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Schneemond, Honigmond, Heilmonat

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Von Mund zu Mund

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Schneemond, Honigmond und Heilmonat Ein neues Jahr beginnt. Vieles hat sich in den vergangenen 2000 Jahren verändert, aber die Monatsnamen sind geblieben. Kurios, dass wir heute noch römische Götter und Kaiser ehren – oder deren Verehrung wohlwollend dulden. Dabei hätten auch die altdeutschen Monatsnamen ihren Charme.

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Text: Gerhard Thoma, Fotos: Archiv

Jänner

Als erster Monat des Jahres ist der Jänner dem römischen Gott Janus (Ianuarius) gewidmet, dem Gott des Anfangs und des Endes. Mit seinen zwei Gesichtern kann er in die Vergangenheit und in die Zukunft schauen. Laut Überlieferung hat Numa Pompilius, der legendäre zweite König von Rom, den Jänner (Januar) um 700 v. Chr. eingeführt.

Aus dem deutschen Sprachraum ist für den Jänner der Name Hartung überliefert. Er wurde von der Bezeichnung Hartmonat oder Hartmond abgeleitet und bezieht sich auf die harte, gefrorene Erde, die in unseren Breiten zu dieser Jahreszeit vorherrscht. Auch die Bezeichnung Eismonat geht auf die strenge Witterung im Jänner zurück. Weitere Namen sind Schneemond und Wintermond.

Februar

Der Name (Februarius) wurde vom römischen Sühne- und Reinheitsritual februa inspiriert, das traditionell in dieser Zeit des Jahres stattfand. Dieses Fest kommt wiederum vom Beinamen der Juno, der römischen Göttin der Geburt, Ehe und Fürsorge.

Ein alter deutscher Name für den Februar ist Hornung. Zur Wortherkunft gibt es verschiedene Theorien. Eine davon besagt, dass sich die Bezeichnung auf den Rothirsch bezieht, der zu dieser Jahreszeit sein Geweih abwirft. Weitere volkstümliche Namen für den Februar sind Sturmmond, Hungermond, Schmelzmond und Taumond.

März

Der März ist nach dem römischen Kriegsgott Mars benannt und heißt im Lateinischen Martius. Im alten Rom galt der März als die Jahreszeit, zu der nach der Winterpause Kriege wieder aufgenommen wurden.

Unsere deutschsprachigen Vorfahren verwendeten die Begriffe Lenzing oder Lenzmond. Der Lenzmond leitet sich direkt vom althochdeutschen Begriff für Frühling ab: lenzo oder Lenz. Weitere Namen sind Fastenmond, Krähenmond, Zuckermond, Sirupmond, Rindenmond, keuscher Mond.

April

Wie alle anderen heute gebräuchlichen Monatsnamen leitet sich auch der Begriff April von seinem lateinischen Äquivalent ab: Aprilis. Wo dieser Name seinen Ursprung hat, ist jedoch nicht gesichert. Der April könnte auf das lateinische Wort aperire (öffnen) zurückgehen, da die Natur in dieser Jahreszeit aus ihrem Winterschlaf erwacht und sich die Knospen öffnen. Möglich ist auch, dass der Name seinen Ursprung im lateinischen Wort apricus (sonnig) hat. Wie mehrere andere Monate ist der April einer Gottheit gewidmet – in diesem Fall Venus, der Göttin der Liebe, der sexuellen Lust und Schönheit.

Die alte deutsche Bezeichnung Ostermond bezieht sich auf die Tatsache, dass Ostern meistens in den April fällt. Verwandt ist die Bezeichnung auch mit der Himmelsrichtung Osten: Zu dieser Jahreszeit geht die Sonne ziemlich genau in Ostrichtung auf. Weitere Namen sind Grasmond, Wandelmond, Eimond, Fischmond.

Mai

Auch der Mai (lat. Maius) ist nach einer römischen Gottheit benannt. In diesem Fall wurde der Name von Maia inspiriert, die mit Bona Dea assoziiert wird, der römischen Göttin der Fruchtbarkeit. Der „Wonnemonat Mai“ ist auch heute noch vielen Menschen ein Begriff – eine Abwandlung des alten deutschen Monatsnamens Wonnemond. Dieser entspringt einerseits dem Wort für Freude (wunni). Andererseits ist der Begriff auch mit wunne verwandt, was Futterplatz oder Weide bedeutet: Zu dieser Jahreszeit trieb man traditionell das Vieh wieder auf die Weide. Weitere idyllische Namen sind Hasenmond, Pflanzmonat, Maispflanzmond, Milchmond, Marienmond.

Juni

Der Juni (lat. Iunius) ist nach Juno benannt, der besagten römischen Göttin der Geburt und Ehe und Frau des Göttervaters Jupiter.

Im Deutschen wird der Monat in Abgrenzung zum Juli mitunter auch Juno genannt. Die alte deutsche Bezeichnung Brachmond oder Brachet geht auf die Dreifelderwirtschaft zurück, bei der die landwirtschaftliche Fläche in drei Teile aufgeteilt und dann im jährlichen Wechsel bewirtschaftet wurde. In diesem Monat wurde traditionell das Brachfeld bearbeitet. Weitere wohlklingende Namen für den Juni sind Honigmond, Rosenmond, heißer Mond, Honigweinmond.

