Oberösterreicher März 2024

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ÖSTERREICHER OBER

Sonderausgabe der Oberösterreicherin

Digitaler Humanismus

Wakeboarder „Fetzy“ Menschlichkeit als Antwort auf die Hyperdigitalisierung

Mit der richtigen Atmung an die Weltspitze

Gottfried Helnwein

„Meine Kunst ist ein Dialog.“
Österreichische Post AG, Zul.-Nr. MZ 02Z031267 M, Neu-Media GmbH, Bahnhofplatz 2, 4600 Wels, Retouren an „Postfach 100, 1350 Wien“, Foto: Thom Trauner Sonderausgabe der Oberösterreicherin MÄRZ 2024 | 8. Jg. | Nr. 25 | € 7,00 9120003770128 01

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Unser

Digitaler Humanismus

Wir leben in besonderen Zeiten. Digitalisierung und künstliche Intelligenz begeistern und verunsichern die Menschen gleichermaßen. Aus diesem Grund haben wir mit Visionär Chris Müller gesprochen. Er ist ein Vorreiter des Digitalen Humanismus in Österreich. Dieser ist als Gegenbewegung zur Hyperdigitalisierung zu sehen und hat sich der Wiederbelebung der Ideale des Humanismus verschrieben. Für ein Gleichgewicht zwischen zivilisatorischem und technologischem Fortschritt – mit dem Menschen im Mittelpunkt.

Einen neuen Ansatz des Zukunftsdenkens zeichnet auch Trendforscher Matthias Horx mit seinem „The Future:Project”. Mit einem Thinktank versucht er, durch den Nebel der Krisen unserer Zeit – bedingt durch Kriege, ökologischen Wandel, Digitalisierung, Angst und Verunsicherung – hindurchzuschauen in eine neue Normalität.

In Gmunden konnten wir Künstler Gottfried Helnwein treffen und mit ihm über seine Werke sprechen, mit denen er kontroverse Themen wie Krieg, Holocaust, Gewalt gegen Kinder und politische Unterdrückung aufgreift.

Den Betrachter fordert er auf, sich ebenfalls mit diesen Themen auseinanderzusetzen. Denn: „Die Kunst ist besser als jedes Geschichtsbuch“, wie Helnwein betont.

Besonders beeindruckt hat uns auch Daniel „Fetzy“ Fetz. Der zweifache Weltmeister im Wakeboarden hat es erst an die Weltspitze geschafft, als er mentales Training mit Atemübungen kombiniert hat. Sein wertvolles Wissen über die „Wunderwaffe“ Atmen gibt er seitdem in Workshops, Vorträgen, Seminaren und natürlich in unserem Interview weiter!

Siegfried Hain hat Anfang des Jahres das erste Linzer Schuhmuseum eröffnet. Seit Jahrzehnten sammelt er historische Schuhe und zeigt seine beeindruckende Sammlung nun in der Linzer Innenstadt, wo wir ihn auch für unsere Reportage besucht haben.

Trotz seiner Krebserkrankung macht sich Roland Wiednig aus Kronstorf im Dezember 2017 auf nach Neuseeland, um in sechs Monaten mit Zelt und Schlafsack mehr als 3.000 Kilometer am „Te Araroa Trail“ zu wandern. Uns hat er von seinen Abenteuern in der Natur und deren Wirkung auf Körper, Geist und Seele erzählt.

Ich wünsche Ihnen eine interessante Zeit beim Lesen des aktuellen OBERÖSTERREICHERS!

Ihr Josef Rumer Herausgeber

Der nächste OBERÖSTERREICHER erscheint am 14. Juni 2024.

Impressum

OBERÖSTERREICHER: Eine Sonderausgabe des Magazins OBERÖSTERREICHERIN

Offenlegung gemäß § 25 MedienG können unter der URL http://www.dieoberoesterreicherin.at/info/offenlegung/ abgerufen werden.

Herausgeber: Josef Rumer, Medieninhaber und Hersteller: Neu-Media GmbH, Bahnhofplatz 2, 4600 Wels, E-Mail: office@neu-media.at, Tel.: 07242 / 9396 8100, Fax: 07242 / 9396 8110, Geschäftsführung: Josef Rumer, Mag. Andreas Eisendle, Prokuristin: Astrid Gruber, Assistentin der Geschäftsführung: Kerstin Artmayr, Büroorganisation: Slavica Haminger, Lehrling: Anna Eder, Redaktionsleitung: Mag. Ulli Wright, E-Mail: redaktion@neu-media.at, Redaktion: Dr. Maria Russ, Nicole Madlmayr, Mag. Petra Kinzl, Laura Zapletal BA, Linnéa Harringer MA, Lektorat: Mag. Christa Schneider, Mag. Dr. Maria Russ, Anzeigenleitung: Josef Rumer, E-Mail: anzeigen@neu-media.at, Anzeigen: Ing. Mag. Richard Haidinger, Mag. Dietlinde Wegerer, Basim Nabi, Victoria Felice, Grafik: Karin Rosenberger, Ana Mrvelj, Thom Trauner, E-Mail: grafik@neu-media.at, Fotos: Thom Trauner, Shutterstock, Verlags- und Herstellungsort: Bahnhofplatz 2, 4600 Wels, Druck: Druckerei Berger, A-3580 Horn , Vertrieb: PGV Austria Trunk GmbH. 5412 Puch, Morawa Lesezirkel, www.neu-media.at

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Coverfoto: Thom Trauner

18 Digitaler Humanismus

Der nächste OBERÖSTERREICHER erscheint am 14. Juni 2024.

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Gottfried Helnwein

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Gottfried Helnwein. Der Ausnahmekünstler im Covertalk.

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Digitaler Humanismus. Als Gegenbewegung zur Hyperdigitalisierung.

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Chris Müller. Vorreiter des Digitalen Humanismus in Österreich.

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Matthias Horx. Der Zukunftsforscher über seinen Thinktank.

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Siegfried Hain. Besuch im ersten Schuhmuseum in Linz.

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Günter Unger. Der Artist Manager aus Ried/Innkreis im Interview.

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Foto: Thom Trauner Foto: Shutterstock Foto: Thom Trauner

32 Schuhmuseum Linz

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58 Chef‘s Table

66 Alles ist möglich!

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Daniel „Fetzy“ Fetz. Dank richtigem Atmen zum Wakeboard-Weltmeister.

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Beim Gast zu Gast. Haubenkoch „Krauli“ und Kabarettist „GausL“ im Talk.

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Chef’s Table. Kulinarischer Hochgenuss im ROSSO in Linz.

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Slaven Stekovic. Der Molekularbiologe über gesundes Altern.

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Abenteuerwandern. Roland Wiednig über seine Erlebnisse.

Auf dem roten Stuhl. Bernhard Egger und Hans Krankl im Posthof. 72

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Atme dich frei
Foto: www.fetzysworld.com
Foto: Ness Rubey Foto: Roland Wiednig

Text: Ulli Wright

Fotos: Thom Trauner

DIE WAHRHEIT IST EIN SPIEGEL

Gottfried Helnwein polarisiert.

Gottfried Helnwein nimmt kein Blatt vor den Mund.

Gottfried Helnwein ermöglicht dem Betrachter nicht, sich seinen Werken gegenüber neutral zu verhalten.

„Aufreger – Helnwein zeigt öffentlich küssende Kinder“. „Helnwein: Erste Blicke auf die großen Schockbilder.“„Helnwein spaltet Gmunden: Lob und Pädophilie-Vorwurf“ – Schlagzeilen wie diese dominierten die Zeitungen, nachdem der international angesehene Künstler am 29. Jänner das Gmundner Rathaus und das Stadttheater mit drei seiner großformatigen Werke verhüllt hat. Ob „Memory“ mit zwei küssenden Mädchen, „The Smile“ mit einem blutverschmierten lächelnden Kind oder „The Disasters of War“, das ein liegendes Mädchen in SS-Uniform zeigt, so viel diskutiert wurde in der idyllischen Traunseestadt schon lange nicht mehr. Was durchaus im Interesse des Künstlers sein dürfte, denn in seinen Werken greift Helnwein kontroverse Themen wie Krieg, Holocaust, Gewalt gegen Kinder oder politische Unterdrückung auf und fordert die Betrachter heraus, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen. „Meine Kunst fragt nicht, sie erklärt auch nicht. Meine Kunst ist ein Dialog“, erläutert Gottfried Helnwein. →

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Herr Helnwein, warum wollten Sie als Kind Revolutionsführer werden?

Ich wurde kurz nach dem Ende des Weltkrieges in Wien geboren, als die Menschen noch den Atem anhielten, so als könnten sie noch immer nicht glauben, dass sie den Untergang der Welt überlebt hatten. Der Schatten des Tausendjährigen Reiches lag noch über der rußgeschwärzten Stadt, und vom Glanz der Metropole, die einst der Mittelpunkt eines Reiches war, in dem die Sonne nicht unterging, war nichts mehr übrig. In den frühesten Erinnerungen meiner Kindheit hatte ich das Gefühl, an einem falschen Ort gelandet zu sein. Ich war mir sicher, dass ich da nicht hingehörte, dass es sich um ein Missverständnis handeln musste.

Wie waren Sie als Kind?

Ich glaube, ich war ein aufsässiges und nervendes Kind. Irgendwie wusste ich, dass das nicht alles sein konnte, ich wollte unbedingt herausfinden, was davor war, ich wollte den Anfang der Geschichte kennen. Obwohl die Erwachsenen unter kollektiver Amnesie litten und keine Antworten auf meine Fragen hatten, fand ich doch immer mehr heraus über die Zeit davor und den Holocaust. Ich habe die Kriegsverbrecherprozesse genau verfolgt, und als der KZ-Kommandant und Massenmörder Franz Murer freigesprochen wurde und im Triumphzug durch Graz zog, da zerbrach in mir das Grundvertrauen in die Gesellschaft, in der ich lebte. Von da an recherchierte ich wie besessen alle historischen und politischen Ereignisse, die mit dem Thema Gewalt und Unterdrückung zu tun hatten. Damals tobte gerade der Vietnamkrieg und ich bin auf Berichte von unsagbarer Grausamkeit der amerikanischen Soldaten gegen die Bevölkerung, gegen Frauen und Kinder gestoßen. Und diese Ereignisse waren ja mitverantwortlich dafür, dass die 68er-Generation auf die Barrikaden stieg. Ich war wirklich ein schlechter Schüler, habe nie aufgepasst und mich in kindische Tagträume verloren, in denen ich als Revolutionsführer das ganze verrottete System zum Einsturz brachte.

Ab wann konnten Sie von der Kunst leben?

Da ich nie einen anderen Beruf hatte, musste ich immer schon davon leben. In unserer Jugend hatten wir alle kein Geld, aber das brauchten wir auch nicht, denn im Wien der 60er-Jahre konnte man völlig mittellos auf sehr hohem Niveau leben. Das Leben spielte sich hauptsächlich in Kaffee- und Wirtshäusern ab und später nachts auch in den Discos. Man konnte gut aufschreiben lassen oder mit Zeichnungen bezahlen. An Geld haben wir nie gedacht. Die Wiener Kunstszene war damals ein anarchistischer, chaotischer Haufen von Genies, Galgenvögeln und Spinnern. Uns Nachgeborenen schien der Rundumschlag der einzig legitime Ausdruck der Kunst zu sein. Jeder wollte es den Spießern zeigen, es war die längst überfällige historische Abrechnung mit der Generation unserer Eltern und dem beschissenen Erbe, das sie uns hinterlassen hatten. Der Höhepunkt war die berüchtigte „Uni-Ferkelei’“, eine Wortschöpfung der Kronen Zeitung, die im Juni 1968 im Hörsaal 1 der Uni stattfand. Günter Brus, Otto Muehl und andere Künstler sprangen zu den Klängen der Bundeshymne auf den Katheder und brachen mit Aktionen wie Masturbation, mit Nacktheit und Exkrementen radikal Tabus. Sonst ging es im Allgemeinen etwas gemütlicher zu, die meisten von uns verbrachten einen Großteil der Zeit mit Saufen, immer mit der unvermeidlichen Zigarette im Mund, wodurch das Leben vieler Künstler dieser Generation beträchtlich verkürzt wurde. Den aufrührerischen Geist der Wiener Kunstszene könnte man am ehesten mit dem der Musikszene der angelsächsischen Welt vergleichen. Dort waren es die Rockmusiker, hier waren es die Aktionisten, Maler und Schriftsteller.

Wie sind Sie schließlich vom „Revolutionsführer“ zum Malen und zur Kunst gekommen?

Ich konnte immer ganz gut zeichnen und nach meinem Scheitern an allen Schulen bin ich schließlich an der Grafischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien gelandet. Das war anfangs eine große Erleichterung, denn hier ging es nur ums Zeichnen, Latein gab es nicht mehr und andere Gegenstände spielten auch keine Rolle. Der Anfang war nicht schlecht, weil wir nach der Natur zeichnen lernten und mit den Grundlagen vieler grafischer und malerischer Techniken vertraut wurden, aber dann wurde es fad, denn Grafiker wollte ich nie werden. Für einige Augenblicke überlegte ich, ob ich Kinderarzt werden sollte, aber mit 18 Jahren war mir plötzlich klar, dass es nur einen einzigen Ausweg für mich gab: die Kunst. Ich ging auf die Wiener Kunstakademie und dort habe ich dann, fast autistisch, langsam meine eigene Arbeitsweise, meinen Stil und die Methode meiner Kunst entwickelt.

Waren Sie da auch live dabei? Natürlich, aber die ganze Szene war überhaupt nicht organisiert oder miteinander verbunden. Es handelte sich immer um spontane Einzelaktionen im kleinen Kreis und es gab kaum Informationen, die über den Freundeskreis hinausgingen. Ich habe 1965/66 mit Selbstverletzungs- und Bandagierungsaktionen begonnen. 1968 habe ich für eine Fotoaktion in starrer Haltung und Hitlergruß posiert. Dass Anselm Kiefer ein Jahr später ebenfalls für eine Serie von Fotos die Hand zum Hitlergruß erhoben hat, „versunken in die ebenso lächerliche wie verhängnisvolle Geste der Eroberung“, wie Christoph Ransmayr über die Kiefer-Fotos schrieb, davon wusste ich natürlich nichts. Erst Jahrzehnte später habe ich davon erfahren. Kippenberger und Jonathan Meese haben dann, viele Jahre später, ebenfalls mit ähnlichen Aktionen für Aufsehen gesorgt. Vielleicht ist es die Sehnsucht nach der Katharsis, die deutschsprachige Künstler immer wieder zu solchen Aktionen motiviert hat. Ab 1970 habe ich weitere fotografische Selbstdarstellungen mit Bandagen und chirurgischen Instrumenten inszeniert, im Atelier, aber auch auf der Straße, und schließlich habe ich auch Kinder in meine Aktionen miteinbezogen, die dann mehr und mehr, auch in der Malerei, zum zentralen Thema meiner Arbeit wurden. Der Kunsthistoriker Peter Gorsen hat dazu geschrieben: „Abgrenzbar ist Helnwein auch vom Wiener Aktionismus, wenn er den Körper des Kindes nicht zum ästhetischen Material wie in den ‚Materialaktionen‘ von Günter Brus, Hermann

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Gottfried Helnwein vor dem Bild „Memory“ am Gmundner Rathaus.
Die

Kunst

ist besser als jedes Geschichtsbuch.
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Nitsch und Otto Muehl nivelliert, sondern ihm eine symbolische Stellvertreterfunktion für den wehrlosen, geopferten Menschen verleiht. Dem sexualistischen Verständnis des Kindes, im Freud rezipierenden ‚Wiener Aktionismus‘ setzt der Moralist und Weltverbesserer Helnwein die geschlechtslose Heilsgestalt des Kindes entgegen.” Ich glaube, dass jede relevante Kunst eine Antwort auf die Zeit ist, in welcher der Künstler lebt, und dass er sich diesen Bedingungen und Herausforderungen nicht entziehen kann. Künstler sind die präzisesten Chronisten der Geschichte, und von der Kunst jedes Zeitalters können Sie immer auf den Zustand der jeweiligen Gesellschaft schließen.

Anfangs haben Sie sich stark mit Comics beschäftigt, was man auch an Ihren Werken merkt. Wann entstand Ihr Interesse an der Hochkunst?

Ich habe mich erst sehr spät mit Kunstgeschichte beschäftigt. Selbst als ich schon jahrelang gemalt habe, hatte ich kein Interesse an der sogenannten Hochkunst, der Kunstszene oder irgendwelchen Kunsttheorien. Wie viele aus meiner, der sogenannten 68er-Generation wollte ich mit dem historischen Ballast und der Tradition meiner Elterngeneration nichts mehr zu tun haben, und dazu gehörten leider auch die Museen. Meine Kunst, das waren die Comics, vor allem Carl Barks, Hergé und andere, in der Musik die Stones, Hendrix, Captain Beefheart, Rock‘n‘Roll und der Blues. Ich war ein stolzer Underdog, ein Straßenkind der trivialen Künste. Ich habe – so wie auch die Künstler der amerikanischen Pop-Art – erkannt, dass Comics die Bildsprache des zwanzigsten Jahrhunderts sind. Erst viel später habe ich begonnen, mich mit Kunstgeschichte auseinanderzusetzen.

Wie hat diese Auseinandersetzung begonnen?

An einem kalten, regnerischen Wintertag im Januar fuhr ich nach Florenz, um die Uffizien zu besuchen. Es war ein interessantes Experiment für mich, ich wollte völlig neutral und unvoreingenommen sehen, wie die angeblich so bedeutenden Werke der Renaissance auf mich wirken würden. Nach dem dritten oder vierten Bild, es war ein Werk von Andrea Mantegna, war ich wie vom Blitz getroffen, ich war in einem Schockzustand, auf so eine emotionale Erschütterung war ich einfach nicht vorbereitet gewesen. Die Qualität dieser Bilder hat mich so überwältigt, dass ich den Saal verlassen musste, weil mir die Tränen kamen. Nach diesem „Damaskuserlebnis“ habe ich mich sehr intensiv mit der Kunst der Vergangenheit beschäftigt, und ich habe seitdem immer wieder ähnliche Erlebnisse gehabt, die mich jedes Mal aufs Neue aufgewühlt und erschüttert haben.

mehrere Räume. Ich sehe sie jeden Tag, und es ist für mich so, als dürfte ich jedes Mal einen Blick in die geistige Innenwelt, in die innersten Bereiche der Seele dieses Mannes werfen, der seit 200 Jahren tot ist, den ich niemals getroffen habe, und bei dem ich trotzdem das Gefühl habe, noch nie einem Menschen so nah gekommen zu sein. Meine Frau und Donald Duck natürlich ausgenommen (lächelt). Meine andere große Liebe ist die Kunst, Philosophie, Musik und Literatur der Romantik des frühen 19. Jahrhunderts, vor allem das Werk von Caspar David Friedrich. Im zwanzigsten Jahrhundert wären das Munch, Kandinsky, James Ensor, Antonin Artaud, Pier Paolo Pasolini, Philip Guston, Anselm Kiefer und Robert Crumb, um nur einige zu nennen.

Mit Ihren großformatigen Bildern und Installationen erregen Sie großes Aufsehen, positiver wie negativer Natur, wie man in Gmunden feststellen kann. Was wollen Sie damit erreichen?

Ich will mich mit meiner Arbeit auf die Seite der Opfer stellen und ihnen eine Stimme geben.

Großformatige Bilder an und in öffentlichen Gebäuden haben eine lange Tradition. Von den Wandmalereien in Ägypten, Pompeji, der Renaissance bis in die Neuzeit. Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts ist unsere Welt mit großformatigen Billboards vollgepflastert, die in erster Linie Reklame- und Propagandazwecken dienen, und ich denke, es ist an der Zeit, dass sich Künstler diese Bildflächen wieder zurückerobern.

1988, zum 50. Jahrestag der sogenannten Reichskristallnacht, errichtete ich zwischen dem Museum Ludwig und dem Kölner Dom eine monumentale, fast 100 Meter lange Bilderstraße, um an dieses Ereignis zu erinnern. Seither habe ich weltweit im öffentlichen Raum viele monumentale Bilder installiert.

Vergangenes Jahr wurde in Wien Ihr 3.000 Quadratmeter großes Werk „My Sister“, mit dem Gesicht eines verwundeten Mädchens, auf den Ringturm aufgezogen. Würde das auch in Amerika, wo Sie auch teilweise leben, funktionieren?

Welche Maler beeindrucken Sie, gibt es Lieblingskünstler? Vor allem Bilder von Rembrandt und seltsamerweise auch von Kandinsky, denn abstrakte Kunst hat mich davor nie interessiert. Wer mich aber am meisten beschäftigt, und wo ich eine ganz besondere Nähe spüre, ist Francisco de Goya. Ich besitze alle seine Radierungszyklen und die 80 „Capriccios“-Radierungen hängen an meinen Wänden, verteilt auf

Nein, sicher nicht. Amerika ist bilderfeindlich. Ethik und Mentalität eines Landes kommen ja aus einer Tradition, die über lange Zeiträume hinweg entsteht. In Amerika haben die Puritaner, die Calvinisten mit ihrer Lust- und Bilderfeindlichkeit einen starken Einfluss auf die Gesellschaft ausgeübt, und diesen Ungeist spürt man auch heute noch in Amerika. Man merkt das auch daran, wie die Sprache reglementiert wird. Im calvinistischen Protestantismus muss man sehr aufpassen, was man sagt. Jedes Wort ist wie eine Tretmine. Im Alltag sagen die Leute zwar dauernd „fuck“ dies und „fuck“ jenes, aber im Fernsehen oder im Radio werden diese Worte durch einen Piepton unkenntlich gemacht und im Druck durch Sternchen ersetzt. Jeder weiß zwar, was gemeint ist, aber Fluchen ist für Puritaner eine Sünde. Bilder sind böse und bestimmte Worte sind böse, sie müssen daher verboten werden. Dabei ist Amerika andererseits wieder ziemlich extrem, was Drogen, Gewalt und Pornografie betrifft.

Manfred Deix ist einmal mit seinen ganzen Arbeiten nach Amerika geflogen und hat sie in der „Penthouse“-Redaktion präsentiert. Alle haben gemeint: „Oh mein Gott, ist das gut, aber nicht in den wildesten Träumen →

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könnte man so etwas hier veröffentlichen.“ Das calvinistische Diktat hat eine total scheinheilige Gesellschaft geschaffen. Die kapitalistische Elite dort ist ein einziges korruptes Gesindel. Alle Politiker sind Abschaum. Nicht nur Trump, wie uns die Medien glauben machen wollen, die anderen sind mindestens genauso arg. Ich möchte aber ausdrücklich anmerken, dass ich in Amerika viele Freunde habe und auch viele ganz wunderbare Menschen getroffen habe. Jedenfalls kommt diese ganze wichtigtuerische Woke-Bewegung, die sich wie ein Krebs über die ganze Welt ausgebreitet hat, genau aus dieser amerikanischen Tradition.

Die Wokeness hält ja auch bei uns in Europa immer mehr Einzug. Ja, aber es ist eigentlich nicht unsere Kultur. Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges dominiert und prägt die amerikanische Kultur und Propaganda den Rest der sogenannten westlichen Welt. Neben vielen erfreulichen Dingen, wie Donald Duck, Chuck Berry, Elvis und Charles Bukowski, die uns aus den Klauen des Nazi-Erbes gerettet haben, kommt in letzter Zeit allerdings vorwiegend eher Schwachsinniges aus diesem Imperium. Wer dort lebt, weiß immer schon ein paar Jahre im Vorhinein, welcher neue Blödsinn nun wieder nach Europa kommen wird. Die sogenannte „Cultural Appropriation” (kulturelle Aneignung) der Woke-Doktrin zum Beispiel oder die „Critical Race Theory”, nach der jeder Weiße, ohne Ausnahme, ein Rassist ist, kommt natürlich aus dem kollektiven Schuldgefühl der Amerikaner wegen ihrer Verbrechen an den Schwarzen. Was man nachvollziehen kann, und in einem noch höheren Maß trifft diese Schuld auf das British Empire zu, welches nicht nur den größten Sklavenhandel aller Zeiten aufgezogen hat, sondern auch in Indien, China und fast allen anderen Ländern der sogenannten Dritten Welt bestialisch gewütet hat. Dass diese Generalschuld jetzt auf den Rest der Welt projiziert wird, und jeder verlegen sein und sich schuldig fühlen muss, wenn er einen Schwarzen sieht, finde ich eine Zumutung.

es doch so etwas wie eine historische Verantwortung, der man sich nicht entziehen kann.

Sie machen in Ihren Bildern Gewalterfahrungen von Frauen und Kindern sichtbar. Welche Rückmeldungen bekommen Sie von Betrachtern und Betrachterinnen?

Die meisten Reaktionen bekomme ich von Frauen, die oft sehr emotional sind, und die sich bei mir bedanken. Bei meiner Ausstellung im San Francisco Fine Arts Museum kam eine ältere Dame auf mich zu und umarmte mich spontan und sagte: „Sie wissen wahrscheinlich gar nicht, wie wichtig es ist, dass Sie Ihre Bilder gerade hier und jetzt zeigen.” Eine andere, junge Frau, die eine Dissertation über mich geschrieben hatte, gestand mir eines Tages: „Ich habe Ihre Bilder das erste Mal als 14-Jährige in einem Katalog gesehen, ich war wie gebannt und musste sie immer wieder ansehen, und plötzlich begann ich zu zittern und bekam Weinkrämpfe. Ich wunderte mich selbst über meine Überreaktion, und nach einiger Zeit kamen langsam meine eigenen Bilder in mir hoch, Erinnerungen aus meiner Kindheit, die ich vollkommen vergessen und verdrängt hatte – und dann wusste ich es wieder: Ich war als Kind missbraucht worden. Und die weitere Beschäftigung mit Ihren Bildern hat mir schließlich geholfen, mein Trauma zu überwinden.” Warum meine Bilder diese Wirkung haben, weiß ich auch nicht, aber ich denke, die Menschen spüren in den Arbeiten die Intention des Künstlers. Sie merken, dass das, was ich mache, nicht beliebig, zynisch oder spekulativ ist, sondern dass die Motivation tatsächlich Empathie ist. Ich will mich mit meiner Arbeit auf die Seite der Opfer stellen und ihnen eine Stimme geben.

