marie 65/ November 2021

#65 / November 2021

2,80 Euro

davon 1,40 Euro für die Verkäuferin/ den Verkäufer

Anfang und Ende „Von den letzten Dingen“ heißt die aktuelle Ausstellung von Nikolaus Walter in der Basilika in Rankweil. Die marie hat den 76-jährigen Fotografen in seinem Atelier besucht und ist auf einen Fundus voller einzigartiger Augenblicke gestoßen. Seiten 16/17 Foto: Martin Schachenhofer

MZT-Anzeige-Kultur.qxp_Layout 1 17.09.21 16:08 Seite 1

04.11. – 01.12.2021 04.11. – 01.12.2021

12.11.

Das Begräbnis der Distanz Totenrede des Philosophen Robert Pfaller Freitag, 12. November, 19 bis 20.30 Uhr Altes Hallenbad, Feldkirch

13.11.

2|

Nachtgesichter, Morgenland Morgenkonzert Samstag, 13. November, 7 bis 8.30 Uhr Altes Hallenbad, Feldkirch

19.11.

20.11.

Die h-Moll Messe von Johann Sebastian Bach Konzert und drei Predigten Freitag, 19. November, 19 bis 21.30 Uhr Montforthaus Feldkirch

#65 | November 2021

25.11.

Die Füße im Feuer Performance für Richterin, Mönch und Erzähler Donnerstag, 25. November, 19 bis 20.30 Uhr Festsaal Vorarlberger Landeskonservatorium Feldkirch

27.11.

Light Works Konzert zu einer Licht- und Schattenperformance Samstag, 27. November, 19 bis 20.30 Uhr Barockkapelle Vorarlberger Landeskonservatorium, Feldkirch

1.12.

Zum Licht Adventskonzert Mittwoch, 1. Dezember, 19.30 bis 21 Uhr Montforthaus Feldkirch

Inhalt

Editorial

4-7

Der längste Krieg Autor und Afghanistan-Experte Emran Feroz im Interview

Liebe Leserin, lieber Leser,

8-11

Mit dem Leben zufrieden Der Bizauer Georg Moosbrugger (62) blickt auf seine Kindheit als Bergbauernsohn zurück

Keine Angst. Unsere November-marie ist frei von Chatprotokollen, unmoralischen Angeboten und Unschuldsvermutungen. Mindestens so auf- und anregend finden wir nämlich den Diskussionsstoff, den uns der 12-14 „Leiden ist manchmal einfach sinnlos” Herbstwind sonst noch in die Redaktion weht: Sei es der

Philosophie-Professorin Marie-Luisa Frick im Gespräch Diskurs rund um das neue Sterbehilfe-Gesetz, dem wir

über das neue Sterbehilfe-Gesetz uns philosophisch nähern, seien es Menschen, die uns Einblick geben in ihr Schaffen – von fotografisch 14 Impressum eindrucksvollen Momentaufnahmen bis hin zu himmli15 Rätsellösungen schen Musikmomenten – oder seien es filmreife Biografien wie die der „Hundsgräfin“ und ehemaligen Geliebten 16-18 Von ersten und letzten Dingen Napoleons. Außerdem widmen wir uns dem Land, das

Fotograf Nikolaus Walter im Porträt wochenlang die internationalen Schlagzeilen beherrscht 19 Sudoku hat und nahezu wieder aus den Medien verschwunden ist: Afghanistan. Journalist Emran Feroz war neun Jahre 20-21 Behutsam eingepackt alt, als die Flugzeuge in die Türme des World Trade

Jessica Adams schreibt über ihre Trauer um ihren Centers einschlugen. Im Interview kommentiert er die

verstorbenen Bruder Geschehnisse und Entwicklungen seitdem.

22-24 Zurück ins Leben

Wie Rituale beim Abschiednehmen helfen können Das Abschiednehmen klingt in vielen unserer Geschichten an. Ja, der November lässt grüßen: leiser werden, 25 Rechenrätsel, Schachecke Nebel und Winden trotzen, wehmütig den letzten 26-27 Wie eine Hausgeburt, nur umgekehrt herabfallenden Blättern nachschauen. Und gleichzeitig

Corina Woitsche erzählt über die letzten gemeinsamen der lichtvollen Adventszeit näherkommen. Ein Songtext

Tage mit ihrer Oma aus meinen Jugendtagen kommt mir in den Sinn: „So never mind the darkness, we still can find a way ‚cause 28-29 Glücklich und gesund alt werden nothin‘ lasts forever, even a cold November rain“ („Also

Ein gemeinsames Projekt von sechs Wälder Gemeinden sorge dich nicht wegen der Dunkelheit, wir können im32-34 Einmal Himmel und zurück

mer noch einen Weg finden, denn nichts ist für immer,

Sopranistin Miriam Feuersinger und ihre besondere auch nicht der kalte Novemberregen“; 1992, „November

Verbindung zur klassischen Musik Rain“) Axl Rose und seiner Hardrock-Hymne möchte ich die Worte der Ritualbegleiterin von Seite 23 zur Seite 35 Stärkung für die Winterreise stellen: „Der Tod ist nicht der Schlusspunkt.“

Kaiserschmarren-Rezept aus Dans Probelokal 36-37 Aufstieg und Fall der „Hundsgräfin” Bleiben Sie mutig und zuversichtlich,

Die einzigartige Geschichte der Emilie Kraus herzlich, 38-39 Veranstaltungskalender

Montforthaus Feldkirch, Vorarlberger Landeskonservatorium, Palais Liechtenstein Montforthaus Feldkirch, und an Küchentischen imVorarlberger ganzen LandLandeskonservatorium, Palais Liechtenstein und an Küchentischen im ganzen Land

VOM BEENDEN BEENDEN ZUM VOM ZUM ANFANGEN ANFANGEN

Kontaktieren Sie uns

Ein Begräbnis zum Aufhören, zwei Messen über die Sehnsucht, Performances, Ausstellungen Ein Begräbnis zum Aufhören, über die Sehnsucht, Performances, Ausstellungen und ein Abschlusskonzert für zwei einenMessen guten Beginn. www.montforterzwischentoene.at und ein Abschlusskonzert für einen guten Beginn. www.montforterzwischentoene.at

marie ist Mitglied im Weltverband der Straßenzeitungen. www.insp.ngo Bezahlte Anzeige

Simone Fürnschuß-Hofer, Redakteurin

Sie haben Anregungen, Wünsche oder Beschwerden? Dann schreiben Sie uns doch einfach. marie – Die Vorarlberger Straßenzeitung, Graf-Maximilian-Straße 18, 6845 Hohenems. E-Mail: redaktion@marie-strassenzeitung.at oder Sie rufen uns an unter 0677/61538640. Internet: www.marie-strassenzeitung.at. Wir freuen uns über Ihre Zuschriften!

|3

Mittendrin in V

#65 | November 2021

„Es gibt nicht dieses eine Afghanistan, das in den letzten 20 Jahren medial reproduziert wurde. Was medial gezeigt wird, ist ein extrem verzerrtes Bild, weil es nicht repräsentativ ist.“

„WEISST DU, WIESO DIE DAS GEMACHT HABEN?“ 4|

Die Verhältnisse am Hindukusch seien zu komplex für einfache Erklärungen, oft fehle es an Differenzierung, Einbettung und afghanischer Perspektive: Der Afghanistan-Experte und Journalist Emran Feroz (30) hat sich anlässlich seines aktuellen Buches mit der marie über eurozentrische Sichtweisen und einseitige Narrative unterhalten.

Interview: Simone Fürnschuß-Hofer Fotos: privat

A

ls Kind afghanischer Eltern in Österreich aufgewachsen, beschreibt Emran Feroz in seinem aktuellen Buch „Der längste Krieg“ die Hintergründe und Gräuel des War on Terror. Facettenreich und schonungslos. Er rechnet mit heroisierenden Darstellungen ab und eröffnet neue Sichtweisen auf das Land Afghanistan und seine Menschen. Seine persönliche Auseinandersetzung mit der Heimat seiner Eltern begann am 11. September 2001, Emran Feroz war damals neun Jahre alt und ging in Innsbruck zur Schule.

Sie erzählen gleich am Anfang Ihres Buches, wie Sie am Tag nach den Anschlägen von 9/11 als Neunjähriger von der Lehrerin angefragt wurden, zu erklären „wieso die das gemacht haben“, weil „ihr doch aus Afghanistan seid“. Würden Sie sagen, das war der Zeitpunkt, der Sie zum Journalisten machte?

Emran Feroz: Rückblickend hat das sicher eine Rolle gespielt – nicht nur die Volksschullehrerin, die mich dazu aufforderte, vor versammelter Klasse im Kontext der Anschläge Afghanistan zu erklären, obwohl Osama Bin Laden nicht einmal Afghane war, auch alles andere, was seitdem passiert ist. Die ganze Medienberichterstattung, die vielen Formen und Facetten des Diskurses haben dazu beigetragen, dass ich heute das mache, was ich mache. Bis zu den Anschlägen kannte das Land ja niemand. Wir waren auch die einzige afghanische Familie in meinem Umkreis. Vielen war Afghanistan zwar fremd, aber es war bis dahin nicht negativ konnotiert.

verschrieben habe und gerne ausländische Besatzer bekämpfe. Man muss sich bewusst machen, welche Bedeutung dabei auch der Zeit vor den Terroranschlägen 2001 bzw. der Zeit des „Kalten Krieges“ zukommt: 1979 wurde der Einmarsch sowjetischer Truppen zwar in zahlreichen Ländern, allen voran in westlichen, verurteilt und alles, was die Jahre darauf erfolgte, in der medienpolitischen Blase im Westen eindeutig kritisiert, aber im Grunde ging es nie um Afghanistan, sondern immer nur um eigene politische Interessen und den Kampf gegen das Feindbild Sowjetunion. Dann befand man sich plötzlich selbst in dieser misslichen Situation, angesichts der Kriegserklärung von 2001 rechtfertigen zu müssen, was man früher verurteilt hatte. Diese Rechtfertigung ist nur deshalb so gut gelungen, weil man die Terroranschläge sofort mit Afghanistan in Verbindung brachte – obwohl kein Afghane daran beteiligt war und auch andere Details untergingen.

Wie haben Sie die Ereignisse als Kind erlebt?

Es war eine merkwürdige Erfahrung, die mich psychisch sehr stark belastet hat. Ich selbst kannte ja auch nur Österreich, Innsbruck, und konnte bis zu dem Zeitpunkt mit Afghanistan nicht viel anfangen.

Aber ich wusste, dass meine Wurzeln dort liegen, dass ich eine der Landessprachen spreche, dass ich dort Verwandtschaft habe und aufgrund dieser Verbindungen entstand – gewollt oder ungewollt – eine Nähe und damit verbunden ein Gefühl von Angst und Sorge.

Wenn es ein illegaler Angriffskrieg war, den Amerika unter dem Banner „War on Terror“ ausgerufen hat, worum ging es dem Westen denn dann?

George W. Bush und seinen Kumpanen ging es vor allem um Rache und ein neues, ideologisches Feindbild, um den „War on Terror“ zu rechtfertigen. Dies hat man vehement durchgesetzt. Verhandlungsangebote seitens der gestürzten Taliban wurden bewusst ignoriert, denn man wollte den Krieg. Natürlich war dieses Vorhaben auch mit den Interessen des militärisch-industriellen Komplexes in Washington verknüpft. Der Krieg in Afghanistan wurde zur Goldgrube für die US-Rüstung.

Sie waren bisher mehrmals in Afghanistan?

Ja, oft und regelmäßig, vor allem seit 2014 für Berichte im Rahmen meiner journalistischen Tätigkeit.

In Ihrer Berichterstattung ist es Ihr Anspruch, der Komplexität der Geschichte und Gesellschaft in Afghanistan gerecht zu werden. Westlichen Beobachter:innen werfen Sie eine eurozentrische Brille vor, die falsche Narrative kreiere. An welcher Erzählung leidet Afghanistan ganz besonders?

An verschiedenen Narrativen, die in den letzten Jahrzehnten immer wieder reproduziert wurden. Vielleicht das bekannteste ist jenes des „Friedhofs der Supermächte“. Mit dieser Erzählung wird meist impliziert, dass die Afghanen ein widerstandsfähiges, kriegerisches Volk seien, das sich einer Kriegerkultur

Also auch das propagierte Vorhaben des „Demokratieprojekts Afghanistan“ ein von vornherein scheinheiliges?

Ich denke, man hat es von Anfang an nicht wirklich aufrichtig gemeint. Nicht nur, dass man sich mit den falschen Leuten im Land verbündet hat, auch mit sich selbst war man unaufrichtig und hat viel dazu beigetragen, Demokratie und Rechtstaatlichkeit auszuhöhlen. Der Drohnenkrieg, der als „präzise“ verkauft wurde und das genaue Gegenteil bewirkte, nämlich Tausende zivile Opfer, ist dafür ein exemplarisches Beispiel: Auf der einen Seite schmückt man sich, die Todesstrafe abgeschafft zu haben, auf der anderen Seite werden extralegal Hinrichtungen praktiziert. >>

|5

Die Ermächtigung der Taliban, so schreiben Sie in Ihrem Buch, ist auf die Kriegsführung der Amerikaner zurückzuführen.

Ja. Was Ende 2001 passiert ist, war einer der fundamentalsten Fehler: Da sind westliche Akteure einmarschiert, die sich einerseits mit Menschenrechtsverbrechern verbündet haben, um eine neue Regierung zu gründen und dabei andrerseits die massiv geschwächten und verhandlungsbereiten Taliban von allen Gesprächen ausgeschlossen haben. Das hat dazu geführt, dass sich die Taliban neu formieren und aufstellen konnten. Und weil zusätzlich die NATO-Sicherheitskräfte zur Radikalisierung in Regionen beitrugen, die zuvor komplett talibanfrei waren, ging das umso einfacher.

Die NATO? Wie darf man das verstehen?

Man hat sich den Feind wiedergeschaffen, weil der „War on Terror” hauptsächlich Zivilisten traf. Hier im Westen wollte man uns weismachen, dass man mit bewaffneten Drohnen die Terroristen ausschaltet, dabei können Drohnenpiloten weder Kinder von Erwachsenen noch Soldaten von Zivilisten unterscheiden. So hat man die Menschen durch die vielen zivilen Opfer, die sie zu beklagen hatten, durch Folter, Mord und nie geahndete Massaker in die Arme der Radikalisierung getrieben. Jetzt ist eine Talibanregierung an der Macht, von der zwei Regierungsmänner zu einem brutalen Zweig der Gruppierung gehören und in den letzten zwei Jahrzehnten mehrfach durch Drohnenangriffe für tot erklärt wurden, bis sie jedes

Mal wieder lebendig auftauchten. Nie hat man die Frage gestellt, wer denn an deren Stelle getötet wurde.

Sie weisen in ihren Artikeln auch immer wieder auf das Stadt-Land-Gefälle hin und kritisieren pauschalisierende Afghanistan-Porträts.

Richtig. Es gibt nicht dieses eine Afghanistan, das in den letzten 20 Jahren medial reproduziert wurde.

Was medial gezeigt wird, ist ein extrem verzerrtes Bild, weil es nicht repräsentativ ist. Wenn man zum Beispiel eine intellektuelle Künstlerin aus Kabul zeigt, die erfolgreich war und jetzt flüchten musste, fehlt die Kontextualisierung. Es ist einfach nicht ehrlich, wenn man nicht dazusagt, dass es sich dabei um einen ganz spezifischen Stadtteil von Kabul handelt, wo sich eine urbane Elite herangebildet hat. Oft reichen zwanzig Minuten Autofahrt, um einen anderen Alltag zu erleben. Selbst innerhalb von Großstädten wie Kabul.

Ist es das, was Sie auch mit eurozentrischer Haltung meinen? Oder anders gefragt: Woran lässt sich diese festmachen?

Viele Beobachter:innen in westlichen Staaten suchen etwas in Ländern wie Afghanistan, mit dem sich identifizieren können und heben das dann entsprechend hervor. Ein gutes Beispiel sind die Bilder der Minirock tragenden Frauen aus den 70er Jahren. Da könnte man sich denken, damals war doch alles superliberal, die waren doch eigentlich wie wir...

Stimmt. ...und jetzt sind sie nicht mehr wie wir. Der Kontrast dazu ist die Burka tragende Frau. Der Punkt ist, dass auch hier der Kontext fehlt, dass auch die Bilder der 60er und 70er eine Stadt-Elite zeigen und nicht die Mehrheit. Auch aus den 80ern gibt es Fotos von rauchenden Student:innen aus der kommunistisch regierten Zeit. Seitens linker Beobachter wird dann nur allzu gerne versucht, die Zeit vor den Amerikanern als gut zu verklären, gerade so, als wäre alles eine progressive Demokratie gewesen. Dabei gab es auch damals Frauen, die vom Regime drangsaliert wurden, im Gefängnis saßen, gefoltert und getötet wurden. Je nachdem, welchem Spektrum man sich zuordnet, so unterschiedlich fallen dann halt die Analysen aus.

