59. Leipziger Lerche

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Studierendenzeitschrift des Studienganges Buch- und Medienwirtschaft der HTWK Leipzig

59 / Herbst 2023

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Willkommen in der Geheimnisvollen Leipziger Lerche!

Editorial

VORWORT Liebe Leser:innen,

wir alle haben doch Geheimnisse und genauso gerne würden wir auch die anderer Personen erfahren. Aber wären wir selbst bereit, unsere Geheimnisse mit anderen zu teilen? Wohl eher nicht. In der neuen Ausgabe der Leipziger Lerche gehen wir Geheimnissen auf den Grund. Das Geheime ist nicht nur etwas, das wir unseren Eltern nie erzählt haben. In dieser Ausgabe beschäftigen wir uns mit der Faszination wahrer Verbrechen (Seite 10), wir sprechen auch über die Geheimnisse der Sterne (Seite 24), über Geheimbünde (Seite 28) und den Feenglauben in Island (Seite 39). Es gibt aber noch viel mehr in dieser Ausgabe zu entdecken. Wir haben euch ein LercheHoroskop geschrieben und zu rätseln gibt es auch etwas. Am Ende haben wir noch Podcast- sowie auch Film- und Serienempfehlungen für euch. Der Dank für diese Ausgabe gebührt allen, die uns bei der Umsetzung unterstützt und all das erst möglich gemacht haben. Danke an Inapa, die uns seit Jahren mit ihrer Papierspende unterstützen. Und natürlich danken wir allen Anzeigekund:innen, Interviewpartner:innen und auch euch Leser:innen.

WAN T ED G e s uc ht a ufgr un d G e h e i m nisk rä me re i

Wir wünschen euch viel Spaß beim Lesen. Eure Leipziger Lerchen

Die nächste Ausgabe erscheint im Frühjahr 2024. Wer uns bis dahin zu sehr vermisst, findet regelmäßige Beiträge auf unserem Blog und die alten Ausgaben als E-Paper auf der Magazinplattform Issuu. www.leipzigerlerche.com 2

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Inhalt

Editorial ....................................................3 Playlist .....................................................5 Leipziger Stimmen ............................................6 Branche Was haben Bienen und die Buchmesse gemeinsam? ................8 Die Faszination wahrer Verbrechen............................10 Verschwörungsmythen und was sie mit uns machen ..............12 Geheimnisvolle Orte..........................................14 Die Bekannten Unbekannten ...................................17 Makaber, spannend und gefährlich faszinierend ...............18 Mysteriöse Bücherecken ......................................20 Geheimnisvoll, knifflig und kreativ..........................22 Alumni-Interview ............................................26 Lifestyle The Secret of Monkey Island..................................23 Geheimnisse der Sterne.......................................24 Geheimbünde..................................................28 Das Geheimnis der Träume ....................................30 Der Tod - So sieht ihn die Welt..............................32 Aberglaube...................................................34 Hexenfeste und Rituale ......................................36 Naturreligion in Island .....................................39

GEHEIMNISVOLLE KLÄNGE

Spezial

INHALTSVERZEICHNIS

Die offizielle Playlist zur 59. Ausgabe der Leipziger Lerche

Was braucht man, wenn man gerade über Verbrechen liest, sich über okkulte Bräuche und Hexerei schlau macht oder mit der Taschenlampe verlassene Krankenhäuser erforscht? Richtig: den passenden Soundtrack dazu. Wir haben natürlich wieder keine Mühen gescheut, um für euch eine Playlist zu erstellen, die den geheimnisvollen Vibe dieser Ausgabe der Leipziger Lerche genau trifft. Macht die Lichter aus, zündet Kerzen an und entspannt euch mit der neuen Lerche zu unserer Playlist.

Die Playlist für alle, die ein Geheimnis haben Das Gefühl, wenn man in der Abenddämmerung nach Hause geht und nur noch die Grillen zirpen; das leichte Unwohlsein, wenn man als Kind in den dunklen Keller musste – mysteriöse und manchmal unheimliche Eindrücke, die bestimmt jeder schon einmal irgendwie erlebt hat. Beim Hören dieser Playlist kommt bestimmt auch nochmal die ein oder andere Erinnerung an ein ähnlich geheimnisvolles Erlebnis hoch. Wer weiß, vielleicht entdeckt ihr dabei auch neue Lieblingssongs!

Das Lerche-Horoskop .........................................40 Das Lerche-Rätsel ...........................................41 Spezial Filmempfehlungen.............................................42 Podcastempfehlungen..........................................43 Buchempfehlungen.............................................44 HTWK-News ...................................................46

Besucht uns auf unserem Blog leipzigerlerche.com! Jeden Donnerstag erscheinen hier Blogeinträge zu spannenden Themen rund ums Buch, lustige Anekdoten und Artikel zu aktuellen Trends.

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Hier geht‘s zur Playlist!

Felix Schneider

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Leipziger Stimmen

Ich habe meinen Eltern nie erzählt, dass ich immer wusste, welche Geschenke ich zu Weihnachten bekomme. Ich war so neugierig, dass ich vor Weihnachten immer alle Geschenke gesucht habe, auch wenn die im ganzen Haus versteckt waren. Ich hätte sogar gemerkt, wenn ein Geschenk gefehlt hätte. Eine weitere Geschichte die mir da noch einfällt: Meine Mutter hat, als ich ungefähr zehn Jahre alt war, mal für alle Familienmitglieder zu Ostern diese gezuckerte Kondensmilch gekauft, die in der DDR noch im Glas und außerdem sehr schwer zu bekommen war. Die hat sie in der Vorratskammer versteckt. Ich fand die allerdings so lecker, dass ich angefangen habe, aus dem einen Glas zu löffeln. Irgendwann ist aber aufgefallen, dass das eine Glas leerer war als die anderen, also habe ich damit begonnen, auch aus den anderen zu essen. Am Ende waren die Gläser bestimmt nur noch halb voll. Gesagt habe ich zwar nichts, aber aufgefallen ist es natürlich trotzdem und ist damit in die Familiengeschichte eingegangen.

Anonym Die Story meines bis heute gut gehüteten Geheimnisses beginnt in der vierten Klasse der Grundschulzeit. Zu dieser Zeit bin ich nach der Schule in den Hort gegangen. Nachdem alle Hausaufgaben erledigt waren, spielten wir auf dem Hortgelände bis ein Elternteil mich abholte. An einem Nachmittag kamen meine Freundinnen und ich auf die Idee, einen Weitwurf-Wettbewerb hinter dem Hortgebäude zu starten. Geworfen wurde, statt mit Bällen, mit mittelgroßen Kieselsteinen. Optimal in Wurfrichtung stand eine Kegelhalle mit großen Fenstern, die nicht zum Hort zählte. Also kam es, wie es kommen musste – obwohl die Entfernung zur Halle relativ groß war, traf ich mit einem Stein ein Fenster und schlug die Scheibe ein. Zu meiner Überraschung hat das jedoch, außer meinen Freundinnen, niemand gesehen. Sofort waren wir uns einig – die Sache wird geheim gehalten. Geplagt von innerer Angst und Schuldgefühlen, die sich über mehrere Monate hingezogen haben, habe ich es doch geschafft, meinen Eltern nie etwas davon zu erzählen.

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Leipziger Stimmen

Brigitte, 69, Rentnerin

Claudia, 54, Ärztin Es gibt nichts, was ich meinen Eltern verheimlicht habe. Meine Eltern und ich hatten immer gutes Vertrauensverhältnis, da war es nicht nötig, etwas zu verheimlichen.

Anonym, 21, Studentin Als ich in der 7. Klasse war, ich muss ungefähr 13 gewesen sein, habe ich mit meiner Mutter eine schöne neue Sommerhose in der Stadt gekauft. Kurz darauf war ich auf Klassenfahrt und meine Mutter hatte mir verboten, die neue Hose mitzunehmen. Natürlich hatte ich sie trotzdem eingepackt. Beim Schaukeln ist sie mir dann kaputtgegangen und als ich wieder nach Hause kam, habe ich einfach so getan, als ob ich die Hose zum ersten Mal anziehe und der Riss schon davor da gewesen wäre. In dem Glauben, die Hose schon kaputt gekauft zu haben, ist meine Mutter mit mir, der Hose und dem Kassenzettel im Gepäck zu dem Laden gegangen und hat die alte Hose gegen eine neue ausgetauscht.

T S A H N S E WA EIN E D I N DU RN ? E T T L L H E Ä Z ER

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Branche

Frankfurter Buchmesse 2023 – Gastland Slowenien

Branche

WAS HABEN BIENEN UND DIE BUCHMESSE GEMEINSAM? Neuerscheinungen des Gastlandes Slowenien Jela Krečič: Keine wie sie (Mitteldeutscher Verlag) Matjaž kommt einfach nicht über seine Ex hinweg. Um Sara wieder für sich zu begeistern, beschließt er, eine neue Freundin zu finden, und stürzt sich mit diesem genialen Plan in Ljubljana Hals über Kopf von einem Date ins nächste. Jedes Kapitel erzählt eine neue Begegnung und ein wildes Abenteuer. Doch bei all seinen Flirts ringt Matjaž immer wieder mit der offensichtlichen Tatsache, dass es da draußen „keine wie sie“ zu geben scheint. © pixabay

Endlich wieder Buchmesse. Nach Leipzig kommt bekanntermaßen Frankfurt und auch in diesem Jahr findet die Frankfurter Buchmesse statt. Vom 18. bis 22. Oktober trifft sich die Buchwelt wieder in der hessischen Stadt und feiert Autor:innen und ihre Geschichten. Frankfurt feiert Jubiläum Seit 1949 gibt es die Frankfurter Buchmesse bereits. In diesem Jahr feiert sie ihr 75. Jubiläum. Zu Gast ist neben zahlreichen Verlagen, Autor:innen und Besucher:innen, auch das Gastland Slowenien. Nicht nur auf der Messe selbst, sondern auch darüber hinaus, finden viele Veranstaltungen im Rahmen des BOOKFEST in Frankfurt statt. Auch der Frankfurt Pavilion auf der Agora lädt erneut zu spannenden kulturpolitischen Debatten ein. Passend zum Gastland steht das diesjährige Motto Translate. Transfer. Transform. (Übersetzen. Übertragen. Transformieren.) Damit soll die Aufmerksamkeit besonders auf Übersetzer:innen gelenkt werden. Denn egal, ob in Büchern oder anderen Medien: Texte, Ideen und Themen müssen immer wieder neu übersetzt werden. Neue Möglichkeiten Nicht nur die Leipziger Buchmesse bietet mit der MangaComic-Con einen Treffpunkt für Comic-Verlage und deren Fans. Auch die Frankfurter Buchmesse ermöglicht mit dem Comics-Centre mehr Sichtbarkeit für Comics. In Halle 6.1 stellen auf circa 32 Quadratmetern zahlreiche internationale Comic-Verlage ihr Programm vor und bieten dabei auch eine Anlaufstelle für Lizenzhändler:innen und Interessierte des Comic-Markts.

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Waben der Worte So lautet das Motto des Gastlands Slowenien, denn die slowenische Sprache und Kultur ist durch verschiedene kulturelle Einflüsse geprägt, genauso wie die Waben eines Bienenstocks. Auch wenn Slowenien eines der kleinsten Gastländer der Buchmesse ist, bietet es dennoch eine große Vielfalt an Autor:innen und Büchern. Bereits in der Vorbereitungsphase des Gastlandes wurden einige Titel vom Slowenischen ins Deutsche übersetzt. Dadurch werden slowenische Künstler:innen nicht nur im deutschsprachigen Raum bekannter, sondern auch international. Als Reiseziel punktet Slowenien nicht nur mit Sehenswürdigkeiten und Kulinarik, sondern präsentiert sich als grünes, nachhaltiges und sicheres Reiseziel. Im Zentrum des slowenischen Auftritts stehen einerseits die Leseförderung und die Bedeutung des Deep Readings als kognitives Training in digitalflüchtigen Zeiten. Außerdem wichtig für das Gastland sind Methoden und Wege des Rechteverkaufs auf kleinen Märkten auf globaler Ebene. Einen besonderen Teil nimmt allerdings die slowenische Lyrik ein. Ihre Historie ist bis heute eng mit dem Kern der slowenischen Identität verbunden. Durch das Motto Waben der Worte entsteht dabei eine Verbindung der traditionellen Bienenzucht mit abstrakten Modellen der digitalen Vernetzung in der heutigen Welt. Die Wabe dient als Symbol der Einbindung Sloweniens in europäische und globale Kontexte, insbesondere mit den Beziehungen der Nachbarländer. Sprachlich symbolisiert sie einzelne Wörter, die vereint einen literarischen Text ergeben.

Aleš Šteger: Atemprotokolle: Gedichte (Wallstein Verlag) Die Gedichte der »Atemprotokolle« sind Zeugnis einer Reise ins Innere, auf die sich Aleš Šteger im Sommer 2018 begab. Ohne die Absicht etwas Literarisches zu schreiben, entstehen dabei innerhalb von drei Tagen und Nächten Gedichte, die um das Sein und das Vergehen kreisen und der Frage nachgehen, warum letzten Endes alles zerfällt in den

Prozessen des Alltäglichen und Oberflächlichen. Die Gedichte erzählen kleine, intime Geschichten oder stellen drängende Fragen unserer Zeit, in der Hoffnung, dass sie uns in unserer Verletzlichkeit berühren. Blaž Vurnik, Zoran Smiljanić: Plečnik. (Bahoe Books) Diese umfassende und bisweilen humorvolle Comic-Biografie stellt den großen zentraleuropäischen Architekten Jože Plečnik (1872–1957) vor, der sich mit berühmten Bauten ins Stadtbild von Wien, Prag und Ljubljana einschrieb. Plečnik, ein Schüler von Otto Wagner, präsentiert darin seine Gedankenwelt: die eines Intellektuellen und Künstlers, der ein Meister darin war, einzigartige architektonische Visionen zu schaffen. In die Erzählung eingeflochten sind auch die Reaktionen der Umgebung auf Plečniks Werke, die historischen Ereignisse, die Menschen und die Orte, die seine lange Lebensreise geprägt haben. Anna Göber

Mehr Informationen zum Gastland:

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Branche

Wieso True Crime immer beliebter wird

True Crime – oder auch wahre Kriminalfälle – wird als Genre in der Medienlandschaft immer beliebter und bekannter. Besonders seit dem Jahr 2020, was sicherlich auch durch Corona zustande kam, ist der Begriff in der breiten Gesellschaft bekannt. Egal, ob bei Podcasts, Büchern oder Dokus – das Thema ist nicht mehr wegzudenken.

Jahr 1999 im Highschool-Umfeld in Baltimore stattfand. Die Folgen zogen sich über mehrere Wochen und erhielten mit über 80 Millionen Downloads ein Publikum, von dem Podcasts bis dahin nur träumen konnten. Sarah Koenig erreichte im Jahr 2022 sogar die Aufhebung des Mordurteils, da sich im Zuge ihrer Recherche einige Ungereimtheiten aufgetan hatten und der verurteilte Täter bis heute seine Unschuld beteuert. Allerdings hat ein Berufungsgericht in den USA das Mordurteil im März 2023 wieder in Kraft gesetzt, die Anhörung müsse wiederholt werden. In Deutschland ist einer der bekanntesten Kriminalpodcasts wohl ZEIT Verbrechen mit Sabine Rückert – stellvertretende Chefredakteurin der ZEIT und Herausgeberin des gleichnamigen Kriminalmagazins ZEIT Verbrechen – und ihrem Kollegen Andreas Sentker, Leiter des Wissenressorts der ZEIT. Die im Podcast besprochenen Fälle dienen dabei als Ausweitung der im Magazin behandelten Fälle. Im Januar 2023 landete ZEIT Verbrechen laut einer auf Statista veröffentlichten Grafik mit 4,17 Millionen Downloads auf dem zweiten Platz im Ranking der Podcasts mit den meisten Downloads. Dicht darauf folgt Mordlust mit 4,08 Millionen Downloads, ebenfalls ein True Crime-Podcast. In Mordlust – Verbrechen und ihre Hintergründe werden von den Journalistinnen Paulina Krasa und Laura Wohlers wahre Kriminalfälle aus Deutschland für Zuhörer:innen aufbereitet. Einen Satz, den Mordlust-Fans kennen: „Bei Mordlust wird die Stimmung zwischendurch auch mal aufgelockert – das ist aber nicht despektierlich gemeint.“

© pexels

Was ist True Crime?

Wieso lieben wir True Crime?

True Crime bezeichnet eine populäre Gattung, in der wahre Kriminalfälle wiedergegeben werden. Das Genre wird in der Sachliteratur eingeordnet, da es im Gegensatz zur Kriminalliteratur keine fiktiven, sondern wahre Fälle behandelt. Die Verbrechen werden in den Medien – egal in welcher Form – aufgearbeitet. Dies kann mithilfe von Podcasts, Magazinen, im Kino oder auf Streaming-Plattformen passieren. In Deutschland wurde das True Crime-Genre besonders durch die Verbreitung von Podcasts bekannt.

Sabine Rückert selbst erzählt in einem Interview mit dem NDR-Medienmagazin ZAPP, dass sie selbst nicht mit dem True-Crime-Boom gerechnet habe. Für sie sei das Rätsel, das hinter jeder Kriminalgeschichte steht, der Grund für den Erfolg. Deshalb habe auch sie sich damals für die Arbeit als Kriminalreporterin entschieden. Wer sich mit Kriminalgeschichten beschäftigt, denke darüber nach, wie er oder sie selbst in der Situation gehandelt hätte. Was ist der Auslöser für das Verbrechen? Durch die Kriminalberichterstattung kann in das Privatleben anderer Personen eingedrungen werden, wie in keiner anderen Form des Journalismus.

