KLIPP September/Oktober 2020

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Da s ab Be er st e o f ft ü an r h ge ell fe e in Kö d pf et e , Foto: Tyromotion/Mathias Kniepeiss

Wie fühlen sich schwarze Österreicher

Die Steirerin Lisa Eckhart

Millionen wollen sie sehen und hören

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Jüngster Chefdirigent Europas Patrick Hahn, 25: der Wunderknabe aus Eggersdorf/Graz Mit Mercedes steil bergauf Fahr-Abenteuer mit dem „G“ auf der Airbase One bei Graz

„Man mag sie – oder nicht“

Foto: Paula Winkler

Foto: Daimler

Foto: Erwin Schwischay

Nur ein Jaguar? Ja, aber einer mit vier Frauen

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Österreichweit laden mit nur einer Karte an mehr als 4.000 Ladepunkten mit der Ladekarte der Energie Graz JETZT: ■ mit freiem Zugang zu tim ■ mit gratis tim-Jahresmitgliedschaft ■ ohne einmaliger Aktivierungsgebühr

Inhalt SPOTS 030Name Robinson verpflichtet 040Jochen Rindt Gedenkjahr

Vor 50 Jahren in Monza tödlich verunglückt

040Auf Augenhöhe mit Wiegele

Legends Tour 2020 wieder am Golfclub Murhof

250Nextsense misst Oberflächen

25 Data House und SAL Building

Patrick Hahn aus Eggersdorf

260Wie fühlen sich schwarze Österreicher?

KULTUR/MEDIEN 280Steiermark-Schau 2021

060... dürfen die das?

290Begräbnis erster Klasse

Antenne Steiermark feiert

070Mögen einander offensichtlich

Steiermärkische u. Jungwinzer

080 Die Steirerin Lisa Eckhart

Entweder man mag sie oder nicht.

... sagen, nur zu zeigen“

CHRONIK 140„Eine Lösung gibt es nicht“

Heute ist es die „Airbase One“, spielen und lachen Kinder dort

UMWELT/MOTOR 320 Mit der Legende ins Gelände

G-Class Experience Center im Süden von Graz

FREIZEIT

Präsident Elie Rosen nach geklärtem Synagogen-Anschlag

340 Slowenien: Vielfalt im Kleinen

... in schlechter Verfassung

360 Ein unschlagbares Duo

150Kommentar: Eine Verfassung ...

160Die Allmacht der Konkursrichter 170Die Gagen der Medien-Chefs 180 Quantensprung bei Digitalisierung

WIRTSCHAFT 200„... alles grandiose Illusion“

Ökonom Heiner Flassbeck

210„... müssen auf Null kommen“

Ökonom Franz Prettenthaler

INNOVATION BELT GRAZ 220Erstmals Gemüseernte vom Dach

... des Science Tower in Graz

230Um grünen Lebensraum kümmern

Aufgabe der Natur.Werk.Stadt

240Die AVL soll‘s richten 2

„Addendum“: ein visionäres Projekt von Didi Mateschitz – bis er die Lust daran verlor

300 Jahrzehnte Militär-Sperrgebiet

AKTUELLES 110Soli Kiani: „Ich hab‘ nichts zu

Top oder Flop – alles anders

UMWELT/FREIZEIT

COVERSTORY

Weitere Informationen auf www.energie-graz.at/elektromobilitaet

... am Beispiel von Emmanuel Kamdem und Edith Abawe

060Tyromotion gibt Rätsel auf

Bodypainting-Überraschungen

Österreichweites Laden bezieht sich auf alle gekennzeichneten Ladestationen der Mitglieder des Bundesverband Elektromobilität Österreich (BEÖ) sowie jene von SMATRICS.

Grundsteinlegung an TU Graz

HINTERGRUND

050Jüngster Chefdirigent Europas

Ein „Hidden Champion“

Streifzug durch Kulturstädte Wohnmobil und E-Bike

STANDARDS 120Lilly 390Mediathek Medieninhaber und Herausgeber: KLIPP Zeitschriften GmbH & Co KG Waagner-Biro-Straße 100, 8020 Graz Tel. 0316/426080-0 office@klippmagazin.at Officemanagement: Isabella Hasewend Redaktion/Autoren: Jürgen Lehner, Isabella Hasewend, Helmut Dietl, Reinhard Schuch, Michaela Vretscher, Martina Tosch, Elisabeth Hewson Produktionsleitung: Isabella Hasewend Fotos (wenn nicht anders angegeben): Heimo Ruschitz Produktion: Christian Wallner Lektorat: L.R. Druck: Dorrong, Graz Abonnentenpreise: Jahresabo: 20 Euro, Zweijahresabo: 35 Euro Vertrieb: Postversand Erscheinungsort: Graz, Verlagspostamt 8020 Graz, P.b.b. Nächster Erscheinungstermin: Dezember 2020 www.klippmagazin.at

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Offensichtlich – der Name Robinson verpflichtet ... mit ihrem Vater Heinz

Douglas Robinson – klingt „very british“ – die Gründung eines Autohauses. Damals eine wirkliche Sensation. Es war das erste in der Steiermark – möglicherweise sogar in der Monarchie. Das alles passierte in der Neutorgasse in der Innenstadt. Robinson begann mit Opel und Steyr zu handeln, verkaufte aber auch Styria-Fahrräder. Pferdekutschen dominierten. Und Autos? Die Leute waren neugierig, aber skeptisch. „Der Großvater wurde bei Ausfahrten manchmal sogar mit Steinen beworfen“, schildert Verena Robinson aus der Firmengeschichte.

Tradition. Wenn es gilt, Menschen in Notsituationen zu helfen. Eine Golfen als Ausgleich Golf-Charity zugunsten Help4Kids ist ein Beispiel dafür. Wobei Verena Robinson zum Golf eine mehrfache Beziehung Man feierte im Vorjahr 111 Jahre: das älteste Autohaus in der Steiermark hat. Sie offensichtlich auch Auftrag. Die spielt es auch gerne selbst, war studierte Betriebswirtin feierte darin schon gut, bevor sie ihren kürzlich ihren 35. Geburtstag mit Lebenspartner Ali Rosker kenneneinem Ausfl ug nach Triest und lernte. Seit zwei Jahren bestimmt mit einer Gartenparty in Graz. Als David Alvero (bedeutet Ali-VerenaÜberraschung hatte ihre Schwester Robinson/Rosker) das Privatleben diese mit den engsten Freundinnen der Familie. Die fünfte Generation inszeniert. Vater Heinz Robinson hat ist also schon da. Es wird aber noch Verena die Verantwortung für das viel Wasser die Mur runter fl ießen, Autohaus mit den Marken Mazda bis der Knirps David Alvero von der und Kia in der Kärntnerstraße und Familiengeschichte und „seinem die Unternehmensgruppe vor fünf Auftrag“ erfahren wird. Jahren übergeben. Die Coronakrise bedeutet auch für das schwächelnEltern Verena und Ali mit David Alvero de Autogeschäft eine gewaltige Herausforderung. Nur mit umsichtigem Management konnten Kündigungen bisher ausbleiben. Kurzarbeit gut und schön, aber der Betrieb muss praktisch ungestört weiter laufen. Vater Heinz steht, wenn es gewünscht wird, mit Rat und Tat noch zur Seite.

Der zweite Standort war dann in der Annenstraße. Der Name ist

„Tue Gutes und red‘ – NICHT viel – darüber“ – das hat in der Familie

Verena Robinson führt seit fünf Jahren das Familienunternehmen.

1. Geschäftslokal in der Neutorgasse

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eder, der länger in der Schule war, kennt den Buchklassiker „Robinson Crusoe“, geschrieben von Daniel Defoe bereits 1719. Er handelt von einem Schiffbrüchigen, der 28 Jahre lange vereinsamt auf einer Insel lebte und vielfach ums Überleben kämpfte. Natürlich kann das Grazer Autohaus Robinson von seinem Alter und der Geschichte her da nicht ganz mithalten. Aber: Bereits 1908, also noch in der Kaiserzeit der Habsburger, riskierte ein gewisser

Geistreiche Getränke über 100 Jahre

riginell und CO2-neutral war schon die Anfahrt der Gäste. Weil es am Firmenstandort in der Prankergasse in Graz nicht ausreichend Parkplätze gibt, trudelten die Gäste mit einer Sonder-Bim ein. Einstieg war bei der Stadthalle, wo diese die Autos parken konnten und vom Esperantoplatz nur 100 Meter zum Festgelände zu spazieren hatten. Die „Bauer-Straßenbahn“ ist ja schon länger in der Stadt sichtbar unterwegs. Aufgrund seiner Corona-Quarantäne schickte LH Hermann Schützenhöfer zum geistreichen 100-Jahr-Fest der Destillerie Bauer Landesrat Johann Seitinger

Foto: Klipp

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Bauer feiert – Corona macht alles umständlich

für die Marke. Jährlich fi nden hier über 2 Millionen Liter Jägermeister ihren Weg in die traditionelle grüne Flasche.

Taufe der drei Brennblasen: LR Johann Seitinger (li.) mit Hans-Werner Schlichte und seiner Mutter Winifred, 93 als Ersatz. Desinfektionsstationen und alle möglichen Vorsichtsmaßnahmen und Masken bremsten die Festtagsstimmung etwas ein. Doch diese ließen sich die Gäste bei kulinarischen Schmankerln und

steirischer Musik nicht wirklich nehmen. 1967 wurde in Graz die erste Flasche Jägermeister abgefüllt. Außerhalb Deutschlands ist die Destillerie Franz Bauer heute der einzige in Lizenz abfüllende Betrieb

Foto: Oliver Wolf

Fotos: beigestellt

Originalrechnung für ein Puch Motorrad

Bürgermeister Siegfried Nagl (li.) überreicht dem Firmenchef das Goldene Ehrenzeichen der Stadt Graz September/Oktober 2020 3

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iki Lauda, im Mai 2019 verstorben, ist laut MotorsportJargon „ein wilder Hund“ gewesen. Und eine Ikone der Formel 1. Am 1. August 1976 überlebte er einen Horrorunfall am Nürburgring beim Großen Preis von Deutschland nur, weil ihn Rennfahrer-Kollegen aus dem Flammeninferno seines brennenden Ferrari zogen. Nur 42 Tage nach diesem fürchterlichen Rennunfall saß Niki Lauda bereits wieder im Cockpit. Unglaublich. Jochen Rindt war ein wahrscheinlich noch „wilderer Hund“. Die Rennautos waren zu seiner Zeit „PS-starke, rasende Särge“. In Rindts Jahrzehnt starben 15 Formel-1-Piloten und noch einmal so viele in

Foto: Stadt Graz / Getty Images / Popperfoto

Vor 50 Jahren am 5. September 1970 beim Training in Monza

Foto: Stadt Graz / Getty Images / Popperfoto

Jochen Rindt kehrt nicht mehr zurück an die Box ...

Mit seiner finnischen Frau Nina

Bei 300 km/h brach in der Parabolica-Kurve eine Bremswelle. Das war tödlich.

anderen Klassen. Weil er Angst vor einem Feuerunfall im Auto hatte und fürchtete, nicht mehr heraus zu kommen, schnallte sich Rindt nie richtig an. Das Schicksal schlug zu, als bei seinem rot-weiß-gelben Cooper am Samstag, den 5. September 1970 im Abschlusstraining von Monza in der fünften Runde in der Parabolica-Kurve bei rund 300 km/h die vordere rechte Bremswelle brach.

stark, dass er durch seinen „losen Gurt“ stranguliert wurde, lautet ein Erklärungsversuch. Seine Frau Nina stoppte, wie das damals üblich war, die Rundenzeiten. Bernie Ecclestone, ein enger Freund Rindts und sowas wie sein Manager, überbrachte ihr die Unglücksnachricht.

Der Aufprall von Rindts Auto an der Kurvenbegrenzung war so

In Paris posthum geehrt Als Weltmeister geehrt wurde Rindt im Dezember – da war er schon begraben. Der Belgier Jacky Ickx konnte als Zweiter seine Punkte-

anzahl nicht mehr erreichen. Rindt hatte mit seinem Cooper vier Siege hintereinander geschafft – allerdings mit Colin Chapman sozusagen einen „Pakt mit dem Teufel“ geschlossen. Dieser war Luftfahrttechniker und seine Vision waren Leichtbau-Formel-1-Boliden. Diese Besessenheit kostete nicht nur Rindt das Leben. Der Brite Jim Clark wurde in einem Cooper zwei Mal Weltmeister, bevor er 1968 am Hockenheimring tödlich verunglückte. Jochen Rindt war Clarks Nachfolger im Cockpit.

Auf Augenhöhe mit Martin Wiegele Legends Tour 2021 wieder am Murhof. Gösser Medienturnier mit spannendem Finish.

olf-Profi Martin Wiegele war Gast beim nun schon 13. Gösser Medienturnier, das selbst Corona trotzte. Heuer wieder am Murhof, der traditionsreichsten 18-Loch-Anlage in Österreich. Der 42-Jährige ist einer der erfolgreichsten und bekanntesten GolfProfis Österreichs. Er schaffte bisher neun Turniersiege mit einigen Hole-in-One. Neben den Siegerschecks gab es extra zwei MazdaLimousinen, in China war es sogar eine vergoldete Pferde-Statue, die bis heute dort geblieben ist. Beim Gösser Medienturnier am Murhof wurde im Zweier-TexasScramble-Modus gespielt. Für Nicht-Golfer: Zwei Spieler bilden ein Team und es wird immer jener Ball weiter gespielt, der am besten liegt. Gespielt werden 18 Loch. Martin Wiegele galt als Turnier-Favorit, setzte sich aber mit seinem Partner erst auf den letzten fünf Löchern an die Spitze. Sein Kommentar: „Es wäre schön, wenn mir das auch auf der Tour so gut gelingen würde.“ Noch am Loch 11 führte

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Fotos: GEPA pictures

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Gastgeber Ronald Zentner (Verkaufsdirektor der Region Süd der Brauunion), Martin Wiegele, Ex-Ski-Profi und Weltmeister Michael Walchhofer und Waltraud Endthaller (Murhof) Organisator Gerald Stangl mit Premierensieger José Coceres. Man freut sich am Murhof schon auf den nächsten Sieger der „Riegler & Partner Legends“ im Mai 2021. das Team Gerald Stangl (Murhof) die Score-Liste an. Ihm zugelost war KLIPP-Chef Jürgen Lehner. Erst mit seiner mäßigen Tagesform (mangelnde Spielpraxis) auf den letzten sechs Löchern machte der KLIPP-Chef die Chance zunichte, dass der souverän aufspielende Gerald Stangl mit seinem FlightPartner auch die Tages-Bruttowertung gewonnen hätte. So blieb als „Trostpflaster“ nur der Sieg in der Nettowertung.

Sowohl Gastgeber Ronald Zentner wie auch „Tour-Direktor“ Gerald Stangl zeigten sich wieder einmal beeindruckt, mit wie viel gegenseitigem Verständnis die Vertreter der heimischen Medien am Platz miteinander umgingen. Unter den Teilnehmern waren unter anderem die bekannten steirischen ORFJournalisten Gerhard Koch und Gerhard Draxler sowie auch deren Wiener-Kollegen, Steirerkrone-Chef Oliver Pokorny, Grazetta-Eigentümer Siegmund Birnstingl, Gepa-Geschäftsführer Martin Ritzer, das Familien-Trio Pertzl vom Journal Graz, Weekend-Geschäftsführer Robert

Eichenauer und eine mehrköpfige „Abordnung“ der Sportredaktion der Kleinen Zeitung. Beim Medienturnier noch inoffiziell, ist das Highlight jetzt amtlich: Die Golf-Legenden werden vom 5. bis 9. Mai 2021 mit dem Sponsor Riegler & Partner am Murhof ihr Auftaktturnier der neuen EuropaTour haben. Für Turnier-Organisator Gerald Stangl, den Murhof, Frohnleiten, die Steiermark und den österreichischen Golfsport ist das ein wichtiges, internationales Ausrufezeichen. Der erste Auftritt der Golf-Legenden im September 2019

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Vor der speziell bedruckten Straßenbahn anlässlich des Gedenkjahres von Jochen Rindt (v.l.): Bgm. Siegfried Nagl, Natascha Rindt, Rindt-Freund Helmut Marko. Jochen Rindt wuchs als Waise bei seinen Großeltern – einer Rechtsanwaltsfamilie – in Graz auf. Seine Eltern kamen bei einem Bombenangriff im Jahr 1943 ums Leben. Die Familie besaß Gewürzmühlen in Deutschland. Mit einem frisierten Simca Aronde, in dem er eigentlich seine Großeltern in Graz chauffieren sollte, fuhr er in Innsbruck am Flughafen sein erstes Rennen. Damit war klar, dass er beruflich nichts mehr anderes machen wollte. Im Privatgymnasium des ehemaligen

SS-Offiziers Wilhelm Höttl hatte er mit Mühe und Not und leicht verzögert die Matura geschafft. Wohlhabende Familien hatten dort ihren männlichen Nachwuchs – die sogenannten „bösen Buben in den Flegeljahren“ – als letzten Ausweg hingeschickt. Auch der heutige Red-Bull-Motorsport-Chef Helmut Marko maturierte dort. Die beiden wurden Freunde. Was er fürs Rennfahren mitbrachte, das hatte Jochen Rindt und seine Generation im Straßenverkehr gelernt – bei verbotenen Privatrennen irgend-

Sein Begräbnis in Graz glich einem Staatsakt. 30.000 folgten dem Trauerzug zum Zentralfriedhof. Seit kurzem „lebt er“ im neuen Stadtteil Reininghaus mit dem JochenRindt-Platz weiter.

Jochen Rindt wurde am 18. April 1942 in Mainz geboren. Rindt debütierte beim Großen Preis von Österreich 1964 in der Formel 1. Seine letztes Rennen absolvierte er zwei Wochen vor seinem Tod beim Großen Preis von Österreich. Rindts Bilanz in der Königsklasse des Motorsports: 60 WM-Starts, 6 F1-Siege, 13 Platzierungen unter den Top 3, 3 schnellste Rennrunden, 10 Polepositions, 109 WM-Punkte gesamt.

Foto: Christina Dow

Armin u. Monika Tement, Anna-Katharina Mayer, Helmut, Dominik und Mathis Schramke

Jedem Winzer seine Lederhose

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ie Idee dazu kommt vom steirischen Familien-Modeunternehmen Mothwurf. Eigentümer Helmut Schramke: „Wir wollten ein neues Projekt auf die Beine stellen, das die Stärke und den heimatverbundenen Stil der Steiermark widerspiegelt. Was eignet sich dafür besser als eine Lederhose? Und auch das Motto war schnell gefunden – denn steirischer Wein ist ein international erfolgreiches Aushängeschild unseres Landes.“ Die steirische Winzer-Lederhose gibt es vorerst in zwei Ausführungen – in braunem Hirschleder und grauem Ziegenleder. Als prominenter Kooperationspartner fungiert das südsteirische Weingut Tement.

Foto: Stephan Friesinger

Foto: Stadt Graz / Fischer

wo auf den heimischen, damals noch sehr schlechten Straßen. Jochen Rindt war ein Instinkt-Fahrer – von Fahrsimulatoren oder Rennmathematikern war damals noch nicht die Rede. Seine Erfolge und sein Charisma machten aus dem Ski-Land Österreich auch eine Motorsport-Nation. Er ist bis heute der einzige Weltmeister, der nie von seiner Krone erfuhr. In seinem Taschenkalender steht am 12. Dezember 1970 mit Bleistift: „Paris?“ Dort gab es für ihn posthum im Dezember die Weltmeisterehrung.

