Mühlenhof

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Die ganze Familie nur 35 Euro
Sonderausstellung
Fotos aus 60 Jahren Mühlenhof
Weihnachtszeit im Mühlenhof
Spekulatius & Weihnachtsmarkt
Wie 1. Baas und Museumsdirektion die Zukunft planen
„Jetzt wollen wir durchstarten“
Inhalt
3 „Wir gratulieren…“
Zum 60-jährigen Jubiläum haben sich viele Menschen aus Münster gemeldet und uns ihre Glückwünsche übermittelt. Ein paar davon haben wir hier abgedruckt.
7 60 Jahre Mühlenhof
Die Sonderausstellung zum runden Geburtstag führt durch sechs Jahrzehnte Mühlenhof-Geschichte.

14 Was ist das denn bitte?
Ein Holzgestell mit Spulen und schwenkbaren Armen. Ein wirklich rätselhafter Gegenstand…
15 Rückblick 2021
Trotz Einschränkungen war eine ganze Menge los auf dem Mühlenhof. Hier gibt es noch einmal den Jahresrückblick.
19 „Jetzt wollen wir durchstarten“

Der 1. Baas Markus Johow und Museumsdirektorin Anne Wieland haben in der CoronaZeit den Mühlenhof erneuert. Jetzt sind sie bereit, durchzustarten.

24 Mach mit bei der Mühlenhof-Rallye!
Unsere Wissens- und Rätselseite für Kinder.
25 Echte Arbeid för Fraulü
Wie haben die Landfrauen damals ihre Lebensmittel haltbar gemacht? Hier können Sie es nachlesen – auf Platt und auf Hochdeutsch!
31 Kino im Freien
Zusammen mit „Die Linse e.V.“ verwandelt sich der Mühlenhof an warmen Sommerabenden in ein Freiluftkino.
33 Originelle Originale
Spekulatius, die aussehen wie historische Berühmtheiten aus dem Münsterland. Wir stellen die zwölf Originale vor.
38 Ein Dank an die Natur
Beim Erntedankfest treffen auf dem Mühlenhof geistliche und weltliche Tradition aufeinander.
39 Die Adventszeit auf dem Mühlenhof
In diesem Winter kehrt der beliebte Weihnachtsmarkt endlich zurück auf den Mühlenhof.

40 Best of Social Media
Der Mühlenhof ist ein beliebtes Thema in den Sozialen Netzwerken
41 Der Mühlenhof in Zahlen und Fakten
43 Was für ein Theater…
Die King’s Men haben wieder Theater auf dem Mühlenhof gespielt. Diesmal haben sie unter freiem Himmel „Hamlet“ in fünf Sprachen gezeigt.
GENAU DEINS.

47 Herbst und Winter auf dem Mühlenhof
Das Team des Mühlenhofs hat auch für die kalte Jahreszeit tolle Veranstaltungen geplant. Und nach einer kurzen Pause geht es im April schon weiter.
48 Alle Infos zum Mühlenhof




Die wichtigen Service-Themen auf einen Blick – von Anreise bis Öffnungszeiten.
49 Persönlich
Thomas Wilken stellt sich per Fragebogen vor.
Gefertigt in unseren Werkstätten. Individuell. Hochwertig. Regional.

Liebe Leserinnen und Leser, vor 60 Jahren begann die Geschichte des Mühlenhofs mit dem Aufbau der Bockwindmühle. Damals sah es auf dem heutigen Museumsgelände noch ganz anders aus. Auf einer großen Wiese oberhalb der Aa – den hinteren Teil des Aasees gab es damals noch nicht – fanden sich zur Einweihung der Mühle hunderte Menschen zusammen. Mitglieder erzählten mir, wie sie als Kind bei dieser Feier dabei waren oder wie sie Theo Breider erlebt haben. Es muss eine spannende Zeit gewesen sein und Theo Breider ein charismatischer Mann, der mitreißen und motivieren konnte. Der Mühlenhof ist das Ergebnis all dieses weitestgehend ehrenamtlichen Engagements und das ist sehr beeindruckend.
Für mich ist es manchmal ein etwas eigenartiges Gefühl, dass ich, die damals noch nicht mal geboren war, nun diese historische Institution leite. Der Mühlenhof ist mehr als ein Museum. Das macht die Arbeit hier nicht unbedingt leichter, aber spannend. Viele haben dazu beigetragen, dass wir in diesem Jahr seit Ende des Lockdowns schöne Traditionen pflegen konnten, dass wir in Kooperation mit verschiedensten Partnern tolle Veranstaltungen umgesetzt haben und dass wir nun an mehreren Sonntagen bis in den Dezember hinein eine Tombola veranstalten können - wie es zu runden Jubiläen des Hofes üblich ist. Der Erlös wird der gemeinnützigen Vermittlungsarbeit des Mühlenhofes zugutekommen.
Erstmal schauen wir voller Hoffnung auf das kommende Jahr, in dem wir Sie hoffentlich bei der ein oder anderen Gelegenheit begrüßen dürfen, und dann freuen wir uns natürlich auf die nächsten 60 Jahre Mühlenhof!
IMPRESSUM
Herausgeber: Verein »De Bockwindmüel« e. V., Theo-Breider-Weg 1, 48149 Münster, Tel. 0251 / 981 200, info@muehlenhof-muenster.org, www.muehlenhof-muenster.org
Anne Wieland, Geschäftsführerin

Redaktion: Anne Wieland (V.i.s.d.P.), Armin Willems, Christoph Wüllner

Fotos: Roland Borgmann, Michael Lemmerhirt, Steven Goldstein
Druckerei: Thiekötter Druck GmbH & Co.KG, Münster
Art Direktion: Nieschlag+Wentrup, www.nieschlag-wentrup.de
Konzeption & Anzeigen: Wüllner Medien GmbH, www.wuellner-medien.de
Mitgliedsantrag
Hiermit erklärt der/die Unterzeichnete den Beitritt als Mitglied zum Verein »De Bockwindmüel« e. V.
Der Jahresbeitrag wird in Selbsteinschätzung festgelegt auf EUR
Hiermit ermächtige(n) ich/wir Sie widerruflich, die von mir/uns zu entrichtende Zahlung von EUR jährlich bei Fälligkeit zu Lasten meines/unseres Kontos
Konto/IBAN
Bank
BLZ/BIC abzubuchen.
Ich bitte um Zustellung der Vereinssatzung und der Jahreseintrittskarte für das Mühlenhof-Freilichtmuseum.
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Durch Ihren persönlichen Beitrag unterstützen Sie unseren Mühlenhof, fördern die Kulturund Heimatpflege und helfen uns, das Freilichtmuseum in eigenständiger Trägerschaft abzusichern.
Telefon
Fax
E-Mail – privat
E-Mail – geschäftlich
Geburtsdatum
Ort, Datum
Unterschrift
Mühlenhof-Freilichtmuseum
Theo-Breider-Weg 1
48149 Münster
Tel.: 0251 98120-0
info@muehlenhof-muenster.org

www.muehlenhof-muenster.org
Der Mindestbeitrag beträgt für Privatpersonen 35,00 € und für Firmen 50,00 € pro Jahr.
Wir gratulieren…


Der Mühlenhof wird 60 Jahre alt und das hat sich herumgesprochen. Zahlreiche Münsterannerinnen und Münsteraner haben uns ihre Glückwünsche geschickt. Wir bedanken uns herzlich bei allen Gratulanten! Hier finden Sie eine kleine Auswahl der Nachrichten, die uns auf verschiedenen Wegen erreicht haben:
„Für mich ist der Mühlenhof einer der schönsten Orte in unserer Stadt, nicht nur wegen der wundervollen Natur und den altehrwürdigen Gebäuden. Denn gleichzeitig ist er ein begeisternder Lernort für Jung und Alt. Wenn wir heute zurecht häufig von Nachhaltigkeit und regionalen Wirtschaftsketten sprechen, dann lässt sich hier erleben, wie unsere Vorfahren schon vor hunderten von Jahren diese Prinzipien mit Leben gefüllt haben.“
„Ein westfälisches Herz mitten in Münster! Seit 60 Jahren pulsiert im Mühlenhof die erlebbare Tradition als Voraussetzung für die Moderne. Ich wünsche mir, dass auch in Zukunft noch viele Menschen durch diesen besonderen Ort am Aasee inspiriert werden und es dadurch immer genug Unterstützung geben wird.“
„Glückwunsch, lieber Mühlenhof zum 60.! Bei jedem Besuch habe ich viele Erinnerungen. Mein Favorit ist das Sandsteinhaus: Bin begeistert von diesem zeitlos-eleganten Westfalen-Style, und ich liebe natürlich alles, was irgendwie anders ist und im ersten Moment so überhaupt nicht dazu passt.“

„Wir lieben es, wenn wie im Mühlenhof aus Geschichte (Theater-)Geschichten werden und denken gern an die gelungene Kooperation BLIND DATE (2007) mit „Hamlet in 10 Minuten“ zurück. Von Herzen gratulieren wir zum Jubiläum! Ihr Meinhard Zanger und das gesamte WBT-Team“

Wilma von Westphalen Großer Kiepenkerl
„Der Mühlenhof macht Regionalgeschichte zum unmittelbaren Erlebnis: Das fasziniert mich, weil man versteht, was die Gegend und die Menschen hier über viele Generationen geprägt hat – und man kommt den eigenen Wurzeln auf die Spur. In diesem Sinne: Herzlichen Glückwunsch zum 60. und danke an alle, die sich für diesen besonderen Ort engagieren“
Dr. Mathias Kleuker Vorstandsvorsitzender LVM- Versicherung
„Die Schätze der Vergangenheit in der Gegenwart erlebbar machen – dafür steht der Mühlenhof. Es ist immer wieder eine Freude für ein paar Stunden aus dem schnelllebigen Alltag auszusteigen und zu den Wurzeln des Lebens im Münsterland zurückzukehren. Von Jubilar zu Jubilar: Herzlichen Glückwunsch zu 60 Jahren Museumsgeschichte!“
Svenja
SchulzeBundesumwelt-
„Ich gratuliere dem Mühlenhof sehr herzlich zum 60-jährigen Bestehen!
Die wunderschönen alten Fachwerkhäuser und das abwechslungsreiche
Kulturprogramm sind untrennbar mit dem Aaseepark verbunden und für viele Münsteraner*innen ein beliebtes Ausflugsziel – auch für mich. Vielen Dank an all die engagierten Vereinsmitglieder und alles Gute für die nächsten Jahrzehnte!“
Maria Winkel Bürgermeisterin

„Der Mühlenhof hat mich mein ganzes Leben lang begleitet: erste Schulausflüge, dann Besuche mit den Austauschschüler*innen meiner Tochter und viele Festivitäten. Wenn ich an den Mühlenhof denke, habe ich den Geruch von geräuchertem Schinken in der Nase. Herzlichen Glückwunsch zum 60jährigen Jubiläum!“

„Seit 60 Jahren pulsiert im Mühlenhof die erlebbare Tradition als Voraussetzung für die Moderne.“
Sybille Benningministerin
„Der Mühlenhof ist enorm wichtig für das Profil unserer Stadt. Die Menschen lernen hier viel über ihre Wurzeln, Familien feiern hier ebenso wie Unternehmen und internationale Gäste sind immer wieder begeistert von der Atmosphäre. Ich gratuliere dem Mühlenhof herzlich zum 60jährigen Bestehen.“
Andreas Kötter Geschäftsführer

Westlotto
„Von unserem Unternehmenssitz ist es nur ein Katzensprung bis zum Mühlenhof. Umso faszinierender ist die längst vergangene Welt, die im Freilichtmuseum lebendig wird – und aus der wir so viel für das Heute lernen können. Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum, alter Nachbar!“
Klaus Rosenau Bürgermeister„Zum 60. Jubiläum gratuliere ich dem Mühlenhof herzlich. Für meine Familie und mich war und ist der Mühlenhof oft ein toller Anlaufpunkt um zu schmieden, Blei zu gießen, Brot und Honig zu kaufen. Beeindruckend ist auch in jedem Jahr die besondere Atmosphäre beim gemütlichen Weihnachtsmarktbummel.“
Lisa Nieschlag Geschäftsführerin

