Mühlenhof Magazin #6

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Neues vom Mühlenhof

Neues vom

Herbst/Winter 2023

Mühlenhof F R E I L I C H TM U S E U M M Ü N ST E R

Jahr der Jubiläen Jetzt Mitglied werden!

für die Freier Eintritt ganze Familie

Bockwindmühle und Landschule feiern runde Geburtstage

Wie der Adventskranz nach Westfalen kam

Die Kulturgeschichte eines alten Brauchs

Virtuelle Zukunft

Spannendes Projekt auf dem Mühlenhof

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Was, wenn Burg Hülshoff sprechen könnte?

Hören Sie doch mal rein!

Im Projekt Das sprechende Denkmal erzählen Denkmale ihre Geschichte. Sie zeigen Haltung, repräsentieren Werte und spiegeln die Vielfalt der Kulturlandschaft in NRW wider.

Viele weitere Geschichten finden Sie unter: www.sprechendes-denkmal.de

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Neues vom Mühlenhof

Liebe Leserinnen und Leser, ins Freilichtmuseum ist der Herbst eingekehrt und hat uns reiche Ernte gebracht. Fast 1000 Liter Apfelsaft konnte aus unseren hofeigenen Äpfeln gepresst werden, die nun wieder bei den anstehenden Veranstaltungen zum Verkauf stehen. Gedankt haben wir für diesen reichen Segen mit unserem Erntedankfest, das dieses Jahr an zwei Tagen gefeiert wurde. Besonders schön war die „Kartoffelaktion“: Kinder hatten im April eine Kartoffel in einen Eimer gepflanzt und sollten diese durch den Sommer bringen. Prämiert wurden die „Dickste Kartoffel“, die „Größte Anzahl“ und das höchste „Gesamterntegewicht“. Die Ergebnisse konnte sich sehen lassen… Mit dem Erntedankfest verbunden war auch der 60. Geburtstag unseres Trägervereins „De Bockwindmüel e.V.“, der 1963 aus der Taufe gehoben wurde. Wie die Landwirtschaft hat auch der Verein Grund dazu, „Danke“ zu sagen - und zwar für 60 Jahre reichen Ertrag. Dazu gehört nicht nur der aktuelle Zustand des Museums mit seinem intakten historischen Gebäudebestand und seinen gepflegten Außenanlagen. Dazu zählen auch die zahlreichen Mitglieder des Vereins, die das Museum aktiv und passiv unterstützen. Ohne dieses Mittun wäre das Freilichtmuseum heute nicht das, was es ist! Nun hoffe ich, dass wir uns bei unserem Westfälischen Weihnachtsmarkt wiedersehen. Mit herzlichen Grüßen vom Mühlenhof

Dr. Christof Spannhoff, Museumsdirektor IMPRESSUM Herausgeber: Verein »De Bockwindmüel« e. V., Theo-Breider-Weg 1, 48149 Münster, Tel. 0251 / 981 200, info@muehlenhof-muenster.org, www.muehlenhof-muenster.org Redaktion: Dr. Christof Spannhoff (V.i.s.d.P.), Armin Willems, Christoph Wüllner | Fotos: Armin Willems, Thomas Nölleke, Spacewerk Druckerei: Druckerei Silber Druck oHG, Lohfelden | Art Direktion: Nieschlag + Wentrup, www.nieschlag-wentrup.de Konzeption & Anzeigen: Wüllner Medien GmbH, www.wuellner-medien.de

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Inhalt

18 Im Lichterschein durch die Jahrhunderte Es ist wieder Martinszeit in Westfalen und dem Emland. Doch woher stammen die vielen Bräuche? 20 Bernd Boetel und seine Bande Der Mühlenhof entwickelt sich immer weiter: Bald soll es einen Escape Room geben, der sich als Hintergrundstory einen alten münsteraner Kriminalfall wählt.

4 4 Mit einer Mühle aus dem Emsland fing alles an… Rückblick auf runde Geburtstage: Der Trägerverein, die Landschule und die berühmte Bockwindmühle – sie alle feiern runde Geburtstage.

24 Auf dem Weg in die Zukunft Es war ein spektakuläres Jubiläumsjahr für den Mühlenhof. Museumsdirektor Dr. Christof Spannhoff blickt im Interview darauf zurück – und wagt einen Ausblick in die Zukunft des Freilichtmuseums. 28 Mit Hand und Herz für Tiere Der Mühlenhof ist ohne seine Förderer kaum denkbar. Die Firmengruppe Hermann Brück sichert jetzt mit einer großzügigen Spende das Tierfutter für die nächsten drei Jahre. 30 Das kriegen wir schon gedrechselt! Rainer Kolve ist eigentlich Informatiker – und belebt auf dem Mühlenhof das alte Drechselhandwerk wieder. Ein Besuch in der Werkstatt.

8 Wo ist was? Die Mühlenhof-Karte. 10 Wie der Adventskranz nach Westfalen kam Heute ist er selbstverständlich, doch die Geschichte des Adventskranzes ist ungewöhnlich. 14 Museum fährt ins Museum Spektakulär: Die 41. Internationale Ibbenbürener Motorrad-VeteranenRallye machte Station auf dem Hof. 16 Zahlen & Fakten Spannendes Wissen rund um den Mühlenhof.

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34 Noch mehr Neues vom Mühlenhof… Kurzmeldungen aus dem Freilichtmuseum.

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36 Mach mit bei der Mühlenhof-Rallye Unsere neue Rätselseite für die Kleinen – Überraschung inklusive! 38 Die Vermessung des Hofes Die Firma Spacewerk hat damit begonnen, die Gebäude des Mühlenhofes zu scannen und in virtuell begehbar zu machen. Der Hof macht damit einen Riesensatz in die digitale Zukunft.

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42 So schön war’s auf unserem Mühlenhof Der Rückblick auf die tollsten Veranstaltungen 2023 und der Ausblick auf die ersten Monate in 2024. 47 Alle Infos zum Mühlenhof! Das Wichtigste auf einen Blick. 48 Persönlich Ulla Flacke ist als guter Geist vom Mühlenhof kaum wegzudenken.

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Neues vom Mühlenhof

JAHR DER JUBIL ÄEN

Die Bockwindmühle besitzt auch im Herbst ihren ganz eigenen Zauber

Mit einer Mühle aus dem Emsland fing alles an...

Foto: Thomas Nölleke

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Sie ist DAS Markenzeichen unseres Mühlenhofs: Die Bockwindmühle. Dabei heißt sie eigentlich Wilholter Mühle aus Oberlangen im Emsland. Dieses Jahr feiert sie ihren 275. Geburtstag.

Wiederaufbau der Bockwindmühle in Münster

TEXT: DR. CHRISTOF SPANNHOFF

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er Zweite Weltkrieg (1939–1945) hatte die altehrwürdige Westfalenmetropole Münster in ein Trümmerfeld verwandelt. Große Teile der Altstadt mit ihrem historischen Gebäudebestand waren zerstört worden. Ein Wiederaufbau in alter Form schien fast unmöglich. Anders als in anderen Orten, die ihr altes Stadtbild aufgaben, waren sich die traditionsbewussten Münsteraner schnell einig, „ihr“ Münster wieder in altem Glanz erstrahlen zu lassen. Durch Spenden und Arbeitseinsätze trugen viele Bürgerinnen und Bürger zu diesem Vorhaben bei. Dom, Barockschloss, die Giebelhäuser des Prinzipalmarktes, das historische Rathaus und andere Wahrzeichen der Stadt wurden bis zum Ende der 1950er Jahre wiederhergestellt.

Letzte Mühle im Krieg zerstört Nach diesen erfolgreichen Vorhaben schlug Theo Breider (1903–1993), damals Verkehrsdirektor der Stadt Münster, 1959 der Öffentlichkeit ein weiteres Bauwerk vor, dessen Aufbau das alte Stadtbild Münsters noch vervollkommnen sollte. Denn: 1944 war die Die traditionsbewussletzte Windmühle der Stadt durch ten Münsteraner waren Kriegseinwirkung sich schnell darüber zerstört worden. Eine solche vom einig, „ihr“ Münster Typ Bockwindmühwieder im altem Glanz le sollte auf dem Gelände der Stadt erstrahlen zu lassen. wieder erstehen. Mit diesem Gebäude sollte die Erinnerung an die vielen Mühlen wachgehalten werden, die jahrhundertelang vor den Toren der Stadt ihre Flügel gedreht und die Bürger der Stadt mit Mehl und anderem Mahlgut versorgt hatten: Münster, die einstige Stadt der Windmühlen. Mit diesem technischen Denkmal konnte zudem die Verbundenheit der Westfalenmetropole mit ihrem ländlichen und agrarisch geprägten Umland dokumentiert werden.

Jahrhunderte alte Bautradition Bockwindmühlen, auch Ständermühlen genannt, sind der älteste Windmühlentyp in Westfalen und seit dem 12. Jahrhundert belegt. Üblicherweise werden die Bockwindmühlen auf einem eigens dafür aufgeschütteten kleinen Windmühlenberg errichtet. Sie sollen die Umgebung möglichst weit überragen und dem Wind dadurch besonders stark ausgesetzt werden. Auf dem zumeist gemauerten und kreuzförmigen Fundament steht ein hölzerner Unterbau, der sogenannte Bock, auf dem der Mühlenbau drehbar gelagert ist. Daher rührt die Bezeichnung „Bockwindmühle“.

Hart am Wind Um die Flügel in den Wind stellen zu können, wird bei der Bockwindmühle der gesamte Mühlenkasten mit dem schweren Mahlwerk auf dem Bock um den mächtigen senkrechten Ständer, den Hausbaum, gedreht. Zur Gewichtsersparnis besteht die Mühle fast vollständig aus Holz. Als Außenverkleidung nutzte man Verbretterungen aus leichtem Fichten-, Lärchenoder Pappelholz. Die flügelseitige Wand, die der Witterung am meisten ausgesetzt ist, war oft verschin-

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delt. Eine solche Mühle hat auf der hinteren Seite eine Zugangstreppe sowie den sogenannten Steert, mit dem das Gebäude je nach Windrichtung ausgerichtet werden kann. Aus dem vorderen Giebeldreieck ragt die Flügelwelle hervor. Bei einer mittleren Windgeschwindigkeit werden Leistungen von bis zu 8 bis 10 PS erzeugt.