Werden Sie wegen ihres Buches und Ihrer Artikel angefeindet?

Eher erreichen mich positive Reaktionen. Es gibt das Bedürfnis, zu verstehen, weil man sich bewusst geworden ist, dass viele Erzählungen falsch waren.

Emran Feroz, 1991 in Innsbruck geboren, arbeitet als freier Journalist mit Fokus auf Nahost und Zentralasien, unter anderem für Die Zeit, taz, Al Jazeera und die New York Times. Feroz ist Gründer von „Drone Memorial" (www.dronememorial.com, virtuelle Gedenkstätte für zivile Drohnenopfer) und Concordia-Preisträger in der Kategorie Menschlichkeit.

Ein leiser Pessimismus erreichte mich auch als Leserin Ihres Buches. Dennoch gibt es Hoffnungsschimmer, beispielsweise angesichts der von ihnen skizzierten Bewegungen „von unten“. Wie sehen Sie das unter den aktuellen Eindrücken?

Ich verstehe, dass man bei der Lektüre pessimistisch werden kann, aber ich denke, dass genau diese Graswurzelbewegungen Hoffnung geben dürfen. Auch in diesen Tagen, auch unter dem Talibanregime, werden es diese Bewegungen sein, die den Akteuren an der Macht die Stirn bieten, während sie gleichzeitig konstruktiv ihre Arbeit in den verschiedenen Feldern wie zum Beispiel im Bereich der Bildung durchsetzen. Ich glaube, dass auf dieser Ebene der Bürger:innen bereits viel Dialog, Aufarbeitung und Versöhnung stattgefunden hat. Am Ende wird es auch diese Ebene sein, die hoffentlich das Ruder zur Gestaltung des Landes übernehmen wird.

Wir danken für das Gespräch.

Und wie geht es Ihnen ganz persönlich mit der aktuellen Situation?

Viele Freunde, Verwandte und Kollegen leben in Afghanistan und viele von ihnen wollten im August und September auch aus dem Land raus. Wenn man es dann nicht schafft zu helfen, wenn man sich irgendwann eingestehen muss, dass man nichts mehr machen kann, ist das schon sehr belastend.

Was erzählen Ihnen Ihre Freunde aus Afghanistan?

Ich nehme einen breiten Pessimismus wahr. Die Leute verhalten sich unterschiedlich. Die Ortskraft versteckt sich, Studenten werden nicht drangsaliert, aber keiner weiß, wie es weitergeht.

Es steht ein harter Winter bevor, eine humanitäre Katastrophe.

Ohne ausländische Gelder werden viele Menschen nicht überleben können. Deshalb versuchen immer noch viele, das Land zu verlassen.

|7

Aktuelles Buch und Spiegel-Bestseller: „Der längste Krieg: 20 Jahre War on Terror“ (Westend Verlag)

Wie geht´s weiter?

Kostenlose Rechtsberatung bei Trennung & Scheidung Bezirksgericht Feldkirch Bezirksgericht Bregenz Dienstag 10:00 - 12:00 Uhr Dienstag 8:30 - 10:30 Uhr Ohne Voranmeldung möglich! info@efz.at www.efz.at +43 5522 74139 Bezahlte Anzeige

Mit freundlicher Unterstützung von

.com/eheundfamilienzentrum

Ein weiteres Narrativ ist das der „westlichen Befreier“, die den Frauen zu mehr Rechten verholfen haben. Auch das eine Mär?

Das ist eine sehr beliebte Erzählung, die auch in diesen Tagen immer wieder aufgerollt wird. Abgesehen von den massiven militärischen Operationen seitens der Amerikaner, die nicht nur afghanische Männer, sondern auch Frauen getötet haben, ist die Annahme grundlegend falsch, dass die Regierungsbildung, auf die man sich 2001 fokussiert hat, eine von progressiven Demokraten war. Viel eher haben sich die Amerikaner und die NATO mit brutalen Kriegsverbrechern und fragwürdigen Persönlichkeiten verbündet. Mit Warlords und bekannten Drogenbaronen, die in den 90er Jahren zahlreiche Menschenrechtsverletzungen begangen haben und sehr frauenfeindlich eingestellt waren. Also jene, die Frauen massakriert und vergewaltigt haben, sollten plötzlich die Guten sein, nur, weil sie auch zufällig gegen die Taliban waren.

6|

#65 | November 2021

Emran Feroz bei den „Neuen Spielräumen“ am Spielboden in Dornbirn: 18.11.2021, 19:30 Uhr „Afghanistan nach dem Sieg der Taliban“ Vortrag und Diskussion

VIEW

TIPP

Mittendrin in V

Mittendrin in V

#65 | November 2021

Mit dem Leben zufrieden Georg Moosbrugger hat in seiner Großfamilie vor allem

Die Kindheit von Georg Moosbrugger aus Bizau würde man aus heutiger Sicht nicht unbedingt als schön bezeichnen. Im Gegenteil. Das sieht der heute 62-Jährige aber ganz anders. Über sein Aufwachsen als Bergbauernsohn hat er nun ein Buch geschrieben. Er nimmt die marie auf eine Reise in seine Vergangenheit.

gelernt, was Zusammenhalt und Miteinander bedeuten.

Text: Frank Andres Fotos: privat, Frank Andres

Links: Georgs ältere Geschwister Marlis, Josef, Katharina, Alois und Maria mit Mama Theresia zu Besuch auf Fegg Unten: Mama und Däta am Tag ihrer Hochzeit

Oben: Georg Moosbrugger in jungen Jahren.

Rechts: Erste Klasse Gymnasium – eine Bubenmeute aus ganz Vorarlberg

8|

G

eorg Moosbrugger ist mit sich und der Welt zufrieden. Er sitzt in der guten Stube mit Kachelofen und lässt seinen Blick aus dem Fenster schweifen. Seit eineinhalb Jahren ist er in Pension. Er war davor Hauptschul- und Sonderschullehrer, Schreiner und neun Jahre Bürgermeister in Langenegg. Während der Corona-Zeit habe er viel Zeit gehabt, um nachzudenken. Vor allem darüber, was er in Zukunft machen will. Dabei sei die Idee entstanden, ein Buch über seine Kindheit zu schreiben. Für seine Kinder und Enkel, wie er sagt. Der heute 62-jährige, dreifache Familienvater beginnt zu erzählen und nimmt uns mit in eine scheinbar längst vergangene Zeit.

Immer nur „schaffa“

Georg Moosbrugger, Jahrgang 1958, wuchs gemeinsam mit sieben Geschwistern in Bizau auf. Sein Vater Jakob war Bergbauer. Die Lebensverhältnisse waren bescheiden. „Bei uns gab es nur ‚schaffa‘.

Heute würde man Kinderarbeit dazu sagen. Ich habe es aber nie als solche aufgefasst“, betont er.

Bereits mit sieben Jahren hieß es für Klein-Georg um 5.30 Uhr Tagwache. Täglich. Danach ging es in den Stall. Nach getaner Arbeit gab es als Stärkung Riebel aus der Pfanne. Danach folgte der Gottesdienst in der Kirche und dann ging es in die Schule. Die Wegstrecke: drei Kilometer. Nach dem Unterricht hieß es aber nicht ausruhen, sondern wieder arbeiten. Bis zum Abend. „Freizeit hatten wir eigentlich keine“, gibt er offen zu. Mitschüler, deren Eltern Handwerker waren, hatten es leichter. „Die konnten zu Hause ausruhen und im Winter skifahren gehen.“ Georg Moosbrugger schnallte stattdessen einen Schlitten auf den Rücken, stapfte im Schnee auf das Vorsäß, lud eine Fuhr Heu auf und transportierte das Futter für die Tiere ins Tal. Das sei ihm aber nicht negativ in Erinnerung geblieben. „Ich bin mit den Dingen, die damals passiert sind, im Reinen.“

Gefühl, gebraucht zu werden

Haupterzieherin im Hause Moosbrugger war Georgs Mutter Theresia. Der Vater arbeitete den ganzen Tag außer Haus. Die Aufgaben für die Kinder waren klar verteilt. Vom Geschirr­ abwaschen, übers Abtrocknen bis zum Milchholen. Da gab es keine großen Diskussionen. „Wenn du blöd geredet hast, gab es mit der Kelle einen auf die Finger“, erinnert sich Georg Moosbrugger. Das sei aber auch die einzige Form von körperlicher Gewalt gewesen, die er erfahren habe. „Das gehörte dazu und war nach meinem Empfinden nicht negativ.“ Er sehe es heute als Geschenk an, als Kind Aufgaben zugeteilt bekommen zu haben. „Du hast Erfolgserlebnisse und kommst nicht vor lauter Langweile auf blöde Gedanken. Ich war zum Beispiel zuständig, dass das Mutterschwein und seine 15 Ferkel überleben.“ Und bereits mit acht Jahren durfte Georg Moosbrugger auch zum ersten mal Traktor fahren. „Das hat mich richtig stolz gemacht. Ich hatte das Gefühl, dass man mich braucht.“ Er habe in seiner Großfamilie vor allem gelernt, was Zusammenhalt und Miteinander bedeuten. „Es war ein tolles Gefühl, wenn wir er es geschafft haben, die letzte Fuhr Heu vor dem Gewitter ins Trockene zu bringen“, erzählt er.

|9

Prägende Schulzeit

Die Schulzeit prägte das weitere Leben von Georg Moosbrugger nachhaltig. In den ersten zwei Jahren hatte er eine Lehrerin. Jung, liebevoll und schneidig sei sie gewesen. Er könne sich noch gut daran erinnern, wie er die ersten Buchstaben gelernt, daraus Wörter geformt und zu lesen begonnen habe.

Doch in der dritten und vierten Klasse bekam Georg Moosbrugger einen Lehrer. Er war extrem gewalttätig. „Wenn du beim Lesen einen Fehler gemacht hast, gab er dir mit einem Rohrstock einen auf die Finger, zog dich an den Nackenhaaren oder du musstest auf einem Holzscheit knien, bis dir die Tränen kamen. Es war pure Gewalt“, sagt der heute 62-Jährige, der trotzdem später selbst Lehrer geworden ist.

Zum ersten Mal in der Stadt

Mit zehn Jahren kam Georg Moosbrugger nach Bregenz ins Marianum, einem Buben-Gymnasium. Und er war in der Stadt völlig überfordert. Er sah zum ersten Mal Häuser, die größer waren als ein Bauernhof. Und im Unterschied zu seinem Heimatdorf Bizau wimmelte es in Bregenz von Straßen.

Eine Begebenheit ist ihm dabei in diesem Zusammenhang ganz besonders in Erinnerung geblieben. „Zusammen mit >>

Mittendrin in V

„

#65 | November 2021

Das Handy ruft in vielen Kindern das Gefühl hervor, zu den Verlierern zu gehören. Diesen Druck hatten wir damals in unserer medienlosen Zeit in keinster Weise. Dafür bin ich sehr dankbar.

Oben Mitte: Däta als junger Fuhrmann auf der Dorfstraße Oben: Die drei großen Schwestern Marlis, Katharina und Maria mit ihren kleinen Brüdern auf „Schwanoweords Hostatt” Oben: Mama, Josef, Marlis und Ihne mit Helfer vor einem formschönen Heuschochen am Gopf Links: „Die klinno Zwio” – Richard und Georg

10 |

einem Mitschüler musste ich ins Marianum, um eine Aufnahmeprüfung zu machen. Wir haben uns nicht ausgekannt und sind einfach den Menschen auf der Straße nachgelaufen.

Dann kamen wir schließlich bei einem großen Haus an. Dort standen viele Menschen in weißer Kleidung und ich fragte: „Ist das das Marianum?“ Wie sich herausstellte, war das ein großer Irrtum. Wir standen vor dem Krankenhaus. Ich fing an zu weinen.“

Zwei Welten

In der Anfangszeit im Internat war Georg Moosbrugger völlig überfordert. Da prallten für ihn gänzlich unterschiedliche Welten aufeinander. Auf der einen Seite gab es Unternehmer-Kinder, die im Sommer nach Amerika in den Urlaub geflogen sind und auf der anderen Seite ihn, den Bergbauernsohn, der nach der Zeugnisverteilung nach Hause in den Bregenzerwald gefahren ist und bei der Heuernte geholfen hat. „Es war einfach schwierig, mich zurechtzufinden. Ich hatte schreckliches Heimweg. Für mich war jahrelang alles viel zu groß.“ Mit der Zeit legte sich dieses Unbehagen. Er zog das Gymnasium bis zur Matura durch.

Gehorsam als oberster Wert

Seine Kindheit, so sagt Georg Moosbrugger heute, sei durch die Erwachsenenwelt bzw. die bäuerliche Gesellschaft klar geregelt gewesen. „Gehorsam war der oberste Wert. Das ist heute vielfach nicht mehr der Fall. Da geht es vielmehr um Selbstverwirklichung“, betont er. Die Klarheit und Beschei-

denheit in seiner Kindheit schätze er noch heute. „Wenn du so aufwächst, dann bist du auch schneller zufrieden“, ist er überzeugt. Heute jung bzw. Kind zu sein, sei viel schwieriger wie früher. „Wenn du einen Beruf oder ein Studium wählen sollst, dann ist die Auswahl schier unerschöpflich. Bei mir war das ganz einfach. Mit zehn Jahren gab es die Wahl, entweder in ein Gymnasium zu gehen oder eine Oberstufe zu besuchen und danach Handwerker zu werden. Ich möchte bei der heutigen Fülle von Angeboten nicht mehr jung sein. Ich wäre völlig überfordert“, gibt er offen zu. Aus seiner jahrzehntelangen Berufserfahrung wisse er zudem, wie sehr Kinder heute unter dem Druck der sozialen Medien leiden würden. Wo einerseits jeder Fehler, jede Schwäche in Sekundenschnelle einer breiten Öffentlichkeit preisgegeben und andererseits hohe Ideale hinsichtlich Aussehen oder Auftreten für selbstverständlich dargestellt würden. „Das Handy ruft in vielen Kindern das Gefühl hervor, zu den Verlierern zu gehören. Diesen Druck hatten wir damals in unserer medienlosen Zeit in keinster Weise. Dafür bin ich sehr dankbar.“

Nichts versäumt

Das Gefühl etwas nachholen zu müssen, habe er nie gehabt.

Sein jüngerer Bruder, der ebenfalls das Marianum besucht hatte und danach studieren ging, reiste beruflich nach Australien und Afrika. „Viele haben ihn besucht. Ich bin ihm kein einziges Mal nachgereist. Ich war mit meinem Leben zufrieden.“ Statt auf große Reise zu gehen, kehrte Georg Moosbrugger nach der Lehrer-Ausbildung in seine Heimat

zurück. „Es war nach den Erfahrungen im Internat klar, dass ich zurück in den Bregenzerwald will. Ich wollte dort unterrichten, wo ich mit meinen Schülern in deren Muttersprache reden kann.“ Aber so ganz ohne Änderungen ist das Leben von Georg Moosbrugger aber dann doch nicht verlaufen. Mit 40 Jahren hängte er seinen Lehrberuf an den Nagel. Er erfüllte sich einen Kindheitstraum und wurde Schreiner. Er ging nach England, um dort die Sprache zu lernen und lief einen Marathon. Da war er 45 Jahre alt. Mit 47 wurde er Bürgermeister in Langenegg, der Heimatgemeinde seiner Frau Erika. Er blieb es neun Jahre.

Keine Langeweile

Mit 62 Jahren fühlt sich Georg Moosbrugger noch zu jung und vor allem zu fit, um sich auf sein Altenteil zu setzen.

Auch wenn er, wie er selbst betont, stundenlang dem Müßiggang frönen und einfach nur dasitzen könne. Und er hat auch schon Pläne. „Ich will wahrscheinlich noch ein Buch schreiben. Da soll es um mein geistiges Vermächtnis gehen. Um das, was ich erlebt habe. Das ist aber noch zu früh.“ Bis dahin, so viel scheint klar, wird es eines bei Georg Moosbrugger sicherlich nicht geben: Langeweile.

“

| 11

Das Buch: Georg Moosbrugger: Heimat auf Zeit – Geschichten meiner Heimat 152 Seiten 25 Euro ISBN: 978-3754312704

„Wir KINDER VORarlbergs!“ ... heißt eine Initiative zum 70. Geburtstag des Vorarlberger Kinderdorfes. Unter großer Einbeziehung der Bevölkerung soll vor allem eines erreicht werden: Kinder und ihre Bedürfnisse in den Fokus zu stellen. 70 Persönlichkeiten – querbeet durch alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens – erzählen, wer ihnen in ihrer Kindheit Perspektiven geschenkt und so ihren Werdegang geprägt hat. Den Worten sollen auch Taten bzw. konkrete Projekte folgen, die neue Chancen für Kinder eröffnen. Mit der Bewegung ruft das Vorarlberger Kinderdorf dazu auf, sich gemeinsam stark für Kinder zu machen – für ein kindgerechtes Vorarlberg und eine Zukunft, die so bunt ist wie der Blick durch ein Kaleidoskop.