Der Künstler im Gespräch mit Chefredakteurin Ulli Wright.

Erstens bin ich überhaupt nicht rassistisch, ich weiß gar nicht, wie das geht, und muss daher auch nicht umerzogen werden. Und zweitens hat es in unserer Gesellschaft ja nie Afrikaner gegeben. Das „N-Wort“ ist auch nicht unser Problem, denn bei uns sprach man vom „Mohren’“, der in erster Linie im Märchen vorkam, bei den Heiligen drei Königen oder beim Meinl. Wir verbanden mit diesem Begriff eher die geheimnisvolle Welt des Orients und all die guten Dinge, die von dort gekommen sind. Später kamen dann Chuck Berry, Little Richard, Muddy Waters, Howlin‘ Wolf, James Brown, Jimi Hendrix und all die anderen schwarzen Götter, vor denen wir gekniet sind, da ging es mir wie den Rolling Stones. Also, sorry, guys – no KKK, no slave masters over here. Das alles können sich die Amerikaner dorthin schieben, wo die Sonne nie scheint. Das können sie nicht auf uns abwälzen, um diesen moralischen Scherbenhaufen müssen sie sich schon selber kümmern, damit haben wir jetzt ausnahmsweise mal nichts zu tun. Wir haben unsere eigene historische Schuld, mit den Bildern der Leichenberge von Auschwitz, die uns unsere Eltern hinterlassen haben, haben wir genug zu tun. Und obwohl meine Generation nicht am Holocaust beteiligt war, gibt

Sie haben sich immer mit Gewalt auseinandergesetzt. So viele Jahre, so viele Werke, haben sie dadurch den Glauben an das Gute im Menschen verloren?

Nein, ganz im Gegenteil. Ich habe gelernt, zwischen Ideologien, Propaganda, den Machenschaften machtgieriger Eliten und den sogenannten „einfachen” Menschen zu unterscheiden. Wenn man jeden einzelnen Menschen als Individuum betrachtet und mit Respekt behandelt, wird man bemerken, wie viele wunderbare Menschen es gibt. Erst in der Masse, durch Propaganda aufgehetzt und fanatisiert, werden Menschen zu Monstern. In Kindern haben wir die ursprünglichste und reinste Form des Menschseins, bei ihnen ist die Fähigkeit zu träumen, zu lieben, zu spielen und zu kreieren noch intakt. Erst durch das gewaltsame Eindringen der korrupten Erwachsenenwelt in ihre Seelen wird all das zerstört. George Bernard Shaw sagte: „Wir hören nicht zu spielen auf, weil wir alt werden. Wir werden alt, weil wir aufhören zu spielen.“

Das größte Verbrechen ist für mich die Gewalt gegen jene, die sich nicht wehren können. Das ganze Ausmaß an Gewalt, Ausbeutung und Missbrauch gegen Kinder und Frauen ist den meisten gar nicht bewusst. Weltweit haben Missbrauch, Menschenhandel, Erniedrigung, Vergewaltigung und Folter geradezu industrielle Ausmaße angenommen. Das Internet ist mit Kindergewaltpornografie überschwemmt. Gewalt gegen Frauen und Kinder zieht sich durch alle sozialen Schichten und Ethnien, beson-

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ders unter den Eliten der Superreichen gibt es organisierte Kinderschänder-Ringe, die regelmäßig Vergewaltigungsorgien feiern und in manchen Fällen sogar hohe Summen zahlen, um zusehen zu können, wie Kinder, auch Babys, vergewaltigt, gefoltert und getötet werden. Und das ist leider keine Verschwörungstheorie. Dutroux in Belgien, der BBC-Journalist Jimmy Savile in England und natürlich Epstein in den USA sind nur die Spitze des Eisberges. Die ganze Finanz- und Politik-Elite war an Epsteins systematischem Missbrauch beteiligt, von Bill Clinton, Bill Gates, dem israelischen Ex-Premier Ehud Barak bis zu Prince Andrew. Epstein hat all die Orgien heimlich filmen lassen, das Material wurde vom FBI beschlagnahmt und ist sicher verwahrt, juristische Folgen für die Vergewaltiger gibt es daher, wie nicht anders zu erwarten, nicht. Wenn es nur mehr ausschließlich um Macht geht und Ethik und Menschlichkeit kein Rolle mehr spielen, ist dieses Filmmaterial natürlich sehr wertvoll. Wer die Politik kontrollieren will, muss die Politiker kontrollieren.

Zeichen gegen Gewalt. Das Bild „My Sister“ hing im Vorjahr am Wiener Ringturm. Laut Gottfried Helnwein würde so etwas im bilderfeindlichen Amerika nicht funktionieren.

In Amerika, wo Sie auch leben, stehen im Herbst Wahlen an. Wird Donald Trump der nächste Präsident? Wenn es nach den Umfragen geht, müsste er die Wahl haushoch gewinnen. Es gibt derzeit in Amerika niemanden, der mit ihm diesbezüglich konkurrieren könnte. Amerika befindet sich in einer existenziellen Krise. Dieses raubkapitalistische System, ohne sozialen Gewissen, welches nur den Military-Industrial Complex und die kleine Elite der Superreichen bedient, hat die Gesellschaft an den Rand des Zusammenbruchs gebracht und die Mehrheit der Menschen zu den Verlierern dieses Systems gemacht. Die meisten Amerikaner haben das Vertrauen in die Institutionen, die etablierten Parteien und Medien vollkommen verloren, und Trump, ein Meister der Demagogie, hat es geschafft, sich als Champion der kleinen Leute, als „Working Class Hero“ darzustellen, als den einzigen, der Amerika noch vor dem Untergang retten k ann. Die Alternative in dieser Wahl ist ein korrupter, schwer dementer Greis, der große Mühe hat, bei seinen wenigen Auftritten, den Schwachsinn, den andere geschrieben haben, vom Teleprompter abzulesen. Aber auch im Rest der westlichen Welt sind die rechtspopulistischen Parteien auf dem Vomarsch. Meloni in Italien, Geert Wilders in den Niederlanden, Javier Milei in Argentinien haben schon gewonnen, die FPÖ, die AfD und Marie Le Pen sind dabei aufzuschließen.

Gibt es aktuell etwas in der Kunstszene, was sie für positiv halten? Ja, zum ersten Mal in der Geschichte sind wir an einem Punkt angekommen, wo jede Ausdrucksform, jeder Stil, jedes Medium erlaubt ist. Natürlich entsteht dabei auch viel Blödsinn, weil wirklich alles als Kunst bezeichnet werden kann. Das tut aber nicht weh, man muss ja nicht hinschauen. Beruhigend ist aber, dass es, wie immer, durch die ganze Geschichte der Kunst eine kleine Zahl von authentischen, relevanten und wichtigen Künstlern und Künstlerinnen gibt, und erstaunlicherweise sogar ein paar Genies, vor denen man nur in Demut das Haupt beugen k ann.

Wie stehen Sie zur Bilderflut, die uns heute überschwemmt?

Die Informationsmenge, mit der uns das Internet überschwemmt, kann niemand mehr verarbeiten. Außerdem wird es immer schwieriger, z wischen dem zu unterscheiden, was in der Welt wirklich passiert, was Propaganda und Fiktion, was Realität und was Fake ist. Als Tour Guide in diesem Dschungel bietet sich Google an, die Daten für uns zu selektieren, um uns den richtigen Weg zu weisen. Ein ausgeklügelteres und raffinierteres System zur Manipulation der Menschen hat es noch nie gegeben. Wobei man nicht immer fälschen muss, das Weglassen kann auch ein gutes Mittel sein, die Realität bis zur Unkenntlichkeit zu verzerren. George Orwell hat gesagt: „Die größte Lüge ist die Weglassung, und wenn alle anderen die Lüge glauben, und alle Aufzeichnungen gleich lauten, dann geht die Lüge in die Geschichte ein und wird zur Wahrheit.“

ZUR PERSON

Gottfried Helnwein wurde am 8. Oktober 1948 in Wien geboren und studierte von1969 bis 1973 Malerei in der Meisterklasse Professor Rudolf Hausner an der Akademie der bildenden Künste Wien.

Vielleicht wäre es für die Politiker und die etablierten Parteien an der Zeit, nachzudenken, warum ihnen die Wähler davonlaufen. Sie wegen ihres Wahlverhaltens zu beschimpfen, wird das Problem nicht lösen. Auch die Überlegung Bert Brechts ist wohl nicht umsetzbar: „Das Volk hat das Vertrauen der Regierung verscherzt. Wäre es da nicht doch einfacher, die Regierung löste das Volk auf und wählte ein anderes?“ Vielleicht sollten sich die Politiker die Mühe machen, herauszufinden, was die Sorgen und Ängste der Menschen sind, von denen sie gewählt wurden, was diesen am Herzen liegt. Und vielleicht sollten sie für deren Interessen arbeiten, statt für die Interessen internationaler Banker, Konzerne und den sogenannten Military-Industrial Complex.

Anfang der 1970er-Jahre begann Helnwein mit performativer Kunst auf der Straße sowie mit fotografischen Aktionen in seinem Atelier und im öffentlichen Raum. Seine durch Außergewöhnlichkeit, Eindringlichkeit und technische Brillanz bestechenden Werke – sei es als Maler, Zeichner oder Bühnenbildner – begründeten H elnweins Ruf als Künstler von Weltrang. Unzählige Ausstellungen auf nahezu dem gesamten Globus und Zusammenarbeiten mit herausragenden Persönlichkeiten wie Muhammad Ali, den Rolling Stones oder Falco sind in Helnweins Lebenslauf ebenso zu finden wie sein Engagement gegen autoritäre Erziehung, Wettrüsten, Verschmutzung der Umwelt und gegen Gewalt an Wehrlosen, Frauen und vor allem Kindern.

Seit 1997 lebt und arbeitet Gottfried Helnwein abwechselnd in Südirland und in Los Angeles. Er ist verheiratet, Vater von vier Kindern und besitzt seit 2004 auch die irische Staatsbürgerschaft. Anlässlich seines 75. Geburtstages war in der Albertina in Wien von 25. Oktober 2023 bis 11. Februar 2024 die Ausstellung „Realität und Fiktion“ zu sehen, die einen Besucherrekord für einen lebenden Künstler in diesem Museum zu verzeichnen hatte.

Noch bis 7. Juni 2024 sind Gottfried Helnweins großformatige Triptychon-Darstellungen über Jesu Tod, Auferstehung und Geistaussendung im Stephansdom in Wien zu sehen.

© Wiener Städtische Versicherung
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DIGITALER

HUMANISMUS

Humanismus, welch gewichtiges Wort in Zeiten der Digitalisierung, in denen das anthropozentrische Weltbild im Begriff zu sein scheint, vom maschinellen abgelöst zu werden! Als Gegenbewegung zur Hyperdigitalisierung hat sich die philosophische Denkrichtung des Digitalen Humanismus der Wiederbelebung der Ideale des Humanismus verschrieben: für ein Gleichgewicht zwischen zivilisatorischem und technologischem Fortschritt, mit dem Menschen im Mittelpunkt.

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Text: Maria Russ

Foto: Shutterstock

Der Humanismus war eine Strömung in Europa, deren Ziel es war, das geistige Vermächtnis der griechisch-römischen Antike zu bewahren und fortzuführen. Zurückgehend auf den berühmten Redner, Politiker und Philosophen des alten Rom Cicero (1. Jh. v. Chr.) erlebte der Humanismus in der Epoche der Renaissance im 14. bis 16. Jahrhundert seinen ersten Höhepunkt. Der RenaissanceHumanismus war jene wirkmächtige geistige Strömung, in welcher der Begriff „Humanismus“ die Prägung erfahren hat, in der wir ihn heute kennen. Die Wertschätzung und das Studium der antiken griechischen und römischen Kultur, Literatur und Philosophie bestimmten das römische Konzept der humanitas, worunter Cicero schlicht den Inbegriff des Menschlichen im Unterschied zum Tierischen verstand: Menschlichkeit nicht nur im Sinne der Menschenliebe, sondern im Hinblick auf geistige Bildung. Eine erneute Wiederbelebung erfuhr der Humanismus in der deutschen Klassik durch Vertreter wie Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller oder Wilhelm von Humboldt, den Urvater des humanistischen – des Humboldtschen – Bildungsideals. Die Bedeutung des Humanismus geht also weit über die Renaissance hinaus. Der Humanismus hatte einen tiefgreifenden Einfluss auf die Entwicklung der westlichen Zivilisation und trug dazu bei, dass sich das Weltbild von einem religiösen hin zu einem humanistischen, in dem der Mensch im Zentrum steht, verschob.

Der Mensch im Zentrum.

War es im Humanismus Gott, der vom Thron gestoßen wurde, indem sich der Mensch zu der die Welt ordnenden und gestaltenden Macht emanzipierte, so sind es heute Technologien, denen das Menschsein entgegnet werden soll. Der Digitale Humanismus versucht, die Verbindung zweier konträrer Konzepte – „digital“ und „Humanismus“ – herzustellen. Sein Hauptanliegen ist, dass dem Menschen sein Platz im Mittelpunkt der Gesellschaft und des Weltgeschehens nicht durch Maschinen streitig gemacht wird, sondern Technologien im Dienste des Menschen stehen.

Die Stimme der Vernunft.

Keine Errungenschaft beeinflusst die Welt seit Mitte des vorigen Jahrhunderts so umfassend und fundamental wie die Informatik als Leitwissenschaft der Digitalisierung. Der positive Nutzen digitaler Technologien ist beinahe unbegrenzt, es gibt kaum Bereiche, wo Maschinen uns nicht unterstützen können, weil sie so viel schneller, leistungsfähiger und effizienter sind als wir. Der Digitale Humanismus erkennt dies an. Eine apokalyptische Stimmung zu verbreiten, indem er vor der Vernichtung des Menschen durch die Weltherrschaft an sich reißende künstliche Intelligenzen warnt, ist nicht im Sinne des Digitalen Humanismus. Doch er grenzt sich auch von Tech-Aposteln ab, die in der Digitalisierung den Retter der Menschen und Löser aller möglichen Probleme sehen. Somit vertritt der Digitale Humanismus eine nüchtern-kritische Mittelposition zwischen Euphorie und pessimistischem Endzeit-Diskurs.

Vordenker.

Ein Vordenker und Vorreiter des Digitalen Humanismus im deutschsprachigen Raum ist der renommierte Philosoph Julian Nida-Rümelin (s. Buchtipp auf S. 25), der jenen als eine Alternative zur, wie er es nennt, „Silicon-Valley-Ideologie“, einer Mischung von Technologie, Ökonomie und gar Theologie, bezeichnet: „Im Gestus der Wissenschaftlichkeit und Fortschrittlichkeit manipulieren die Silicon-Valley-Konzerne die Welt nach ihren Vorstellungen, was dazu führen könnte, dass der Mensch dem Gesetz des technologischen Fortschritts unterworfen wird.“ Humanistische Impulse, wie die Verbesserung des Menschen und seiner Situation werden zwar als Ausgangspunkt genommen, es werde dabei allerdings „insofern über das Ziel hinausgeschossen, als sie zu antihumanistischen Utopien transformiert und pervertiert werden“, so Nida-Rümelin. Laut dem Philosophen beginne die Silicon-Valley-Ideologie zwar bei der Verbesserung des Humanen, es bestehe aber die Gefahr, dass sie in der finalen Über windung des Humanen ende. „Dem stellt sich der Digitale Humanismus als eine Ethik für das Zeitalter der künstlichen Intelligenz entgegen. Denn der Mensch und das Menschliche dürfen nicht auf der Strecke bleiben.“

Digitaler Humanismus in der Praxis.

Weil ethische Fragen bei der Entwicklung digitaler Technologie auch in der Forschung und Lehre von großer Bedeutung sind, verlieh die „Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur“ UNESCO im Mai letzten Jahres den in Österreich ersten Lehrstuhl für Digitalen Humanismus an der Fakultät für Informatik der Technischen Universität Wien, womit diese zur Vorreiterin für eine ethisch verantwortungsvolle Nutzung der digitalen Technologien in Österreich wurde. Die Vergabe des Lehrstuhls zeigt, dass die Bedeutung der Beschäftigung mit den ethischen, sozialen und politischen Auswirkungen von digitalen Technologien sowie die Sicherstellung, dass die digitale Transformation derart gestaltet wird, dass der Mensch im Mittelpunkt des technologischen Fortschritts bleibt, groß ist. Was die Hoffnung stärkt, dass Technologie und Mensch(lichkeit) tatsächlich miteinander vereinbart werden können und das, worauf der Digitale Humanismus plädiert, stets eingehalten wird, nämlich eine „instrumentelle Haltung gegenüber der Digitalisierung“, womit Nida-Rümelin meint: Was kann uns ökonomisch, sozial und kulturell nutzen, und wo lauern Gefahren? Fragen, die sich Menschen bei allen bahnbrechenden Erfindungen gestellt haben.

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INNOVATOR

MUNDI

Chris Müller ist ein Mann, der Utopien wagt. Ein charismatischer Visionär, Philanthrop und Vorreiter des Digitalen Humanismus in Österreich. Ein Innovator von Orten. Der Philosoph unter den Unternehmern.

Im Gespräch.

Nicht nur der originell-schräg gestaltete und zum Verweilen einladende Arbeitsort, das „Department of Disruptive Disciplines“ in der Tabakfabrik Linz, der er von 2013 bis 2023 als Direktor vorstand, und seine stilvoll-elegante Erscheinung stechen einem sogleich ins Auge. Man blickt Chris Müller direkt in sein warmes Herz, noch bevor er so richtig in Fahrt kommt und aus einer überdimensionalen Schatzkiste voll mit Wissen, Ideen, Visionen, Unternehmungen und Erfahrungen zu erzählen beginnt. Ein Gespräch mit dem Linzer Unternehmer, Ortsentwickler und Weit(er)denker.

Wir befinden uns hier im „Department der disruptiven Disziplinen“ – ein interessanter Name. Was muss man sich darunter vorstellen? Unser Department entspringt dem Wissen, dass man auf die Fragen der Zeit nicht allein eine Antwort geben kann, auch wenn man das glauben möchte. Dem Wissen, Räume schaffen zu wollen und sich mit klugen Menschen zu umgeben. Und diese Menschen sollten im Sinne der Kumpanen im Bergbau eine gewisse soziale Eigenschaft haben. Der Kumpane kommt ja vom Lateinischen „cum pane“: mit dem Brot. Mit Kumpanen teilte Jesus das Brot. Und mit wem teilt man das Brot? Mit jemandem, der einem wichtig ist, oder, wenn man das Brot geteilt hat, wird er wichtig. Es war mir und uns immer klar, dass wir kein Büro wollten, keine Blase, sondern wir wollten einen Ort haben, der funktionier t, weil wir dieselben Werte teilen. Nicht „New Work“, sondern ewige Werte, disruptiv also im Sinne von alte Konzepte aufbrechend, auflösend.

Antworten auf die Fragen der Zeit – das erinnert mich an etwas, was ich einmal über dich gelesen habe. Da hast du in einem Interview gesagt, dass es die richtigen Fragen sind, die uns von der KI unterscheiden. Künstliche Intelligenzen stellen allgemein keine Fragen. Sie sind vielmehr unsere Antwortgeber, aber auch darin sind sie nicht immer erfolgreich, siehe ChatGPT. Welche Fragen müssen wir stellen?

Die Antwort der Menschheit wird die Frage sein. Die künstlichen Intelligenzen können viel, aber im Fragenstellen und im Fehlermachen sind sie schlecht. Da sieht man schon, wo unser Vorteil als Menschen liegen könnte. Was der Mensch als Kreativität versteht, was man als Innovation versteht, weicht ab von einem statistischen Programm, das eine KI ist. Kreativität ist disruptiv! Hier sind wir wieder beim Wort „disruptiv“.

Mit deinem Unternehmen CMb.industries, das du 2016 gegründet hast, entwickelst du Orte. Was macht ihr genau?

Interview: Maria Russ

Fotos: Antje Wolm, ATMOS / Coop Himmelb(l)au

Ich bin ein Mensch der Orte. Ob das ein Büro ist, ein Headquarter, ein Innovationsort, eine Region wie die Toskana oder das Silicon Valley – man kann zurückgehen in die Geschichte, es hat immer Orte neuer Ordnung gegeben. Orte, wo du vorbeikommst und denkst, Wahnsinn, von dieser Idee habe ich noch nie gehört. Dann gehst du weiter und bringst diese Idee zum nächsten Ort und zum nächsten. Wenn man sich die Bibliothek von Alexandria, die bedeutendste antike Bibliothek, anschaut, ist das umwerfend. Oder die Pyramiden! Man tut so, als ob Außerirdische das gebaut haben müssen. Aber so Orte entstehen, wenn Menschen zusammenkommen, die vorher nicht beieinander waren. Dann wird der Ort zum Er- →

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möglichungsort. Die Frage ist dann, wie ich das fördern kann. Das ist sozusagen mein Beruf. Wir sind mit CMb.industries in der Städteentwicklung tätig, wir erschaffen Orte, die ermöglichen, dass Menschen, junge, alte, beeinträchtigte, gesunde, zusammenkommen können, um gemeinsam in der Gegenwart die Zukunft zu generieren. Um zu beantworten, wie diese Zukunft aussehen soll, braucht es Menschen, die denken, philosophisch und literarisch tätig sind. Wichtig ist, wir stellen zuallererst immer Fragen, als Bedingung für Antworten.

Ich war immer sehr verträumt, schon als Kind habe ich diesen Denkhorizont und die Vorstellungskraft gehabt, dass ich Orte erschaffen könnte. Wie im Roman „Moby Dick“, wo der Captain Ahab sagt, dass die wahren Orte, die Orte der Vorstellungskraft und der Imagination, auf keiner Karte verzeichnet sind, weil sie doch gerade erst erschaffen werden.

Ihr habt auch einen Philosophen bei euch im Team. Philosophen in Unternehmen sind allgemein rar – bedauerlicherweise, wie ich meine.

Ich fordere schon immer eine Quote für Philosophen in großen Unternehmen, das ist mir extrem wichtig! Dr. Bernd Waas macht zum Beispiel einen Workshop mit unseren Kunden, wo es um den Begriff der Nachhaltigkeit geht. Er nähert sich diesem Begriff an, auch aus historischer Perspektive. Er fragt unter anderem, was Kant dazu sagen würde. So kommt man irgendwann auch zum Digitalen Humanismus und zu all diesen Fragen, die heute philosophisch geprägt sind. Die Philosophie führt uns zum Licht der Erkenntnis.

Das Stichwort ist gefallen. Du bist ein Vorreiter des Digitalen Humanismus in Österreich. Was bedeutet Digitaler Humanismus für dich? Da gibt es viele Schattierungen. Sehr einfach gesagt geht es darum: Wir müssen die Digita-

lisierung als Werkzeug verwenden und darauf schauen, dass nicht die KI uns als Werkzeug verwendet. Durch die Steuerung von allem durch Algorithmen und das Programmieren auf fast hysterischem Niveau besteht aber Gefahr, dass genau das passiert. Aber es gibt immer Gegenbewegungen, Pendelbewegungen, und diese Pendelbewegung ist heute der Digitale Humanismus, der ja nicht der erste Humanismus in der Geschichte ist.

Man muss sich vorstellen, das Handy, die Apps, die Algorithmen sind so etwas wie Hammer, Meißel, Besen und Schaufel. Es ist nicht die Schaufel, die uns sagt, was wir tun sollen, oder dass wir die Schaufel anbeten. Sie dient uns als Werkzeug und nicht umgekehrt. Der Mensch muss als Subjekt gesehen werden und nicht als Objekt. Ich will aber die Digitalisierung auf keinen Fall verteufeln. Mit ihr kann die Welt verbessert werden. In vielen Bereichen ist dies

schon der Fall, etwa in der Medizin, wenn es etwa um das Erkennen von Hautkrebs geht. Man muss die Digitalisierung nicht verdammen, sondern darüber reden, sich auch der negativen Seiten bewusst sein. Und man darf nicht vergessen, die KI ist, zumindest heute noch, wo in künstliche Intelligenzen unsere Daten eingespeist werden, unser digitaler Zwilling. Frankenstein, Ikarus, der Terminator, jetzt die KI, wir erfinden immer etwas, das uns zunächst in Furcht, Schrecken und Hysterie versetzt. Aber dadurch, dass wir die Apokalypse nahen sehen, dass wir darüber nachdenken und reden, wenden wir sie ab. Hier setzt der Digitale Humanismus an.

Mein Eindruck ist, dass das Schlagwort „Digitaler Humanismus“ noch nicht so richtig in der Öffentlichkeit angekommen ist.

Wir müssen die Digitalisierung als Werkzeug verwenden und darauf schauen, dass nicht die KI uns als Werkzeug verwendet.

Ich bin natürlich in einer Blase, aber selbst wenn jemand den Begriff nicht kennt, wenn die Tochter Mobbing-Mails kriegt und DickPics, die Oma von einem Telefontrickbetrüger um ein paar Tausend Euro betrogen wird oder man in den sozialen Medien aufs Ärgste beschimpft wird, dann ist das Thema durchaus angekommen.

Was passiert im Stift Wilhering diesbezüglich? Was ist dein Ziel mit dem Forum Humanismus Wilhering?

