Samstag, 15. Mai 2010
BERUF UND KARRIERE
Prioritäten setzen Vorgesetzte einschalten Es gibt Tage im Job, da prasselt alles auf einmal auf einen ein. Um sich nicht zu verzetteln, müssen Mitarbeiter dann Prioritäten setzen. Dazu klären sie notfalls lieber mit dem Chef, welche Aufgaben Vorrang haben, rät Ute Heidbrink, die in München als Coach arbeitet. Das gelte vor allem, wenn etwas Dringendes dazwischenkommt und andere Aufgaben dafür liegen bleiben müssen. Sprechen Mitarbeiter das mit ihrem Vorgesetzten ab, müssen sie sich hinterher nicht den Vorwurf anhören, sie hätten ihr Soll nicht erfüllt. Auch wenn Mitarbeiter von mehreren Seiten Aufgaben zugetragen bekommen, sitzen sie schnell zwischen allen Stühlen. Dann sei ebenfalls der Vorgesetzte gefragt, um zu klären, wie wichtig und dringend die einzelnen Arbeiten sind. Oder Beschäftigte legen gemeinsam mit den Kollegen in einer Besprechung fest, in welcher Reihenfolge die Aufgaben erledigt werden sollen. Die Reihenfolge hängt Heidbrink zufolge nicht nur davon ab, wie dringend und wichtig eine Sache ist. Auch der Zeitaufwand und die Komplexität einer Aufgabe spielen eine Rolle. So lohne es sich nicht, eine zeitaufwendige Aufgabe anzufangen, wenn schon bald darauf ein Termin ansteht. In solchen Fällen sei es sinnvoller, erst eine Sache einzuschieben, die sich in der verbleibenden Zeit erledigen lässt. dpa
In der Forschung entstehen Unmengen von Daten, die richtig gelesen und ausgewertet werden müssen. Gefragt sind Experten, die sich sowohl in der Informatik als auch in der Biologie oder Medizin auskennen. Foto: Weisflog
Datensätze voller Leben Bio- und medizininformatische Studiengänge bieten Absolventen gute Jobaussichten
Service-Aktion beim Jobboten Der Jobbote, das Magazin für Ausbildung und Karriere der Stuttgarter Zeitung und der Stuttgarter Nachrichten, bietet am Mittwoch, 19. Mai, wieder einen speziellen Beratungsservice an. Diesmal geht es um das Duale Hochschulstudium Wirtschaftsinformatik. Dual studieren heißt Theorie und Praxis. Wer also ein Duales Studium anstrebt, braucht einen Arbeitgeber und einen Studienplatz, zum Beispiel an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg. Beim kostenlosen Beratungsservice sitzt am 19. Mai Uwe Abel, Referent für Berufsausbildung von der Allianz, am Telefon und beantwortet Fragen dazu. Die Hotline 07 11 / 72 05 16 97 ist von 16 bis 18 Uhr geschaltet. kn
Surfen erlaubt Privat surfen während der Arbeit ist längst nicht überall verboten: Jedes fünfte Großunternehmen (20 Prozent) erlaubt es seinen Mitarbeitern. Das geht aus einer Umfrage von TNS Emnid im Auftrag der Wirtschaftsprüfer von Pricewaterhousecoopers hervor. Daran haben sich 230 Datenschutzbeauftragte der 1000 größten deutschen Unternehmen beteiligt. Nur in jedem vierten davon (26 Prozent) gibt es ein striktes Verbot, Telefon und Internet zu privaten Zwecken zu nutzen. Knapp jede zweite Firma (48 Prozent) mit 5000 Beschäftigten oder mehr gestattet persönliche E-Mails oder Telefonate mit Auflagen. dpa
Auch einfache Wörter können manchmal für Verwirrung sorgen. Das Wort „Bedingung“ zum Beispiel. Für einen Informatiker ist eine Bedingung eine Entscheidung zwischen Null und Eins, entweder sie gilt, oder sie gilt nicht. „Ein Biologe hingegen versteht darunter, was aktuell über einen bestimmten Zusammenhang bekannt ist, welche Voraussetzungen dabei meistens gelten oder was bislang dazu beobachtet wurde. Dieser vermeintlich harmlose Unterschied kann zum Problem werden, wenn der Informatiker für den Biologen eine Studie durchführen, ein Programm entwickeln oder Daten auswerten muss.