LIEBE NACHBARN – FRÜHLING 2018

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LIEBENACHBARN D A S H Ü B S C H E S T E S TA D T M A G A Z I N F Ü R W Ü R Z B U R G FRÜHLING 2018 – KOSTENLOS – NIMM ES MIT!

DAS ERLESENE FRÜHLINGSBLATT VON WELTENBUMMLERN UND DAHEIMGEBLIEBENEN KLEIN ABER FEIN - TINY HOUSES


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EDITORIAL

MODELS: Fabienne & Jana Lousie FOTOS: Nico Manger HAIR & MAKEUP: Maria Mihm by Friseur Mihm / Mellrichstadt

J

ana Louise, hier oben rechts sitzend im Bild zu

Moden ändern sich, eine Stadt verändert sich, auch

sehen, hat sich auf ihren Unterarm die Koordina-

Heimatgefühle können sich ändern – doch tief in

ten von Würzburg tätowieren lassen. Warum? Weil

uns schlummert etwas, auf das wir vielleicht öfter

sie von Düsseldorf alleine in unsere Stadt gezogen

wieder mal hören sollten.

ist, um ihre Ausbildung als Floristin zu beginnen: ein sehr großer und mutiger Schritt in ihrem Leben.

Die beiden digitalen Nomaden Steffi und Nick sind

In unserer Bilderstrecke „Ein Tag mit …“ haben wir

immer auf Achse und überall in der Welt zu Hause.

dieses Mal die Jungwinzerin Franziska Schömig be-

Wir haben sie interviewt und sie nach ihrem Ver-

gleitet. Sie bevorzugt es, draußen in der Natur zu

ständnis von Heimat gefragt … und natürlich auch

sein, zu arbeiten und mit den Händen in der dre-

nach gelegentlichen Heimwehgefühlen. Doch nie

ckigen Erde zu wühlen, anstatt über glatte Smart-

irgendwo sesshaft zu werden und immer versuchen,

phonedisplays zu streichen. Beiden Frauen ist die

sich alle Möglichkeiten und Chancen im Leben offen

Erdung, die Verbundenheit mit einem Ort wichtig.

zu halten, anstatt sie beim Schopfe zu packen, ist

Nein, wir fangen hier jetzt keine verklärte Heimat-

vielleicht manchmal auch nicht für jeden der richti-

Diskussion an. Aber Zugehörigkeit oder „Verortung“

ge Weg. Who knows, später ist man immer klüger …

sind Bestandteile der Identität jedes Menschen – und

genau wie nach der Lektüre unserer Frühlingsaus-

spielen oft eine größere Rolle, als wir denken.

gabe. Viel Spaß!

DIE LIEBEN NACHBARN


ºdie eine... oder keine!

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THOMAS BRANDT besitzt neben textlichem gespür ein ausgeprägtes talent für Baustellen. sie verfolgen ihn von der Wohnung bis ins Büro und wieder zurück. trotzdem wandert er vermutlich nie nach schottland aus, obwohl er pausenlos (und viel) davon spricht. und von allem anderen auch.

0. INTRO – ALLES DRIN

WeR macht WaS? 1. EDITORIAL – LIEBSTE NACHBARN 2. SHORT CUTS – STADTGESCHICHTEN

NICO MANGER ist Kommunikations-Designer und hat sich LIEBE NACHBARN ausgedacht.

3. NACHBARSCHAFT – DAS MONOPHON IN GROMBÜHL

Er gestaltet das magazin, schreibt hier und da mal einen kleinen text und macht hier und da mal eine Fotoserie. Im sommer veranstaltet er diverse Flimmern-openair-Kinos in der stadt.

CHRISTIAN GÖTZ ist bekannt aus Funk & Fernsehen. Wenn der medienstar gerade nicht im Heute Journal auftritt, verreist er ungern, fährt stattliche alte Autos – und ist ein großer Fan von Claus Kleber (wie man auch an seinem gesicht sehen kann).

JULIA RÖSCH

4. BITTE EINE ... SALAMI 5. MIT ANDEREN AUGEN – VON LEMMINGEN & WILDSCHWEINEN 6. EIN TAG MIT – WINZERIN FRANZISKA 7. LIEBHABEN – EINE ODE AN DEN DEUTSCHLANDFUNK 8. WEITERGEDACHT ... TINY HOUSES 9. RAUS AUS WüRzBURG – KEINE NACHBARN

packt gerne ihren Backpack. sie liebt es, unterwegs zu sein – egal, ob mit dem Bus, dem zug, dem Flieger oder

10. NACHBARSCHAFTSKONzERTE – ZULU IM INTERVIEW

zu Fuß. gut nur, dass sie ihren Job als freiberufliche texterin so einfach mit dem Reisen verbinden kann.

11. MEINUNG – HINTERHOF POLITIK 12. LIEBE NACHBARN TESTET – FRÜHSTÜCKE

ANNA-LUCIA MENSING hat Italienisch, spanisch und Kriminologie studiert, weshalb sie in telenovelas auch locker die Ermittlerin geben könnte. Als freie texterin geht sie aber ebenso gerne

13. ANDERS ARBEITEN – OUT OF OFFICE 14. MITTENDRIN – DIE LEERRAUMPIONIERE

für uns den Dingen auf den grund.

15. HÖREN & TANzEN – DAS FESTIVALTAPE FÜR DEN SOMMER LISA DILLHOFF sich (schriftlich) kurz fassen, ist nicht so ihr Ding. Außer es ist früh am morgen – also vor neun. Die Würzburgerin hat ihr Hobby zum Beruf gemacht und arbeitet seit ihrem germanistikstudium lieber als texterin statt als taxifahrerin.

16. RECHTHABEN – DER WIDERRUFSJOKER 17. WOHNEN – URLAUBSFLAIR FÜR ZUHAUSE 18. zEITVERTREIB – 12 YEARS A SLAVE

PAULINE FÜG Bühnenpoetin und Autorin.

19. HINTENDRAN – IMPRESSUM & SPAM

Nach ihrem studium der psychologie lebt sie jetzt in Würzburg und in den 2. Klasse-

22. HERzEN – ALLES, WAS UNS LIEB IST

Abteilen der Deutschen Bahn.

DR. RER. NAT. DIPL.-ING. UNIV. SEBASTIAN FIEDLER Wissenschaftler und Alltagsphilosoph in personalunion. Liebt Herausforderungen und braucht Abwechslung. sein treibstoff: Humor und Kaffee. Für beides gilt: je schwärzer, desto besser.

WEItERE mItARBEItER / gAstAutoREN DIEsER AusgABE: ALEXANDER NICKEL-HOPFENGART, ULRIKE GLÄSSEL, SARAH THEISEN, FELIX RÖHR


2. SHORT CUTS

Stadt geschichten in einem hochpreisigen Würzburger Klamottenladen.

Aufgezeichnet von Thomas Brandt, Christian Götz und Nico Manger

House of EC-Cards Nachdem ich mich durch die wenigen Sonderangebote gewühlt hatte, stand ich mit ein paar heruntergesetzten Socken an der

VOR EINEM SPORTWETTBÜRO IN DER INNENSTADT

Kasse. Vor mir ein offensichtlich gut situiertes Ehepaar mittleren

ENDLICH EHRLICH

Alters. Die Kassiererin scannt die einzelnen Kleidungsstücke und

Zwei Franken unterhalten sich: „Ey, als ich 2012 hier nach

sagt schließlich: „Das wären dann 971,80 bitte.“ Den Ehemann

Würzburg kam, war ich Abzogger ... 2013 Abzogger, 2015

reißt es spontan aus seinen Tagträumen – und er flüstert seiner

Abzogger, 2017 immer nur Abzogger! Aber jetzt – jetzt bin

Frau ins Ohr: „Sag mal, haste se noch alle?“ Die Frau ignoriert

ich endlich ein ehrlicher Mann.“

ihn souverän und antwortet der Kassiererin: „Mit Karte bitte.“

Individuell ist einfach. Mit der Sparkassen-Kreditkarte als MasterCard oder die Vorderseite Ihrer Kreditkarte mit einem eigenen Motiv. sparkasse-mainfranken.de/karten


2. SHORT CUTS

Tatort groSSer Parkplatz an der Löwenbrücke. Gepfefferter Irrtum Ich ergattere in meinem betagten Kleinwagen den letzten Mittags in einem Dönerhaus in der INNENSTADT

Parkplatz, während direkt hinter mir ein Porsche Cayenne hält.

ANDERS LESEN

‚Oooch, hab ich dir und deiner überdimensionierten Blech-

Ein Lieferant steht in der Tür und fragt nach dem Chef, weil

schleuder jetzt den Parkplatz geklaut …‘ Der Fahrer steigt aus

dieser anscheinend einen Termin mit ihm habe. Der Chef

und geht auf mein Auto zu. ‚Du komm nur her‘, schießt es mir

weiß aber von nichts: „Ich habe Ihnen doch zweimal ge-

durch den Kopf, ‚ich bin kampfbereit‘. Er klopft an die Schei-

schrieben“, meint der Lieferant. „Das tut mir leid, ich kann

be, ich lasse – auf alles gefasst – das Fenster runter. „Wollen Sie

das nicht lesen … ich lese nur von rechts nach links.“

mein Parkticket haben? Da sind noch drei Stunden drauf …“

GenieSSt einen Sommer voller ideen MiT ABWEcHSLUNGSrEicHEM PrOGr AMM ZUM MiTMAcHEN U Nd AUSPrOB iErEN

Besucht eine Landesgartenschau, die mit zahlreichen Zukunftsgärten, Trends rund um Natur, Urban Gardening, Tiny Houses und Mobilität, attraktiven Spiel- und Erlebnisflächen, einem riesigen Sport an gebot sowie einer Zeitreise durch die facettenreiche Geschichte des Hublands weit mehr ist, als eine Gartenschau im herkömmlichen Sinn. Es erwartet Euch zudem ein prall gefüllter Veranstaltungskalender mit tollen Konzerten, Theater und Open-AirKino. Wir freuen uns auf Euren Besuch. Mit tAges- Oder dAuerkArte 12 . April – 7. OktOber 2018 zu Allen lgs2018 -wuer zburg . de | wO die ideen wAchsen events


3. IN DER NACHBARSCHAFT

Immer eine (Zeit)Reise wert

Das Monophon in Grombühl Über 40.000 Schallplatten stapeln sich hier bis zur Decke und in manchen Ecken hat man Angst, dass einem die vollgestopften Regale entgegenkommen. Wer braucht schon Ordnung, das Genie überblickt das Chaos – heiSSt es. Ladenbesitzer Michael Pfreundschuh ist der lebende Beweis.

M

it Kamera und Notizblock bewaffnet machen wir uns auf den Weg nach Grombühl. Ich bin mal nicht spät dran, wir können uns Zeit lassen, also schlendern wir so vor uns hin. Sind gespannt aufs Interview mit Michael Pfreundschuh, verzichten auf Smalltalk. Nicht weil man sich nichts zu sagen hat, einfach weil es manchmal reicht, in derselben Stimmung zu sein. In der ‚Ich hänge meinen Gedanken nach‘-Stimmung. Über die Brücke, Richtung Wagnerplatz. An diversen Shops vorbei, die SecondhandKlamotten verkaufen. An dem wunderbaren kleinen Laden vorbei, der (Achtung Werbung!) mit absoluter Sicherheit die beste Trinkschokolade aller Zeiten verkauft. An entzückenden

Geschäften, die alles Mögliche verkaufen. Und an, sagen wir – etwas in die Jahre gekommenen Läden, bei denen sich einem auf den ersten und ehrlich gesagt auch zweiten Blick nicht so recht erschließt, was sie eigentlich verkaufen. Egal. Weiter Richtung Monophon. Dem (nicht nur) unter Kennern berühmt-unberüchtigten Plattenladen in Grombühl, haben wir uns sagen lassen. Grombühl also – der Stadtteil, der in den letzten Jahren immer mehr Studenten, junge Familien und frisch gebackene Wahlwürzburger anzieht. Vor allem solche aus Berlin, heißt es. Angeblich erinnert sie das Flair hier irgendwie an ihre Heimat. Das Little Berlin Würzburgs, wie man es in hippen Kreisen seit Neustem so schön nennt.


3. IN DER NACHBARSCHAFT

Bilder an den Wänden, Alben-Cover, Zeitschriftencover, Werbeanzeigen, eingerahmt, uneingerahmt. Mir gegenüber – gefühlt mitten im Raum – steht ein Plattenspieler. „Darf man hier probehören?“ frage ich Michael. „Na aber selbstverständlich!“ antwortet er. Platten ungeöffnet lassen sei ja wohl Quatsch, schließlich seien sie zum Hören da. Klingt einleuchtend. Wie auch immer. Wahrscheinlich tut man gut daran, sich einfach mal rauszuhalten aus all der Fachsimpelei darüber, was an Würzburg denn nun besonders cool ist und was nicht und warum und warum nicht und überhaupt. Ich mag es hier. Meistens jedenfalls. Vor allem die Ecken, die nicht betont anders sein wollen, die gar nichts betonen, sondern bloß da sind und da bleiben. So wie dieses Fleckchen Grombühl eben. Und wie die 90 Quadratmeter Zeitkapsel, auf die wir zusteuern. Aber lest selbst.