Es hat sich so ergeben, dass die Gemeinde Wilhering bei uns zu Besuch war in der Tabakfab-

Konzipiert als „avantgardistisches Selfness Resort, als biomechanischer Musentempel, als Quellgebiet der Inspiration“ ist ATMOS Resort & Research ein Projekt, das sich gesunder Luft verschrieben hat. Für die Planung hat sich Initiator Chris Müller das weltbekannte Wiener Architekturbüro Coop Himmelb(l)au ins Boot geholt.

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rik und ich den Abt des Stifts, Reinhold Dessl, kennengelernt habe. Es war eine Freundschaft in Rekordzeit. Ich bin sehr angetan von ihm, Abt Dessl ist ein toller Mensch. Ich meinte zu ihm, dass es dem beeindruckenden Zisterzienserstift, das seit 1146 besteht, gut anstehen würde, es zu einem Ort des Digitalen Humanismus zu machen. Der Deal war schnell besiegelt, wir haben einen Pakt geschlossen, uns regelmäßig ausgetauscht. Es wurde ein Forum gegründet, das hoffentlich ewig und im besten Sinne weiterlebt. Das Forum Humanismus Wilhering (humanismus-wilhering.com) veranstaltet Workshops und geistige Expeditionen für Schulen, Universitäten und Unternehmen, mit dem zentralen Schwerpunkt Digitaler Humanismus.

Du wirst immer auch als Künstler vorgestellt, hast in Linz Bildhauerei studiert ... Ich habe Bildhauerei/transmedialer Raum und Kulturwissenschaften studiert. Das Studium war lebensverändernd für mich. Ob ich Künstler bin? Es kommt darauf an, wie man das definiert.

Zumindest machst du keine Bildhauerei, oder?

Im Sinne der sozialen Plastik von Joseph Beuys schon: Skulpturen, Kunst, die auf die Gesell-

Der Bergmannsgruß „Glück auf!“ im Hintergrund ist kein Zufall. Geboren 1973, wuchs Chris Müller in einer Bergarbeiterdynastie im Braunkohlerevier Hausruck auf. schaft gestaltend einwirkt. Ich male in der Freizeit, ich schreibe Bücher und bin kreativ tätig, weil es das Einzige ist, was mich interessiert und was ich kann. Ich glaube, ich bin ein künstlerischer Unternehmer oder ein unternehmerischer Künstler, wie man will. Ich möchte immer, dass Ideen Fleisch werden. Sehr oft ist das eine Immobilie. Diese Fleischwerdung einer Idee ist der schönste Moment, den man als Kreativer haben kann.

Kürzlich ist dein Buch „Achtet auf die Möwen!“ erschienen. Was war deine Motivation dazu und warum sollte man es lesen? Warum man es lesen sollte? Das weiß ich gar nicht. Das Schreiben daran hat sich ein bisschen so ergeben. Ich war bei einem Freund mit einem großen Anwesen in der Toskana, das er von Hugo Portisch übernommen hatte. Dort habe ich mich auf einen Vortrag vorbereitet. Es war großartig, überall der Geist von Hugo Portisch, den ich mehrmals persönlich getroffen habe. Ich befand mich in dieser unvorstellbar schönen Kurstadt Montecatini, wo es 2.000 Jahre alte römische Quellen gibt. Und dann habe ich begonnen, diesen Text zu schreiben. Ich wollte niederschreiben, was mich so fasziniert an diesen Orten in der Toskana, für den Vortrag. Und dann schreibst du 30 Seiten, 70 Seiten, irgendwann denkst du, jetzt mache ich

ein ganzes Buch. So ist es entstanden. Es gibt drei Handlungsstränge, der eine ist autobiografisch, eine Antihelden-Geschichte mit viel Witz und Selbstironie, weil ich mittlerweile genug Selbstvertrauen habe und nicht zu eitel bin, hoffe ich – obwohl Biografien eigentlich immer eitel sind (lacht). Die Leser erfahren, warum ich so geworden bin, wie ich bin, mit Hochachtung, Wertschätzung und Glücksgefühl beschreibe ich die Orte und Menschen, die mich in meinem Leben besonders bewegt haben, wie man mit meinem Hintergrund dazu kommt, Immobilien und Innovationsorte zu entwickeln. Außerdem ist das Buch eine Anleitung für Orientierungslose, Schiffbrüchige, Verletzte und nicht zuletzt auch eine Kündigungsanleitung.

Du hast selbst letztes Jahr gekündigt, nämlich deinen Job als Direktor der Tabakfabrik. Wie blickst du auf die Zeit zurück?

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Nur positiv! Es ist einfach ein Kapitel, das abgeschlossen werden wollte. Ebenso wie das Theater Hausruck, mit dem wir (Chris Müller gemeinsam mit dem österreichischen Regisseur Georg Schmiedleitner, Anm. d. Red.) sehr erfolgreich waren und mit dem wir sogar den NestroyTheaterpreis erhalten haben. Nach 4.135 Tagen im Dienst der Tabakfabrik Linz habe ich gespürt, dass die Zeit abgelaufen ist.

Ein „innovator mundi“ muss immer wieder Neues kreieren ...

Genau (lacht). Ich bin 50 geworden, habe mit meinen Kindern geredet, mit meinen Freunden, und ihnen gesagt, ich glaube, es ist so weit. Danach habe ich mich mit dem Bürgermeister zusammengesetzt, mit dem ich in sehr gutem Kontakt stehe aufgrund der langen Erfolgsgeschichte mit der Tabakfabrik, und habe ihm mein Anliegen mitgeteilt. Nun steht Neues an.

Eines deiner Kernprojekte ist ATMOS, das dir aus persönlichen Gründen ein großes Anliegen ist. Deine Tochter leidet an Cystischer Fibrose (auch: Mukoviszidose), eine Krankheit, die durch einen Gendefekt ausgelöst wird. Wie soll ATMOS das Leben der Menschen mit CF verbessern? Erzähl uns ein bisschen darüber!

Atmos ist eine Idee für einen Ort am Meer, eine Immobilie, ein Resort und eine Firma: Atmos Aerosol Research. Es ist ein Tempel, wo morgens der Wind kommt, die Wellen brechen, welche Saline-Tröpfchen gebären. Diese werden inhaliert. Aber um zu wissen, wo man so ein Resort optimaler weise hinbaut, braucht man Technologie. Und die haben wir mit „ATMOS – Air Quality Monitoring“, einer App zur Überwachung der Luftqualität, in Echtzeit aktualisiert und weltweit verfügbar. Die Güte unserer Luft betrifft nicht nur Mukoviszidose- und COPD-Patienten, sondern alle Menschen. Denn Luftverschmutzung wird bis 2030 die dritthäufigste Todesursache weltweit sein.

Die App ist der Anfang, das Resort ist bisher nur ein Prototyp, aber wenn das Thema Luft immer wichtiger wird – und das tut es, sechs von zehn unter den bedrohendsten Krankheiten haben mittlerweile etwas mit Luft zu tun –, wird es umgesetzt werden. Die Fragen der Finanzierung und des Ortes sind noch nicht vollständig geklärt, aber die Zeit wird kommen. Das Resort soll auch ein Or t der guten Hoffnung werden.

Was für ein schöner Abschluss! Wahrlich! Ein Ort der guten Hoffnung ist es wirklich. Ich war immer ein Mensch, der hofft. Ich bin ein hoffnungsloser Optimist. Aber optimistisch zu sein ist auch nur logisch, denn egal, wie lange du es durchdenkst: Es bringt dir nie etwas, ein Pessimist zu sein.

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WAS KANN UND DARF KÜNSTLICHE INTELLIGENZ?

Wie wir der Computertechnologie Grenzen setzen

Eines sei vorweggeschickt: Der Digitale Humanismus, für den die Autoren in diesem Buch plädieren, setzt sich sowohl von Technik-Apokalyptikern als auch von Euphorikern ab, denn er vertraut einerseits der menschlichen Vernunft und achtet andererseits die Grenzen digitaler Technik. Vor diesem Hintergrund geht das Autorenduo und Ehepaar Julian NidaRümelin und Nathalie Weidenfeld als „Stimme der Vernunft“ den kulturellen und philosophischen Aspekten der künstlichen Intelligenz nach und entwickelt die Grundzüge eines Digitalen Humanismus als Alternative zur „Silicon-Valley-Ideologie“. Die Autoren kritisieren, dass diese zwar das menschliche Leben auf dem Planeten verbessern wolle, aber in der technizistischen Utopie das Menschliche auf der Strecke bleibe. Dem stellt sich der Digitale Humanismus als eine Ethik für das Zeitalter der künstlichen Intelligenz entgegen. In Form eines Brückenschlags zwischen Philosophie und Science-Fiction entwickelt „Was kann und darf künstliche Intelligenz?“ die philosophischen Grundlagen eines Digitalen Humanismus, für den die Unterscheidung zwischen menschlichem Denken, Emp nden und Handeln einerseits und softwaregesteuerten, algorithmischen Prozessen andererseits zentral ist.

„Der Digitale Humanismus ist nicht defensiv, er möchte den technischen Fortschritt im Zeitalter der künstlichen Intelligenz nicht bremsen, sondern fördern, (…) er bleibt skeptisch gegenüber utopischen Erwartungen, ist aber optimistisch, was die menschliche Gestaltungskraft der digitalen Potenziale angeht.“

BUCHTIPP

Julian Nida-Rümelin, Nathalie Weidenfeld: „Was kann und darf künstliche Intelligenz?

Ein Plädoyer für Digitalen Humanismus“.

ISBN 978-3492320467; Piper: 2023; € 13

DIE PRAXIS DES DIGITALEN HUMANISMUS

Welchen Beitrag Unternehmen dazu leisten und wie sie davon pro tieren können

Einerseits entfacht ChatGPT die ö entliche Diskussion rund um künstliche Intelligenz und fordert entsprechende Antworten von Unternehmen und Politik auf einen verantwortungsvollen Umgang damit und mit digitalen Technologien allgemein. Andererseits macht uns das wirtschaftliche Zurückfallen Europas gegenüber Asien und USA in der Digitalwirtschaft bewusst, dass wir in Europa einen eigenen europäischen Weg gehen müssen. Den Autoren ist es wichtig, dass die EU-Staaten gemeinsame Verantwortung übernehmen, dafür zu sorgen, dass die aus der humanistischen Tradition Europas entstammenden europäischen Werte wie Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Wahrung der Menschenrechte auch in der digitalen Welt abgebildet werden. Doch wie soll dieser Weg aussehen? Wie könnte die humanistische Ausrichtung der Digitalisierung in Europa gewährleistet werden? Hier setzt dieses Praxisbuch an. Es zeigt, wie Ideen des Digitalen Humanismus erfolgreich umgesetzt werden können. Herangehensweisen von großen Unternehmen aus verschiedenen Branchen und neue Lösungsansätze werden vorgestellt. Mit konkreten Umsetzungshinweisen für Unternehmen und Erfahrungsberichten von Organisationen aus unterschiedlichen Branchen schließt das Buch die Lücke zwischen Theorie und Praxis.

Mit Beiträgen aus Politik, Interessenvertretung, Wirtschaft, Gesundheitswesen, Wissenschaft und Geistlichkeit, u.a. von Wiens Bürgermeister Michael Ludwig, ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian und Staatssekretär für Digitalisierung im BM für Finanzen in Österreich Florian Tursky.

BUCHTIPP

Georg Krause (Hg.): „Die Praxis des Digitalen Humanismus. Welchen Beitrag Unternehmen dazu leisten und wie sie davon pro tieren können“.

ISBN 978-3658429454; Springer Vieweg: 2023; € 62,50

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HERR HORX ERKLÄRT DIE ZUKUNFT

Kriege, ökologischer Wandel, Digitalisierung, Angst und Verunsicherung – die großen Krisen unserer Zeit machen einen neuen Ansatz des Zukunftsdenkens notwendig. Dem trägt Zukunftsforscher Matthias Horx mit seinem neuen Unternehmen „The Future:Project“ Rechnung und versucht mit einem Thinktank, durch den Nebel der Krisen hindurchzuschauen in eine neue Normalität.

Text: Ulli Wright

Fotos: Matthias Horx, Trend- und Zukunftsforscher (www.horx.com), Klaus Vyhnalek (www.vyhnalek.com)

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Das Zeitalter der Megatrends ist vorbei. Die Globalisierung ist kaputt.

Ich besuche Matthias Horx in seinem „Future Evolution House“ am Rande des Wienerwaldes in Wien, wo neben dem Wohnhaus auch das modulare Büro des renommierten Zukunftsforschers untergebracht ist. Umgeben von 4.000 Büchern erklärt er mir, warum er mit „The Future:Project“ die Zukunftsforschung neu denken will. Der Thinktank ist ein Netz werk aus 15 Expertinnen und Experten, das sich nicht so sehr an Trends, sondern an Veränderungsprozessen orientiert. Denn die großen Umbrüche und Krisen unserer Zeit machen einen neuen Ansatz des Zukunftsdenkens notwendig.

Herr Horx, Sie haben vor mehr als 25 Jahren mit der Trend- und Zukunftsforschung begonnen. Was hat sich in dieser Zeit verändert?

Als wir begonnen haben, war die grobe Richtung immer klar. Es ging um mehr Wohlstand, mehr Frieden, Globalisierung, Individualisierung, erweiterte Konsumgesellschaft, hedonistische Lebenskonzepte, mehr Digitalisierung. Im Grunde genommen war es ein ziemlich lineares Entwicklungsmodell. Heute leben wir in einer Zeit der allgemeinen und auch radikalen Verunsicherung. Die Demokratie zerfällt, und plötzlich haben wir wieder Vernichtungskriege. Das bedeutet, dass unsere Modelle falsch waren. Sie waren zu linear, zu idealistisch gedacht, zu technokratisch. In der Zukunftsforschung geht es immer viel um Technologie und jetzt eben auch um künstliche Intelligenz und alles, was damit zusammenhängt.

War das ein Grund mit dem Thinktank „The Future:Project“ neu durchzustarten?

Ja, denn die großen Umbrüche und Krisen unserer Zeit machen einen neuen Ansatz des Zukunftsdenkens notwendig. Wir brauchen eine Disziplin, die aus der Ganzheit der Zukunft heraus denkt. Die Krisen als Teil von Transformationsprozessen begreift, anstatt in Zukunftsangst zu erstarren. Wir brauchen eine neue Zukunfts-Bewusstheit. Ich wollte noch einmal wissen, ob man so etwas wie Thinktanks machen kann, also multidisziplinäre Denkfabriken, die aus verschiedenen Wissenschaften zusammengesetzt sind und auch für politische Organisationen und Unternehmen arbeiten.

Wie darf man sich diese Thinktanks vorstellen?

Unser Netz werk besteht derzeit aus 15 Expertinnen und Experten aus verschiedenen Forschungs- und Fachbereichen. Das reicht

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von Kognitions- und Digitalphilosophen, Publizisten und Soziologen bis hin zu Psychologen, denn wie Menschen die Wirklichkeit wahrnehmen, ist ein Teil unserer heutigen Verunsicherung. Nicht umsonst haben wir das Gefühl, dass die Welt so irrational wird, dass wir sie nicht mehr einschätzen können.

Gefühlt schlittern wir von einer Krise zur nächsten ...

Wir brauchen die Theorie des Krisenhaften, denn Krisen sind auch immer Zeiten des Wandels. In der Geschichte gibt es alle 50 bis 100 Jahre Krisenzeiten, in denen alles durcheinandergerät. Krisen können Ökonomien von innen heraus verändern, neue Epochen einleiten und Kultursysteme neu konfigurieren. Aktuell befinden wir uns in einem Zivilisationswandel, einer Zeitenwende, die entweder mit einem globalen Zerfall enden wird oder mit einer neuen Integration in eine neue Kultur. Und das zu erahnen, zu beschreiben, ist eigentlich unser Ziel. Daher heißt unser neues Jahrbuch „Beyond“, was bedeutet, durch diesen Nebel der Krisen hindurchzuschauen in eine neue Normalität.

Wo sehen Sie im Moment die großen Krisen?

Es gibt die Globalisierungskrise, es gibt eine Wohlstandskrise, eine Umweltkrise, eine kognitive Krise, eine Medienkrise, und diese Krisen hängen zusammen, deshalb nennen wir sie auch „Omnikrise“. Das eine beeinflusst letztlich das andere. Das liegt daran, dass die klassische fossile, industrielle Zivilisationsform zu Ende geht, was zu unglaublichen Verwerfungen führt. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine ist eigentlich ein fossiler Krieg, bei dem das alte Industrieprinzip verteidigt wird. Währenddessen gehen andere Kulturkreise bereits in diese Transformation. Das ist wichtig für jeden Einzelnen, für Unternehmen und für die Politik. Mit „The Future:Project“ versuchen wir, eine Art Resonanzraum zu sein, in dem man diese Transformation spüren und verändern kann. Man muss sich darauf einstellen, dass das länger dauern wird.

Wie lange schätzen Sie, dass es dauern wird?

Historisch gesehen dauern solche Übergangsphasen Jahrzehnte. Und wir fragen aus der Zukunft heraus, was es braucht, damit sich diese Krisen auflösen. Also welche Art von Wirtschaft, welche Art von Ökonomie, welche Art von Denken

brauchen wir? Wir brauchen holistische Denkweisen. Ein massives Problem ist, dass ein Großteil der Menschen vom Bürger zum Konsumenten geworden ist. Und Konsumenten sind anstrengend, weil sie immer alles billig und sofort haben wollen. Das ist auch die Haltung der Bürger gegenüber dem Staat, und das über fordert den Staat. Deswegen brauchen wir ein anderes Bürgerbewusstsein. Weiters brauchen wir auch ein anderes Mediensystem, eines, das uns nicht paranoid macht. Das panische Denken, das wir im Moment haben, wird auch sehr stark durch mediale Überformungen hervorgerufen. Die Hysterie, die verbreitet wird, führt zu Phänomenen wie dem Populismus. Das heißt, die Demokratie muss sich neu erfinden. Bei den Produktionsformen ist im Prinzip klar, dass wir am Ende dieses Verbrennungsprinzips ganz andere Produktionsweisen brauchen.

Wie steht es um die Digitalisierung? Wird das ständige Präsent- und Online-Sein wieder zurückgehen?

Das ist bereits im Gange. 30 bis 40 Prozent der ehemaligen „Heavy User“ reduzieren ihre digitale Präsenz bereits. Auch die Digitalisierung selbst ist in der Krise und hat unglaubliche Nebenwirkungen. Und jetzt kommt die künstliche Intelligenz, die die Kultur noch einmal von innen heraus extrem gefährden wird. Denn die Illusion, dass wir menschliche Kreativität in Maschinen verlagern können, ist eine riesige Herausforderung für die menschliche Würde und Integrität. Das kann die Menschen sehr verdummen. Früher fuhren wir mit Straßenkarten durch die Gegend und wussten vorher, wo wir hinwollten, heute fahren wir mit dem Navi irgendwohin und wissen am Ende meistens nie, wo wir sind. Man hat keinen Kontext

mehr. Und diese Verwirrung hängt sehr stark mit dieser Hypermedialität des Digitalen zusammen, weil alles in Pixel zerlegt, die Kontexte zerstört und ein hektisches Jetzt erzeugt, in dem wir uns nicht mehr zurechtfinden. Deshalb brauchen wir eine digitale Revision, bei der man die sinnvollen, nützlichen und nicht schädlichen Anwendungen bevorzugt und der Mensch das andere macht. Wir nennen das auch die digitale Rehumanisierung, wo wir zum menschlichen Maß der Dinge zurückkehren. Sonst werden unsere Schulen auf Dauer dysfunktional, weil Wissen Langsamkeit und auch menschliche Vermittlung braucht. Die Maschinisierung von vielem wird nicht funktionieren.

Vor allem nicht in Sozial- oder EmpathieBerufen.

Ganz genau, man kann nicht alles digitalisieren, aber natürlich gibt es auch Sinnvolles. Ich habe vor Kurzem einen Unkraut-KI-Roboter gesehen, der sehr schnell Unkraut zupfen k ann. Das ist toll, weil man keine Pflanzenschutzmittel mehr braucht. Man muss das Positive, das Sinnvolle, das Erleichternde vom Stupiden trennen. Als Thinktank ist es auch unsere Aufgabe, Vorschläge zu machen und diese Auswahl voranzutreiben. Das ist schwierig, aber nicht neu, denn neue Technologien haben am Anfang immer Gefahren mit sich gebracht.

Die Illusion, dass wir menschliche Kreativität in Maschinen verlagern können, ist eine riesige Herausforderung für die menschliche Würde und Integrität.
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Können Sie da einige nennen?

Bevor der Buchdruck mehr Bildung brachte, gab es 100 Jahre lang Hetzschriften gegen Hexen. Der größte Bestseller war nicht die Bibel, sondern der „Hexenhammer“ (ein Werk des deutschen Dominikaners, Theologen und Inquisitors Heinrich Kramer, das die Hexenverfolgung legitimierte und wesentlich förderte). Neue disruptive Technologien haben anfangs immer schreckliche Auswirkungen. Selbst die Eisenbahn, von der man annimmt, dass sie die Menschen verbindet, hat zunächst den Wilden Westen hervorgebracht und war maßgeblich an der Ausrottung indigener Völker beteiligt. Es braucht also Zeit, bis sich die menschliche Kultur mit der Technik versöhnt. Und wir versuchen, diese Modelle zu entwickeln, das bedeutet zum Beispiel für Unternehmen, dass sie ihren Sinnzusammenhang verändern müssen.

In welche Richtung?

Der Sinn der meisten Unternehmen ist ja, möglichst viel Geld zu verdienen. Meine Frau (Oona Horx Strathern; Anm. d. Red.) hat gerade das Buch „Kindness Economy“, die Ökonomie der Freundlichkeit, herausgebracht. Darin geht es darum, wie menschliche Beziehungen auch in den Kern von ökonomischen Strukturen kommen können. Man denkt, das geht nicht, weil Ökonomie immer kalt ist. Aber das ist nicht gesagt, weil ein Markt ein lebendiger Raum der Zwischenmenschlichkeit ist, was wahrscheinlich auch immer so bleiben wird. In Bereichen wie der Pflege, in der Kinderbetreuung und in Schulen wird es immer Menschen brauchen.

Wie können Sie mit „The Future:Project“ einem Unternehmen helfen?

Indem wir Fragen stellen. Das heißt, dass wir die Kontextualisierung dieses Unternehmens, in dem, was es tut und was es bezweckt, hinterfragen. Wir sind keine Unternehmensberater, die Strategieentwicklung machen, wir sind ein Or t der Reflexion, wie das Orakel von Delphi. Wer zu uns kommt und uns befragt, der bekommt Antworten, die wir gemeinsam erarbeiten.

Würden Sie auch mit Politikern zusammenarbeiten?

Ja, aber in diesem Fall wollen wir kein Jammern hören und keine Probleme beschreiben. Wir leisten die geistige Arbeit und das erfordert eine gewisse, ich sage mal, fast meditative Grundstimmung. Also das Unternehmen oder die Politik muss in der Lage sein, loszulassen und sich einzulassen. Die Frage „Wie können wir die nächste Wahl gewinnen und die Konkurrenz ausstechen?“ interessiert uns nicht. Uns interessiert, wie sich die Politik als Ganzes besser definieren kann.

The Future:Project hat sechs Transformationen definiert.

In den Transformationen sammeln sich unterschiedlichste Ansätze, auf gegenwärtige Herausforderungen zu reagieren und so die nächste Gesellschaft mitzugestalten. Transformationen sind die Katalysatoren des gesellschaftlichen Wandels.

1. Human Digitality: vom Vernetzungsrausch zur kultivierten Digitalität

2. Conscious Economy: von der Leistungsgesellschaft zur Sinnökonomie

3. Co-Society: von Polarisierung zu neuen Brückenschlägen

4. Glocalisation: von globaler Vereinheitlichung zu glokaler Vielfalt

5. Mindshift Revolution: von sozialer Ungleichheit zu ermächtigten Identitäten

6. Eco Transition: von grünem Verzicht zu systemischer Nachhaltigkeit

www.thefutureproject.de

Warum lautet der neue Ansatz von „The Future:Project“ von Megatrends zu Transformationen?

Weil Megatrends Komplexität reduzieren, indem sie vielschichtige Phänomene wie Globalisierung oder Digitalisierung auf einen simplen Begriff zurückführen. Diese Form der linearen Zukunftserzählung funktioniert in unserer heutigen Zeit nicht mehr. Das Zeitalter der Megatrends ist vorbei. Die Globalisierung ist kaputt – spätestens seit Putins Krieg –, und überall wird um die neue Weltordnung gerungen.

Wie sieht diese Ihrer Ansicht nach aus? Wir können sie uns vorstellen und konstruieren, wie sie wahrscheinlich aussehen wird. Dazu bedienen wir uns der Regnose, das bedeutet, wir stellen uns geistig die Zukunft vor und denken uns von dort aus zurück in unsere Gegenwart. Dann sieht man, wie alles zusammenhängt. Im Moment ist von allen Wahrscheinlichkeitstheorien die PentagrammTheorie die verbindlichste. Demnach werden die fünf Weltmächte China, die USA, Indien,

Russland und die EU sein. Aus der Geschichte wissen wir, dass solche Fünferkonstellationen relativ stabil werden können. Anders als Viereroder Sechserkonstellationen, weil diese immer in zwei Blöcke zerfallen.

Werden wir den ökologischen Umbau schaffen? 80 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher sagen, dass dieser nicht funktionieren wird.

In einer Studie mit dem Titel „Die Klima-Regnose“ haben wir alle vorhandenen Technologien der Dekarbonisierung in eine Zeitleiste von 2022 bis 2050 gebracht. Und siehe da: Die Energie- und Materialwende ist machbar! Alle Technologien für eine postfossile Welt sind eigentlich längst da, und sie werden sich bis 2050 verbessern und zusammenwachsen. Wir sind viel weiter, als wir glauben, aber wir sind innerlich fixiert auf die Vergangenheit.

