kreuzkraut schon vorbelastet sind, kann das Öffnen der Grasnarbe auch zu einer Massenvermehrung dieser Arten führen. Außerdem sind in diesem
Zusammenhang Einschränkungen beim Grünlandumbruch zu berücksichtigen!
Wenn nach einigen Jahren der Kleeanteil durch die intensive Nutzung zurück geht und der Bestand lückiger wird, kann über Nachsaat wieder ein wertvoller Dauergrünlandbestand aufgebaut werden.
Flächen, die in Zukunft extensiviert werden, müssen unter Umständen ein paar Jahre etwas mehr „ausgehungert“, also einige Zeit bei ausbleibender Düngung noch intensiv weiter genutzt werden, bevor sich eine blumen- und kräuterreichere Vegetation etablieren kann. Hier kann es auch sinnvoll sein, regional gewonnenes Saatgut für extensive Wiesen auszubringen oder mit Mahdgutübertragung zu arbeiten, wenn sich die gewünschte Vegetation nicht mit der Zeit von selbst einstellt.
Natürlich erfordert ein geändertes Mahdregime am Betrieb auch Veränderungen im jährlichen Betriebsablauf, was Betriebe auch vor Herausforderungen stellen kann. Alles möglichst auf einmal zu mähen ist logistisch oft einfacher als sehr stark abgestuft zu arbeiten, wobei gerade mit den Herausforderungen des Klimawandels eine abgestufte Nutzung den Betrieb auch
Sie möchten eine Hoftorbilanz erstellen oder Ihre Grünlandstrategie neu ausrichten? Wenden Sie sich gerne an Ihre Beratung für Naturland.
Weitere Infos zum Artenvielfaltsprogramm finden Sie auf www.wirsindartenvielfalt.de oder im Förderportal www.mein-naturland.de
TIPP
Das Naturland Förderprogramm Artenvielfalt bietet finanzielle Unterstützung –und ergänzt die abgestufte Nutzung ideal. Hier ein geförderter Altgrasstreifen.
weniger anfällig gegenüber Wetterextremen und damit verbundenen Ertragsverlusten machen kann.
Biodiversität zahlt sich aus
Bei abgestufter Nutzung geht es nicht primär um Artenvielfalt oder Pferdeheu, sondern um stabile Futterflächen mit gesunder Narbendichte. Nur wer Düngung und Nutzung anpasst, kann langfristig wirtschaftlich arbeiten. Die Förderung der Biodiversität ist ein erfreulicher Nebeneffekt – und kann sich auch finanziell lohnen.
Das Naturland Förderprogramm Artenvielfalt bietet finanzielle Unterstützung für biodiversitätsfördernde Maßnahmen – und ergänzt die abgestufte Nutzung ideal. Im Grünland
fördert Naturland derzeit zwei Maßnahmen, die auch Teil einer abgestuften Nutzungsstrategie sein können:
• Sommer-Rückzugsorte: Bei jedem Schnitt bleiben mindestens 10 % eines Schlages stehen – als Rückzugsraum für Insekten, Vögel und andere Tiere.
• Überjährige Schutzstreifen: Hier müssen 10 % eines Schlages ungemäht bleiben - eine einmalige Mahd im Juli ist erlaubt. So entstehen für die Tiere ein geschützter Bereich zur Überwinterung und ein reiches Blühangebot in der Vegetationszeit.
Diese Maßnahmen lassen sich hervorragend in die abgestufte Strategie integrieren. Viele Flächen verfügen ohnehin über weniger wirtschaftlich nutzbare
Randbereiche: schattige Ecken, Nassstellen oder steile Ränder. Werden diese langfristig extensiviert, verbessert das die Artenvielfalt – und entlastet gleichzeitig die Nährstoffbilanz.
Auch staatliche Programme (z. B. zum Schnittzeitpunkt oder zum Vertragsnaturschutz) bieten zusätzliche finanzielle Anreize zur Extensivierung.
Kein „Schema F“
Die abgestufte Grünlandnutzung kennt nicht „die eine Lösung“. Jeder Betrieb braucht sein eigenes Konzept – abgestimmt auf Standort, Viehbesatz, Technik und Arbeitskapazität. Entscheidend ist am Ende ein möglichst ausgeglichener Nährstoffsaldo. Wer das schafft, wirtschaftet nachhaltig – und fördert ganz nebenbei die Biodiversität.
Fotos:
Jana Wolschke, Agrarfoto, Naturland
3 m säen & 6 m hacken – Das geht nur mit garford TwinShift
für das Schälen und Trennen von Dinkel, Emmer und Einkorn
HORN TECHNIC Mackstr. 72 I 88348 Bad Saulgau
PODCAST WIR BIO-BAUERN
FERKELVERLUSTE REDUZIEREN
Ferkelverluste sind ein sensibles Thema in der ökologischen Schweinehaltung – doch sie sind kein unvermeidbares Schicksal.
