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Refugium im Grünen: Der Mühlenhof
Der Vorstand des Vereins De Bockwindmüel e.V.: Rüdiger Sagel, Markus Johow, Ralf Landwerth, Anne Wieland, Friedhelm Langfeld, Udo Mannefeld, Michael Elger, Heribert Aldejohann, Gregor Bogatzki und Franjo Wöstmann
Viele Freizeitaktivitäten mussten in den letzten zwei Jahren ausfallen. Zu hoch war das Risiko einer Corona-Infektion. Das betraf zeitweilig auch das Mühlenhof-Freilichtmuseum. Wie der Mühlenhof die letzten zwei Jahre der Unsicherheit gewinnbringend nutzen konnte und warum der Vorstand des Trägervereins „De Bockwindmüel e.V.“ gerade jetzt voll Optimismus in die Zukunft blickt…
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Neues vom Mühlenhof: Herr Dr. Johow, Sie hatten als erster Baas, also als Vorsitzender des Vereins De Bockwindmüel e.V., während der gesamten Pandemie die Verantwortung für das Freiluftmuseum. Wie hat der Hof die Krise bewältigt?
Dr.-Ing. Markus Johow: Wir haben die Zeit, in der wir keine oder nur sehr wenige Besucher empfangen konnten, sehr effizient genutzt, um den Hof gründlich zu modernisieren. So haben wir beispielsweise die Heizungsanlagen in Dorfkrug und Gräftenhof modernisiert, im Gräftenhof eine neue Küche und neue Toiletten bauen lassen und das Torhaus komplett umgestaltet. Das Mühlenhaus und die Zichorienmühle haben neue Reetdächer bekommen und wir konnten die Stromkapazität des Hofes von 80 Kilowatt auf 240 Kilowatt erhöhen. So sind wir bei größeren Veranstaltungen jetzt nicht mehr auf eine externe Stromzufuhr angewiesen, sondern können uns selbst versorgen.
Außerdem war es ja so, dass wir von den pandemiebedingten Schließungen zwar auch betroffen waren – inklusive Kurzarbeit und NothilfeAnträgen – aber vielleicht in einem etwas geringeren Maße als andere Museen. Als Freilichtmuseum mit guten Hygienekonzepten konnten bei uns 2021 trotz Pandemie zahlreiche Veranstaltungen stattfinden. Der Weihnachtsmarkt, das Lichterfest und das Erntedankfest sind nur einige der vielen erfolgreichen Events, die wir durchführen konnten.
Während der harten Lockdowns mussten auch wir unsere Gastronomie vollständig schließen, aber wir konnten das ganze Jahr über beobachten, dass der Mühlenhof gerade für Familien mit Kindern ein Fluchtort war. Die Menschen haben sich nach Räumen gesehnt, die sie im Freien mit ihren Liebsten besuchen konnten. Einen Raum vor der Haustür, der als Ferienziel zur Naherholung geeignet ist. Diesen Raum haben wir ihnen geboten.
NvM: Und wie soll es in diesem Jahr weitergehen?
Markus Johow: Jetzt muss es in erster Linie darum gehen, einen strukturierten Geschäftsbetrieb zu schaffen. Wir müssen einen gewissen Mindestumsatz erwirtschaften. Die Buchungslage deutet darauf hin, dass uns das auch gelingen wird: Ab Mitte April rechnen wir mit einem Umsatz von etwa 50.000 Euro im Monat aus Eintritt, Gastronomie und Veranstaltungen.
Darüber hinaus ist der Mühlenhof natürlich nie im eigentlichen Sinne „fertig“. Ein großes, wichtiges Projekt in diesem Jahr ist unsere Bockwindmühle. Die haben wir in den letzten Jahren instandgesetzt,

„Die Menschen haben sich nach Räumen gesehnt, die sie im Freien mit ihren Liebsten besuchen konnten. Einen Raum vor der Haustür, der als Ferienziel zur Naherholung geeignet aber für die Inbetriebnahme hat uns bis jetzt ein neuer Stert gefehlt. Einen passenden Holzbalken hat das beauftragte Unternehmen jetzt endlich aufgetrieben, sodass wir die Mühle bald wieder voll - ständig in historischer Weise nutzen können.
Die Rossmühle bekommt ein Ziegeldach nach historischem Vorbild und einzelne Räume, die derzeit noch nicht für Dauerausstellungen genutzt werden können, werden dem Museum zugeschlagen, damit wir hier die museale Vermittlung stärken können.
Anne Wieland: Nach unserer aktuellen Ausstellung zur Migration „Vom Weggehen und Ankommen“ planen wir, im Webers Kotten in diesem Jahr eine Fotoausstellung über Häuser und Höfe in Westfalen zu präsentieren. Auch der Wikingermarkt und die Agrarmesse, die im letzten Jahr ausgefallen sind, holen wir jetzt nach. Bei neuen Kursen können unsere Gäste außerdem BienenkorbFlechten probieren, lernen, Messer richtig zu schärfen oder die vielfältige Welt der Kräuter entdecken.
NvM: Kann der Mühlenhof diese Pläne alle ohne fremde Hilfe umsetzen?
Heribert Aldejohann: Wir können uns glücklich schätzen, dass wir von der Stadt finanzielle Unterstützung bekommen haben, die neben den laufenden Kosten auch für Investitionen in das Museum genutzt werden konnten. Diese Unterstützung, die gestaffelt über drei Jahre an uns ausgeschüttet wurde, ist jetzt planmäßig ausgelaufen.
Markus Johow: Aber wir sind nicht nur in finanziellen Fragen im Austausch mit der Stadt. Wir arbeiten an einer Öffnung zum Aasee und mit den Genehmigungsverfahren unserer geplanten Kapellenschule sind zurzeit fünf verschiedene Ämter der Stadt Münster befasst. Man kann zusammengefasst also sagen: Wir tragen uns selbst und können unabhängig agieren, sind aber dankbar für die Unterstützung, die uns die Stadt Münster zuteilwerden lässt.
Udo Mannefeld: Wir blicken bei allen Höhen und Tiefen der letzten Jahre positiv in die Zukunft. Sicher, man muss ein bisschen verrückt sein, um sich hier zu engagieren. Aber um verrückt zu sein, muss man in erster Linie von einer Sache überzeugt sein. Und vom Mühlenhof und seiner Bedeutung für Münster und die Münsteraner sind wir hier absolut überzeugt. Wir sind programmatisch sehr gut aufgestellt, unsere Gastronomie entspricht höchsten Standards und unsere Ausstellungen sind zugleich spannend und informativ. Jetzt müssen nur noch die Besucher kommen. Es lohnt sich – versprochen!

NvM: Vielen Dank für das interessante Gespräch und viel Erfolg in der kommenden Saison!