Jede:r kann unter dem Motto „Kinder vor!“ zum/r Perspektivengeber:in werden: kinder-vor@voki.at, 05574 499 201 Blog mit Geschichten und Projekten: www.wir-kinder-vorarlbergs.at Alle Infos: www.vorarlberger-kinderdorf.at

Mittendrin in V

#65 | November 2021

LEIDEN IST MANCHMAL EINFACH SINNLOS

Die Grundfragen des Lebens und des Sterbens gehen uns alle an und sind keine Domäne der Religionen.

12 |

Marie-Luisa Frick ist Professorin am Institut für Philosophie in Innsbruck. Die marie sprach mit der gebürtigen Osttirolerin über das neue Sterbehilfe-Gesetz, die Rolle der Kirche dabei und ob sie sich vorstellen kann, selbst aktive Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen.

Interview: Frank Andres, Foto: Andreas Friedle

Mit 1. Jänner 2022 kippt der Verfassungsgerichtshof den Strafbestand der „Hilfeleistung zum Selbstmord“. Wie sehr hat Sie dieses Urteil überrascht?

Marie-Luisa Frick: Der Paragraph 78, Mitwirkung am Selbstmord, stand schon lange aus rechts-ethischer, rechtsphilosophischer Sicht in der Kritik. Mich hat das Urteil deshalb nicht überrascht. Das absolute Verbot der Mitwirkung am Suizid war wirklich eine problematische Bestimmung in unserem Strafgesetzbuch und nicht vereinbar mit unserer liberalen Demokratie. Der Gesetzgeber darf aber weiterhin Handlungen unter Strafe stellen, wo Menschen dazu verleitet bzw. manipuliert werden, sich selbst zu töten.

Das ist klar. Wenn aber jemand den aufgeklärten Wunsch hat, unter Mitwirkung eines anderen aus dem Leben zu scheiden, dann sollte das Strafrecht schweigen. Deshalb ist das Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofes in meinen Augen richtig.

Welche Rolle hat die Kirche in diesem ethischen Diskurs gespielt?

Aus der Sicht vieler Religionen ist die Selbsttötung nicht legitim. Wir sind aber kein Religions-, sondern ein säkularer Staat. Das Recht muss daher nicht Rücksicht darauf nehmen, was eine noch so große und einflussreiche Religionsgemeinschaft für richtig hält.

Die Regierung hat aus Anlass des Erkenntnisses des Verfassungsgerichtshofes ein „Dialogforum“ eingerichtet.

Da waren die Vertreter der Religions-

gemeinschaften deutlich überrepräsentiert. Die Zeit drängt, denn am 1. Jänner wird die betreffende Bestimmung schlichtweg außer Kraft treten. Es ist aber fast typisch österreichisch, dass man sich bei solchen Dingen bis zum Schluss Zeit lässt.

Bis auf die Ankündigung, dass das neue Sterbehilfe-Gesetz mit 1. Jänner in Kraft tritt, herrschte lange Zeit Funkstille.

Man hatte das Gefühl, das Thema sollte totgeschwiegen werden. Täuscht dieser Eindruck?

Ich bin auch der Meinung, dass die öffentliche Debatte bisher viel zu kurz gekommen ist. Viele Experten waren bei den Diskussionen nicht mit am Tisch. Da meine ich vor allem die philosophischen Ethiker, die im Unterschied zu Juristen und Theologen im „Dialogforum“ der Regierung so gut wie nicht vertreten waren. Das ist schade, weil Philosophen versuchen, diese Fragen möglichst ohne Ideologie zu klären und auch zwischen verschiedenen Standpunkten vermitteln können. Für pluralistische Gesellschaften ist die Philosophie daher die Disziplin, die hier am meisten anzubieten hat. Die Grundfragen des Lebens und des Sterbens gehen uns alle an und sind keine Domäne der Religionen.

In der Schweiz und in den Niederlanden ist der assistierte Suizid schon seit langem legal. Warum hat sich Österreich in dieser Frage bislang so schwergetan?

Es gab bei uns keine Lobby von Men-

Marie-Luisa Frick, Jahrgang 1983, ist habilitierte Philosophin und arbeitet als Assoziierte Professorin am Institut für Philosophie an der Universität Innsbruck.

Mehr Infos unter marieluisafrick.net schen, die sich dafür ausgesprochen haben. Nur die Gegner einer Liberalisierung, allen voran die katholische Kirche, haben ihre Lobby-Arbeit gemacht.

Es fehlte die Dynamik einer breiten Bevölkerung, die sich dagegengestemmt hat. Man nimmt halt oft Dinge einfach schweigend hin, auch wenn viele Menschen insgeheim der Meinung waren, dass das bisherige Gesetz zu weit geht.

Es gibt ähnliche Diskrepanzen etwa beim Suchtmittelgesetz. Da würden auch viele sagen, es sei unverhältnismäßig, Cannabis-Konsumenten mit dem Strafrecht zu behelligen. Und trotzdem gehen sie dafür nicht akkordiert auf die Straße. Man sollte daher immer im Kopf behalten, dass laute Lobbys nicht immer die meisten Menschen hinter sich haben.

leisten. Das gilt auch für Ärzte. Ihr ethisches Dilemma lässt sich aber eingrenzen. Der Kernsatz des hippokratischen Eides verpflichtet Ärzte dazu, dem Patienten nicht zu schaden. Was ein Schaden ist, kann man durchaus unterschiedlich betrachten. Ist es ein Schaden, einen zum Suizid entschlossenen Menschen allein zu lassen? Ist es ein Schaden, jemanden nicht aufzuklären, wie man sich möglichst schmerzfrei und schnell aus dem Leben bringt?

Oder ist es ein größerer Schaden, wenn Menschen selbst mit Giftstoffen experimentieren oder sonst auf grausame Weise aus dem Leben scheiden? Ein Arzt könnte auch sagen, es ist zum Vorteil und zum Wohl meines Patienten, wenn ich ihn gut berate und ihn wirklich bis zum Schluss begleite.

Ein Arzt verpflichtet sich durch den hippokratischen Eid zum Erhalt des Lebens. Was aber passiert, wenn ein todkranker Patient seinen Arzt bittet, ihn beim Suizid zu helfen?

Es kann niemand gezwungen werden, bei einem suizidwilligen Menschen irgendeine Form der Mitwirkung zu

Die Zahl der assistierten Suizide hat sich laut Institut für Medizinische Anthropologie in der Schweiz mit 1176 Fällen im Jahr 2018 gegenüber 2010 mehr als verdreifacht. Macht diese Entwicklung nicht nachdenklich?

Die Gefahr besteht immer: Man führt etwas mit einem guten Grundsatz bzw.

Gedanken ein und es kommt etwas Schlechtes heraus. Das meint auch das Schiefe-Bahn-Argument.

Natürlich muss man einer solchen Entwicklung vorbeugen und darf sie nicht auf die leichte Schulter nehmen. Es gilt aufzupassen, dass es nicht zu einer Dynamik kommt, die sich niemand wünscht.

Dass zum Beispiel Angehörige Druck auf Hochbetagte ausüben, aus dem Leben zu scheiden. Im Zusammenhang mit den steigenden Zahlen beim assistierten Suizid muss man auch die gleichzeitig steigende Zahl von älteren Menschen in unserer Gesellschaft berücksichtigen. Wir wissen, dass das Alter ein Lebenszeitraum ist, wo man häufig von vielseitigen Beschwerden geplagt wird. Das Alter ist nicht per se ein Segen. Es ist ein Glück, wenn man möglichst gesund altern kann. Wenn das Leben aber zu einer unerträglichen Last wird, muss die Möglichkeit bestehen, selbst zu entscheiden, ob jemand seinem Leben ein Ende setzen und dabei andere Menschen an seiner Seite will. Mit dem Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofes werden Beistand leistende Angehörige oder beraten- >>

| 13

Mittendrin in V

#65 | November 2021

Impressum

Wenn jemand den aufgeklärten Wunsch hat, unter Mitwirkung eines anderen aus dem Leben zu scheiden, dann sollte das Strafrecht schweigen.

14 |

de Ärzte nicht mehr der Strafbarkeit ausgesetzt. Das ist wichtig zur Enttabuisierung des Sterbens in unserer Gesellschaft.

Wie kann einem möglichen Missbrauch wirksam vorgebeugt werden? Was müsste aus ihrer Sicht dringend geregelt werden?

Ich habe kein konkretes Modell anzubieten, aber es lohnt sich, in andere Länder zu blicken, wo assistierter Suizid legal ist, jedoch strenge Kontrollverfahren vorgesehen sind. Konkret denke ich an den US-Bundesstaat Vermont. Man muss sich sicher genau anschauen, ob insbesondere Personen in sehr hohem Lebensalter kognitiv in der Lage sind, so etwas zu entscheiden. Eine amtsärztliche Untersuchung vorzuschreiben könnte hier sinnvoll sein, ebenso eine notariell beglaubigte Erklärung, aus der hervorgeht, dass man genau auf diese Weise und mit diesen Personen oder Dienstleistern aus dem Leben scheiden will. In heiklen Fällen wird es vielleicht auch Ethikkommissionen brauchen, ähnlich wie bei schwierigen Entscheidungen in Kliniken oder Spitälern. Was jedoch nicht geschehen darf, ist, dass Suizidwillige prinzipiell umgestimmt werden sollen, weil andere sich anmaßen zu wissen, was das Beste für jeden ist.

Zum Abschluss noch eine persönliche Frage: Können sie sich vorstellen, selbst aktive Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen?

Ja. Es ist ein Trost zu wissen, dass es so etwas in manchen Ländern bereits gibt.

Es entlastet, wenn man weiß, dass man bei einer terminalen (Anm: lateinisch „todgeweiht“) Diagnose nicht alles bis zum Ende durchstehen muss. Leiden hat nicht immer einen Sinn. Manchmal ist es einfach sinnlos.

Sterbehilfe-Gesetz Die Regierung hat sich am 23. Oktober auf eine gesetzliche Neuregelung der Sterbehilfe in Österreich geeinigt. Wer Beihilfe zum Suizid in Anspruch nehmen will, kann ab 2022 eine Sterbeverfügung errichten – ähnlich der Patientenverfügung. Der Zugang ist auf dauerhaft schwerkranke oder unheilbar kranke Personen beschränkt. Explizit ausgeschlossen sind Minderjährige. In Apotheken wird ein letales Präparat erhältlich sein. Notwendig, um eine Sterbeverfügung (bei Notaren oder Patientenanwälten) zu errichten, ist die Aufklärung durch zwei Ärztinnen und Ärzte. Einer davon muss über eine palliative Qualifikation verfügen. Auch die Entscheidungsfähigkeit der sterbewilligen Person muss ärztlich bestätigt werden.

Zweifelt dabei ein Arzt, so muss zusätzlich ein Psychiater oder Psychologe beigezogen werden. Auch ist vor der Errichtung der Verfügung eine Frist von zwölf Wochen einzuhalten.

Ziel ist die Überwindung von akuten Krisenphasen. Sollten Personen allerdings nur eine sehr geringe Zeit (etwa wenige Wochen) zu leben haben, dann verkürzt sich diese Frist auf zwei Wochen.

Grundlegende Richtung Die Straßenzeitung marie versteht sich als Sprachrohr für die Anliegen von Randgruppen unserer Gesellschaft. marie ist ein Angebot zur Selbsthilfe für Menschen an oder unter der Armutsgrenze, die ihren Lebensmittelpunkt in Vorarlberg haben. Ziel ist die Förderung des Miteinanders von Menschen am Rande der Gesellschaft und der Mehrheitsgesellschaft.

Die Hälfte des Verkaufspreises von 2,80 Euro verbleibt den Verkäufern. marie ist ein parteiunabhängiges, soziales und nicht auf Gewinn ausgerichtetes Projekt.

Redaktion marie – Die Vorarlberger Straßenzeitung, Graf-Maximilian-Straße 18, 6845 Hohenems, Telefon: 0677 61538640, eMail: redaktion@marie-strassenzeitung.at, Internet: www.marie-strassenzeitung.at Redaktion: Frank Andres, Simone Fürnschuß-Hofer MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: Jessica Adams, Daniela Egger, Daniel Furxer, Guntram Gärtner, Christine Mennel, Daniel Mutschlechner, Gerhard Thoma, Corina Woitsche Zeitungsausgabestellen: Dornbirn: Kaplan Bonetti Sozialwerke, Kaplan-Bonetti-Straße 1, Montag, Mittwoch und Freitag von 8 bis 9 Uhr Bregenz: dowas, Sandgrubenweg 4, Montag und Donnerstag 8.30 bis 10.30 h Feldkirch: Caritas-Café, Wohlwendstraße 1, Montag bis Freitag 8.30 bis 14 h Bludenz: do it yourself, Kasernplatz 5-7/3b, Montag und Mittwoch 14 bis 16 h

Zia Malikzai (34) ...

LÖSUNGEN

... kam als Flüchtling aus Afghanistan nach Österreich. Seit August 2020 hat er die Rot-Weiß-Rot-Karte. Doch seine Familie lebt noch immer im von den radikal-islamistischen Taliban regierten Land. Am 28.

Dezember hat seine Frau einen Termin in der österreichischen Botschaft in Islamabad (Pakistan). Dann entscheidet sich, ob sie gemeinsam mit den vier Kindern (14, 12, 10 und 6) zu ihrem Mann nach Vorarlberg kommen kann. Zia Malikzai hat sich in Wolfurt selbstständig gemacht. Er arbeitet als Änderungsschneider (Kellhofstraße 11). Wenn das Hochzeitskleid nicht genau passt, eine Hose gekürzt oder das Sakko geflickt werden muss, dann ist sein Geschäft genau das Richtige. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, jeweils von 9 bis 12.30 Uhr und von 15 bis 18.30 Uhr und am Samstag von 9 bis 12 Uhr.

Anzeigen Kontakt: anzeigen@marie-strassenzeitung.at Medieninhaber und Herausgeber Verein zur Förderung einer Straßenzeitung in Vorarlberg, ZVR-Zahl 359044778 6833 Klaus eMail: redaktion@marie-strassenzeitung.at Vorstand Frank Andres, Obmann Christina Vaccaro, Obmann-Stellvertreterin, Schriftführerin Oliver Mössinger, Kassier Externe Beiräte DSA Markus Hämmerle, DSA Heidi Lorenzi, Cornelia Matt, Mag. Peter Mayerhofer, Dr. Claudio Tedeschi Druck: Russmedia Verlag GmbH, Schwarzach Auflage: 15.000 Exemplare, Erscheinungsweise monatlich Layout/DTP/Bildbearbeitung :TAGWERK Grafik|Design Monika Dür Bankverbindung & Spendenkonto Raiffeisenbank im Rheintal, IBAN: AT94 3742 0000 0648 3580, BIC: RVVGAT2B420 © 2021 marie. Alle Rechte vorbehalten.

17.11.

Mi., 17:30 Uhr, Eltern-Kind-Zentrum Infantibus Lauterach

ENTSPANNT ESSEN MIT KLEINKINDERN

Dieser Vortrag richtet sich an Eltern, deren Kinder 10 Monate bis 5 Jahre alt sind. Ihr erhaltet einen kleinen Überblick über die Ernährungsentwicklung von Kleinkindern und v.a. Tipps und Tricks für entspannte, stressfreie Mahlzeiten mit Kleinkindern.

Kosten: € 15,– pro Teilnehmer bzw. pro Elternpaar

—

20.11.

Sa., 9 Uhr, Kultursaal Wolfurt

WICKELN MIT STOFFWINDELN

Familienpunkteveranstaltung

Wir schauen uns die unterschiedlichen Systeme und Materialien an, und ihr bekommt viele praktische Tipps für den Alltag mit Stoffwindeln. Wir sprechen auch über Aspekte wie Umweltschutz, Ressourcenschonung, Kostenersparnis, Hautfreundlichkeit, Arbeits- und Zeitaufwand und natürlich richtiges Lagern und Waschen der Stoffwindeln.

Kosten: € 25,– pro Teilnehmer bzw. pro Elternpaar

—

Anmeldung unter stepahnie.r.lau@outlook.com oder 0681 818 507 31 Weitere Informationen unter www.stephanie-lau.at

Schachecke 1 1...Th2+! Weiß gab sofort auf, weil Damenverlust nicht mehr zu vermeiden ist. Auf 2.Kxh2 folgt die Springergabel 2...Sxf3+.

2 1...Dxe4+ 2.Lg2 [2.Kg1 Sd3 3.Lxd3 Txd3 Die schwarze Mehrfigur (gegen zwei Bauern) und die aktiven schwarzen Figuren sichern dem Nachziehenden eine Gewinnstellung.] 2...Sd3! Diese Springergabel ist der einzige Gewinnzug! Alle anderen schwarzen Züge bringen Weiß auf die Siegesstraße. 3.De7 [3.Da5 De5! 4.Dxe5 Sxe5 5.Lxb7 Tab8 Die Doppeldrohung 6...Txb7 und 6...Sd3 ist entscheidend.] 3...

