Holzbulletin 131/2019

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Holzbulletin 131/2019 Aufstocken Aufstockung Mehrfamilienhaus Röschstrasse, St. Gallen Umbau und Aufstockung Haus Löwenstrasse, Luzern Aufstockung ‹Wood in the sky›, Genf Aufstockung SZU-Betriebsgebäude, Zürich Umbau und Aufstockung Ruf-Haus Badenerstrasse, Zürich-Altstetten

Neuer Wohnraum mitten in der Stadt Genf: Die Holzverkleidung verbindet das bestehende Attika­ geschoss mit der Aufstockung aus Holz. Trotz der unterschiedlichen Materialität entsteht formal eine Verwandtschaft zwischen alt und neu. Architektur: Group8 Sàrl, Carouge


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1  Stadt auf der Stadt: Das Quartier Klara Zenit mitten in Stockholm. Architektur Equator Stockholm. Foto Håkan Dehmer. 2  Mehr Raum zum Arbeiten: Die Aufsto­ ckung des kantonalen Verwaltungsgebäudes an der Avenue de lʼUniversité 5 in Lausanne. Bauherrschaft Kanton Waadt, Architektur/ Konzept Laboratoire d’architecture et tech­ nologie durable EPFL, Prof. Emmanuel Rey. Foto Leo Fabrizio, Lausanne. 3 Weiterbauen: Die Siedlung Vogelsang in Wetzikon aus der Vogelperspektive. Architektur Dachtler Partner Architekten. Foto by leistungsfotografie.ch.

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Mehr Raum im Bestand – dank Holz Das Gebot der Stunde heisst Siedlungsent­ wicklung nach innen, denn nach wie vor dehnt sich die Siedlungsfläche in der Schweiz mit einem Quadratmeter pro Sekunde auf Kosten von Kulturland rasant aus. Nebst Er­ satzneubauten oder der Umnutzung von Bra­ chen sind Aufstockungen ein probates Mittel, um mehr Raum auf gleicher Fläche zu gene­ rieren. Beinahe visionär mutet das zwischen 2000 und 2003 realisierte Projekt ‹Klara Zenit› in einem Stadtviertel von Stockholm an: Hier entwickelte das Architekturbüro Equator Stockholm auf einem Bürogebäude von 1970, das sich über ein ganzes Viertel erstreckt, ein Quartier mit Stadthäusern als Erweiterung. Entstanden ist eine beinahe dörfliche Struktur mitten im Zentrum von Stockholm – mit Gas­ sen, Strassenbeleuchtung und den Häusern vorgelagerten Terrassen. Der Blick schweift Richtung Kirchtürme und Hochhäuser und macht die Stadt in einer neuen, horizontalen Dimension erlebbar (Abbildung 1). Trotz optimaler statischer Voraussetzungen des Bestands war Holz aufgrund seines gerin­ gen Eigengewichts das Material, mit dem sich das Projekt überhaupt realisieren liess. Die weiteren Argumente, die dabei für Holz sprachen, sind die gleichen wie hierzulande: Neben dem geringen Gewicht reduziert Vor­ fertigung den Aufwand auf der Baustelle, die neuen Räume stehen rasch zur Verfügung, und die Nachbarschaft wird kaum durch Lärm und Staub gestört. Dank cleverer Kon-

struktionen lassen sich Gebäude überdies auch mit vergleichsweise schlanken Wand­ querschnitten gut dämmen. Dass das Bauen mit Holz und dabei insbeson­ dere die Frage von Erweiterungen oder Auf­ stockungen auch die Forschung interessiert, zeigen verschiedene Projekte der letzten Jahre wie Leanwood, eine internationale For­ schungskooperation von verschiedenen Hoch­ schulen und Praxispartnern unter Beteiligung der Hochschule Luzern (www.leanwood.ch), oder Living Shell. Bei diesem Projekt ging es um die qualitätsvolle Verdichtung durch Ausbau und Sanierung von Dächern und Fas­ saden. Beteiligt waren unter der Leitung des Kompetenzzentrums Typologie und Pla­ nung in Architektur (CCTP) der Hochschule Luzern wiederum mehrere Partner aus For­ schung und Praxis. Im Fall der ETH Lausanne entstand daraus ein Pilotprojekt in der Praxis: Dieses bot die Gelegenheit, den entwickelten Ansatz zur vertikalen Erweiterung unter realen Bedingungen zu testen. Konkret wurde ein Verwaltungsgebäude des Kantons Waadt an der Avenue de lʼUniversité 5 in Lausanne in Zusammenarbeit mit dem EPFL-Labor für Ar­ chitektur und nachhaltige Technologien (LAST) mit einem zusätzlichen Geschoss erweitert (Abbildung 2). Dass eine solche Strategie auch für die Erneue­ rung von grossen Wohnsiedlungen taugt, beweist die eben fertig gewordene Erweite­ rung der Siedlung Vogelsang in Wetzikon: Mit

einer Aufstockung in Holzbauweise konnten auf den bestehenden Bauten, die von Ernst Göhner mit vorgefertigten Elementen in einer Art grossem Baukastensystem in den 1970erJahren erstellt wurden, 36 zusätzliche Woh­ nungen geschaffen werden (Abbildung 3). Fünf exemplarische Objekte, die aufgestockt wurden, stellen wir in dieser Ausgabe des Holzbulletins vor. Das Spektrum reicht dabei vom mehrgeschossigen Weiterbauen wie in den Beispielen des Betriebsgebäudes der SZU in Zürich oder des Wohnhauses an der Rösch­ strasse in St. Gallen über Erweiterungen mit einem bis drei zusätzlichen Stockwerken auf bestehenden Wohn- oder Geschäftsgebäuden mitten in urbanen Zentren wie Genf oder Zürich bis zur Aufstockung eines denkmalge­ schützten Stadthauses in Luzern. Hier hat der Eingriff im Dachgeschoss nicht nur zusätz­ lichen Wohnraum geschaffen, er stärkt auch den ursprünglichen Charakter des Hauses. Die hier vorgestellten Strategien lassen sich in Städten, Agglomerationen oder im ländlichen Raum realisieren – bei mehrgeschossigen Bauten oder kleinteiligen Strukturen, unabhän­ gig von ihrer Nutzung. Das dokumentieren unzählige Beispiele, die in den letzten Jahren entstanden sind und damit zur Verdichtung im bestehenden Siedlungsgebiet beitragen – immer mit dem Baustoff Holz. Jutta Glanzmann Technische Kommunikation Lignum

