Jürgen Sykora Im BFGjournal zu Gast: Mag. (FH) Jürgen Sykora, Steuerberater und Berufsgruppenobmann für Steuerberater:innen in der KSW, im Gespräch mit Prof.Dr.
Angela Stöger-FrankMag. (FH) Jürgen Sykora studierte an der Fachhochschule für Finanz-, Rechnungs- und Steuerwesen der FH Wien und ist seit 2016 Inhaber der Kanzlei SYKORA. Er war zuvor bereits über ein Jahrzehnt in verschiedenen Positionen in der Kanzlei beschäftigt und ist seit 2015 als Steuerberater aktiv. Als Stiftungsvorstandsmitglied erlernte er die Feinheiten einer modernen Vermögensveranlagung, als aktiver Netzwerker engagierte er sich in zahlreichen Organisationen. Er ist als SVS-Verwaltungsrat und Berufsgruppenobmann der österreichischen Steuerberater:innen in der KSW tätig. Anlässlich einer Neuausrichtung der Ausbildung und einer verstärkten Nachwuchspflege baten wir ihn zum Interview.

BFGjournal: Wir haben uns beim KSW-Frühjahrsempfang Ende April kennengelernt, und Sie haben mir von Ihren Aufgaben als Berufsgruppenobmann erzählt. In meinen letzten Interviews war öfters der mangelnde Nachwuchs ein Thema. Wie könnte man die Jungen erreichen oder, auf den Punkt gebracht, wie könnte man den Beruf der Steuerberatung attraktiver darstellen?
Jürgen Sykora: Unsere Branche ist nach wie vor sehr attraktiv. Ein Teil des Mangels an Fachkräften ist auf das starke Wachstum unserer Branche zurückzuführen. Leider ist unser Beruf nicht selbsterklärend. Gerade jungen Menschen müssen wir erklären, was wir eigentlich tun. Um die jüngere Generation für Berufe in der Steuerberatung zu begeistern, setzen wir daher vermehrt auf Schulbesuche, digitale Präsenz – verstärkt auch in den sozialen Medien – und betonen die zunehmende Bedeutung von Technologie. Die Rahmenbedingungen werden ebenfalls immer attraktiver. Flexibles Arbeiten, Mentoring, Weiterbildung sowie vielfältige Karrieremöglichkeiten machen uns besonders ansprechend. Die letzten Jahre haben außerdem gezeigt, dass wir eine krisenresistente Branche sind. Vor allem wissbegierige Menschen fühlen sich von uns angezogen. Unser Berufsalltag ist äußerst abwechslungsreich und spannend.
BFGjournal: Und mit welchen Medien versuchen Sie, auf potenzielle Berufsanwärter:innen zuzugehen? Planen Sie Nachwuchskampagnen?
Jürgen Sykora: Wir präsentieren uns als KSW auf verschiedenen Kanälen. Neben Printinseraten in zielgruppenspezifischen Medien führen wir mehrere Kampagnen in den sozialen Medien durch. Zudem nehmen wir an den wichtigsten und größten Berufsmessen im Land teil. Im Mai waren wir mit einem großen Stand auf dem 4GameChangers-Festival vertreten. Die Rückmeldungen dazu waren äußerst positiv.
Meiner Meinung nach liegt das größte Potenzial jedoch in Schulen und Universitäten. Hier müssen wir unsere Präsenz weiter verstärken. Derzeit überlegen wir, Schulen, die Rechnungswesen-Berufe ausbilden, mit eigenen (gebrandeten) Gesetzessammlungen auszustatten, um den Fokus auf unsere Berufe zu schärfen.
In diesem Jahr werden wir auch unsere Website relaunchen: www.deinesteuerberaterin nen.at. Diese Website wird künftig der zentrale Dreh- und Angelpunkt für unsere Nachwuchsgewinnung sein. Dort werden wir alle Informationen und Stellenangebote zu unserer Branche präsentieren.
BFGjournal: Junge Menschen beschäftigen sich mit aktuellen Themen, darunter fällt ua auch die Nachhaltigkeit. Inwiefern spielt sie in der Steuerberatung eine Rolle?
