Imagemagazin THEMA 02-2025

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TDas Imagemagazin der Südtiroler Wirtschaft La rivista d’immagine dell’economia altoatesina

FORUM

Ökonom Mathias Binswanger Seite 14

MUSTERGÜLTIG

Marcadella Tania, Da Toni KG, Schwienbacher Erdbewegungen GmbH, Mader GmbH Seite 16

Quantität und Qualität im Handwerk © Hannes Niederkofler

INHALT

04 – 05

SEHEN UND VERSTEHEN

Daten und Fakten zur Entwicklung und Zusammensetzung von Handwerksunternehmen.

06 – 11

FOKUS - DREI MEINUNGEN

Wachstum als Notwendigkeit? Eine fundamentale Frage. Was Politik und Wirtschaft gemeinsam bewegen können.

12 – 13

WORT UND BILD

The Small Business Act (SBA) for Europe. What is it exactly and how the EU member states support their small businesses.

IMPRESSUM

THEMA – Das Imagemagazin der Südtiroler Wirtschaft

hgb. und Verwaltung

lvh.apa Bildung & Service Gen. mbH

Mitterweg 7

39100 Bozen

Tel.: 0471-3232-00

Fax: 0471-3232-10

E-Mail: manufakt@lvh.it

Wachstum will sorgfältig geplant sein © Hannes Niederkofler

14 – 15

FORUM

Der Ökonom Mathias Binswanger erklärt die Logik des Wachstumszwangs.

16 – 19 MUSTERGÜLTIG

Vier Unternehmen zum Thema wie sie Wachstum wahrnehmen, ob sie es brauchen und welchen Herausforderungen sie gegenüberstehen.

20

NACHGEFRAGT

lvh-Direktor Walter Pöhl zum Thema Wachstum und was der lvh seinen Mitgliedsbetrieben bietet.

Redaktion

Ramona Pranter, Leslie Wiss

Lektorat

Julia Ranigler

Verantwortliche Direktion

Dr. Bernhard Christanell, MA

Reg. Tribunal Bozen

Nr. 24 am 11. Mai 1948

Auflage

10.000 Exemplare

Grafik und Layout

Longo AG - SpA

Druck

Kraler Druck GmbH

Cover

Longo AG - SpA

FOKUS

Liebe Leserin, Lieber Leser

lvh-Präsident

Wirtschaftswachstum um jeden Preis?

braucht es ständiges Wirtschaftswachstum?

Eine interessante und auch pikante Frage.

Das Handwerk ist seit jeher ein verlässliches Fundament unserer Wirtschaft – getragen von Menschen, die mit Leidenschaft, Können und Verantwortung arbeiten. Doch Wachstum darf für uns nicht Selbstzweck sein. Im Zentrum sollte nicht die Jagd nach immer größeren Zahlen, sondern die Qualität unserer Arbeit, die Ausbildung unserer Jugend und die enge Verbindung zu unserer Region stehen.

In der Tat können wir in Südtirol zeigen, dass es auch anders geht. Denn unser Handwerk beweist tagtäglich, dass wirtschaftliche Stärke sich nicht nur in Zahlen ausdrückt, sondern in regionaler Verwurzelung, gesellschaftlicher Verantwortung und Innovationskraft.

Besonders wichtig ist dabei das duale Ausbildungssystem: Es verbindet Praxis und Theorie, gibt jungen Menschen eine Perspektive und sichert unseren Betrieben Fachkräfte, ohne dass wir in die Falle des Wachstumszwangs geraten müssen. Ich bin überzeugt: Das Handwerk kann Vorbild sein für eine Wirtschaft, die nachhaltig denkt und handelt. Wir brauchen Mut zur Reduktion, den Willen zur Innovation und die Kraft, den Wert unserer Arbeit nicht an Wachstumszahlen zu messen, sondern an ihrer Qualität und Beständigkeit.

Das ist unser Beitrag für eine starke Wirtschaft und eine lebenswerte Zukunft in Südtirol.

Ihr

Martin Haller,

Rektor

Universität Bozen

SEHEN UND VERSTEHEN

Alex Weissensteiner ist Professor für Quantitative Finance. Er promovierte an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck. Derzeit ist er Rektor der Freien Universität Bozen.

Zwei Fragen an Alex Weissensteiner

INTERVIEW

1 Wie lässt sich „Wirtschaftswachstum“ definieren?

Unter Wirtschaftswachstum versteht man die Zunahme der gesamtwirtschaftlichen Produktion von Waren und Dienstleistungen innerhalb eines bestimmten Zeitraums. Als zentrale Kennzahl wird in der Regel das Bruttoinlandsprodukt (BIP) herangezogen, das den Marktwert aller innerhalb eines Landes erzeugten Endprodukte erfasst. Ein Anstieg des BIP signalisiert, dass mehr produziert, gehandelt und konsumiert wird als zuvor.

