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Schwingen and the City

Tüppig» ist bloss der Vorname. Im Keller des Schwingklubs Zürich herrschen an diesem Abend tropische Verhältnisse. Ein Dutzend Männer steht im Kreis und lässt die Köpfe kreisen. «Stärkt die Nackenmuskulatur, schützt vor Verletzungen», ruft Patrick Burkhard in die Runde und diktiert die nächste Übung: Liegestützen im feuchten Sägemehl, bis die Oberarme brennen.
Burkhard, die breite Brust im Edelweisstrikot, leitet das wöchentliche Training der Stadtzürcher Schwinger. In seiner Funktion als Technischer Leiter – Schwingervokabular für Trainer – macht der 30-Jährige einen Trend aus: «Immer mehr Männer entdecken unser Training als ideale Möglichkeit, sich fit zu halten.» Statt in den Boxkeller oder ins Boot Camp zieht es manchen Bürohengst einmal pro Woche in den Schwingkeller.
Fast wie eine Familie Das Schwingen ist längst in der Gegenwart angekommen. Schwingfeste haben sich in vorpandemischen Zeiten zu regelrechten Megaevents mit zigtausend Zuschauern entwickelt, die Schwinger selbst sind heute Spitzensportler. Ernährung und mentale Stärke finden in ihrem Aufbauplan Niederschlag wie Technik, Kraft, Athletik und Ausdauer. Doch den Nationalsport mache eben noch viel mehr aus, sagt Jonas Zellweger. «Die Kameradschaft, die Stimmung, die Bodenhaftung und der Zusammenhalt, das alles ist sehr ausgeprägt. Wir sind fast so etwas wie eine Familie.» Der 18-Jährige entspricht überhaupt nicht dem Bild, das man sich gemeinhin von einem Schwinger macht: eher schmal gebaut, die langen Haare zu einem modischen Dutt geknüpft.
Der Gymnasiast klinkt sich kurz vom Zweikampf mit einem Kollegen aus, um nach Luft zu schnappen. «Die Coronapause fordert ihren Tribut, das merkt man erst im Training», sagt Zellweger und wischt sich das Sägemehl aus dem Gesicht. «Aber hey, grundsätzlich verleiht mir das Schwingen einfach ein tolles Körpergefühl!» Seine weiteren Leidenschaften: moderieren, Klarinette spielen – seit Kurzem hat er zusammen mit seiner Freundin einen Kurs in Paartanz in Angriff genommen. Soll noch jemand sagen, Schwinger seien nicht vielseitig.
Während Zellweger immer wieder mal zum Kräftemessen an einem Schwingfest antritt, gibt es andere, die einen grossen Bogen um Ernstkämpfe machen. Das sorgt für ein beträchtliches Leistungsgefälle innerhalb der Gruppe. «Die unterschiedlichen Ambitionen im Training unter einen Hut zu bringen, ist sicherlich nicht einfach», bemerkt Roger Burkhard, der Bruder des Technischen Leiters und selber Aktivschwinger.
Nachwuchs
Am 11. September findet in über 100 Schweizer Klubs der nationale SchwingerSchnuppertag statt – damit sich auch künftig Schwingerinnen und Schwinger im Sägemehl duellieren. Der Nachwuchs-Event wird vom Eidgenössischen Schwingerverband (ESV) und der Migros unterstützt.
Für Junge ein Spitzensport Was er damit meint? Das zeigt sich im selben Moment im Sägemehl, wo ein weniger geübter Fitnessschwinger von einem versierten Zwilchhosenathleten überstellt wird und hernach benommen durchs Sägemehl wankt. «Schwingen verursacht Schmerzen», meint Roger Burkhard, von Beruf Qualitätsprüfer, trocken: «Wer das nicht akzeptiert, der ist im Schwingkeller sicherlich fehl am Platz.»