In der Bio-Ferkelerzeugung entscheiden wenige Stunden über Leben oder Tod eines Ferkels. Kälte, Kolostrum-Mangel, Infektionen oder Geburtskomplikationen zählen zu den Hauptursachen für frühe Verluste. Im Naturland Podcast WIR BIO-BAUERN gibt Beraterin Gretha Schnieders praktische Tipps, wie Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern gezielt gegensteuern können.
Geburtsvorbereitung
Gründliche Reinigung des Abferkelstalls und frische, trockene Einstreu schaffen ein hygienisches Umfeld mit geringer Keimbelastung. Wärmelampen und vorgewärmte Ferkelnester sind essenziell, um die empfindlichen Neugeborenen vor Auskühlung zu schützen – eine der häufigsten Todesursachen in den ersten 24 Stunden.
Fütterungsmanagement
Ebenso wichtig: die Umstellung der Sauen auf schmackhaftes Säugefutter. Während der Trächtigkeit unterstützt rohfaserreiches Futter die Sättigung und sorgt für eine geregelte Verdau-
WIR BIO-BAUERN
Weitere Tipps von Gretha Schnieders erfährst Du im Naturland Podcast WIR BIO-BAUERN online unter www.naturland-beratung.de/podcast oder überall, wo es Podcasts gibt. Der QR-Code führt direkt zur Folge mit Gretha Schnieders.
ung. In den letzten Tagen vor der Geburt sollte der Rohfaseranteil jedoch reduziert werden, da schwer verdauliche Fasern in dieser Phase das Risiko für Verstopfungen und Geburtsverzögerungen erhöhen können. In der Laktation ist eine energiereiche, hochverdauliche Fütterung besonders wichtig, um den erhöhten Bedarf der Sau zu decken und eine gute Milchleistung zu sichern.
Geburtsüberwachung
Auch im Bio-Betrieb sollte jede Geburt engmaschig begleitet werden – ohne die Sau unnötig zu stressen. Ideal: alle 10–20 Minuten kommt ein Ferkel.
Kolostrumaufnahme
Kolostrum ist die erste „Lebensversicherung“ des Ferkels: Es liefert Energie, Flüssigkeit und vor allem Antikörper gegen Krankheitserreger. Jedes Ferkel sollte in den ersten Lebensstunden mindestens 250 g Kolostrum aufnehmen – idealerweise noch in der ersten Lebensstunde.
MMA-Syndrom
Das MMA-Syndrom (Mastitis, Metritis, Agalaktie) zeigt sich daran, dass die Sau nicht frisst, ihr Gesäuge aufgrund der Entzündung hart und angeschwollenen ist und sie schließlich keine Milch gibt, auch Fieber gehört zu den Symptomen. Bewährte Vorbeugemaßnahmen: Sauen vor dem Einstallen waschen, regelmäßig entwurmen und durchgängige Temperaturkontrollen in der Abferkelbucht.
Beantragen Sie bitte zügig die Kennnummer nach der Tierhaltungskennzeichnungsverordnung und geben Sie diese an Abnehmer weiter, falls noch nicht geschehen.
Die neue staatliche Tierhaltungskennzeichnung in Deutschland sollte ursprünglich bereits zum 1. August 2025 greifen. Sie gilt für frisches Schweinefleisch und un-
terscheidet fünf Haltungsformen: Stall, Stall + Platz, Frischluftstall, Auslauf/Weide und Bio. Diese Frist wurde bis zum 1. März 2026 verlängert. Eine freiwillige Kennzeichnung vor dem 1. März 2026 bleibt aber weiterhin möglich. Viele Abnehmer haben aber bereits neue Verpackungen mit dem Platz für die Kennnummer gedruckt. Diesen Abnehmern hilft die Verlängerung der Frist
nun wenig, weitere Unternehmen haben ihre neuen Verpackungen bereits bestellt. In dieser Zeit möchten diese Partner ungern zurückrudern. Wir empfehlen daher den Naturland Schweinehaltern, die Haltungsform frühzeitig zu melden und die Kennnummer zeitnah zu beantragen.
AUTORIN: Martina Kozel, Beratung für Naturland
Für das gute Gefühl, alles richtig zu machen.
BE.WELL
Das Biokonzept für Sau, Ferkel & Mast. Technik, die mitdenkt. Haltung, die wirkt.
GUT VORBEREITET in die Legezeit
Ein gelungener Start ist in der ökologischen Legehennenhaltung die beste Voraussetzung für eine stabile Legeperiode. Nachträgliche „Feuerwehrmaßnahmen“ haben meist nur eine begrenzte Wirkung – gute Vorbereitung ist daher entscheidend.
