Wirtschaftsmagazin Bodensee 2017

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GRAND HOTEL BAD SCHACHEN INTERVIEW MIT ISOLDE SCHIELIN

Isolde Schielin mit ihren Töchtern Claudia und Corinna

Frau Schielin, seit 1752 ist das Hotel Bad Schachen in Familienbesitz. Da kommt einem unwillkürlich in den Sinn: wenn dieses Haus erzählen könnte. Was würde es denn aus seiner Geschichte erzählen wollen, ohne indiskret zu sein? Über 260 Jahre Geschichte eines Hotels lassen sich nicht so kurz fassen. Abgesehen davon, dass früher wie heute namhafte Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, Film und Musikszene in unserem Hause logiert haben und logieren, liest sich die Entwicklung vom Bad zu Schachen zum Grand Hotel Bad Schachen wie ein spannender Roman. Der Bauer Johann Georg Schielin ersteigerte 1752 ein Grundstück mit einer darauf befindlichen Eisen-Schwefel-Quelle, einem Badehäuschen, einem kleinen Wohnhaus für den Bademeister, einem Kräutergärtlein und etwas Rebland. Er und seine Nachfahren vergrößerten und erweiterten das Anwesen und entwickelten aus dem Badehäuschen das heutige Hotel Bad Schachen. Jeder Schielin führte das Gasthaus und später Hotel weiter im Sinne des Vorgängers und dies nunmehr über 7 Generationen. Ab jetzt nennt sich Ihr Haus „Grand Hotel Bad Schachen“. Die ist zweifellos ein sehr traditionsbewusster Begriff. Was heißt er für Sie? Welches Gefühl wollen Sie damit Ihren Gästen vermitteln? Es gibt keine eindeutige Definition für Grand Hotel. Meist steht Grand Hotel für Größe und Grandeur, d.h. übersetzt: Großzügigkeit, Erhabenheit, Großartigkeit. Das erste Grand-Hotel war wohl das Grand Hotel Covent Garden, welches 1774 eröffnet wurde. Die ersten Luxushotels wurden ab Anfang 19. Jahrhundert in den Vereinigten Staaten gebaut z.B. das „Tremont House“ in Boston, gefolgt vom „Astor House“ in New York und dem berühmten „Waldorf Astoria“. Der neue Luxus des Reisens nahm in Europa Einzug Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Bau der Eisenbahn und mit den ersten Ozeandampfern. Die ersten Grandhotels entstanden mit prunkvollen Fassaden, farbigen Glaskuppeln, großartigen Ballsälen, geschwungenen Freitreppen und reichlich dekorierten Restaurants. Genau diese Entwicklung hat Bad Schachen miterlebt und geprägt. Der Bau der Bahnlinie München-Lindau im Jahre 1853 brachte den Fremdenverkehr an den Bodensee und somit einen unglaublichen Aufschwung für das damalige Bad zu Schachen. Die eigene Dampfbootlandestelle wurde 1894 eröffnet. Von da an konnten die Gäste per Schiff anreisen. 1910 wurde das sog. Haupthaus mit dem markanten Turm von den berühmten Architekten Billing & Vittali erbaut, nach dem Vorbild Grand Hotel Gardone in Gardone am Gardasee. Das Hotel Bad Schachen entwickelte sich im Laufe der folgenden Jahrzehnte zu einem über die Grenzen bekannten Hotel mit exklusiven Ballsälen, Restaurants, einer großzügigen Hotelhalle mit Spielzimmer, Lesezimmer und einer der schönsten Terrassen am See. 92 Tourismus | Grand Hotel Bad Schachen