„Nachhaltigkeit kann nicht existieren, ohne sichtbar gemacht zu werden“
Jürgen Sykora: Nachhaltigkeit ist ein riesiges Thema in unserer Branche. Ein völlig neuer Dienstleistungssektor wird innerhalb der Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung entstehen. Unsere Aufgabe wird darin bestehen, Nachhaltigkeit sichtbar zu machen und Zahlenmaterial sowie Texte für Berichte bereitzustellen. Viele Unternehmen setzen sich Nachhaltigkeitsziele. Wir helfen dabei, diese Ziele zu messen, wodurch Vertrauen in die Unternehmensberichterstattung entsteht und Investor:innen Sicherheit gewinnen. Auch Konsument:innen und andere Stakeholder werden vermehrt Fragen zu nicht-finanziellen Indikatoren stellen. Unser Job war bereits in der Vergangenheit sinnstiftend. Mit der Einbeziehung der Nachhaltigkeitsberichterstattung setzen wir jedoch einen neuen Akzent. Die Frage nach dem Sinn unserer Arbeit wird sich nicht mehr stellen oder zumindest leichter zu beantworten sein. Schließlich kann Nachhaltigkeit nicht existieren, ohne sichtbar gemacht zu werden.
BFGjournal: Kommen wir zur Ausbildung. Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit der KSW-Akademie? MMag. Dr. Sandra Allmayer, MA MBA ist neu in der Geschäftsführung. Hatten Sie schon Kontakt?
Jürgen Sykora: Die Akademie der Steuerberater:innen und Wirtschaftsprüfer:innen kann auf eine beeindruckende Erfolgsgeschichte zurückblicken. Der Berufsgruppenausschuss steht in engem Kontakt mit der Akademieleitung, und wir nehmen wechselseitig an Arbeitsgruppen und Sitzungen teil. Mit MMag. Dr. Sandra Allmayer haben wir eine würdige Nachfolgerin für Direktor Mag. Gerhard Stangl gefunden. Wir haben ein gutes Verhältnis zueinander und teilen ähnliche Ansichten bezüglich der Entwicklung und Ausbildung unseres Berufsstands. Derzeit entstehen viele neue Ideen, die wir gerade evaluieren und bereits umsetzen. An dieser Stelle möchte ich jedoch nicht zu viel verraten. Auf jeden Fall darf man gespannt sein.
BFGjournal: Präsident Mag. Herbert Houf hat heute von einem großen Digitalisierungsschub gesprochen. Wird es auch in der Ausbildung, insbesondere im Prüfungswesen, ein digitales Format geben? Wie gestalten sich in Zukunft die schriftliche und die mündliche Prüfung?
Jürgen Sykora: Das Prüfungswesen wird vollständig neu strukturiert. Peter Bartos, unser Vizepräsident der KSW, hat die Projektgruppe mit großem Engagement geleitet. Wir freuen uns, dass ab Anfang September die Klausur bereits in digitaler Form durchgeführt wird. Gerade im Bereich BWL wird dies erleichternd wirken. Die Notwendigkeit von Handschrift entfällt, und wir können Tabellenkalkulationsprogramme verwenden. Zudem denken wir laut darüber nach, die mündliche Prüfung in Form von Fallstudien anzupassen.
BFGjournal: Bei einer Prüfungsreform besteht immer die Sorge, dass wichtige und wesentliche Teile oder sogar die Kompetenzüberprüfung verloren gehen. Wie sehen Sie diese Bedenken?
Jürgen Sykora: Ich kann diese Bedenken nachvollziehen. Wir haben uns viel Zeit genommen, um die Prüfung zeitgemäßer und praxisorientierter zu gestalten. Der Prozess ist noch lange nicht abgeschlossen. Wir werden die Prüfungen und ihre Ergebnisse kontinuierlich evaluieren und gegebenenfalls Anpassungen vornehmen. Dies ist ein wichtiger Schritt, den wir unternehmen. Alles beim Alten zu belassen, war keine realistische Option.
BFGjournal: Nun eine Frage zu einem anderen Thema. Wie stehen Sie zur nunmehr gesetzlichen Verankerung der Quotenregelung im Abgabenänderungsgesetz 2023? 1)
Jürgen Sykora: Dieses Thema hat den Berufsstand aufgewühlt. Es handelt sich dabei um eine äußerst wichtige Regelung für die Abläufe in unseren Kanzleien. Ich begrüße
es, dass wir nun eine klare gesetzliche Verankerung in der Bundesabgabenordnung gefunden haben. Künftig besteht die Möglic hkeit, unter sehr restriktiven Vorgaben Zwangsstrafen gegen Kanzleien zu verhängen. Das sorgt natürlich für Aufregung. Unsere Aufgabe ist es nun, darauf zu achten, dass die notwendigen Informationen bei den Berufsangehörigen ankommen und etwaige Feinanpassungen bei der noch zu veröffentlichenden Verordnung berücksichtigt werden.
BFGjournal: Ihre Kanzlei berät überwiegend Klein- und Mittelbetriebe (KMU). Pflegen Sie Kontakte mit ähnlich strukturierten Kanzleien? Welche Vorteile sehen Sie im Vergleich zu großen Kanzleien?