Eine Mühle pro 1000 Einwohner Am Ende des 18. Jahrhunderts kam im Münsterland auf rund 1000 Einwohner eine Getreidemühle. Jede Mühle hatte etwa eine Fläche von rund 25 Quadratkilometern zu versorgen. Die Müller arbeiteten einerseits für städtische Bäcker, andererseits für ländliche Kunden, die ihr Brot selbst backten. Das Mehl wurde mit den Mühlsteinen gemahlen, die etwa 1,5 Tonnen wiegen und aus Sandstein, Süßwasserquarz, Trachyt, Basalt, Granit oder Porphyr bestanden.

Fund im Emsland

Holz stammt noch aus 17. Jahrhundert Der seinerzeitige Besitzer der Mühle, Gerd WaterlohSchulte, gab die Anlage 1748 bei dem Groninger Mühlenbaumeister Harmers in Auftrag. Die Mühle besteht zum größten Teil aus Eichenholz. Obwohl Holz im Emsland sehr knapp war, griff man für den mächtigen Hausbaum der Mühle auf einen Eichenstamm zurück. Dieser wurde laut dendrochronologischem Gutachten bereits 1699 gefällt. Zudem verwendete man beim Bau der Mühle vermutlich noch brauchbare Teile des Vorgängerbaus.

Komplizierter Transport Wie Abbau und Transport, Sanierungsarbeiten und Wiederaufbau dieses Kolosses bewerkstelligt und finanziert werden sollten, war allerdings noch nicht klar. Jedoch verfügte das Organisationstalent Breider über viele nützliche Kontakte und besaß die ausgeprägte Fähigkeit, andere Menschen für seine Vorhaben zu begeistern und in Dienst zu nehmen. So ließen sich letztlich alle anfallenden Arbeiten allein mit freiwilligen Helfern, Materialund Geldspenden bewältigen. Vor allem aber zog Münsters Stadtverwaltung mit und stellte am westlichen Stadtrand kostenlos 900 Quadratmeter Wiesenland als Baugrund für die Bockwindmühle zur Verfügung.

Eine solche Mühle hatte Theo Breider 1959 bereits gefunden. Ein Landwirt aus dem Emsland war bereit, seine 1942 stillgelegte Bockwindmühle für eine Umsetzung nach Münster zu stiften. Nachdem die Einweihung der Verantwortlichen im Kreis Bockwindmühle 1961 Aschendorf-Hümmling keine Möglichkeit sahen, die Bockwindmühle an ihrem alten Standort zu erhalten, sorgten der Besitzer Aloys Raming-Freesen und der Alle packen an damalige Vorsitzende des Heimatvereins AschendorfHümmling, der Landtagsabgeordnete August Löning, Im Lauf des Jahres 1961 konnten Interessierte dann live dafür, dass die Anlage den Münsteranern als Geschenk vor Ort mitverfolgen, wie erfahrene Handwerker und ehrenamtliche Kräfte das in Einzelteile zerlegte Mühlenüberlassen wurde. gebäude nach und nach wieder in seine ursprüngliche Die Mühle gehörte also bis zur Übergabe an den müns- Form brachten. Am 23. September des Jahres strömten mehrere tausend Menschen herbei, um der feierlichen terischen Mühlenhof zum Hof Raming-Freesen in Oberlangen bei Lathen an der Ems. In der Bauerschaft Einweihung von Münsters neuer Bockwindmühle beizuwohnen. Theo Breider und seine Mitstreiter hatten ihr Wilholte stand die Mühle etwa einen Kilometer vom Hof des Eigentümers entfernt und wurde als „Wilholter Ziel erreicht. Ein bemerkenswertes Stück emsländischer Mühlengeschichte war nun in Aaseenähe zu besichtigen. Mühle“ bezeichnet.


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Kernstück des neuen Mühlenhofs Aber sollte das schon alles gewesen sein? Die überwältigende Anteilnahme an der Mühlenaktion in der Bevölkerung verlangte geradezu nach einem Folgeprojekt. Und so gesellte sich zur Bockwindmühle schon im Jahr 1963 ein ebenfalls aus dem Emsland stammendes uriges Fachwerkhaus von 1619, das künftig als Begegnungsstätte für Heimatfreunde und Münsterbesucher dienen sollte. Nachdem man es mit gespendetem alten Hausrat und Arbeitsgerät eingerichtet hatte, unterschied es sich aber gar nicht mehr so sehr von anderen Bauernhausmuseen jener Zeit. Damit waren die Grundlagen des späteren Mühlenhof-Freilichtmuseums gelegt, das sich um Bockwindmühle und Mühlenhaus entwickelt hat und 2021 sein 60-jähriges Bestehen feierte. Die namengebende Mühle aus dem Emsland feierte 2023 nun ihren 275. Geburtstag. Dieses hohe Alter hätte die Anlage sicherlich nicht erreicht, wenn sie nicht zwischen 1959 und 1961 nach Münster transloziert worden wäre. Sie wäre sicherlich wie viele andere auch dem großen Mühlensterben nach dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer gefallen. In Münster am Aasee zeugt sie nun von historischer Technik, die viele Jahrhunderte die Menschen der Region versorgte.

Eine mächtige Mühle Die 750 Zentner schwere Mühle ruhte auf vier bis zu vier Metern in die Erde eingelassenen Steinsockeln. Allein der drehbare Teil der Mühle wog etwa 500 Zentner, der Hausbaum allein 70 Zentner. Auf ihm lagerten Steinbalken und Mahlstuhl mit den beiden etwa 120 Zentner schweren holländischen Blausteinen. Die beiden Flügelpaare hatten einen Durchmesser von 23 Metern. An der ca. 60 Zentner schweren eichenen Flügelachse war das rund 30 Zentner wiegende, im Durchmesser 3,10 Meter große Kammrad befestigt, über das der Mahlgang, der Pellgang, die Beutelkiste und der Sackaufzug betrieben wurden.

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Wie der Adventskranz nach Westfalen kam

Ist der Advent für Sie vor allem Stress? Geschäftiges Treiben, eine Weihnachtsfeier jagt die nächste? Geschenke besorgen und zwischendurch noch auf die bunten Weihnachtsmärkte? Im alten Westfalen wäre das alles undenkbar gewesen… TEXT: DR. CHRISTOF SPANNHOFF

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enn: In Westfalen war der Advent eine „stille Zeit“, eine Phase der Einkehr und Buße. Das bedeutete, dass gerade öffentliche und laute Festlichkeiten in diesen Wochen verboten waren. Man feierte etwa keine Verlobung oder Hochzeit, und auch Theatervorführungen, Musik und Tanz und sonstige Belustigungen waren verpönt.

Fasten statt Glühwein & Gebäck Denn der Advent, von lateinisch advenire ‚ankommen‘, also die Ankunft Christi, die Menschwerdung Gottes als fundamentaler Glaubenssatz des Christentums war von besonderen Vorbereitungsvorschriften der Kirche geprägt. Ursprünglich war der Advent sogar eine Fastenzeit, der ausgelassenes Schwelgen und Feiern entgegenstanden. Nicht nur in der vorösterlichen Periode des Verzichts, sondern auch in der Adventszeit legte man sich kleine Opfer und Entsagungen auf: kein Alkohol, kein Tabak, keine Süßigkeiten oder Gebäck. Die Eltern hielten ihre Kinder an, „im Genusse von Süßigkeiten Maß zu halten aus Liebe zum göttlichen Kinde, das nun bald in der Krippe liegen wird.“


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Der Adventskranz diente ursprünglich als „Zeitmesser“ und stammt eigentlich aus Hamburg

Hochdeutsch / Platt

im Advent in de Vüörwinachtstied

Diese Vorbereitungstage waren aber nicht nur in katholischen Gegenden anzutreffen, sondern wurden auch von der evangelischen Bevölkerung geübt. So schrieb über die Zeit ein protestantischer Pfarrer aus dem Ravensberger Land: „Im Unterschied zur Passions- und Fastenzeit galt und gilt im Bewußtsein der Bevölkerung die Adventszeit nicht als Zeit der Buße. Durch die Vorbereitung auf Weihnachten war und ist ihr ein besonders besinnliches Element eigen, das in den häuslichen Advents- und Weihnachtsliedern, in den vorbereitenden Arbeiten der Kinder, in der Sammlung der Familie an langen Abenden zum Ausdruck kommt. Da es kein Radio gab, aber Harmonium und Klavier in den Häusern als Begleitinstrumente zu finden waren, schöpfte man in dieser Zeit aus dem überreichen Schatz der Adventsund Weihnachtslieder. Die trauliche Situation der um die Petroleumlampe versammelten Familie bot dazu immer neuen Anlaß. Fastenbräuche und besondere Speisevorschriften sind nicht üblich gewesen. Auch Hochzeiten wurden gehalten. Verzicht auf Tanzveranstaltungen war allerding oft anzutreffen. Der Buß- und Rüstcharakter dieser Zeit kommt in den Lesungen der Adventssonntage, in den Paramenten der Kirche (violette Farbe), in den Predigten und Gebeten zum Ausdruck.“

Als der Adventskranz in Mode kam… Heute gehören zum Advent – konfessionell übergreifend – unbedingt auch der Adventskranz und der Adventskalender dazu. Es sind unterschiedliche Zeitmesser, die das Warten verkürzen beziehungsweise versüßen sollen. Beides geht zurück auf Johann Hinrich Wichern, den Begründer der evangelischen Inneren Mission und des Rauhen Hauses in Hamburg. Das Rauhe Haus wurde 1833 als Erziehungsanstalt für Kinder gegründet. Bereits in der Adventszeit 1838 begann Wichern damit, bei den Andachten in seiner Anstalt Kerzen anzünden zu lassen. Dabei ließ der Hausvater nicht alle aufgestellten Kerzen auf einmal anzünden, sondern ab dem ersten Advent jeden Tag eine Kerze mehr, bis an Heiligabend alle Kerzen brannten. Für diese Kerzenfülle gab Wichern die Anfertigung eines Holzreifens von etwa zwei Metern Durchmesser in Auftrag. Der erste Adventskranz war damit erfunden.

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Der Westfälische Weihnachtsmarkt Wenn der Winter seine kalten Finger ausstreckt und vielleicht die ersten Schneeflocken vom Himmel tanzen, verwandelt sich der Mühlenhof in ein wahres Weihnachtswunderland. An den ersten drei AdventsWochenenden öffnet der Westfälische Weihnachtsmarkt seine Pforten und lädt Groß und Klein zu einem unvergesslichen Erlebnis ein.