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In den 1930erJahren gab es 340 Schuhmacher in Linz. Heute sind es vielleicht noch zwei oder drei.

Siegfried Hain bei seiner großen Leidenschaft: dem Schuhmacherhandwerk.

Text: Linnéa Harringer

Fotos: Thom Trauner

ALLES BEGANN MIT EINEM MOKASSIN AUF MYKONOS …

Siegfried Hain (62) hat Anfang des Jahres das erste Linzer Schuhmuseum eröffnet. Er sammelt seit Jahrzehnten historische Schuhe und zeigt seine beeindruckende Sammlung nun in der Bischofstraße 9 in Linz. Wir haben ihn in seiner Werkstätte besucht und viel über Schuhe, das Schuhmacherhandwerk und den Beginn seiner Leidenschaft erfahren.

Vor 40 Jahren im Griechenlandurlaub war es um Siegfried Hain geschehen. Der damals Anfang Zwanzigjährige sah einem Schuhmacher beim Mokassins-Nähen zu und war sofort fasziniert! Seit dieser schicksalhaften Begegnung ist der Linzer dem „Schuhvirus“ verfallen, erzählte uns der mittler weile Vierfach-Papa im Interview. Er schmiss seinen Job in Linz, blieb auf der Insel und ging seiner Leidenschaft – dem Schuhemachen – nach. Von Mykonos über Kreta bis Santorin bereiste der Mokassins-Macher aus Linz die griechischen Inseln, stellte die schicken Lederschuhe her und verkaufte sie am Strand. Später ging die Reise nach Neapel, wo er bei einem italienischen Meister das Handwerk lernte. Worauf es bei einem guten Schuh ankommt und wie sich die Geschichte der Schuhmacher in Linz über die Jahre entwickelt hat, erzählte er uns bei einem Rundgang durch das Schuhmuseum in Linz.

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Das Schuhmuseum Linz zeigt mit über 800 Exponaten eine spannende Reise in die Vergangenheit.

Herr Hain, seit wann sind Sie Schuhmacher und was hat Sie dazu inspiriert?

Schuhmacher bin ich seit 1985, also schon fast 40 Jahre. Ich habe davor in der damaligen VÖEST (heute: voestalpine AG) in Linz eine Lehre als Werkzeugmacher begonnen. Das war eine super Ausbildung, bei der ich auch viel Handwerkliches gelernt habe, von dem ich bis heute profitiere. Dann kam es aber doch anders …

Was ist passiert?

Ich war mit meinen Freunden auf der griechischen Insel Mykonos auf Urlaub. Da habe ich jemanden gesehen, der Mokassins-Schuhe selbst gemacht hat. Ich war fasziniert und richtig im „Schuhfieber“ und wollte unbedingt auch so ein Paar Mokassins haben! Der Mann sagte, leider habe er keine Zeit für mich, weil er so viel Arbeit hat. Ich blieb jedoch hartnäckig, und er meinte

Kopfweh und Verspannungen können von schlechten Schuhen kommen.

dann aus Spaß, ich könnte mir ja selber welche machen. Und das hab ich dann einfach probiert!

Sie haben sich im Urlaub selbst Mokassins genäht?

Ja, der Schuhmacher hat mich damals ausgelacht und mir ein bisschen Leder mitgegeben. Ich bin damit ins Hotelzimmer und hab es einfach ausprobiert. Da ich schon immer handwerklich begabt war, habe ich tatsächlich einen Schuh zusammengebracht. Ich bin dann wieder zurück zu ihm und er war begeistert, denn fürs erste Mal habe ich mich wirklich nicht schlecht angestellt (lacht). Dann hat er mich noch einen zweiten Mokassin machen lassen. Meine Freunde waren natürlich nicht so begeistert. Die wollten ja den Urlaub genießen und mir nicht nur beim Schuhmachen zuschauen. Aber mich hat der „Schuhvirus“ einfach gepackt …

Wie ging es dann weiter?

Ich habe mich dazu entschieden, auf Mykonos zu bleiben und weiterhin Mokassins zu machen (lacht). Eigentlich hätte ich nach dem Urlaub wieder zurück in die Voestapine in die Arbeit gehen sollen. Meine Freunde sind aber alleine heimgeflogen und ich habe meinen Job gekündigt, bin bis Ende der Saison geblieben und habe Schuhe gemacht. Meine Eltern sind damals aus allen Wolken gefallen (schmunzelt). Ich habe das drei Jahre so durchgezogen: Jeden Sommer bin ich auf die griechischen Inseln zurückgekehrt, um Mokassins zu machen. Das war eine super Zeit! Wenn ich am Ende der Saison wieder nach Hause zurückkam, braun gebrannt und mit langem Bart, hat mich meine Mama oft gar nicht wiedererkannt (lacht).

Das klingt nach einem abenteuerlichen Aussteigerleben. Konnten Sie in Linz dann auch Mokassins verkaufen?

Nein, im Winter brauchte die in Linz keiner. Deswegen bin ich zu den Schuhmachern in Linz und habe gefragt, ob ich bei ihnen lernen kann, wie man Schuhe macht. Jeder hat mir davon abgeraten. Das war damals schon ein aussterbender Beruf und die meisten Schuster haben nur mehr Reparaturen gemacht. Das hat mich natürlich demotiviert, aber als ich dann auf einem Dachboden in Linz einen ganz alten historischen Schuh mit einer geheimnisvollen Nachricht gefunden habe, war ich wieder voll im „Schuhfieber“. Das war mein erster Fund, seitdem sammle ich historische Schuhe.

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Es gab also keine Chance auf eine Schuhmacherausbildung für Sie?

Ja, das war damals in Linz sehr schwer. Ich bin dann nach Italien, nach Neapel, gefahren und hab mir einen Schuster gesucht und gefragt, ob ich ihm helfen kann. Der war glücklich, weil auch er ganz viel Arbeit hatte (lächelt). Ich habe sehr viel gelernt dort. Lernen am Objekt quasi. Auch in Linz habe ich bei den verschiedenen Schustern mitgeholfen und gelernt. Aber leider alles ohne Zeugnis.

Sie haben dann eine Schuhmacherwerkstatt in Linz übernommen. Wie hat das geklappt?

Als ich von Italien zurück nach Linz gekommen bin, hat damals die Wirtschaftskammer gesagt: „Was tun wir denn mit dir, du machst so gute Schuhe, aber du hast keine Lehre gemacht.“ Sie haben dann versucht, eine Extraprüfung für mich in Wien zu organisieren. Das Handwerk habe ich ja sehr gut beherrscht, mir fehlte nur „das Papier“ dazu. Als auch das nicht klappte, weil sie keinen Zweitprüfer aufstellen konnten, haben sie mir dann aus Nachsicht, aufgrund meiner jahrelangen Erfahrung und Expertise, den Gewerbeschein gegeben und ich konnte meine eigene Werkstatt aufmachen.

Wir haben bei unserem Besuch im Schuhmuseum Linz viel von Siegfried Hain gelernt. WUSSTEN SIE …

… dass der Begriff ein „Ei(t)zerl“ (= ein bisschen) vom Schuhmacher kommt?

Wenn die Schuhe ein bisschen zu klein geraten waren, hat man sie das nächste Mal ein „Ei(t)zerl“ größer gemacht. Das Wort kommt von „Alzerl“, einer Abwandlung des italienischen „alza“, das die dünne Lederauflage, die der Schuster auf die Leisten gesetzt hat, um die Schuhe größer zu machen, bezeichnet.

… woher der Ausdruck „Schuhe eingehen“ kommt?

Früher gab es keinen linken und rechten Schuh, sondern beide Schuhe waren einfach ident. Erst nach längerem Tragen der Schuhe – also dem Eingehen – verformten sie sich und man erkannte, welcher der linke und welcher der rechte Schuh ist.

… woher der Ausdruck „auf Augenhöhe sein“ kommt?

Früher wurden ganz junge Mädchen mit erwachsenen Männern verheiratet. Gerade im asiatischen Raum wurden dafür „Hochzeitsschuhe“, also richtige Holzstützen aufgestellt (mit denen man nicht gehen konnte), damit die Mädchen ihrem Bräutigam bei der Hochzeit „auf Augenhöhe“ begegnen konnten.

… was der Spruch „Schuster, bleib bei deinem Leisten!“ bedeutet?

Die Leisten sind die Holzformen, um die das Leder gespannt wird, um einen Schuh zu fertigen. Das heißt, wenn man keine Leisten hatte, konnte man keine Schuhe machen, auch wenn man der beste Schuhmacher der Welt war. Im übertragenen Sinn heißt es also: Bleib bei dem, was du kannst!

Wie hat sich das Schuhmacherhandwerk in Linz über die Jahre verändert?

Es ist eine sehr rückgängige Branche. In den 1930er-Jahren hat es 340 Schuhmacher in Linz gegeben. Heute sind es vielleicht noch zwei, drei und auch die Zubehörhändler haben alle aufgehört. Ich hab noch viel Altbestand an Zubehör von Schuhmachern übernommen, als diese aufgehört haben. Die Sachen kriegt man heute gar nicht mehr.

Welche Leistungen bieten Sie in Ihrer Schuhmacherwerkstatt an?

Wir bieten Schuhreparaturen aller Art an. Also von Lederschuhen über Bergschuhe, Kletterund Boulderschuhe bis hin zu Reitstiefeln und Taschenreparaturen. Auch neue Schuhe nach

Maß biete ich an. Aber da ich so viel Arbeit mit den Reparaturen habe und jetzt auch noch das Schuhmuseum betreibe, bleibt mir dafür kaum noch Zeit. Meine Gesellen sind alle bereits in der Pension und es kommt auch keiner mehr nach. Ich bin jetzt alleine hier.

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Kaiserin Sisi und Kaiser Franz Joseph im original Lederrahmen aus 1875.

Der Auslöser für die große Schuh-Sammelleidenschaft: Hains erster Fund auf einem Linzer Dachboden. Ein Lederschuh von ca. 1860 mit geheimnisvoller Nachricht.

Wie lange dauert es, ein Schuh nach Maß zu machen und wie viel kostet eine Maßanfertigung?

Das k ann man nicht pauschal sagen. Wenn man gut ist und permanent dran arbeitet, dann geht es schon schnell. Aber dadurch, dass man das Leder über den Leisten ziehen muss und danach abwarten muss, bis das Leder ausgelegt und zur Ruhe gekommen ist, muss man dem Schuh dazwischen immer eine Pause geben. Nach ein paar Tagen kann man wieder weitermachen. Schuhe herzustellen ist ein Kunstwerk. Preislich kann man die Arbeitszeit eigentlich gar nicht kalkulieren. Auch die Materialkosten explodieren. Ich zahle jetzt das Doppelte für das Leder als noch vor ein paar Jahren. Meine handgemachten Schuhe kosten ca. 500 bis 800 Euro pro Paar.

Woher beziehen Sie das Leder?

Das Schuhleder ist hauptsächlich aus England. Die Engländer haben noch eigene Manufakturen und legen sehr viel Wert auf Qualität und gute Schuhe. In Italien hingegen legen sie eher Wert auf die Optik und das Design.

Die Pest-Schnabelmasken wurden um 1800 vorwiegend von Ärzten getragen. Der Schnabel war gefüllt mit Kräutern und das Glas vor den Augen sollte vor dem „tödlichen Pestblick“ schützen.

Was ist der Vorteil von handgemachten Schuhen nach Maß?

Das große Missverständnis liegt darin, dass die Menschen glauben, nur wenn man Probleme mit den Füßen hat, braucht man Schuhe nach Maß. Das ist die Arbeit eines Orthopäden, aber nicht des Schuhmachers. Der Schuhmacher macht einen guten Schuh für einen gesunden Fuß. Ein großer Vorteil von handgemachten Schuhen sind die Materialien, denn es ist wichtig, dass der Schuh atmet. Im Schuhhandel werden heute fast alle Schuhe aus Plastik gemacht. Jeder Mensch schwitzt circa einen Eierbecher Schweiß am Tag in seinen Schuh. Wenn man Kunstschuhe an hat, kann der Schweiß nicht raus und geht in den Fuß hinein und das ist gesundheitsgefährdend. Schweißfüße gibt es in Lederschuhen eigentlich nicht. Ein weiterer Vorteil ist die Nachhaltigkeit: Ein echter Lederschuh besteht zu 100 Prozent aus Leder – Futterleder, Zwischenleder, Brandsohlenleder, Laufsohlenleder – und das

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verrottet einfach. Ein Kunstlederschuh bleibt nach 400 Jahren immer noch bestehen. Außer man verbrennt ihn und gibt die ganzen giftigen Gase in die Luft ab. Denn gerade in der Sohle sind viele Chemikalien und Weichmacher. Ein weiterer Vorteil ist die Passform und der Tragekomfort. Mit den ganzen schlechten Schuhen, die man heute kaufen kann, macht man sich die Füße kaputt. Aber auch Kopfweh, Verspannungen und so weiter können von schlechten Schuhen kommen.

Bekommt man heute überhaupt noch qualitative Schuhe von der Stange?

Heute ist fast alles Plastik. Wenn man sich die Schuhe aus den 1990er-Jahre anschaut, ist das irre, was sich da getan hat. Vielleicht ist das Design nicht mehr so in, aber die Qualität der Schuhe war noch ganz anders. Heutzutage ist das Design das Entscheidende und auf die Qualität wird gar nicht mehr geachtet. Es gibt auch heute Unternehmen, die ordentliche Schuhe herstellen, mit guten Materialien und in Europa produziert. Viele Leute behaupten, das können sie sich nicht leisten. Aber ein Handy um 800 Euro kaufen sie sich schon. Die Wertigkeit ist einfach nicht da. Unter welchen Bedingungen der Schuh in Bangladesch, China oder Indien gemacht wurde, ist den meisten egal, Hauptsache das Design passt. Das finde ich traurig und da möchte ich die Menschen ermutigen, sich mehr mit der Herkunft und Qualität zu befassen. Der Umwelt, den Menschen und seinen eigenen Füßen zuliebe. Und: Schmeißt die Schuhe nicht weg, wenn sie kaputtgehen, sondern lasst sie reparieren!

Sie bieten auch Schuhpflegeseminare an, was kann man sich darunter vorstellen?

Da sind wir eine lockere Runde, so um die zehn Leute, und alle nehmen ihre Lieblingsschuhe mit. Wir nehmen komplett das ganze Innenleben der Schuhe raus und reinigen sie mit einer eigenen Zitronenlösung von allen Bakterien, damit sie wieder gut riechen, und dann wird jeder Schuh aufbereitet und aufpoliert. Ich erkläre meinen Teilnehmenden auch, worauf man beim Schuhkauf achten sollte und wie man einen guten Schuh erkennt. Es ist auch eine Besichtigung des Schuhmuseums dabei.

Sie fertigen und reparieren nicht nur Schuhe, Sie sammeln sie auch und zeigen Ihren Fundus seit Anfang des Jahres im Schuhmuseum in Linz. Wie wählen Sie die Exponate für das Museum aus?

Meine Freunde sind heimgeflogen, ich habe meinen Job gekündigt, bin geblieben und habe Schuhe gemacht. Meine Eltern sind aus allen Wolken gefallen …

Ich habe die Schuhe mein ganzes Leben lang aus Österreich, Europa und darüber hinaus zusammengesammelt. Mir ist wichtig, dass ich eine Geschichte über sie erzählen kann, denn mich hat schon immer die Story dahinter interessiert. In den 40 Jahren, in denen ich jetzt schon historische Schuhe sammle, habe ich mir mittlerweile ein gutes Netzwerk aufgebaut. Ich werde angerufen, wenn irgendwo eine alte Villa oder ein Vierkanthof aufgelöst wird, auf dem noch historische Schuhe im Dachboden liegen. Da ruft dann auch mal die Spanische Hofreitschule an, wenn sie alte Reitstiefel finden (lächelt).

Gibt es Schuhe, die eine besondere Rolle in der Geschichte Oberösterreichs spielen?

Typisch oberösterreichisch sind zum Beispiel die „Holzbommerl“. Das war ein typisch oberösterreichischer Schuh, den viele Leute noch aus ihrer Kindheit oder von ihren Eltern kennen. Die habe ich auch hier im Museum ausgestellt. Sie schauen ein bisschen so aus wie Clogs. Die „Holzbommerl“ wurden in der Familie weitergegeben. Wenn ein Kind rausgewachsen ist, hat der Schuhmacher sie aufbereitet und der Nächste hat sie wieder getragen.

Schuhp egeseminar

20. April 2024, 10:00 –14:00 Uhr

Schuhmuseum Linz

Stadtherz

Bischofstraße 9, 4020 Linz

www.schuhmuseumlinz.com

Ö nungszeiten:

Do. & Fr. 14–18 Uhr, Sa. 10–16 Uhr

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DAS RIECHT NACH MEHR!

Belebend, sinnlich, elektrisierend: Die neuen Herrendüfte versprühen pures Sexappeal. Eine kleine Spritztour quer durch die duftigen Newcomer.

Text: Laura Zapletal Produkte: Hersteller

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Während der Hautschutz im Sommer im Fokus steht, bleiben Haare und Kopfhaut meist ungeschützt. Der neue BC BONACURE SUN PROTECT Scalp & Hair Mist von Schwarzkopf Professional sorgt mit effektivem UV-Schutz für ein Update des Strand-Looks.

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Die BC BONACURE SUN PROTECT-Reihe von Schwarzkopf Professional hat Zuwachs bekommen und kommt damit dem Wunsch der Kundinnen und Kunden nach einem umfangreichen Sonnenschutz für Haare und Kopfhaut nach.

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Mithilfe fortschrittlicher Technologien kombiniert die innovative Formulierung des BC BONACURE SUN PROTECT Scalp & Hair Mist veganen Lifestyle mit intensivem Schutz und ist damit frei von Silikonen und künstlichen Farbstoffen. Stattdessen umhüllt der mit kaltgepresstem Kokosnussöl angereicherte Leave-in-Spray mit SPF 20 jede Strähne mit einem Schutzschild gegen UV-Strahlen und sorgt darüber hinaus für eine verbesserte Geschmeidigkeit und Frisierbarkeit des Haares.

Schwarzkopf Professional x Umweltschutz.

Zusätzlich reflektiert der BC BONACURE SUN PROTECT

Scalp & Hair Mist das Engagement von Schwarzkopf Professional für den Umweltschutz, das sich nicht zuletzt in der nachhaltigen Verpackungspolitik, der Verwendung umweltfreundlicher Materialien sowie in der Kooperation mit der Plastic Bank widerspiegeln. Alle Initiativen haben zum Ziel, das Recycling zu fördern und die Plastikverschmutzung der Meere zu bekämpfen.

So funktioniert der mühelose Strand-Look.

Die Anwendung des BONACURE SUN PROTECT Scalp & Hair Mist ist denkbar einfach: 15 Minuten vor dem Sonnenbad die Kopfhaut und das Haar gut einsprühen und einwirken lassen. Bei Bedarf alle vier Stunden auffrischen.

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OUTDOOR FUN

Der Frühling weckt unsere Lust nach Abenteuer. Egal, welches es am Ende wird, mit diesen Outdoor-Gadgets ist man(n) bestens gerüstet.

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Vor 15 Jahren ging Günter Unger mit seiner „Entertainment Quarter GmbH“ an den Start. Wie sich die Branche verändert hat und welche neuen Wege er als Artist Manager geht, hat uns der gebürtige Rieder, der hauptsächlich in Palma de Mallorca lebt, erzählt.

ARTIST

AText: Ulli Wright

Fotos: Ines Thomsen Photography, Josef Fischnaller

ufgrund ihres umfassenden Netzwerks liegt die Kernkompetenz der „Entertainment Quarter GmbH“ mit Sitz in Wien im Herstellen wertvoller Synergien und Geschäftsbeziehungen zwischen der Musik-, Kunst- und Entertainment-Branche sowie innovativer Unternehmen und Brands. Als die „Entertainment Quarter GmbH“ 2009 an den Start ging, lautete das Erfolgsrezept „360-Grad-Management“. Heute, 15 Jahre später, ist das immer noch die Philosophie von Gründer und Geschäftsführer Günter Unger, der neben seiner langjährigen Historie in der Musikindustrie jetzt auch innovative Umweltpioniere wie Ing. Mag. Dr. h. c. Ulrich Kubinger von der VTA Group bei der internationalen Vermarktung und strategischen Beratung unterstützt und als Media Coach begleitet.

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MANAGER GEHT HEUTE ANDERS!

Herr Unger, Sie sind eine Legende in der Musikindustrie und waren sieben Jahre lang als Manager von Parov Stelar erfolgreich. Wie wichtig ist es, als Artist Manager immer wieder neue Wege zu gehen?

Das ist enorm wichtig, da sich der Musikmarkt immer wieder neu erfindet und die verschiedenen Formate neue Wege erfordern. Als ich im Jahr 2009 – nach 33 Jahren bei der Warner Music Group – mit Künstlern wie Albano Carrisi (Al Bano) oder Hubertus von Hohenlohe an den Start ging, war das Zauberwort „360-Grad-Deal“, was bedeutet, dass sich das Label auch um das Booking oder das Merchandising der Künstlerinnen und Künstler kümmert.

Funktioniert das 2024 noch genauso?

Ich werde täglich gefragt, wie Künstlerinnen und Künstler mit Streaming überleben können. Spotify zahlt in Zentraleuropa circa 0,003 Cent für einen Stream, aufgerechnet macht man mit einer Million Streams rund 3.000 Euro Umsatz. Davon können Weltstars wie Taylor Swift oder Pink sehr gut leben, aber wenn man nur Österreich als Markt hat, wird das mühsam. Den Umsatz kann man also nur aus dem Live-Geschäft generieren oder wenn eine Künstlerin bzw. ein Künstler auch als Markenbotschafter oder als Artist Influencer aktiv ist. Auch der Werbe- und Sync-Bereich ist sehr wichtig. Und genau an diesem Punkt sehe ich mich in meiner Funktion als Artist Manager.

Ist das der Grund, weshalb Sie sich nun auch verstärkt um Industrieunternehmen kümmern?

Ja, bei Shootingstar Leon Löwentraut (junger bildender Künstler aus Deutschland, Anm. d. Red.) ist es uns gelungen, einen Ambassador Deal mit Red Bull herzustellen. Auch für die junge Geigerin Nina Sofie Berghammer aus Linz, ein absolutes Multitalent, konnten wir einen Deal mit der Automarke VW aushandeln. Seit mehr als einem Jahr betreue ich auch die VTA Group aus Rottenbach. Ing. Mag. Dr. h. c. Ulrich Kubinger, der Gründer der Unternehmensgruppe, hat Verfahren entwickelt, die mittels Nanotechnologie stark verschmutztes Wasser reinigen können und ist ein echter Gamechanger im Umweltbereich. Wir sind für den gesamten Video Content zuständig und bringen VTA zum „4Gamechangers Festival“ oder zur EXPO 2025 nach Osaka.

Kann man sagen, dass Sie damit das Artist Management neu erfunden haben?

In jedem Fall! Durch mein Netzwerk habe ich weltweiten Zugang zu Künstler-Managements und wir können mit der Industrie über jeden Markenbotschafter-Wunsch reden. Unsere Künstlerinnen und Künstler sitzen daher in der ersten Reihe, wenn es um einen Deal mit der Industrie geht. Mit der diplomierten Social Media Managerin Christina Rabitsch hat das Unternehmen mit Sitz in Wien eine Expertin für Projektmanagement an Bord, die auf mehr als zwölf Jahre Berufserfahrung in der Musik- und Entertainmentbranche zurückgreifen k ann.

Auch Ausnahmetalent Nina Sofie aus Linz (Mitte) ist bei Artist Manager Günter Unger (r.) unter Vertrag und wird von ihm und Christina Rabitsch (l.) unterstützt. Günter Unger mit Kunst-Shootingstar Leon Löwentraut, für den er einen Ambassador Deal mit Red Bull herstellen konnte.
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© Josef Fischnaller

Schwache Konjunktur, hohe Finanzierungskosten, geopolitische Spannungen: Das Neuwagengeschäft ist in den vergangenen Jahren in Österreich angespannt.

Dennoch konnte die Esthofer Auto Gruppe mit ihren starken Marken stabil bleiben und den Absatz sogar etwas steigern.

Erfolgreich trotz schwieriger Zeiten

Der österreichische PKW-Markt war auch im Vorjahr von Produktions- und Lieferengpässen und nicht zuletzt von beträchtlich ansteigenden Finanzierungskosten geprägt. Es ist bereits das dritte Jahr in Folge, dass die Neuwagen-Zulassungen mit diesen Problematiken zu kämpfen haben. Dieser Entwicklungen zum Trotz konnte die Esthofer Auto Gruppe eine leichte Absatzsteigerung erzielen.

„Grund dafür sind die außergewöhnlich guten und innovativen Marken, die wir vertreten, und unser großes Engagement seit Beginn der Transformation zum E-Auto“, erklärt Gustav Esthofer, Geschäftsführer der Esthofer Auto Gruppe. „Geschuldet ist das aber auch der intensiven Pflege unserer Fuhrparkkunden. Mit der Erweiterung unseres Sortiments um weitere drei Automarken – Peugeot, Opel und BYD – und jetzt erstmals mit MV Agusta auch um eine Motorradmarke wollen wir unseren Kunden eine noch größere Auswahl bieten.“

So besitzt die Esthofer Auto Gruppe einen eigenen Fuhrpark mit mehr als 350 Fahrzeugen, von denen verschiedenste Modelle auch aktuell prompt verfügbar sind. Das Gebrauchtwagenlager mit 450 zertifizierten Modellen kann sich ebenfalls sehen lassen. Im Jahr 2023 wurden mehr als 5.000 Fahrzeuge – sowohl Neu- als auch Gebrauchtwagen – an Kunden ausgeliefert.