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Aufstockung Mehrfamilienhaus Röschstrasse, St. Gallen Das Mehrfamilienhaus an der Röschstrasse in St. Gallen wurde mit dem ersten Rang der Region Ost des Prix Lignum 2018 ausge­ zeichnet. Für die Aufstockung um fünf Ge­ schosse auf die bestehende Struktur bot sich Holz an. Die kurze Bauzeit bei engen Platz­ verhältnissen war ein weiteres Argument für das leichte Material, das in seinem strukturellen Aufbau den architektonischen Ausdruck des Objekts bestimmt. Das heute fünfgeschossige Mehrfamilienhaus liegt in einem Quartier in St. Gallen, das sich in den letzten Jahrzehnten zu einem beliebten Wohnort entwickelt hat. Die Eigentümer ent­ schieden sich deshalb, das ursprünglich drei­ geschossige Gewerbegebäude mit Büros und Wohnungen über Terrain künftig ausschliess­ lich als Wohnhaus zu nutzen. Die Bauordnung in diesem innerstädtischen Kontext erlaubte zudem, zwei zusätzliche Stockwerke sowie ein Attikageschoss zu realisieren. Das Grundstück selbst befindet sich an einer leichten Hanglage und grenzt gegen Süden und Osten direkt an eine Quartierstrasse. Eine erste statische Analyse ergab, dass sich eine Aufstockung von dieser Grösse nur in Leichtbauweise erstellen liess: Die Bauherr­ schaft entschied sich deshalb für eine fünfge­ schossige Aufstockung in Holzbauweise. Dabei dienen die zwei bestehenden Unter­ geschosse in Massivbauweise als Sockel, wo­ bei die Betonstruktur in Skelettbauweise nur marginal verstärkt werden musste. Die drei

oberen Geschosse wurden bis auf die Boden­ platte des Erdgeschosses zurückgebaut. Den Raster von 5,15 x 5,84 m der Betonstützen im Sockelgeschoss übernahm man für die stati­ sche Struktur des Holzbaus. Die neuen Ge­ schossdecken wurden mit sichtbaren Hohlkas­ tenelementen realisiert: So konnten bei geringer Eigenlast die Anforderungen an den Schall- und Brandschutz optimal gelöst wer­ den. Weil die bestehende Betonkonstruktion die Aufnahme grosser Zug- und Druckkräfte infolge Horizontallasten nicht zuliess, war eine innovative Lösung gefragt: Die Fassade über­ nimmt zusammen mit den Deckenelementen die horizontale Aussteifung des Gebäudes. Liegende und stehende Brettsperrholzplatten werden in den Ecken verbunden und bilden eine steife Rahmenkonstruktion, eine Art Vierendeelträger, an jeder Fassadenseite. In Querrichtung wurden zusätzlich zwei Wände zwischen je zwei Stützen statisch miteinander verbunden und wirken so aussteifend im Bereich des Gebäudeschwerpunktes. Zwischen die Unterzüge wurden die Deckenelemente eingehängt, die mit Schubstählen untereinan­ der verbunden sind. Ausgehend von der Struktur, die vom beste­ henden Sockelgeschoss aus entwickelt worden war, entwarfen die Architekten die Raumund Wohnungseinteilung. Den von der Bau­ herrschaft vorgegebenen Wohnungsspiegel implantierten sie gewissermassen in den freien Stützengrundriss. Die einzige Regel, die da­bei zu befolgen war: Wohnungstrennwände

sollten aus bauphysikalischen Gründen unter den in Querrichtung verlaufenden Unterzügen liegen. So liessen sich in dem nahezu recht­ winkligen Dreieck als Grundform des Hauses 18 Wohnungen mit 2½ bis 4½ Zimmern realisieren, die seitlich je durch ein Treppenhaus erschlossen sind. Dabei spiegeln die Woh­ nungsgrundrisse quasi das statische System: Räume sind achsübergreifend, und die Eintei­ lung der nichttragenden Zwischenwände ist unabhängig vom Stützenraster und vom sicht­ bar belassenen Deckenspiegel. Strukturelle Elemente wie Unterzüge, Stützen und Decken­ elemente wurden bewusst nicht verkleidet, so dass die Konstruktion in den Wohnräumen spürbar bleibt. Auch die Fassade folgt der inneren Struktur und bildet das statische System des Gebäudes ab: Vertikale und horizontale Element sind der Hierarchie entsprechend in verschiedenen Ebenen angeordnet und gliedern so die Fas­ sade. Aufgrund der VKF-Brandschutzvorschrif­ ten 2015 konnte auch der vertikale Fluchtweg mit Holzanteilen ausgeführt werden. Es han­ delt sich dabei um das erste Treppenhaus in Holz, das im Kanton St. Gallen nach den BSV 2015 erstellt wurde. Die begrenzte räum­ liche Situation im städtischen Kontext ver­ langte im Vorfeld eine genaue Planung des Bauablaufs. Dank der Leicht­bauweise liessen sich die Lärmemissionen im Wohngebiet auf ein Minimum reduzieren und die Rohbau­ phase auf drei Monate beschränken.