Stellen Sie sich vor, Sie schlendern an einem Samstag zwischen 14 und 20 Uhr oder an einem Sonntag zwischen 12 und 19 Uhr über den festlich geschmückten Hof. Die Luft ist erfüllt vom Duft nach Glühwein und gebrannten Mandeln. Es erklingen Weihnachtslieder, vorgetragen vom Posaunenchor, der am 2. und 3. Advent ab 16.30 Uhr für festliche Stimmung sorgt. Doch das ist nicht alles: Am 2. Dezember lässt der Shanty Chor ab 16 Uhr maritime Klänge mit weihnachtlichen Melodien verschmelzen und entführt die Besucher in eine Welt aus Shantys und Weihnachten. Für die kleinen Gäste gibt es eine besondere Überraschung: Am 3. Dezember zieht der Nikolaus um 15 Uhr über den Hof und verteilt süße Gaben an die Kinder. Ihre strahlenden Augen werden sicherlich auch beim Anblick des Karussells leuchten, das für fröhliches Lachen und leuchtende Kinderaugen sorgt. Doch auch kulinarisch hat der Weihnachtsmarkt einiges zu bieten. Neben klassischem Glühwein erwarten die Besucher abwechslungsreiche Gastronomieangebote. Ob knusprige Kartoffelspiralen, süße Crêpes, saftige Rinderburger oder herzhaftes Hirschgulasch – hier ist für jeden Geschmack etwas dabei. Und für alle, die es lieber vegetarisch mögen, gibt es natürlich auch köstliche Angebote. Beim Bummeln entlang der Buden entdecken Sie sicherlich das eine oder andere Weihnachtsgeschenk. Ob handgefertigter Schmuck, kuschelige Handschuhe oder wärmende Stulpen – das bleiben kaum Weihnachtswünsche offen.

Der Eintritt zum Weihnachtsmarkt ist im regulären Eintritt enthalten, für Mitglieder und Jahreskarteninhaber ist der Besuch wie immer kostenlos.

In der Adventszeit verströmt der geschmückte Mühlenhof seinen vorweihnachtlichen Zauber

Doch sollte es noch lange dauern, bis sich der Adventskranz allgemein einbürgerte. Nach Westfalen gelangte er erst nach dem Ersten Weltkrieg. Da er zunächst als „lutherischer Brauch“ galt, wurde er sowohl von der katholischen als auch reformierten Bevölkerung abgelehnt. Seine Verbreitung ging von den evangelischen Pfarrhäusern aus und wurde über die Gemeindeschwestern und die evangelischen Mädchenkreise und Frauenvereine vermittelt. Aber auch die Schule trug maßgeblich zur Wanderung des Adventskranzes in die Familien bei.

Lehrerinnen verbreiten Kränze Hier löste er sich aus seiner konfessionellen Bindung und gelangte auch in katholische Haushalte. So heißt es etwa in einem Bericht aus Wettringen: „Die ersten Adventskränze sah man damals in der Schule, und zwar in den Klassen, die von Lehrerinnen geleitet wurden.“ Zudem darf der Einfluss der Gärtner und Blumenhändler seit den 1930er Jahren auf die Etablierung des


Neues vom Mühlenhof Hochdeutsch / Platt

die Weihnachtskerzen de Winachtskäsen

Adventskranzes nicht unterschätzt werden. An den Adventskranz war als Familienbrauch auch eine religiöse Feierstunde gebunden, in der auf die Bedeutung von Weihnachten und der Geburt des Erlösers hingewiesen wurde. Die Reduzierung von ursprünglich 28 (4 x 7 Tage) auf vier Kerzen war dem häuslichen Gebrauch und der damit einhergehenden Verkleinerung des Kranzes geschuldet.

Adventskalender aus Kreidestrichen Wie bereits erwähnt, wurde auch der bis heute bei Kindern beliebte Adventskalender von Johann Hinrich Wichern erfunden. Gleich dem Adventskranz diente er als

„Zeitmesser“ für seine Schützlinge im Rauhen Haus in der Vorbereitung auf Weihnachten. Die ersten Adventskalender waren noch recht einfach gehalten. Etwa wurden auf eine Wand 24 Kreidestriche aufgetragen und jeden Tag einer davon weggewischt oder es wurde jeden Tag ein Strohhalm in eine Krippe gelegt. Manchmal bekamen die Kinder jeden Tag ein neues religiöses Bild oder eine biblische Verheißung. Der erste gedruckte Adventskalender erschien 1908 und beförderte dessen Verbreitung. Da sich Weihnachten immer mehr als Geschenkfest etablierte, bei dem die Bescherung im Mittelpunkt stand, wurde in vielen Familien die Vorfreude durch kleine Geschenke in der Vorweihnachtszeit angeregt, die heimlich auf Tische und Fensterbretter gelegt oder plötzlich durch Türen oder Fenster ins Zimmer geworfen wurden.

Diese Sitte ließ sich optimal mit dem Adventskalender verknüpfen, bei dem es täglich ein neues Bild gab, weitere Lichter entzündet wurden, zusätzliche Fahnen mit biblischen Verheißungen auf einen Baum gesteckt, Strohhalme in die Krippe gelegt oder später eben Süßigkeiten verschenkt wurden. Aus Westfalen hat sich ein früher Adventskalender in Form einer Uhr Nie waren erhalten. Diese Weihnachtsuhr wurde am bäuerliche Stuben uriger als in der 12. Dezember in Gang gesetzt. Eine Stunde Vorweihnachtszeit

Der Einfluss der Gärtner und Blumenhändler seit den 1930er Jahren auf die Etablierung des Adventskranzes darf nicht unterschätzt werden. entsprach einem Tag, um den das Christfest näher rückte. Heute gibt es unzählige Arten von Adventskalendern, die größtenteils allerdings meist ihren besinnlichen Charakter verloren haben.

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Museum fährt ins Museum Alt und alt gesellt sich gern: An Pfingsten gastierten die 41. Internationale Ibbenbürener Motorrad-Veteranen-Rallye auf unserem Mühlenhof – mit 250 Oldtimern…

D Die alten Motorräder lockten viele staunende Besucher an

Infos: www.veteranenrallye.de

Hochdeutsch / Platt

Auto anschieben Auto anschuwen

Zeitreise 100 Jahre zurück

as größte rollende Motorradmuseum seiner Art in Die Besucher konnten sich auf eine Europa trifft auf ein wun- Zeitreise freuen, denn über 90 Proderschönes, stationäres zent der Fahrzeuge stammen aus Museum: Mit dem Freilichtmuseum der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg, Mühlenhof konnte der veranstalten- einige haben sogar den Ersten Weltde Automobilclub Ibbenbüren e.V krieg überstanden. Insgesamt beim ADAC eine Location ansteuern, grüßte der Automobilclub mehr als die ganz wunderbar zu den alten 30 „Über-Hundertjährige“ sowie Schätzchen passte. Vor mehr als 20 Fahrer aus acht Nationen. Während Jahren war die Veteranenrallye zu- diese – teils zeitgenössisch gekleidet letzt zu Gast in Münster. – zum Mittagessen gingen, durftendie Schätzchen aus nächster Nähe begutachtet und fotografiert werBei der 41. Auflage der Traditions- den. Alle großen Namen wie Harley rallye rollten Pfingstsonntag rund Davidson, Indian, BMW, Triumph, 250 historische Motorräder ab. Terrot, Moto Guzzi, Peugeot, NSU, 11.30 Uhr ins Freilichtmuseum. Sie DKW oder Douglas waren selbstwaren ab 10 Uhr im Zehn-Sekun- verständlich dabei. Aber wer kennt den-Takt in Ibbenbüren gestartet, noch Moser, Standard Feuergeist, über Ladbergen, Gimbte, Sprakel, Ravat, Humber, Neracar oder SaNienberge und Gievenbeck gefah- torius? Ob rund um die historische ren, um dann den Mühlenhof an- Bockwindmühle, am Gräftenhof zusteuern. Frühestens 75 Minuten oder vor dem Mühlenhaus: Die Venach der Ankunft machte sich jeder teranen genossen ihren spektakuFahrer dann wieder auf den Rück- lären Auftritt. Und die Mühlenhofweg. Besucher ebenso.


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GLÄNZENDE BEGEGNUNGEN Die Domschätze von Münster und Paderborn bis 7. Januar 2024 Diözesanmuseum Paderborn

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ZAHLEN & FAKTEN Eine der Attraktionen des Museums ist eine einklassige Ringeler Landschule aus dem Jahr 1823. Der alte Schulbau feiert also seinen 200. Geburtstag. Besucher können hier erleben, wie der Schulunterricht zu Großmutters Zeiten aussah – inzwischen auch virtuell auf der Homepage.

1823

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1 Euro kostet die Postkarte der Bockwindmühle im Museumshop. Diese Karte wurde im September 2023 anlässlich eines schweren Erdbebens in Marokko neu aufgelegt. Die ursprüngliche Idee hatten bereits 1962 Schülerinnen der Marienschule. Nach einer Erdbebenkatastrophe in Agadir (Marokko) verkauften sie 40.000 Stück zu Gunsten der Opfer.

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10 PS kann die Bockwindmühle mit ihren mächtigen Flügeln erreichen, wenn der Wind in mittlerer Stärke weht. „Könnte“ muss es korrekterweise heißen, denn zurzeit ist die Mühle nicht funktionsfähig.

80.000 Museumsbesucher kommen jährlich in unseren Mühlenhof. Zu den vielen Veranstaltungen, Events und Feiern sind es insgesamt sogar 300.000 Besucher. Das entspricht ziemlich genau der Einwohnerzahl der Stadt Münster (gut 320.000).

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Themenführungen für Schulklassen wurden auf dem Mühlenhof bis zu den Herbstferien im Jahr 2022 durchgeführt. Darunter fallen Veranstaltungen wie „Vom Korn zum Brot“ oder „Schule vor 100 Jahren“ sowie weitere Formate.

