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Herbstwind

Mit Tradition in die Zukunft…
Der Herbst weht über den See – mit ihm kündigt sich auch das Ende der Bootssaison auf dem Bodensee an. Doch es stehen goldene Herbsttage bevor. Jetzt ist die Zeit noch einige Male auszulaufen, letzte Ausfahrten zu genießen, anzulegen für Zwiebelkuchen und Suser in Meersburg, das Kürbisfest in Friedrichshafen zu erleben – oder die Interboot zu besuchen.
Die Messe ist weit mehr als eine Schau von Neuheiten. Sie ist Treffpunkt, Bühne, Werkstatt für Ideen. Hier tauscht man sich aus – über Boote, Technik, Erfahrungen. Und wer in der kommenden Saison bequemer, sicherer oder einfach schöner unterwegs sein will, findet Anregungen: In diesem Heft stellen wir Decksbeläge vor – von klassisch bis pflegeleicht, von elegant bis funktional.
Auch die Technik bewegt sich weiter: Rollfocks sind Standard, aber Rollgroßanlagen bleiben umstritten. Wir haben genauer hingeschaut – was leisten moderne Systeme wirklich?
Zukunft und Tradition treffen sich nicht nur auf der Interboot, sondern auch auf dem Wasser. Die „Twiel“ – ein Elektrokatamaran aus viel Holz und wenig CO₂ –zieht mit seiner Form und Idee die Blicke auf sich. Und: Wir sind ihn auf dem Bodensee gefahren – und wurden überrascht.
Ebenfalls auf der Messe zu erleben: die legendäre „Argo“, einst vielfache Rund-um-Siegerin. Jetzt beginnt für sie ein neues Kapitel – als lebendige Traditionsyacht für junge Seglerinnen und Segler. Wir haben sie in der Werft besucht – und Stimmen gesammelt, die für die nächste Generation der Argo-Segelnden sprechen.
Auch die „Vellamo“, vor fünf Jahren von Jugendlichen in Bottighofen gebaut, ist unterwegs – auf dem Meer, mit Wind in den Segeln und Jugend an Bord. Eine Crew erzählt von ihrem Sardinien-Törn.
Und dann wäre da noch die „Vaurien“ – das Jugendboot meiner Generation. Der „Nichtsnutz“ kehrt zurück an den See – zur German Open nach Radolfzell. Regula Zwicky erweckt die alten Hochzeiten zum Leben und verknüpft sie mit dem Heute. Nach über 40 Jahren steigen wir wieder ein – in die Jolle unserer Jugend.
Dieses Heft lädt ein: zum Erinnern, Träumen, Planen. Vom ersten Schlag bis zur nächsten Saison – begleiten Sie uns auf diesem Törn zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Ihre

Carmen Somm




INHALT
AUSGABE SEPTEMBER 2025
Perspektiven aus der Segelwelt – Geschichte, Innovation und Abenteuer Argo: Next Generation – ein Stück Segelgeschichte erwacht –und öffnet jungen Menschen die Tür zu neuen Abenteuern ............................................ 22





Die Interboot als Spiegel der Branche Im Wandel der Zeiten –
Text: Carmen Somm
Segeln schrumpft, Motoren brummen – die Interboot 2025 zeigt, wer in stürmischen Zeiten Kurs hält und wohin die Fahrt in Richtung Klimaneutralität geht.
Neues Format, bessere Effizienz
Seit jeher ist die Interboot Gradmesser der Bootsbranche am Bodensee. 2024 wurde das Messeformat neu geordnet: von neun auf fünf Tage reduziert, mit klarerer Struktur und straffer Taktung. Parallel läuft die Tauchmesse InterDive – zwei Messen, ein Ticket. Das Ziel: Konzentration statt Streuung.
„Mit der Fokussierung auf fünf Tage und der Bündelung mit der InterDive schaffen wir einen echten Mehrwert für Aussteller und Besucher“, erklärt Projektleiter Felix Klarmann. Synergien sorgen für gebündelte Aufmerksamkeit und erweitertes Besucherinteresse. Für Aussteller bedeutet das nicht nur eine kompaktere Präsenz, sondern auch Effizienzgewinn: weniger Tage, weniger Personalaufwand – ein Vorteil besonders für kleinere Betriebe.


Ob Bootszubehör, Schwimmweste oder Segeljacke – bei Ultramarin wird für die nächste Saison eingekauft. Foto: INTERBOOT

Das Konzept trägt. Die Ausstellerzahlen bleiben stabil. „Es freut mich besonders, dass renommierte Marken wie Sunbeam oder Saffier wieder mit einem Stand vertreten sind“, so Klarmann. In acht Messehallen und auf dem Freigelände präsentieren über 300 Aussteller ihr Spektrum – von Werften bis Start-ups, von Segel- und Motorbooten bis zu Zubehör, Bekleidung und Dienstleistungen.
Teilnehmer und Erwartungen
Die Interboot findet vor allem für die Region und mit der Region statt. In erster Linie stellen regionale Händler aus – mit oder ohne Unterstützung der vertretenen Hersteller. Im Vordergrund steht der direkte Austausch mit einer kaufkräftigen Zielgruppe aus dem Großraum Bodensee.
Während sich für die einen die Messe sofort rechnet, der Umsatz passt, ist der Erfolg für andere schwerer zu beziffern – wird aus dem Messekontakt von heute in einem oder zwei Jahren ein Abschluss? „Die Messe ist für viele ein Ort, an dem Kontakte entstehen und gepflegt werden, aus denen mittelfristig Geschäfte wachsen können“, sagt Interboot Projektleiter Klarmann. Die Besucher kommen mit klaren Erwartungen: Boote sehen, sich informieren, Produkte anfassen, erleben und vergleichen. Der hohe Erlebnisfaktor – vom direkten Draht zu den Ausstellern bis zu den vielfältigen Wassersportangeboten – macht die Interboot zu mehr als einer Verkaufsschau. Die in diesem Heft vorgestellte Twiel ist eines der Messehighlights – greifbar und real. Neuigkeiten gibt es sonst vorab nur wenige. Die großen Werften setzen auf die Boot Düsseldorf und das Cannes Yachting Festival, um Neuboote zu präsentieren.
Seglerlatein unter Experten: Wie viele Trimmleinen braucht ein Boot wirklich? Foto: INTERBOOT

Markt in Bewegung, Segelsport unter Druck Darauf angesprochen, dass die Ausstellerzahl und Ausstellungsfläche im Segelbereich in den letzten Jahren dünner wurden, verweist Projektleiter Felix Klarmann darauf, dass die Messe immer auch ein Spiegel der Branche sei. „Der Segelsport ist insgesamt rückläufig, der Markt verlagert sich deutlich in Richtung Motorboote“, so Klarmann. Die Messe bildet diesen Wandel ab – auch in der Angebotsstruktur. Dazu kommt: Nach den verkaufsstarken Corona-Jahren ist die Branche in einer Übergangsphase. Die Nachfrage nach Neubooten ist schwach, der Gebrauchtbootemarkt ist gesättigt. Einfache Antworten gibt es nicht. Die Interboot will Orientierung bieten – und bleibt dabei realistisch.

24 - 28 September 2025
Besuchen Sie uns Halle B1 - Stand 106






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Challenge accepted! Autorin Pia Schlegel


Einsteigen leicht gemacht: Mein erstes Boot
Mit der Sonderschau „Mein erstes Boot“ adressiert die Interboot gezielt eine neue Zielgruppe: Einsteigerinnen und Einsteiger im Wassersport. In Halle B2 werden über 20 Boote präsentiert, die alle unter 35.000 Euro kosten. Damit will die Messe nicht nur preislich attraktive Boote zeigen, sondern auch Hemmschwellen senken. Neben den vorgestellten Booten gibt es umfassende Beratung zu Finanzierung, Versicherung und Zulassung – Themen, die besonders für Einsteiger entscheidend sind. „Unser Ziel ist es, junge Menschen für den Wassersport zu begeistern, denn das ist etwas, was die Branche sehr beschäftigt“, erklärt
Projektleiter Felix Klarmann die Intention der Schau.
Die Sonderschau ist Teil der strategischen Ausrichtung der Interboot, auch in Zukunft neue Zielgruppen an den Wassersport heranzuführen.
Action & Interaktion: Wassersport hautnah erleben Vom Messe-Hafen bis in die Hallen – wer was erleben will, ist auf der Interboot richtig. Der DSMC bringt mit seiner Wasserski-Show Tempo aufs Wasser, beim Skimboarding und Pumpfoiling können Besucherinnen und Besucher selbst aktiv werden. Parallel dazu rückt die Digitalisierung ins Zentrum. Mit Virtual-Reality-Brillen lassen sich Manöver trainieren, der Segelsimulator AC40 mit Lucas Hesse – ein Trainingsgerät des America‘s Cup – macht modernste Regattatechnologie greifbar. Zwischen physischem Adrenalinkick und virtueller Präzision zeigt sich: Wassersport ist heute so vielseitig wie noch nie. Und die Interboot der Ort, an dem sich all das entdecken lässt.
Wie jedes Jahr begrüßt zudem Oliver Ochse mit seinen Trimmtipps auf der IBN-Aktionsfläche – das Programm finden Interessierte bei ibn-bodensee.com
Pump-Foiling auf dem Messesee. Foto: INTERBOOT
Oliver Ochse gibt Trimmtipps | Foto: INTERBOOT
Tagesprogramm & Ausstellerverzeichnis
Das Tagesprogramm und Ausstellerverzeichnis gibt es online: www.interboot.de/besuchen/auf-einen-blick

Green Waves: Kurs auf klimaneutrale Schifffahrt
Mit diesem Vortragsprogramm am 27. September auf der Bühne in Halle A3 greift die Interboot 2025 das Thema klimaneutrale Schifffahrt gezielt auf. Als Gastgeberin der Abschlussveranstaltung der Eventreihe „Green Waves“ bietet die Messe am Samstag, 27. September, in Halle A3 von 10:45 bis 13:00 Uhr die Bühne für eine hochkarätig besetzte Diskussion. Organisiert wird das Format von der IWT Wirtschaft und Technik GmbH im Auftrag des Ministeriums für Verkehr Baden-Württemberg.
Verkehrsminister Winfried Hermann MdL eröffnet mit einem Impulsvortrag. Es folgen praxisnahe Beiträge, etwa vom TEAM MALIZIA, das Einblicke in aktuelle Projekte gibt, Dr. Volker Banhardt (e-mobil BW) zu Wasserstoffantrieben und Philipp Franke vom Ministerium mit einem Überblick über die Klimastrategie des Landes. In der anschließenden Podiumsdiskussion diskutieren Vertreterinnen und Vertreter aus
Industrie, Forschung und Politik – darunter Robert Marx (European Boating Industry), Nils Hagemeister (Fraunhofer CML), Hans Roelants (Brunswick Corporation) und Maria Bouillet (Bouillet Energy Consulting).
Fazit
Die Interboot 2025 zeigt: Die Branche steht vor Herausforderungen, aber sie bleibt in Bewegung. Zwischen Konsolidierung und Aufbruch ist die Messe ein Ort für Austausch, Orientierung und neue Ideen. Kontakte werden gepflegt, Entwicklungen beobachtet, Perspektiven diskutiert. Die Digitalisierung ist genauso angekommen – ob beim cloudbasierten Hafenmanagement oder im Segelsimulator des America‘s Cup. Wer sich ein Bild vom Stand der Dinge im Wassersport machen will – von Einstiegsboot bis Klimastrategie –, findet hier den passenden Rahmen. Die Interboot bleibt ein Kompass für die Akteure am See und darüber hinaus.
Die DSMC Wasserskishow begeistert am INTERBOOT Hafen. Foto: INTERBOOT