Elektro rasant im Vormarsch.

Der BEV-Anteil (Battery Electric Vehicel) ist in den vergangenen drei Jahren über das gesamte Modellprogramm stark gestiegen. „Um dieser Entwicklung zu entsprechen, wurden zukunftsweisende und nachhaltige Investitionen notwendig, wie die Errichtung von zahlreichen Stromtankstellen sowie Photovoltaikanlagen auf den Dächern aller unserer Standorte“, sagt Prokurist Gregor Esthofer. Allgemein liegt der PKW-Bestand in Österreich momentan bei knapp mehr als fünf Millionen Fahrzeugen. Aufgrund der geringen Neuwagenkäufe wird dieser immer älter. Das Durchschnittsalter eines Autos liegt zurzeit schon bei mehr als zehn Jahren. Durch die regional sehr gute Gebietsabdeckung – vom Salzkammergut bis ins Innviertel – ist die Esthofer Auto Gruppe als Dienstleister für Service und Karosserie im Kfz-Bereich als Ansprechpartner Nummer eins für die Zukunft gut gerüstet.

Grund für unseren Erfolg sind die außergewöhnlich guten und innovativen Marken, die wir vertreten, und unser großes Engagement seit Beginn der Transformation zum E-Auto.
DI Gustav Esthofer (Geschäftsführer Esthofer Auto Gruppe)
© Privat
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Geschäftsführer DI Gustav Esthofer (l.) und sein Sohn Gregor (Geschäftsleitung/Prokurist) haben die Esthofer Auto Gruppe gut für die Zukunft aufgestellt.

Auto Esthofer Team GmbH

Vöcklabrucker Straße 47, 4694 Ohlsdorf/Pinsdorf

Tel.: +43 7612 77477-346, E-Mail: herbert.feichtinger@esthofer.com landrover-gmunden.at

Discovery Sport: Kraftstoffverbrauch (kombiniert, gewichtet): 9,7–1,5 l/100 km, CO₂-Emissionen (kombiniert, gewichtet): 219–33 g/km, Stromverbrauch (kombiniert, gewichtet): 19,5–18,6 kWh/100 km, nach WLTP. Weitere Informationen unter www.autoverbrauch.at. Symbolfoto.

Nicole Madlmayr
www.fetzysworld.com © Pexels/Spencer Selover 46
Text:
Fotos:

ATME DICH FREI D

Der zweifache Weltmeister im Wakeboarden Daniel „Fetzy“ Fetz hat es erst an die Weltspitze geschafft, als er mentales Training mit Atemübungen kombiniert hat. Sein wertvolles Wissen um die „Wunderwaffe“ Atmen gibt der Steyregger in Workshops, Vorträgen, Atemseminaren, Retreats und im kostenlosen Audioguide auf seiner Website weiter.

er Mensch macht durchschnittlich mehr als 21.000 Atemzüge – an einem einzigen Tag. Völlig unbewusst und automatisch. Ebenso wenig bewusst ist den meisten Menschen, dass sie ein gestörtes Atemmuster haben. Sie atmen zu schnell, zu flach und nur in den Brustkorb. Die gute Nachricht ist: Wir können unsere Atmung bewusst beeinflussen und lernen, sie zu steuern. Wie das geht, weiß Daniel „Fetzy“ Fetz (39). Der zweifache Weltmeister im Wakeboarden hat es erst an die Weltspitze geschafft, als er mentales Training mit Atemübungen kombiniert hat. In unserem Interview verrät er, wie die Atmung zum Gamechanger in unserem Leben werden kann. →

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ZUR PERSON

Die meisten Menschen kommen nicht zu dir, weil sie ihre Atmung verbessern wollen, sondern wegen dem Eisbaden … (lacht) Das stimmt, aber sie gehen vor allem mit der Atemerfahrung nach Hause. Und das ist gut so, denn die wenigsten haben am Schirm, wie wichtig die Atmung ist. Unsere Atmung ist sozusagen das Schweizer Taschenmesser für unser Leben. Wir können damit beeinflussen, wie es uns geht. Mit einer täglichen Atempraxis kommt es oft gar nicht mehr zu Panikattacken oder Burnout. Wichtig ist eine gewisse Regelmäßigkeit, weil die Mechanismen dann besser greifen. Atemübungen lassen sich außerdem viel leichter in den Alltag integrieren. Man kann jeden Tag morgens oder abends Atemübungen machen, aber täglich eisbaden zu gehen wird schwierig.

Nicht nur in der Ruhe, sondern auch im Atem liegt die Kraft. Würdest du das so bestätigen?

Auf jeden Fall! Weniger ist bei der Atmung grundsätzlich mehr. Das klingt etwas paradox, aber tatsächlich ist es so, dass Atmen Energie ist. Und erst wenn ich weniger atme, kommt die Energie in den Zellen an. Unteratmen bedeutet, dass ich immer ein bisschen zu wenig Luft habe und es sich sogar ein bisschen unangenehm anfühlt. Das hat viele Vorteile – die Blutgefäße gehen auf, der Blutdruck sinkt, der Herzschlag verlangsamt sich. Wir kommen in den parasympathischen Nerventonus. Allerdings gilt auch bei der Atmung das Gesetz der Polarität, dann ist mehr sozusagen mehr. Etwa wenn ich bewusst und kontrolliert hyperventiliere, kann das sehr transformativ sein. Dieses holotrope Atmen wird in der Tiefenpsychologie nicht umsonst schon seit 50 Jahren eingesetzt.

Daniel „Fetzy“ Fetz (39) steht seit 1997 am Wakeboard und ist zweifacher Weltmeister, dreifacher Europameister und siebenfacher Staatsmeister. Durch den Sport hat er auch seine Leidenschaft für Atemfitness und fürs Eisbaden entdeckt. Er ist verheiratet und lebt mit seiner Familie in Steyregg.

nomen Nervensystems, die wir bewusst beeinflussen und steuern können. Wie schnell das Herz schlägt, wie viel Speichel produziert wird oder wie stark man schwitzt – das alles liegt nicht in unserer Hand. Nur über die Atmung können wir unseren Körper sozusagen hacken. Sie ist die Schnittstelle zwischen Körper und Geist.

Wenn man deine Atemübungen macht, sagst du immer dazu, dass es sein kann, dass man Farben sieht, ein Klingen hört, zu lachen oder zu weinen beginnt. Warum kann das passieren?

Du sagst, dass wir durch die Atmung unsere Biochemie verändern können – dass zum Beispiel der Körper basischer wird und wir uns auf Knopfdruck entspannen können. Ist das wirklich so einfach?

Es ist tatsächlich so einfach, weil die Atmung einer unserer kraftvollsten Selbstregulationsmechanismen ist. Priorität eins im Leben – noch bevor ich von Ernährung und Bewegung spreche – ist unsere Atmung. Man kann eine Zeitlang ohne Essen und Trinken auskommen, aber drei Minuten ohne zu atmen – da hast du ein Problem. Die Atmung passiert automatisch und unbewusst. Viele Menschen wissen deshalb nicht, dass sie ein gestörtes Atemmuster haben. Ihnen ist auch nicht bewusst, was für eine unglaubliche Kraft sie direkt unter ihrer Nase haben. Dazu gibt es den passenden Spruch: Holst du noch Luft oder tankst du schon Energie? Die Atmung ist die einzige Funktion unseres auto-

Grundsätzlich hängt das von der jeweiligen Betrachtungsweise ab. Wenn man es sich auf physiologischer Ebene anschaut, bekommt das Gehirn durch das Hyperventilieren weniger Sauerstoff, der Körper zentralisiert sich – genauso wie beim Eisbaden – und versorgt nur das Reptiliengehirn. Dort sitzt das Angstzentrum, das limbische System. Der präfrontale Cortex hingegen, wo Ratio und logisches Denken sitzen, bekommt endlich weniger Sauerstoff. Das hat zur Folge, dass man aus dem Denken herauskommt und wieder mehr ins Fühlen hinein. Man bekommt Zugang zu seinen Gefühlen. Es gibt Menschen, die mit Breathwork Dinge integrieren und lösen können, die sie zuvor mit zehn Jahren Gesprächstherapie nicht geschafft haben. Auf spiritueller Ebene geht man davon aus, dass Atmung Energie ist. Die Inder nennen es „Prana“, die Chinesen „Qi“. Durch bewusstes Atmen bringt man diese Energie wieder zum Zirkulieren. Das ist so, als würde man bei der Steckdose des Universums andocken, alles durchputzen und mit neuer Energie aufladen. Schmerzen und Krankheiten entstehen ja immer dort, wo Energieblockaden bestehen.

Wenn man durchschnittlich 15 Atemzüge pro Minute macht, sind das in Summe 21.600 Atemzüge am Tag – meist völlig unbewusst und leider oft auch falsch. Warum haben wir verlernt, richtig zu atmen? Weil die Atmung ein Spiegel unseres Umfeldes ist. Stress im Außen lässt unsere Atmung schneller werden. Das Problem ist, dass man sich diese Atmung angewöhnt – selbst wenn der Stress im Außen wieder verschwindet. Dann dreht sich das Ganze um und man stresst durch die falsche Atmung das Nervensystem und den Körper. Mit Atemübungen kann man das Ruder wieder selbst in die Hand nehmen und dadurch seinen eigenen Zustand verändern.

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Durch regelmäßige Atemübungen kann man nicht nur leistungsfähiger, sondern auch Herr über Ängste und Stress werden.

Was bedeutet es, seinen Zustand zu verändern?

Wenn man sich regelmäßig mit seiner Atmung beschäftigt, verfügt man über ein Tool, auf das man in stressigen Situationen zurückgreifen kann. Man lässt sich nicht mehr so schnell aus der Ruhe bringen, kann besser reflektieren oder auch seine Gefühle besser wahrnehmen. Was ich besonders spannend finde: Wenn ich durch bewusstes Atmen meinen Zustand verändere, kann ich auch besser manifestieren und Dinge in mein Leben ziehen, die mir wichtig sind. Denn durch die Atmung verbinde ich Gedanken, Manifestationen oder Glaubenssätze mit dem Gefühl. Das war bei mir und meinen sportlichen Erfolgen ein absoluter Gamechanger.

Bist du durch das Wakeboarden zu Breathwork gekommen?

Ja, ich habe mich schon vor 20 Jahren mit mentalem Training beschäftigt und auch viele verschiedene Sachen ausprobiert. Ich habe mir schon damals gesagt, dass ich Weltmeister werde, allerdings habe ich es nie gefühlt. Während einer Atemsession habe ich es dann zum ersten Mal richtig gespürt, wie es sein wird, ganz oben zu stehen. Ich habe gespürt, dass ich im Wasser bin, alles durchfahre, meine Hand in die Höhe reiße und juble, weil ich einen Trick gestanden habe – und erst dann konnte ich es wirklich umsetzen. Erst als ich mentale Techniken mit Breathwork kombiniert habe, sind meine Leistungen durch die Decke gegangen und ich bin zwei Mal Weltmeister und drei Mal Europameister geworden. Das Besondere ist, dass es ein so einfaches Tool ist, das jedem zur Verfügung steht und mit dem man Unfassbares erreichen kann. Es hat mich selbst dermaßen fasziniert, dass ich gesagt habe: Diese Geheimwaffe gehört unters Volk (lacht).

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Wie viele Atemzüge pro Minute wären eigentlich ideal?

Das beste Atemmuster, das man haben kann, sind sechs Atemzüge in der Minute – die Yogis nennen das die goldene Atmung. Allerdings ist das in unserer hektischen Zeit sehr unrealistisch. Ich habe elf Atemzüge pro Minute, möglicherweise komme ich noch auf neun oder zehn herunter, aber ich glaube, das ist schon das Maximum, wenn man in der westlichen Welt lebt (lacht)

Welche positiven Auswirkungen auf Körper, Geist und Seele hat es, wenn ich regelmäßig Atemübungen mache bzw. meine Atmung bewusst steuern kann?

Durch regelmäßige Atemübungen kann man nicht nur leistungsfähiger, sondern auch Herr über Ängste und Stress werden. Man kann die Chemorezeptoren im Gehirn trainieren, dass man weniger Lufthunger hat und somit auch ruhiger atmen kann. Es gibt Übungen, mit denen man seine Biomechanik trainieren kann –das Zwerchfell und das Lungenvolumen. Das ist gut für ein langes Leben. Studien bestätigen, dass Menschen, die alt werden, immer auch eine intakte Atemmuskulatur sowie eine große Lungenkapazität haben. Bei anderen Übungen geht es um die Biochemie. Man macht seinen Körper über die Atmung basischer und entzieht somit Krankheiten den Nährboden. Und bei wieder anderen Übungen geht es um die Psyche und um Entspannung. Das Wichtigste ist, dass den Menschen bewusst wird, dass sie über die Atmung ihren Zustand verändern und auf die Bremse des Lebens steigen können. Ich sehe bei meinen Workshops, dass die meisten Menschen ein gestörtes Atemmuster und eine schlechte CO2-Akzeptanz haben. Das ist erschreckend, weil dadurch zu wenig Energie in den Zellen ankommt. Man weiß mittlerweile, dass jeder Schmerz, jede Krankheit als Ursprung einen Sauerstoffmangel auf zellulärer Ebene hat. Energie ist die treibende Kraft von allem – und besonders auch in unserem Körper. Ohne Energie gibt es kein Leben und Atmung ist Energie.

Die Atmung ist einer unserer kraftvollsten Selbstregulationsmechanismen. Leider ist den meisten Menschen nicht bewusst, was für eine unglaubliche Kraft sie direkt unter ihrer Nase haben.“

SO KÖNNEN SIE

IHRE ATMUNG BEWUSST STEUERN:

• Grundsätzlich kommt es darauf an, was man gern mit seiner Atmung erreichen möchte. Manchmal ist es notwendig, sich ein bisschen zu pushen, weil man zum Beispiel Energie vor einem wichtigen Termin braucht. Dann gilt laut Daniel Fetz immer: länger einzuatmen als auszuatmen, etwa drei Sekunden einatmen und eine Sekunde ausatmen. Das aktiviert.

• Die meiste Zeit brauchen wir aber das Gegenteil. Dann sollte man doppelt so lange ausatmen als einatmen. Also, vier Sekunden einatmen, acht Sekunden ausatmen. Damit kommt man in einen Entspannungsmodus. Beim Runterfahren hilft auch das sogenannte kohärente Atmen. Das bedeutet, in einem exakten Rhythmus 5,5 Sekunden ein- und 5,5 Sekunden auszuatmen. Diese Technik wirkt ausgleichend und bringt in Balance, weil es das ideale Verhältnis von CO2 und O2 ist – von Gas und Bremse, Sympathikus und Parasympathikus. Alle Systeme im Körper gehen in Kohärenz und funktionieren am effizientesten. Diese Technik bietet sich an, wenn man während einer Tätigkeit den vollen Zugriff auf seine kognitiven Fähigkeiten braucht. Spezialeinheiten beim Militär verwenden diese zum Beispiel bei ihren Einsätzen. Ich empfehle sie auch Kindern während einer Schularbeit.

• Wenn jemand Angst vor einem wichtigen Termin, einem Vorstellungsgespräch oder einer Prüfung hat, empfiehlt Daniel Fetz die klassische Box-Atmung. Dazu gibt es viele Varianten. Eine ist zum Beispiel: jeweils vier Sekunden einatmen, halten, ausatmen und wieder halten.

Mehr Infos (inklusive kostenlosem Audioguide): www.fetzysworld.com

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INVESTMENT MIT WEITBLICK

In den Zauber der Region investieren, Menschen den Urlaub an einem der begehrtesten Plätze Österreichs ermöglichen und dabei selbst Teil des Erfolgsmodells werden: Im Narzissen Vital Resort in Bad Aussee ist das nun möglich.

Im Ausseerland, dem Naturjuwel des Salzkammerguts, bietet sich die Möglichkeit für ein zukunftsweisendes Investment: Das Narzissen Vital Resort Bad Aussee wird einem großzügigen Fresh-up unterzogen und ist auf der Suche nach privaten und institutionellen Investoren. Diese können in einem exklusivem Kauf- und Rückpacht-Modell ab sofort die Suiten des 4-Sterne-Hotels erwerben.

„Buy to Let“ – profitabel für alle Seiten. Die Vorteile sprechen dabei für sich: Während Käuferinnen und Käufer eine Immobilie mit großzügigem Therapie-, Wellness- und Solebadbereich in einer atemberaubenden 360°-Bergpanorama-Lage inmitten des Ausseerlandes erhalten, übernimmt der Hotelbetreiber die professionelle Vermarktung und Vermietung sowie den Wohlfühlservice für den Gast.

Fotos: Narzissen Vital Resort

Die Investoren können sich somit auf das Know-how der Betreibergesellschaft verlassen und mit lukrativen Renditen rechnen. Schon jetzt hat das Narzissen Vital Resort eine jährliche Auslastung von bis zu 80 Prozent. In den ersten drei Jahren werden zudem fünf Prozent Rendite vom Betreiber garantiert. Zusätzlich dazu wird eine überdurchschnittliche Wertsteigerung der Immobilien, getrieben durch das begrenzte Angebot an touristisch nutzbaren Objekten im Ausseerland, erwartet.

Damit auch der persönliche Urlaub nicht zu kurz kommt, kann die erworbene Suite 21 Tage im Jahr für private Zwecke genutzt werden.

All-inclusive. SPA-Genuss auf über 500 Quadratmeter Wasserfläche.

INFO

Narzissen Vital Resort

Pötschenstraße 172

8990 Bad Aussee

Ansprechperson:

Mag. Veronika Messenlehner, MBA

Tel.: 0677/617 679 80

E-Mail: info@nvr-invest.at

www.nvr-invest.at

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Vier-Sterne-Investment. Die Suiten und Einheit des renovierten Narzissen Vital Resort in Bad Aussee sind ab sofort in Form eines „Buy to Let“-Modells zu erwerben – provisionsfrei und mit hohen Renditechancen.
ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG

BEIM GAST

Der eine ist von Berufs wegen Wirt, der andere „Schmähführer“. Kein Wunder, dass der Podcast „beim Gast zu Gast“ von Haubenkoch Christoph „Krauli“ Held und Kabarettist Günther „GausL“ Lainer ordentlich durch die Decke geht. Das Besondere: Die beiden ziehen mit ihrem mobilen Studio durch die Lande und wechseln sich als Gastgeber ab. Für den jeweils anderen ist der Studiogast bis zuletzt eine Überraschung.

Text:

Ulli Wright

Fotos:

Monika Löff

Aus einem zufälligen Zusammentreffen entstand z wischen Haubenkoch und Wirt Christoph „Krauli“ Held und Kabarettist und Schauspieler Günther Lainer nicht nur eine innige Männerfreundschaft, sondern auch der Podcast „beim Gast zu Gast“, den die beiden bezeichnenderweise „Podgast“ nennen. In mehr als zehn Folgen waren bisher Promis wie Michael Niavarani, Silvia Schneider, Viktor Gernot oder der „Blonde Engel“ zu Gast und plauderten aus ihrem Leben. Weit weg von verstaubten Interview-Standards entlocken „Krauli“ und „GausL“ (Günther aus Linz) ihren Gästen Sager, die man öffentlich noch nie gehört hat. So erzählte Michael Niavarani, was ihm als Wiener mit persischen Wurzeln in Österreich auf der Toilette fehlt und der „Blonde Engel“ gab preis, dass er in Ebensee „ane in de Goschn“ gekriegt hat.

Genau dieses Freche und Authentische kommt bei der Zuhörerschaft gut an. Denn nach nur zehn Sendungen freuen sich die beiden Gastgeber bereits über eine riesengroße Fangemeinde und peilen mit ihrem mobilen Podcast-Studio sogar den Weg nach Deutschland an. Wie sie zu ihren prominenten Gästen kommen, was es mit dem Buzzer auf sich hat und was sie selbst schätzen, wenn sie als Gäste eingeladen werden, haben uns die zwei Podcaster im Café Meier in Linz erzählt.

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ZU GAST

Könnt ihr mir eingangs erzählen, wie ihr euch kennengelernt habt?

Günther: Das war mehr oder weniger ein Zufall. Im Jänner vor gut drei Jahren hat mir der Krauli an einem Freitagnachmittag eine Mail geschrieben und angefragt, ob ich am Montag als Gast zur Aufzeichnung seiner YouTube-Sendung „held&herd“ kommen könnte. Da hab ich mir gedacht: „Na, das ist auch so einer der längerfristig plant ...“ (lacht). Was ich aber nicht wusste, war, dass ursprünglich der Christoph Fälbl geplant war, aber krankheitsbedingt ausgefallen ist. Ich war nur der Ersatz.

Du hast dennoch zugesagt?

Günther: Ja, auch weil ich den Krauli von seiner Kochsendung kannte und einmal mit dem Koch mit der besten Kochhaube (Anspielung auf Kraulis Dreadlocks, Anm. d. Red.) kochen wollte. Also bin ich am Montag zu ihm ins Kochstudio gefahren. Krauli fing zu kochen an, ich zu reden und – was soll ich sagen – es war Liebe auf den ersten Blick. Im Anschluss an die Sendung sind wir noch zusammengesessen und ich habe vorgeschlagen, dass wir gemeinsame Sache machen könnten.

Krauli: Das erste Mal von einem Podcast hat dann der Günther geredet.

Günther: Ja, genau. Ich wollte einen Podcast machen, wusste aber nicht, wie das geht. Krauli hat schon damals gerne Podcasts gehört und ist unser gemeinsames Projekt angegangen. Ich muss gestehen, dass ich wirklich mit den Ohren geschlackert habe, weil er alles in kürzester Zeit organisiert und auf die Beine gestellt hat. Noch dazu hat alles super funktioniert.

Wie aufwendig ist so eine Produktion?

Krauli: „beim Gast zu Gast“ ist ein mobiler Podcast, das bedeutet, dass wir mit einem Studio unterwegs sind, das in den unterschiedlichen Locations und Städten aufgebaut wird.

Günther: Wir waren bereits in Wien, in Linz und in Graz. In jeder Stadt mieten wir ein Appartement, in dem das Studio aufgebaut wird und ein weiteres, wo wir während der Produktionstage wohnen. Das Setting und die Sitzordnung sind immer gleich. Wir sind mit einer ganzen Crew unterwegs und haben das gesamte Equipment mit. Inklusive uns beiden sind wir meistens sechs Personen.

Ihr hattet bereits prominente Gäste wie Ex-Russkaja-Frontmann Georgij Makazaria oder Kabarettist Benedikt Mitmannsgruber vor dem Mikro. Ist es schwierig, an sie ranzukommen oder habt ihr durch deinen Bekanntheitsgrad einen Vorteil, Günther?

Krauli fing an zu kochen, ich zu reden –und es war Liebe auf den ersten Blick.

Günther Lainer

Günther: Ehrlich gesagt, habe ich mir das schwieriger vorgestellt. Ich rufe die Leute immer persönlich an, da können sie nicht so schnell Nein sagen (lacht). Denn wenn man eine Mail schreibt, haben sie mehr Zeit, eine Ausrede zu erfinden. Bei unserem ersten Gast, dem Nia (Michael Niavarani, Anm. d. Red.), war es so, dass er mich irgendwann in der Nacht angerufen hat. Das macht er öfter, wenn er unterwegs ist, um mir zu sagen: „Lainer, ich liebe dich!“ Diese Gelegenheit habe ich beim Schopf gepackt und gesagt: „Wenn du mich wirklich so gern hast, dann kommst du in meinen Podcast.“ Am nächsten Tag hat er mich wieder angerufen, konnte sich zwar nicht mehr an unser Gespräch erinnern, hat aber gemeint: „Wenn ich es versprochen habe, dann komme ich selbstverständlich.“ Es war auch nicht schwierig, einen gemeinsamen Termin zu finden. Das hat bisher auch mit unseren anderen Gästen immer recht gut funktioniert. Schwieriger ist, dass ich dem Krauli bis zum Schluss verheimliche, wer der Gast ist. Denn das weiß nur derjenige, der den Gast einlädt.

Wisst ihr das jeweils wirklich nicht, bis der Gast zur Tür hereinkommt und vor dem Mikro Platz nimmt?

Krauli: Ja, das ist kein Schmäh, und sollte sich einer von uns verreden, dann lösen wir das auch auf und teilen es unserer Hörerschaft mit. Unsere Sendung ist so wenig wie nur möglich beschnitten, außer es passiert etwas, was jemand überhaupt nicht vertreten möchte, aber das ist bis jetzt noch nicht vorgekommen. Wie und was geredet wird, das wird auch ausgestrahlt.

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Was passiert, wenn jemand kommt, den der andere überhaupt nicht kennt?

Krauli: Das ist bei mir noch nicht vorgekommen. Zur Sicherheit haben wir im Hintergrund ein Redaktionsteam, das, während der Gast zur Tür hereinkommt, den Namen auf eine Tafel schreibt. Somit kommen der Günther und ich nicht in Verlegenheit.

Günther: Naja, die Elisabeth Schweeger (künstlerische Leiterin der Kulturhauptstadt Bad Ischl Salzkammergut, Anm. d. Red.) habe ich zum Beispiel überhaupt nicht gekannt.

Krauli: Das ist aber auch der Reiz an dieser Sendung, dass der eine jemanden einlädt, den der andere nicht kennt oder eben jemanden, den er gut kennt, aber nicht weiß, dass er kommt. Das war zum Beispiel bei den Burschen von der Band „folkshilfe“ der Fall, die wir beide gut gekannt haben.

Bei unangenehmen Fragen oder Situationen können Gäste und Hosts den Buzzer drücken.

Wie schafft ihr es jeweils, den Gast geheim zu halten, bis er sich zu euch an den Tisch setzt?