Wie entwickeln sich die Gewichte seit der Einstallung? Die Zuchtunternehmen haben in ihren Management-Guides zur jeweiligen Rasse die Gewichtskurven hinterlegt. Grob gesagt sollten Braunleger mit 18 Lebenswochen zwischen 1.450 und 1.550 g wiegen, Weißleger zwischen 1.250 und 1.350 g. Ein Gewichtsverlust (5-10 %) durch Transport und Nüchterung ist normal, sollte aber innerhalb einer Woche wieder aufgeholt sein. Noch wichtiger ist die Uniformität: Sie sollte bei Braunlegern mindestens 80 % betragen. Große Gewichtsunterschiede innerhalb der Herde erschweren den Legebeginn und begünstigen Verhaltensstörungen.
Tipp: Wöchentlich 50 Hennen zur gleichen Zeit wiegen und mit den Sollkurven vergleichen.
Die Lichtstimulation sollte erst starten, wenn die Tiere ihr Zielgewicht erreicht haben. Zu leichte Hennen starten zwar vielleicht gut, verlieren jedoch schnell an Gewicht und zeigen vermehrt Auffälligkeiten wie Federpicken.
Ein paar Gramm Unterschied in der täglichen Futteraufnahme beeinflussen die Persistenz erheblich. Nach der Umstallung sollten die Hennen möglichst schnell wieder das Futteraufnahmeniveau der Aufzucht erreichen, meist um die 80 g pro Tag. Ab Beginn der Stimulation und einsetzender Legetätigkeit steigt der Verbrauch kontinuierlich – ideal sind über 120 g zur Legespitze (je nach Energiedichte). Große Schwankungen belasten den Darm und fördern Erkrankungen wie Coli. Um Schwankungen oder zu leichte Hennen zu vermeiden, können folgende Maßnahmen helfen:
Futteraufnahme
AUTORINNEN
Franziska Müller
Annette Alpers
Beratung für Naturland
AUTOR
Stefan Mühlenstedt
Bio-Aufzucht LSL
Rhein Main
Sollten die Gewichte unter der Sollkurve liegen, können folgende Maßnahmen helfen:
- Trog mindestens einmal täglich leer fressen lassen.
- Blockfütterung, d.h. die Kette im Abstand von 45 Minuten ein zweites Mal laufen lassen.
- ggf. Futter anfeuchten.
Vorlegefutter kann den Übergang erleichtern. Spätestens bei 5 % Legeleistung ist auf Legehennenfutter umzustellen, weil die Calciumgehalte im Vorlegefutter für die Eischalenbildung nicht ausreichen. Damit ist der Verbrauch an Vorlegefutter für kleinere Betriebe gering, weshalb auch ein sofortiger Umstieg auf Legehennenfutter sinnvoll sein kann. Neben Futterauswahl sind Fütterungszeiten wichtig: Der Trog sollte mindestens einmal täglich leer sein, damit auch weniger schmackhafte Komponenten aufgenommen werden. Blockfütterungen (zwei Umläufe mit 45 min. Pause) helfen rangniedrigen Tieren und verbessern die Uniformität.
Aufstiegshilfen und eine regelmäßige Kontrolle der Wasseraufnahme sind zwei wichtige Maßnahmen zur Optimierung des Lege-Managements.
Nicht vergessen: Hühner benötigen Magensteine in altersgerechter Größe – sie fördern die Verdauung und damit die Nährstoffverwertung.
Wasser
Futter- und Wasseraufnahme korrelieren eng miteinander. Veränderungen in einem dieser Bereiche erfordern sofortige Aufmerksamkeit. Die Wasseraufnahme sollte täglich kontrolliert werden – idealerweise digital, alternativ mit Wasserzählern.
Das Tränkwasser muss Trinkwasserqualität haben. Sichtkontrollen der Steigleitungen und regelmäßige Laboruntersuchungen sind unerlässlich. Spülsysteme und Leitungsreinigungen – besonders zwischen den Durchgängen –verhindern Biofilme, die Krankheitserreger enthalten und Impfungen beeinträchtigen können.
Nestmanagement
Hühner sind neugierig, aber auch Gewohnheitstiere. Änderungen
– z. B. bei Licht oder Einrichtung – brauchen Zeit zur Anpassung. Frühzeitiges Öffnen der Nester nach Einstallung wirkt sich positiv aus. Nester sollten vor Lichttagende geschlossen werden, um Schlafnutzung zu verhindern. Um verlegte Eier zu vermeiden, ist eine gute Ausleuchtung der Ecken genauso wichtig wie ausreichend Nestfläche und Aufstiegshilfen. Verlegte Eier sollten zu Legebeginn sofort eingesammelt werden – das verhindert Gewöhnung und Nachahmung. Zudem stärkt es die Bindung der Tiere zum Menschen.
Licht
Abends sollte das Aufbäumen beobachtet werden. Unterschiede in der Dimmphase zwischen Aufzucht- und Legestall zeigen sich hier deutlich. Die Tiere müssen beim Dimmen begleitet und ggf. hochgesetzt werden. Dabei unbedingt auch den Kropf abtasten, ob die Tiere Futter und Wasser aufgenommen haben. Der Lichttag (meist 8–10 h in
der Aufzucht) wird ab der 18. Woche stufenweise auf 16 h erhöht, inklusive Dimmphase. Die Stimulation erfolgt abhängig von Gewicht, Alter und Stalltechnik. Zu frühe Stimulation führt zu schlechter Persistenz, steiler Legekurve und Auffälligkeiten wie Federpicken. Der Stall sollte abgedunkelt werden können, um unerwünschte Reaktionen auf Lichtreize zu vermeiden.
