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Sie hat den Riecher
Immer der Nase nach
Sie schnuppert am liebsten an Hundepfoten, mag den Geruch von Babys und angebratenem Knoblauch. Die Berner Parfümeurin Brigitte Witschi ist schon ihr Leben lang von Düften fasziniert.
Text: Christine Zwygart Bilder: Franziska Frutiger
Fläschchen steht hier neben Fläschchen auf einem langen Regal: Rund drei Dutzend Duftmischungen, liebevoll zusammengestellt und abgefüllt, warten darauf, entdeckt zu werden. Das Parfümatelier «Art of Scent» in der Berner Altstadt gehört Brigitte Witschi, und wer es betritt, riecht erstaunlicherweise nicht viel. «Ich selbst trage nur selten Parfüm – das ist eine Art Berufskrankheit», erklärt die 64-Jährige.
Zu sehr würde es ihre Nase ablenken. Und auch dem Raum möchte sie zugestehen, einen Eigengeruch zu haben, statt in ein Wirrwarr an Aromen eingelullt zu sein. Emotionen assoziieren wir Menschen oft mit Gerüchen, verknüpfen damit auch Erinnerungen. «Manchmal fühlen wir uns an einem Ort unwohl, weil es unangenehm riecht, nach Keller oder Zahnarzt», sagt die Parfümeurin. Will man seine Gäste hingegen mit Gemütlichkeit empfangen, hilft das Backen eines Apfelkuchens fast immer.
Hier im Atelier können Kundinnen und Kunden während eines Workshops ihren eigenen Duft entwerfen und zugleich mehr über historische und olfaktorische Aspekte erfahren. Wer dabei Inspiration sucht, schnuppert sich am besten durch Brigitte Witschis Kollektionen. Sie tragen klingende Namen wie «Silberdistel» (erinnert an Bergwiese, Hüttenleben und Alpenluft) oder «Aarewasser» (frisch und belebend wie der Fluss).
Die Duftexpertin mag typisch schweizerische Gerüche, hat auch eine Bern Collection und verfasst zu all ihren Parfüms kleine Texte, die die Geschichte dahinter erzählen.
Ausbildung in der Parfümstadt Die menschliche Nase ist ein feines Organ und kann weit mehr als 10000 Duftnoten unterscheiden. Doch aus welchen Komponenten setzt sich ein Geruch zusammen, was ist darin enthalten und in welchem Verhältnis? Die Fähigkeit, dies zu riechen, hat Brigitte Witschi erlernt, und zwar in der Stadt aller Parfümstädte: in Grasse in Frankreich. «Stammt diese Lavendelessenz von einer Pflanze aus der Provence oder aus Bulgarien, und wie bringe ich mehr Frische hinein?» Mit solchen Fragen und Aufgaben hat sie sich
«Ich selbst trage nur selten Parfüm.»
Brigitte Witschi, Parfümeurin In Brigitte Witschis Geschäft «Art of Scent» findet man unzählige Duftmischungen.
Tipps
Wie findet man seinen ganz persönlichen Duft? Im Fachhandel beraten lassen: Anhand des Duftrades kann man herausfinden, welche Aromen gefallen. Ein Müsterli mitnehmen, duschen, ein paar Tröpfchen über Nacht aufs Handgelenk geben. Das Parfüm sollte schmeicheln, sich wie eine zweite Haut anfühlen.
Wo trägt man ein Parfüm auf? Dort, wo die Blutgefässe dicht unter der Haut verlaufen: Armbeuge, Innenseite des Handgelenks, Schläfe, Brustansatz und Kniekehle.
Wie lange hält ein Parfüm? Die gut verschlossenen Fläschchen kühl und dunkel aufbewahren. Wenn sie lange nicht benutzt worden sind, die Sprühdüsen putzen. Der Duft kann sich mit der Zeit verändern – es empfiehlt sich, ein Parfüm innerhalb von drei Jahren aufzubrauchen.
Parfüm als Geschenk? Das ist heikel. Man sollte die Vorlieben der Person kennen. Mag sie frische oder schwere Düfte? Sonst immer dezente Aromen wählen. während ihrer Ausbildung am «GIP – Grasse Institute of Perfumery» und bei einer Privatdozentin beschäftigt.