Den Laden am Wagnerplatz gibt es seit Mitte der 90er erzählt uns Michael. Angefangen hat er mit einem kleinen Geschäft in der Neutorstraße, danach gab es noch den Laden in der Sartoriusstraße neben dem guten alten AKW. Seit über 20 Jahren ist er nun hier und will am liebsten nie wieder weg – „Da hängt einfach dein Herz dran, an so einem eigenen kleinen Laden. Den du gestalten und führen kannst, wie du es für richtig hältst.“ Solange er sich hält, versteht sich. Und er hält sich wacker. „Anders als so einige Geschäfte in der Umgebung“, berichtet Michael traurig. „Immer mehr Shops

Schon von Weitem erspähe ich den kleinen Laden mit dem originellen Namen. Die beinah vollständig zugestellten Fenster und die Kartons mit Büchern vor der Tür machen mir spontan gute Laune. Ich ertappe mich dabei, wie ich einem totalen Klischee verfalle, indem ich denke: Wow, so stellt man sich einen ordentlichen Plattenladen vor. Ordentlich selbstverständlich nicht im wörtlichen Sinn. Hätte ich das erwartet, hätte ich beim Öffnen der Tür mein blaues Wunder erlebt. So erlebe ich nur ein ziemlich buntes: Platten, wohin das Auge reicht. Zugegeben – so weit reicht es auch wieder nicht. Denn wie gesagt: Charmante 90 Quadratmeter sind es bloß, auf denen Michael Pfreundschuh seinen ganzen Stolz präsentiert. Diese 90 Quadratmeter aber werden optimal ausgenutzt, das muss man Herrn Pfreundschuh lassen. „Michael bitte – duzt mich ruhig!“ Wird gemacht. Zwischen all dem Vinyl lädt ein Sofa dazu ein, es sich gemütlich zu machen. Ich überlege kurz, meine Jacke auszuziehen, entscheide mich aber dagegen. „Recht frisch hier, stimmt‘s?“, liest Michael meine Gedanken. Wir stimmen ihm zu. Sein Schal und seine Mütze auch. Im Sommer habe der Laden dafür den riesen Vorteil, angenehm kühl zu bleiben, erklärt Michael. Und fügt hinzu: „Hat alles seine Vor- und Nachteile, wie halt das Meiste im Leben.“ Da hat er natürlich auch wieder Recht. Nico wird erstmal einen Auftrag los – er soll einer Freundin eine Earth, Wind and Fire Platte mitbringen. „Haben wir gleich!“, verspricht Michael und macht sich recht zielbewusst auf die Suche. Ich mache es mir solange auf dem Sofa bequem und schaue mich noch einmal in Ruhe um. Mache große Augen wie ein kleines Kind. Ertappe Nico dabei, wie er dasselbe tut. Und muss grinsen. „Was ist los?“, fragt er mich. „Och nichts“, sage ich und denke: Hier bleib ich. Jedenfalls so lange, bis es mir zu kalt wird. Uns fällt auf, dass es nicht nur Platten zu entdecken gibt; auch CDs, diverse Hi-Fi-Geräte, Boxen, Lautsprecher, Lampen, Spiele, Filme, Comics oder das ein oder andere Buch – buchstäblich bis ins hinterste Eck aufgestapelt. An den wenigen freien Stellen hängen

in Grombühl müssen leider schließen. Die Leute bestellen immer mehr im Internet, klar – ist praktisch, spart Zeit. Aber die kleinen Läden überleben das oft nicht. Es ist einfach so schade um all das, was dabei verloren geht.“


3. IN DER NACHBARSCHAFT

Vor der Entscheidung, sein Hobby zum Beruf zu machen, arbeitete Michael Pfreundschuh als Bauzeichner. Bereut hat er den Schritt in die Selbstständigkeit als Plattenladenbesitzer nie. Selbst spielt er Akkordeon und Gitarre, liebt viele unterschiedliche Musikrichtungen, ist für verschiedenste Genres offen, seine Passion gilt aber der Avantgardemusik: Da kann auch mal eine ganze Platte nur mit verfremdeten Tigergeräusche dabei sein. „Tigergeräusche???“, frage ich und denke, ich habe mich verhört. „Tigergeräusche“, wiederholt Michael schmunzelnd. Er verschwindet kurz im Hinterraum, taucht mit einer Schallplatte in der Hand wieder auf und streckt sie uns triumphierend entgegen. Ein riesiger Tigerkopf ziert das Cover und zu lesen ist: Annea Lockwood – Tiger Balm / Amazonia Dreaming. Sachen gibt’s ... Michael hat kein Smartphone, nicht mal ein Handy, keinen Fernseher und auch keinen Laptop. „Meine Frau hat einen.“ Reicht ja auch. Bestellungen nimmt er persönlich im Laden entgegen – oder per Telefon. „Hast du die Earth, Wind and Fire Platte gefunden?“ fragt Nico. „Oh ja stimmt! Völlig vergessen vor lauter Quatschen, bin gleich wieder da!“ Ich werfe einen Blick auf das Schnurtelefon mit Wählscheibe und schwelge kurz in Kindheitserinnerungen. Apropos –

HIER IST EINE GANZE PLATTE NUR MIT EXPERIMENTELLEN TIGERLAUTEN … IST ABER WAS FÜR IN RUHE. Im laden KANN ICH die NICHT SPIELEN.

im Monophon gibt es auch Kassetten: Bibi, Tina, Pumuckl und Co., aber auch ganze Musikalben. Für den Fall, dass man seinen alten Kassettenspieler nicht mehr findet und man auch nicht mehr so genau weiß, wo der Walkman von damals eigentlich abgeblieben ist: Im Monophon gibt’s kaum was, was es nicht gibt. Außer Internet. Neuen Input holt sich Michael Pfreundschuh am liebsten über persönliche Empfehlungen oder bekommt Infos zugeschickt. Da ist er dann doch immer up to date. Kostet eine neue Platte mehr als 30 Euro, bestellt er sie nicht. Dafür gibt’s bei jedem Kauf eine Hülle gratis dazu – und auf Wunsch auch eine Tüte. Gebraucht natürlich, gekauft hat er noch nie welche. Freunde bringen sie mit und er verwendet sie weiter. 18.000 Tüten rechnet er vor hat er so im Laufe der Jahre eingespart. Seine Kundschaft ist kunterbunt gemischt – und das ist auch gut so, findet Michael Pfreundschuh. „Klar gibt es manchmal den ein oder anderen komischen Kauz, der sich hierher verirrt und einfach nett plaudern will über Gott und die Welt. Aber das macht mir nichts aus – im Gegenteil. Ich mag schräge Vögel.“ Ich auch.


3. IN DER NACHBARSCHAFT

HIER WERDEN NOCH BESTELLUNGEN MIT 90er-Jahre-Telefon UND NOTIZHEFT AUFGENOMMEN

„Was macht denn meine Earth, Wind and Fire Platte?“, lacht Nico. „Gefunden!“, strahlt Michael. Während er mehrere Alben aus einer der zahlreichen Kisten zaubert und Nico ausführlich dazu berät, stoße ich beim Stöbern zufällig auf eine Earth, Wind and Fire Kassette. Eindeutig Schicksal, die wird gleich mitgekauft. Ob mit oder ohne eigenen Plattenspieler – so viel steht fest: Ab jetzt komm ich öfter her. Text: Lisa Dillhoff; Fotos: Nico Manger

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4. BITTE EINE ...

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bitte eine sALAMI WIR HAbEN WÃœRzbURgER METzgEREIN bESUcHT UND UNS MAL JE EINE ScHEIbE SALAMI gEKAUFT.

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4. SALAMI

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1. METZGEREI DOTZEL: „Ja gerne … alles? Noch 'nen Wunsch?“ 26 Cent 2. METZGEREI SCHÖMIG: „Ja gerne, sonst noch 'nen Wunsch?“ 17 Cent 3. METZGEREI KIRCHNER: „Von der da?“ 19 Cent 4. METZGEREI DEES: „Die Hausmacher? Nur so? Ohne Brötle?“ 25 Cent 5. METZGEREI NASER: „Von der Krakauer da? Das war's?“ 10 Cent 6. METZGEREI KNEUER: „Da hab ich auch noch ne annere – hamse schon 'nen Brötchen? Beim nächsten mal wissen se Bescheid! Wir ham auch Brötchen.“ 11 Cent 7. METZGEREI SCHEINER: „Die da?“ 23 Cent 8. PAVILLON WURSTTHEKE: „Von der Pfeffer? Ich muss mich erstmal anmelden – so, noch 'nen Wunsch?“ 19 Cent 9. METZGEREI MARTIN: „Salami hab ich da drüben – wieviel hätten se denn gerne? Nur eine? Brauchen se noch ne Düde?“ 11 Cent Aufgezeichnet von: sarah theisen; Fotos: stuDIo 5d


5. MIT ANDEREN AUGEN

von lemmingen & WiLdScHWeiNeN M

ein Großvater erklärte mir immer, dass es besser sei,

Stiefel und eine Bibel, die er unterwegs gefunden hatte,

Individuum zu sein. Nie setzte er den unbestimmten

eine deutschsprachige Bibel, und den wichtigsten Psalm,

Artikel „ein“ davor, als würde er schon gedanklich

der ihn seitdem begleitete, den Psalm 109, der da hieß

vollkommen ausschließen, das Wort Individuum auch in

„Rette mich vor dem Hass meiner Feinde“. Die Zeilen immer

der Mehrzahl zu verwenden. Seit er sich in der russischen

wieder zu sich selbst rezitierend wanderte mein Großvater

Tundra im zweiten Weltkrieg vier Wochen ohne seine

mehr entkräftet als orientiert, mehr verloren als gefunden,

Kameraden durchschlagen musste, die ihn allesamt verloren

näher dem aussetzendem Herzschlag als dem Rhythmus der

hatten und die dann auch allesamt ohne ihn gemeinsam

Tageszeiten, durch die russische Landschaft. Er wanderte

bei einem Bombardement gestorben waren, war Großvater

vorbei an den Farben des Sandes, dem feinen Ockergelb,

eiserner Verfechter, ach was sage ich, stählerner Fürsprecher

dem tristen zähen Grün der Gräser und den Bäumen, die von

eines Lebens als Einzelner, fort vom Gruppenverhalten der

der Ferne aussahen, wie Krähenschwärme und von Nahem

Lemminge, der Masse.

wie der Versuch eines Waldes.

28 Tage suchte Großvater damals seinen Weg durch die

Mein Großvater war Individuum. Noch mehr, seit Großmutter

Tundra, immer weit genug fort von den Russen und ihren

aufgehört hatte zu atmen, vor ein paar Jahren. Seitdem

Gewehren und nah genug an den Russen, die dort wohnten

hatten wir es uns zum Ritual gemacht, einmal im Sommer

und auch keinen Geschmack an Krieg gefunden hatten,

und einmal im Winter gemeinsam in die Berge zu fahren.

stattdessen aber bisweilen Brot und Milch für ihn übrig. So

Ich war inzwischen 25 geworden, mein Großvater 85, ein

schlug er sich seinen Weg durch die Fußstapfen der Flora

rüstiger Mann, gut zu Fuß, erst recht, seit dem Training,

und Fauna, er hatte nur sich, seine stumpfgelaufenen

damals in Russland.


5. MIT ANDEREN AUGEN

Die können nicht allein. Nimmt einer den falschen Weg, folgen ihm alle.“ Er schüttelte den Kopf, schlug die Zeitung auf, verkroch sich darin: Individuum im Waggon ohne Außenwelt. Mein Großvater las, ich unterhielt mich mit den anderen Passagieren, die verstört wie ich nicht nach draußen blicken wollten, den Kindern die Augen zuhielten, damit sie die Tiere nicht sahen, halb zerfetzt vom Triebwagen. Es kam eine Durchsage, wir verstanden „Ersatzzug ... travelling with Deutsche Bahn.“, dann Rauschen. „Siehst du“, sagte Großvater zu mir. „Es war nur EIN Zug. Und 'ne Horde Wildschweine. Die sind alle tot und der ICE ist nur leicht ramponiert. Neue neue Lok dran, fertig. Wie ich damals in der Tundra – neue Schuhe dran, fertig.“ Seine Augen blickten in eine undefinierbare Ferne, vielleicht auch ganz nah in sich hinein, dann sah er mich an: „Es ist immer besser, Manchmal versuchte ich, mit ihm zu diskutieren, erzählte

alleine zu sein.“

ihm von den Vorteilen des Teamwork, dem Nutzen des gemeinsamen Schaffens. „Ach was!“, winkte er dann ab,

Weiter hinten konnte ich die Lichter der Stadt sehen, in

„Junge, das wirst du auch noch lernen. Am Ende bist du

die wir einfahren sollten, als wäre nichts geschehen, was

besser alleine dran.“ Irgendwann hatte ich es aufgegeben,

wichtig gewesen wäre.

ihn überzeugen zu wollen und genoss die Wanderungen

text: pauline Füg

mit ihm, die Zugfahrten auf dem Weg zu den Bergdörfern,

Foto von pauline: pierre Jarawan; Foto Landschaft: unsplash

in die wir reisten, zwei Individuen. So sah mein Großvater uns, ich sah uns als Team. Als Einheit, zwei Generationen, die eine Leidenschaft teilten: das Wandern. Die Landschaft. Die Einsamkeit. An diesem Tag sollten wir jedoch nicht rechtzeitig in G. ankommen. Wir saßen im Abteil, unsere Augen blickten Stakkato, von Strommast zu Mastschwein, von Gebüsch zu Geräusch zwischen den Dörfern, den Feldern, der Geschwindigkeit einer Reise, die längst Routine geworden war und sich entschleunigte. Großvater blickte auf: „Junge, warum werden wir langsamer? Was ist da los?“ Es rumpelte, ruckte, quietschte. Dann Stillstand. Als ich nach außen blickte, sah ich Körper. Ich drückte die Augenbrauen ans Fenster. Ich sah haarige Körper, stille Gliedmaßen, Fleisch, am Fenster floss ein roter Faden aus Blut. Ich sah Schnauzen, Rüssel schon fast, Reißzähne. „Was haben wir denn hier gemacht?“, wunderte sich Großvater. Er sah genauer hin. „Wildschweine sind das, meine Junge! Wie in der Tundra!

Pauline Füg lebt in Würzburg, weil sie nah am Wasser gebaut sein wollte und den main für geeignet hielt. Als freie Autorin und poetry slammerin bereist die studierte Diplom-psychologin seit 13 Jahren als eine der bekanntesten Bühnenpoetinnen den deutschsprachigen Raum. 2011 wurde sie mit dem Kulturpreis Bayern und 2015 mit dem Kulturförderpreis der stadt Würzburg ausgezeichnet. pauline Füg gibt poetry slam- und Kreativ-Workshops für theater und Bildungseinrichtungen, in ihrem projekt Demenzpoesie arbeitet sie kreativ mit demenziell erkrankten menschen. 2010 erschien ihr Lyrikband „die abschaffung des ponys“, 2015 die CD ihres Elektropoesie-projektes großraumdichten mit dem titel „langsamer als die dunkelheit“, beides erschien im stellwerck-Verlag.


6. EIN TAG MIT…

FranZisKa A WINE WORKING WOMAN WEINgUT FRANzISKA ScHöMIg. EIN EIgENES WEINgUT? … SO JUNg … MIT KNAPPEN 30 ALLEINE? NEIN, NIcHT gANz ALLEINE: FAMILIE, FREUNDE UND FREUNDE vON FREUNDEN PAcKEN gERN MAL AN, WENN ES zUM bEISPIEL HEISST: MORgEN MÜSSEN DIE TRAUbEN RUNTER. Franziskas Vater Manfred baute das Weingut in den 90er Jahren im Nebenerwerb in Rimpar auf. Doch irgendwann war es Zeit für einen Generationenwechsel. Also fasste Franziska den mutigen Entschluss, den Betrieb zu übernehmen. Kurzerhand wurde noch eine kleine Lagerhalle angemietet und als „Weinkeller“ ausgebaut. Auf den drei Hektar Rebfläche produziert Franziska jetzt schon rund 10.000 Flaschen pro Jahr. Eine ganze Menge – vor allem, weil sie ihr komplettes Weingut nur an zwei Tagen pro Woche bewirtschaftet: montags und samstags. Ansonsten hat Franziska noch einen „normalen“ Job im Marketing einer bekannten Würzburger Winzerfamilie, hier organisiert sie auch Konzerte und Feste. Überhaupt: Franziska ist nicht die klassische Jungwinzerin vom Lande … man trifft sie auf Konzerten im Cairo und in den Bars und Tanzkellern der Sanderstrasse … Sie lebt bewusst hier in der Stadt, bleibt aber trotzdem sehr bodenständig und heimatverbunden, schneidet ihre Reben nach den Mondphasen – und ist sich auch nicht zu schade, im Winter bei Minus zehn Grad raus in den Weinberg zu gehen und zu arbeiten. Fotos & text: Nico manger Warum gerade Franziska einen tag begleiten? Weil wir scheinbar „normale“ menschen und Nachbarn durchaus interessant finden und sie auch mal über fünf seiten hinweg portraitieren ... sowas gibt es nur in Deiner LIEBE NACHBARN!

Im Dreck alte Weinbergsstöck heraus wühlen? Nichts lieber als das! Auf diesem Schlachtfeld wird Franziska bald neue Reben nach ökologischen Gesichtspunkten anbauen.


6. FRANzISKA

Das ist der Kobel auf dem Rimparer Kobersberg: ein „terroir f“-Punkt in Franken. Direkt darunter hat Franziska ihren Weinberg. Der Beton-Kobel wurde einem Eichhörnchenbau nachempfunden und bieten Schutz vor Wind und Wetter. Hier kann man sich niederlassen, ein Gläschen degustieren und die weite Aussicht bis hinüber zum Schwanberg genießen.