Jüngster Chefdirigent Europas...

hat für nachhaltiges Echo gesorgt. „Und wir rechnen bei der neuen Legends Tour mit einem noch prominenteren Starterfeld am Murhof“, so Gerald Stangl. Und zu guter letzt: Am 19. und 20. Oktober gibt es am Murhof die Österreichischen Journalisten Meisterschaften. Seit dem Vorjahr ist ja GEPA-pictures-Geschäftsführer Martin Ritzer der Präsident von Mediagolf Austria. Er gewann mit seinem neunköpfigen Team Austria sogar das European Masters of Golfing Journalists 2019 – mit 43 Punkten Rekordvorsprung auf Deutschland. Und damit ist der Titel seit 2011 erstmals wieder in Österreich.

Foto: Ingo Hoehn / LSO

Mediagolf-Austria-Präsident und GEPApictures-Geschäftsführer Martin Ritzer (Mitte) beim Jubeln nach dem EM-Sieg im Vorjahr am Murhof. Wer wird in diesem Jahr als Journalisten-Meister jubeln?

Foto: Erwin Schwischay

... in Eggersdorf. Wunderknabe Patrick Hahn, 25, macht Karrieresprung

Zu Hause am Klavier in Eggersdorf und bei der Arbeit als Dirigent mit dem Orchester.

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it lang anhaltendem Applaus und „Zugabe-Zugabe“-Rufen wollte das Publikum in Eggersdorf ihn nicht von der Bühne lassen „Der mit dem Musik-Gen – ein Ausnahmekünstler: der Steirer Patrick Hahn“, titelte KLIPP im Oktober 2017 ein Porträt über den gebürtigen Eggersdorfer. Mit der Spielzeit 2021/22 wird der erst 25-jährige Steirer nun Generalmusikdirektor der Wuppertaler Bühnen und des dortigen Sinfonieorchesters. Er wird damit zum jüngsten Generalmusikdirektor – so der Fachbegriff – Europas. Bereits mit 19 dirigierte er an der Oper Budapest. Für die zu be-

setzende Stelle in Wuppertal gab es rund 100 Bewerber aus dem In- und Ausland. Nach einem dreistufigen Auswahlverfahren bestimmten die Verantwortlichen Patrick Hahn zum neuen Generalmusikdirektor. „Ich freue mich ungemein, mit einem derart motivierten, hochklassigen und versatilen Klangkörper eine aufregende Reise zu beginnen“, so Patrick Hahn. Der auch schon Tourneen durch Japan hinter sich hat und an der „Elphi“ (Elbphilharmonie) in Hamburg arbeitete. Es ist ein zeitlicher Zufall, dass das ORF-Landesstudio Steiermark ein 45-minütiges Film-Porträt über Patrick

Hahn produziert hat. „Auftakt Patrick Hahn“ von Erwin Schwischay hatte am 9. und 10. Oktober in der Kulturhalle in Eggersdorf seine echte Publikumspremiere. Einen Zusatztermin gibt‘s am 18. Oktober. Natürlich im Beisein des Hauptdarstellers. Im zweiten Teil des Abends tritt Patrick Hahn als Solo-Künstler (Kabarettist) mit Liedern von Georg Kreisler – mit bitterbösen und satirischen Texten – auf. „Auch so eine Passion von mir.“ Pikant: Ein „Genügend“ in Musik in der Mittelschule in Gleisdorf soll er bekommen haben. Am 24.10.2020 ist die Dokumentation auf 3 SAT zu sehen. September/Oktober 2020 5

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Fotos: Alois Rumpf

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Simone Hirth (Mitte) mit Lukas Zeinler und Daniela Majer, Vorstände der Stieglerhaus - Gemeinnützigen Privatstiftung.

Tyromotion gibt Rätsel auf

Bodypainting mit Überraschungen

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uf den ersten Blick ist das ein Jaguar. Majestätisch und kraftvoll – aber trotzdem nur ein Bild. Erst bei genauem Hinsehen springen Details ins Auge. Ist das ein Ellbogen? Sind das Beine? Nach und nach entpuppt sich das Bild als künstlerisches Meisterwerk auf

Fotos: Tyromotion/Mathias Kniepeiss

Johannes Stötter bei der Arbeit.

menschlicher Haut. Die Überraschung: Vier Menschen verschmelzen zu einem majestätischen Jaguar. Das Grazer Unternehmen erfreut seine Kunden damit, ihnen Posters von TyroAnimals zur Verfügung zu stellen. Diese tragen viel zu einer entspannten Stimmung bei Therapien bei. In den 13 Jahren seines Bestehens hat sich das frühere Grazer Startup zum Weltmarktführer im Bereich der robotergestützten Therapie entwickelt. Nach Finger-, Hand-, und Armgeräten für Schlaganfallpatienten expandiert Tyromotion nun zu den Beinen. Ein Gangtrainer vervollständigt die

therapeutische Gesamtlösung für die Rehabilitation. Bisher haben Handtiere in Form eines Zebras oder einer Giraffe Therapieräume geschmückt. Nun kommen ein Jaguar und ein Chamäleon dazu. Die beiden sind die neuen Ganzkörpertiere und Aushängeschilder des Unternehmens. Für den neuen ImageAuftritt holte man mit der Südtiroler Bodypainting-Koryphäe Johannes Stötter gleich den Besten seiner Zunft. Seine Kunstwerke werden damit bei den 40 Vertriebspartnern von Tyromotion in 55 Ländern die Therapien erleichtern und die Freude an der Bewegung vergrößern.

… dürfen die das? „W

ir finden das super“, erinnert sich ein Hörer der ersten Stunde daran, als am 22. September 1995 um punkt 9:55 Uhr die Antenne Steiermark erstmals „on air“ ging. „Der erste Song, der auf Antenne Steiermark lief, war natürlich bewusst gewählt und ein Statement: ,Born To Be Alive‘ von Patrick Hernandez“, schildert Gottfried Bichler den Start. Er ist seit der Gründung dabei, war damals Verkaufsleiter und ist seit 14 Jahren (alleiniger) Geschäftsführer für Steiermark und Kärnten.

keitshörigen Bürger im Lande und applaudierten zum Service.

Den Hörern „der ersten Stunde“ fiel etwas ganz Anderes auf und blieb auch in Erinnerung: Erstmals gab es über den Radiotag hindurch regelmäßig die Radarwarnungen für die Autofahrer, wo die Exekutive – damals noch Gendarmerie und Polizei – gut versteckt gerade Jagd auf Temposünder machte. Damit wurde die Antenne zum Stammtisch-Thema und bekannt im ganzen Land. „Dürfen die das überhaupt?“, fragten sich die obrig-

Doch Gründungsgeschäftsführer Alfred Grinschgl war seinerzeit schon bestens vernetzt in der ÖVP und beseitigte in der Folge diskret so manche Klippen. Heute agiert der 50-köpfige Sender schuldenfrei und liefert bei der Styria Media Group jährlich ordentliche Gewinne ab. Gottfried Bichler: „Radio hat natürlich seine Tücken. Entscheidend ist“ – na, net – „der gute Draht zum Hörer. Daher musst du den Hörern einen guten Mix von Musik, Service

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Da und dort kam es durch die intransparente Lizenzvergabe in der Anfangsphase zu ganz eigenartigen Kompromissen – heute unvorstellbar. Im Hintergrund spielte da auch die Politik kräftig mit. So musste die Antenne jeden Sonntag von 20 bis 24 Uhr die Studioregler den Machern von Radio Helsinki überlassen, die mit einem völlig anderen musikalischen Radioverständnis ans Werk gingen.

Foto: Scheriau

Antenne Steiermark feiert 25 Jahre

Ehrengäste auf der gelben Stiege: Styria-Vorstand Markus Mair, AntenneGründungs-GF Alfred Grinschgl, AntenneGeschäftsführer Gottfried Bichler und LH Hermann Schützenhöfer und Unterhaltung bieten – und das sind bei der Antenne Steiermark 250.000 an der Zahl. Der weiteste Hörerkreis liegt sogar bei 750.000 Steirern. Alles gelingt nur, wenn das Team motiviert und damit gut drauf ist.“ Wissend und zugebend, dass Radioleute – besonders Moderatoren – eitel und nicht einfach zu „handeln“ sind, lautet die Antwort Gottfried Bichlers über seinen erfolgreichen Führungsstil vielsagend: „Ich bin im diplomatischen Dienst unterwegs.“

Klaus Maria Brandauer mit StieglerhausInitiator August Schmölzer.

„Der Fettfleck“ Im Stieglerhaus in St. Stefan/Stainz

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V- und Filmstar August Schmölzer ist bekannt für die Hartnäckigkeit beim Verfolgen seiner Ziele. Der gebürtige Weststeirer ist der Initiator des Begegnungszentrums Stieglerhaus in St. Stefan ob Stainz. Das finanzielle Fundament dafür liegt in einer gemeinnützigen Privatstiftung. Deren Mittel stammen von der gebürtigen Wienerin Traudl Engelhorn-Vecchiatto, die August Schmölzer für sein Vorhaben begeistern konnte. Die Kulturliebhaberin hatte in die Familie des BASF-Gründers Friedrich Engelhorn (Boehringer-Mannheim, heute Roche) eingeheiratet. Heuer gab es die Premiere für den mit 4.000 Euro dotierten „1.Österreichischen Literaturpreis für Erzählungen – Worte bewegen“. 310 Einsendungen kamen. Schmölzers Kollege Klaus Maria Brandauer lieh dem Siegertext „Der Fettfleck“ von Simone Hirth – sie lebt in Niederösterreich – seine Stimme. Der Schauspieler ließ die vor den Trümmern ihrer Ehe stehende Ich-Erzählerin gleichsam holographisch im Raum erstehen. Weiters wurden Lukas Meschik für „The Same Fucking Ballpark oder Die Lenz-Dimension“ mit dem zweiten Preis (2.000 Euro) und Martin Peichl (1.000 Euro) für „Die Entdeckung der Lichtempfindlichkeit“ ausgezeichnet. Alle Texte sind in der Anthologie „Worte bewegen“ im Braumüller Verlag nachzulesen. August Schmölzer in seinem Vorwort: „ In dieser Zeit der Bebilderung durch soziale Medien, die unsere Fantasie immer weniger fordern, einer ansteigenden gesellschaftlichen Uniformität, ist Literatur ein Überlebensmittel.“

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Foto: Margit Kundigraber

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Die Sieger des Jungwinzerwettbewerbes mit Vorstandsdirektor Oliver Kröpfl (Steiermärkische, ganz links), Leonhard Steinbauer (Haidegg), Reinhold Holler (Direktor Fachschule Silberberg), Michael Gradischnig (Steiermärkische) und Wein-Steiermark-GF Werner Luttenberger.

Altmodisc he Bäume und die Smart City Der Trend

dieses Jah r in Graz h rodete ma ieß: weg v n sie an de on den Bä r Mur dem „schwierig umen. Als Kraftwerk e“ Bäume o zuliebe od im Stadtpa nierte altg er beseitig rk und and ediente Ex te e re e mplare in derswo. W der Waagn n Parks und elimier Bäume e r w B il iro Straße die Verantw l, un ortlichen v soll in den Leechwa ld gehen, h d anielleicht g zuviel Wa e sser, riech a d ben sich a c h t. B äume brau en unange Herbst vie chen ohne nehm orga l Schmutz onst wäre der Wettbewerb der hung. Gemeinsam mit dem Babyelefanten dies n is ch und ma . Sie sind w Gemüse re ch as für Bau den. Jungwinzer nicht bereits zum 19. hat die Auszeichnung erstmals in Haidegg mkuschler, en im die mit de Mal über die Bühne gegangen. Auch im Freien stattgefunden. Der Überbringer m Dummerw eise wird e wenn Covid 19 praktisch in allen Beder frohen Botschaften an die Gewinner s mit wenig nehm heiß er B in reichen unseres Lebens uns die Freude war Steiermärkische-Vorstandsmitglied November der Stadt, weshalb si äumen und Grün un angech die Wir den Nebel vermiesen will – eine Prämierung gab Oliver Kröpfl: „Und als Beitrag in diesen te und Pla abgeschau le versprü n t e h r h e a vom n b es doch. Nicht bei einem gemeinsamen schweren Zeiten nehmen wir den JungNebel, den jetzt sommers in Str en. Futuristische Eis e a m n ß gestele a n n und auf Plä im Novem „Mulatschak“, wie es sonst immer war, winzern wieder ein Kontingent von 4.000 sich rasch ber so gar tzen den k , u n d n ühlen ic ih ht mag. Sie re Einsatz sondern nur mit einer UrkundenverleiFlaschen der Siegerweine ab.“ könnte mit möglichke vermehren ihnen das it e n sind unbeg Parfum de Shirt Conte renzt: Man r Sa sts veranst alten, die S ison versprühen ode Kräuselfri rW tadtflaneure suren. Den Strom für brillieren m et-Tkraftwerk, den Nebel it neuen dem die B kriegen w äume, wen Wasser we ir vom Mu n es sie nic gtrinken k rht mehr gib önnen. Bä amela Rendi-Wagner Eisenmon t, auch kein ume sind a ster haben ltmodisch, was von Z ren auch a sammelte in Trofaiach sprühende uku n die Graz er Ausfahrt nft, von Smart City nen dort im auf dem Parteitag der steiri.S sstraßen, d Sommer sc amit es die ie gehöhön kühl h schen Genossen PluspunkBlechlawiaben. Kaum ist d te. „Ich fange allmählich ie Pilzsais on vorbei, raturen die an, dich zu mögen“, konkommt mit Zeit der H den kältere eizpilze im si c h terte Heinz Hofer – bekannt vor allem n TempeGastgarten das Trinke . Coronabe d e n r b H ald mehr im schlagfertig – auf Pamela eizpilz zum Freien absp dingt wird heißen Glü Begleitung hwein und ielen, da is Rendi-Wagners Komplieine ideale t zur heißen Ergänzung Regeln hä , a b ment, sie würde sich freuen, er frierend lt, für den . Wer sich en w n ic ü rd z h urückzugre t an die Co e ich vorsc wenn sie mit 80 noch so fit ronaifen. Mit e hlagen, au in f e d rs e e r tarrt könnte n Sprühne dicken Eis und gut aussehen würde bel schicht um die Person halten übe mantelt un dann bis z wie er. Der Anlass war die rdenken. d um Sonne naufgang ihr VerÜberreichung der Viktor AdKaum ist a uch nichts ler Medaille. Die Verleihung geworden auf und üb au er den Pla darf nur der Vorsitzende persönlich vornehmen. Ex-Banker Heinz Hofer butsch sow s des Bürgermeisters einen neue ie Gondel n entlang de Kreativsch (Steiermärkische und ARBÖ-Ehrenpräsident) ist seit 30 Jahren Finanzr Mur, hat ub: eine U wie in Wie e r schon -B n o a chef der Partei. Er übernahm die Funktion, als diese im Schuldenchaos der Londo hn für Gra Osten mit z. Keine ri dem Weste n, aber eine U-Bahn chtige war. „Heute geht’s uns wieder gut.“ Daher hat ihn Toni Lang gebeten, n von Gra einigung z z verbinde light. Sie soll den weier unte noch eine Runde anzuhängen. n, also ein rsc ermöglich e Art Veren. Die Be hiedlicher gesellsch aftlicher S wohner de blöcke und ysteme r e n g leblosen H öfe der Sm aneinander stehend locker verb en Wohnart City w auter Ville erden den n und Gärt Mariatrost B e e wohnern n n v ä o h n er gebrach Geidorf, L nd das nicht, wie t - und vic eonhard u b ö e se nd v e Z rs ungen beh a. Es stimm sind Nava geringsten aupten, da t übrigens P ro ss z e n d tsatz an Sm ie Smart C Ebrahimi und dass dort je itys über d arten verfü de en gen. Auch Franziska Füchsl. Suppe warm r gestresste Single e is t es nicht so in e m A a le c x h , a t. e A rhält, die ih Sie überzeugten ls erwiese von Smart n gilt aber, m die Citys zu v d ie a ss die Fachjury. l Defizit hab im Netz ko die Bewoh en. - Na da mmunizie ren und ein ner nn, ab in d der Busch Mit dem „rotie enschenke soziales U-Bahn li n in Maria ght und ra tion bei m ahorn“ Literaturtrost. Aber sch in eine einem Lie b loß keine U blingsloka verbitte ic preis bereichert l Uhu in d -Bahn-Sta h mir. er Leonha Initiator und rdstraße. D as SaubermacherGründer Hans Roth seit 2011 Die Jury mit Christoph Hartner, Barbara Frischmuth, die österreichi- Andreas Unterweger, Julian Kolleritsch (v.l.) und Reinhard S sche Kulturland- Initiator Hans Roth (2.v.l.) chuch schaft. Nava Ebrahimi lebt in Graz, wurde in Teheran geboren. Ihr gelingt es in ihren Romanen, der Komplexität und Widersprüchlichkeit unserer Gegenwart gerecht zu werden. Die Begründung für die Auszeichnung der Oberösterreicherin Franziska Füchsl: Ihr Schaffen im Grenzbereich von Lyrik und Prosa ist eine belebende Abwechslung im Einheitsbrei der Gegenwartsbelletristik.

Mögen einander offensichtlich S

Steiermärkische und Jungwinzer

SPÖ-Veteran Heinz Hofer „geadelt“

Foto: Patrick Neves

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Foto: geopho

„rotahorn“ hat seine Preisträger

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TITELSTORY

Foto: Wikipedia

Millionen wollen sie sehen und hören

St. Peter-Freienstein ob Leoben: Lisa Lasselsberger wuchs in dem „Dorf auf dem Land“ bei den Großeltern auf. Es war kein „Dorf“, sondern ein Industrie-Vorort mit Hacklern aus dem benachbarten Eisenwerk Donawitz.

Die Steirerin G Lisa Eckhart. Man mag sie – oder nicht

esichert ist, dass eine Lisa Lasselsberger am 6. September 1991 in Leoben geboren wurde und ihre Mutter in Graz studierte. Daher wuchs Lisa in St. Peter-Freienstein bei den Großeltern auf. Jahre später zog Lisa zu ihrer Mutter nach Graz, besuchte dort die HIB Liebenau und maturierte 2009. Sie wurde dort durch ihre sprachlichen Begabungen „auffällig“.

Heute ist sie als Lisa Eckhart eine Kunstfigur, lebt in Berlin, Wien und Leipzig. Der Shootingstar auf den Bühnen der Kabarett-Szene im deutschsprachigen Raum. Der sein Publikum provoziert, polarisiert, schockiert. Dennoch oder gerade deshalb verfolgen Millionen die TV-Auftritte der früheren Poetry-Slamerin. Ihr kürzlich erschienener Debüt-Roman „Omama“ sorgte schon im Vorfeld für einen Skandal, ist damit ein Bestseller geworden. Falco mit „Rock me Amadeus“ und Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek sind auf gewisse Art Vorbilder. Peter Handkes Schriften sind für sie nicht preiswürdig.

Foto: Paula Winkler

Weil vieles in den Erzählungen und Interviews der Kunstfigur Lisa Eckharts unscharf bleibt – natürlich gewollt –, führt das zur Frage: Was ist Fantasie und was wirklich geschehen? So schreibt sie: Die Zeit auf dem Dorf in St. PeterFreienstein (ob Leoben) bei der Omama und dem versoffenen Großvater sei eine prägende gewesen. Dem Verständnis des Österreichers nach ist St. Peter-Freienstein zwar ein Kaff, aber kein „Dorf auf dem Land“. Dort leben die Arbeiter, die Hackler des Eisenund Hüttenwerks Donawitz. Das Auffälligste an diesem Dorf, das ein Markt ist, sind ein Kreisverkehr und die kleine Wallfahrtskirche oberhalb auf einem mächtigen Felsen. Die St. Peter-Freiensteiner fangen mit dem Namen Lisa Eckhart nichts an.

