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KARRIERE UND FAMILIE
Karrierefrau und gute Mutter?
Warum Kinder keine Karrierekiller sein müssen
Karriere oder Kinder? Diese Frage stellen sich viele Frauen ab Ende 20. Doch warum überhaupt entscheiden? Wir zeigen dir, dass es auch möglich ist noch nach der Babypause im Beruf wieder voll durchzustarten.
KARRIEREKNICK DANK GEBÄRVERDACHT?
Spätestens mit 30 steht jede Frau vor der Frage: Möchte ich Kinder? Beantwortet eine Frau diese Frage mit einem Ja, steht sie schon vor der nächsten Frage: Wann? Wann ist karrieretechnisch der richtige Zeitpunkt, Kinder zu bekommen und im Beruf eine Babypause einzulegen? Natürlich gibt es auf diese Fragen keine universelle Antwort und jede Frau muss diese Frage für sich selbst beantworten.
Doch auch wenn die Antwort mit einem klaren Nein beantwortet wird, die Karriere befindet sich dank des gebärfähigen Alters auf dünnem Eis. Vielfach werden Frauen um die 30 bei Vorstellungsgesprächen nach ihren Kinderplänen gefragt. Und auch wenn es nicht direkt zur Sprache kommt, in den Köpfen der Personalverantwortlichen ist das Thema dennoch vorhanden. Offen zugeben möchte dies selbstverständlich niemand, denn dies würde gegen das Gleichbehandlungsgesetz verstoßen. Dennoch gibt es eindeutige Hinweise, wie beispielsweise die niedrige Quote von Frauen in Führungspositionen. Außerdem kommt es immer noch häufig vor, dass Männer gegenüber Frauen, trotz der schlechteren Qualifikationen, bei der Jobbesetzung vorgezogen werden. Denn das Risiko einer Schwangerschaft besteht ja weiterhin und somit knickt die Karriere – mit oder ohne Kinder.
KIND UND KARRIERE – GEHT DAS?
Mit dem Kind spielen, in der Arbeit volle Leistung bringen, mit Freunden zu Abend essen und Zeit für sich selbst oder Hobbys aufbringen – diese Mehrfachbelastungen sind nicht selten und sorgen vielfach für Überforderung. Doch wie gelingt eine ausgewogene Work-Life-Balance und ein Wiedereinstieg in den Job nach der Babypause? Häufig hört man, dass alles nur eine Frage der Organisation sei. Doch dies ist leichter gesagt als umgesetzt. Es kann immer etwas Unvorhergesehenes passieren, das
den besten Plan durcheinanderbringt. Dennoch kann der tägliche Balanceakt mit Planung, Flexibilität und Unterstützung gelingen.
Kinder bekommen bedeutet für viele Frauen das Karriere-Aus, während es für die Männer keinen großen Unterschied macht. Denn während sich die Männer wie gewohnt der Arbeit widmen können, sind Frauen den Mehrfachbelastungen ausgesetzt und oft überfordert. Flexible Arbeitszeiten, eine betriebsinterne, gute Kinderbetreuung sowie die Möglichkeit von Homeoffice sind nur einige Faktoren, die Unternehmen ihren Angestellten bieten können, um Familie und Arbeit zu vereinbaren. Für die Unternehmen hat dies ebenso Vorteile: Dank dieser Flexibilität können sich die Frauen besser auf ihre Arbeit konzentrieren. Außerdem sind Frauen nach der Babypause oft organisierter, fokussierter und nervenstärker – in welchem Job ist das nicht von Vorteil?
ARBEITEN OHNE SCHLECHTES GEWISSEN
Auch heutzutage ist in vielen Köpfen die klassische Rollenverteilung immer noch präsent. Das Rollenbild, dass die Frauen für die Kinderbetreuung zuständig sind, sorgt dafür, dass arbeitende Mütter oftmals in schlechtem Licht dastehen. Allerdings beweisen Studien, dass es sowohl für die Kinder als auch für die Mütter von Vorteil ist, wenn die Mütter schnell wieder arbeiten gehen. Experten zufolge wirkt sich eine Fremdbetreuung positiv auf die Entwicklung der Kinder aus. Auch für die Mütter wirkt sich eine schnelle Rückkehr in den Job positiv aus. Denn berufstätige Mütter sind oft zufriedener als andere Mütter. Zu diesem Ergebnis kommt eine Langzeit-Studie der Ruhr-Universität Bochum.