Nieschlag + Wentrup
„Auf dem Mühlenhof kann man einen Tag in der Natur mit einem Besuch im Museum verbinden. Ich komme immer gerne mit meiner Familie und freue mich sehr über den tollen Beitrag, den das Team leistet, um uns die Beziehung zwischen Mensch und Umwelt zu vergegenwärtigen. Herzlichen Glückwunsch, lieber Mühlenhof!“
Dr. Simone Schehka Geschäftsführerin Allwetterzoo
Münster
„Ein Stück Heimat feiert Geburtstag. Wir gratulieren unseren lieben Nachbarn ganz herzlich und freuen uns auf die nächsten Jahrzehnte mit Euch. Auf das noch viele Generationen die wichtige Geschichte des Münster- und Emslandes ganz real im Mühlenhof erleben und erfahren können. Herzlichen Glückwunsch!“
„Die Menschen lernen hier viel über ihre Wurzeln…“
Angela Stähler
Christoph Kattentidt

Fraktionsvorsitzender
Bündnis 90/Die Grünen Münster
„Liebe Freund:innen des Mühlenhofes, herzlichen Glückwunsch zum 60-jährigen Jubiläum. Ich freue mich sehr zu sehen, wie toll sich der Mühlenhof entwickelt hat, er macht westfälische Geschichte erlebbar und das in einem tollen Einklang mit der Natur. So stellt er einen wichtigen Beitrag in Münster zum Thema Nachhaltigkeit da.“

Hendrik Grau
Hendrik Grau
Vorsitzender
CDU Münster
„Der Mühlenhof ist für mich ein wichtiges Stück Heimatgeschichte. Hier treffen regionale Natur und Kultur aufeinander und erschaffen so ein ganz besonderes, echt westfälisches Erlebnis. Eine kleine Oase in in unserer wunderbaren Stadt Münster. Ich gratuliere dem Mühlenhof zu seinem 60-jährigen Bestehen – auf dass noch viele gute Jahre folgen mögen!“
Krimphoves

Butterspekulatius
Jetzt auch mit Dinkelvollkornmehl
„Hier treffen regionale Natur und Kultur aufeinander und erschaffen so ein ganz besonderes, echt westfälisches Erlebnis“
Frisch aus der Weihnachtsbackstube
60 Jahre Mühlenhof

Am 23. September 1961 versammelten sich auf einer Wiese an Münsters westlichem Stadtrand mehrere Tausend Menschen. Sie alle wollten miterleben, wie die neueste Sehenswürdigkeit der Stadt eingeweiht wurde: eine über 200 Jahre alte Bockwindmühle, die man in Einzelteilen aus dem Emsland geholt und am neuen Standort originalgetreu wiederaufgebaut hatte. Heute gilt jener denkwürdige Tag vor 60 Jahren als Geburtsstunde des Mühlenhof-Freilichtmuseums.
In sechs Jahrzehnten ist um unser Museumswahrzeichen herum viel passiert – zu viel, um alle Entwicklungen und Ereignisse in einer Ausstellung zu berücksichtigen. Stattdessen begeben wir uns auf die Suche nach der DNA des Mühlenhofs:
» Was macht ihn eigentlich aus?
» Was macht ihn besonders?
» Wie hat er im Lauf der Jahrzehnte zu seiner heutigen Form gefunden?
» Was ist immer gleich geblieben und was hat sich verändert?
» Welchen Herausforderungen musste und muss er sich stellen?
Ein echtes Volksfest: Tausende kamen, um sich die feierliche Einweihung persönlich mitzuerleben
Was macht den Mühlenhof besonders? Ganz sicher seine ungewöhnliche Entstehungsgeschichte. Sein Aufbau kam nämlich eher unbeabsichtigt in Gang. Weder gab es einen Gründungsbeschluss, noch langfristige Planungen oder ein Budget. Die Initiatoren waren keine Fachleute, sondern engagierte Bürger, die sich museale Ziele erst nach und nach zu eigen machten.
In den 1950er Jahren erinnerte man sich in Münster noch gut an die imposante Bockwindmühle, die von 1939 bis 1944 am Aasee gestanden hatte. Warum diese Lücke im Stadtbild nicht mit einer baugleichen alten Mühle wieder schließen? Diese Idee von Heimatfreunden griff Theo Breider auf, seit 1952 Geschäftsführer
Eine Rarität: Die Gründungsurkunde des Mühlenvereins ist komplett auf Plattdeutsch verfasst
Das Herzstück: Im Zentrum der Ausstellung steht - wie auf dem Mühlenhof selbst - die große Bockwindmühle

der Werbegemeinschaft „Münster- Münsterland“. 1959 fand er im Emsland das passende Objekt: Der dortige Gutsbesitzer Raming-Freesen war bereit, seine stillgelegte Bockwindmühle nach Münster abzugeben.
Für Abbau und Transport, Reparaturen und Wiederaufbau der Mühle brauchte Breider dringend Unterstützung. So rührte er die Werbetrommel und aktivierte seine weiten Netzwerke. Schon bald war Münster im Mühlenfieber. Privatpersonen, Firmen und Institutionen ließen sich zu unentgeltlichen Arbeitseinsätzen, Material- und Geldspenden motivieren. Selbst Bundeswehr und Polizei machten mit. Die Stadt stellte kostenlos den Bauplatz zur Verfügung.
Die positive Resonanz animierte Breider und seine Unterstützer zu einem Folgeprojekt. Schon 1963 stand neben der Mühle ein uriges emsländisches Fachwerkhaus als Begegnungsstätte. Mit altem ländlichem Hausrat eingerichtet, ähnelte es anderen Bauernhausmuseen. Ein erster Schritt in eine neue Richtung war getan.

Theo Breider und sein Mühlenhof
Niemand hat den Mühlenhof so geprägt wie Theo Breider. Als der Mühlenhof 1963 einen eigenen Trägerverein bekam, ernannte man ihn zum „Baumester (Geschäftsführer) auf Lebenszeit“ und gab ihm für den weiteren

Er wusste stets, wo es lang geht: Mühlenhof Gründer Theo Breider (rechts)

Museumsausbau nahezu freie Hand. In den folgenden Jahrzehnten sorgte er mit unermüdlichem Einsatz dafür, dass es rund um die Bockwindmühle stetig voranging. Erst in den 1980er-Jahren zog er sich nach und nach zurück. 1993 starb er – vielfach geehrt – kurz nach seinem 90. Geburtstag.
Unter Breiders Regie entwickelte sich der Mühlenhof zu einer der populärsten Sehenswürdigkeiten Münsters. Der Besucherzustrom bescherte dem Museum wachsende Einnahmen. Für den kontinuierlichen Ausbau der Anlage reichten sie aber nicht aus. So nutzte Breider jede
Gelegenheit, „für die gute Sache“ um Unterstützung zu werben. Die meisten Spender und Helfer konnte er mit konkreten Bauprojekten mobilisieren, denn da wurden sie mit sichtbaren Ergebnissen belohnt.
Zur wissenschaftlichen Museumswelt hielt Breider eher Distanz. Sein Mühlenhof sollte kein Gelehrtenwissen vermitteln, sondern auf eingängige Weise „urwestfälische“ Lebens- und Wesensart erlebbar machen. Hier sollten Traditionsbewusstsein und Heimatverbundenheit gepflegt und „alte Sitten und Gebräuche“ bewahrt werden. Die plattdeutsche Sprache zu kultivieren, gehörte ebenso dazu wie gesellige Abende am Herdfeuer. Zum Markenzeichen der Gästebetreuung machte Breider die „Kiepenkerle“, die auf Hoch- oder Plattdeutsch unterhaltsam vom Landleben vergangener Zeiten erzählten.
Bis 1969 war Theo Breider beruflich in Münsters Stadtwerbung tätig. Daher wurde er anfangs nicht müde, die Werbewirkung von Bockwindmühle & Co. zu betonen. Im Herzen war er aber auch Landmensch. Er stammte aus einem sauerländischen Dorf und war mit Plattdeutsch aufgewachsen. Das Münsterland hatte er durch zahllose Radtouren lieben gelernt. Aus dieser Vertrautheit mit der ländlichen Lebenswelt bezog er wesentliche Kenntnisse für seine Museumsgestaltung.

Am Herdfeuer des Mühlenhauses hoben damals 15 Gründungsmitglieder den gemeinnützigen Verein „De Bockwindmüel“ aus der Taufe.Im Mühlenhaus am Herdfeuer hat sich der Mühlenverein gegründet
Eine ewige Baustelle: Kaum war die Bockwindmühle eingeweiht, wurde das Mühlenhaus gebaut
Strukturen im Hintergrund
Fast so wichtig wie das Einweihungsdatum der Bockwindmühle ist für die Mühlenhofgeschichte der 8. Oktober 1963: Am Herdfeuer des Mühlenhauses hoben damals 15 Gründungsmitglieder den gemeinnützigen Verein „De Bockwindmüel“ aus der Taufe. Seit 1964 stellt er als alleiniger Träger das organisatorische Rückgrat des Freilichtmuseums dar. Den Freunden und Förderern des Hauses bietet er eine gemeinsame Plattform. Aktuell zählt er über 800 Mitglieder.
Aufsehen erregte der Verein mit seiner ersten Satzung. Die war nämlich komplett auf Plattdeutsch abgefasst – ein Novum in der deutschen Vereinsgeschichte. Erst 1971 wurde eine Neufassung in hochdeutscher Sprache beschlossen. Bis heute geblieben sind die plattdeutschen Bezeichnungen „Müelendag“ für die Jahreshauptversammlung, „Baas“ für den Vorsitzenden und „Müelenraot“ für den Beirat des Vereins.

Der kleine Mühlenhof der 1960er Jahre konnte noch mit wenig Aufwand verwaltet werden. Seitdem sind die Aufgaben immer komplexer geworden. Die Hauptlast der Verantwortung trägt der ehrenamtliche Vereinsvor-
stand. Ihm obliegt es, die finanzielle und personelle Ausstattung des Mühlenhofs sicherzustellen, große Projekte zu betreuen und den Verein nach außen zu vertreten. In Abstimmung mit dem Vorstand kümmert sich das kleine hauptamtliche Team um verschiedene Bereiche des Tagesgeschäfts. Besonders in der Besucherbetreuung wird es von einem großen Kreis von Freiwilligen unterstützt. Das Münsterland im Fokus Seit jeher sind sie die Hauptattraktion des Mühlenhofs: die ländlichen Originalbauten des 17. bis frühen 20. Jahrhunderts, die seit 1961 hierher umgesetzt wurden. Mit historischem Hausrat und Arbeitsgeräten ausgestattet, laden sie zu einer abwechslungsreichen Zeitreise in die Lebens- und Arbeitswelten ihrer früheren Bewohner und Nutzer ein. Für viele Sonderveranstaltungen bieten sie eine stimmungsvolle Kulisse.
Zum Hauptbezugsraum des Museums wurde spätestens in den 1970er Jahren das ländliche Münsterland. Fast alle heutigen Museumsgebäude stammen aus Bauernschaften und Dörfern dieser Region. Auch das historische Inventar, das in den Häusern gezeigt oder hinter den Kulissen verwahrt wird, ist überwiegend münsterländischer Herkunft.

