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PORTRAIT
friedrich thiele, Jahrgang 1996, gewann zahlreiche renommierte nationale und internationale Preise, wie den 2. Preis, Publikumspreis und Preis für die beste Interpretation des Auftragswerks beim internationalen musikwettbewerb der a Rd 2019 und den preis des deutschen musikwettbewerbs 2019.
er startete durch Erfolge bei weiteren wettbewerben eine internationale karriere. Als Solist gastierte er bereits bei vielen renommierten orchestern und spielte solistisch u. a. in der Elbphilharmonie hamburg sowie im herkulessaal in münchen.
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s eit 2021 ist er 1. konzertmeister der Violoncelli in der Sächsischen Staatskapelle dresden.
Seinen Bachelor of music erhielt friedrich thiele 2021 an der hochschule für musik „ franz liszt“ in weimar und studiert nun an der Kronberg Academy in der Klasse von Wolfgang Emanuel Schmidt.
Zuvor wurde er fünf Jahre von Peter Bruns im Jungstudium der hochschule für musik und theater „felix mendelssohn Bartholdy“ leipzig ausgebildet.
Bereits s eit 2010 wird friedrich von der deutschen Stiftung musikleben gefördert und spielt ein französisches cello aus der 2. hälfte des 19. Jahrhunderts, aus dem deutschen musikinstrumentenfonds.
e r besuchte das s ächsische Landesgymnasium für Musik C.M.v. Weber von 2007 - 2016.
EHEMALIGER SCHüLER DES LANDESGyMNASIUMS FüR MUSIK
Heinrich:
Wie bist du eigentlich auf das Cello gekommen?
Friedrich:
Ich stamme aus einem sehr musikalischen Elternhaus. Es war bald klar, dass ich zum fünften Geburtstag ein Instrument bekommen sollteoder war es zum vierten? Wir hatten schon eine Geigerin - meine große Schwester. Das wollte ich ursprünglich auch, aber meine Eltern haben mich zu einem Konzert mit Guldas Cellokonzert mitgenommen. Das hat mich beeindruckt und ich entschied mich für das Cello.
Henriette:
Wolltest du, als du klein warst, das Üben selbst in die Hand nehmen oder hast du dir auch gern von deinen Eltern helfen lassen?
Friedrich:
Also - ich musste mir helfen lassen. Damals hatte ich nicht immer Lust und es war auch oft ein Krampf, weil Fußball meist doch immer cooler war. Vor allem von 12 bis 15 habe ich sehr wenig von allein gemacht. Durch diese Zeit mussten mich meine Eltern etwas hindurchführen. Damals fand ich das ein bisschen zu viel, aber jetzt muss ich sagen, dass es gut war.

Henriette:
Gibt es ein Ereignis aus der Schulzeit, das dir am meisten in Erinnerung geblieben ist?
Friedrich: Wir hatten einen großen Klassenzusammenhalt und neben der Verbundenheit über die Musik viele Erlebnisse außerhalb des Unterrichts - auch mal abends an der Elbe sitzen. Eigentlich gab es jede Woche gemeinsame Dinge. Der Zusammenhalt scheint mir auch ein Markenzeichen der Schule zu sein.
Heinrich:
Gibt es trotzdem etwas, das du gern verändert hättest?
Friedrich: Für mich persönlich eigentlich nicht, weil ich eine Förderung erhalten habe, die ich mir auch für meine Kinder vorstellen könnte. Kleine Dinge gibt es natürlich immer, die verbessert werden können, aus Schülersicht kann das Verständnis der Lehrer immer noch größer sein.
Heinrich:
Hast du manchmal Erfahrungen gemacht, dass dir dein Erfolg nicht gegönnt wurde?
Friedrich:
Weiß ich nicht. Aber durch die vielen Freundschaften war das kein Thema.
Henriette:
Wann hast du dich entschieden Berufsmusiker zu werden - und nicht Fußballprofi?
Friedrich: Mit 14 Jahren bin ich zu Peter Bruns als Jungstudent gewechselt. Das war nicht nur mit viel Aufwand verbunden, etwa die wöchentliche Fahrt nach Leipzig. Mit dem Wechsel hatte er mir auch klar gemacht, dass es eine Entscheidung für eine Cellistenkarriere bedeutet.
