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Fahner Höhe“

Landschaftsschutzgebiet „Fahner Höhe“

Allgemeine Angaben

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Gemarkungen Döllstädt, Großfahner, Gierstädt, Kleinfahner, Ballstädt, Burgtonna, Eschenbergen, Molschleben, Bienstädt, Witterda mit Friedrichsdorf, Töttelstädt, Schaderode, Tiefthal Naturraum Muschelkalk- Platten und -Bergländer Natura 2000 FFH-Gebiet Nr. 43 EG-Vogelschutzgebiet Nr. 16 RVO Beschluss-Nr. 92-18/ 70 des Rates des Bezirkes Erfurt über die Erklärung eines Landschaftsteiles zum Landschaftsschutzgebiet vom 26. August 1970

Gebietsbeschreibung und Bedeutung

Das LSG „Fahner Höhe“ liegt im westlichen Teil des Thüringer Beckens zwischen den Städten Bad Langensalza, Gotha und Erfurt. Die höchste Erhebung der „Fahner Höhe“ ist der Abtsberg mit einer Höhe von 412 m ü. NN., die Nordwest-Südost-Ausdehnung beträgt ca. 15 km. Die „Fahner Höhe“ ist ein Muschelkalksattel mit Plateaulagen, einem flach ausstreichenden Südhang und einem steil abfallenden Nordhang. Das Gebiet hat eine hohe ökologische Bedeutung als größtes geschlossenes Waldgebiet im südwestlichen Thüringer Becken. Das bewegte Relief und die mikroklimatischen Unterschiede ermöglichten die Entwicklung eines Mosaiks aus verschiedenen Waldformationen. Typisch sind die großflächig vorhandenen Waldmeister-Buchenwälder und Labkraut-Eichen-Hainbuchenwälder, sie machen etwa die Hälfte der Gesamtfläche aus. An den Waldrändern befinden sich Streuobstwiesen, Obstplantagen, Halbtrockenrasen, Hecken, Säume und Feldfluren. Im Frühjahr fallen die Waldgebiete durch ihren Geophytenreichtum auf, insbesondere Hohe Schlüsselblume, WiesenSchlüsselblume, Leberblümchen, Busch-Windröschen, Gelbes Windröschen und der Märzenbecher überziehen den Waldboden wie ein bunter Teppich. Geologie und Exposition der Fahner Höhe bedingen eine interessante und seltene Kombination von Standortbedingungen, welche die Existenz von sowohl Wechselfeuchtigkeit bevorzugenden als auch wärmeliebenden Arten ermöglichen. Vegetationskundlich interessant sind hier insbesondere die wechselfeuchten Ausbildungsformen der Eichen-Hainbuchenwälder, wie z. B. der vom Aussterben bedrohte Silgen-Stieleichenwald. Typische Pflanzen für diesen Lebensraumtyp sind beispielsweise Natternzunge, Herbst-Zeitlose und Kümmel-Silge. Im Bereich wechselfeuchter Waldwiesen und Lichtungen auf dem Abtsbergplateau ist als Besonderheit die Sibirische Schwertlilie zu nennen. Weitere erwähnenswerte Arten sind Frauenschuh, Blasses Knabenkraut, Breitblättrige Sitter, Grünliche Waldhyazinthe und Kreuz-Enzian (KLUG 1999). Auch die Fauna der Fahner Höhe ist sehr reichhaltig. Die Waldtümpel, Waldweiher, wassergefüllten Gräben und Fahrspuren bieten optimale Lebensbedingungen für Amphibien, wie Kamm-, Berg- und Teichmolch, Laubfrosch und Grasfrosch. Die unterschiedliche Bestockung des Gebietes der Fahner Höhe mit naturnahen Wäldern, offenen Hängen, Hecken und Strauchreihen am Waldrand und zwischengelagerten Wiesen ermöglicht eine artenreiche Vogelwelt. So sind im Bereich der Fahner Höhe fast alle einheimischen Spechte zu finden, u.a. Wendehals, Klein-, Mittel-, Schwarz- und Grauspecht. Aber auch Rotmilan, Schwarzmilan, Kolkrabe, Raubwürger, Waldschnepfe, Wachtelkönig, Sperbergrasmücke und Neuntöter sind vertreten (TITTEL 1999). Fledermäuse, wie das Große Mausohr, finden ebenfalls ansprechende Lebensräume. Die Unzerschnittenheit und Ruhe der Waldgebiete bedingt, dass auch sehr heimlich