Besonders viele Gebäude kommen aus dem nahen Umfeld des Museums. Der imposante Gräftenhof samt Wagenremise gehört ebenso dazu wie das Ausstellungshaus Webers Kotten, die Wegekapelle am Eingang und das Feuerwehrgerätehaus. Sie alle repräsentieren die ländlich geprägten Außenbezirke, die seit der kommunalen Gebietsreform von 1975 Teil des münsterschen Stadtgebiets sind.
Alles wie früher?
Nicht immer macht es der Mühlenhof seinen Besuchern leicht, sich die Lebensverhältnisse vergangener Epochen realistisch vorzustellen. Oft stehen Häuser eng beisammen, die früher nie Nachbarn gewesen wären. Diverse historische Bauten wurden im Museum verändert, und auch ihre heutige Einrichtung sorgt für manche Irritation. Ohne sachkundige Führung bleiben da viele Fragen offen.
In den 1960er-Jahren konnten die Museumsbauten gar nicht urig genug aussehen. So wurden Fassaden und Dächer schon einmal passend umgestaltet. Später

Ein Museum mit eigenem Charme
Nach 60 Jahren präsentiert sich der Mühlenhof als Institution ...
» …die durch ihren besonderen Werdegang ein Stück münstersche Stadtgeschichte verkörpert.
» …der sich viele Menschen seit Jahrzehnten verbunden fühlen
» …die jedes Jahr zigtausende Besucher aus Nah und Fern empfängt.
» …die längst zu Münsters größten Museen zählt und sich doch den Charme eines familiären Heimathauses erhalten hat.
» …die kulturelle Vermittlung mit zwangloser Geselligkeit und Freizeitvergnügen verbindet.
» …die für jede Generation ihren besonderen Erlebniswert hat.
» …die viele ihrer Traditionen bis heute pflegt und doch nie auf der Stelle stehengeblieben ist.
» …für die sich immer noch viele aus freien Stücken und mit Herzblut engagieren
» …die mit Stolz auf 60 Jahre freier Trägerschaft zurückblickt und alles dafür tut, dass das so bleibt.
kam es zu massiveren Eingriffen, um Häuser für Gastronomie, Verwaltung oder Ausstellungen nutzbar zu machen. Und einige wenige Bauwerke sind nicht wirklich alt, sondern mehr oder weniger freie Rekonstruktionen nach historischen Vorbildern.
In Schmiede, Schreinerei und Schuhmacherwerkstatt könnten die Handwerker jederzeit an die Arbeit gehen. Auch die Einrichtung der Landschule ist stimmig. An anderen Stellen vermitteln Schausammlungen vor allem nostalgischen Flair. Sie präsentieren eine Auswahl der vielen alten Gebrauchsgegenstände, die das Museum im Lauf der Zeit geschenkt bekam. Längst nicht alle passen zu den Häusern, in denen sie heute zu sehen sind. Ein Stück Mühlenhof-Geschichte erzählen sie allemal.
Ein Blick in die Zukunft
Mehr als 5 Millionen Menschen haben in den letzten 60 Jahren den Mühlenhof besucht. Nach einem wahren Besucher-Boom in den 1970er- bis 1990er-Jahren gingen die Zahlen aber beständig zurück. Am Ende schien gar der Fortbestand des Mühlenhofes in Gefahr. Es stellte sich die Frage, wie er zeitgemäß und für viele Menschen interessant bleiben kann. Dank eines finanziellen Zuschusses der Stadt Münster konnten in den letzten drei Jahren die Gebäude in Stand gesetzt und der Hof aufgeräumt werden. Eine neue Küche ermöglicht nun eine Ausweitung des gastronomischen Betriebes, um das Museum stärker zu unterstützen.
Die Grundlage für professionelle Museumsarbeit ist gelegt, aber es bleibt noch viel zu tun: Es gilt, aktuelle Themen aufzugreifen, wie Ernährung oder Umgang mit Ressourcen. Was war früher üblich, von dem wir heute lernen können? Heutigen Generationen fehlt oft der direkte Bezug zu den Dingen, die sie hier sehen. Wir müssen verschiedene Wege nutzen, um Hintergründe zu vermitteln, und barriereärmer werden. Um gute Museumsarbeit zu leisten, muss man aber auch die Wünsche und Ansprüche des Publikums kennen.
Gemeinsam allem gewachsen.
Gemeinschaft heißt, überall füreinander da zu sein. Deshalb fördern wir gemeinnützige Projekte, Freizeitangebote und die Infrastruktur vor Ort. Damit das gesellschaftliche Leben in unserer Heimat eine Zukunft hat.




#GemeinsamAllemGewachsen

60 Jahre Mühlenhof!
Wir gratulieren auch…
Immer auf Kurs, auch in turbulenten Zeiten.

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Klein, aber... Was ist das denn bitte?
Der Mühlenhof ist das Zuhause vieler schöner, alter, beeindruckender, kurioser oder rätselhafter Dinge. Nicht nur die Bockwindmühle, Gräftenhof oder Feuerwehrhaus machen den Hof aus, sondern auch die vielen kleinen, unscheinbaren Dinge, die Freunde des Freilichtmuseums immer wieder vorbeibringen. Und die zeigen, wie das Leben hier vor langer Zeit gewesen sein muss. Diese versteckten Schätze werden in dieser Rubrik vorgestellt.
Dieses unscheinbare Objekt ist ein… gute Frage eigentlich. Niemand auf dem Mühlenhof weiß, womit wir es hier zu tun haben. Wissen Sie es?
Es scheint sich um eine Art Holzgestell zu handeln, an dessen einem Ende sich zwei bewegbare,
geschwungene „Arme“ mit Metallblechen am Ende befinden, am anderen Ende gibt es eine Achse. An der einen Seite der Achse ist ein normales Rad angebracht. Ihm gegenüber befindet sich eine Art Zahnrad, das von einem Holzstab daran gehindert werden kann, sich in die eine Richtung zu drehen, während
die Drehung in die andere Richtung weiterhin möglich ist. Zusätzlich zu diesem großen Spule-ähnlichen Gebilde gibt es ein weiteres kleines Holzrädchen, das ebenfalls wie eine Spule aussieht.


Die Vermutung, dass es sich um Spulen handelt, ist nicht ganz unbegründet: „Der Herr, aus dessen Nachlass uns dieses Objekt geschenkt wurde, hat sich offenbar hobbymäßig mit der Textilverarbeitung beschäftigt“, sagt Elke Berner vom Mühlenhof. Das sei noch kein Beleg dafür, dass dieses Objekt ebenfalls zur Textilverarbeitung genutzt wurde, aber es ist der einzige Hinweis, den es gibt.
Bisher konnte das Rätsel um dieses unscheinbare Objekt also nicht aufgeklärt werden. Wer bestätigen kann, was genau man damit tatsächlich gemacht hat und wie es heißt, wird gebeten, sich beim Mühlenhof zu melden.
Hinweise senden Sie bitte an Verein De Bockwindmüel e.V.
Theo-Breider-Weg 1, 48149 Münster
Oder per Mail an
info@muehlenhof-muenster.org
Die Vermutung, dass es sich um Spulen handelt, ist nicht ganz unbegründet…
Noch immer ist auch der Mühlenhof von gewissen Einschränkungen durch die Pandemie betroffen. Später als üblich hat das Freilichtmuseum darum in diesem Jahr sein Programm aufgenommen und Gäste unter Einhaltung notwendiger Coronamaßnahmen empfangen. Trotzdem kehrt langsam so etwas wie Alltag auf dem Mühlenhof ein und wir blicken bereits auf eine Reihe spannender Veranstaltungen zurück.

Mai
30. Mai
24. Mai
Maiandacht
Die ursprünglich für den 10.05. geplante Maiandacht musste aufgrund der Pandemie auf Ende Mai verschoben werden. Die beiden Hofpastoren Hendrik Drüing (katholisch) und Hans-Joachim Hamer (evangelisch) haben an der Madonna am Mühlenhaus mit rund 50 Gästen den traditionellen Mai-Gottesdienst auf Plattdeutsch gefeiert.

Pfingstmontag / Deutscher Mühlentag
Der Deutsche Mühlentag war die erste Veranstaltung nach der Corona-Schließung. Bäcker und Zinngießer haben ihr Handwerk gezeigt, Imker haben im Bienenhaus Wissenswertes rund um Bienen erklärt und Schautafeln haben über die Mühlen des Hofes informiert. Kinder konnten alte Kinderspiele unter Anleitung ausprobieren, ein Gastro-Stand vor dem Dorfkrug versorgte die Gäste mit einem To-Go-Angebot mit Kaffee, Kuchen, Mühlenhof-Burger, Milchshakes und vielen anderen Leckereien
Trödelmarkt

Mit coronabedingt nur 35 Verkaufsständen (sonst 50 bis 60 Stände) fand der diesjährige Trödelmarkt statt. Bäcker, Imker und Zinngießer haben ihr traditionelles Handwerk gezeigt und ihre Waren angeboten. Zum ersten Mal seit der Wiedereröffnung war keine Terminbuchung für Besucher mehr notwendig. Die dennoch bestehende Test- und Maskenpflicht sorgte für einen leichten Rückgang der Besucherzahlen im Vergleich zu den Vorjahren. Das Feedback der Trödler und Besucher war dennoch überwiegend positiv und alle waren froh, dass wieder ein Markt stattfinden durfte.
PSSST...WEITERSAGEN!
Kreativmarkt

Der Kreativmarkt fand mit 36 und damit ebenfalls vergleichsweise weniger Verkaufsständen als üblich statt. Neben Bäcker, Imker und Zinngießer waren diesmal auch die Drechsler dabei. Die Testpflicht war erstmals entfallen, aber es bestand noch immer eine Maskenpflicht auf dem kompletten Gelände. Tolles Sommerwetter und ein reichhaltiges kulinarisches Angebot aus dem Dorfkrug sorgten für eine entspannte Stimmung unter den Besuchern und Verkäufern.

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Kindertheater: “Don Kidschote will Ritter werden”
Das Kindertheater war eine Veranstaltung im Rahmen von „Theater der blauen Inseln“. In zwei Aufführungen des Kindertheaters Don Kidschote, mit jeweils ca. 60 Minuten hat die Theatergruppe die Geschichte von Don Kidschote erzählt. Der Nachfahre des berühmten Don Quijote de la Mancha, ist auf der stetigen Suche nach sich selbst und seinem Knappen Sancho Panza. Zusammen mit seinem treuen Weggefährten Don Pferd, einem rollenden Badezimmer, einer großen Ladung Koffer und dem Abbild seiner großen Liebe Lady Lea macht er sich auf die Suche nach den großen Abenteuern dieser Welt.

11. Juli
Open-Air-Kino: „Paula“

Die Veranstalter „Filmservice Münster.Land“ und „Die Linse e.V.“ haben „Paula – Mein Leben soll ein Fest sein (2016)“ gezeigt. Der Film zeigt das faszinierende Leben der Paula Modersohn-Becker, einer hochbegabten Künstlerin und radikal modernen Frau zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Voller Sinnlichkeit, mit zartem Humor und spielerischer Leichtigkeit ist PAULA auch die Geschichte einer großen, leidenschaftlichen Liebe. Der Film wurde zu großen Teilen in Münster und dem Münsterland gedreht, unter anderem im Mühlenhof-Freilichtmuseum.
16. Juli
18. Juli
23. Westfälischer Töpfermarkt
30 Keramiker/innen – und damit zehn mehr als im letzten Jahr – haben ihre Kunst angeboten. Bei dem erfolgreichsten Markt in diesem Jahr herrschte bei bestem Wetter eine ausgelassene Stimmung bei allen Künstlern und Besuchern.

Märchenstunde

Nach monatelanger, coronabedingter Pause fand Ende Juli auf dem Mühlenhof die erste Märchenstunde statt. Unter dem Thema: „Der Märchenkoffer öffnet sich“, erzählte die Märchenerzählerin des Mühlenhofes
Susanne Schafmann vor dem Mühlenhaus ihre Geschichten. Kinder konnten mit genügend Abstand zueinander auf den Stühlen sitzen und zuhören. Die Kinder und Eltern haben sich sehr gefreut, dass die Märchenstunde nun wieder stattfinden kann.

BAUT UND DEUTLICH.
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Wir sind spezialisiert auf das Bauen im Bestand. In 30 Jahren haben wir an zahlreichen komplizierten Innenstadtbaustellen mitgewirkt und denkmalgeschützte Gebäude fachgerecht restauriert.
„Corona hat uns kräftig gerüttelt – jetzt wollen wir durchstarten!“
Das Jahr 2021 stand bisher ganz im Zeichen von Corona. Die Pandemie und vor allem die Kontaktbeschränkungen haben auch auf dem Mühlenhof ihre Spuren hinterlassen. Doch der Blick geht nach vorne – daran ließen Museumsdirektorin
Anne Wieland und der 1. Baas Markus Johow im Interview keinen Zweifel.

Die meisten Veranstaltungen waren auch blitzschnell ausgebucht. Eigentlich können wir also den Umständen entsprechend zufrieden sein.
Markus Johow
Anne
Neues vom Mühlenhof: Auch im letzten halben Jahr war Corona sicherlich der prägende Einfluss auf die Geschicke des Mühlenhofes. Wie haben Sie die Zeit gemeistert?