“ Das sagt Rolf Backofen, Leiter des Master-Studiengangs Bioinformatik und Systembiologie an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg, einer spezialisierten Ausbildung für Informatiker, die sich in den Life Sciences etablieren möchten. „Unsere Studierenden lernen deshalb, sowohl die Sprache der Informatik als auch die der Biologie zu verstehen und richtig zu gebrauchen.“ Der Bedarf an solchen Experten ist hoch, und das beileibe nicht nur in der universitären Forschung. Auch Pharmaunternehmen und Genforschungseinrichtungen, Kliniken, Labors und Chemiekonzerne greifen gerne auf sie zurück. Diese Unternehmen produzieren täglich Unmengen von biologischen und medizinischen Daten, die korrekt gewonnen, verarbeitet und ausgewertet werden müssen. Dass das ohne IT längst nicht mehr möglich ist, versteht sich von selbst. Doch sind
Daten nicht einfach Daten, egal aus welcher Quelle sie kommen? Mitnichten, erläutert Eckhart Hanser, Leiter des Bachelor-Studiengangs Life Science Informatik mit den Schwerpunkten Biosystem-Informatik und Klinische Statistische Informatik an der DHBW Lörrach: „Klinische Daten muss man beurteilen können. Ein herkömmlicher Informatiker kann das nicht und muss sich dieses Wissen nachträglich in der Praxis im Unternehmen aneignen.“ Umgekehrt wurden IT-Aufgaben bisher auch oft von Biologen übernommen, die die Informatik quasi nebenbei erlernt haben. „Wir haben mit dem Start dieser Ausbildung 2008 einen neuen Beruf geschaffen, der von den Firmen auch gut nachgefragt wird“, sagt Hanser. Er erwartet, dass die ersten Absolventen 2011 von ihren Ausbildungsfirmen übernommen werden und nicht lange nach Jobs suchen müssen. So vielschichtig das Berufsbild ist, so unterschiedlich sind auch die möglichen Zugänge, Ausbildungswege und Altersstufen, von denen aus man einsteigen kann: Richtet sich die DHBW Lörrach vorrangig an Abiturienten, so werden an der Uni Freiburg Informatiker mit Bachelor-Abschluss gesucht. Für Mediziner wiederum, die seit mehreren Jahren voll im Beruf stehen und mittelfristig einen Weg weg vom Krankenbett suchen, ist der Master-Studiengang Medizinische Informatik an der Beuth Hochschule für Technik in Berlin geeignet. Dort erhalten sie zuerst eine Ausbildung in Informatik und Programmierung, auf deren Grundlage dann spezia-
lisierte IT-Kenntnisse für den medizinischen Bereich aufgebaut werden – alles im Fernstudium, pro Semester sind nur vier Tage Präsenzlernen vorgesehen. Dass Ärztinnen und Ärzte nach dieser Ausbildung mit Informatikern um die Arbeitsplätze in der Datenverarbeitung konkurrieren, bereitet Studiengangskoordinatorin Gabriele Gessler keine Sorgen. „Solche Stellen verlangen umfangreiches medizinisches Wissen“, sagt sie, außerdem seien auch weiche Faktoren rele-
STUDIENGÄNGE Mehrere Studiengänge in ganz BadenWürttemberg beschäftigen sich mit der Verbindung von Biologie beziehungsweise Medizin und Informatik. So bietet etwa auch die DHBW Heidenheim im Bachelor-Studiengang Informationstechnik eine Studienrichtung Medizinisches Informationsmanagement. Bachelor-Studiengänge Medizinische Informatik haben die Hochschulen Mannheim und Heilbronn im Programm. Heilbronn bietet ab dem kommenden Wintersemester auch einen entsprechenden Master-Studiengang. Systembiologie und Bioinformatik werden auch am Universitätsklinikum Heidelberg, außerhalb Baden-Württembergs in München, Saarbrücken und Bielefeld, angeboten. kru