Situation

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Querschnitt

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Längsschnitt

20 m


Erdgeschoss

Regelgeschoss

Attikageschoss

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Deckenelemente

Aufbau Aussenwand Brüstung von aussen: Vertikale Fassadenverkleidung in Fichte 19 mm Lattenrost 30 + 10 mm horizontal (Hinterlüftung) Windpapier Gipsfaserplatte 15 mm Holz-Ständer 80/120 mm, dazwischen Mineralwolle Brettsperrholzplatte 80 mm Lattenrost (Installationsraum) 60 mm, dazwischen Mineralwolle Gipsfaserplatte 15 mm Innenputz Aufbau Decke von oben: Bodenbelag 10 mm Unterlagsboden Anhydrit 50 mm Trittschalldämmung 30 mm Schüttung 80 mm Flächiges Hohlkastenelement, sichtbar 200 mm

Detailschnitt Fassade

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Aussenwände als Vierendeelträger

Vertikales System mit Stützen und Unterzügen

Ort Röschstrasse 18, 9000 St. Gallen Bauherrschaft Webetim AG, P. und V. Weigelt, St. Gallen Architektur Forrer Stieger Architekten AG, St. Gallen Bauingenieur Kellenberger Ingenieure AG, St. Gallen Elektroplaner Baumann Electro AG, St. Gallen HL/S-Ingenieur Kempter + Partner AG, St. Gallen Holzbauingenieur Josef Kolb AG, Romanshorn Bauphysik Studer + Strauss AG, St. Gallen Holzbau Kaufmann Oberholzer, Roggwil TG, Koster AG Holzwelten, St. Gallen (Schreinerarbeiten), Ego Kiefer AG, St. Gallen (Fenster HolzMetall) Materialien Brettschichtholz (Unterzüge, Pfosten) ca. 100 m3, Balkenschichtholz (Innen- und Aussenwände) ca. 75 m3, Brettsperrholzplatten (Aussenwände) ca. 840 m2, Holzwerkstoffe (OSB, Dreischichtplatten) ca. 850 m2, flächige Hohlkastenelemente ca. 315 m3/80 t, lineare Hohlkastenelemente ca. 45 m3/15 t, Gipsfaserplatten 4300 m2 Gesamtkosten (BKP 1–9) CHF 6,3 Mio. inkl. Mwst. Geschossfläche SIA 416 2635 m2 Gebäudevolumen SIA 416 7871 m3 Bauzeit 2015/2016 (Aufrichtezeit: Anfang November 2015 bis Ende Januar 2016) Fotograf Till Forrer, Zürich

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Umbau und Aufstockung Haus Löwenstrasse, Luzern Die neue Dachkonstruktion als Holzele­ mentbau ergänzt das 1873 im Stil der Neo­ renaissance erbaute Stadthaus geschickt: Die beiden Geschosse, worin drei zusätzliche Maisonettewohnungen Platz gefunden haben, werden als Dachaufbau wahrgenom­ men. Trotz seiner zeitgenössischen, expres­ siven Form stärkt er den ursprünglichen Charakter des Hauses, indem er vom Stras­ senraum zurücktritt. Das Gebäude liegt im gründerzeitlichen Wey­ quartier in Luzern, zwischen Löwendenkmal und Vierwaldstättersee. Ursprünglich als Dop­ pelwohnhaus mit Ladengeschoss geplant, wur­ de es schliesslich als Hotel mit repräsentativer Treppenanlage realisiert. Es ist ein bedeuten­ der Bau der originalen Hofrandbebauung des Quartiers und gilt als besonders schutz­ würdiges Kulturdenkmal von erheblichem Wert. Die Erneuerung und die Dachaufsto­ ckung erfolgten deshalb in enger Zusammen­ arbeit mit der kantonalen Denkmalpflege. Um möglichst viel wertvolle Substanz zu er­

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halten und das Gebäude gleichzeitig zu mo­ dernisieren, entwickelten Huggenbergerfries Architekten nach verschiedenen Studien ein Konzept mit möblierten Appartements an­ stelle der bisherigen Nutzung mit zwei Woh­ nungen pro Geschoss. Zum einen schreibt sich die Kleinteiligkeit dieser Nutzung in die bestehende Gebäudestruktur ein. Zum ande­ ren konnte aufgrund der einfacheren Schall­ schutzanforderungen für die gewählte Hotel­ lerienutzung ein Grossteil der Deckenkonstruktion sowie der Treppenanlagen in ihrem originalen Zustand belassen werden. Die not­ wendigen Brandschutzmassnahmen zwischen den Geschossen und im Treppenhaus wurden von unten an die Decken angebracht. Im Stil der Neorenaissance waren die Dächer möglichst flach ausgebildet, so dass sie im Strassenraum kaum in Erscheinung traten. Das bestehende Dach entsprach mit zehn später ergänzten, von der Strasse gut sichtbaren Dachlukarnen nicht mehr dem Originalzu­ stand von 1872. Man entschied sich deshalb, das Dach mit einer Aufstockung zu ersetzen,

wobei aus städtebaulicher und denkmalpflege­ rischer Sicht auf die baurechtlich mögliche Erhöhung um ein Geschoss verzichtet wurde. Trotzdem gelang es, Raum für drei weitere Maisonettewohnungen zu schaffen, indem über der bestehenden Traufe die Aufstockung durch ein fünftes Geschoss und das Dachge­ schoss architektonisch als Dach ausformuliert wurde. Die steile Dachschräge setzt so nicht an der Traufe an, sondern zurückversetzt, auf einer Flucht mit der bestehenden Fassade. Damit tritt das Vordach im Strassenraum weiterhin als vorrangiger Abschluss der Fassa­ de in Erscheinung. Die neue Aufstockung in einem Holzelement­ bau überspannt das bestehende, knapp 10 m tiefe Gebäude frei, Ringbalken dienen als hori­ zontale Auflager der Dachkonstruktion aus Holz-Sandwich-Elementen. Die Faltung der Dachhaut als expressive Form nimmt die Dreiteilung der prägnanten Fassade auf. Gleich­ zeitig entstehen so spannende räumliche Situationen in den drei neuen Wohnungen. Für die homogene Wirkung der Dachhaut