MIT DIESEN TIPPS GELINGT DIE RÜCKKEHR INS BÜRO NACH DER BABYPAUSE
Plane bereits im Voraus: Was möchtest du nach der Babypause beruflich machen? Ist eine Rückkehr in den alten Beruf möglich (Teilzeit, Arbeitszeiten etc.) oder steht ein beruflicher Wechsel an? Wenn du bleiben möchtest, aber nur noch in Teilzeit, dann sprich mit deinem Chef über deine Pläne: Welche Bereiche kannst du weiterhin übernehmen, was möchtest du abgeben? Bei einem beruflichen Wechsel: Was ist dir bei deinem zukünftigen Job wichtig? Wie gelingt der Wechsel? Kontaktiere etwa vier Monate vor dem Ende der Karenzzeit deinen Arbeitgeber. Allgemein ist es gut, wenn du während der Karenz mit deinem Arbeitgeber oder Arbeitskolleginnen und -kollegen Kontakt hältst. Informiere dich rechtzeitig über geeignete Kinderbetreuungsplätze. Bietet das Unternehmen evtl. sogar eine betriebsinterne Kinderbetreuung an? Müssen deine Qualifikationen aufgefrischt werden oder bist du noch auf dem Laufenden? Sobald deine Kinder größer sind, solltest du auch deine Stunden aufstocken. Denn es kann immer etwas Unvorhergesehenes passieren.
Arbeit und Familie: Alles rund um Karenz und den Papamonat

Durch die Geburt eines Kindes steht ein neues Kapitel im Leben der Eltern an. Umso wichtiger ist es, sich bereits während der Schwangerschaft Gedanken über die Kinderbetreuung zu machen. Wie die Karenz gestalten? Papamonat, ja oder nein? Wir liefern einen Überblick über alles Wissenswerte zum Thema.
KARENZ: EIN ÜBERBLICK
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Österreich haben einen Rechtsanspruch auf Elternkarenz. Das gilt nicht nur für leibliche Eltern, sondern auch für Adoptiv- und Pflegeeltern. Während der Karenz besteht der Arbeitsvertrag weiter, die Hauptpflichten aus dem Arbeitsverhältnis ruhen jedoch. Eltern in Karenz erhalten während dieser Zeit kein Entgelt vom Arbeitgeber, sondern haben Anspruch auf Kinderbetreuungsgeld. Die Karenz beginnt frühestens mit dem Ende des Mutterschutzes, also in der Regel acht bis zwölf Wochen nach der Geburt. Sie endet spätestens mit Ende des 2. Lebensjahres des Kindes. Das heißt, spätestens am zweiten Geburtstag des Kindes müssen Eltern ihre Arbeit also wieder aufnehmen. Während der Karenz besteht ein Kündigungs- und Entlassungsschutz. Dieser Schutz beginnt frühestens vier Monate vor Antritt der Karenz und endet vier Wochen nach dem Ende der Karenz. Also spätestens vier Wochen nach dem zweiten Geburtstag des Kindes. Gehen Väter in Karenz, beginnt der Kündigungs- und Entlassungsschutz mit der Geburt des Kindes.
KARENZ-MODELLE: ELTERN KÖNNEN SICH DIE KARENZ AUFTEILEN
Die Karenz kann in bis zu drei Einheiten geteilt werden, wenn sich Mutter und Vater bei der Kinderbetreuung abwechseln möchten. Zum Beispiel: Mutter-Vater-Mutter. Dabei müssen die Teile direkt aneinander anknüpfen und mindestens zwei Monate dauern. Der Elternteil, der die Karenz in Anspruch nimmt, muss mit dem Kind in
einem gemeinsamen Haushalt leben. Beim ersten Wechsel haben Eltern die Möglichkeit, die Karenz für einen Monat gleichzeitig in Anspruch zu nehmen. Dafür verkürzt sich die Gesamtlaufzeit der Karenz und endet entsprechend nicht mit dem 24., sondern dem 23. Lebensmonat des Kindes.
