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MARTIN HAGEN
der uns in der Notwendigkeit unserer Aktion bekräftigt hat, war folgender: „Wie bitte werden denn Frauen im Handwerk benachteiligt?“ Es ist also tatsächlich nicht allen bewusst, dass auch 2020 Mädchen bei gewissen Handwerksbetrieben keine Jobchancen haben und eine Absage erhalten, weil sie eben Mädchen sind. Genau das ist nämlich einem unserer Lehrmädels passiert, bevor sie sich bei uns beworben hat.
Welche langfristigen Veränderungen wünschen Sie sich von der Aktion, auch wenn Sie zum alten Namen zurückkehren?
Momentan beschäftigen wir 31 Lehrlinge in der Installations- und Gebäudetechnik, fünf davon sind weiblich. Wir wollen in Zukunft aber noch mehr Frauen im handwerklichen Lehrberuf ausbilden, toll wäre ein Drittel unserer Lehrlinge. Natürlich möchten wir aber auch eine Art des Umdenkens anstoßen und Offenheit für das Thema Diversity im Handwerk erreichen. Bei uns gibt es Mitarbeiter mit Beeinträchtigung, verschiedenen Nationen, ehemalige Flüchtlinge – wir haben für alle Kulturen, Geschlechter, Sexualitäten oder Religionen Platz. Das motiviert auch unsere Mitarbeiter*innen.
Was raten Sie Mädchen und Frauen, die sich für einen Job im Handwerk oder auf dem Bau interessieren? Wenn euch ein Beruf im Handwerk und auf dem Bau gefällt, dann lasst euch nicht von alten Vorurteilen davon abhalten, eure Träume zu verwirklichen. Es gibt nichts, was Frauen und Mädchen nicht mindestens so gut können, wie männliche Handwerker. Habt keine Angst, euch durchzusetzen. Auch um Hilfe bitten ist keine Schwäche.

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Interview mit Martin Hagen (CEO APS Personal)
Gibt es im Bewerbungsprozess und rund um die Karriere Unterschiede zwischen Männern und Frauen? Wir haben mit Bewerbungscoach Martin Hagen von APS Personal gesprochen.
Studien ergaben, dass sich Frauen eher an eine Stellenanzeige halten und sich deshalb vermehrt für Stellen bewerben, die unter ihren Qualifikationen liegen: Wie streng soll man die Anforderungen bzw. den Jobtitel einer Stellenanzeige sehen?
Ich kann es überspitzt so erklären: Frauen gehen oft folgendermaßen vor: Sie machen hinter jeder Jobanforderung ein Häkchen, welche sie erfüllen. Wenn dann von fünf Jobanforderungen nur vier erfüllt werden, kommt schon die Angst hoch, den Job nicht zu schaffen und man bewirbt sich vielleicht nicht.
Ein Mann sieht die gleichen fünf Anforderungen und erfüllt vielleicht nur ein oder zwei Punkte von der Anforderung. Das genügt oft einem Mann, um sich dann zu bewerben. Die Chance auf eine Einladung ist dadurch intakt. Ich kann Frauen nur empfehlen, die Selbstzweifel beiseitezulegen und ein Anforderungsprofil nicht wie einen Einkaufszettel abarbeiten.
Verhalten sich Frauen und Männer unterschiedlich bei Bewerbungsgesprächen?
Kinderbetreuung ist oft Frauensache. Sind Ihrer Erfahrung nach Frauen mit Kindern auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt?
Es gibt nicht viele Unterschiede, doch etwas ist mir aufgefallen. Frauen neigen tendenziell dazu, speziell im Erstgespräch zu glänzen. Sie präsentieren sich im besten Licht und wollen souverän wirken. Da denkst du dir oft als Personaler: Zu schön, um wahr zu sein. Erst wenn das Eis gebrochen ist oder explizit nachgefragt wird, bekommt man von der Kehrseite der Medaille entsprechende Informationen.
Männer sind oftmals (nicht alle) offener und direkter, was den Lebenslauf betrifft. Ich hatte mal eine männliche Top-Führungskraft bei mir, der verdiente sechsstellig. Der saß vor mir in einem Freizeit-T-Shirt, offenen Sandalen und sprach darüber, was er kann, was er nicht kann und welche Probleme er hat. Das hat mir gefallen.
Deshalb mein Tipp: Bleib authentisch, erzähl was du kannst, aber auch, was du nicht kannst. Was dich bewegt usw. Das wollen wir Personaler hören. Ein Spruch begleitet mich schon lange und den wende ich auch bei allen Menschen an: Traue keinem Garten, in dem kein Unkraut ist.
Am Ende des Tages ist es egal, ob eine Frau Kinder zu betreuen hat, oder ein Mann Fußball spielt und durch Training und Meisterschaftsspiele einem erhöhten Verletzungsrisiko ausgesetzt ist. Wer entsprechende Fähigkeiten und Qualifikationen besitzt, wird nie benachteiligt und bekommt den Job. Ich habe noch nie erlebt, dass ein Unternehmen gesagt hat, dass eine bestimmte Bewerberin die Kompetenteste und Beste für das Unternehmen wäre, aber die Jobzusage nicht bekommt, weil sie ein Kind hat.
Wenn es um Beförderungen bzw. Führungspositionen geht, werden Männer gegenüber Frauen oft bevorzugt. Woran liegt das Ihrer Meinung nach? Wie kann sich dies ändern?
Hier möchte ich klar vor Pauschalverurteilung warnen und den Einzelfall betrachten. Schon oft habe ich von Frauen gehört, das in Unternehmen fast nur männliche Führungskräfte sind und sie es dadurch schwerer haben. Bei näherer Betrachtung stelle ich dann fest, es handelt sich dann um Technikoder Bauunternehmen, in denen das Männer/Frauen-Verhältnis während der Lehrzeit bei 80/20 oder noch höher liegt. Das in solchen Unternehmen die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass der Männeranteil ganz oben sehr hoch ist, liegt auf der Hand.
Wie wir das ändern können? Vorarlberger Unternehmen sind sehr traditionell strukturiert. Das bedeutet, man arbeitet sich von der Lehre sukzessive nach oben. Ändern können wir es dadurch, dass der Anteil an Mädchen viel höher wird, die eine Lehre zum Beispiel als Maurerin, Schlosserin, Mechanikerin, usw. machen.