UMWELT & KLIMA
F2 klimatermine 15. Juni, Tag des Windes 2007 hat Europa beschlossen, bis 2020 einen Anteil von 20 Prozent aus erneuerbarer Energie zu gewinnen. Rund um den 15. Juni wird daher in ganz Europa der „Tag des Windes“ begangen. Konsumenten und Interessenten können sich bei Events in ganz Österreich informieren, wie Windenergieanlagen funktionieren und welche Ideen zur Windkraftnutzung vorliegen. www.igwindkraft.at
18. Juni, Energiegespräche Von 18. bis 20. Juni finden in Stift Ossiach wieder die alljährlichen Energiegespräche statt. Thema dieses Jahr: Risiko. Welche Gefahren drohen dem bestehenden Energiesystem? Wer hat die Folgen zu tragen? Welche Risken kommen auf Investoren, Produzenten und Verbraucher zu? Aber auch: Welche Chancen eröffnet der Wandel? Darüber diskutieren nationale und internationale Politiker, Wissenschaftler und Experten. www.energytalks.com
W E L T U M W E L T TA G
Globale Aufmerksamkeit für die Natur Am 5. Juni für weniger CO2. WIEN (pk). – „Kick the Habit! Towards a Low Carbon Economy“, also etwa „Schluss mit der Abhängigkeit! Für eine CO2-arme Wirtschaft“ lautet das diesjährige Motto des UNO-Weltumwelttages, der wie immer am 5. Juni stattfindet. Seit 1972 gibt die UNO jedes Jahr ein Thema vor, unter dessen Banner weltweit Aktionen im Interesse der Umwelt gesetzt werden sollen. Dass es heuer um die CO2-Reduktion geht, trifft sich fast schon gut mit dem Anstieg des Ölpreises, der das Bewusstsein für die prekäre Versorgung mit fossilen Brennstoffen zum medialen Thema gemacht hat. Eine Gastgeberstadt – in diesem Jahr ist es Wellington in Neuseeland – beherbergt die UNO-Feierlichkeiten, die einzelnen Länder setzen ihre eigenen Maßnahmen. In Österreich arbeiten das Lebensministerium, die Umweltberatung sowie zahlreiche Vereine, Schulen, Gemeinden und Freiwillige zusammen. In Niederösterreich wurde der Weltumwelttag gleich zu einem landesspezifischen NÖ Klimaaktionstag umgewidmet. „die umweltberatung“ organisiert in zahlreichen Orten eine „Lange Nacht der Umwelt(beratung)“, in Amstetten gibt es einen „Klimaschutz-Kinotag“, in Winklarn dreht sich alles um Bio-Getreide. Das 1. Umwelttag-Symposium in Wien behandelt „Umweltjournalismus zwischen Wunsch und Wirklichkeit“. Und im Burgenland werden Gemeinderäte über Energieleitbilder informiert. www.umwelttag.at
FOKUS: Umwelt & Klima Leitung Report & Journale: Sabine Mezler-Andelberg Redaktion: Pamela Krumphuber ) (01) 51414-302; Anzeigen: Martin Altrichter, Peter Syrch, Walter Celand ) (01) 51414-0; Alle: 1030 Wien, Hainburger Straße 33
Donnerstag, 5. Juni 2008
Sponsoring durch die Steckdose ÖKOSTROM. Im Netz sind alle Stromsorten gleich. Der höhere Preis fördert die Erzeuger. VON ALEXIA WEISS
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cht Prozent des heimischen Stroms wird derzeit aus erneuerbaren Energien, also etwa Wind, Sonne, Biomasse oder Wasser, gewonnen. Gefördert wird das Erzeugen dieses „sauberen“, weil umweltfreundlichen, Stroms seit 2002 mit Hilfe des Ökostromgesetzes (siehe Kasten). Ökostrom-Unterstützer argumentieren allerdings nicht nur mit dessen umweltschonender Produktion. Sie sehen darin auch den einzigen Weg, einerseits langfristig den Energiebedarf abzudecken und andererseits die CO2-Emmissionen zu reduzieren. Geht es nach den Befürwortern, könnte bei entsprechendem Willen künftig sowohl auf Atomstrom als auch
ÖKOSTROMGESETZ Q In
Österreich gilt seit 2002 das Ökostromgesetz, das die Einspeisung von Ökostrom fördert. Die Betreiber von Ökostromanlagen erhalten Einspeistarife über dem Marktpreis, für die verschiedenen Technologien gelten dabei fixierte Tariflaufzeiten. Andererseits finanzieren die Konsumenten Ökostrom über die „Zählpunktpauschale“.