Franziska zieht sich eine Probe von Ihrem 2017er Silvaner UND spuckt sie in den Abfluss!!! Okay: 12 Uhr mittags ... noch keine Zeit zum Trinken, meint sie – und als Winzerin ist man natürlich auch immer sehr nah am guten Tropfen gebaut ...:-)


6. EIN TAG MIT…

Es gibt natürlich auch weniger spannende Dinge an Franziskas Job: Flaschen kartonieren im kalten Keller zum Beispiel ...

Ein gutes Näschen ist als Winzerin natürlich das A. und O. Trotzdem schickt sie natürlich regelmäßig Proben an das Labor der LWG-Veitshöchheim und lässt sich über Öchsle & Co. informieren

Ein Bus fürs Gelände, für die rauen, dreckigen Weinbergwege und zum Transport der Trauben. Im Sommer wird das Gefährt dann zum Surf-Camper umgebaut und Franziska bereist mit ihm die Atlantikküste.


6. FRANzISKA

Ein gutes GefĂźhl, durch den eigenen Weinberg zu laufen und der Natur auf die SprĂźnge zu helfen ...


6. EIN TAG MIT…

Durch das Schaufenster der Vinothek Wohlsein, in der Sanderstrasse, erspäht Franziska am Abend Ihren Rotwein Herbstblut. Hier ist sie immer willkommen und freut sich auf den regen Austausch mit den Weinkennern.

Nach einer durchtanzten Nacht im Kurt & Komisch geht ein langer Tag zu Ende. Müde, aber zufrieden schlendert Franziska nach Hause …


7. LIEBHABEN

HÖRt HÖRt!

Z

eine oDe an Den DeUtschlanDFUnK

ugegeben – der Frisör von Hansi Hinterseer hat unsere Rundfunkgebühren definitiv nicht verdient; auch der fraglos zu hohe Durchschnittsverbrauch von Carmens Nebelmaschinen kann dem deutschen Bildungsbürger schonmal den Château Lafite verwässern. Wer sich jedoch genötigt sieht, daraus das thematische Armageddon des Abendlandes abzuleiten, der wende sich vertrauensvoll an den örtlichen Ansprechpartner der Zeugen Jehovas – oder höre Radio. Denn es gibt sie noch, die Sendungen abseits von „Hits der Nuller bis heute“ oder irgendwelchen „Frühaufblähern“. Meine persönliche Glücksfrequenz für Würzburg lautet 100,3 – in Worten: Deutschlandfunk. Schon dessen minimalistischer Jingle signalisiert ganz klar: Hier zählt der Inhalt und nicht die Verpackung. Das beginnt bereits mit den „Informationen am Morgen“ (ja, die Sendung heißt tatsächlich so, die Namen der entsprechenden Mittags- und Abendpendants überlasse ich Ihrer Fantasie): Perfekt recherchierte Beiträge wechseln hier mit Interviews, die selbst dem ausgeschlafensten Politiker oder Automobil-Lobbyisten als verlängerter Alptraum erschienen sein mögen; der Hörer jedenfalls kann sichergehen, dass die Journalisten hier von etwaigen Interessenskonflikten ungefähr so weit entfernt sind wie Trump von Friedensnobelpreis oder Volkswagen von konsequenter Aufklärung. Dazwischen ein paar Sekunden Überbrückungs-

melodie statt nervtötendem Playlist-Gedudel – da nimmt man die Staumeldungen von Olpe-Nord bis Unterhaching gern in Kauf. Doch auch das restliche Tagesprogramm kann sich hören lassen: von der Diskussionssendung „Kontrovers“ über „Umwelt und Verbraucher“ und „Campus und Karriere“ bis hin zur mitternächtlichen Sendung „Fazit – Kultur vom Tage“, in der vom neusten Kinofilm bis zur missglückten Ring-Inszenierung alles besprochen wird, was sonst erst mit etwas Glück im nächsten Feuilleton zu lesen ist. Apropos „Fazit“: Von den (meist Indie-)Bands, deren Alben dort Tag für Tag präsentiert werden, haben es von Ane Brun über Bear’s Den bis Al Pride schon etliche in meine Sammlung geschafft, ebenso wie manche Schätze aus „Rock et cetera“ oder den „Zwischentönen“ am Sonntag, in denen ein prominenter Interviewgast die Musik auswählt. Ich könnte jetzt noch ewig weiterschwadronieren von „Sonntagsspaziergängen“, „Jazzfacts“, „Wissenschaft im Brennpunkt“, großartigen Hörspielen oder dem traditionellen „Mitternachtskrimi“ am Freitag … aber hören Sie doch einfach rein – und zeigen Sie Ihren Freunden, dass sich Niveau nicht zwangsläufig im Streamen von Serien oder Posten nachdenklicher Sprüche und (Urlaubs-)Fotos erschöpft. Und handeln Sie schnell, der nächste Dlf-Hipster mit UKW-Ghettoblaster steht bestimmt schon in den Startlöchern … text: Christian götz .


8. WEITER GEDACHT

Klein, aber mein Es muss nicht immer höher, gröSSer, breiter sein: Was, wenn man für den Traum von den eigenen vier Wänden auch auf kleinem FuSS leben könnte? Innovative Beispiele urbaner Lebensformen zeigen die Zukunftsgärten der Landesgartenschau Würzburg. Es war einmal ein kleiner Schuppen. In der hintersten Ecke des Gartens hatte er seinen festen Platz und trotze im verwitterten Gewand jeder Jahreszeit, die da kommen wollte. Nützlich war er, so viel ist klar, fanden in ihm doch Utensilien wie Schaufeln, Besen und Schubkarren genauso ihren Platz wie so manche Schlaf- oder Ruhemöglichkeit. Bis eines Tages schließlich Carports und Garagen an seiner Stelle errichtet wurden. Aus Grün wurde Grau, aus Rasenflächen schnell Beton – und der kleine Schuppen geriet in Vergessenheit. Nun aber hat er sein großes Comeback: Umgebaut, aufgestockt oder mit mobilem Untersatz versehen ist er mittlerweile eher kleines Häuschen als bloßer Gartenverschlag. Sein neuer Name? Tiny House. Sein neuer Einsatzort? Überall dort, wo die Notwendigkeit räumlicher Begrenzung nach visionären Wohnkonzepten verlangt.


8. TINY HOUSES

Runde Sache Noch mehr „Mittendrin statt nur dabei“-Gefühl vermittelt nur der hausgewordene Kindheitstraum der österreichischen Künstlerin Ona B.. Mit „Scandal in Paradise“ hat sie ein kugelförmiges Baumhaus geschaffen, das als Gegenpol zu den anderen Tiny Houses der Landesgartenschau in luftigen Höhen sitzt. „Eine Urzelle“, wie sie sagt, die ihr Denken widerspiegele. So gehe es ihr darum, einen Ort der Fantasie zu schaffen, bei dem Kunst und Leben ineinanderfließen. Und wir geben es gerne zu: Hat man einmal im überdimensionalen Apfel Platz genommen, fühlt man sich vielmehr als Teil der Installation als deren Besucher. Nicht zuletzt dank seiner exponierten Lage inmitten eines Baumwipfels weckt das knallrote Objekt sofort verträum-

Es grünt so grün Landesgar-

te Erinnerungen an Alice’ Wunderland, Verlust des Zeitge-

tenschau Würzburg. Vom 12. April bis 7. Oktober 2018

fühls inklusive. Wie passend, dass auch der dazugehörige

präsentieren hier Architekten, Künstler und Landschafts-

„Ewige Garten“ ein pflanzliches Potpourri wilder Schön-

gärtner experimentelle Wohnformen, die nicht nur den

heiten ist, das – so Landschaftsplanerin Ulrike Faust – eine

gesellschaftlichen Wandel abbilden, sondern auch Zu-

„dynamische Gartengestaltung mit hohem Erlebniswert“

kunftsszenarien des Lebens und Wohnens weiterdenken.

verspricht. Wetterfeste Eiszeitrelikte wie Adonisröschen

Die entstandenen Module gehen dabei eine Symbiose mit

oder Küchenschelle stehen hier nicht nur als Gegenent-

acht außergewöhnlich gestalteten Gärten ein, die indivi-

wurf zu kurzlebigen Trendpflanzen, sondern auch für

duell auf das jeweilige Tiny House abgestimmt sind, das sie

eine nachhaltige und ressourcenschonende Bodennut-

beherbergen. Allen Konzepten gemein ist die Sehnsucht

zung. Ein weiteres wichtiges Schlagwort ist für Faust daher

nach Natur und Regeneration, wobei kaum eines schon so

„naturnah“: So soll der „Ewige Garten“ als Versuch ver-

explizit die Einladung zum Verweilen im Namen trägt wie

standen werden, mit den örtlichen Gegebenheiten eines

der „Auszeitgarten“ von Baumgart Landschaftsarchitektur.

jeweiligen Standorts zu arbeiten, statt blind irgendwelchen

Bestes

Beispiel:

die

Zukunftsgärten

der

Produkt- oder Materialtrends aus dem Baumarkt zu folgen. Da ist es auch nur konsequent, dass der Besucher gebeten wird, sein gutes Schuhwerk gegen schmutzfeste Gartenschuhe zu tauschen – anstatt ordentlich gepflasterte Wege erwarten ihn hier nämlich typische landwirtschaftlich genutzte Feldwege. Ist man nach einem kurzen Spaziergang auf den Garteninseln angekommen, hat man dann die Qual der Wahl: Wie wäre es beispielsweise mit einem ausgedehnten Blick auf satte Staudenbeete und üppige Obstbäume? Oder doch lieber ein Päuschen in einer der lauschigen Sitzgelegenheiten einlegen? Langweilig dürfte es einem in beiden Fällen nicht werden, ist doch auch ein Bereich vorgesehen, in dem tierische Gartenbewohner den Besuchern Gesellschaft leisten. Das wirkliche Juwel des Auszeitgartens ist jedoch das Tiny House selbst: Dank verglaster Giebel gibt das „muse_haus“ einen weiten Blick ins grüne Leben frei, bei dem die Grenzen zwischen Innen und Außen fast zu verschwinden scheinen. Das Musterobjekt auf der Landesgartenschau wird eine schwarz getintete, dreidimensionale Holzfassade aus heimischer Weißtanne haben, für Interessenten aber auch in anderen Ausführungen erhältlich sein. Diese können zudem zwischen Bausatz oder fertigem Modul wählen – je nachdem, ob selbst Hand angelegt werden soll oder man den Aufbau lieber Profis überlässt.


8. WEITER GEDACHT

Mach mal Platz! Doch was bedeutet eine solche Rückbesinnung auf das Altbewährte im größeren Kontext? Natürlich ist es sinn- und wertvoll, regionale Rohstoffe wie Muschelkalk, Mainkies oder heimische Blumenerde zu verwenden. Fakt ist aber: Den Grund und Boden, um selbige einzusetzen, muss man aber erst mal haben. Inspiriert bis in die Fingerspitzen kehrt man nach dem Besuch der Zukunftsgärten nach Hause zurück, getrieben vom festen Entschluss, den vielzitierten grünen Daumen endlich mal ganze Arbeit leisten zu lassen – nur um dann festzustellen, dass man aus zwei Zimmern/Küche/ Bad mit Blick auf die angeschmuddelte Fassade vis-à-vis eben doch keine blühende Öko-Idylle zaubern kann. Ein eigener Garten, das wäre was. Und wenn man darin noch wohnen könnte, also in einem richtigen Haus, dem eigenen, richtigen Haus – zu schön, um wahr zu sein, oder? Wir sagen nein! Also schon schön, aber eben auch wahr – weil möglich. Das Geheimnis lautet: „Think small“. Auch wenn Du jetzt versucht bist, uns zu korrigieren – ja, Du hast richtig gelesen. Laut Jay Shafer wohnt die Zukunft nämlich in gerade mal drei Kubikmetern. Mit seiner Tiny-House-Bewegung hat der US-Designer seit 1999 tausende von Menschen davon überzeugt, den großen Traum vom eigenen Haus auf kleiner Fläche zu realisieren. Welche Größe die Tiny Houses haben sollten und wie sie auszusehen haben, kann jeder, der eines bauen oder bauen lassen will, selbst entscheiden. Die Wohnfläche beträgt meist zwischen 15 und 50 Quadratmetern, einige stocken sogar auf 95 auf. Die Kosten belaufen sich wiederum, je nach Größe und Ausstattung, zwischen 20.000 und 140.000 Euro. Allen gemein ist dabei aber ein Element: die Reduzierung aufs Wesentliche. Not so big in Japan Ein Konzept zwischen Lebenseinstellung und Notwendigkeit, das in seinem Ursprung tatsächlich keine Erfindung made in America ist. Aufgrund des ungeheuren Platzmangels entwickelte sich in Japan nämlich bereits Mitte der 1960er Jahre der Trend zum minimalistischen Wohnstil, der als Antwort auf die horrenden Grundstückspreise in den chronisch überfüllten Ballungsgebieten verstanden wird – allein in Tokio leben 13.000 Menschen auf einem Quadratkilometer. Eine hohe Erbschaftsteuer führt außerdem dazu, dass Liegenschaften vielfach geteilt werden, bis Grundstücke entstehen, die nur noch zwischen zehn und 80 Quadratmeter groß sind. Für die winzigen, oftmals verwinkelten Häuser, die darauf entstehen, hat sich der Begriff „Pet Architecture“ entwickelt: klein, fein und irgendwie niedlich – wie ein „pet“ eben, ein Haustier. Dem Architekten Ryue Nishizawa ist es so gelungen, in einer Baulücke mit lediglich vier Quadratmetern ein fünfgeschossiges Haus mit Garten zu bauen, das mit kreisrunden Deckendurchlässen aufwartet und im Inneren Pflanzen statt Wänden die Raumgliederung überlässt.


8. TINY HOUSES

Der neue Minimalismus Gerade mal so groß wie ein Lastenaufzug bei Ikea ist hingegen der bekannteste Entwurf der Berliner Architekten Van Bo Le-Mentzel, der damit einen radikalen Ansatz verfolgt: Konstruieren statt konsumieren. Gemeinsam mit einem Kollektiv aus Gestaltern, Bildungsaktivisten und Geflüchteten hat der Gründer der Tinyhouse-University auf 6,4 Quadratmetern eine bezahlbare Wohnung geschaffen, die alles enthält, was man zum Leben braucht. Der Geniestreich liegt hier im Detail: „Die Küche hat zum Beispiel einen Falttisch. Wenn man den hochklappt, ergibt sich ein neuer Raum. Dort sind die Toilette und die Dusche untergebracht“, erklärt der Architekt. Vom Bad, über die Küche bis zum Büro-, Schlaf- und Wohnzimmer – in Le-Mentzels Tiny House kann man für rund 100 Euro leben, arbeiten und sogar verreisen: „Setze es auf einen Pkw-Anhänger und du kannst es überall platzieren, wo es Parkplätze gibt.“ Dabei ist es nicht nur dieses Maximum an Flexibilität, das immer mehr Menschen für die MiniHäuser begeistert; es ist vielmehr der uralte Wunsch nach eigenem Haus und Hof, auch wenn er in seiner modernen Form freilich etwas kleiner geträumt werden muss. Und sein wir mal ganz ehrlich: Wer verzichtet denn nicht gerne freiwillig auf unnötiges Chichi, wenn er dafür ein Haus sein Eigen nennen darf? Generell geht der Trend ohnehin zum Downsizing und ein wenig Ausmisten hat auch noch nie geschadet, oder?