Situation

wurde auf Lukarnen oder Auskragungen ver­ zichtet. Die kleinteiligen Faserzementplatten der Dachverkleidung verstärken die flächige Wirkung mit scharfkantigen Knicken und Keh­ len. Die natürliche grau-grün-bräunliche Farb­ gebung des Materials harmoniert mit der Kalksandsteinfassade des Bestands und integ­ riert sich zurückhaltend in die Umgebung. Be­ lichtet wird das fünfte Obergeschoss über Fenster, die bündig in die Dachschräge einge­ lassen sind und sich im Format an den beste­ henden Öffnungen orientieren. Im Dachge­ schoss wurden dreieckige Oberlichter, abgestimmt auf die Geometrie der Dachflächen, bündig in die Dachhaut gesetzt. Die mittlere Wohnung erstreckt sich im Dachgeschoss von der Strassenfassade bis zum rückwärtigen Hof, wo sich eine grosse Terrasse befindet. Einen Stock tiefer liegen der Schlafbereich und der Zugang zur Wohnung. Die zwei je seitlichen Wohnungen sind ebenfalls zweiseitig orien­ tiert. Der Wohnbereich ist zweigeschossig und schafft einen Bezug zum Schlaf- und Bürobe­ reich mit Bad auf der Galerie.

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Erdgeschoss

ergerfries

Löwenstrasse Luzern

Erdgeschoss

M 1:200

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5.Obergeschoss

M 1:200

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5

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5. Geschoss

ergerfries

Löwenstrasse Luzern

Dachgeschoss

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Schnitt

huggenbergerfries

LĂśwenstrasse Luzern

10 m

Schnitt B-B

M 1:200

0

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Aufbau Dach von aussen: Faserzementschindeln 40 x 40 mm Dachlattung Konterlattung 60 x 60 mm mit Hinterlüftung 60 mm Unterfolie, Stösse verschweisst Gipsfaserplatte 2 x 12,5 mm Rippen 60/280 mm inkl. Mineral­ faserdämmung 280 mm Dreischichtplatten 25 mm Luftdichtigkeitsschicht, Lattung Gipsfaserplatte 2 x 12,5 mm Verputz

Detailschnitt Dach

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Ort Löwenstrasse 12/14, 6004 Luzern Bauherrschaft Familie Halpert, Zürich, vertreten durch Philipp Ackermann Betreiber Smart Apartments AG, Luzern Architektur Huggenbergerfries Architekten AG ETH SIA BSA, Zürich Moritz Schwarz (Projektleiter), Peter Blume, Suse Koch, Beata Kunert, Marc Landolt, Sara Nigg, Caroline Oehler, Pierre Schild, Carlo Zürcher Bauingenieur Massivbau Schubiger AG Bauingenieure, Luzern Bauingenieur Holzsystembau AG für Holzbauplanung, Rothenthurm Elektroplanung Robert Widmer AG, Luzern HLK-Planung Paul Kunz, Adligenswil Sanitärplanung Aregger Partner AG, Luzern Bauphysik & Akustik Pirmin Jung, Büro für Bauphysik AG, Rain Baumanagement Kunzarchitekten AG, Sursee Holzelementbau Walter Küng AG, Alpnach Dorf (Ausführung) Bausumme total CHF 6 Mio. inkl. Mwst. Geschossfläche SIA 416 2200 m² Gebäudevolumen SIA 416 5800 m³ Bauzeit 2013 – 2015 Fotograf Beat Bühler

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Aufstockung ‹Wood in the sky›, Genf Die Entwurfsidee für die Aufstockung basiert auf dem Bild eines schwebenden Möbelstücks aus Holz. Dieses stülpt sich förmlich über das bestehende Attikageschoss. Trotz des klar mineralischen Ausdrucks des Bestands ent­ steht eine formale Einheit zwischen alt und neu: Zum einen aufgrund der Kohärenz von vertikalen und horizontalen Bezügen, zum anderen aufgrund der ähnlichen Farbigkeit. Das um ein Geschoss erweiterte Gebäude liegt mitten in Genf – an der Rue Daubin, in der Nähe des Bahnhofs. Das Quartier ist eines der wenigen, in denen das im Februar 2008 in Genf eingeführte Gesetz zur Aufstockung von Gebäuden (‹Loi sur les surélé­vations›) Wir­ kung entfaltet. Obwohl es erlaubt, städtische Gebäude um bis zu zwei Stockwerke zu erhö­ hen, musste man das erwartete Erweiterungs­ potential deutlich nach unten korrigieren – Gründe dafür waren Einschränkungen im Zusammenhang mit dem Denkmalschutz, dem Schattenwurf auf gegenüberliegende Gebäude sowie hohe Kosten einer solchen Erweiterung.