Interboot nimmt wieder volle Fahrt auf
Die Highlights 2025
Vom 24. bis 28. September heißt es in Friedrichshafen erneut: fünf Tage Wassersport pur. Rund 350 Aussteller aus Deutschland, Österreich und der Schweiz präsentieren Boote, Boards, Zubehör und Reisen – in acht Hallen, am Messe-See und im Messehafen direkt am Bodensee. „Diese Kombination aus Hallenund Inwater-Boatshow macht uns einzigartig“, betont Projektleiter Felix Klarmann.
Mit dem neuen Konzept aus dem vergangenen Jahr nutzt die Interboot den frischen Wind auf ihrem Erfolgskurs. So sind auch in diesem Jahr wieder viele große Marken an Bord: Hanse (HVG), Bente und Bavaria (Ultramarin die Meichle + Mohr Marina), uvm.. Erstmals seit Langem wird in diesem Jahr Saffier an einem eigenen Stand seine luxuriösen Daysailer präsentieren. Die Schweizer Hersteller und Händler sind stark vertreten, mit Ausstellern wie Boesch Motorboote, der Pro Nautik AG oder Hochmuth Bootsbau AG.
Mit Boote Pfister und Europe Marine sind auch wieder große deutsche Händler für Neu- und Gebrauchtboote dabei.
Für Erlebnisse sorgt ein vielseitiges Rahmenprogramm: Testfahrten auf dem Bodensee, Motorboottraining, Schnuppersegeln u.v.m. Wer den nächsten Törn plant, findet passende Angebote von der Karibik bis Kroatien. Auf der Vortragsbühne werden spannende Referenten erwartet, von Abenteurern und Revierfüchsen bis zu Versicherungsexperten. Die „International Ocean Film Tour“ zeigt am Freitag- und Samstagabend fünf Kurzfilme zum Thema ExtremWassersport. Und beim Blaulicht-Tag kann man u.a. Feuerlösch- und Zollboote besichtigen. Das alles mit viel Marina-Atmosphäre am See und einem runden gastronomischen Angebot. Die Interboot 2025 setzt damit auf Vielfalt und Nähe zum Element Wasser – ein Treffpunkt für alle, die Boote nicht nur sehen, sondern auch erleben wollen. www.interboot.de
Wassersport erleben – auf der Interboot am Bodensee. | Foto: INTERBOOT














Auf zu neuen Horizonten!


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Segel- & Motorboote
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24. – 28. Sept. 2025 | Messe Friedrichshafen Internationale Wassersportmesse
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Twiel Z7:
Futuristisch gezeichnet, zum Entschleunigen gedacht
Text: Carmen Somm, Fotos: Julius Osner
Radikal im Design, leise im Wesen: Die Twiel überrascht mit Eleganz, Ruhe und einer ganz neuen Idee vom Bootfahren. Entschleunigung pur.
Seit ich den ersten Blick auf dieses Batmobil für den Bodensee geworfen habe, bin ich gespannt auf die erste Probefahrt. Jetzt liegt der Prototyp in Horn am Untersee bereit. Das Design ist definitiv aufsehenerregend, wie schon die ersten Renderings zeigten. Auch als Weltpremiere an der „boot 2025“ in Düsseldorf war die Twiel Z7 ein Hingucker. Ein Boot, das Emotionen weckt. Ein Design, das bewusst Diskussionsstoff bietet – von revolutionär und modern bis zur Frage: „Ist das noch ein Boot?“ Geschmäcker sind verschieden.
Unter dem markanten Bug erkennt man den Katamaran erst auf den zweiten Blick. Foto: Julius Osner

Zwei Rümpfe, kaum Widerstand
Was auf den ersten Blick kaum auffällt: Die Twiel ist ein Katamaran. Sie steht auf zwei schmalen Rümpfen, die mit wenig Widerstand durchs Wasser schneiden. In jedem Rumpf arbeitet ein ePropulsion I20-Elektromotor, der mit 20 kW über einen konventionellen Wellenantrieb den Propeller antreibt.
Die Motoren sind dabei vor dem Steuerstand platziert, die Batterien mittschiffs. Dadurch ist die Gewichtsverteilung ausgeglichen, der Katamaran liegt flach auf dem Wasser, und seine 7,50 Meter langen
Rümpfe schwimmen optimal horizontal. Ein Kat schiebt – anders als ein konventionelles Boot – keine große Bugwelle vor sich her, die seine Rumpfgeschwindigkeit beschränkt oder bei Gleitbooten mit viel Energie überwunden werden muss, bis das Boot aus dem Wasser kommt und auf seiner eigenen Bugwelle surft.

Perfekt für mittlere Geschwindigkeit
Die Geschwindigkeit der Twiel liegt aufgrund ihrer Beschaffenheit deutlich über der Rumpfgeschwindigkeit eines Einrümpfers. Die schlanken, spitzen Katamaranrümpfe sind optimal für einen Elektroantrieb im mittleren Geschwindigkeitsbereich.
Der erste Augenschein führt auf eine falsche Spur. Er lässt vor dem inneren Auge die Erwartung entstehen, dass – wenn beide Gashebel vehement nach vorne gedrückt werden – das Boot kräftig beschleunigt und sportlich über den See schießt.
Kein Gleiter, klar Kat
Weit gefehlt. Katamaran-like bleibt die Twiel beim Beschleunigen flach auf dem Wasser, liegt stabil und fährt, ohne große Wellen zu werfen. Die Twiel schneidet auch sauber durch die Wellen eines vor uns querenden Motorbootes. Diese Stabilität ist auch beim Stillliegen, Sonnenbaden und Sundowner wohltuend – kaum ein Schaukeln.
Elektrisch, leise und entschleunigt über den Untersee. Foto: Julius Osner


Neue Kurvenlogik
Neu denken muss ich auch, als ich mit der Twiel in die Kurve gehe. Sie fährt wie auf Schienen, unaufgeregt – Katamaran, nicht Runabout. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie schwer manövrierbar wäre – im Gegenteil: Ein Motor im Vorwärtsgang, der andere im Rückwärtsgang – und sie dreht sich auf der Stelle.
Auch rückwärts fährt sie wie auf Schienen. Der Katamaranrumpf lässt sich selbst durch den Radeffekt nicht beirren. Allerdings sollte man beim Zurücksetzen oder Abbremsen nicht zu forsch sein – sonst steigt die Heckwelle auch mal ins Cockpit ein. Noch ist die Twiel im Prototypenmodus. An der Feinabstimmung wird gefeilt. Künftig sollen gegenläufige Propeller zum Einsatz kommen, die den Radeffekt kompensieren. Auch mit den Propellern selbst wird in Bezug auf Größe, Form und Steigung noch optimiert, um den Antrieb noch besser auf das Boot abzustimmen.
Für Genießer gemacht
Auch bei der Motorisierung besteht Flexibilität – mehr Leistung wäre denkbar. Klar ist aber: Die Twiel spielt zwar mit der Optik eines Batmobils, fährt aber wie ein Genussboot. Gemütlich cruisen bis zu 15 km/h, sonnenbaden und chillen auf der großzügigen Sonnenliege, ein Sprung ins Wasser vom bequemen Einstieg über das Heck – das sind die starken Argumente der Twiel.
Für diesen Einsatz ist auch die Batteriekapazität ausgelegt. Mit viermal 10 kWh = 40 kWh Gesamtkapazität genießt man zwei bis drei Stunden Fahrzeit auf dem Untersee – genug für einen schönen Tag auf dem See. Die Batterien werden über Nacht am vorhandenen Landstrom im Hafen geladen.
Zukunft MIZU: Die nächste Generation Zupritt am Ruder der nächsten Bootsgeneration. Foto: Julius Osner

Technische Daten der TWIEL
Bootstyp Elektro-Katamaran
Rumpfmaterial Holz (auch regionale Hölzer)
Konstrukteurin Juliane Hempel
Rumpfbau Holz & Boot (Till Grabowski)
Länge
über alles (LOA) 7,90 m
Wasserlinienlänge ca. 7,50 m
Breite 2,55 m
Tiefgang ca. 0,60 m
Verdrängung ca. 1,6 t
Rumpfform Zweirumpf (Katamaran)
Antrieb Wellenantrieb
Motorisierung 2× ePropulsion I 20 (je 20 kW, gesamt 40 kW)
Batteriesystem 4× ePropulsion G102 100 (je 10,24 kWh, gesamt 40,96 kWh)
Ladeart Landstrom (AC, über Nacht)
Fahrzeit bei 15 km/h ca. 3 Stunden
Listenpreis (netto) 325.212 €
Kontakt
Hersteller / Vertrieb MIZU GmbH
Adresse Weidgang 8–14 78247 Hilzingen Deutschland
Telefon +49 7731 906 70
E-Mail info@twiel.de Web www.twiel.de www.mizu-marine.de
Mutige Linien von Juliane Hempel konstruktiv umgesetzt. Foto: Julius Osner
Wenn Sie eine Runde mitfahren wollen, schauen
Sie sich das Video von der Testfahrt an: https://power.bodensee.com/twiel-z7futuristischer-e-kat

E-Technik im System
Der Zugang zu den vier ePropulsion G102-100 Batterien ist verschlossen – Hochvoltanlage. Ein Blick war mir erlaubt: unspektakulär – vier graue Kisten mit je circa 90 Kilo Gewicht, sauber verbaut. Der Doppelmotorantrieb wird von ePropulsion als System geliefert. Alle Teile – von der Batterie über die Steuerung bis zum Motor – sind optimal aufeinander abgestimmt.
Regional gedacht, sauber gebaut
Der Rumpf ist sauber verarbeitet. Holz & Boot (Till Grabowski) hat sauberes Bootsbauhandwerk geliefert. Ein Holzboot unter Verwendung von regionalen Hölzern, konstruiert von Juliane Hempel nach den Vorstellungen von Michael Zupritt von MIZU. Mehr zur Konstruktion und dem Bau in der Ausgabe IBN Power 2025 und online unter:
https://inspiration.bodensee.com/juliane_ hempel_twiel_bootsdesign
Fazit
Die Twiel Z7 ist ein Statement – mutig im Design, klar in der Haltung. Wer beim ersten Anblick Geschwindigkeit und Showeffekte erwartet, wird bewusst überrascht. Statt Tempo bietet sie Ruhe, statt Adrenalin Gelassenheit. Die Twiel spielt nicht mit Kraft, sondern mit Formen. Sie zeigt, dass moderne Bootsarchitektur mehr sein kann als Dynamik: ein Ort für Leichtigkeit, Weite und bewusste Auszeit. Wer sich auf diese neue Bootsidee einlässt, wird belohnt – mit einem Erlebnis, das nicht laut, aber lange nachwirkt.
IBN auf Probefahrt. Foto und Film von Julius Osner
TIPP
SÜNDENBOCK WASSERSPORT

Vernunft statt Ideologie – für einen umweltverträglichen Wassersport: Verbrenner verbieten schadet der Umwelt.
Förderung von «Drop in Fuels» zeigt schnell Wirkung für die Umwelt
Dank HVO-Diesel 90 % weniger CO ₂ aus normalen Dieselmotoren
Tempolimit 15 km/h ist kontraproduktiv und erhöht den Treibstoffverbrauch und Wellenschlag
Elektroantrieb, wo es Sinn macht

VERTRETERIN VON 60 WERFTUND WASSERSPORTBETRIEBEN AM BODENSEE
Die Interessensgemeinschaft Gewerbe am See ist ein etablierter Ansprechpartner für Behörden und beteiligt sich aktiv an der Ausarbeitung von Gesetzen und Verordnungen. Als Regionalgruppe Bodensee ist die IG Gewerbe am See Teil des Schweizerischen Bootsbauerverband und vernetzt mit anderen Berufs- und Wassersportverbänden. Mehr Informationen auf gewerbe-am-see.ch.