Mensch-TierInteraktion
Die hormonelle Umstellung belastet die Tiere. Neben einer guten Fütterung hilft gezieltes Beschäftigungsmaterial: Picksteine, Luzerneballen oder Heunetze senken den Stress und beugen Federpicken vor.
Der regelmäßige Kontakt mit dem Menschen ist essenziell. Wer aufmerksam durch den Stall geht, erkennt Veränderungen früh und kann gezielt handeln –für gesündere Tiere und bessere Leistungen.
Fotos: Franziska Müller
DER PODCAST FÜR ÖKOLOGISCHE LANDWIRTSCHAFT
DIE ROLLHACKE ROCKT
FOLGEN 13 UND 14
ZWISCHENFRUCHT:
MEHR ALS LÜCKENFÜLLER
Zwischenfrüchte sind wahre Multitalente: Sie fördern Bodenleben, speichern Nährstoffe und schützen vor Erosion – ein Schlüssel zum nachhaltigen Ackerbau. Im Podcast WIR BIOBAUERN sprechen Ackerbauberater Stefan Veeh von der Beratung für Naturland und Dr. Roman Kemper von der Universität Bonn über die Eigenschaften und Wurzelleistung verschiedener Mischungen. Die beiden geben Tipps, nach welchen Kriterien man bei der Zusammenstellung von Mischungen konkret vorgeht.
Die Rollhacke findet man immer öfter auf landwirtschaftlichen Betrieben – egal ob bio oder konventionell. Der Grund: Neben der Unkrautbekämpfung liegt ihre Stärke vor allem im Aufbrechen von Krusten. Stefan Veeh kennt die gängigen Fabrikate. Er weiß, worauf beim Kauf zu achten ist. Darüber und über die Einsatzmöglichkeiten diskutiert er mit Podcast-Gastgeberin Celine Grau und Bio-Bauern Roman Goldberger.
FOLGE 2
Fotos: Naturland, Einböck
Seit 12. Juni ist er online, der neue Naturland Podcast WIR BIO-BAUERN. Hier dreht sich alles um die täglichen Herausforderungen und Chancen in der ökologischen Landwirtschaft. Themen rund um den Bio-Ackerbau spielen hier eine besondere Rolle. Wir geben dir einen kurzer Überblick über die bisherigen Ackerbau-Folgen. Du willst mehr wissen? Dann hör‘ rein.
Den Podcast WIR BIO-BAUERN findest Du online unter www. naturland-beratung.de/podcast oder überall, wo es Podcasts gibt.
FOLGE 10
FUTTER-MIST-KOOPERATIONEN: SO GEHT’S
Zu wenig Stickstoff in der Fruchtfolge? Wie aus einer Futter-MistKooperation eine Win-Win-Situation sowohl für den viehlosen Ackerbauen als auch für den Rinderhalter wird, erklärt Leah Hornung von der Beratung für Naturland im Gespräch mit Podcast-Gastgeberin Celine Grau und Bio-Bauern Roman Goldberger.
FOLGE 6
SO SICHERST DU DIR STICKSTOFF
Die Kunst im Bio-Ackerbau ist es, Bio-Kulturen zum optimalen Zeitpunkt mit Stickstoff zu versorgen. Genau darum geht’s in Folge 6. Stefan Veeh gibt Tipps, wie man die Mineralisierung des Stickstoffs aus Vorfrucht zeitlich lenkt, beispielsweise durch die Art der Bodenbearbeitung. Er spricht aber auch über den Einsatz von organischem Dünger und gibt Auskunft, wann welcher Dünger angewendet werden kann.
FOLGE 9
FRUCHTFOLGE CLEVER GEPLANT
Über die Gestaltung der Fruchtfolge spricht Podcast-Host Celine Grau mit Ackerbauexperten Stefan Veeh. „Die Fruchtfolge ist das zentrale Stellelement für alle Funktionen – egal ob Unkrautbekämpfung, Nährstoffversorgung oder Pflanzengesundheit“, stellt Veeh klar. Dabei geben Leguminosen und ihre Anbaupausen die Struktur die Fruchtfolge vor.
geht’s zum Podcast
Qualität
„ERHACKEN“
Getreide in weiten Reihen anbauen, um Unkraut zu hacken –lohnt sich das? Und was ist dabei zu beachten? Dieser Beitrag beantwortet sechs zentrale Fragen rund um Technik, Saatdichte, Saattermin und Qualität im System „Weite Reihe“.