Charakteristische Landschaft des LSG „Fahner Höhe“ mit bewaldetem Höhenrücken und Obstplantagen bei Kleinfahner. (1)

Der Laubfrosch siedelt im Bereich des Seeecks bei Ballstädt. (1)

lebende und Raum beanspruchende Arten hier Existenzbedingungen finden. So konnte aktuell die streng geschützte Wildkatze für die Fahner Höhe wissenschaftlich bestätigt werden (HEINZE,

PROCHASKA, MÖLICH & BELLSTEDT 2011). Die exponierte Lage, landschaftliche Schönheit, Unzerschnittenheit und die besondere Arten- und Biotopvielfalt machen die naturnahen Wälder der Fahner Höhe zu einem ganzjährig nutzbaren, reizvollen Wandergebiet. Der gesamte Höhenrücken wird von Forst- und Wanderwegen durchzogen. Charakteristisches Merkmal des LSG „Fahner Höhe“ ist die artenreiche und schutzwürdige Naturausstattung. Am Waldrand geht die Fahner Höhe in eine kleinstrukturierte Offenlandschaft mit Hecken, Streuobstwiesen, Halbtrockenrasen und bunten Säumen über, welche Reste einer extensiven Bewirtschaftung auf diesen kargen Böden darstellen. An der Nordabdachung erhält die Landschaft durch das Obstanbaugebiet eine charakteristische Prägung. Die vom Obstbau geprägte Kulturlandschaft, die klimatische Schonlage sowie die Fernwirkung ins Thüringer Becken machen den besonderen Reiz dieser Landschaft aus. Von der Südabdachung ergeben sich Fernsichten bis zum Kamm des Thüringer Waldes. Am Wegesrand zeugen Orte wie die Bienstädter Warte, die Weiße Hütte, der Rote Hof-Brunnen, die ehemalige Waldgaststätte „Fixe Idee“, Steinkreuze oder die „Sieben Gräber“ von der bewegten Kulturgeschichte der Fahner Höhe. Eine Besiedlung des Gebietes ist bis in die Mittlere Altsteinzeit (100.000 – 40.000 v. u. Z.) belegt. Über die Landesgrenzen hinaus ist die Fahner Höhe besonders durch den Anbau der Süßkirsche bekannt, welche hier aufgrund der klimatischen und geologischen Verhältnisse günstige Bedingungen findet. Zur Zeit der Kirschblüte ist die Gegend das Ziel vieler Besucher, schon seit 1898 wird in Gierstädt das Kirschblütenfest gefeiert. Als Begründer des Obstbaues an der Fahner Höhe gilt Johann Volkmar Sickler, welcher als Pfarrer in Kleinfahner tätig war und 1772 die erste Obstpflanzung anlegte (HESS 1999).

Frauenschuhgruppe im naturnahen Wald der Fahner Höhe. (1)

Die unzerschnittenen, naturnahen Wälder der Fahner Höhe sind ein Lebensraum für die Wildkatze, welche 2010 mit wissenschaftlicher Nachweismethode bestätigt werden konnte. (2)

Gebietszustand und Entwicklungsziele

Ziel der weiteren Entwicklung des Landschaftsschutzgebietes ist die Erhaltung und Förderung der naturnahen Waldlandschaft, die Wahrung und Pflege der Kulturbiotope, besonders der Streuobstwiesen und Halbtrockenrasen sowie die Förderung einer schonenden Erholungsnutzung, damit die Eigenart und Schönheit der Fahner Höhe für jeden erlebbar bleibt.

Der Waschbär ist ein Neubürger unserer Fauna. (1) Der Rote Hof-Brunnen befindet sich inmitten des Waldes. (1)

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