Kneifel-Brief

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Gottfried Kneifel Vorsitzender der ÖVP‐Bundesratsfraktion _________________________________________ Sehr geehrter Herr Präsident, Lieber Andreas! Namens der ÖVP‐BundesrätInnen habe ich zur Kenntnis genommen, dass du seit mehreren Monaten die billige und sehr oberflächlich geführte Kampagne dass die Mitglieder des Bundesrates zu viel kosten, nur halbe Arbeit leisten und deshalb durch Landtagsabgeordnete ersetzt werden sollen, förderst. Du kennst als langjähriger und erfahrener Politiker die Mechanismen und Gesetze der öffentlichen Meinung, der Medien und die dazu notwendigen Tasten, die man auf diesem Klavier betätigen kann. Deshalb ist es für uns als ÖVP‐Bundesräte völlig unverständlich, daß du unmittelbar nach den Koalitionsverhandlungen, bei denen dein Vorschlag keine Mehrheit gefunden hat, neuerlich damit Stimmung machen willst. Dir ist hinreichend bekannt, daß man mit dem Ruf „die Politiker sind zu teuer“ in großen Kreisen der Bevölkerung immer billigen Beifall finden wird. Die jüngste, von NR‐Präsidentin Barbara Prammer losgetretene Diskussion mit der Forderung „Bundesrat abschaffen“, die du mit allen Kräften unterstützt, hat deutlich gezeigt, dass die Bundesländer, die Landtagspräsidenten und die Landeshauptleute praktisch einhellig f ü r den Bestand des Bundesrates in der derzeitigen Bestellungsform eintreten. Diese anfänglich kritische Diskussion hat sich zuletzt völlig gedreht, und sogar Zeitungen, die bisher den Bundesrat abschaffen wollten schrieben dann: “Wir brauchen eine Länderkammer!“ Allerdings mit mehr Rechten als bisher. Dazu haben übrigens die Landtagspräsidenten und die Landeshauptleute einen bei der LH‐Konferenz am 28. November 2012 in Innsbruck abgestimmten Entwurf für ein BUNDESRATS‐REFORMGESETZ präsentiert. Damit gibt es erstmals in der Geschichte der Zweiten Republik einen von den Bundesländern akkordierten Vorschlag zur Reform des Bundesrates. Als Demokrat würde es dir gut anstehen, diesen Gesetzentwurf ernsthaft in die Diskussion über eine Bundesstaatsreform einzubeziehen. Ich verstehe deine Schmerzen als eingefleischter Zentralist, wenn man du mit deiner


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