Sie sind stets herausgefordert, Ihr Haus weiter zu entwickeln, neues anzubieten, Erneuerungen vorzunehmen, im baulichen Bereich, wie auch im Bereich der touristischen Angebote, der Kulinarik, der Events. Diese Innovationen, diese Ideen sollen Neues ermöglichen und doch keinen Bruch mit dem bedeuten, was das Grand Hotel Bad Schachen ausmacht. Wie schafft man das? Im Laufe der letzten Jahrzehnte sind Erweiterungen und bauliche Veränderungen vorgenommen worden, um die verschiedenen Zielgruppen an Gästen bedienen zu können. So wurden moderne Tagungs- und Konferenzräume geschaffen, ein exklusiver SPA- und Wellnessbereich und die notwendigen „Verschönerungsmaßnahmen“ im Zimmerbereich, der Hotelhalle und den Restaurants. Gegenwärtig steht eine größere Umbaumaßnahme an. Die Haustechnik wird komplett erneuert. Wir legen Zimmer zusammen und schaffen so größere Doppelzimmer, Junior-Suiten und Suiten. Wir werden alle Zimmer behutsam modernisieren, Tradition/ Klassik mit Moderne verbinden und kombinieren. Dieser große Umbau ist in zwei Schritten geplant, beginnend in der Winterpause 2017/18. Drei Jahre später folgt ein weiterer Bauabschnitt. Dazwischen und danach ist geplant, zumindest einen Teil des Hotels ganzjährig zu betreiben. Unsere Region ist eine der schönsten Deutschlands zu jeder Jahreszeit. Eine positive Entwicklung des Tourismus am Bodensee ist seit Jahren erkennbar, in dem Individualgast- sowie Tagungssektor. Durch den Neubau der Inselhalle Lindau wird unsere Stadt noch attraktiver und das Tagungsgeschäft optimiert. Ein zusätzliches Bettenangebot in den Rand- und Wintermonaten kann unser Haus somit abdecken. Der Individualgast bevorzugt auch in den Wintermonaten Naherholungsgebiete und verbringt auch die Weihnachtszeit gerne in einem Hotel mit besonderer Atmosphäre. Zum Thema Kulinarik und Events: Unsere Küchenchefin legt größten Wert auf die Verarbeitung von heimischen Produkten. Ihre Speisekarte spiegelt die Jahreszeiten der Bodenseeregion wider, das Angebot umfasst klassische, regionale und moderne Gerichte. Mit viel Fingerspitzengefühl planen wir jedes Jahr besondere Highlights für Hotelgäste und „Nachbarn“. Vom klassischen Konzert mit jungen Künstlern, über open air Veranstaltungen im Parkstrandbad bis zu kulinarischen Events – wie Brunch, Barbecue und Küchenparty – decken wir ein breites Spektrum hochinteressanter Angebote ab. Was möchten Sie im Jahr 2017 mit dem Grand Hotel Bad Schachen erreichen, welche Ziele haben Sie sich gesetzt? Ein Grand Hotel ist ein großes und sehr gut ausgestattetes Hotel, das höhere bauliche, architektonische und kulinarische Ansprüche erfüllt; es soll eine Differenzierung zu Standard-Hotels schaffen und seine Exklusivität herausstellen. Für mich persönlich stand das Grand Hotel früher für seh- und greifbaren Luxus, in Form von Prunk, exklusivster Bauweise und Ausstattung sowie Lage. Heute steht für mich das Grand Hotel für fühlbaren Luxus: Tradition, Atmosphäre, persönliche Betreuung, Ruhe, Loslassen, totale Entspannung, Zeit für sich, wieder zu sich selbst finden, individuelle Ausstattung, großzügige und lichtdurchflutete Hotelhalle und Restaurants, sensationelle Lage und beruhigende Landschaft. Unsere Vorfahren haben genau diese Basis für ein Grandhotel geschaffen und in diesem Sinne möchte ich unser Hotel der nächsten Generation übergeben. Unser Hauptziel ist, den Gästen für die Zeit, die sie bei uns verbringen, einen Ort der Geborgenheit, Entschleunigung, Entspannung und magischer Momente zu bieten, ganz nach dem Motto von Andreas Odenwald/ Günter Schöneis, „Stilvoll leben und genießen mit Geist und Geschmack.“


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