Henriette:
Heinrich:
Und dann bist du ja auch ans Landesgymnasium gekommen. Wie denkst du an diese Zeit zurück und was hat es dir hisichtlich deines Berufsweges gebracht?
Herr Lother: also ich glaube, dass das grundkonzept der „Spezi“ sehr gut für musiker ausgelegt ist.
In der DDR war es ja undenkbar, dass Religionsunterricht in der Schule offiziell im Fächerkanon auftaucht. Wie empfinden und beurteilen Sie es, dass dieses Fach nun Pflicht im Fächerkanon ist (bzw. Ethik) und Sie als Pfarrer an einer staatlichen Schule Religion unterrichten?
Friedrich: Die Rolle der „SPez I“ (alter Spitzname unserer Schule, als sie noch Spezialschule hieß, Anm. d. Red.) ist schon sehr wichtig, bis hin zu der Möglichkeit, dass ich meine damaligen Konzerte alle so realisieren konnte. Karrieren anzustoßen und die jeweilige e ntwicklung zu unterstützen - das funktioniert eigentlich gut an der Schule.
Die Dehnung der Schulzeit um ein Jahr empfand ich förderlich, weil man auch mal vormittags üben kann, was eigentlich die bessere Zeit fürs Üben ist als nach der Schule.
Herr Groß: grundsätzlich bin ich sehr für eine Trennung von Staat und Kirche und für die Religionsfreiheit. Wobei ich diese nicht als Freiheit von Religion, also strikte Religionslosigkeit, verstehe, sondern als Freiheit für Religion. Ich finde es wichtig, dass religiöse Menschen ihre Religion in und gegenüber der g esellschaft reflektieren lernen – auf hohem pädagogischen und wissenschaftlichen Niveau, mit Ausbildung an staatlichen Hochschulen! Wenn religiöse Bildung nur noch privat stattfindet, dann besteht auch die g efahr, dass der gesellschaftliche Austausch nicht mehr stattfindet. Ich persönlich finde es sehr erfrischend, auch außerhalb der g emeinde – mitten im weltlic hen Bereich der Schule – mit jungen Menschen in Dialog zu treten. Besonders deutlich werden unsere christlichen Wurzeln
Henriette: Gab es in deiner Schulzeit auch mal Phasen, in denen du dich unter Druck gesetzt fühltest oder du dir selbst Druck gemacht hast.
Friedrich: Ich habe das am Rande mitbekommen, dass in der Schule gerade das Thema Druck und Notenvergabe diskutiert wird. Da ich auf dem Cello schon relativ weit war, hatte ich eigentlich keinen Druck von schulischer Seite. Ich wurde dann auch ein „ zweier-Schüler“ und konnte einiges nebenher laufen lassen. Wenn man mehr Wert auf ein hervorragendes Abitur legt, kann die Doppelbelastung schon auch anstrengend werden. Es gab aber durchaus auch andere, die sagen, die musikalische Ausbildung ist wegen der Prüfungen mit viel Stress verbunden. Ich bin mir aber trotzdem nicht sicher, ob es jetzt der richtige Weg ist, die Benotungen da wegzulassen.


Leider sind Bewertungen im späteren musikerleben - ich habe gerade zwei Tage Probespiel mit harten Bewertungskriterien angehört - ein wichtiger Bestandteil.
Nach deinem Erfolg beim ARD-Wettbewerb hattest du durchaus die Möglichkeit, ausschließlich solistisch tätig zu werden. Warum hast du dich trotzdem für das Orchester entschieden?
Friedrich: Tatsächlich ausschlaggebend war, dass diese Stelle die einzige Stelle ist, die relevant ist. Oder zumindest von denen, die frei waren. Covid hat auch mit reingespielt. So ein bisschen Sicherheit ist etwas Gutes, das ist eine feste Stelle. man bekommt monatlich ein gehalt ausgezahlt. Und das ist eine gewisse Sicherheit in einer zeit, in der es nicht sicher war. Und jetzt muss man auch sagen, dass es die kleinen Veranstalter viel weniger gibt. Solistisch wären so viele Sachen weggefallen, weshalb für mich recht klar war, dass ich das machen will. Im Nachhinein betrachtet war es das Beste, was ich machen konnte. Denn so viel wie ich jetzt schon vom Orchester gelernt habe, auch für mich selbst und als Solist, das kann ich nur empfehlen. e s gibt viel zu lernen im Orchester. Das ist wirklich toll.