Die Gastro-Veranstaltungen liefen leider nur im kleineren Rahmen (…). Das Geschäft nimmt aber Fahrt auf.
Anne WielandAnne Wieland: „Im letzten Winter waren wir ja noch geschlossen, ab dem späten Frühjahr durften wir dann endlich erste Märkte veranstalten. Da hatten wir auch direkt eine sehr gute Resonanz, die einher ging mit guten und ganz wichtigen Umsätzen. Ein paar Veranstaltungen, etwa in Kooperation mit der Niederdeutschen Bühne mussten leider wegen Corona ausfallen. Lesungen und Aktionen an verschiedenen Orten auf dem Gelände – das ging leider nicht. Gleiches gilt auch für den geplanten Familienkulturtag.“
Markus Johow: „Aber wir merken schon: Der große Vorteil des Mühlenhofs ist es eben, dass man Vieles nach draußen verlagern kann. Im August gab es zwei Open Air KinoEvents. Einmal den Film ‚Paula‘, der ja sogar hier gedreht worden. Und den Stummfilm-Klassiker ‚Der Golem, wie er in die Welt kam‘, kombiniert mit Live-Musik. Und wie im letzten Jahr waren die ‚King’s Men‘ zu Gast und zeigten dieses Mal Hamlet. Die meisten Veranstaltungen waren auch blitzschnell ausgebucht. Eigentlich können wir also den Umständen entsprechend zufrieden sein.“
NvM: Wie lief es denn im gastronomischen Bereich?
AW: „Die Gastro-Veranstaltungen liefen leider nur im kleineren Rahmen, anders war es ja nicht möglich. Das Geschäft nimmt aber Fahrt auf. Oft ist es ein kurzfristiges Geschäft, nach dem Motto: ‚Ach, das Wetter wird gut, können wir da nicht was auf dem Mühlenhof machen…?‘
NvM: Das heißt: Auch kurzfristige Anfragen sind möglich?
AW: „Ja, zurzeit absolut. Eine Nachfrage auf dem Hof macht immer Sinn. Das Gleiche gilt übrigens auch für Hochzeiten. Teilweise haben wir diese auf die Deele verlegt und konnten dann auch innen mit der 3G-Regel feiern.“
NvM: Also könnten Paare auch für 2022 noch einen Termin buchen?
AW: „Ja, es lohnt sich, anzufragen, denn wir sind noch nicht ausgebucht. Also kann es gut sein, dass der Wunschtermin noch frei ist.“
MJ: „Gerade bei Hochzeiten hilft uns übrigens eine große Spende von Ratio sehr. Wir haben neue Tische für den Gräftenhof bekommen, die zusammenklappbar und damit gut transportierbar sind – und nicht in der Deele zwischengelagert werden müssen. Dafür sind wir sehr dankbar.“
NvM: Unabhängig vom Tagesgeschäft. Wie steht es um die angedachten größeren Projekte?
AW: „In der jetzt kommenden Weihnachtszeit zeigen wir im Feuerwehrgerätehaus nochmal die Spekulatius-Ausstellung und mit etwas Glück backt Karl Krimphove, dem das Café Krimphove auf der Ludgeristraße gehörte, nochmal vor Ort seine Münsterschen Originale. Und danach soll für das Feuerwehrge-
rätehaus aber ein Ausstellungskonzept zum Thema Feuerwehr entwickelt werden.“
MJ: „Wir haben den Mühlenhof ja im Rahmen eines auf vier Jahre angelegten Gesamtkonzepts inhaltlich und baulich für die Stadtgesellschaft auf Vordermann gebracht. Dieses Programm läuft jetzt aus, aber ich denke, wir haben das sehr gut gemeistert.“
NvM: Und wie geht es nach den vier Jahren jetzt weiter?
MJ: „Das ist die große Frage. Wir hatten den Anspruch den Hof wirtschaftlich so zu ertüchtigen, dass er als Unternehmen funktioniert, also dass Deckungsbeiträge und Erlöse mit den Kosten übereinstimmen. Das war uns vor Corona mit Blick auf eine anderthalbjährige Ausbuchung gelungen. Die Pandemie hat uns jetzt auf den vorherigen Stand zurückgeworfen. Wir sind wieder
da, wo wir gestartet sind. Und haben jetzt mit einem erstarkten Personalkostenunterbau zu tun, den wir auch brauchen. Wir sind also unverschuldet wieder in der Situation, dass wir finanziell unterdeckt sind, auch wenn wir noch eine gute Liquiditätssituation vorweisen können.“
NvM: Was müsste denn jetzt passieren?
MJ: „Zum einen ist uns gelungen, den Hof trotz Corona in allen Belangen zu stärken, es ist also alles so, wie man es erwarten darf. Zurzeit in der Form noch nicht möglich, ist die Erhöhung der Gastronomie-Erlöse. Ehrlich gesagt: Wegen Corona ist ja nicht einmal die Planung seriös möglich. Vorher waren Budget- und Liquiditätsplanungen z. B. für Investitionen immer recht leicht, aber durch Corona gibt es natürlich massive Unwägbarkeiten. Die Förderung für den Kulturbetrieb läuft jetzt
nach vier Jahren aus. Und wenn diese wegfällt, muss die Gastronomie den Betrag erwirtschaften, weil das Museum sonst unterdeckt ist. Jetzt ist die Frage, wie es weiter geht. Wir wollen natürlich gegenüber der Politik klarmachen, dass wir alles, was wir geschuldet haben auch geleistet haben – sogar mit Sahnehäubchen.
NvM: Was braucht der Mühlenhof jetzt von der Stadt?
MJ: „Eine dauerhafte Förderung, abzüglich des Beitrages, den wir mit einem hoffentlich erstarkten Gastro-Betrieb, etwa auch durch die neue, von Brillux geförderte Küche, erwirtschaften können. Eine Lösung könnte sein, dass es Zuschüsse aus dem Kulturhaushalt und dem Bereich Münster Marketing gibt. Denn der Hof ist ein ganz wichtiger Standortfaktor für Münster, mit einer Wirkung weit über das Stadtgebiet hinaus ins Münsterland hinein.“
AW: „Wir merken auch immer wieder, wie wichtig wir für Unternehmen im Münsterland sind als eine klare Verortung in der Region, ein Ankerpunkt.“
Zahlreiche private und öffentliche Feiern, Jubiläen und andere Events finden jedes Jahr auf dem Mühlenhof statt

NvM: Kann denn der Mühlenhof überhaupt ohne Zuschüsse auskommen?
MJ: „Bei den Zuschüssen geht es natürlich auch um die Personalkosten für den Betrieb des Museums. Was dazu kommt sind die Kosten für die Instandhaltung des Hofes – wenn man ihn denn weiter entwickeln will. Uns fehlt zurzeit einfach die Planungssicherheit: Es kann auch sein, dass der Mühlenhof im nächsten Jahr – nach Corona – auf einmal Überschüsse erwirtschaftet, sodass sich ein Zuschuss reduzieren kann. Oder dass in drei Jahren gar keine Zuschüsse mehr nötig sind, weil er funktioniert.“
AW: „Das ist übrigens gar nicht so unwahrscheinlich, da wir den Dorfkrug umbauen konnten, u.a. durch eine Landesförderung von 65.000 Euro für den Umbau der Toilettenanlage. Dazu kommt die von Brillux gesponserte Küche im Gräftenhof und auch eine Spendenzusage für die Erweiterung des Wintergartens im Dorfkrug. Jetzt können wir auch Kochkurse zu traditionellen westfälischen Gerichten anbieten, bei denen sich bis zu 15 Personen regional und saisonal ausprobieren können. Und was auch nötig ist: Wir müssen an der Barrierefreiheit arbeiten, das liegt mir sehr am Herzen. Etwa die Hälfte des Geländes und auch die Ausstellungsräume sind mit Mobilitäts-Einschränkungen nur schwer zugänglich. Rollatoren haben hier ebenso ihre Probleme wie Kinderwagen – und diese Gruppen wollen wir ja auch erreichen.“

NvM: Wie lassen sich die Gespräche mit der Politik denn an?


MJ: „Eine gewisse Zustimmung wurde signalisiert. Sagen wir es mal so: Politik, Förderer, Multiplikatoren sind mit der Entwicklung des Hofes

Kein Grund, den Kopf hängen zu lassen: Der Mühlenhof hat die Corona-Maßnahmen gut überstanden

sehr zufrieden. Einzig, dass das Erstarken einer Gastronomie, die täglich frisch und regional kocht, absolut notwendig ist, hat sich in den Köpfen noch nicht so festgesetzt. Dazu kommt, dass es hier keinen mitarbeitenden Eigentümer gibt. Und der allseits bekannte Mangel an Servicekräften.“
NvM: Aber ansonsten ist der Mühlenhof doch gut aufgestellt…
MJ: „Ja, ganz klar. In unserem Vorstand bündelt sich unglaublich viel fachliche Kompetenz. Wir arbeiten als Team eng zusammen und wägen die Entscheidungen für den Hof gemeinsam ab. Dem Grunde nach verbindet uns alle über die Zeit eine vertraulich harmonische Freundschaft, über die ich mich persönlich sehr freue.
Durch Corona wurden wir so durchgerüttelt, dass wir noch nicht zeigen konnten, dass wir mit unserem Konzept auch Erfolge erzielen können.
Aber die Vorstandsmitglieder sind hier eben fast täglich ganz persönlich im Einsatz, das geht natürlich bei Allen an die Substanz. Wir haben durch das Engagement unter Marktpreisniveau bauen können. Weil eben fast alle vom Fach sind und eine echte Anpackmentalität mitbringen. Wo Bedarf war, da wurde das eben durch den münsteraner Mittelstand geregelt. Der museale Bereich ist durch Anne Wielands als Museumsdirektorin zunehmend gestärkt und erste Erfolge zeigen sich, beispielsweise die Jubiläumsausstellung und Umsetzung neuer Kooperationen und
Formate der Wissensvermittlung. Für unsere Ziele reichen aber die bisherigen Zuschüsse insbesondere für die museumspädagogische Arbeit kaum aus.“
NvM: Wie bewerten Sie denn grundsätzlich die Corona-Hilfspolitik?
AW: „Es hat alles gut geklappt, wir wollen uns nicht beschweren. Wir haben Unterstützung erfahren und Hilfen bekommen.“
MJ: „Insgesamt ist es einfach unglaublich schade, denn wir haben unsere Zusagen bezüglich der Instandsetzung eingehalten. Durch Corona wurden wir so durchgerüttelt, dass wir noch nicht zeigen konnten, dass wir mit unserem Konzept auch Erfolge erzielen können.“
AW: „Ja, im letzten Jahr wurden wir wirklich ausgebremst. Wenn wir aber das gastronomische Angebot verstetigen können, sodass die Bürger auch wissen, dass der Mühlenhof eine dauerhaft zugängliche, gastfreundliche und wirklich wunderschöne Location ist, dann bin ich da guter Hoffnung. Jetzt müssen wir

eben wieder in Tritt kommen, um dann 2022 richtig durchzustarten.
NvM: Das heißt..?
MJ: „Die Errichtung der neuen Küche war ein Riesen-Kraftakt, wir alle müssen jetzt mal durchatmen. Und dann geht es an die geschilderten Ziele: Also, das christliche Weltbild auf dem Hof durch die neue Kapelle noch weiter zu verankern, die Brennerei und der neue museale Ausstellungsraum für Sonderschauen müssen angegangen werden, außerdem die Remise für das Großgerät. Aus dem Fördertopf selbst werden wir jetzt noch die Zaunanlage erneuern und eine zeitgemäße Innen- und Außenbeleuchtung errichten. Und zu guter Letzt fehlt ja auch noch der Steert der Mühle. Der zuständige Betrieb ist immer noch auf der Suche nach einem passenden Eichenbalken.“
AW: „Und ich hoffe einfach, dass der Rest des Jahres noch gut verläuft. Insbesondere das Lichterfest und der Weihnachtsmarkt sind sehr wichtig für uns.“
NvM: Vielen Dank für das Gespräch – und vor allem viel Erfolg!
Mach mit bei der Mühlenhof-Rallye!
Der Herbst ist da und die Blätter werden bunt! In jeder neuen Jahreszeit gibt es ganz neue Dinge auf dem Mühlenhof zu entdecken. Hast Du Dich schon einmal genau umgesehen? Dann versuch doch mal, die Fragen zu beantworten! Sicher kannst Du das schon! Und wenn nicht: Du kannst jederzeit Mitglieder aus unserem Team fragen, sie stehen Dir gerne mit Rat und Tat zur Seite! Viel Spaß!
1. Zu welcher Tierart gehören Leni und Merlin?
a) Fuchs b) Esel c) Kuh
2. Wo steht der Glockenturm?
a) Beim Gräftenhof b) beim Sandsteinhaus
c) beim Mühlenhaus
4. Um welche Tiere kümmert sich der Imker?