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Juni soll eine Gesetzesnovelle beschlossen werden, die u. a. eine Erhöhung der jährlichen Fördermittel von 17 auf 21 Mio. Euro vorsieht. Für sozial Schwache entfällt die „Zählpunktpauschale.“ Die Tariflaufzeiten werden erhöht (für Biomasse und Biogas 15 statt bisher 11,25 Jahre, für alle anderen Technologien 13 Jahre).
auf Stromerzeugung mittels fossiler Energieträger verzichtet werden. So rechnet etwa Greenpeace vor, dass das technische Potenzial zur Nutzung von Sonne, Wind, Biomasse etc. sechsmal höher als der weltweite Energiebedarf sei. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Deshalb schlägt der Energieexperte Günther Brauner (TU Wien) vor, nun einmal auf die Kraftwerksmodernisierung zu setzen. Dadurch könnte der erhöhte Energiebedarf gedeckt und mehr CO2 eingespart werden als mit allen in Österreich installierten Windkraftanlagen. Auch er meint allerdings, dass fossile Energieträger zunehmend durch regenerative Technologien ersetzt werden müssten. Vielen erscheint der in Österreich mit dem Ökostromgesetz eingeschlagene Weg dorthin allerdings zu langsam. Umweltschutzorganisationen, Energieexperten und Grüne fordern daher eine Orientierung am deutschen „Gesetz für den Vorrang Erneuerbarer Energie“: In Deutschland gibt es keine Förder-Limitierungen. Konsumentenschützern und Arbeiterkammer stößt zudem sauer auf, dass in Österreich die Förderung von Ökostrom zur Hälfte von den privaten Haushalten finanziert wird, obwohl diese nur ein Drittel des Stroms konsumieren – entlastet wird so die Industrie. Was aber ist bei einem Wechsel auf Ökostrom konkret zu tun? A Zunächst gilt es, sich für einen Anbieter zu entscheiden. Ökostrom wird von mehreren Energielieferanten angeboten, nur zwei sind allerdings mit dem von Lebensministerium und Verein für Konsumenteninformation (VKI) vergebenen Umweltzeichen „Grüner Strom“ zertifiziert: die Alpen
Das technische Potenzial zur Nutzung von Sonne, Wind, Biomasse etc. ist sechs[ DPA/Gambarini ] mal höher als der weltweite Energiebedarf, rechnet Greenpeace vor. Adria Energie (www.aae-energy.com) sowie die oekostrom AG (www.oekostrom.ag). Weitere zwei überregionale Anbieter von Strom aus Wasserkraft werden vom VKI empfohlen: Unsere Wasserkraft (www.wasserkraft.at) sowie Verbund (www.verbund.at). A Das ausgefüllte Vertragsformular (jeweils auf der Homepage abrufbar) sowie die letzte Jahresabrechnung an den Anbieter der Wahl schicken. A Der neue Energielieferant übernimmt die Abmeldung beim bisherigen Lieferanten, wobei der lokale Netzbetreiber weiterhin zuständig bleibt: Er ist verantwortlich für das Funktionieren des Netzes (und muss daher auch bei einer Störung kontaktiert werden) und übernimmt auch die jährliche Ablesung des Zählers. A Die Umstellung auf Ökostrom dauert in etwa acht Wochen. Die Rechnung wird danach etwas hö-
her ausfallen als bisher, denn für Ökostrom werden höhere Tarife berechnet. Alle Ökostromanbieter haben ihre Tarife auf ihrer Homepage veröffentlicht, sodass anhand der bisherigen Rechnung der zu erwartende Mehrbetrag errechnet werden kann. Um mit einem gängigen Missverständnis aufzuräumen: Am Strom, der nach der Umstellung auf Ökostrom aus der Steckdose fließt, ändert sich nichts. Denn, wie es Manuel Giselbrecht, Bilanzgruppenmanager der oekostrom AG formuliert, „Strom hat kein Mascherl“. Der aus Kohle gewonnene Strom wird genauso wie der mit Windkraft erzeugte in das Netz eingespeist. Mit dem teureren Ökostrom zahlt der Kunde also nicht dafür, dass er tatsächlich nur grünen Strom bezieht, sondern dafür, dass bei der Produktion seines Stromanteils die Umwelt nicht geschädigt wird.
