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Meditation 2014 | Ausgabe 29 | Weihnachten Ausgabe 31 I Weihnachten 2015
Pfarrbrief
Katholische Kirche im Rheinbogen Anteilnahme von Verstorbenen sein, die Pfarrgemeinde St. Joseph und Remigius wir geliebt Sollten solche psychischKöln-Rodenkirchen / Sürthhaben. / Weiß
energetischen Kräfte bedeutungslos sein? Es kann nicht falsch sein, auf Gottes Schutz durch solche schützenden Kräfte zu vertrauen. Wenn die Engel geschaffene geistige Wesen sind, dann können sie durch die eigenen seelischen Kräfte, durch andere Menschen und in Träumen zu uns kommen, uns das Leben deuten und heilend und helfend auf uns einwirken. Im Engel konkretisiert sich für uns damit Gottes Nähe. Gottes liebende Nähe umgibt mich im Engel in einer geschaffenen Wirklichkeit. Sie wird also für mich erfahrbar, konkret. Ich muss nicht nur an Gottes Nähe glauben. Sie lässt sich auch erfahren.“ (aus: Anselm Grün: Jeder Mensch hat einen Engel. Freiburg i. Br. 2003)
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Gottes Nähe – „erfahrbar“? Wie geschieht das? Bekommt nicht gerade das Leise, das Unscheinbare, die „Innerlichkeit“ der Begegnung der Maria mit dem Engel in Zeffirellis Leben-Jesu-Inszenierung eine überzeugende Glaubwürdigkeit? Vor dem Auge des Betrachters erscheint eben nicht ein der Wirklichkeit entrückter „klassischer Engel“ mit großen Flügeln – eine Art „Deus ex machina“, – der in einer imposanten Epiphanie aus einer anderen Welt in die irdische Wirklichkeit einbricht. Es erscheint vielmehr ein Engel, der – unkörperlich und rein geistig – seine göttliche Botschaft in die Tiefe der Menschenseele einpflanzt. Maria aber, die Gott auserwählt hat, aus deren Schoß der Retter und Erlöser für alle Menschen hervorgehen soll, sie erkennt und anerkennt in „ihrem Engel“ die unfassbare Herausforderung der Botschaft für ihr Leben. Die Worte des Propheten
Jeremia im Alten Testament scheinen geradezu auf Maria zugeschnitten zu sein: „Du hast mich betört, o Herr, und ich ließ mich (von dir) betören.“ Sie hat „ihren Engel“ gehört und darauf mit einem fundamentalen Lebensentscheid geantwortet.
Vielleicht ist es dies, was heute vielen Menschen so schwer geworden ist: auszuruhen, Zeiten der Stille zu suchen, in die Tiefe der eigenen Seele hinein zu horchen, der Vorsehung zu vertrauen. Bedeutet das aber nicht letztlich den Verlust des eigenen Ich, wenn ich den Anruf meines Engels in mir nicht mehr wahrnehmen kann und dadurch eben das verliere, was man „Transzendenzbezug“ nennt? Sind nicht viele von uns heute religiös so „unmusikalisch“ geworden, dass sie mit der Möglichkeit von Erfahrungen des „Übernatürlichen“, der Wirksamkeit der „Kraft Gottes“ in ihrer Lebenswirklichkeit ernsthaft gar nicht mehr rechnen? Gibt es dann aber überhaupt noch das, was wir „Wahrheit“ nennen, wenn wir glauben, der Sinn unseres Lebens erschöpfe sich hinreichend in den vielfältigen Verfänglichkeiten und Verirrungen eines rein säkularisierten Existenzbewusstseins? – Erinnern wir uns an das Wort des Apostel Paulus aus dem Römerbrief. Es könnte uns dabei hilfreich sein, der Stimme des Engels in uns selbst wieder deutlicher Gehör zu verschaffen: „Gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern wandelt euch und erneuert euer Denken, damit ihr prüfen und erkennen könnt, was der Wille Gottes ist: was ihm gefällt, was gut und vollkommen ist.“ (Röm 12,2) Wolfgang Kitze Diakon
BotenMenschwerdung Gottes
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