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Anpacken statt abhängen

Die Jugendlichen verlangen Selbstständigkeit

Die Pubertät ist uns bekannt als Zeit der Hormonstürme, des Ausflippens und der Nervenkriege. In dieser Zeit haben die Jugendlichen keine Lust auf Schule sind unmotiviert und launisch. So jedenfalls sieht es der Großteil der Gesellschaft. In der Zeitschrift „Der Spiegel“ wird eine ganz neue Perspektive an den Tag gelegt. Neue Erkenntnisse der Wissenschaft zeigen auf, dass Pubertierende zu echten Leistungen fähig sind. Das Gehirn modelliert sich in dieser Zeit neu und wird dabei wesentlich schneller. Es stellt alles in den Dienst der Effizienz und wird zu einem Organ des gezielten Handelns. Auch körperlich sind Jugendliche in einer beeindruckenden Verfassung. Sie strotzen vor Kraft und ihr Immunsystem ist optimal gerüstet. Was bedeutet das nun? Sind Jugendliche in diesem schwierigen Alter also trotzdem zu Etwas fähig? Im „Spiegel“ äußern sich mehrere Wissenschaftler zu diesem Thema. Sie sind der Meinung, dass Jugendlichen zu wenig anvertraut wird, dass sie als unselbständig abgestempelt und von der Gesellschaft abgeschoben werden. Die Folge: Jugendliche greifen in ihrer Sehnsucht nach „Ernst“ und „wirklichem Leben“ zu Drogen und stürzen sich in den Konsum. Man sollte die Jugendlichen also selbst aktiv werden lassen und ihnen ernstzunehmende Aufgaben anvertrauen. Der Schauplatz sollte im Besonderen die Schule sein und zum Arbeitsplatz der Jugend werden. Auch die Ratlosigkeit der Schulabgänger könnte vermieden werden, indem man das Berufsleben in der Schule nicht ausklammert. * Ein Beispiel für selbständiges Wirtschaften zeigt die Oberschule für Landwirtschaft in Auer. Die Jugendlichen betreiben dort ein eigenes Übungsweingut, den Happacherhof. Sie arbeiten überall mit: drillen den Boden, beschneiden die Reben und lesen die Instrumente in der Kelter ab. Sie entwerfen sogar die Etiketten. Der Chardonnay vom Happacherhof wird gelobt. Ein Beispiel dafür, dass Jugendliche selbst etwas auf die Beine stellen können, wenn ihnen die Möglichkeiten dafür gegeben werden. Auch außerschulisch werden Aktivitäten und Projekte organisiert, welche diese Aspekte zum Ziel haben. Der mobile Jugenddienst Brixen startet diesen Sommer ein Projekt für drei Wochen wo sich Jugendliche bei Arbeiten im Altersheim, bei den Stadtgärtnern, beim Machen eines Pflanzengartens oder beim Kochen beweisen können. Bei den Projekten „Zeit schenken“ und „72 Stunden ohne Kompromiss“ der Caritas Bozen Brixen haben Jugendliche die Möglichkeit freiwillig dort mitzuarbeiten wo ihre Hilfe benötigt wird. Es gäbe noch weitere Beispiele die aufzeigen, dass Jugendliche nicht nur faul „abhängen“, sondern auch sehr produktiv und konstruktiv sein können.

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I n t e r n o s I n t e r n o s I n t e r n o s I n t e r n o s I n t e r n o s I n t e r n o s I n t e r n o s I n t e r n o s Ob die Unterschätzung der Jugendlichen und das fehlende Anvertrauen von Aufgaben der Grund ist, warum sich Pubertierende in Drogen und Konsum stürzen ist fragwürdig. Jedoch der Unterstützung der Verantwortlichen und der Erzieher werden die gemeinsam ausgearbeiteten Ideen in die Tat umgesetzt. Der Einsatzwille und die Motivation steigen, wenn die Ju

ist es mit Sicherheit positiv für die Entwicklung des Heranwachsenden, wenn ihm ernstzunehmende Aufgaben anvertraut werden und er diese eigenständig erfüllt. Die Jugendlichen sehen das Werk demzufolge als ihr eigenes und stecken dadurch sehr viel Kraft und Energie hinein. In den Jugendzentren von „La Strada - der Weg“ wird auch auf diesen Aspekt ein Schwerpunkt gelegt. Die Jugendlichen werden selbst zu Protagonisten und versuchen sich beim Organisieren von Events, Konzerten, Workshops oder sportlichen Veranstaltungen. Mit

34 gendlichen die eigenen Projekte wachsen sehen und natürlich ist die Freude bei einem gelungenem Ergebnis groß. Auch dies ein Beispiel dafür, dass Jugendliche sehr wohl zu konstruktiven Taten in der Lage sind, wenn man ihnen das Vertrauen schenkt und ihnen die Mittel zur Verfügung stellt.

Barbara Messner Studienzentrum *Vgl.: Manfred Dworschak: Heldenù auf Bewährung. In: Der Spiegel. 12 April 2010, Nr. 15, S. 124-134

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