Migros-Magazin-05-2022-d-ZH

Page 20

Tiere retten im Akkord So oft wie 2021 musste der Krankenwagen der Schweizer Tierretter noch nie ausrücken, um Katzen zu versorgen und Hunde einzufangen. Das Frustrierende: Diese Einsätze wären leicht vermeidbar. Text: Dario Aeberli

Ricky Meyer püriert Hundefutter und zieht eine Spur zu einer Lebendfalle mit noch mehr Futter und einer Kamera darin. Dann heisst es warten. Manchmal bis zu fünf Tage lang. Meyer sitzt dann in seinem Auto und starrt auf seinen Laptop. Sieht er, dass ein Hund in der Falle ist, lässt er die Tür mittels App zuschlagen. Einmal war er im Winter von 22 Uhr bis morgens um 10 Uhr unterwegs, um einen Hund zu finden. Statt zu helfen, blieb das Herrchen zu Hause. «Als ich müde mit seinem Hund zurückkam, war er völlig ausgeschlafen und fragte, ob ich eine Suppe möchte. Ich fand das total unverfroren. In solchen Fällen frage ich mich, ob es nicht besser wäre, die Tiere ihrem Schicksal zu überlassen», sagt Meyer. Doch er rückt trotzdem wieder

aus. Aus Liebe zu den Tieren. «Sie können ja nichts dafür.» Mit seinem Verein «Animal Rescue Tierrettung SH+TG» will er Heim- und Wildtieren in Not helfen. 1,7 Millionen Katzen und 450 000 Hunde leben in der Schweiz. Immer öfter werden sie vermisst gemeldet, angefahren oder beschlagnahmt. Das be­ obachtet zumindest die Zürcher Stiftung Tierrettungsdienst. Im Vergleich zum Vorjahr nahm die Anzahl der Einsätze 2021 um rund einen Viertel zu. Allein im Kanton Zürich und den angrenzenden Gebieten musste der ­Rettungswagen im vergangenen Jahr 1425 Katzen zu Hilfe eilen. Gefahr wird unterschätzt 658-mal eilte der Tierrettungs-

dienst Hunden zu Hilfe, die aus-

Bilder: Julius Hatt, Tierheim Pfötli, Vettrust

20 | 31.1.2022 | TIERE


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.