Feuchtklebergehalt steigern, Disteln effektiv regulieren, Ackerfuchsschwanz zurückdrängen oder flexiblere Arbeitszeitfenster schaffen – das sind einige der Vorteile, die der Getreideanbau mit weitem Reihenabstand bietet. Doch warum bleibt dieses Verfahren dennoch eine Nische?
Wer Getreide in weiter Reihe anbauen will, steht vor vielen Fragen: Welche Erkenntnisse lassen sich aus dem klassischen Breitsaat-Anbau übertragen? Welche Erfahrungen fehlen noch? Hier Antworten auf die wichtigsten Fragen:
AUTOR
Julius Heise
Beratung für Naturland j.heise@ naturland-beratung.de
1. WELCHER REIHENABSTAND IST SINNVOLL?
Die Wahl der passenden Reihenweite hängt davon ab, welches Ziel im Vordergrund steht: Backqualität oder Unkrautregulierung. Grundsätzlich sind Reihenweiten von 25 bis 75 cm im Getreideanbau machbar. Liegt der Abstand bei nur 25 cm, verpufft einer der zentralen Effekte der weiten Reihe: Die hohe Pflanzendichte in der Saatreihe führt zu einer Konkurrenzsituation der Weizenpflanzen untereinander, die das Bestocken bremst. Dadurch sinkt der Stickstoffbedarf in der Schossphase – und der freibleibende Stickstoff kommt zu späterer Zeit der Kornfüllung und Eiweißbildung zugute. Für hohe Feuchtklebergehalte sind daher Reihenweiten größer 40 cm zu bevorzugen.
Geht es vor aber allem um Unkrautregulierung, lohnt ein Blick auf die vorhandene Sä- und Hacktechnik. Hat die Sämaschine 12,5 cm Reihenabstand, kann man mit jedem zweiten Schar säen (25 cm Abstand) und mit einer Maishacke (75 cm) drei der fünf Hackschare jedes Parallelogramms einsetzen.
Bei Sätechnik mit 15 cm Reihenabstand bietet sich das Säen mit jedem dritten Schar an – kombiniert mit Rübenhacke auf 45 cm. Wichtig: Arbeitsbreiten müssen zueinander passen!
2.
SAATSTÄRKE REDUZIEREN –JA ODER NEIN?
Die schlechtere Standraumverteilung gehört zum System. Sie sorgt dafür, dass im Frühjahr mehr Stickstoff für die Kornfüllung zur Verfügung steht (siehe Punkt 1). Dennoch zeigen vielfältige Versuche, dass insbesondere bei Winterungen die praxisüblichen Saatstärken halbiert werden können, ohne Ertragsoder Qualitätseinbußen zu haben. Allerdings steigt damit auch das Risiko für zu dünne oder ungleichmäßige Bestände. Während in der Magdeburger Börde unabhängig vom Reihenabstand mit 52 Körnern pro Laufmeter (entspricht 350 Körnern/m² bei 13,5 cm Reihenweite) in Versuchen sehr gute Erfahrungen gesammelt wurden, lautet die allgemeine Praxisempfehlung, die Saatstärke zum Einstieg in das neue Anbauverfahren um 30 % zu reduzieren.
Beim 12,5 cm Sägerät kann jedes zweite Säschar genutzt werden (25 cm) – ideal für den Einsatz einer Maishacke (75 cm) mit drei Hackscharen pro Parallelogramm.
Quelle: eigene Darstellung, auf Grundlage von Einböck
Fotos: Heise, Einböck
3. SAATTERMIN FRÜHER LEGEN?
Bei geringem Ackerfuchsschwanzdruck und ausgeglichener Fruchtfolge (ca. 50 % Winterungen) schafft die Hacke zusätzliche Sicherheit. Das kann für frühere Saattermine sprechen, da sich Wurzeln besser entwickeln, die Herbst-N-Aufnahme steigt und ein Vegetationsvorsprung entsteht. Frühsaaten bergen jedoch auch Risiken: Mehltau, Septoria Tritici und Infektionen an der Halmbasis nehmen zu.
Bei starkem Ackerfuchsschwanzdruck gilt: Winterweizen möglichst erst in der letzten Oktoberdekade säen. In diesem Fall sollte das Hacken als weitere Absicherungsmöglichkeit verstanden werden, um mit dem Fuchsschwanzdruck umgehen zu können.
Generell ist aber davon abzuraten, das Hacken als aufwändiges und teures Werkzeug pauschal gegen die meist günstige Strategie des späteren Saattermins einzutauschen. Die Technik ist aufwändig und teuer – der späte Saattermin bleibt oft die wirtschaftlichere Strategie.
4. EINZELREIHEN ODER DOPPELREIHEN?
Sollten Doppelreihen anstelle von Einzelreihen die schlechtere Standraumverteilung kompensieren? Doppelreihen verbessern die Standraumverteilung, aber nicht die Backqualität. Gleichzeitig lassen sie Zwischenräume, in denen kein Hackmesser arbeiten kann. Die Regulierung liegt dort wieder beim Striegel – mit weniger Effekt. Wer die Verteilung optimieren will, sollte besser die Saatstärke anpassen.
