Migros-Magazin-35-2021-d-AA

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24 | 30.8.2021 | HÜTTENWANDERN

Traumjob auf 2300 Metern

Bergluft schnuppern, Gastgeberin sein, eine SAC-Hütte führen – für viele ein Traum. Zu Besuch auf der Silvrettahütte oberhalb von Klosters, wo man an einem Kurs den zuweilen harten Hüttenalltag kennenlernt. Text: Manuela Enggist Bilder: Gian Ehrenzeller

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ebelfetzen schmiegen sich an die Silvrettahütte, die wie ein Adlerhorst gut 600 Höhenmeter oberhalb der Alp Sardasca im Prättigau GR thront. Es nieselt. Die sommerliche Hitze im Tal – hier oben ist sie nicht zu spüren. Vor der Hütte herrscht reger Betrieb. Drei Frauen sind draussen am Arbeiten. Eine spaltet Holz, eine fährt es mit der Schubkarre weg, eine stapelt es. Sie sind Teil des diesjährigen Hüttenwartkurses. 18 Frauen und Männer sollen hier in drei Tagen von Hüttenwart Marco Brot und den Kursleitern Martin Imhof und DavidAndré Beeler erfahren, was es heisst, eine SAC-Hütte zu managen. «Mit Bergromantik und idyllischem Alp­leben hat der Job nichts zu tun», sagt Marco Brot. Der 50-jährige Bündner, grossgewachsen und braungebrannt, bestreitet in der Silvretta­ hütte seine sechste Sommersaison. Ihm sei es wichtig, die Anwärterinnen und Anwärter auf den echten Alltag hier oben vorzubereiten. «Die Arbeitstage können bis zu 16 Stunden lang werden», sagt Brot. Wenn die Gäste bei perfekten Bedingungen losziehen, um eine Kletter-

tour oder eine Gletscherwanderung zu machen, bleibt der Hüttenwart ­zurück. «Um Betten zu beziehen, zu putzen, aufzuräumen, zu kochen und um die Betreuung der Gäste zu gewährleisten.» Jeden Tag. Während der ganzen Saison. Als Hüttenwart müsse man gut mit Menschen um­ gehen können. «Manch einer will bei schlechten Bedingungen mit dem ­falschen Schuhwerk losziehen. Es ist unsere Aufgabe, diese Leute auf mögliche Gefahren hinzuweisen. Dazu braucht man manchmal Fingerspitzengefühl.» Kursplätze sind heiss begehrt

Trotz des strengen Alltags ist der Ansturm auf den alljährlichen Hüttenwartkurs seit Längerem gross. Jedes Jahr müssen Interessierte abge­ wiesen werden – was wohl auch für 2022 der Fall sein wird. Denn wegen der begrenzten Anzahl Berghütten gibt es pro Jahr nur einen Kurs. Auch für Katrin Sager (29) war es ein langgehegter Traum, an diesem Kurs teilzunehmen. Die Appenzellerin, zierlich, mit langen Haaren, steht vor dem Abendessen auf der Terrasse und blickt in die wolkenverhangenen Berge. Sie war heute nicht mit Holz-


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