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Was die Bühnenfigur Lisa Eckhart erdet: Sie trägt ihren sympathisch, höflich artikulierten Größenwahn wie eine Monstranz vor sich her und steht mit beiden Beinen fest in der Luft. „Können Sie begründen, woher dieser Größenwahn kommt?“ – wird sie in einem Interview gefragt. „Nein, darüber habe ich nie nachgedacht. Schon aus Angst, dass er mir dann abhanden kommt. Manche Symptome sollte man nicht behandeln. Da habe ich eine viel zu große Sorge vor dem Erfolg einer Therapie, der mich dann gesund zurücklässt.“

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TITELSTORY Nichts Besseres hätte passieren können

Bei ihren zahllosen Interviews vor allem im deutschen und im österreichischen Fernsehen beeindruckt sie ihr Publikum durch die sprachliche Brillanz mit fein ziselierten Sätzen und gescheiter Satire. Sie will „geschaut werden.“ Ihre Programme beschreibt sie als „rhetorische Sado-Maso-Sitzung“. Schon als Schülerin in der HIB Liebenau in Graz war sie zwar zurückhaltend, kannte aber keine Tabus. Höflich und nie vulgär. Eine Pädagogin erinnert sich;: Das Sagbare wird gesagt und, weil sie auch gut zeichnete, das Zeigbare gezeigt. Mittelmäßigkeit und ein Publikum auf Augenhöhe sind ein Gräuel für sie. Abstand, mehr als ein Babyelefant, muss sein. Denn Lisa Eckhart geht es um die satirische Entlarvung ihres Publikums. Wenn ihre mit Pointen gespickte, schlaue, satanische Wortlawine im Tal ankommt, dann steht am Hang kein Baum mehr. Zu Hause in irgendeiner Vitrine hat sie in ihrer erst fünfjährigen Bühnenkarriere bereits ein knappes Dutzend Preise für ihr künstlerisches Wirken stehen. Seit Anfang 2019 ist sie Stammgast in der mittlerweile wöchentlich ausgestrahlten ARD-Kabarettsendung „Nuhr im Ersten“. Sie spaltet das Feuilleton nicht nur in den deutschsprachigen Medien, sondern auch ihr Publikum. Entweder man mag sie oder man mag sie nicht. Sie ist mit ihrem extravaganten Outfit die „Femme Fatale“ in der deutschsprachigen Comedianund Kunstszene. In ihren Kritikern sieht sie „fehlgeleitete Verehrer“. Und die „pornografische Nähe zum Zuschauer“, wie sie andere Künstler pflegen, „finde ich furchtbar“. Die Lisa Lasselsberger wollte Schauspielerin werden, erfährt man, wenn man sich umhört, in ihrer ehemaligen Schule in Graz-

Die Ausladung beim Literaturfestival von Hamburg hat Lisa Eckharts Erstlingswerk als Autorin schlagartig im deutschen Sprachraum viel Aufmerksamkeit und noch mehr Verkaufserfolg gebracht. Es steht weit vorne auf den Bestsellerlisten. Ist Literatur immer ein Konstrukt? Selbstverständlich. Bisweilen ist das Erstlingswerk ein Heimatroman, nicht weit weg von einem Lederhosen-Film. Mit Sprachwitz, aber auch einem gehörigen Schuss Gruselfaktor. Liebenau. Von jenen, die mit ihr zutun hatten. Doch aus diesem Berufstraum wurde nichts. Sie bewarb sich an einem Dutzend Schulen, fiel aber immer durch. Nirgends wurde sie gewollt. Ihr Mephisto, den sie als Text vortrug, kam nicht an. Sie möge diesen neumodischen Unsinn, das als Frau zu tun, lassen. Und sie sagten zu ihr: „Spiel‘ doch das Gretchen, wie jedes normale Mädchen!“ (Auszug aus einem Interview) Daraufhin hat sie begonnen, eigene Texte zu schreiben, weil ihr außer des Monologs des Mephisto im „Faust“ nichts behagte in der deutschen Literatur. Und zu ihrem Scheitern: „Ich habe für mich bemerkt, irgendwo drinnen, Herzblut fließt da nicht.“ Doch die Bühne („wer keine Rolle spielt, spielt keine Rolle“) blieb ihr Traum, ließ sie nicht los. Zitat: „Als ich gemerkt habe, dass ich diese Texte, die ich geschrieben hatte, auf Bühnen ausprobieren konnte, habe ich gesehen – das ist tausendmal großartiger, als die Texte eines anderen vorzutragen. Eben für alles selbst verantwortlich zu sein – für die Inszenierung, für die Texte, die gesamte Performance.“ Inzwischen füllt sie die Hallen damit. Aber wie war das am Anfang? Die flapsige Antwort: „Ja, es war eine Handvoll schwerst verstörter Menschen, die sich gesagt haben: Das ist unzumutbar auf eine Art und Weise. Es war natürlich auch sehr schlecht zu Beginn. Die ersten Versuche sind immer vergleichsweise tapsig.“ Und dann hat sie ihre Performance schnell autodidaktisch verbessert. Lisa Eckhart hatte – wollte auch keine Lehrer. Sie war sich sicher, ihr Bestes zu geben, wenn sie sich von jeglichen Einflüssen fernhält. Sie wollte nicht an irgendeinen künstlerischen Tropf

Der Roman beginnt mit der Geburt der Ich-Erzählerin, um dann zurückzublenden in die Jugend jener „Helga“, die nicht überfahren wurde. Für den Leser wird sie erst später im Buch zur Großmutter, zur Omama. Es ist eine Welt voller unkritischer Mitläufer, in der Helga lebt. Eine Welt von selbst- und trunksüchtigen Männern, hinterfotzigen Frauen, in der die eigenen Triebe nur dann mühsam im Zaum gehalten werden, wenn es gar nicht anders geht. Um eine familiäre Schuld zu begleichen, muss die spätere Omama in ihren 20ern in einem Dorfwirtshaus anheuern, wo es zünftig und brünftig zugeht. Kein Wunder, sind die jungen Damen doch fast ausnahmslos „gamsige Flitscherl“. Über Eckharts Frauenbild könnte man auch reden. Die einen sind die, denen es die Männer ständig besorgen wollen, der anderen erbarmt sich niemand. Kindergartentanten werden dieser Logik zufolge jene, die keine Aussicht auf eigene Kinder haben. „Besonders optisch Undankbare fühlen sich sehr früh zu dem Berufsstand hingezogen. Sie ahnen schon im Spiegelbild, unter einem Dutzend Doppler macht mir niemand ein Kind.“ Die kleine Helga, „ist zaundürr“ und deshalb „klingen auch die Watschn so, wie wenn man einen Teppich ausklopft“. Die beiden Töchter Helga und Inge – sie ist die Schöne und Begehrte – werden ab 1955 zum Nutzen der Eltern als Haushalts- und sonstige Hilfen eingesetzt. Das Kriegsende erscheint kaum als eine Zäsur, im Dorf in der Steiermark geht eigentlich alles so weiter wie bisher – nur eben ohne Hitlerbild an der Wand. Nachdem man „1938 den Deutschen Tür und Tor geöffnet“ hat – „äußerst willig wohl gemerkt“ – schiebt man nun die Schuld den Deutschen zu, die zu hassen es keinen besonderen Grund braucht. Helga schafft es, den Wirtshauserben Rudi zu verführen. Zwischen zwei Bissen Hirn macht er ihr so etwas wie einen Heiratsantrag und die Dorfhochzeit mutiert einmal mehr zu einer Fete der Nach-

kriegsgesellschaft. Episodenhaft werden die nächsten Jahrzehnte gemustert. Nach den Busfahrten der Oma ins Paradies der Schmuggelwaren nach Ungarn im Jahr 1989 und anderen Großereignissen kommt der Roman zum Ausgangspunkt zurück, zur Geburt der Ich-Erzählerin. Der Rest ist ihren eigenen, ganz persönlichen Oma-Erfahrungen gewidmet und mutiert zu dem, was schon zu vermuten war – zu einer Liebeserklärung im Modus der Rufschädigung. Die Omama von Eckhart erinnert an Ludwig Hirschs legendäre Schallplatte „Dunkelgraue Lieder“ von 1978. „Die Omama“ ist ein Lied daraus. Der Leser lernt, dass „Großmütter bevorzugt auf kulinarische Kriegsführung setzen“, wenn es um die Enkel geht. Wenn ein Enkel geboren wird, also „verehrfertig“ ist, dann bleibt er oder sie „stets eine geschlechtslose Masse, eine identitätsleere Hülle, welche die Großmutter wie einen Spritzsack mit Kuchenteig und Liebe füllt, bis der Sack zu bersten droht.“ In entsprechenden Passagen wird alles nach einer Fasson abgehandelt – egal ob es sich um den Hass der Österreicher auf die Deutschen, die Entwicklung der Gesellschaft oder bloß um Schokoladensorten handelt. Zwei, drei „Neger“ und ein „Jud“ finden sich dann auch im Buch. In der dazugehörigen Szene trifft die Titelfigur in den 90ern einen Politiker, hinter dem sich unschwer Jörg Haider erkennen lässt. Die Omama zeigt darin, wie man mit Rechten redet oder zum Kauf einer überteuerten Heilsalbe bewegt. „Schritt 1: Die stinkt wie 40 wüde Neger, i was, oba höffen tuat sie guat!“ Und vor dem Bezahlen: „Jetzt tuan’s net schachern wia a Jud! Des is hoit a supa Schmia.“ Saufbrüder gehen nicht nur wegen der Aussicht auf einen Rausch zur Wirtin, auch die „trallen Zotteln ihrer reschen Tuttelbärin“ locken sie dorthin. Omamas Schwester wiederum arbeitet derweil als Dienstmädchen für alles bei einem Professor in Wien: „Er liebt auch ihre Wissenslücken. In die stößt er genauso gern, wie in jene andere. Und jene andere bleibt offen. Die wächst nach einem Stoß nicht zu.“ Eckhart singt Oden auf den Dorfschönling, die Dorfmatratze (eine „huröse Heilige“), den Dorftrinker und beklagt, dass es keine Dorfdeppen mehr gibt, weil heute niemand mehr umfassend dumm sein will. Überhaupt war früher vieles besser: „Ich vermisse diese Zeiten, als man noch um Fakten stritt. Als es noch um wahr und falsch, nicht nur um gut und böse ging. Als der Klügere noch nicht nachgeben musste.“ September/Oktober 2020 9

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schon verloren für mich.“ Was ist für Sie echtes Leben? „Ich glaube sogar, mehr Schreiben, als tatsächlich dann damit aufzutreten. Schreiben und Dasitzen mit der Zigarette und meinem Zweifingersystem zu tippen – ja, das ist echtes Leben. Echter wird’s nicht.“

„Ich möchte einfach etwas auslösen in den Menschen.“ Lachen? „Nein, das reicht mir eigentlich nicht. Das tut man gerne im Kabarett, aber ein so cholerischer Anfall, wenn man so in eine Wunde fährt – das ist schon ein schönes Feedback.“ „Ist das Provozieren in Ihnen drin?“ – wird sie gefragt. „Was ich nicht verfechte ist, Provozieren ob der Provokation willen. Ich brauche dafür eine fundierte Grundlage. Sonst halte ich es für sehr plump.“ Eine der zentralen Fragen, die sich ihre Kritiker, ihr Publikum stellen und die ihr in Interviews gestellt wird, lautet: Inwieweit gibt es eine Bühnenfigur Lisa Eckhart und inwieweit gibt es die echte „Lisa Eckhart“? Die Steirerin darauf in einem ausführlichen Gespräch im Südwest-Deutschen Fernsehen: „Die echte Lisa Eckhart ist tatsächlich die auf der Bühne. Das, was abseits der Bühne ist, kooperiert mit den Menschen und will einfach seine Ruhe haben. Das wirkt für die Menschen authentischer, ist aber in Wahrheit nur ein seelenloser Klumpen, ummantelt von Haut. Ein Mensch, der es nicht wertfindet, unter zehn Zuschauern aufzutreten.“ Gibt es beim Gehen auf die Bühne ein Ritual – das Letzte, was Sie tun? „Nein, tatsächlich nicht. Weil von solchen heidnischem Firlefanz habe ich mich Gott sei Dank nie infizieren lassen.“ „Was Andere das echte Leben nennen, ist für mich besonders anstrengend“, gibt es ein Zitat von Ihnen. „Ja, das ist extrem. Es sind wirklich die einfachsten Dinge, die mich übermenschliche Kraft kosten. Ein Gang zum Amt. Ein Telefonat mit irgendeiner Behörde. Das braucht zwei Stunden und viele Zigaretten. Die psychische Vorbereitung. Einkaufen zu gehen. Das ist wirklich Schwerstarbeit für mich. Ein Tag, an dem ich auch nur fünf Minuten draußen bin, ist dann

Schreiben Sie immer mit der Absicht, es auf die Bühne zu bringen? „Ja. Ich habe auch noch nie etwas in die Schublade gesteckt. Weil ich dafür zu eitel bin. Wenn ich merke, das hat nicht das Potential, auf der Bühne zu funktionieren, dann wird es abgebrochen. Ich erfreue mich nur an Dingen, die ein Publikum finden werden. Ich schreibe nicht für mich selbst.“ Sind Sie ein Menschenfreund? „Ich glaube schon. Nur sehr missverstanden. Ich liebe die Menschen viel zu sehr, als dass ich ihnen begegnen könnte. Weil sie mich natürlich gröbstens enttäuschen, was sie sagen, wie sie auftreten. Deswegen liebe ich sie lieber aus der Ferne und lasse das nicht beflecken. Denn sonst würde es wahrscheinlich ins Misanthropische kippen.“ 2020 wurde Lisa Eckhart für einen 2018 in der WDR-Sendung Mitternachtsspitzen gesendeten kabarettistischen Beitrag Antisemitismus vorgeworfen. In ihrem satirischen Beitrag „Die heilige Kuh hat BSE“ hatte Lisa Eckhart in ihrer bekannten sarkastischen Art und in Form einer Figurenrede die Frage gestellt, „was wir tun, wenn die Unantastbaren beginnen, andere anzutasten“: Wenn also Juden wie Harvey Weinstein oder Roman Polański, Schwarze wie Bill Cosby oder Morgan Freeman Frauen sexuell belästigten und Schwule wie Kevin Spacey Männer. Das sei „der feuchte Alptraum der politischen Korrektheit“. Kritisiert wurde Lisa Eckharts Äußerung: „Juden, da haben wir immer gegen den Vorwurf gewettert, denen ginge es nur ums Geld, und jetzt plötzlich kommt raus, denen geht’s wirklich nicht ums Geld, denen geht’s um die Weiber, und deshalb brauchen sie das Geld.“ „Ich habe festgestellt, dass, seit ich in Deutschland bin, die Deutschen mich lieben. Mich, die grantige Österreicherin. Ich merke eine viel größere Nachsicht mir gegenüber, weil ich ja ein bisschen dieser Bruder bin, der einmal fallen gelassen wurde, als Kleinkind und ein bisschen eingedeppscht ist.“ Nach Andreas Gabalier leben die Deutschen nun mit einem weiteren österreichischen „Naturerlebnis“. Man mag sie mögen oder nicht. Was man nicht kann – sie leugnen. Quellen: Wikipedia, „Die Zeit“, Youtube, SW1, „Falter“, „Die Furche“

Foto: Moritz Schell

angehängt werden, weil sie wusste, das würde sie negativ beeinflussen. Alle waren überrascht, eine solche Person auf der Bühne zu sehen – so abgefahren, so zynisch, so böse, aber auch so poetisch. So etwas hat es bis dahin nicht gegeben.

Zitate

„Ich bin davon überzeugt, dass sehr viel dafür getan werden muss, um Menschen die Möglichkeit zu geben, so menschenwürdig zu leben, dass sie Stärke entwickeln können. […] Ich bin der Ansicht, dass Identitätsprobleme keine Priorität haben sollten, solange nicht jeder materiell-existenziell versorgt ist.“ – Lisa Eckhart: Tages-Anzeiger, 1. Dezember 2019 „Rein sprachlich bin ich […] ein Goethe-Fan, auch in seiner Schlampigkeit und seinen Makeln, die der Faust hat. Von der Boshaftigkeit mit Humor sicherlich die Jelinek. Von der Bühnen-Präsenz wahrscheinlich doch Klaus Kinski (lacht). Sofern man ihn als Vorbild sehen kann. Aber vom Temperament her. Es ergibt alles ein Mosaik. [Interviewerin] Deine veränderte Stimme auf der Bühne erinnert mich an die von Falco – ist dir das bewusst? Bewusst ist mir gar nichts auf der Bühne. Auf jeden Fall ist er auch ein Vorbild von mir. Er hat mich schon sehr früh geprägt. Ich bewundere an Falco wahnsinnig seine unglaublich charmante Arroganz. Er hat mir beigebracht, dass Bescheidenheit auf der Bühne keinen Stil hat.“ – Lisa Eckhart: auto touring, November 2016 Während ihrer Studienzeit an der Universität in Paris jobbte Lasselsberger als Hostess bei einer Agentur. Unter anderem wurde sie für den Pariser Autosalon gebucht. Über die dort herrschende „extrem antifeministische Struktur“ resümiert sie: „Sind die Autoverkäufe nicht nach oben gegangen, wurden die Mädchen angewiesen, ihre Röcke weiter nach oben zu ziehen. Das war eine sehr wichtige Erfahrung für meine feministische Entwicklung, ist es doch einer der degradierendsten Berufe überhaupt.“ – Lisa Eckhart: Kultur Magazin/Die Presse, 15. April 2016 Karl Fluch spitzt Lisa Eckharts künstlerisches Wirken in der österreichischen Tageszeitung Der Standard wie folgt zu: „Lisa Eckharts Kunst Kleinkunst zu nennen, wäre eine Geringschätzung. Dass Lisa Eckhart im Kabarett gelandet ist, war ja bloß ein Zufall. Aber gut, mischt sie halt dort auf. Irgendwo muss man ja beginnen.“ – Karl Fluch: Der Standard, 24. Februar 2018 „Ich bin nicht in den sozialen Medien vertreten. In der Kloake Internet, die nichts vergisst. Demokratie durch Internet haben wir uns so wunderbar vorgestellt. Früher hatten die Menschen mit spärlichen Gedanken nur die Toilettenwand.“ – „Auf dem roten Stuhl“, Youtube-Live-Show