vant: „Ein Arzt stellt gern einen anderen Arzt ein, auch für IT-Leistungen. Man weiß, wie der andere denkt und was er kann.“ Dass man sich gleichzeitig für die strenge Informatik und für die Mechanismen des Lebens interessieren kann, ist für Studierende wie Nisha Rajasundaram jedenfalls kein Widerspruch. Die junge Inderin wollte eigentlich Ärztin werden, fand aber keinen Studienplatz und entschied sich daher für eine Ausbildung in Informationstechnologie. Nach zwei Jahren in der Software-Branche kam sie für den Master nach Freiburg: „Ich war immer an Biologie interessiert und konnte gut programmieren, deshalb suchte ich ein Master-Studium, in dem ich beides verbinden konnte.“ Deutsch hatte sie schon am Goethe-Institut in Chennai gelernt, der hervorragende Ruf des Forschungsstandorts Deutschland machte das Studium hierzulande zusätzlich attraktiv. Jetzt, nach dem ersten Semester, hat Rajasundaram noch gut zu tun, sich die biologischen Grundlagen von Bioinformatik und Systembiologie zu erarbeiten. Ihr macht es Spaß: „Besonders freue ich mich auf den Praxiskurs in Pflanzenbiologie, den ich in den Ferien besuchen werde. Ich hoffe, da schon einiges von dem umsetzen zu können, was ich bis jetzt gelernt habe.“ Pamela Krumphuber www.dhbw-loerrach.de/technik/biosysteminformatik/ www.biologie.uni-freiburg.de/studium/mbsb.php www.beuth-hochschule.de/medi
Den schönsten Tag des Lebens organisieren Hochzeitsplaner brauchen Improvisationstalent und arbeiten meistens freiberuflich – Kein geschützter Beruf
TERMINE Das Steinbeis-Transferzentrum Managementseminare & Mittelstandsberatung veranstaltet die Seminare Zeit- und Selbstmanagement am 14./15. Juni und Die neue Maschinenrichtlinie 2006/42/EG am 17. Juni. www.stzm.de; 콯 0 71 95 / 7 57 58 Im IHK-Bildungshaus beginnen die Praxisstudiengänge Betriebswirt (ab 11. Juni) und Meister für Schutz und Sicherheit (12. Juni). 콯 0 71 51 / 70 95 - 13; www.ihk-bildungshaus.de Einen Infoabend über die Weiterbildung zum staatlich anerkannten Sozialwirt gibt es am 20. Mai, 18 Uhr, im Kolping-Bildungszentrum Stuttgart, Rosensteinstraße 30. Beim Garp-Bildungszentrum in Plochingen beginnen die Kurse Mitarbeiter zu mehr Leistung führen ab 23. Juni und Vom Kollegen zum Vorgesetzten ab 24. Juni. www.garp.de 콯 0 71 53 / 83 05 - 65 Die Volkshochschule Stuttgart informiert am 19. Mai, 19 Uhr, im VHS-Zentrum Ost über die Vorbereitungskurse zum Nachholen des Realschulabschlusses. Anmeldung: 07 11 / 18 73 - 842 Redaktion: Dagmar Engel-Platz
Ständig den schönsten Tag des Lebens zu feiern – das klingt nach einem Traumberuf. In der Praxis ist der Job des Hochzeitsplaners aber harte Arbeit: Spaß haben sollen schließlich die anderen. Und damit eine Hochzeitsfeier reibungslos läuft, gibt es jede Menge vorzubereiten: Das reicht von der Suche nach einem passenden Ort über das Catering bis hin zur Musikbegleitung. Hochzeitsplaner brauchen deshalb Organisationstalent, Verhandlungsgeschick und starke Nerven. Profis aus dieser noch recht jungen Branche verstehen sich als Eventmanager der Extraklasse: „1000 Emotionen– null Stress“ gibt etwa die Agentur My Moment als Motto aus, „Wedding for you“ verspricht Traumlösungen für den Traumtag. Entsprechend hoch sind die Erwartungen, die Paare an Hochzeitsplaner haben. „Das sind natürlich schon gehobene Ansprüche – schließlich heiraten die meisten nur einmal im Leben“, erläutert Anikó Arzner aus Detmold, die für die Agentur Traumhochzeit arbeitet. „Unsere Aufgabe ist es, dass sie den Kopf freihaben und den Tag wirklich genießen können.“ Arzner hat daher immer einen „Notfallkoffer“ dabei, um als „Pannenservice“ bei der Trauung einspringen zu können: „Darin sind zum Beispiel Tacker und Nähzeug für den Fall, dass die Schleppe reißt.“ Aber auch ein Ersatz-Ringkissen, Blasenpflaster und Schminke hält sie bereit. „Und Süßes, um die Kinder bei der Stange zu halten.“ In dem Beruf ist Improvisationstalent gefragt. Wenn der Sekt nicht da ist oder der Fotograf im Stau steckt, muss der Hochzeitsplaner sich schnell etwas einfallen lassen. „Man muss also stressresistent sein“, sagt
Die Hochzeitsplanerin hilft.
