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30 Jahre aktiv beim Maschinenring Osttirol
Martin Mayerl blickt auf eine Zeit voller Innovationen für die Osttiroler Landwirte, die auf ganz Tirol ausstrahlten, zurück
Vom „Home-Office“ auf dem eigenen Hof in Dölsach führte Martin Mayerls beruflicher Weg nicht nur in die Maschinenring-Geschäftsführung, sondern später auch in die Politik
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Die Nennung vom Maschinenring Osttirol erfolgte 30 Jahre lang nahezu immer in Verbindung mit einer Persönlichkeit. LAbg. und Bgm. Martin Mayerl prägte die Geschichte und Entwicklung der Institution für die Osttiroler Bauern – und der Maschinenring prägte den bodenständigen Politiker. Der Einstieg in das abwechslungsreiche Gespräch über 30 Jahre voller Tatkraft, Innovation und Einsatz für die Osttiroler Landwirtinnen und Landwirte erfolgt schmunzelnd: „Als mich im Frühling 1992 mein ehemaliger Lehrer an der LLA Lienz fragte, ob ich mir vorstellen könne, über den Sommer für den Maschinenring zu arbeiten – mein Vorgänger war durch eine Erkrankung von heute auf morgen quasi ausgefallen –, hätte ich mir nicht gedacht, dass dies der Start für eine wirklich lange Berufslaufbahn beim selben Arbeitgeber sein wird“, so Martin Mayerl. „HomeOffice im Zuerwerb“ – so könnte man die Anfänge am besten beschreiben: Martin Mayerl arbeitete für den Maschinenring über drei Jahre im Büro daheim auf dem Hof. Diese Zeit war geprägt von strukturellen Veränderungen – gab es doch bis zu dem Zeitpunkt keine Mitgliedschaften im heutigen Sinn, die Arbeit erfolgte auf Provisionsbasis und es gab insgesamt sieben Ringe. Erst mit der Verschmelzung zum „Maschinenring Osttirol“ wurde Mayerl 1993 als Geschäftsführer angestellt.
One-Man-Show
Acht Jahre lang „schupfte“ Mayerl den Maschinenring Osttirol allein. Mitgliederverwaltung, Auftragsbearbeitung, ja sogar die Vermittlung der Ballenpresse war seine Aufgabe. Dass dies nur mit „technischer Aufrüstung“ möglich war, war dem Innovator aus Dölsach schnell klar: „Die ‚Übergabe‘ von meinem Vorgänger erfolgte in Form von einem Karteikasten mit Zetteln. Man muss sich vorstellen, dass beispielsweise für die Mitgliedschaft ein Telefonanschluss Voraussetzung war – ein Kontakthalten, eine Auftragserteilung war sonst kaum möglich. So haben wir uns 1992 bereits das erste Handy ausgeliehen – und gesehen, dass es das braucht, wenn man allein zuständig und viel unterwegs ist. Genauso wie einen Computer – für die damals unvorstellbare Summe von 64.000 Schilling wurde er angeschafft.“ Auch den Weg ins Internet ging der Maschinenring Osttirol schnell und konsequent – in einer Zeit, in der eine Leitung nur „entweder telefonieren oder ins Internet“ möglich machte, wurden kurzerhand zwei Leitungen bestellt. Die Weiterentwicklung erfolgte kontinuierlich mit der Erweiterung des Aufgabengebiets: Nach der Übersiedlung ins erste richtige Büro im RGO-Gebäude verstärkte der erste Mitarbeiterin 2000 den Ring, 2004 – nach der Gründung der MR-Service bzw.
der Leasingsparte − wurden fünf weitere Mitarbeiter angestellt. Am heutigen Standort arbeitet der Ring seit 2010 – da erfolgt der Neubau im Agrarzentrum.