Jürgen Sykora: Meine Kanzlei ist ein Familienbetrieb in der dritten Generation. Die Kanzlei war daher mein ganzes Leben lang präsent. Ich beschäftige rund 30Personen. Im Jahr 2020 habe ich mich dazu entschlossen, mit anderen ähnlich strukturierten Kanzleien ein Qualitätsnetzwerk zu bilden. Wir bilden unsere Mitarbeiter:innen im wöchentlichen OnlineJour-Fixe weiter, optimieren gemeinsam Arbeitsabläufe und unterstützen uns gegenseitig mit Arbeitspapieren und Informationsmaterial. Kleinere Kanzleien benötigen aus meiner Sicht ein Netzwerk von Kolleg:innen viel stärker.
Übrigens bin ich sehr stolz darauf, dass wir einen sehr kollegialen Berufsstand haben. Wir sind ein heterogener Berufsstand mit Kanzleien in allen Größen. Wichtig ist, dass die Kanzleigröße zu den Mandant:innen passt. KMU-Betriebe suchen persönliche Ansprechpartner:innen, Kanzleien mit geringer Fluktuation und Berater:innen, die eine ähnliche Unternehmenskultur haben.
Vor allem die persönliche Beziehung spielt eine wesentliche Rolle. In kleineren Kanzleien haben Klient:innen oft aufgrund flacherer Hierarchien direkten Zugang zu erfahrenen Steuerexpert:innen, und der Kostenfaktor spielt natürlich ebenfalls eine Rolle. Allerdings möchte ich keinesfalls Groß- gegen Kleinkanzleien ausspielen. Beide Strukturen haben ihre Berechtigung, und es ist gut, dass es beide gibt.
BFGjournal: Im Mai erhielten Sie bzw Ihre Kanzlei den BGF-Preis des Fonds Gesundes Österreich in der Kategorie „Arbeitswelt4.0“. 2) Zum Abschluss unseres Interviews daher meine Frage: Wie kam es dazu, und können Sie Ihr eingereichtes Projekt kurz vorstellen?
Jürgen Sykora: Unsere Kanzlei beschäftigt sich seit vielen Jahren intensiv mit betrieblicher Gesundheitsförderung. Durch Zufall wu rde ich auf die Fördermöglichkeiten des „Fonds Gesundes Österreich“ aufmerksam. Die Herausforderungen der „Arbeitswelt4.0“, auch als „New Work“ bekannt, stellen Betriebe vor völlig neue Aufgaben. Wie wird die zukünftige Arbeitsweise aussehen? Wie verändern sich Arbeitsabläufe und Organisationsstrukturen? Diese Fragen haben wir uns gestellt und daraufhin entscheidend in die Digitalisierung unserer Kanzlei investiert.
Allerdings ist die Digitalisierung nur eine Seite der Medaille. Wir haben uns ebenfalls mit der Frage beschäftigt, wie sich die Digitalisierung auf die Gesundheit unserer Mitarbeiter:innen auswirkt. Daher haben wir erhebliche Ressourcen in die Stressreduktion, Optimierung der Kommunikation und das Management von Ressourcen investiert. Als Beispiel haben wir ein Kollaborationstool in unserer Kanzlei implementiert, um sicherzustellen, dass alle Mitarbeiter:innen jederzeit Zugriff auf benötigte Informationen haben.
2)Der FGÖ hat in einer strategischen Kooperation mit dem Österreichischen Netzwerk Betriebliche Gesundheitsförderung (ÖNBGF) ein dreistufiges Qualitätsmanagementsystem im Bereich BGF entwickelt. Der BGF-Preis ist die höchste Auszeichnung, die nur alle drei Jahre vergeben wird. Zur Wahl standen heuer jene 1.314Betriebe, die in den letzten drei Jahren das BGF-Gütesiegel für besonders erfolgreiche BGF-Projekte erhalten haben.
1)Mein Ziel für heuer ist, … unseren Relaunch von www.deinesteuerberaterinnen.at abzuschließen und so die Nachwuchsgewinnung noch stärker zu fördern.
2)Was gefällt Ihnen besonders an Ihrer Arbeit?
In kaum einer anderen Branche lernt man so viel über Unternehmen. Man erkennt schnell, welche Geschäftsmodelle funktionieren und welche scheitern. Unsere Fachkenntnisse unterstützen Mandant:innen bei strategischen Entscheidungen und tragen zur wirtschaftlichen Stabilität der Unternehmen bei. Aus meiner Sicht ist dies ein äußerst wichtiger Beitrag zur Gesellschaft.