Foto: dpa
Marion Keller aus Maxdorf bei Ludwigshafen, die Gründungsmitglied des Bundes Deutscher Hochzeitsplaner ist und den Beruf seit 1996 ausübt. Es wird erwartet, dass der Hochzeitsplaner im Trubel die Ruhe bewahrt und dem Paar eine psychologische Stütze ist: „Es gehört auch dazu, dem Bräutigam zur Seite zu stehen und zu beruhigen, wenn er vor der Trauung aufgeregt ist“, erklärt Arzner.
Sie heißen neudeutsch nicht umsonst „Wedding Manager“: Eine Hochzeit ist ein großes Unternehmen, das viel Planungsarbeit macht. „Das ist schon anstrengend: Es gibt ganz viele Baustellen, auf denen man arbeitet“, sagt Arzner. Das beginnt bei der Frage, wie und wo ein Paar heiraten will – kirchlich oder nicht, im Heimatort, auf einem Schloss oder am Strand von Mallorca? „Da muss man erst einmal sensibel genug sein, zu erkennen, was die individuellen Wünsche sind“, erklärt Keller. Und zugleich sind kreative Vorschläge gefragt. Ist der grobe Rahmen gesteckt, muss der Hochzeitsplaner ein passendes Paket zusammenstellen. Das bedeutet, viel zu telefonieren und zu kalkulieren, erläutert Arzner. Angebote für Raummiete, Übernachtungen, Essen, Fotografen, Musik und das Hochzeitsauto müssen eingeholt werden. Manchmal kommen exklusive Wünsche wie ein Feuerwerk hinzu. „Da ist viel Verhandlungsgeschick nötig“, ergänzt Keller. So sei es auch ihre Aufgabe, einem Paar beispielsweise zu helfen, eine kostenlose Übernachtung im Burghotel herauszuschlagen. Ein geschützter Beruf ist der Hochzeitsplaner nicht – jeder kann sich im Prinzip so nennen. Auch gibt es nicht den einen Ausbildungsweg für diesen Job. Fachleute aus kaufmännischen Berufen, dem Eventmanagement oder dem Dekorationsbereich bringen passende Grundlagen mit. Mittlerweile gibt es aber spezielle Schulungen für Hochzeitsplaner. In Zürich bietet der Verband Unabhängiger Schweizerischer Hochzeitsplaner (VUSH) einen Diplom-Lehrgang an. In Deutschland hat Marion Keller ein Schulungscenter gegründet, dessen Abgänger
künftig ein IHK-Zertifikat erhalten. Dort lernen Teilnehmer, worauf es bei der Suche nach passenden Dienstleistern für eine Hochzeitsfeier ankommt. „Hat der Kutscher zum Beispiel einen Kutscherführerschein?“, nennt Keller ein Beispiel. Außerdem wird ihnen beigebracht, wie sie ein Gewerbe anmelden und was beim Vertragswesen und Marketing zu beachten ist. Denn Hochzeitsplaner arbeiten in der Regel freiberuflich. Sie müssen sich daher auch gut verkaufen können. Der VUSH warnt vor übersteigerten Erwartungen: Angehende Hochzeitsplaner sollten damit rechnen, dass sich ihre Arbeit erst nach zwei bis drei Jahren auszahlt und entsprechend vorsorgen. Bislang gibt es keine Daten darüber, wie viel in dem Beruf verdient wird. Für die verwandte Tätigkeit
Weiterbildung & Qualifikation heute auf der nächsten Seite des Eventmanagers gibt die Bundesagentur für Arbeit ein Einkommen von 2067 bis 3435 brutto im Monat als Richtwert an. Für Anikó Arzner zahlt sich der Beruf auch auf andere Weise aus. Denn für ihre Mühen beim Organisieren einer Hochzeit ernte sie in der Regel viel Lob: „Die meisten sind ja einfach nur glücklich und geben einem das auch wieder zurück. Am Ende gibt es daher oft ein großes Dankeschön“, sagt Arzner. Tobias Schormann, dpa www.bunddeutscherhochzeitsplaner.de, www.hochzeitsplaner-ausbildung.de, ww.vush.ch