Zwischendurch auch mal eins einzufangen, macht Martin Affentranger überhaupt keine Mühe. Der gebürtige Luzerner studiert an der ETH Erd- und Klimawissenschaften. Vom
freundeidgenössischen Hosenlupf ist der 21-Jährige schon von Kindesbeinen an fasziniert. «Natürlich bist du als Schwinger in Studentenkreisen nach wie vor ein Exot. Aber gerade junge Leute anerkennen Schwingen immer mehr als Spitzensport.»
Nun schaut Affentranger auf die Uhr. Eine halbe Stunde noch dauert das Training. Und danach? «Da bin ich einfach kaputt – auch morgen noch.» Der Student schmunzelt: «Die anstehenden Vorlesungen bringe ich in diesem tiefenentspannten Zustand jeweils bestens hinter mich.»
Gymnasiasten, Studenten, Ingenieure – Männer mit unterschiedlichen Beweggründen und Berufen gehen sich an diesem Abend im Zürcher Schwingkeller an den Zwilch. Selbst ein Jurist ist darunter: Patrick Burkhard, der Technische Leiter des Klubs. «Schwingen hat sehr viel mit Schnellkraft zu tun», antwortet er auf die Frage nach den typischen Merkmalen des Schwingtrainings. «In der Leichtathletik wären wir wohl eher die Sprinter und weniger die Marathonläufer.»
«Schwingen verursacht Schmerzen.»
Roger Burkhard Mitglied Schwingklub Zürich
Plattwurf statt Verhandlung? Draussen schüttet es mittlerweile aus Kübeln, im Schwingkeller dampft das Sägemehl. Jonas Zellweger und Martin Affentranger greifen noch einmal zusammen. Patrick Burkhard, bereits paniert bis über beide Ohren, feuert alle ein letztes Mal an, die wettkampforientierten Aktivschwinger genauso wie die, die sich im Sägemehl einfach fit halten wollen.
Am nächsten Morgen wird der angehende Anwalt wieder vor Gericht auftreten. Den Schwinger lässt Burkhard dann zu Hause. Obwohl er sagt: «Es gibt durchaus Momente, in denen ich die juristische Auseinandersetzung mit der Gegenpartei gern ins Sägemehl verlegen würde.» Dabei klopft er sich genau dieses von der breiten Schulter. Die Wertung wäre wohl schon vor dem Richterspruch klar. MM WETTBEWERB
15×2 Tickets zu gewinnen
Die Migros verlost als einer der Hauptsponsoren des Kilchberger Schwinget 15×2 Tickets für die Tribüne inklusive Bankettessen. Teilnahmebedingungen finden Sie auf: www.migmag.ch/ teilnahmebedingungen
Und hier gehts zur Teilnahme: www.migmag.ch/wettbewerb
Der «Kilchberger»
Am 25.September findet der Kilchberger Schwinget statt. Er nimmt im Festkalender eine besondere Stellung ein. Das Kräftemessen vor den Toren von Zürich findet nur alle sechs Jahre statt (2021 coronabedingt gar erst nach sieben), eingeladen sind nur die 60 besten Schwinger des Landes – die ganz bösen unter den «Bösen». Auf den Tribünen ist kein normales Fussvolk zugelassen, die 12000 Eintrittskarten (heuer 6000) gibt der Eidgenössische Schwingerverband an die Klubs weiter, diese verdienten Mitgliedern. Ins Leben gerufen wurde der «Kilchberger» 1927 vom Juristen Emil Huber, der Topschwingern die Chance zur Revanche für die alle drei Jahre ausgetragenen «Eidgenössischen» bieten wollte. Veranstalter des Grossanlasses ist bis heute der Schwingklub Zürich. Die Sieger der letzten drei «Kilchberger» heissen Matthias Sempach (2014), Christian Stucki (2008) und Jörg Abderhalden (2002). Zum ersten Mal in der 94jährigen Geschichte des Schwingfests sind dieses Jahr Sponsoren zugelassen.
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