3)Welches Buch (oder E-Book) haben Sie zuletzt gelesen?
„The Shards“ von Bret Easton Ellis.
4)Welche sozialen Medien nutzen Sie? Was sind Ihre Lieblingspodcasts? Haben Sie einen Blog?
Ich bin auf LinkedIn, Facebook und Instagram aktiv. Ich höre gerne Podcasts des Handelsblatts und viele Hörbücher auf Audible während meiner Autofahrten. Wir arbeiten gerade an einem Blog zum Thema „Employer Branding“ und Mitarbeiterführung auf pfeilgrau.com. Übrigens hat die KSW ebenfalls einen Podcast –zu finden unter www.ksw.or.at/podcasts
5)Nach der Arbeit …
widme ich meine Zeit meiner Familie und meinen Freunden. Ich bin ein sehr geselliger Mensch und schätze das Miteinander. Es bleibt sogar noch Zeit für Sport, Kunst und Reisen übrig.
Berücksichtigung eines Hagelschadens an einem geliehenen Fahrzeug als außergewöhnliche Belastung
Entscheidung: BFG vom 20.6.2023, RV/3100142/2023; Revision nicht zugelassen.
Norm: §34 Abs 6 EStG.
Aufwendungen zur Beseitigung von Katastrophenschäden kann nur geltend machen, wer im Zeitpunkt des Schadensfalls zivilrechtlicher oder wirtschaftlicher Eigentümer des beschädigten Wirtschaftsgutes war (in Jakom/Peyerl, EStG16 (2023) §34, I. Tatbestandsmerkmale Rz59; BFG 7.3.2016, RV/1100031/2014).
Kann nicht nachgewiesen werden, dass das beschädigte Wirtschaftsgut (hier: Fahrzeug) dem Beschwerdeführer leihweise überlassen wurde, ist die Beschwerde als unbegründet abzuweisen.
Impressum
Periodisches Medienwerk: BFGjournal. Grundlegende Richtung: Entscheidungen des Bundesfinanzgerichts zum Abgaben- und Zollrecht aus erster Hand. Erscheint einmal monatlich, Jahresabonnement (Print) 2023 EUR 188,00 (Print inkl. Online) 2023 EUR 214,60 jeweils inkl. MwSt. zzgl. Versandspesen. Auslandsversandspesen werden separat verrechnet. Unterbleibt die Abbestellung, so läuft das Abonnement automatisch zu den jeweils gültigen Konditionen auf ein Jahr weiter. Abbestellungen sind nur zum Ende eines Jahrganges möglich und müssen bis jeweils spätestens 30. November schriftlich erfolgen. Nachdruck — auch auszugsweise — ist nur mit ausdrücklicher Bewilligung des Verlages gestattet. Es wird darauf verwiesen, dass alle Angaben in dieser Fachzeitschrift trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr erfolgen und eine Haftung des Verlages oder Autors ausgeschlossen ist. Für Publikationen in den Fachzeitschriften des Linde Verlags gelten die AGB für Autorinnen und Autoren (abrufbar unter https://www.lindeverlag.at/agb) sowie die Datenschutzerklärung (abrufbar unter https://www.lindeverlag.at/datenschutz).
Medieninhaber, Herausgeber, Medienunternehmen:
LINDE VERLAG Ges.m.b.H., 1211 Wien, Scheydgasse 24, PF 351
Telefon: +43 1 24 630 Serie, Telefax: +43 1 24 630-723 DW
E-Mail: office@lindeverlag.at; www.lindeverlag.at
DVR 0002356. Rechtsform der Gesellschaft: Ges. m. b. H., Sitz: Wien
Firmenbuchnummer: 102235x
ISSN: 2070-9331
P.b.b. – Verlagspostamt 1210 Wien Erscheinungsort Wien
Herstellung
Firmenbuchgericht: Handelsgericht Wien, ARA-Lizenz-Nr.: 3991
Gesellschafter: Anna Jentzsch (35 %) und Jentzsch Holding GmbH (65 %)
Geschäftsführer: Mag. Klaus Kornherr, Benjamin Jentzsch
Anzeigenverkauf und -beratung: Gabriele Hladik, Tel.: +43 1 24 630-719
E-Mail: gabriele.hladik@lindeverlag.at
Sonja Grobauer, Tel.: +43 664 787 333 76
E-Mail: sonja.grobauer@lindeverlag.at
Druckerei Hans Jentzsch & Co. GmbH
1210 Wien, Scheydgasse 31, Tel.: 01/2784216-0; office@jentzsch.at - www.jentzsch.at