Oberösterreicherin Dezember 2018

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Menschen

„Wir wollten das

BERGERGUT retten“

Eva-Maria Pürmayer hat 2016 nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters das „Bergergut“ in Afiesl übernommen. Heute lebt sie ihre Rolle als Gastgeberin mit viel Engagement, Leidenschaft und Herz. Text: Nicole Madlmayr Fotos: Werner Harrer, privat

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va-Maria Pürmayer sprüht vor Energie. Sie spricht schnell und durchschreitet flotten Schrittes das Restaurant, um ein ruhiges Platzerl für unser Interview zu finden. Allerdings braucht sie diese Kraft auch als Chefin des Romantik- und Gourmethotels Bergergut in Afiesl. Diese Aufgabe hat sie 2016 nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters Werner Pürmayer übernommen. Wir haben die 31-Jährige im oberen Mühlviertel besucht und mit ihr über Gastgeben, Familie und die großen Herausforderungen ihres Jobs gesprochen.

OBERÖSTERREICHERIN: Sind Sie so etwas wie eine geborene Gastgeberin oder mussten Sie erst in diese Rolle hineinwachsen? Pürmayer: Meine Großeltern haben den Betrieb aufgebaut, meine Eltern haben ihn fortgeführt und zu dem gemacht, was er bis heute ist. Es ist

eine Familientradition. Meine beiden Schwestern und ich sind intensiv im Betrieb aufgewachsen. Die Wirtsstube war unser Wohnzimmer. Da lernt man relativ schnell, ob man die Gastronomie liebt oder eben nicht. Für mich war immer klar, dass mir das taugt und mein Weg auch in diese Richtung gehen wird. Ich war in regelmäßigem Austausch mit meinem Papa und habe relativ bald entdeckt, dass mir auch das Unternehmertum an sich Spaß macht. Mit dem plötzlichen Tod Ihres Vaters vor zwei Jahren hat sich auch für Sie von einem Tag auf den anderen alles verändert. Wie schwer ist Ihnen die Entscheidung gefallen, das Bergergut zu übernehmen? Zumal Sie zu diesem Zeitpunkt mit Ihrem Lebensgefährten Thomas Hofer (Anm. d. Red.: Haubenkoch und Küchenchef im Bergergut) das „Culinariat“ in Hellmonsödt geführt haben und Mama eines erst zweijährigen Sohnes waren … 24

(überlegt) Tatsächlich war es so, dass von heute auf morgen alles anders war. Die drei Unternehmen – das Aviva, das Bergergut und die Brauerei – sind plötzlich ohne Geschäftsführer dagestanden, die Konten wurden eingefroren. Darum war eine rasche Entscheidung notwendig, wie es weitergehen kann. Ich habe vermutlich auch ein bisschen im Schock gehandelt. Allerdings war für mich klar, dass ich das Unternehmen positiv in die Zukunft begleiten möchte – wenn auch ohne jegliche Übergabe. Das hat sich innerhalb weniger Tage herauskristallisiert. Es ist unser Elternhaus, ein Traditionsbetrieb über Generationen. Ich musste für mich selbst abwägen, ob ich es mir als Zukunftsvariante vorstellen konnte – mit Familie und kleinem Sohn. Aber ich habe ganz schnell gemerkt: Darum kämpfen wir, damit wir es in der Familie halten und wieder erfolgreich in die Zukunft führen können.


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