a) Bienen b) Frösche
c) Hühner
3. Was wächst im Bauerngarten?
a) Zwiebeln
b) Ananas
c) Mandarinen
5. Was hängt im Mühlenhaus von der Decke?
a) Würste und Schinken b) Eine Strickleiter
c) Bunte Blumensträuße
Lösungen:
Viel Spaß!
Mit den Lösungen kannst Du Dir am Eingang eine Siegerurkunde abholen. Und eine Überraschung wartet dort auch auf Dich!
Findest Du die fünf Fehler in den Suchbildern?Echte Arbeid för Fraulü
Wu Landfrauen Liäbensmittel konserveerden
op Platt un Haugdütsk
Vandag suorgt den Köhlschrank daoför, dat man dat ganse Jaohr hendöer frischk Aobst, Fleeschk un Gemös upbewahren kann. Dat was nich ümmer so. Köhlschränke giff’t so lang no nich. In de Stiäde wassen de Hüser faken al äher an dat Stromnett anschluotten äs up’t Land. Dao kreegen manniche Hüöwe iärst nao den twedden Weltkrieg Strom. Üöwerlandleitungen mossen faken sölws betahlt wärn. Un auk wenn de Lü Strom hadden, wuor nich faorts ’nen Köhlschrank kofft. Aower et was al ümmer so: De Menschk brück wat te iätten un dat Dier wat te friätten.


Links: Mit einem Hobel wurde Weißkohl zu kleinen Stücken verarbeitet und in einem Tongefäß mittels Gärung zu Sauerkraut

Rechts: Auf solch einem Gitter konnte Obst zum Dörren in den Ofen geschoben werden
Echte Frauenarbeit
Wie Landfrauen Nahrung haltbar machten

Haltbare Lebensmittel sind heute eine Selbstverständlichkeit: Hinter jeder Kühlschranktür kann das ganze Jahr über frisches Obst, frisches Fleisch und Gemüse gelagert werden. Das war nicht immer so. Kühlschränke sind eine relativ neue Erfindung und auch als in den Städten schon viele Häuser an das Stromnetz angeschlossen waren, war das auf dem Land noch nicht automatisch der Fall. Zahlreiche Höfe hatten erst nach dem Zweiten Weltkrieg Zugriff auf elektrischen Strom, Überlandleitungen mussten häufig selbst bezahlt werden und selbst wenn Elektrizität vorhanden war, wurde sie zu Beginn nicht zum Zweck der Vorratslagerung eingesetzt. Dennoch galt natürlich schon immer, was auch heute gilt: Menschen und Tiere brauchen Nahrung, um zu überleben.
PLATTDEUTSCH
Besünners för den Winter was et wichtig. ’ne Strategie daoför te häbben, dat de Liäbensmittel, de man in’n Hiärfst erntet har, nich verruot’ten. Aower nich för jeddet Liäbensmittel päss jedde Strategie guet. Salaot un Mangold kann’m nich konserveern, Siepeln, Iärften un Bauhnen konnen to’m Biespiell drügt wärn. Wuordeln konnen in’n Keller in’n Sandhaupen stoppt wärn, wao se köhl, drüg un düster bes to’t Iätten liggen konnen. Kartuffeln konnen in’n Keller of in fuorstsieckere Ärdlöcker – so nömmte „Kartuffelmieten“ – lange Tiet lagert wärn.
HOCHDEUTSCH
Besonders für den Winter war es wichtig, Strategien zu haben, mit denen Lebensmittel haltbar gemacht werden konnten, denn im Herbst wurde im besten Fall viel geerntet. Aber nicht für jedes Lebensmittel passt jede Strategie gleich gut. Salat und Mangold sind nicht konservierbar, Zwiebeln und Hülsenfrüchte konnten zum Beispiel getrocknet werden. Möhren konnten im Keller in einen Sandhaufen gesteckt werden, wo sie kühl, trocken und lichtgeschützt auf den Verzehr warteten. Kartoffeln ließen sich im Keller oder in frostsicheren Erdgruben – sogenannten „Kartoffelmieten“ – über lange Zeit lagern.
Auch spezielle Öfen, die nur zum Trocknen von Obst genutzt wurden, gab es früher
In solchen mit Zeitungspapier ausgelegten Trockengestellen wurden Äpfel, Birnen und Pflaumen


För de Fraulü up’t Land was et sölwsverständlick, dat se wussen, wu man de verscheidenen Arten von Liäbensmittel so upbewahren moss, dat se nich verruot’ten. De jungen Frauen mossen dat iärst lähern. Daoför gaff et extrao Schoolen, wao de Wichter lärden, wat för dat Liäben – un dat Üöwerliäben – up de Buernhüöwe bruukt wuor.
Schweetarbeid: Dat Suermaaken
Dat wull bekannteste Liäbensmittel, wat suer maakt wärn moss, is de witte Kabuus. De moss iärstan met’n grauten Hüöwel in fiene Striepen schniedden un dann met Saolt mischket wärn. In graute, met junge Kabuusbla uutleggte Holttunnen wuorn de schnieddenen Bla met’n dicken hölternen Stämper instammt. Dat was hatte Arbeit, bi de man inne Schweet kamm. De instammten Kabuusbla wuorn tom Biespiell met Piäpperkörn, Wacholderbeern un Kümmel würzt. Up dat Gansse wuorn reine Kabuusbla leggt. Daorüöwer kamm ’nen Holtdieckel,de met’n dicken Stehn schwaor maakt wuor. Bi ’ne Temperatur von rund 15 Graod konn de Gärung insetten. Düsse Gärung kamm antoch döer so nömmte „Milchsäurebakterien“, de uut de Michkung von Kabuus un Saolt dat Suermoos wärn laiten. Dat konn in köhlen Keller lang upbewahrt wärn.
Kenntnisse der verschiedenen Möglichkeiten der Lagerung und Haltbarmachung unterschiedlicher Lebensmittel gehörten auf dem Land für die Frauen zum notwendigen und selbstverständlichen Wissen. Weil das Verwalten der Nahrungsvorräte ein zeitraubender Job war, gab es für Mädchen die Landfrauenausbildung auf speziellen Schulen, in denen junge Frauen alles lernten, was für das Leben – und Überleben – auf den Höfen gebraucht wurde.
Schweißarbeit: das Einsäuern
Eines der wohl am häufigsten eingesäuerten Lebensmittel ist der Weißkohl. Zunächst musste der Kohl mit der Schabe, einem großen Hobel, in feine Streifen geschnitten und dann mit Salz vermischt werden. In großen, mit jungen Kohlblättern ausgelegten Holztonnen wurde in schweißtreibender, körperlicher Arbeit mit einem hölzernen Stößel das zerkleinerte, gesalzene Kraut eingestampft und zum Beispiel mit Pfefferkörnern, Wacholderbeeren und Kümmel gewürzt. Saubere Kohlblätter und ein mit einem Stein beschwerter Holzdeckel lagen auf der Masse und bei einer Temperatur von etwa 15 Grad konnte die Gärung einsetzen. Es bildeten sich Milchsäurebakterien, die aus dem Gemisch von Weißkraut und Salz das lange haltbare Sauerkraut werden ließen, das schließlich im kühlen Keller gelagert werden konnte.
Das ist kein Vogelhaus, das im Mühlenhaus am Herdfeuer hängt. Hier wurde Salz für die Hausfrau griffbereit aufbewahrt zum Trocknen gelagertKaorn bes unner’t Dack
De in’t Mönsterland am miärsten för Liäbensmittel anbauten Kaornsuorten wassen Roggen, Weit, Hawer un Giärst. De wuorn fröher in’n Sommer met de Seis afmait un dann to’t Drügen up’n Balken bracht. In’n Winter wuor dat Kaorn düörschket un so lang up’t Spieker lagert, bes dat et bruukt wuor. Dao moss man dat Korn ümmer wier daonao kontrolleern, of Müse drin satten of dat Kaorn füennig wuor. Un wenn dann schließlick kinne Missernte, kin Füen, kinne Müse ’nen Strick döer de Riäknung mooken, dann konn dat Kaorn mahlen un an End to Braut backen wärn.

Backe, backe … Appel?
Auk för dat Konserveern von Obst hadden de Fraulü in’t Mönsterland en paar Tricks. To de Obstsuorten, de man besünners gärn har, häörden Biärnen, Prumen un besünners Appeln. Von de Appeln gaff’t so vuel Suorten, de unnerscheidlick riep wuorn, so dat man boll dat heele Jaohr hendör frischke Appeln har. Blauß drei Monate lang maoss man up Appeln verzichten. De Klarappel was all Anfang August riep. De Winterglockenappel wuor iärst in’n Oktober erntet un konn, wenn he richtig lagert wuor, no bes in’n April giätten wärn.
Üm Appeln, Biärnen un Prumen te konserveern, konn’m dat Obst nao dat Brautbacken up Holtrosten, de extrao daoför maakt wassen, verdeelen un met de Resthitze von den no warmen Uoben drüügen. Daoto wuorn de Appeln in Schiewen schnienn’n. Biärnen wuorn in veer Deele schnienn’n. Bi Prumen wuor de Steen harut maakt.
Stadtführungen in und um Coesfeld
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Korn bis unter’s Dach
Die im Münsterland am häufigsten für Lebensmittel angebauten Getreidesorten waren Roggen, Weizen, Hafer und Gerste. Diese wurden zunächst im Sommer mit der Sense abgemäht und dann zum Trocknen auf den Dachboden gebracht. Im Winter wurde dann das Korn ausgedroschen und bis zur weiteren Verarbeitung im Speicher gelagert. Um Schimmel- oder Mäusebefall zu vermeiden, musste das gedroschene Korn regelmäßig kontrolliert werden. Und wenn schließlich weder eine Missernte noch Schimmel oder Mäuse den Hofbewohnern einen Strich durch die Rechnung machten, konnte das Getreide zu Mehl und am Ende zu Brot weiterverarbeitet werden.
Backe, backe…Apfel?
Auch für das Haltbarmachen von Obst hatten die Frauen im Münsterland ein paar Tricks parat. Zu den beliebten Obstsorten gehörten Birnen, Pflaumen und vor allem Äpfel. Speziell Äpfel standen durch einen guten Sortenmix fast das ganze Jahr frisch zur Verfügung. Nur insgesamt drei Monate lang musste man auf Äpfel verzichten. Der Klarapfel war schon Anfang August reif. Der Winterglockenapfel wurde erst im Oktober geerntet und blieb bei richtiger Lagerung bis in den April genießbar.
Um Äpfel, Birnen und Pflaumen zu konservieren, konnte man das Obst nach dem Brotbacken auf speziell dafür vorgesehenen Holzrosten verteilen und die Resthitze des noch warmen Ofens zum Trocknen verwenden. Äpfel wurden dazu in Scheiben geschnitten, Birnen geviertelt und Pflaumen entkernt.
Familienrallye durch Coesfeld



Die spielerische Entdeckungstour mit Quizvorlage durch die Stadt.
Spaß für Jedermann!
Siet dat fröhe 20. Jaohrhunnert kamm to dat Inwecken de Müeglichket von dat Konserveern hento. Döer dat Inkuoken von Obst un Gemös un dat luchtdichte Lagern danao met Inmaaksglase von de Firma Weck – daoher kümp de Name von düsse Art Konserveern – konnen de Liäbensmittel lang guet hollen wärn.
Et geiht üm de Wurst
Schlacht’t wuor in de kollen Maonate, wat mährere Vördeele har. Iärstens was man met de Ernte för dat Jaohr miärst ferrig. Met Uutnahme von Moos konn kinn Gemös den Fuorst uuthollen. Nu konn man sick heel up dat Veeh konzentreern. Et duerde mährere Dage, bes en enzeln Schwien in alle Enzeldeele klein maakt un verarbeid’t was. Tweddens wuor dat Schwien bi siege Temperaturen schlacht’t, süss was dat Fleeschk al verduorben, bevör dat et verarbeid’t wuorn was. Hento kamm, dat man en Dier, wat man in’n laaten Hiärfst schlacht’t har, nich üöwer den Winter hen fohern moss.