Argo: Next Generation uf
Text: Pia Schlegel, Fotos: Julius Osner
Ein Stück Segelgeschichte erwacht – und öffnet jungen Menschen die Tür zu neuen Abenteuern.
Da steht sie. Elegant, klassisch und vor allem riesig. Jeder Schritt durch die Werfthalle lenkt den Blick automatisch auf ihren endlos langen Rumpf. Ich muss daran denken, dass dieser Rumpf 1964 bei der „Rund Um“ als Erster über die Ziellinie schoss und zum ersten Mal das Blaue Band holte – sieben weitere Male sollten folgen.
Das Ganze fand 30 bis 40 Jahre vor meiner Geburt statt. Für die Generation meiner Eltern ist die Argo noch ein Begriff. Selbst meine eher wenig wasserbegeisterte Großmutter kennt sie. Aber ich? Ich habe diesen Sommer zum allerersten Mal von ihr gehört.
Und damit bin ich nicht allein. Nur wer stark im Regattasegeln verankert ist oder nahe der MichelsenWerft in Seemoos segelt, hat in meiner Generation schon einmal von der Argo gehört. Dabei steht in der Halle ein Schiff, das nicht nur Geschichte atmet, sondern auch eine Zukunft haben soll.
Genau darum geht es jetzt: Die Argo soll zurück auf den See – und sie soll in die Hände der Jugend kommen. Nicht als Museum, sondern als lebendiges Schiff, das eine neue Generation für sich entdeckt.

Generationenbruch & Wiederentdeckung
Die Argo wurde in Berlin als 75er-Schärenkreuzer gebaut. Später kam sie in die Hände der Familie Vetter. Immer wieder umgebaut, stand sie für Geschwindigkeit und Erfolg, bis der Plan reifte, sie wieder in ihren Ursprungszustand zurückzuführen. Zerlegt und verpackt, verschwand sie für Jahrzehnte im Dornröschenschlaf.
Doch dann wurde der Verein Argo e. V. gegründet –mit dem Ziel, die Argo aus diesem Schlaf zu wecken. Seither wird daran gearbeitet, die Legende wieder segeln zu lassen. Ziel des Vereins ist es nicht nur, die Argo zu restaurieren, sondern ihr auch eine neue Rolle zu geben: als Plattform für Jugendliche, ein Schiff, das Austausch und Abenteuer möglich macht. Die nächste Generation soll die Geschichte der Argo weiterschreiben.
Erfahre unter www.argoev.org mehr über das Projekt und den Verein Argo e.V. Außerdem kannst du die Argo schon bald auf der Interboot bestaunen.
Erinnerungen an die Jugendausfahrten
Wenn ich an meine Jugend im Segelverein denke, fällt mir sofort die Wanderer ein. Ein zehn Meter langes Mahagoniboot des Seglerverbands Baden-Württemberg und jedes Jahr das Highlight unseres Sommers. Einmal im Jahr durften wir mit ihr auf Jugendausfahrt gehen. Schon das Einfädeln der Genua-Ösen war für uns Opti-Seglerinnen und -Segler eine neue Welt.
Abende im Cockpit, an denen wir uns gegenseitig Gruselgeschichten erzählten, morgens verschlafen aus dem Stockbett klettern, das erste Mal alle gemeinsam auf einem Boot, die erste große Pinne in der Hand – und gemeinsam lachend von Bord ins Wasser springen.
Als die Wanderer verkauft wurde, waren wir traurig, doch die Jugendausfahrten blieben bis heute fester Teil des Sommers. Mit Wasserschlachten, Badestopps, einer Kugel Eis bei der Ankunft im Hafen und einer Schnitzeljagd am Abend. Viele von denen, die damals als Kinder auf der Wanderer mitgesegelt sind,
Das Deck der Argo – aktuell zeugen noch Werkzeug, Gewichte und Material von der aufwendigen Handarbeit. Foto:Julius Osner

sind immer noch dabei – heute mit eigenen Booten und als Betreuende. Denn alle tragen die Tradition weiter; niemand möchte, dass diese Kindheitserinnerungen verblassen. Genau darin liegt die Stärke solcher Erlebnisse: Sie schaffen nachhaltig eine Bindung, die weit über die Jugend hinauswirkt.
Deshalb berührt mich die Vorstellung so sehr, dass es mit der Argo bald wieder möglich sein wird, etwas Ähnliches – und vielleicht noch Größeres – zu erleben. Ein Schiff, das Erinnerungen schafft, wie wir sie damals mit der Wanderer gesammelt haben. Nur dass diesmal nicht ein paar Jugendliche an Bord sind, sondern eine ganze Generation. Und die ersten Reaktionen zeigen: Die Begeisterung dafür ist da.
Die Mischung macht’s Schon beim ersten Eindruck schwärmen die Jugendlichen von der Größe und Eleganz der Argo. Elia Armbruster (17), erfahrener J70- und Lacustre-Segler, bringt es auf den Punkt: „Elegant“ sei das erste Wort, das ihm einfalle – verbunden mit den guten Regattaergebnissen der Argo. Auch Lena Deike (21), die seit ihrem siebten Lebensjahr segelt, über viele Jahre im Landeskader aktiv war und inzwischen auf der J70 Regattaerfahrung sammelt, findet: „Die Argo macht einfach was her, wenn man sie anschaut.“
Doch nicht nur das Erscheinungsbild beeindruckt –auch die Geschichte. Anisha Capeder (18) vom Jugendsegeln Steckborn, heute in der HochseescheinAusbildung, findet sie spannend und ist fasziniert vom Alter der Argo. Ihr Teamkollege Eric Pernet (18) ergänzt: „Mich fasziniert, wie ausgereift das Segeln schon damals war.“ Einen besonderen Bezug hat Elias Benz (17), der bei einem Praktikum in der Michelsen-Werft selbst an der Argo mitrestaurierte.
Junge Bootsbauerinnen und Bootsbauer arbeiten in der Michelsen-Werft an der Restaurierung der Argo. Foto:Julius Osner







Wie stehen die Jugendlichen also zum Projekt Argo? Sie sind sich darin einig, dass es eine großartige Möglichkeit für die Jugend am See ist. Alle sind neugierig, das Schiff auszuprobieren. „Ich will einfach mal ausprobieren, was das Schiff so kann und noch drauf hat“, sagt Elia. Und sie sehen darin vor allem Chancen. Während viele junge Seglerinnen und Segler bisher fast ausschließlich auf der Jolle unterwegs waren – meist allein oder zu zweit – eröffnet die Argo ganz neue Dimensionen. Lena beschreibt den Unterschied so: „Segeln kannst du ja auf viele verschiedene Weisen betreiben – einfach mal eine Runde rausfahren, baden gehen oder eine richtige Ausfahrt in einen anderen Hafen, Nachtfahrten oder Regatten. Auf der Argo wäre das alles möglich.“ Für sie ist es genau die-




ser Perspektivwechsel, der den Reiz ausmacht: weg vom kurzen Schlag im Heimatrevier, hin zu längeren Etappen, die auch Teamgeist verlangen. Elias sieht es ähnlich. Für ihn ist die Argo eine Chance, über das reine Jollensegeln hinauszuwachsen: „Ich bin noch nie nachts gesegelt, das wäre mega spannend.“ Gerade die Kombination aus sportlichem Anspruch und gemeinschaftlichem Erlebnis macht für ihn den Unterschied.
„Bei der Rund Um fährt man ja auch durch die Nacht – sowas finde ich cool.“ Auch Eric betont: „Viele hören nach der Jolle auf – entweder weil sie sich zu alt fühlen oder der Schritt zum großen Boot zu teuer und schwierig ist. Die Argo könnte hier eine Brücke sein.“
Lena Deike 21 Jahre, WYC
Elias Benz 17 Jahre, WYC
Anisha Capeder 18 J., Jugendsegeln Steckborn
Erik Pernet 18 J., Jugendsegeln Steckborn
Elia Armbruster 17 Jahre, SSCK
Ein Eindruck von den Dimensionen des Bootes: Autorin Pia Schlegel kann im Rumpf der Argo problemlos aufrecht stehen. Foto:Julius Osner
Das Projekt schafft auch Räume zur Vernetzung. Schon jetzt gibt es am See Beispiele, wie Jugendliche über Vereinsgrenzen hinweg zusammenfinden – etwa wenn die Seglerjugend Lindau eine Ausfahrt zum Schüler-Segel-Club Konstanz macht. „Genau sowas könnte ich mir auch mit der Argo vorstellen“, sagt Elia, der solche Ausfahrten aus seinem Verein kennt. Auch Anisha und Eric aus der Schweiz betonen, wie wichtig Austausch über Grenzen hinweg ist. „Ich finde es schön, wenn man dadurch auch Leute von anderen Vereinen kennenlernt“, meint Anisha. Eric hebt hervor, dass genau hier die Stärke der Argo liegen könnte: „Bei Regatten sind oft nur Schweizer Crews dabei – dabei ist der Bodensee doch ein internationales Gewässer. Mit der Argo könnte man wirklich alle drei Länder zusammenbringen.“ Damit wird die Argo nicht nur zum Erlebnisboot, sondern auch zu einem Netzwerk für junge Seglerinnen und Segler rund um den See.
Neben der Abenteuerlust spielt auch das Lernen eine große Rolle. Die Jugendlichen betonen, dass sie es spannend finden, wenn man die Geschichte der Argo kennenlernt und auch Seemannschaft übt. „Das geht heute manchmal etwas verloren“, da sind sich Elia, Lena und Elias einig. Das richtige Maß mache es jedoch. Niemand hätte Lust auf Unterricht wie in der Schule. Die Idee, die Ausfahrten selbst zu gestalten, kommt daher besonders gut an. Genauso ist es auch im Konzept vorgesehen: Die Jugendlichen planen das Programm eigenständig – von der Route über die Versorgung bis zum Abendprogramm. Begleitet werden sie dabei stets von zwei erfahrenen Skippern des Vereins, die für Sicherheit sorgen und ihre Erfahrung weitergeben.
Das finden alle gut. Schließlich ist es eine große Verantwortung, mit so einem Riesenschiff unterwegs zu sein. Elia betrachtet es gleichzeitig als einmalige Chance: „Die Jugendlichen viel selbst machen lassen und so ihre Selbstständigkeit fördern.“ Auch Lena und Elias betonen, wie sehr sie es schätzen, „sich ausprobieren zu können, aber mit dem Gefühl von Sicherheit im Hintergrund“.


NEUBAU | ÜBERHOLUNG | REPARATUR | SERVICE
In Holz und GfK

Anisha und Eric wissen gerade aus dem Hochseesegeln, wie wichtig es ist, jemanden an Bord zu haben, der Sicherheit gibt und „schnell eingreifen kann, falls es kritisch wird“.
Ausfahrten mit dem Fokus auf traditionelles Segeln, abends gemeinsam grillen und baden. Gerne auch etwas über Geschichte und Umwelt lernen. Die Chance nutzen, erstmals betreut Nachtfahrten oder längere Törns zu machen – all das macht für die Jugendlichen den Reiz aus.
Doch auch das Thema Regatta steht bei vielen weit oben. Es scheint, als könne die Argo ihre Vergangenheit nicht ganz zurücklassen. Für alle wäre es ein Traum, mit diesem Schiff an Regatten wie der „Rund Um“ teilzunehmen. Allein würden sich die meisten das zunächst nicht zutrauen.
Die Argo würde die Möglichkeit bieten, diese Erfahrung zunächst mit jemandem zu machen, der sich mit dem Schiff bestens auskennt. Am Ende sind sie sich alle einig: „Die Mischung macht’s.“
Herausforderungen: Kommunikation & Nutzung
So groß die Begeisterung für die Argo ist – die Jugendlichen sehen auch Herausforderungen. Viele der Jugendlichen kennen die Nachwuchsprobleme aus ihren Vereinen – und wissen, dass oft die Eigeninitiative die größte Hürde ist. Um den Einstieg zu erleichtern, brauche es daher konkrete Angebote vom Verein Argo: Ferienprogramme, Schulprojekte oder offene Ausfahrten.
Ebenso wichtig ist die Kommunikation. Vereinshefte oder Aushänge erreichen Jugendliche kaum – Social Media und direkte Netzwerke sind der Schlüs-
Der Rumpf der Argo war bei der Rund Um auf dem Ernst bereits auf dem Wasser zu sehen. Foto:Julius Osner

sel. Dass der Verein das bereits fest eingeplant hat, kommt gut an. Alle fünf können sich auch vorstellen, die Argo-Ausfahrten auf den Social-Media-Kanälen zu begleiten, um so noch mehr junge Seglerinnen und Segler zu erreichen.
Immer up to date!