1 Beim Anbau in weiten Reihen kann die Saatstärke um ca. 30 % reduziert werden.
2 Wer hohe Feuchtklebergehalte anstrebt, sollte eher mit über 40 cm Reihenweite arbeiten. Liegt der Fokus auf Unkrautbekämpfung, sind engere Reihenabstände möglich.
3 Gerade Sommergetreide bildet unter weiten Reihen oft schwache Bestände. Hafer ist eine Ausnahme und kann mit weiten Reihen gut umgehen. 1 2 3
5. TIEFER HACKEN – BRINGT DAS WAS?
Kann eine tief eingestellte Hacke die Mineralisation anregen? Diese Fragestellung wurde im Projekt NutriNet 2023 auf einem Praxisbetrieb untersucht. Im Projekt wurden drei flache Hackgänge (2 cm) mit zwei tiefen (8 cm) nach einem flachen verglichen. Ergebnis: Kein signifikanter Unterschied bei Ertrag, Rohprotein oder N-Gehalt der Pflanzen. Tendenziell schnitt die flache Variante sogar leicht besser ab – allerdings war der Versuch auf nur ein Jahr angelegt.
6.
ARBEITSWIRTSCHAFTLICHE UND
WIRTSCHAFTLICHE BEWERTUNG
Häufig fehlt es an Auslastungsmöglichkeiten von erforderlicher Spezialtechnik für das Anbausystem ‚Weite Reihe‘. Das Hacken im Getreide bleibt deshalb meist eine schlagbezogene Entscheidung. Neben Ackerfuchsschwanzproblemen im Wintergetreide kann auch ein hoher Gänsefuß- oder Disteldruck im Sommergetreide dazu motivieren, Bestände mit weitem Reihenabstand zu etablieren. Gerade Sommergetreide bildet in weiten Reihen oft schwache Bestände (Ausnahme: Hafer).
In den genannten schlagbezogenen Einzelfällen werden Kompromisse bei der Flächenleistung in Kauf genommen, wenn aufgrund der Aussaat mit drei Meter Arbeitsbreite auch die Unkrautregulierung mit der vergleichsweise schmalen Hacke erfolgen muss. Deutlich breitere Sätechnik lohnt sich nur für die wenigsten Betriebe.
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Eine Sonderlösung kann sein, in eine Verschiebehacke mit zwei Parallelogrammen zu investieren, die erlaubt, auf sechs Metern zu Hacken, obwohl die Aussaat mit Drei-Meter-Technik erfolgte (z.B. K.U.L.T. oder Garford). Andere Betriebe steigen auf Dammkultur oder das Chamäleon-System um, bei dem Drillmaschine und Hacke in einem Gerät vereint sind.
Ob sich der Wechsel lohnt, hängt von Standort, Ausstattung und betrieblichem Ziel ab. Auf schweren, nassen Böden mit schlechter Frühjahrsmineralisation und Ackerfuchsschwanzdruck kann die weite Reihe sinnvoll sein – besonders für viehlose Ackerbaubetriebe mit wenig Kleegras in der Fruchtfolge. Der Disteldruck bleibt entsprechend vieler Praxiserfahrungen jedoch weiterhin eine Herausforderung – teils fördern weite Reihen sogar das Aufkommen durch weniger Beschattung. Auch das Potenzial für bessere Feuchtklebergehalte hängt von Standort und verfügbarem Dünger ab.
Grenzen und Chancen
Insgesamt steigt der Arbeitsaufwand durch die Hacke leicht – dafür gewinnt man zeitliche Flexibilität bei der Unkrautbekämpfung. Die Erträge sinken meist leicht, während die Qualität steigt. Der Proteingehalt kann durch geringere Bestandsdichte, andere Standraumverteilung und intensive Bodenbewegung um etwa einen Prozentpunkt zulegen. Damit hängt die ökonomische Vorzüglichkeit auch von den Mehrerlösen für guten Backweizen ab. Immerhin: Auch Feuchtkleberwerte ab 22 % finden zunehmend Absatz im Speisebereich – das verschafft zusätzliche Vermarktungschancen
Der PRAXIS-CHECK
Beim Ökofeldtag auf dem Naturland Betrieb von Josef Heindl drehte sich alles um Sortenvielfalt, Bodenfruchtbarkeit und praxisnahe Lösungen im Öko-Ackerbau. Neben Dinkel, Weizen und Kleegras sorgte ein unerwarteter Gast im Mais für Gesprächsstoff …
Der Ökofeldtag auf dem Naturland Betrieb von Josef Heindl in Kirchdorf bei Haag in Oberbayern war auch in diesem Jahr wieder ein voller Erfolg. Rund 200 Landwirtinnen und Landwirte nutzten die Gelegenheit, sich über aktuelle Entwicklungen im Öko-Ackerbau zu informieren und mit Kolleginnen und Kollegen auszutauschen.