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Das Gesetz hat somit nicht zu einer deutli­ chen Zunahme des Angebots an Wohnraum geführt. Das ursprünglich achtgeschossige Objekt ist in drei identische Abschnitte aufgeteilt, die eine relativ gleichförmige Fassade aufweisen – was für diese Art Wohngebäude aus den 1970er-Jahren charakteristisch ist. Die sechs Wohnungen, die im Zuge der Aufstockung im neunten Stockwerk entstanden sind, liegen beidseits der drei Treppenhäuser. Sie umfas­ sen vier bis sechs Zimmer mit einer TagNacht-Typologie: Die Wohnbereiche sind auf die Rue Daubin und die Zimmer auf den In­ nenhof ausgerichtet. Aufgrund der Lage des Gebäudes hat man in sämtlichen Zimmern des Wohnbereichs See­ blick. Loggien fassen die Sicht auf die Stadt und den Jet dʼeau. Ihre breiten Rahmen, die gegenüber der eigentlichen Fassade vorsprin­ gen, sorgen für mehr Privatsphäre in den Aussenbereichen der Wohnungen, die sich in ihrer Lage zum Teil überschneiden. Die archi­ tektonische Gestaltung mit Innenhof und

Rahmen aus lichtdurchlässiger Holzstruktur erzeugt den Eindruck, das Gebäude bestehe aus Schiebeschachteln. Der Horizont wird dadurch zerschnitten und bildet so eine unter­ brochene ‹Skyline›, wodurch das Gebäude­ volumen optisch verringert wird. Das Ender­ gebnis erinnert an eine Serie von DuplexMehrfamilienhäusern. Mit Ausnahme der Brandmauern aus Zement­ steinen besteht die gesamte Aufstockung aus Holz. Sie basiert auf einer selbsttragen­ den Skelettstruktur, die von einem vorgefer­ tigten und in der Werkstatt gedämmten Flachdach abgeschlossen wird. Durch den Ent­ scheid, Holz als Material zu verwenden, liess sich das Gewicht des zusätzlichen Stockwerks ver­ringern. Der Boden besteht aus einer vor­ gefertigten Kastendecke mit integrierter Däm­ mung. Die ebenfalls im Werk vorgefertigte Fassade besteht aus einer vertikal durchbrochenen Ver­ kleidung aus Tannenholz, die auch das ur­ sprüngliche Attikageschoss umhüllt. Die unter­ schiedlich breiten Holzpaneele beleben die


Fassade und laufen zum Teil vor den Band­ fenstern durch. Diese scheinen partiell durch. Die gewählte Art der Verkleidung schliesst die Aufstockung zu einer Einheit mit dem ur­ sprünglichen Attikageschoss zusammen. Gleichzeitig unterstützt ihre silbergraue Fär­ bung auch die chromatische Ähnlichkeit mit den unteren Stockwerken. Als Bodenbelag im Inneren wurde Parkett ver­ legt, die Decken und Wände der Wohnberei­ che sind mit Gips glatt verputzt. Dank der gu­ ten Wärmedämmung der neuen Konstruktion lassen sich Wärmeverluste über das Dach be­ grenzen. Die zweiseitig orientierten Wohnun­ gen profitieren zudem von einer guten natürlichen Querlüftung. Die grösste Heraus­ forderung dieser Baustelle in einem dicht bebauten Stadtgebiet bestand darin, dass die Mieter der unteren Stockwerke während der Bauarbeiten in ihren Wohnungen bleiben kön­ nen sollten. Dank der Vorfertigung der Bauele­ mente waren die Arbeiten rasch beendet. Situation

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Ort Rue Daubin 25–27–29, 1203 Genf Bauherrschaft vertreten durch Georges Thaler, Genf Architektur group8 Sàrl, Carouge Architektur (Ausführung) Beric SA, Petit-Lancy Bauingenieur EDMS SA, Petit-Lancy Planung Brandschutz Protectas SA, Grand-Saconnex Ingenieur Geomatik MBC ingéo SA, Carouge Holzingenieur EDMS SA, Petit-Lancy Holzbau Zimmerarbeiten: Dasta Charpente SA, Plan-les-Ouates; Fenster: Panorama Profil Line SA, La Sarraz; Schreinerarbeiten: Norba SA, Les Acacias; Parkett: Vallotto & Cie, Genf HL-Ingenieur Mino SA, Plan-les-Ouates Sanitär-Ingenieur Constantin G. SA, Plan-les-Ouates Sanitäranlagen Alpiq Tec Romandie SA Elektroingenieur Sedelec SA, Carouge Bauakustik dʼSilence Acoustique SA, Montreux Geschossfläche SIA 416 778 m2 Gebäudevolumen SIA 416 3542 m3 Bauzeit 2011 – 2012 Fotograf Régis Golay, Federal Studio, Genf

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Schnitt

10 m


1. Attikageschoss

2. Attikageschoss

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Dachaufbau von oben: Kieskoffer 60 mm Wasserdichtung 10 mm Dreischichtplattenbalken 27 mm Brettschichtholz 180 x 320 mm mit integrierter Dämmung Dampfbremse CD-Deckenprofile Gipsplatte 10 mm

Fassade bei Fenster: Zementgebundene Platte 22 mm mit Verputz oder Farbe Store Dämmung Storenkasten OSB-Platten 18 mm Holzlattung und Dämmung 40 mm Dampfbremse Gipsplatte 12,5 mm

Rahmen (Sichtschutz, Verkleidung durchbrochen): Holzpaneele von 50, 100 und 145 mm; Abstände von 13 mm Trapezblech mit Abflussrohren Metallrahmen RRW-Profil 50 x 50 x 50 mm

Fassade bestehendes Dachgeschoss: Offene Fassadenbekleidung vertikal 25 mm Holzlattung 60 mm Aussenverkleidung Grundputz und Abrieb Mauer aus Zementsteinen/Backstein 150 mm Hohlraum/Wärmedämmung 30 mm Backstein 40 mm