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Fotos (3): Soli Kiani

Foto: Jakob Lindner

„Ich hab‘ nichts zu sagen – nur zu zeigen“

E

s war im Steiermarkhof in GrazWetzelsdorf im Fortbildungszentrum der steirischen Bauern. Die Landjugend hatte ihre Kampagne für heimisches Bauernbrot präsentiert. Beim Vorbeigehen im Foyer der Hofgalerie des Steiermarkhofs fiel uns eine dunkelhaarige Frau auf, die dabei war, Bilder aufzuhängen – unterstützt von einem Mann. Wir kamen ins Gespräch. Es war Soli Kiani. Johann Baumgartner, Kulturreferent im Steiermarkhof, hatte sie eingeladen, ihre Arbeiten in Graz zu zeigen. „Der Steiermarkhof ist ein öffentlicher Raum, mit täglich vielen Besuchern – also etwas ganz Anderes als eine Galerie. Das reizte mich sehr als Ausstellungsmöglichkeit.“ Aus unserem kurzen Kennenlernen ergaben sich Tage später ein Fotoshooting und ein langes Telefonat. Die heute 39-Jährige ist mit ihrem damaligen Mann – er war DoppelStaatsbürger und studierte in Wien Medizin – vor 20 Jahren nach Österreich gekommen. Und sie blieb, obwohl sich die beiden bereits nach rund einem Jahr scheiden ließen. Soli Kiani studierte an der Kunst-Uni in Wien Malerei, Animationsfilm und Tapisserie bei Christian Ludwig Attersee. Seit dem Jahr 2000 lebt und arbeitet sie als freischaffende Künstlerin in Wien. „Meine Familie, Eltern und Geschwister, leben aber im Iran. Ich liebe das Land, in dem

ich geboren und sozialisiert wurde. Aber wo ich Angst bekomme, wenn ich sie besuche und am Flughafen in Teheran lande. Ich fühle mich erst wieder wohl und ruhig, wenn ich im Flugzeug nach Wien sitze. Obwohl ich Österreicherin bin, habe ich Angst, dass sie mich als Künstlerin ins Gefängnis stecken und nicht mehr zurückkann.“ Mit ihrer Ausstellung im Steiermarkhof in Graz „Ich hab‘ nichts zu sagen – nur zu zeigen“ – dabei handelt es sich um ein Zitat von Walter Benjamin – lässt die österreichische Künstlerin die Besucher an ihrem Selenleben, ihren ambivalenten Gefühlen teilhaben, die sie beschäftigen. Es rührte sie zu Tränen bei der Vernissage ihrer Ausstellung. Steiermarkhof-Kulturchef Johann Baumgartner überraschte sie mit dem Auftritt einer iranischen Opernsängerin, die iranische Lieder sang. „Frauen dürfen im Iran als Solisten so nicht auftreten.“ Kurator Johann Baumgartner: „Es ist keine einfache Kost, doch ihre Werke widerspiegeln verborgene Verletzungen, die ohne Zensur an die Öffentlichkeit gelangen.“ Mit viel Ästhetik geht die Künstlerin auf die Gefühle von Frauen ein und eröffnet einen breiten Raum für die persönliche Interpretation. Intuitiv erkennt und spürt man die Spannung in diesen Bildern. Im Fokus stehen Menschenrechte, das

„Ich fühle mich erst wieder wohl und ruhig, wenn ich im Flugzeug nach Wien sitze.“ Selbstverständnis und die gesellschaftliche Position von Frauen. „Ich male und zeichne seit meiner Jugend.“ Sie durfte aber in ihrer Jugend nicht selbst entscheiden. Für ihren Vater, der heute dement ist, war die Kunst nichts Ernsthaftes. Sie ist glücklich in Österreich zu leben und sich beiden Ländern „zugehörig zu fühlen“. Es ist die Zensur, die den Betrachter von Soli Kianis Kunst – ob Malerei, Fotografie, Plastik, Kollage oder Zeichnung – durch ihre Arbeiten führt. Mit ihrer Kunst bringt sie soziale, politische und religiöse Alltagsrealität von Frauen im Islamischen Iran zum Vorschein. Sie macht in ihrer schlichten Formensprache auf Verhältnisse im Iran

aufmerksam und ihre Kunst ist ein Aufklärungsprojekt, ohne Stereotype. Laut Gesetzbuch ist eine Frau im Iran immer nur halb so viel wert wie ein Mann – bei Aussagen vor Gericht, beim Erbe usw. In ihren Arbeiten geht es um Enthüllung, Verhüllung, Sinnlichkeit und Gewalt. Es ist ein prekärer Grenzgang, weil sie damit allen jenen Sichtbarkeit und Stimme verleiht, die unsichtbar und stumm gemacht werden im Iran. Soli Kiani setzt sich seit Jahren mit den Gesetzen und der Verfassung des Iran auseinander. Übersetzungen davon zeigt sie auch in ihrer Ausstellung im Steiermarkhof. „Die Menschen hier haben eine abstrakte Vorstellung vom Iran und Islam. Und die Kritik an mir ist oft, ich bediene Klischees.“

Foto: Pachernegg

... mit Kurator Johann Baumgartner

Soli Kiani, heute Österreicherin, geboren im Iran, beeindruckt in Graz mit ihren nonverbalen Botschaften

Auszüge aus den frauenfeindlichen Strafgesetzen der Islamischen Republik Iran September/Oktober 2020 11

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WIRTSCHAFT

LILLY LOTTERBLUME

Hallo, meine Lieben! Die Kollegen im Büro haben mir erzählen, von denen ja ein Großteil lich besser angelegt gewesen, eine Geschichte erzählt, die ich fast den Staatspräsidenten wählt und das Geld. Ob jetzt die Mittel für nicht glauben Ichich werd‘ sowas verteidigt – was immer er Frieda tut. hat im- Präventionsarbeit AntisemitisIch weißwill. nicht, weiß nicht, was gute Freunde hat. Die so der Hubert.und Dem klarerweise als einfache Frau nie undAllerlieb- mer wieder gehört, * dentut, Volksschulen ich machen solltragen und mein und sie geht ja in mus-Projekte noch immerinleid dass die „Chevon meinem baumeln Es geht von undfin“ damit die Unterstützung der ster ist Handgelenk mir da überhaupt keine Hilfe der halt ÖVPimmer aus undums ein,Geld, dass Grillitsch damals so sang- und klanglos lassen.dabei. Die Frau des türkischen dem wir kleinen Leute immer zu Jüdischen Gemeinde wirkungsvoll Er sagt nur: „Du wirst das gute Chancen gehabt hätte, dem von der politischen Bühne abtreten Präsidenten trägt bei wenig haben werden. Ich weiß das glauben die meisten schon Erdoğan richtig machen …“ Unsere Hermann Schützenhöfer zu folgen, werden, musste. Bei ihrem 60er, zu dem in ihr Auftritten hin und wieder eine so nicht, wie’s Ihnen geht. Natürlich unserer Tarockrunde nicht. Jüngste war so schwer verliebt und hätte er das im Auge gehabt. Nun ist zwei Wochen nach der Wahl logigenannte Handtawärees esklarerweise schön, wenn meindamit. Aller- Schon scherweise viele * Mitarbeiter gratujetztGrace ist es Kelly auf einmal über Nacht vorbei sche – aus. Luxusstück der Luxusmarke liebster und ich mehr auf unseDer Herwig erzählt immer wieSie tut mir so leid, weil sie sich einmal war Fritz Grillitsch knapp lierten, kam abermir keine Stimmung Hermes. Es ist aus feinstem Krorem Konto am Monatsanfang zur der, dass es in der Grazer Burg, wo fast wie in ihrer Kindheit bei mir an- vor dem Sprung in die Landesregie- auf. Da war die Trauerarbeit wichtikodilleder gemacht, mit vergolVerfügung hätten, aber glücklicher er ja aus und ein geht, unter den lehnt und Schutz sucht. Das tut gut, rung, damals noch zu Zeiten von ger. deten, funkelnden Applikationen. würde mich das nicht machen. aber sie wissen ja, man kann da Waltraud Klasnic. Er habe damals Regierern und im Landtag ebenfalls Zwischen 30.000 und 50.000 Euro * Geld gibt. Die nicht wirklich helfen, sondern kann bereits, so erzählt die Frieda, die einen Streit um viel soll das Tascherl kosten. Weil Aber bleiben wir beim Geld. Fast schwarzroten Regierer mit Hernur versuchen, zu trösten. Bei uns in Zusage der damals allmächtigen ein türkischer Journalist darüber 700.000 Euro müssen nun für den mann Schützenhöfer, Anton Lang der Nachbarschaft gibt’s auch eini- steirischen VP-Chefin gehabt, die In der Steiermark durfte Gerhard berichtet und Vergleiche zu den Schutz der Grazer Synagoge aufund ihrem Gefolge wollen unbege türkische Zuwandererfamilien. dann allerdings im Parteivorstand Draxler seinerzeit nicht ORF-LanLebenskosten seiner Landsleute gebracht werden. Das Land Steierdingt für zumindest 250 Millionen Und da haben wir gehört, dass die einen anderen vorschlug, ohne Gril- desdirektor werden, weil er für gemacht hat, muss er wahrscheinmark und die Stadt Graz wollen Euro in Stainach ein sogenanntes mit ihrer Tochter kürzlich in die litsch darüber zu informieren. Ver- Leitspital ÖVP-Landeshauptfrau Waltraud lich ins Gefängnis. Er ist angeklagt diese damit besser schützen, so für den Bezirk Liezen Klasnic Türkei gereist sind, weil sie dort den ständlich, sollte das so stimmen, zu viel rot und wegen „Beleidigung der First höre ich von der Ute. Damit hätte bauen lassen. Die Opposition zu im viel Bräutigam ausgesucht haben. Und dass der Grillitsch sich zu Klasnics schwarz war. In Kärnten wurde er Lady“. Der Prozess läuft noch. Das man schon viel früher beginnen Landtag – und das sind immerderen Tochter findet nichts dabei, Verdiensten kaum noch äußerte. ORF-Landesdirektor unter Jörg sollte man den Türken in Österreich können, dann wäre’s wahrscheinhin alle gemeinsam, die FPÖ, die

Neos, die KPÖ, die Grünen – wollen das gar nicht. Sie sind dafür, die bestehenden drei Krankenhäuser Kois in der einst skandalgebeutelinten Rottenmann, Schladming und Estag gelungen sei, so der Herr Bad Aussee zu behalten, in die Biro, suche seinesgleichen. ja Wer indenke den letzten Jahren viele angesichts des viele, Grünen E heuMillionen Euro wurden. te noch an die gesteckt schmutzigen SchlagDas neue Leitspital wird Estag sei zeilen von früher? Und diezumindest 300 Millionen Euro verschlingen, auch profitabel. Zweistellige Milliofürchten die Gegner. nenbeträge dürfe dasJetzt Landhaben Jahr für die Befürworter Jahr kassieren, Rückenwind und dass derdurch steirieinen Rechnungshofbericht bekomsche Stromriese keinen Atomstrom men, erzählt der Herwig meinem ins Netz einspeist, stehe ebenfalls Allerliebsten bei einem Kaffee. Und auf der Kois’schen Erfolgsliste, man erkennt daraus, so der Herwig, schreibt Biro in der Steirerkrone. wie „unabhängig der LandesrechLetzteres stimme in keinem Fall, nungshof arbeitet“. Weil die Idee hört die Ute aus der Energie-Steierdes Leitspitals bei den Menschen mark-Zentrale von jemandem, der im Bezirk Liezen mehrheitlich mit Stromhandel zu tun hat. entschieden abgelehnt wird, entdecken die sogenannten unabhän gigen Prüfer des Landesrechnungshofs, so der Herwig, plötzlich arge

Haider von der FPÖ. In Wien wurde Warum gehe Kois überhaupt per 31. weil sie ja in dieser Welt aufgewachsen ist. Die war ganz freudig aufge er Informationsdirektor unter Wolf- März, trauert Biro. Franz Voves gang Schüssel von der ÖVP. Und könnte ihm da sicher die passende regt, obwohl sie ihren Bräutigam gar nicht je vorher gesehen hat. Wenn Weil die Frieda gerade von Klasnic nun wurde er wieder steirischer Antwort geben, rät die Ute dem Steiich dann daran denke, wie niederge- geredet hat. Herwig Hösele war ei- Landesdirektor unter dem roten rerkrone-Chefredakteur. Im ÜbriSpitäler: Ein Drittel produzierten landenMitarbeiter in der Abfalltonne! schlagen unsereder Jüngste jetzt ist, Lebensmittel ner ihrer engsten und Landeshauptmann Franz Voves. gen habe dieser Oswin Kois Handdann denke ich mir: Solche Sorgen ist, so der Hubert, sicher ein belese- Was damit zum Ausdruck kommt, schlagqualität – ein Charakterzug, haben die Eltern derwichtiger jungen Türkin Mann. sollten Kein Wunder, dass er viel 2019 hathatmir bfallvermeidung ist ein sowiener Bewohner ihren Beitrag Alar-kürzlich der Josef erzählt. der heutzutage immer seltener zu Schritt dazu leisten. nicht.zum Klimaschutz“, lautet über die Vorzüge und Nachteile der mierendes Dass Gerhard Draxler von seinem finden ist, will das Biro-Lob kein ein Standard-Satz von NachhaltigkeitsDemokratie, das passende Wahl- gezeigt: Job 31 als Journalist was verstehen Ende nehmen. Er meint damit aber landesrat Johann Seitinger. „Allein im Das LKH-Univ. Klinikum Graz,Doch das LKH kg-alle jene eines Besseren hoffentlich nicht den Sack voller recht philosophiert. mit einem Prozent muss(auf und steirischen Restmüll landen jährlich Hochsteiermark und das LKH WeststeierBasis errechnet) scheint er ein Problem zu haben, mit belehrt hat, die ihn in der jeweiligen Energie-Steiermark-Inserate und v.l.: Walter Mayer (Zentralküche, LKH Graz II, Stmk. KAGes), LR Johann fast 19.000 an vermeidbaren mark dem der Steiermärkische Krankenanproduzierten Das Tonnen letzte Mal hat mir ja Frieda erinnerparteilichen demokrati- der Phase jener Seitinger politischen Gruppiedie(Gaumenglück). zigtausenden Euro dafür, welche und Johann Schweiger Lebensmittelabfällen.“ Im Rahmen stalten-Gesellschaft (KAGes) arbeitendenkt seit da Lebensmittel lanzählt, dass der Jocheneiner Pildnerschen Umgang. Der Hubert rung zugeordnet haben, die gerade die Krone im Laufe der letzten zweiAktionswoche (28. September bis 4.der Steiriseit 2019 am Zeit Programm „United Against we- dendort in österreichischen Krankenhäusern Unternehmens „Gaumenglück“, 550 Steinburg , Präsident an die zurück, als Klasnic an der Macht war oder ist. einhalb Jahre einsackeln das konnte, Oktober)schen unter Industrie, dem Motto „Nix übrig für Waste“ mit und bemühen sich, ihre im Vergleich zu den ausgegebenen Essen Bewohner in sechs adcura-Seniorennach Wien gehen gen der Energie Steiermark gewaltig ätzt die Ute weiter. Aber wer weiß, so Lebensmittelabfälle zu reduzieren: „Alleinund in der Mülltonne. In Pflegeheimen sind wohnhäusern in der Steiermark verpflegt, soll und dort als Nachfolger von InZoff mit Gerhard Hirschmann die Ute, vielleicht hat der Nachfoldie Zentralküche am Standort Süd des es 26 Prozent. Dieser Anteil liegt deutlich erzählt: „Wir setzen auf Schulungen des dustriellen-Präsident Veit Sorger Herbert Paierl hatte. Hösele spielger von Kois eine ähnlich lockere LKH Graz produziert täglich rund 3.000 über jenen von klassischen BetriebsresPersonals, zum Beispiel was den Einsatz vorgesehen ist. Und die Frieda te in dieser Auseinandersetzung Christoph Biro, Chefredakteur der Hand beim Geldausgeben, wenn’s Mahlzeiten in verschiedensten Kostformit 13 Prozent. Schöpfwerkzeuge für Saucen, meinte noch, damit wäre er neben eine wichtige Rolle. Heute bezeich- taurants Steirerkrone, zeigt immer wieder, so adäquater darum geht, vor allem für sich als men für die Patienten und Mitarbeiter Reis oder Suppen bei der Speisenausgadem gut vernetzten Fritz Grillitsch, net er sich selber als „Wut-Bürger“, habe ich der Ute bei der letzten Ta- Person guten Wind zu machen. an vier Standorten. Dementsprechend Zur Reduktion von Abfall können Betriebe be betrifft und haben unsere Schöpfer dem Bauernbundpräsidenten, der wegen der stärker werdenden Poli- rock-Runde beim Diskutieren am Denn viel will der Tarock-Runde komplex sind unsere Verpflegungsan unterschiedlichen Stellschrauben auch mittels Farbsystem markiert. Wir ranghöchste steirische Vertreter auf tikverdrossenheit in Österreich, und Nebentisch zugehört, dass er von nicht einfallen, als die Ute danach strukturen. Wechselnder Appetit und drehen. So kann es sich lohnen, unterachten zudem bereits bei der Menüdem Wiener Parkett. In der steiri- schließt sich dem Kreis jener an, die der Steiermark noch immer wirklich fragt, was dem Kois so alles gelunGesundheitszustand sowie ein ständiges schiedliche Portionsgrößen anzubieten planung und bei Portionsgrößen auf die schen ÖVP, so erzählt die Frieda, dagegen sogar ein Volksbegehren wenig weiß. Er kommt aus Wien und gen sei. Da fielen dann Begriffe wie Kommen und Gehen der PatientInnen und eine freie Wahl der Beilagen oder Bedürfnisse älterer Menschen.“ Der Verwaren die Funktionäre arg geüberlegen. Schon pikant. Oder per- Menükomponenten ist ein Bürgerlicher alten Murkraftwerk und Photovoltaik-Anaufgrund von Entlassungen und Be(Suppe,imSalat oderSinn lustgrad der adcura-Seniorenwohnhäuser schockt, als sie nun lesen mussten, vers. Oder auch zum Schmunzeln. des Wortes, tut sich schwer mit neulage auf der Firmenzentrale. Doch handlungen erschweren die Planung Nachspeisen) zu ermöglichen. Auch die liegt damit um ein Fünftel unter dem dass der Grillitsch sich von einer Hösele äußerte sich in den Medien en Entwicklungen. Daher gefallen diese Projekte sollen schon die Vorzusätzlich“, berichtet Walter Mayer, Leiter Speisenausgabe mittels Schöpfsystem ist Österreich-Schnitt. Stunde auf die andere total aus der im Sinne wie: „Irgendwann werden ihm auch Typen, die ihm schmeigänger auf Schiene gebracht haben. der Zentralküche im LKH Graz II über die ein Ansatz, um Retouren zu reduzieren, da Politik zurückzieht. Es waren die Regierungsparteien von uns dascheln und ihn als der Großen „Das Geld, das durch Abfallvermeidung Verschwendung“ sagten 16 steirische Ge- auch Herausforderungen bei der LebensmittelStationspersonal beieinen Portionsgrößen für ihn die Aufregungen so arg, dass hören.“ Aber selbst hat nicht gut undund Wichtigen im Lande Bis zum nächsten Mal, kann dann in sundheitseinrichtungen und 10 Betriebsabfallvermeidung in er Krankenhäusern. Menübestandteilen gezieltdarstellen. auf Tages- eingespart werden kann, erininKooperation Graz bekanntlich undin die Dinge richtig ana- verfassung Mit Oswin Kois verlasse der viel- qualitativ hochwertige, regionale Produkkantinen mit demwegen Land HerzJedenzugehört Tag werden Gesundheitseinund unterschiedlichen Appetit problemen Krankenhaus muslysiert, als er im Regierungsbüro in eingehen leicht kann. kompetenteste Manager die te reinvestiert werden“, richtet Seitinger Steiermark und dem ins Bundesministerium richtungen tausende Kilogramm noch der Grazer Burg die FädenDas gezogen große Bühne, streut Biro dem Noch- seinen Appell sowohl an die Kunden, ste. Alle, denen die Frieda über für Klimaschutz dermit Lebensmittelvergenießbare Lebensmittel entsorgt. hat. Denn sonst wäre dieAgainst Landtags- Johann Grillitsch gesprochen hat, waren Energie-Steiermark-Chef schwendung den Kampf an. Mitarbeiter, Monitoring der Initiative United Schweiger, zuständig für denRosen. Bedie Gäste, Patienten und natürlich die 2005 für Waltraud fastdietraurig, Obersteirer Klasnic reich Das zeugt schon von wirklicher Mitarbeiter. aber auch Kunden, weil Gäste,der Patienten Wastewahl in ganz Österreich aus dem Jahr Seniorenverpflegung des steirischen auch in den anderen Parteien viele nicht zu einem Desaster geworden, Sachkenntnis, lästert die Ute. Was