De5 4.f4 Dd6 Weiß kann weiteren Materialverlust nicht verhindern und seine Stellung ist völlig hoffnungslos.

3 1.Dxb6 Der naheliegende Zug 1.Dxd6+?!? ist regelwidrig, da sich dann der weiße König im Schach befindet! 1...Sxb6 2.c5! Dieser Bauernzug gewinnt eine Figur. Auf 2...

Sd7 folgt die Bauerngabel 3.cxd6+ und nach 2...dxc5 gewinnt 3.Txd8 einen Turm. Schwarz ließ sich das nicht mehr zeigen und gab bereits nach 2.c5! die Partie auf.

Rechenrätsel Für Anfänger = 3 Für Fortgeschrittene = 40 Für Genies = 12 Sudoku 3

4

7

8

6

9

2

1

5

2

8

1

7

3

5

4

6

9

5

6

9

2

1

4

8

3

7

7

1

8

3

5

2

9

4

6

9

2

6

4

8

1

7

5

3

4

3

5

9

7

6

1

8

2

1

5

4

6

2

7

3

9

8

6

7

3

1

9

8

5

2

4

8

9

2

5

4

3

6

7

1

| 15

Mittendrin in V

#65 | November 2021

VON ERSTEN

Text: Daniela Egger, Portraitfotos: Martin Schachenhofer

UND 16 |

LETZTEN

„IN ÄRMEREN KREISEN HABEN MICH DIE LEUTE MIT MEINER KAMERA AKZEPTIERT. SIE FÜH-

DINGEN

LEN SICH GESEHEN, DENKE ICH. ICH LASSE MICH BERÜHREN, UND MANCHE BETRACHTER SEHEN DAS IN MEINEN BILDERN.“

„Das Leben ist voll von Dingen, auf die man eigentlich nicht vorbereitet ist“, sagt Nikolaus Walter (76) mit Blick auf sein Atelier, in dem sich die Räume ebenso verzweigen wie die umfangreichen Regale voller Fotoablagesysteme, Bücher und Unterlagen. Ein Blick in sein digital aufbereitetes Fotoarchiv bezeugt, wie oft er entgegen dieser Behauptung sehr wohl pünktlich mit der Kamera zur Stelle und vorbereitet war. Es ist ein Fundus voller Augenblicke, die in die Tiefe der gesellschaftlichen Um- und Einbrüche weisen.

W

ährend er erzählt, zeigt er Bilder – er findet immer auf den ersten Griff, was er sucht, und auch wenn er behauptet, kein Computermensch zu sein, ist ihm das Navigieren zwischen den Ordnern ein Leichtes. Ursprünglich wollte er Seemann oder Eisenbahner werden, berichtet er schmunzelnd und spricht davon, wie schwierig es ihm fiel, sich für eine Ausbildung zu entscheiden. Er fing eine Lehre bei einem Fotografen in Feldkirch an, ein Irrtum, wie sich schon nach zwei Monaten herausstellte. Mit dem Wechsel nach Wien auf „die Graphische“ (Höhere Graphische BundesLehr- und Versuchsanstalt) begann eine sehr schöne Zeit, die ihn in seiner Arbeit wohl prägte: „Allerdings lernte man dort nichts darüber, wie man im echten Leben wirtschaftlich überlebt“, lacht er und zeigt Fotos von seinem ersten Job 1968 in England, bei Wallace Heaton in der Old Bond Street. Dort testete er Kameras und suchte nach Postkarten-Motiven auf dem Land. Bilder, die teilweise abenteuerlich zustande kamen. Danach führte ihn sein Weg zwei Jahre später in die USA, wo er für Publishers Weekly in New York fotografierte und danach als Autostopper durch die Staaten reiste – was seinen Blick für die sozialen Verwerfungen schärfte. Ein Thema, das ihn nie mehr losgelassen hat. Die Lebensumstände von Menschen, die sich durch eine

Geste oder einen Blick offenbaren, prägen seine Bilder bis heute. Er hat ein echtes Interesse an den Menschen und auch wenn er gerne tiefstapelt, gibt er doch zu: „In ärmeren Kreisen haben mich die Leute mit meiner Kamera akzeptiert. Sie fühlen sich gesehen, denke ich. Ich lasse mich berühren, und manche Betrachter sehen das in meinen Bildern.“ Damit hat er auf jeden Fall recht, denn sein Ansehen als Fotograf gilt als ebenbürtig mit den bekanntesten Namen der Szene.

Reisen nach Australien und Kanada folgten, bevor er 1977 zurück nach Vorarlberg kam, um ein langes Projekt über die Walser zu beginnen. „Das Große Walsertal war damals noch eine Sackgasse, ich wollte hinfahren und fotografieren. Aber die Leute dort sind zäh, aus dem Tagesausflug ist ein jahrelanges Projekt geworden. Daraus entstand die Publikation „Steiles Erbe“, mit Herausgeber Christian Brandstätter. Es ist ein wichtiges Dokument geworden, damals trugen die Kühe noch Hörner und die Männer Hüte. Ich habe diesen Wandel fotografiert, kurz bevor die Männer Baseballkappen trugen und die Kühe ihre Hörner einbüßen mussten“, berichtet er. Zehn Publikationen gibt es von seiner Arbeit, zuletzt erschien der Bildband „Begegnungen“, anlässlich der Ausstellung über sein Lebenswerk im vorarlberg museum und der Landesbibliothek im Jahr 2015 zu seinem 70. Geburtstag. >>

| 17

Mittendrin in V

#65 | November 2021

Sudoku

Bildungshaus Batschuns Ort der Begegnung

„DAS GROSSE WALSERTAL WAR

Unsere Heimat – unsere Jungen FORUM BATSCHUNS | Gespräch und Diskussion Do 18. Nov. 19.30 h Moderation: Dr. Johannes Schmidle, Bregenz — Tanzend den roten Faden finden Griechischer Tanztag Di 16. Nov. 9.45 – 17.00 h Hildegard Elsensohn — Lass uns über Demenz sprechen!

Gesprächsgruppe für pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz Do 25. Nov. 14.00 – 16.00 h Die Gruppen leiten erfahrene DemenzTANDEM Begleiter*innen — Im Dialog | Kunstausstellung bis Dez. 2021 Nikolaus Walter: Platanen May-Britt Nyberg: Verbunden

DAMALS NOCH EINE SACKGASSE, ICH WOLLTE HINFAHREN UND FOTOGRAFIEREN. ABER DIE LEUTE DORT SIND ZÄH, AUS DEM TAGESAUSFLUG IST EIN JAHRELANGES PROJEKT GEWORDEN.“

18 |

Was ist Nikolaus Walter wichtig beim Fotografieren? „Der respektvolle Umgang mit den Menschen. Manchmal muss ich für ein Foto sofort abdrücken, weil die Situation sonst verloren wäre. Aber danach gehe ich hin und bitte um Erlaubnis“, antwortet er. Derzeit arbeitet er an einer Dokumentation über das legendäre Braugasthaus Sternbräu in Rankweil, das kürzlich seinen Standort wechseln musste.

In einer gemeinsamen Ausstellung mit seiner Tochter May-Britt Nyberg Chromy sind bis 20. Dezember 2021 Arbeiten im Bildungshaus Batschuns zu sehen. Im Dialog lautet der Titel der Ausstellung, zu sehen sind Linolschnitte mit modernen Sujets von ihr, in Kombination mit seiner Serie über Platanen aus dem Jahr 2018. Auch über diese wurde ein Bildband veröffentlicht.

Gleichzeitig ist im Rahmen der Kulturfesttage „Von den letzten Dingen“ bis 7. November eine Ausstellung zu sehen in der Basilika in Rankweil. Eine Serie über den Genueser Cimiterio Staglieno zeigt Fotografien der wunderschönen Statuen, die dem Tod und den Verstorbenen einen letzten ewigen Gruß mitgeben.

So geht‘s: Füllen Sie die leeren Felder so aus, dass in jeder Reihe, in jeder Spalte und in jedem Block (= 3×3-Unterquadrat) die Ziffern 1 bis 9 genau einmal vorkommen. Viel Spaß!

Info, Ort und Anmeldung: bildungshaus@bhba.at T 05522 44290-0 | www.bildungshaus-batschuns.at Bildungshaus Batschuns bildungshausbatschuns Bezahlte Anzeige

Sprungbrett

CHANCEN SCHAFFEN Sie wollen eine Arbeit aufnehmen und sind schon länger ohne Job? Dann nützen Sie das Angebot „Sprungbrett“ des AMS Vorarlberg. Ihr zukünftiger Arbeitgeber kann damit für Sie einen Zuschuss zu den Lohnkosten erhalten! www.ams.at

AMS Vorarlberg. Gemeinsam #weiter Bezahlte Anzeige

8 2

1

9

1

9

6

8 3

1

5

2

9

7

6

2

3 4

7 4

5

6

2

3 8

9

5

4 4

7 Lösung auf Seite 15

| 19

Mittendrin in V

B E H U T S A M E I N G E PAC K T

E 20 |

s ist kalt. Der erste Raureif hat sich in der Nacht über Wälder, Wiesen und Wege gelegt und unser Haus dabei nicht verschont. Schon wieder nicht.

Ich blicke aus dem Fenster und fühle mich gefangen in dieser Kälte. Kälte, die eigentlich draußen bleiben soll und die sich doch langsam in mir auszubreiten beginnt. Ich könnte Feuer machen, eine Tasse Tee kochen, könnte mich unter eine Decke kuscheln und der Kälte trotzen. Nur geht das nicht. Instinktiv weiß ich, dass es nicht gehen wird. Stattdessen muss ich raus. Hinaus in die frostige Kälte. Jetzt sofort.

Unter meinen Turnschuhen knistert es, während ich über gefrorene Wege und Felder laufe und die eisige Luft in mich aufsauge.

Das Atmen fällt mir schwer und ich spüre, wie die Tränen sich langsam den gewohnten Weg bahnen. Ich halte inne.

Zähle. Einundzwanzig – zweiundzwanzig – dreiundzwanzig … Sekunden nur, in denen der Schmerz sich in mir ausbreitet und mich einnimmt. Umgeben von stiller, starrer Natur, stehe ich und erinnere mich. Erinnere mich an Sekunden, die alles verändert haben. Sekundentag. Todestag.

Am Tag, an dem mein Bruder starb, hat es geregnet. Und es war furchtbar kalt. Alles einnehmende, erbarmungslose, furchterregende, grenzenlose Kälte, die sich in jede Faser meines Seins drängte und mich zittern ließ. Über Monate schien ich keine Kontrolle zu haben. Nicht über meinen Körper, nicht über meinen Geist und schon gar nicht über mein Leben. Unumgängliche Kälte, überall. In mir und um mich.

#65 | November 2021

Text: Jessica Adams, Fotos: Alexey Demidov, Lukas Hämmerle

Langsam nur, zogen Tage und Wochen an mir vorüber, während mich das Leben gleichzeitig immer mehr überholte und mich ins Schleudern brachte. Zu viel wurde von mir erwartet.

Besser, schneller, weniger, leiser, freundlicher … Vieles hätte ich sein können, sein sollen. Nur nicht immer traurig. Das war unangenehm. Nicht auszuhalten!

Auch meine Liste an Nicht-Auszuhaltendem war lang.

Ganz oben thronte das Trauerjahr. Nach einem Jahr, so las und hörte ich dauernd, würde es wieder leichter werden.

Oft stellte ich mir dabei die Frage, was die Menschen sich wohl vorstellten, wenn sie mir so etwas sagten. Mir versicherten, dass es mit der Zeit schon wieder gut werden würde.

Ich wusste, ich würde hier nicht leisten können, was von mir erwartet wurde. In mir war es kalt und starr geworden. Vollständig eingenommen von meinem Schmerz funktionierte ich leise und lebte meine Trauer laut. Gab dem Tod einen Platz in meinem Leben. Trug ihn auf meiner Schulter spazieren. Machte ihn zu meinem Freund, weil er nun einmal da war und nicht mehr weggehen würde. Ich wusste, ich konnte mich nicht dagegen wehren, ohne daran zu zerbrechen. Also ließ ich es zu. Ließ alles zu. Irgendwann habe ich dabei begonnen zu schreiben. Briefe, anfangs, an mich, an ihn, an alle, denen ich etwas zu sagen hatte. Schreiben half mir zu verstehen, was ich nicht verstehen konnte und gab meiner Sprachlosigkeit Form. Ganz langsam entstand auf diesem Weg der Wunsch, einen Platz für meine Gedanken zu finden. Einen Raum, in dem ich ganz ich selbst sein konnte,

Jessica Adams, 40, wohnt in Schnepfau und betreibt den Blog www.lebenliebensterben.com

während ich die Scherben meines Lebens in ein neues Bild hineinwachsen ließ. So entstand mein Blog: leben – lieben – sterben. Mir gefiel die Idee, Dinge online zu platzieren. Sie als gesagt stehen zu lassen und meiner Trauer immer wieder den Boden zu geben, den sie so dringend benötigte. Auszusprechen, dass mein Leben nie wieder dasselbe sein würde.

Mittlerweile bekommt vieles seinen Platz.

Leben und Tod, Freude und Leid, Licht und Dunkel, Glücksgefühle und Schmerz.

Selbst die Erstarrung von damals ist zu einem Teil von mir geworden.

Noch immer kommt sie, die Kälte. Klopft bei mir an. Erin-

| 21

nert mich, dass ich noch immer traurig bin. Genauso traurig wie damals und doch weniger hilflos. Ich habe gelernt, mich in meinen Schmerz einzuwickeln, ohne dabei unterzugehen. Ein sehr lieber Mensch hat mir einmal gesagt, dass wir uns dann besonders nahe sein werden, wenn es weh tut. Schön wehtut.

Damals habe ich das nicht verstanden. Heute weiß ich, was damit gemeint war.

Und so wage ich mich nach draußen. Gestern, heute, morgen und an allen anderen Tagen, an denen es dunkel in mir wird. Ich lächle dem Schmerz zu und mache mich auf den Weg. Behutsam eingepackt setze ich einen Fuß vor den anderen und erlaube mir, das Leben zu spüren. Mit all seinen Facetten, immer wieder zu spüren.

Mittendrin in V

#65 | November 2021

Abschied will

22 |

Anita Bonetti Text: Daniel Furxer, Fotos: Anita Bonetti, Daniel Furxer

D

Der Tod eines Menschen, der uns nahestand, ist sicher eines der einschneidendsten Erlebnisse, die wir als Menschen erfahren. Es ist ein Wendepunkt im Leben, an dem sich vieles verändert. Anita Bonetti und Ingrid Holzmüller unterstützen Angehörige beim Abschiednehmen. Mit Hilfe von Ritualen, die stärken sollen. Und den Weg vom Tod zurück ins Leben weisen.

er Tod erschüttert existenziell und im Moment des Todes kann man ihn nicht mehr verdrängen. Am Anfang ist ein Vakuum, eine Leere und die Betroffenen spüren, dass sie diese ausfüllen wollen.“ So beschreibt Anita Bonetti, systemische Familienberaterin und Ritualgestalterin, die erste Phase nach dem Tod eines Angehörigen. Sie suchen nach etwas Griffigem, das ihnen Halt gibt. Der Wunsch, sich mit einer größeren Dimension zu verbinden, kommt auf. Es gehe auch darum, Ordnung ins emotionale und gedankliche Chaos zu bringen. Dabei helfen ihnen oft klar strukturierte Rituale, erklärt Anita Bonetti.

Eigene Erfahrungen mit dem Tod

Sie erinnert sich zurück an den Tod ihrer Mutter am 24. Dezember 2009. Aus einem spontanen Bedürfnis, den Trauergottesdienst mitzugestalten, entstand eine Abschiedsrede und ein komplett durchgeplanter Ablauf der Abschiedsfeier. Der Pfarrer übernahm damals in sehr großen Teilen ihre Wünsche. Ihre Kinder spürten, dass Anita Bonetti hier ein verborgenes Talent zum Ausdruck gebracht hatte und sagten: „Mama, das ist dein Job.“ Anita Bonetti fügte ihren bisherigen Ausbildung­en als Sozialpädagogin und systemische Beraterin den Diplomlehrgang zur Ritualgestalterin hinzu und nützte die Möglichkeit beim Verein „Abschied in Würde“ mitzuarbeiten. Nach über 30 Jahren in der Jugendarbeit u.a. bei den Pfadfindern, in der Jugendbeteiligung und im Team Junge Kirche/Jugendinitiativ, machte sich Anita im September 2013 als Lebens- und Sozialberaterin mit dem Schwerpunkt systemische Ritualgestaltung an Lebensübergängen selbständig.

Ingrid Holzmüller, ausgebildete Lebens- und Sozialberaterin sowie Krisenpädagogin, ging es ganz ähnlich.