Daovör dat ümmer blaus in’n Winter schlacht’t wuor, was et neirig, dat de Landfrau guet wirtschaften können maoss. De Wuorst was swaorens dör Rauk un Saolt best te konserveern, män de Merschke maoss ümmer ’nen guetten Üöwerblick daorüöwer häbben, wu vuel Fleeschk un Wuorst no dao was. Den Vörrat von de Schlachtung moss een Jaohr lang – bes to’t naichste Schlachtfest – döerhollen.
Seit dem frühen 20. Jahrhundert ergänzt das Einwecken die Möglichkeiten der Konservierung. Durch das Einkochen von Obst und Gemüse und die anschließende, luftdichte Lagerung in speziell dafür gefertigten Gläsern der Firma Weck – daher der Name des Verfahrens – konnte die Nahrung lange haltbar gemacht werden.
Es geht um die Wurst Geschlachtet wurde in den kalten Monaten, was mehrere Vorteile hatte. Erstens war man mit der Ernte für das Jahr weitestgehend fertig. Außer Grünkohl überlebte kein Gemüse den Bodenfrost und man konnte sich ganz auf das Vieh konzentrieren. Es dauerte immerhin mehrere Tage, bis ein einzelnes Schwein in alle Einzelteile zerlegt und verarbeitet war. Zweitens fand die Schlachtung bei kühlen Temperaturen statt, weil das Fleisch sonst schon vor der Verarbeitung verdorben wäre. Außerdem musste man ein Tier, das man im Spätherbst geschlachtet hatte, nicht über den Winter füttern.
Dass grundsätzlich nur im Winter geschlachtet wurde, bedeutete aber auch, dass die Landfrau gut wirtschaften können musste. Die Wurst war zwar durch Rauch und Salz hervorragend konservierbar, jedoch musste die Herrin des Hauses stets einen guten Überblick darüber haben, wieviel Fleisch und Wurst es noch gab. Die Ausbeute einer Schlachtung musste ein Jahr lang – bis zum nächsten Schlachtfest – ausreichen.
Wenn das Brot fertig war und die Glut sich etwas abgekühlt hatte, konnte in solchen Öfen Obst konserviert werden
De Landfrau – ’ne Frau, de alls kann
Aohne dat se sick up de Technologien van vandage so äs den Köhlschrank of gar dat Gefrierfack verlaoten kann, moss de Frau up’t Land no vör wenniger äs hunnert Jaohre wat von Liäbensmittel verstaohn. Se maoss de Erntetieten in’n Kopp häbben, sick met Gärung un Lagerung uutkennen un besünners guet wirtschaften. Von öhr Talent un Vernüll hong et faken af, of up’n Hoff alle noog te Iätten hadden. In ’ne Tiet, in de man frischk Obst un Gemös uut jedden Winkel von de Ähr kaupen kann, is ’ne so graute Verantwortung vandage för vuel Menschken baoll nich mähr te begriepen.
Die Landfrau – eine echte Alleskönnerin
Ohne sich auf die heutigen Technologien wie den Kühlschrank oder gar das Gefrierfach verlassen zu können, musste die Frau auf dem Lande noch vor weniger als hundert Jahren so einiges von Lebensmitteln verstehen. Sie musste Erntezeiten im Kopf haben, sich mit Gärung und Lagerung auskennen und besonders gut wirtschaften. Von ihrem Geschick und Verstand hing es oft ab, ob auf dem Hof alle genug zu essen hatten. In einer Zeit, in der man frisches Obst und Gemüse aus jedem Winkel der Erde an der nächsten Ecke kaufen kann, ist eine so große Verantwortung heute für viele Menschen kaum noch vorstellbar.
Zubereitung
Reife Quitten säubern, Stiele entfernen und entkernen. Quitten in einen Topf geben und Wasser hinzufügen, bis sie gerade eben bedeckt sind. Den Topf erhitzen, bis die Quitten weich sind und ein Saft entsteht. Den Saft durch ein Tuch oder einen anderen Filter filtrieren.


Das Filtrat im Verhältnis 2:1 mit Zucker vermischen (zum Beispiel ein Liter Saft auf 500g Zucker) und kochen. Zur Gelierprobe 1-2 Teelöffel des Gelees auf einen kalten Teller geben. Wird die Masse nach kurzer Zeit fest, ist die Gelierprobe bestanden und das Gelee ist fertig. Andernfalls muss die Masse noch weiter erhitzt werden und die Gelierprobe wird nach einigen Minuten wiederholt.
Zubereitung
Rezept von Frau Geheimrat Dr. Grisar aus Osnabrück
Zutaten
250ml frisch gepresster
Johannisbeersaft
5g Sternanis
5g Zimt
2 Nelken
1L Korn
250g Zucker
Alle Zutaten in ein Gefäß geben. Nach 14 Tagen durch einen Filter gießen und abfüllen.
Kino im Freien

Wenn es im Sommer abends dunkel wird und das Wetter mitspielt, dann sind die Voraussetzungen ideal, um den Kinoabend einfach mal nach draußen zu verlegen. Das geht jetzt auch auf dem Mühlenhof. Thomas Behm und Jens Schneiderheinze verhelfen mit dem Verein „Die Linse“ Filmen abseits des Mainstream zu einem Publikum in besonderer Atmosphäre. Einer dieser Filme ist „Paula – mein Leben soll ein Fest sein“ (2016), der sogar teilweise auf dem Mühlenhof gedreht wurde.
Paula will Künstlerin werden. Die junge Frau hat Talent, doch Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts ist der Beruf des Künstlers eigentlich eine Männerdomäne. Paula lässt sich jedoch nicht beirren, malt, reist nach Paris, und entwickelt sich. Sie wird die erste weibliche Künstlerin, der nach ihrem Tod ein eigenes Museum gewidmet wird.
An warmen Sommerabenden wird der Mühlenhof zum Freiluft-Kino

Paula, das ist im echten Leben Paula Modersohn-Becker (1876-1907). Ihrer Biografie folgt der Film, nimmt sich dabei einige Freiheiten, zeigt aber eindrücklich, wie sich eine junge Frau aus den Fesseln des Patriarchats zu befreien versucht und dabei Großes schafft, bevor sie mit nur 31 Jahren an einer Embolie in Folge einer schwierigen Schwangerschaft verstirbt.
Marginalisierte Biografien sind Jens Schneiderheinzes Metier. Er setzt sich mit seinem Partner Thomas Behm im Verein „Die Linse“ für Spartenkino ein. Erst im Jahr 2019 haben sie nach 21 Jahren das Cinema verkauft, um sich dem Verein vollständig zu widmen. „Mit 57 Jahren noch einmal von vorne zu beginnen, war schon ein Abenteuer. Unsere Freunde waren überrascht von dem Schritt und haben erstmal daran gezweifelt, ob das gut geht“, erinnert sich Schneiderheinze. Er ist Spiel-
Anne Wieland, Jens Schneiderheinze (Die Linse) und Regina Wegmann (Filmservice Münster.Land) präsentierten „Paula“ auf dem Mühlenhof
und Theaterpädagoge sowie Filmtheaterkaufmann. Im Cuba hat er acht Jahre lang ehrenamtlich Kino gemacht, zeigt mit „die Linse“ schwule Filme, jüdische Filme und überhaupt „Filme, die sich finanziell nicht lohnen“, wie er sagt. Er ist derzeit Mitglied der Jury für den Deutschen Kurzfilmpreis und wirkt beim Kinderfilmfestival im Schlosstheater mit.
Auf dem Mühlenhof präsentierte er jetzt „Paula“. Wichtig ist ihm, dass die Filme, die er zeigt, auch zur Umgebung passen. „Paula auf dem Mühlenhof zu zeigen, war natürlich eine naheliegende Entscheidung“, sagt Schneiderheinze.
Denn einige Szenen des preisgekrönten Films wurden auf dem Mühlenhof gedreht. Dass es dazu kam, ist dem „Filmservice Münster.Land!“ zu verdanken. Dieses Projekt der Stadt Münster bietet Filmschaffenden eine Datenbank, in der sie nach zu bestimmten Kriterien passenden Filmlocations suchen können. Mehr als 50 bereits genutzte Drehorte und noch einmal so viele potenzielle Schauplätze bietet die Datenbank. Einer dieser Drehorte ist auch der Mühlenhof, der für die Macher von „Paula“, die nach einer ländlichen Gegend suchten, wie sie um 1900 ausgesehen haben könnte, perfekt erschien.

„Einen Film dort zu zeigen, wo er gedreht wurde, ist natürlich etwas ganz Besonderes“, findet Schneiderheinze. Aber keine Sorge – dass ein Film hier gedreht wurde, ist keine zwingende Voraussetzung dafür, dass er hier zu
sehen ist. Mit seinem Verein spielte der Theaterpädagoge in diesem Jahr bereits den Stummfilm „Der Golem, wie er in die Welt kam“ (1920) und auch in Zukunft soll das „Mühlenhof-Kino“ zumindest in den warmen Monaten eine regelmäßige Veranstaltung werden.
Gebor(g)en im Clemenshospital
n Perinataler Schwerpunkt (Pränatalmedizin – Geburtshilfe – Kinderklinik)
n Neu- und Frühgeborenen-Intensivstation (mit Rooming-In)
n Geschwisterschule
n Infoabend an jedem ersten, zweiten und dritten Montag im Monat um 19.15 Uhr
n Stillvorbereitungskurs für werdende Eltern an jedem ersten Mittwoch im Monat von 18.00 bis etwa 19.30 Uhr
n Stillcafé für stillende Mütter mit ihren Babys. Die aktuellen Termine finden Sie unter www.eltern-kind-zentrum-muenster.de Bitte beachten Sie unsere Corona-Infos unter www.eltern-kind-zentrum-muenster.de

Originelle Originale

ausSpekulatius Münster
Die originelle Walze: Zwölf original Münstersche Motive hat sich Karl Krimphove (Senior) rechtlich schützen lassen
Wie Familie Krimphove die Münsteraner in Teig verewigt hat
Spätestens ab September eröffnen sie in deutschen Supermärkten traditionell die Weihnachtssaison: Spekulatius. In einigen Regionen der Welt gehören sie ganzjährig an jede Kaffeetafel, hierzulande stehen sie für die Adventszeit wie Lebkuchen, Glühwein und Weihnachtsmarkt. Eine ganz besondere Variante der Spekulatius sind die „Münsteraner Originale“ von Karl Krimphove.
Auf dem Weihnachtsmarkt hat sich das Feuerwehrgerätehaus in eine Spekulatiusbäckerei verwandelt
Das sind die Münsterländer Originale:

Das sind Spekulatius, die einer Reihe „Prominenter“ aus Münster nachgebildet sind, die teilweise über Jahrhunderte das Stadtbild von Münster geprägt haben. Insgesamt zwölf Figuren, darunter Zoodirektor Landois, der Türmer oder auch der Kiepenkerl gehören zu den Originalen. Doch was macht die Krimphove-Kekse zu Spekulatius, wenn sich die Form so sehr von den herkömmlichen Mühlen, Elefanten und Tigern unterscheidet, die man von fast allen Herstellern im Supermarkt kaufen kann?
Butter, Zucker, Ei, Salz, Milch, Backpulver und Honig braucht man für echten Spekulatius. Dazu kommen Gewürze wie Zimt, Kardamom, Koriander, Muskat, Anis und Nelken. Dieser Teig wird fest in die Spekulatiusform gedrückt, auf dem Brett mit einem Draht abgeschnitten und aus der sogenannten „Model“ herausgeschlagen. Handgemachter Spekulatius ist präzise Muskelarbeit, denn mit dem falschen Mischungsverhältnis ist der Teig zu weich und fällt auseinander, doch wenn man alles richtig macht, und der Teig fest genug ist, braucht man viel Kraft, um ihn richtig in die Form und später auch wieder her auszubekommen.