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Fotos: steiermark.at/Streibl

NIX ÜBRIG für Verschwendung

Eure Lilly

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WIRTSCHAFT Mängel in den drei Spitälern. Auf die Idee, dass man die Probleme auch mit anderen Maßnahmen als mit einem 300 Millionen Euro teuren neuen Spital lösen könnte, darauf gehen sie nicht ein. Der Landesrechnungshof, ärgert sich der Herwig, ist eben ein Anhängsel der Regierung. * Im Wein liegt die Wahrheit, verteidigt sich mein Allerliebster immer, wenn ich ihn in unserer Buschenschank beim Genießen des angeblich guten Tröpferls – ich selbst trinke ja nichts – ein wenig einzubremsen versuche. Jetzt wurde er eines Besseren belehrt. Weil er seinem Schilchersekt Ribisel hinzugefügt hat, wurde ein meinem Allerliebsten gut bekannter Weinbauer wegen schweren, gewerbsmäßigen Betrugs angeklagt. Eigentlich nur als Mischbeilage gedacht, wurden im Labor Spuren von Ribisel im Sekt gefunden. Mein Allerliebster verteidigt aber den Weinbauern damit, dass er nur eine neue Variante des Sekts auf den Markt bringen wollte und schließt sich natürlich der Argumentation seines Bekannten an, der dahinter einen Sabotageakt der Konkurrenz vermutet. Ich werde meinem Allerliebsten das nächste Mal ein-

gekochtes Ribiselmus aus unserer Speis mitgeben, dann kann er das gleich direkt vermischen. * Covid 19 hätte die Landtagswahlen im Mai dieses Jahres unmöglich gemacht, ist die Ute überzeugt davon. „Was wäre, wenn …“ – ist für die einen ein interessantes Gedankenspiel, für die anderen eine nutzlose Vergeudung von Zeit. Hermann Schützenhöfer ist ja bekanntlich im Jahr 2015 nicht von den Steirern zum Landeshauptmann gewählt worden. Sondern sein Vorgänger Franz Voves hat ihm zum Schaden der SPÖ den Landeshauptmannstuhl am Verhandlungstisch freiwillig überlassen und sich aus der Politik zurückgezogen. Ibiza und HC Strache waren bekanntlich im Vorjahr der Auslöser für Neuwahlen. Bei diesen hat dann am 29. September Sebastian Kurz triumphiert. Daraufhin hat Hermann Schützenhöfer als ÖVP-Chef bekanntlich aus wahltaktischen Überlegungen die Landtagswahl vorverlegt. Er wollte, durch Umfragen gestärkt, den guten Rückenwind nützen. Der ursprüngliche Termin für die Landtagswahl wäre der Mai dieses Jahres gewesenschriftlich und mit Handschlag zwischen der Schickhofer-SPÖ

und Schützenhöfer-ÖVP vereinbart. Michael Schickhofer bezichtigte Schützenhöfer des Wortbruchs. Die Rechnung für Schützenhöfer ging voll auf. Auch er triumphierte bei der Wahl. Die SPÖ erzielte das schlechteste Ergebnis mit Michael Schickhofer, der damit entnervt aufgab. Anton Lang kam. Wegen Corona hätte die Landtagswahl vom Mai nun auf den Herbst verschoben werden müssen. Wie man jetzt sieht, so die Ute, wäre auch dieser Termin in Frage gestellt und Corona zeigt, dass die Zustimmungswerte für türkisgrün bröckeln. Zurück zum Anfang – was wäre, wenn …? * Mein Allerliebster verteidigt den Kurs, weil er in einem kleinen Kreis dabei sein darf, wo auch der Schützenhöfer und der Toni Lang nach einer Regierungssitzung zusammensitzen. Zuhause muss mein Allerliebster sich allerdings von den Kindern viel anhören. Weil sie überhaupt nicht verstehen wollen, dass ein praktizierender Katholik wie Landeshauptmann Schützenhöfer und sein SPÖ-Regierungspartner nicht zumindest 100 oder 200 Jugendliche, die ohne Familie in Flüchtlingslagern in Griechenland dahin vegetieren

müssen, nach Österreich holen lassen. Und sie bringen meinen Mann ganz schön in Bedrängnis mit ihren Argumenten. Hätten die Deutschen mit Angela Merkel vor fünf Jahren mit ihrer Willkommenskultur „Wir schaffen das“ NICHT täglich Tausende, die in Spielfeld von unserer Polizei und unserem Militär bewacht wurden, übernommen, dann hätten wir heute in Österreich Flüchtlingslager mit hunderttausenden Menschen. Sie, die Ute, wolle gar nicht daran denken, was das für eine Katastrophe ausgelöst hätte. Dass wir in Österreich damit gar nicht fertig geworden wären, pflichtet sie den Kindern bei. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn man mit Gewalt gegen die Flüchtlinge vorgehen hätte müssen. Dass nahezu eine Million Menschen innerhalb weniger Wochen – alles Flüchtlinge – über Österreich ohne Papiere, ohne Probleme von unserem Nachbarland aufgenommen wurden, davor sollte man den Hut ziehen, so der Bernd. Aber wir Österreicher verdrängen die humanen Aktionen anderer gerne, loben uns lieber selbst mit der Kampagne „Nachbar in Not.“ Das wär's, bis zum nächsten Mal, Eure Lilly

Saubermacher-Vorreiter gegen Lebensmittelverschwendung mit dem Projekt „Restlos genießen“:

Wir danken allen, die sich für den bewussten Umgang mit Lebensmitteln einsetzen. Bereits seit vielen Jahren beschäftigt sich die Firma Saubermacher mit der Problematik, dass Lebensmittel in den Restmüll gelangen. 2009 präsentierte Saubermacher mit 5-Hauben-Koch Heinz Reitbauer das Projekt „Restlos genießen“.

5-Hauben-Koch Heinz Reitbauer (links) und Saubermacher Hans Roth bei der Präsentation im Jahr 2009.

Pro Kopf landen in Österreich jährlich originalverpackte Lebensmittel im Wert von 387 Euro im Müll! Das Thema beschäftigt Saubermacher seit vielen Jahren und gab auch den Anstoß für das Projekt „Restlos genießen“, das erste Restl-Rezept-Kochbuch auf Küchenrolle, das gemeinsam mit 5-Hauben-Koch Heinz Reitbauer umgesetzt wurde. Gemeinsam mit dem Steirischen Lebensmittelhandel hat man Restl-Genussrezepte aufgelegt um damit weitere „Restlos-Genießer“ zu erreichen und der Nahrungsmittel-Vernichtung entgegenzuwirken. Ein verantwortungsvoller Umgang mit Lebensmitteln, diese auch bewusst einzukaufen und die Heimat zu schätzen sind dabei wichtige Punkte. Regionale Wertschöpfung bedeutet, sich für die wahren „Schätze“ der Heimat zu entscheiden, ihnen besondere Wertschätzung entgegenzubringen und auf die manchmal billigere Importware zu verzichten. Denn diese kommt uns tatsächlich

teuer zu stehen, weil sie oft Tausende von Kilometern unterwegs ist und niemals die Frische haben kann, die Produkte aus der Heimat bieten. Saubermacher ist sich seiner gesellschaftlichen Verantwortung bewusst und unterstützt daher Projekte, die zu einer nachhaltigen Lebensweise führen. Mit nachhaltigen Tipps wird aufgezeigt, wie einfach der persönliche Beitrag jedes Einzelnen sein kann, um einen verantwortungsvollen Umgang mit Lebensmitteln zu leben und auch für nachfolgende Generationen lebenswert zu erhalten.

www.saubermacher.at

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Fotos: Patrick Neves

„Eine Lösung gibt es nicht“ Präsident Elie Rosen nach geklärtem Anschlag auf Grazer Synagoge Rechnete nie damit, einmal die steirische SPÖ zu führen.

Eine Wahl mit sichtbaren Bruchlinien T

raditionell liegt das Wahlergebnis bei „Schulterschluss-Parteitagen“ weit über der 90-ProzentHürde. Am Parteitag in Trofaiach folgten dem Slogan „Hier. Lang.“ nur 88,5 Prozent der Delegierten. Wie viele der steirischen SPÖ und Anton Lang bei der Landtagswahl 2024 folgen werden, steht in den Sternen. Vor knapp einem Jahr waren es 23,02 Prozent. In Trofaiach passierte aber auch Historisches. In Zukunft wählen den neuen

Vorsitzenden die Parteimitglieder und nicht mehr der Vorstand. Ein mutiger Reformschritt. Ob sich das der dann 66-jährige Anton Lang antun wird, ließ er völlig offen. Auf dem Parteitag gab es von ihm kein kritisches Wort über die Schützenhöfer-ÖVP, seinem Koalitionspartner. Nur allgemeine Kritik „an die anderen“. Jüngere Funktionäre zeigten sich lautstark unzufrieden darüber in ihren Wortmeldungen. Die steirische SPÖ zeige zu wenig von den Grundsätzen, für die sie stehen sollte. Daher bekam sie im November 2019 auch die Rechnung serviert. Nach dem Debakel trat bekanntlich der weit jüngere Michael Schickhofer als Vorsitzender zurück und machte so erst den Weg frei für Anton Lang. Der vorher nie damit gerechnet hatte, einmal die steirische SPÖ zu führen.

„Goldenes Ticket“ für Leibnitz

LR Ursula Lackner gratulierte Amelie Steiner

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as „goldene Ticket“ für den nationalen Energy Globe Bewerb, der am 28. Oktober in Wien vergeben wird, holte sich in der Kategorie „Jugend“ das Maturaballkomitee der 8a des Bundesrealgymnasium Leibnitz. Der von den Maturanten 2019 organisierte Maturaball war der erste Ball eines Gymnasiums in Österreich, der mit dem Österreichischen Umweltzeichen

Foto: Werner Krug

Energy Globe Styria Award 2020

als „Green Event“ zertifiziert wurde. Die Schülerinnen und Schüler entwickelten einen eigenen Leitfaden für einen umweltschonenden Maturaball, der nicht nur ein eigenes Abfallwirtschaftskonzept enthält, sondern auch wertvolle Tipps für einen nachhaltigen Lebensstil, auch beim Feiern. Die Preisträger in den andere Kategorien finden Sie unter www.energyglobe.at

st dieser Zufall typisch für Graz? Oder für die Polizei? Ziemlich zeitgleich zum Anschlag auf die Grazer Synagoge wurden rechtsextreme Umtriebe auf Grazer Polizeiwache öffentlich. Der Polizist nannte seinen Wachhund „Adolf“, schimpfte über Frauen und Juden. Er wurde nach dem Verbotsgesetz angeklagt. Der Beamte war ausgerechnet auch für den Objektschutz der Grazer Synagoge verantwortlich. Das Kirchenhaus der Jüdischen Gemeinde Graz liegt im Bezirk Gries und war seit seiner Wiedereröffnung im Jahr 2000 wiederholt im Mittelpunkt von anonymen Drohungen und gefürchteten Anschlägen. Über lange Zeit gab es daher eine 24-Stunden-Bewachung der Synagoge durch die Exekutive. Daher wirft die Vorgeschichte zu den Vandalenakten und der Attacke auf Elie Rosen, den Präsidenten der Jüdischen Gemeinde Graz, doch einige Fragen auf. Warum die Grazer Polizei nicht schon nach der ersten Aktion (Scheiben gingen zu Bruch, Außenmauer wurde mit Parolen beschmiert) des mittlerweile gefassten syrischen Flüchtlings eine Rund-um-die-Uhr-Bewachung der Synagoge veranlasst hat. In der Vergangenheit reagierte die Exekutive auf derartige Vorfälle sofort und umfassend. Damit wäre auch der Angriff auf Elie Rosen, der den Täter mit Steinen am Gelände Tage darauf erwischte, nicht mehr möglich gewesen. Der seit 2013 als Flüchtling anerkannte in Österreich lebende Syrer hat bei seiner Vernehmung seinen Hass auf Israel eingestanden, auf die Juden, auf Schwule und Lesben sowie auf Prostituierte. Das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl hat bereits ein Aberkennungsverfahren des Flüchtlingsstatus eingeleitet. Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) sprach nach der Tat von „importiertem Antisemitismus“, den es zu bekämpfen gelte. Dieser vereinfachten Sicht der Dinge widerspricht Elie Rosen in einem

Foto: Jüdische Gemeinde Graz / Foto Fischer

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Präsident Elie Rosen: Wünscht sich ehrlich gesagt nicht, dass ein Medikament gegen das Coronavirus in Israel gefunden werde. Interview in der „Die Zeit“ (Nr. 37, September 2020). Man würde Antisemitismus nur allzu leicht und gerne allein zu einem integrationspolitischen Thema machen, so Rosen, und das wäre falsch. Natürlich dürfe man sich nicht davor verschließen, dass mit Migration auch eine für uns neue Form des Antisemitismus zu uns kommt, weil Migranten eine andere Sozialisation und Geschichte aufweisen. Aber Antisemitismus habe nicht nur mit Migration zu tun. „Wir haben auch selbst Hausaufgaben zu machen.“ Man müsse sich mit jeder Form des Antisemitismus auseinandersetzen. Den Rechten, den Linken, den Muslimischen oder auch den Katholischen. Er habe das Gefühl, dass die eine Seite der anderen beweisen wolle, wo die besseren Antisemiten zu Hause wären. Rosen: „Das Tragische ist, man kann nur Impulse setzen, eine Lösung gibt es nicht. Bewirken könnte man nur etwas über die Erziehung bei Kindern.“ Und Elie Rosen lässt dann auch mit einer interessanten Äußerung zur Coronakrise und Verschwörungserzählungen aufhorchen: Er wünsche sich ehrlich gesagt nicht, dass ein Medikament gegen das Coronavirus in Israel gefunden werde. Das wäre perfekt für diesen Kreis, der von Verschwörungen fabuliere und diesen Antisemitismus bediene. „Das ist traurig, aber wahr.“

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KOMMENTAR

von Hubert Thurnhofer

Eine Verfassung in schlechter Verfassung Typisch österreichisch: Unser wichtigstes Gesetzeswerk, feiert 100 Jahre, ist ein Flickwerk

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m Mai 2019 feierte Deutschland 70 Jahre Grundgesetz. Und Deutschland hatte jeden Grund dazu. Denn das nach Ende des nationalsozialistischen Regimes völlig neu konzipierte Werk ist verständlich und schlüssig formuliert, beginnt mit der Auflistung der Grundrechte, die sich an der UNO-Menschenrechtsdeklaration orientieren und ist in den Verwaltungsbestimmungen präzise wie zukunftsorientiert. Im Mai 2019 zog durch Deutschland eine Euphorie. Der Hamburger Journalist und Verleger Oliver Wurm hat nach einer Startauflage von 10.000 Stück noch drei Neuauflagen des Grundgesetzes in Form eines Hochglanzmagazins auf den Markt gebracht. Tausende parteiübergreifende Festreden im ganzen Land trugen zur Popularisierung des Grundgesetzes bei. Im Jahr 2020 feiert Österreich 100 Jahre Verfassung und man muss sich ernsthaft fragen, ob das ein Grund zum Feiern ist. Das Bundesverfassungsgesetz (B-VG) war nach Abschaffung der k.u.k.-Monarchie darauf angelegt, die noch junge Demokratie durch einen starken Beamtenapparat zu stützen. Grundrechte und Grundwerte kommen im sogenannten „Nebenverfassungsrecht“ vor. Das beginnt mit dem Staatsgrundgesetz von 1867 über die allgemeinen Rechte der Staatsbürger (von Österreich-Ungarn) und führt über ein paar willkürlich eingestreute Werte-Appelle im Hauptteil des B-VG bis zur Charta der Grundrechte der Europäischen Union (2009). 1945 waren die Politiker Österreichs offenbar der Meinung, man könne fünf Jahre Austrofaschismus und sieben Jahre Nazi-Diktatur aus der Geschichte des Landes streichen und dort weitermachen, wo der Rechtsgelehrte Hans Kelsen 1920 aufgehört hat.

2019 bekundet der österreichische Bundespräsident Alexander Van der Bellen (VdB) seine Euphorie für Österreichs Verfassung: „Gerade in Zeiten wie diesen, zeigt sich die Eleganz, ja die Schönheit unserer österreichischen Bundesverfassung. Jeder Schritt, der jetzt getan wird, ist vorgesehen und in der Verfassung verankert. Ich achte dabei penibel auf die Einhaltung jedes einzelnen Details.

Im Zentrum meines Buches „Baustelle Parlament“ steht die grundsätzliche Frage: Grund für diese Verfassungs-Euphorie des Bundespräsidenten war aber nicht eine Reform des behäbigen, durch hunderte parteipolitische Interventionen zusammengeschusterten Flickwerks, sondern die elegante Absetzung eines ihm unliebsamen Ministers. Nach dem Rücktritt des FP-Vizekanzlers H.C. Strache (IbizaAffäre) musste auch noch der Kopf des FP-Innenministers Herbert Kickl rollen. Dass er damit eine Lawine auslöste, hat der Bundespräsident höchst wahrscheinlich nicht beabsichtigt. Erstmals in der Geschichte der 2. Republik musste die gesamte Regierung inklusive der Drei-TagesMinister vom Bundespräsidenten ausgetauscht werden. Nach wenigen Tagen konnte der Präsident – natürlich verfassungskonform – eine Expertenregierung vereidigen. Der Begriff „Expertenregierung“ lässt die Frage aufkommen, ob die Jahre und Jahrzehnte davor keine Experten zum Wohle des Volkes in Regierungsfunktionen waren. Aber das ist eine andere Frage. Ich habe mich der Lektüre hingegeben. Naja, sagen wir ausgeliefert. Meine Diagnose (ich weiß,

mangels rechtswissenschaftlicher Ausbildung ist sie naiv): Unsere Verfassung ist in einer schlechten, ja sogar bedauerlichen Verfassung! Das VOLK kommt im B-VG nur zwei Mal vor: in Artikel 1 und 91, das BUNDESVOLK erhält seinen Platz in den Artikeln 44 und 60. Das Recht geht vom Volk aus, kommt nie wieder zurück und ist dann ausschließlich im Staatsapparat zu Hause. Kann es Sinn einer Verfassung sein, dass sie nur hundert oder bestenfalls tausend Verfassungsexperten

des Landes verstehen und richtig auslegen können? Wie kann der Zweck einer Verfassung, Fundament der Bundesgesetze zu sein, erfüllt werden, wenn sogar die Mehrheit der Nationalratsabgeordneten diese Verfassung nicht gelesen hat? Wie kann eine Verfassung Grundlage unserer Demokratie und einer aufgeklärten Bevölkerung sein, wenn die Österreicher zur Unmündigkeit erzogen werden, indem ihnen suggeriert wird, sie seien gar nicht imstande dieses Werk zu verstehen, folglich auch nicht berechtigt, es zu beurteilen?

Fußnoten • Das Bundesverfassungsgesetz 1920 ist für einen Staat erlassen, an dessen Existenz nur die wenigsten glaubten. Es war eine wenig geliebte Kompromisslösung.

