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Nr. 41 „Saukopfmoor“

Naturschutzgebiet Nr. 41 „Saukopfmoor“

Allgemeine Angaben

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Landkreis Gotha, Schmalkalden-Meiningen Gemarkungen Oberhof, Schwarzwald, Steinbach-Hallenberg MTBQ 5230/3 Größe 34,6 ha Naturraum Mittlerer Thüringer Wald Natura 2000 vollständig im FFH-Gebiet Nr. 106 und EG-Vogelschutzgebiet Nr. 25 RVO Anordnung Nr. 1 des Ministeriums für Landwirtschaft, Erfassung und Forstwirtschaft vom 30.03.1961 (Gesetzblatt der DDR, Teil II Nr. 27 vom 04.05.1961, S. 166 – 170)

Schutzzweck

Sicherung des größten und mächtigsten Hochmoores Thüringens mit typischer Moorvegetation, -flora und -fauna.

Gebietsbeschreibung und Bedeutung

Das Saukopfmoor liegt im Kammbereich des Thüringer Waldes, 3 km westnordwestlich von Oberhof in einer Höhenlage über 800 m ü. NN. Die Größe des Torfkörpers beträgt ca. 14 ha, wovon sich ca. 12 ha als offene Moorfläche präsentieren. Das Saukopfmoor ist ein Sattelmoor und gliedert sich in eine aufgewölbte Regenmoorkalotte, die ringsum von einem Randlagg umgeben ist und ein Hangversumpfungsmoor im Südwesten. Die zentrale Moorfläche ist offen und besteht aus einem Schlenkenkomplex. Die größte Moormächtigkeit wird im Zentrum des Moores mit 4,70 m erreicht (JESCHKE 2000). Den zentralen Bereich nehmen Bunte Torfmoosrasen in einer zwergstraucharmen Ausbildung mit Wenigblütiger Segge Carex pauciflora ein. Auf etwas stärker geneigten Flächen befinden sich zwergstrauchreiche Ausbildungen und Moorheiden. Sowohl auf dem Hangversumpfungsmoor als auch im Randlagg tritt der GrauseggenFichtenmoorwald auf. Am Rand sind aber auch waldfreie Torfmoos-Seggenriede, in den Entwässerungsgräben Torfmoosrasen mit Sphagnum fallax und Bestände des Grünen TorfmoosWollgrasrasens, benachbart eine Waldwiese mit Waldstorchschnabel-Goldhafer-Vegetation und Kreuzblümchen-Borstgras-Rasen zu beobachten. Die auf der Wiese wachsenden Solitärfichten gehören einer autochthonen Hochlagenfichtenrasse an, die gegen Wipfelbruch weitgehend resistent ist. Diese sind die Grundlage für die auf dem Kamm anzutreffenden und zu entwickelnden montanen, bodensauren Beerstrauch-Fichtenwälder. Für die Flora und Fauna im Gebiet des Saukopfmoores sind arktisch-alpine und boreo-montane Arten charakteristisch. Bemerkenswerte Blütenpflanzen sind Wenigblütige Segge, Scheidiges Wollgras, Rosmarinheide und Rundblättriger Sonnentau. Von besonderem Interesse sind Arten der offenen Moorfläche, darunter die Torfmoose Sphagnum fuscum und S. rubellum, die Lebermoose Cladopodiella fluitans (einziger Fundort in Thüringen) und Kurzia pauciflora oder die Laubmoose Dicranum bergeri und Pohlia sphagnicola (JESCHKE & PAULSON 2002). Avifaunistisch besitzt das Saukopfmoor vor allem als potenzieller Lebensraum für das Birkhuhn Bedeutung und mit 21 nachgewiesenen Libellenarten ist es das artenreichste thüringische Hochmoor. Die stenöke Alpen-Smaragdlibelle Somatochlora alpestris besitzt hier ihr bedeutendstes Vorkommen in Thüringen. Weitere in Thüringen vom Aussterben bedrohte Arten sind Arktische Smaragdlibelle Somatochlora arctica und Nordische Moosjungfer Leucorrhinia rubicunda. Auch zu anderen Artengruppen liegen umfangreiche Inventarlisten vor, welche alle auch hochspezialisierte, anspruchsvolle Moorarten enthalten. (JESCHKE 2000, JESCHKE & PAULSON 2002).

Blick über das Saukopfmoor zur Blütezeit des Scheidigen Wollgrases. (6)

Bereits ab 1752 erfolgten durch tief greifende Entwässerung und Torfabbau schwere Eingriffe in das Moor. In den 1860er und 1870er Jahren durchgeführte Entwässerungen für eine Aufforstung mit Fichten belasteten den Wasserhaushalt zusätzlich. Bereits im Jahr 1948 erfolgten erstmals kleinere und ab 1977 entsprechend umfangreichere Maßnahmen zur Erhaltung der Staustufen. Große Verdienste erwarb sich dabei der langjährige Direktor des Naturkundemuseums Gotha Dr. Wolfgang Zimmermann. Im Jahr 2000 begann gemeinsam mit der Forstverwaltung eine grundlegende Revitalisierung des Moores, die 2003 im Wesentlichen abgeschlossen werden

konnte (LANDESFORSTDIREKTION OBERHOF & TLVWA 2000, SIUDA 2003). Aktuell sind nach Umsetzung von Anstaumaßnahmen und Entnahme der Fichten verschiedene Regenerationsprozesse auf den jetzt vegetationsfreien Torfflächen zu beobachten. Hier konnten sich dank der durchgeführten Pflegemaßnahmen bereits wieder torfbildende Vegetationsformen regenerieren (BRÜCKNER 2010). Eine weitere Verbesserung des Gebietszustandes am Saukopfmoor ist insbesondere durch die Stabilisierung des Wasserhaushaltes zu erreichen. In den nächsten Jahren wird deshalb das Thüringer Forstamt Finsterbergen in Abstimmung mit der Thüringer Landesanstalt für Wald, Jagd und Fischerei und dem Max-Planck-Institut Jena den sich naturverjüngenden Fichtenjungwuchs auf dem Moorkörper sukzessive entfernen. Des Weiteren wird geprüft, inwieweit eine Verlichtung bzw. Entfernung der moorrandlichen Altfichten positiven Einfluss auf die Wasserhaltung im Moorkörper hat.

Rundblättriger Sonnentau – eine typische Moorart. (1)