Sie studiert die Lehre der Flüchtigkeit, welche Auszüge sich für welche Note eignet oder wie Rosenduft auch modern interpretiert werden kann. «Jeder Tropfen Essenz, den man seiner Mischung zugibt, verändert die ganze Dynamik darin», sagt die Parfümeurin. Die Reise durch die Welt der Aromen beginnt dabei im Kopf. Beim Kreieren von «Aarewasser» zum Beispiel wusste Brigitte Witschi genau: Sie will Frische, weisse Blumen im Vorbeigehen, Blätter im Wind, etwas Wolken. «Und dann geht es um reine Alchemie.» Rezept mit den passenden Ingredienzien entwerfen, mischen, riechen, korrigieren, verdünnen, ausprobieren. Bis jede Note stimmt.
Ganz grundsätzlich findet die Duftkennerin, dass der Mensch seinen Geruchssinn zu unbewusst einsetzt und ihm nicht genug Beachtung schenkt. Seine Umgebung erriechen – das ist Kern des speziellen Stadtrundgangs, den Brigitte Witschi für Bern Welcome entworfen hat. «Dabei konzentrieren wir uns für einmal nicht auf die Augen, sondern auf die Nase und schnuppern an der hölzernen MatteTreppe in der Altstadt.»
Erinnerungen dank Gerüchen Aufgewachsen auf einem Bauernhof und einer Sägerei in Jegenstorf BE, erinnert sich Brigitte Witschi weniger an Bilder, dafür an spezielle Düfte – wie jene holzigen Noten in ihrer Nachttischschublade oder im Lager für Sägemehl. Das MetallischWarme, wenn Lämmer geboren oder in der
Waschküche die Chüngel gemetzget wurden. Und welchen Wohlgeruch die Besucherinnern ihrer Mutter verströmten. «Ich habe die Welt immer durch meine Nase wahrgenommen.» Welch ein Glück, dass Nachbarin Rosa Kolb in ihrem Keller damals Salben und Parfüm herstellte, mit denen sie dann hausieren ging. Das Mädchen roch immer, wenn die Dame wieder am Werk war – und meistens durfte sie mithelfen. Wie es dort geduftet hat? «Oft nach Chypre, einem Bouquet, das damals die Sehnsucht nach Mittelmeerinseln einfangen sollte.»
Als wirklichen Beruf hat Brigitte Witschi ihre Passion lange nicht gesehen. Sie wurde zuerst Lehrerin, liebäugelte mit der Schauspielerei, wurde Psychomotoriktherapeutin, arbeitete in einer Blindenschule – und da waren Düfte plötzlich wieder wichtig. Mit 50 Jahren schliesslich, «als die Kinder aus dem Haus waren und ich wieder unabhängig», wagte sie den Schritt. Fand: Jetzt ist es Zeit, endlich «mein Ding» zu machen. Sie ging nach Grasse in die Ausbildung und begann ihr Leben als Parfümeurin. Ihre berufliche Leidenschaft auszuleben, macht sie glücklich und hat sie darin bekräftigt: «Es ist nie zu spät, noch mal mit etwas ganz Neuem anzufangen.»
Sie selbst riecht am liebsten an den Pfoten ihres Hundes, «ein feiner, weicher Duft». Zufriedenheit empfindet Brigitte Witschi aber auch im Geruch von Babys oder wenn sie beim Kochen Knoblauch in die Bratpfanne gibt. Bei Schweinegülle hingegen rümpft selbst sie die Nase. Und wenn alle gleich duften, weil sie gerade das trendige Parfüm der Saison tragen, findet die Expertin das irgendwie schade. Weil dann die individuelle Persönlichkeit in der Masse untergeht. Ihr Lieblingsduft – wenn sie denn doch mal einen aufträgt? Da muss sie nicht lange überlegen: das selbst entworfene «Everglow», eine blumigpudrige Hommage an ihre Tante Hedi. MM

Das Schaufenster des Parfümateliers «Art of Scent» in der Berner Altstadt
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