Wirtschaftswachstum gilt als zentraler Indikator für ökonomischen Fortschritt, da es oft mit steigenden Einkommen, höherer Beschäftigung sowie mehr Investitions- und Innovationschancen verbunden ist. Es bedeutet jedoch nicht automatisch gesellschaftlichen Wohlstand oder höhere Lebensqualität. Aspekte wie Ressourcenschonung, Umweltverträglichkeit und soziale Gerechtigkeit gewinnen daher an Bedeutung – entsprechend wird zwischen quantitativem (mehr Güter und Dienstleistungen) und qualitativem Wachstum (bessere Strukturen, Prozesse und Lebensbedingungen) unterschieden.

2 Darf Wachstum auch bedeuten, bewusst klein zu bleiben?

Wachstum muss nicht ausschließlich im Sinne quantitativer Ausdehnung verstanden werden. In der ökonomischen Diskussion wird zunehmend anerkannt, dass auch die Stabilisierung oder bewusste Begrenzung der Unternehmensgröße Ausdruck einer Wachstumsstrategie sein kann. Ein Betrieb kann beispielsweise durch Spezialisierung, Qualitätssteigerung, Innovationsfähigkeit oder die Stärkung regionaler Bindungen „wachsen“, ohne seine personelle oder räumliche Dimension zu erweitern. Gerade im Handwerk erweist sich dieses Verständnis als besonders relevant: Die bewusste Entscheidung, klein zu bleiben, kann betriebswirtschaftlich sinnvoll sein, wenn dadurch die Qualität der Leistungen gesichert, Kundennähe erhalten oder die organisatorische Komplexität begrenzt wird. Dieses qualitative oder „nachhaltige“ Wachstum zielt nicht auf die Maximierung von Umsatz oder Größe, sondern auf die langfristige Sicherung von Wettbewerbsfähigkeit und unternehmerischer Unabhängigkeit.

Alex Weissensteiner
der Freien

Zahlen und Fakten

BETRIEBSSTRUKTUR VON SÜDTIROLS HANDWERKSBERUFEN

Anzahl der Handwerksunternehmen in Südtirol: kontinuierliches Wachstum, vor allem ab 2019 14.968

47.139

Die Anzahl der Beschäftigten im Handwerk: =20 % der Gesamtbeschäftigung in Südtirol

20 %

Anzahl der Mitarbeitenden pro durchschnittlicher Betriebsstruktur: 3,3

Anzahl der Ein-Personen-Betriebe in Südtirol: 55%

Von den Ein-Personen-Betrieben sind 17 Prozent in Frauenhand und 18 Prozent Ausländerunternehmen.

Handwerksbetriebe in Südtirol:

55 % Ein-Personen-Betriebe, davon:

WER BLEIBT, DER WÄCHST:

Überlebende Jungbetriebe schaffen doppelt so viele Jobs. Laut einer Studie der Confartigianato überlebten von den 296.000 im Jahr 2016 gegründeten Unternehmen nach fünf Jahren 46,4 %.

Diese Betriebe entwickelten sich jedoch zu echten Jobmotoren: Die durchschnittliche Mitarbeiterzahl stieg von 1,3 im Gründungsjahr auf 2,6 im Jahr 2021 – ein Plus von 112,7 %.

Das zeigt: Wer die kritische Anfangsphase meistert, wächst stark und trägt wesentlich zur Beschäftigung bei.

Quelle: Confartigianato Imprese

55 % 17% 18%

> 18 % Ausländerunternehmern

> 17 % in Frauenhand

Quantität oder Qualität?

QUANTITATIVES WACHSTUM QUALITATIVES WACHSTUM

Definition mehr Güter und Dienstleistungen, steigendes BIP

verbesserte Qualität von Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft

Fokus Menge, Zahlen, Werte Lebensqualität, Nachhaltigkeit, Innovation

Beispiele Produktionssteigerung, höheres Einkommen

bessere Produkte, faire Arbeitsbedingungen, umweltfreundliche Technologien

Ziel wirtschaftliche Vergrößerung nachhaltige Wohlfahrt für heutige und künftige Generationen

WACHSEN UM JEDEN PREIS?

Der Tag des Handwerks 2025 rückt ein zentrales Thema in den Fokus: Muss Wirtschaft immer wachsen – oder kann das Handwerk auch ohne Wachstumszwang eine nachhaltige Zukunft gestalten?

Ein steigendes Bruttoinlandsprodukt gilt seit Jahrzehnten als Synonym für eine gesunde Wirtschaft. Bleibt das Wachstum aus, reagieren Politik und Märkte nervös. Der Schweizer Ökonom Mathias Binswanger bringt es auf den Punkt: „Es gibt zwei Alternativen – Wachstum oder Schrumpfung.“ Ohne Wachstum steigen die Verluste, die Nachfrage bricht ein, die Arbeitslosigkeit nimmt zu. Wachstum erscheint damit alternativlos – ein Zwang, dem sich Unternehmen kaum entziehen können. Diese Fixierung auf das „Immer-mehr“ hat in den vergangenen Jahrzehnten für Wohlstand gesorgt, gleichzeitig aber enorme Nebenwirkungen erzeugt: steigende Umweltbelastungen, soziale Ungleichheiten und einen Ressourcenverbrauch, der planetare Grenzen überschreitet. Wirtschaft und Politik scheinen in einem Teufelskreis gefangen: Ohne Wachstum bricht das System aus Steuereinnahmen und Sozialbeiträgen zusammen, mit Wachstum gefährden wir Umwelt und soziale Stabilität.

