Oberösterreicherin Juni 2016

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Menschen

IM MUSEUM. Das Cowboy-Museum in Linz-Pichling war Fatsys Leben. Seine Frau Ilse Ratzenböck führt es nach seinem Tod weiter. Auch sie weiß viel zu erzählen (rechts mit Redakteurin Nicole Madlmayr).

Auf der Terrasse zeigt uns Ilse Ratzenböck das Lieblingsplatzerl ihres verstorbenen Mannes. Darüber hat sie ein großes Porträtfoto von ihm aufgehängt. Das brauche sie, weil sie ihn und seine Aura hier immer noch spüren könne. 47 Jahre waren die beiden verheiratet. „Die Goldene Hochzeit war uns leider nicht mehr vergönnt“, sagt sie mit leisem Bedauern in der Stimme. Jubiläumsjahr. Das Cowboy-Museum in Linz-Pichling haben die beiden übrigens vor genau 25 Jahren gegründet. Nachdem Fatsy von seinen zahlreichen Amerika-Reisen immer Sammlerstücke mitgebracht hatte, viele davon Originale. „Mit der Zeit waren es so viele, dass wir sagten, damit könnten wir schon ein Museum aufmachen“, erinnert sich Ilse. „Und tatsächlich haben wir kurze Zeit später dieses alte Bauernhaus entdeckt und gemietet.“ Seitdem hatte sich besonders Fatsy das Museum zur Lebensaufgabe gemacht und viel Arbeit, Engagement und Herzblut in dessen Aufbau gesteckt. Weil er das echte

Leben der Cowboys zeigen wollte, das durch unzählige Hollywoodfilme völlig verfälscht worden war. Und das sollte belohnt werden: Das Museum LinzPichling ist noch immer das einzige geschichtlich geprüfte Cowboy-Museum in ganz Europa. Traum mitgelebt. Ilse Ratzenböck hat mit ihrem Mann diesen Traum gelebt. „Dabei habe ich nie von Cowboys und Pferden geträumt“, sagt sie lachend. „Ich bin da hineingewachsen und habe ihn immer unterstützt. Das meiste von meinem Wissen habe ich mir auf unseren Amerika-Reisen angeeignet. Wir waren immer auf den Spuren der Cowboys unterwegs. Auf geschichtlichen Böden. Zum Beispiel wollte ich mit eigenen Augen sehen, wie die Siedler im 19. Jahrhundert mit ihren voll beladenen Planwagen die Rocky Mountains überquert haben. Wir reden hier vom bekannten Oregon Trail. Ich konnte mir das bis dahin einfach nicht vorstellen.“ Plötzlich steht Ilse Ratzenböck auf und geht in den Saloon. Im Gehen sagt sie: „Ich habe vergessen, die Musik

aufzudrehen. Das hätte er mir nie verziehen ...“ Ein Blick auf das Foto von Fatsy, ein Lächeln. Sekunden später tönt Countrymusik aus den Boxen auf der Terrasse. Wie viel Fatsy das Museum bedeutet hat, zeigt auch die Tatsache, dass er noch im Jänner jeden Tag hingefahren ist. Dann hat er die Musik aufgedreht und sich auf sein Platzerl gesetzt. Selbst drei Tage vor seinem Tod, als er schon sehr schwach war, wollte er noch einmal hin. Das Cowboy-Museum war eben bis zuletzt sein Leben … KONTAKT

Das Cowboy-Museum (Traundorferstraße 266, 4030 Linz) feiert heuer das 25-Jahr-Jubiläum. Die offizielle Feier dazu findet am 2. und 3. Juli statt. Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag von 13 bis 18 Uhr (noch bis 31. Juli) sowie für Gruppen jederzeit gegen Voranmeldung unter Tel. 0680/1404077

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