7500 dieses schönen Heftes werden zweimal jährlich gedruckt und im ganzen Münsterland kostenlos verteilt. Das Magazin „Neues vom Mühlenhof“ ist damit eines der auflagenstärksten in der ganzen Region


FÜR EXPERTEN

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stratiebo.de galabo-muenster.de

GALABO

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Sankt Martin in Westfalen und im Emsland

Im Lichterschein durch die Jahrhunderte

Gefühlt beginnt mit den Laternen an Sankt Martin für viele die Vorweihnachtszeit

„Ich geh mit meiner Laterne“, Stutenkerle, die Martinsgans: Die Wurzeln von Sankt Martin reichen zurück bis ins 4. Jahrhundert. Doch wie haben sich die Bräuche in Westfalen und dem Emsland in den letzten 300 Jahren entwickelt? TEXT: ARMIN WILLEMS

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anctus Martinus – der Heilige Martin von Tours, dessen Legende sich um die eindrucksvolle Szene einer Mantelteilung mit einem Bettler während eines eisigen Winters spinnt, ist die zentrale Figur dieses lichterfüllten Festes. Martin, einst Soldat, entschied sich nach dieser Begegnung, seinem bisherigen Leben den Rücken zu kehren und sich

ganz dem christlichen Glauben und der Nächstenliebe zu widmen. Mit seinem unerschütterlichen Glauben und seinen Taten der Barmherzigkeit wurde er zu einer symbolträchtigen Figur der Selbstlosigkeit und Mildtätigkeit. Im Laufe der Jahrhunderte hat das Fest des Sankt Martin unterschiedliche Prägungen erfahren. Besonders

in den Regionen Westfalen und im Emsland hat es Traditionen hervorgebracht, die sowohl die lokale Kultur als auch das christliche Erbe reflektieren. Die Laternenprozessionen, bei denen Kinder mit ihren selbstgebastelten Laternen durch die Straßen ziehen, symbolisieren das Licht, das Martin in das Leben des Bettlers


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brachte. Im Westfalen und Emsland der vergangenen Jahrhunderte waren diese Umzüge nicht nur ein Schauspiel für die Augen, sondern auch eine Demonstration der Gemeinschaft und des Teilens, inspiriert durch die Großzügigkeit Martins. Doch die Traditionen gehen über leuchtende Laternenumzüge hinaus. Das „Martinsgans-Essen“ ist beispielsweise eine weitere fest verankerte Tradition, die sich aus der Legende ableitet, in der die Gans Martins Versteck im Stall verriet, als er vor seiner Bischofswahl flüchHochdeutsch / Platt ten wollte. GeraLaternen de in ländlichen Löchten Gebieten Westfalens und des Emslandes war es üb-

lich, dass die ärmsten Familien eine Gans von wohlhabenderen Dorfmitgliedern geschenkt bekamen – eine Praxis der Nächstenliebe, die direkt auf die Legende des Sankt Martin zurückzuführen ist. In vielen Dörfern und Städten Westfalens und des Emslandes spielt auch das „Martinssingen“ eine bedeutende Rolle. Kinder ziehen von Haus zu Haus, singen Lieder und erhalten im Gegenzug Süßigkeiten oder kleine Geschenke. Diese Tradition, die auch als „Heischebrauch“ bekannt ist, betont erneut den Aspekt des Teilens und der Gemeinschaft, der dem Geist Sankt Martins entspricht. Die Festlichkeiten sind in der heutigen Zeit nicht nur Ausdruck christlicher Tradition, sondern auch ein

kulturelles Ereignis, das Menschen unterschiedlicher Generationen und Glaubensrichtungen zusammenbringt. Sowohl in städtischen als auch in ländlichen Gegenden sind die festlichen Umzüge, das Teilen von Gebäck – besonders den beliebten „Weckmännern“ oder „Stutenkerlen“ – und das gemeinsame Beisammensein ein prägender Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens. Die Bräuche rund um Sankt Martin sind ein lebendiger Ausdruck von Gemeinschaft und Nächstenliebe, die Jahr für Jahr in den Regionen Westfalen und Emsland gefeiert werden. Sie lassen eine Legende weiterleben, die vor fast 1700 Jahren ihren Ursprung fand und schaffen so eine strahlende Verbindung zwischen den Generationen.

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Ein echtes westfälisches Gaunerstück kann in dem geplanten Escape Room nachvollzogen werden


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Historischer Escape-Room auf dem Mühlenhof

Bernd Boetel und seine Bande Tote Ochsen, ein schummriges Verlies und gemeine Verschwörungen: Eine der ganz großen Neuerung auf dem Gelände des Mühlenhofs führt tief in die Vergangenheit…

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eit Anfang des Jahres sind zwei der wissenschaftlichen Hilfskräfte des Hofes, Marc Niestert und Lukas Bleckmann unter der Leitung des Museumsdirektors Dr. Christof Spannhoff, damit beschäftigt, historische Kriminalgeschichte der Stadt Münster am eigenen Leibe erfahrbar zu machen. In den Räumlichkeiten des alten Apfelspeichers entsteht ein historischer Escape-Room, ein Konzept, welches sich momentan immer größerer Beliebtheit erfreut.

Was ist ein Escape Room? Zur Erklärung für die, denen das Konzept „Escape-Room“ nichts sagt: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer finden sich in einem verschlossenen Raum wieder, aus dem es herauszukommen gilt. Dabei versperren ihnen Rätsel und Geschicklichkeitsaufgaben den Weg in die Freiheit. Der Gegner bei diesem Spiel ist, wie so oft im Leben, die Zeit. Haben die Spielerinnen und Spieler es geschafft, vor Ablauf der Zeit alle Rätsel zu lösen, dann befreien sie sich aus dem Raum und sie erwartet eine Belohnung.

Der Mühlenhof Escape-Room orientiert sich, passend zum historischen Kontext des Museums, an einem Kriminalfall aus der münsteraner Stadtgeschichte.

Wie die Boetel-Bande ihr Unwesen trieb Der Fall, der dem Escape-Room Vorbild steht, findet sich unter der Nummer 97 in den historischen Kriminalakten der Stadt Münster. Es ist der Fall des Bernd Boetel und seiner Bande. Diese trieben in den 40erJahren des 16. Jahrhunderts ihr Unwesen in Münster und dem näheren Umland der Stadt. Bernd Boetel, ein freier Mann, wollte das Freistuhlgut Wissen im Kirchspiel Südkirchen pachten. Das Gut wurde ihm vom Vater seiner Braut Johan de Wisse übertragen. Der Domherr Berndt von der Stadt Münster, der Stuhlherr des Gutes, wollte dieses aber mit seinen Eigenhörigen besetzen und verweigerte deshalb dem Boetel die Pacht. Daraufhin kam es zu einer erbitterten Fehde zwischen Bernd Boetel und dem Domherrn

Berndt.

Bernd gegen Berndt

Bernd Boetel tötete im Verlauf der Fehde 23 Ochsen auf den Weiden des Domherrn. Im Jahr 1544 einigten sich beide Parteien, dass ein Schiedsspruch vor einem Bielefelder Gericht die Fehde beenden sollte. Bernd Boetel hatte auch zuvor einen Eid geleistet, sich dem Urteil des Gerichts zu unterwerfen. Als dieses jedoch zu seinen Ungunsten ausfiel, nahm er das Morden und Drohen wieder auf. Er ging nicht nur gegen den Besitz des Domherrn vor, sondern auch gegen Bürger der Stadt Münster, um so den öffentlichen Druck auf den Domherrn zu erhöhen. Boetel und seine Bande erpressten Geld, töteten Vieh auf den Weiden und brandschatzten Häuser und Scheunen. Diese Taten trugen sich hauptsächlich in Ascheberg, Rinkerode, Hiltrup und Ottmarsbocholt zu. Die Fehde setzt sich fort, bis Boetel im Jahr 1546 in Wickensen gefangengenommen wurde. Von dort wurde er nach Münster überführt und Hochdeutsch / Platt im Ludgeritor Gefängnis eingesperrt, Lok

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Im Apfelspeicher soll der neue Escape Room entstehen und viele Gäste begeistern

wo er anschließend auch verhört wurde. Bernd Boetel gestand nahezu all ihm vorgeworfenen Taten. Am 20. Juli 1547 wurde er vor Gericht gestellt, für schuldig befunden und zum Feuertod verurteilt.

Ein echter Fall, fiktional weitererzählt Unser Mühlenhof Escape-Room befasst sich mit der Geschichte der Bande des Bernd Boetel. Diese bestand

Hochdeutsch / Platt

Viehfutter Vefoer

aus sieben Personen und ihr Verbleib nach der Hinrichtung des Boetel geht aus der Fallakte nicht hervor. An dem Punkt, wo die Fallakte aufhört zu erzählen, setzt die Geschichte des Escape-Rooms ein:

einer müden Wache bewacht, warten sie auf ihren Prozess. Nur wenige Beweise konnten gegen sie vorgebracht werden und sie alle wissen um ihre eigentliche Unschuld. Zwar gab es eine Bande des Boetel, die auch aus sieben Männern bestand, doch diese eingesperrten Sieben waren es mit Sicherheit nicht! Doch alles Klagen half nichts. Die Urteile waren gesprochen und ihnen drohte der brutale Tod auf dem Scheiterhaufen. Die Zeit ist knapp, doch dann ergibt sich ein Lichtblick: Die unmotivierte Wache verlässt ihren Posten. Die Sieben wittern ihre Chance. Über dem Verließ, in dem sie eingesperrt sind, befindet sich eine provisorische Amtsstube der Richtherren der Stadt. Irgendwo in den Räumlichkeiten muss es Beweise für ihre Unschuld geben. Nun gilt es aus dem Kerker zu gelangen und die eigene Unschuld zu beweisen…

In einer kleinen Bauerschaft, in der Nähe von Münster, wurden nach der Hinrichtung des Boetel seine sieben angeblichen Mittäter in einem provisorischen Kerker zusammen festgesetzt. Schlecht gesichert und nur von

Schaffen es unsere Helden, ihre Unschuld zu beweisen? Es liegt an Euch, denn Ihr könnt bald Teil dieser Sieben sein und in unserem Mühlenhof Freilichtmuseum selbst ein wenig Stadtgeschichte schreiben...

Telefon Kreißsaal (0251) 976-2563

Gebor(g)en im Clemenshospital n Perinataler Schwerpunkt (Pränatalmedizin – Geburtshilfe – Kinderklinik) n Neu- und Frühgeborenen-Intensivstation (mit Rooming-In) n Geschwisterschule n Infoabend an jedem ersten, zweiten und dritten Montag im Monat

um 19.15 Uhr n Stillvorbereitungskurs für werdende Eltern an jedem ersten

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finden Sie unter www.eltern-kind-zentrum-muenster.de Bitte beachten Sie unsere Corona-Infos unter www.eltern-kind-zentrum-muenster.de


Neues vom Mühlenhof 23

Mitgliedsantrag Hiermit erklärt der/die Unterzeichnete den Beitritt als Mitglied zum Verein »De Bockwindmüel« e. V. Der Jahresbeitrag wird in Selbsteinschätzung festgelegt auf EUR ����������������������������������������������������������������������������������������������������������������������

Durch Ihren persönlichen Beitrag unterstützen Sie unseren Mühlenhof, fördern die Kulturund Heimatpflege und helfen uns, das Freilichtmuseum in eigenständiger Trägerschaft abzusichern. Die Mitgliedschaft beinhaltet den freien Eintritt für die ganze Familie!