Lust auf mehr?
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Epilog: Eine neue Geschichte schreiben
Der Mond spiegelt sich im Bodensee, leise gleitet der lange, schmale Bug hindurch. Eigentlich solltest du längst müde sein – doch da ist dieses Kribbeln im Bauch, diese Euphorie. Du sitzt mit mit Kameradinnen und Freunden im Cockpit der Argo, segelst zum ersten Mal durch die Dunkelheit, lachst, manövrierst – und merkst: Genau so fühlt sich Freiheit an.
Die Argo kann Teil der Gegenwart werden. Die Jugendlichen am See sind bereit, ihre Geschichte mit ihr zu schreiben. Und wenn die Argo wieder ihre Segel setzt, zeigt sich: Eine Legende lebt nur weiter, wenn sie im Wind der nächsten Generation Fahrt aufnimmt.

Praxis schlägt Theorie
Am Bodensee trifft Erfahrung auf Innovation – und lebt längst, was Studien wie SuBoLakes fordern.
Carmen Somm
Text:
Schützen. Nutzen. Begeistern…

10 km/h Geschwindigkeitsbegrenzung über Grund und Verbot von schädlichem Wellenschlag im Seerhein seit 1991 geregelt. Foto: Julius Osner
Der Bodensee ist Sehnsuchtsort, Lebensraum und Trinkwasserquelle zugleich. Rund 4,5 Millionen Menschen leben und arbeiten hier, eine enorme Vielfalt an Pflanzen und Tieren ist beheimatet. Millionen Urlauber und Tagesgäste suchen jährlich Erholung und Lebensfreude am See.
Der Bodensee ist ein Paradies für Seglerinnen, Motorbootfahrer, Paddelnde und Schwimmer. Kaum ein anderes Gewässer Europas steht so sehr für die Balance zwischen Schutz und Nutzung wie der Bodensee.

Dass dabei unterschiedliche Interessen aufeinandertreffen, liegt in der Natur der Sache. Und doch zeigt der Blick auf den See: Seit Jahrzehnten gelingt es, Ökologie, Tourismus und Freizeit miteinander zu verbinden – das Wasser ist klarer, die Ufer natürlicher geworden, ohne dass der See seine Lebendigkeit verloren hätte.
Auch wenn wir immer wieder vor neuen Herausforderungen stehen: Wir dürfen stolz darauf sein, beim Gewässer- und Naturschutz und mit dem Ziel einer klimaneutralen Schifffahrt wegbereitend zu sein. Das ist nur möglich, weil rund um den See Einigkeit darin besteht, dass wir unser Juwel für uns und unsere Nachkommen erhalten wollen.
BSO – einzigartig, bewährt, akzeptiert Als Seekind bin ich hier aufgewachsen, seit meiner Kindheit mit Brettern, Booten und Motoren am und auf dem See unterwegs. An meine erste Segelstunde, die Prüfung zum Schifferpatent, das Vorführen meines ersten Bootes erinnere ich mich kaum noch – alles begann vor der Jahrtausendwende. Seit der BSO-Novelle von 1988 sind 300-Meter-Uferzonen, Geschwindigkeitsbeschränkungen, regelmäßige technische Kontrollen, Abgas- und Lärmgrenzwerte, Befahrensregeln für Sperrflächen oder Naturschutzgebiete und einheitliche Kontrollen durch die Wasserschutzpolizei aller Anrainerstaaten selbstverständlich. Nein, ich kann mich nicht erinnern, dass es je anders war. Erstaunlich, wie, angestoßen durch eine Pressemeldung der Universität Konstanz im Sommerloch, gleich ein ganzer Schwarm Zeitungsenten seine Kreise zieht. Die Studie „Sustainable Boating on Lakes in Germany“ – kurz SuBoLakes – sieht Handlungsbedarf bei Uferzonen, Geschwindigkeitsbeschränkungen, Bootsregistern, technischen Prüfungen und der Wasserschutzpolizei.
Elektro Katamaran „Mainau“ mit Solardach – die Kursschifffahrt nimmt Kurs auf Klimaneutralität. Foto: BSB / Stadtwerke Konstanz

Seit 1981 werden die Ufer- und Flachwasserzonen am Bodensee geschützt. Foto:
Was an anderen Gewässern sinnvoll sein mag, ist am Bodensee längst durch die BSO international geregelt, umgesetzt – und hat sich bewährt. Die Verantwortlichen der Studie haben – anders als von ihnen angeboten – nicht auf unsere Anfrage zur Stellungnahme reagiert. Konkrete Fragen blieben unbeantwortet.
Dass BSO und IBK den See schützen, heißt nicht, dass wir uns zurücklehnen dürfen. Neobiota (z.B. Quaggamuscheln), Klimawandel und andere Herausforderungen fordern uns laufend neu. Diese gilt es zu meistern – im bewährten Rahmen, gemeinsam und lösungsorientiert. Nicht durch Schlagzeilen, nicht durch Schuldzuweisungen.
Ufer und Naturschutz –vom Verbau zur Renaturierung Anders als oft behauptet, gilt am Bodensee seit Jahrzehnten: Kein Wachstum bei Wasserliegeplätzen. Neue Hafenanlagen sind nur in Ausnahmefällen und mit hohen Auflagen möglich. Bojenfelder wurden vielerorts zurückgebaut, die Boote in Häfen integriert.
Gleichzeitig wurden Uferabschnitte renaturiert – alte Verbauungen entfernt, Flachwasserzonen zurückgewonnen, Lebensräume für Vögel und Fische geschaffen. Heute steht rund ein Viertel der Uferlinie unter Naturschutz – darunter großflächige Riede wie das Wollmatinger und Ermatinger Ried, das Eriskircher Ried oder das Rheindelta in Vorarlberg.
Peter Nietsch

Regeln für die Schifffahrt – streng und wirkungsvoll
Die BSO schreibt eine 300-Meter-Uferzone vor, in der nur mit 10 km/h gefahren werden darf. Auf freiem Wasser gilt Tempo 40 für größere Motorboote. Zweitakter sind fast verschwunden, biozidhaltige Antifoulings weitgehend verbannt.
Wer auf dem Bodensee ein Boot führen will, braucht in der Regel das Bodenseeschifferpatent – mit fundierter Theorie, Praxis und Umweltfragen. Nur kleine, leistungsschwache Boote sind prüfungsfrei. Die Wasserschutzpolizei der drei Anrainerstaaten kontrolliert gemeinsam. Diese klare, aber faire Regulierung macht den See zum Vorbild – entscheidend bleibt die Balance zwischen Kontrolle und Eigenverantwortung.
Ergänzt wird das durch freiwillige Initiativen: Die IWGB bündelt Interessen der Vereine am See, Häfen lassen sich mit dem Umweltsiegel „Blauer Anker“ zertifizieren, Vereine leisten Aufklärungsarbeit und organisieren Umweltaktionen.
Der Bodensee als Reallabor klimafreundlicher Schifffahrt
Der Bodensee zeigt, wie technischer Fortschritt und Umweltschutz Hand in Hand gehen können. Neue Foiling-Boote wie die Candela C-8 fliegen nahezu lautlos über den See, verbrauchen bis zu 80% weniger Energie und verursachen kaum Wellenschlag. Mit der Twiel, einem futuristischen Elektroboot aus der Region, wird die Elektromobilität auch im Individualbereich vorangetrieben. Das neue vollelektrische Fahrgastschiff zur Insel Mainau setzt Maßstäbe im nachhaltigen Personentransport.
Auch alternative Kraftstoffe spielen eine Rolle: HVO100 ersetzt fossilen Diesel, E-Fuels werden getestet. Die Schweiz zeigt mit ihrer bewährten leistungsabhängigen Bootsteuer, wie Regulierung umweltfreundliche Antriebe fördern kann – ganz im Sinne der SuBoLakes-Empfehlungen. In Sachen Ladeinfrastruktur investiert der BMK Hafen, Langenargen, Kreuzlingen und andere Häfen prüfen Installationen. Entscheidend bleibt Technikoffenheit: Nur das Zusammenspiel von Elektroantrieben, Drop-in-Lösungen wie HVO100 und E-Fuels kann die Bestandsflotte klimaneutral in die Zukunft führen.
Am Untersee – einfach schön ... Foto: Peter Nietsch

Schutz, Nutzung und Vernunft – kein Widerspruch
Am Bodensee braucht es kein polarisierendes Gegeneinander, sondern ein ständiges Abwägen zwischen Schutzmaßnahmen, maßvoller Nutzung und der Akzeptanz von Bevölkerung und Seenutzern. Der See ist Lebensraum, Freizeitort, wirtschaftliche Basis und Kulturgut zugleich. Er bleibt attraktiv, weil seit Jahrzehnten verantwortungsvoll entschieden und gehandelt wird.
Als Journalistin und Seglerin erlebe ich täglich: Nachhaltigkeit gelingt nur, wenn die Menschen ihre Begeisterung für den See leben, Rücksicht nehmen und bereit sind, neue Wege mitzugehen.



Ausblick – Klimaneutraler Bodensee 2040
Die IBK hat 2023 das Ziel beschlossen, den Bodensee bis 2040 klimaneutral zu machen. Ein mutiger Schritt, der zeigt: Die Region denkt nicht in Rückschritten, sondern in Zukunftsvisionen.
Während andernorts noch über Verbote, Tempolimits und Zulassungen gestritten wird, zeigen neue Initiativen am Bodensee, wie internationale Kooperation, klare Regeln und technologische Offenheit den See schützen – und für kommende Generationen erlebbar halten können.
TAKACAT - Katamaran-Schlauchboote als Dingi | Familienboot | Powerboot
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ab 20 kg 2,4 m bis 4,6 m
12 kg 1 000 Watt wartungsfrei











Rollreffanlagen am Bodensee –
Technik, Sicherheit und Entwicklung
Text: Hubert Domin
Einfach, effizient, sicher: Innovative Segelsysteme erleichtern das Reffen – sie haben sich überall und auch am Bodensee bewährt. Ein Handgriff und die Segelfläche ist reduziert oder komplett geborgen. Während das Großsegel bei modernen Systemen unsichtbar im Mast oder Baum verschwindet, wird das Vorsegel um das Vorstag aufgerollt. Der Unterschied ist wesentlich: Das Groß bleibt vollständig geschützt im Rigg, die Fock oder Genua hingegen liegt als aufgerolltes Tuch am Vorstag – meist mit UV-Streifen am Achter- und Unterliek, um das Segel im aufgerollten Zustand zu schützen. Aerodynamisch ist das nicht optimal, doch für den Bordalltag überwiegen die Vorteile – schnelles Handling, hohe Sicherheit und Komfort.
Seit den 1980er-Jahren haben Rollreffanlagen das Segeln verändert. Wo zuvor Bahnen gelegt und mit Bändseln gesichert werden mussten, reicht heute ein Griff aus dem Cockpit. Gerade auf dem Bodensee mit seinen rasch wechselnden Wetterbedingungen – wenn sich Flauten plötzlich mit Gewitterböen abwechseln –bedeutet dies: kein mühsames Arbeiten auf nassem Vorschiff, sondern kontrolliertes Reffen aus sicherer Position. Mittlerweile sind auch elektrische Lösungen verfügbar – per Fernbedienung steuerbar und überall an Bord bedienbar.