In zwei Führungsrunden – am Nachmittag und am Abend –wurden die Gäste in Gruppen über die Flächen des Betriebs geführt. Neben der Sortenschau standen Themen wie Frucht-
folge, Bodenfruchtbarkeit und aktuelle Herausforderungen im ökologischen Landbau im Mittelpunkt. Organisiert wurde der Ökofeldtag wie gewohnt von der RWG Erdinger Land in Zusammenarbeit mit Naturland.
Dinkel
Besonders im Fokus standen drei Öko-Dinkelsorten: Zollernspelz, Pokura und Oberkulmer Rotkorn. Letzterer fiel sofort durch seine rötliche Farbe und enorme Wuchshöhe auf – beeindruckend, aber auch lageranfällig, wie der Versuch zeigte. Vor allem auf ertragreichen Standorten oder bei intensiver Düngung kann es zu Lagerung kommen. In extensiveren Anbausystemen hingegen kann Oberkulmer Rotkorn seine Vorteile ausspielen, insbesondere bei Betrieben mit Fokus auf Biodiversität und Saatgut ohne Einkreuzung von Weizen. Als besonders zuverlässige Sorte gilt Zollernspelz: stabil
AUTORIN
Pia Hanrieder
Beratung für Naturland
im Ertrag, gute Backeigenschaften und wenig lageranfällig –ideal für wechselhafte Standorte. Auch seine Winterhärte überzeugt. Pokura punktet mit sicherem Ertrag und guter Sortenreinheit.
Weizen
Die gesunden Weizenbestände dieses Jahres litten unter den Hitzetagen im Juni. Die verkürzte Einlagerungsphase dürfte vielerorts verantwortlich für geringere Erträge gewesen sein. „Zur Aussaat am 18. Oktober waren die Bedingungen genau umgekehrt“, berichtet Josef Heindl, Betriebsleiter und Spartenleiter Öko-Landbau bei der RWG St. Wolfgang. „Der ausgesprochen nasse Herbst 2024 machte es nahezu unmöglich, die Bestände noch zu striegeln oder zu hacken.“ In kleinen Gruppen wurden die Sorten auf dem Feld gemeinsam begutachtet und diskutiert.
Zu sehen war u. a. die österreichische Sorte Adamus , eine frühreife E-Weizensorte, die be-
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sonders in Jahren mit früher Trockenheit Vorteile zeigt.
Rübezahl, eine ertragreiche ASorte, präsentierte sich gesund und ährenbetont. Mit ausreichender Düngung, guter Fruchtfolgestellung und auf guten Standorten kann sie auch die Backqualitäten erfüllen.
Der KWS Expectum ist ein sogenannter Wechselweizen, der ohne Kältereiz auskommt und dadurch flexibel von November bis März gesät werden kann. Wird Winterweizen beispielsweise erst im Dezember ausgesät, kommt es mangels ausreichendem Kältereiz bei warmen Wintern zu Problemen bei der Bestockung, hier hat der Wechselweizen klare Vorteile. Für eine späte Frühjahrsaussaat empfiehlt sich aber eine höhere Saatstärke.
Ewald Pieringer von der Beratung für Naturland erklärt die Sortenunterschiede bei Weizen.
Die einzelnen Kleegrasmischungen in Parzellen auf dem Betrieb Heindl.
Kleegrasmischungen
Mischung
Semopur 2.5
Semopur 2.3
Semopur 2.10
Semopur 3.2
DSV Country Öko 2248
Country Feldgras 2482 organic
Die Erdraupe richtet dieses Jahr große Schäden im Mais an.
– Übersicht vom Ökofeldtag Josef Heindl
Zusammensetzung / Schwerpunkt
Nutzung
Weißklee-betont, ausläufertreibend Weide
Kombination aus Rotund Weißklee
Schnitt, begrenzt Weide
Weißklee + weideresistente Gräser Intensive Weide
Luzerne + Rotklee
Gräser + Kräuter (z. B. Spitzwegerich, Schafgabe)
Klee, Gras, Kräuter + 10 % Bastardweidelgras
Duo Klee Mischung Gelbklee + Weißklee
Schnitt (trocken)
Schnitt & Weide
Intensivnutzung
Schnitt & Beweidung
Besonderheiten
Hoher Eiweißgehalt, trittfest, ideal für Dauerweiden und intensive Beweidung
Anpassbar an verschiedene Böden, Rotklee weniger trittverträglich
Dichte Narbe bei starker Beweidung, dauerhaft ertragsstabil
Tiefwurzelnd, dürreresistent, hoher Rohproteinertrag, wenig geeignet für Beweidung
Ertragsstark, vielseitig, Achtung: keine Samenbildung beim Bastardweidelgras
Niederwüchsig, geeignet als Untersaat, gute Stickstoffbindung
RKG 14 Rotklee-betont Silage / Futterbau Sehr gute Silierfähigkeit, ertragsstabil
RKG 15 + Kräutermenü
Rotklee + Kräuter (z. B. Spitzwegerich, Kümmel) Weide & Futter
Winterstern, ein Hartweizen der Saaten-Union, eignet sich vor allem für Teigwaren. Für die typische Farbgebung der Nudeln ist die sogenannte Glasigkeit der Körner entscheidend. Um Auswuchs und Qualitätsverluste zu vermeiden, sollte Winterstern möglichst etwas vor der Vollreife geerntet werden. Der Anbau dieser Sorte ist vor allem dann sinnvoll, wenn bereits ein fester Abnehmer vorhanden ist oder wenn die Ernte in der hofeigenen Nudelvermarktung genutzt wird.
