Die Presse: Mikrohaeuser

Page 1

BAUEN & WOHNEN

F2

Freitag, 28. März 2008

inkĂźrze Kärnten: Wohnbeihilfe steigt Der Wohnbauausschuss im Kärntner Landtag hat beschlossen, in Zukunft die Hälfte der Betriebskosten bei der Berechnung der Wohnbeihilfe zu berĂźcksichtigen. Bisher wurde der Wohnungsaufwand ausschlieĂ&#x;lich auf Grundlage der Miete erhoben.

Burgenland: Neues Baugesetz Am 1. Juli tritt die soeben beschlossene Novelle zum burgenländischen Baugesetz in Kraft. Es regelt den Energieausweis von Gebäuden gemäĂ&#x; EU-Richtlinie und legt bei der Berechnung der Energieeffizienz die strengen Grenzwerte nach Vorarlberger Modell fest. AuĂ&#x;erdem soll mit dem Gesetz eine neue Bauverordnung in Kraft treten, die Ăśsterreichweit einheitliche Regelungen fĂźr Häuslbauer und Wirtschaft festlegt.

Venedig auf Stelzen? Im 20. Jahrhunderts ist Venedig 23 Zentimeter in den Meeresboden eingesunken, zwischen 1993 und 2002 wurde die Stadt mehr als 50-mal Ăźberschwemmt. Nun prĂźft die Gemeinde eine RettungsmaĂ&#x;nahme: Unter den Fundamenten der Häuser sollen Pfosten angebracht werden, die mit Druckkolben pro Tag um acht Zentimeter angehoben werden. Kosten pro Quadratmeter: 2500 Euro. Die Alternative sind Deiche an den Eingängen der Lagune um vier Mrd. Euro.

FOKUS: Bauen & Wohnen Leitung Report & Journale: Sabine Mezler-Andelberg ) (01) 51414-298; Redaktion: Pamela Krumphuber Anzeigen: Alexandra Supper ) (01) 51414-568; Alle: 1030 Wien, Hainburger StraĂ&#x;e 33

AuĂ&#x;en kompakt, innen praktisch: Kleinstwohneinheiten versammeln auf minimaler Fläche maximale NutzungsmĂśglichkeiten.

Schneckenhäuser fßr die Stadt MINIWOHNMODULE. Schnell errichtet und mobil, ßberzeugen sie nicht nur junge Käufer. VON PAMELA KRUMPHUBER

W

as habe GroĂ&#x;stadtnomaden und Schrebergärtner gemeinsam? Es mag Ăźberraschen, aber beide so unterschiedlichen Gruppen kaufen mobile Kleinstwohneinheiten. Spätestens seit der Berliner Designer Werner Aisslinger vor mehr als zwei Jahren mit seinem „Loftcube“

EASY LIVING. WOHNEN MIT SONNE UND SEELE. Innovation soulbox - die Ăśkosolare Alternative zum Fertighaus. Ein modulares Holzbausystem bringt ein vĂśllig neues LebensgefĂźhl in Niedrigstenergie- bzw. Passivhausqualität – in den GrĂśssen MINI, MIDI, MAXI sowie allen frei kombinierbaren Anordnungen. Und das bereits ab 990,-/m2 (exkl. MWSt.)*. Die Modelle LIVING, OFFICE und WELLNESS erhalten Sie in den Ausstattungen PUR, READY und GO! *) lt. soul-AGB

[ Marc Haader ]

www.soulbox.at

so (u )l n etw o rk – Ükosolares planen & bauen gmbh ZZZ VRXO QHWZRUN DW W RI¿FH#VRXO QHWZRUN DW

fĂźr Aufsehen sorgte, sind leicht transportierbare kleine Wohneinheiten vor allem bei den urbanen Kreativen in aller Munde: Auf den Dächern Berlins will Aisslinger seine einfach anzuschlieĂ&#x;enden, etwa 20 Quadratmeter groĂ&#x;en Boxen platzieren, um dort ruhigen Wohnraum abseits des StraĂ&#x;enlärms zu schaffen – Behausungen fĂźr Menschen, die heute hier und morgen dort arbeiten, von einem Projekt zum nächsten hĂźpfen und dabei ihre Siebensachen immer mitnehmen mĂźssen. FĂźr diese sogenannten GroĂ&#x;stadtnomaden haben auch Ăśsterreichische Gestalter, Holz- und Metallbauer ähnliche Ideen entwickelt. Der Innenarchitekt Gerold Peham etwa hat 2004 eine Kleinstwohneinheit entworfen, die modernes Design und modulare Bauweise verbindet: „Die Idee war, mit relativ wenig Grundfläche zu beginnen und sie nach Bedarf zu erweitern. Das ganze Haus kann dadurch seinen Grundriss verändern, es kĂśnnen Teile weggenommen oder das gesamte Haus kann woanders neu aufgestellt werden.“ Das Basismodul von Pehams „Nomadhome“ misst 22 Quadratmeter, ein Baustein zur Erweiterung jeweils elf, zwei verschiedene Designs stehen zur Auswahl: Das Basiselement im „Trend“-Design schlägt mit 48.000 Euro zu Buche, die gĂźnstigere „Basic“-Variante kostet 38.000 Euro. In dem Preis sind die von Peham selbst entworfenen EinbaumĂśbel und alle Geräte inklusive Dusche und Heiz-Klimaanlage enthalten. Freilich braucht es auch noch ein aufgeschlossenes GrundstĂźck oder stabiles Flachdach mit Wasser- und Stromversorgung, auf dem man sein neues Heim platzieren kann. Doch fĂźr alle kleinen Häuser gilt das gleiche: Pacht ist billiger als Kauf, und wer weiĂ&#x; denn schon, wo er in 15 Jahren leben will. Sechs bis acht Wochen dauert die Fertigung, innerhalb von drei Tagen soll ein Haus vor Ort schlĂźsselfertig zusammengebaut sein. Dank der normgerechten Abmessungen kann das „Nomadhome“ mit einem Standardtransport bewegt werden, aufwendige Sondertransporte sind nicht nĂśtig. Obwohl Peham das Haus jetzt erst zur Produktionsreife gebracht hat, hat er bereits zahlreiche Anfragen, 80 Prozent davon aus dem gesamteuropäischen Raum. „Wir sprechen ein ganz selektives Publikum an“, sagt er erst. „Vor ein paar Jahren konnte mit dem Begriff modernes Nomadentum noch niemand etwas anfangen. In ein paar Jahren wird das am Markt verständlicher sein.“