• In der ersten Republik hing die sogenannte Bundesbürgerschaft von der Landes-

bürgerschaft ab und diese wiederum vom Heimatrecht in einer Gemeinde. Im Nazi-Regime gab’s die deutsche Staatsbürgerschaft – für jene, die die Nürnberger Rassengesetze erfüllten. • Die einheitliche österreichische Staatsbürgerschaft nach Kriegsende 1945 bestand lange als Provisorium und fand erst in den 80er-Jahren ihren Weg in die Bundesverfassung. • Hans Kelsen (1881-1973) war der Architekt der Bundesverfassung. Beim DollfußPutsch 1934 versagte diese und bis 1945 war sie gar nicht in Geltung. • Von1920 an wurde sie 130 Mal geändert. 40 weitere Verfassungsgesetze und unzählige Verfassungsbestimmungen kamen dazu. • Im internationalen Vergleich ist die österreichische Bundesverfassung ein Sammelsurium an Bestimmungen. Fast so etwas wie ein Relikt aus einer vergangenen Zeit. Seit Jahrzehnten wird über eine konstitutionelle Neuordnung diskutiert. September/Oktober 2020 15

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Die Allmacht der Konkursrichter

Landesgericht für Zivilrechtssachen Graz

Was für die einen in die Katastrophe, die Verzweiflung, in Einzelfällen sogar zum Selbstmord führt, wenn sie durch Gerichtsbeschluss ihr Unternehmen, ihren Besitz, ihr Hab und Gut verlieren, kann bei den anderen zu Wohlstand und Reichtum führen. Foto: APA picturedesk / Erwin Scheriau

in Graz – mit ihren rund 140 Beschäftigten, keine ganz große Sache. Dennoch wurde neben dem Grazer Masseverwalter auch noch eine erfahrene und bekannte Anwältin aus Wien bestellt. Die Abwicklung wird dadurch logischerweise teurer. Und warum, fragt man sich, muss jemand aus Wien geholt werden. Gibt es doch in Graz genügend fachliche Kompetenz dafür.

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LIPP schlitterte vor knapp 20 Jahren in eine Insolvenz – sprich Konkurs. Es ist daher oft gut zu wissen, aus eigener Erfahrung, worüber man berichtet. Ein teurer, wahrscheinlich jahrelanger Prozess bei Gericht war bereits auf dem Wege. KLIPP zog mit einem Insolvenzantrag die Reißleine und überlebte. Der Konkursantrag war eingebracht. Schon wenige Tage später gab es in der KLIPP-Redaktion einen Anruf. „Ich bin Ihr Masseverwalter“, hieß es. Der Betrieb ging weiter, aber jeder Euro, der künftig – selbst für Kleinigkeiten, wie Getränke, Zeitungen für die Mitarbeiter, Kaffee, eine Dienstfahrt mit dem Auto oder sonstwas – ausgegeben wurde, benötigte die Erlaubnis des Masseverwalters. Jeder Konkursantrag muss im Amtsblatt veröffentlicht werden und der Masseverwalter muss jeden Gläubiger schriftlich darüber verständigen, sodass diese ihre Forderungen an das jeweilige Unternehmen bei Gericht einbringen können.

In der Steiermark wurden im letzten Jahr 387 Firmeninsolvenzen eröffnet. In weiteren 235 Fällen kam es zu einer Verfahrensabweisung mangels Masse. Das

Summa summarum entscheiden die Konkursrichter nicht nur über die Zukunft von Schuldnern, die Zufriedenheit von Gläubigern, sondern auch und vor allem über das Wohl und Wehe so mancher Anwaltskanzlei.

Bundesland liegt damit an dritter Stelle von Österreich. Wien führt mit 1.050 Insolvenzen die Tabelle an. Die zehn größten in der Steiermark waren SFL technologies und holding (Stallhofen), Card-Club Kartenspiele, Borckenstein, Charles Vögele Austria, ISOBASALT (Großwilfersdorf), Herbitschek (Ratten), MAG – Maschinen und Apparatebau (Deutschlandsberg), KAPO Möbelwerkstätten und S.O.L.I.D. (Graz). Doch wie werden Masseverwalter überhaupt vom Gericht bestellt? Darüber entscheiden an den Gerichten in Graz und Leoben die Richter in der Konkursabteilung. Die Rechtsanwälte können sich bei Gericht in Listen eintragen, womit sie ihre Bereitschaft bekunden, Konkurse und Insolvenzen zu übernehmen. Denn sie sind ein gutes und vor allem sicheres Geschäft. Nach dem Gesetz ist es so, dass, bevor ein Gläubiger auch nur einen Euro bekommt, das Geld für die Honorarnoten des Rechtsanwalts vorhanden sein muss. Über die Rechtmäßigkeit entscheidet der Konkursrichter auf der Grundlage einer Gebührenordnung – allerdings mit einem Ermessens-

bis blendend daran.

spielraum. Im Falle von Großinsolvenzen, aber nicht nur in solchen, verdienen Rechtsanwaltskanzleien über Jahre hinweg gut

Je nach Größe des Gerichts ist ein Richter für eine bestimmte Buchstabengruppe im Alphabet zuständig. Er wählt dann die entsprechende Kanzlei aus der Liste aus. So wie sich Richter ihre Stammbeisl aussuchen oder Stammbeisl haben – man vertraut auf gutes Service –, so läuft das auch mit Masseverwaltern ab. Es gibt Kanzleien, die sich auf Immobilien spezialisiert haben, andere wieder auf Arbeitnehmer und damit über eine entsprechende Erfahrung verfügen. Am gefragtesten sind jene, die Insolvenzen so abwickeln, dass sie dem Richter möglichst viel abnehmen. „Arbeitsentlastung“ ist das große Zauberwort dabei. Die Entscheidungen über die Auswahl der Masseverwalter unter den rund 300 Anwaltskanzleien in der Steiermark führen aber immer wieder für Diskussionen. Wie jüngst auch im Fall der Wirecard-Tochter

Zur Klarheit: Die Bestellungen erfolgen immer nach den Buchstaben des Gesetzes. So darf man annehmen. Im Laufe der Zeit und Jahre entstehen durch die Zusammenarbeit – nicht verwunderlich – oft Freundschaften zwischen Konkursrichtern und Masseverwaltern. Es entwickeln sich Netzwerke, die im Hintergrund die Arbeit begleiten und unauffällig davon profitieren. Um auf die sogenannten vom Masseverwalter beigezogenen Spezialisten zurückzukommen: Egal, ob es sich um Immobilien, Fuhrparke, Schmuck, Grundstücke, Maschinen, Kunstsammlungen oder was auch immer handelt – keiner ist einem Schnäppchen abgeneigt und ist aktuell stets auf der Suche nach Objekten. Die Abwicklung erfolgt dann in vielen Fällen eher lautlos und unauffällig. Ein Argument, das dabei gerne ins Treffen geführt wird: Nach dem Gesetz ist der Masseverwalter verpflichtet, möglichst rasch zu verwerten, den besten Preis für die Gläubiger zu erzielen. Dieser gesetzliche Auftrag gibt dem Masseverwalter aber dennoch einen großen Spielraum – so er sich mit dem Konkursrichter einig wird. Es gibt daher Verfahren, die zügig durchgezogen und abgewickelt werden, aber auch Konkursverfahren, die sich über Jahre hinziehen. Immer wieder sorgen spektakuläre Verfahren für Schlagzeilen. Konkursabteilungen sind ein einträgliches Biotop in der Justiz. Auf der einen Seite viele Verlierer, auf der anderen viele Profiteure.

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Die Gagen der Medien-Chefs H

eimische Journalisten sind überzeugt, dass die Österreicher begierig (neugierig) sind zu erfahren, welche Einkommen die Prominenz – von der Politik, über die Wirtschaft, den Sport bis zur Kultur – erhält. Ob sie diese auch „verdienen“, lässt sich schon aus der Aufmachung der Story ablesen. In der jüngsten Ausgabe des „Journalisten“, dem Branchenmagazin, wird nun erstmals der Spieß umgedreht und der Scheinwerfer auf die Chefredakteure und deren Gagen gerichtet. Wie hoch ihre Bruttogagen übers Jahr gesehen sind. Und das ist nicht wenig Holz! An der Spitze der Tabelle steht mit Klaus Hermann der geschäftsführende Chefredakteur der „Krone“. Er ist der Statthalter von Christoph Dichand, dem „echten Chefredakteur“. Dieser steht noch über Klaus Hermann, aber sein Jahreseinkommen bleibt Top Secret. Klaus Hermanns Gage wird im „Journalist“ mit 300.000 Euro benannt. Mehr als der Bundespräsident im Jahr erhält. Aber fairerweise muss man dazu sagen, dass dieser noch viele Boni als Sachbezug dazu erhält – ob das nun der Dienstwagen, das Büro, das Wohnen und andere Dinge sind. Der Bundespräsident kann daher seine Jahresgage zu einem großen Teil aufs Sparbuch legen. Klaus Hermann, der geschäftsführende „Krone“-Chef startete seine Journalisten-Laufbahn als Lokalredakteur in der „Steirerkrone“ in Graz. Sein Aufstieg bis in die Chefetage nach Wien ist ein Beispiel dafür, dass man in Österreich auch eine steile Karriere machen kann, selbst wenn man nicht wirklich eine solide Berufsausbildung hinter sich hat. Da es im österreichischen Journalismus keine Berufsausbildung wie zum Beispiel für einen Buchhalter, Mechatroniker usw. gibt, sind solche Beispiele selten. 300.000 Euro im Jahr bis 42 Euro pro 1.000 Anschläge Brutto-Jahresgehalt CHEFREDAKTEURE Klaus Hermann: 300.000 Euro, Kronen Zeitung Christian Rainer: 300.000 Euro, Profil Christian Nusser: 300.000 Euro, Heute

Werner Schima: 300.000 Euro, Österreich Rainer Nowak: 250.000 Euro, Presse (ein Informant nennt allerdings 190.000) Martina Salomon: 250.000 Euro, Kurier Hubert Patterer: 250.000 Euro, Kleine Zeitung Alois Vahrner, Mario Zenhäusern: 250.000 Euro, Tiroler Tageszeitung Georg Wailand: 250.000 Euro, Kronen Zeitung Gerald Mandlbauer: 200.000 Euro, OÖN Manfred Perterer: 200.000 Euro, SN Gerold Riedmann: 200.000 Euro, VN Richard Schmitt: 200.000 Euro, Österreich Ferdinand Wegscheider: 200.000 Euro, Servus TV Hannes Aigelsreiter, Wolfgang Geier, Gerald Heidegger, Waltraud Langer, Matthias Schrom, Ingrid Thurnher: 130.000 bis 170.000 Euro, ORF, Küniglberg (in den Ländern 120.000 bis 150.000 Euro) Kathrin Gulnerits: 150.000 Euro, News Antonia Gössinger: 150.000 Euro, Kleine Zeitung Kärnten Stefan Kaltenbrunner: 150.000 Euro, Puls 24 Martin Kotynek: 150.000 Euro, Standard Florian Klenk: 150.000 Euro, Falter Corinna Milborn: 150.000 Euro, Puls 4 Georg Grabner: 130.000 Euro, ATV Walter Fahrnberger, Daniel Lohninger: 125.000 Euro, NÖN Krone-Chefredakteure in den Bundesländern: 150.000 bis 200.000 Euro

ORF-STARS Armin Wolf: 115.000 Euro Lou Lorenz-Dittlbacher: 100.000 Euro Tarek Leitner: 95.000 Euro Nadja Bernhard: 90.000 Euro Susanne Schnabl: 90.000 Euro Susanne Höggerl: 85.000 Euro Tobias Pötzelsberger: 85.000 Euro Martin Thür: 85.000 Euro RESSORTLEITER Kronen Zeitung: 110.000 bis 140.000 Euro Tiroler Tageszeitung: 110.000 bis 140.000 Euro Falter, Heute, Kleine Zeitung, Kurier, News, OÖN, Österreich, Presse, Profil, Salzburger Nachrichten, Standard, Vorarlberger Nachrichten: 85.000 bis 110.000 Euro Puls 4 / ATV, Servus TV: 70.000 bis 90.000 Euro NÖN: 70.000 bis 85.000 Euro STAR-KOLUMNISTEN pro Kolumne Elfriede Hammerl: 1.500 Euro Rainer Nikowitz: 1.500 Euro Christian Ortner: 1.000 Euro Anneliese Rohrer: 1.000 Euro (bei den Kolumnisten wird nun allerdings hart gespart) FREIE Der Großteil bekommt immer noch etwas weniger als die kollektivvertraglich geregelten 42 Euro pro 1.000 Anschläge; nur die Renommierten kommen auf diesen Satz, einige wenige erhalten unwesentlich mehr.

Geschätzt wurde auf Basis von Gesprächen mit Chefredakteuren, Geschäftsführern und Herausgebern, früherer Veröffentlichungen anderer Medien sowie branchenüblicher Gehälter. Auch die aktuelle finanzielle Situation der Medienhäuser sowie die Eigentümerstrukturen wurden berücksichtigt. Anschließend haben wir die Geschätzten gefragt, ob wir richtigliegen. Dabei haben manche der Befragten zwar nicht über sich Auskunft gegeben, aber die Kolleginnen und Kollegen geschätzt. Georg Wailand wird höher eingeschätzt, Christian Nusser niedriger. Auch das Gehalt Richard Schmitts sei niedriger. Armin Wolf bekomme wesentlich mehr.Aus der TT erfahren wir, die Zahlen seien deutlich zu hoch. Auch Florian Klenk sieht sich nicht richtig geschätzt. Walter Fahrnberger gibt sein Gehalt mit 125.000 Euro an. Quelle: „Der Österreichische Journalist“, 04/2020 September/Oktober 2020 17

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Foto: Fischer

Foto: Melbinger

WIFI-Leiter Martin Neubauer, FH CAMPUS 02 Rektorin Kristina Edlinger-Ploder, WKO Steiermark Präsident Josef Herk und FH CAMPUS 02 Geschäftsführer Erich Brugger (v.l.)

Sport-Austria-Finals-Koordinator Jürgen Winter, Sport-Austria-Präsident Hans Niessl, Stadtrat Kurt Hohensinner und Programmkoordinator Markus Pichler.

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Grazer Sportjahr startet ab 1. März 2021 voll durch

as Ausbildungsjahr 2020/21 hat gerade seine Startphase. „Das vergangene Jahr war für uns durch die coronabedingten Herausforderungen vor allem auch ein Quantensprung in Sachen Digitalisierung“, zieht WIFI-Leiter Martin Neubauer Bilanz. So konnte das WIFI trotz Schließung der Präsenz-

der Fachhochschule und unterstützt sie dabei, ihre Lehre noch digitaler, innovativer und interaktiver zu gestalten. Das „Studio für innovative Lehre“ bietet den Lektorinnen und Lektoren eine Vielfalt an technologiegestützten Möglichkeiten, um ihre Lehrveranstaltungen didaktisch anzureichern. Um auch in Zukunft

„Eine CNC-Maschine hat man nicht Zuhause herumstehen“ WKO-Bildungscampus: Quantensprung bei Digitalisierung veranstaltungen innerhalb kürzester Zeit für einen Großteil der Kunden das Bildungsangebot online fortsetzen, dazu wurde jetzt auch ein eigenes „Webinarstudio“ eingerichtet. „Wir verstehen uns aber auch als Bildungshaus der Technik und sind daher froh, dass wir wieder im Präsenzunterricht tätig sein können. Denn eine CNC-Maschine (Anm.: Computerized Numerical Control) hat man meistens nicht Zuhause herumstehen“, betont Neubauer. Diese arbeitet automatisch und ist bestückt mit Steuerungstechnik Investitionen in Digitalisierung Um den in Zeiten von Corona notwendigen Abstand beim Unterricht vor Ort zu gewährleisten sowie Studierenden, die sich nicht gut fühlen oder die einer Risikogruppe angehören, zu ermöglichen, von zu Hause aus am Unterricht teilzunehmen, wurden alle Hörsäle an der FH CAMPUS 02 derart ausgestattet, dass sowohl Unterricht vor Ort als auch paralleles Live-Streaming ins Wohnzimmer der Teilnehmerinnen und Teilnehmer möglich ist. Mit November 2020 implementiert das Zentrum für Hochschuldidaktik (ZHD) der FH CAMPUS 02 ein weiteres Service für die Lehrenden

„krisenfest“ zu sein, hat die FH CAMPUS 02 in Equipment für Forschung und Lehre, aber auch in die digitale Ausstattung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter investiert. Rund 120.000 Euro wurden in den letzten Monaten für mobile Geräte, den Umbau für die geteilte Lehre (Computer mit Videoausgängen, Weitwinkel-Webcams, Ansteckmikrofone, Laser Beamer) sowie für die Vorbereitung der Festnetztelefonie in Microsoft Teams aufgebracht. „Wir sehen diese Investitionen nicht nur als Corona-bedingtes „notwendiges Übel“, sondern sind der Meinung, dass sie uns auf ein neues Level in der Lehre bringen“, zeigt sich Kristina Edlinger-Ploder, Rektorin der FH CAMPUS 02, überzeugt. Ein Dauerthema ist der Facharbeitermangel. Drei von vier Betrieben glauben, dass der Bedarf an Fachkräften noch zunehmen wird. Rund 50 Millionen Euro wird das „Center of Excellence“ kosten – die größte Investition in die Zukunft der steirischen Fachkräftesicherung. „Unser Ziel ist es, kommendes Jahr mit der Umsetzung dieses Projekts zu starten“, betont Wirtschaftskammer-Präsident Josef Herk.

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ie Vorfreude auf das nächste Jahr ist jetzt schon riesig, vor allem in diesem heurigen, ganz besonderen Jahr der großen Herausforderungen. „Wir haben den Startschuss für das Sportjahr mit 1. März festgelegt. In den zehn Monaten bis zum Jahresende wird der Sport eine noch nie dagewesene Rolle in dieser Stadt spielen. Gemeinsam werden wir Graz bewegen und für die positiven Wirkungen des Sports begeistern, erklärt Sportstadtrat Kurt Hohensinner. Dass das Sportjahr mit März beginnen wird, hat nicht nur mit Covid-19 zu tun, sondern auch mit der Planung der Veranstaltungen. Ein Auszug aus den Ideen zeigt, wie vielfältig und interessant das Sportjahr werden wird: vom „größten Tischtennisturnier der Welt“ (jeder kann teilnehmen und z. B. zuhause

gegen seinen Nachbarn spielen), über einen Gehörlosen Futsal Cup, Stand-Up-Paddeln für Senioren bis hin zu einem Fußball-Triathlon (ein Mix aus Fußball, Beachsoccer und Footvolley) und einer groß angelegten Schach-Challenge zwischen linkem und rechtem Murufer. „Es sind wirklich zahlreiche geniale Ideen eingeschickt worden. In den nächsten Wochen wird der Vereinsvorstand von Active City rund um Obmann Gerhard Peinhaupt eine Auswahl treffen. Wir hoffen natürlich, dass so viele wie nur möglich davon auch umgesetzt werden können“, meint Pichler. Für die Veranstaltungen gibt es Förderungen seitens der Stadt Graz, die Organisation liegt dann in den Händen der Vereine. „Aber natürlich stehen wir für Rat und Tat gerne zur Seite“, betont Programmkoordinator Markus Pichler.