Heinrich:
Denkst du, ein Orchester kann nur gut funktionieren, wenn die beteiligten Personen auch menschlich gut miteinander klarkommen?
Friedrich: Es wäre förderlich. Aber aus Erfahrung kann man sagen, dass es bei weitem nicht der Fall ist. Es ist eine große Gruppe von Menschen und es wird immer auch in Orchestern zwischenmenschliche Spannungen geben. Man sieht sich fast jeden Tag und man kann nicht davon ausgehen, dass alle bestens befreundet sind. Wir sind auch eine große gruppe von 140 Leuten, da ist klar, dass es da auch mal zu Spannungen kommt, aber man sollte immer die Professionalität wahren, sodass man auf der Bühne immer gemeinsam musik macht. Ich glaube auch, dass wir das sehr gut hinbekommen. Ich bin sehr glücklich mit meiner Cellogruppe. Die ist wirklich sehr toll. Ich habe noch nie in so einer guten Cellogruppe gearbeitet wie in dieser.
Henriette: War oder ist Aufregung ein Thema für dich?
Friedrich: Immer. Auch hier in meinem zweiten Jahr am Haus ist es aufregend, wenn z.B. eine neue Oper kommt und man sich fragt, ob man alle 110 Seiten Musik verstanden hat. e s bleibt immer spannend, inwieweit man seiner Sicherheit vertrauen kann. adrenalin kann aber förderlich sein.
Heinrich: Hast du einen Tipp gegen Lampenfieber?
Friedrich: Das ist ja die negative Form von Aufregung. Bei mir läuft es viel besser, seit ich vor Konzerten keine Cola oder Kaffee trinke. Ansonsten ist der eigene Fokus, sich selbst zur Ruhe kommen zu lassen, sehr wichtig vor Konzerten.
Henriette: Hast du zu einem Musikwerk ein besonderes Verhältnis?
Friedrich: Das sind wahrscheinlich die Rokoko-Variationen von Tschaikowski, weil ich die schon so häufig gespielt habe und die so abwechslungsreich, virtuos und voll Leichtig - keit sind. Ich spiele sie sehr gerne und auch hier in meinem Antrittskonzert mit der Staatskappelle nächstes Jahr.
Henriette: Und was machst du dann in deiner Freizeit, um dich zu entspannen?
Friedrich: Ich habe leider nur ein großes Hobby und das ist Fußball. Ich spiele sehr viel Fußball, heute Abend wieder mit Schulfreunden, auch Uwe Witzel ist dabei. Das ist mein Ausgleich. Ich sitze ja den ganzen Tag und da braucht man auch einen ausgleich. Für die mentale Fitness ist auch eine körperliche Fitness ganz gut. Ansonsten unternehme ich viel mit meiner Frau. meine Familie ist auch nah. Mit meinen Nichten und Neffen gehe ich auch gerne weg.
Heinrich: Gehst du in Deiner Freizeit auch in andere Konzerte?
Friedrich: Sehr wenig. Opern höre ich mir weniger an. Sinfoniekonzerte sind schon interessant, auch wenn ich in anderen Städten bin. Allein um zu sehen, was die Orchester so machen. Aber ansonsten sehr wenig. Wenn man den ganzen Tag musik macht, braucht man abends auch mal ein wenig Ruhe.

Heinrich: Weißt du, wann du das letzte Mal in einem Konzert warst?
Friedrich: Das letzte Mal war ich in der Semperoper.
Henriette:
Hörst du dir manchmal auch Jazz oder Rockmusik an?
Friedrich: Ja, ich höre viel Jazz. Rock eigentlich nicht so. Ich höre weniger aktiv, sondern das läuft eher im Hintergrund.
Heinrich: Was hättest du beruflich gemacht, wenn du kein Musiker geworden wärst?
Friedrich: Fußball spielen. Ne…ich habe darüber schon nachgedacht, was kann ich machen, wenn etwas mit den Händen passiert. Ich glaube, ich würde dann Richtung Management gehen.
Rein weg von der Musik würde ich aber gerne handwerklich etwas mit Holz machen. Ich bin zwar unbegabt, aber ich entdecke es gerade für mich.
Henriette: Und hast du das Gefühl alles im Leben erreicht zu haben? Oder gibt es noch Platz nach oben?
Friedrich: Klar, das gibt es immer. man sollte nie satt sein. e s geht immer weiter. Es gibt noch Ziele die man erreichen will und das ist auf jeden Fall bei mir auch so.