Angefangen hat der Hype um True Crime wohl mit dem amerikanischen Podcast Serial, dessen erste Folgen im Jahr 2014 veröffentlicht wurden. In diesem erzählt die Journalistin Sarah Koenig die Geschichte eines Mordfalls, der im

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Krimis und Thriller haben in der Gesellschaft schon immer Anklang gefunden, doch erst in den letzten Jahren seien True-Crime-Formate durch andere Erzähltechniken zu ei-

NE E C S E M RI C CENE DO S S O R NOT C CROSS C O D E N E C RIME SC S CRIME ENE

CRIME S

Branche

DIE FASZINATION WAHRER VERBRECHEN

nem irren Erfolgsmodell geworden. In einer Umfrage von YouGov und Statista aus dem Jahr 2022 gaben 54 Prozent der Befragten als spannendsten Aspekt von True-CrimePodcats an, dass echte Verbrechen behandelt werden. Dicht darauf folgt der Aspekt konkrete Verbrechen und die Spannung, einer Aufklärung zuzuhören. Weitere 35 Prozent der Befragten geben an, dass sie Kriminalpodcasts aufgrund der Erzählweise hören. Für 30 Prozent ist ebenfalls die Recherche der Redaktion wichtig. Eine weitere große Rolle beim Erfolg von True Crime spiele der Horrorfaktor. Die Zuschauer befinden sich in Sicherheit, während sie Kriminalgeschichten – in Formaten wie Podcasts, Filmen oder Büchern – konsumieren. Außerdem reizt der Einblick in das Privatleben der Opfer und Täter. Die Frage, was jemand selbst in der Situation tun würde, kommt unweigerlich auf. Was wäre, wenn jemand selbst unschuldig vor Gericht stehen würde? Wie würde sich jemand selbst vor Angriffen schützen? Anders als bei fiktionalen Krimis haben Zuhörer:innen nach Ende des Formats das Bedürfnis, weiter über den Kriminalfall zu recherchieren. Das Gerechtigkeitsgefühl muss befriedigt werden. © pexels

Generell sei True Crime besonders bei einem weiblichen Publikum beliebt, die wenigsten der Zuhörer:innen seien Männer. Das belegt auch eine Studie von Seven.One Audio aus dem Jahr 2022. Rund 93 Prozent der True Crime-Hörer:innen sind Frauen. Sie kommt sogar zu dem Schluss, dass True Crime ein weibliches Phänomen sei. Das zeichnet sich auch bei den Podcast-Hosts ab. Nur zwei der fünfzehn beliebtesten Podcasts werden von Männern moderiert. Fünf Podcasts haben gemischte Host-Teams und acht werden ausschließlich von Frauen moderiert. Der größte Anteil der Hörer:innen (fast 60 Prozent) sind zwischen 20 und 29 Jahren. Insgesamt sind 93 Prozent unter 40 Jahren alt. Laut der Studie werden die Podcast-Hosts von ihren Hörer:innen als äußerst glaubwürdig wahrgenommen. Hörer:innen sind loyal und rufen regelmäßig neue Episoden ab. Sie sind sogenannte „Heavy User“, von denen 62 Prozent fast täglich und 24 Prozent sogar täglich Podcasts hören. Gutes Entertainment, Geschichten mit Menschen und spannende Erzählungen bewegen sie. True Crime als Chance Auch für Verlage ist True Crime von Vorteil. So erkennt zum Beispiel Droemer Knaur die Chance, die im Genre liegt. In einem Buchreport-Artikel aus dem Jahr 2022 erklärt Natalja Schmidt, Programmleiterin von Knaur Belletristik, dass True

Crime ein Trend ist, der länger erhalten bleiben wird. Die Authentizität – die unmittelbare Teilhabe an der Arbeit von Ermittlern und Forensikern – spielt für sie eine große Rolle. Auch die Faszination am Horror und Grauen schwerer Verbrechen im realen Alltag ist für sie ein wichtiger Aspekt des Erfolges, genau wie der Schauerfaktor. Auch der GoldmannVerlag sieht True Crime, besonders die Podcasts, als Chance für das eigene Programm. So bietet der Verlag begleitend zum gleichnamigen Podcast Verbrechen von nebenan das Buch von Philipp Fleiter an, in dem zehn spektakuläre Fälle des Podcasts vorgestellt werden. Das Buch profitiere von dem hohen Bekanntheitsgrad des Podcasts. Johannes Engelke, der Programmleiter des Goldmann Sachbuch Hardcover- und Paperbackprogramms, spricht sich für zukünftige Investitionen in den True Crime-Trend aus. Für ihn habe True Crime einen regelrechten Kultfaktor. Es gebe eine Szene, die sich Podcasts gegenseitig empfiehlt und eine Community, die sich darüber austausche. Auch für ZEIT Verbrechen bedeutete der Erfolg des gleichnamigen Podcasts eine Erhöhung von zwei Ausgaben im Jahr auf einen Erscheinungsrhythmus von mittlerweile sechsmal im Jahr. Die Auflage des Magazins wurde ebenfalls von 65 000 Exemplaren auf 90 000 Exemplare erhöht. Lena Kornblum

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Doch warum sind Verschwörungstheorien so anziehend und wie wirken sie sich auf unsere Wahrnehmung der Welt aus? Zunächst einmal ist es wichtig zu betonen, dass viele Verschwörungstheorien keinerlei wissenschaftliche Grundlage haben und häufig auf willkürlichen Annahmen und Vermutungen basieren. Dennoch üben sie auf viele Menschen eine starke Anziehungskraft aus, da sie ein scheinbar einfaches und schlüssiges Erklärungsmuster für komplexe Ereignisse bieten. Dabei werden oft komplexe Zusammenhänge auf ein einfaches „Schwarz-Weiß-Denken“ reduziert und komplexe Probleme auf einzelne, böswillige Akteure oder Gruppen reduziert. Bestätigungsfehler Ein weiterer Grund für die Attraktivität von Verschwörungstheorien liegt in der menschlichen Neigung zum Bestätigungsfehler. Menschen tendieren dazu, Informationen zu bevorzugen, die ihre bestehenden Überzeugungen bestätigen, und Informationen zu ignorieren oder abzulehnen, die ihnen widersprechen. Verschwörungstheorien bieten eine bequeme Möglichkeit, Informationen zu filtern und nur das zu akzeptieren, was bereits geglaubt wird. Aber welche Auswirkungen haben Verschwörungstheorien auf unsere Wahrnehmung der Welt? Einige Expert:innen argumentieren, dass sie eine Gefahr für die Demokratie darstellen, da sie das Vertrauen in etablierte Institutionen und den Wissenschaftsprozess untergraben. In der Tat kann das Verbreiten von Falschinformationen dazu führen, dass Menschen Entscheidungen treffen, die auf falschen oder ungenauen Annahmen basieren. Dies kann negative Auswirkungen auf die Gesellschaft als Ganzes haben.

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Letztendlich ist es wichtig, kritisch zu hinterfragen, was wir glauben, und unsere Überzeugungen auf fundierte Beweise und Fakten zu stützen. Verschwörungstheorien mögen verlockend sein, aber sie können uns von der Wahrheit ablenken und dazu führen, dass wir Entscheidungen treffen, die auf falschen Annahmen basieren. Es ist wichtig, dass wir uns bemühen, wissenschaftliche Erkenntnisse zu unterstützen und den Wissenschaftsprozess zu fördern, um die bestmöglichen Entscheidungen für uns und unsere Gemeinschaft zu treffen. Verschwörungsmythen und Verlage Die deutsche Verlagsbranche ist international einzigartig und sticht durch ihre Qualität und Vielseitigkeit hervor. Doch was passiert, wenn deutsche Verlage sich mit der Veröffentlichung von Inhalten beschäftigen, die Verschwörungstheorien, antisemitische Überzeugungen und rechtsextremes Gedankengut fördern? Dann bieten diese Verlage nicht nur die Verbreitung extremistischer Ideologien und der Förderung von Hass und Intoleranz. Sie können zudem zur Radikalisierung, Geschichtsrevisionismus und politischer Einflussnahme führen, was eine Bedrohung für die Gesellschaft und demokratische Werte darstellt. Das Gefahrenpotenzial, das von diesen Verlagen ausgeht, in Kombination mit der immer höheren Taktrate globaler Krisen ist hierbei immens, da gerade globale Krisen fundamentaler Bestandteil deren Geschäftsmodelle sind. Ein Paradebeispiel für die Anwendung solcher Modelle ist der Kopp Verlag aus Rottenburg am Neckar. Der Kopp Verlag sowie Buchverlag und -versand, der sich auf Verschwörungstheorien spezialisiert hat und im Jahr 1993 gegründet wurde. Er ist bekannt als der derzeit wirtschaftlich erfolgreichste deutsche Verlag, der sowohl aktuelle als auch traditionelle Verschwörungstheorien populär macht und gleichzeitig rechtspopulistische und rassistische Weltanschauungen verbreitet. Das Verlagsprogramm des Kopp Verlags umfasst eine Vielzahl von Themen, darunter Alternativmedizin, Astrologie, Esoterik, Gesundheitsratgeber, Naturheilkunde und Ufologie.

Geschäftsmodell Krise

Die braunen Ecken der deutschen Verlagsbranche

Eine Atmosphäre des Weltuntergangs ist integraler Bestandteil ihres Geschäftsmodells. Es wird oft suggeriert, dass der Verlag über Insiderwissen verfügt, das angebliche Bedrohungen enthüllt, welche von Politik und Massenmedien verschwiegen werden. In den Büchern des Verlags wird häufig von zahlreichen „Geheim-Mächten“ gesprochen, hinter denen angeblich die Freimaurer, die Bilderberger oder die Illuminaten stehen sollen. Dadurch entsteht eine Mischung aus Rechtspopulismus, Kritik am Kapitalismus und einer „Tabubrecherattitüde“, die sich gegen die vermeintliche Political Correctness der „Mainstream-Medien“ richtet. Das Ergebnis ist eine Verbindung von unpolitischen und pseudowissenschaftlichen Themen mit rechtspopulistischen Verschwörungstheorien und esoterischem Gedankengut.

Aber auch Verlage mit deutlich rechter Gesinnung gibt es in Vielzahl in Deutschland, eine der größten Firmenkonglomerate ist die unscheinbar klingende Lesen & Schenken GmbH.

Ein weiterer Verlag, der in diesem Zusammenhang genannt werden sollte, ist der Rubikon Verlag. Der Verlag wurde 2017 gegründet und hat sich schnell zu einem wichtigen Akteur in der Querdenker-Szene entwickelt. Der Rubikon Verlag veröffentlicht Bücher und Zeitschriften, die sich gegen die „Mainstream-Medien“ und die „Eliten“ richten. Der Verlag wird von einigen als Sprachrohr für Verschwörungstheorien und antiwissenschaftliche Ansichten angesehen.

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und wie sie auf uns und Gesellschaft wirken

Verschwörungstheorien sind seit langem ein faszinierendes und kontroverses Thema in der Gesellschaft. Von der Mondlandung bis zu 9/11 haben sich zahlreiche Verschwörungstheorien verbreitet, die oft wilden Spekulationen und Gerüchten entspringen.

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VERSCHWÖRUNGSMYTHEN

Die Lesen & Schenken GmbH, geleitet von Verleger Dietmar Munier, ist für ihr umfangreiches Angebot an rechtsextremen Print- und Filmprodukten bekannt. Das Unternehmen veröffentlicht jährlich etwa 50 Bücher, Kalender, CDs und DVDs. Laut Recherchen des Norddeutschen Rundfunks (NDR) erwirtschaftete das Unternehmen im Jahr 2010 allein einen Umsatz von rund drei Millionen Euro. Es bietet Produkte wie Feuerzeuge mit dem Aufdruck Ich bin stolz Deutscher zu sein, eine Panzer-Armbanduhr Tiger I, einen Porzellankrug Wir sind das Pack, einen Kerzenständer Irminsul, einen OdinDolch und einen Ring des Wachregiments Großdeutschland an. Zu den verlegerischen Aktivitäten gehören verschiedene Verlage wie Arndt, Bonus, Edition Zeitgeschichte, Landwehr, Orion-Heimreiter, Pour le Merite sowie die Zeitschriften Deutsche Militärzeitschrift (DMZ), Deutsche Militärzeitschrift – Zeitgeschichte (DMZ – Zeitgeschichte) und Zuerst!. Der Verlagsinhaber Dietmar Munier unterhält Kontakte zum rechtsextremen Spektrum und hat in der Vergangenheit extremistische Aktivitäten verfolgt. Die Veröffentlichungen der Lesen & Schenken GmbH zeichnen sich durch eine unkritische Haltung gegenüber der NS-Zeit, eine Bewunderung des NS-Regimes und eine Verharmlosung der Rolle von SS und Wehrmacht aus. Sie bieten auch Literatur an, die den Holocaust sowie Schoa leugnet oder verherrlicht. Abschließend ist noch anzumerken, dass dies nur Einblicke in die Medienwelt der Verschwörungstheoretiker:innen und Rechten-Szene in Deutschland ist und dieses Thema einer weitaus komplexeren Aufarbeitung bedarf. Maximilian Konrad

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GEHEIMNISVOLLE ORTE

Lost Places in Leipzig und Umgebung und wie man sie sich anschauen kann

„Take nothing but pictures, leave nothing but footprints.” Was so viel bedeutet wie „behalte nichts außer Fotos und hinterlasse nichts außer Fußspuren“, ist das Motto der Besucher:innen von Lost Places. Der Begriff Lost Place bedeutet übersetzt „vergessener“ beziehungsweise „verlassener Ort“ und beschreibt Gebäude und Orte aller Art, die nicht mehr bewohnt oder genutzt werden und somit oftmals in Vergessenheit geraten sind. Mittlerweile gibt es eine große Anzahl an Menschen, die sich Urban Explorer:innen oder auch Urbexer:innen nennen und deren Hobby es ist, Lost Places zu finden und den Geheimnissen dieser Orte auf den Grund zu gehen.

Lost Places selbst erkunden

Stand der Medizin war sie oftmals nur die letzte Station vor dem Tod, da vielen Patient:innen nicht mehr geholfen werden konnte. Zur Zeit des Nationalsozialismus wurde die Anstalt zum Tatort schrecklicher Verbrechen, deren Spuren auch heute noch zu finden sind. Nach dem Zweiten Weltkrieg war auch die berühmte Leipziger Dichterin Lene Voigt Patientin und später sogar Angestellte in der Heilanstalt. Fast 100 Jahre nach der Eröffnung, im Jahr 1999 wurde die Klinik dann entstaatlicht und die Patient:innen wurden in einem Neubau untergebracht. Seither stehen die Klinikgebäude leer und werden gerne von neugierigen Besucher:innen aufgesucht. Auch für

Das Erkunden von verlassenen Orten auf eigene Faust kann nicht ohne Weiteres empfohlen werden. Wer einen Lost Place betritt, begeht Hausfriedensbruch und muss eventuell rechtliche Konsequenzen tragen. Außerdem sind diese Orte oftmals von jahrelangem Verfall gezeichnet und damit häufig einsturzgefährdet. Wer sich trotzdem mit Lost Places in und um Leipzig beschäftigen möchte und sich die schaurigen Orte gerne genauer anschauen will – entweder in Echt oder nur auf Bildern – kann auf eine Vielzahl von Büchern zurückgreifen. Zwei davon sollen in diesem Artikel kurz vorgestellt werden. Bei dem ersten Buch handelt es sich um Geisterstätten Leipzig – Vergessene Orte von Arno Specht und Uwe Schimunek. Es ist 2014 im Jaron Verlag erschienen und stellt den Leser:innen 14 verschiedene verlassene Orte rund um Leipzig vor. Zu jedem Ort gibt es jeweils ein eigenes Kapitel mit einem Text und vielen eindrucksvollen Bildern. Was auffällt – in den Beschreibungen sind keine genauen Adressen der Lost Places zu finden. Denn zum Kodex der Urban Explorer:innen gehört auch, dass Adressen lieber geheim gehalten werden. Diese sind häufig nur nach intensiveren Recherchen in Foren oder Lost Places Netzwerken zu finden. Manchmal kann man Anschriften auf Webseiten oder in Büchern finden.

Ein aktuelleres Buch, das sich mit vergessenen Orten in der Region Leipzig befasst, heißt Lost & Dark Places Leipzig. Es wurde von Marius Mechler verfasst und ist 2022 im Bruckmann Verlag erschienen. In diesem Buch werden nach einer kurzen Einführung und ein paar Verhaltensregeln für das Betreten von Lost Places, 33 Orte beschrieben und mit Fotos abgebildet. Dieses Buch ist besonders interessant für Leute, die sich die Orte gerne selbst genauer anschauen © Bruckmann Verlag möchten, denn es beinhaltet neben einer kurzen Geschichte auch Adresse sowie Koordinaten und eine genaue Anfahrtsbeschreibung der Lost Places. Dazu gibt es für jeden Ort auch noch einen Tipp, um den Besuch zu einem besonders spannenden Erlebnis zu machen. Egal, ob man sich für einen Besuch vor Ort entscheidet oder auf Nummer sicher geht und sich lieber die Bilder und Geschichten anschaut, hier ist für jeden Lost Place-Geschmack etwas dabei.

© Finja Kulp

Finja Kulp

Der Klassiker: die verlassene Psychiatrie Aufgrund von Leipzigs Geschichte gibt es hier und in näherer Umgebung viele Orte dieser Art zu finden. Ein beliebter Lost Place in Leipzig ist zum Beispiel die Heilanstalt Dösen. Diese Anstalt ist eine ehemalige psychiatrische Klinik, die 1901 gegründet wurde. Hier sollten psychisch kranke Menschen behandelt und geheilt werden, doch durch den damaligen

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die Fernsehserie SOKO Leipzig wurde dieser Lost Place schon als Drehort genutzt. Obwohl es unter den Explorer:innen den Kodex gibt, die Lost Places unberührt zu lassen, findet man mittlerweile an fast allen verlassenen Orten und somit auch in der Heilanstalt Dösen, Graffiti und häufig auch Müll sowie andere Hinterlassenschaften. Einen gänzlich unberührten Lost Place zu finden, ist in Deutschland leider eine Seltenheit.