Keine Gnade vor (Bau-)Recht Doch bevor Du nun die Kündigung an deinen Vermieter adressierst und Dich auf den Weg zur Bank des Vertrauens machst, solltest Du nochmal kurz innehalten, denn: Auch kleine Häuser können größere Tücken haben. So gilt für die Minihäuser hierzulande deutsches Baurecht – das heißt, sie brauchen ebenso eine Baugenehmigung und müssen beim Erschließen des Baugrundstücks den gleichen Maßgaben folgen wie etwa ein Einfamilienhaus. Diese greifen übrigens auch, wenn das Tiny House auf einem Anhänger steht. Sobald man sich auf Dauer an einem Ort niederlässt, müssen nämlich sowohl die Landesbauordnungen als auch die kommunalen Bebauungspläne berücksichtigt werden – ein Anruf beim örtlichen Bauamt ist also unerlässlich. Nicht viel anders verhält es sich mit dem Schuppen im klassischen Sinne: Selbst wenn Dir Grund und Boden bereits gehören, muss das Projekt Gartenhäuschen 2.0 ab einer gewissen Quadratmeterzahl noch von oben abgesegnet werden. Da fällt uns doch glatt ein Witz ein: „Antragsteller, die ein Antragsformular wünschen, müssen ein Antragsformular ausfüllen.“ Na, hast Du gelacht? Wir auch nicht. Text: Anna-Lucia Mensing; Fotos: LGS Würzburg; Schwörer Haus

Laut Jay Shafer wohnt die Zukunft in gerade mal drei Kubikmetern.


7. - 23. JUni 2018 Unter Uns Die staDt, über Uns Die sterne. glühwürmchen aUFgepasst: FestUngsFlimmern beginnt Dieses Jahr schon anFang JUni. ticKets & gUtscheine aUF www.festungsflimmern.de


Steinmetz


9. Raus aus Würzburg

Keine Nachbarn

Würzburg im Frühling. Es ist einer dieser besonderen Samstage inmitten unserer schönen, lebendigen Main-Metropole: Ich ruhe friedlich auf meiner Wohnzimmercouch, durch das gekippte Fenster dringt die Klangkulisse der Stadt an mein Ohr – und wie ich da so sitze und lausche, denke ich mir: Wenn man sich mal die Fakten ansieht … dann haben Schafe gegenüber Menschen eine ganze Reihe handfester Vorteile!

S

chafe ordern keine ökologischen Bio-Algen aus China für ihre Ben/Leon/Elias/Noah/Wie-auch-immer-Kinder bei Amazon. Schafe fahren auch nicht direkt nach dem Klick auf „Bestellen“ ganz zufällig in den Urlaub, wohlwissend, dass ein „lieber“ Nachbar das Paket schon für sie annehmen wird. Schafe rasen ebenfalls nicht nachts im tiefergelegten 3er-BMW mit ohrenbetäubenden Lärm durch die City, um ihre mittelhübschen Schafweibchen zu beeindrucken. Gleichfalls liegt es Schafen fern, nebenan sieben Jahre lang ein Haus in Eigenregie zu sanieren und vor allem samstags („Da wird gschafft!“) stets das neueste PresslufthammerModell aus der Kollektion „ARMAGEDDON“ zu testen. Ja, ich wage sogar zu behaupten, Schafe pinkeln nach einer durchzechten Nacht in der Sanderstraße auch eher selten in Biotonnen – wobei hier der empirische Beweis noch aussteht. Um es auf den Punkt zu bringen: Schafe stehen meistens nur da und tun … rein gar nichts. Deshalb, so denke ich mir an jenem nervenzehrenden Samstagvormittag, sind Schafe definitiv die besseren Nachbarn! Wie gut, dass es ein Land auf dieser Welt gibt, in dem auf jeden der gerade mal fünf

Millionen Einwohner tatsächlich zehn Schafe kommen – macht unterm Strich 50 Millionen mal wollig-angenehme Ruhe, Gelassenheit und, natürlich: Freiheeeeeit, mit sehr lang gezogenem „ei“. „Schottland, mein Land“, wie es der böse englische König Edward I. in Braveheart einst so treffend formulierte. Da ich spätestens seit Mel Gibson’s Meisterwerk eine tiefe Sympathie für dieses sagenumwobene Fleckchen Erde hege, fasse ich kurzerhand den Entschluss zu einem Nachbar-freien Roadtrip. Also schnell einen Flug gebucht, den Mietwagen klargemacht, bei Amazon meine Jahresbestellung an Geschenken platziert (nimm das, namenloser Nachbar im dritten Stock!) – und ab dafür! Der erste Kontakt Einige Tage und knappe tausend Flugkilometer später stehe ich mit meinem Backpack im Flur eines schmucken Bed-and-Breakfasts in der Nähe von Stirling – draußen liegt schon düstre Nacht über den schottischen Lowlands, nur schemenhaft zeichnen sich im stumpfen Mondlicht einige Hügel ab. Mein Rucksack: klitschnass. Die Klamotten im Rucksack: klitschnasser. In meinem Kopf murmelt ein mit


9. Raus aus Würzburg

Scott sei Dank Als ich am nächsten Morgen erwache, ist da … nichts. Absolut kein Geräusch. Kein Lieferverkehr, keine Stadtreinigung, kein Presslufthammer-Crescendo. Vom Fenster aus blicke ich auf die sanft geschwungene Landschaft und entdecke unzählige weiße Wollknäuel, die ganz gemächlich und scheinbar Kilt bekleideter, langhaariger Mann irgendwas von gutem schottischen Wetter, der Regen fiele immerhin fast lotrecht, nur leicht zur Seite geneigt. Klarer Fall von BraveheartHangover-Jetlag! Ich und mein Kopf freuen uns also auf eine heiße Dusche und ein warmes Bett – bis uns unser Gastgeber John McIrgendwas ziemlich unmissverständlich zu verstehen gibt, dass wir das erstmal vergessen können. Das Wetter sei wirklich furchtbar, ich müsse ja einen schlimmen Eindruck von Schottland bekommen, Deutschland – ah, er fahre ja privat sehr gern Audi und wolle ohnehin einmal das Museum in Ingolstadt besuchen. Ob es von Würzburg denn weit sei nach Ingolstadt, er habe ja kürzlich eine schlimme Erkältung gehabt, aber die sei jetzt so gut wie weg, weshalb er kein Problem sehe, schon nächste Woche nach Deutschland zu fliegen, immerhin sei der Flughafen in Edinburgh gar nicht weit – während ihm plötzlich auffalle, dass ich noch gar nichts zu trinken in der Hand hätte, was natürlich überhaupt nicht ginge, da wir ja in Schottland seien, das weltweit für seinen exzellenten Single-Malt-Whiskey geachtet werde; von dem er jetzt natürlich keinen da habe, aber ein Guinness tue es ja auch, obwohl das eigentlich aus Irland käme, aber das sehe man hier nicht so eng. Soviel also zur stillen Einsamkeit. Immerhin habe ich während der Unterhaltung mit John reichlich Gelegenheit, mein Schul-Englisch auf Schottisch-Englisch zu switchen – oder es zumindest zu versuchen. Zwei Stunden und doppelt so viele Pints Guinness später entlässt mich der erste Schotte, den ich in meinem Leben kennenlerne, aus den Fängen seiner überwältigenden Freundlichkeit; ich falle blitzschnell und ganz ohne Schäfchen zu zählen in einen tiefen Schlaf.

ziellos über die grünen Wiesen tippeln. „Willkommen, Seelenverwandte!“, rufe ich der Schafherde in Gedanken zu – und da mich mein Roadtrip heute in den noch dünner besiedelten schottischen Norden führen wird, ertrage ich sogar das anderthalbstündige Frühstückspläuschchen mit John einigermaßen gelassen, ohne ein einziges Guinness wohlgemerkt! In meinem gemieteten Ford Fiesta tuckere ich nach kurzer Linksverkehr-Eingewöhnungszeit von Stirling aus nach Westen, lasse das geschäftige Glasgow links liegen, durchquere die touristenüberlaufene Gegend um Loch Lomond und arbeite mich an der zerklüfteten Westküste langsam Richtung Highlands. Je weiter nordwärts die teils einspurigen atemberaubender

schottischen Straßen führen, desto die Szenerie: Weiße Schleierwolken

weichen dunkelgrauen Wolkentürmen, sanfte Hügel wachsen zu felsigen Bergen heran, betupft mit saftiggrünem Wattegras. Bei der Fahrt durch Glen Coe, jenes wildromantische Tal, das auch in James Bond Skyfall als Kulisse dient, muss ich plötzlich wieder an John denken: „Wenn du in Schottland ein Reise machst“, hat er gesagt, „dann plane immer ein bis zwei Stunden mehr ein. Du wirst nämlich alle paar Kilometer anhalten, um Fotos zu machen.“ Der gutmütige Gastgeber aus Stirling soll Recht behalten. Und so ist es bereits später Abend, als ich in Gairloch eintrudele, einem 750-Seelen-Nest direkt am Meer, weit oben an der


9. RAUS AUS WÜRZBURG

Der typ heiSSt scott und kommt aus scotland? es muss einen gott geben! schottischen Nordwestküste. Leider haben offensichtlich noch viele andere Menschen an jenem Tag die gleiche Idee, weshalb vor jedem respektablen Bed-and-Breakfast ein unmissverständliches „NO VACANCIES“, zu Deutsch „Keine freien Betten“, prangt. In meiner Verzweiflung und ob der hereinbrechenden (Regen-)Nacht suche ich das einzige bezahlbare Hotel in Gairloch auf; das The Old Inn, charmant eingepasst in eine alte Kutschstation. Das letzte freie Zimmer ist meins – und die ersten schottischen Fish & Chips im angeschlossenen (und zu dieser Zeit schon recht verwaisten) Pub ebenfalls. Satt und zufrieden schlürfe ich meinen flüssigen Nachtisch an der Bar, gucke der Barfrau beim Gläserpolieren zu, da schwingt die Pubtür auf und Scott tritt herein. „Scott from Scotland – es muss einen Gott geben“, denke ich mir. „Hey Kristie, gib mir n Pint … und du, machst du hier Ferien?“. Noch ehe ich bejahen kann, prostet mir Scott zu – und noch bevor ich überhaupt Gelegenheit habe, irgendwelche anderen Optionen in Betracht zu ziehen, versumpfe ich mit Scott und Kristie an der Bar des Old Inn. Wir trinken und reden auf/über Gott, die Welt, das gespannte Verhältnis zu England, den Brexit, Scotts Job als Kraftfahrer, Kristies Kamin, den der letzte Sturm glatt vom Dach geweht hat („bloddy hell!“), bis ich schließlich gegen zwei Uhr morgens selig zum Matrazenhorchdienst antrete.

Allein unter Schafen Okay Schottland, langsam beginne zu verstehen: Der Homo Sapiens ist ein Herdentier (das Schaf übrigens auch!). Vielleicht hätte ich für meine Suche nach der ultimativen Abgeschiedenheit in ein Land mit unfreundlicheren Menschen reisen sollen. Bei der Planung meiner Route kommen mir nach den Erlebnissen der letzten Tage jedenfalls berechtigte Zweifel an meiner Mission. Aber einen Joker hab ich noch im Ärmel: Schottland, give me your best Schott: Auf zu den Äußeren Hebriden! Wenn man irgendwo so richtig mit sich selbst in Klausur gehen kann, dann sicherlich auf dieser gottverlassenen und sturm-umbrausten Inselgruppe, 60 Kilometer vor der schottischen Westküste. Vom TouristenHot-Spot Isle of Skye geht es ein paar Stunden später per Fähre rüber nach Harris, das mit dem nördlichen Lewis zusammen eine Insel bildet, aber nochmal deutlich dünner besiedelt ist. Heißt in Zahlen: Gerade mal 4,9 Einwohner pro Quadratkilometer (in Deutschland sind’s übrigens 39!). Weniger als 2.000 Menschen harren heute auf Harris aus und trotzen hier den Launen des Nordatlantiks. Wer nicht als Fischer arbeitet, bewirtschaftet ein Stück Land oder produziert mit freundlicher Unterstützung der zigtausend Schafe den weltberühmten Harris-Tweed. Wo sonst könnte man sich als gestresster Mitteleuropäer also besser wie ein


9. RAUS AUS WÜRZBURG

Ich hab's gefunden: Das restaurant am Ende des Universums Für den unwahrscheinlichen Fall, dass es jemanden von Euch tatsächlich mal an die Südküste von Harris verschlägt: Der Schoko-Kuchen mit flüssigem Kern im „The Anchorage“ in Leverburgh ist eine Offenbarung! einsamer Wolf fühlen? Ich starte meine Wanderung vom Hafenort Tarbert aus und kraxle nach ein paar Kilometern mutterseelenallein durch eine beinahe unwirkliche (Mond-) Landschaft: Grauer, karger Fels wechselt sich ab mit winzigen Lochs, dazwischen eine Vegetation, die sich aufs Allernötigste

Slàinte, Supertramp! „Happiness is only real when shared“, schießt es mir einige Tage später durch den Kopf, als ich in einem Pub in Drumnadrochit

beschränkt. Den Schafen scheint’s zu gefallen; sie sind für

am Westufer von Loch Ness sitze und schweigsam in mein Ale starre. Formuliert hat diesen Satz ein gewisser Christopher

lange Zeit meine einzigen Gefährten; selbst als ich einige der wohl schönsten und weißesten Sandstrände der Welt

McCandless, der in den 90er Jahren unter dem Pseudonym Alexander Supertramp durch die USA vagabundierte, bis er

passiere, ist da niemand, wirklich niemand, außer mir …

schließlich auf der Suche nach der absoluten Einsamkeit in

Das Restaurant am Rande des Universums Dann wird das Wetter schlechter. Viel schlechter. Es beginnt in Strömen zu regnen, der Wind peitscht über das endlose Nichts, noch immer kein Zweibeiner in Sicht. Etwas verunsichert kehre ich auf die befestigte Single Track Road zurück – wie viele Kilometer es noch nach Leverburgh sind, weiß in diesem Moment weder Google Maps noch Shaun, wie ich einen meiner wolligen Kompagnons spontan getauft habe. Ich laufe und laufe und laufe – bis plötzlich hinter mir in der Ferne zwei Autoscheinwerfer durch die Regengischt schimmern. Das war’s dann, denke ich mir – ausgeraubt, misshandelt und in der Sanddüne verscharrt! Der Wagen hält an, ein grimmiger, unrasierter Typ mit Seemannsmütze und selbstgedrehter Kippe im Mundwinkel steigt aus… S t i l l e . „Hey sag mal, was machst du so allein hier draußen? Das ist ganz schön gefährlich bei dem Wetter. Steig ein, wir nehmen dich mit.“ Ach pfeif aufs Alleinsein, ich wills ins Trockene – und außerdem einen Whiskey! Den bekomme ich dankenswerterweise auch schon wenig später, als ich mit Chris und seiner Mutter Elisa in ihrem winzigen Cottage am Strand von Seilbost sitze und mich am torfigen Kaminfeuer wärme. Die haben mich einfach mitgenommen, einen Fremden, im Nirgendwo, einen Anhalter am Rande des Universums gewissermaßen. „Naja, ich seh das so: Hier draußen gibt es so wenige Menschen, dass du echt froh bist, wenn du mal jemanden zu Gesicht bekommst“, erklärt mir Chris. Das leuchtet ein – und ich stelle jetzt ernsthaft infrage, ob meine gelegentliche Misanthropie langfristig zu einem sinnvollen Lebensentwurf führt. Es passt perfekt zu dieser einsetzenden Erkenntnis, dass einige Stunden und Wanderkilometer später auch das zweite Auto ungefragt anhält, um mich mitzunehmen. Diesmal sind es Marc und Suzy. „Es wird gleich dunkel, wir müssen sowieso nach Leverburgh – hüpf rein.“ Ich denke diesmal keine Sekunde nach und genieße abermals die überbordende Freundlichkeit der Menschen in dieser (scheinbar) so menschenleeren Gegend.