Als ihr Papa starb, wollte sie selbst für ihn eine Trauerfeier gestalten und setzte das auch in die Tat um. Im Bereich der freien Trauungen war sie schon sehr erfahren, eine Trauerfeier bedeutete für sie jedoch Neuland. Im Dezember 2020, als Anita Bonetti in Quarantäne war, kreuzten sich die Wege der beiden. Anita Bonetti fragte bei Ingrid Holzmüller an, ob sie eine ihrer Trauerfeiern übernehmen könnte. Aus der einen spontanen Anfrage wurde schnell eine enge Zusammenarbeit. „Mir wurde klar, ich will sehr gerne in diesen Themenbereich einsteigen“, erklärt Ingrid Holzmüller. Die beiden kennen sich bereits aus der gemeinsamen Arbeit in der katholischen Kirche. Ingrid Holzmüller war bis 2010 langjährige Leiterin des Ehe- und Familienzentrums der Diözese Feldkirch.

gelebt sein Ingrid Holzmüller

Mit Ritualen zurück ins Leben

„Mit der Perspektive auf den Tod bekommt unser Leben einen Sinn und wir trauen uns, Dinge anzugehen, vor denen wir sonst zurückschrecken.“

Aber wie kann man sich so eine Abschiedsfeier vorstellen? Der Rahmen ist grob vorgegeben und lädt die Trauernden ein, sich direkt zu beteiligen. In einem ersten Schritt wird die verstorbene Person in die Mitte geholt. Dies geschieht oft mit dem Symbol der Kerze, die die Angehörigen mit dem Foto des Verstorbenen selbst gestaltet haben und die bei der Feier angezündet wird.

Im zweiten Teil erinnern sich die Anwesenden an die/den Verstorbene/n. Wer war sie oder er? Was hat diese Person in ihrem Leben ausgemacht? Es ist mehr wie eine Biografie, die verlesen wird. Hier kann sich jeder mit seinen Erinnerungen einbringen. Der nächste Schritt ist der Akt des Loslassens und des Danke-Sagens. „Ganz egal welche Erfahrungen ich mit dieser Person gemacht habe. Indem ich mich bei ihr für Dinge bedanke, die mir etwas bedeutet haben, kann ich mich versöhnlich von der Person verabschieden. Wir entlassen sie an einen guten Ort“, betont Anita Bonetti.

Dieses Loslassen kann zum Beispiel so aussehen, dass sich die Familie mit einem letzten Gruß, den sie bei der Trauerfeier auf den Sarg schreibt, verabschiedet. Abschließend beten sie an den Gott, an den sie glauben. Das kann sehr individuell sein und hängt von den Hinterbliebenen ab. Oft ist es auch ein „Vater unser“. „Ein wichtiger Schritt ist die Entlassung ins Leben“, schildert Ingrid Holzmüller den letzten Schritt. Der Tod ist in beiderlei Hinsicht nicht der Schlusspunkt. Die Hiergebliebenen leben weiter und sollen eine gute Möglichkeit dazu finden. „Jeder kleine Abschied, den wir durch zeitliche Abschiede erleben, bereitet uns auf den endgültigen Abschied vor. Das Leben ist also eine gute Vorbereitung auf den Tod“, sagt Ingrid Holzmüller. Der Tod kann aber auch ein guter Ratgeber fürs Leben sein. Vor allem, wenn einem im Laufe der Zeit der Sinn abhandengekommen ist oder der Mut fehlt. „Mit der Perspektive auf den Tod bekommt unser Leben einen Sinn und wir trauen uns, Dinge anzugehen, vor denen wir sonst zurückschrecken“, erklärt Ingrid Holzmüller. Anita Bonetti bringt es auf den Punkt: „Es ist das Leben, das in den Tod begleitet, und nicht der Tod, der durchs Leben führt.“ >>

| 23

Mittendrin in V „Ich habe oft die Erfahrung gemacht, dass in der Auseinandersetzung, wie der Abschied gestaltet werden kann, Familiengeschichten befriedigt werden konnten.“

#65 | November 2021

Lösen Sie es in 60 Sekunden Beginnen Sie die Kopfrechnung mit der Zahl im Feld ganz links. Rechnen Sie von links nach rechts – Kästchen für Kästchen. Die Lösung im leeren Feld rechts eintragen. Jede Rechnung unabhängig von der Schwierigkeit sollte in weniger als 60 Sekunden gelöst werden. Keinen Taschenrechner verwenden!

Lösung

Für Anfänger

4

×5

+12

÷4

×6

+15

÷3

+16

-13

÷8 Lösung

Für Fortgeschrittene

7

Musik als Ausdruck

24 |

Musik ist ein wichtiger Bestandteil des Abschiednehmens. Ingrid Holzmüller erinnert sich an eine Feier, bei der nur italienische Lieder gespielt wurden. Die Verstorbene war eine Frau, die in Südtirol aufgewachsen ist und durch die „Option“ unter Hitler und Mussolini während des Zweiten Weltkriegs unfreiwillig nach Österreich gekommen ist. Ein Leben lang hat sie damit gekämpft. Und so wurde die Abschiedsfeier mit italienischen Liedern wie „Bella Ciao“ untermalt. Ein Lied, das nicht unbedingt einen Bezug zum Tod hat, aber im Leben dieser Frau eine entscheidende Rolle spielte. Nicht zuletzt, da es das Kämpferherz dieser Frau gut zum Ausdruck brachte.

Wie sich die Angehörigen die Feier im Detail wünschen, wird bei einem Vorgespräch mit diesen geplant. „Ich habe oft die Erfahrung gemacht, dass in der Auseinandersetzung, wie der Abschied gestaltet werden kann, Familiengeschichten befriedet werden konnten“, sagt Familienbegleiterin Anita Bonetti. Oft stehen ungelöste Probleme im Raum, Dinge, die mit dem Verstorbenen nicht mehr ausgesprochen wurden, oder auch Konfliktpunkte zwischen den Geschwistern. All das würde vor der Feier oft unterschwellig mitschwingen. Sie sieht ihre Aufgabe auch darin, Reibungspunkte zur Sprache zu bringen und aufzulösen. „Eine Person sagte einmal zu mir: ‚Durch diese Abschiedsfeier habe ich meinen Vater nochmals ganz neu kennengelernt.‘“ Eine berührende Aussage und ein Zeichen dafür, dass der Abschied gelungen ist.

+11

×3

+2/3

-15

÷5

der Summe

+6

-41

zum Quadrat

÷8 Lösung

Für Genies

12

-60

zum Quadrat

÷6

+3/4

+18

÷8

der Summe

×17

+13

÷11 Lösungen auf Seite 15

S C HAC H E C K E Braucht es einen Ort der Erinnerung?

Die Asche bei einer Bodenseerundfahrt zu verstreuen, das ist, gerade in Vorarlberg, ein bekannter Topos, wenn es um alternative Bestattungswünsche geht. Abgesehen davon, dass es gesetzlich nicht erlaubt ist, wäre das überhaupt gut für die Hinterbliebenen? Nein, es brauche Erinnerungsorte wie einen Friedhof, davon sind beide überzeugt. Die traditionelle Beerdigung am Friedhof ist auch bei ihren Ritualfeiern Standard. Einen kleinen Teil der Asche mit nach Hause zu nehmen, ist gesetzlich in Vorarlberg möglich, der Rest muss auf einem Friedhof beigesetzt werden.

Die Trauerfeier findet meist in einem Pfarrsaal, in der Kirche oder in der Einsegnungshalle statt. Die Beisetzung ist dann am Friedhof. Die Bestattung bei einem Baum im Wald ist in Vorarlberg gesetzlich nicht möglich. „Solche Wünsche gibt es schon und sie können in anderen Bundesländern verwirklicht werden. Oft jedoch wollen die Angehörigen, dass die verstorbene Person in der Nähe begraben ist“, meint Anita Bonetti. Sie kenne zum Beispiel einen Fall, wo der Mann zwei Mal täglich auf das Grab seiner Frau gegangen ist. Für ihn war dieses Ritual des Besuchens am Grab sehr wichtig.

Rituale begleiten uns durchs ganze Leben und stärken uns. Gerade im Tod wird das nochmals ganz deutlich. „Rituale sind eine Hilfe, in den Alltag zurückzukehren. Die Trauer ist da und darf durchlebt werden“, beschreibt Anita Bonetti. Der Religionsbezug spiele dabei keine Rolle. Es geht hier nicht um ein Entweder-oder. Was wir anbieten, ist eine Bereicherung und Ergänzung zum traditionellen Trauergottesdienst der Kirche.“ Davon sind Anita Bonetti und Ingrid Holzmüller überzeugt.

Anita Bonetti – www.rituale-gestalten.at/abschied.php Ingrid Holzmüller – www.verabschiedungen-vorarlberg.at

Die Spielsaison 2020/21 der 2. Bundesliga West wurde aufgrund der Corona-Krise nach nur einem Wochenende, an dem 3 der insgesamt 11 Runden gespielt wurden, zunächst unterbrochen, um sie dann später abzubrechen und zu annullieren. Somit gab es weder einen Meister (einhergehend mit dem Aufstieg in die 1. Bundesliga) noch Absteiger (im Normalfall sind dies drei Mannschaften).

Rund ein Jahr später wurde nun Mitte Oktober die neue Saison 2021/22 mit 3 Runden eröffnet. Von den am Start befindlichen zwölf Mannschaften sind vier aus Vorarlberg, namentlich die Vereine aus Lustenau, Wolfurt und Hörbranz sowie die 2. Mannschaft aus Hohenems.

Die Favoritenstellung haben diesmal die Tiroler Mannschaften, insbesondere dem Team Schach ohne Grenzen FM Nikolas Pogan (Hohenems) MK Klaus Doskocil (Lustenau) 2. Bundesliga West, Hohenems 2021 1

(ein überregionaler Schachverein mit Sitz in Kufstein) räumt man die besten Chancen auf den Meistertitel ein. Dies wurde in den Auftaktrunden eindrucksvoll bestätigt. Schach ohne Grenzen gewann alle drei Wettkämpfe und führt bereits die Tabelle an.

Die Teams aus Vorarlberg liegen allesamt im Mittelfeld und müssen auf der Hut sein, nicht in den Abstiegskampf verwickelt zu werden. Für die taktischen Highlights in unterschiedlicher Rolle sorgte FM Nikolas Pogan vom Schachklub Hohenems. Aus seinen Partien sind die nachstehenden Positionen entstanden, bei denen jeweils der am Zug befindliche Spieler gewinnt. Wir wünschen Ihnen beim Lösen dieser drei Diagramme viel Erfolg und vor allem Freude!

Ferdinand Xiong (Wolfurt) FM Nikolas Pogan (Hohenems) 2. Bundesliga West, Hohenems 2021

Wie erzwingt Schwarz am Zug die sofortige Entscheidung?

2

Wie gewinnt Schwarz am Zug entscheidendes Material?

FM Alexander Schmidlechner (Hörbranz) FM Nikolas Pogan (Hohenems) 2. Bundesliga West, Hohenems 2021 3 Mit einer forcierten Zugfolge kann hier Weiß am Zug eine Figur gewinnen. Wie?

8

8

8

7

7

7

6

6

6

5

5

5

4

4

4

3

3

3

2

2

2

1

1

1

a

b

c

d

e

f

g

h

a

b

c

d

e

f

g

h

a

b

c

d

e

f

g

h

Lösungen auf Seite 15

| 25

Mittendrin in V

#65 | November 2021

26 |

Von Corina Woitsche

chon als mein Opa noch lebte, zeigte sich immer deutlicher, dass meine Oma dement wurde. Als er dann gestorben war, nahm meine Mama, Heidi, sie zunächst zu sich ins Haus und kümmerte sich liebevoll um sie. Nach einer Weile verbrachte Oma nur noch die Nächte bei meinen Eltern, untertags war sie aber zu Hause, nur ein paar Straßen weiter. Erstaunlicherweise fand sie den Weg meist problemlos, obwohl sie die beiden Häuser für ein und dasselbe hielt.

Die Demenz schritt weiter voran. Sie brauchte immer mehr Unterstützung und irgendwann fiel die Entscheidung, dass sie tagsüber nicht mehr alleine bleiben konnte.

Deshalb zog eine Pflegerin bei ihr ein. Nachmittags, wenn die Pflegerin in der Pause war, kam Oma zu uns.

Im September 2020 wurde sie im Landeskrankenhaus Rankweil aufgenommen, um sie medikamentös besser einstellen zu können. Sie war sehr unruhig und deshalb stürzte sie dort bereits am zweiten Tag. Oberschenkelhalsfraktur. Sie wurde operiert und leider wurde einen Tag später coronabedingt ein Besuchsverbot im Krankenhaus verordnet.

Wir durften nicht mehr zu ihr und es war schwer abzuschätzen, wie es ihr wohl gehe und was sie bräuchte. Am 5. Oktober hatte sie ihren 88. Geburtstag, deshalb wurde eine Ausnahme gemacht und Mama durfte sie besuchen.

Dann hörte Oma auf zu essen und zu trinken und bekam deshalb Infusionen. Ihr Arzt stellte die Frage in den Raum, ob es, wenn sie offensichtlich die Nahrungsaufnahme verweigerte, überhaupt noch richtig wäre, ihr Infusionen zu geben. Wir wollten ihren Wunsch akzeptieren und stimmten zu, dass man die Infusionen absetzen sollte, wenn sie selbst nicht mehr isst und trinkt.

Als es so weit war, meinte der Arzt, man könne die Pflege auch zu Hause bewältigen. Da ich schon zuvor darüber nachgedacht hatte, Oma nach Hause zu holen, war es für mich gleich klar: Sie sollte nicht alleine in einem Krankenhaus sterben müssen.

Es war Freitagmittag, der 12. Oktober. Am Montag sollte sie kommen. Ich hatte keine Zweifel, nein, ich freute mich, sie bei uns aufzunehmen, und ich hoffte, dass sie – denn die Infusionen waren bereits abgesetzt – nicht stirbt, noch bevor sie kommt. Ich bereute ein bisschen, dass wir uns nicht schon früher dafür entschieden hatten und noch bis Montag warten mussten, aber zumindest hatten wir so noch genügend Zeit, um alles vorzubereiten. Wir gingen in ihr Haus, um ein paar Dinge zu holen und adaptierten das Kinderzimmer meines Sohnes, der vorübergehend ein Spielzimmer bei meinen Eltern bekam, die direkt neben uns wohnen.

Am Montag wurde Oma von der Rettung gebracht und sie war total verwirrt. Sie hatte große Augen und war sehr verändert. Man konnte nicht mehr verstehen, was sie sagte. Am Nachmittag saß sie im Rollstuhl bei uns am Tisch und sie wirkte erstaunlich fit. Allerdings war das das letzte Mal. Danach wollte sie nur noch im Bett bleiben. Sie hat in den ersten Tagen noch hin und wieder einen Löffel eingedickten Saft oder Joghurt getrunken, aber das ließ nach. Am Donnerstag war ein herausfordernder Tag. Sie schrie viel und war sehr unruhig. Ein kurzer Anflug überkam mich, ob ich mir mit der Pflege zu Hause nicht eventuell zu viel zugemutet hatte. Am nächsten Tag war es aber schon wieder besser und ich war froh, dass sie da war, bei uns. Sie war sehr kuschelbedürftig.

Wenn wir bei ihr im Zimmer waren, hielt sie uns an der Hand und zog uns ins Bett, nah an sich heran. Wenn wir uns während der Pflege über sie beugten, umarmte sie uns und ließ nicht mehr los. Es war schön, ihr diese Kuscheleinheiten geben zu können. Einmal ging ich abends zu ihr ans Bett. Sie nahm meine Hand und legte sie auf ihre Brust. Dann legte sie ihre andere Hand auf meine Brust und es war, als wollte sie sagen: „Über das Herz werden wir immer verbunden sein.“ Das ging nur ein paar Sekunden, aber ich spüre ihre Hand noch immer.

Wir waren vom Krankenpflegeverein und der Ärztin gut betreut. Sie kamen, wenn wir sie brauchten, brachten Verbandsmaterialien mit und beantworteten Fragen. Ob Schmerzen, Angst, Fieber oder Atemnot, wir hatten für alle möglichen Eventualitäten Medikamente zu Hause. Für den Fall, dass Oma sie brauchen würde.

Sie aß und trank überhaupt nichts mehr und wurde immer schwächer und leiser.

Irgendwann kamen nur noch ein paar Töne. Das letzte, was man noch vermuten konnte, das sie sagte, war: „Heidi do." Mama war jeden Tag mehrmals da, half bei der Pflege mit und saß bei ihr. Das war nicht nur mir eine Hilfe, sondern auch heilsam für sie. Mit der Zeit halfen auch meine Schwester und mein Mann mit. Die Pflege wurde selbstverständlich. Alle waren irgendwie beteiligt und wollten etwas tun. Das war schön. Auch die Kinder hatten einen ganz natürlichen Umgang mit der Situation und keine Berührungsängste. Sie streichelten ihre Uroma, hatten viele Fragen und düsten freudig mit dem Rollstuhl herum.