Niedrigenergiehaus auf kleinstem Raum Schrebergärtner und Besitzer von Zweitwohnsitzen kĂźmmern solche trendigen Schlagworte wenig. Sie wollen schnell, platzsparend und verhältnismäĂ&#x;ig preiswert eine Unterkunft auf ihrem GrundstĂźck errichten. Wolfgang und Karl-Sascha Haas, Metallbauer aus NiederĂśsterreich, haben fĂźr diese Zwecke das „Mikrohaus“, ein Niedrigenergiehaus mit 26 Quadratmeter Wohnfläche, Dach- und Seitenterrasse entwickelt. Komplett eingerichtet vom Koope-

rationspartner Leiner kostet eine Einheit 75.000 Euro, ohne MĂśbel beläuft es sich auf 59.900 Euro. „Da sowohl Wohnbau- als auch NiedrigenergiehausfĂśrderung zu beziehen sind, bleiben unter dem Strich Kosten von etwas mehr als 30.000 Euro fĂźr ein Mikrohaus“, verspricht Verkaufsleiter Robert Leither. Eben erst auf der Boot-Tulln präsentiert, war Leither von der Struktur der Interessenten Ăźberrascht: „Wir dachten wie unsere Mitbewerber, dass wir vor allem junge urbane Menschen erreichen. Tatsächlich aber sind unsere Kunden 35 Jahre und älter. Viele haben ein gĂźnstiges GrundstĂźck in Kroatien erworben und stellen das Mikrohaus dort auf.“

Am Anfang war Susi Zu den Pionieren im Sektor Kleinstwohneinheiten zählen Johannes, Oskar-Leo und Michael Kaufmann aus Reuthe im architektonisch innovativen Vorarlberg. Schon 1997 entwickelten die Architekten Johannes und Oskar-Leo den Prototypen eines Wohnmoduls, das von Zimmerer und Tischler Michael bis heute produziert wird: 30 bis 50 Quadratmeter Nutzfläche hat „Susi“, die Kosten belaufen sich je nach Ausstattung auf 54.000 bis 100.000 Euro. Auch „Susi“ enthält standardmäĂ&#x;ig alle notwendigen Heizungs-, Sanitär- und LĂźftungsanlagen, auch sie braucht nur ein mit Strom und Wasser erschlossenes GrundstĂźck, dann lässt sich das Gebäude schnell zusammenbauen. „Die erste Kleinstwohneinheit entstand, fĂźr ein Familienmitglied“, erzählt Michael Kaufmann. „Die Besitzerin hat dem Modell auch gleich ihren Namen ,Susi‘ gegeben. 1998 folgte das EinzelstĂźck Fred, 1999 dann die Hotelbox, mit der schnell ein ganzes Hotel gebaut werden kann.“ Insgesamt wurden bisher rund 50 „Susis“ verkauft, derzeit sind gleich vier in Arbeit, die nach Frankreich verschifft werden: „Der Kunde stellt zwei zusammen und wohnt darin, eine nutzt er als Atelier, eine als Gästehaus.“ Ob als Zweitwohnsitz, als BĂźro, als Atelier oder Ăœbergangswohnung – die Miniaturhäuser wecken offenbar die Fantasie der Käufer.

AUF EINEN BLICK Der Trend zur Flexibilisierung macht auch vor dem Hausbau nicht halt: Mobile Kleinstwohneinheiten werden in wenigen Wochen gefertigt und innerhalb von ein paar Tagen schlßsselfertig aufgestellt, auf Wunsch auch mÜbliert. Die Einstiegskosten sind niedriger als beim regulären Hausbau, auch kann das Grundstßck gepachtet und muss nicht gekauft werden. Mit Erweiterungen in Modulbauweise kann das Haus dem sich ändernden Lebensstil des Besitzers angepasst werden. Einzelne Modelle erreichen Niedrigenergiehausstandard und erhalten staatliche FÜrderung.


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.