Heinrich: Und wie fühlt sich das an? Du bist ja schon sehr weit oben an der Bergspitze angelangt?
Friedrich: Das, was ich am besten finde, ist einfach die Sicherheit. Ich bin jetzt durch die Probezeit durch. Ich weiß, dass ich das theoretisch bis zu meiner Rente machen kann. Das ist schon etwas, was es im musikalischen Feld wenig gibt. Viele Freiberufler müssen immer gut hinterher sein, damit man in Ruhe leben kann. Und mit so einer Stelle ist das schon etwas anderes. Ich glaube ich bin wirklich entspannter dadurch geworden.
Henriette: Was ist deiner Meinung nach am wichtigsten, um Berufsmusiker zu werden?
Friedrich: Am besten früh anfangen zu üben. Das ist einfach so. Ich habe aus eigenem Antrieb spät angefangen zu üben. 14-15 ist schon relativ spät, würde ich sagen. man braucht Bezugspersonen, die einem helfen und einen immer wieder motivieren. Ich hatte das Glück, dass ich früh an Wettbewerben teilgenommen habe und somit Erfolge hatte. Aber man kommt nicht ums Üben drumherum. Wenn man sehr uninspiriert ist, sollte man zum Beispiel ein Konzert besuchen. Das bringt immer Inspiration. egal wie schlecht es läuft, dann hört man sich eine mahler-Sinfonie an - das ist einfach umwerfend. man sollte früh in Konzerte gehen. Langsam üben. Das ist mein Schlüssel zum erfolg. Um alles genau auszuformen. Schnell spielt man im Konzert die ganze Zeit.
Heinrich: Was würdest du jungen Musikern mit auf den Weg geben?
Friedrich: Man muss ein gutes Mittelmaß finden. Man muss sich auch seine Freizeit suchen, damit man nicht nur am Instrument sitzt. Gute Leute um sich herum haben, Freunde, mit denen man etwas machen kann. Weil musik auch viel mit sich selbst zu tun hat. Weshalb man gute Freunde braucht, damit man sich das, was man sozial nicht mit dem Instrument haben kann, wieder holt. Und wenn es an einem Tag nicht läuft auch einfach mal nicht üben. Wenn ich das Cello auspacke und ich merke, da geht heute einfach nichts, dann lasse ich es auch im Kasten.
Henriette: Und jetzt nochmal zurück zu deiner Schulzeit. Den Gerüchten zufolge, sind viele Partys in der Karcherallee gestiegen, an denen dein Jahrgang auch beteiligt war. Wir wollen wissen, was du dazu zu sagen hast?
Friedrich: Ein guter Klassenzusammenhalt kommt nur durch gute Party. Wir haben damals die „Kloake“ gehabt. Das war unser Partyraum in der Karcher. Es gab richtige Sanktionen. Die haben dann gesagt, wir dürfen nur zweimal in der Woche Party machen. Also Dienstag und Donnerstag – auch noch mitten in der Woche. a ber es waren sehr gute Partys. Da war ein Tischkicker … das gibt es bestimmt noch. Ich glaub, das war so richtig erfüllend. Wir haben so viel Spaß in der a bizeit gehabt.
Heinrich: Frau Sachse meinte, sie weiß gar nicht, weshalb ihr den Raum so genannt habt.
Friedrich: Das ist halt so ein Kellerraum, der hat so einen gewissen Mief in sich drin gehabt.
Henriette und Heinrich: Vielen Dank !
Portrait
Friedemann Groß religiOnslehrer in der sekundarstufe ii

Die redaktion dankt Herrn Friedemann Groß für die interessanten religionspädagogischen und – philosophischen Ausführungen. Über sich selbst sagt er: ... „Weltoffen & weltfremd; Philanthrop & Misanthrop; Gläubig & Zweifelnd. (Okay, das waren 3 Wortpaare.) ”...
Besonders deutlich werden unsere christlichen Wurzeln auch in der Musik. g erade an dieser Schule ist darum der Religionsunterricht ein wichtiger Baustein. Man kann das Brahms- requiem nicht angemessen interpretieren, ohne die biblischen Hintergründe zu kennen. Diese Bildungsarbeit liegt mir sehr am Herzen. Ich begrüße es aber auch sehr, dass anderen religionen diese Möglichkeit eingeräumt wird, und das geschieht ja auch zum Teil bereits im islamischen Religionsunterricht.