Darum übernehmen seit dem 20. Jahrhundert oft Maschi nen diese Aufgabe. Eine dieser Maschinen stand bereits 2019 auf dem Weihnachtsmarkt auf dem Mühlenhof, wo der Sohn von Karl Krimphove – ebenfalls Karl Krimpho ve – im Feuerwehrgerätehaus mit Interessierten jeden Alters echte „Münsteraner Originale“ gebacken hat. Nachdem er 2016 in Rente gegangen ist und somit den Konditoreibetrieb aufgegeben hatte, wollte er nicht, dass die Gerätschaften ungenutzt im Keller verstauben und hat sich deshalb an den Mühlenhof gewandt. Auch in diesem Jahr sollen die beliebten Spekulatius wieder auf dem Mühlenhof hergestellt und verkauft werden. So kann jeder, der möchte, ein paar echte Münsteraner Originale sein Eigen nennen.
Der tolle Bomberg
Der tolle Bomberg ist eine Figur aus dem gleichnamigen Roman von Joseph Winckler, der 1923 erschien. Als Vorlage diente ihm Freiherr Giesbert von Bomberg II. (1839-1897). Der tolle Bomberg ist als westfälischer Eulenspiegel bekannt, der vor allem durch eine Anekdote berühmt wurde: Eines Tages kam er mit einem Pferd in sein Stammlokal geritten und sprang über den gedeckten Tisch hinweg.
Der Ziegenbaron
Alfred von Rensse wurde 102 Jahre alt und starb im Jahre 1957. Er wurde als Landwirtschaftslehrer für Tierzucht, Zoologie und Botanik bekannt. Denn er setzte sich für den Wert der Ziege ein oder auch: „die Kuh des kleinen Mannes“. Dies unterstützte er mit eigenen Zeitschriftenartikeln und Büchern zur Ziegenzucht und


Ziegenhaltung. In Westfalen allein wurden 150 Ziegenzuchtvereine von ihm gegründet. Er propagierte die Ziege als gute Milchquelle für Haushalte, die kein großes Ackerland brauchte, aber viele Kinder hatten. Der Ziegenbaron war stadtund landbekannt bei Jung und Alt. Wenn er mit seinem Gehstock die Straße überquerte, hielt die Polizei sogar den Verkehr auf für ihn.
Der Kiepenkerl
Kiepenkerle waren Händler, die durch ihren Handel eine Verbindung zwischen der Stadt und dem Land schufen. Sie handelten mit Gegenständen des alltäglichen Bedarfs. Hin und wieder wa ren Kiepenkerle sogar Vermittler bei Viehkäufen, Darle hensgeschäften oder Eheschließungen. Allerdings wurden sie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts immer seltener. Die wirtschaftliche und technische Entwicklung machte den Kiepenkerlen zu schaffen. Zu Fuß konnten sie nicht mehr mit den Eisenbahnen und Autos mithalten. In den 1950er Jahren waren Kiepenkerle zumindest noch auf den Wochenmärkten anzutreffen. Den einstigen Händlern wurde auf dem Spiekerhof ein Denkmal gesetzt.
Der Kiepenkerl
Garten zu Münster (den heu tigen Allwetterzoo) und das westfälische Provinzialmuseum für Naturkunde (das heutige LWL-Museum für Naturkunde). Er publizierte im Bereich der Naturwissenschaften und im Bereich der Belletristik, ent wickelte aber auch technische Dinge, wie die noch heute ge bräuchliche Lan doisklappe (auch Affenklappe), mit deren Hilfe die Tiere zwischen Freigehege und Käfig selbständig wechseln konnten. Landois war für seine etwas schrullige Art bekannt. So lebte er mit einem ausgestopften Affen namens Lehmann zusammen, der angeblich an einer „Säuferleber“ gestorben war, und gab seinem Pferd Bier zu trinken. Zu Lebzeiten setzte er sich selbst ein Denkmal und hielt bei dessen Enthüllung eine Rede auf sich.
Schutzmann Harpenau
Professor Dr. Hermann Landois
zufolge soll er seine Frau drei Tage in die Arrestzelle gesperrt haben, weil sie ihn mit dem Nudelholz geschlagen hatte. Sie hatte ihn splitterfasernackt vor ihrer Haustür gefunden, wo seine Trinkgesellen ihn nach einer durchzechten Nacht abgeladen hatten. Heute ist ein Denkmal von ihm in der Gaststätte Pinkus Müller zu bewundern. Dort wacht er in Form einer kleinen hölzernen Statue.
Der Türmer
Professor Dr. Hermann Landois
Hermann Landois (1835 – 1905) war Professor für Zoologie, gründete mit kreativen Finanzierungsideen den Westfälischen Zoologischen



Schutzmann Harpenau



Felix Maria Harpenau (1833-1900) war ein Polizist. Er wurde durch seine Überkorrektheit zu einem Münsteraner Original. Manchmal war er so auf die Einhaltung der Ordnung bedacht, dass es schon fast groteske Züge annahm. Man erzählte sich, dass Harpenau mehrmals seine eigene Frau angezeigt haben soll, weil sie die Mittagsruhe störte oder am heiligen Sonntag die Wäsche aufhängte. Einer weiteren Anekdote
Der Türmer
Der Türmer von St. Lamberti ist seit dem 14. Jahrhundert dokumentiert. Vom Turm der Kirche ließ er zu jeder vollen Stunde ein Horn in alle vier Himmelsrichtungen ertönen – auch nachts. Das war das Zeichen, dass weder Brände noch Feinde die Stadt bedrohten. Die Inflation und auch die beiden Weltkriege gefährdeten das Amt des Türmers, doch die Bürger setzten sich immer wieder für ihn ein. Seit 2014 gibt es zum ersten Mal eine Türmerin auf der St. LambertiKirche. Martje Saljé bläst ab 21 Uhr abends alle 30 Minuten in jede Himmelsrichtung außer nach Osten. Einer von mehreren Legenden nach, habe dort ein Friedhof gelegen, bei dem man die Totenruhe nicht stören wollte. Bei Bränden alarmiert sie die Feuerwehr und gibt ein Alarmsignal durch ihr Horn.
Der Fahnenschläger vom „Guten Montag“



Einer Legende nach sollen münstersche Bäckergesellen 1683 während der Belagerung Wiens durch die Türken nachts gearbeitet haben. Dabei hörten sie, wie die Türken Gänge gruben, meldeten es den Wachen und retteten so die Stadt vor der Eroberung. Als Dank schenkte der Kaiser einen freien Tag, der

alle drei Jahre als „Guter Montag“ von den Bä ckern und Konditoren in Münster gefeiert wird. Es werden eine „Gute-Montags-Königin“ und ein „König“ ernannt. Außerdem überrei chen die Obermeister den Gesellen eine Bäcker- und eine Konditorfahne. Mit einem Fahnenschlag werden dann der Regierungspräsident, Bischof und Oberbürgermeister geehrt. Dieser besondere Fahnenschlag „Münsterländer Art“ wird auch „Bäckerschlag“ genannt,zusätzlich werden der " Präsident des Landschaftsverbandes " und der " kommandierende General " besucht.








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Der ehemalige ewige Student









Der ehemaligeewige Student






Die Münsteraner Geschichte ist eng verbunden mit ihrer Universität und ihren Vorläufern. Dadurch prägten früher wie heute die Studierenden das Bild der Stadt. Darunter gab es natürlich immer wieder Studierende, die länger für ihr Studium brauchten und „ewig“ studierten. So ergaben sich Geschichten über den ewigen Studenten, der von einem zum anderen Studienfach wechselte und immer mehr Semester zu verzeichnen hatte.





Der Fahnenschläger vom „Guten Montag“
Das ist die Spekulatiusmaschine in ihrer ganzen Pracht: Oben kommt der Teig rein, vorne kommen Krimphoves Originale raus

Der Leierkastenmann
Die Appeltiewe
Die Appeltiewe


Der Leierkastenmann
Den Orgeldreher Clemens Honsel von der Fürstenbergstraße kannten in den 1950er Jahren noch viele Münsteraner. Durch die aufkommenden Radios war die Musik aus seinem Leierkasten irgendwann nicht mehr so anziehend für die Passanten. Deswegen wechselte er das Metier und begann, auf dem Send ein Kasperle-Theater aufzuführen.
Blumen Soffi
Die Blumensoffi war eine bekannte Blumenverkäuferin, deren Stammplatz an der Engelenschanze, Ecke Promenade war. Im Frühling ver-
kaufte sie Primeln und Veilchen. Im Herbst bot sie Blumen an, die das Land hergab. Man erkannte sie an einem hochrädrigen Kinderwagen, aus dem sie die Blumen verkaufte. Auch wenn sie zeitweise von Kindern geärgert wurde, hatte sie vor allem in ihren späteren Jahren einen guten Draht zur Jugend: Weil sie in ihrem Alter nicht mehr genug Kraft hatte, halfen ihr Jungen dabei, ihren Kinderwagen zu ihrem Stammplatz zu bringen.


Die Obstfrauen auf Münsters Prinzipalmarkt nannte man Appeltiewen. Sie waren meist schlagfertig, etwas ruppig und hatten einen guten Geschäftssinn. Im Winter wärmten sie sich an einem kleinen Ofen. Ihre Reihen lichteten sich in den 1950er Jahren. Im Oktober 1971 gab die letzte Appeltiewe namens Dine Osthoff ihre 20-jährige Präsenz vor dem Rathaus auf. Bis dahin erinnerte sie mit ihrer Anwesenheit daran, dass der Wochenmarkt früher noch auf dem Prinzipalmarkt stattfand. Selbst der Oberbürgermeister musste sich auf seinem Weg ins Rathaus von ihr zurecht machen lassen: „Junge, so kannste da doch nich‘ rein!“ Mit einem Gewicht von 120kg bei 153cm meckerte so schnell keiner an ihrem Obst. Und wenn doch, wusste sie sich zu helfen.

Briefträger Owernüete
Briefträger Owernüete
Blumen Soffi
Der Briefträger Owernüete war vor allem den Menschen in seinem Zustellbereich bekannt. Er machte sich durch seine drollige Art bei seinen Mitmenschen beliebt. Jedoch konnte er auch strikt durchgreifen, wenn ihm jemand in seinen postalischen Amtsangelegenheiten in die Quere kam.

Ein Dank an die Natur
Das Erntedankfest auf dem Mühlenhof
Auf dem Mühlenhof treffen geistliche und weltliche Tradition aufeinander. Die Kirche hat in Westfalen damals wie heute eine große Rolle gespielt. Darum stellen wir hier regelmäßig Veranstaltungen vor, bei denen Fragen des Glaubens im Vordergrund stehen und erklären, was es damit auf sich hat.
Der ökumenische Wortgottesdienst unterwegs und auf der Tenne, geleitet von den Hofseelsorgern Hendrik Drüing (katholisch) und Hans-Joachim Hamer (evangelisch) ist eine beliebte Veranstaltung in niederdeutscher Sprache. An jeder Station auf dem Mühlenhof gibt es eine Ansprache von den beiden Geistlichen.