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DIE BEKANNTEN UNBEKANNTEN

Die Autor:innen hinter dem Pseudonym

Es ist ein weit verbreitetes Geheimnis, dass viele Autor:innen sich eine zweite, dritte oder vierte Identität konstruieren, um unter anderen Namen Werke zu veröffentlichen. Ebenso viele Charaktere, wie sie in ihren Büchern zum Leben erwecken, können sie im wirklichen Leben auch für sich selbst schaffen. Dabei gab es über die Jahre hinweg verschiedene Beweggründe, ein Geheimnis aus der eigenen Persona zu machen.

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Der Schutz des Unbekannten

Wir senden euch auch gerne größere Stückzahlen, wenn ihr die Lerche mit

Unter einem Pseudonym, abgeleitet aus dem griechischen „pseudo onoma“ (falscher Name), versteht man die Verwendung eines fiktiven Decknamens, statt des echten bürgerlichen Namens. Wer eine schmeichelhaftere Bezeichnung bevorzugt, wird dabei im Französischen fündig: „nom de plume“ (Schreibfeder Name). Wie die Übersetzung bereits andeutet, greifen besonders Autor:innen gerne auf diese Möglichkeit zurück, um ihren wahren Namen zu verheimlichen und ihre Identität zu schützen. Dafür kann es, neben der Chance sich einen wohlklingenderen Vor- und Zunamen zu verleihen, verschiedene Motive geben: Man möchte keine biographischen Hintergründe der Öffentlichkeit preisgeben, sein Image bewahren oder einfach seine Privatsphäre schützen. Besonders in politisch angespannten Zeiten wurde von Schriftsteller:innen häufig auf ein Pseudonym zurückgegriffen. Dabei beflügelt die Gewissheit des Unbekannten allerdings auch immer die Neugierde. Eines der wohl bekanntesten Beispiele hierfür ist die italienische Autorin Elena Ferrante, welche mit ihrer Neapel-Saga den weltweiten Durchbruch erzielte und über deren wahre Identität bis heute gerätselt wird. Aber nicht jede:r kann auf Dauer unbekannt bleiben.

Freunden und Familie teilen oder in eurer Schule oder Bildungseinrichtung auslegen beziehungsweise austeilen wollt. Das Abonnement ist jederzeit kündbar.

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ip Ler z i g e che r

Galbraith, Swithen und Bachmann

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J. K. Rowling und Steven King für sich sind zwei der erfolgreichsten Schriftsteller:innen der heutigen Zeit. Rowlings Pseudonym Robert Galbraith sowie Kings John Swithen und Richard Bachmann können jedoch nicht ganz an den Welterfolg ihrer Schöpfer:innen heranreichen. Es vorzuziehen sein Buch unter einem gänzlich unbekannten Namen zu veröffentlichen, statt unter dem realen weltbekannten, wirkt zunächst etwas abwegig. Doch beide scheinen, bei dem Versuch die Popularität abzulegen, eigene Hintergedanken gehabt zu haben. Die Fantasy Autorin habe darin die Möglichkeit gesehen, ohne Erfolgsdruck zu

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LERCHE ABONNEMENT

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veröffentlichen und wechselte mit ihren Cormoran-Strike Romanen in das Krimigenre. Swithen und Bachmann verhalfen Steven King hingegen frühere, unbeachtete Werke zu veröffentlichen und den Erfolg seines Schreibens zu prüfen. Ein unbeschriebenes Blatt Den Autor:innen wird damit zu einem gewissen Maß an literarischer Freiheit verholfen, da ursprünglich bestehende Erwartungshaltungen seitens der Leser:innen, durch das Pseudonym im Vorhinein unterbunden werden. Bereits veröffentliche Bücher können besonders bei Erfolgsautor:innen zu einem Hindernis werden, wenn es darum geht befreit zu schreiben. Der Wunsch die Worte für eine kurze Zeit vom Namen zu trennen ist deshalb naheliegend. Das funktioniert allerdings nur so lange, bis sich ihre wahren Identitäten schließlich doch aufdecken, wie es bei Rowling und King der Fall war. Dabei steht immer die Frage mit im Raum, ob die Enthüllung des Pseudonyms nicht eine kalkulierte Marketingstrategie ist, um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu erregen. Der Autor:innen Name ist zur Marke geworden, weshalb dieser allein schon eine Kaufempfehlung für Leser:innen und Bestandteil der Vermarktung der Bücher ist. Katja Schramm

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MAKABER, SPANNEND UND

GEFÄHRLICH FASZINIEREND

Der Krimiboom in Deutschland

Ein einfaches Grundkonzept und doch sind wir immer wieder fasziniert. Eine Tatsache: Ein oder mehrere Morde sind geschehen. Eine Frage: Wer war es? Schon seit Jahren boomt der Krimi- und Thrillermarkt. Wer, wann, wie und warum hängen als große dunkle Wolken über uns als Leser:in. Krimis und Thriller – das beliebteste Genre in Deutschland. Von der Detektivgeschichte zu True Crime Mord und Todschlag gab es schon in der Bibel. Wirklich geschrieben wurde darüber allerdings erst im 19. Jahrhundert. Die Anfänge des Krimi-Genres liegen in den Detektivgeschichten von Sherlock Holmes, Miss Marple und Poirot. Wie jedes neue Genre musste es sich gegen die Frage „Literatur oder Schund?“ verteidigen, weil der verarbeitete Inhalt „neu“ und unbekannt war. Aber vor allem, weil den Verbrechen und deren Aufklärung die nötige „literarische Kreativität“ abgesprochen wurde. Einige Literaturwissenschaftler:innen datieren die ersten Kriminalromane auch schon früher. So wird zum Beispiel auch Schillers Werk Der Verbrecher aus verlorener Ehre (1786) als einer der ersten Krimis gewertet.

Das änderte sich zum Glück bald und mit dem Erstarken der bürgerlichen Gesellschaft, kam das Interesse an Spannung und gefährlichen, geheimnisvollen Geschichten. Noch lange (ich behaupte bis heute) dominiert der Privatdetektiv die Kriminalromane, aber auch Polizeikommissar:innen werden zunehmend gerne gelesen. Inhaltlich rangieren die Bücher von Regional-, über Wirtschafts- und Ökokrimis bis hin zur Weltverschwörung. Von nahezu fantastisch oder mystisch über realistisch bis unheimlich und so gruselig wie möglich. Letzteres spiegelt auch der neue True-Crime-Boom wider. Egal ob Serie, Podcast oder Buch – Hauptsache spannend, makaber und besonders geheimnisvoll. Die Lesenden sind schon lange nicht mehr nur Leser:innen. Sie werden als Ermittler:innen hineingezogen, erfahren Motive aus Sicht der Mörder:innen oder versuchen noch vor den Protagonist:innen herauszufinden: Wer hat es denn nun getan? Sisters in Crime Mich persönlich lässt die Faszination auch nicht kalt, aber da meine Fantasie dann gleich aus meinen Nachbarn creepy Stalker oder einen Serienmörder macht, bleibe ich dem Genre in der Regel lieber fern. Aber wo kommt die Faszination für Krimis und Thriller gerade bei Frauen eigentlich her? Denn Statistiken zeigen eindeutig, dass Kriminalromane in Deutschland ganz oben auf der Wishlist stehen. Und erstaunlicherweise sind sie bei Frauen sogar beliebter als bei Männern.

Vor zweihundert Jahren gab es kaum ermittelnde Polizeibehörden, geschweige denn, dass diese mit gesicherter Beweislage arbeiteten und nicht korrupt waren. Die Grundlage für das Entstehen des Genres Kriminalroman ist unter anderem eine Gesellschaft, die nach Wahrheit sucht und die Aufklärung von Verbrechen für wichtig und richtig hält. So begann der Krimiboom in der ehemaligen Sowjetunion später als in Deutschland und in Deutschland später als in England. Der erste richtige Krimi ist damit vermutlich Doppelmord in der Rue Morgue (1841) von Edgar Allen Poe. Aber das Genre kam nur langsam in Fahrt, viele hatten nicht das Geld und die Muße für das Vergnügen zu lesen. So waren auch die meisten Inhalte der Literatur auf die „feine“ Gesellschaft zugeschnitten.

Zuerst die einfachen Fragen: Warum sind wir fasziniert? Warum lesen wir gerne Spannungsliteratur? Es gibt eine große Anzahl möglicher Gründe. Der Wahrscheinlichste ist, dass während wir spannende, makabere und geheimnisvolle Inhalte konsumieren, unser Körper aufgrund der scheinbaren Stresssituation Endorphine ausschüttet. Diese Wohlfühlhormone sollen uns helfen, durch die spannenden Zeilen und Seiten zu kommen.

Zudem wissen wir, dass wir am Ende des Buches meist mit einer Lösung, einer Aufklärung rechnen können. Oft werden Mörder:innen der gerechten Strafe zugeführt und alle Rätsel sind gelöst. Auch wenn vielleicht für Opfer und andere Protagonist:innen nicht alles rosig ausschaut, verspricht uns die Geschichte Ordnung und Triumph. Für die Leser:innen ist es Spannung ohne Risiko. Sie können das Buch notfalls weglegen oder schnell zu Ende lesen und danach ihr eigenes Leben viel positiver betrachten. Des Weiteren ermöglicht uns die Spannungsliteratur, unsere eigenen Ängste und unterbewussten Fantasien zu projizieren. Vor allem, da viele Krimis heute sehr detailgetreu und real sind, ist es den Leser:innen möglich, sich mit Protagonist:innen zu identifizieren und so an der risikolosen Konfrontation mit eigenen Ängsten zu arbeiten. Aufgrund der realitätsnahen Gestaltung der Handlungen werden auch viele aktuelle Ängste und Krisen erklärt und den Lesenden die Möglichkeit der schwellenlosen Verarbeitung ermöglicht. Nun zu der schwierigeren Frage: Warum sind Frauen besonders fasziniert von Krimis und Thrillern? Über diese Frage kann nur spekuliert werden, da es noch keine wissenschaftlichen Studien und Untersuchungen gibt. Aber feststeht: Frauen haben mehr Angst vor Verbrechen (egal welcher Art) und sie interessieren sich eher für menschliche Aspekte. Da hinter Verbrechen und Mord in der Regel ein Motiv steckt und dies meist emotional und menschlich geleitet ist, sind Frauen besonders von Krimis, Thrillern und True Crime fasziniert. Frauen möchten nicht nur das „Wer war es?“ erfahren, sondern auch das „Warum?“ verstehen. Dazu müssen sie das ganze Buch lesen und nicht nur die Zusammenfassung auf Wikipedia googeln. Außerdem wird unter Expert:innen vermutet, dass Frauen es als eine Art „Selbstverteidigungskurs“ ansehen, Krimis zu lesen. Damit wissen sie im unwahrscheinlichen Fall, dass sie sich irgendwann in einer brenzligen Situation wiederfinden, wie sie sich verhalten sollten. In der Regel läuft es jedoch schlicht und einfach auf Neugier und Emotionen, die uns das Buch fühlen lässt, hinaus.

in uns und unsere Neugier ansprechen, aber was sagt unsere Liebe zu Krimis und Thrillern eigentlich über uns aus? Sind wir einfach nur Endorphin-Junkies oder alle einfach heimlich Serienmörder:innen? Es gibt einen vermuteten Zusammenhang zwischen der fiktiven Mordlust der Bevölkerung und den realen Zahlen zu Verbrechen und Gewalt. Eine Art „Big Mac Theorie“ für Kriminalromane. So heißt es, je mehr Verbrechen in Büchern oder in Filmen begangen werden, desto friedlicher ist die Bevölkerung. Also kann man eigentlich nur sagen, immer schön weiter Krimis lesen/konsumieren. Da unterbewusst die dunkle Seite angesprochen wird, kann man nicht bestätigen, ob uns das Lesen von Krimis eher zu Verbrechen und Gewalttaten verleitet, aber so eine ähnliche Diskussion gab es ja auch schon zu gewaltreichen Videospielen. Da kam man ebenfalls zu dem Schluss, dass es besser ist sich in Videospielen oder Büchern auszuleben, als in realen Szenarien. Empfehlungen Da wir ja jetzt gezeigt haben, dass unsere Faszination für das „Böse“ nicht böse macht und es besser ist, seine Fantasie mit Geschichten als mit Taten anzuregen und auszuleben, kommen hier noch die, laut Lerche-Redaktion, bekanntesten und beliebtesten Krimi-Autor:innen: 1. Stephen King, 2. Sebastian Fitzek, 3. Arthur Conan Doyle, Agatha Christie und Dan Brown. (Tja, wer hätte gedacht, dass der „Begründer“ des KrimiGenres ‚nur‘ den 3. Platz belegt und ihn sich dann auch noch teilen muss – da muss Sherlock Holmes wohl ein neues Verbrechen aufklären!) Fabia Kaiser

Sind wir alle Tiere? Laut dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels und Umfragen von Statista kann man in Deutschland etwa  23 000 Krimis kaufen und jedes vierte verkaufte Buch ist ein Krimi. Es ist unbestritten, dass Krimis und Thriller die dunkle Seite

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Leipziger Lerche 59 | Herbst 2023

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Branche

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MYSTERIÖSE BÜCHERECKEN

geheimnisvolle Buchläden und die sagenumwobene Bibliothek

Buchhandlungen findet man auf jeder belebten Einkaufsstraße. Wenn man nur ein Buch kaufen will, erblickt man schnell ein Ladengeschäft zwischen Bäcker und Boutique. Doch was verbirgt sich eigentlich in den unscheinbaren Gassen abseits der lauten Hauptstraße? Werfen wir einen Blick auf die versteckten Schätze der Buchbranche, die sich in ein geheimnisvolles Licht tauchen und das überall auf der Welt! Mehr als nur ein Laden voller Bücher Neben Ladenlokalen, die so gut versteckt sind, dass man sich schon auf Entdeckungsreise begeben muss, nur um sie zu finden, gibt es auch einige Geschäfte mit sehr ungewöhnlicher Ausstattung. Ein gutes Beispiel ist die Libreria Acqua Alta in Italien. Sie wird auch als „Buchhandlung Hochwasser“ bezeichnet, da dieses Geschäft im Herzen von Venedig liegt. Bücher stapeln sich hier bis an die Decke, denn dieser Laden hat eine untypische Lagerart entwickelt. Wer hier nach einem Buch sucht, muss sich nämlich erst durch Wannen oder Boote wühlen.

The Book Barge aus. Statt eines normalen Ladenlokals auf standfestem Boden befinden sich die Bücher auf einem Boot. Ein Besuch auf dem Schiff ist aber nur möglich, wenn man vorher einen Termin ausgemacht hat. Dafür wird einem aber ein kleines Sortiment nach eigenen Interessen zusammengestellt. Die Librairie Avant-Garde ist eine bekannte Buchhandlung in Nanjing in China. Sie wird auch als „zweite Bibliothek der Nanjing Universität“ bezeichnet, weil sie bei den Studenten so beliebt ist. Der Laden liegt versteckt auf einem ehemaligen unterirdischen Parkplatz, welcher früher auch als Bunker zum Schutz vor Bomben benutzt wurde.

In der Hauptstadt von Argentinien findet man die Buchhandlung El Ateneo Grand Splendid. Imposant und majestätisch überzeugen die Bücher, die hier im Ambiente eines ehemaligen Theaters präsentiert werden. Dort, wo früher einmal die Theaterbesucher Platz nahmen, reihen sich heute die Bücherregale. Auf der Bühne können sich Besucher im Café ausruhen. Wen die Leselust packt, der macht es sich in den Sesseln der Theaterlogen gemütlich, die wie kleine Lesezimmer sind. Details wie Deckenmalereien, Holzschnitzereien, der rote Bühnenvorhang und die Beleuchtung sind immer noch vorhanden und verleihen der Buchhandlungen ihren eigenen Charme.

Wer in Frankreich die La Caverne aux Livres besucht, wird sich anfangs wundern, denn auf den ersten Blick findet man nur einen alten Eisenbahnwaggon vor. Erst wenn man das Innere der Bahn betritt, sieht man die Bücher, die reihenweise in den Regalen stehen.

zen der Buchhandlung befindet sich die ikonische Wendeltreppe, die das Erdgeschoss mit der zweiten Etage verbindet und einen Blick auf das große bebilderte Glasfenster an der Decke liefert. Eine Bibliothek der Legenden Es ranken sich viele Mysterien um die nahezu berühmteste und größte Bibliothek der Antike – die Bibliothek von Alexandria. Seit Jahrhunderten fragt man sich, wie dieses Monument wissenschaftlicher Errungenschaften einfach von der Bildfläche verschwinden konnte. Theorien gibt es seit jeher viele. Ein verheerender Brand, ein Vulkanausbruch oder die Folgen einer Eroberung? Viele dieser Vermutungen konnten inzwischen widerlegt werden, beziehungsweise als unwahrscheinlich erachtet werden. Welchem Schicksal die Bibliothek schließlich zum Opfer fiel, bleibt weiterhin verborgen. Nachweisen kann niemand etwas, da es keine Überbleibsel der Bibliothek gibt. Das heißt, letztendlich wird das in Alexandria gesammelte Wissen wohl für immer verloren bleiben. Julia Rodner

The Mysterious Bookshop in New York City beschreibt sich selbst als „den ältesten Buchladen spezialisiert auf das Genre Mystery“ und verdient damit auch einen Platz auf dieser Liste. Neben dem Hauptgenre deckt das Sortiment auch viele Sub-Genre wie Krimi, Spionage, Thriller oder Suspense. In einer Buchhandlung übernachten, ist wohl der Traum für jeden Buchliebhaber. Als Rucksacktourist in Guangzhou, China wird dieser Traum Realität, denn im 1200 Bookshop kann man kostenlos mit Voranmeldung die Nacht verbringen. Zudem hat der Laden 24/7 geöffnet und bietet neben Schlafgelegenheiten auch eine Küche und eine Bar. Selexyz Dominicanen

Wie eine Geheimgesellschaft wirkt Brazenhead Books in New York. Der berüchtigte Speakeasy Buchladen wanderte von einem Ladenlokal ins Apartment und war zu mancher Zeit eher ein geheimer Bücherclub als Buchladen. Wer ihn finden wollte, musste sich auf sehr viel Recherche vorbereiten. Wo man sie am wenigsten erwartet Eine Buchhandlung, die in England auf dem Wasser schippert, ist erstmal schwer vorstellbar – doch genau das macht

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Früher war Selexyz Dominicanen eine katholische Kirche in den Niederlanden. Doch dann funktionierte Napoleon Bonaparte sie zur Lagerhalle um. Zwischendurch wurden auch mal ein Boxring, eine Automobilschau und Feuerwehrutensilien untergebracht. Heute beherbergt das Gebäude etwa 20 000 niederländische sowie englische Buchtitel, davon gehört der Großteil zur Belletristik sowie juristische und wissenschaftliche Werke. Der gotische Baustil verleiht dem Ganzen eine wahrlich graziöse und mysteriöse Atmosphäre, die man im Seitenflügel im Lesecafé genießen kann.