Rolltechnik im Detail – Anforderungen & Lösungen Segel sind dreidimensional geschnitten – sowohl Vorsegel als auch Großsegel haben bauchige Profile. Diese Rundung muss beim Einrollen auf ein gerades Vorstag oder in einen geraden Mast berücksichtigt werden. Die Entwicklung der Roll-Großsegel ist dabei so weit fortgeschritten, dass die früheren Einschränkungen bei Schnitt, Größe und Profil weitgehend behoben sind. Diese führten früher zu Falten und Profilverlust. Eine moderne Lösung ist die Integration von Schaumeinlagen am Vorliek. Sie helfen, das überschüssige Tuch auszugleichen und sorgen für ein sauberes Roll- und Reffbild.
Rollmasten – solide Technik mit klaren Grenzen Moderne Rollmasten – etwa von Seldén – sind technisch ausgereift. Sie ermöglichen das Einrollen von Großsegeln mit vertikalen Latten für bessere Profilstabilität. Sie eignen sich aber nicht für horizontale Latten oder Squarehead-Segel. Rollmastsegel müssen abgestimmt auf das Mastsystem konstruiert werden. Ein Standard-Großsegel lässt sich nicht sinnvoll umrüsten. Die Systeme sind zuverlässig, aber kostspielig – sowohl für den Mast als auch für den Segelbau.

Rollbäume – flexibel und leicht
Rollbäume aus Carbon bieten hohe Stabilität bei geringem Gewicht. Sie ermöglichen das Einrollen von horizontalen Latten und sind in der Lage, sogar Squarehead-Großsegel (überstehend) zu unterstützen. Auch hier funktioniert das System nur mit einem speziell konstruierten Großsegel. Dann erfolgt der Reffvorgang meist faltenfrei, was die Performance und Lebensdauer des Segels erhöht.
Rollvorsegel – Varianten im Überblick
Bei Rollanlagen für Vorsegel unterscheidet man grundsätzlich zwischen Systemen, die nur ein vollständiges Einrollen unterstützen, und solchen, die stufenloses Reffen ermöglichen. Letztere bieten auf dem Bodensee klare Vorteile.
Beim Vorsegel bestimmt die Befestigung am Vorstag die Möglichkeiten des Reffens:
• Stagreiter – klassische, einfache Variante, aber nicht stufenlos reffbar.
• Profilvorstag – mit Führungsprofil, heute Standard. Ermöglicht stufenloses Reffen und Einsatz von Schaumeinlagen.
• Reißverschluss-System – nur für vollständiges Setzen oder Bergen geeignet, nicht zum Reffen.
Furler für Gennacker und Code-0 Foto: Bartels
Martinyacht - Rollfockanlage auch für imposante Klassiker. Foto: Bartels


Auch beim Vorsegel gilt: Ein passender Schnitt mit Schaumkeil am Vorliek verbessert die Reffqualität deutlich. UV-Streifen an Achter- und Unterliek schützen das eingerollte Segel dauerhaft vor Sonnenschäden.
Rollmast oder Rollbaum – was passt?
Wer Komfort und Sicherheit sucht, findet in Rollmast oder Rollbaum eine überzeugende Lösung – beide Systeme bieten zuverlässiges Reffen und einfaches Handling. Wichtig ist jedoch: Ein angepasstes Großsegel ist Pflicht, Standardtücher sind ungeeignet. Wer bereit ist, in hochwertige Technik und Segel zu investieren, profitiert langfristig – gerade auf dem Bodensee mit seinen wechselnden Bedingungen.
Fortschritt mit Format – regionale Lösungen und internationale Anbieter
Die Heinrichwerft in Kreuzlingen und Compositeworx entwickeln leichte Carbon-Rollbäume – ideal für sportliche Fahrtensegler. Bartels Nautik in Markdorf liefert bewährte Systeme für Vorsegel und Code 0. Internationale Hersteller wie Karver Systems bieten mit der KF-Serie ultraleichte Furler mit Carbon-Kevlar-Lagern.
Seldén dominiert mit seiner Furlex-Serie den Markt. Ihre Systeme finden sich auf vielen Yachten – nicht zuletzt bei Hallberg-Rassy, wo Seldén-Rollmasten Standard sind. Elvström Sails hat sich bei Rollsegeln als technologischer Marktführer etabliert. Diese Systeme sind auch am Bodensee über spezialisierte Werften und Segelmacher erhältlich.
Fazit
Rollreffanlagen sind heute mehr als Luxus, sie sind ein Sicherheitsplus. Wer sich mit den Systemen auseinandersetzt, erkennt: Technik ersetzt nicht die Erfahrung der Crew, aber sie erleichtert den Alltag an Bord spürbar. Ob Rollmast, Rollbaum oder konventionelle Lösung – wer mit dem für Crew und Boot passenden System und einem maßgeschneiderten Segel unterwegs ist, segelt sicherer und mit mehr Freude. Gerade auf dem Bodensee ein echtes Plus.
Weitere Infos und Kontaktdaten zu regionalen Anbietern gibt es online: know-how.bodensee.com/rollreffanlagentechnik-sicherheit-regionale-innovation/
Das Großsegel optimal und faltenfrei im Großbaum gerollt. Foto: Tobias Störkle / Heinrichwerft.ch

Teak
war
gestern –die neuen Decks glänzen mit Hightech und heimischem Holz
Text: Carmen Somm
Vom Blutholz zum Bio-PVC: Die Zukunft der Bootsdecks ist da – langlebig, pflegeleicht, nachhaltig, aus Kunststoff und regionalem Holz.
Vom Urwaldteak zum „Blutholz“ Echtes, altes Natur-Teak (Urwaldteak) aus Myanmar (Burma), Thailand oder Indien ist heute nicht mehr legal handelbar. Die selten werdenden Urwaldriesen – sie können über 1000 Jahre alt werden – sind streng geschützt. Wir brauchen die Urwälder für unser Ökosystem. Das hochwertigste Teak für den Schiffsbau kommt seit Jahrhunderten aus Myanmar, das sogenannte Burma-Teak. Geht der Raubbau in

können 1.000 Jahre alt werden – wenn wir sie lassen! Foto: Phanuwatn/Dreamstime.com
Myanmar weiter, kann das Land bis 2035 seine Urwälder verlieren. Nicht nur ökologische Gründe haben zum Importverbot von Myanmar-Teak geführt. Die Militärjunta finanziert ihr menschenrechtsverletzendes Regime über den illegalen Teakhandel, weshalb Holz aus diesen Quellen auch als „Blutholz“ bezeichnet wird.
Plantagen-Teak – ein schwacher Ersatz
Legal kann zertifiziertes Plantagen-Teak gehandelt werden. Diese 20- bis 40-jährigen, kurzen Stämme erreichen aber nie die Qualität der traditionell verwendeten, über 150-jährigen Urwaldbäume. Plantagen-Teak ist weicher, hat einen deutlich geringeren Öl- und Kautschukgehalt, die natürliche Imprägnierung ist schwächer, der Pflegeaufwand steigt, die Lebensdauer sinkt.
Teakbäume



Hinzu kommt, dass Teak-Monokulturen keineswegs nachhaltig sind: Biodiversität geht verloren, Urwaldoder Anbauflächen für Lebensmittel schwinden, die lokale Bevölkerung verliert ihr Land, die Plantagenarbeit wird schlecht bezahlt. Wenn europäische und sogar regionale Alternativprodukte vorhanden sind, deren Eigenschaften für Bootsdecks sogar besser sind, lässt sich Plantagen-Teak schwer rechtfertigen.
Synthetik setzt sich durch Hervorragende synthetische Decksbeläge werden heute in Schweden, Holland, UK oder Deutschland produziert und haben sich etabliert. Rico Fröhlich (Boot Center Fröhlich, Flexiteek), Julia Steiner-Müller (Bootswerft Rolf Müller, EcoDeck) und Bernd Hoffmann (Bootswerft Heinrich, Esthec) stellen übereinstimmend fest: Neun von zehn Decks in ihren Werften werden synthetisch belegt.
Plantagenteak: Monokultur statt Urwald, Industrieholz statt Artenvielfalt. Foto: Piyaphong Mekkhayai /Dreamstime.com

Das hat handfeste Gründe. Wurde anfangs der „Plastiklook“ kritisiert, so ist ein synthetisches Deck hinsichtlich Optik und Haptik auf den ersten Blick nicht mehr von einem klassischen Teakdeck zu unterscheiden – sofern das gewünscht ist. Synthetische Decks gibt es in einer abwechslungsreichen Farbpalette –nicht nur in „Golden Teak“, genauso kann die Fugenfarbe über Schwarz/Weiß hinaus bis zu fluoreszierend (PlasDECK) gewählt werden.
Überhaupt hat das Fugenmuster kaum noch mit der Verlegetechnik zu tun, sondern wird rein dekorativ mit CNC-Maschinen ins Material gefräst und mit dem gewünschten Farbton ausgefüllt. Was als Muster erdacht werden kann, kann auch gefräst werden. Durch Verschleifen wird eine Maserung und die gewünschte Haptik erzielt.


Das Fugenmuster erfüllt nur optische Zwecke. Es wird mit CNC Technik ausgefräst und in der gewünschten Farbe ausgegossen. Foto: Heinrichwerft
Angedeute Fugenoptik, elegant verbaut. Das Fugenmuster ist individuell gestaltbar. Foto: Heinrichwerft
ÜBERSICHT DECKSBELÄGE
Produkt / Hersteller
Material
Bodensee-Ver tretung / Wer ft
Plantage-Teak Teak (Plantagenholz) Diverse
HLF – High Level Floor PVC
Esthec (Bolidt, NL) PU + Mineralien
EcoDeck (NL/CH) Rezyklat + PU-Bindemittel
Flexiteek 3G (EU) Bio-attributed PVC
HLF Marine, Bodman (DE)
Heinrich Werf t, Kreuzlingen (CH)
Bootswer ft Müller, Lengwil (CH)
Boote- Center Fröhlich, Lindau (DE); Ubben Decks
PlasDECK (USA/PL/DE) PVC (Classic, ECO m. Rezyklat, Glow) Werft52, Bodensee (DE); PlasDECK.de
Permateek (UK/EU) PVC
Trilago Yachtausstattung, Langenargen (DE)
Regionale Hölzer/Robinie Robinie, Eiche, Thermo -Esche, Bootsbau Züst, Altnau (CH);
Edelkastanie, Lärche/Douglasie Michelsen-Werf t, Friedrichshafen (DE)
* EcoDeck® wird zukünftig EcoTeak heißen. Herstellung und Qualität bleiben davon unberührt.
Pflegeleicht und langlebig Unschlagbar sind synthetische Produkte bei Reinigung und Pflege. Sonnenöl, Rotwein und andere hartnäckige Flecken lassen sich problemlos mit Wasser, Bürste, Reinigungsmittel und sogar Hochdruckstrahl entfernen. Im schlimmsten Fall einfach kurz überschleifen – und der ursprüngliche Zustand ist wiederhergestellt.
Fehlende Pflege und insbesondere Hochdruckreiniger machen hingegen dem schönsten Naturteakdeck schnell den Garaus.
Flexiteek kam im Jahr 2000 als erstes synthetisches Deck auf den Markt, alle gängigen Anbieter sind heute seit über zehn Jahren etabliert. Es gibt somit langjährige Erfahrungen in Verarbeitung und zur Lebensdauer. Die Hersteller geben für ihre Produkte eine Lebensdauer von 20 bis 25 Jahren an – mehr praktische Erfahrung gibt es bislang nicht. Das ist länger als bei Plantagenteak. Auch wenn die besten Naturteakdecks bei optimaler Pflege vierzig, manchmal bis zu sechzig Jahre halten, sind vernachlässigte Naturdecks auch schon nach zehn bis fünfzehn Jahren am Lebensende.
In unserer Übersicht haben wir uns auf etablierte Produkte mit erfahrenen Partnern und Referenzprojekten am Bodensee fokussiert. Eine größere Produktübersicht – auch für Selbstverleger – findet sich online.
Ausführliche Produktübersicht versch. Decksbelege unter: ibn.bodensee.com/know-how/neuedecksbelaege
Verlegung bleibt Handwerk
Auch ein synthetisches Deck will fachgerecht verlegt sein. Kosteneinsparungen ergeben sich – angesichts der hohen Preise für Teak – beim Material, der Arbeitsaufwand bleibt allerdings vergleichbar. So muss bei der Erneuerung das alte Deck entfernt, unzählige Schraubenlöcher abgedichtet und der Untergrund sauber vorbereitet werden, erklärt Julia Steiner-Müller.
Schablonen vom Deck müssen abgenommen werden – meist digital. Für Esthec bietet die Heinrichwerft ihren Digitalisierungsservice auch anderen Werften an. Klassisch mit Papier, Stift und Cutter erstellte Schablonen werden bei HFL Marine/Bootsservice Rettich für die Kundschaft digitalisiert und für spätere Reparaturen als Service archiviert.
CO2-Bilanz
Mittel
Rohsto basis
Biobasier t (Holz)
Mittel Fossil (PVC)
Mittel Fossil (PU) + Mineralien
Mittel Fossil (Rezyklat + PU)
Gut
Lebensdauer Pflege
10-20 Jahre Hoch
20-25 Jahre Sehr gerin g
20–30 Jahre Sehr gerin g
20-25 Jahre Sehr gerin g
Biobasier tes PVC > 20 Jahre (Praxis) Sehr gerin g
Mittel Fossil (PVC; ECO mit Recyclinganteil)
Mittel Fossil (PVC)
Gut
Biobasier t (Holz)
Die Werften und Verleger werden entweder mit fertig verklebbaren Paneelen beliefert, fräsen ihre Deckselemente selbst aus Platten (Esthec) oder erhalten Planken – wie bei Flexiteek –, um das Deck selbst zu verlegen. Die Stöße werden mit identischem Kunststoff wasserdicht und unsichtbar verschweißt.
Was bei einer Badeplattform einfach ist, wird bei einer Segelyacht mit Püttingen, Klüsen und Decksdurchlässen zum anspruchsvollen Handwerk.
20-25 Jahre Sehr gerin g
20-25 Jahre Sehr gerin g
20-40 Jahre Mittel
Die Verklebung muss anschließend beschwert oder unter Vakuum trocknen – Ausnahme: HFL Marine. Ob mit klassischem Systemkleber oder mit dem „Peel & Stick“-Verfahren, bei dem nur die Folie vom vorgefertigten Deckselement abgezogen werden muss –das Deck kann sofort betreten werden. Gerade beim Auskleiden eines engen Cockpits ist das von großem Vorteil. HFL Marine, beheimatet am Bodensee, produziert, verkauft und montiert das gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut entwickelte Eigenprodukt ab Bodman-Ludwigshafen.