Tauschhandelsgruppe GIT hilft beim Sparen

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emeinsam mit einigen regionalen Betrieben hat die Firma GIT – eine Tauschhandelsgruppe mit Sitz in Graz – ein System entwickelt, welches in der jetzigen Situation Gastronomie-und Einzelhandelsbetriebe besonders unterstützen kann. „Nehmen wir folgendes Beispiel“, so GIT-Manager Gruber. „Ein Restaurant, das bei uns Mitglied ist, kauft Wein bei einem Mitglied in der Südsteiermark ein. Er kann dort – möglich ist meist die Hälfte der Einkaufssumme – mit eigenen Restaurant-Gutscheinen bezahlen. Die GIT-Gruppe gibt diese Restaurant-Gutscheine wiederum an ein oder mehrere Mitglieder weiter, die dann in dem Restaurant die Gutscheine einlösen können.“ Dadurch kommen neue Gäste in

das Restaurant und die derzeit dringend benötigte Liquidität wird geschont. Auch verbleibt die Kaufkraft in der Region und heimische Arbeitsplätze werden sicherer. Es zahlt sich also sprichwörtlich aus, als Firma (Handel, Gastronomie, Tourismus, Dienstleister, Anwälte usw.) Mitglied bei GIT zu werden, weil man damit Zugang zu neuen Gästen, Kunden bzw. Klienten erhält. GIT garantiert, dass die Gutscheine an regionale Betriebe im Wege des Tauschhandels zu 100 Prozent des Nennwertes weitergeleitet werden und nicht in irgendwelchen Schnäppchenportalen auftauchen. Weiterführende Informationen: www.gitrade.com

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GESUNDHEIT „Ich bin gekommen, um zu bleiben“

„Zu viele Akteure kümmern sich um die öffentliche Gesundheit. Wie soll das gut gehen?“

Das ist die Botschaft von Covid 19

Zu viele Köche verderben den Brei

Ein Wirrwarr an Kompetenzen bei Coronamaßnahmen

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artin Sprenger, 56, studierte Medizin an der Med-Uni Wien und der Karl-Franzens-Universität Graz. Er baute den Universitätslehrgang Public Health an der Med-Uni Graz auf, den er seit 2010 leitet. Zuvor machte er seinen Master of Public Health am Department of Community Healths in Auckland, Neuseeland. Sprenger, Vater zweier Kinder, war bis Anfang April Mitglied der Corona-Taskforce und zog sich dann aus eigenen Überlegungen zurück. In seinem Buch „Wir denken Gesundheit neu!“ beschreibt er das Wirrwarr im österreichischen Gesundheitssystem. Da heißt es: In der vom Europäischen Observatorium für Gesundheitssysteme und Gesundheitspolitik initiierten Reihe „Gesundheitssysteme im Wandel“ im Jahr 2018 veröffentlichten Ausgabe „Das österreichische Gesundheitssystem, Akteure, Daten, Analysen“ werden im Kapitel „Öffentliche Gesundheit“ eine Vielzahl an Akteuren und Aufgaben beschrieben. So übernehmen Bundesministerien, Sozialversicherungs-

träger, die Bundesgesundheitsagentur (BGA), der Oberste Sanitätsrat, die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH (AGES) Aufgaben der öffentlichen Gesundheit. Aber auch Einrichtungen wie die Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) mit den Geschäftsbereichen Österreichisches Bundesinstitut Gesundheitswesen (ÖBIG), Fonds Gesundes Österreich (FGÖ) und Bundesinstitut für Qualität und Gesundheitswesen (BIQG) sowie Universitäten, Forschungsinstitute, NGOs und Expertengruppen besetzen wichtige Funktionen im öffentlichen Gesundheitswesen und in der öffentlichen Gesundheitsforschung. Letzteres erfolgt auch durch Institute wie dem Austrian Institut für Health Technology Assessment (AIHTA) oder dem Institut für Gesundheitsförderung und Prävention GmbH (IfGP). Verlag Böhler, Martin Rümmele, Martin Sprenger (Hg.)

ir wollen es nicht zur Kenntnis nehmen. Irgendwie hoffen wir Menschen, dass wir morgen aufwachen und alles vorbei ist – die Gefahr, die von Corona ausgeht, plötzlich verschwunden ist. Weg. Und unser Zusammenleben nicht mehr bremst. Und wir wieder zurück zur Normalität kommen, wie es sie früher gab.

v.l: Bundesminister Gernot Blümel, Bundesministerin Elisabeth Köstinger und Vizekanzler Werner Kogler.

Foto: BKA / Dragan Tatic

Foto: Fischer

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Dass dann der rettende Impfstoff gefunden wurde, der die Geißelhaft durch das Virus beendet. Dass es vorbei ist mit den unzähligen Interviews, Warnungen von Virologen, Immunologen, dass sie aus unserem Alltagsgedächtnis verschwinden. Dass die Gott-sei-bei-uns-Politiker Anschober, Kurz, Nehammer und wie sie heißen mögen sich feiern lassen können oder dass es sie gar nicht mehr gibt. Dass sie abgewählt worden sind, weil sie zu vieles in

diesem furchtbaren Geschehen nicht richtig bewertet haben. Doch das ist reine Phantasie. „Ich bin gekommen, um zu bleiben“, scheint die Botschaft des Virus zu sein. Gleichsam so etwas wie die Pest unserer Tage – die nichts auf der Erde zerstört, „nur uns Menschen“. Ähnlich wie die Wirkung einer Neutronenbombe beschrieben wird. Machen wir uns nichts vor, verdrängen wir es nicht. Es existieren auf der Welt genug Köpfe, die nicht sich, aber anderen ein solches zweites Corona wünschen. Weil sie daran verdienen, weil es ihr Denken ist. Es lagern unvorstellbare Grauslichkeiten in den geheimen Labors, die nicht Science Fiction sind – sondern Wirklichkeit. Ganz abgesehen von der atomaren Gefahr, den tausenden Atombomben, über deren Existenz und Vernichtungskraft wir Bescheid wissen. Aber deren Einsatz wir – warum überhaupt? – für unwahrscheinlich halten. In den geheimen, militärischen Labors unserer Welt lagern chemisch hergestellte Giftstoffe, deren Einsatz Hunderttausende von heute auf morgen dahinraffen könnte. Die Vergiftung einiger, wie jüngst die des russischen Oppositionspolitikers Navalny, hat gezeigt, was möglich ist. Verheerend (tödlich) – aber ohne Spuren zu hinterlassen.

Die Re-Regionalisierung der Wirtschaft als Chance: Zusätzliche Lehrstellen bei KAPO

Lehrlingsausbildung als Fundament für den langfristigen Unternehmenserfolg „Wir bei KAPO sehen die Ausgangsposition differenziert. Eine Krise ist immer auch eine Chance. Gerade die CoronaKrise hat uns allen die Nachteile einer globalisierten Wirtschaft mit komplexen Lieferketten gnadenlos aufgezeigt. Wir sind der Überzeugung, dass in der Zukunft der wirtschaftliche Erfolg bei Unternehmen liegt, die regional stark verwurzelt sind. Daher wollen wir gerade aktuell

Foto: zVg

Die Corona-Krise trifft den Lehrstellenmarkt Experten warnen aktuell vor den langfristigen Auswirkungen der Corona-Krise auf den Arbeitsmarkt. Hintergrund ist der unsichere Ausblick, der viele Unternehmen zu einer konservativen Personalplanung zwingt.

ein Zeichen setzen und haben bei uns zusätzliche Lehrstellen geschaffen!“, so Stefan Polzhofer,

der gemeinsam mit Othmar Sailer die Geschäfte der KAPO Fenster und Türen GmbH führt. Frauen im Handwerk „Besonders erfreulich ist, dass sich immer mehr Frauen für den Beruf des Tischlers begeistern lassen.“ ergänzt Alexander Steinhöfler, der seine Karriere selbst als Lehrling bei KAPO begonnen hat und der als junger Produktionsleiter (Jahrgang 1995) auch für die Ausbildung des Nachwuchses verantwortlich ist. Über die KAPO Fenster und Türen GmbH KAPO ist seit über 90 Jahren der Spezialist für Holzfenster in Österreich. Die ausgelernten Lehrlinge bilden als qualifizierte Facharbeiter die wichtigste Stütze des Unternehmenserfolgs.

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WIRTSCHAFT

„Das ist alles grandiose Illusion“

Ökonom Heiner Flassbeck zu den nationalen Bemühungen um den Klimawandel: „Können unser Gewissen beruhigen, nützen aber nichts.“

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n seinem Buch mit dem Titel „Der begrenzte Planet und die unbegrenzte Wirtschaft – Lassen sich Ökonomie und Ökologie versöhnen?“ zeichnet der bekannte Ökonom Heiner Flassbeck eine ungewisse, fast düstere Zukunft. In einem Ö1-Interview gibt Flassbeck seine Sicht der Dinge wieder.

Foto: UNCTAD

Was spricht aus Ihrer Sicht dagegen, umweltfreundlichen und zukunftsorientierten Unternehmen mehr Hilfsgelder zukommen zu lassen, als etwa Umweltsündern? Flassbeck: Das darf man natürlich tun. Man muss sehen, die Coronakrise, der Coronaschock hat ja nicht unterschieden nach klimafreundlichen und weniger klimafreundlichen Unternehmen, sondern nach einem reinen Zufallsprinzip. Wer Gastwirt war, hatte Pech und wer Bäcker war, hatte Glück. Es ist also kein System, mit dem man irgendwie leitend und lenkend für die Zukunft eingreifen kann, um den Klimawandel zu bekämpfen. Was eben das besonders Kritische ist – der Coronaschock hat eine neue, hohe

Heiner Flassbeck arbeitete von 2000 bis

2012 bei den Vereinten Nationen in Genf und war ab 2003 dort als Chefvolkswirt zuständig für Globalisierung und Entwicklungsstrategien. Zuvor war er Staatssekretär im Bundesministerium für Finanzen (in Deutschland). 2005 wurde Flassbeck von der Hamburger Universität zum Honorar-Professor ernannt. Im Westend Verlag sind von ihm unter anderem die Bücher „Handelt jetzt. Das globale Manifest zur Rettung der Wirtschaft“ (2013), „Die Marktwirtschaft des 21. Jahrhunderts“ (2011) und „Gescheitert (2009), „Das Euro-Destaster“ (2018) erschienen.

Arbeitslosigkeit in die Welt gebracht. Und das ist etwas, was der Bekämpfung des Klimawandels diametral entgegensteht. Der pensionierte Chef-Volkswirt der UNO in Genf, Experte für Globalisierung und Entwicklungsstrategien behauptet: „Der natürliche Gegner der Umweltbewegung ist die Arbeitslosigkeit. Wer den Menschen einen Strukturwandel abverlangt, der viele Arbeitsplätze kostet, der muss in der Lage sein, an anderer Stelle so viele neue Arbeitsplätze zur Verfügung zu stellen, dass der Wandel für die Menschen erträglich wird.“ Kann das ein Staat denn überhaupt? Flassbeck: Ja, das muss er. Wenn man den Klimawandel bekämpfen will, muss das nicht ein Staat tun, sondern – viel größer, noch viel schwieriger – es müsste die internationale Staatengemeinschaft tun. Denn sonst werden die meisten Länder keine demokratischen Mehrheiten für den Klimawandel bekommen. Denn Klimawandel bedeutet eine ganz fundamentale Veränderung unserer Lebensweise. Diese Wirtschaft ist in den letzten 200 Jahren so mit den fossilen Rohstoffen, vor allem mit dem Öl, verwachsen, dass das auseinanderzureißen ein unglaublich harter, strukturverändernder Prozess ist, bei dem ganz viele Jobs verloren gehen. Und deswegen muss der Staat aktiv werden und er muss, wie in der Coronakrise jetzt, dagegenhalten und dafür sorgen, dass an anderer Stelle Jobs entstehen bzw. so wenig wie möglich Jobs verloren gehen. Die Entkoppelung unserer Lebensweise vom Öl, von der Kohle, vom Gas, ist eine unglaublich große und vor allem globale Anstrengung. Es nützt nichts, wenn wir hier auf individueller, regionaler oder nationaler Ebene uns ein bisschen anstrengen, ein bisschen unsere Lebensweise verändern. Das kann unser Gewissen beruhigen, aber mit der wirklichen Bekämpfung des Klimawandels hat das nichts zu tun. Und es brauche noch etwas, so argumentiert Flassbeck: nämlich die Umverteilung nach unten, ohne die ist eine ökologische Wirtschaft nicht zu haben. Wenn die unteren Einkommensgruppen, gemessen an ihrem Einkommen, einen weit größeren Teil der Gesamtlast am Umstieg auf ökologisches Wirtschaften tragen, dann werden sie auf die Straße gehen. Und in Frankreich haben wir das mit den Gelbwesten ja schon gesehen. Flassbeck: Im Grunde ist der ökonomische Prozess relativ einfach zu beschreiben in seiner

Struktur. Öl, Kohle und Gas müssen systematisch teurer werden – über viele Jahre, ja vielleicht ein Jahrhundert. Und zwar im Verhältnis zu unseren Einkommen. Das heißt, der reale Ölpreis muss steigen, also es muss wehtun. Und erst dann kann man allmählich eine strukturelle Veränderung bekommen, an deren Ende wir dann wahrscheinlich völlig ohne fossile Rohstoffe auskommen. Das ist absolut möglich. Die Marktwirtschaft ist ein extrem flexibles System. Aber man darf sich nichts vormachen. Es kostet kurzfristig, ja, unsere Lebensweise. Und Sie sagen, der reale Ölpreis, der ist heute nicht höher als 1970, wenn man sich die Daten anschaut. Und das ist eher der eigentliche Skandal, dass Energie einfach immer noch dermaßen billig ist. Flassbeck: Ja, das finde ich ungeheuer. Man kann es nicht glauben. Alle Menschen, denen ich das sage, die sind ganz erstaunt. Öl kostet doch was. Ja, aber es kostet im Verhältnis zu unserem Einkommen heute weniger als Anfang der 70erJahre. Deswegen passiert auch nichts in Sachen CO2-Verminderung. Diese Strategien sind alle irgendwie losgelöst. Der Ölmarkt ist vielleicht der größte Markt, den wir auf der ganzen Welt haben. Und wenn an diesem Markt einiges an Nachfrage ausfallen sollte – wir, Österreich, Deutschland, wir sind vernünftig und brauchen weniger Öl, allmählich, über die Zeit jedenfalls –, obwohl die Preise niedrig sind, dann wird es nichts nützen, absolut nichts. Warum? Flassbeck: Denn an anderer Stelle wird dann mehr Öl verbraucht. Machen wir uns nichts vor. Die Länder haben zwar in Paris eine Absichtserklärung 2015 unterschrieben – dieses berühmte Pariser Abkommen –, aber wenn der Ölpreis weiter sinkt, wird das Öl verbraucht. Alles, was aus der Erde raus ist, wird verbraucht. Das ist Marktwirtschaft. So funktioniert sie. Vor allem die Grünen müssten das begreifen, die immer so tun, als wenn wir jetzt ein bisschen unser Verhalten ändern, dann wird alles gut und dann werden die anderen uns schon nachfolgen, weil wir dann zeigen, wie es gut geht und so. Das ist alles grandiose Illusion. Das heißt, kleine, nationale Maßnahmen in Sachen Umweltschutz bringen nichts? Auch nicht Ge- und Verbote? Flassbeck: Alles wirkt nur dann, wenn es weltweit passiert, wenn die fossilen Rohstoffe in der Erde bleiben. Also da müssten wir ein globales Abkommen haben, nicht nur eine harmlose

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„Wir müssen auf Null kommen, damit Globus aufhört, sich zu erwärmen“ Umwelt-Ökonom Franz Prettenthaler von Joanneum Research in Graz

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In Ihrem Buch geht es um die Versöhnung von Ökonomie und Ökologie. „Wie es weitergehen könnte“, ist das letzte Kapitel Ihres Buches betitelt und das ist weniger pessimistisch, als man nach der Lektüre bis dahin glauben könnte.„Verstünden wir nur hinreichend gut, wie das System Marktwirtschaft funktioniert, könnten wir es auch umsteuern in Richtung eines auf lange Sicht ökologisch erträglichen Wirtschaftens“, heißt es da. Was verstehen wir daran nicht? Und mit dem „wir“ meinen Sie ja in erster Linie Ökonomen und Politiker. Flassbeck: Ja, wir verstehen zum Beispiel diesen einfachen Zusammenhang nicht, über den ich gerade geredet habe – den Ölmarkt. Europa war in den letzten zehn Jahren nicht in der Lage, sich halbwegs vernünftig zu entwickeln. Deutschland und Österreich waren ein bisschen besser, aber zulasten der anderen – nicht gemeinsam mit den anderen. Europa insgesamt hat es nicht geschafft, sein Problem Arbeitslosigkeit in den letzten zehn Jahren, also nach der Finanzkrise von 2008/2009, die Arbeitslosigkeit erheblich zu reduzieren und das Problem zu lösen. Und wenn wir das nicht lösen können, können wir es natürlich auch in Entwicklungsländern nicht lösen. Wir können den Entwicklungsländern nicht helfen bei der Verbesserung ihrer Lebensumstände. Und das ist absolut entscheidend dafür, dass erstens das Bevölkerungswachstum nachlässt und zweitens, dass sie bereit sind, so wie wir jetzt ja im Prinzip bereit sind, etwas für die Umwelt zu tun. Wer ums Überleben kämpft, den interessiert die Umwelt ganz ungeheuer wenig.

Ist das der persönliche Beitrag zur CO2-Verminderung? Prettenthaler: „Wenn Sie so wollen – ja.“

Kürzlich: LR Ursula Lackner übergibt „Energy Globe Styria Award“ an Franz Prettenthaler von Joanneum Research

Viel weniger Verkehr auch in der Luft – der Lockdown führt ja nachweislich zu einer Reduktion der Emissionen von rund 70 Prozent. Für das Klima also gut? Dem stimmt Umwelt-Ökonom Franz Prettenthaler zu. Aber: „Es ist eine riesengroße Illusion, zu glauben, dass damit alles gut wird. Wir müssen bei den CO2-Emissionen Richtung Null kommen, damit sich der Globus nicht weiter erwärmt. Wir brauchen Klimaneutralität und haben dafür noch acht Jahre Zeit, das zu schaffen.“ Das Klima hat sich aber auch über Jahrhunderte gewandelt, als es noch keine CO2-Belastung gab, die durch die Menschen verursacht wurde. „Ja, das sind aber natürliche Faktoren und längerfristige, etwa verursacht durch die Sonnenaktivität, durch vulkanische Aktivität, durch Schwankungen im Winkel der Erdachse oder etwa den Kontinentaldrift.“ Das Beängstigende aus Prettenthalers Sicht sind nicht die 1,5 Grad oder 2 Grad an Erwärmung, sondern wie sich dadurch die Extreme verändern und die Erhitzung durch das Überschreiten von Kipppunkten nicht mehr gestoppt werden kann: „2 Grad bedeuten schon, dass zum Beispiel in Spanien eine Hitzewelle nicht mehr 15 Tage dauert, sondern 70 Tage. Und was heißt das von der Bewohnbarkeit her, wenn es 70 Tage lang immer über 30 Grad hat – in Regionen, die das nicht gewohnt sind. Wenn wir nicht bei 2 Grad stoppen, löst das auf unserem Planeten Kipppunkte aus, wo auf dem Planeten als solches dann selbst verstärkende Mechanismen in Kraft treten. Zum Beispiel das Freisetzen von Methan in Permafrostböden bzw. die Tatsache, dass es dann keine weißen Oberflächen mehr auf der Erde gibt.“ Was heißt das? „Weiße Oberflächen reflektieren noch viel Energie in den Weltraum. Während eine dunkle Oberfläche massiv die Wärme speichert. Wir können als

Menschen diesen Vorgang dann nicht mehr stoppen. Das CO2 löst diesen Treibhauseffekt aus. Wie bei einem Glashaus. Es kommen das Licht und die Energie hinein, aber sie kann nicht mehr heraus. Man muss im Sommer ein Glashaus kräftig lüften, sonst hast du dort 50, 60 oder 100 Grad.“ „Weg von den fossilen Energien“, fordern die Klimaforscher. Es gehe eigentlich darum, die alternativen Energien deutlich billiger zu machen. Wie soll das konkret gelingen? Prettenthaler führt das am Beispiel der Stahlproduktion an. „Sie müsste auf Klimaneutralität umgestellt werden, da sie ja 10 Prozent der weltweiten Emissionen ausmacht.“

Foto: Werner Krug

Absichtserklärung wie Paris. Wir brauchen ein globales Abkommen mit den Anbietern, mit den Produzenten dieser Stoffe, mit den Saudis, mit den Ölproduzenten, mit den Kohleproduzenten, mit Australien, usw., dass sie die Stoffe in der Erde lassen und die Welt, die Weltgemeinschaft, den Preis für Öl, Kohle und Gas steuert – und zwar so, dass er systematisch steigt. Das muss man sich vorstellen. Das ist eine irre Aufgabe, über die man ja politisch in der Welt nicht einmal redet. Wenn ich auf UN-Konferenzen einmal die Hand gehoben habe, und gesagt habe, ,ihr müsst mal über Preise reden‘, dann haben alle weggeschaut und wollten es nicht wahrhaben. Nein, über Preise kann man nicht reden, da müsste man ja mit den Produzenten dieser Güter reden. Ja, ohne die Produzenten dieser Güter wird es einfach nicht gehen. Es wird nicht ohne die gehen. Die müssen mitmachen, müssen alle zusammenarbeiten, dass diese Stoffe in der Erde bleiben und das heißt auf Dauer, dass sie systematisch teurer werden müssen.

as Coronavirus hat den drohenden Klimawandel als „Causa prima“ unseres Planeten abgelöst. Nur zögerlich verschaffen sich die Klimawarner wieder Gehör. Ein Gespräch mit Franz Prettenthaler, dem Umwelt-Ökonomen von Joanneum Research. Er ist auch Direktor von LIFE, dem Institut für Klima, Energie und Gesellschaft. Prettenthaler und sein Team benützen das Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel für die Fahrt ins Büro in den Science Tower in der Smart City. Erst kürzlich gewann das Team den Energy Globe Styria Award für das Projekt „Rooftop Gardening“ (Lesen Sie auch „Innovation Belt Graz“, Seite 20).