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Ein bekannter Instagram-Hotspot in Portugal ist die Livraria Lello, die Gerüchten zufolge J. K. Rowling für ihre Harry Potter-Reihe inspiriert haben soll. Kein Wunder also, dass der Andrang heutzutage so gewaltig ist, dass die Buchhandlung schon Eintritt verlangt. Obwohl das Geschäft alles andere als unbekannt ist, verdient der Laden eine Erwähnung für ihre Innenarchitektur. Geschmückt wird das Buchparadies mit Titeln aus allen Genres und ist von oben bis unten umgeben von Tafeln mit bemerkenswerten Holzschnitzereien. Im Her-

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Branche

Der erste Teil eines Videospielklassikers

Lifestyle

THE SECRET OF MONKEY ISLAND

GEHEIMNISVOLL,KNIFFLIG UND KREATIV über einige der beliebtesten Mystery Spiele in Deutschland

Lange bevor eine Nintendo Switch oder eine Xbox 360 auf dem Markt kamen, gab es ein altes Videospiel… Es kommt aus einer Zeit, in der die Gaming-Branche noch um ein Vielfaches kleiner war. Und dieses Spiel trägt den Namen The Secret of Monkey Island. Falls du das Spiel nicht kennst, geht es dir wohl wie den meisten. Das ist jedoch kein Problem, denn die nachfolgenden Zeilen geben dir einen kleinen Einblick in den Videospielklassiker. Das Spiel ist ein Point-and-Click-Adventure des Publishers Lucasfilm Games und nimmt uns auf ein Abenteuer in die Piratenwelt der Karibik mit.

Zum Spiel gehört auch das Zerschneiden, Falten oder Beschriften von Spielmaterial – Handlungen, die für einige erst einmal befremdlich wirken und doch ihre Notwendigkeit haben. Die unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade „Einsteiger“, „Fortgeschrittene“ und „Profis“ bieten hierbei allen Rätselfreund:innen das passende Level und gewährleisten einen spannenden und abwechslungsreichen Abend – egal ob Rätsel-Profi oder -Neuling, jung oder alt. 2017 konnte die EXIT-Reihe sogar die zehnköpfige Jury aus erfahrenen und unabhängigen Spielekritiker:innen überzeugen und wurde zum Kennerspiel des Jahres gekürt.

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„Ein Mann nahm eine Abkürzung und starb.“ © freepik

Ob Hidden Games, EXIT-Spiele oder black stories – der Markt rund um Mystery Spiele boomt. Doch was kann man sich genau unter diesen Spielen vorstellen? Und was fasziniert die Menschen so daran? Verbrechen lösen wie bei der Polizei Wer gern einmal einen gesamten, umfangreichen Fall lösen möchte, sollte sich an einem Hidden Game probieren. Mit Öffnung des Spielumschlages beginnt das Spiel. Bilder, Briefe, Zeitungen, Visitenkarten und weiteres fallen heraus und sind bereit gesichtet zu werden. Ein Regelwerk oder genauere Anweisungen gibt es nicht. Das Ziel: Die Materialien durchzuarbeiten und den Fall aufzuklären. Und das meist sogar im hybriden Stil. Nicht selten kommt bei einem Hidden Game neben den analogen Komponenten auch das Smartphone zum Einsatz – sei es für die Internetrecherche, ein Telefonat oder auch den Austausch über WhatsApp. Die sieben Gründer:innen konzipieren die Spiele komplett selbst und bringen dabei ihre Erfahrungen aus den unterschiedlichsten beruflichen Bereichen mit ein. Nicht zuletzt deshalb erfreuen sich die Hidden Games, welche bereits seit 2019 erscheinen, einer großen Beliebtheit unter den Rätselfreund:innen. Escape-Room-Feeling für Zuhause Anders als bei Hidden Games müssen bei EXIT (von KOSMOS verlegt) nicht nur ein, sondern gleich mehrere kleinere Rätsel gelöst werden, um das Spiel zu gewinnen. Doch wie auch bei den beliebten Live-Escape-Rooms läuft die Zeit. Es sind also Teamgeist und ein paar kluge Köpfe gefragt.

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Was wohl passiert ist? Das gilt es bei den black stories von moses herauszufinden. Das Spielprinzip des Kartenspiels beruht darauf, anhand eines kurzen Beschreibungstextes die Rahmenbedingungen und Umstände der Geschichte zu erraten. Ziel ist es, den Tathergang bis zur genannten Situation zu rekonstruieren. Dafür können die Mitspieler:innen Fragen an eine:n Spielleiter:in stellen, die jedoch lediglich mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden dürfen. So muss sich Stück für Stück die Geschichte zusammengereimt werden. Auch hier ist vor allem eines sehr wichtig: Kreativität. Denn auch wenn viele der Geschichten durchaus möglich und physikalisch denkbar wären, so sind sie doch auch sehr bizarr und morbide, und – keine Geschichte ist wie die andere. Neben den drei oben genannten gibt es in Deutschland auch noch eine Menge anderer Mystery-Spiele mit den unterschiedlichsten Spielprinzipien und Aufgaben. Was sie jedoch alle vereint: Sie sorgen für spannende, abwechslungsreiche und geheimnisvolle Abende – allein oder auch mit Freund:innen und Familie. Ein Nervenkitzel, den man sonst in seinem Alltag vielleicht nicht so häufig findet. Die Auswahl an Spielen ist riesig und wird wohl Dank der Nachfrage auch in Zukunft noch ordentlich wachsen können. Wanda Hitzing

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Was ist Point-and-Click? Das Point-and-Click-Adventure ist ein altes Videospiel-Genre. Es ist für den Einzelspieler ausgelegt. Im Spiel steuert man hauptsächlich nur mit der Maus, um mit der Welt zu interagieren. Dabei kommt man mit dem Lösen von Rätseln durch das Spiel. Das Geschehen entwickelt sich über Dialoge oder dem Interagieren mit Gegenständen mithilfe einiger Befehle wie „Nimm“ oder „Öffne“. Möglich wäre es also einen Schlüssel mit dem Befehl „Nimm“ zu nehmen und dann mit dem Befehl „Öffne“ die entsprechende Tür damit zu öffnen. Auf diese Art wird durch das Spielgeschehen geleitet. Guybrush Treepwood Das Spiel erzählt uns eine Geschichte, welche in mehrere Akte unterteilt ist. Als Spieler:in übernimmt man dabei die Kontrolle über den Charakter Guybrush Threepwood. Ein junger erwachsener Mann, mit der Naivität eines Kindes und einem sehr losen Mundwerk. Er ist nach Mêlée Island gekommen, um Pirat zu werden und genau da startet die Geschichte. Dabei ist Guybrush ein interessanter Charakter, denn er

ist nicht nur naiv und respektlos, sondern auch schlau und tollpatschig – wohl gänzlich ungeeignet, um Pirat zu werden. Tief in der Karibik, bei Nacht, erblickt man die Insel Mêlée Island. Dann setzt der wunderbare Soundtrack ein, kombiniert mit dem Schriftzug The Secret of Monkey Island und reißt uns in das Spiel. Der ganze erste Teil des Spiels ist bei Nacht, was eine schöne Atmosphäre schafft. Die Geschichte Seit der Geisterpirat LeChuck sein Unwesen treibt, traut sich keiner mehr auf See und alle Piraten von Mêlée Island bleiben im Gasthaus. Dort beginnt auch unsere Reise. Guybrush redet mit den Piraten, um selbst einer zu werden. Doch man kann nicht einfach so Pirat werden, man muss erst die drei typischen Prüfungen bestehen. In der ersten, muss er den Schwertmeister im Duell besiegen. Die zweite ist, einen Schatz zu finden. Und die dritte, das „Idol der vielen Hände“ des Gouverneurs stehlen – richtige Piratenaufgaben halt. Also machen wir uns auf, die Prüfungen zu bewältigen. Wir lernen die lustige Art kennen, wie Piraten sich auf Mêlée Island bekämpfen. Finden im Wald der Insel den gesuchten Schatz und machen uns auf den Weg zur letzten Prüfung. Während wir mit Guybrush gerade an den Wachhunden vorbeikamen und uns jetzt dem „Idol der vielen Hände“ widmen wollen, begegnen wir der Gouverneurin, Elaine Marley. Sie verwickelt uns in ein Gespräch und Guybrush ist direkt von ihr angetan und bekommt kein Wort mehr zusammen. Doch das Ganze währt nicht lang. Der Geisterpirat LeChuck entführt die Gouverneurin und Guybrush Treepwood ist wild entschlossen sie zu retten. Also bricht er auf nach Monkey Island. Das ganze Spiel ist mit Humor gemacht. Schon der Charakter von Guybrush bringt einen oft zum Schmunzeln, wenn er zum Beispiel respektlose Kommentare ablässt. Die Welt hat viele komische Charaktere zu bieten, wie den fast blinden Wächter von Mêlée Island, den dauernd redenden Bootsverkäufer Stan, die Kannibalen, die keine Menschen essen, und noch einige mehr. Das Spiel präsentiert eine unterhaltsame Piratenwelt mit etwas Magie und nimmt sich dabei nicht zu ernst. Paul Neumann

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Lifestyle

Was fasziniert uns an der Deutung der Sterne? und wie kam es eigentlich zu den Horoskopen?

Schon seit Anbeginn der Zeit blicken die Menschen hinauf in den Himmel. Das Funkeln des Gestirns übt einen besonderen Reiz auf uns aus und regt uns zum Nachdenken an. Heute finden sich Horoskope in fast jedem Magazin, auf Social Media und im Fernsehen – doch wo hat das alles angefangen, und welchen Zweck verfolgen wir eigentlich mit der Beobachtung der Sterne? Noch während die Menschheit als Spezies in den Kinderschuhen steckte, begannen die ersten von uns, ihren Blick auf das Himmelszelt zu werfen. Das Funkeln der Sterne, der Mond, die Sonne, all diese riesigen und dennoch unerreichbaren Akteure zogen unsere Vorfahren in den Bann. Für sie boten die Himmelskörper allerdings mehr als nur ein kosmisches Schauspiel: Für sie war der Himmel der Schauplatz epischer Sagen, der Sitz der Götter und Geister und natürlich auch ein Kalender und Messwerkzeug. Sonne und Mond, aber auch Sterne bestimmten den Rhythmus ihres Lebens, zeigten an, wann es Zeit für bestimmte Rituale oder das Bestellen ihrer Felder war. Bauwerke wie Stonehenge bezeugen noch heute die Bedeutung des Himmels für die Menschen der Stein- und Bronzezeit. Noch fehlte ihnen das Wissen, um noch mehr über das Funkeln im Nachthimmel herauszufinden. Doch schon bald sollte sich das ändern. Tiere am Himmel Mesopotamien, 1 250 vor Christus: Die Menschheit hat sich zu Zivilisationen entwickelt. In Mesopotamien, dem Zentrum dieser Entwicklungen, herrscht ein besonders vorhersagbares Klima: Es gibt eine Regen- und eine Trockenzeit, und je nach Jahreszeit lassen sich auch die Winde vorherbestimmen. Da gleichzeitig zu diesen Ereignissen jeweils bestimmte Sternenkonstellationen sichtbar sind, nehmen die sogenannten Schreiber der Mesopotamier an, dass sich so ziemlich alle Ereignisse im Leben mithilfe der Sterne berechnen lassen. So können sie durch ihre Beobachtungen beispielsweise die zukünftigen Marktpreise für Getreide berechnen. Die Schreiber sind also nicht nur für das Erstellen von Kaufverträgen oder Ähnlichem verantwortlich, sondern wenden auch hoch entwickelte Mathematik an, um die Zukunft des Landes vorherzusagen und zu beeinflussen. Persönliche Horoskope gibt es jedoch noch nicht, dafür fehlen noch immer sowohl ein richtiger Kalender als auch die Sternzeichen selbst. Will man wissen, was das Schicksal für einen selbst bereithält, muss man das Orakel befragen.

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LifeStyle

GEHEIMNISSE DER STERNE

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Erst mit dem stetig wachsenden Verwaltungsapparat der mesopotamischen Stadt Babylon wird ein regelmäßiger Kalender notwendig. Bereits um 1 000 vor Christus teilen Gelehrte das Jahr in 12 Monate ein, mit jeweils 30 Tagen. Später, etwa 500 vor Christus, wird dieser Kalender mit den 12 sogenannten Ideal-Monaten auf die Laufbahn des Mondes übertragen. Auf dieser befinden sich verschiedene Sternzeichen – die heutigen Tierkreiszeichen. Monate und Sternzeichen stimmen heute nicht mehr überein, nur die ungefähren Zeiträume von 30 Tagen blieben gleich. Sterndeutung im Wandel Auch im 4. Jahrhundert, nach der Eroberung Mesopotamiens durch Alexander den Großen, werden die Vorhersagen mithilfe der Sterne weiter praktiziert. Babylonische Astrologen sagten den Tod des Herrschers korrekt voraus, was bei den Griechen zu neuem Respekt für die babylonische Religion führte, auch wenn sie selbst an andere Götter glaubten. Mit der Verschmelzung von babylonischer und griechischer Sterndeutung kommen zu den Sternzeichen auch noch zusätzliche Elemente wie Aszendenten und Sternzeichenhäuser hinzu. Durch die Komplexität lassen sich nun individuellere Aussagen treffen. Griechische Bürger bezahlen professionelle Sterndeuter, damit diese Geburtshoroskope für ihre Kinder erstellen – der Anfang aller modernen Horoskope. Jedoch unterscheiden sich nun die Horoskope so sehr von der ursprünglichen mathematischen Methode der Mesopotamier, dass die Abgründ zwischen Sternkunde und Sterndeutung immer deutlicher werden. Innerhalb weniger Jahrhunderte nimmt die Beliebtheit von Horoskopen rasant zu – die Erfindung des Buchdrucks fördert den Glauben an die Astrologie. Auch im Europa des Mittelalters lassen sich Menschen noch immer persönliche Horoskope erstellen. Dass oftmals Betrüger auf Jahrmärkten mit ausgedachten Vorhersagen den Menschen das Geld aus der Tasche ziehen, tut dem Ansehen der Astrologie dennoch keinen Abbruch. Doch zum Anbruch der Aufklärung fangen viele an, an den Grundlagen der Astrologie zu zweifeln. Schließlich wird der Astrologie ihr Status als Wissenschaft aberkannt.

Die moderne Astrologie Erst in den sechziger Jahren erfährt die Astrologie eine Art Renaissance: Viele Menschen fangen an, ihre Lebensweisen nach spirituellen Glaubenssätzen auszurichten. Neben dem Paganismus und anderen okkulten Praktiken gewinnen auch Horoskope dabei wieder an Beliebtheit. Heute sind Horoskope aus vielen Tageszeitungen und Zeitschriften nicht mehr wegzudenken. Tatsächliche Beweise dafür, dass Horoskope wirklich etwas über Menschen oder ihre Zukunft aussagen können, gibt es nicht. Treffen Horoskope wirklich zu, so ist häufig der Barnum-Effekt schuld: Dieser beschreibt die Neigung von Menschen, vage und allgemeingültige Aussagen über die eigene Person so zu verstehen, dass sie als eine akkurate Beschreibung ihrer Persönlichkeit wahrgenommen werden. Dennoch lesen laut einer Statista-Umfrage von 2021 in etwa die Hälfte aller Deutschen mit unterschiedlicher Regelmäßigkeit Horoskope. Der Umstand, dass Horoskope eigentlich nur wenig aussagekräftig sind, ändert nichts an ihrer Beliebtheit. Der Barnum-Effekt verrät uns auch etwas anderes über Horoskope und warum sie so beliebt sind – sie helfen uns dabei, bestimmte Aspekte und Eigenschaften unserer Persönlichkeit genauer unter die Lupe zu nehmen. Dabei stellen wir uns Fragen über uns selbst und erfahren häufig mehr darüber, wer wir tatsächlich sind. Bin ich tatsächlich so eitel? Bin ich ein Sturkopf? Habe ich auch Stärken, wo ich sie nicht vermutet hätte? Horoskope können zu einem ganz neuen Selbstbild führen, wenn man sich nur genug mit ihnen beschäftigt. Heute erfreuen sich auch Apps, die auf diesen Aspekt der Introspektive setzen, großer Beliebtheit. Apps wie Co-Star ermöglichen Einsicht in die Horoskope von befreundeten Usern und geben auch Hinweise bezüglich der Kompatibilität der User – Freundschaft, Liebe und Romantik sind oft beliebte Teile von Horoskopen. Aber auch auf sozialen Netzwerken wie etwa TikTok wird Sterndeutung wieder zum Trend. Mit dem Wandel der Zeit hat sich letztlich also auch die Anwendung der Sterndeutung geändert. Mehr über euch selbst könnt ihr übrigens auch auf Seite 40 erfahren, wo wir extra für euch das erste Lerche-Horoskop erstellt haben. Felix Schneider

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Branche

Pauline Braune – Assistenz der Geschäftsführung bei der BEBE Medien GmbH in Leipzig

Branche

WAS MACHT EIGENTLICH…?