- 28. September 2025

BOOTSWERFT
ROLF MÜLLER AG
Kreuzlingerstrasse 9
CH-8574 Lengwil
Telefon +41 71 688 41 41
info@bootswerft-mueller.swiss www.bootswerft-mueller.swiss


Hitze und Rutschfestigkeit
Bei Hitze, Sonneneinstrahlung und Windstille werden Decks heiß – synthetische Decks sogar noch heißer. Da brennen barfuß schon mal die Fußsohlen. Dagegen helfen helle Farben, Wind oder ein Kübel Wasser – aber Achtung: Nasse Decks sind barfuß oft etwas rutschiger.
Dem Thema „Hitzeentwicklung“ haben sich die Hersteller angenommen. Flexiteeks Cool Technology (3G) und PlasDECK CoolTeak versprechen, dank spezieller Pigmente, 30% kühler zu sein als ihre Vorgängerversionen.
Nachhaltigkeit – erste Schritte
Auch wenn die Hersteller ihre Produkte im Vergleich zu Urwaldteak als nachhaltig bewerten, enthalten dennoch alle Produkte Kunststoffe auf fossiler Basis – was die CO₂-Bilanz schmälert. Flexiteek setzt in seiner neuesten Generation (3G) bio-attributed PVC ein, wodurch der fossile Anteil reduziert und der CO₂Ausstoß laut Hersteller um bis zu 80% gesenkt wird. Die PlasDECK ECO-Serie nutzt eine zweite Schicht aus Produktionsrezyklat (bis zu 60% Anteil) und spart so rund 25% CO₂ ein.
Während sich die Hersteller um mehr Nachhaltigkeit bemühen, bleibt das Recycling am Ende der Lebensdauer problematisch. Das betrifft nicht nur Kunststoffdecks, sondern Kunststoffboote ganz allgemein.
EcoDeck – Klampen, Püttings und Decksabschluss vom Bootsbauer perfekt umfasst. Foto: Bootswerft Rolf Müller

Bis Werkstoffe im Sinne der Kreislaufwirtschaft dem Produktionsprozess wieder zugeführt werden können, ist noch viel Entwicklung nötig – gerade bei Verbundstoffen. Ein Thema für einen zukünftigen Beitrag.
Kork und regionale Hölzer als Naturalternativen Nebst synthetischen Decks gibt es auch natürliche, regionale Lösungen. Korkdecks von SeaCork, OceanCork, Navicork und MarineDeck – aus portugiesischem oder südeuropäischem Kork – sind auf dem Markt, weitgehend CO₂-neutral und kompostierbar. Korkdecks als Naturprodukt benötigen Imprägnierung oder Versiegelung, Reinigung und Nachbehandlung. Weniger als Teak, mehr als Kunststoff. Referenzprojekte am Bodensee konnten wir (noch) nicht finden, interessant sind die Produkte allemal.

Klassische Optik – moderne Technik. Foto: Heinrichwerft
Dafür gibt es bereits wunderschöne Decks aus regionalem Holz – Robinie eignet sich hervorragend. Da Robinie keinen nennenswerten Ölgehalt hat, muss sie regelmäßig zur Pflege und für die Optik geölt werden. Regionale Hölzer werden im Bootsbau immer beliebter. Dazu werden wir im Winter mit Experten und Fachfrauen durch unsere Wälder und Werften gehen. Seien Sie gespannt.
Fazit: Teak ist Geschichte
Die Tage von Teakholz im Bootsbau sind gezählt. Schon heute werden neun von zehn Decks aus synthetischem Material hergestellt – langlebig, pflegeleicht und variantenreich. Klimatisch und ökologisch bleibt ein verbesserungsfähiger Fußabdruck. Regionale Hölzer haben Zukunft. Wissen und Erfahrung sind noch beschränkt, Produkte in Entwicklung. Dafür wachsen die Hölzer im Bodenseeraum – und der Materialkreislauf ist regional gegeben.












Samstag / Sonntag, 18./19. Oktober 2025
Die Werften der Zentralschweiz öffnen Luken, Türen und Tore. Von Bavaria über Candela, Galeon, Marex, Pointer, Regal, Sealine und Sea Ray bis Windy… Motor- und Segelboote, neu und gebraucht, Liegeplätze, Charter, Unterhalt.
www.letsboat.ch

IBN ONLINE
Mehr Wissen, mehr Service, mehr Bodensee: Auf IBN online finden sich nicht nur aktuelle News, Fachartikel und das multimediale ePaper, sondern auch die
AKTUELL

Frauenpower zwischen Alpen und Großstadt
Vom klaren Davoser See bis zur Adrenalin-Hochburg Berlin: Das Bodensee-Frauenteam zeigte im Spätsommer, was Segelleidenschaft bedeutet. Erst ein intensives Trainingslager in Davos mit Taktik, Theorie und J/70-Action – dann ein beeindruckender 6. Platz bei der Women’s Sailing Champions League in Berlin.
wind.bodensee.com/women-sailing-league-davos-berlin

Segeln ohne Grenzen: Lena Deike zeigt, wie Inklusion gelingt
Kinder mit Handicap steigen in Friedrichshafen selbstbewusst in die Jolle. Lehramtsstudentin Lena Deike macht’s möglich: Mit ihrem Projekt beim Württembergischen Yacht-Club beweist sie, dass gelebte Inklusion auch auf dem Wasser funktioniert – mutig, herzlich und inspirierend.
inspiration.bodensee.com/inklusion-aufdem-wasser
hilfreiche Bodensee-KI, spannende Reportagen und exklusive Inhalte für Print-Abonnenten. Einfach mal reinklicken: https://ibn.bodensee.com

Dasselbe in Grün: Segel aus Flaschen
Aus PET-Flaschen werden Segel – eine Revolution für Umwelt und Wassersport. Hersteller wie Elvström oder North Sails setzen auf Recycling-Polyester und Bio-Dyneema. Das Ergebnis: starke Tuche, weniger CO₂ und ein neuer Kurs Richtung Nachhaltigkeit.
know-how.bodensee.com/selgeltuch-ausrecyclingmaterial/

Zweiand-Regatta.
45. Ein- & Zweihand-Regatta rund um den Bodensee mit spannenden Rennen
Vom 22. bis 24. August 2025 startete der Yacht Club Bregenz zur 45. Auflage der legendären Ein- & Zweihand-Regatta: Solo- und Duowettkampf auf dem Bodensee mit Yardstick-, ORC- und Klassenwertungen. Ergebnisse und Fotos online.
aktuell.bodensee.com/ein-zweihand-rundum-2025/
Women`s Sailing Champions League (Berlin). Foto SCL sailing energy
Lena beim Trainining in FN, Foto: Anette Bengelsdorf
Ecco XRP - auch für sportliche Segler, Foto: Segelmanufactur F.Ertel
Ein- &
Foto Peter Rüdisser
INSPIRATION


Frühstück in Lindau. Foto: Julius Osner
Ein Mann, ein Ruderboot, ein Ozean
Auf dem Bodensee trainiert Steve Chetcuti mit unerschütterlicher Entschlossenheit für „The World’s Toughest Row“: Im Dezember 2025 will er mit seinem Boot Kamila solo den Atlantik überqueren –rund 4800 km von La Gomera nach Antigua. 55 Tage Kampf gegen Wellen, Wind und Einsamkeit.
inspiration.bodensee.com/vom-bodenseein-die-karibik-haertests-ruderrennen-derwelt
AKTUELL

Youth Cup 2024 | Foto: J. von Allmen
Youth Cup 2025: Hochkarätig besetztes Heimspiel für Kreuzlingen
Am 6. und 7. September traf sich die Segeljugend am Bodensee. Für die SV Kreuzlingen starten Pablo und Malena Rüegge, Simon Mille und Linus Abicht – frisch dekoriert mit U21-WM-Gold und Silber. Weltklasse-Segler im Kampf um den Heimsieg!
aktuell.bodensee.com/youth-cup2025-heimspiel-fuer-die-sv-kreuzlingen
Seezunge Online – der digitale Genussführer
Der kulinarische Bodensee auf einen Klick: Abonnenten lesen die Seezunge jetzt auch online – mit über 1.000 Adressen, persönlichen Empfehlungen und spannenden Genussgeschichten. So wird der Gastroführer zum digitalen Begleiter für Entdeckungen rund um den See.
ibn.bodensee.com/seezunge-online
POWER

Tender 06 Molabo. Foto: Julius Osner
Neue Energie für den Wassersport: Molabo setzt auf 48 Volt
Leise, sicher und effizient: Mit seinem innovativen 48-Volt-Antrieb bringt Molabo die Elektromobilität aufs Wasser. Von Freizeitboot bis Feuerwehrschiff –die Technologie „Made in Germany“ eröffnet neue Chancen für eine saubere Zukunft.
power.bodensee.com/molabo-elektrischebootsmobilitaet-neu-gedacht
Ruderer Steve Chetcuti. Foto: Julius Osner





vom 24.09. - 28.09.2025
Mi - Fr: 9 -18 Uhr
Sa: 9 - 19 Uhr incl. get-together für Hafen- & Neukunden
So: 9 - 17 Uhr


Ausstellung exklusiver Bootsmarken u. a. Galeon, Bayliner, Comitti, Powerboat Offizielle Vertretung weiterer Marken, wie Steeler, Marian, Dock Steel, Anytec, Ockelbo Attraktive Neu- & Gebrauchtboote
Probefahrten mit Bayliner C21, M15, VR6; Galeon 335 HTS
Aussenbordmotoren von Mercury Marine, Torqueedo, Cox Powertrain
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Abnahme & Anmeldung Wartung & Service aus einer Hand freier Eintritt freie Liegeplätze für Saison 2026 in BCK Marina




Die Geschichte des Vaurienauf Volksboot, Jugenderinnerung und Segellegenden
Text: Regula Zwicky (mit Auszügen von Chloé Torterat, Boote.com)
1951 war Segeln noch ein Vergnügen für die wohlhabende Elite. Der französische Architekt und Segler Jean-Jacques Herbulot erhielt den Auftrag, eine erschwingliche Jolle zu entwickeln, der Preis durfte nicht höher liegen als der von zwei Fahrrädern.
Die Lösung: Sperrholz. Passend zur genormten Länge der Platten von 4,08 Metern konstruierte Herbulot ein Boot mit exakt dieser Rumpflänge. Der erste Vaurien entstand im Pariser Salon des Architekten. Der Name steht französisch für Nichtsnutz und war der Spitzname seines geliebten Hundes.
Leicht und wendig – mit 4,08 Metern Länge ist der Vaurien nicht nur für Einsteiger, sondern auch für anspruchsvolle Regatten geeignet.