PODIUMSDISKUSSION
„Falsch wäre, Ölpreis um jeden Preis zu senken“ Wirtschaft und Forschung diskutierten, wie man dem Klimawandel am besten beikommen könnte. VON PAMELA KRUMPHUBER Wissenschaftler haben einen anderen Blick auf den Klimawandel als die Wirtschaft. Vor allem aber würden sie andere Lösungen vorschlagen, wie das Problem in den Griff zu bekommen sei. Die Podiumsdiskussion von OMV, UNEP und „Die Presse“, die am 26. Mai in der Wiener UNO-City stattfand, versprach deshalb spannend zu werden. Neben den Klimaforschern Helga Kromp-Kolb (Universität für Bodenkultur) und Ernest Rudel (Leiter der Abteilung für Klimatologie der Hohen Warte) nahmen OMV-Generaldirektor Wolfgang Ruttenstorfer und der Wirtschaftsforscher Stefan Schleicher am Podium Platz. „Nicht der Klimawandel, sondern der Übergang zu einer nachhaltigen Lebensweise ist die größte Herausforderung“, meinte Kromp-Kolb. „Der Klimawandel eröffnet die Chance, den Ressourcenverbrauch zu reduzieren, und trotzdem ein glückliches Leben zu führen und eine gerechtere Welt zu erreichen.“
Zu viele Angst-Szenarien Ernest Rudel plädierte für eine Beruhigung der Debatte: „Es werden zu viele Angst-Szenarios errichtet. Die Leute glauben dann, sie hätten keine Zukunft. Die Wissen-
Wirtschaftsforscher Stefan Schleicher, OMV-Generaldirektor Wolfgang Ruttenstorfer, Moderator Martin Kugler („Die Pres[ Clemens Fabry ] se“) sowie die Klimaforscher Helga Kromp-Kolb (BOKU) und Ernest Rudel (Hohe Warte; v. l.) schaft tätigt diese Aussage nicht. Worst-Case-Szenarios sind in der Vergangenheit nie eingetreten.“ Wolfgang Ruttenstorfer betonte die gestiegene Nachfrage der Schwellenländer wie China und Indien bei gleichzeitigem Auslaufen der konventionell förderbaren, preiswerteren Ölreserven: „Business as usual ist nicht mehr machbar. Das billige Erdöl kommt auch nicht wieder. Als Öl- und Gasgesellschaft müssen wir heute eine grundsätzliche Neustrukturierung vornehmen.“ Zweitens seien die durch CO2 verursachten Kosten in jeder Investitionsentscheidung zu veranschlagen: „Es muss daher in Richtung Low Carbon Economy gehen.“
Stefan Schleicher warnte jedenfalls vor übereilten Schritten: „Falsch wäre jetzt, den hohen Ölpreis um jeden Preis zu senken. Natürlich muss man jenen helfen, die dadurch untragbare Lasten auf sich nehmen müssen. Der Preis zeigt uns aber auch, in welcher Struktur wir uns bewegen.“
Dirigistische Politik inakzeptabel Uneinigkeit herrschte bei der Frage, wie viel Handlungsspielraum man überhaupt habe. „Den größten Verbrauch haben derzeit Demokratien: Europa und die USA“, sagte Rudel. „Dirigistische Politik ist daher außerhalb der Diskussion. Man muss von der Realpolitik ausgehen.“ Die folge nur zum
Teil logischen Kriterien, wie Schleicher betonte: „Obwohl der Preis für Treibstoff so stark gestiegen ist, verändert sich die Nachfrage kaum.“ Statt aufgrund der gegenwärtigen Situation Prognosen abzugeben, solle man daher lieber „Backcasting“ betreiben, also von wünschenswerten Zukunftsszenarien ausgehend Maßnahmen für die Gegenwart ableiten. Ruttenstorfer dazu nüchtern: „Man muss zur Kenntnis nehmen, dass die Entwicklung einige Jahrzehnte dauern wird.“ Überraschend für den Marktwirtschaftler: Ruttenstorfer plädierte dafür, „wie beim Hausbau“ nicht nur über den Preis, sondern auch mit Normen zu arbeiten.