Im Vordergrund steht der Dank an Gott und die Natur sowie das Bewusstsein für die Schöpfung. Die Schöpfung können wir nicht steuern, so der Gedanke des Festes. Wir können verstehen, warum ein Samenkorn aufgeht und eine neue Pflanze wächst, können ideale Bedingungen schaffen und erforschen, was das Wachstum begünstigt. Die „Entscheidung“ zu wachsen, muss indes aus dem Samenkorn selbst kommen. Sich ins Bewusstsein zu rufen, dass die Schöpfung dem Men-
schen unverfügbar bleibt, das ist ein wichtiges Element – wenn nicht die Kernbotschaft – des Erntedankfestes. Religiös wird so aufgegriffen, was kulturell auch gefeiert wurde – übrigens nicht nur im Christentum. Schon vorchristliche Frühkulturen
haben die Erde gefeiert. Vergangene und moderne Kulturvölker bedanken sich bei Flora und Fauna für überlebenswichtige Gaben und bemühen sich, Schaden an der Natur zu begrenzen und wieder gut zu machen.
In dieser Hinsicht ist das Erntedankfest eine Feier, die uns auch die Probleme unserer Zeit vergegenwärtigt: Die globale Verschwendung von Ressourcen, der rücksichtslose Umgang mit der Natur und die Überfischung der Meere sind nur ein paar Beispiele dafür, dass vielen wenigstens zum Teil der Bezug zur Schöpfung verloren gegangen ist. Doch Regionalität und Saisonalität bei Lebensmitteln rücken bei vielen wieder mehr in den Vordergrund. Und vielleicht ist auch das ein Grund, dankbar zu sein.
In dieser Hinsicht ist das Erntedankfest eine Feier, die uns auch die Probleme unserer Zeit vergegenwärtigt.
ZAHLEN & FAKTEN
12 Uhr
Um 12 Uhr findet das Angelusläuten statt, das den Menschen früher angezeigt hat, dass es jetzt Zeit für das Mittagessen ist. Heute hat natürlich jeder eine Uhr am Handgelenk oder auf dem Smartphone in der Hosentasche. Darum wird die Glocke auf dem Mühlenhof nur noch einmal im Monat am Sonntag geläutet.
3 Mühlen
Drei verschiedene Mühlen gibt es auf dem Mühlenhof. Die Bockwindmühle, um die herum das Freilichtmuseum angeordnet ist und die, wie der Name sagt, mit Wind betrieben wurde, ist die bekannteste. Außerdem gibt es noch die Rossmühle, die mithilfe von Tieren – meist Pferden – betrieben wurde sowie eine Zichorienmühle, mit der man Mehl aus der gerösteten Zichorie herstellen und so einen Kaffeeersatz produzieren konnte.


Mit bis zu 150 Menschen kann man im Gräftenhof feiern. Ideal für eine Hochzeit, Taufe, eine Geburtstagsfeier oder ein Firmenevent. Wer mit weniger Platz zurechtkommt, kann auch mit bis zu 40 Personen im Mühlenhaus feiern.
150 Gäste 100km
100 Kilometer weit entfernt von ihrem ursprünglichen Standort steht die Bockwindmühle heute. Bei dieser Entfernung handelt es sich um die Luftlinie. Der kürzeste Weg zum Hof Raming-Freesen im emsländischen Oberlangen, wo die Mühle eigentlich herkommt, ist sogar 133 Kilometer lang.
134 Tage
Kostet der Eintritt auf den Mühlenhof für Vereinsmit glieder und deren Familien. Die Jahresmitgliedschaft, mit der man das Freilichtmuseum unterstützt und sich für die Instandhaltung der historischen Gebäude einsetzt, kostet nur 35 Euro. Eine günstige Gelegenheit, sich in Münster zu engagieren!

So lange wird die Jubiläumsausstellung zum Thema „60 Jahre Mühlenhof“ im Webers Kotten gezeigt. Vom 20. Juni bis zum 1. November kann man hier die ganze Geschichte des Mühlenhofs, von der Grundsteinlegung bis heute bestaunen und alles über das Freilichtmuseum lernen.



Wir bringen Farbe nach Münster
Aus unserer Verbundenheit mit Münster und dem Münsterland ist es uns wichtig, verschiedenste Projekte in Sport, Kunst und Kultur zu unterstützen. Damit gestalten wir die Welt ein wenig bunter und leisten so einen Beitrag zu unserer lebenswerten Region.

info@brillux.de | www.brillux.de

Was für ein Theater…
Ein Stück aufführen, in dem es Frauen gibt – mit einer Theatergruppe, die nur aus Männern besteht. Widersprüchlich? Nicht unbedingt. Unmöglich? Keineswegs. Die King’s Men bringen klassische Shakespeare-Dramen zu ungewöhnlichen Orten. Zum Beispiel auf den Mühlenhof.
Auch, wenn bei den King’s Men nach ShakespeareTradition ausschließlich Männer Theater spielen, ist es doch eine Frau, die den Ton angibt: Silvia Andringa ist die Regisseurin, die die Klassiker für ein modernes Publikum übersetzt. Und „übersetzt“ ist hier ganz wörtlich gemeint, denn die King’s Men spielen in mindestens vier Sprachen gleichzeitig. „Wir nehmen uns die Freiheit, eine Sprachsuppe zu kochen, die jeder verstehen kann“, sagt Andringa. Auf Deutsch, Niederländisch, Englisch und Twents, einer in der Region Twente in den Niederlanden gespro-

chenen Regionalsprache, verständigen sich die Schauspieler. Im Fall von „Hamlet“ kommt sogar teilweise noch Dänisch hinzu. „Es kann sein, dass ein Schauspieler in einem einzigen Absatz drei unterschiedliche Sprachen spricht“, sagt die Regisseurin. „Auch, wenn die Basissprache Deutsch ist, öffnet die Mehrsprachigkeit das Stück für ein größeres Publikum. Verständnisprobleme gibt es nur ganz selten, die meisten Zuschauer sind im Gegenteil viel eher überrascht davon, wie selbstverständlich sie verstehen können, was die Schauspieler gerade in einer eigentlich fremden Sprache sagen.“
Eine einzige Fassung wird an jedem Spielort gespielt. Egal, ob in Deutschland oder den Niederlanden: Eine sprachlich angepasste Version eines Stücks gibt es nicht. Anders sieht es bei der Kulisse aus. Weil es keine Bühne im klassischen Sinne gibt, sondern im Freien unter wechselnden Bedingungen an jedem Spielort und zwischen dem Publikum gespielt wird, ist jede Aufführung ein bisschen anders.
Andringa will sich bei aller Progressivität nicht zu weit von der ursprünglichen Idee des Stücks entfernen: „Man muss den Schlüssel zu einem Stück finden, das Stück modern erzählen, ohne Shakespeare zu sehr zu verfremden. Wir müssen den Stoff natürlich umarbeiten, mit diesen Männern – den King’s Men – die alle vier starke Persönlichkeiten sind. Wir müssen uns auf ein modernes Publikum in einer modernen Zeit einstellen.“

Im Fall von Hamlet bedeutet das, dass das dänische Königshaus durch die „Denmark AG“ ersetzt wird. Es geht um Geld, um Macht und Liebe. Die jungen Leute werden Opfer von Machtpolitik, denn die Gier nach Macht ist
es, die Claudius dazu treibt, seinen Bruder, den Chef der Denmark AG und Vater von Hamlet, zu ermorden.
„Besonders tragisch ist das Schicksal von Ophelia“, sagt Andringa. „Das Mädchen wird von allen manipuliert. Darum habe ich entschieden, dass Ophelia bei uns eine Puppe sein musste.“ Und so spielen die Schauspieler –mit Ausnahme von Bjorn Bakker, der den Hamlet gibt –alle sich selbst, Horatio, verschiedene weitere Rollen und eben auch Ophelia.
Für die vier King’s Men war das Puppenspiel eine völlig neue Erfahrung. Auch der Münsteraner Marcell Kaiser hat diese Kunstform erst durch Hamlet zum ersten Mal aktiv genutzt. Er ist seit 25 Jahren Schauspieler, hat als Clown angefangen und 1999 das Ensemble „Freuynde
Jeder Schauspieler, wie der Münsteraner Marcell Kaiser (links) spielt mehrere Rollen - mit Ausnahme von Nachwuchstalent Bjorn Bakker (rechts), der „nur“ den Titelhelden Hamlet verkörpert

„Es kann sein, dass ein Schauspieler in einem einzigen Absatz drei unterschiedliche Sprachen spricht“
So oft es geht, binden die King's Men das Publikum in ihre Stücke ein
und Gaesdte“ mitgegründet. „Dem Puppenspiel bin ich bei verschiedenen Gelegenheiten früher zwar begegnet, aber selbst gespielt habe ich damit noch nie. Das ist ein ganz neues Werkzeug, das wir alle hier erst anfangen zu verstehen“, sagt der Theater-Veteran.
Bei den King’s Men mitzuspielen ist für ihn etwas Besonderes: „Shakespeare hat immer wieder dafür gesorgt, dass es zwischendurch leicht wird. Seine Stücke haben eine Tiefe, die uns im Herzen berühren, und können uns im nächsten Moment zum Lachen bringen.“

Auch die Regisseurin ist überzeugt von dieser Kombination aus Spaß und Ernst. „Ich finde, im Kern muss man jede Figur erst einmal ernst nehmen, sich respektvoll an der Vorlage vorarbeiten und so eine Basis für die Figur schaffen. Obendrauf kann man dann mit Humor arbeiten.“ Ein Beispiel für angenehme Leichtigkeit im Angesicht ernster Themen ist Shakespeares Umgang mit Frauen. Abgesehen davon, dass nach dem klassischen Shakespeare-Konzept zwar Frauen in den Dramen vorkamen, aber selbst-

verständlich von Männern gespielt wurden, sind seine Werke von aus heutiger Sicht sexistischen Klischees geradezu durchsetzt. „Das findet sich in unserer Bearbeitung natürlich wieder“, gibt Andringa zu. „Aber immer, wenn wir der Meinung sind, dass eine Äußerung frauenverachtend und beleidigend ist, verlassen die Schauspieler kurz ihre Rolle und entschuldigen sich – als sie selbst – beim Publikum.“ So löst man ganz locker aktuelle Probleme und schafft in einer modernen Übersetzung ein Bewusstsein für vielleicht noch immer bestehende, alte Klischees.
Silvia Andringa hat Hamlet für ein modernes Publikum übersetzt und führt Regie im fünfsprachigen Stück
„Seine Stücke haben eine Tiefe, die uns im Herzen berührt, und können uns im nächsten Moment zum Lachen bringen.“
Nach Hamlet wird es für die King’s Men weitergehen mit Shakespeare, so viel steht fest. Welches Stück genau das Repertoire nach Macbeth und Hamlet ergänzen wird, ist noch nicht klar. Sicher ist aber: King’s Men wächst! Das Kloster Bentlage, das den King's Men als "Homebase" dient, von wo aus die Stücke geplant werden und wo die Gruppe während der Proben gemeinsam lebt, steht weiter fest hinter dem Projekt. Schon jetzt unterstützt die Nachwuchsgruppe „King’s Boys“ die Männer beim Spiel und der Förderverein „Royal Family“ bekommt von Jahr zu Jahr mehr Mitglieder. Auch der Mühlenhof, wo mit Hamlet nach Macbeth bereits das zweite King’s MenStück aufgeführt wurde, dürfte in Zukunft wieder Schauplatz für Shakespeares Meisterwerke werden.






Christian Cadenbach ist Schauspieler mit internationaler Bühnenerfahrung. Jetzt spielt er mit den King’s Men am Liebsten unter freiem Himmel





„Immer, wenn wir der Meinung sind, dass eine Äußerung frauenverachtend und beleidigend ist, verlassen die Schauspieler kurz ihre Rolle und entschuldigen sich“
Der Mühlenhof ist für mich …

Auf dem Mühlenhof bin ich zuständig für …
Thomas Wilken
Thomas Wilken ist 63 Jahre alt und arbeitet seit rund 15 Jahren auf dem Mühlenhof. Als Werkhofmitarbeiter ist er einer der Fachmänner, wenn es ums Handwerk im Freilichtmuseum geht.

Das habe ich auf dem Mühlenhof zuletzt gelernt …
Im Winter freue ich mich besonders auf …

An diesem großen Projekt war ich zuletzt beteiligt …










EXPERTEN FÜR
UNTENRUM
Zwei Unternehmen, ein Ursprung!
Stratiebo und Galabo - Experten für Untenrum stehen seit Jahren in Münster für zuverlässiges Handwerk, handfeste Projekte und konstant hohe Qualität. Dabei hat jede Firma ihr eigenes Spezialgebiet. Galabo primär den Landschafts- und Sportplatzbau. Stratiebo fokussiert sich hingegen auf den Straßen- und Tiefbau.
In Summe blicken beide Unternehmen auf eine über sechzigjährige Erfolgsgeschichte zurück, sind inhabergeführt und auch für die Zukunft bestens aufgestellt.

stratiebo.de galabo-muenster.de
GALABO
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