Der Auftrag für die Jolle stammte von Philippe Vianney, einem Mitglied der renommierten, 1947 gegründeten Segelschule Les Glénans. Auf den der Bretagne vorgelagerten Inseln gelegen – ein Refugium für die Segler der Résistance.
Leicht zu handhaben und mit der KnickspantBauweise, einer speziellen Linienführung, versehen, entwickelte sich der Vaurien rasch und überzeugte auf der ganzen Linie. Die ersten 100 Exemplare wurden in der Costantini-Werft in La Trinité-sur-Mer gebaut. Noch nie zuvor wurde ein Boot in der Massenproduktion gebaut. Die Nachfrage war enorm und die Boote verkauften sich sprichwörtlich „wie warme Semmeln“. Ende 1953 segelten bereits 200 Vaurien in Frankreich.
Historischer Bau- und Ausrüstungsplan: Der 1951 von Jean-Jacques Herbulot entworfene Vaurien gehörte in den 1950er- bis 1970er-Jahren zu den meistgebauten Jollen weltweit.
Rolf und Heinrich Zwicky in ihrem Vaurien „Juxli“.


Vom Vaurien zu den großen Klassen
1954 fanden die ersten französischen Meisterschaften statt. Dank seiner Erschwinglichkeit und der überschaubaren Handhabung avancierte der Vaurien zum beliebten Boot für Segelschulen und als Jugendboot für die Clubs.
Sportlich war der Vaurien für viele die Grundlage für spätere olympische Klassen oder das Yachtsegeln. Segelgrößen wie Eric Tabarly, Philippe Poupon, die Brüder Pajot, Jean Le Cam und Pierre Fehlmann in der Schweiz, sammelten ihre ersten Segelerfahrungen auf dieser kleinen Jolle. 1957 zählte man bereits 2000 registrierte Boote in Frankreich und 80 in der Schweiz. Mit den vielen Neubauten und den großen Teilnehmerfeldern war der Vaurien auf dem besten Weg, eine internationale Klasse zu werden. Ab 1965 wurden die Rümpfe auch aus Polyester gefertigt, Holzmasten wichen Alumasten und 1974 kam der Spinnaker dazu. Die Szene war vorwiegend durch die Jugend aus Frankreich, Spanien, Holland, Deutschland und der Schweiz geprägt. Bald fand man den Vaurien auch auf anderen Kontinenten, in Afrika und Südamerika.
SPEZIFIKATIONEN
Der Vaurien in Zahlen
Konstrukteur Jean Jaques Herbulot
Konstruktionsjahr 1951
bisher gebaut ca. 36.500 Boote
Länge 4,08 m
Breite 1,47 m
Gewicht segelklar 95,00 kg
Rumpfgewicht 73 kg
Segelfläche am Wind 10,5 m²
Groß 7,60 m²
Fock 2,90 m²
Spinnaker 9,40 m²
optimales Crewgewicht 100-150kg
Mehr Informationen gibt es unter: www.vaurien.de und www.vaurien.org
Gute Erinnerungen. Regula Zwicky und Carmen Somm segeln nach über 40 Jahren nochmal zusammen den Vaurien. Foto. Julius Osner

Der moderne Regatta-Vaurien hat ein ausgestelltes Großsegegl und einen größeren Spi. Foto: AS Vaurien Deutschland
Wie wir auf den Vaurien kamen
In den stürmischen Jahren der Pubertät hatten wir wenig Lust auf „Segeln mit den Eltern“. Zum Glück war uns das selbstständige Segeln von Kindsbeinen an in die Wiege gelegt. Als Club-Boot stand uns in Altnau ein Vaurien zur Verfügung. Der Bootsbauer und Gründungspräsident Emil Stäheli war selbst ein begeisterter und erfolgreicher Segler. Mit viel Herzblut gab er sein Wissen an uns Junioren weiter. Einige seiner Ratschläge, wie „Segle zuerst immer das lange Bein“ klingen mir heute noch im Ohr. In den Wintermonaten brachte uns Migg bei, wie man die damals überwiegend hölzernen Boote überholt.
Das berühmte Gefühl unter dem Po Meine Freizeit verbrachte ich bis zu meinem 20. Lebensjahr als Vorschoterin auf dem Vaurien mit meinem Bruder Rolf als Steuermann. Wir segelten auf dem Bodensee, dem Genfer- und dem Bielersee. Bis etwa 1973 segelten wir noch ohne Spinnaker, setzten
dafür den Baum zum „Schmetterling“. Unvergessen das Gefühl, wenn unser liebevoll Blumenkistli genannter Vaurien auf Raumkurs ins Gleiten kam. Das satte Klatschen des Rumpfbodens auf den Wellen kann ich heute noch hören. Begleitboote? Moderne Funktionskleidung? Fehlanzeige. Was zählte, war Erfahrung, Durchhaltewillen und das bei Jollenseglern oft zitierte „Gefühl unter dem Po“, das sichere Gespür für Boot, Wind und Wasser.
Wachsende Vaurien-Szene
Ab den 1970er-Jahren entstand eine lebendige Vaurien-Szene in Rorschach, Altnau, Radolfzell und in der Westschweiz. Migg baute einen Straßenanhänger für drei Boote und fuhr uns mit seinem Land-Rover zu Trainingslagern am Davoser- oder Silvaplanersee sowie zu Regatten in der ganzen Schweiz. VaurienFelder mit über hundert Booten waren damals keine Seltenheit, es war die Geburtsstunde einer weltweiten Jugend-Regattaszene.

Die Junioren-Weltmeisterschaft 1974 auf dem Ijsselmeer war mein seglerischer Höhepunkt. In einem der Läufe kenterten wir fünfmal und schafften es dennoch ins Ziel. Auf dem Heimweg fuhren wir mit dem Vaurien auf dem Anhänger über Paris. Treffpunkt: Eiffelturm! Ohne Handy oder Navi fanden wir hin, ich hatte gerade erst den Führerschein gemacht und parkte am Trocadéro, mit perfektem Blick auf den Eiffelturm. Dank der Unterstützung von Eltern, Trainern und Clubs entstand eine stabile Basis für die Jugend-Segelszene. Für mich war diese Zeit nicht nur eine sportliche, sondern auch eine persönliche Lebensschule: Wille, Teamgeist und die Faszination für Boote begleiten mich bis heute. Obwohl wir Mädchen damals in der Unterzahl waren, war der Umgang mit den Jungs unkompliziert. Unsere Zeltlager waren eine Mischung aus sportlichem Ehrgeiz, Spaß und echter Freundschaft. Viele dieser Bindungen bestehen bis heute, ich möchte diese wertvollen Jugendjahre nicht missen.
Sprungbrett für eine Segelkarriere
In den 1970er-Jahren erlebte die gesamte VaurienSzene eine besonders lebendige und erfolgreiche Phase. Ein erster Höhepunkt aus schweizerischer Sicht war 1973 die Qualifikation der Gebrüder Adrian und Daniel Schmidlin sowie von Josef und Brigitta Böck vom Segelclub Rietli für die Weltmeisterschaft in Mosambik. Die Hochburg der Vaurienisten befand sich jedoch am Bieler- und am Neuenburgersee, sie holten sich in Radolfzell regelmäßig Podestplätze. Großen Respekt genoss auch das Team der Familie Alfred Fuchs von der Segler-Vereinigung Staad, das mit seinen Leistungen die Konkurrenz herausforderte und den sportlichen Ehrgeiz in der Szene zusätzlich anspornte.
Auch mein Bruder Rolf fand im Vaurien sein sportliches Fundament. Erste Erfolge feierte er als bester Junior mit einem hervorragenden sechsten Rang an der Weltmeisterschaft 1975 in Livorno. 1976 und 1978
Seit 2017 entstehen bei der Hein Werft neue GFK Vaurien. Foto: AS Vaurien Deutschland

folgten zwei zweite Plätze am Radolfzeller Vaurien Cup, die seine Stellung unter den besten Seglern der Klasse festigten und ihn 1979 zum Schweizermeister führten. Der Vaurien wurde für Rolf das Sprungbrett in seine spätere olympische Karriere.
Der Vaurien auf dem Zellersee 1967 – 2001
Im Archiv des Radolfzeller Yachtclubs finden wir, in den von Franz Boos säuberlich aufgeführten Dokumenten, den Club als Austragungsort von sage und schreibe 30 Internationalen Vaurien Cups. Dieser zählte damals als Ausscheidungsregatta für die WM und Junioren WM für Schweizer-, Deutsche- und Österreicher-Segler. Der renommierte Club veranstaltete zudem drei Vaurien-Weltmeisterschaften. Beim Cup 1974 segelten bei der weltweit größten Regatta rund 100 Boote auf dem idyllischen Zellersee.
Vaurien – forever young!
„Der Vaurien hat sich stetig weiterentwickelt. Ursprünglich als preiswerte, leichte Jolle für jedermann entworfen, segelte er sich rasch in die Herzen von Wassersportlern weltweit. Technische Neuerungen wurden stets so umgesetzt, dass auch ältere Boote problemlos nachgerüstet werden konnten, ein Prinzip, welchem die Klasse treu geblieben ist.
In Deutschland, insbesondere im Westen, ist der Vaurien heute besonders beliebt. Was einst ein Jugendboot war, begeistert inzwischen Segelanfänger, Wiedereinsteiger und passionierte Liebhaber. Typische Vaurien-Crews lassen sich kaum in eine Schublade stecken: Erwachsene segeln mit Jugendlichen und Anfänger mit Erfahrenen. Der älteste Segler der vergangenen Saison war über 70, die Jüngste gerade einmal 5 Jahre alt.“ Peter Lakshmanan, intern. Klassenpräsident
Nathalia Rutz, YCRa – organisiert und segelt am German Open 2025 in Radolfzell mit. Foto: Julius Osner
Vaurien – Am Puls der Zeit
Fast schon selbstverständlich erscheint uns heute, was einst bahnbrechend war: die Einführung von GFK als Bootswerkstoff, die Aluminiumriggs und der Spinnaker. 2008 folgte ein bedeutender Modernisierungsschritt: ein neues Großsegel mit ausgestelltem Top, eine leicht vergrößerte Fock sowie ein größerer Spinnaker. Das Ergebnis: Der Vaurien springt bei Leichtwind schneller an, kommt früh ins Gleiten und ermöglicht vielen Seglerinnen und Seglern, flott und unkompliziert unterwegs zu sein. Seit 2013 sind auch moderne Foliensegel aus Mylar zugelassen.
Vaurien – Made in Germany
Die Glanzzeit der traditionsreichen Maurus-Werft Moos/Radolfzell endete in den 1980er-Jahren. Seither wurden in Deutschland nur vereinzelt neue Boote gebaut, dies oft in Eigenarbeit.
Die für den Bootsbau nötigen Negativformen sind teuer, eine Investition lohnt sich nur selten. Deshalb startete die AS Vaurien Deutschland, die Klassenvereinigung, im Frühjahr 2016 ein einzigartiges Projekt – mit Crowdfunding konnten neue Formen finanziert werden. Seit 2017 stehen diese der Hein-Bootswerft in Elmshorn zur Verfügung. Bereits im Oktober desselben Jahres segelte der erste Hein-Vaurien.
Mehr Informationen dazu gibt´s unter:

Das OK der German Open freut sich, dass die Vaurien-Tradition zurückkehrt an den See. Foto: Julius Osner
Ausblick:
Vaurien International German Open Vom 3. bis 5. Oktober 2025 richtet der Yachtclub Radolfzell die International German Open aus und knüpft damit an eine große Tradition der starken Vaurien-Szene am Bodensee an. Aktuelle und auch ehemalige Segler aus Deutschland, Italien, Frankreich und weiteren Nachbarländern sind willkommen. Der Termin im Herbst und die zentrale Lage machen die Veranstaltung besonders attraktiv. Neben den geplanten zehn Wettfahrten steht die Gemeinschaft im Mittelpunkt. Mitmachen kann jeder –eine Qualifikation ist nicht erforderlich.
Zur Ausschreibung bei manage2sail:
https://shorturl.at/KO42J
Vaurien Boots- und Materialbörse: www.vaurien.de/gebrauchtbootmarkt
Do-it-yourself Pläne
Seit 2000 verkauft die französische AS Vaurien etwa fünfzehn Pläne pro Jahr für den Amateurbau. Wer Zeit (200 - 300 Stunden) und ein Budget von etwa 1.000 Euro investiert, kann seinen eigenen Vaurien bauen.
Informationen zum Vaurien Selbstbau findet man unter:
https://www.vaurien.de/die-klasse/ selbst-bauen/
Die IBN begleitet das Comeback des Vaurien intensiv und ist auch bei der German Open vor Ort.
Aktuelle News finden sind jeweils auf IBN online:
https://classic.bodensee.com/vauriengerman-open-bodensee-2025
64. Vaurien-Weltmeisterschaft – 18.-24. Juli 2026
Die Vaurien-Weltmeisterschaft kehrt mit ihrer 64. Auflage im kommenden Jahr zum 7. Mal nach Deutschland zurück, an die Travemünde Woche. Es werden 100 Boote mit 200 Teilnehmenden aus aller Welt erwartet. Wir freuen uns auf spannende Wettkämpfe und ein großes Fest der Vaurien-Familie.

Freiheit schmeckt nach Salzwasser!

Ocean Youth Sailing Sardinien: Die Vellamo zwischen Blauwassersegeln und Papierfischen
Text von: Esther Brechbühler & Kelvin Locher
Früh am Samstagmorgen war es so weit: Das Abenteuer mit dem Schweizer Jugendsegelverein Ocean Youth Sailing begann. Für mich und Kelvin, Segelnovize mit großer Begeisterung für alles, was fährt, bedeutete das den Aufbruch vom Campingplatz in Alghero. Dort hatte ich zuvor gemeinsam mit Thierry und Cheyenne, zwei weiteren Crewmitgliedern, noch ein paar entspannte Urlaubstage verbracht.
Unser Ziel: die Marina Cala dei Sardi in der Nähe von Olbia. Dort ernteten wir von den sogenannten „Cüppli-Seglern“ zunächst skeptische Blicke – vermutlich, weil wir unser Gepäck eigenhändig zum Steg schleppten. Doch das konnte unsere Freude nicht trüben: Vor uns lag eine Segelwoche im Nordwesten Sardiniens – für viele von uns die erste Erfahrung auf See.


Einkauf im sardischen Supermarkt
Auf dem Katamaran Vellamo wurden wir von unseren Skippern Esther und Luki in einer satanischen Hitze willkommen geheißen. Da wir ohnehin schon etwas spät dran waren, sind wir gleich wieder los zum Supermarkt, um den Wocheneinkauf zu erledigen. Noch war die Stimmung heiter, doch im Conad offenbarte sich ein Einkaufsparadies der besonderen Art: chaotische Gänge, unlogische Anordnung, keine Übersicht. Hätte es einen Wettbewerb im „Anti-Supermarkt-Design“ gegeben, Conad hätte ihn gewonnen. Knapp 1.000 Euro und einige Nerven leichter, schoben wir nach einer halben Stunde drei randvolle Einkaufswagen zur Kasse und schließlich hinaus zum Auto. Nach einer kurzen Runde Tetris waren Einkauf und Passagiere im Auto verstaut. Während Thierry „Airport-Shuttle“ spielte, füllten die anderen auf dem Boot die Vorratskammern mit dem eingekauften Wein, Bier, Chips, Pasta, Gemüse, reichlich Käse und Aufschnitt, viel zu viel Tofu und einer 11 kg schweren Wassermelone.
Als Andreia, Larissa, Jerry und Noah eintrafen, war die 9-köpfige Crew der Vellamo komplett. Kurz dar-
auf, als alle die Schwimmwesten angelegt und den kurzen Crashkurs der Skipper absolviert hatten, stachen wir in See. Mit den Elektromotoren, die zusammen geballte 27 PS in die Schiffschrauben übertragen, sind wir zur nächsten Bucht getuckert, um dort für unsere erste Nacht zu ankern.
Cala Moresca, Delfine und ein klemmender Furler Am Sonntag begann der Segeltörn so richtig. Da das Segeln für die meisten Crewmitglieder Neuland war, gab es zunächst eine Einführung in die Grundlagen –von Manövern bis zur Navigation. Danach ging es ab ins offene Meer. Unser Ziel war die beeindruckende Isola Tavolara, die ein paar Meilen weiter südlich liegt. Leider stellte der Wind kurz vor 17 Uhr ab, sodass wir unser Ziel nie erreichten. Stattdessen ankerten wir in der kleinen Bucht Cala Moresca. Dort genossen wir unser wohlverdientes Ankerbier oder unsere Ankersoda – begleitet von einem reichhaltigen Apéroplättli. Am nächsten Morgen waren wir beim Ankerlichten überrascht, wie viele kleine Touristenboote uns entgegenkamen. Erst als ein Delfin direkt vor der Vellamo durchschwamm, wurde uns klar, weshalb. Er erfreute
Der Gennaker, unser größtes Segel mit 145m2. Foto: Esther Brechbühler
Sardische Köstlichkeiten zum Abschluss eines gelungenen Tages. Foto: Esther Brechbühler

uns mit einigen Auftauchmanövern, dann war er auch schon wieder weg. Der Segeltag verlief fast bis zum Abend genauso gut wie der Beginn. Wind, Wetter und Stimmung waren hervorragend. Als wir am Abend kurz vor der Bucht im Archipel Maddalena das Vorsegel einrollen wollten, stellten wir jedoch fest, dass das Lager des Genuafurlers klemmte. Glücklicherweise ist die Vellamo auch eine schwimmende Werkstatt, sodass Luki das Problem am nächsten Morgen im Handumdrehen beheben konnte und wir die restliche Woche trotzdem noch die Genua hissen konnten.
Von Türkis bis Orange, die Farben einer Segelwoche Noch vor dem Frühstück am Dienstag sprangen wir in die unglaublich klare Cala Coticcio. Das Wasser war so türkis, dass man es kaum glauben konnte. Nach dem Bad segelten wir nach Cannigione, wo wir am Nachmittag anlegten. Ein Landgang brachte Abwechslung und wir schlenderten durch die Gassen des italienischen Städtchens. Am Abend trafen wir uns in einer bekannten Pizzeria. Die knusprigen Teige, der Pecorino und das sardische Bier schmeckten nach Urlaub – ein rundum gelungener Abschluss des Tages.
Der Mittwoch stand im Zeichen des Segeltrainings: viel Wenden und Mann-über-Bord-Manöver. Mit einer Boje als „Opfer“ und klaren Anweisungen wurde geübt, was im Ernstfall sitzen muss. Die Hände der ganzen Crew wurden auch immer sicherer am Steuer. Mittlerweile konnten alle geradeaus steuern, und auch das GPS zeichnete keine Schlangenlinien mehr. Neben dem Training gab es immer wieder Phasen der Ruhe. Wer gerade nicht am Ruder stand, streckte sich auf dem Vordeck aus, las ein Buch oder döste in der Sonne, während die Vellamo gleichmäßig von den Wellen geschaukelt wurde. Der Kontrast zwischen Aktivität und Ausruhen machte den Tag besonders angenehm.
Fast von selbst entstand ein neuer Programmpunkt: die Fischerei-Versuche. Thierry und Kelvin hatten in der Werkstatt die Angelausrüstung entdeckt und beschlossen, ihr Glück zu versuchen. Stundenlang knoteten wir Haken, wechselten Köder, variierten Gewichte und Fadenlängen – überzeugt davon, dass der große Fang nur eine Frage der Zeit war. Doch egal, was wir versuchten, die Fische blieben unsichtbar.
Das Steuer fest in der Hand. Foto: Kelvin Locher

Einzig Andreas Papierfisch, liebevoll bemalt und an die Angel gehängt, brachte uns ein Erfolgserlebnis. Der Donnerstag begann untypisch früh. Um vier Uhr morgens hieß es: Anker auf! Unter einem klaren Sternenhimmel schob sich die Vellamo hinaus auf das stille Meer. Nur das gleichmäßige Plätschern am Bug und das Knarzen der Schoten war zu hören. Dann färbte sich der Horizont langsam orange und pink, und wir erlebten einen Sonnenaufgang, wie ihn wohl nur das Meer bieten kann.
Endlich stimmten auch Windrichtung und -stärke und wir konnten zum ersten Mal den großen, türkisfarbenen Gennaker setzen. Das Segel blähte sich im Wind – ein spektakulärer Moment.
Abschiedsvorbereitungen und Heimkehr Nach so vielen Höhepunkten wirkte der Freitag fast nüchtern. Der Wind war schwach, also blieb mehr Zeit für die Pflicht: Das Boot musste geputzt und für die nächste Crew vorbereitet werden. Alle packten mit an, schrubbten, wischten, räumten auf und brachten die Vellamo wieder zum Glänzen. Trotz der Arbeit herrschte gute Stimmung, vielleicht gerade, weil wir wussten, dass diese letzte gemeinsame Aufgabe den Abschluss einer intensiven Woche markierte.
Was uns bleibt, sind türkisfarbene Buchten, lehrreiche Manöver, lange Gespräche, gemeinsames Lachen – und vor allem eine Crew, die zu einer Gemeinschaft zusammengewachsen ist.
Lesepause auf dem Vordeck. Foto: Kelvin Locher

Jeder brachte etwas ein: Geduld, Humor, Tatkraft oder einfach die Freude am Dabeisein. Wir haben gelernt, wie man ein Segel setzt, wie man ein Boot sauber hält, und auch, dass ein Papierfisch manchmal mehr Freude bereitet als ein echter Fang. Es waren diese kleinen und großen Momente, die den Törn unvergesslich machten. Auf der Vellamo verschmolzen Wind, Wellen und Abenteuerlust zu einer Erfahrung, die weit mehr war als Urlaub – es war eine gemeinsame Reise, die uns allen noch lange in Erinnerung bleiben wird.
oben: Thierry beim Fischen mit viel Motivation und ein bisschen weniger Erfolg. Foto: Esther Brechbühler
unten: Die zufriedene Crew zurück in der Marina Cala dei Sardi nach einer erfolgreichen Segelwoche. Foto: Privat
Ocean Youth Sailing – Der Verein
Der gemeinnützige Verein Ocean Youth Sailing (OYS) wurde 2014 von rund 30 Jugendlichen und jungen Erwachsenen des Jugendsegeln Steckborn (JSS) gegründet. Heute engagieren sich bereits über 300 Jugendliche und junge Erwachsene.
Herzstück ist der selbstgebaute Hochsee-Katamaran Vellamo. Auf ihm unterrichten junge Erwachsene andere Jugendliche im Segeln und fördern damit verantwortungsvolles Handeln, Teamwork und Eigenständigkeit. Praktische Lernerfahrungen werden nicht nur beim Bau des Katamarans und in der HochseeAusbildung erworben, sondern auch im Rahmen von gemeinnützigen Projekten.
Wo Vellamo grade unterwegs ist und was im Verein als Nächstes ansteht, findet ihr immer aktuell online: www.oceanyouthsailing.com/


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