Wertarbeit als "Wachstum"

© Hannes

Niederkofler

Sorgfalt im Arbeitsprozess © Süd Alpen Raum

DER WACHSTUMSZWANG UND SEINE FOLGEN

Binswanger beschreibt dieses Dilemma als Wachstumszwang – ein System, das sich verselbstständigt hat. Unternehmen müssen wachsen, um wettbewerbsfähig zu bleiben, auch wenn sie das gar nicht anstreben. Selbst Betriebe, die nicht börsennotiert sind, geraten in die Spirale: Steigende Erwartungen von Kunden, Banken oder Zulieferern erzeugen Druck, immer mehr leisten zu müssen. Gerade das Handwerk zeigt hier ein anderes Gesicht. Viele Betriebe setzen bewusst auf Qualität statt Quantität. Wachstum bedeutet im Handwerk nicht unbedingt Umsatzsteigerung, sondern kann sich auch in besserer Ausbildung, höherer Spezialisierung und langfristigen Kundenbeziehungen zeigen. Für kleine Unternehmen kann dies sogar ein Wettbewerbsvorteil sein: Sie sind weniger stark dem globalen Wachstumsdogma ausgesetzt und können in ihrer Nische nachhaltigen Erfolg erzielen.

„Das Handwerk steht nicht für kurzfristige Gewinnmaximierung, sondern für Beständigkeit, Verantwortung und Qualität. Darin liegt unsere Stärke – und darin liegt auch die Zukunft“, betont lvh-Präsident Martin Haller.

POSTWACHSTUM – ALTERNATIVEN ZUM DOGMA

Das traditionelle Wirtschaftsmodell, das Wachstum über alles stellt, gerät zunehmend unter Druck. Anstelle eines blinden Wachstums plädieren Ökonomen wie Niko Paech für eine Post-Wachstumsökonomie – eine Wirtschaftsform, die den humanen Bedarf deckt, ohne auf fortlaufendes BIP-Wachstum angewiesen zu sein. Paech kritisiert das Konzept von „grünem Wachstum“ als Illusion, da die Trennung von Wirtschaftswachstum und Umweltzerstörung bisher misslungen sei. Stattdessen betont er die Notwendigkeit von Ressourcenbegrenzung und Regionalisierung, um Wirtschaftssysteme widerstandsfähiger zu gestalten.

Im Kern stehen für ihn fünf Prinzipien: Suffizienz, also ein bewusster Verzicht auf Überfluss; Regional-

Inneres, betriebliches Wachstum führt zum Erfolg

© Hannes Niederkofler

ökonomie, die Lieferketten verkürzt und Krisenanfälligkeit reduziert; Subsistenz, Selbstversorgung und Gemeingüter schaffen resilientere Versorgungsstrukturen; Zudem rät Paech zu institutioneller Innovation und langlebigen, reparierbaren Produkten.

Eine praxisnahe Visualisierung dieser Denkweise liefert die Donut-Ökonomie der britischen Wirtschaftswissenschaftlerin Kate Raworth. Der Donut steht für einen sicheren Raum menschlichen Wirtschaftens, in dem gesellschaftliche Mindeststandards (etwa Ernährung, Gesundheit, Bildung) gewährt bleiben und zugleich die planetaren Grenzen (etwa Klima, Biodiversität, Wasser) nicht überschritten werden. Dieser Raum gilt als ein „sicherer und gerechter Handlungsrahmen“.

Gerade kleine und mittlere Handwerksbetriebe könnten in dieser Denkweise eine besondere Rolle spielen: Sie sind lokal verwurzelt, weniger abhängig von globalen Logistikketten und damit intrinsisch resilienter.

Innovation kann hier in Form von langlebigen Produkten, lokalem Austausch oder regionaler Produktion stattfinden – also unter Bedingungen, die bewusst

Die Liebe zum Detail ist Teil der Qualitäts-Arbeit © Alan Bianchi

auf Nachhaltigkeit setzen und nicht auf Expansion um jeden Preis.

HANDWERK IM SPANNUNGSFELD

Für Südtirols Handwerksbetriebe bedeutet dies, die Balance zu finden zwischen ökonomischem Druck, ökologischer Verantwortung und sozialem Auftrag. Das duale Ausbildungssystem, das Lernen in Betrieb und Berufsschule verbindet, ist ein Schlüssel, um Fachkräfte praxisnah auszubilden und Betriebe zukunftsfähig zu machen.

Es schafft stabile Strukturen und sorgt dafür, dass Fachkompetenz, Kreativität und Unternehmergeist gefördert werden – ohne dass Wachstum allein über Zahlen definiert werden muss.

„Gerade im Handwerk kommt es auf Rahmenbedingungen an, die Planungssicherheit und Verlässlichkeit schaffen. Betriebe brauchen Spielräume, um innovativ und nachhaltig arbeiten zu können – nicht den Druck, ständig wachsen zu müssen“, unterstreicht lvh-Direktor Walter Pöhl.