einem verlassenen Bus in der alaskischen Wildnis elendig verhungerte. Glück ist nur echt, wenn man es teilt – da steckt ziemlich viel Wahrheit drin. Und wenn jemand schon so weit gegangen ist, um eine so simple Einsicht zu gewinnen, dann sehe ich es als meine Pflicht an, dieses gedankliche Erbe in Ehren zu halten: Nachbarn, Schafe – hin oder her. „Hey Mann, was’s los mit dir?“, klopft mir Rikki auf die Schulter, in der Art und Weise, wie es gute alte Freunde tun. Dass ich Rikki erst zehn Minuten vorher kennengelernt habe – geschenkt. „Du spielst doch Gitarre, hast du gesagt. Die Band macht gerade Pause, lass mal zusammen klampfen!“ Ich kippe den Rest meines Ales hinunter, schnappe mir eine Gitarre und jame in einer vollbesetzen schottischen Kneipe mit wildfremden Leuten bis tief in die Nacht hinein. Text: Thomas Brandt; Fotos: Privat


10. NachbarschaftsKONZERTE

LIEDERNACHBARABEND EIN GEHEIMES WOHNZIMMERKONZERT IN DEINER WG? WIR MACHEN ES MÖGLICH: UNSER ERSTER LIEDER-NACHBAR-ABEND FINDET BALD MIT DER WUNDERBAREN WÜRZBURGER BAND ZULU STATT. DIE JUNGS STELLEN AN EINEM GEHEIMEN ORT IN WÜRZBURG IHRE NEUE PLATTE VOR. Wollt Ihr auch gerne dabei sein? Dann SCHREIBT UNS EINFACH EINE E-MAIL AN KONTAKT@LIEBE-NACHBARN.NET. IHR VERSTEHT NUR ZULU? NA DANN LEST EINFACH WEITER! Es ist immer sehr schwierig, Musik in Worte zu fassen ... und dann noch die eigene ... ein Versuch: wie klingt denn euer neues Album? Ja, es ist auf jeden Fall schwierig, dem Ganzen mit ein paar Worten einen Stempel aufzudrücken. Was auf jeden Fall auffällt ist, dass wir die Trennlinie zwischen klassischer Band und elektronischer Musik immer weiter verschwimmen lassen. Wir versuchen da bewusst auch eine Gratwanderung und vermischen Synthesizer mit vielen akustischen Instrumenten. Wir machen mittlerweile auch solange zu dritt Musik, dass wir wissen: Wenn wir einen Song zusammen schreiben, dann wird er immer diese leicht melancholische Stimmung haben, ohne dabei tieftraurig zu werden.

Um welche Themen drehen sich DENN EURE Texte HAUPTSÄCHLICH? Auf jeden Fall um Dinge, die uns aktuell beschäftigen. Viele Gedanken darüber, wie sich unsere Gesellschaft aktuell verändert und sich auch in Zukunft noch verändern wird. Generell ist unsere Musik eher in die Zukunft gerichtet als in die Vergangenheit. Die Digitalisierung ist auf jeden Fall ein Thema – und wo sie an ihre Grenzen stößt, weil wir ja immer noch alle Menschen sind und nicht aus Code bestehen. Der Albumtitel „analogue heart // digital brain“ spielt auch darauf an. Die meisten Texte sind morgens in Dänemark in liegender Position am Strand entstanden. Ich bilde mir manchmal ein, dass man diese Leichtigkeit zwischen den Zeilen raushört.


10. NACHBARSCHAFTSKONzERTE

wIe Ist eure Neue pLatte eNtstaNdeN? wIe KaNN maN sICH das vorsteLLeN? wIe LaNGe dauert so etwas? Der Prozess bei uns dauert schon immer ziemlich lange. Jeder werkelt zuhause alleine immer ein bisschen an neuen Ideen. Meistens ganz kleine Parts und dann setzen wir uns zusammen und versuchen, einen Song daraus zu machen. Und bei manchen Songs für das Album hat das dann auch schonmal ein bis zwei Jahre gedauert von der ersten Idee bis zum fertigen Song. Wir haben uns dann nochmal zwei Wochen in einer Strandhütte in Dänemark eingemietet und versucht, aus allen Songideen der vergangenen 24 Monate ein Album zu gießen. Als wir dann an dem Punkt angekommen waren, an dem wir zehn bis zwölf Tracks hatten, die für uns fertig waren, konnten wir ins Studio und das Ganze aufnehmen. IHr Habt auCH Neue vIdeos produzIert. wIe LIef das mIt dem dreH uN dem drumHerum? pLaudert maL eIN bIssCHeN aus dem NÄHKÄstCHeN ... Lukas Kunzmann, ein guter Freund von uns, hat in Zusammenarbeit mit Jürgen Daßing vom Tonstudio Würzburg, wo wir auch unser Album aufgenommen haben, die beiden Musikvideos gedreht. Für das erste Video zu „Hidden People“ waren sie sogar in Irland, um dort am Meer zu drehen. Für das Video zur zweiten Single „Retrofuturism“ haben wir hier in der Nähe von Würzburg drei Schauspieler in einem künstlichen Wasserfall bei eiskalten Temperaturen abgeseilt. Das war auf jeden Fall

fünfjährige Kinder aus dem Dorf uns übel beschimpft und und lautstark nach ihrer Lieblingsmetalband verlangt. Seitdem haben wir musikalisch einen großen

eine ziemlich verrückte Aktion.

Bogen um die Rhön gemacht ...

was maCHt IHr ausser musIK so Im NormaLeN LebeN? studIert IHr NoCH? Basti und Max studieren noch hier in Würzburg. Jannis arbeitet nebenbei. Aber in die Musik investieren wir alle auf jeden Fall eine Menge Zeit.

vIeLeN daNK für das INtervIew wIr freueN uNs darauf, euCH baLd LIve zu HöreN! Interview: Nico manger; Foto: marie Le Quan

wo seHt IHr euCH IN zeHN JaHreN? Falls in zehn Jahren noch kein Google-Algorithmus Musik für alle Menschen komponiert, würden wir das gerne tun. Heißt: In zehn Jahren wollen wir auf jeden Fall immer noch zusammen Musik machen, hoffentlich auf möglichst großen Bühnen. was war euer sCHLImmster auftrItt? Die Geschichte haben wir zwar schon öfter erzählt, aber sie passt auch einfach immer wieder ganz gut zu der Frage: Wir hatten vor einiger Zeit mal einen Auftritt bei einem Festival irgendwo im nirgendwo in der tiefsten Rhön angenommen. Die Bühne war groß, technisch gut ausgestattet und auch die Gage hat gepasst, aber wir hatten uns vorher das Lineup nicht angeschaut. Außer uns waren nur Metal- und Gothic-Bands am Start, wie wir dann bei unserer Ankunft gemerkt haben. Nach unserem ersten Song haben kleine

R E D bar E I L h nac

Ihr wollt auch mal einen LIEDER-NACHBARN-ABEND in Eurem WG-Wohnzimmer, in Eurer Küche, auf dem Balkon oder im Garten? Dann schreibt uns an kontakt@liebe-nachbarn.net Wir kommen mit Band, Anlage & Bier und bereiten Euch einen unvergesslichen Abend!


11. MEINUNG

HINTERHOF POLITIK Vor einiger Zeit wurde über die Zukunft des Würzburger Faulhaber-Platzes entschieden. Ein akuter Fall von direkter Demokratie. Die Würzburger haben sich für mehr Grün in Ihrer Innenstadt ausgesprochen und für weniger Parkplätze – auch unterirdische.


11. MEINUNG

benpaar und eine Elster waren geblieben und harrten aus. Vielleicht ungläubig, vielleicht auch nur unwissend oder vielleicht auch, weil es ihr Zuhause war und sie nicht einfach so fortziehen konnten (oder wollten). Noch Wochen nach der Säuberungsaktion suchten sie im städtischen Acker nach Nistmaterial und Essbarem. Dann rollte der Bagger ein zweites Mal und brach den letzten Widerstand. Zellstoffplanen wurden ausgerollt, ein Rechteck gemauert und Rollrasen verlegt. Klar erkennbare Linien! Endlich Ordnung, korrekt bilanzierte Ordnung! Die Tauben und die Elster sind nun verschwunden. Bewegung gibt es in dem Hinterhof nur noch eine, und die macht der Rasensprinkler. Kreisrund und nicht ausreichend für einen rechteckigen Rollrasentempel. Anfangs verbrannte in den Ecken der junge Rasen und hinterließ dort nichts als Erde.

E

ine

Entscheidung

mit

Symbolcharakter?

Vielleicht.

Ein kleiner Beitrag zu Würzburgs grüner Lunge? Auf je-

den Fall! Denke ich, und freue mich dann ein wenig. Anderntags aber schweift mein Blick durch einen Hinterhof unter unserem Balkon, und was sich dort zugetragen hat, war zu weit weg von der Öffentlichkeit. Keine Bürger oder Anwohner haben hier entschieden, keine Politiker oder Aktivisten. Hier gab es keine Transparente, Blockaden oder Sprechchöre. Dafür aber auch keine Pflastersteine und Gummiknüppel. Warum denn auch das Ganze? Weil hier, vor der eigenen Haustür, passiert ist, wogegen wir, wogegen viele tausend Menschen demonstriert haben. Hier, im Hinterhof, ist Kapitalismus passiert. Nicht in Hamburg und mit viel Aufsehen, sondern mitten in Würzburgs „Schanze“. Keine Limousinen, keine Wasserwerfer und kein schwarzer Block, weder mit noch ohne Helm. Keine Presse und auch keine Akkreditierungsprobleme. Keine Verletzten und keine Skandale. Kein Ton, keine Steine, keine Scherben. Wo noch vor wenigen Monaten ein annähernd natürlich gewachsenes Mikrobiotop sein Dasein genoss, erblickt man nun ein gut 7x5 Meter großes, zehn Zentimeter hohes BetonRechteck mitten in einem von altem Mauerwerk umgebenen Hinterhof. In zentraler Lage auf dem Rasen dreht sich regelmäßig ein Rasensprinkler, wo zuvor ein Obstbaum Schatten spendete. Rollrasen, Zellstoffplanen und Holzschnitz vervollständigen die Baumarktoptik und tilgen gemeinsam jede Erinnerung an Blaumeise und Schmetterling. „Ja, ja, jippieh, jippieh, yeah!“. Jetzt ist´s anspruchsvolles Terrain, selbst für Unkraut. Der Hinterhof als Kleinod, einst nur mäßig interessant für Spekulanten oder Unternehmer, zu viele Büsche, Gräser und Wildwuchs, allenfalls interessant für Natur, Tiere und Pflanzen. Maximal eine Featurette. Auf jeden Fall: kaum zu verwerten für den stets umtriebigen Makler. Nischenbewohner brauchen keine Makler, dachten wir, und doch verloren sie ihren Hinterhof in der kürzesten und unschönsten Art und Weise. Denn dann kam der Bagger und alles wurde entfernt und entkernt. Die Büsche, raus! Die Gräser, raus! Der kleine Obstbaum, raus, raus, raus, alles raus! Bis da nur noch die blanke Erde war. Die wurde umgegraben und zerhackt und dann war da nur noch Acker, mitten in der Stadt. Wochenlang. Ein Tau-

Ohne Sprinklerschutz hatte er der Sommersonne nichts entgegenzusetzen. Absehbar, fahrlässig oder … gleichgültig? Keine Zeit! Die welke Biomasse wurde eiligst ausgeschnitten und mit neuen Rasenzuschnitten ersetzt, kein Problem heutzutage … mal eben in den Jajajippiehmarkt, Rollrasen in den Einkaufswagen und ab in den Hof. Mittagspause! Warum sich mit komplexer Planung aufhalten, wenn ein Scheitern nur für den kleinlichen Geldbeutel ein Hindernis darstellt? Warum sich Gedanken um den Wert von Dingen machen, wenn alles ersetzbar geworden ist? Alles außer Zeit. Doch Zeit holt man jetzt ja wieder rein, jetzt da neben der Biomasse auch die Moral dem Standgericht zum Opfer gefallen ist, wird das ein Leichtes. Jetzt und hier, wo der Yoga-Schüler, der Meditationsteilnehmer, der Cross-Fitter oder RückenfitKletterer ein und dieselbe Person sind, wird Zeit gespart. Endlich Zeit um das Leben zu genießen. Keine Blüten stören dabei, keine Elstern und keine Gräser. Völlige Ruhe um sich zu entspannen und in sein Innerstes zurückzukehren. Um endlich wieder eins zu werden mit seiner …Natur. Text: Michel Mayr


12. Liebe Nachbarn testet …

Guten Morgen, Sonnenschein? Morgens, halb zehn in Würzburg: Während manch einer noch verschlafen an seinem Knoppers nuckelt, begeben sich Freiberufler, Elternzeitler, MüSSiggänger und sonstige zwielichtige Gestalten auf die Suche nach einem leckeren Frühstück. Aber wo in Würzburg gibt’s morgens die besten Brötchen(-Aufstriche), wer hat die tollste Auswahl – und wo bekommt man kostenlos noch ein freundliches „guten Morgen“ als Topping? Liebe Nachbarn war unterwegs und hat in vier Locations jeweils Frühstücke im unteren Preissegment getestet. Der übliche Hinweis: Wir sind keine ausgewiesenen Feinschmecker, sondern nur hungrige Büromenschen – vom Pragmatiker bis zum Gesundheitsapostel, vom Satt-und-Glücklich-Verfechter bis zum Fast-Food-Verächter. Durchschnitt halt ;)

Café Rudowitz

Café Neubau

SanderstraSSe

NeubaustraSSe

Was gab’s?

Was gab’s?

Helles Brötchen, Ciabatta, Butter, Gouda, Konfitüre (Variante: „Lilly

Zwei Scheiben Gouda, eine Scheibe Serranoschinken, Butter, Marmela-

Morgenmuffel“)

de, Vollkornstange und Croissant (Variante: „Drei“).

Wie war’s?

Wie war’s?