Herr Lother:
Welchen Stellenwert hat dieser Teilaspekt, Lehrer an einem Gymnasium zu sein, innerhalb Ihres Aufgabenspektrums als Pastor einer evangelischen Gemeinde?
Aufgaben der Daseinsvorsorge: Kitas und Schulen, Krankenhäuser, Beratungsangebote (z.B. Suchtprävention in Schulen u.a. durch die Diakonie), Seelsorge an vielen wichtigen Stellen (Polizei, Gefängnisse, Krankenhäuser), Friedhöfe.
Würden die Staatsleistungen wegfallen, würden wir viele dieser Aufgaben nicht mehr in bisherigem Umfang wahrnehmen können und der Staat müsste selbst für die Erfüllung dieser Aufgaben sorgen.
Herr Lother:
Sie sind, wenn ich richtig informiert bin, noch in der DDR zur Schule gegangen und sozialisiert worden. Dort gehörte es ja zum Klassenstandpunkt, nicht religiös gebunden zu sein. Wie haben Sie aber dennoch den Weg gefunden, Theologie zu studieren?
Herr Groß:
An Supermarktkassen steht: „Man sieht ihnen ihr Alter gar nicht an“ – für mich gilt: ich wurde 92 eingeschult und habe den politischen Konflikt nicht mehr erlebt, kenne ihn aber von Zeitzeugen – meinen Eltern – die beide Pfarrerskinder in der DDr waren, mit allem, was dazugehörte: repressionen nach Verweigerung der Jugendweihe, Schikanen als Bausoldat, kein Zugang zu staatlichen Hochschulen. ich selbst habe den Glauben einerseits durch das Elternhaus mitbekommen, habe dann aber vor allem in meiner Jugend prägende Jahre in der evangelischen Jugendarbeit erlebt. Das gute, das ich empfangen habe, wollte ich gern weitergeben. Darum der Wunsch, Pfarrer zu werden.
Herr Lother:
In der DDR war es ja undenkbar, dass Religionsunterricht in der Schule offiziell im Fächerkanon auftaucht. Wie empfinden und beurteilen Sie es, dass dieses Fach nun Pflicht im Fächerkanon ist (bzw. Ethik) und Sie als Pfarrer an einer staatlichen Schule Religion unterrichten?
Herr Groß: grundsätzlich bin ich sehr für eine Trennung von Staat und Kirche und für die Religionsfreiheit. Wobei ich diese nicht als Freiheit von Religion, also strikte Religionslosigkeit, verstehe, sondern als Freiheit für Religion. Ich finde es wichtig, dass religiöse Menschen ihre Religion in und gegenüber der g esellschaft reflektieren lernen – auf hohem pädagogischen und wissenschaftlichen Niveau, mit Ausbildung an staatlichen Hochschulen! Wenn religiöse Bildung nur noch privat stattfindet, dann besteht auch die g efahr, dass der gesellschaftliche Austausch nicht mehr stattfindet. Ich persönlich finde es sehr erfrischend, auch außerhalb der g emeinde – mitten im weltlichen Bereich der Schule – mit jungen Menschen in Dialog zu treten.
Herr Groß: Grundsätzlich bin ich sehr für eine Trennung : Es ist für mich eine gute Abwechslung und eine Möglichkeit, mal aus meiner kirchlichen „Bubble“ herauszukommen. Die kritischen Fragen der Schülerinnen und Schüler sind sehr erfrischend und bereichernd. Aber die Aufgaben in der g emeinde sind sehr fordernd, so dass die Unterrichtsvorbereitung nicht immer die Aufmerksamkeit bekommt, die sie bräuchte. Hinzu kommt, dass gerade an dieser Schule der religionsunterricht bei den Schüler*innen in der Prioritätenliste nicht gerade an erster Stelle steht. h ier ist flexibilität gefordert.
Herr Lother:
Wie stehen Sie dazu, dass die Kirchen in Deutschland durch Kirchensteuer (die von staatlichen Finanzämtern eingezogen wird) sowie durch Transferleistungen, die auf die napoleonisch bedingte Säkularisierung Anfang des 19. Jahrhunderts zurückgeht, finanziert werden?
Herr Groß:
Wie kann ich ein komplexes Thema kurz beantworten?
