LOHNENSWERT – Ausgabe 01/2021

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ORTSBILDPRÄGENDE ANZIEHUNGSPUNKTE:

Kirchen im Landkreis

Herausragende Kirchtürme strecken sich weit über die Dächer der Landkreis-Gemeinden hinaus in Richtung Himmel. Nichts schmückt und prägt unsere Ortsbilder so sehr wie die Kirchen. Sie sind Orientierungspunkt, Rückzugsort, heiliger Raum und imposantes Bauwerk zugleich. Gleichzeitig legen sie Zeugnis ab vom tief verwurzelten Glauben der Menschen. In nahezu jeder Ortschaft befindet sich mindestens eine Kirche oder Kapelle, welche ihre ganz eigene Geschichte erzählt: die LandkreisKirchen sind so vielfältig wie die Gemeinden, die sie repräsentieren. Und egal ob katholische oder evangelisch-lutherische Kirchen: ihre Bauwerke, ihre faszinierende Ausstrahlung und ihre Geschichten machen sie zu einem ganz besonderen Anziehungspunkt.

20_kunst und kultur

Die Simultankirche St. Johannis in Erlach In Deutschland gibt es nur etwa 60 Simultankirchen. Eine davon ist St. Johannis im Ochsenfurter Stadtteil Erlach, direkt neben dem Erlacher Wasserschloss gelegen. Seit 1701 ist das Kirchengebäude ein Simultaneum und darf im Sinne der Ökumene von beiden Konfessionen genutzt werden. Gleichzeitig ist die Johanniskirche ein seltenes Beispiel neugotischer Kirchenmalerei in Mainfranken. Sankt Johannis wurde um 1300 in gotischem Stil erbaut. Die Kirche ist ein Saalbau mit eingezogenem quadratischem Chor und Chorturm mit Glockendach. Im Chorraum lässt sich der ursprüngliche Baustil heute noch erahnen, zum Beispiel an der Spitzbogen-Tür zur Sakristei. Die Geschichte der Kirche ist eng mit den in Erlach regierenden fränkischen Herrschaftsgeschlechtern und deren Religion verknüpft. Christoph von Seinsheim (1540-1582) führte in Erlach die Reformation ein. Zu dieser Zeit wurde aus der katholischen Johanniskirche die evangelisch-lutherische Dorfkirche.

Ab 1663 herrschten in Erlach die katholischen Fürsten von Schwarzenberg. Im 18. Jahrhundert erfolgten in und an dem Gotteshaus bauliche Veränderungen: So wurden 1751 die Anordnung der Kirchenbänke verändert und auf dem Boden liegende Grabplatten entfernt. Die Stellung der Kirchenbänke war immer wieder ein Streitpunkt zwischen den Konfessionen – letztlich entschied man sich für die tendenziell katholische Variante und verschob die Bänke an die Außenseiten, um einen Mittelgang für Prozessionen zu erhalten. 1793 wurde das Langhaus um den Bereich verlängert, in dem sich heute die Empore befindet. Dabei wurden beidseits der Empore zwei neue Fenster geschaffen, um dem Langhaus ein einheitliches Aussehen zu verschaffen. In den nachfolgenden Jahrhunderten ereilte das Gotteshaus ein Schicksal, das viele andere mainfränkische Kirchen ebenso prägte: Während die Kirche 1869 ihr heutiges Erscheinungsbild im neugotischen Stil erhielt, griff man 1957 zum Farbeimer und übermalte die bis dato farbenfrohe Gestaltung mit tristem Grau. Die Neugotik entsprach nicht dem Zeitgeist und so musste sie zumindest an


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