Detailschnitt Attika

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Aufstockung SZU-Betriebsgebäude, Zürich Dass es sich beim SZU-Betriebsgebäude um eine Aufstockung handelt, erschliesst sich dem Betrachter oder der Betrachterin nicht sofort: Zusammen mit dem bestehenden So­ ckel bilden die darüber liegenden vier neuen Wohngeschosse in Holzbauweise ein in sich geschlossenes, überzeugendes Ganzes. Mit den beiden ergänzenden Neubauten ist so mitten in Zürich ein qualitätsvoller, urbaner Ort zum Leben und Arbeiten ent­standen, der verkehrstechnisch bestens erschlossen ist. Das 2013 aufgestockte Betriebsgebäude der SZU steht an exponierter Lage mitten in der Stadt Zürich. Ursprünglich eine Kiesgrube, diente das Areal seit Eröffnung der Sihltalbahn 1892 als Heimbahnhof und Umschlagplatz, wurde zum Schluss aber nur noch als Park­ platz genutzt. Bebaut war es einzig mit dem ehemaligen Wärterhaus und dem Lager- und

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Betriebsgebäude der SZU. Für die klassische Industriebrache schlug das Siegerprojekt des städtebaulichen Wettbewerbs eine Ver­ dichtung vor. Ausgehend vom Betriebsgebäu­ de, das aufgestockt und umgenutzt werden sollte, wurden zwei neue Baukörper erstellt, die auf das Bestehende reagieren und dieses räumlich geschickt ergänzen: Während das markante Boarding House das Ensemble Rich­ tung Sihlhochstrasse im Osten fasst, mäand­ riert das zweite Volumen zwischen Betriebs­ gebäude, Gleisanlagen und benachbarter Bebauung. Die Setzung der drei unterschied­ lich ausgebildeten Volumen liess ein dichtes und lebendiges Stück Stadt mit differenzierten Aussenräumen entstehen. Das zweigeschossige Betriebs- und Lagerge­ bäude der SZU von 1962 blieb im Sockel­ bereich erhalten, während man einen Aufbau aus den 1980er-Jahren durch einen vierge­

schossigen, vorfabrizierten Holzbau ersetzte. Das Tragwerk und die Fundationen waren dank der ursprünglichen Funktion als Lagerund Umschlagsgebäude dafür robust genug. Die Relaisanlagen für die Steuerung von Weichen und Signalen im Tiefparterre blieben bestehen. Im Erd- und ersten Obergeschoss befindet sich heute das Hauptquartier der SZU. Die 24 Wohnungen in der darüber lie­ genden Aufstockung reichen von loftartigen Studios bis zu 4½ Zimmer-Wohnungen und sorgen so für eine soziale Durchmischung der Mieterschaft. Das vorgefundene Tragwerk im Sockel gab die Struktur der Aufstockung vor: Analog zu den Unterzügen des Bestandes überspannen die Brettschichtholzträger mit Querschnitten von 180 x 540 mm in einem Raster von 5 m den Innenraum. Dies ist sowohl statisch als auch konstruktiv vorteilhaft, denn die Biegemomen­


te sind reduziert, und die Balkone können stützenfrei getragen werden. Zwischen den Trägern sind die Hohlkastendeckenelemente eingehängt. Für den Schallschutz sorgen eingelegte Gartenplatten, ein schwim­mender Unterlagsboden und eine abgehängte Decke. Der statische Rhythmus bestimmt die Grund­ struktur der Wohnungsgrundrisse, die zwi­ schen den beiden Längsfassaden auf­gespannt sind und so durch die vollflächige Verglasung von zweiseitiger Aus- und Fernsicht profitieren, einmal Richtung Uetliberg und einmal Rich­ tung Stadt. Die beidseitig vorge­lagerten Balko­ ne erweitern die Wohnräume gegen aussen. Für die Wände wurden Elemente in Rahmen­ bauweise verwendet. Erschlossen werden Büros und Wohnungen über eine Rampe. Von dort führen drei neue Lifte direkt in die Wohnungen. Die Flucht­ treppenhäuser sind zur Steigerung der Flächen­

effizienz nicht Teil des beheizten Volumens. Diese wie auch das bestehende Treppenhaus bestehen aus Beton und sichern die Fluchtwe­ ge im Brandfall. Zudem steifen sie das Gebäu­ de in Querrichtung gegen Erdbeben und Wind­ kräfte aus. Eine wärmedämmende, verputzte Hülle verschleift Sockel und Aufbau zu einem Ganzen, so dass sich der Holzbau erst auf den zweiten Blick zeigt – insbesondere bei den auskragenden Trägern der Balkonschicht. Die Wahl von Holz für die Aufstockung hat zum einen statische Gründe, zum anderen senkt sie den Anteil grauer Energie deutlich. Dank der vorfabrizierten Elementbauweise verkürzte sich die Bauzeit markant – der Rohbau wurde in nur fünf Wochen aufgerichtet.

Situation

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Querschnitt

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Längsschnitt

10 m

Erdgeschoss

Regelgeschoss

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Deckenaufbau von oben: Bodenbelag Anhydritunterlagsboden 55 mm Trittschalldämmplatte 20 mm Gartenplatten 40 mm Trennlage Kastenelement: Dreischichtplatte 27 mm Rippen 220 mm/Dämmung 60 mm Dreischichtplatte 27 mm Lattung mit Federbügeln befestigt/ Dämmung 40 mm Gipsfaserplatte 2 x 12,5 mm Aufbau Wohnungstrennwand: Gipskartonplatte 2 x 12,5 mm Blechständer 50 mm/Dämmung Gipsfaserplatte 15 mm Dreischichtplatte 42 mm, aufgeklebt Ständer 150 mm/Dämmung Dreischichtplatte 42 mm, aufgeklebt Gipsfaserplatte 15 mm Blechständer 50 mm/Dämmung Gipskartonplatte 2 x 12,5 mm Die Rahmen sind mit Trägern in Brett­ schichtholz von 180 x 540 mm und Stützen in Brettschichtholz oder Stahl ausgeführt, welche beidseitig mit 42 mm starker, aufgeklebter Dreischichtplatte beplankt sind.