Hiermit ermächtige(n) ich/wir Sie widerruflich, die von mir/uns zu entrichtende Zahlung von EUR ����������������������������������������������� jährlich bei Fälligkeit zu Lasten meines/unseres Kontos Konto/IBAN �������������������������������������������������������������������������������������������������������������� Bank ���������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� BLZ/BIC ��������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� abzubuchen. Ich bitte um Zustellung der Vereinssatzung und der Jahreseintrittskarte für das Mühlenhof-Freilichtmuseum. Name, Vorname ���������������������������������������������������������������������������������������������������� Anschrift �������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� ��������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� Telefon ����������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� Fax ������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� E-Mail – privat ������������������������������������������������������������������������������������������������������� E-Mail – geschäftlich ������������������������������������������������������������������������������������������ Geburtsdatum �������������������������������������������������������������������������������������������������������

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Mühlenhof-Freilichtmuseum Theo-Breider-Weg 1 48149 Münster Tel.: 0251 98120-0 info@muehlenhof-muenster.org www.muehlenhof-muenster.org


24 Neues vom Mühlenhof

Auf dem Weg in die Zukunft Das Jahr auf dem Mühlenhof neigt sich dem Ende zu. Es gab spektakuläre Veranstaltungen, zwei große Jubiläen und es wurden wichtige Weichen für die Zukunft gestellt. Museumsdirektor Dr. Christof Spannhoff schaut im Interview auf 2023 zurück – und in die (digitale) Zukunft! INTERVIEW: CHRISTOPH WÜLLNER

NvM: Herr Dr. Spannhoff, Sie sind jetzt seit einem guten Jahr im Amt und leiten unseren Mühlenhof. Macht’s noch Spaß? Christof Spannhoff: Ja, natürlich. Ich arbeite da, wo andere Urlaub machen. Oder zumindest Ausflüge. (lacht) NvM: Gibt es denn Dinge, die Ihnen besonders gut gefallen? Es ist wirklich so: Morgens auf dem Mühlenhof anzukommen, das ist immer ein besonderes Gefühl. Wenn es noch ruhig ist, die Sonne aufgeht oder noch leichter Nebel über dem Hof liegt wie jetzt im Herbst. Alles wäre aber nichts ohne die Menschen, die hier tagtäglich arbeiten. Wir haben hier ein großartiges Team. Für niemanden hier ist das einfach ein Job, sondern eher eine Berufung.

NvM: Aber da ist doch sicher auch etwas, womit Sie noch fremdeln, oder? Ach, fremdeln. Aber es ist ja kein Geheimnis, dass auch wir große Probleme haben, Personal zu finden. Gerade im gastronomischen Bereich. Da würde ich mir manchmal etwas mehr Kontinuität wünschen. NvM: Was hat Sie denn am meisten überrascht? Der Geist, der hier herrscht. Vom Vorstand bis zu jedem Mitarbeiter. Ich spüre hier ganz viel Herzblut, das ist großartig – und in der heutigen Zeit auch nicht selbstverständlich. NvM: Was sind denn die größten Herausforderungen, vor denen der Hof steht?

Die Herausforderungen bleiben die gleichen: Es gilt Personal zu gewinnen, damit wir über die Gastronomie einen relevanten Deckungsbeitrag für den Museumsbetrieb erwirtschaften können. Und ansonsten natürlich das `liebe Geld`. Ich persönlich würde mir insbesondere von städtischer Seite größere Unterstützung erhoffen. Es ist schön, wenn die Örtlichkeit gerne von der Stadt genutzt wird, aber ohne ausreichende Zuschüsse ist auf Dauer kein Museum dieser Welt zu betreiben. NvM: Und wie bekommt man das gelöst? Es ist einfach ein langer politischer Prozess und die Zeiten sind auch nicht einfacher geworden. Ich hoffe, dass der Mühlenhof im neuen Haushaltsjahr seiner Bedeutung für die Stadt entsprechend gewürdigt wird.


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Eigentlich fast immer auf unserem Mühlenhof unterwegs: Museumdirektor Dr. Christof Spannhoff

„Alles wäre aber nichts ohne die Menschen, die hier tagtäglich arbeiten. Wir haben hier ein großartiges Team. “

Hochdeutsch / Platt

Feier Fier

NvM: Ein neuer Aspekt ist ja die Kooperation zwischen der Kreisjägerschaft und dem Mühlenhof. Wie ist die entstanden? Wer ergriff die Initiative und was gab den Ausschlag? Das war die Idee zweier Vorstandsmitglieder vom Verein „De Bockwindmüel e.V.“ und der Kreisjägerschaft. Ein erstes Treffen in größerer Runde zeigte schnell, dass Mühlenhof und Jäger gut zusammenpassen und viele Schnittmengen haben: Bildungsvermittlung, Traditionspflege, Landschafts- und Artenschutz…

NvM: Welche Erwartungen haben sie an die Kooperation?

NvM: Gibt es denn schon konkrete Projekte?

Der Mühlenhof ist da sehr offen: Wir stellen gerne unsere gastronomische und räumliche Infrastruktur für den neuen monatlichen Stammtisch sowie für die Jahreshauptversammlung zur Verfügung. Dafür kann die Jägerschaft uns bei unseren Veranstaltungen mit Jagdhornbläsern und der Rollenden Waldschule unterstützen. Wir wünschen uns eine langfristige gemeinsame Entwicklung. Der Mühlenhof bietet dafür einen wunderschönen, passenden Ort.

Wir denken an einen Tag der Münsterländer Jagd, an dem wir die Geschichte und das Waidwerk vorstellen sowie kulinarisch abrunden. Der Mühlenhof hat damit eine weitere Attraktion und die Jägerschaft kann dabei sicherlich einige Vorurteile, die bei manchen ihr gegenüber bestehen, abbauen. Die Rollende Waldschule ist bei unserem Herbstmarkt und anderen Terminen ja bereits bestens angekommen.


26 Neues vom Mühlenhof

NvM: Was genau hat es denn mit dieser „Rollenden Waldschule“ auf sich? Die Rollende Waldschule ist im Grunde ein Autoanhänger, der zu Bildungszwecken umgerüstet wurde. Hier werden 120 Tierpräparate aus der heimischen Fauna gezeigt. So werden viele Aspekte der heimischen Biologie, zu Lebensräumen und natürlich auch zur Bedeutung der Jagd selbst sehr schön greifbar. Welche anderen neuen Projekte gibt es? Steht etwas in den Startlöchern? Wir bereiten im Apfelspeicher gerade einen Escape-Room vor. Ich glaube, das kann ein richtiger Publikumsmagnet werden. Mit unserem Projekt zur digitalen Vermessung und Präsentation des Hofs sind wir weit vorangeschritten. Hiermit können wir ganz neue Zielgruppen erschließen und hoffentlich auch Erlösquellen. Aber Hochdeutsch / Platt damit macht der Fuchsjagd Mühlenhof wirkde Fosjagt

lich einen Riesenschritt in Richtung digitaler Zukunft. Und ich freue mich jetzt vor allem auf unseren wunderbar stimmungsvollen Westfälischen Weihnachtsmarkt. Gegen Ende des Gesprächs dürfen Sie sich jetzt mal selbst loben: Was haben Sie besonders gut hinbekommen? Ich glaube, die Kooperation gerade auch mit der Universität ist sehr fruchtbar. Und wir hatten in diesem Jahr wirklich ein paar tolle Ver-

Und wir hatten in diesem Jahr wirklich ein paar tolle Veranstaltungen. anstaltungen. Die Mühlenhof-Musiknacht war eine wundervolle, laue Sommernacht, das Oldtimer-Treffen zu Pfingsten war wirklich gelungen

– und übrigens auch großartig organisiert von den Veranstaltern. Ich persönlich fand das Shanty-Festival wirklich schön, nicht nur, weil ich dort zum Ehren-Shanty-Man ernannt – und getauft wurde (lacht). Ein unerwartet großer Erfolg war das Kneipen-Quiz. Es fand vier Mal statt und es waren jeweils bis zu 150 Teilnehmer auf dem Hof – zumeist jüngeren Alters. Viele von Ihnen kannten den Mühlenhof noch gar nicht. Da haben wir „Pionierarbeit“ geleistet. Und natürlich die Jubiläen der Landschule und der Bockwindmühle. Wir haben hier im letzten Jahr schon so Einiges auf die Beine gestellt. NvM: 2023 ist bald schon wieder Geschichte: Was wünschen Sie sich für das neue Jahr? Schöne Veranstaltungen, eine entspannte Personalsituation, das nötige Kleingeld für den Museumsbetrieb und viel, viel Sonne. (lacht) NvM: Vielen Dank für das Gespräch!