Krauli: Es ist extrem schwierig, das vor Ort zu koordinieren. Der Gastgeber bestellt den Gast zur Location, die Crewmitglieder holen diesen vor der Tür ab, eines der Appartements ist immer der Backstage-Raum, das andere das Studio. Im Backstage-Raum wird der Gast verpflegt und hört uns beiden zu, da die ersten zehn Minuten nur Günther und ich auf Sendung sind. Erst danach wird der Gast angekündigt und stößt zu uns beiden dazu.

Die Gäste werden natürlich auch immer kulinarisch versorgt. Gibt es deren Lieblingsgericht?

Krauli: Natürlich lassen wir uns da etwas einfallen. Ex-RusskajaFrontmann Georgij Makazaria war zum Beispiel schon bei mir in der Kochsendung und hat mir sein Familienrezept von Borschtsch, einer russischen Suppe, verraten. Als er zu unserem Podcast kam, habe ich diese eins zu eins nachgekocht und im Studio serviert. Silvia Schneider konnte aus Termingründen nur ganz früh am Morgen in die Sendung kommen, also haben wir ein Frühstück serviert.

Wir haben richtig Kohle in den Podcast gesteckt, weil wir uns damit einen Traum erfüllen wollten.
Christoph „Krauli“ Held

Günther, du bist verheiratet, Vater von zwei Kindern, wie bist du als Gastgeber? Kocht Deine Frau, wenn Gäste kommen?

Ja, sie kocht und ich bin für das Lustige und die Gemütlichkeit zuständig. Meistens bin ich, ob bei mir daheim oder wenn ich wo eingeladen bin, der letzte Gast (lacht).

Krauli: Das ist eine weitere Gemeinsamkeit von uns beiden, denn auch ich bin immer der Letzte (lacht).

Krauli, man kennt dich vom Siriuskogl in Bad Ischl als Spitzenkoch und Top-Gastgeber. Wie ist das bei dir privat, wenn du Gäste einlädst? Kochst du oder deine Frau?

Krauli: Ich koche. Aber ich mache das relativ unkompliziert, indem die Gäste zu mir in die Küche kommen, es wird Wein eingeschenkt und teilweise kochen sie sogar mit mir gemeinsam. Günther: Allerdings ist es schwierig, dass der Krauli eingeladen wird, weil viele vor seinen Kochkünsten großen Respekt haben. Zum Beispiel habe ich meiner Frau vorgeschlagen, ihn einzuladen und meine Leibspeise Erdäpfelnudeln zu kochen, das macht sie hervorragend. Sie hätte sich fast nicht getraut. Das k ann ich gar nicht verstehen, ich freue mich als Kabarettist ja auch, wenn jemand einen guten Witz erzählt.

Wenn ihr in Sachen Podcast unterwegs seid, zeichnet ihr immer drei Folgen hintereinander auf, stimmt das?

Krauli: Ja, genau. Im Frühling waren wir in Graz, dann touren wir weiter durch Österreich und Deutschland. Das Crewleben und gemeinsam in einer Stadt unterwegs zu sein, ist einfach ein Traum. Meistens sind wir drei Tage vor Ort und machen z wischen den Sendungen ganz viel miteinander.

Günther: Nach der Weihnachtssendung haben wir in der „Alten Welt“ in Linz eine Weihnachtsfeier gemacht, und die war wirklich legendär. Einer von unserer Crew ist gestürzt und hat es sogar bis ins Krankenhaus geschafft. Außer dem Krauli hatten alle einen Rausch und er hat uns nach Hause gebracht (lacht).

Wie bereitet ihr euch auf die Sendungen vor? Wie wird recherchiert?

Krauli: Wenn ich Gastgeber bin und den Gast einlade, dann schaue ich vor allem, dass ich zu Informationen komme, die noch keiner kennt. Dazu kontaktiere ich Vertrauenspersonen vom Gast und frage nach guten Geschichten, die ich in der Sendung bringen kann, ohne dass es für ihn oder sie peinlich wird. Dabei werden sehr lustige Sachen geliefert, die selbst die Gäste überraschen, weil sie sich fragen, woher wir das wissen. Und um das geht es uns, dass wir den Gast von einem ganz anderen Blickwinkel präsentieren und er oder sie nicht zum hundertsten Mal dieselbe Frage gestellt bekommt. Wir machen das ganz schmerzbefreit, als würden wir daheim im Wohnzimmer sitzen.

Wie setzt sich eure Crew zusammen?

Krauli: Die Crew ist eine zusammengewürfelte Partie. Mit Sebastian, unserem Tontechniker, habe ich bereits mit 15 Jahren meine erste Band gehabt. Er ist Musiker und mit Hubert von Goisern unterwegs. Mit Kameramann Chris Gütl habe ich die Kochsendung „held&herd“ gedreht. Fotograf Volker Weihbold ist ein super Spezl von Günther und mit Fotografin Monika Löff habe ich schon viele Fotoprojekte gemacht.

Günther: Bei den Aufzeichnungen in Wien war dann auch noch Paul Frommherz, der Freund von meiner Tochter dabei.

Krauli: Die Crew ist wichtig, weil auch während der Sendung ganz viel passiert. Oft stellen wir Behauptungen auf und unsere Leute recherchieren nebenbei, ob wir eh keinen Blödsinn erzählen (lacht). Es wird Essen serviert und natürlich gibt es auch immer einen Überraschungsmoment.

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Wie seid ihr auf den Überraschungsmoment gekommen?

Günther: Also der Krauli mag Überraschungen gar nicht, aber ich liebe sie. Leider bin ich der Einfältigere. Meistens lese ich irgendein Gedicht vor oder spiele ein Lied. Der Krauli ist für das Kulinarische zuständig, immerhin ist er der Wirt.

Krauli: Es geht im Podcast immer auch um das „liebevolle Miteinander“ von uns beiden. Das erzeugt eine gewisse Spannung, ich würde sagen, es geht um Männerliebe (lacht).

Wie würdest du Krauli beschreiben, Günther?

Naja, der Krauli ist ein richtiger Checker. Er ist sehr direkt, aber auch irrsinnig lieb und sympathisch. Was soll ich noch sagen? Ich komm mal zu dem Negativen (lacht). Manchmal ist der Krauli ein bisschen ruppig. Ich glaube, dass das mit Bad Goisern, wo er herkommt, zusammenhängt. Er denkt sich das, was er sagt. Nicht umgekehrt, er sagt nicht das, was er sich denkt. Das ist schon so, oder Krauli? Ich bin viel vorsichtiger, das ist aber bei vielen Kabarettisten so. Auf der Bühne sind sie goschert, frech oder lustig und privat lieb und vorsichtig. Ja, sogar ein bisschen schüchtern, würde ich sage. Der Krauli ist genau das Gegenteil.

Wie würdest du Günther beschreiben, Krauli?

Der Günther ist eine Person, bei der ich mich richtig fallen lassen kann. Das finde ich ganz selten bei einem Menschen, dass ich so sein kann, wie ich bin. Mir kommt vor, als würden wir uns schon 30 Jahre lang kennen. Auf Günther ist Verlass. Ich habe nicht nur das Privileg, mit ihm den Podcast zu machen, sondern auch mit dem privaten Günther unterwegs zu sein. Es ist eine richtig gute Freundschaft geworden, in der man sich alles sagen kann. Das schätze ich, ist Männerliebe, wie wir es nennen.

Habt ihr Sponsoren für den Podcast, der ja sehr aufwendig ist? Wie finanziert man so etwas?

Krauli: Wir haben beide richtig Kohle reingesteckt, einfach weil wir uns damit einen Traum erfüllen wollten. Im Moment sind wir dabei, das Ganze auf ein finanzielles Fundament zu stellen. Zum Beispiel hilft uns der Tourismus, Appartements zu bekommen.

Günther: Der Podcast ist für uns beide eine Premiere. Wir haben gesagt, wir starten einfach mal und schauen, wie er funktioniert. Podcasts aufzunehmen ist übrigens anstrengender, als Kabarett oder Theater zu spielen. Auch wenn es keiner glaubt, aber nach zwei Podcast-Folgen an einem Tag bin ich fix und fertig. Man muss sich voll und ganz auf den Gast einlassen. Man muss bei sich bleiben, auf die Stimme und das Mikro achten. Jetzt, nach mehr als zehn Folgen, können wir behaupten, dass es läuft. Wir sind begeistert und schauen, dass wir Sponsoren kriegen. Wenn jemand Interesse hat, bitte einfach melden. Krauli: Solange man keine Zahlen vorweisen kann, ist es schwierig. Um eine Produktion bezahlt zu bekommen, musst du liefern. Es war uns ein Bedürfnis, etwas zum Vorzeigen zu haben.

Günther, egal ob lebendig oder tot, welchen PodcastGast hättest gern?

Günther: Ich würde gerne Jesus fragen, wie er gemerkt hat, dass er Gottes Sohn ist. Auch der Papst wäre super. Aus der Welt der Komiker hätte ich gerne Otto Waalkes vor dem Mikro.

Auch wenn es keiner glaubt, aber nach zwei Podcast-Folgen an einem Tag bin ich fix und fertig.
Günther Lainer

Krauli, wen hättest du gerne vor dem Mikro?

Wer mich als Person extrem fasziniert hat, aber leider nicht mehr lebt, ist Leonard Cohen (kanadischer Singer-Songwriter, Schriftsteller, Dichter und Maler; Anm. d. Red.). Und ich freue mich schon sehr darauf, Deutschland zu erobern. Das ist noch einmal eine ganz andere Herausforderung, weil wir nicht so viele Prominente persönlich kennen wie in Österreich. Hierzulande läuft es bereits so gut, dass wir uns die Gäste aussuchen können.

Redet ihr in Deutschland dann auch im Dialekt?

Krauli: Ja sicher, und das wird auch funktionieren. 75 Prozent der Zuschauer meiner Kochsendung „held&herd“ kamen aus Deutschland. Und auch beim Podcast zeigen die Statistiken, dass uns jetzt schon viele deutsche Nachbarn zuhören.

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ZUR PERSON

Günther „GausL“ Lainer (Jg. 1969) ist ein Linzer Kabarettist und Schauspieler. Der gelernte Tischler, ausgebildete Pastoralassistent und Literat ist neben seinen Kabarettprogrammen auch Ratekandidat in der ORF-Sendung „Was gibt es Neues?“.

Aktuell tourt er mit den Programmen „WurstSalat“ (Lainer & Putscher), „einvernehmlich verschieden“ (Lainer & Aigner), „MischMasch“ (Günther Lainer, Thomas Mandel, Daniel Oman) durch die Lande. Infos: www.guentherlainer.at. Dort sind auch seine Bücher, DVDs und CDs erhältlich. Lainer ist verheiratet und Vater von zwei Kindern.

Wenn ihr loslegt, vergesst ihr dann, dass das Mikro da ist?

Günther: Ja, voll und ganz! Mit dem habe ich nicht gerechnet, aber das kenne ich auch vom Kabarettspielen, dass man alles rundherum vergisst und einfach agiert.

Krauli: Mir geht es auch so, vor allem vergeht die Zeit irrsinnig schnell. Eine Stunde ist gar nichts. Das taugt mir, dass es ganz ohne Zwang super läuft. Ich vergesse das Mikro komplett und bin wie in einer Art Trance. Wir geben auch sehr viel von unseren jeweiligen Persönlichkeiten preis und erfahren Dinge über uns, die wir vorher nicht gekannt haben. Wir graben da schon sehr tief, aber unsere Familien sind ein Tabuthema. Wir wissen beide, dass wir uns damit daheim keine Freunde machen würden. Bei diesem Format geht es uns darum, dass es eine Art Wohnzimmergespräch unter Freunden wird – man trinkt, isst und vergisst alles rundherum.

Wenn du als Gast eingeladen bist, was schätzt du dann, Krauli?

Krauli: Wenn du als Koch eingeladen bist, konzentrieren sich die Gastgeber oft so sehr aufs Kochen, dass sie dich als Gast vergessen. Ich möchte, dass es so einfach und unkompliziert wie nur möglich ist. Wichtig ist mir, dass ich einen Austausch mit der Gastgeberin oder dem Gastgeber habe.

Was sollte man beachten, wenn man dich einlädt, Günther? Dass es viel Bier und viel Wein gibt – und natürlich auch Schnaps (lacht). Nein, Spaß beiseite, wichtig ist, dass es gemütlich ist und dass man sich gut unterhält.

ZUR PERSON

Christoph „Krauli“ Held (Jg. 1985) ist seit 16 Jahren selbstständiger Gastronom und Koch im Gasthaus Siriuskogl in Bad Ischl. Aktuell ist er auch Projektleiter vom „Genusslabor“ , wo Schülerinnen und Schüler der Tourismusschule Bad Ischl das ehemalige „Bahnhofsresti“ der Stadt als Pop-up-Restaurant führen (www.wirtshauslabor.at) .

Krauli ist aus vielen TV-Sendungen bekannt und hat sein eigenes YouTube-Format „held&herd“. Aktuell kocht er regelmäßig in der ORF-Sendung „Studio 2“ und hat mit Günther Lainer den Podcast „beim Gast zu Gast“. Zu hören überall, wo es Podcasts gibt. Der Haubenkoch lebt in Bad Goisern, ist verheiratet und Vater von drei Kindern.

Krauli, du hörst gerne Podcasts, was ist dein Lieblings-Podcast?

„Fiete Gastro“ von Tim Mälzer und Moderator Sebastian E. Merget. Das ist mit Abstand der allergeilste Podcast, den es gibt, und der ist richtig erfolgreich in Deutschland. Und auch der Interviewpodcast „Alles gesagt“, wo sich die Autoren Jochen Wegner und Christoph Amend mit jeweils wechselnden Gästen unterhalten. Da gibt es eine ganz berühmt-berüchtigte Sendung mit Armin Wolf. Vor der Sendung wird mit dem Gast ein Codewort ausgemacht. Wenn er dieses ausspricht, ist die Sendung vorbei. Die Sendungen dauern im Durchschnitt acht Stunden. Das ist das Schöne an einem Podcast, dass man ihn auf Etappen hören kann.

Bei euch gibt es kein Codewort, sondern man drückt den Buzzer. Krauli: Ja, genau. Wenn ein Gast etwas nicht sagen will, kann er den Buzzer drücken. Es kommt aber auch vor, dass uns wir zwei auf „liebevolle“ Art und Weise so provozieren, dass einer den Buzzer drückt.

Günther, du bist nicht so der Podcast-Fan, aber gibt es dennoch einen, den du magst?

Im Lockdown habe ich mir den Podcast von Klaus Eckel, Michael Niavarani und Omar Sarsam wöchentlich angehört, zwei Mal bin ich sogar dazugeschaltet worden. Das hat mich riesig gefreut, weil es drei Kollegen sind, die ich gut kenne und über die ich in diesem Format viel Neues erfahren haben. Sie haben extrem lustige Geschichten erzählt – es war wie ein Kabarett daheim!

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Text: Ulli Wright

Fotos: Rosso und Ness Rubey

CHEF’S TABLE IM ROSSO

Sich durch ein fünfgängiges Menü schlemmen, Geselligkeit mit Gleichgesinnten erleben und die neuesten Kreationen von Haubenkoch

Flo Gintenreiter und Hausherr Ingmar Goetzloff genießen – wir waren dabei, beim exklusiven Chef‘s Table im „ROSSO di Acqua e Sole“ in Linz.

Die Tische sind frühlingshaft gedeckt, drei Osterhasen in Pink deuten auf das bevorstehende Osterfest hin und Ingmar Goetzloff, der Chef des Hauses, den man auf den ersten Blick mit Parov Stelar verwechseln könnte, begrüßt uns herzlich mit einem Glas Chardonnay Sekt. „Chef’s Table“ lautet die Devise an diesem Freitag, den 8. März, und gemeinsam mit einer k leinen Gruppe gleichgesinnter Feinschmecker darf ich mich durch die neue Frühlingskarte des „ROSSO di Acqua e Sole“ in der Weingartshofstraße, unweit des Linzer Bahnhofs, kosten.

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Meine Kindheit in Italien hat mich fürs ganze Leben geprägt.

„Der ‚ROSSO Chef’s Table‘ ist ein exklusiver Mittagsevent, bei dem wir mehrmals im Jahr einer kleinen Gruppe von Gästen völlig neue kulinarische Ideen kredenzen wollen. Serviert wird ein speziell zusammengestelltes Überraschungsmenü in mehr als fünf Gängen inklusive passender Weinbegleitung“, erklärt uns Hausherr Ingmar Goetzloff. Während wir uns durch Köstlichkeiten wie Calamar in Sepiasauce, Bärlauch, Sauerklee und Wildreis sowie Lammleber mit Chicorée, Rote Rübe, Zimtblütenöl und Mohn schlemmen, erzählen uns die Küchenchefs Florian Gintenreiter und Djordje Materic, was sie zu den jeweiligen Gerichten inspiriert hat. Spannend ist vor allem die Gefüllte Taube mit Urkarotte, Amaranth und Rollgerste, die Gintenreiter in einer Riesen-Zitrone spektakulär vor unseren Augen räuchert. Zu jedem Gang wird nicht nur der vom Chef des Hauses ausgewählte Wein serviert, sondern auch hochwertiger Tee aus Japan, Hongkong und Taiwan, den Ingmar Goetzloff selbst kredenzt und als „Cold Brew“, passend vom Geschmack her, zur jeweiligen Speisenfolge serviert. Abgesehen von der hervorragenden Qualität der Küche besticht das ROSSO auch durch sein mediterranes Ambiente. Getrocknete Gewürzbuschen, Knoblauch, Salami und Parmaschinken hängen von der Decke, eine große Auswahl an Weinen aus Österreich, Frankreich, Italien, Portugal und Spanien sowie Deutschland findet man nicht nur auf der umfangreichen Weinkarte, sondern auch in den Regalen im Restaurant.

Am Tag der Liebe eröffnet.

ZUM NIEDERKNIEN:

Lammleber mit Chicorée, Rote Rübe, Zimtblütenöl und Mohn.

Am 14. Februar vor zehn Jahren hat Ingmar Goetzloff das italophile Restaurant „ROSSO di Acqua e Sole“ eröffnet, zuvor war der studierte Forstwirt und Geo-Informatiker, der an der LIMAK auch eine Managementausbildung absolviert hat, im Bereich Strategie- und Risikomanagement selbstständig tätig. Mit dem italienischen Restaurant hat er sich schließlich mit 48 Jahren einen Traum erfüllt. Kein Wunder, denn die Liebe zu Italien ist dem gebürtigen Mühlviertler quasi in die Wiege gelegt worden. In seinem ersten Lebensjahr ist er nämlich mit seinen Eltern von Neufelden in die Nähe von Como gezogen, wo die Familie drei Jahre gelebt hat, ehe sie weitere vier Jahre nördlich von Mailand in einem kleinen Dorf ihr Domizil aufgeschlagen hat. „Diese Kindheit in Italien hat mich natürlich fürs ganze Leben geprägt. Wenn du dort aufwächst, dreht sich alles ums Essen und man hat Italo-Lifestyle im Blut“, schwärmt Goetzloff. Den Schritt, sich als Quereinsteiger in der Gastronomie selbstständig zu machen, hat er auch nach zehn Jahren keinen Tag bereut.

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Dario Cecchini läßt grüßen.

Als italienische Osteria konzipiert, hat sich das ROSSO unter Feinschmeckern in Linz und darüber hinaus schnell einen Namen gemacht und wird regelmäßig von Gault-Millau, Falstaff sowie „A la Carte“ geadelt. Gekocht wird ausschließlich mit Produkten in Topqualität. Fleisch und Lardo werden von Dario Cecchini, dem italienischen Gott des Bistecca, geliefert. Aus der Geschäftsbeziehung ist mittlerweile eine Freundschaft geworden, die Dario Cecchini gerne von der Toskana nach Linz ins ROSSO reisen lässt. Bei der selbst gemachten Pasta nach original italienischem Rezept vertraut Goetzloff auf das Können seiner Schwester Judith. Die TaggiascaOliven kommen von Daniela Bestoso aus Stellanello/Ligurien und das Brot wird von Vincenzo d’Ambrosio aus Altamura geliefert und im ROSSO fertig gebacken.

Dry-Aged-Fisch.

In den letzten Jahren hat sich das Restaurant aufgrund der steigenden Nachfrage und Qualität allerdings immer mehr zum Geheimtipp für Gourmets rund um Fisch und Meeresfrüchte etabliert und bringt zum Teil sehr exotische und exklusive Gerichte auf den Teller. Bei den Fischen setzt das ROSSO-Team ausschließlich auf Frischware, die im Ganzen geliefert wird. „Der Fisch wird von uns händisch zerlegt, filetiert und für den späteren Genuss am Teller Stück für Stück vorbereitet. Wichtig ist uns dabei, alles zu verwenden – vom Kopf bis zum Schwanz. Das bedeutet natürlich, dass wir immer wieder neue Ideen entwickeln, um auch wirklich alles in schmackhafte Kreationen zu verwandeln“, so Goetzloff.

Apropos neue Ideen: Während der coronabedingten Lockdowns hat der kreative Gastronom zu experimentieren begonnen und mithilfe von YouTube-Videos aus Japan und Australien Techniken entwickelt, mit denen man Fische mit der Dr y-Age-Methode bis zu sechs Wochen haltbar machen kann. Seither werden im ROSSO Gelbflossen-Makrelen, Heilbutt oder Skrei im DryAge-Format serviert. Obwohl der Fisch mehrere Wochen liegt, besticht er durch ein sehr feines Geschmackserlebnis. „Er wird mürber und auch süßlicher. Als ich Dry-Aged-Fisch das erste Mal gekostet habe, sind mir fast die Tränen gekommen, so gut war er“, schwärmt Goetzloff. Erst nachdem er den Fisch von einem Lebensmittellabor untersuchen hat lassen, ser vierte er ihn auch den Gästen, die davon begeistert sind.

DA SCHAU HER: Fische, wie hier ein Heilbutt, werden im Ganzen ins ROSSO geliefert und vom Küchenteam händisch zerlegt und filetiert.

Im Lockdown hat Ingmar Goetzloff die Dry-Age-Technik für Fische entdeckt. Seither findet man im Rosso Fisch im Dry-Ager. Köstlich!

COLD BREW. Hochwertiger Tee aus Japan, Hongkong und Taiwan wird als alkoholfreie Alternative passend zu den Speisen serviert.

Zwei Hauben aus dem Mühlviertel. Und noch etwas hat sich im Lockdown getan. Ingmar Goetzloff hat Florian Gintenreiter kennengelernt. Die zwei gebürtigen Mühlviertler haben sich auf Anhieb gut verstanden und der Zwei-Hauben-Koch, der nach Stationen bei Steffen Henssler in Hamburg, Alfons Schuhbeck in München, im Gourmetrestaurant Döllerer und zuletzt im Gasthof Rahofer in Kronstorf kochte, peppt seit 4. April 2023 die Küche im ROSSO ordentlich auf. „Wir hatten schon vorher ein super Küchenteam, aber der Flo bringt das Ganze noch einmal auf ein anderes Niveau. Vor allem teilen wir beide die Liebe zu Fisch und Meeresfrüchten und lassen uns dabei von der französischen Küche inspirieren“, erzählt Goetzloff.

Gintenreiter, übrigens passionierter Angler, hat sich nicht nur durch die besten Restaurants in Paris, wie etwa das Sternerestaurant VANTRE, gekocht, er hat sich auch einen Namen als hervorragender Fleisch- und Innereienkoch gemacht und dies betreffend in Goetzloff einen offenen Chef zur Seite. „Vor Kurzem hatten wir Beuschel und Kalbskopf auf der Speisekarte. Wir bauen solche Gerichte gerne ein, da habe ich keine Berührungsängste. Aber auf sanfte Art und Weise, denn wir wollen unsere Gäste nicht vor den Kopf stoßen und unserem Ruf als das ‚Meereignis von Linz‘ treu bleiben“, so Goetzloff.

Wir hatten schon vorher ein super Küchenteam, aber Flo bringt das Ganze noch einmal auf ein anderes Niveau.

Ingmar Goetzloff

Ein Klavier im Restaurant.

Zehn Jahre ROSSO werden natürlich auch gebührend gefeiert und da nicht alle Stammgäste auf einmal im Restaurant Platz haben, werden die Feierlichkeiten auf mehrere Termine aufgeteilt. Da Kultur für den sympathischen Gastronomen nicht nur Essen und Trinken, sondern auch Musik, Schauspiel und Literatur bedeutet, darf man sich auf einige exklusive Veranstaltungen freuen. „Dieses Gesamtpaket möchte ich in die Veranstaltungen einbauen und bin gerade dabei, mit Schauspielern vom Landestheater in Linz Termine zu finden“, verrät Goetzloff. Der erste Schritt wurde bereits getätigt, deshalb findet man auch ein Klavier im ROSSO, das heuer noch ganz sicher im Zeichen von Anton Bruckner kombiniert mit passenden kulinarischen Genüssen bespielt werden soll.

Wann der nächste Chef’s Table stattfinden wird, erfährt man im Newsletter - einfach anmelden unter www.restaurantrosso.at INFO

Eleni Chatzopoulou, die Frau von Ingmar Goetzloff, ist gebürtige Griechin.
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LIEBEN FISCH, FRANKREICH UND DAS MÜHLVIERTEL. Zwei-Hauben-Koch Flo Gintenreiter (l.) und ROSSO-Chef Ingmar Goetzloff.

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ÖSTERREICHER OBER

JUNG BLEIBEN, ALT WERDEN

Das eigene Altern selbst in die Hand nehmen und beim Altwerden sozusagen möglichst jung bleiben? Wie das geht, erklärt Molekularbiologe Dr. Slaven Stekovic in seinem neuen Buch.

