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Sibirien. Umberto Giordanos Oper wird im Festspielhaus aufgeführt
DER KAMPF FÜR DIE LIEBE
Die Bregenzer Festspiele zeigen in diesem Jahr Umberto Giordanos „Sibirien “ als Oper im Festspielhaus.
g r e b m o h R e t a e B : s o t Fo
„Sibirien “ Umberto Giordano
Stephana: Ambur Braid Nikona: Fredrika Brillembourg La fanciulla/Alte Frau: Clarry Bartha Vassili: Alexander Mikhailov Gleby: Scott Hendricks Fürst Alexis: Omer Kobiljak Ivan/Der Kosak: Manuel Günther Bankier Miskinsky/Der Invalide: Michael Mrosek
Musikalische Leitung: Valentin Uryupin Inszenierung: Vasily Barkhatov Bühne: Christian Schmidt Kostüme: Nicole von Graevenitz Licht: Alexander Sivaev
Prager Philharmonischer Chor Wiener Symphoniker Mit dem international aufstrebenden Regisseur Vasily Barkhatov sowie Dirigent Valentin Uryupin, der in Bregenz bereits Eugen Onegin musikalisch leitete, bringen zwei junge Künstler aus Moskau die mitreißende und zu Unrecht vergessene Oper „Sibirien “ ins Festspielhaus. Zwischen der Oper von Umberto Giordano und dem neuen Spiel auf dem See, Giacomo Puccinis Madame Butterfly, gibt es gleich mehrere Verbindungen. Die auffälligste Gemeinsamkeit ist wohl, dass beide Luigi Illica als Librettisten aufführen. Zudem hätte Madame Butterfly im Dezember 1903 uraufgeführt werden sollen. Doch der 55 Jahre alte Komponist war wegen eines Autounfalls mit seiner sechsten Oper nicht rechtzeitig fertig geworden. Als Ersatz zog die Mailänder Scala kurzfristig die Uraufführung eines neuen Werks des um neun Jahre jüngeren Umberto Giordano im Spielplan nach vorn: Sibirien bzw. Siberia, wie es im Original heißt. Auf die Frage hin, warum das Interesse an „Sibirien “ im letzten Jahrhundert plötzlich abebbte, fand Intendantin Elisabeth Sobotka beim Werkstattgespräch folgende Antwort: „Es ist ein sehr rauer Stoff. Die Verbindung der beiden Verliebten findet auf Augenhöhe statt und das war damals vielleicht einfach zu modern. “
ZU SCHÖN, UM WAHR ZU SEIN Ebenfalls beim Werkstattgespräch anwesend war der Regisseur Vasily Barkhatov, der für die Aufführung der Oper eine neue Rolle kreiert hat, nämlich die der „alten Frau “ , die das Publikum durch die Oper führen wird, um etwas mehr Realität in das Stück zu bringen. „In der Handlung gibt es sämtliche Zutaten: Gefängnis, sibirisches Lager, Liebe, Betrug, Hass … Doch Giordanos etwas zu schöne Musik verwandelt sie wie
„Die Begegnung der beiden Verliebten auf Augenhöhe war für damals vielleicht etwas zu modern. “

ELISABETH SOBOTKA Intendantin
in einen französischen Film aus den 1960er-Jahren, wo selbst die schrecklichsten Taten und Verhältnisse gut aussehen “ , so der Regisseur, der mit der Geschichtenerzählerin etwas mehr Realität in das Stück bringen möchte. Umberto Giordano gilt als letzter Vertreter der klassischen italienischen Oper. Sein bekanntestes Werk André Chenier war 2011/12 als Spiel auf dem See zu erleben.

ZUR HANDLUNG DER OPER Im Jahr 1903, als die Oper uraufgeführt wurde, hätte der Stoff durchaus der Realität entnommen sein können. Im Stück gibt Stephana ihr abgesichertes Leben als Kurtisane im eleganten Stadtpalais in St. Petersburg auf, um ihrer großen Liebe Vassili ins sibirische Straflager zu folgen. Dort, in der Verbannung, wandelt sich Stephana zur unerschütterlichen Kämpferin, sie setzt sich gegen Ungerechtigkeiten und Verleumdung zur Wehr. In der ausweglosen Situation der Gefangenen keimt Hoffnung, als die für unmöglich gehaltene Flucht des Paares zu gelingen scheint. Doch dann fällt ein Schuss. Dem Librettisten Luigi Illica und Umberto Giordano als Komponisten ging es in dieser Oper um Gegenpole. Während die meisten bei Sibirien sofort an Kälte und Unwirtlichkeit denken, erzählen sie an diesem Ort eine Liebesgeschichte. Als Vertreter der Stilrichtung Verismo wollten sie Opernstoffe nicht mehr im abgehobenen Adelsumfeld ansiedeln, sondern auf nachvollziehbareren Ebenen der einfachen Leute.
HERAUSFORDERNDE ROLLE Die Rolle der von Regisseur Vasily Barkhatov erfundenen Geschichtenerzählerin verlangt Sängerin Clarry Bartha einiges ab. „Ich war anfangs etwas perplex, weil ich in der Rolle sehr viel schauspielern muss. Ich zeige den Zuseherinnen und Zusehern was ich sehe
und das ist in erster Linie viel Tragik und die Liebe zwischen meiner Mutter und meinem Vater, deren Spuren ich auf meiner Reise nach Russland suche “ , so Bartha, die inzwischen mehr als glücklich ist, dass sie die Rolle angenommen hat.
SPANNENDES BÜHNENBILD Ebenfalls gespannt sein darf das Publikum auf das Bühnenbild, für das Christian Schmidt verantwortlich zeichnet. „Wir haben diesmal ein sehr wandelbares Bühnenbild, das uns zu den unterschiedlichen Schauplätzen führen wird und unter anderem auch Videoprojektionen beinhaltet“ , so Schmidt.
„Die etwas zu schöne Musik lässt in dieser Oper selbst die schrecklichsten Taten gut aussehen. “
VASILY BARKHATOV Regisseur

Aufführungen
21. Juli, 19.30 Uhr (Premiere), 24. Juli, 11 Uhr 1. August, 19.30 Uhr im Festspielhaus