Detailschnitte Tragachsen

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Ort Wolframplatz 20–22, 8045 Zürich Bauherrschaft Sihltal Zürich Uetliberg Bahn SZU AG, Zürich Bauherrenberater Jean-Paul Jäger, Jäger Partner AG, Zürich; Marcel Schweizer, Schweizer Steimen AG, Zürich Totalunternehmer Unirenova, Zürich Architektur Burkhalter Sumi Architekten GmbH, Zürich; Projektleitung: Steffen Sperle; Mitarbeit: Célia Rodrigues Bauingenieur Dr. Lüchinger + Meyer AG, Zürich Haustechnik Getec Zürich AG, Zürich Elektroplanung Schmidiger + Rosasco AG, Zürich Bauphysik Kopitsis Bauphysik AG, Wohlen Landschaftsarchitektur Klötzli Friedli Landschaftsarchitekten AG, Bern Brandschutz- und Holzbauingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Holzarbeiten Hector Egger Holzbau AG, Langenthal (Holzbau), Fenster nauer AG, Samstagern (Holz-Metall-Fenster), Bantli AG, Regensdorf (Küchen und Garderoben fürs Büro, Türen, Schränke, Regale), Scheuermann AG, Goldach (Parkett), und Hans Eisenring AG, Volketswil (Küchen und Garderoben fürs Wohnen) Materialien Brettschichtholz und Balken­­schichtholz 705 m3, diverse Holzwerkstoffplatten 23 730 m2 Baukosten BKP 1–6 CHF 14,062 Mio. Baukosten BKP 2 CHF 10,42 Mio. davon BKP 214 CHF 1,98 Mio. Grundstücksfläche SIA 416 2123 m2 (inklusive Perron) Gebäudegrundfläche SIA 416 891 m2 Geschossfläche SIA 416 5127 m2 (total), 1597 m2 (Büro), 2824 m2 (Wohnen) Hauptnutzfläche SIA 416 3274 m2 (total), 1136 m2 (Büro), 2176 m2 (Wohnen) Gebäudevolumen SIA 416 18 243 m3 (total), 6284 m3 (Büro), 8698 m3 (Wohnen) Kubikmeterpreis SIA 416 (BKP 2) CHF 570.– Bauzeit November 2011 bis März 2013 Fotografen Georg Aerni, Zürich, und Heinz Unger, Schlieren

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Umbau und Aufstockung Ruf-Haus Badenerstrasse, Altstetten Die dreigeschossige Aufstockung in konstruktiver Holzbauweise schreibt das Vorge­ fundene fort: Die Architektur und die stati­ sche Struktur des bestehenden Bürogebäudes bilden die Basis für die neuen Ateliers und Wohnungen von hoher räumlicher Qualität, die so in einem gemischt genutzten Quartier in Zürich-Altstetten zusätzlich geschaffen werden konnten. Das Ruf-Haus ist das ehemalige Firmengebäu­ de eines Familienbetriebs, der hier seit den 1950er-Jahren Buchhaltungslösungen für öf­ fentliche Verwaltungen und Grossbetriebe ent­ wickelte. Das U-förmige Gebäude besteht aus drei Flügeln mit je unterschiedlichem Baujahr, die sich volumetrisch und architektonisch zu einer Einheit fügen. Nach der Umnutzung und Erweiterung wird das Ruf-Haus heute mit Wohnungen und Ateliers gemischt genutzt. Wichtig war den Architektinnen, dass die Cha­ rakteristik des Gebäudes durch den Umbau nicht verändert würde. So versuchten sie trotz des Eingriffs möglichst viele für die Architektur typische Elemente zu erhalten. Mit der Aufstockung um zwei Geschosse und einem zusätzlichen Attikageschoss konnten insgesamt 41 Wohnungen und 20 Ateliers un­

terschiedlicher Grössen geschaffen werden. Die Raumschichten entlang der ruhigen Hof­ seite sind auf die Wohnnutzung ausgerichtet, während diejenigen auf der Strassenseite mit Ateliers belegt sind. Die Wohnungen sind loftartig konzipiert: Sie weisen grosszügige zusammenhängende Wohnflächen auf, welche sich von den Bewohnerinnen und Bewohnern individuell und nach Bedarf zonieren lassen. Das neue Attikageschoss springt gegenüber den Hauptgeschossen zurück und nimmt damit ein spezifisches Merkmal der Gewerbe­ bauten entlang der Badenerstrasse auf. Auch der kräftig ausgebildete, bereits bestehende Dachvorsprung über dem dritten Obergeschoss blieb als wichtiges Merkmal erhalten und akzentuiert den Übergang zwischen alt und neu. Indem sich die neuen Geschosse hof­ seitig zurückstufen, entstehen vor den Woh­ nungen attraktive private Aussenräume. Gleichzeitig wird der Hof so weiterhin gut be­ lichtet. Die begrünten Terrassen wirken wohn­ lich und bilden bewusst einen Kontrast zur Regelmässigkeit der Strassenfassade, wo die ruhige Silhouette beibehalten und ein zurück­ haltender Ausdruck vermittelt wird. Die Aufstockung ist in konstruktiver Holz­ bauweise realisiert, wobei die statische Struk­

tur detailliert auf diejenige des Bestands abgestimmt wurde. Indem man die neuen Ele­ mente möglichst leicht konstruierte, war es möglich, auf eine aufwendige statische Ertüch­ tigung der bestehenden Struktur zu verzichten. Um die Anforderungen für den Schallschutz erfüllen zu können, musste gleichzeitig mög­ lichst viel Masse eingebracht werden: Die dafür erforderlichen Konstruktionsstärken ha­ ben bewirkt, dass die Raumhöhe in der Auf­ stockung im Vergleich zum Bestand geringer ist. Die Holzelemente in Rahmenbauweise für die Wände und Decken wurden vorfabriziert und fertig auf die Baustelle geliefert, wodurch sich die Bauzeit wesentlich verkürzte. Die Fassadengestaltung orientiert sich an der Einteilung des Altbaus und interpretiert diese neu: Wie eine Haut legen sich die leichten, gefalteten Aluminiumplatten um die drei neu­ en Geschosse und führen die Vertikalität und Plastizität der bestehenden Fassade weiter. Die darauf abgestimmten Einzelfenster ermög­ lichen die oben erwähnte Flexibilität bei der Raumeinteilung. Im Inneren prägen die hohen, schmalen Fenster zusammen mit den konstruktiven Elementen der Tragstruktur die Raumwirkung.