ON AIR

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Hast du dich schonmal gefragt, wie es so ist bei einem Podcastunternehmen zu arbeiten? Ja? Ich mich auch. Bereits zum Alumni-Treffen 2023 durfte ich Pauline Braune kennenlernen. Sie arbeitet in der Podcastbranche bei der BEBE Medien GmbH. Umso mehr freute es mich, ein Interview mit ihr geführt zu haben. Wie bist du zu detektor.fm gekommen und was hat dich dazu inspiriert, in der Podcastbranche zu arbeiten? Im Januar 2022 habe ich meine Bachelorarbeit zum Thema Corporate Podcasts abgegeben (übrigens habe ich ein Semester verlängert, um den Sommer ohne Bachelorarbeit zu genießen, das war genau die richtige Entscheidung für mich). Danach hatte ich immer noch Interesse am Thema Podcasts, aber keine Idee in welche Richtung ich ein Masterstudium fortführen sollte. Meine Wahl fiel darauf, praktische Erfahrung zu sammeln. Nach einem kurzen Abstecher in die Unternehmenskommunikation bei einem Theater habe ich auf gut Glück geschaut, ob es in Leipzig eine Stelle mit Podcastbezug gibt. Denn für mich stand eindeutig fest, dass ich in Leipzig bleiben will. Zum Glück wurde bei der BEBE Medien GmbH gerade eine Podcastredakteurin für Corporate Podcasts gesucht – Thema meiner Bachelorarbeit, ein Kreis schließt sich. Die Podcastbranche ist in Deutschland noch ziemlich jung und nicht zu groß. Man lernt schnell viele Leute kennen und ist in der Branche super vernetzt. Außerdem entwickelt sich gerade noch sehr viel und man kann dadurch die Podcastlandschaft mitgestalten. Ein wichtiger Punkt ist aktuell zum Beispiel das Thema Standardisierung – sowohl im Werbemarkt als auch was die Messung von Abrufen und Abonnements angeht. Könntest du mir deinen typischen Arbeitsalltag beschreiben? Die BEBE Medien GmbH hat mehrere Geschäftsbereiche. Unsere eigenen journalistischen Inhalte produzieren und veröffentlichen wir als Podcast-Radio detektor.fm seit 2009. Als Die Podcastproduzenten produzieren wir auch Podcasts

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für Auftraggeber. Dabei können wir alle Schritte übernehmen, von der Konzeption, über Redaktion bis hin zur Aufnahmetechnik und Moderation. Weiterhin richten wir als BEBE Medien GmbH die jährlich wiederkehrende Veranstaltung Medientage Mitteldeutschland aus. Der letzte Teilbereich ist unsere Tochterfirma, die Skip Intro Gesellschaft für Medienproduktion mbH. All diese Bereiche laufen bei mir zusammen, da ich die Assistenz der Geschäftsführung bin. Neben vorbereitender Buchhaltung und Personalmanagement darf ich auch bei der strategischen Geschäftsentwicklung mitarbeiten. Podcasts sind ebenfalls Teil meiner Arbeit. Denn ungefähr die Hälfte meiner Zeit bin ich Redakteurin und Projektmanagerin bei den Podcastproduzenten. Seit diesem Jahr darf ich auch zwei Podcasts moderieren. Den einen Corporate Podcast sogar wöchentlich. Aus diesem Grund sieht für mich selten ein Arbeitstag wie der andere aus. Es gibt zwar wiederkehrende Aufgaben, wie die Buchhaltung oder die Aufzeichnungen für den Podcast, aber insgesamt besteht mein Job jedoch aus vielen Teilbereichen, sodass ich immer Abwechslung habe und mir nie langweilig wird. Welche Herausforderungen musstest du bisher meistern? Wir sind bereits viele Jahre als Podcast-Partner auf der Frankfurter Buchmesse. Dieses Jahr waren wir das erste Mal auf der Leipziger Buchmesse mit einem großen Stand in der gut besuchten Glashalle. Unsere Redaktion zieht samt Laptops, Tischen und Stühlen dann auf die Messe um und arbeitet vier Tage von dort, während auf unserer Bühne den ganzen Tag Interviews und Gespräche mit Autor:innen und spannenden Gästen stattfinden. Diese Buchmesse-Tage machen immer super viel Spaß, da man mit ganz vielen Menschen ins Gespräch kommt. Gleichzeitig sind sie auch herausfordernd, da die Organisation der Messe neben dem Tagesgeschäft stattfinden muss.

Was bereitet dir die meiste Freude an deinem Beruf? Die Abwechslung ist genau das, was ich mir von meiner Arbeit gewünscht habe. Außerdem gibt es immer wieder spannende Projekte, an denen ich dann projektbezogen mitarbeiten darf, sodass es wirklich nie langweilig wird. Ich finde es super, wie viel Vertrauen mir entgegengebracht wird und wie viel Verantwortung ich bereits übernehmen darf. Und nicht zuletzt arbeite ich wirklich gerne mit meinen Kolleg:innen zusammen. Welche Podcasts hörst du gerne? Und kannst du einen Podcast zum Thema geheimnisvoll empfehlen? Ich gestehe: Ich bin großer Fan von Laberpodcasts, wie Dudes oder Proseccolaune. Aber in letzter Zeit höre ich immer mehr abgeschlossene Storytelling-Podcasts. Achtung, schamlose Eigenwerbung: einer der besten Podcasts in letzter Zeit war für mich wirklich Teurer Wohnen, weil dieses schwierige Thema Wohnungsmarkt spannend und gut verständlich erklärt wurde. Andere super Storytelling-Podcasts waren Hype & Hustle – Die OnlyFans Revolution, Cui Bono: WTF happend to Ken Jebsen? und zuletzt Boys Club – Macht & Missbrauch bei Axel Springer. All diese Podcasts haben die Gemeinsamkeit, dass sie aufklären. Ein System entlarven, eine Plattform verständlich machen, die Geschichte einer bekannten Person verstehen. Also genau das Gegenteil von geheimnisvoll – auf unterhaltsame Art aufklärend und enthüllend. Genau das liebe ich an Podcasts. Was sind einige der Trends, die du in der Podcast-Branche beobachtest und wie beeinflussen sie die Arbeit bei euch? Das Thema Standardisierung habe ich ja schon beschrieben. Wir arbeiten daran auch sehr konkret, da detektor.fm bei der ma Podcast mitmacht. Das ist eine Studie der Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse, die Werbetreibenden, Agenturen und Medien-Anbietern aktuelle und unabhängig gemessene Daten zur Podcast-Nutzung zur Verfügung stellt. Das gab es für Podcasts bisher im deutschen Markt nicht.

Beim inhaltlichen Aspekt ist ein Trend aktuell das Thema Storytelling. Wir haben das Anfang des Jahres bei detektor.fm ebenfalls umgesetzt und uns dem Thema Wohnungsmarkt in Form eines Storytelling-Podcasts gewidmet. Dadurch ist zusammen mit radioeins vom rbb der Podcast Teurer Wohnen entstanden – ein siebenteiliger Podcast über den Immobilienmarkt und wie bezahlbarer Wohnraum für teure Eigentumswohnungen verschwindet. In Storytelling-Podcasts muss man deutlich mehr Arbeit investieren. Unser Redaktionsteam hat fast ein Jahr über das Thema recherchiert, tausende Dokumente ausgewertet und ist auf der Suche nach Antworten bis nach Zypern gereist. Die Originalmusik des Podcasts hat Volker Bertelmann alias Hauschka komponiert. Er ist am 12. März 2023 für die Filmmusik zu Im Westen nichts Neues mit einem Oscar ausgezeichnet worden. Aber all diese Arbeit zahlt sich am Ende aus: Teurer Wohnen ist jetzt für den Grimme Online Award nominiert. Wie geht ihr im Unternehmen mit heiklen/geheimnisvollen Themen um und welche Vorkehrungen trefft ihr, um sicherzustellen, dass der Inhalt korrekt ist? Bei unserer journalistischen Arbeit halten wir uns an unseren Redaktionskodex und arbeiten nach hohen journalistischen Standards. Neben einer Quellenprüfung arbeiten wir daher unter anderem nach dem Vier-Augen-Prinzip, bei dem jeder Inhalt vorher geprüft und abgenommen wird. Außerdem gibt es immer eine:n CvD, also Chef:in vom Dienst. Alle Beiträge, die veröffentlicht werden, laufen vorher dort über den Tisch. Heikle Themen werden im Unternehmen oft erst in einem kleinen Kreis besprochen. Ganz oft bekomme ich viele Dinge schon ganz am Anfang mit. Wir sprechen dann aber sehr schnell offen mit allen Mitarbeiter:innen über diese Themen. Offene Kommunikation ist meines Erachtens super wichtig, um gleichberechtigt zu sein und auch um gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Das Interview führte Constanze Dzialas

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Lifestyle

Lifestyle

– Geheimbünde – sie sind überall

Die Welt ist voller Geheimnisse – egal ob Studentenverbindung in Gilmore Girls, die Bösen in Inferno, John Wick, Tomb Raider und Co. oder die faktenreiche Dokumentation auf Phönix. Sie begegnen uns, machen uns neugierig, regen unsere Fantasie an und doch schaffen wir es oft nicht, den Schleier des Geheimnisses zu lüften. ‚Wir‘ – das sind die, die von außen drauf schauen. Die nicht Mitglied oder Eingeweihte sind und die, die von den Geheimnissen fasziniert sind. ‚Sie‘ – falls es bisher zu geheimnisvoll war – das sind die Geheimbünde und Geheimgesellschaften der Welt.

sagtes Wissen und andere Geheimnisse weiterzugeben und zu erhalten, entwickelte sich eine Struktur von 33 Graden basierend auf unterschiedlichen Wissensständen und das Freimaurer-Alphabet.

Einfluss auf den Ausbruch und Verlauf des Unabhängigkeitskrieges in Amerika gehabt. Jedoch war die Gesellschaft nicht geheim genug und sich zudem intern nicht einig, deshalb wurde sie erst verboten und 1787 schließlich ganz zerstreut. Ihre Reputation lebt jedoch bis heute weiter und man fragt sich: Sind Sie wirklich verschwunden oder ziehen sie immer noch aus dem Hintergrund die Strippen?

Da nach 1970 keine Mitgliederlisten mehr veröffentlicht worden sind, ist schwer zu sagen, in welchen Machtpositionen heute „Bonesmen/-women“ sitzen und wie weit ihr Einfluss reicht. Sie gehören nirgendwo dazu, operieren völlig frei, haben eine eigene Zeitrechnung (mit einer Abweichung um 5 Minuten) und grenzen alle Außenstehenden als „Heiden“ oder „Vandalen“ aus. Also definitiv die spezielle Art der Studentenverbindung und Freizeitbeschäftigung!

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Eine der bekanntesten Geheimschriften der Welt. Mittlerweile kann jedoch jede:r die Symbolik im Netz googeln. Trotzdem bleibt die Besetzung der Buchstaben weiter ein Geheimnis zwischen Sender:in und Empfänger:in.

Freimaurer

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Skull and Bones Ihr größtes Geheimnis: Die Reichweiten ihrer Macht.

Illuminaten Ihr größtes Geheimnis: Ihr Wissen. Ihr größtes Geheimnis: Ihre Existenz.

Ihr Ziel: Globale Errichtung elitärer Netzwerke zur Lenkung der Welt.

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Ihr Ziel: Bessere Menschen zu werden. Klingt harmlos, aber die Freimaurer sind eine der größten Geheimbünde der Welt: Gut organisiert in Logen und Großlogen, mit einem eigenen Verhaltenscodex von 1723 und geschätzten 5 Millionen Mitgliedern weltweit. Die Freimaurer sind eine geschlossene, ethisch-philosophische Gesellschaft, in der Religion und Politik keinen Platz finden, um die Grundideale Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit (klingelt da was?), Toleranz und Humanität zu wahren sowie den Zusammenhalt zu stärken. Ein großer Kritikpunkt aus meiner Sicht ist, dass sie Frauen bis heute nicht teilhaben lassen. Ihren Ursprung finden die Freimaurer in den Steinmetzen und Baumeistern der mittelalterlichen Bauhütten. Geheimnisse dieses Handwerks wurden nur an Gleichgesinnte weitergegeben. 1717 organisierten sich diese Logen das erste Mal in England und schlossen sich zur Großloge von England zusammen: die Freimaurer waren entstanden. Um be-

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Ihr Ziel: Gestaltung einer neuen Weltordnung und herrschaftsfreie Zukunft. Die Illuminaten, auch die „Erleuchteten“ genannt, gründeten sich im 18. Jahrhundert aus ein paar Studenten, die sich regelmäßig zu verbotenen Lesezirkeln versammelten. Denn in den 1770er Jahren war die Aufklärung stark auf dem Vormarsch, aber beliebt war sie deswegen nicht überall. Am 1. Mai 1776 gründete Adam Weißhaupt an der Universität in Ingolstadt die Illuminaten. Anfangs traf man sich weiter in Lesezirkeln, später etablierte sich eine straffe Hierarchie, angelehnt an die der Freimaurer. Es entstand eine Gesellschaft mit vielen internen Geheimnissen, einem weitreichenden Netz aus Informanten, extremen politischen Zielen und willensstarken Mitgliedern. Man behauptet sogar, die Illuminaten hätten die Freimaurerlogen unterwandert, die Französische Revolution angezettelt und

Party und Bier sind doch alles, was Studentenverbindungen zu bieten haben? Falsch gedacht! Die bereits 1832 an der Yale University gegründete „Loge 322“ oder auch bekannt unter dem Namen „Skull and Bones“ oder „Orden des Todes“ ist eine der ominösesten und mächtigsten Geheimgesellschaften der Welt. Am sogenannten „tap day“ werden jedes Jahr 15 Student:innen ausgewählt (die Auswahlkriterien sind leider nicht bekannt). Diese werden in der „Gruft“ in einer streng geheimen Aufnahmezeremonie zu „Bonesmen“ oder „Boneswomen“. Ihre Mitgliedschaft besteht auf Lebenszeit. Ihr Credo ist Verschwiegenheit (über eigentlich alles) und gegenseitige Hilfe (auch im späteren Berufsleben). Zu ihren Mitgliedern zählen/zählten Führungspersonen aus Politik und Wirtschaft, Präsidenten der USA (zum Beispiel: G. W. Bush, W. H. Taft) und hochrangige Militärs.

Na, fasziniert von all den ungelösten Rätseln und Geheimnissen? Leider habe auch ich bei meiner Recherche mehr Rätsel als Lösungen gefunden. (Aber ich hoffe, durch das Lesen meines Artikels, konntet ihr wenigstens das Geheimnis der Überschrift entziffern.) Vielleicht nehmt ihr den Artikel als Anregung und begebt euch selbst auf die Spur des einen oder anderen Geheimbundes… Fabia Kaiser

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Lifestyle

Was sich hinter unseren nächtlichen Erlebnissen verbirgt

Ich liege im Gras, genieße die Stille und die Natur. Ein Fliegenpilz verfängt sich in meinen Haaren. Egal, denke ich mir und unternehme nichts dagegen. Ein Augenblinzeln entfernt geschieht etwas Unerwartetes – Pilze auf meinem ganzen Kopf! Große, kleine, breite, schmale. Allesamt sprießen sie von meiner Kopfdecke. „Wie ist das überhaupt möglich?“, frage ich mich panikerfüllt – kurz bevor ich dann aufwache. Diese abstruse, banale und doch zum Nachdenken anregende Situation habe ich erlebt – allerdings nicht in der Realität, sondern in einem meiner Träume. Ich denke, jeder Mensch kennt sie: diese mysteriösen, oft verwirrenden Bilder und Geschichten, die sich in unserem Geist abspielen, sobald wir die Augen schließen und uns trotzdem irgendwie faszinieren. Sie hinterlassen die Frage: Haben die vermeintlichen Erfahrungen eine Bedeutung und wenn ja, was könnte dahinterstecken? Träume sind seit jeher ein faszinierendes Phänomen. Schon die alten Griechen glaubten, dass Träume Botschaften der Götter waren und Hinweise auf zukünftige Ereignisse geben konnten. Auch heute noch versuchen Menschen auf der ganzen Welt, die Bedeutung ihrer Träume zu entschlüsseln und ihnen einen Sinn zu geben. Aber wie entstehen Träume überhaupt? Während wir schlafen, durchläuft unser Gehirn verschiedene Schlafphasen, darunter die sogenannte REM-Phase (Rapid Eye Movement). In dieser Phase treten die meisten Träume auf. Unser Gehirn ist dann äußerst aktiv und spielt Szenarien ab, die oft mit unseren Gedanken und Erlebnissen des Tages in Verbindung stehen. Träume können jedoch auch von tiefer liegenden Gefühlen und unbewussten Wünschen beeinflusst werden, die im Wachzustand möglicherweise nicht so offensichtlich sind und sich eher im Unterbewusstsein abspielen. Die geheimnisvolle Symbolik der Träume Wenn wir unsere Träume genauer betrachten, können sich Hinweise auf unsere Gefühle und Ängste finden lassen. So gibt es in der heutigen digitalen Welt zahlreiche Plattformen, auf denen sich Interpretationen der träumerischen Bilder finden lassen. Dort heißt es beispielsweise, dass Situationen, in denen Verfolgung und großes Angstempfinden

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Lifestyle

DAS GEHEIMNIS DER TRÄUME

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eine Rolle spielen, darauf hinweisen könnten, dass man sich im Alltag gestresst oder überfordert fühlt. Auch das Träumen von Reisen, die man schon immer machen wollte, seien ein Zeichen für die innere Suche nach Abenteuern, neuen Erfahrungen und dem Wunsch nach Ausbruch aus dem routinierten Alltag. Für jedes noch so kleine Detail lässt sich im Netz eine „Erklärung“ finden – wobei schnell auffällt, dass es oft sehr verschiedene Auslegungen gibt und jene Quellen somit kritisch beäugt werden sollten. Eines wird klar: undurchsichtige Onlineseiten reichen nicht, es braucht wahrhaftige Forschung und wissenschaftliche Ansätze für die geheimnisvolle Welt der Traumdeutung.