A COLPO D’OCCHIO

TAG DES HANDWERKS 2025: BÜHNE FÜR

DEN DISKURS

Der Tag des Handwerks 2025 in Bozen wird diese Fragen ins Zentrum rücken. Neben dem Vortrag von Mathias Binswanger stehen Erfahrungsberichte von Betrieben, Diskussionen über Fachkräftesicherung und nachhaltige Unternehmensstrategien auf dem Programm. Der Wirtschaftsverband Handwerk und Dienstleister (lvh.apa) lädt ganz bewusst dazu ein, das Spannungsfeld zwischen Wachstumszwang und nachhaltiger Entwicklung zu diskutieren – und das Handwerk mit all seinen Facetten in den Mittelpunkt zu stellen.

Die Veranstaltung soll zur Plattform für Dialog und Innovation werden: Wie lässt sich ein Wirtschaftsmodell gestalten, das Innovation ermöglicht, aber nicht in die Wachstumsfalle führt? Wie können ökologische Standards, soziale Verantwortung und Wettbewerbsfähigkeit zusammengedacht werden?

EIN SIGNAL FÜR DIE ZUKUNFT

Der Tag des Handwerks wird deutlich machen: Südtirols Betriebe brauchen keine Wachstumsillusion, sondern realistische Perspektiven. Es geht darum, solide Strukturen zu schaffen, Fachkräfte zu sichern und Innovation zu fördern – ohne dem Wachstumszwang blind zu folgen. Das Handwerk zeigt, dass wirtschaftliche Stärke auch anders messbar ist: in Beständigkeit, Qualität, regionaler Verantwortung und gesellschaftlicher Relevanz. Damit könnte gerade das Handwerk zu einem Vorbild werden – als Leuchtturm einer Wirtschaft, die den Mut hat, nicht mehr nur um jeden Preis zu wachsen, sondern nachhaltig Zukunft zu gestalten.

PER UNA LETTURA VELOCE Viele kleine Arbeitsschritte vernetzen Qualität mit Quantität

Crescere a ogni costo? – L’artigianato tra pressione e futuro sostenibile.

In occasione della Giornata dell’Artigianato 2025 a Bolzano, il dibattito si concentra su una domanda cruciale: l’economia deve davvero crescere sempre, oppure l’artigianato può costruire un futuro anche senza il vincolo del “crescere a ogni costo”?

L’economista svizzero Mathias Binswanger ha sottolineato come il sistema attuale sembri bloccato in un circolo vizioso: senza crescita aumentano perdite e disoccupazione, con la crescita invece peggiorano consumo di risorse e impatti ambientali. Questo “vincolo della crescita” costringe anche le piccole imprese a spingersi oltre i propri limiti.

L’artigianato, però, offre un modello diverso: molti imprenditori puntano più su qualità, formazione e relazioni di fiducia che su volumi e fatturato.

Prospettive alternative emergono dai modelli di post-crescita: l’economista Niko Paech propone maggiore autosufficienza, filiere corte e prodotti durevoli; la “ciambella economica” di Kate Raworth definisce un equilibrio tra benessere sociale e limiti ecologici. Proprio le piccole imprese artigiane, radicate sul territorio, potrebbero essere protagoniste di questa visione.

Un ruolo chiave lo gioca anche la formazione duale, che unisce scuola e azienda, garantendo competenze concrete e innovazione senza dover inseguire soltanto la crescita numerica.

La Giornata dell’Artigianato si annuncia quindi come una piattaforma di dialogo e innovazione, per dimostrare che la forza dell’economia altoatesina può misurarsi anche in stabilità, sostenibilità e responsabilità sociale, e non solo in termini di crescita del PIL.

Drei Meinungen

TESTIMONIALS

Handwerksbetriebe sind das Rückgrat der Südtiroler Wirtschaft. Was sind die Voraussetzungen zwischen Wirtschaft und Politik, um gerade kleine und mittlere Unternehmen zu fördern?

Arno Kompatscher, Landeshauptmann Südtirol

Das Handwerk ist ein zentraler Pfeiler unserer Wirtschaft. Um vor allem kleine und mittlere Betriebe zu stärken, braucht es ein konstruktives Zusammenspiel von Politik und Wirtschaft. Wir müssen den Beitrag des Handwerks anerkennen, Bürokratie abbauen und praxisnahe Rahmenbedingungen schaffen – während das Handwerk realistisch einordnet, was politisch leistbar ist. So können wir gemeinsam die Wettbewerbsfähigkeit unserer KMU sichern und den besonderen Stellenwert des Handwerks bewahren.

Johanna Santa Falser, Vizepräsidentin Handelskammer Bozen

Es braucht eine enge Zusammenarbeit von Wirtschaft und Politik mit klaren Prioritäten: weniger Bürokratie, einfachere Verfahren, faire Wettbewerbsbedingungen bei öffentlichen Aufträgen und Planungssicherheit durch verlässliche Rahmenbedingungen. Gleichzeitig muss die Berufsbildung durch die stärkere Integration von Digitalisierung und Soft Skills modernisiert werden. Entscheidend ist, dass Maßnahmen praxisnah und an die Realität der Betriebe angepasst sind – nur so können KMU langfristig konkurrenzfähig bleiben.