Vorreiter im Arbeitskräftebereich
„Wir haben 2003 die erste ‚hauptamtliche‘ Betriebshelferin angestellt, hierzu haben wir mit den Bäuerinnen kooperiert. Die Helferin war sogar mit einem eigenen Auto unterwegs – das Projekt begeisterte unter anderem die Firma LeasePlan, die anstelle von Weihnachtsgeschenken für ihre Kunden dem MR Osttirol das Auto für die Helferin zur Verfügung stellte. Mit dieser Aktion haben wir es bis nach Wien geschafft – das Auto wurde bei einem Pressetermin im Café Landmann übergeben“, erzählt Mayerl. Auch der erste Forstlehrling tirolweit wurde in Osttirol angestellt, und damit wurde für ganz Tirol ein wichtiger Grundstein im Ausbildungsbereich gelegt.
Im Personalleasingbereich ist Osttirol top: „Wir waren eine Zeit lang sogar der stärkste Ring österreichweit. Obwohl der Start nicht ganz einfach war: Für die Bauern – und somit für uns – war es wichtig, flexible Beschäftigungsmöglichkeiten und soziale Absicherung zu schaffen. Die Firmen waren jedoch zu Beginn nicht begeistert. Das war harte Überzeugungsarbeit, bis sie doch angerufen haben, wenn Not am Mann war – und nur gute Erfahrungen sammelten. So sind langjährige Partnerschaften entstanden, und wir sind hier wirklich der wichtigste Partner der Osttiroler Wirtschaft.“ All dieses Tun stand und steht für Mayerl unter einer Devise: Wir brauchen den „landwirtschaftsgerechten Zu- und Nebenerwerb“

Wir brauchen den landwirtschaftsgerechten Zuerwerb und nicht die nebenerwerbsgerechte Landwirtschaft
Stark im Servicebereich: Großbaumpflanzung Bahnhof Lienz und nicht die „nebenerwerbsgerechte Landwirtschaft“.
Die Bedürfnisse der Bauern in den Mittelpunkt stellen und Möglichkeiten anbieten, wie man dem Wandel, mit dem wir alle konfrontiert sind, am besten begegnet – das war und ist das Credo von Martin Mayerl. Und das möchte er dem Maschinenring auch für die Zukunft ans Herz legen: „Um wirtschaftlich überleben zu können, ist eine immer größere Spezialisierung nötig – die Außenwirtschaft bietet vor allem spezialisierten Betrieben Möglichkeiten. Diese brauchen dann andere, die ihnen zuarbeiten bzw. Arbeiten abnehmen – wiederum Spezialisten. Wie in den Gründerzeiten der Maschinenringe geht es auch hier um das Thema teure (bzw. immer noch teurere) Eigenmechanisierung.“
Für die Zukunft sieht der 52-jährige Familienvater vor allem die Bewirtschaftung von Extremflächen in Gefahr. Nur mit entsprechender Technik ist dies weiterhin möglich – denn Arbeitskräfte sind auch in der Landwirtschaft nicht mehr in ausreichendem Maße verfügbar. Darum ist ihm auch ein weiteres Projekt ein Herzensanliegen: „Die Soziale Betriebshilfe ist für die Landwirtschaft eine Überlebensfrage. Auf kaum einem Hof kann bei einem Ausfall schnell jemand aus der Familie einspringen – die Familien sind kleiner, alle haben zusätzliche berufliche Verpflichtungen. Ohne Hilfe von außen geht es nicht. Aber es stehen natürlich auch nicht mehr so viele Helfer aus der Landwirtschaft zur Verfügung, die wir rasch vermitteln könnten: Dass hier auch angestellte Arbeiter eingesetzt werden können – und das ohne zusätzliche Kosten –, muss unbedingt möglich werden.“ Wirklich ruhiger wird es für den 52-jährigen, gebürtigen Lienzer nach dem Rückzug als Geschäftsführer aber nicht – als Landtagsabgeordneter ist er weiterhin für „seine“ Bauern – nicht nur in Osttirol − Ansprechpartner bzw. starker Vertreter im Landtag. Und natürlich bleibt er dem Maschinenring verbunden – als Mitglied ist er jedenfalls engagiert.