Situation

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Schnitt Ostflügel

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Schnitt Ostflügel 1:200

Die Aufstockung ist als autonome Einheit auf das Flachdach gestellt. Sie hat einen eigenen Boden. Zwischen alt und neu nimmt ein Hohlraum die Leitungen aus Küchen und Bädern auf und führt diese in den bestehenden Schächten nach unten.

Aufbau Wohnungstrenndecke innen: Parkett 10 mm Unterlagsboden 60 mm Trittschalldämmung 20 mm Unterlagsboden 75 mm Hohlkastenelement 426 mm/ Dämmung 200 mm Gipsfaserplatte 18 mm Abgehängte Gipskartonplatte

Übergang Bestand/Aufstockung Westflügel

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Lignum Holzbulletin Thema Aufstocken_Ruf-Haus, Badenerstrasse 595 in Zürich-Altstetten_Guagliardi Ruoss dipl. arch. eth swb, Zürich / Im April 2019

Ort Badenerstrasse 595, 8048 Zürich-Altstetten Bauherrschaft Mobimo AG, Küsnacht Auftragsart Direktauftrag nach Konkurrenzbewerbung Architektur Guagliardi Ruoss dipl. arch. eth swb, Zürich Innenarchitektur Kalfopoulos Architekten, Zürich Landschaftsarchitekt Balz Hofmann Landschaftsarchitektur, Zürich Bauingenieur APT Ingenieure GmbH, Zürich; Henauer Gugler Bauingenieure AG, Zürich Bauphysik Mäder Bauphysik AG, Winterthur HLKS-Planer Triplan Gebäudetechnik AG, Reinach Elektroingenieur Mettler + Partner Elektroingenieure AG, Zürich Holzbauingenieur Makiol + Wiederkehr Holzbauingenieure AG, Beinwil am See Totalunternehmer Steiner AG, Zürich Holzbau Hector Egger Holzbau, Langenthal; G. Baumgartner AG, Hagendorn (Fenster) Innenausbau, Küchen, Möbel, Parkett: indi­ vidueller Ausbau (Stockwerkeigentum) Materialien Konstruktionsholz 223 m3; Holzwerkstoffplatten 5800 m2, davon Furnierschichtholz 380 m3 Baukosten BKP 1– 9 ca. CHF 20 Mio. exkl. MwSt. Baukosten (BKP 214) CHF 1,7 Mio. inkl. MwSt. Kubikmeterpreis SIA 416 (BKP 2) CHF 519.Grundstücksfläche nach SIA 416 2389 m2 Gebäudegrundfläche nach SIA 416 1196 m2 Geschossfläche nach SIA 416 8926 m2 Gebäudevolumen nach SIA 416 30 832 m3 Bauzeit Juni 2013 (Abbruch) bis Dezember 2014 (Bezug) Fotograf Istvan Balogh


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Grundriss 1. Obergeschoss Bestand

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Grundriss 1. Obergeschoss Bestand 1:200 Lignum Holzbulletin Thema Aufstocken_Ruf-Haus, Badenerstrasse 595 in Zürich-Altstetten_Guagliardi Ruoss dipl. arch. eth swb, Zürich / Im April 2019

Grundriss 4. Obergeschoss Aufstockung

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Grundriss 4. Obergeschoss Aufstockung 1:200 Lignum Holzbulletin Thema Aufstocken_Ruf-Haus, Badenerstrasse 595 in Zürich-Altstetten_Guagliardi Ruoss dipl. arch. eth swb, Zürich / Im April 2019

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Aufstockung Haus Löwenstrasse Luzern: Der Blick geht durch die Dachfenster, die bündig in die Dachhaut eingelassen sind, über die Dächer der Stadt. Architektur: Huggenbergerfries Architekten

Lignum Holzwirtschaft Schweiz Economie suisse du bois Economia svizzera del legno Mühlebachstrasse 8 CH-8008 Zürich Tel. 044 267 47 77 Fax 044 267 47 87 info@lignum.ch www.lignum.ch

Holzbulletin, Juni 2019 Herausgeber Lignum, Holzwirtschaft Schweiz, Zürich Christoph Starck, Direktor

Redaktion Jutta Glanzmann, Lignum, sowie Ariane Joyet, Lignum-Cedotec Gestaltung BN Graphics, Zürich

Das Holzbulletin erscheint viermal jährlich in deutscher und französischer Sprache. Jahresabonnement CHF 48.– Einzelexemplar CHF 20.– Sammelordner (10 Ausgaben) CHF 140.– Sammelordner leer CHF 10.– Preisänderungen vorbehalten.

Administration, Abonnemente, Versand Lignum, Zürich

Lignum-Mitglieder erhalten das Holz­bulletin und die technischen Informationen der Lignum, Lignatec, gratis. Die Rechte der Veröffentlichung für die einzelnen Bauten bleiben bei den jeweiligen Architekten. Alle Angaben stammen von den Bauplanern.

ISSN 1420-0260

Lignum-Hotline: 044 267 47 83 Benutzen Sie unsere Fachberatung am Telefon von 8–12 Uhr, die täglich von Montag bis Freitag gratis zur Verfügung steht.

Druck Kalt Medien AG, Zug


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