ZUR PERSON

Dr. Slaven Stekovic (35) ist Molekularbiologe und Unternehmer im Bereich der Langlebigkeit, Alterung und altersassoziierten Erkrankungen. Er hat an der Karl-Franzens-Universität in Graz geforscht und 2018 den Bestseller „Der Jungzelleneffekt“ geschrieben, in dem er die Effekte der Autophagie und des periodischen Fastens auf die Alterung beleuchtete. Als einer der führenden jungen Köpfe in diesem Bereich wurde er mehrmals ausgezeichnet und ist auf die „Forbes 30 Under 30“-Liste gekommen. Stekovic unterrichtet an mehreren europäischen Universitäten, unter anderem in Cambridge, und beschäftigt sich vorwiegend mit der Anwendung der wissenschaftlichen Entdeckungen und neuen Technologien in den realen Umgebungen.

Altern ist ein chronischer Prozess, der mit dem Tag unserer Geburt beginnt. Das klingt nicht gerade ermutigend. Die gute Nachricht ist, dass jeder selbst etwas dafür tun kann, wie alt er wird und wie fit und gesund er bleibt. Wie sehr wir unseren Körper beeinflussen und dadurch möglichst viele Jahre mit hoher Lebensqualität verbringen können, hat Molekularbiologe Slaven Stekovic erforscht. Seine Erkenntnisse zu den Themen Alterung und Langlebigkeit hat er nun im Buch „Jung bleiben, alt werden“ zusammengefasst.

Das Thema „Langlebigkeit“ ist seit geraumer Zeit im Trend und es gibt bereits umfangreiche Publikationen dazu. Was hat Sie zum Schreiben dieses Buches motiviert? Was macht Ihr Buch besonders?

In den vergangenen Jahrzehnten wurden einige neue molekulare Methoden entwickelt, die uns einen tieferen Einblick in die Biologie der Menschen ermöglichen. Dazu haben die Fortschritte im Bereich der künstlichen Intelligenz einen effizienteren Umgang mit biologischen Daten ermöglicht. Somit ist ein „Perfect Storm“ in der Langlebigkeitsforschung oder „Longevity“, wie es die Übersee-Kollegen nennen, entstanden. Was das für jeden Einzelnen von uns bedeutet und in welche Richtung sich die Forschung und Technologie bewegen, sind die zwei wichtigsten Gründe, warum ich dieses Buch geschrieben haben. Ich wollte einmal kompakt und verständlich unsere Erkenntnisse aus den vergangenen Jahren und Jahrzehnten zusammenfassen, damit jeder Leser und jede Leserin gut ausgestattet ist, etwas für die Gesundheit und Langlebigkeit zu tun. Dass wir älter werden, ist kein Geheimnis, aber das Ziel ist, dabei gesund alt zu werden. Dieses Buch sollte ein guter Einstieg in diese Welt sein.

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Bei Longevity denken viele erst mal an Frankenstein oder Hightechmedizin. Sie sagen aber: „Langlebigkeit ist kein Wunder, es ist für jedermann machbar.“ Was genau meinen Sie damit?

Jedes Jahr wird eine neue Anti-Aging-Pille entwickelt und uns allen als Wunderheilmittel angeboten. Während die meisten dieser neuen technologischen Fortschritte ihre Daseinsberechtigung haben, ist deren Anwendung nicht immer der beste Weg zur Gesundheit. Oft sind es die einfachen Sachen, die unsere Gesundheit am besten unterstützen – die ausgewogene Ernährung, regelmäßige körperliche Aktivität, gesunder Schlaf und soziale Umgebung. Wie man aber mit den „Hightech“-Lösungen umgeht und wofür manche davon nützlich sind, wird auch im Buch angesprochen. Eine Kombination aus verschiedenen und vor allem personalisierten Interventionen ist der beste Weg zur Gesundheit. Also kein Wunder, sondern einfach eine komplexe Fragestellung, die mithilfe der neuen Technologien leichter zu beantworten ist.

Biohacking ist auch ein Schlagwort, das immer öfter zu hören ist. Inwieweit hängt es mit Langlebigkeit zusammen?

Einer der wichtigsten Aspekte des Biohackings ist die Langlebigkeit. Aus der Biohacking-Perspektive wird allerdings die Biologie „umgangen“ oder eben „gehackt“, um aus dem Körper das Maximum rauszuholen. Dabei wird oft „Trial and Error“ als Methode der Wahl verwendet, was teilweise gravierende Konsequenzen für die Gesundheit und eventuell sogar eine verkürzte Lebensspanne haben kann. Dagegen dürfen aus Sicht der Wissenschaft und der Medizin nur evidenzbasierte Lösungen angewandt werden – ein Prinzip, das beim Biohacking oft vernachlässigt wird. Somit zielen die Wissenschaft und die Medizin darauf hin, dass die Biologie nicht umgangen, sondern genutzt wird – eine Form von Gleichgewicht zwischen den kurzfristigen Effekten und langfristigen Konsequenzen, egal ob positiv oder negativ. Ich möchte aber auch sagen, dass es positive Seiten von Biohacking gibt. Einige bahnbrechende Ansätze für die Langlebigkeit sind aus diesem Bereich gekommen. Daher sehe ich die Zusammenarbeit der zwei Communitys als durchaus positiv, solange die ethischen Prinzipien und die Gesundheit der Einzelnen im Vordergrund bleiben.

und „Langlebigkeit“ eigentlich Sammelbegriffe sind und darunter einige biologische Ereignisse fallen. Sie richtig zu identifizieren und darauf maßgeschneiderte, vorsorgende Interventionen einzusetzen, ist das, womit ich mich am meisten beschäftige.

Vieles, was medizinisch, vor allem aus Übersee, in Entwicklung ist, mutet futuristisch an. Wie sehr können und werden diese Dinge wirklich bei „Otto Normalverbraucher“ in Linz oder Bludenz landen? Werden alle Menschen Zugang zu dieser Technik haben? Und wird man sich das überhaupt leisten können?

Jedes Jahr wird eine neue Anti-Aging-Pille entwickelt und uns allen als Wunderheilmittel angeboten. Oft sind es aber die einfachen Sachen, die unsere Gesundheit am besten unterstützen – ausgewogene Ernährung, regelmäßige körperliche Aktivität, gesunder Schlaf und soziale Umgebung. „

Sie sind ein junger österreichischer Wissenschaftler, der global lehrt und forscht. Haben Sie vielleicht einen anderen Blick auf das Thema als Ihre amerikanischen Kollegen? Die Wissenschaft kennt keine Grenzen. Es mag sein, dass unsere Kollegen in den USA „größer“ als wir träumen, was dazu führt, dass auf der Basis deren Forschung große Unternehmen werden. Dabei bleiben die ethischen Überlegungen oft unberücksichtigt. Etwa wie sich neue Technologien auf die Gesellschaft auswirken, mit welchen Konsequenzen wir in Zukunft dadurch rechnen müssen und ob wir damit mehr Ungleichheit in unserer Gesellschaft aufbauen. In Europa und damit auch in Österreich werden die ethischen Überlegungen oft gleich am Anfang miteinbezogen. Ich versuche, aus beiden Welten das Beste zu nehmen. Große Ziele und Ideen sind „Jet Fuel“ für die Wissenschaft und Entwicklung neuer Technologien, aber diese sollten nicht um jeden Preis verfolgt werden. Jeder von uns trägt eine gesellschaftliche Verantwortung und sollte sich selbst auch kritisch betrachten. Daher betone ich gerne immer, dass „Alterung“

Ich bleibe positiv – ja! Die Frage ist nur, wann es so weit sein wird. Aktuell sind viele der Langlebigkeitstechnologien sehr teuer. Bryan Johnson, ein amerikanischer Tech-Milliardär, gibt jedes Jahr zwei Millionen US-Dollar für seine Langlebigkeit aus. Seine Lebensweise ist vielmehr eine zeitliche als finanzielle Investition. Sein kompletter Lebensstil dreht sich um die Langlebigkeit. Was dabei rauskommt, ist sehr gut dokumentiert. Für die meisten ist das wahrscheinlich nicht der richtige Zugang. Manche der Methoden, die er nutzt, sind jetzt schon für große Massen leistbar – so zum Beispiel bestimmte Trainingsroutinen oder Meditationsmethoden. Der große Teil davon ist aber immer noch zu teuer für die breite Anwendung. Ich glaube aber, dass in zehn Jahren schon einiges davon leistbar sein wird. Wir werden natürlich in der Zwischenzeit dann wieder einige neue Erkenntnisse gewonnen haben, wodurch die nächste Generation „unleistbarer“ Technologien geschaffen wird, aber dabei wird letztlich immer die breite Anwendung als Endziel gesehen. Somit denke ich schon, dass wir in Zukunft unsere Gesundheit durch neue und leistbare Lösungen unterstützen werden.

BUCHTIPP

„Jung bleiben, alt werden“ Dr. Slaven Stekovic Ueberreuter Verlag, € 25

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ALLES IST MÖGLICH!

Text: Ulli Wright

Fotos: Roland Wiednig, iStockphoto

Trotz einer Krebsdiagnose macht sich Roland Wiednig aus Kronstorf im Dezember 2017 auf nach Neuseeland, um in sechs Monaten mit Zelt und Schlafsack 3.040 Kilometer am „Te Araroa Trail“ zu wandern. Über seine Erlebnisse und Erfahrungen hat er ein Buch geschrieben, das das Zusammenspiel von Wandern, Abenteuer und Natur sowie die Wirkung dieser Kombination auf Körper, Geist und Seele zeigt.

„Als ich nach Österreich zurückkam, war ich in der Form meines Lebens, hatte beste Blutwerte, ein Sixpack, 24 Kilogramm Körperfett verloren, eine nie gekannte Lungenkapazität und eine unglaubliche Kraft und Ausdauer .... noch heute profitiere ich von dieser ersten, langen Abenteuerwanderung. Es trat nicht nur eine körperliche, sondern auch eine geistige Veränderung ein, die sich Schritt für Schritt in meinem Alltag in Österreich etablierte. Zum Glück! Wer weiß, wo ich ohne dieses Abenteuer heute stünde“, schreibt Roland Wiednig in seinem Buch „Wandern Abenteuer Natur – Abenteuerwandern für Körper, Geist und Seele“. Darin entführt der Erlebnispädagoge, Trainer, Coach und Autor die Leserinnen und Leser mit eindrucksvollen, zum Teil sehr emotionalen und persönlichen Schilderungen auf seine Abenteuerwanderungen durch Neuseeland, Lappland, die Kanareninseln und nimmt sie mit auf eine spirituelle Reise. Sein erstes Abenteuer führ te ihn sechs Monate lang durch Neuseeland, wo er 3.040 Kilometer, großteils mutterseelenallein, durch unberührte Natur wanderte. Weder schlechtes Wetter noch Erschöpfung konnten den Kronstorfer aufhalten. Seither weiß er: „Alles ist möglich!“

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Der „Kungsleden Trail“ in Lappland führt durch das Rapadalen Tal.

Herr Wiednig, am Höhepunkt widriger Lebensumstände und Orientierungslosigkeit haben Sie sich entschieden, von Dezember 2017 bis Mai 2018, mehr als 3.000 Kilometer durch Neuseeland zu wandern. Warum gerade Neuseeland?

Neuseeland war schon immer ein Land, das mich sehr reizte. Dazu muss ich sagen, dass ich bereits vor rund 35 Jahren, als junger Mann, in Neuseeland war. Ich verbrachte sechs Wochen bei Freunden in der Hauptstadt Wellington und war vom Land und den Menschen fasziniert. Damals habe ich mir geschworen, irgendwann einmal wiederzukommen – mit dem Wichtigsten, das es für so eine Reise braucht, nämlich sehr viel Zeit. Aber es hat sehr lange gedauert, bis ich dieses Versprechen an mich selbst eingelöst habe. Letztendlich war ein Buch über den „Te Araroa Trail“ durch ganz Neuseeland von Christoph Karallus, einem deutschen Dauerreisenden, ausschlaggebend, dass ich wieder hingeflogen bin.

Waren Sie schon vor Ihrer Abenteuerreise nach Neuseeland ein begeisterter Wanderer und wie haben Sie sich auf diese sechs Monate vorbereitet?

Ich war ein durchschnittlicher Wanderer und immer schon ein großer Naturliebhaber. Körperlich habe ich nichts Großartiges zur Vorbereitung gemacht. Im Nachhinein betrachtet

war das sehr blauäugig. Das Buch von Christoph Karallus beinhaltet sehr viele Ratschläge über Navigation, Ausrüstung, Planung, Anreise, beste Zeit, Risiken und vieles mehr auf dem Trail. Als ich losging, dachte ich, ich wäre gut vorbereitet, aber das war keineswegs der Fall. Ich hatte zu viel und falsches Gepäck, zu viel Körpergewicht, eine schlechte Kondition, wenig Übung beim Navigieren und eine falsche Navigations-App. Bis ich gemerkt habe, welche App für Neuseeland die beste war, vergingen Wochen. Aber eines hatte ich immer: Die Überzeugung, es zu schaffen und gesund nach Hause zu kommen. Diese Einstellung zu entwickeln, war für mich die wichtigste Vorbereitung.

Jeder Mensch kann die Welt von einer eintönigen und langweiligen in eine aufregende und abenteuerliche Welt verwandeln.

Zitat von Irving

Wo haben Sie geschlafen und gegessen? Sind Sie auch bei sehr schlechter Witterung gegangen?

Ich hatte immer alles mit. Zelt, Schlafsack, Unterlagsmatte, technische Ausrüstung, Bekleidung, medizinische Ausrüstung, Zahnbürste und Zahnpaste, Seife, Wasser und Nahrungsmittel. Oberstes Gebot auf so einer Reise ist, wenig Gewicht mitzuschleppen. Geschlafen

habe ich im Zelt oder, falls vorhanden, in sehr einfachen Selbstversorgungshütten. Ich war meistens tagelang unterwegs, ohne auch nur einen Menschen zu treffen. Das bedeutete, Hiken bei jeder Witterung, weil die Essensvorräte nur für eine gewisse Zeit reichten und ich gez wungen war, eine Siedlung mit Einkaufsmöglichkeit zu erreichen. Das erforderte für jedes Teilstück eine gute Planung, und es ist wichtig, immer einen Tag mehr einzuplanen. Die Versorgung mit Wasser war kein Problem, da Neuseeland sehr wasserreich ist. Eine große Erleichterung brachte die richtige Navigations-App, in meinem Fall „Guthook“, weil dort Wasserstellen und Einkaufsmöglichkeiten gut eingezeichnet sind. Drei Mal musste ich mich allerdings dem Wetter beugen, einmal musste ich sogar 50 Stunden in einer winzigen Hütte ausharren.

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Hat es Momente gegeben, wo Sie daran gedacht haben, das Handtuch zu werfen und Ihr Abenteuer abzubrechen?

Ich war zwar oft extrem fertig, vor allem am Anfang der Wanderung, weil ich zu viel Gepäck mithatte, aber aufgeben wollte ich nie. Ich fasste mir immer wieder ein Herz. Meine Überzeugung, es zu schaffen, war immer da.

Können Sie beschreiben, was Sie unter Abenteuerwandern verstehen?

Ja, das steht auch in meinem Buch und ist eine Definition von mir. Ich glaube, ich bin überhaupt der erste, zumindest im deutschsprachigen Raum, der sich derartig intensiv Gedanken über Abenteuerwanderungen oder vielmehr über die Dimensionen Wandern, Abenteuer und Natur sowie deren Wirkungen auf uns Menschen gemacht hat. Für mich ist eine Abenteuerwanderung eine lange und außergewöhnliche Wanderung durch weitgehend unberührte Natur mit unvorhersehbaren und herausfordernden Ereignissen. Ein Erlebnis, das nicht einfach zu haben ist, aufregend ist, anstrengend sein kann und auf das man stolz sein darf.

Bevor Sie losgegangen sind, bekamen Sie die Diagnose Prostatakrebs. Sie haben sich gegen eine Operation entschieden und sind trotzdem nach Neuseeland geflogen. Wie schwierig war es, diese Wanderung zu machen?

Auch diesem Thema habe ich mich sehr ausführlich in meinem Buch gewidmet. Kurz gesagt: Ich habe mich gegen eine Operation entschieden, obwohl mir alle dazu geraten haben. Zum Glück fand ich einen Arzt, der mich verstanden und sich bereit erklärt hat, auf meine Wünsche und Bedürfnisse als Patient einzugehen, und wir entschieden uns für eine aktive Beobachtung des Krebskarzinoms. Meine Abenteuerwanderung durch Neuseeland widmete ich dieser Krebserkrankung oder vielmehr meiner Krebsheilung. Als ich zurückkam war das Karzinom geschrumpft und nach einiger Zeit sogar ganz weg. Mein Arzt meinte damals zu mir: „Herr Wiednig, sie können den Champagner aufmachen, das Karzinom ist weg.“ Heute weiß ich, dass vieles möglich ist. Das möchte ich den Menschen mitteilen – deshalb habe ich auch dieses Buch geschrieben.

Was hat sich während dieser langen Wanderung körperlich und auch psychisch bei Ihnen getan?

Körperlich war diese Wanderung ein extremes Trainingslager. Ich war danach in der Bestform meines Lebens. Psychisch ist diese Frage schwieriger zu beantworten. Ich habe mir in diesen Monaten sehr viele Gedanken über mein Leben gemacht und mir die Frage gestellt: „Ist das Leben, so wie ich es bisher gelebt habe, auch wirklich das, was ich will?“ Seither hat sich vieles geändert. →

ZUR PERSON

Roland Wiednig, geboren 1963, Vater zweier Kinder, ist seit vielen Jahren als Experte für die Förderung von Lebenskompetenzen, für Gesundheitsförderung, Prävention und Konfliktklärung tätig. Er ist selbstständiger Pädagoge und war als Polizeibeamter in Österreich Bundeskoordinator für die Bereiche Sucht- und Gewaltprävention. Er hat zahlreiche pädagogische Programme in den angeführten Bereichen für das Bundesministerium für Inneres, für Bildungseinrichtungen und für Gebietskörperschaften entwickelt und evaluiert.

www.roland-wiednig.com www.orangebase.at

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Sie sind trotz schlechter Witterung nie krank geworden, haben keine Blasen an den Füßen bekommen, sogar der Krebs war danach nicht mehr nachweisbar. Woran, glauben Sie, liegt das?

An einer unerschütterlichen Überzeugung gesund zu bleiben und es zu schaffen, sowie an einer gewissen Vorsicht, Risikokompetenz und auch etwas Glück. Diese Faktoren waren ausschlaggebend dafür, dass ich meine bisherigen Abenteuerwanderungen alle gut und gesund beenden konnte. Warum der Krebs verschwand ist nicht so einfach zu erklären. Wahrscheinlich war einerseits mein Mindset, das vollständig auf Heilung programmiert war, dafür verantwortlich und andererseits die Lebensweise auf meinen Abenteuerwanderungen. Der Geist steuert ja bekanntlich unseren Körper, daran glaube ich fest.

Sie sind Erlebnispädagoge, Pädagoge, Trainer, Coach und Vortragender. Sie leiten und begleiten Menschen in den Bereichen Prävention, Gesundheitsförderung, soziale Kompetenzen, Lebenskompetenzen, Fitness, Motivation, Konfliktklärung, Sucht- und Gewaltprävention. Was bringt Körper, Geist und Seele in Einklang? Gibt es da zusammenfassend etwas, was es auf den Punkt bringt?

Es braucht die Überzeugung, in der Lage zu sein, das eigene Leben selbstbestimmt und eigenverantwortlich in die Hand nehmen zu können. Es braucht ein großes Maß an Selbstreflexion. Man sollte zu sich sagen können: „Ich kenne mich, ich mag mich, ich

weiß, was ich will und ich gehe meinen Weg, ohne andere zu benachteiligen oder gar zu verletzen.“ Liebe, Dankbarkeit, Demut, Zufriedenheit und Zuversicht sind sicher wichtige Eigenschaften auf dem Weg zum Einklang von Körper, Geist und Seele. Und eine gute Portion Spiritualität.

Was machen Sie als Erlebnispädagoge? Ich unterstütze Menschen, durch eigene Erfahrungen zu lernen und das Gelernte in den Lebensalltag zu transferieren. Handlungsorientiertes Lernen nennt man diese Art der Weiterbildung, bei der es nicht um Wissensvermittlung, wie wir sie aus der Schule kennen, geht, sondern um eine persönliche Weiterentwicklung im Bereich der eigenen Lebenskompetenzen. Das sind Fertigkeiten wie zum Beispiel Selbstbewusstsein, soziale Kompetenzen, Umgang mit unangenehmen Gefühlen uvm. Ist man darin gut, wird das Leben, insbesondere in herausfordernden Situationen, viel leichter bewältigbar.

Sie sind durch Neuseeland, Lappland, die Kanaren und natürlich Österreich gewandert. Können Sie in etwa sagen, wie viele Kilometer Sie bereits gegangen sind und wo es Ihnen am besten gefallen hat?

Insgesamt an die 5.000 Kilometer. Alle mit Zelt und Schlafsack, vogelfrei sozusagen. Mittlerweile bin ich mir sicher, dass es in Österreich und den Regionen rund um Österreich am schönsten ist. Ich lebe in einem unglaublich schönen, guten und sicheren Land mit vielen Möglichkeiten. Dafür bin ich sehr dankbar.

Was war das schönste Erlebnis auf Ihren Wanderungen?

Es gab unglaublich viele schöne Erlebnisse. Mit dieser Frage tue ich mir immer hart. Zwischenmenschlich gab es ein unglaublich emotionales Erlebnis in Neuseeland. Am Anfang meiner Abenteuerwanderung, am 24. Dezember, war ich komplett fertig. Ich war auf endlosem, hügeligem Weideland unterwegs, weit und breit keine Menschenseele. Dieses Weideland gehörte zur Birchwood Station, das ist eine riesengroße Farm. Ich war vom Trail abgekommen und lief erschöpft in Richtung Norden. Auf einmal hörte ich hinter mir ein knatterndes Motorengeräusch. „How are you?“, meinte ein Mann in Arbeitskleidung. Es war der Farmer, der der Ansicht war, zu Weihnachten sollte man nicht durch die Gegend laufen, sondern ein gutes Essen und ein Bier genießen. Er hat mich zu sich auf die Farm eingeladen, seine Frau Sarah kochte ein tolles Abendessen und am 25. Dezember haben wir gemeinsam mit den Farmkindern Weihnachten gefeiert. Ähnliche Begegnungen hat es auf meiner Wanderung noch einige gegeben, und natürlich auch viele unvergessliche Naturerlebnisse.

Was war das schlimmste Erlebnis?

Als Roger, ein Neuseeländer, der mich 14 Tage lang begleitet hat, vor mir gestürzt ist. Aus seinem Unterschenkel spritzte fontänenartig das Blut. Wir waren völlig alleine und verbrauchten die Mullbinden unserer Verbandspäckchen, um einen Druckverband anzulegen und die Blutung zu stoppen. Es war ein langer Weg,

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Natur pur am „Te Araroa Trail“ in Neuseeland.

An die 5.000 Kilometer ist Roland Wiednig bereits gewandert und kam dabei an wunderschöne Plätze, wie hier in Nordschweden. Am schönsten ist es für den Kronstorfer dennoch in Österreich.

den wir bei extrem schlechtem Wetter zurücklegen mussten, um zum nächsten Ort und zu einem Arzt zu kommen. Telefonverbindung gab es keine, aber wir haben es geschafft. Das war ein sehr schlimmes Erlebnis.

Wenn jemand eine Abenteuerreise machen möchte, wie sollte man beginnen und worauf muss man sich einstellen?

Ganz wichtig ist, eine sehr leichte und hochwertige Ausrüstung einzupacken. Meistens hat man zu viel mit, aber das Überflüssige kann man verschenken oder auch irgendwo hinterlegen. Je mehr Luxus man haben möchte, desto mehr muss man schleppen. Wie man unterwegs kocht, ist zum Beispiel eine Frage

des Anspruchs und des Gewichts. Und natürlich ist eine gute Planung das Um und Auf. Jede Frau, jeder Mann, der eine solche Wanderung plant, sollte sich bewusst sein, worauf sie oder er sich einlässt. Es ist auch sicherer, wenn man zu zweit geht. Das ist allerdings nicht immer möglich. Außerdem muss man das Wetter immer im Auge behalten. Es gibt noch so vieles, was man beachten muss, vielleicht mache ich darüber einmal ein Seminar. Oder noch besser, ich schreibe einen Ratgeber (lacht).

Gibt es schon wieder ein neues Ziel?

Ja, heuer möchte ich den Zentralalpenweg fertig machen. Mir fehlen noch geschätzte 800

Bei seinen Abenteuerwanderungen ist Roland Wiednig oft tagelang alleine unterwegs, geschlafen wird meistens im Zelt.

Kilometer, auf die ich mich sehr freue. Danach würde mich auch eine Abenteuerwanderung in der Mojave-Wüste, am Anfang des „Pacific Crest Trails,“ oder durch Montana, am Ende des „Great Divide Trails“, interessieren. Allerdings sollte ich mir auch Zeit nehmen, um mein drittes Buch fertig zu schreiben. Mal sehen.

BUCHTIPP

„Wandern Abenteuer Natur –Abenteuerwandern für Körper, Geist und Seele“ von Roland Wiednig, Hardcover, Buchschmiede, 160 Seiten, ISBN: 978-3-99152-957-6, € 29,80

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NEHMEN SIE PLATZ!

Nach über 160 Interviews auf YouTube, mit prominenten Gästen aus Kabarett, Schauspiel, Musik und Sport, präsentiert Bernhard Egger, Gründer und Moderator der Gesprächsreihe AUF DEM ROTEN STUHL, sein erfolgreiches Format auch LIVE auf der Bühne. Am 27. April ist er mit „Goleador“

Hans Krankl & der Kultband Monti Beton im Posthof in Linz zu Gast.