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28 Neues vom Mühlenhof

Mit Hand und Herz für Tiere

Christof Spannhoff, Jeanette Eberz und Ole Dahmen (r.) füttern schon mal die Esel

Großspende der Firmengruppe Brück

Die Esel „Merlin“ und „Leni“ genießen die Herbstsonne auf der Wiese, die vier Ziegen springen munter durch ihr Gehege und die Kaninchen mümmeln gemütlich ihre Möhrchen. Dazu die Enten, Pfauen, Katzen oder Schafe – unser Mühlenhof wäre ohne die Tiere nicht das Gleiche – doch das kostet Geld. TEXT: CHRISTOPH WÜLLNER

Merlin und Leni


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eshalb zeigt die Firmengruppe Brück aus Münster einmal mehr ihr großes Herz für Tiere. In einer großzügigen Geste hat das Unternehmen dem Freilichtmuseum Mühlenhof in Münster eine Spende von 10.000 Euro zugesagt. Dieser Betrag wird für das Tierfutter der nächsten drei Jahre verwendet. Dass die „Brückinger“ sich für die Förderung der Tiere entschieden, kommt nicht von ungefähr. Die Eheleute Grit und Hermann Brück gehen hier regelmäßig mit ihren zwei Hunden spazieren und haben die Mühlenhof-Tiere ins Herz geschlossen. Zur Übergabe der Förderung kamen mit Vertriebsexperte Ole Dahmen (26, zwei Katzen) und Teamassistentin Jeanette Eberz (56) zwei Mitarbeiter, denen es Tiere eben-

falls angetan haben. Eberz: „Ich reite seit ich acht Jahre alt bin, besitze selbst ein Pferd. Da musste ich natürlich die beiden Esel hier auch mal persönlich besuchen.“ Dahmen ergänzt: „Ich finde es großartig und sehr sinnvoll, dass wir diese Förderung leisten, und freue mich schon, bald mit meinem Sohn hierher zu kommen. Der ist einen Monat alt und wird es sicher großartig finden.“ Doch die Tierliebe beschränkt sich nicht nur auf den Mühlenhof. Einige „Brückinger“ bringen ihre Hunde zum Beispiel mit zur Arbeit. Und gleichzeitig ist Firmeninhaber Hermann Brück dem Hof schon sehr lange verbunden. „Da lag es nahe, etwas für die Tiere zu tun. Meine Familie stammt aus dem Münsterland, ich hatte immer schon eine enge Beziehung zu der Lebensart auf dem Lande. Und da der Hof

leider strukturell unterfinanziert ist, sehe ich mich als Unternehmer auch in der Verantwortung, hier zu helfen.“ Sehr zur Freude von Museumsdirektor Dr. Christof Spannhoff: „Die Spende an unseren Mühlenhof ist ein toller Beweis für das gesellschaftliche Engagement des Unternehmens. Es ist eine noble Geste, die dazu beitragen wird, dass die Tiere des Museums gut versorgt sind.“ Und er hofft, dass weitere Unternehmen diesem und anderen tollen Beispielen folgen und sich ebenfalls für den Hof engagieren. „Denn in Zeiten, in denen sich viele kulturelle Institutionen und Organisationen in schwerem Fahrwasser bewegen, können solche Spenden einen echten Unterschied machen.“

HANDWERK IST HEIMAT ES WAR SCHON IMMER SO: EINER MUSS ES MACHEN!

Das Freilichtmuseum Mühlenhof zeigt, wie Handwerk früher war. Wir zeigen das Handwerk von heute und morgen. Was uns verbindet, ist die lebendige Tradition. Ihre


30 Neues vom Mühlenhof

Von Bits und Bytes zu Röhren und Meißeln: Ein Einblick in die Welt des Querholzdrechselns auf dem Mühlenhof TEXT: ARMIN WILLEMS

Das kriegen wir schon gedrechselt! Holzschalen, gedrechselt mit Präzision und Kreativität, vereinen traditionelle Handwerkskunst mit modernem Stil. Rainer Kolve, Informatiker mit einer Passion für das Drechseln, nimmt uns mit auf eine Reise durch die Zeiten – vom ursprünglichen Handwerk bis zur kunstvollen Freizeitgestaltung.

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Die Geschichte des Drechselns reicht zurück bis in die Antike, ein Handwerk, das sich über die Jahrhunderte kontinuierlich entwickelt hat. In Westfalen und dem

Fotos: Armin Willems

Der Blick in die alte Werkstatt

s beginnt mit einem Stück kammergetrocknetem Holz, das auf einer Bandsäge grob vorgeformt wird. Dies ist der erste Schritt in Rainer Kolves Prozess des „Querholzdrechselns“, bei dem der Fokus auf quer zur Faser liegendem Holz liegt, ideal für die Herstellung kurzer, breiter Werkstücke wie Schalen. Im Gegensatz dazu steht das „Langholzdrechseln“, das sich auf längere, oft zylindrische Kreationen wie Stuhlbeine oder Balkongeländer konzentriert, wobei die Maserung des Holzes in Längsrichtung verläuft.


Neues vom Mühlenhof

Rainer Kolve ist hauptberuflich eigentlich Informatiker. Das Drechseln ist eine wohltuende Abwechslung

Emsland verkörpert diese Kunst eine Verschmelzung von Tradition, lokal verfügbaren Materialien und der fortwährenden Weitergabe von Wissen und Fähigkeiten. Hier, wo einmal im Monat das Surren der Drechselbank auf dem Mühlenhof und regelmäßiger auf einem Künstlerhof in Lavesum zu hören ist, schafft Rainer Kolve besonderes aus Holz.

Hochdeutsch / Platt

der Drechsler de Pinkesdraier

Das Holz, welches sich in atemberaubender Geschwindigkeit in der Drechselbank dreht, wurde sorgfältig ausgewählt. Obsthölzer, obwohl in ihrer Struktur schön, neigen dazu, Risse zu entwickeln und erfordern eine sorgfältige Nachbearbeitung und manchmal auch eine schnelle Klebearbeit. Es sind die Werkzeuge – Schalröhren, Schaber und Meißel –, die mit kunstvoller Hand und unter Berücksichtigung von Aspekten wie der Handauflage, die stets nahe am Holz bleiben muss, um Hebelkräfte zu vermeiden, zum Einsatz kommen.

Das Holz dreht sich in atemberaubender Geschwindigkeit

Die Werkbänke und das Handwerk werden u.a. auf Schautafeln erklärt. Die Werkstatt ist mit allerhand Werkzeug voll ausgestattet (rechts)

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32 Neues vom Mühlenhof Hochdeutsch / Platt

Der Holzschuh Dann, das letzte Auftragen eines Ölde Holske Wachsgemisches auf Leinöl-Basis, das der Schale nicht nur einen sanften, schützenden Glanz verleiht, sondern auch die Maserung des Holzes hervorhebt, eine stumme Zeugenschaft der Natur, die nun durch Kolves Handwerkskunst in einem neuen Licht erstrahlt. Rainer Kolves Werk strahlt die Stille und Schönheit eines Handwerks aus, das sowohl eine tiefe Verbindung zur Vergangenheit als auch eine Brücke zur Gegenwart bildet. In seinen Schalen, die regelmäßig auf dem Künstlerhof in Lavesum und auf dem Mühlenhof zu finden sind, vereinen sich Geschichten, Erfahrungen und ein leidenschaftliches Handwerk, das auch in der Ära der Digitalisierung seinen festen Platz behauptet.

Wo gedrechselt wird, da fallen auch Späne: Rainer Kolve bei der Arbeit

Nach konzentrierter Arbeit, in der die Schale ihre Form gefunden hat, beginnt das feine Finishing. Doch auch ein erfahrener Drechsler wie Kolve ist nicht vor Herausforderungen gefeit: Eine unbedachte Bewegung, und es passiert ein "Nürnberger", ein ruckartiger Kontakt zwischen Werkzeug und Werkstück, der zu einem Abplatzen des Holzes oder gar Bruch des Werkzeugs führen kann. Nach konzentrierter Arbeit, in der die Schale ihre Form gefunden hat, beginnt das feine Finishing. Das Stück wird geschliffen, beginnend mit einer groben 120er Körnung, dann fortschreitend über 240 und 320, bis es schließlich mit einer feinen 1000er Körnung endet. Nach jedem SchleifHochdeutsch / Platt gang ändert sich die Richtung, um Holzwürmer eine gleichmäßige Glätte zu gewährHoltwüörmer leisten.

Aus einem Stück Holz wird eine hübsche Schale. Und manchmal dürfen auch moderne Instrumente nicht fehlen



34 Neues vom Mühlenhof

Noch mehr Neues vom Mühlenhof ... Michael Holz und Museumsdirektor Dr. Christof Spannhoff. Unten wehen die neuen Fahnen

Westfalen weht am Museum Der erste Eindruck zählt – das gilt auch für den Eingangsbereich eines Museums. In diesem Sinne hat unser Mühlenhof einen wichtigen Schritt unternommen, um sein Entree zu verschönern und gleichzeitig seine tiefe Verbundenheit mit der westfälischen Kulturgeschichte und dem Brauchtum zu betonen. Die alten Fahnen des Museums, die stolz am Eingang wehten, waren verschlissen und aufgebraucht. Es war an der Zeit, sie zu ersetzen. Michael Holz, ein engagierter Unterstützer des Museums, hat beschlossen, dem Museum in dieser Hinsicht unter die Arme zu greifen. Und zwar nicht nur einmalig, sondern er wird immer dann neue Fahnen stiften, wenn dies wieder nötig sein sollte. Früher schmückten vier Mühlenhof-Fahnen den Eingang des Museums. Doch auf Wunsch von Holz wird diese Tradition nun leicht verändert. Zwei Mühlenhof-Fahnen, eine in hellem und eine in dunklem Design, werden nun von zwei Westfalen-Fahnen flankiert. Diese Neuerung ist nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern symbolisiert auch die tiefe Verbundenheit des Mühlenhofs mit der westfälischen Kulturgeschichte und dem regionalen Brauchtum. Mit dieser großzügigen Geste und der Einführung der neuen Fahnen setzt das Museum ein deutliches Zeichen

seiner Wertschätzung für die westfälische Kultur und Tradition. Es ist ein Versprechen, dass das Museum weiterhin ein Ort sein wird, an dem die Geschichte und das Brauchtum Westfalens geehrt und gefeiert werden.

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Neues vom Mühlenhof 35

Hochdeutsch / Platt

Apfelkuchen Appelkoken

Ein Baum für das Plattdeutsche Anlässlich des Europäischen Tags der Sprachen ließ sich der Mühlenhof im Spätsommer etwas ganz besonderes einfallen: Der „Plattdeutsch-Baum" setzte ein starkes Zeichen für die Bewahrung und Wertschätzung regionaler Sprachen und Dialekte. Denn: Plattdeutsch, auch bekannt als Niederdeutsch, ist eine Sprache, die tief in der Geschichte und Kultur Westfalens verwurzelt ist. Der „PlattdeutschBaum“ auf dem Mühlenhof lud mit seinen Texten (u.a. hingen an ihm Gedichte von Augustin Wibbelt) auf Plattdeutsch dazu ein, innezuhalten, ein wenig zu überlegen und in die Welt des Plattdeutschen einzutauchen. „Der Europäische Tag der Sprachen war für uns eine wunderbare Gelegenheit, auf die Bedeutung von Sprachenvielfalt und -erhalt aufmerksam zu machen“, erklärt Museumsdirektor Dr. Christof Spannhoff, der die Idee hatte. „Mit dem Plattdeutsch-Baum möchten wir nicht nur unsere eigene Sprachkultur feiern, sondern auch andere dazu inspirieren, ihre regionalen Sprachen und Dialekte zu pflegen und weiterzugeben. Denn jede Sprache ist ein wertvoller Schatz, der es verdient, bewahrt und weitergegeben zu werden.