Nun, die Kirchensteuer finde ich super, denn sie kostet den Staat nichts (im g egenteil, die Finanzämter bekommen eine Servicegebühr für diese Dienstleistung. Win-Win.), und die Kirchen können recht verlässlich planen. Und schließlich leisten die Kirchen nach dem Subsidiaritätsprinzip viele gesamtgesellschaftliche
Die Streichung der Leistungen wäre vermutlich, zumindest in Teilen, eine Milchmädchenrechnung. Aber grundsätzlich gehe ich da gelassen ran: das Wohl und Wehe der Kirche hängt nicht vom Geld ab, sondern von Menschen, die Jesus Christus nachfolgen. Hinzu kommt, dass gerade an dieser Schule der Religionsunterricht bei den Schüler*innen in der Prioritätenliste nicht gerade an erster stelle steht. Hier ist Flexibilität gefordert.
Herr Lother:
Welche gesellschaftliche Rolle messen Sie den beiden Kirchen in der Zukunft bei?
Herr Groß: grundsätzlich lässt sich die Aufgabe der Kirchen in zwei Dimensionen ausdrücken, mit dem alten Begriffspaar „gesetz und Evangelium“. Gesetz meint in diesem Zusammenhang den Anspruch, zu tun, was im Sinne der Nächstenliebe zu tun ist. Nächstenliebe verstehe ich sehr weit und schließt das Wohlbefinden sämtlicher Kreaturen, aber auch das nachfolgender generationen mit ein. gleichzeitig spüre ich, dass ich da an meine grenzen komme. Außerdem haben wir als Christen die Nächstenliebe nicht gepachtet, nächstenlieb sind nicht nur wir Christen. Ja, Nichtchristen sind manchmal vielleicht noch konsequenter im Tun?
Wenn ich ehrlich mit mir selber bin, dann bleibe ich ordentlich hinter dem Anspruch des „Gesetzes“ zurück. Hier kommt das „Evangelium“ zum Tragen. Das ist eine tiefe Gewissheit, dass es in Ordnung, ja, richtig so ist, dass ich ein paar Jahre auf dieser Erde sein und das Leben genießen darf.
Diese Gewissheit besteht im tiefsten Kern der Seele und ist nicht abhängig davon, wie vollständig ich den Anspruch des „Gesetzes“ erfülle. „Evangelium“ bedeutet die froh machende Botschaft, dass gott jedes geschöpf hERR gRoSS, BittE BESchREiBEn SiE sich in drei wOrten. was ist ihre lieBlings Jahreszeit und waruM? Hauptsache draußen! wElchE SUpERkR aft hättEn SiE gERn? Meine Gedanken ausschalten. wEnn SiE Ein tiER wäREn, wElchES? Katze. Schlafen und Essen. wie sieht ein durchschnittlicher arBeitstag Bei ihnen aus? haBen sie wÜnsche an die schÜlerund lehrerschaft? unabhängig seiner moralischen oder wirtschaftlichen oder ästhetischen Leistung liebt und annimmt. Mir persönlich ist das immer wieder ein echter Trost in all meiner Unvollkommenheit. luther sagte, der mensch ist zugleich Sünder und gerechtfertigter - welch zeitlose Botschaft.
Weltoffen und weltfremd. Philanthrop und Misanthrop. Gläubig und Zweifelnd.
Okay, das waren 3 Wortpaare.
Kein Tag ist wie der andere. Ein Durchschnitt wäre wenig aussagekräftig (doch was von Mathe hängen geblieben). Aber ganz ohne Arbeit bin ich wirklich nur im Urlaub.
Dafür stecke ich zu wenig im Betrieb. Ich komme jedenfalls immer gern in die Schule und wer mir begegnet, ist immer herzlich und freundlich. Danke dafür.
Ich glaube, das geht vielen Menschen so, die an sich und dieser Welt leiden, die meinen, erst dieses oder jenes Kriterium erfüllen zu müssen, um es wert zu sein, auf dieser Welt zu leben.
„ ...Wenn ich ehrlich mit mir selber bin, dann bleibe ich ordentlich hinter dem Anspruch des „Gesetzes“ zurück. Hier kommt das „Evangelium“ zum Tragen.” ...
„ ...Wenn ich ehrlich mit mir selber bin, dann bleibe ich ordentlich hinter dem Anspruch des „Gesetzes“ zurück. Hier kommt das „Evangelium“ zum Tragen.” ...