In der Gänze deutet Freud den Traum von Irma als eine Auseinandersetzung mit seinem eigenen Selbstzweifel und den Herausforderungen, die seine Theorie mit sich bringt. Der Traum illustriert seine Suche nach Anerkennung sowie Bestätigung seiner Ideen und gleichzeitig seine Unsicherheit in Bezug auf die Genauigkeit seiner Interpretationen. Trotz heißer Diskussionen um Freuds Theorie, hat jene dazu beigetragen, die Psychoanalyse und die Traumdeutung als einflussreiche Ansätze in der Psychologie und Psychiatrie zu etablieren. Freud hat damit einen bedeutenden Beitrag zur Erforschung des Unbewussten und der Interpretation von Träumen geleistet.

Freud’sche Traumdeutung

Die moderne Traumforschung

Ein beliebter Ansatz für das Entschlüsseln von Träumen ist die Traumdeutung nach Sigmund Freud, einem bekannten Psychologen des 20. Jahrhunderts. Freud glaubte, dass Träume die Erfüllung verdrängter Wünsche darstellen und uns Einblicke in unser Unterbewusstsein geben können.

Ein anderer Ansatz ist die moderne Traumforschung, die sich mit den neurologischen Prozessen im Gehirn während des Schlafs befasst. Durch hoch entwickelte Bildgebungsverfahren wie die funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT) und Elektroenzephalographie (EEG) sind Wissenschaftler in der Lage, die Aktivität des Gehirns während des Träumens zu untersuchen. Dadurch konnten faszinierende Erkenntnisse über die neurologischen Prozesse im Gehirn während des Schlafs gewonnen werden. Mithilfe der hochmodernen Verfahren konnten Forscher beobachten, wie bestimmte Regionen des Gehirns während des Träumens aktiv werden und miteinander kommunizieren. Diese Erkenntnisse legen nahe, dass Träume nicht nur zufällige Fantasien sind, sondern auch eine wichtige Rolle bei der Verarbeitung von Informationen und der Konsolidierung von Erinnerungen spielen. Es sei anzunehmen, dass auch Un(-ter)bewusstes, durch die nächtliche Traumwelt ins tatsächliche Bewusstsein gelangt und man sich auf kreativem Wege damit auseinandersetzt.

Das wohl bekannteste Beispiel für seine Art der Traumdeutung ist der Traum von Irmas Injektion, der in seinem berühmten Werk Die Traumdeutung beschrieben wird. In jenem Traum erscheint Freud als Arzt und untersucht eine Patientin namens Irma, die über verschiedene gesundheitliche Probleme, wie Halsschmerzen und Erbrechen klagt. Er verabreicht ihr, trotz Ahnungslosigkeit über die Ursache ihrer Symptome, ein Arzneimittel und konsultiert verschiedene Ärzte, die ihm bei der Diagnosestellung helfen sollen. In seiner anschließenden Interpretation des Traumes stellt Irma für ihn eine Art „Symbolfigur“ für seine eigene Theorie dar, da sie die „typische“ Patientin in seiner Praxis verkörpert. Die Symptome, die im Traum auftreten, werden von Freud als psychische Konflikte und unerfüllte Wünsche verstanden und die anschließende Medikation als „Gift“ wahrgenommen. Im übertragenen Sinne empfindet er das von Unwissenheit getriebene Verabreichen als innere Kritik und Zweifel an seiner Theorie. Die Konsultation seiner Kollegen repräsentieren schließlich unterschiedliche Meinungen und Konzepte in der Medizin, die er in seinem Denken berücksichtigen muss.

die Deutungen der Onlinequellen nicht zweifellos stimmen – schließlich ist jeder Mensch individuell, so auch seine Erfahrungen und Gefühle, die nicht mit den Wahrnehmungen anderer über einen Kamm geschert werden sollten. Manchmal sind Träume auch einfach das Produkt unserer Fantasie und Kreativität oder sie helfen uns, Stress abzubauen und auf unterhaltsame Weise zu entspannen. Das Geheimnis der Träume bleibt letztlich ungelöst. Jeder von uns hat eine einzigartige Traumwelt, die nur ihm oder ihr selbst gehört und die Möglichkeit überlässt, sie eigens zu erforschen. Also schließe die Augen, lass dich von deinen Träumen mitreißen und tauche ein in die faszinierende Welt des Unbewussten. Wer weiß, welche aufregenden Abenteuer dich dort erwarten und was uns die Forschung in den kommenden Jahren noch über unsere nächtlichen Erlebnisse zu erzählen hat? Clara Reinhardt

Bedeutung – Ja, Nein? Auch wenn die Verfahren Sigmund Freuds und die der Forschung unterschiedlicher Natur sind, liegen ihre Schlussfolgerungen letzten Endes nicht weit voneinander entfernt. In einer Sache sind sie sich definitiv einig: Träume können tatsächlich helfen, uns selbst besser kennenzulernen und mit unseren Gefühlen in Einklang zu kommen. So kann es spannend sein, seine Träume zu ergründen und sich vielleicht sogar etwas für das reale Leben daraus mitnehmen zu können. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Träume nicht immer eine direkte Bedeutung haben müssen und auch

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Lifestyle

So sieht ihn die Welt

Im Jahr 2022 sind laut dem Statistischen Bundesamt in Deutschland etwa 1 064 084 Menschen gestorben. Schon verrückt, oder? So viele Leben, die plötzlich vorbei sind und die meisten von uns haben zwischen Instagram Posts, Amazon Bestellungen und Alltagsstress kaum etwas davon mitbekommen. So ist er, der Tod in der westlichen Welt. Irgendwie unheimlich, irgendwie abstrakt. Bevor er da ist, geben wir unser Bestes, nicht groß an ihn zu denken, geschweige denn über ihn zu reden und wenn er dann kommt, trauern wir leise, alleine oder im geschlossenen Kreis. Dabei ist der Tod etwas, das uns alle erwartet. Warum also fürchten wir ihn so? Vielleicht liegt es genau an dieser Schweigsamkeit. Die wenigsten von uns haben je einen toten Menschen zu Gesicht bekommen. Trotzdem scheint uns der Tod zu faszinieren. Wir kennen ihn als Skelett in schwarzen Roben und einer Sense in der Hand. Als Schädel, Kreuz oder Sanduhr begegnet er uns in der Kunst, in Liedern, Geschichten und Gedichten. Wir können ihn heute jeden Tag in True-Crime-Serien finden oder uns Podcasts über vergangene Morde anhören. Trotzdem bleibt er in unserem Leben ein Fremder – anders als in anderen Kulturen. Wie wäre es also, wenn wir mal einen Blick rund um den Globus werfen? Vielleicht können wir ja dabei den Tod noch einmal von einer ganz anderen Seite kennenlernen. Indien: Die Wiedergeburt und die Unsterblichkeit

Unsterblichkeit zu erlangen und aus dem Kreis der Wiedergeburten auszubrechen. Jedoch ist es kein Ort des Schreckens oder des dunklen Endes, sondern ein Platz des Friedens und der Befreiung. Egal also, wo und wie ein Mensch in Indien verstirbt, der Tod ist für die Inder:innen ein alter Vertrauter. Westafrika: Der Tod ist bunt Anders als bei uns, sind Beerdigungen in Afrika ein buntes Familienfest, bei dem die Angehörigen nicht den Tod, sondern das Leben feiern. Dabei kann die Feier Tage, wenn nicht sogar Monate dauern. Außerdem ist es nicht ungewöhnlich, dass sie erst mehrere Wochen nach dem Todeseintritt der geliebten Person stattfindet, da diese zunächst in ihren Heimatort gebracht werden muss, da sie sonst als Geist ihren Weg dorthin nicht zurückfindet. Denn neben dem christlichen Glauben sind viele West-Afrikaner:innen auch Anhänger:innen des Voodoo, weshalb es dort zu Mischformen der beiden Religionen kommt. Auch für sie ist der Tod nicht das Ende, sondern nur eine Wiedergeburt. Sobald der/die Verstorbene zu Hause ist, findet die Totenwache statt, woraufhin die Feier beginnt. Zuerst können sich Familie, Freund:innen und Bekannte an dem mit bunten Tüchern bedeckten offenen Sarg verabschieden, bevor dieser – unter Begleitung von Gesang und Musik – von einem Priester/einer Priesterin gesegnet und zum Friedhof getragen wird. Sobald die Tücher vom Sarg genommen worden sind, wird er in die Erde gelassen. Schließlich feiert das ganze Dorf unter Musik, Essen und Tanz den Toten/die Tote, deren Geist nun im Wind zwischen den Bäumen oder in dem Körper eines Tieres weiterlebt.

In Indien gehören über 80 Prozent der Einwohner:innen dem Hinduismus an und glauben an die Wiedergeburt. So ist der Tod nicht das Ende, sondern einfach der Übergang von einer alten in eine neue Existenz. Abhängig von Kaste, Region und Familientradition unterscheiden sich die Bestattungsrituale, wobei die verbreitetste Methode die öffentliche Verbrennung auf einem Scheiterhaufen ist. Dabei wird die Leiche vorher auf einen Stuhl gesetzt, mit fließendem Wasser gewaschen und schließlich in weiße Tücher gehüllt. Sobald der erstgeborene Sohn das Feuer entzündet hat, wird der Kopf des Leichnams zerschlagen, damit der Geist und Atman – die unsterbliche Seele – freigesetzt werden können. Am Ende wird die Asche wieder der Natur übergeben und in ein heiliges Gewässer, wie zum Beispiel dem Fluss Ganges gestreut. So ist die heiligste Stadt am Ufer des Ganges für die Hindus Varanasi – die Stadt des Todes. Dort pilgern die Menschen von überall her hin, um zu sterben und so die © pexels

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Lifestyle

DER TOD

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Indonesien: Der Totenkult der Toraja

Memento Mori = Bedenke, dass du sterblich bist

Bei uns gilt die Störung der Totenruhe als strafbar, doch bei dem Volk der Toraja auf der Insel Sulawesi herrschen andere Sitten. Denn der Tod ist dort allgegenwärtig und die Begräbniszeremonien so teuer, dass es manchmal Jahre dauert, bevor der/die Verstorbene beerdigt werden kann. Solange wird er/sie einbalsamiert, im Haus aufbewahrt, bekleidet und bekommt Essen und Trinken serviert. Sobald dann genug Geld angespart ist, beginnt ein mehrtägiges Fest für das ganze Dorf, bei dem Schweine und/oder Wasserbüffel geschlachtet werden, damit die Seele möglichst schnell ins Paradies gelangen kann. Doch selbst nach dem Abschiedsfest werden die Toten bei der traditionellen Zeremonie Ma‘Nene alle paar Jahre oder sogar jährlich aus ihren Särgen geholt, gereinigt und neu eingekleidet. So bleiben die Verstorbenen immer ein Teil der Lebenden und feiern auch nach ihrem Tod noch mit ihnen zusammen.

Obwohl wir also den Tod unterschiedlich feiern oder betrauern, ihn fürchten oder ihm entgegenlachen, ist er schlicht Teil unseres Lebens und wartet am Ende auf jeden von uns. Für manche ist er eine Wiedergeburt oder der Weg zu etwas Unbekanntem, für andere ist er das Ende einer Geschichte. Doch vielleicht haben die Filme, Lieder und Bücher, die wir über den Tod erschaffen, ja recht damit, dass die Schönheit in der Sterblichkeit der Dinge liegt. Jolyn Stenschke

Mexiko: Día de los Muertos Wer kennt ihn nicht, den Tag der Toten. Drei Tage lang, vom 31. Oktober bis zum 2. November, feiern und ehren die Menschen ihre Verstorbenen mit Speis und Trank, Tanz und Musik. Sie errichten Altäre – Ofrendas – in ihren Häusern und auf den Friedhöfen, um ihre toten Geliebten im Diesseits zu begrüßen, malen sich bunte Totenmasken ins Gesicht und schmücken sich mit Blumen. Der Ursprung dieser Feierlichkeiten geht unter anderem zurück auf die Mayas und Azteken und dient heute neben dem Zelebrieren der Toten auch dazu, dem Tod seine Schwere zu nehmen. So werden Totenschädel aus Zuckerguss verkauft, Brot in Knochenform gebacken und Skelette überall aufgehängt. Auch die SkelettDame La Catrina darf dabei nicht fehlen, die als Symbol für diesen Tag gilt.

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Lifestyle

Der Glaube an das Übernatürliche

Die schwarze Katze von links, ein zerbrochener Spiegel, vor der Klausur lieber dreimal auf Holz klopfen? Mit manchen Handlungen oder bestimmten Ereignissen assoziieren wir gerne kommendes Glück oder drohendes Unheil. Doch woher kommt dieser Aberglaube überhaupt, und, viel wichtiger: Wieso glauben so viele Menschen daran?

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Den Glauben an übernatürliche Kräfte, Omen und Talismane gibt es zu allen Zeiten und in allen Kulturen. Der erste Beleg des Begriffs „Aberglaube“, wie wir ihn heute kennen, findet sich im 12. Jahrhundert als Übersetzung des lateinischen Wortes „superstitio“ und beschreibt einen Irrglauben, der von der christlichen Lehre abweicht. Wer an das „Falsche“, von den Überzeugungen der Religion Abweichende glaubte, wurde als Ketzer:in verfolgt und von der Gesellschaft geächtet. Mittlerweile verstehen wir darunter den Wunsch und die Absicht, durch aktives Eingreifen mittels Ritualen, Talismanen und Angewohnheiten Gutes zu beschwören und Schlechtes abzuwehren. Kommt dir das bekannt vor? Oftmals sind wir uns im Alltag gar nicht mehr bewusst, dass wir uns abergläubisch verhalten. Du hältst dir beim Gähnen den Mund mit der Hand zu? Ursprünglich kommt das daher, dass man im Mittelalter fürchtete, der unbedeckte, weit offene Mund locke den Teufel und böse Geister an, die den Mund als Eingang in den Körper nutzen könnten. Der Brauch, dreimal auf Holz zu klopfen, kommt von Seefahrern, die mit dem dreimaligen Klopfen auf den Mast eines Schiffes prüfen wollten, ob das Holz morsch und das Schiff sicher war. Dreimal deshalb, weil Drei eine Glückszahl ist und für die Dreifaltigkeit (Vater, Sohn und Heiliger Geist) des Christentums steht. Wenn man zufrieden mit etwas war, klopfte man daher dreimal auf ein Holzkreuz, um Gottes Beistand zu erbitten. Die Angst vor schwarzen Katzen rührt daher, dass Katzen im Mittelalter als Gefährtinnen von Hexen und dem Teufel angesehen wurden und Unheil bringen sollten. Tatsächlich sind bis heute schwarze Katzen im Tierheim schwerer vermittelbar als ihre andersfarbigen Artgenossen.

Die beliebtesten Glücksbringer und gefürchtetsten Omen Laut einer Umfrage von Statista und YouGov sind das die beliebtesten Glücksbringer in Deutschland: 1. 2. 3.

Ein vierblättriges Kleeblatt finden Dreimal auf Holz klopfen Einen Glückscent oder Glückspfennig finden

Auch bei den schlechten Vorzeichen dürfte es kaum Überraschungen geben. Am meisten fürchten die Deutschen:

Aberglaube in aller Welt Doch nicht nur hierzulande folgen Menschen alten Glaubenssätzen, um Schlechtes abzuwehren und Gutes zu beschwören: In Schottland beispielsweise bringt es Unglück,

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Wieso sind wir abergläubisch?

auf einer Hochzeit grün zu tragen. In Japan haben viele Angst vor der Zahl vier, da diese auf Japanisch ähnlich klingt wie das Wort für Tod. Daher kann es vorkommen, dass man in japanischen Hotels den vierten Stock vergeblich sucht. Auf den Philippinen andererseits sollte man vermeiden, die Farbe Rot während eines Unwetters zu tragen, da rote Kleidung bekanntlich Blitze auf sich zieht.

1. 2. 3.

