TITELSTORY
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Millionen wollen sie sehen und hören
St. Peter-Freienstein ob Leoben: Lisa Lasselsberger wuchs in dem âDorf auf dem Landâ bei den GroĂeltern auf. Es war kein âDorfâ, sondern ein Industrie-Vorort mit Hacklern aus dem benachbarten Eisenwerk Donawitz.
Die Steirerin G Lisa Eckhart. Man mag sie â oder nicht
esichert ist, dass eine Lisa Lasselsberger am 6. September 1991 in Leoben geboren wurde und ihre Mutter in Graz studierte. Daher wuchs Lisa in St. Peter-Freienstein bei den GroĂeltern auf. Jahre spĂ€ter zog Lisa zu ihrer Mutter nach Graz, besuchte dort die HIB Liebenau und maturierte 2009. Sie wurde dort durch ihre sprachlichen Begabungen âauffĂ€lligâ.
Heute ist sie als Lisa Eckhart eine Kunstfigur, lebt in Berlin, Wien und Leipzig. Der Shootingstar auf den BĂŒhnen der Kabarett-Szene im deutschsprachigen Raum. Der sein Publikum provoziert, polarisiert, schockiert. Dennoch oder gerade deshalb verfolgen Millionen die TV-Auftritte der frĂŒheren Poetry-Slamerin. Ihr kĂŒrzlich erschienener DebĂŒt-Roman âOmamaâ sorgte schon im Vorfeld fĂŒr einen Skandal, ist damit ein Bestseller geworden. Falco mit âRock me Amadeusâ und LiteraturnobelpreistrĂ€gerin Elfriede Jelinek sind auf gewisse Art Vorbilder. Peter Handkes Schriften sind fĂŒr sie nicht preiswĂŒrdig.
Foto: Paula Winkler
Weil vieles in den ErzĂ€hlungen und Interviews der Kunstfigur Lisa Eckharts unscharf bleibt â natĂŒrlich gewollt â, fĂŒhrt das zur Frage: Was ist Fantasie und was wirklich geschehen? So schreibt sie: Die Zeit auf dem Dorf in St. PeterFreienstein (ob Leoben) bei der Omama und dem versoffenen GroĂvater sei eine prĂ€gende gewesen. Dem VerstĂ€ndnis des Ăsterreichers nach ist St. Peter-Freienstein zwar ein Kaff, aber kein âDorf auf dem Landâ. Dort leben die Arbeiter, die Hackler des Eisenund HĂŒttenwerks Donawitz. Das AuffĂ€lligste an diesem Dorf, das ein Markt ist, sind ein Kreisverkehr und die kleine Wallfahrtskirche oberhalb auf einem mĂ€chtigen Felsen. Die St. Peter-Freiensteiner fangen mit dem Namen Lisa Eckhart nichts an.
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Was die BĂŒhnenfigur Lisa Eckhart erdet: Sie trĂ€gt ihren sympathisch, höïŹich artikulierten GröĂenwahn wie eine Monstranz vor sich her und steht mit beiden Beinen fest in der Luft. âKönnen Sie begrĂŒnden, woher dieser GröĂenwahn kommt?â â wird sie in einem Interview gefragt. âNein, darĂŒber habe ich nie nachgedacht. Schon aus Angst, dass er mir dann abhanden kommt. Manche Symptome sollte man nicht behandeln. Da habe ich eine viel zu groĂe Sorge vor dem Erfolg einer Therapie, der mich dann gesund zurĂŒcklĂ€sst.â
September/Oktober 2020
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