Mittlerweile aß und trank sie seit zwei Wochen nichts mehr.

Am Abend des 25. Oktober blieb Mama länger als sonst. Bevor ich ins Bett ging, schaute ich nochmals zu Oma. Sie war schwach, wie schon eine Weile, ansonsten war soweit alles okay. Ich wachte einmal kurz auf, aber schlief gleich wieder ein. Um zwei Uhr nachts weckte mich ein Geräusch. Ich hatte keine Angst aber „so ein Gefühl“. Ich ging zu Oma ins Zimmer. Sie atmete schnell und verändert, wirkte verkrampft und schwitzte.

Mit einem nassen Waschlappen kühlte ich ihr Gesicht und ihren Oberkörper, streichelte sie und wusste, es war fast so weit, aber sie hielt noch verkrampft fest. Ich weckte meinen Mann und rief Mama an. Sie setzte sich zu ihr, sagte ihr, dass sie da ist. Ein schönes Bild. Und Oma wurde ruhiger. Kurz darauf kamen auch mein Papa, mein Bruder, meine Schwester, mein Schwager, meine Tante und mein Cousin. Wir saßen alle bei ihr im Zimmer, ihre Töchter hielten ihre Hand und ihre Atmung wurde, jetzt wo alle da waren, ganz ruhig. Sie konnte langsam loslassen. Eine Weile atmete sie ruhig, öffnete noch einmal ihre Augen und nahm ihren letzten Atemzug um fünf Uhr morgens. Es war traurig, dass sie ging, aber seltsam selbstverständlich. Ein unausweichliches aber doch so natürliches Ende nach einem gelebten Leben. Traurigkeit, Friede, Liebe und Dankbarkeit lagen in der Luft. Ich sah meine Mama an und sagte: „Das war fast wie eine Hausgeburt, nur umgekehrt.“ Sie sah mich an und sagte: „Danke.“ Wir saßen noch eine Weile zusammen am Tisch, bis dann nach und nach alle nach Hause gingen. Langsam wachten die Kinder auf und verabschiedeten sich von ihrer Uroma. Meine sechsjährige Tochter sagte: „Uroma, falls du noch da bist und mich hören kannst, wir sehen uns dann im Himmel wieder.“ Am Nachmittag kamen Ärztin und Bestatter, aber da wir das Gefühl hatten, dass Oma noch nicht ganz gegangen war, behielten wir sie den Tag über und noch eine Nacht zu Hause. Wir nutzten die Zeit, in der sie noch da war, und gingen immer wieder zu ihr ins Zimmer. Wir zündeten eine Kerze an, sprachen mit ihr, redeten miteinander, sahen sie an und waren einfach bei ihr. Das Fenster war offen. Auf den Fotos, fiel mir später auf, sah man, wie sie bis zum Kinn zugedeckt war. Wir wussten, dass sie nicht fror, aber es war uns wohl ein Bedürfnis, sie noch zu umsorgen. Als der Bestatter sie am nächsten Tag abholte, und wir am Sarg Abschied nahmen, zupfte Mama noch Omas geliebte Weste zurecht und gab ihr Taschentücher und ein Foto, an dem sie hing, mit in den Sarg.

Es war ein guter Weg, den wir gegangen sind. Und auch wenn man uns immer wieder sagte, dass es nicht selbstverständlich war, was wir für Oma taten, haben wir doch so viel mehr bekommen, als wir gegeben haben. Ich bin dankbar für die Zeit und jetzt, wo ich das aufschreibe, fallen große bauschige Schneeflocken vom Himmel, die trotz des langen Weges, den sie hinter sich haben, sanft auf der Erde landen, mit der Schneedecke verschmelzen und eins werden. Leise und friedlich.

Corina Woitsche, 38, lebt mit ihrer Familie in Hard. Sie ist ausgebildete Sozialfachbetreuerin und arbeitete mehrere Jahre in einem Altersheim in der Pflege. Sie hat im Doula-Zentrum Tirol eine Doula-Ausbildung absolviert und Fortbildungen in verschiedenen Bereichen der Frauengesundheit und Trauerbegleitung gemacht.

Infos unter www.doula-dasein.at

Illustration: Gordon Johnson via Pixabay

S

© Andreas Uher

Wie eine Hausgeburt – nur umgekehrt

| 27

Mittendrin in V

Glücklich und gesund alt werden

#65 | November 2021

Welchen Beitrag können ältere Menschen für die Gemeinschaft leisten?

• Besuche gleichaltriger Menschen, Kontakte pflegen – und Werte an junge Menschen weitergeben.

• Senioren sind wichtig für jüngere Kinder und besitzen viel Lebenserfahrung.

• Sie können Aufgaben im dörflichen Leben übernehmen, für die die Jungen keine Zeit haben.

• Einfach „da sein“. Ältere Menschen zeigen uns, dass man sehr viel schaffen kann, wenn man will.

• Die Geschichten von früher erzählen, damit sie nicht vergessen werden.

• Ruhe bewahren in diesen hektischen Zeiten.

• Zufriedenheit vorleben.

Wenn sich Menschen verbinden, können Ideen wachsen: Der kleine Heandorwold übernimmt mit dem Projekt „Guod ältor weda im Heandorwold“ eine große Vorreiterrolle.

28 |

Jeder will alt werden, aber nicht alt sein – vor allem nicht gebrechlich und krank. „Guod ältor weda im Heandorwold“ ist ein einzigartiges Projekt, zu dem sich sechs Gemeinden zusammengeschlossen haben. Ziel ist es, Bedürfnisse und Anforderungen älterer Menschen im hinteren Bregenzerwald zu erfassen und zu optimieren.

E

Text: Christine Mennel, Foto: iStock

dwin ist Witwer. Mit seinen 74 Jahren ist er noch sehr rüstig, aber nach dem Tod seiner Frau oft allein. Allmählich fühlt er sich überfordert mit den größeren Aufgaben, kann sich aber sonst gut selbst versorgen. Sein Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden, nagt an ihm.

Edwin ist aus Pappe – aber er steht für die vielen älteren Menschen, denen es auch so geht.

Edwin ist Teil der Arbeitsgruppe des Projektes „Guod ältor weda im Heandorwold“ und vertritt den typischen, rüstigen Wälder, der noch vieles beitragen könnte und möchte.

Gemeinsam wachsen Ideen

Sechs Gemeinden rund um die Kanisfluh haben erkannt, dass die aktuellen Betreuungs- und Pflegeangebote im Hinterwald künftig nicht mehr ausreichend sein werden. Schon jetzt stellen fehlende Betreuungs- und Pflegefachkräfte die Institutionen vor große Herausforderungen. Das Altenwohn- und Pflegeheim Haus St. Josef in Au etwa wurde 1986 als Akutstation unter anderen Bedürfnissen als heute gebaut. Damals diente es unter anderem als Pflegestation für den ganzen hinteren Bregenzerwald und war auch für werdende Mütter erste Anlaufstelle. Heute haben sich die Anforderungen geändert, „dem Haus darf mehr Leben eingehaucht werden“, nennt Martin Natter das Haus als ein Beispiel. Er ist Gemeindevertreter und Obmann des Krankenpflegevereins in Au. Die Gemeinde möchte, gemeinsam mit Schnepfau, Schoppernau, Warth, Schröcken und Damüls die Seniorenbetreuung verbessern.

Dazu gehören neben Betreutem Wohnen auch Mobilität und soziale Angebote, Tagesbetreuung für die Entlastung pflegender Angehöriger, Urlaubsvertretungen etc. Dass Bedarf vorhanden ist, darauf einigte man sich bei der ersten Auftaktveranstaltung vor drei Jahren. Aus diesem Treffen, zu der die Bürgermeister, Dorfbevölkerung und Interessierte eingeladen waren, entstand unter anderem eine Zusammenarbeit mit connexia – Gesellschaft für Gesundheit und Pflege. Einig waren sich alle: Es soll

Bewegung in das Thema kommen, Situation und Bedarf sollen klarer definiert und die Koordination optimiert werden. „Wichtig ist es, verschiedene Möglichkeiten anbieten zu können“, ergänzt Martin Natter. Aus der ersten Zusammenkunft entwickelte sich eine Arbeitsgruppe, bestehend aus einem Dreierteam der connexia mit Martin Hebenstreit, Daniela Egger und Isabella Natter-Spets und den beiden Obmännern des Krankenpflegevereins Wilfried Erath (Schoppernau) und Martin Natter (Au). Im Oktober 2019 startete der erste Workshop mit 20 Personen, die Ergebnisse sollen im kommenden Frühjahr als Maßnahmenpaket zusammengefasst sein und vorgestellt werden.

Vier Themenfelder

Es entstanden vier Arbeitsfelder: Betreubares und gemeinschaftliches Wohnen, mobile und teilstationäre Angebote, Mobilität und barrierearme Umgebung sowie soziale Teilhabe. Der einhellige Tenor war aber deutlich: Wenn schon alt werden, dann zuhause. In der gewohnten Umgebung bleiben zu können, ist für die psychische Gesundheit ein wichtiger Pfeiler. Die Möglichkeit, nach wie vor in der Region zu wohnen, ist für das Sozialgefüge – wie den Besuchsmöglichkeiten von Familie, Freunden und Bekannten – ein maßgeblicher Faktor. Auch im hinteren Bregenzerwald ist die Einsamkeit älterer Menschen ein ernstzunehmendes Thema.

Politik ist gefordert

Aus den Ergebnissen der Arbeitsgruppen, die bis Ende März zu den vier Themen arbeiten, soll die weitere Planung entstehen, so dass das entstandene Wissen in die Breite wirken kann und ganz konkrete Maßnahmen umgesetzt werden.

Damit betagte Menschen so lange wie möglich eigenständig sein können, gilt es bestehende Institutionen wie den mobilen Hilfsdienst (Mohi), Essen auf Rädern und Krankenpflegeverein auszubauen. „Hier ist die öffentliche Hand gefragt“, sagt etwa Wilfried Erath. Auch in Sachen Mobilität gibt es besonders im Sommer Handlungsbedarf, wenn das Angebot des Skibusses wegfalle. Wilfried Erath wünscht sich aber auch, dass sich die Dörfer mehr einbringen. Impulse wären altersgerechte, leistbare Wohnmöglichkeiten zu schaffen, eventuell mit zentralem Wohnbereich und privatem Schlafraum, so wie es bereits im städtischen Bereich gute Beispiele gibt. „Denn“, bekräftigt der KPV-Obmann, „das Pflegeheim sollte der letzte Schritt sein.“ Blog: https://blog.heandorwold.at/

Bürger haben das Wort

Wie schätzt die Bevölkerung das Älterwerden in den Gemeinden ein, wie fühlt es sich gerade für Betroffene an, was für Ideen haben die Bürger und wo sehen sie Potenziale zur Verbesserung? Oder ganz konkret: Welchen Beitrag können ältere Menschen für die Gemeinschaft leisten? Das und noch mehr wollten die Teams wissen. Um dazu Informationen zu erhalten, wurden an alle 1500 Haushalte Fragenkarten gesendet mit der Bitte um Antworten nach konkreten Kriterien. Knapp 4000 Menschen leben in den sechs Gemeinden, sie alle waren eingeladen, ihre Anliegen und Wünsche zu kommunizieren. Außerdem wurden zwölf Interviews mit Fachkräften, Betroffenen, pflegenden Angehörigen und mit älteren Menschen geführt. Die rund 200 Antworten enthielten wertvolle Informationen und eine Fülle von berührenden Wünschen und Anregungen, die ein schönes Bild zeichnen vom guten Leben im Alter.

Die Projektleitung

© privat

© privat

Martin Natter, Obmann Krankenpflegeverein Au

Dipl. BW (FH) Wilfried Erath, Obmann Sozialsprengel Hinterwald

| 29

Mittendrin in V

30 |

Es wird schon emsig umgebaut und renoviert in der Villa Iwan und Franziska Rosenthal in Hohenems, die ab 2024 als geschichtsträchtiges Zuhause für das Literaturhaus Vorarlberg fungieren wird. Bis es so weit ist, bringen Frauke Kühn, Geschäftsführerin von literatur: vorarlberg netzwerk, und ihr Team eine Werkreihe von künstlerisch-literarischen Mikrogeschichten zur Umsetzung und verhelfen damit dem Daumenkino zu einem Comeback. Den Start machen drei Daumenkinos, denen sechs weitere bis zur Eröffnung des Literaturhauses folgen werden. Die ersten drei Ausgaben, die ab Herbst 2021 publiziert werden, stellen das Haus in den Mittelpunkt und zeigen seine Vergangenheit, Gegenwart und mögliche Zukunft auf.

2022 wird der Aspekt der Sprache ins Zentrum rücken, während sich die letzten drei Künstlerinnen und Künstler 2023/24 mit der Frage beschäftigen werden, wie Geschichten über Zeichensysteme erzählt werden können.

Für die Kreation der ersten drei Daumenkinos gewonnen werden konnten die in Bregenz lebende Lindauer Grafikerin und Illustratorin Lena Seeberger, deren Werk im Oktober als erstes erschienen ist, der mittlerweile in Kassel angesiedelte Tiroler Comiczeichner, Graphic Novel-Autor und Illustrator Lukas Kummer und der in Zürich lebende Comiczeichner, Autor und Grafikdesigner Martin Panchaud.

#65 | November 2021

m Ab de r e v mbe 25. No 1 202

MIKROGESCHICHTEN ÜBER EIN LITERATURHAUS

Zuversicht

Die Kraft, die an das Morgen glaubt

5 Wochen GRATIS! Adventzeit 2021 Bestellungen unter: T 05522 3485-125 Bezahlte Anzeige

Limitierte Auflage von je 542 Stück Cover-Design: Sandro Scherling Einzelpreis: 12,- EUR Abonnement für die Gesamtausgabe inklusive Schmuckschuber: 90 Euro Bestellungen unter: office@literatur.ist

Früh übt sich, was ein Meister werden will.

F. Schiller

Wenn auf der Erde die Liebe herrschte, wären alle Gesetze entbehrlich.

Aristoteles

Schwefelbadstr. 6 6845 Hohenems T 0 55 76- 42 710 www.tectum.cc Bezahlte Anzeige

Bezahlte Anzeige

•

Dr. Melanie Wolfers, Theologin und Bestsellerautorin, schreibt im Vorarlberger KirchenBlatt ab 25. November eine 5-teilige Serie zum Thema „Zuversicht als innere Kraft“.

E kirchenblatt@kath-kirche-vorarlberg.at

| 31

Mittendrin in V

#65 | November 2021

EINMAL HIMMEL UND ZURÜCK

Die international gefeierte Vorarlberger Sopranistin Miriam Feuersinger, 43, zeichnet nicht nur ihr preisgekröntes Schaffen aus, sondern insbesondere auch ihr unverstellter, natürlicher Zugang zu klassischer Musik: Es gehe um Berührung.

Und die Verbindung nach oben. Nur das zähle.

32 |

Text: Simone Fürnschuß-Hofer, Foto: Brigitte Fässler

Als eine der führenden Sopranistinnen im Bereich der deutschen geistlichen Barockmusik musiziert Miriam Feuersinger europaweit mit renommierten Musiker:innen. 2014 ruft sie die Reihe „Bachkantaten in Vorarlberg+“ ins Leben.

Sie ist Trägerin des Preises der deutschen Schallplattenkritik und des ECHO Klassik, außerdem Ehrenmitglied der Christoph-Graupner-Gesellschaft und Gründerin der „Vokalwerkstatt M31 – Raum für Persönlichkeit & Stimme“ in Bregenz.