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An dem Baum konnten Besucher Texte von Augustin Wibbelt nachlesen


36 Neues vom Mühlenhof

Mach mit bei der Mühlenhof-Rallye! Draußen ist es kalt und vielleicht schneit es sogar! Doch auch, wenn es früh dunkel wird, scheint auf dem Mühlenhof noch Licht und so kannst Du hier sicher einige spannende Dinge entdecken. Du kannst sicher auch die Fragen beantworten! Und wenn nicht: Du kannst jederzeit Mitglieder aus unserem Team fragen, sie stehen Dir gerne mit Rat und Tat zur Seite!

1. Wie viele Flügel hat die Bockwindmühle? a) 2 b) 4 c) 6

2. Was wächst am Baum vor dem Feuerwehrgerätehaus? a) Äpfel b) Bananen c) Kartoffeln

3. Was gibt es im Gräftenhof? a) Einen Kamin b) Eine Hüpfburg c) Ein Aquarium

4. Woher kommt die Bockwindmühle? a) Aus Estland b) Aus England c) Aus dem Emsland

5. Was befindet sich im Webers Kotten? Eine Ausstellung ... a) ... zu westfälischen Obstsorten b) ... zur Geschichte der Handarbeit c) ... zur Emsländischen Schifffahrt

Lösungen:

Viel Spaß!

1. 2. 3. 4. 5. Findest Du die fünf Fehler in den Suchbildern?

Mit den Lösungen kannst Du Dir am Eingang eine Siegerurkunde abholen. Und eine Überraschung wartet dort auch auf Dich!


Neues vom Mühlenhof 37

Wir bringen Farbe nach Münster

Aus unserer Verbundenheit mit Münster und dem Münsterland ist es uns wichtig, verschiedenste Projekte in Sport, Kunst und Kultur zu unterstützen. Damit gestalten wir die Welt ein wenig bunter und leisten so einen Beitrag zu unserer lebenswerten Region. info@brillux.de | www.brillux.de


38 Neues vom Mühlenhof

Viele Gebäude des Hofes wurden bereits gescannt

Die Vermessung des Hofes Kugelpanoramen, 3D-Scan und Spezialkamera: Klingt nach ziemlich moderner Technik. Für die münsterische Digitalagentur Spacewerk sind diese Komponenten das Erfolgsrezept für realitätsgetreue, virtuelle Rundgänge. Dabei wird von einer bestimmten Räumlichkeit ein vollständiges 3D-Modell abgebildet, in dem verschiedene Interaktionen möglich sind.

Zukünftige Hochzeitspaare beispielsweise können bald die Gastronomie des Mühlenhofs auf eigene Faust erkunden und innerhalb der 360 Grad Erfahrung auf der Website herausfinden, ob die Location ihren Vorstellungen entspricht. Jede Tour besteht dabei aus einer Aneinanderreihung von dreidimensionalen Panoramaaufnahmen. Das Spacewerk Team unter der Projektleitung von Paul Popanda legt großen Wert auf eine enge Zusammenarbeit mit ihren Kunden, um den Rundgang

auf die jeweilige Zielgruppe auszurichten. „Wir wachsen mit den Bedürfnissen unserer Kunden. Unser Fokus: Das weiterzuentwickeln, was unsere Kunden wirklich brauchen“, erklärt Popanda die Herausforderung seiner Arbeit. Mit der passenden technologischen Herangehensweise der Experten entspricht die virtuelle 3D-Tour somit stets den zuvor festgelegten Zielen. Normalerweise unterstützt das Team Unternehmen, die ihre Produktion öffentlich zugänglich machen wollen, wie beispielswei-

Foto: Spacewerk

TEXT: ALINA KÖLLER


Neues vom Mühlenhof 39 So sieht die Übersicht auf dem Computer aus

se der Aschendorff Verlag mit einer virtuellen Werksführung. Aber auch öffentliche Einrichtungen und besondere Immobilien können durch die virtuellen Rundgänge von Spacewerk aus der Masse herausstechen.

Mit einem QR-Code gelangt man direkt auf die Wegpräsenz

Mühlenhof virtuell erleben Alles ist digital, schon klar. Aber wie sieht es aus, wenn wir die Vergangenheit digitalisieren? Genauer genommen: Historische Gebäude, die erhalten geblieben sind, den Menschen virtuell zugänglich machen. Dieser Herausforderung stellt sich Spacewerk aktuell gemeinsam mit dem Mühlenhof. Dr. Christof Spannhoff, Direktor des Freilichtmuseums, ist überzeugt von der gemeinsamen Mission mit den Scan-Spezialisten. „Ich sehe die Digitalisierung als positive Herausforderung, die uns enorm viele neue Möglichkeiten eröffnet“, erklärt er und freut sich darüber, dass die Besucherinnen und Besucher ab nächstem Jahr den Mühlenhof bereits online im Voraus anschauen und von einem persönlichen Besuch überzeugt werden können. Doch noch wichtiger sind ihm die museumspädagogischen Möglichkeiten. „Schulklassen erhalten somit einen unkomplizierten, überregionalen Zugang zu unserem Museum, der natürlich vergünstigt sein wird“, so Dr. Spannhoff. Die virtuelle Spacewerk-Tour durch das Freilichtmuseum ermöglicht eine niedrigschwellige und kostengünstige Möglichkeit, den wichtigen Bildungsauftrag der Einrichtung zu gewährleisten. Dabei können die Gäste auch selbst entscheiden, wieviel sie sehen und welchen Zugang sie bezahlen möchten. „Für uns wäre es denkbar, den normalen Hofrundgang kostenfrei und einzelne Gebäude-Touren kostenpflichtig anzubieten“, überlegt

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René Schacher (Aufnahmeleiter von Spacewerk) bei der Arbeit mit Kamera und iPad Hochdeutsch / Platt

Vermessung Vömiäten

der Direktor. Denn in der Aufarbeitung und inhaltlichen Gestaltung der einzelnen Gebäude wie beispielsweise der Landschule, Schmiede oder der Bockwindmühle steckt intensive Bearbeitungszeit. Interaktive Informationspunkte schmücken den virtuellen Rundgang an diesen Stellen: Erklärende Texte, interessante Videos und Tonaufnahmen, die vor Ort gar nicht realisierbar wären, warten dann auf die 3D-Entdecker.

So sieht der virtuelle Blick in die Landschule aus

Technologie schafft Barrierefreiheit Besonders Freileichtmuseen haben Schwierigkeiten das gesamte Areal barrierefrei und somit auch für Rollstühle zugänglich zu machen. „Selbstverständlich können wir aus einem alten Gebäude nicht einfach eine Türschwelle raussägen, um absolut barrierefrei zu sein. Aber die virtuelle Tour kann auch hier vor Ort sinnvoll genutzt werden, indem man von außen mithilfe eines Tablets das Gebäude virtuell begehen kann“, erklärt Dr. Spannhoff. Auch dem Geschäftsführer von Spacewerk, Benjamin Busche, ist besonders die Öffnung des Angebots für verschiedene Gruppen wichtig, die virtuelle Touren somit ermöglichen. „Wir reden hier nicht nur von physischer Barrierefreiheit. Wir unterstützen es gerne, dass auch ältere Menschen, die eine Reise in ihre Vergangenheit machen möchten, von Zuhause aus die Möglich-

Was ist Spacewerk? Spacewerk ist spezialisiert auf die Digitalisierung von Räumlichkeiten, insbesondere zu Dokumentations- oder Vermarktungszwecken. Gegründet 2020 hat die Firma mit einem mittlerweile 9-köpfigen Team bereits über 200 Projekte erfolgreich umgesetzt.


Neues vom Mühlenhof

keit erhalten und am kulturellen Geschehen teilhaben können.“ Dies führe nicht nur zur Erweiterung der Zielgruppe, sondern auch zur qualitativen Verbesserung des jeweiligen Besuchs eines Gastes vor Ort. „Wenn dieser sich bereits im Vorfeld online den Ort anschauen und seinen Besuch planen kann, ist die Motivation hoch, auf dem Hof in Ruhe und zielgenau die gewünschten Objekte anzusteuern“, erklärt Busche. Denn auch Gäste kulturhistorischer Einrichtungen fordern vereinfachte und moderne Prozesse, Professionalität und Transparenz, die durch die Arbeit des Spacewerk-Teams ergänzend zum bestehenden Programm des Museums geschaffen werden soll. Popanda und Busche hoffen, dass Sie mit ihrem Projekt einen Teil zum kulturellen Bildungsauftrag beisteuern können, auch wenn es eine Herausforderung ist, Anforderungen der Museumspädagogik mit moderner Technologie zusammenzubringen. Beide Seiten freuen sich auf das gelungene Endergebnis, sind sich aber einig, dass ein virtueller Rundgang niemals den persönlichen Besuch vor Ort ersetzen kann. „Aber es kann vieles ermöglichen und vereinfachen, sodass man diese Chance im Bildungssektor nicht ungenutzt

Paul Popanda leitet das Projekt auf dem Mühlenhof

lassen darf“, betont Projektleiter Popanda. Unabhängig von Zeit und Ort, für alle Altersklassen und vor allem integrativ: Durch die Spacewerk-Tour kann jeder virtuell Zeit auf dem Mühlenhof verbringen und mit wenigen Mitteln eine unkomplizierte Reise in die Vergangenheit antreten.

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42 Neues vom Mühlenhof

Rückblick 2022 2023

22. April

April

So schön war’s auf unserem Mühlenhof… Seit der letzten Ausgabe unseres Magazins ist viel passiert. Tolle Veranstaltungen, spannende Ausstellungen, Führungen und Messen gab es seit Herbst 2022. Wenn Sie nicht dabei waren, haben Sie wirklich etwas verpasst.

Kartoffelaktion Unter dem Motto „Wer hat die dicksten Kartoffeln?“ startete ein außergewöhnlicher Wettbewerb für Schulklassen, Familien und Einzelpersonen auf dem Mühlenhof. Vor Ort konnte selbst eine Pflanzkartoffel in einen Eimer gepflanzt und mit nach Hause genommen werden. Dazu gab es eine Anleitung, wie man sich erfolgreich um die Aufzucht der Kartoffel kümmert. Besonders Kindern soll auf diese Weise nähergebracht werden, was es bedeutet, sich über einen längeren Zeitraum um eine Pflanze zu kümmern, damit man anschließend ein Lebensmittel in den Händen hält.