Martin Haller, lvh-Präsident

Es geht vor allem um Verlässlichkeit und Wertschätzung: Kleine und mittlere Betriebe brauchen eine Politik, die das Handwerk nicht nur verwaltet, sondern als tragende Säule unserer Gesellschaft anerkennt. Dazu gehört, den Unternehmergeist zu fördern, Eigentum und Leistung zu schützen und Rahmenbedingungen zu schaffen, die Innovation, Investitionen und die Weitergabe von Betrieben an die nächste Generation ermöglichen. Nur wenn Politik und Wirtschaft partnerschaftlich eine gemeinsame Vision für Südtirol entwickeln, können wir unser Handwerk langfristig stark, vielfältig und zukunftsfähig halten.

Small Business Act for Europe

The “Small Business Act” for Europe (SBA) is a wide ranging set of pro-enterprise measures designed to make life easier for Small and Medium-sized Enterprises (SMEs). The SBA seeks to promote entrepreneurship and anchor the “Think Small First” principle in law and policy making, thereby strengthening the competitiveness of European SMEs. Today's SBA review presents an overview of the progress achieved in implementing the SBA, and sets out new actions to respond to challenges resulting from the economic crisis.

Europe's Small Business Act strengthens small businesses and drives growth. Europe's 2020 strategy and Europe's economy heavily rely on Small and Medium-sized Enterprises (SMEs) achieving their potential. In the EU, some 23 million SMEs employ 67% of the private sector workforce.

The Small Business Act (SBA) is the EU policy framework aimed at strengthening SMEs so that they can grow and create employment. Between 2008 and 2010, the Commission and EU Member States implemented actions set out in the SBA to alleviate administrative burden, facilitate SMEs' access to finance and support their access to new

Quelle: European Commission (memo_11_109 / ip_11_218).

markets. Although most initiatives foreseen by the SBA have been initiated, a review of implementation so far reveals that more must be done to help SMEs.

In April 2010, the Italian government adopted a recommendation to implement the SBA in Italy and set up a permanent working group gathering Ministries, Chambers, Business Organisations, Regions and the Italian member of the European Economic and Social Committee to monitor the implementation of the SBA and propose initiatives in this context.

The Commission is determined to continue to give priority to SMEs and to take into account their specific characteristics in its proposals and programs. Improving the awareness and visibility of actions with national and regional policy makers and other stakeholders will be instrumental in ensuring that the SBA is implemented close to entrepreneurs. The SME Envoy will monitor the progress of the implementation of the SBA in close collaboration with the Member States.

In addition, an SME Assembly will provide a new forum for regular interaction with SME representatives.

Forum

Warum Unternehmen im Kapitalismus ständig wachsen müssen – Mathias Binswanger beleuchtet in seinem Beitrag die Mechanismen des Wachstumszwangs in kapitalistischen Wirtschaftssystemen und zeigt auf, warum Unternehmen dauerhaft unter dem Druck stehen, Gewinne erzielen und expandieren zu müssen.

Mathias Binswanger ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Fachhochschule Nordwestschweiz in Olten und Privatdozent an der Universität St. Gallen. Er ist Autor verschiedener, wirtschaftspolitischer Bestseller und gehört gemäß dem Ökonomen-Ranking der NZZ regelmäßig zu den einflussreichsten Ökonomen in der Schweiz.

Der Wachstumszwang ergibt sich aus der Funktionsweise der Wirtschaftsform, die sich nach der industriellen Revolution durchgesetzt hat. Wir nennen diese Wirtschaftsform meist kapitalistische Wirtschaft oder einfach Kapitalismus.

Gemeint ist damit nicht Ausbeutung wie bei Marx, wo der Begriff Kapitalist einen negativen Unterton hat, sondern eine Wirtschaft, in der Kapital (Maschinen, Anlagen, Computer, Roboter etc.) neben Arbeit der wichtigste Produktionsfaktor ist. Das Hauptziel der Unternehmen besteht darin, mit Hilfe des Kapitals einen möglichst hohen Gewinn zu erwirtschaften. Doch wie ist es überhaupt möglich, dass eine Mehrheit von Unternehmen Jahr für Jahr Gewinne erzielt und die Erlöse somit die Kosten übersteigen? Das funktioniert nur mit permanenter Zufuhr von weiterem Geld. Diese Geldzufuhr erfolgt seit Entstehung der kapitalistischen Wirtschaft durch Banken, welche mit der Vergabe von Krediten bei Bedarf zusätzliches Geld schaffen können. Eine kapitalistische Wirtschaft ist deshalb zwingend auch eine Geld-

wirtschaft. Nur dort ist es möglich, stets weitere Investitionen zu finanzieren, um so den Kapitalbestand immer mehr zu erhöhen, ohne dass gleichzeitig der Konsum zurückgeht.

