Klipp März/April 2021

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AUTO & MOTOR

Trotz ihrer 75 Jahre Eine erstaunlich jung gebliebene, kurvenvollendete, grazile Italienerin – das ist die Vespa Viel mehr zweirädriges „BellaItalia-Feeling“ ist nicht zu haben.

Peter Eberl und Christian Katzbeck (li.) auf der Ape (zu deutsch Biene) von Vespa: ein Nutzfahrzeug – gut geeignet für alles.

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eder kennt sie – vom Kind bis zur Großmutter. Die Vespa verkörpert italienisches Lebensgefühl, die Leichtigkeit des Seins – besonders jetzt im Sommer. Nach dem fürchterlichen Zweiten Weltkrieg fand der Motorroller weltweit rasch hunderttausende Fans, die ihn später zum Kultobjekt mit vielen Liebhabern und Sammlervereinen werden ließen – bis heute. „Es sieht aus, wie eine Wespe“, soll Firmenchef Enrico Piaggio in Pontedera ausgerufen haben, als er 1946 den Prototyp MP6 mit 98 cm3 und 3 PS erstmals selbst startete und die

Gegensätzlichkeit zwischen dem mittleren breiten Fahrerteil und der schmalen fte bemerkte in Name, der zum Symbol für Italiens Neuanfang wurde, den Willen der Italiener, wieder leben zu wollen. Das Nachkriegs-Italien war arm, vom Krieg zerstört, es fehlte an Transportmitteln und einem leistungsfähigen Eisenbahnnetz. Und da passte die Vespa als Nutzfahrzeug, als Zeichen des Aufschwungs hinein – praktisch, zuverlässig, preiswert, nicht teuer in der Erhaltung und mit Ratenzahlung zu kaufen.

Alles war so gedacht und später auch produziert, dass ein Durchschnittsitaliener damit umgehen konnte, dass er einen Reifenschaden auch ohne Montage-Montur beheben konnte. Der Motor ist daher, vom Fahrer aus gesehen, isoliert angeordnet. Das Beinschild schützt ihn auch vor Regen und Nässe – und, was ganz wichtig ist: Die Vespa ist auch ein Frauen-Fahrzeug, aufgrund des geringeren Gewichts und nicht nur der Ästhetik wegen. Die geniale Intuition dazu kam von einem Luftwaffeningenieur namens Corradino D’Ascanio, auch der Erfinder des ubschraubers r war kein Motorrad-Fan oder Experte, alles war ihm zu unbequem. Ascanio vertraute auf seine technischen Erfahrungen aus dem Flugzeugbau und die gesamte Konstruktion zeigt das: Ohne Kette, mit Getriebe, die vordere Gabel mit Stoßdämpfern,

das geringe Gewicht – um nur einige Dinge zu nennen. Geschätzte 30 Millionen „Vespas“ gibt es heute. Und genau dieser Faszination Vespa haben sich in Gleisdorf die beiden Freunde Peter Eberl und Christian Katzbeck verschrieben. „Wir schrauben seit Jugendtagen – er in seiner Gartenhütte und ich im Keller“, sagt Peter Eberl. Später gründeten sie einen VespaClub. „Wir organisierten auch viele soziale Aktivitäten und Charitys.“ Mittlerweile haben sie sich vom Club getrennt und aus ihrer VespaLeidenschaft ein eigenes, kleines Business in der Mühlgasse 79 in Gleisdorf gemacht. Dort haben sie sich in einer umgebauten Lagerhalle darauf spezialisiert, jahrzehntealte Vespas – so genannte Rost-Schüsseln – zu restaurieren und wieder fahrtüchtig zu machen. Gleich daneben betreiben sie die Bar „Sei

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