Die Zahl 13 Einen zerbrochenen Spiegel Jemandem zu früh zum Geburtstag gratulieren

Etwa 39 Prozent der Frauen und 21 Prozent der Männer in Deutschland bezeichnen sich selbst als „abergläubisch oder eher abergläubisch“, so eine Umfrage von Statista. Doch woher kommt es, dass Menschen noch immer ihr Glück oder Unglück von irrationalen Glaubenssätzen abhängig machen, wo es doch ausreichend wissenschaftliche Erklärungen zu sämtlichen Phänomenen gibt? Dahinter steckt oft der Wunsch, durch aktives Eingreifen das Leben berechenbarer zu machen und ein Gefühl von Kontrolle und Sicherheit zu behalten. Außerdem spielt beim Thema Aberglaube die kognitive Dissonanz eine Rolle: geht man an einem regnerischen Freitag, den 13. aus dem Haus und vergisst den Schirm, lässt sich leicht eine Verbindung herstellen. Auch eine bestandene Klausur wird schnell mit dem Glücksbringer verknüpft, sodass man es beim nächsten Mal wieder so macht. Aberglaube kann also bei Menschen, die daran glauben, aktiv das Verhalten verändern und Entscheidungen beeinflussen. Darüber, dass dies Zufallstreffer sind und es ausreichend Gegenbeweise gibt, wird leicht hinweggesehen. Zudem hilft hier das Prinzip der „self-fulfilling prophecy“, also einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung: Wenn man davon überzeugt ist, die Klausur mit dem mitgebrachten Glücksbringer besser zu bestehen, ist es auch wahrscheinlicher, dass man am Ende eine gute Note erzielt, da man sich sicherer fühlt und ein höheres Selbstvertrauen hat. Abergläubische Rituale sind also in unserem Alltag verwurzelt und verschwinden nur schwer aus unseren Verhaltensweisen. Aber eigentlich ist der Wunsch danach, sein Glück selbst in die Hand nehmen zu können, ja auch gar nicht so verwerflich. Mira Krevet

»Thomas Piketty führt uns vor Augen, dass es an uns ist, Geschichte zu schreiben.« Esther Duflo, Nobelpreisträgerin für Ökonomie

Lifestyle

ABERGLAUBE

Claire Alet / Benjamin Adam Kapital & Ideologie Die Graphic Novel nach dem Bestseller von Thomas Piketty Klappenbroschur | durchgehend farbig ISBN 978-3-96428-174-6 € 25,-

JACOBY STUART Leipziger Lerche 59 | Herbst 2023

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Lifestyle

Ein kleiner Einblick in die Wicca-Kultur

Hexen und Zauberer – wir alle kennen sie aus Märchen, Büchern und Serien. Von Harry Potter bis Bibi Blocksberg. Darstellungen von magisch begabten Menschen gibt es viele in den Medien. Aber wusstet ihr, dass es auch Hexen und Zauberer im echten Leben gibt? Ob diese wirklich zaubern können? Nun, die Frage ist genauso schwierig zu beantworten, wie die Frage, ob es Götter gibt oder nicht. Die Wicca sind eine im 20. Jahrhundert gegründete neureligiöse Bewegung. Die Wicca ist damit zwar keine alte Religion, ist aber von uralten heidnischen Religionen, insbesondere dem Keltentum, aber auch buddhistischen und hinduistischen Glaubensgrundsätzen inspiriert. Die WiccaReligion wird auch als „die Religion der Hexen“ bezeichnet und auch ihre Mitglieder nennen sich selbst Hexen und Hexer oder Zauberer. Die Wicca praktizieren ihren Glauben in einem Hexenzirkel, auch „Coven“ genannt und beten eine männliche und eine weibliche Gottheit an, die gleichberechtigten Partner sind und die Polarität der Natur repräsentieren. Die beiden Gottheiten werden oft als Mondgöttin und gehörnter Gott bezeichnet, haben aber auch andere Namen. Neben den beiden Hauptgöttern werden manchmal auch andere heidnische Götter angebetet. Im Rahmen ihres Glaubens praktizieren die Wicca ihre Art von Magie durch das Durchführen von bestimmten Ritualen und das Brauen von Heiltränken. Ein zentraler Aspekt im Wicca-Kult ist die Verbundenheit zur Natur und das Leben nach der Ausrichtung der Mondzyklen. Die Wicca feiern die Wechsel der Mondphasen, die Estebats genannt werden. Ein weiteres wichtiges Kernelement der Religion sind die acht Sabbate, welche keltischen Ursprungs sind. Diese acht großen Feste werden die im Zusammenhang mit dem Wandel der Jahreszeiten und den Wachstumsperioden gefeiert. Zu jedem Sabbat gibt es andere Rituale und Traditionen, die von den Hexen und Hexern zusammen im Coven praktiziert werden. Samhain Das Hexenjahr beginnt nicht zum 1. Januar, sondern am 31. Oktober. Das Fest, das die meisten nur unter dem Namen Halloween kennen, heißt bei den Hexen Samhain und ist einer der wichtigsten Sabbate. Es ist das hexische Äquivalent

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Lifestyle

HEXENFESTE UND RITUALE

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zum Neujahr und das Fest des Todes und des Neuanfangs. Zu Samhain werden oft Ritualgegenstände geweiht und neue Hexen in den Hexenzirkel aufgenommen. Man sagt, an Samhain sei der Schleier zwischen der Welt der Toten und Lebenden am dünnsten und Geister würden durch die Gegend streifen. Darum gedenkt man an diesem Tag den verstorbenen Ahnen. Traditionell stellt man einen Teller mit Essen für die Geister vor die Tür, so dass auch diese am Festmahl teilhaben können. Außerdem werden Kerzen in den Fenstern aufgestellt, damit die Geister ihren Weg zurück ins Totenreich finden. Die Tradition, Kürbisköpfe zu schaurigen Fratzen zu schnitzen, ist ursprünglich eine Samhain Tradition – sie sollen bösartige Geister vom Haus fernhalten.

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Ostara Wird zur Frühlingstagundnachtgleiche gefeiert, wenn die Sonne direkt im Zenit über dem Äquator steht. Ostara symbolisiert Fruchtbarkeit und Wiedergeburt. Man feiert die Weiblichkeit und das Erwachen der Natur. Zu Ostara knüpfen die Wicca ihre Verbindung zur Natur neu. Es ist die beste Zeit im Jahr für Weissagungen und das traditionelle Weihen und Reinigen der Weissagungsinstrumente. Auch zu OstaraFrühstücken gibt es traditionell Eierspeisen, die auch bei den Wicca nach keltischer Tradition für die Wiedergeburt stehen.

werden. Das Sammeln an sich ist ein heiliger Akt und man sagt, sie entfalten die stärkste Wirkung, wenn sie zur Sommersonnenwende gepflückt werden. Jedes Kraut wird zu einem anderen Zeitpunkt gepflückt, manche vor Sonnenuntergang, andere bei Mond hoch. Eine weitere wichtige Hexentradition ist das Suchen eines geeigneten Astes für das Herstellen eines Zauberstabs.

Beltane Ist bei vielen wahrscheinlich unter dem Namen Walpurgisnacht bekannt. Es wird in der Nacht des 30. Aprils gefeiert und es ist das Fest des Feuers und der Waldgeister. Es steht auch für Wiedervereinigung und Sexualität. Zu Beltane werde werden Maibäume mit Blumen und Bändern geschmückt und die Wicca führen Rituale durch, um mit den Waldgeistern in Verbindung zu treten. Außerdem werden viele Feuer und wasserbezogene Rituale durchgeführt wie das Anzünden von Lagerfeuern, die das Auftauchen von spätem Frost verhindern sollen oder das Sammeln von Tau und Regenwasser, die für heilende und verjüngende Rituale verwendet werden.

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Lughnasadh Ist das Fest des keltischen Sonnengottes Lugh und wird am 1. August gefeiert. Es ist das Fest der ersten Ernte und steht für Dankbarkeit, Freundschaft und Wohlstand. An Lughnasadh baut man eine Verbindung zum Himmel auf und praktiziert Astrologie und Astronomie.

Yule

Mabon

Das Yulefest ist am 21. Dezember zur Wintersonnenwende und man feiert die Wiedergeburt der Sonne und dass die Tage nach der längsten Nacht länger werden. Hexen und Hexer stellen zu Yule Kiefern auf, die traditionell mit Blumengirlanden, getrockneten Gewürzen, Früchten und Weizensternen, die die Sonne symbolisieren, geschmückt werden. Außerdem werden viele Kerzen angezündet.

Zur Herbsttagundnachtgleiche am 21. September wird Mabon gefeiert. Mabon ist wie Lughnasadh ein Erntefest, steht daneben aber auch für den Beginn der dunklen Zeit des Jahres und auch für Ausgleich und Balance. Die Wicca führen zu Mabon Rituale durch und meditieren, um ihr inneres Gleichgewicht zu finden. Ella Weindel

Imbolic

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Litha Findet am 2. Februar statt und ist ursprünglich ein Fest, um die keltische Göttin Brigid zu ehren. In der Wicca Tradition ist es das Fest des wiederkehrenden Lichts. Es symbolisiert Wissen und Weisheit. Zu Imbolic führen die Hexen und Hexer Rituale mit bestimmten Kräutern und Kristallen durch, um den Körper und Geist zu reinigen. Außerdem werden zu Imbolic die Hexenbesen in einem Ritual eingeweiht.

Wird am 21. Juni zur Sommersonnenwende gefeiert. Es ist das Fest der Sonne, Liebe und Freude. Außerdem werden die Vitalität und Fülle der Natur gefeiert, die nun in voller Blüte steht. Auch zu Litha werden große Lagerfeuer entzündet, um die zusammen getanzt wird. Ein wichtiger Aspekt des Festes ist das Sammeln der heiligen Kräuter, die für das Herstellen von Tränken, Ölen und Räucherstäbchen verwendet

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Lifestyle

Wie der Glaube an Naturgeister die Isländer:innen prägt

Island hat viele magische und mystische Orte. So viel wunderschöne, unberührte Natur. Vulkane, Wasserfälle, Seen, Gletscher, Erdhöhlen, Steinwälle und Steine. Genau an solchen Orten fühlen sich die Naturwesen, zu denen Feen, Elfen, Trolle, Gnome, Zwerge und viele mehr gehören, besonders wohl. Zumindest glaubt daran ein Großteil der isländischen Bevölkerung. Ursprung Der Glaube an Naturgeister ist seit Jahrhunderten tief in der isländischen Gesellschaft verwurzelt. Und das, obwohl das Christentum seit mehr als 1 000 Jahren Staatsreligion in Island ist. Die Isländer:innen sprechen vom versteckten Volk, dem Huldufólk. Dass es diesen Glauben schon so lange gibt und er sich bis heute hält, liegt vermutlich zum einen daran, dass es bis Mitte des 19. Jahrhunderts keine Städte, nicht mal Ortschaften in Island gab. Die Menschen lebten in verstreuten Bauernhöfen. So hat man sich Geschichten erzählt, um Unterhaltung zu haben und die Natur lebendiger zu machen. Kindern wurden die Geschichten erzählt, um sie vor der rauen, manchmal sehr gefährlichen Natur zu schützen. So erzählte man ihnen zum Beispiel von einem Troll, der in einer Felsspalte wohnte und so blieben die Kinder aus Angst vor dem Troll der Felsspalte fern. Ein weiterer Grund, warum sich der Mythos so lange gehalten hat, könnte außerdem die isolierte Lage Islands sein.

Lifestyle

NATURRELIGION IN ISLAND Einfluss auf das Leben heute Laut einer Umfrage halten rund 60 Prozent der Isländer:innen die Existenz von Elfen für gesichert. Weitere 30 Prozent für möglich. Kaum jemand würde deren Existenz für ausgeschlossen halten. Da ist es nicht überraschend, dass den Isländer:innen das Wohlergehen der Feen und Elfen sehr wichtig ist. So gibt es Stellen, wo Bauern nichts verändern und das Land brach liegen lassen, ihr Vieh nicht weiden lassen und noch nicht mal einen Fuß dorthin setzen würden. Da dort das versteckte Volk leben soll und sie zu stören, Unglück bringe. Auch der Bau von Straßen oder Autobahnen wurde bereits gestoppt oder die Pläne verändert. Denn Elfenorte dürfen nicht bebaut werden, da sie das vertreiben könnte. Aber wer kann sagen, wo diese Elfenorte genau sind? Genau sagen, kann das natürlich niemand. Im Privaten ist es unter anderem die eigene Interpretation und alte Sagen und Geschichten, auf die man sich stützt. Zudem gibt es Elfenkarten, wo die Elfenorte markiert sind. Es gibt sogar eine offizielle Elfenbeauftragte, die beispielsweise im Bauamt von Reykjavik dafür sorgt, dass die Wohnorte und Lieblingsplätze der Elfen geschützt und erhalten werden. Tourismus Nicht nur die Einwohner:innen selbst sind fasziniert von den Naturgeistern. Auch Tourist:innen interessieren sich sehr dafür. Und so ist inzwischen ein regelrechtes Elfen-Business entstanden. Seit fast 30 Jahren gibt es zum Beispiel eine Elfenschule in Reykjavik. Hier kann man alles über die geheimen, unsichtbaren Wesen lernen und sogar ein Diplom ablegen. Es wird aber nicht nur Theorie gelehrt, viele Ausflüge an die geheimen Orte, wo die Naturvölker leben sollen, stehen ebenfalls auf dem Stundenplan. Vor allem Tourist:innen, die in Kontakt mit einem geheimen Wesen kommen wollen, besuchen diese Schule. Abgesehen von der Elfenschule gibt es viele weitere touristische Angebote. So beispielsweise Elfenwanderungen, eine Elfenhauptstadt und vieles mehr.

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Lisa Schweizer

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Leipziger Lerche 59 | Herbst 2023

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Wassermann 21.1. – 19.02. Luft Wassermännern ist Vertrauen sehr wichtig, dieses sollte nicht ausgenutzt werden. Wer Geheimnisse von ihm ausplaudert, der könnte den Wassermann von einer anderen Seite kennenlernen. Der Wassermann selbst hat ein Faible für unerklärliche Geheimnisse. Fische 20.02. – 20.03. Wasser Fische sind große Geheimniskrämer, die nicht viel von sich preisgeben. Sie werden auch nicht gerne nach ihren Geheimnissen gefragt. Sollte dem Fisch doch mal ein Geheimnis entwischen, wird es nicht das Eigene sein, obwohl er eigentlich als uneigennützig bekannt ist.

Krebs 22.06. – 22.07. Wasser Wegen seiner freundlichen Art werden dem Krebs gerne Geheimnisse anvertraut. Besonders interessiert ist er dabei an Liebesgeheimnissen, würde sie aber nur weitererzählen, wenn er einen Nutzen für andere darin sieht. Will man an die Geheimnisse eines Krebses kommen, braucht man einiges an Geduld, um die harte Schale zu knacken. Löwe 23.07. – 23.08. Feuer Löwen reden dank ihrer selbstbewussten Art gerne und viel, dabei verraten sie schon mal das ein oder andere Geheimnis. Allerdings würden sie dank ihres Beschützerinstinkts niemals andere schlecht dastehen lassen.

Katja Schramm und Finja Kulp

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© Kosmos

Lösungswort:

Jungfrau 24.08. – 23.09. Erde Das perfektionistische Verhalten der Jungfrau verleitet sie dazu, auch in die Angelegenheiten anderer Ordnung zu bringen, weswegen sie auch vor deren Geheimnissen nicht Halt macht. Oftmals werden diese auch zum eigenen Vorteil genutzt. Die eigenen Geheimnisse behält die Jungfrau lieber für sich.

Widder 21.03. – 20.04. Feuer Waage 24.09. – 23.10. Luft Die Zielstrebigkeit des Widders lässt Waagen treiben sich viel herum und keinen Platz für Geheimnisse in seiwissen deswegen auch viele Geheim© Luca Ermisch nem Leben, weder für eigene noch die nisse, diese geben sie allerdings nur von Anderen. Wegen seiner offenen Art hält er Geheimnisse diskret weiter. Sie würden keine Gerüchte in die Welt setzen, für überflüssig und hinderlich, wenn es darum geht, seine denn durch ihre Konfliktscheue möchten sie niemandem auf Ziele zu verfolgen. die Füße treten. Auch die eigenen Geheimnisse werden nur ausgewählten Leuten mitgeteilt. Stier 21.04. – 21.05. Erde Die traditionellen Werte des Stieres geben Geheimnissen Skorpion 24.10. – 22.11. Wasser keinen Nährboden. Wird einem Stier ein Geheimnis anver- Für viele ist der Skorpion selbst schon ein großes Geheimnis. traut, wird es auch eins bleiben, denn er möchte niemanden Seine verschlossene Art sorgt dafür, dass er auch andere Gebloßstellen. Auch er selbst hat nicht das Bedürfnis, seine Ge- heimnisse nicht weitererzählt. Nach außen wirkt der Skorpion heimnisse anderen mitzuteilen. furchtlos, bei seinen eigenen Angelegenheiten ist er aber immer auf Vorsicht bedacht. Zwilling 22.05. – 21.06. Luft Wer nicht möchte, dass seine Geheimnisse nach außen ge- Schütze 23.11. – 21.12. Feuer tragen werden, sollte sie nicht einem Zwilling erzählen. Ge- Ehrlichkeit steht beim Schützen an oberster Stelle, weswegen heimnisse regen die Neugier und den Wissensdurst eines er auch nicht davor zurückschreckt, Geheimnisse anderer zu Zwillings zusätzlich an und werden gerne geteilt. Dabei wer- verraten. Er hat eine starke Abneigung gegen Ungerechtigden auch mal ein paar Details dazu gedichtet. keit, davor sind auch die Geheimnisse seiner Freunde nicht geschützt. Mit seinen eigenen geht er offen um.

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Bilderrätsel: Auf unserem Rätselbild haben wir sieben Buchstaben versteckt. Findet die Buchstaben, setzt sie zu unserem Lösungswort zusammen und staubt einen von vier tollen Gewinnen ab.

© Kosmos

Steinbock 22.12. – 20.01. Erde Steinböcke sind pflichtbewusst und loyal und würden niemals die Geheimnisse von anderen weitererzählen. Geheimnisse haben in ihrem Leben keinen Platz, vor allem nicht die von Dritten. Ein kleines Liebesgeheimnis kann den Steinbock allerdings schon mal aufhorchen lassen.

mit Gewinnspiel

© Fabia Kaiser

Spezial

Lerne die Sternzeichen auf eine ganz neue Weise kennen

DAS LERCHE-RÄTSEL

Spezial

STERNZEICHEN UND GEHEIMNISSE

Gewinn:

Wir verlosen in Kooperation mit dem Kosmos Verlag zwei Exit Spiele und zwei Murder Mystery Puzzle. Was ihr dafür tun müsst? Sendet uns einfach das Lösungswort bis zum 1. Dezember 2023 an lerche-online@htwk-leipzig.de. © Kosmos

Teilnahmebedingungen: Teilnahmeschluss ist der 1. Dezember 2023. Die Gewinner:innen werden per Mail von uns benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Eine Barauszahlung der Sachgewinne ist nicht möglich. Redaktionsmitglieder und deren Angehörige dürfen nicht teilnehmen. Die im Rahmen des Gewinnspiels erhobenen personenbezogenen Daten nutzen wir zur Durchführung und Abwicklung des Gewinnspiels. Die Verarbeitung der Daten erfolgt entsprechend der Datenschutzerklärung. Diese und die ausführlichen allgemeinen Geschäftsbedingungen findet ihr auf unserer Webseite. https://leipzigerlerche.com/datenschutzerklaerung/allgemeine-teilnahmebedingungen-fuer-gewinnspiele/

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Filmempfehlungen

PODCASTEMPFEHLUNGEN BOYS CLUB

BOSTON STRANGLER Liebhaber:innen des TrueCrime-Genres ist der Begriff Boston Strangler – und die Mordfälle dahinter – sicherlich bekannt. Dieser Film, der auf wahren Ereignissen basiert, behandelt aber nicht nur die Mordfälle. Im Vordergrund stehen zwei Reporterinnen, die in den 1960er Jahren über den Boston Strangler berichteten und vieles auf eigene Faust aufgedeckt haben – bevor es die Polizei selbst tat. Der Film fokussiert sich vor allem auf das Leben von Loretta McLaughlin, die drei Morde an älteren Frauen mit einem Serienkiller verbindet, weil alle Frauen erwürgt und mit Strümpfen um ihren Hals – zu einer Schleife gebunden – zurückgelassen wurden. Mit ihrer Erkenntnis und dem darauffolgenden Artikel bringt sie nicht nur den Ärger der Bostoner Polizei auf sich, sondern auch den ihres Bosses. Aber als ein viertes Mordopfer gefunden wird, erneut mit Strümpfen um den Hals, bekommt sie von ihrer Kollegin Jean Cole Unterstützung. Die beiden werden durch ihre Recherche bekannt und müssen gegen Vorurteile und Verurteilungen kämpfen. Der Film ist empfehlenswert, behandelt er doch zwei Frauen, die trotz Widerstand nicht aufgegeben haben.