Der YouTube-Kanal „Auf dem roten Stuhl“ wurde 2011 vom gebürtigen Niederösterreicher Bernhard Egger ins Leben gerufen und zählt mit 13 Millionen Aufrufen zu den erfolgreichsten österreichischen Onlineformaten. Kein Wunder, dass Prominente wie Barbara Schöneberger, Lisa Eckhart, Michael Niavarani, Willi Resetarits und Monika Gruber bereits am roten Stuhl Platz nahmen.

Seit 2018 gibt es die erfolgreiche Gesprächsreihe auch als Liveformat auf der Bühne und seit Februar 2024 ist der Talk in der „Donnerstag Nacht“ auf ORF III zu sehen. Wir haben bei Gastgeber Bernhard Egger nachgefragt und erfahren, wie er vom Banker zum erfolgreichen Musiker (Schlagzeuger) und Interviewer gekommen ist

Text: Ulli Wright

Fotos: Peter Koppensteiner, Michael Liebert

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Bernhard, vom Banker zum Blues-Musiker und Interviewer. Wie hat sich das ergeben?

Seit ich 1986 mein erstes Schlagzeug bekommen habe, gehört mein Herzblut der Musik. Nach der Handelsakademie habe ich von 1995 bis 2002 in einer Bank in Heidenreichstein (NÖ) gearbeitet und nebenbei – in einem sehr überschaubaren Maße – in der Region, auch live zu spielen begonnen. Mir war ziemlich schnell klar, dass da mehr dahintersteckt, und ich habe gespürt, dass es etwas gibt, was ich unbedingt in meinem Leben ausprobiert haben möchte. Also habe meinen Job bei der Bank gekündigt und war von 2002 bis 2005 in Österreich als Freelancer mit unterschiedlichsten Formationen unterwegs. 2006 haben mich „B.B. & The Blues Shacks“ nach Norddeutschland geholt. Mit dieser Band war ich neun Jahre lang unterwegs, wir haben in 21 verschiedenen Ländern gespielt.

In den Anfängen bist du mit der „Bernhard Egger Blues Band“ ziemlich bekannt geworden.

Ich würde das jetzt nicht unbedingt als „ziemlich bekannt“ bezeichnen. Wir haben in der Blues-Szene umgerührt, die in Österreich eher klein und fein ist, daher waren wir auch nicht sehr kommerziell und massenbekannt.

2011 hast du dann auf YouTube das Format „Auf dem roten Stuhl“ gegründet. Wie ist es dazu gekommen?

Dazu kam es, weil ich als Musiker backstage auch immer wieder prominente Leute kennengelernt habe und meistens nach den Auftritten länger mit ihnen zusammengesessen bin. Prominente Menschen, vor allem ihre Erfolgsgeschichten und wie sie denken, haben mich schon immer interessiert. Backstage waren sie auch sehr offen. Eines Tages hat jemand zu mir gesagt, dass diese Gespräche sehr interessant sind und festgehalten werden sollten. Da mich YouTube schon damals gereizt hat, habe ich begonnen, Musiker –anfangs vorwiegend aus der Blues-Szene – zu interviewen. Einer der ersten war Axel Zwingenberger, ihm folgte Norbert Schneider.

Warum der Name „Auf dem roten Stuhl“?

Als ich auf der Suche nach einem Namen für das Format war, hat mir zufällig jemand einen roten Sessel geschenkt – so ist der Name entstanden. Viele haben zwar gemeint: „Stuhl sagt in Österreich keiner!“ Aber „Auf dem roten Stuhl“ klingt einfach besser als „Auf dem roten Sessel“ (lacht).

Wann hast du gemerkt, dass dieses Talkformat gut ankommt?

Da ich mich anfangs in der Blues-Szene bewegt habe, waren die Zugriffe klein und fein. Da ich aber immer über den Tellerrand geschaut habe, galt mein Interesse auch anderen Musikrichtungen und so habe ich einfach ausprobiert, das Ganze ein wenig breiter anzulegen.Aber um auf YouTube bekannt zu werden, braucht man ein gewaltiges Durchhaltevermögen. Man wird nicht von heute auf morgen bekannt. Es gelingt vielleicht einigen wenigen, mit einem Katzenvideo über Nacht die Zahlen in die Höhe zu treiben, aber wenn das Format nachhaltig sein soll, braucht man einen langen Atem und muss gegen den Algorithmus arbeiten.

Um auf YouTube bekannt zu werden, braucht man ein gewaltiges Durchhaltevermögen.

Seit deinen Anfängen nahmen Promis wie Seiler und Speer, Herbert Prohaska, Marcel Hirscher, Josef Hader und sogar Lisa Eckhart und Monika Gruber am roten Stuhl Platz. Wie ist das zustande gekommen? Ich habe mir alle Kontakte persönlich auf einer sehr menschlichen Ebene erarbeitet. Es ist mir nichts geschenkt worden, sondern ich habe immer in meiner Art – vielleicht ein bisschen naiv und frech – einfach nett und höflich angefragt, und irgendwann ist der Stein ins Rollen gekommen. Roland Düringer war einer der Ersten, der Platz genommen hat, nach und nach sind dann sukzessive auch die anderen Wunschgäste gekommen. Mittlerweile bringt man mir großes Vertrauen entgegen, weil man weiß, was ich mache. Das Format ist ein Selbstläufer geworden, aber das hat gedauert.

Seit 15. Februar erscheint dein Erfolgsformat wöchentlich im Rahmen der „Donnerstag Nacht“ auf ORF III. Werden die Sendungen auf YouTube und auch fürs Fernsehen aufgezeichnet oder sind sie live? Die Sendungen werden aufgezeichnet. Ich mache von vorne bis hinten alles selber. Einzig ein technischer Assistent kümmert sich bei der Aufzeichnung um Ton und Kamera.

2018 war die Premiere der Liveshow „Auf dem Roten Stuhl“ im Stadttheater in Wien. Wer war der erste Gast?

Der erste Premierengast war Willi Resetarits. Wir haben in der ersten Hälfte geplaudert und in der zweiten Hälfte habe ich mit ihm und einer extra dafür zusammengestellten Band „Ostbahn“-Lieder gespielt – das werde ich nie vergessen. Die Show war sofort ausverkauft, was ziemlich cool war.

21.04.2024, Ybbs/Donau, Ybbsiade,

Tickets: www.ybbsiade.at

26.04.2024, Salzburg, Theater Oval,

Tickets: www.oval.at

27.04.2024, Linz, Posthof,

Tickets: www.posthof.at

28.04.2024, Mattersburg, Kulturzentrum,

Tickets: www.kultur-burgenland.at

LIVESHOW – Hans Krankl
Monti
AUF DEM ROTEN STUHL
&
Beton
73

Aktuell tourst du mit Hans Krankl und der Wiener Kultband Monti Beton durch die Lande. Am 27. April kann man euch im Posthof in Linz sehen. Wie hat sich diese Tour mit Hans Krankl ergeben?

Hans Krankl war vor gut zehn Jahren als Gast bei mir auf dem roten Stuhl. Er tritt musikalisch mit der Band Monti Beton auf, mit der auch ich manchmal spiele. Über die Jahre hat es zwischen Hans und mir eine Annäherung gegeben. Da ihm das Konzept der Liveshow „Auf dem roten Stuhl“ gefällt, hat er irgendwann gemeint: „Machen wir ein paar Termine gemeinsam!“

Was dürfen die Besucherinnen und Besucher im Posthof erwarten?

In der ersten Hälfte der Show plaudere ich mit dem „Goleador“ über Fußball, Musik und wichtige Stationen in seiner erfolgreichen Karriere. Ein tiefgründiges und vor allem unterhaltsames Gespräch ist garantiert. Die eine oder andere thematische „Spontan-Abzweigung“ kann nicht ausgeschlossen werden. In der zweiten Hälfte der Show wird Hans Krankl zum Gesangsmikrofon greifen, unterstützt wird er dabei von Monti Beton. Ich werde am Schlagzeug agieren.

Wie viele Gäste hattest du eigentlich schon auf dem roten Stuhl?

So um die 160.

Wer war der oder die Prominenteste?

Wahrscheinlich Barbara Schöneberger und Monika Gruber, aber auch Kabarettist Michael Mittermeier hat schon Platz genommen.

Am 27. April, um 20 Uhr plaudert Bernhard Egger mit Fußballlegende Hans Krankl im Posthof in Linz. In der zweiten Hälfte der Liveshow „Auf dem roten Stuhl“ singt der „Goleador“ in Begleitung der Kultband Monti Beton.

Gibt es Gäste, bei denen du vor den Interviews besonders nervös bist oder ist das schon Routine geworden?

Gott sei Dank ist das mittlerweile Routine, was der Qualität der Gespräche sehr viel gebracht hat. Wenn ich mir die ganz alten Sachen anschaue, spüre ich diese unfassbare Ehrfurcht und Ner vosität, die ich damals hatte. Und wenn man nervös ist, tritt man nicht selbstbewusst auf und verliert meiner Ansicht nach als Interviewer auch eine gewisse Art von Glaubwürdigkeit und Rückgrat. Dadurch bietet man Kritikern extrem viel Angriffsfläche.

Hast du das zu spüren bekommen?

Ja, ich musste anfangs viele schlechte Kommentare einstecken und das tut weh, vor allem, wenn man eine Kamera-Persönlichkeit entwickeln will. Zum Glück kommt das kaum mehr vor, weil ich heute viel mehr Selbstvertrauen habe und anders auftrete. Diese Routine hat der Qualität der Gespräche gutgetan.

Weitere Projekte von Bernhard Egger:

- Keine Angst – Katharina Straßer singt Austropop

- Elias Bernet Band (CH)

- Monti Beton – Programm „SWEET HOME AMERICA“

- The Ridin Dudes

- Meena Cryle & Chris Fillmore Sextett

Infos: www.fototrommel.com

Was ist dir als Interviewer beim Talk mit den Gästen wichtig?

Das Wichtigste ist, dass ich das Gefühl habe, dass mir mein Gegenüber etwas gerne erzählt. Dass er oder sie richtig ins Gespräch reinkippt und sich öffnet. Das funktionier t nur, wenn sich die Person wohlfühlt und mir vertraut. Das ist und war mir zeit meines Lebens, auch als privater Mensch, immer das Wichtigste. Ich möchte zu Menschen einen guten Draht aufbauen.

Verraten dir Prominente auch etwas, was noch keiner vorher gehört oder gelesen hat?

Anfangs habe ich immer alles über die Gäste bis ins kleinste Detail recherchiert und bin draufgekommen, dass sie manche Dinge immer wieder erzählen. Daher konzentriere ich mich auf meine Fragen, die ich in Bezug auf diese Person habe. Fragen, die mich als Mensch interessieren, denn im Prinzip sind die Fragen der Menschheit ja alle gleich.

Ist das das Erfolgsgeheimnis von „Auf dem roten Stuhl“?

Ich glaube, wenn ein Mensch ein ehrliches Interesse spürt, dann trifft man immer auf ein positives Entgegenkommen. Und selbst Bühnenmenschen, die schon 40 Jahre im Geschäft sind, freuen sich noch immer, wenn man ihnen ein ehrliches Interesse und eine Euphorie für das, was sie machen, entgegenbringt.

Welche lebende Person hättest du gerne auf dem roten Stuhl?

Das bin ich schon oft gefragt worden und es ist nach wie vor Thomas Muster. Ich bin seit dem 1990er-Jahren ein Muster-Fan.

Und gibt es jemanden, der nicht mehr unter uns ist, den du gerne interviewen würdest?

Falco! Er war eine sehr spannende Persönlichkeit.

Dein Tourplan ist gut gefüllt. Was machst du gerne in deiner Freizeit, wobei kannst du abschalten?

Mein Freizeitprogramm ist sehr überschaubar (lacht). Ich gehe gerne spazieren und im Winter eine Woche Skifahren. Aber ehrlicherweise bin ich froh, dass ich etwas mache, was mir sehr viel Spaß bereitet. Das ist nicht selbstverständlich.

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liferadio.at

FARBFLASH

Prof. Kristian Fenzl arbeitet in den letzten Jahren mit großer Verve an seiner zeichnerischen Malerei. Nun zeigt der in Wels geborene Designer, Ausstellungsgestalter, Künstler und emeritierte Professor für Design an der Linzer Kunstuni seine Bilder aus der Serie „Farbflash“ in der GALERIE-halle in Linz.

Fotos: Michael Reitter-Kollmann, Archiv Kristian Fenzl

Der vielfach prämierte und international renommierte Designer und Künstler Kristian Fenzl erhielt nach seinem Studium an der Akademie für angewandte Kunst in Wien sowie an der Universität Wien 1975 einen Lehrauftrag an der Hochschule für Gestaltung in Linz und war von 1983 bis 2011 als Professor an der Kunstuniversität in Linz tätig. Bekannt ist Fenzl vor allem als Designer und Ausstellungsgestalter. Als Designer hat er bereits zahlreiche internationale Auszeichnungen und Kunstpreise erhalten, neben zahlreichen anderen Designpreisen 1991 den Österreichischen Staatspreis für Design, 1999 die Kulturmedaille der Stadt Linz, 2002 das Ehrendoktorat und 2018 das Ehrenzeichen der Stadt Steyr. In den vergangenen Jahren widmete sich Fenzl, der in Linz und Wien lebt, aber auch vermehrt der Malerei und hat mit seinen Werken Ausstellungsbeteiligungen und Einzelausstellungen in Österreich, Deutschland, Italien, Belgien, Spanien, Argentinien, USA oder Japan.

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Aus der Serie „Paraiso“: Lack auf Leinwand, 100 x 100 cm, und

Der Designer Fenzl

Kristian Fenzl ist vieles. Er ist Erfinder, Künstler, Designer, künstlerischer Ausstellungsgestalter, aber vor allem ist er jemand, der die Welt der Industrie unter der Prämisse des Designleitsatzes „form follows function“ ungemein verbessert hat. All seine Entwürfe, Konzepte und künstlerischen Ausführungen zeugen von einem echten Gespür für das gleichberechtigte Zusammenwirken von Funktion, Form und Farbe. Schon sein erster Staatspreis für die „gute Form“, den er für die neue Straßenwalze der damaligen VÖEST (heute: voestalpine AG) im Jahr 1979 erhielt, zeugt von seinem klaren und funktionalen Ansatz, den er als Designer in der Fortführung der Bauhaus-Tradition umsetzte. Die Straßenwalze, künstlerisches Objekt wie auch funktionelle Skulptur, markiert Fenzls Durchbruch. Ihr folgte 1979 die Einladung zur Konzeption eines völlig neuen Flughafenlöschfahrzeugs für die Firma Rosenbauer. Mit dem SIMBAProjekt wollte das Unternehmen Vorreiter im Bereich der Feuerwehrtechnik sein und Weltmarktführer werden, was ihm mit den neuen Feuerlöschzügen von Kristian Fenzl auch gelungen ist. Die Formensprache des Fahrzeugs war für die damalige Zeit radikal, trotzdem – oder gerade deshalb – wurde SIMBA bald schon zum meistverkauften Flughafenlöschfahrzeug der Welt, dem mit dem „FALCON“ 1984/85 und „Panther“ 1990 noch weitere folgen sollten.

FLASH

Wann? 19. April bis 8. Mai 2024

Ausstellungseröffnung: 18. April 2024, 18 Uhr

Wo? GALERIE-halle Linz

Ottensheimerstr. 70, 4040 Linz

Tel. 0676/320 70 82, galerie-halle.scheutz@gmx.at

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Zeichnerische Malerei

In seinen neuesten Arbeiten widmet sich Kristian Fenzl mit großer Leidenschaft der zeichnerischen Malerei. Hierbei spielt er geschickt mit dem Prinzip der Wiederholung in variantenreicher Ausformulierung, was seine intensive Auseinandersetzung mit verschiedenen Themenfeldern zeigt. Bekannte Serien wie „Landscapes“ (seit 2007) oder „Paraiso“ (seit 2011) zeugen von Fenzls kreativer Kontinuität. Die Lacke, die er in unterschiedlichen Farbnuancen verwendet, fließen ineinander, die Farbtöne werden mit Pinseln oder Spachteln facettenreich übereinanderlegt. Der Künstler nutzt das Ineinanderfließen der Lacke für ein weich vermaltes Musterspiel. Die für die Ausstellung „Flash“ geschaffenen Bilder sind ein wahrer Farbrausch in kräftigem Kolorit und bringen Farbe und Licht in düstere Zeiten. Überzeugen davon können sich Kunstbegeisterte von 19. April bis 8. Mai 2024 in der in der GALERIE-halle Linz (die Vernissage findet am 18. April um 18 Uhr statt). Zur Ausstellung spricht die Kunstwissenschaftlerin Dr.in Maria Reitter-Kollmann. Prof. Fenzl wird am Donnerstag, 25. April, sowie am Dienstag, 30. April, von 16 bis 18 Uhr persönlich anwesend sein.

INFO
Lack auf Leinwand, 80 x 10 cm (beide 2011)
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STAR MOVIE KINOTIPPS

FIRST CLASS KINO FÜR EINE FIRST CLASS ZEIT.

ARTHUR DER GROSSE

10

Der epische Kampf geht weiter! Der allmächtige Kong und der furchteinflößende Godzilla treten gegen eine gewaltige, unbekannte Bedrohung an, die in unserer Welt verborgen liegt – und die ihre gesamte Existenz infrage stellt. „Godzilla x Kong: The New Empire“ beschäftigt sich mit der Geschichte und den Ursprüngen der beiden Titanen sowie mit den Geheimnissen, die Skull Island birgt. Außerdem enthüllt das neue Kapitel mehr über den mythischen Kampf, der zur Entstehung dieser außergewöhnlichen Kreaturen beigetragen und sie für immer untrennbar mit der Menschheit verbunden hat.

Tage, 435 Meilen, ein unvergessliches Abenteuer: Für den Profi-Athleten Michael Light sind die Adventure Racing World Championships in der Dominikanischen Republik die letzte Chance, einen großen Wettkampf zu gewinnen. Das fordernde Rennen bringt ihn und seine Teamkollegen Leo, Olivia und Chik an ihre Grenzen. Doch die unerwartete Begegnung mit einem Straßenhund ändert alles: Gemeinsam mit ihrem neuen, auf den Namen Arthur getauften, tierischen Gefährten werden Michael und sein Team vor überraschende Herausforderungen gestellt.

AB 25.4.

BEI STAR MOVIE

AB 4.4. BEI STAR MOVIE ©
Star Movie
GODZILLA X KONG: THE NEW EMPIRE Action mit Rebecca Hall, Brian Tyree Henry Abenteuer mit Mark Wahlberg, Simu Liu

CAB 1.5. BEI STAR MOVIE

olt Seavers (Ryan Gosling) ist Stuntman. Man sprengt ihn in die Luft, schießt auf ihn, zerschmettert ihm die Knochen und wirft ihn aus großer Höhe aus dem Fenster – alles zu unserer Unterhaltung. Nach einem Unfall, der seine Karriere fast beendet hätte, muss Colt einen vermissten Filmstar aufspüren, eine Verschwörung aufklären, die Liebe seines Lebens zurückgewinnen – und ganz nebenbei seinen normalen Job machen. Was soll da schon schiefgehen?

Zu einem erstklassigen Kinoerlebnis gehören mehr als gute Filme, brillante Bilder und bester Sound. Darum bietet Star Movie Entertainment den 5-Sterne-Service. Angenehm und freundlich, von der Ticketbuchung bis zum Kinobu et, von der Bar bis zum Restaurant. Da bleibt man gern den ganzen Abend! Wenn‘s richtig klass‘ sein soll, dann Star Movie.

F IR ST CL ASS K INO F ÜR EINE F IR ST CLA SS ZEI T.
von der
AKTUELLES FILMPROGRAMM, BEGINNZEITEN UND RESERVIERUNG UNTER WWW.STARMOVIE.AT
Ticket
THE FALL GUY Action/Comedy mit Ryan Gosling, Emily Blunt

LESESTOFF FÜR ENTSPANNTE STUNDEN

Vom leidenschaftlichen Plädoyer für Europa bis hin zur Geschichte einer Traditionskonditorei: Das sind unsere TopBuchempfehlungen für den Frühling!

Redaktion: Nicole Madlmayr

Foto: Shutterstock

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Ein Plädoyer für Europa

Christoph Leitl ist leidenschaftlicher Europäer. In seinem neuesten Buch „Europa und ich“ wirft er in seinen Erinnerungen einen Blick auf die Geschichte und Bedeutung der Europäischen Union. Vor mittlerweile 75 Jahren haben sich zehn Staaten in London zum Europarat zusammengeschlossen – ein historisches Ereignis. Im selben Jahr wurde Leitl im Oberösterreich der Nachkriegszeit geboren. Das gemeinsame Jubiläum hat er zum Anlass genommen, auf sein Leben und die Europäische Union zurückzublicken. Dabei ist ihm eine Frage besonders wichtig – nämlich wie die Zukunft Europas aussehen kann. Ein Plädoyer für europäische Werte und politisches Engagement!

Handeln statt resignieren!

Nach diesem Motto hat Rudi Anschober, ehemaliger Gesundheitsminister, sein neues Buch „Wie wir uns die Zukunft zurückholen“ geschrieben. Darin entwirft er ein überaus optimistisches Zukunftsszenario und wirft einen Blick in das Jahr 2040. Dann feiert der gebürtige Oberösterreicher seinen 80. Geburtstag und freut sich über ein Leben, das besser geworden ist. Eine scheinbar widersinnige Behauptung angesichts der vielen Krisen, die wir im Moment erleben. Doch Anschober ist wichtig, nicht im Negativen zu verharren, sondern Hoffnung zu machen, dass wir es in Zukunft gut haben können. Im Buch skizziert er deshalb entscheidende Weichenstellungen, die es dafür in den nächsten Jahren braucht. Weil er davon überzeugt ist, dass es nie zu spät für den Traum der Veränderung ist. Er setzt auf Wissenschaft, Fakten und Optimismus und zeigt, wie ein gutes Leben mit der Klimawende aussehen kann – und auch, wie es möglich wird.

Europa muss sich rechnen!

Starökonom und WIFO-Chef Gabriel Felbermayr ist einer der gefragtesten Experten im deutschsprachigen Raum, wenn es um die Erklärung von weltwirtschaftlichen, insbesondere handelspolitischen Zusammenhängen geht. Er scheut auch keine Debatten und nimmt zu aktuellen Fragen regelmäßig Stellung. In seinem neuen Buch „Europa muss sich rechnen“ beschreibt er, warum sich die Europäische Union jetzt auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren und das, was sie tut, besser machen muss. „Nur so findet sie im Inneren ausreichend Zustimmung und nach außen Gehör“, betont der Starökonom. Warum der Schlüssel dazu in der Vollendung der Wirtschaftsunion liegt und wir uns zu einer Union der gemeinsamen öffentlichen Güter weiterentwickeln müssen, zeigt Felbermayr in seinem eindrucksvollen wie realistischen Plädoyer für ein zukunftsfähiges Europa.

„Europa muss sich rechnen“, Gabriel Felbermayr, Brandstätter Verlag (aus der Reihe „Auf dem Punkt“), € 20

„Europa und ich“, Christoph Leitl, ecoWing Verlag, € 24 „Wie wir uns die Zukunft zurückholen“, Rudi Anschober, Brandstätter Verlag, € 25
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Im Juli feiert Erwin Wurm seinen 70. Geburtstag. Zu diesem Anlass ist vor Kurzem die erste Biografie über den Künstler, der in den 80er-Jahren zu einem der größten Stars der zeitgenössischen Kunst aufgestiegen ist, erschienen. Anhand zentraler Werke, die der Künstler selbst für dieses Buch ausgewählt hat, führt der renommierte Kunstkritiker Rainer Metzger durch Leben und Werk von Wurm: vom noch weitgehend unbekannten Frühwerk über die „One Minute Sculptures“, die seinen Aufstieg im weltweiten Kunstbetrieb markieren, bis hin zu gesellschaftskritischen Arbeiten. Das Buch zeigt eindrucksvoll, dass Wurms Werk weit über den Kunstbetrieb hinaus reicht, denn er hat nicht nur die Popkultur und Modefotografie beeinflusst, sondern auch ein neues und breiteres Publikum eingeladen, sich auf zeitgenössische Kunst einzulassen. Mit vielen bislang ungehobenen Schätzen aus dem Privatarchiv von Erwin Wurm!

„One minute mit Erwin Wurm“, Rainer Metzger, Molden Verlag, € 40

Leben und Werk eines Ausnahmekünstlers Kaiser, Kur, Konditor

So wie Kaiser Franz Joseph, der seiner Sisi hier den Heiratsantrag gemacht hat, ist auch der Name Zauner untrennbar mit Bad Ischl verbunden. Denn während Salz den Grundstein für Ischls florierenden Kurbetrieb gelegt hat, war es der Zucker, der den Kurgästen das gesunde Leben versüßt hat. Einen großen Anteil daran hat die Traditionskonditorei Zauner. In dem gerade erschienenen Buch „Der süße Zauner“ lässt Autor Alfred Komarek die kulturelle und gesellschaftliche Blütezeit Bad Ischls wieder aufleben – eng verwoben natürlich mit der Entstehungsgeschichte der Konditorei Zauner. Dazu gibt es Texte und Anekdoten über Ischl von verschiedenen anderen Autoren und als Krönung 21 sommerliche Rezepte von Josef Zauner –inklusive des legendären Schratt-Gugelhupfs. Süßer kann Sommerfrische nicht sein!

„Der süße Zauner“, Alfred Komarek/Josef Zauner, Servus Verlag, € 28

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TV1-Geschäftsführer Christof Bauer

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TV1-Moderatorin Conny Dürnberger
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