BE id ES: das „gesetz der nächstenliebe“ zu erfüllen und die bedingungslose liebe gottes zu vermitteln: das ist die bleibende aufgabe
Die Redaktion dankt Herrn Friedemann Groß für die interessanten religionspädagogischen und –philosophischen Ausführungen.

Portrait
Richard Fuhrmann
Referendar für Musik
hERR fUhRmann, BittE BESchREiBEn SiE sich in drei wOrten.
heiter, ehrgeizig und sportlich was ist ihre lie Blings Jahreszeit und waru M? wEnn SiE Ein tiER wäREn, wElchES? wElchE SUpERkR aft hättEn SiE gERn?
Meine Lieblingsjahreszeit ist der Sommer, weil es da lange hell und wenig dunkel ist. Und weil da die Sommerferien liegen.
Ein Braunbär – zumindest die meiste Zeit.
Ich würde gern fliegen können, weil mich Straßenbahnfahren manchmal nervt und Fahrradfahren immer so anstrengend ist.
BittE tREffEn SiE EinE EntSchEidUng:
Morgen oder Abend? Abend
Englisch oder Mathe? Mathe
Schwarz-Weiß oder Bunt? Bunt
Urlaub am Meer oder Meer in den Bergen?
Hund oder Katze? Katze
PORTRAIT Ralph Moses Religionslehrer
hERR moSES, BittE BESchREiBEn SiE sich in drei wOrten. experimentierfreudig, unternehmungslustig, naturverbunden wa S haBEn SiE VoR ihRER aRBEit hiER gEmacht? wie sieht ein durchschnittlicher arBeitstag Bei ihnen aus? haBen sie wÜnsche an die schÜler- und lehrerschaft?

Ich war – und bin immer noch –Musiker und Gitarrenlehrer.

Mein idealer Arbeitstag beginn frühestens 10:00. Am besten hatte irgendjemand Geburtstag und gibt Kuchen aus. Und dann ein ausgewogener Stundenplan mit drei Stunden Hauptfach und drei Stunden Musiklehre.
Ich wünsche mir für die Schülerinnen und Schüler, dass sie ihre Freude und Leidenschaft für die Musik noch mehr in den Schulalltag einbringen was ist ihre lieBlings Jahreszeit und waruM? wElchE SUpERkR aft hättEn SiE gERn?
Am liebsten mag ich das spätere Frühjahr. Da ist es nicht so unerträglich warm wie an manchen Tagen im Hochsommer und ich kann meinen Hobbys im Freien nachgehen (imkern, wandern und Ausflüge mit dem Motorrad).
Die Superkraft, multitaskingfähig zu sein. Ich denke, dass diese in meiner Arbeit ab und zu nützlich sein könnte ;)
BittE tREffEn SiE EinE EntSchEidUng:
Sonne oder Mond?
Biologie oder Kunst?
Kaffee oder Tee? Beethoven oder Vivaldi?
Schwarz-Weiß oder Bunt?
Urlaub am Meer oder in den Bergen?
Hund oder Katze?
Da geht’s mir wie mit den Jahreszeiten ;- )
Kunst
Kaffee weder noch...
Hardrock!
Bunt In den Bergen
Hund wa S hat SiE motiViER t, RE ligionSlE hRER zu werden? wir sehen sie nur dienstags Bei uns an der schule. was Machen sie den rest der wOche? haBen sie wÜnsche an die schulgeMeinschaft?
Nach meinem Schulabschluss wollte ich eigentlich nie Lehrer werden. Ich studierte Religionspädagogik, weil ich als Gemeindepädagoge arbeiten wollte. Erst im Studium habe ich gemerkt, dass es mir viel mehr Spaß macht als ich dachte, auch als Lehrer zu arbeiten und jungen Menschen zu helfen, Antworten auf wichtige Fragen des Lebens zu finden.
Ich bin in zwei Kirchgemeinden als Gemeindepädagoge tätig. Dabei leite ich jede Woche verschieden Kinder-/Jugendgruppen am Nachmittag und organisiere unterschiedliche Wochenend- und Ferienprojekte. Besonders viel Spaß macht es mir, mit den Pfadfindern durch den Wald zu ziehen oder Familiengottesdienste durchzuführen.
Nein, ich bin zufrieden und freue mich, als Religionslehrer Teil der Schulgemeinschaft zu sein!