© DisneyPlus

PLANET DER AFFEN TEIL 1 (1968) Im Kalten Krieg ist der Astronaut Taylor mit drei weiteren Astronaut:innen auf eine Weltraummission gestartet. Doch nach einer Reise durch das All stürzt das Raumschiff auf einem fremden Planeten ab. Taylor und zwei weitere Astronauten wachen aus dem künstlichen Tiefschlaf auf. Ein Monitor im Schiff zeigt ihm, dass sie sich im Jahr 3979 befinden. Die Kapsel der Astronautin war undicht, sodass sie starb. Die drei Überlebenden verlassen das Raumschiff und erkunden den fremden Planeten. Dabei müssen sie feststellen, dass Affen die Herrschaft über die Menschen übernommen haben. Durch eine Verletzung kann Taylor aber vorerst nicht sprechen.

Lena Kornblum

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Podcastempfehlungen

FILMEMPFEHLUNGEN

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© DisneyPlus

Eingesperrt in einem Käfig, wird er von den Affen wie ein Tier behandelt. Nur die Schimpansin Dr. Zira kümmert sich um ihn. Sie möchte ihrem Volk beweisen, dass man die Menschen zähmen kann. Der Wissenschaftsminister der Affen ist aber dagegen. Erst im Laufe des Films wird sein Geheimnis, welches der Grund für die Abneigung gegenüber dem Menschen ist, gelüftet. Der Film ist etwas theatralisch und die Kostüme der Affen sind veraltet. Da es aber kaum Spezialeffekte gibt, wirkt er nicht ganz so alt. Zudem ist es ein großartiger Film, mit einem interessanten Plot, mit Gesellschaftskritik und einem unerwarteten Ende. Paul Neumann SHUTTER ISLAND Für seinen Mystery-Thriller hat sich Martin Scorsese einen namhaften Cast geholt. Unter anderem Leonardo DiCaprio, Mark Ruffalo, Ben Kingsley und Michelle Williams verkörpern die in dem Film gezeichneten Charaktere. Einzelne Handlungsstränge und Figurenkonstellationen werden mithilfe der eingesetzten Erzählweisen und -perspektiven dargestellt und sorgen nicht zuletzt dafür, dass die Zuschauer:innen, mit Spannung und einem zunehmenden Gefühl an

Beklemmung, durch diese Romanverfilmung geführt werden. Die Ausgangslage wirkt auf den ersten Blick etwas stumpf: zwei sich fremde U.S. Marshals werden Mitte der 50er Jahre gemeinsam zu einer Insel vor der Ostküste Amerikas berufen. Auf dieser befindet sich eine Anstalt für psychisch kranke Straftäter:innen und gilt, dank der geografischen Lage, als ausbruchssicher. Dennoch fehlt eine der Insass:innen, weshalb die Marshals ermitteln sollen, ob und wie ein Entkommen möglich war. Die Ermittlungen verlaufen allerdings nicht wie geplant. Je länger sie auf der Insel sind und je mehr Informationen sie zusammentragen, desto undurchdringlicher wird der Fall. Fern ab vom Festland werden dabei auch die Ermittler an die Grenzen ihres Verstands gebracht.

Macht und Missbrauch bei Axel Springer BILD, Boulevard und Betrug. Die BILD-Zeitung ist bei vielen Menschen ein kontroverses Thema. In dem Spotify Original-Podcast Boys Club in Zusammenarbeit mit TRZ Media berichten die Journalistinnen Pia Stendera und Lena von Holt über den Skandal um Julian Reichelt, ehemaliger Chefredakteur der Boulevardzeitung. Besprochen werden die Affären, die Machtgefüge, aber auch die Geschichte der BILD. Pia und Lena sprechen über die Gründung der BILD und dessen Gründer Axel Springer. Ehemalige Mitarbeiter:innen berichten von einer toxischen Unternehmenskultur und haben Angst, mit den beiden Journalistinnen zu sprechen. Für den Investigativ-Podcast wurde über ein Jahr lang recherchiert und mit vielen ehemaligen Beschäftigten von Axel Springer gesprochen. Grenzüberschreitungen seien bei der BILD Realität, auch Geschädigte kommen zu Wort. Bei vielen Aussagen möchte man als Hörer:in nur den Kopf schütteln, bei anderen Dingen bekommt man Gänsehaut. Axel Springer ist inzwischen ein sehr einflussreiches Unternehmen mit einer großen Reichweite, nicht nur in Deutschland. Boys Club wirkt sehr gut recherchiert und aufgearbeitet. Sicherlich hilft das Zuhören, die Augen zu öffnen, was hinter verschlossenen Türen in einem Unternehmen einer solchen Größe passieren kann. Lena Kornblum

© Spotify

MORDLUST

Verbrechen und ihre Hintergründe

Katja Schramm © Spotify

Die beiden Journalistinnen Paulina Krasa und Laura Wohlers behandeln in dem Hörformat jede Folge zwei unterschiedliche True Crime Fälle aus Deutschland. Alle zwei Wochen wird innerhalb einer Lauflänge von etwa anderthalb Stunden ein bestimmtes Überthema aus psychologischer und strafrechtlicher Sicht genauer beleuchtet. Anders als es der Podcastname vielleicht vermuten lässt, ist bei den behandelten Fällen nicht immer ein Mordfall das zentrale Thema. Gewalttaten, Betrug, Schicksalsschläge sowie psychische und körperliche Erkrankungen sind ebenso Inhalt der Folgen. Die Aufarbeitung der verschiedenen Verbrechen geschieht im Rahmen des Podcasts durch ausgiebige Recherche, Interviews und Gesprächen mit Expert:innen aus den einzelnen Fachgebieten. Durch das eindringliche Erzählen und verständliche Darlegen der Kriminalfälle fehlt es durchaus nicht am Unterhaltungswert, allerdings sind es wahre Geschehnisse und echte Schicksale, die sich hinter jeder Geschichte verbergen. Dessen sind sich auch die beiden Podcasterinnen bewusst. Trotzdem gelingt es ihnen, die Folgen unterhaltsam und informativ zu gestalten, ohne dabei den notwendigen Respekt für die, durch die Straftaten betroffenen Personen, zu verlieren. Katja Schramm

© IMDb

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Buchempfehlungen

„DAS HAUS IN DER DOROTHEENSTRASSE“

von Erin Morgenstern

von Hartmut Lange

Als Zachary in der Universitätsbibliothek auf ein geheimnisvolles Buch stößt, ist er überrascht, als es einen Vorfall aus seiner Kindheit enthält. Etwas, von dem er nie jemandem erzählt hat. Hinweise führen ihn zu einem Ball, wo er in die verschlungenen Gänge einer alten Bibliothek voller Geschichten über Piraten, Puppenhäuser, den Mond und seinen Liebhaber und namenlose Wächter geführt wird. Das sternenlose Meer folgt keiner Standardformel eines Romans. Es handelt sich um mehrere Geschichten innerhalb eines Buches über eine unbekannte Zeitspanne in einer magischen Welt, die niemand versteht. Die eigentliche Erzählung, die Geschichte von Zachary, ist mit Mythen, Märchen und Erlebnissen anderer Menschen verwoben, die einst die geheime Welt entdeckten. Diese spielen eine genauso wichtige Rolle in den Geschehnissen und fügen sich nach und nach zusammen, um die wahre Komplexität und Bedeutung des sternenlosen Meeres und seiner Bewohner:innen zu enthüllen. Ulrike Rex Blessing Taschenbuch, 640 Seiten 12,00 € ISBN 978-3-453-32070-3 Cover: © Blessing

„VERSCHLIESS JEDE TÜR“

Diogenes Taschenbuch, 128 Seiten 10,00 € ISBN: 978-3-257-24361-1 Cover: © Diogenes

Der Teltowkanal im Südwesten Berlins, nebelverhangene Ufer, Krähen und Dinge, die nicht sein dürfen. Ganz normale, unscheinbare Menschen, die jedoch bei näherem Hinschauen etwas zu verbergen haben. Obwohl die fünf Novellen von Hartmut Lange unterschiedliche Geschichten erzählen, haben sie doch eins gemeinsam: eine düstere, mystische Stimmung und ein offenes, geheimnisvolles Ende. Es geht um einen Taxifahrer, der über den Verlust seiner früh verstorbenen Frau nicht hinwegkommt; einen überarbeiteten Bürgermeister, der versucht, seine Familie und den Beruf zu vereinen, dabei jedoch beginnt, zu halluzinieren; um einen Mann, der erkennt, dass seine Ehe zerbricht; um jemanden, der eine eigentlich tote Cellistin spielen hört und um eine Frau, die von ihrem Mann zu häufig alleingelassen wird. Bei dieser Auswahl an Novellen gefällt mir vor allem der nüchterne, direkte Schreibstil gut, der einen krassen Gegensatz zu den surrealen Ereignissen bildet. Auch das Setting, der meist nebelverhangene Teltowkanal in Berlin, trägt zu dieser ambivalenten Stimmung bei; zwischen langweiligem, immer gleichem Alltag und plötzlichen, unerklärlichen Ereignissen. Durch das offene Ende lassen einen die kurzen Erzählungen nicht los, und die tiefgründigen Geschichten, die zu Beginn so oberflächlich erscheinen, werden spannend und fesselnd. Perfekt also für einen regnerischen Herbsttag auf dem Sofa!

Buchempfehlungen

„DAS STERNENLOSE MEER“

Mira Krevet

„DER KUSS DER LÜGE“

von Riley Sager

von Mary E. Pearson

Bartholomew, das Haus voller Geheimnisse. Ein Apartment beaufsichtigen und dafür auch noch Geld verdienen? Klingt nach einem traumhaften Jobangebot. Was kann da schon schiefgehen? Als Jules den Job als Apartmentsitterin ergattert, kann sie ihr Glück kaum fassen. Dabei handelt es sich nicht nur um irgendeine Wohnung, sondern um ein Luxus Apartment im Bartholomew, dem berühmten Stadthaus in New York. Ist der Traum vielleicht doch zu schön, um wahr zu sein? Trotz seltsamer Bedingungen und mysteriösen Vorkommnissen in der Vergangenheit des Gebäudes willigt Jules ein. Doch schon bald merkt sie, dass das Gebäude und ihre Bewohner:innen einige Geheimnisse verbergen. Als kurz darauf eine andere Apartmentsitterin verschwindet, zweifelt Jules an ihrer Entscheidung. Was passiert wirklich an diesem rätselhaften Ort? Die Geschichte ist so spannend und mitreißend geschrieben, dass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen will. Durch zwei Handlungsstränge erzählt der Autor sowohl die Geschehnisse aus der Vergangenheit, gibt aber auch immer wieder kurze Einblicke in die Gegenwart. Dadurch fiebert man die ganze Zeit mit und möchte herausfinden, wie es zu all dem kam. Ein fesselnder Thriller mit zahlreichen Wendungen und einem mysteriösen Apartment Setting.

dtv Softcover, 400 Seiten 10,95 € ISBN 978-3-423-21933-4 Cover: © dtv

Lia ist die älteste Tochter im Königshaus Morrighan. Mit ihren 17 Jahren soll sie mit einem Prinzen verheiratet werden, den sie noch nicht einmal kennt. Das absolut Letzte, was sie will. Also flieht sie und fängt weit weg von ihrer Heimat an, in einer Taverne zu arbeiten. Dort trifft sie auf zwei Männer, Kaden und Rafe. Dass die beiden aber nicht zufällig dort sind und wissen, wer sie ist, ahnt sie nicht. Denn beide sind auf der Suche nach ihr. Der eine, ein Attentäter, der den Auftrag erhielt, Lia zu töten. Und der andere, der Prinz, den sie heiraten sollte. Wer von den beiden aber wer ist, bleibt selbst für die Leser:innen lange ein Geheimnis und macht die ganze Story noch spannender. Der Schreibstil hat mir richtig gut gefallen. Durch die vielen detaillierten Beschreibungen konnte man total gut in die Welt eintauchen. Lias Geschichte wird aus mehreren Perspektiven erzählt. Auch aus der des Attentäters und des Prinzen. Wer denkt, dass es dadurch leichter wird, herauszufinden wer wer ist, irrt sich. Kaum hat man das Gefühl, sich jetzt ganz sicher zu sein, kommt wieder eine neue Wendung und wirbelt alles durcheinander. Von Anfang bis Ende einfach mitreißend und ein absolut gelungener Auftakt für die ganze Reihe, die aus drei weiteren Teilen besteht. Lisa Schweizer

ONE Softcover, 560 Seiten 12,90 € ISBN: 978-3-846-60036-8 Cover: © ONE

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Lokales

HTWK-NEWS

Neues aus der Hochschule

HTWK Leipzig vergibt 69 Deutschlandstipendien Seit mehr als zehn Jahren zeichnet die HTWK Leipzig Studierende mit einem Deutschlandstipendium aus. Die monatliche Förderung in Höhe von insgesamt 300 Euro unterstützt besonders leistungsstarke und engagierte Studierende über einen Zeitraum von zwei Semestern. Finanziert werden die Stipendien je zur Hälfte von privaten Stiftenden und durch Bundesmittel. Die Auswahl der Stipendiat:innen trifft die Hochschule. Neben hervorragenden Studienleistungen zählen auch gesellschaftliches Engagement sowie besondere persönliche und familiäre Umstände der Bewerber:innen. 250 Studierende hatten sich 2022 um ein Stipendium beworben – annähernd so viele wie im Jahr zuvor. Von den 69 Stipendiat:innen studieren 37 im Bachelor- und 32 in einem Masterstudiengang. Hochschule bereits zum 5. Mal erfolgreich zertifiziert Für die strategische Gestaltung ihrer familien- und lebensphasenbewussten familiengerechten Arbeits- und Studienbedingungen erhielt die HTWK Leipzig im März 2023 erneut das Zertifikat zum audit familiengerechte hochschule. Das drei Jahre gültige Zertifikat, welches als Qualitätssiegel für eine betriebliche Vereinbarkeitspolitik gilt, wird vom Kuratorium der berufundfamilie Service GmbH erteilt. Nach der ersten Zertifizierung im Jahr 2010 stellte sich die HTWK

Leipzig erfolgreich dem Re-Auditierungsprozess, in dem der Status quo der bereits vorhandenen Maßnahmen überprüft wurde und eine Vertiefung der Institutionalisierung der Vereinbarkeitspolitik und Kultur stattfand. Studieren weltweit – Der Podcast Einsteigen, anschnallen und abheben! Wohin geht’s? Einmal rund um die Welt mit den Correspondents der DAAD-Kampagne studieren weltweit – ERLEBE ES!. Von B wie Barcelona bis V wie Vietnam haben Studierende deutscher Hochschulen während ihrer Zeit im Ausland viel erlebt und erzählen davon im „studieren weltweit – der Podcast“. Von Viet, Kristina und Lara, David, Felix, Emilia und Simon mit Erlebnissen aus Frankreich und Indien gibt’s im Podcast Erfahrungen aus erster Hand: von Höhen und Tiefen, Dos and Don‘ts, friends forever, persönlichem Wachstum und dem Plus für die berufliche Zukunft. studieren weltweit – ERLEBE ES! ist eine gemeinsame Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD).

Kennst du schon unseren Blog? Egal ob Branchentexte, Buchempfehlungen oder Lifestyle-Themen: Unser Blog bietet eine Vielzahl an spannenden Texten, die wir wöchentlich Mehr unter: für euch verfassen! https://leipzigerlerche.com/

Anna Göber

IMPRESSUM „LEIPZIGER LERCHE“ ISSN: 1430-0737 Auflage: 2000 Exemplare Herausgeber: Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig, Fakultät Informatik und Medien, Studiengang Buch- und Medienwirtschaft, Karl-Liebknecht-Str. 145, 04277 Leipzig Internet: www.fim.htwk-leipzig.de www.leipzigerlerche.com E-Mail: lerche-online@htwk-leipzig.de V.i.S.d.P.: Prof. Gunter Janssen Chefredaktion: Jolyn Stenschke, Lena Kornblum, Mira Krevet, Wanda Hitzing Redaktion: Anna Göber, Clara Reinhardt,Constanze Dzialas, Ella Weindel, Fabia Kaiser, Felix Schneider, Finja Kulp, Jolyn Stenschke, Julia Rodner, Katja Schramm, Lena Kornblum, Lisa Schweizer, Maximilian Konrad, Mira Krevet, Paul Neumann, Ulrike Rex, Wanda Hitzing Vertrieb: Anna Göber, Constanze Dzialas, Finja Kulp, Ulrike Rex Anzeigen: Finja Kulp, Katja Schramm , Paul Neumann, Ulrike Rex Layout-Chefin: Lena Kornblum

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Layout: Anna Göber, Ella Weindel, Felix Schneider, Julia Rodner, Katja Schramm, Lena Kornblum, Lisa Schweizer, Maximilian Konrad, Mira Krevet Herstellung: Anna Göber, Ella Weindel, Fabia Kaiser, Maximilian Konrad, Paul Neumann Foto Cover, S. 2 und 5: © Lisa Ulrich Ort Cover, S. 2 und 5: Heilstätte Grabowsee Illustration S. 38: © Felix Schneider Editorial: © Lena Kornblum Reproduktion/ Druck/ Weiterverarbeitung: Anke Schlegel, Roger Troks, Hausdruckerei der HTWK, Gustav-Freytag-Str. 40, 04277 Leipzig

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