Montalbano zeigte sich auf guten Böden mit geeigneter Vorfrucht und ausreichender Düngung leistungsstark und ertragreich – etwas höher im Ertrag als Wiwa oder Wendelin,
bei etwas geringerem Backvolumen. Ergänzend wurden der C-Weizen KWS Keitum (ertragsstärkster Futterweizen) und der B-Weizen Ed vorgestellt.
Neben den Weizensorten wurde auch die Winter-Braugerstensorte KWS Donau vorgestellt. Diese zweizeilige Braugerste eignet sich besonders für den Ökolandbau, sollte aber ausschließlich mit Vorvertrag angebaut werden, da die Vermarktung sonst schwierig werden kann.
Wicken-RoggenGemenge
Ein Highlight war das WickenRoggen-Gemenge. Der Großteil war bereits siliert, einen Strei-
fen hatte Josef Heindl zur Veranschaulichung stehen lassen.
Das eiweiß- und rohfaserreiche Futter eignet sich besonders für Milchvieh – aber Vorsicht: Wenn die Wicke abreift und aussamt, lautet eine alte Bauernregel: „Einmal Wicke – immer Wicke.“
Die Frage „Masse oder Klasse?“ sollte sich laut Heindl jeder Betrieb vor der Sortenwahl stellen. Dabei spielen Faktoren wie Bodenbeschaffenheit, Vermarktungsmöglichkeiten und der geplante Verwendungszweck eine entscheidende Rolle. Eine pauschale Empfehlung gibt es nicht. Gefragt sind Gespür und Erfahrung jedes einzelnen Landwirts.
Erdraupe im Mais
Am Maisfeld rückte ein unerwarteter Schädling in den Fokus: die Erdraupe. Schnell war der erste Übeltäter im Boden gefunden und ausgegraben. Die Erdraupe tritt in diesem Jahr verstärkt auf, nicht nur in Südbayern, sondern auch in Baden-Württemberg, Österreich und in Teilen der Schweiz. Tagsüber hält sich die Raupe im Boden auf und frisst sich von unten in die Stängel – meist bei spät gesätem Mais, der etwa kniehoch steht. Die Folge: Die gesamte Pflanze knickt ab und stirbt ab. Ob sich der Befall im kommenden Jahr wiederholt, ist unklar. „Die Fruchtfolge scheint bisher keinen Einfluss zu haben“, erklärt Ewald Pieringer von Naturland. Betroffen sind Flächen mit unterschiedlichsten Vorfrüchten. Sein Appell: beobachten, dokumentieren und den Austausch mit Fachberatern suchen. Denn nur durch genaue Beobachtung und gemeinsames Wissen lasse sich der neue Schädling besser einschätzen und im Idealfall auch bekämpfen.
Kleegras
„Im Ökolandbau brauchen wir unbedingt Kleegras!“, betonte Ewald Pieringer. Die Aufgaben seien vielschichtig, sei es zur Futterversorgung, zur Bodenverbesserung oder zur Unkrautunterdrückung. Kleegras kann zudem einen wertvollen Beitrag zur Eindämmung von Distelbeständen leisten, insbesondere durch seine dichte und beschattende Bodenbedeckung. Wichtig ist jedoch, eine zügige Bestandsentwicklung zu fördern. Der Aufwuchs sollte nicht tiefer als 8 bis 10 cm geschnitten werden, damit sich der Klee behaupten kann. Bei starkem Disteldruck bietet es sich an, den Bestand für zwei Jahre stehen zu lassen. Auf dem Betrieb Heindl wurden zahlreiche Mischungen vorgestellt, die sich in Zusammensetzung, Nutzungsrichtung und Standortansprüchen unterscheiden (siehe Tabelle). Die Spannweite reicht von klassischen Rotkleemischungen für den Schnitt bis hin zu weidebetonten Varianten mit hohem Weißkleeanteil. Für trockene Standorte wird eine Kombination mit Luzerne (z.B. Semopur 3.2) empfohlen. Die Auswahl der passenden Mischung hängt stark vom Ziel der Nutzung ab. Wer das Potenzial von Kleegras strategisch nutzt, kann damit nicht nur die Erträge sichern, sondern zugleich aktiv zur Bodenfruchtbarkeit und Artenvielfalt beitragen.
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