Gewinne zu erzielen ist in einer kapitalistischen Wirtschaft aber kein Dürfen, sondern ein Müssen. Diese Wirtschaftsform ist an Märkte gekoppelt, wo Unternehmen stets einem mehr oder weniger ausgeprägten Wettbewerb durch die Konkurrenz ausgesetzt sind. Dadurch sind Unternehmen zu permanenter Suche nach neuen Wettbewerbsvorteilen gezwungen, da sie sonst Marktanteile verlieren, Verluste machen, und schließlich in Konkurs gehen. Wettbewerbsvorteile ergeben sich aber auf die Dauer nur, wenn Unternehmen innovativ sind und mit Hilfe des technischen Fortschritts eine permanente Erhöhung der Produktion von immer vielfältigeren Gütern und Dienstleistungen anstreben. Geld, Wettbewerb und technischer Fortschritt sind systemnotwendige Bestandteile einer kapitalistischen Wirtschaft, die in ihrem Zusammenspiel Wachstum ermöglichen und gleichzeitig den Wachstumszwang verursachen.

Allerdings ist der Wachstumsdrang je nach Unternehmensform unterschiedlich stark ausgeprägt. Am stärksten ist der Druck zu Gewinnmaximierung und Wachstum bei an der Börse kotierten Aktiengesellschaften. Es geht dort um die Maximierung des Shareholder Values, der von den Erwartungen zukünftiger Gewinne und den daraus bezahlten Dividenden abhängt. Das Ziel besteht darin, möglichst hohe Gewinnerwartungen zu generieren, um so die Aktienkurse der Unternehmen weiter in die Höhe zu treiben bzw. vor einem Rückgang zu bewahren. Dies wird erreicht, indem ein Teil der Gewinne stets reinvestiert wird, um mittels der dadurch finanzierten Investitionsprojekte in Zukunft noch höhere Gewinne zu erwirtschaften. Auf diese Weise treibt eine Aktiengesellschaft auch das Wachstum an. Dieser Wachstumsdrang hört auch nie auf, da Aktiengesellschaften für einen unendlichen Zeithorizont konzipiert sind. Denn Aktien haben kein Ablaufdatum und verlieren ihren Wert nur dann, wenn die Gesellschaft in Konkurs geht.

MUSTER GÜLTIG

Vier Handwerkersbetriebe aus Südtirol, über Wachstum und ihre tagtäglichen Herausforderungen.

Wachstum, Wirtschaftlichkeit und Innovation betreffen alle Firmen: vom Ein-Frauen-Betrieb bis hin zum Unternehmen, mit über 100 Mitarbeitenden: Die Einschätzung und Meinung, verschiedener Handwerksbetriebe.

Marcadella Tania

COLLALBO

Tania Marcadella è fotografa per passione e imprenditrice per vocazione.

Dal maggio 2022 guida la sua attività sul Renon e realizza progetti in tutto l’Alto Adige. È specializzata in fotografia aziendale e storytelling visivo: accompagna imprenditori, liberi professionisti e operatori culturali che desiderano presentarsi in modo autentico e raccontare la propria storia attraverso le immagini.

“Il mio punto di forza è saper entrare in sintonia con le persone e le aziende, per coglierne personalità, valori e visioni e trasformarli in immagini di alto valore estetico”, racconta Marcadella. “Non cerco la perfezione, ma l’autenticità e la forza

SULL’AZIENDA

IMMAGINI AUTENTICHE CON UNO STILE PERSONALE

Tania Marcadella è una fotografa freelance con sede sul Renon attiva in tutto l’Alto Adige nel campo della fotografia aziendale e dello storytelling visivo.

Ha scelto consapevolmente di gestire la propria attività come impresa individuale: questo le permette di garantire un’assistenza personalizzata e di organizzare ogni progetto in modo flessibile. Per produzioni più complesse, collabora con una rete di partner creativi.

espressiva – immagini capaci di trasmettere fiducia e lasciare il segno.”

Il suo approccio è globale: segue i clienti dall’idea iniziale, passando per il concept, fino alla realizzazione finale, creando progetti visivi su misura. Si prende il tempo necessario per conoscere a fondo le persone e le loro storie, in modo da

ESPRIMERE APPIENO LA MIA CREATIVITÀ E, AL TEMPO

STESSO, MANTENERE UN BUON EQUILIBRIO TRA VITA

PROFESSIONALE E FAMIGLIA: FORSE È QUESTA LA MIA SFIDA PIÙ GRANDE.

Tania Marcadella, fotografa per passione e per professione

rappresentarle in immagini che vadano oltre l’apparenza, mostrando anche la loro personalità, i valori e la visione.

“Non voglio creare facciate patinate, ma ritrarre persone vere con una vera passione per ciò che fanno.”

La sua azienda è stata volutamente strutturata come impresa individuale e resterà tale.

“Questa forma organizzativa mi garantisce la massima flessibilità, una progettazione personalizzata e un rapporto molto diretto con i miei clienti”, spiega Marcadella.

Per produzioni più ampie – come ad esempio campagne pubblicitarie – collabora con una rete di partner esperti.

Grazie a questa struttura snella e flessibile, può seguire personalmente ogni fase dei progetti e, se necessario, offrire soluzioni complete e personalizzate.

Attualmente, la sua sfida più grande è riuscire a realizzare tutti i suoi numerosi progetti e idee, trovando al contempo un buon equilibrio tra imprenditorialità e famiglia, con il tempo e le energie a disposizione.