Leider schien die Bedienung an diesem Tag den Namen des Frühstücks

Sehr fein, sehr gemütlich, sehr freundlich: Das Neubau hat genau das

etwas zu wörtlich genommen zu haben. Sonnenschein und gute Lau-

geschafft, was ein gutes Frühstück können soll – nämlich den Morgen

ne gehen anders! Oder ist das dieser berühmte Berlin-Charme? Der

zu einem guten Morgen zu machen. Die Frühstückskomponenten

passt vielleicht zum hippen Ambiente mit scheinbar wild zusammen-

allesamt von sehr guter Qualität, eine sehr große und sehr breit ge-

gewürfelten Möbeln und Blümchentapete, aber definitiv nicht zu un-

fächerte Auswahl an Varianten, eine fröhliche, zuvorkommende Be-

serer Vorstellung, wie man (nicht nur) morgens mit Gästen umgeht.

dienung – und preislich absolut auf Linie. Was will man mehr? Höchs-

Obwohl außer unserem gerade mal ein Tisch besetzt war, ließ sich die

tens vielleicht einen Windfang an der Tür. Bei unserem Test waren

junge Dame für unseren Geschmack außerdem etwas zu viel Zeit. Das

die Außentemperaturen zugegebenermaßen ziemlich frostig, aber es

Frühstück selbst hat uns dann aber wieder umfassend entschädigt:

zog uns bei jedem neu eintretenden Gast eiskalt an die Füße, obwohl

frische, hochwertige Zutaten, genau die richtige Menge – tiptop!

wir nichtmal an der Tür saßen.

Was hat’s gekostet?

Was hat’s gekostet?

Mit 3,20 Euro für die gebotene Qualität und Menge absolut super.

4,90 Euro ist für die Menge und gebotene Qualität wirklich hervor-

Und sonst so?

ragend.

Was das Rudowitz allen anderen getesteten Cafés voraus hat: Es bie-

Und sonst so?

tet eine Variante speziell für Schoko-Frühstücker – mit dem treffen-

Neben der großen Auswahl ist uns auch die ansprechende Dekorati-

den Namen: Charlotte Schokoschnute. Nutella, Eszet-Schnitten, Crois-

on besonders im Gedächtnis geblieben: Das Auge frühstückt im Neu-

sant, da ist die Welt wieder in Ordnung!

bau definitiv mit – sowohl in Sachen Anrichtung als auch Einrichtung, die sich zeitlos elgant und angenehm unaufgeregt präsentiert.

Qualität

Qualität

Geschmack

Geschmack

Preis-Leistung

Preis-Leistung

Freundlichkeit

Freundlichkeit

Ambiente

Ambiente


12. Frühstücke

Café Kiess

Café Sturbock

KaiserstraSSe

MünzstraSSe

Was gab’s?

Was gab’s?

Zwei helle Brötchenhälften mit Käse und Salami belegt, ein gekoch-

Brötchen, Brot, pochiertes Ei, Avocadocreme, kleiner Frucht-Joghurt mit

tes Ei, ein Glas Orangensaft (0,1l) (Variante „Brotzeit Frühstück“).

geröstetem Granola, Aufstrich nach Wahl (Variante „Sturbock“).

Wie war’s?

Wie war’s?

Dass es sich beim Café Kiess um eine ganz eigene Welt handelt, zeigt

Wie Ihr an der der Zutatenliste schon erkennen könnt, bewegen wir

schon ein Blick auf die Öffnungszeiten: Während der Hipster-Café-

uns hier auf etwas anderem Niveau. Es gab leider im Sturbock kein

Besitzer noch friedlich von heraufgekrempelten Hosen träumt, sind

"normales"-Standardfrühstück, weshalb wir diese im Vergleich zu

hier die ersten Damen schon beim dritten Kännchen Kaffee. Das

den anderen Läden deutlich teurere Variante für 8,90 Euro gewählt

Café Kiess öffnet seine Pforten in eine andere Zeit bereits um sage

haben. Wer wer weniger zahlen möchte, muss sich mit Bircher Müsli,

und schreibe 6 Uhr morgens, Chapeau! Eigentlich schön, dass es noch

Croissant oder einem Bagel zufrieden geben. Was Geschmack und

so ein „klassisches“ Café gibt – mit höflich-distanzierter Bedienung

Qualität der Zutaten betrifft, war das Sturbock einfach famos, zumal

und älteren Herrschaften, die friedlich in einer Sitzecke vor sich hin-

das Konzept Regionalität/Nachhaltigkeit/Bio/Öko-Trallala hier wirk-

dösen. Allerdings, und so ehrlich müssen wir bei aller Wertschätzung

lich bis ins Detail durchgezogen wird. Sogar der Strom im Laden ist

für das Traditionelle sein: Wirklich gemütlich ist’s hier drinnen nicht.

100 Prozent Öko (wirklich!). Hinzu kommt ein super-freundlicher und

Die Frühstücksauswahl ist zwar üppig, die Qualität von Wurst, Käse

sehr aufmerksamer Service.

und Co. bewegt sich aber auf 0815-Supermarkt-Niveau. Auch angerichtet war das Frühstück – sagen wir mal – pragmatisch. Schade!

Was hat’s gekostet? 8,90 Euro. Angesichts der Menge und Qualität angemessen, für ein

Was hat’s gekostet?

„Basis-Frühstück“ einfach zu viel. Hier täte eine kleinere Einstiegsva-

4,20 Euro sind die für die Menge okay.

riante gut.

Und sonst so?

Und sonst so?

Positiv aufgefallen ist uns beim Besuch des Café Kiess die Qualität

Guter Geschmack gilt im Sturbock absolut auch in Sachen Ambien-

des Brötchens – super-fluffig, gut gebacken, schmackhaft. Stammt ja

te & Einrichtung – hier kann man es wirklich aushalten. Liebevolle

auch aus der hauseigenen Backstube! Gefreut haben wir uns außer-

Details wie die netten Reservierungs-Schildchen im Stile alter Kino-

dem über das inbegriffene Glässchen Orangensaft!

Leuchttafeln oder die exzellente Musikauswahl mit Bloc Party, Interpol und Co. sorgen für Wohlfühl-Atmosphäre.

Qualität

Qualität

Geschmack

Geschmack

Preis-Leistung

Preis-Leistung

Freundlichkeit

Freundlichkeit

Ambiente

Ambiente


13. ANDERS ARBEITEN

oUt OF OFFice

zWEI WÜRzbURgER, 14 JAHRE WELTREISE UND JEDE MENgE AbENTEUER: STEFFI OEFFNER UND NIcK MARTIN REISEN ALS DIgITALE NOMADEN RUND UM DEN gLObUS. SPRIcH, SIE ARbEITEN IN DER REgEL DORT, WO ANDERE URLAUb MAcHEN. LIEbE NAcHbARN HAbEN DIE bEIDEN MEHR ERzäHLT – ÜbER IHREN ALLTAg, IHRE ERFAHRUNgEN UND zUKUNFTSPLäNE. Jetzt arbeItet IHr Ja Gerade aN eINem NeueN LIebe steffI, LIeber NICK, wo steCKt IHr deNN

proJeKt – verratet IHr uNs etwas meHr darüber?

Gerade? Wir sind gerade auf Langkawi in Malaysia.

Wir arbeiten aktuell an unserer Plattform für zukünftige

Die Insel liegt westlich der Ländergrenze zwischen Thailand

Langzeitreisende: die Travel University, eine interaktive

und Malaysia.

Website für die Planung von Weltreisen. Wir haben zusammen über 14 Jahre Reiseerfahrung und bekommen

IHr Lebt uNd arbeItet Heute Ja aLs dIGItaLe

sehr viele Fragen von Menschen, die sich auch gerne ihren

NomadeN. wIe wIrd maN sowas? Gute Frage! Geplant

Traum einer Langzeitreise erfüllen wollen. Durch unsere

war das nicht, wir sind da eher so hineingeschlittert. Nach über

Show „6 Jahre Weltreisen – die geilste Lücke im Lebenslauf“

sieben Jahren auf Weltreise hat man andere Prioritäten und

haben wir sehr viel Feedback bekommen und erkannt, dass

Zukunftsvorstellungen. Reisen mit Arbeit verbinden sowie

es viel Informationsbedarf dafür gibt. Wir fänden es sehr

online und ortsunabhängig Geld zu verdienen passt aktuell

egoistisch, unsere langjährigen Erfahrungen, Tipps und

sehr gut zu unserer Wanderlust. Ganz so einfach ist es jedoch

Tricks, gemachten Fehler und gelernten Lektionen anderen

nicht. Neben dem klischeehaften Bild, „mit dem Laptop am

Menschen nicht zur Verfügung zu stellen. Deshalb arbeiten

Strand zu liegen“, gehört viel Disziplin, Kreativität, Wille,

wir gerade mit Hochdruck an der Travel Uni. Geplant ist

Schweiß und Arbeitseinsatz dazu. Anstatt von 9 bis 17 Uhr

das Projekt für Anfang Mai. Mal sehen, welche Strände,

zu arbeiten und sich danach gemütlich auf ein Bierchen mit

Hängematten und schlechten Internetverbindungen den

Freunden im Loma zu treffen, haben wir oft Tage, an denen

Launch verzögern.

wir 16 Stunden arbeiten. Natürlich gibt es dann auch Tage, an welchen wir einfach mit einem Roller das Land erkunden, uns

beameN wIr uNs eIN paar JaHre zurüCK. was

mit Freunden treffen und uns durch die kulinarische Vielfalt

Hat euCH deNN damaLs beweGt, eure Jobs zu

der verschiedenen Regionen schnabulieren.

KüNdIGeN uNd LoszuzIeHeN – uNd würdet IHr es wIeder tuN? Nick: Mein Startpunkt war eine Reise nach Neuseeland 2009. Dort habe ich für drei Wochen erfahren dürfen, was es heißt, mit Backpack in die Welt zu ziehen und jeden Tag neue Abenteuer zu erleben, Freundschaften mit Menschen von nah und fern zu schließen und entspannt


13. anders arbeiten

im „Hier und Jetzt“ zu leben. Durch diesen Urlaub habe ich für mich erkannt, dass es noch so viel mehr gibt, als den Bürohengst zu spielen und materiellen Dingen nachzueifern. Es folgte der Plan einer einjährigen Weltreise, eine Pause von meinem Job. Tja … sieben Jahre später sitze ich gerade hier mit meiner Freundin auf der Insel in Langkawi und freue mich auf mein Surfabenteuer mit meinen besten Freunden auf Bali in zwei Wochen. Es ist wohl doch etwas anders gekommen als am Anfang geplant. Ob ich es wieder

Auf den Philippinen ist eine Flasche Rum günstiger als eine Flasche Cola!

tun würde? Definitiv! Steffi: Bei mir fing alles Anfang 2010 mit einem dreiwöchigen Urlaub in Thailand an. Dort hatte ich das erste Mal Kontakt mit anderen Backpackern und Langzeitreisenden. Es hat sich eine komplett neue und andere Welt für mich geöffnet,

Was waren die wichtigsten Erfahrungen und

indem ich über den Tellerrand hinaus geschaut habe. Ich

Erkenntnisse, die ihr auf euren Reisen gemacht

habe gemerkt, dass es noch so viel mehr gibt als meinen

habt? Auf Reisen sammeln wir ständig neue Erfahrungen

Job als Zahnmedizinische Fachangestellte, welchen ich

und erleben tolle Abenteuer. Wichtige Erkenntnisse in

für bereits zehn Jahre ausübte. Innerhalb von ein paar

zwei bis drei Zeilen zu fassen, ist daher relativ schwierig.

Monaten habe ich meinen Job gekündigt, meine Wohnung

Generell würden wir sagen, wir haben gelernt, dass das

aufgegeben und bin für ein Jahr nach Bali, Australien und

Leben viel zu kurz ist, um seine eigenen Träume und Ziele

Neuseeland gereist. Schon vor meiner Rückkehr in die

ewig aufzuschieben. Wenn du auf etwas Bock hast, dann

Heimat nach einem Jahr war mir bewusst, dass ich nicht

gib ordentlich Gas, um dir diesen Traum auch zu erfüllen.

lange in Deutschland bleiben werde, ein paar Monate später

Du bist der Einzige, der für deine Träume verantwortlich ist.

ging meine Reise schon weiter. Seit 2012 sind Nick und ich

Sonstige Erkenntnisse:

gemeinsam unterwegs. Ich kann meine „Wanderlust“

Halte dich von geladenen Harpunen auf den Fidschis fern!

einfach nicht mehr stoppen – bis heute!

Auf den Philippinen ist eine Flasche Rum günstiger als eine Flasche Cola! Nach einem Rollerunfall in Thailand ist eine

Wie habt ihr denn damals eure Reise finanziert?

Fahrerflucht von Locals völlig normal! Als Franke (mit dem

Nick: Vor meiner Reise habe ich damals extrem an meinen

rollenden R) ist deine spanische Aussprache unwiderstehlich!

Ausgaben geschraubt und und zusätzlich noch einen Nebenjob im Café Schönborn gehabt. Irgendwann hatte

Jetzt seid ihr ja auch als Paar unterwegs. Mit

ich genügend Geld für meine geplante einjährige Reise

Sicherheit nicht immer ganz einfach: Welche

zusammengespart und bin mit einem One-Way-Ticket

Tipps habt ihr für Paare, die zusammen länger

Richtung Mexiko losgezogen.

auf Reisen gehen? Seid euch bewusst, dass ihr eure

Steffi: Ich hatte damals zum Glück zufällig einen Bausparer

Partner auf Reisen richtig kennenlernen werdet, mit allen

voll gespart, den ich mir ausbezahlen lassen konnte.

Ecken und Kanten. Ihr werdet intensiv Zeit miteinander

Unterwegs haben wir unsere Reisekasse durch diverse Jobs

verbringen,

in Australien und Neuseeland aufgebessert. Dort hat jeder

Entscheidungen gestellt und mit ungeahnten Problemen

mit deutschem Reisepass unter gewissen Voraussetzungen

konfrontiert. Diskussionen und Streit sind völlig normal,

die Möglichkeit auf ein sogenanntes Work & Travel Visum,

wenn man lange Zeit aufeinander hängt. Daher ist es auch

mit dem man offiziell in einigen Ländern für ein Jahr

wichtig, seinem Partner genügend Freiraum zu lassen. Wir

arbeiten und reisen kann.

haben beide das Reisen für uns alleine entdeckt, bevor wir

meistens

24/7.

Ihr

werdet

vor

diverse

uns gekannt haben. Deshalb wissen wir, wie wichtig es für Und wie haben eure Familien damals reagiert,

uns ist, manchmal auch noch alleine reisen zu gehen – zum

als ihr das typisch deutsche Arbeitsleben hinter

Beispiel geht Nick in ein paar Wochen nach Bali zum Surfen,

euch gelassen habt – und was sagen sie heute

während Steffi in Uganda ein Hilfsprojekt unterstützt.

zu eurem Leben? Damals waren die natürlich erstmal

Danach treffen wir uns irgendwo in Asien wieder, um

geschockt. Sie konnten es sich nicht wirklich vorstellen,

gemeinsam weiterzureisen.

wie man für eine so lange Zeit reisen kann und möchte. Es kamen noch mütterliche Ängste dazu und allgemeine

Was war das Krasseste, das ihr unterwegs

Bedenken bezüglich Altersvorsorge und Co. Mittlerweile

erlebt habt? Steffi: Es gibt viele krasse Dinge, die man

haben sich unsere Familien damit angefreundet, dass wir eine

unterwegs tagtäglich erlebt. Es sind die Menschen, die

extrem ausgeprägte Wanderlust-DNA haben. Zwischendurch

Begegnungen, die Situationen, andere Kulturen oder aber

sind wir immer mal in der Heimat, wenn wir dann wieder los

auch Adrenalinstöße wie Sky Diving in Australien oder

reisen, sind unsere Familien nach wie vor trotzdem traurig, weil

Bungee Jumping in Costa Rica. Einem Diebstahl, in dem

sie uns gerne in der Nähe hätten. Wir vermissen unsere Eltern,

mir mein kompletter Rucksack auf den Philippinen geklaut

Geschwister und Freunde natürlich auch, allerdings wissen sie,

wurde, konnte ich leider nicht entkommen.

dass wir damit unseren Traum leben und glücklich sind. Zum Glück ist in heutigen Zeiten ein regelmäßiger Kontakt über Whatsapp oder Skype so einfach und absolut kein Problem.