PAPAMONAT: EINE WEITERE OPTION FÜR FRISCHGEBACKENE VÄTER
Seit September 2019 haben in Österreich alle Väter einen Rechtsanspruch auf einen Papamonat! Frisch gebackene Papas können sich für die Dauer eines Monats eine berufliche Auszeit nehmen. Während dieser Zeit muss der Arbeitgeber kein Entgelt bezahlen. Väter haben jedoch Anspruch auf den Familienzeitbonus in Höhe von rund 700 Euro.
In Anspruch genommen werden kann der Papamonat im Zeitraum von der Geburt bis zum Ende des Beschäftigungsverbotes der Mutter. Also in den ersten zwei bis drei Lebensmonaten des Kindes. Voraussetzung auch hier: Der Vater muss mit dem Kind im selben Haushalt leben.
AUFGESCHOBENE KARENZ: GEMEINSAME ZEIT „SPAREN“ FÜR SPÄTER
Beide Elternteile haben die Möglichkeit, jeweils drei Monate ihrer Karenz aufzuschieben. Diese drei Monate müssen bis zum Ende des siebten Lebensjahres des Kindes in Anspruch genommen werden. Bei einem Schuleintritt nach dem siebten Lebensjahr wird die Frist entsprechend verlängert.
Der Vorteil dieser Lösung: Eltern können sich auch während des Kindergartenalters oder rund um den Schuleintritt noch einmal intensiv der Betreuung des Kindes widmen.
Bei einer Aufschiebung verkürzt sich die Karenz im Anschluss an die Geburt entsprechend: Auf 21 Monate bei einem Elternteil oder auf 18 Monate, wenn beide Eltern die Option in Anspruch nehmen.

WEITERE INFORMATIONSQUELLEN ZU KARENZ, PAPAMONAT UND FAMILIENLEBEN
Rund um die Karenz, den Papamonat, Familienzeitbonus und das Kinderbetreuungsgeld gibt es einiges zu beachten und entsprechende Fristen einzuhalten. Hier die wichtigsten Adressen, um sich ausführlich zu informieren und beraten zu lassen:
AK Vorarlberg Büro für Familien und Frauenfragen Feldkirch Tel.: 050/258-2600 E-Mail: familie.frau@ak-vorarlberg.at www.ak-vorarlberg.at
Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz Service für Bürgerinnen und Bürger www.sozialministerium.at
Bundesministerium für Familien und Jugend–Familienzeitbonus und Kinderbetreuungsgeld Familienservice www.bmfj.gv.at
Fragen zum Kinderbetreuungsgeld und Familienzeitbonus können auch an die Krankenkassen gerichtet werden. Info-Hotline: 0800 240 014
Ein Papa erzählt…

Interview mit Zeljko Heinzle aus Hohenems
Zeljko mit seiner Tochter Andjelina Etwa eineinhalb Monate nach der Geburt seiner Tochter Andjelina im September 2019 hat Zeljko Heinzle aus Hohenems den Papamonat für sich in Anspruch genommen. Wir haben ihn gefragt, wie er die Zeit im Papamonat empfunden hat.
Warum hast du dich für den Papamonat entschieden?
Ich habe mich für den Papamonat entschieden, um meine Frau zu entlasten. Außerdem wollte ich die Zeit intensiver mit meiner Tochter verbringen.
Wie hast du die gemeinsame Zeit mit deiner kleinen Familie erlebt?
Die Zeit gemeinsam mit meiner Frau und meiner Tochter war etwas ganz Besonderes. Ich habe sie als sehr intensiv und streng, aber gleichzeitig sehr schön empfunden.
Würdest du anderen Väter empfehlen, den Papamonat in Anspruch zu nehmen? Warum?
Ich kann den Papamonat anderen Vätern nur weiterempfehlen. Während dieser Zeit sieht man erst einmal richtig, was hinter einer 24-Stunden-Baby-Betreuung steckt. Ich würde den Papamonat auf jeden Fall wieder in Anspruch nehmen.