Da Toni KG

LAJEN

Da Toni KG ist ein Familienbetrieb mit Geschichte – und mit einer klaren Vision für die Zukunft. 1986 von Vater Toni gegründet, war die Werkstatt anfangs ein kleines Unternehmen. Heute führen Sara Perathoner und ihr Bruder Christian den Betrieb in Pontives am Eingang zum Grödnertal.

Mittlerweile besteht das Team aus acht Mitarbeitenden. „Wir wollten nie ein unpersönlich großes Unternehmen werden. Unser Ziel ist es, nahbar zu bleiben – jeder Auftrag soll ein Gesicht haben“, erklärt Sara Perathoner.

Das Team soll behutsam wachsen: Eine Größe von rund zwölf bis fünfzehn Personen sieht Perathoner als ideal an, um Qualität und persönliche Nähe zu bewahren. Gerade dieser familiäre Charakter sei eine Stärke des Betriebs: kurze Wege, viel Eigenverantwortung und

ICH BIN ÜBERZEUGT, DASS DIE

ZUKUNFT DEM HANDWERK GE -

HÖRT – DENN KEIN ROBOTER

KANN DEN WERT MENSCHLI -

CHER HÄNDE, DEN BLICK FÜRS

DETAIL UND DIE LIEBE ZUM MATERIAL ERSETZEN.

Sara Perathoner, Da Toni KG

ZUM BETRIEB

HANDWERK MIT WURZELN UND WEITBLICK

Die Da Toni KG: Wo Tradition auf Zukunft trifft.

Seit 1986 steht Da Toni KG in Pontives am Eingang zum Grödnertal für hochwertige Karosseriearbeiten, Lackierungen und Fahrzeugrestaurierungen. Aus der einst kleinen Werkstatt hat sich ein moderner Handwerksbetrieb entwickelt – mit klarer Vision für die Zukunft.

höchste Flexibilität. Bei Bedarf ergänzt ein Netzwerk aus spezialisierten Partnerbetrieben das Angebot.

Die Herausforderungen sind vielfältig – von Fachkräftemangel und Bürokratie bis zum steigenden Kostendruck. „Wir sind stolz auf das, was wir leisten – aber wenn wenige Menschen so viel tragen müssen, ist die Belastung hoch.“ Gleichzeitig liegt genau darin für sie die Chance: Qualität, Verlässlichkeit und Handwerksstolz als Gegengewicht zum Massenmarkt.

Besonderen Wert legt Perathoner auf Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Nachwuchsarbeit: Reparieren statt Wegwerfen, moderne Prozesse statt Papierflut – und junge Menschen langfristig für das Handwerk begeistern.

Die Schwienbacher Erdbewegungen GmbH ist ein Familienbetrieb mit Geschichte. 1959 gegründet, führt ihn Jessica Schwienbacher nun bereits in dritter Generation. Das Unternehmen ist ein verlässlicher Partner für Erdbewegung, Tiefbau, Abbruch und Infrastrukturprojekte. Rund 20 Mitarbeitende tragen mit Erfahrung und Einsatzbereitschaft zum Erfolg bei. „Unser Ziel ist es, organisch zu wachsen und langfristig eine starke, eingespielte Mannschaft aufzubauen“, betont Geschäftsführerin Jessica Schwienbacher. Eine Teamgröße von etwa 22 bis 25 Mitarbeitenden wäre für sie ideal, um Aufträge flexibel abwickeln und gleichzeitig die gewohnt hohe Qualität sichern zu können. Das stetige Wachstum beruht auf einer soliden Auftragslage, langjährigen Kundenbeziehungen und einer klaren strategischen Ausrichtung.

ZUM BETRIEB

EIN FAMILIENBETRIEB MIT VERANTWORTUNG

Gewachsen aus Erfahrung – stark durch Zusammenhalt

Die Schwienbacher Erdbewegungen GmbH mit Sitz in Lana blickt auf eine über 60-jährige Geschichte zurück und wird heute in dritter Generation geführt.

LANA
Sara Perathoner © Alan Bianchi

TROTZ VERGRÖSSERUNG WOLLEN WIR PERSÖNLICH UND NAHBAR BLEIBEN –DAS IST UNS BESONDERS WICHTIG.

Jessica Schwienbacher, Schwienbacher Erdbewegungen GmbH

Gleichzeitig ist es für Schwienbacher zentral, die familiäre Unternehmenskultur zu erhalten: „Trotz Vergrößerung wollen wir persönlich und nahbar bleiben – das ist uns besonders wichtig“, erklärt Schwienbacher.

Eine der größten Herausforderungen ist der Fachkräftemangel –insbesondere mit Blick auf bevorstehende Pensionierungen. „. Wir wollen rechtzeitig vorsorgen, Wissen sichern und junge Talente frühzeitig integrieren“, so Schwienbacher. Deshalb setzt der Betrieb verstärkt auf Ausbildung und Nachwuchsförderung.