Ohne diese drei Dinge geht ihr nie auf Reisen … Reisepass, Kreditkarte & das Gefühl der Vorfreude, immer wieder neue Ecken dieser Welt zu entdecken! Ist „Heimweh“ bei euch ein Thema? Nick: Nicht wirklich. Klar gibt es Momente, an denen man verstärkt an die Familie und Freunde zu Hause denkt. Auf der anderen Seite geht jeder seinen eigenen Lebensweg – und meiner ist aktuell, die Welt zu erkunden. Außerdem ist die Vorfreude auf ein Wiedersehen bekanntlich ja die schönste Freude! Steffi: Bei mir ist Heimweh ein bisschen mehr Thema als bei Nick. Ich habe für mich festgestellt, dass ich nach einem Zeitraum von einem Jahr am Stück, in dem ich nicht zu Hause war, verstärkt Heimweh nach meiner Familie und Freunden bekomme. Einfach alle mal wieder sehen und Zeit mit meinen Liebsten verbringen, danach kann die Reise zufrieden wieder weiter gehen. Könntet

ihr

überhaupt

nach

noch

euren

vorstellen,

ganzen an

Reisen

einem

Ort

sesshaft zu werden? Klar! Allerdings liegen unsere Prioritäten gerade woanders. Solange wir nicht irgendwann aufwachen und denken „Okay, jetzt haben wir viel gesehen und wollen irgendwo sesshaft sein!“, werden wir uns dazu auch nicht zwingen. Manch einer kann sich das so vielleicht überhaupt nicht vorstellen … und das ist auch völlig fein so. Jeder kann sich sein eigenes Leben kreieren, um glücklich zu sein. Last, but not least: Was liebt ihr an Würzburg? Nick: Ganz klar, das Chillen am Main mit Freunden und einem kühlen Bier! Steffi: Ich finde es immer wieder toll, zurück nach Würzburg zu kommen. Gerade im Sommer ist es ein wunderschönes und gemütliches Städtchen. An Würzburg liebe ich natürlich auch das Grillen und Chillen am Main, die Festivals, das Weindorf mit guten Freunden – und nicht zu vergessen die leckeren Bäckereien.

Interview: Julia Rösch

Schaut doch mal, bei der nächsten Reiseplanung, bei der Travel Uni vorbei! www.travel-uni.de

PETER MÖCKESCH

MARTIN REITMAIER

Reitmaier Partnerschaft von Rechtsanwälten mbB

DR. ALEXANDER HESS JOHANNES NEUMANN BENJAMIN HIRSCH

KATHARINA NÜRCK

Eichhornstraße 2 // D 97070 Würzburg T +49 (0) 931 / 970964-0 F +49 (0) 931 / 970964-10 info@reitmaier-rechtsanwaelte.de www.reitmaier-rechtsanwaelte.de


14. MITTENDRIN

LEERRAUMPioniere AROUND THE ECK Über innerstädtischen Leerstand kann man sich echauffieren, darüber mit den Schultern zucken – oder das Ganze einfach aus einer anderen Perspektive betrachten.

G

enau das tun seit nunmehr drei Jahren die LeeRaumPioniere in Würzburg. Das Kollektiv, eingegliedert in den

Verein 5d Initiative für urbane Projekte Würzburg e. V., hat es sich zur Aufgabe gemacht, leerstehenden Immobilien in Würzburg neues kulturelles Leben einzuhauchen. „Wir verstehen uns als Schnittstelle zwischen den Eigentümern der Immobilie und lokalen Kulturschaffenden“, erklärt Simon Horn, einer der Initiatoren der LeerRaumPioniere. „So schaffen wir die Rahmenbedingungen für innovative und temporäre Zwischennutzungen.“ Dabei kümmern sich die engagierten Kultur-Köpfe sowohl um die Akquise geeigneter Künstler als auch um die komplette Organisation von Ausstellungen mit Rahmenprogramm. Der ständige Standortwechsel ist dabei immer Teil des Konzepts. „So schaffen wir eine ganz neue Dynamik und stär-

Der neue Ausstellungsraum: die ehemalige „Ecke" in der Annastrasse. Kulinarischem. Diesmal zeigen sogar einige der LeerRaumPio-

ken das öffentliche Interesse an der jungen Würzburger Kul-

niere selbst, was sie kreativ auf dem Kasten haben. Wie immer

turszene“, erläutert Anne Stengel. Seit Anfang 2015 konnten

wird bei LRP RAUM #6 EGO-SHOW auch die Interaktion zwi-

auf diese Weise schon fünf Ausstellungsprojekte umgesetzt

schen Besucher und Künstler gefördert. „Am 7. Mai um 18 Uhr,

werden, jetzt steht mit LRP RAUM #6 EGO-SHOW das nächs-

wird in den Räumlichkeiten auch der Preis für Junge Kultur

te „große Ding“ in den Startlöchern. Ab 14. April 2018 (Vernis-

durch die Stadt Würzburg verliehen“, verrät Ralf Duggen ab-

sage um 19 Uhr) haben Kulturinteressierte die Möglichkeit, in

schließend – die LIEBEN NACHBARN dürfen also gespannt sein.

der Annastraße 11 – der ehemaligen Kneipe „Ecke“ – eine neue

Weitere Infos unter: leerraumpioniere.tumblr.com

Gruppenausstellung zu erleben – mit Kunst, Musik, Poesie und

Text: Felix Röhr; Fotos: Privat

º die eine... event

WIR MÖBELN IHRE VERANSTALTUNG AUF! EVENTS | HOCHZEITEN | TAGUNGEN | FIRMENFEIERN | GEBURTSTAGE

MIETEQUIPMENT: TISCHE / STÜHLE / HUSSEN / LOUNGE / BAR / LICHT / TON / BÜHNE / COCKTAILCATERING º die eine... event // werther gmbh // tel // 0931. 45 20 743 // e-mail: event@die-eine-event.de // www.die-eine-event.de


15. HÖREN & TANzEN

Dein miXtape Für Den

FeStiVaL SOMMeR 2018 U&D würZbUrg & taUbertal Festival Wer in Würzburg lebt, der weiß, wie liebevoll sich die

tuLIpmaNIa – daNCe oN tHe wroNG sIde

Organisatoren des „U&D“ Jahr für Jahr darum bemühen,

Ein paar Blümchen dürft Ihr Euch beim Auftritt von

auf den Mainwiesen etwas Besonderes auf die Beine zu

Tulipmania ins Haar stecken. Erinnert sich noch jemand an

stellen. Das „Umsonst und Draussen“ ist viel mehr als nur ein

die wunderbaren Würzburger Bands Miles und The Electric

Musikfestival. Es finden sich auch abseits der Bühnen viele

Club? Ihre Hits liefen um die Jahrtausendwende rauf und

Attraktionen, welche die Zeit vor Ort wie im Fluge vergehen

runter in den einschlägigen Indie-Diskotheken der Stadt. Nun

lassen. Der alljährliche Barista-Kurs und das dazugehörige

haben sich einige ehemalige Mitglieder von damals zu einer

Kaffeezelt erfreuen sich ebenso großer Beliebtheit wie das

„Supergroup“ zusammengefunden und schreiben klebrig-

Improvisationstheater der legendären Impro-Gruppe „Der

süße Musik, die einfach nur zum Niederknien schön ist.

Kaktus“. Auf dem U&D trifft Straßenmusik auf Poesie und ein Musikpicknick wird es in diesem Jahr natürlich auch

LILLy amoNG CLouds – tHe oNLy oNe

wieder geben. Worauf also wartest Du noch? Einfach all

Lilly Among Clouds heißt eigentlich Elisabeth Lilly Brüchner

Deine Freunde einpacken und hingehen. Es lohnt sich!

und ist gerade drauf und dran, die Karriereleiter Schritt für

Das Taubertal-Festival lockt Jahr für Jahr zahllose Fans aus

Schritt nach oben zu klettern. Mit ihrem eleganten Mix aus

der Umgebung ins idyllische Rothenburg. Auf der nahe

Elektro-Anleihen und zarten Pop-Momenten schafft es die

gelegenen Eiswiese wird vier Tage lang gefeiert, gefroren,

junge Würzburgerin, die Nacht zu erleuchten und alles in

geliebt, den Hang runtergepurzelt und im Matsch gespielt.

einen neonfarbenem Nebel ertrinken zu lassen.

Die Atmosphäre vor Ort ist einzigartig – und in diesem Jahr wollen auch wieder viele hochkarätige Bands an dem beschaulich-berauschenden Spektakel teilhaben.


15. HÖREN & TANZEN

Beatsteaks – 40 Degrees

Marteria – „Aliens“

A Summer´s Tale & Lolla palooza

Erinnert sich noch jemand an den letzten Auftritt Marterias

Unsere B-Seite widmet sich dieses Jahr unter anderem dem A

beim Taubertal-Festival? Bis zum Hügel hinauf wurde

Summer´s Tale in der Nähe Hamburgs. Auf einem Festival wie

getanzt zu den großen Hits wie „Kids“, „Das Geld muss

diesem warst Du garantiert noch nicht. Das wunderschöne

weg“ oder „Endboss“. Nun wird es Zeit für eine Zugabe,

Idyll erinnert nicht einmal im Entferntesten an die Massen-

damit wir uns alle mal wieder wie „gottverwandte Aliens“

veranstaltungen, die sonst so über die Bühne gehen. Hier

fühlen können. Abriss garantiert!

ist alles auf Entschleunigung angelegt, was bemerkenswert

Lust zu tanzen? Mit diesem Song hier wirst Du direkt ins Blitzlichtgewitter geschubst. Die Beatsteaks sind die ultimative Live-Band unserer Zeit – und es gibt wohl kaum jemanden unter Euch, der sie nicht kennt. Auf ihrem neuen Album öffnen sie sich erstmals im großen Maße der Popmusik, was sich aber kein bisschen auf ihre energiegeladenen LiveShows auswirkt. Also Ärmel hochkrempeln und in die tobende Meute stürzen. Es war noch nie so einfach, sich frei zu fühlen.

ist, wenn man bedenkt, dass man neben zig tollen Acts auch noch an Comic-Workshops und einem arktischen Polarcamp Das U&D in Würzburg findet vom 21. bis 24. Juni auf den Mainwiesen

teilnehmen kann. Was sonst noch so geboten ist? Surf Yoga

statt. Der Eintritt ist frei. Neben Tulipmania und Lilly among clouds

und eine Film-Area. Und das ist nur eine kleine Auswahl von

spielen dort u. a. The Busters, Hildegard von Binge Drinking, Hazel

gefühlten 100 Extra-Programmpunkten, die neben dem re-

The Nut und Ian Fisher. Alle weiteren Infos bekommst Du unter

gulären Bandprogramm ihren Platz finden. Wir jedenfalls

www.udwue.de

sind jetzt schon verliebt in diese traumhafte Vorstellung. Und mal ehrlich: Am Abend dann noch zu der Musik von

Das Taubertal-Festival findet vom 9. bis 12. August auf der

Bands wie Mando Diao, Kettcar und den Editors tagträumen?

Eiswiese in Rothenburg ob der Tauber statt. Neben Marteria und

Ist doch fast wie im Wunderland. Der passende Soundtrack

Beatsteakes spielen unter anderem Feine Sahne Fischfilet, Cypress

dazu kommt von …

Hill, Swiss & Die Anders, Creeper, The Menzingers, Kraftklub, In Flames, Broilers und viele weitere. Alle weiteren Infos und Tickets

Mando Diao – Dance With Somebody

bekommst Du unter www.taubertal-festival.de

Nichts wie raus in den Wald und dieses Gefühl von Freiheit umarmen, das hier alles zu umschließen scheint. Anschließend dann wie verrückt im Kreis drehen und in Richtung Firmament starren, bis die Wolken mit einem Ringelreih tanzen … „I´m Falling In Love With Your Favourite Song, I´m Gonna Sing It All Night Long, I Wanna Dance With Somebody …“. Tocotronic – Die Welt kann mich nicht mehr verstehen Gibt es einen besseren Song, um sich endlich von allen Verpflichtungen des Alltags zu verabschieden?! Wir denken nicht, also noch mal alle zusammen: „Ich weiß nicht wie konnte das geschehen …“


15. HÖREN & TANzEN passeNGer – Let Her Go Irgendwann mitten in der Nacht, wenn Dich ein Käfer an den Zehenspitzen kitzelt, wird Dir plötzlich wieder bewusst, wo Du gerade bist. Im Halbdunkel zwischen Realität und Traum dringen vertraute Klänge an Dein Ohr und Du beginnst, Dich zu erheben. Plötzlich bist Du mittendrin im Spektakel, das sich Leben nennt. Längst verblasste Erinnerungen kommen wieder hoch und auf einmal erklingt dieser Song, der so herzzerreißend und hoffnungsvoll zugleich anmutet: „You only need the light when it's burning low, only miss the sun when it starts to snow, only know you love her when you let her go.“ KettCar – sommer ´89 Einfach mal 30 Jahre in der Zeit zurückreisen und dabei gesellschaftliche Herausforderungen von Heute thematisieren? Das Ganze auch noch im Rahmen eines schmissigen PopSongs?! Geht nicht? Geht eben doch! Kettcar haben mit diesem Stück ein ebenso unerwartetes wie gelungenes Comeback hingelegt und wir freuen uns jetzt schon, mit den Jungs zusammen auf Zeitreise zu gehen.

die Allerjüngsten mitbringen. Für die gibt’s mit dem „Kidzapalooza“ noch einmal ein kindgerechtes Festival im Festival oben drauf, das noch dazu in einer famosen Klopapierschlacht endet.

Nicht zu vergessen … in der Hauptstadt findet in diesem Jahr bereits zum wiederholten Male die deutsche Ausgabe des „Lollapalooza“-Festivals statt. Nach einem Ausflug ins ländli-

Also setzt Euch eine Tiermaske auf, streut Euch Konfetti ins Haar und versinkt in einem Meer voll Glückseligkeit. Wir freuen uns auf einen legendären Festivalsommer.

che Brandenburg anno 2017 wird die diesjährige Ausgabe im Berliner Olympiapark über die Bühne gehen – und auch wenn

Das „A summer's tale“-Festival findet von 1. bis 4. August im

zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Bands feststehen: Dieses

Eventpark Luhmühlen in der Lüneburger Heide statt. Neben man-

Spektakel im Stile eines kunterbunten Jahrmarktes schubst

do Diao und tocotronic spielen unter anderem die Editors, gis-

uns sofort in eine Art Paralleluniversum. Überlebensgroße Vo-

bert zu Knyphausen, gurr, New model Army, Kat Frankie und viele

gelmenschen und feuerspuckende Kreaturen streifen umher

mehr. Alle weiteren Infos und tickets bekommt Ihr auf

und machen diese Veranstaltung zu etwas ganz Besonderem.

www.asummerstale.de.