„Ja, einen natürlichen Zugang zu Kultur, das ist es, was ich mir wünschen würde.“

N

ach fünfzehn Jahren im Ausland hat die Vorarlberger Sopranistin Miriam Feuersinger 2018 ihre Zelte wieder in Bregenz aufgeschlagen. Ihre Heimkehr hindert sie allerdings nicht daran, nach wie vor auf internationalem Bühnenparkett unterwegs zu sein. Der Weg aus Vorarlberg hinaus sei einst wichtig für ihre Entwicklung gewesen. Wichtig, wenngleich schmerzhaft. Denn bereits mit 22 Jahren hat sie eine gescheiterte Ehe hinter sich, hinterfragt eigene und übertragene Erwartungen. Erwartungen, die mehr blockieren als motivieren. Sie entscheidet sich, Vorarlberg zu verlassen und ein Gesangsstudium an der Musik-Akademie Basel aufzunehmen. Retrospektiv betrachtet markiert dieser Schritt den Beginn einer außergewöhnlichen Karriere, die ihr im Grunde „passiert“ ist, während sie ganz einfach ihrer Leidenschaft nachging. Als Kind einer Familie, in der immer viel und mehrstimmig gesungen wurde, habe sie von klein auf eine starke Hingabe zur Musik verspürt, dennoch sei es ihr nie darum gegangen, eine berühmte Sängerin zu werden: „Ich wollte einfach nur singen.“ In ihren Teenagerjahren habe sie sich mit ihrem starken Fokus auf den Gesang oft fremd und anders gefühlt, erst in Basel trifft sie endlich Gleichgesinnte. Und mit Prof. Kurt Widmer auf einen Mentor, der ihr außerordentliches Talent erkennt und ihre „unverstellte Stimme“ zu fördern weiß. Noch ein zweites Puzzleteil bekommt Farbe und schärft die Konturen: Miriam Feuersinger, die bereits in ihrer Volksschulzeit vom Pfarrer als Kinderkantorin für den Gottesdienst engagiert wurde und sich seit jeher zu geistlicher Musik und dem Wort Gottes hingezogen fühlt, baut auch diese Passion zur Meisterschaft aus. Sodass sie inzwischen längst als eine der führenden Sopranistinnen auf dem Gebiet der deutschen geistlichen Barockmusik gilt. 2014 bekommt sie den ECHO Klassik-Preis, weitere Auszeichnungen folgen. Ihr Lebensmotto könnte die Scheinwerfer- und angestreifte Glamourwelt nicht besser kontrastieren: „Sing, bet und geh auf Gottes Wegen.“

Seelenbarometer Stimme

Neben Musik und Theologie schreibt sich auch das Interessensgebiet der Seelenkunde in das Leben von Miriam Feuersinger ein. In der Schweiz und in Deutschland absolviert sie die Ausbildung zur „Individualpsychologischen Beraterin & Seelsorgerin“ und „8+1-Trainerin“. Nicht nur für sie selbst, gerade auch für ihre Arbeit als Pädagogin sei dieser Zugang sehr kostbar: „Wenn ich unterrichte und meine Schüler:innen an Grenzen stoßen oder deren Stimme blockiert ist, hängt das immer auch mit der seelischen Entwicklung zusammen.“ In ihrer Vokalwerkstatt für Stimmcoaching begleitet Miriam Feuersinger zudem Menschen, deren beruflichen Hintergründe keine musikalischen, sondern „so unterschiedlich

wie ihre Anliegen“ sind. Allen gemein sei, dass ein „Feststecken mit Stimmproblemen“ über die äußere wie auch innere Stimme gelöst werden kann. Schließlich geht es der Sopranistin auch auf der Bühne um genau dieses Wechselspiel von Innen und Außen: „Corona hat mir die Chance gegeben, meine berufliche Motivation zu hinterfragen. Es sind nicht die Reisen und es sind nicht die großen Bühnen, die mir gefehlt haben. Was wirklich gefehlt hat, war der innere Dialog mit dem Publikum, mit den Musiker:innen. Künstlerisch tätig zu sein ist ja keine Einwegkommunikation.“ Rückmeldungen wie folgende würden sie zutiefst berühren: „Letzthin hat eine Frau zu mir gesagt: ‚Wenn du singst, dann ist es, als ob du uns alle innerlich umarmst.‘ Mit einem Konzert einen Raum zu schaffen, wo seelische Begegnung stattfindet und eine Verbindung zum Himmel aufgebaut wird, das hat Kraft für mich.“ Dazu müsse man sich selbst als Musikerin öffnen, sich durchaus auch verwundbar machen: „Musik als Selbstdarstellung mit Zirkusallüren, damit kann ich nichts anfangen.“ Mit ein Grund, wieso sie sich gegen die Oper entschieden habe. Die geistliche Musik würde Menschen direkter und ehrlicher abholen – weit weg von reiner Berieselung. Und von ihr selbst erfordere sie höchste Authentizität.

Musik holt alles raus

„Musik kann verbinden, begleiten, berühren, ja, sogar heilen.

Hoffnung schenken. Und natürlich kann sie auch zerstörerisch wirken und aggressiv machen. Deshalb geht es immer um die Frage, aus welcher Motivation heraus Musik gemacht wird“, so Miriam Feuersinger. Mit Bedauern stelle sie fest, dass die junge Generation mehr am Musikkonsum interessiert sei, als sich selbst musikalische Fertigkeiten anzueignen: „Zu erleben, wie es ist, wenn man sich selbst zu Klang macht, was es bedeutet, ein Gefühl auf diese Weise zum Ausdruck zu bringen, das wäre ein derart wichtiger Beitrag für die seelische Entwicklung, zur Stärkung von Resilienz und im Grunde auch als Burnout-Prophylaxe. Ich würde mir so sehr wünschen, dass Familien und auch die Schulen dieses Potenzial erkennen und mehr nützen würden.“ Auch Formaten, die klassische Musik nahbarer machen, kann sie deshalb ganz viel abgewinnen. Aktuell freut sie sich deshalb ganz besonders auf ihr Engagement bei den Montforter Zwischentönen, wie auch auf die von ihr ins Leben gerufene Bachkantaten-Reihe (siehe Factbox): „Mit dieser Reihe habe ich etwas nach Vorarlberg gebracht, wofür ich brenne. Einen Schatz, den ich mit Musikerfreunden und dem Publikum teilen möchte. Wir erleben dabei eine Tiefe, die mit Worten nicht zu beschreiben ist. Diese Musik holt alles an Freude, Schmerz und Traurigkeit aus dir heraus und legt sich gleichzeitig wie ein Balsam drüber.“ >>

| 33

Mittendrin in V

#65 | November 2021

Von Daniel Mutschlechner, probelokal.com

© Daniel Schreiber

Stärkung für die Winterreise

„Musik soll nicht dem Ego dienen“ Aus gegebenem Anlass fragen wir Miriam Feuersinger, wie sie ihre Ländle-Engagements wahrnimmt und was sie sich für Vorarlberg wünschen würde.

34 |

Was macht für dich dein Mitwirken bei den Montforter Zwischentönen reizvoll?

Das ist für mich wie ein Heimkommen im doppelten Sinn. Nicht nur, weil das Festival in Vorarlberg stattfindet, sondern auch, weil Hans-Joachim Gögl und Folkert Uhde (Anm. der Red.: künstlerische Leiter) auf demselben Planeten wohnen wie ich und auf internationalem Level arbeiten.

Was antwortest du jemandem, der dir sagt, mir ist klassische Musik zu hoch, das ist nur etwas für Intellektuelle?

Dass es nur darum geht, was ihm die Musik geben soll. Gehe ich in ein Konzert, um zu konsumieren, um mir ein gutes Gefühl abzuholen, weil ich mich zur Elite zähle oder weil ich berührt werden will? Das ist ja das Lässige an den Formaten der Montforter Zwischentöne, dass sie die klassische Musik vom hohen Ross herunterholen, hinein ins normale Leben bringen und Raum schaffen für Begegnung auf so vielen Ebenen.

Wenn ich es zulasse, dass Musik mich verändert, dann lasse ich es zu, dass Begegnung mit mir selbst stattfindet.

Einladung ins Wunschkonzert: Was würdest du dir für Vorarlberg wünschen?

Eine innere Haltung, die Kultur nicht auf etwas Elitäres reduziert. Musik soll nicht den Selbstwert, das Ego bedienen. Ich bin nicht besser, weil ich zum Beispiel ein Konzert-Abo habe, viel Kultur konsumiere oder mich fachlich gut auskenne. Musik ist viel eher ein Grundbedürfnis, das mich mit anderen verbindet. Ja, einen natürlichen Zugang zu Kultur, das ist es, was ich mir wünschen würde.

Kaiserschmarren mit Apfel und Zimt Montforter Zwischentöne „Vom Beenden zum Anfangen“ 4. 11.- 1. 12. 2021

Musik in kreativem Zusammenspiel mit anderen Künsten, Alltagskultur und gesellschaftspolitischen Fragen.

Austragungsorte: Montforthaus Feldkirch, Palais Liechtenstein, Vorarlberger Landeskonservatorium und an Küchentischen im Rahmen von „Salon Paula“ Programm und Infos: www.montforterzwischentoene.at

Bachkantaten in Vorarlberg: Die Montforter Zwischentöne verlosen unter allen interessierten marieLeser:innen 5 x 2 Karten für „Die h-Moll Messe von Johann Sebastian Bach und drei Predigten über die Endlichkeit“: Fr, 19. 11./Sa, 20.11, 19 Uhr, Montforthaus Feldkirch Teilnahme ganz einfach via Mail mit Betreff „Montforter Zwischentöne“ an: redaktion@marie-strassenzeitung.at

13. 11. 2021, 18 Uhr, Galluskirche Bregenz 14. 11. 2021, 17 Uhr, Dom St. Nikolaus Feldkirch Infos: www.miriam-feuersinger.info

Zutaten: Kaiserschmarren • 5 Eier • 200 Gramm Mehl • 400 Milliliter Milch • 50 Gramm Butter • Prise Salz • 10 Gramm Vanillezucker • 20 Gramm Kristallzucker • Schuss neutrales Öl zum Anbraten • Staubzucker und Zimt zum Bestreuen

Gebratener Apfel • 1 großer Apfel • ein wenig Zitronensaft • 20 Gramm Butter • 20 Gramm Zucker • Schuss Apfelbrand • Prise Zimt

Es ist ein besonderer Monat, dieser November.

Eingepfercht zwischen dem goldenen Herbst und den stimmungsvollen Festtagen des Jahresendes fristet er ein tristes Dasein. Dabei gilt er Freunden der gepflegten Melancholie als willkommenes Zwischenstück auf dem Weg in den nahenden Winter.

Wenn ich den Kragen hochkremple und mich bei Schneeregen in die Dunkelheit wage, fühle ich mich mit etwas Fantasie wie der Wanderer in Franz Schuberts Winterreise (siehe Musiktipp).

Doch während dieser ohne Ziel und Hoffnung in die kalte Nacht aufbricht, freue ich mich schon auf die Rückkehr in die warme Stube. Denn dort erwartet mich ein Kaiserschmarren mit winterlichen Gewürzen und gebratenen Äpfeln. Ein Gericht, das sich anfühlt wie eine kräftige Umarmung.

Allein schon die Zubereitung hat etwas Versöhnliches. Denn während ich den Pfannkuchen beherzt in die nötigen Stücke zerreiße, kann ich so manches verarbeiten, was in den letzten Monaten meine Nerven strapazierte: Etwa die rechtsesoterischen Schwurbeleien der Corona-Leugner, die abgründigen Chats überheblicher Machtpolitiker oder manch fragwürdige Leistung unseres Fußball-Nationalteams. So ein Schmarren!

Zubereitung: Für den Schmarren zunächst die Butter in einer Pfanne schmelzen. Mehl in eine Schüssel sieben, kalte Milch langsam unter Rühren mit dem Schneebesen einarbeiten. Eier aufschlagen und einrühren, Prise Salz, Vanillezucker und geschmolzene Butter unterziehen. Einige Minuten stehen lassen.

Apfel schälen, vom Gehäuse befreien und in kleine Stücke schneiden, mit Zitronensaft beträufeln. Butter in einer beschichteten Pfanne zerlassen, Zucker einrühren und Apfelstücke unter Rühren eine Minute anbraten. Mit einem Schuss Apfelbrand ablöschen und mit Zimt abschmecken, in eine Schüssel geben und rasten lassen.

In der Pfanne das Öl bei mittlerer Temperatur erhitzen, Teig einrühren und goldbraun anbraten. Nach wenigen Minuten wenden.

Ist auch die Rückseite gebräunt, in Stücke reißen, Kristallzucker in der Pfannenmitte karamellisieren, gebratene Äpfel dazugeben und durchrühren, mit Staubzucker und etwas Zimt bestreut servieren. Dazu passt eine Tasse Apfelpunsch.

Musiktipp: Mein Vater schätzt die Lieder von Franz Schubert, deshalb ist mir dessen Winterreise seit jeher ein Begriff. Kürzlich hat einer meiner vielen Lieblingsmusiker, nämlich der Indie-Liedermacher Gisbert zu Knyphausen, gewagt, Schubert-Lieder zu interpretieren. Deshalb musste ich mir das Album „Lass irre Hunde heulen“ gleich zulegen. Es begleitet mich durch diesen November. Weitere Rezeptgeschichten und Musiktipps finden Sie auf www.probelokal.com

| 35

Gsi

#65 | November 2021

Aufstieg und Fall der „Hundsgräfin“ Sie kam arm auf die Welt, wurde die Geliebte von Napoleon und steinreich, zog nach Bregenz, heiratete einen Vorarlberger und gründete ein Tierheim. Ihre Hunde fraßen das beste Fleisch aus silbernen Näpfen. Dann wurde sie um ihr Erbe betrogen und starb in bitterer Armut. Als „Hundsgräfin“ ging Emilie Kraus, Baronin von Wolfsberg, in die Geschichte ein.

Text: Gerhard Thoma, Fotos: Horst F. Freudenberger, Archiv

E 36 |

milie Kraus durchlebte alle Höhen und Tiefen, und im tiefsten Fall ließ sie sich ihren Stolz und ihre Würde nicht nehmen. Geboren wurde sie im Jahr 1785 in Idria im Herzogtum Krain, dem heutigen Slowenien. Ihr Vater war im Bergbau beschäftigt, die Mutter Hausfrau. Emilie war zehn Jahre alt, als ihr Vater starb. Der k.k. Offizier Philipp von Mainoni (1765-1832) macht ihrer Mutter das Angebot, die Kleine mit nach Wien zu nehmen und für ihre Ausbildung zu sorgen. So kam es auch.

Das Mädchen erhielt eine gute Schulbildung und wurde in die höfische Etikette eingeführt. Doch ein politisches Erdbeben brachte nicht nur den europäischen Kontinent, sondern auch das Leben der mittlerweile als „schöne Mili“ bezeichneten jungen Frau ins Wanken. Napoleon setzte zu seinem Siegeszug durch Europa an und residierte im Jahr 1805 als Sieger über Österreich in Wien. Der Kaiser der Franzosen zitierte hohe österreichische Verwaltungsbeamte zu sich, unter anderen auch Philipp von Mainoni. Ihr Ziehvater hatte es sich nicht nehmen lassen, Emilie zu dem Empfang in Schloss Schönbrunn mitzunehmen. So nahm das Schicksal seinen Lauf: Napoleon (36) verliebte sich Hals über Kopf in die 20-Jährige und ließ sie nicht mehr von seiner Seite. Jahrelang begleitete Emilie Napoleon auf seinen Feldzügen quer durch Europa – gut getarnt. Denn sie verkleidete sich als fescher junger Mann und trat als Napoleons Page namens „Felix“ in Erscheinung oder als

kaiserlicher Adjudant namens „Graf von Wolfsberg“. Nur der innerste Zirkel wusste Bescheid. Hatte ihr Geliebter in Paris zu tun, was eher selten vorkam, war Emilie mit von der Partie. Bei Hof durfte sie nicht auftauchen, weil Napoleon seine damalige Ehegattin Josephine nicht brüskieren wollte. Emilie logierte als „graue Maus“ unweit der kaiserlichen Residenz in den Tuilerien. Nur ein Kammerdiener kannte ihre Identität.

Treu an der Seite des Geliebten

Auch eine adlige Rivalin konnte die leidenschaftliche Affäre nicht trüben.

Nach weiteren Siegen auf dem Schlachtfeld kutschierte Napoleon im Herbst 1809 nämlich mit zwei hübschen Trophäen von Warschau nach Wien – nebst Emilie hatte er Gräfin Maria Walewska im Gepäck. Emilie und Maria brachten im Mai 1810 jeweils ein uneheliches Kind zur Welt – Emilie am 3. Mai in Paris und Maria am 7. Mai. Zwei Monate zuvor hatte Napoleon Erzherzogin Marie-Luise von Österreich, die Tochter von Kaiser Franz I., geheiratet. Aber geheiratet wurde damals meistens aus Kalkül, Liebe war selten dabei.

Emilie gab ihren Sohn Eugen in die Obhut von Johann Georg Megerle und dessen Frau in Wien. Sie selbst blieb treu an der Seite Napoleons. Eugen Megerle, Edler zu Mühlfeld (1810-1868), avancierte zu einem liberalen Juristen und Politiker.

Das Ende der Beziehung kommt mit Napoleons Niederlage bei Waterloo 1815. Bevor er ins Exil nach St. Helena

muss, vermacht er seiner Geliebten die sagenhafte Summe von 450.000 Gulden und kürt sie offiziell zur Baronin von Wolfsberg. Das Geld liegt auf der Bank von London. Emilies Ziehvater Philipp von Mainoni wurde befohlen, den Pensionsvertrag zu hüten und ihr jährlich den Betrag von 24.000 Gulden auszuzahlen. Aber sofort nach Napoleons Tod 1821 gibt Mainoni ihr nur noch 9000 Gulden und stiehlt ihren wertvollen Schmuck. Schon 1817 hatte Emilie den Wiener Rechtsanwalt Johannes Schönauer geheiratet. Die Ehe wird nach drei Jahren geschieden und hinterlässt tiefe Wunden in Emilies Seele.