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Nachhaltigkeit. Die Baubranche müsse ressourcenschonender arbeiten, Emissionen reduzieren und neue Technologien einsetzen, betont Schwienbacher: „Nachhaltigkeit ist für uns kein Schlagwort, sondern fester Bestandteil unserer Unternehmensstrategie.“

Mader GmbH

STERZING

Die Mader GmbH hat sich seit ihrer Gründung 1988 (als Mader OHG) aus einem kleinen Zwei-Mann-Betrieb in Trens zu einem der führenden Haustechnikunternehmen in Südtirol entwickelt. Heute ist sie Teil einer breit aufgestellten Unternehmensgruppe (Mader Group) mit Hauptsitz in Sterzing, sowie weiteren Standorten in Ratschings, Vahrn, Bruneck und Bozen.

Allein die Mader GmbH beschäftigt mittlerweile über 100 Mitarbeitende –eine beachtliche Entwicklung, die auf konsequenten Ausbau und die Erschließung neuer Betriebszweige zurückgeht.

„Wir bieten schlüsselfertiges Wohnen an und sind in der Lage, große Aufträge anzunehmen und termingerecht zu übergeben – das ist nur möglich, weil wir in den vergangenen Jahren stetig gewachsen sind“, erklärt Geschäftsführer Thaddäus Mader.

Doch mit dem Wachstum steigen auch die Herausforderungen: Um Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, braucht es nicht nur Investitionen, sondern auch genügend qualifizierte Mitarbeitende. Diese zu gewinnen und langfristig zu

WACHSTUM BRAUCHT STABILITÄT – DOCH HOHER BÜROKRATIEAUFWAND, ZEITDRUCK UND DER MANGEL AN FACHKRÄFTEN MACHEN GENAU DAS ZUR GRÖSSTEN HERAUSFORDERUNG.

Thaddäus Mader, Mader GmbH

Thaddäus Mader © Heidi B./Mader GmbH

ZUM BETRIEB

WACHSTUM MIT VERANTWORTUNG GESTALTEN

Vom Zwei-Mann-Betrieb zur Unternehmensgruppe mit Weitblick

Die Mader GmbH mit Sitz in Sterzing ist seit 1988 im Bereich Haustechnik tätig und beschäftigt rund 100 Mitarbeitende. Das Unternehmen realisiert komplexe Projekte von der Planung bis zur schlüsselfertigen Umsetzung.

binden ist eine Aufgabe, die immer anspruchsvoller wird. „Die größte Herausforderung ist es, gut ausgebildete Mitarbeitende zu finden und gleichzeitig dem steigenden bürokratischen Aufwand und permanentem Zeitdruck standzuhalten“, so Mader.

Eine fixe Idealgröße sieht er dabei nicht: „Die ideale Mitarbeiterzahl gibt es nicht – es ist ein ständiges Auf und Ab. Entscheidend ist, dass wir uns stabil weiterentwickeln können.“ Für die kommenden Jahre setzt die Mader GmbH daher auf kontrolliertes Wachstum, organisatorische Stabilität und gezielte Nachwuchsarbeit – um ihre Wettbewerbsfähigkeit auch in Zukunft zu sichern.

Jessica Schwienbacher © Florian Andergassen

Nachgefragt

lvh-Direktor Walter Pöhl über Wachstum, die größten Herausforderungen von Handwerksbetrieben und wie der Verband sie unterstützt.

Was bedeutet für den lvh Wachstum?

Wirtschaftliches Wachstum ist für unseren Verband kein Selbstzweck. Im Handwerk messen wir „Wachstum“ nicht nur an Umsatz- oder Mengenkennzahlen, sondern an Qualität, Ausbildung, Spezialisierung, Stabilität und verlässlichen Kundenbeziehungen. Entscheidend sind Planungssicherheit und gute Rahmenbedingungen, damit Betriebe innovativ und nachhaltig arbeiten können – ohne unter einem „Wachstumszwang“ zu stehen. So entsteht Widerstandsfähigkeit: durch langlebige Leistungen, regionale Verantwortung und gesellschaftliche Relevanz – nicht durch Expansion um jeden Preis.

Was sind die größten Herausforderungen für Handwerksbetriebe?

Die Betriebe stehen unter hohem Druck: Bürokratie kostet Zeit und Ressourcen, qualifizierte Fachkräfte sind schwer zu finden. Hinzu kommt der Kosten- und Transformationsdruck, der vor allem kleine und mittlere Unternehmen belastet und sie zwingt, wirtschaftlich tragfähige und nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Deshalb muss Wachstum heute vor allem qualitativ verstanden werden – mit einem klaren Fokus auf Kompetenz, Effizienz und Widerstandsfähigkeit.

Angesichts dieser Herausforderungen, was bietet der lvh seinen Mitgliedsbetrieben?

Der lvh unterstützt seine Mitgliedsbetriebe breit gefächert – von der täglichen Entlastung bis zur strategischen Weiterentwicklung. Er setzt sich für Bürokratieabbau ein, stärkt durch Aus- und Weiterbildung die Fachkräftesicherung und bietet praxisnahe Beratungs- und Serviceleistungen in Steuerangelegenheiten, Rechtslage, Finanzierungen und Unternehmensnachfolge. Mit Kampagnen, die die Werte des Handwerks sichtbar machen, fördert der Verband zudem Image, Stolz und Nachwuchs. Ziel ist es, Betrieben mehr Handlungsspielraum zu geben und nachhaltiges Wachstum zu ermöglichen.

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