Juli

Mit dem Juli (lat. Iulius) wurde dem römischen Staatsmann Julius Caesar ein bleibendes Denkmal gesetzt.

In alter deutschsprachiger Tradition wird der Juli-Vollmond traditionell als Heumond bezeichnet, speziell im süddeutschen und Vorarlberger Raum auch Heuet. Der Grund: Zu dieser Jahreszeit findet die Heuernte statt. Weitere Namen sind Donnermond, Sonnenmond, Würzmond.

Kroaten sind anders

In Kroatien werden statt der internationalen Monatsnamen häufig eigene, an die örtliche Jahreszeit angepasste, Monatsnamen verwendet: Jänner (sijecanj, Zeit des Holzfällens), Februar (veljaca, lange Nacht), März (ozujak, lügender Monat, launenhaftes Wetter), April (travanj, Gras wird gepflanzt), Mai (svibanj, Bäume knospen), Juni (lipanj, die Linde blüht), Juli (srpanj, erste Ernte), August (kolovoz, die Ernte wird eingefahren), September (rujan, Zeit der Tierpaarung, Brunft), Oktober (listopad, die Blätter fallen), November (studeni, die Kälte kommt), Dezember (prozinac, Monat des Bettelns, des Bittens)

August

Wie der Juli ist auch der August einem römischen Staatsmann gewidmet – in diesem Fall Kaiser Augustus, der in diesem Monat sein erstes Konsulat begann. Den Namen Augustus erhielt der Monat im Jahre 8 v. Chr. In Vergessenheit geratene deutsche Namen sind Fruchtmond, Getreidemond, Erntemonat. Um den August wird nämlich die Getreideernte eingebracht.

Der April ist der Göttin Venus geweiht. Das Gemälde von Sandro Botticelli zeigt die „Geburt der Venus“, um 1485/86, zu bewundern in den Uffizien in Florenz.

Römische Janus-Münze um 230 v. Chr. Janus symbolisiert die Dualität in den ewigen Gesetzen, wie etwa Schöpfung-Zerstörung, Leben-Tod, Licht-Dunkelheit, Anfang-Ende, Zukunft-Vergangenheit, Links-Rechts usw. Er ist die Erkenntnis, dass alles Göttliche immer einen Gegenspieler in sich birgt. Die Gegensätze entziehen sich einer objektiven Wertung und sind weder gut noch schlecht.

September

Im Lateinischen steht septem für die Nummer 7. Der Name September deutet also darauf hin, dass dieser Monat eigentlich der siebte Monat des Jahres sein sollte. Der Grund: In einer frühen Version des römischen Kalenders stand der September wirklich an siebter Stelle, da das Jahr damals mit dem März anfing.

Im Zuge einer Kalenderreform um das Jahr 450 v. Chr. wurde dem September seine heute noch gültige Position als neunter Monat des Jahres zugeteilt, ohne jedoch den Namen „der Siebte“ zu ändern.

Im deutschsprachigen Raum wurde der September als Herbstmond oder Herbsting bezeichnet. Weitere Namen: Jagdmonat, Gerstenmond, Holzmond, Engelmond. Weitere besinnliche Namen für den Oktober waren Reisemond, Fallende-Blätter-Monat, sterbender Mond, Sterbendes-Gras-Mond.

November

Obwohl der November heute der elfte Monat ist, wurde er nach dem lateinischen Wort für die Nummer 9 benannt: novem.

Unsere deutschsprachigen Vorfahren haben auch für den November eine passende Bezeichnung erfunden: Im Herbst kommt es in Mitteleuropa vermehrt zu Nebel. Deswegen wurde der November zum Nebelmond, Nebelmonat oder Nebelung. Weitere hübsche Namen waren Schneemond, Frostmond, Eichenmond und Windmond.

Dezember

Oktober

Auch die Bezeichnung „Oktober“ ist ein historischer Irrläufer. Der Name leitet sich vom lateinischen Wort für die Nummer 8 ab: octo. Es gilt dasselbe wie für den September: Im altrömischen Kalender stand der Oktober noch an achter Stelle, heute ist er die Nummer zehn.

Im Deutschen nannte man den Oktober den Weinmond, in Anspielung auf den Zeitpunkt der Weinlese. Der Name Dezember leitet sich vom Lateinischen decem ab und bedeutet eigentlich „der Zehnte“, obwohl er jetzt der zwölfte und letzte Monat ist.

Die altdeutschen Bezeichnungen Julmond und Julmonat wurden vom Julfest abgeleitet, dem germanischen Fest zur Wintersonnenwende, das am kürzesten Tag des Jahres gefeiert wurde. Weitere romantische Namen waren Lange-Nacht-Mond, Christmonat und Heilmonat in Erinnerung an das Weihnachtsfest.

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