Enttäuscht von Schönauer zieht sie mit ihrer Mutter Rosalia und ihrer Schwester weit weg von Wien, nach Bregenz, wo sie von 1824 bis 1828 in einer Villa in der Kolumbanstraße 2 wohnt. In Bregenz findet die mittlerweile 41-Jährige in dem 14 Jahre jüngeren Vorarlberger Barbiergesellen Vinzenz Brauner auch ein neues Glück. Nach jahrelangem Versteckspiel als geheime Geliebte und gescheiterter Ehe kann sie mit ihrem Frisör ein normales Leben führen, ohne psychischen Druck. Die Beiden übersiedeln nach Salzburg, wo ihr Lebensgefährte als Wundarzt tätig ist. Emilie kauft zwei Häuser und ein zweistöckiges Schlösschen mit 19 Zimmern – und entdeckt ihre Liebe zu Tieren. Rund um das Schlösschen erwächst ein Tierpark mit 160 Geschöpfen: Hunde aller Rassen, Katzen, Pferde, Esel, Affen, Papageien und Singvögel. Die Leute sprechen von einer „Arche Noah“ und nuscheln über

Porträt von Emilie Kraus. Napoleon beauftragte den berühmtesten Porträtisten von Wien, ihm ein Bild seiner Geliebten zu malen. So machte sich Johann Baptist von Lampi ans Werk und schuf ein Bild von Emilie, indem er sie als die Göttin Venus darstellte. Die leidenschaftliche Affäre dauerte zehn Jahre lang.

Emilie als „Hundsgräfin“, weil sie ihren Hunden das beste Fleisch in Silbernäpfen serviert und auf dem Gelände einen Hundefriedhof mit Grabsteinen hat.

Vom Schloss in die Fischerhütte

Wie ein Blitzschlag trifft die Baronin 1832 die Nachricht vom Selbstmord ihres Vermögensverwalters und Adoptivvaters. Er hatte sich aus dem dritten Stock seiner Wiener Wohnung gestürzt.

Zuvor hatte er den Großteil von Emilies Treuhandvermögen verspekuliert und das übrige Geld seinem Neffen, dem Artillerieoffizier Dominik Mainoni, vermacht. Alle Dokumente, Pensionsverträge, die beweisen, dass Emilie ihr Vermögen von Napoleon erhalten hat, hat ihr Stiefvater verbrannt. Vom wertvollen Schmuck fehlt jede Spur.

Um Haus und Hof zu halten, macht sie immer größere Schulden. Zuerst wandern Kleider, Schmuck, Tafelsilber und Möbel ins Pfandhaus. Verbissen kämpft sie um ihre Tiere, aber den Gläubigern reißt der Geduldsfaden. Die Pferde werden verkauft und alle Esel, bis auf einen: Einen Esel behält Emilie, um mobil zu bleiben. Dann erkrankt ihre große Stütze, ihr Lebensgefährte Vinzenz. Er stirbt 1838 im Alter von

In diesem Haus in der Bregenzer Kolumbanstraße lebte Emilie Kraus von Wolfsberg nach dem Sturz Napoleons im Jahr 1815. In Bregenz lernte sie den Barbiergesellen Vinzenz Brauner kennen und lieben. Ob Kaiser oder Frisör: Zu beiden Männern hatte die „Hundsgräfin“ eine innige Verbindung mit allen Vor- und Nachteilen.

39 Jahren. Bis zuletzt hatte sie ihn gepflegt, jetzt steht sie alleine da. Weitere Tiere und Besitzungen werden verkauft oder gepfändet. Emilie hungert, besorgt lieber Futter für ihre 30 Hunde und 80 Vögel. Sie bittet Marie-Luise, die Witwe Napoleons, um Hilfe. Und tatsächlich: Die Gattin gewährt der Geliebten ihres Mannes eine Gnadenpension. Auch Carolina Augusta, die Witwe von Kaiser Franz I., erhört die Bitten der „Hundsgräfin“ und schickt Geld. Aber Emilie steckt alles in Tierfutter und versinkt immer tiefer im Sumpf. 1843 wird ihr gesamter Besitz samt den Tieren versteigert. Was übrig bleibt, sind das Bett, ein Tisch, zwei Sessel, etwas Kleidung und einige Teller und Pfannen. Dazu die nicht versteigerten Tiere: fünf Papageien, acht Singvögel, zwei Trauertauben, acht Pfauen, zwölf Hunde, einige Affen und viele Katzen. Mitten im Winter zieht die 58-Jährige in das ungeheizte „Fischerhäusl“ am Altenbach im Salzburger Stadtteil Gnigl.

„Zerlumpte Königin“

Man schenkte ihr sechs Blusen und vier Betttücher, die sie aber aus Stolz nicht annahm. Wochenlang liegt sie nackt im Bett, nur wenn die Tiere Futter brau-

chen, rafft sie sich auf und geht betteln.

So lebte Emilie Victoria, Baronin von Wolfsberg, und verwahrloste immer mehr. Zähne und Haare fielen ihr aus, sie litt an Gicht und magerte bis zum Skelett ab. Der Salzburger Kardinal Schwarzenberg ließ sie in den erzbischöflichen Palast bringen und bot ihr eine Unterkunft an. Aber Emilie flüchtet nach kurzer Zeit wieder zu ihren Tieren in ihre Fischerhütte. Dort stirbt sie am 15. April 1845.

Ein Mann, dem Emilie in ihren letzten Lebensjahren begegnete, schrieb: „Man sah es dieser Frau an, dass sie einst bessere Tage erlebt hatte. Auf ihrem Gesicht lag der Ausdruck anmaßenden Stolzes, um ihren Leib hingen die Fetzen erstorbenen Reichtums und verblassten Glanzes, und in ihrer ganzen Erscheinung bot sie das traurige Bild herab gekommener Herrlichkeit, jeder Zoll eine zerlumpte Königin.“ Auf einer Tafel am Gnigler Friedhof ist zu lesen: „Zur Erinnerung an die Hundsgräfin Emilie Baronin von Wolfsberg, geb. Kraus, die langjährige Begleiterin Napoleons I. auf allen Feldzügen und seine treue Begleiterin bis zu seinem Sturze.“ Und: „Wer frei von Schuld und Fehler, der werfe den ersten Stein nach ihr.“

| 37

Veranstaltungskalender

07.11.

So., 15 Uhr, Kammgard, Hard VERANSTALTER AKZEPTIEREN DEN KULTURPASS FÜR FREIEN/ERMÄSSIGTEN EINTRITT Infos über den Kulturpass unter www.hungeraufkunstundkultur.at

30.10.+

12.11.

Sa., Fr., 16 Uhr, Kibe Kinderkönig, Feldkirch

STARKE GEFÜHLE BEI KINDERN

Vortrag

—

04.11.

Do., 18.30 Uhr, Rathaus 3. OG, Bludenz

UMWELT IM GESPRÄCH: DIE AUSWIRKUNGEN DES KLIMAWANDELS AUF UNS MENSCHEN

Vortrag

—

04.11.

Do., 20 Uhr, Vorarlberg Museum, Bregenz 38 |

MILES ODER DIE PENDELUHR VON MONTREUX

Jazz im Museum

—

06.11.

Sa., 20 Uhr, Altes Kino Rankweil

THE SPINNING WHEELS

Konzert

—

06.11.

Sa., 14.30 Uhr, Vorarlberg Museum, Bregenz

KREATIVATELIER: AUS KRÄUTERN GEMACHT

Workshop für Kinder

—

06.11.

Sa., 20 Uhr, Remise, Bludenz

FREMDE NÄHE: NOMFUSI

Konzert, Soul & Afropop

—

07.11.

So., 16 Uhr, Jugend- und Bildungshaus St. Arbogast, Götzis

ZERREISS DEINE PLÄNE! SEI KLUG UND HALTE DICH AN WUNDER

Die Gedichtewelt der Mascha Kaléko Pforte Salon

—

EMMA UND DAS ALBTRÄUMCHEN

Puppentheater Hard

—

07.11.

So., 14.30 Uhr, Vorarlberg Museum, Bregenz

HEILPFLANZEN: FÜR ALLES IST EIN KRAUT GEWACHSEN

Generationentour: Ausstellungsbesuch und Praxisteil

—

08.11.

Mo., 20 Uhr, Theater Kosmos, Bregenz

ANNE WEBER: ANNETTE, EIN HELDINNENEPOS

Lesung

—

09.11.

Di., 20 Uhr, Sonnenbergsaal, Nüziders

GARDI HUTTER

Musik, Tanz, Clownerie

—

10.11.

Mi., 19 Uhr, Stadtbibliothek, Dornbirn

AKTION DEMENZ – … ES HÄUFT SICH IN MIR DER IRRGARTEN AN Vortrag und Diskussion

—

10.11.

Mi., 20 Uhr, Spielboden, Dornbirn

MELISA ERKURT LIEST AUS „GENERATION HARAM“ Lesung

—

10.11.

Mi., 19.30 Uhr, Domino's Hus am Kirchplatz, Frastanz

TOMATIS © – EIN WEG ZUR BESSEREN WAHRNEHMUNG FÜR ERWACHSENE UND SENIOREN

Tomatis © Ich höre – also bin ICH Vortrag

—

11.11.

Do., 20 Uhr, Galerie Allerart, Remise, Bludenz

VERNISSAGE: TANJA BOUKAL UND CARMEN PFANNER

Ausstellungseröffnung. Dauer der Ausstellung 12.

November bis 30. Dezember

—

#65 | November 2021

12.11.

18.11.

24.11.

27.11.

Fr., 20.30 Uhr, Kammgard, Hard

Do., 19.30 Uhr, Spielboden, Dornbirn

Mi., 19 bis 21 Uhr, inatura, Dornbirn

Sa., 19 Uhr, Conrad Sohm, Dornbirn

SOUVENIR

NEUE SPIELRÄUME – AFGHANISTAN NACH DEM SIEG DER TALIBAN

WIEVIEL PHOTOVOLTAIK VERTRÄGT EIN GEBÄUDE?

Konzert

Tanzperformance von Silvia Salzmann und Sarah Mistura

—

13.11.

Sa., 20 Uhr, Altes Kino Rankweil

Kino

—

18.11.

GABI FLEISCH: CHRISTKIND-LA 2021

Do., 19.30 Uhr, Theater am Saumarkt, Feldkirch

—

MICHAEL KÖHLMEIER LIEST: MATOU

Kabarett

14.11.

So., 17 Uhr, Sonnenbergsaal, Nüziders

ROCK 4

Best of… Konzert

—

14.11.

So., 17 Uhr, Villa Falkenhorst, Thüringen

MYRCZEK & TOMASZEWSKI: LOVE REVISITED

Konzert

—

15.11.

Mo., 19.30 Uhr, Theater am Saumarkt, Feldkirch

ERINNERN.AT_ VORARLBERG PRÄSENTIERT: ZEITZEUGE KARL PFEIFER IM GESPRÄCH

Vortrag

—

17.11.

Mi., 20 Uhr, Kulturverein Bahnhof, Andelsbuch

KIERAN G. & ANNIE K.

Konzert

—

17.11.

Mi., 10 Uhr, Stadtbibliothek, Dornbirn

ELTERNSACHE – KINDER BRAUCHEN BEIDES: HALT UND FREIRAUM Vortrag und Diskussion

—

17.11.

Mi., 19 Uhr, Domino´s Hus am Kirchplatz, Frastanz

ITALIENISCH HOCK

Weiterbildung: Lockere Konversation in italienischer Sprache

—

Lesung aus dem neuesten Roman des Schriftstellers

—

19.11.

Fr., 20 Uhr, Conrad Sohm

FISCHER-Z: THE SWIMMING IN THUNDERSTORMS TOUR

Konzert

—

19.11.

Fr., 20.30 Uhr, Kammgarn, Hard

EDMUND PISKATY TRIO

Konzert

—

19.11.

Fr., 16 Uhr, Stadtbibliothek, Dornbirn

BI:JU – STOPBODYNORMS

Körperbilder und Schönheitsideale hinterfragen für Mädchen. Vortrag und Diskussion

—

20.11.

Sa., 14 bis 18 Uhr, Seminarraum im Gemeindehaus, Nüziders

Sonnenstrom im Spannungsfeld von Ästhetik und Klimaschutz

—

24.11.

Mi., 19 Uhr, Theater am Saumarkt, Feldkirch

LYRIKPREIS FESTIVAL 2021: ABSOLUTELY: „EIN GEDICHT FÜR DEN KLIMASCHUTZ!“

Poetry Slam

—

25.11.

Kabarett von und mit Markus Lins & Manfred Kräutler

25.11.

Do., 19 Uhr, Stadtbibliothek Dornbirn

PETRA RAMSAUER – ANGST

Vortrag, Diskussion

25.11.

Do., 20 Uhr, Open Air Marktplatz Rankweil, bei Schlechtwetter: Altes Kino Rankweil

ROACHFORD

R'n'B Konzert

—

25.11.+

26.11.

Do., Fr., 19 Uhr, Pförtnerhaus, Feldkirch

27.11.

Sa., 17 Uhr, Frauenmuseum Hittisau

—

LANGE NACHT DER FREIHEIT

20.11.

Sa., 10 Uhr, Stadtbibliothek Dornbirn

HONIGBROT GESUCHT

Lesung für Kinder

—

22.11.

Mo., 19.30 Uhr, Theater am Saumarkt, Feldkirch

SVENJA FLASSPÖHLER: SENSIBEL. ÜBER MODERNE EMPFINDLICHKEIT UND DIE GRENZEN DES ZUMUTBAREN

Vortrag

—

Von der Verantwortung des Wählens – Pforte Konzert N°6

—

26.11.

Fr., 20.30 Uhr, Spielboden, Dornbirn

BUNTSPECHT – SPRING BEVOR DU FÄLLST – TOUR

Wiener Wortakrobaten

—

DR. FEELGOOD

Konzert

—

27.11.

Sa., 9.30 – 12.30 Uhr, Kunsthaus, Bregenz

—

28.11.

So., 17 Uhr, Villa Falkenhorst, Thüringen

CELLO & PIANO – WERKE VON J.F. DOPPELBAUER UND L.V. BEETHOVEN

Konzert

—

30.11.

Di., 18.30 Uhr, Rathaus Bludenz

GESUNDHEIT IM GESPRÄCH: DIE AUSWIRKUNGEN DER CORONA PANDEMIE FÜR MENSCHEN MIT DIABETES

Vortrag

DAS FEDERKLEID DER VÖGEL

Allgemeines und Bestimmung Kurs

27.11.

Sa., 20 Uhr, Open Air Marktplatz Rankweil, bei Schlechtwetter: Altes Kino Rankweil

Exkursion

ZÜGLA

—

—

LEHMBAUWERKSTATT VON MARTIN RAUCH

Do., 20 Uhr, Conrad Sohm

—

FOLKSHILFE

27.11.

Sa., 15 Uhr, Spielboden, Dornbirn

—

ACHTUNG: IMMER NOCH EINSCHRÄNKUNGEN BEI VERANSTALTUNGEN

Die Beschränkungen aufgrund von COVID-19 werden weniger und bieten inzwischen einen gewissen Spielraum für Kulturveranstalter. Sie sind bemüht, die jeweiligen Veranstaltungskalender auf den betreffenden Homepages aktuell zu halten. Interessenten werden dennoch gebeten, auf der jeweiligen Website der Veranstalter zu überprüfen, ob die Konzerte, Lesungen etc. tatsächlich stattfinden.

Die nächste marie erscheint am 1. Dezember.

TAKARA

Vier Kinderfilme auf Augenhöhe mit den jungen Protagonist*innen, die Unterhaltung mit ökologischen Themen oder alltäglichen Nöten verknüpfen

—

Die Firma blum unterstützt die Berichterstattung über privat initiierte, gemeinnützige Projekte in Vorarlberg.

| 39

Vortragsreihe 2021 Auf die Seele schauen.

Digitalisierung. Fluch und Segen.

Von der Digitalisierung zur Humanisierung | Kulturhaus Dr. Harald Pichler Mi, 10. November 2021 | 19.00 Uhr

Online-Dating und Beziehungsentwicklung im digitalen Zeitalter – Chancen und Risiken | Online via Zoom Prof. Dr. Wera Aretz Mi, 24. November 2021 | 19.00 Uhr

Bindung und Digitalisierung – wie Medien unsere Beziehungen beeinflussen | Kulturhaus Univ.-Prof. Dr. Karl-Heinz Brisch Mo, 29. November 2021 | 19.00 Uhr

© Christopoh Hofer | chilidesign

Veranstalter pro mente Vorarlberg gGmbH Färbergasse 17b | 6850 Dornbirn Mitglied von:

Bezahlte Anzeige

Veranstaltungsort Kulturhaus Dornbirn/Online via Zoom www.kulturhaus-dornbirn.at Eintritt frei! | Anmeldung erforderlich 05572 32421 office@promente-v.at