Juni

200 Jahre Landschule Die Landschule aus der Bauerschaft Ringel in Lengerich wurde 1823 erbaut und steht seit Mitte der 1980er Jahre im Mühlenhof-Freilichtmuseum. Mit verschiedenen Aktionen wird an diesem Termin das 200-jährige Jubiläum der Schule gefeiert.

11.Juni

Tanz in den Mai

30.April

Gut 300 Besucher kamen am letzten Apriltag auf den Mühlenhof und tanzten mit der Musik von DJane Lenny im Gräftenhof in den Mai. Bei leckerem Essen, frischgezapftem Bier und ausgewählten Longdrinks und Cocktails herrschte eine ausgelassene Stimmung und es wurde bis in die Nacht gefeiert…


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16. Juni

Terminal X- Festival House, EDM und Hardstyle standen bei diesem Festival auf dem Programm. Neben DJ-Sets auf zwei Bühnen gab es für die Festivalgäste auch diverse Food Trucks, Bars und Essensstände.

Schlagerfans kamen an diesem Tag voll auf ihre Kosten: Beatrice Egli, Vincent Gross, Sarah Schiffer, Achim Petry & Band und Nico Rosseburg bildeten das großartige Line-Up des Halleluja-Festivals. Zusätzlich sorgten Party-DJs für gute Stimmung!

Frühmittelalter- und Wikingertage In diesem Jahr begannen die Wikingertage schon am Freitagnachmittag mit besonderem musikalischem Programm, u. a. mit einem Auftritt der Band Waldkauz. Am Samstag und Sonntag zeigten die Darsteller nicht nur das alltägliche Leben der Wikinger – auch Kampftechniken und eine Modenschau mit Bekleidung des Frühmittelalters und der Wikingerzeit wurden vorgeführt.

17. Juni

Hallejulia – Das Schlagerfestival

23. – 25. Juni


44 Neues vom Mühlenhof

Westfälischer Töpfermarkt Bereits zum 25. Mal fand 2023 der Westfälische Töpfermarkt auf dem Mühlenhof statt. Wieder bauten Keramikerinnen und Keramiker aus ganz Deutschland ihre Stände auf dem Mühlenhof auf und ganz unterschiedliche Töpfertechniken boten sie zum Kauf an. Kinder konnten an diesem Tag selbst das Töpfern ausprobieren.

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Juli

King’s Men

10.September Trödelmarkt Der zweite und letzte Trödelmarkt in diesem Jahr lockte auch wieder zahlreiche Flohmarkt-Fans auf den Mühlenhof. An rund 40 Ständen gab es Schallplatten, Bücher, Kinderkleidung, Spielzeug und vieles mehr. Im Frühjahr 2024 geht die Trödelmarkt-Saison auf dem Mühlenhof in die nächste Runde.

August

September

26. August 23. April

Die King’s Men präsentierten einmal mehr eine kraftvolle Inszenierung voller Humor und Leichtigkeit – in diesem Jahr stand „King Lear“ auf dem Programm. Auf Deutsch, Niederländisch, Englisch oder Twents? Alles zusammen! Wie in jedem Jahr waren auch dieses Mal fast alle Ausstellungen ausverkauft.

April 28. Juni22. – 2. Juli Mühlenhof Musiknacht Auch in diesem Jahr gab es wieder eine Musiknacht – dieses Mal allerdings organisiert vom Mühlenhof-Team. Dazu wurde eine Band verpflichtet, die schon mehrmals auf der Bühne unter der Mühle ihr Können unter Beweis gestellt hat: „PickUp“ brachten mit ihren Coverversionen zahlreicher Rock- und Popklassiker das Publikum wieder zum Tanzen. Im Vorprogramm spielte die Band „Leergut“, die ebenfalls mit ihren tollen Songs überzeugen konnte.


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Internationales Shanty-Festival Zum dritten Mal fand das Internationale ShantyFestival auf dem Mühlenhof statt. Der MarineShanty-Chor Münster feierte in diesem Jahr sein 125-jähriges Bestehen. Chöre aus Deutschland und den Niederlanden sangen bei bestem Wetter Seemannslieder.

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Doppelter Erntedank

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23./24. September Das Erntedankfest erhielt in diesem Jahr ein Upgrade. Es wurde an zwei Tagen gefeiert. Neu war der Erntedankmarkt, der an beiden Veranstaltungstagen regionale und landwirtschaftliche Produkte anbot. Neben vielen anderen (Mitmach-)Aktionen gab es aber auch beliebte Programmpunkte wie die Dreschvorführungen

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Oktober

Westfälische Gruselnacht Halloween auf Westfälisch! Der gruselige Abend auf dem Mühlenhof versprach Spannung, Zittern und Gänsehaut. Von 17 bis 19 Uhr konnten die kleinen Besucher des Hofes allerhand Schauriges basteln und an einer Gruselrallye teilnehmen. Um 19 Uhr startete dann der Gruselrundgang für alle ab 10 Jahren, die erfahren wollen, warum das Mühlenhof-Gespenst Marie zum Geist geworden ist. Außerdem gab es auf dem Hof einige schaurigschöne Dinge zu entdecken

Januar 2024 Wissenswert Westfälisch: Do 18.01. Filmvorführung – Bauer Seesing und Herr Baron Plattdeutscher Leseabend

Fr 19.06.

Februar 2024 Plattdeutscher Leseabend

Fr. 16.02

Wissenswert Westfälisch: Do. 22.02 Mit Nadel und Faden durchs Leben

März 2024

31. Oktober

Plattdeutscher Leseabend

Fr. 22.03

Wissenswert Westfälisch: Lebensbilder als Sonden der Revolutionsgeschichte

Do. 28.09

Brauchtum und Traditionen rund um Karfreitag und Ostern

Fr. 29.03


46 Neues vom Mühlenhof

Wir suchen Verstärkung! Wir suchen:

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Ehrenamtliche für Führungen

Für das gastronomische Tagesgeschäft und diverse Veranstaltungen sind wir auf der Suche nach motivierten Servicekräften in Festanstellung und als Aushilfe.

Um unsere Besuchergruppen zu betreuen, sind wir auf der Suche nach offenen, kommunikativen Ehrenamtlichen.

Wir bieten ein tolles, engagiertes Team, ein vielfältiges Aufgabengebiet und flexible Arbeitszeiten.

Wenn Sie Lust haben, Groß und Klein von der Geschichte und dem Alltag im Münsterland zu erzählen, dann melden Sie sich unter info@muehlenhof-muenster.org

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Neues vom Mühlenhof 47

Alle Infos zum Mühlenhof! Anreise mit dem Pkw

Öffnungszeiten

Von der A43/A1 (Münster Süd) oder der B51/54 (aus Richtung Warendorf) kommend fahren Sie auf der Weseler Straße in Richtung Innenstadt. Auf Höhe LVM biegen Sie links auf den Kolde-Ring ein. Der Straße folgen, hinter der Tormin-Brücke biegen Sie auf die erste Straße links ein (Sentruper Straße). Der Straße folgen, am Ende der Wohnbebauung links abbiegen. Der Mühlenhof ist auch ausgeschildert.

März bis Oktober Di–So: 10–18 Uhr (Einlass bis 17 Uhr) November bis Februar Di–So: 10–17 Uhr (Einlass bis 16 Uhr) Feiertage: Außer am 24./25./26./31.12. und 1.1. ist das Freilichtmuseum an allen Feiertagen geöffnet.

Schloss B54

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Freilichtmuseum Mühlenhof Theo-Breider-Weg 1 48149 Münster www.muehlenhof-muenster.org

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Vom Hauptbahnhof aus erreichen Sie den Mühlenhof mit der Buslinie 14 in Richtung „Zoo/Naturkundemuseum“ (Haltestelle B1). Die Fahrzeiten entnehmen Sie bitte dem Aushang, üblicherweise verkehren die Busse im 20-Minuten-Takt.

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Allwetterzoo

Anreise mit Bus & Bahn

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Von der A1 (Münster Nord) fahren Sie stadteinwärts. An der großen Ampel biegen Sie rechts in den Orleans-Ring ab. Folgen Sie der Straße bis auf Höhe Franz-HitzeHaus und biegen dahinter rechts auf die Sentruper Straße ein. Der Straße folgen, der Mühlenhof ist ausgeschildert.

Freilichtmuseum Mühlenhof

Anreise mit Fahrrad oder E-Scooter

Eintrittspreise Erwachsene 6 Euro

Einzel-Jahreskarte 25 Euro

Kinder/Jugendliche 3,50 Euro (bis 6 Jahre frei), ab 17 Jahre* 4 Euro *(ohne eig. Einkommen)

Vereinsmitglieder FREIER EINTRITT! mehr Infos siehe Seite 27

Familienkarten 2 Erwachsene plus Kinder bis 16 Tageskarte: 15 Euro Jahreskarte: 45 Euro

Wie jeder Ort der Stadt, ist auch der Mühlenhof gut mit dem Fahrrad erreichbar. Räder können z.B. in der Rad-Station am Hauptbahnhof ausgeliehen werden. Eine Ladestation für E-Bikes auf dem Gelände des Mühlenhofs ist in Planung. Drei Firmen bieten überall im Stadtgebiet E-Scooter an, der Mühlenhof liegt innerhalb deren Reichweite.


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Persönlich Der Mühlenhof ist für mich …

Auf dem Mühlenhof kümmere ich mich um … Ulla Flacke (84) Ulla Flacke, Jahrgang 1939, beherrscht perfekt das Plattdeutsche. Aufgewachsen auf einem Bauernhof in Recke, war sie beruflich als Krankenschwester tätig. Seit 2002 bringt sie sich aktiv auf dem Mühlenhof ein. Von 2011 bis 2020 wirkte sie als Vertreterin des Personals auch im Vorstand. Heute kümmert sie sich liebevoll um die Betreuung der Gäste, um Führungen und sorgt für den Blumenschmuck – und ist die talentierte Köchin unserer köstlichen Marmeladen.

Ich kenne den Mühlenhof seit …

Die schönste Jahreszeit auf dem Hof ist für mich

und zwar weil,

Besonders gerne erinnere ich mich an …

Vielen Dank!



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