Wie beim „A Summer´s Tale“-Festival kann man übrigens auch Das „Lollapalooza“-Festival findet am 8. und 9. september im olympiapark in Berlin statt. Alle weiteren Infos und die tickets gibt’s unter ≠www.lollapaloozade.com text: Alexander Nickel-Hopfengart

F LY

M E

T O

T H E

M O O N

F a b R i c a t i V SHAK Y DESIGNSHOP W W W.FA BRICAT I V.DE


16. RECHTHABEN

Werden Sie mit dem Widerrufsjoker Ihren Diesel los! D ies el-Ab g as s k an dal u n d D ies el- Fah rver b ote

Nach dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vom 27. Februar 2018 drohen Besitzern von Diesel-Fahrzeugen Fahrverbote in deutschen Innenstädten.

M

it dem sogenannten Widerrufsjoker kann man sein finanziertes oder geleastes Auto (unabhängig ob Diesel oder Benziner) zurückgeben und womöglich alle bereits gezahlten Leistungen (Anzahlung, Raten etc.) vollständig zurückbekommen. Die Experten bei Reitmaier Rechtsanwälte prüfen kostenlos, ob Sie vom Widerrufsjoker profitieren können und Ihr Geld zurückbekommen. Was ist der Widerrufsjoker? Häufig haben Banken ihre Kunden bei Vertragsabschluss nicht richtig über ihre Rechte aufgeklärt. Dadurch lief die zweiwöchige Widerrufsfrist nicht an, der Kunde hat ein „ewiges Widerrufsrecht“. Sobald er davon Gebrauch macht, kann er sein Auto auch noch Jahre später zurückgeben und erhält einen Großteil seines Geldes zurück. Das heißt: Der Verbraucher hat Anspruch darauf, das Auto kostenfrei zurückzugeben und seine bisher gezahlten Kosten erstattet zu bekommen. Vorteil für Verträge nach Juni 2014 Wurde Ihr Auto nach dem 13. Juni 2014 finanziert oder geleast, bringt der Widerrufsjoker weitere Vorteile. Als Verbraucher müssen Sie bei fehlerhafter Widerrufsbelehrung keinen Nutzungsersatz für die gefahrenen Kilometer und auch keinen Wertersatz für etwaige Schäden am Fahrzeug leisten.

Modellrechnung Sie haben im Herbst 2014 ein Auto für 27.900 Euro gekauft. Sie zahlen eine monatliche Rate von 390 Euro bei 9.865,66 Euro Anzahlung und 0,90 % Zinsen. Sie widerrufen den Vertrag im Oktober 2017. Von Ihren bis dahin bereits gezahlten 23.515,66 Euro bekämen Sie ganze 23.211,65 Euro zurück. Sie hätten dann das Auto drei Jahre genutzt und müssten unter dem Strich nur 304 Euro bezahlen. Rechtschutzversichert? In vielen Fällen übernimmt beim Widerruf der Finanzierung oder des Leasingvertrages eine Rechtsschutzversicherung die Kosten des Rechtsstreits. Sie senden uns die Daten Ihrer Rechtsschutzversicherung und wir führen eine kostenfreie Deckungsanfrage für Sie durch. Kostenlose Prüfung! Reitmaier Rechtsanwälte prüfen Ihre Widerrufsbelehrungen von Finanzierungen und Leasingverträgen kostenfrei! Melden Sie sich einfach per E-Mail unter widerruf@reitmaierrechtsanwaelte.de oder per Telefon unter 0931-9709640. Die Experten von Reitmaier Rechtsanwälte beraten und vertreten auf dem Fachgebiet des Bank- und Kapitalmarktrechts, Strafrechts / Compliance, Wirtschafts- und Arbeitsrechts sowie Veranstaltungsrechts. Ein Team von sechs Anwälten berät Unternehmen sowie Privatpersonen zu rechtlichen Belangen.


17. WOHNEN

Urlaubsflair für zuHause Würzburger Outdoor-Inspirationen

Die Spatzen pfeifen es von den Dächern: Der Sommer und somit die Outdoorsaison 2018 steht bereits in den Startlöchern. Bevor die Temperaturen die 25-Grad-Marke knacken, gibt es allerdings noch einiges zu erledigen!

H

abt Ihr Euren Outdoorbereich schon auf Vordermann gebracht? Wer dies noch entspannt und rechtzeitig erledigen möchte, bekommt jetzt die richtige Inspiration beim Würzburger büroforum! Pünktlich zum Frühlingsbeginn hat das Einrichtungshaus am 17. März einen reich bestückten Outdoorbereich eröffnet, der direkt an die Designmöbelausstellung im Hauptgebäude am Heuchelhof angegliedert ist. In diesem Outdoor-Eldorado könnt Ihr Euch nicht nur inspirieren, sondern auch beraten lassen: Die Wohn- und Einrichtungsprofis vom büroforum sind nämlich nicht nur Experten

in puncto Inneneinrichtung, sondern haben auch bei der Gestaltung von Balkon, Terrasse & Co. den richtigen Riecher. Präsentiert werden Gartenmöbel namhafter Designhersteller, die das büroforum größtenteils exklusiv im Würzburger Raum vertritt. Hier könnt Ihr entdecken, was es ansonsten nicht live vor Ort zu bestaunen gibt! Cane-Line: Skandinavischer Chic für Terrasse & Co. Bereits seit 1986 ist der dänische Hersteller im (Outdoor-)Geschäft! Dank der kontinuierlichen Weiterentwicklung von Materialien und Stoffen holt Ihr Euch mit Cane-Line nicht nur Terrassenmöbel mit Designfaktor nach Hause, sondern


17. WOHNEN

richtig robuste Wegbegleiter, die Wind und Wetter trotzen. Wasserfest, strapazierfähig, pflegeleicht – mit selbst entwickelten Stoffen und Füllungen wie dem schimmelabweisenden Quick-Dry-Foam und dem UV-beständigen Cane-LineTex verleiht der Hersteller seinen Designgartenmöbeln den letzten Schliff. Besonders bekannt ist Cane-Line für seine modularen Möbelkollektionen wie „Flex“ oder „Moments“, die es erlauben, sich individuell aus verschiedenen SofaElementen wahre Entspannungsoasen zusammenzustellen – (nicht nur) perfekt für Großfamilien! Fermob: farbenfrohes französisches Design Wer es fröhlich und exzentrisch mag, ist beim französischen Outdoorhersteller Fermob gut beraten. Eine Palette aus über 20 Farbtönen lässt keine Wünsche offen und sorgt dafür, dass im Außenbereich gute Laune vorherrscht. Beim Material setzt Fermob hauptsächlich auf Metall, da dies als eines der umweltfreundlichsten und langlebigsten Materia-

Moroso: Ethno Outdoor Trend Die Möbelmessen 2018 haben es gezeigt: Ethno Living ist wieder auf dem Vormarsch. Moroso sorgt dafür, dass auch Garten, Terrasse und Balkon vom angesagten Hippie-Trend profitieren. Die farbenfrohe Kollektion nennt sich M'Afrique und ist eine Idee von Unternehmerin Patrizia Moroso selbst.

lien gilt. Ungiftige Lacke sorgen für strahlende Farben sowie die nötige Versiegelung – Fermob-Outdoor-Möbeln kann

Ziel war es, den Zauber Afrikas einzufangen und heimische Außenbereiche mit exotischem Flair zu bereichern. Farben und Muster afrikanischer Gewänder auf der einen Seite und

UV-Strahlung nämlich kaum etwas anhaben. Ob Lagunenblau, Fuchsia oder Zederngrün: Fermob macht die Natur und den Sommer noch eine Spur bunter.

Formen, die an afrikanische Steppentiere erinnern auf der anderen Seite – mit Moroso wird es im Sommer 2018 garantiert nicht langweilig!

Haben Wir Euch neugierig gemacht? Dann macht Euch am besten selbst ein Bild von der neuen Outdoorausstellung beim büroforum in der Edith-Stein-Straße 3! Weitere Hersteller wie Houe, Dedon und Weishäupl warten darauf, entdeckt zu werden ... Text: Ulrike Gläßel; Fotos: Hersteller


18. zEITVERTREIB

12 YEARs a slave AUS DEM LEbEN EINES AKADEMIKERS. äHNLIcHKEITEN MIT LEbENDEN PERSONEN SIND REIN gAR NIcHT zUFäLLIg.

I

Ich kann mich noch ganz genau an dieses Gefühl erinnern:

hatte ich meinen heiß ersehnten Diplomingenieur in der

das Abitur frisch in der Tasche, die Sonne im Nacken – und

Tasche. Die einzige Frage, die mich jetzt noch beschäftigte:

vor mir eine Welt voller Möglichkeiten. Laut eindeutiger

Holen mich Daimler, Audi oder Bosch nun direkt von der

Expertise meiner Kameraden bei der Bundeswehr war die

Uni ab oder muss ich denen noch kurz Bescheid geben,

Sache klar: „Du hast doch Abi – da studierst du natürlich;

dass ich jetzt fertig bin? Merkwürdigerweise schienen

n’Kumpel von mir macht das auch, der feiert das ganze

sich die Chauffeurslimousinen der großen deutschen

Jahr, schreibt dazwischen irgendwann eine Prüfung und

Konzerne unterwegs verfahren zu haben – also hieß es

verdient nach seinem Abschluss Kohle ohne Ende.“ Die

erstmal: Kleiner Ingenieur, was nun? „Mach doch den

Studienberatung stimmte in diesen Lobeschor mit ein

Kunstgeschichtler-Trick und bleib an der Uni“, riet mir

(wenn auch etwas zivilisierter). Kurz darauf immatrikulierte

ein wohlmeinender Kollege. „N’Kumpel von mir macht

ich mich als Student der Naturwissenschaften, Ingenieure

das auch, der hockt nur rum, trinkt Kaffee und verdient

werden ja immer händeringend gesucht – was kann da

fünfstellig. So ne Promotion dauert auch nur drei bis

schon schiefgehen?

vier Jahre, dann biste Doktor.“ Irgendwas schienen diese „Kumpels“ immer richtig zu machen – und so gab ich mir

HaLLo, HIer wÄre ICH!

den Ruck.

Gut, die Frauenquote wäre ausbaufähig gewesen. Doch dann hätte ich wohl Germanistik studieren müssen – und ich

doKtorspIeLe

wollte ja was Richtiges lernen. Hinzu kamen noch diverse

Klang auch wirklich gut, das alles: Angestellt auf halbe

Nebenjobs, da ich leider nur mit einem blechernen Löffel im

Stelle, 20 Stunden pro Woche für die Uni arbeiten, den

Mund geboren wurde. Long story short: 12 Semester später

Rest für die Diss. 1.200 nach Steuern, soviel hatte ich in


18. ZEITVERTREIB

mein Argument hin, dass ich mir jahrelang den Rücken für die Uni krummgearbeitet hätte, um in Ruhe schreiben zu können, voll und ganz nachvollziehen. Diss is the End Das Ende vom Lied: Ab zum Arbeitsamt, Promotion auf Hartz IV. Andere Naturwissenschaftsdoktoranden haben teilweise neun Monate nach einem Job gesucht oder nach 400 Bewerbungen noch nichts gefunden. Einer ist jetzt Versicherungsmakler, der andere vertickt Elektrobauteile. Soviel zum Fachkräftemangel. Die wirklich guten Jobs fallen denen zu, die nicht an Vitamin-B-Mangel leiden. meinem Leben noch nie pro Monat verdient. Doch das mit

Wer heute das Glück hat, seine Promotion auf einer ganzen

der Lockerheit sollte sich ziemlich schnell erübrigen. Statt

Stelle durchzuziehen, kann sich zumindest so etwas wie ein

zu forschen verbrachte ich drei Viertel meiner Zeit damit,

Leben aufbauen. Aber mit Dreimonatsverträgen muss man

irgendwelche

reparieren.

sein Fachgebiet wirklich verdammt lieben. Schlussendlich

Zur Uni-Arbeitszeit zählte das Ganze natürlich nicht –

ging ich nach zwölf Jahren mit einem Titel von der Uni.

schließlich brauchte ICH sie ja für MEINE Promotion.

Damit kann ich jetzt bei ElitePartner auf jeden Fall punkten.

Logisch. Und die Studenten betreue ich ja auch nur,

Vielleicht schickt mir dann ja eine reiche alte Dame ihre

damit sie MIR bei MEINER Arbeit helfen. Dazu gesellten

Chauffeurslimousine, wenn schon die Unternehmen den

sich Wochenendarbeit, Abrufbereitschaft – und ehe ich

Weg nicht finden.

maroden

Gerätschaften

zu

mich versah, waren aus einer halben Stelle 1,5 Stellen geworden; aber bei halber Bezahlung – damit glich

Neulich unterhielt ich mich auf einem Klassentreffen mit einer

sich das dann wieder aus … oder so. Ach ja, hab ich die

früheren Schulkollegin, die einst auf Lehrarmt studierte, von

Übungsgruppenbetreuung erwähnt? Zwar gab’s dafür

der Verbeamtung (auch genannt: Jackpot) träumte – und

anfangs zusätzliches Geld, das ich zur Finanzierung meines

jetzt in den Sommerferien stempeln gehen muss.

Jet-Set-Lebens (Wohn-Schlaf-Klo, klappriger Fiat und ab und zu ein Cocktail in der Happy Hour) dankend annahm.

Dann kam ein anderer Bekannter um die Ecke. Er hat

Doch mit der Einführung des Mindestlohns wurden

nach dem Abi eine Ausbildung absolviert, ein Haus

Doktoranden zur Übungsgruppenbetreuung kurzerhand

gebaut, ein Kind gezeugt und sich einen Weber-Grill in

zwangsverpflichtet – statt Barem gab’s „Teaching Points“.

den Garten gestellt. Ob man das jetzt gut oder spießig

Meine Frage an die Verwaltungsangestellten, ob sie

findet, ist Geschmackssache, aber irgendwie hat er’s doch

auch bereit wären, statt für Geld für „Administration

ein Stückchen weiter gebracht als meine desillusionierte

Points“ zu arbeiten, blieb bislang unbeantwortet. Und da

Lehrer-Kollegin und ich. Aber immerhin sind ja – statistisch

schlechte Konzepte im Öffentlichen Dienst bekanntlich

gesehen – erst 46 Prozent meines Lebens rum. Wart's ab,

unendlich ausbaubar sind, gab es irgendwann nur noch

Dich krieg ich noch!

Sechs- oder sogar Dreimonatsverträge. Als es schließlich ans Zusammenschreiben der Promotion ging, bekam ich dann gar keinen Vertrag mehr. Begründung: „Wenn du jetzt nur noch schreibst, arbeitest du ja nicht mehr für die Uni und brauchst daher keinen Vertrag.“ Dass ich da nicht selber draufgekommen bin! Da konnte ich natürlich auch das müde Achselzucken meines Ansprechpartners auf

Text: Sebastian Fiedler, Foto: unsplash



19. HINTENDRAN

spam werdet teIL uNserer NaCHbarsCHaft Im frischen, modernen Outfit bringt LIEBE NACHBARN ebenso anspruchsvolle wie spannende und zum Schmunzeln anregende Themen.

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So habe ich meine Schulden über � 132.380,84 Euro in 93 Tagen abbezahlt ... Guck dir das VIDEO! an... oder nicht. Es interessiert mich eigentlich nicht. Ich habe nichts zu verkaufen.

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Ich will dir nur zeigen wie ich 12,384 Euro auf mein Bankkonto übertragen habe und dass du das auch kannst. So habe ich es geschafft

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REDAKTION Thomas Brandt, Christian Götz, Nico Manger redaktion@liebe-nachbarn.net

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SCHLUSSREDAKTION Schreiberei Eder

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