„In Europa gibt es die Einsicht, dass das notwendig ist. Und wir verfügen auch über das technische Know-how, das zu tun. Gerade bei Dingen, die für Europa immens wichtig sind, gilt es nun, die EU-Binnenmarktregeln nicht mehr auf Punkt und Beistrich einzufordern, und uns nicht selbst daran zu hindern, die wichtigen Dinge zu tun. Dazu gibt’s nur eine Chance: Dass wir in Europa massiv einen Wasserstoff-Schwerpunkt setzen. Für die Industrie ist die Photovoltaik (PV), die unbedingt ausgebaut werden muss, als variabler Strom aber nicht direkt einsetzbar. Corona hat eines gezeigt: Wir müssen uns selber helfen. Wenn es darum geht, in Europa eine Versorgungssicherheit zu haben – selbst bei so trivialen Dingen wie Masken. Wir können eben dann zum Beispiel an unseren Grenzen für ,dreckigen Stahl‘ aus China oder woher auch immer sonst hohe Zölle einführen. Ein Großteil der Emissionen kommt ja aus China, aber verursacht durch Aufträge aus der ganzen Welt, vor allem auch unseren Konsum. Es ist also besser, den Stahl hier zu produzieren, aber sauber. Die Industrieländer sind für 70 Prozent der Emissionen verantwortlich – sind die Verursacher dafür. Wenn Europa, China und die USA das Ruder herumreißen, dann ist der CO2-Emissionsstopp möglich.“ Was Corona auch noch gezeigt hat: „Wir müssen unseren Lebensstil checken – wie wir mit unserem Energieverbrauch umgehen. Das ist zum Beispiel für die Flugzeugindustrie eine ganz große Herausforderung. Wir haben alle gesehen durch Corona – es geht mit viel weniger Fliegen. Wir sparen uns damit Geld, Nerven und Zeit, wenn wir das über mehr Videokonferenzen machen. Die Politik ist also gefordert. In unseren Breiten müssen die Menschen einsehen, dass es da zu einem Lastenausgleich kommen muss – was die Energie betrifft. Es wird viel mehr lokale Energie-Communitys geben müssen – einen sinnvollen Zusammenschluss von Verbrauchern und Konsumenten. Ich habe zum Beispiel ein Ferienhaus in der Obersteiermark. Meine Eltern leben rund 300 Meter weiter davon. Auf dem Haus ist eine Photovoltaik-Anlage installiert. Wenn ich nicht dort bin, kann ich den Strom nicht nützen. Also sollte der Netzbetreiber mir in Zukunft das lokale Netz günstig zur Verfügung stellen, damit meine Eltern diesen Strom nützen können. Das ist logischerweise nur ein kleines Beispiel für neues Energie-Denken, wird aber den notwendigen PV Ausbau voranbringen.“ September/Oktober 2020 21

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Erstmals Gemüseernte vom Dachgarten des Science Tower in Graz

Rund 1.000 Kilogramm Salate, Tomaten, Gurken, Feigen und Gartengewürze

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Die Bilanz von Franz Prettenthaler fällt dennoch äußerst positiv aus: „Wir haben seit Projektbeginn fast eine Tonne an Gemüse geerntet – mit vielen positiven Rückmeldungen. Die Leute im Turm haben eine große Freude, wenn sie sich zur Mittagszeit eben ihre Sachen, ihr Gemüse am Dach holen können.

Fotos (2): Manuela Schwarzl-JOANNEUM RESEARCH

as LIFE-Team mit Franz Prettenthaler vom Joanneum Research redet und forscht nicht nur über den Klimawandel. Die Umweltforscher tragen auch täglich dazu bei, ihren ökologischen Fußabdruck nachhaltig zu verringern. Da wird mit den Fahrrädern in die Büros zum Science Tower geradelt – und: da holen sich die Mitarbeiter („für einen Kostenbeitrag von 2 Euro“) den Salat, die Gurken, Tomaten, Paprika, Gartengewürze, in diesem Jahr auch Feigen für die Jause oder für Zuhause von dem drei Stockwerke höher liegenden Dachgarten. Dieser ist eine Idee von Science-Tower-Erbauer Hans Höllwart und bisher einmalig in Österreich. Das Projekt dazu wurde von Joanneum Research entwickelt und wird wissenschaftlich über mehrere Jahre hinweg begleitet. Aufgrund von Corona und weil die gesamte Waagner-Biro-Straße eine riesige Baustelle ist, hat das gegenüberliegende Restaurant „Streets“ geschlossen, das zur Gruppe des bekannten Gastronomen Franz Grossauer gehört. Es fällt daher zur Zeit als Kunde und Abnehmer aus.

v.l.: Sabine Marx, Michael Kernitzky, Hannes Pregartner, Franz Prettenthaler (JOANNEUM RESEARCH LIFE)

Ein griechischer Salat geht sich perfekt aus und wir werden auch über den Winter Gemüse ernten können.“ Das Niederschlagwasser, der Regen, wird gesammelt und dient im Winter auch als Wärmespeicher.

8 auf einen Streich!

„Im Sommer erzeugt es durch Verdunstung die nötige Abkühlung, die immer wichtiger wird“, so Prettenthaler.

Erneute Auszeichnungen für Marketing- und Technologieunternehmen SCOOP & SPOON

WaggonTracker von PJM gewinnt

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as WaggonTracker-System von PJM, das den Schienengüterverkehr digitalisiert, wurde mit dem österreichischen Mobilitätspreis in der Kategorie „Digitalisierung“ ausgezeichnet. Bundesministerin Leonore Gewessler, ÖBB-Vorständin Michaela Huber, Siemens Mobility CEO Arnulf Wolfram und VCÖ-Geschäftsführer Willi Nowak überreichten die Auszeichnung an Günter Petschnig, Geschäftsführer von PJ Monitoring GmbH aus Graz. Die Begründung der Experten-Jury: „Es ist

fast nicht zu glauben, dass es so etwas noch immer nicht für den Schienengüterverkehr gibt, daher ist es ein sehr großer Schritt, um Konkurrenzfähigkeit zwischen dem Güterverkehr auf Schiene und dem Güterverkehr auf der Straße zu schaffen. Eine Innovation, die überfällig war und großes Potenzial im Güterverkehr mit sich bringt. Eine umfassende Datengrundlage bietet gute Voraussetzungen für Modernisierungsvorhaben und Optimierungen.“

Foto: VCÖ/APA-Fotoservice/Hautzinger

Michael Ksela: Erfolgsgeschichte setzt sich fort

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ie international anerkannte Arbeit, die das Team von SCOOP & SPOON in den letzten Jahren geleistet hat, macht sich bezahlt. Das österreichische Marketing- und Technologieunternehmen erhielt erneut weltweite

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Sich um den grünen Lebensraum kümmern

Anerkennung für seine Arbeit für Allianz, ABUS und ACTEN. Nach einem erfolgreichen Lauf bei The Drum und The Webby Awards Anfang dieses Jahres setzt sich die Erfolgsgeschichte mit acht Communicator Awards in New York fort. „Eine raffinierte Markenstrategie erscheint erst mit einer außergewöhnlichen digitalen Umsetzung im richtigen Licht. Und genau das zeigt die Kompetenz und den gelebten Innovationsgeist von SCOOP & SPOON“, so CEO und Gründer Michael Ksela. Diese Einschätzung bestätigt sich angesichts der Arbeit, die für Allianz, ABUS und ACTEN geleistet wurde. Sämtliche Kampagnen spiegeln einen einzigartigen Ansatz wider, den es so noch nie gegeben hat. Dazu gehören die virtuelle Welt der Allianz, die ein unvergessliches digitales Erlebnis ermöglicht, der einzigartige digitale 360°-Raum von ABUS, in dem die Zuschauer während der Tour de France exklusive Echtzeit-Updates erhielten, und die bipolare Positionierung von ACTEN.

steiermärkischen Landesregierung werden in Zusammenarbeit mit Projektpartnern gemeinnützige Beschäftigungsprojekte umgesetzt. Dies geschieht in den Bereichen Wissenschaft, Natur, Umwelt, Kunst, Kultur und Archäologie. Das Stadtlabor in der WaagnerBiro-Straße in der Smart City war bisher ein wichtiger Stützpunkt. In diesen Tagen kommt ein weiterer Standort dazu – das Wertschätzungszentrum und der Wertschätzungsgarten in der Nähe des Fröbelparks. Die Location gehört der Stadt

HightechSchutzmaske für Flugzeug und Bahn Die gegenwärtig meist verwendeten Corona-Schutzmasken machen gesichtslos. Da man auch von der Mimik nichts wahrnimmt, verschlechtert sich die Verständlichkeit des Gesprochenen. Eine Hightech-Schutzmaske, zugeschnitten auf die Erfordernisse in Flugzeugen und der Bahn soll das ändern. Ein Konsortium rund um den Humantechnologie-Cluster Human.technology Styria (HTS) und dem steirischen Mobilitätscluster ACstyria entwickelt diesen Mund-Nasen-Schutz. Er verspricht mehr Tragekomfort, erhöhte Sicherheit und gleichzeitig Einsparungen. In einer ersten Phase sollen bis zu 100.000 Stück pro Jahr produziert werden. ÖBB und Flughafen Graz planen den Pilot-Einsatz der Maske. „Die beengte Raumsituation – vor allem in Flugzeugen und in der Bahn – stellt die Betreiber auch vor wirtschaftliche Heraus-

forderungen“, betonen HTS-Geschäftsführer Johann Harer und ACstyria-Geschäftsführerin Christa Zengerer unisono. Die „Flight Mask“, so der Name des Konzepts, verfolgt einen modularen Aufbau und Erweiterbarkeit der Maske je nach Kundenbedürfnis. Initiator Thomas Saier, Geschäftsführer des zehnköpfigen Lebringer Design-Studios EderaSafety: „Bei hoher Stückszahl könnte der Preis der Maske bei etwa 25 Euro liegen.“ Die Fluglinie Emirates hat zum Beispiel einen Tagesbedarf von 6.000 Masken. Innerhalb weniger Monate könnte mit der „Flight Mask“ eine Million Euro eingespart werden. Ein entsprechender Prototyp wird bereits mit Hilfe der Steirischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft SFG entwickelt und die FH JOANNEUM steuert eine Forschungsarbeit bei.

„Flight Mask“: Großzügiges Sichtfenster

Foto: Klipp

it ihren kreativen Ideen und ihren 40 temporären Mitarbeitern setzt sich das gemeinnützige Unternehmen Natur.Werk. Stadt vorrangig zwei Ziele: Sich um den grünen Lebensraum in Graz zu kümmern und ihren maximal für 12 Monate Beschäftigten wieder einen Job zu vermitteln, der ihren Fähigkeiten entspricht. „Im Vorjahr ist uns das zu 50 Prozent gelungen“, so Projektleiterin Daniela Zeschko. Getragen wird das Ganze von der st:WUK – ein zertifiziertes, soziales Unternehmen und eine Projektträgergesellschaft im Eigentum des Landes Steiermark. Im Auftrag des AMS Steiermark und der

Projektleiterin Daniela Zeschko

Graz. Der Natur.Werk.Stadt stehen dort ein Garten und ein renoviertes Badehaus als Arbeitsstätten zur Verfügung. „Wir übernehmen Arbeiten – etwa von der Stadt Graz –, die personell sonst nicht abdeckbar sind“, beschreibt Daniela Zeschko die Aufgabenstellung. So werden in der Schmiedgasse Pflanzen und Bäume gesetzt, Blühwiesen betreut. „Also wir sind überall dort, wo es keine Gärtner gibt, weil sie von den Kosten her zu teuer sind. Die Natur. Werk.Stadt betreut auch die grüne Fassade der Uniqua Versicherung in der Innenstadt. Als im April die Coronakrise ihren Anfang nahm, produzierte man mehr als 3.000 nachhaltige Stoffmasken und gab diese an die Bevölkerung weiter. Daniela Zeschko: „Die Natur. Werk.Stadt ist gelebtes, soziales Miteinander. Wertvoll für den Einzelnen und ein Beitrag zum Wohle der ganzen Gesellschaft und unserer Umwelt.“

Foto: EderaSafety

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Foto: S. Kocsar

Fotos (2): Daniela Zeschko

Diese Aufgabe stellt sich in Graz die Natur.Werk.Stadt

Mit Seasy wird‘s easy Von Seglern für Segler gemacht

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ie Startup-Crew mit Niklas Baumgartner ist wetter- und winderfahren. Daher können Segler der neuen Buchungsplattform Seasy Vertrauen schenken. Im Mai gab es die Gründung des Startups und mittlerweile hat die SeasyCrew bereits 500 Vermittlungen für ihre knapp 200 gelisteten Marinas durchgeführt. Jetzt ist die Saison bald zu Ende und man tüftelt bereits an einem komplexen Warnsystem für die Segler. Noch bevor ein Segler in Turbulenzen gerät, will Seasy diesem eine Warnung inklusive möglicher Anlegeplätze via Push-Nachricht übermitteln. Von der Technologie her nimmt das Gründer-Team für die Lokalisierung und Navigation Anleihe in der Raumfahrt. Das hat dazu geführt, dass Seasy nun im Grazer Inkubationszentrum der Weltraumagentur ESA unterstützt und weiterentwickelt wird. September/Oktober 2020 23

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Die AVL soll‘s richten Foto:Klipp

Viel weniger CO2 durch Herstellung synthetischer Brenn- und Kraftstoffe mit Solar- und Windenergie

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Technischer Fortschritt erspart teuren Umbau Der große Vorteil synthetischer Brenn- und Kraftstoffe liegt darin, dass die energetische Nutzung im Gegensatz zu fossilen Energieträgern CO2-neutral erfolgt. Somit wird in Zukunft eine massive Reduktion von Treibhausgasemissionen erreicht, ohne dabei auf Autos, Flugzeuge oder herkömmliche Heizungen verzichten zu müssen. Auch eine Umrüstung bestehender Infrastruktur ist für die Verwendung nicht nötig.

Klimafreundliche Kraftstoffe Der im Sommer durch Windkraft und Photovoltaikanlagen entstehende Energieüberschuss muss für den Winter gespeichert werden. Konkret wird dann beim PTL-Verfahren (Power to Liquid) dieser überschüssige Strom aus Solarund Windenergie verwendet, um Wasserstoff herzustellen. Dieser wird zusammen mit Kohlendioxid mittels des FischerTropsch-Verfahrens chemisch verflüssigt. Dadurch entstehen

Foto: IWO Österreich/APA-Fotoservice/Tanzer

Helmut List: „Wichtigster Einflussfaktor auf die Herstellungskosten ist der Strompreis.“

Jürgen Rechberger, Helmut List, Magnus Brunner und Jürgen Roth (v.l.): gemeinsames Pilotprojekt von AVL, dem Institut für Wärme- und Öltechnik und der Republik Österreich

synthetische Brenn- und Kraftstoffe, welche wie Diesel und Heizöl sofort verwendbar sind oder weiter verarbeitet werden können – zum Beispiel für Kraftstoff für Flugzeugturbinen.

bereits als Green Innovation Leader in Europa und auch Umweltstaatssekretär Magnus Brunner sieht ein gewaltiges Potential in dem heimischen Vorzeigeprojekt. „Der Bau der PTL-Anlage ist vollstän-

Eine Zukunft mit deutlich reduziertem CO2-Ausstoß und Unabhängigkeit vom Import fossiler Rohstoffe scheint damit zum Greifen nahe. Weil die Power-to-Liquid-Anlage es in Zukunft ermöglichen wird, Wasserstoff in Verbindung mit Kohlendioxid kostengünstiger in klimafreundliche, synthetische Brenn- und Kraftstoffe umzuwandeln.

dig ausfinanziert und macht uns unabhängiger vom Import fossiler Brennstoffe.“

Nextsense misst, was sonst niemand kann Ein „Hidden Champion“, der in Graz-Straßgang arbeitet

Jürgen Roth, der Fachverbandsobmann des Energiehandels in der WKO, sieht Österreich

Foto: Nextsense

„Mit der von uns geplanten Anlage wird der Wirkungsgrad für die Erzeugung des synthetischen Brennund Kraftstoffes signifikant verbessert und so der Energieeinsatz an erneuerbarem Strom erheblich gesenkt. Dadurch erzielt man auch deutlich niedrigere Herstellungskosten. Auf diesem Weg kann erneuerbare Energie kostengünstig, praxistauglich und effizient speicherbar gemacht werden“, erklärt Prof. Helmut List, Chef des AVL-ListKonzerns mit seinem Headquarter in Graz.

Fotos (2): Klima- und Energiefonds / APA Fotoservice / Michael Ferlin-Fiedler

enn sich AVL-Chef Helmut List, 79, auf ein solches Projekt einlässt, dann tut er das mit „All in“. Mehr als 10.000 Mitarbeiter weltweit bilden mit ihrem Knowhow die Rückendeckung dafür. „Innovation flüssige Energie“ zur Herstellung synthetischer Brennund Kraftstoffe beschreibt die Herausforderung für die nächsten zwei Jahre. Es ist ein gemeinsames Pilotprojekt mit dem Institut für Wärme- und Öltechnik, das vom Ölhandel initiiert ist.

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Visualisierung: everySIZE

„Data House“ und „Silicon Austria Labs Building“ am TU-Campus werden das „verhindern“

an kann wohl ohne Übertreibung sagen, hier wird die Zukunft gebaut“, betonte der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl bei der Grundsteinlegung für die Neubauten „Data House“ und „SAL Building“ (Silicon Austria Labs Building) am Campus Inffeldgasse der TU Graz die enorme Bedeutung für die Steiermark. Und Nagl lobte dann auch den strategischen Weitblick der Technischen Universität, weil mit dem Neubau auch der Grundstein für viele zukünftige Technologien, Patente und letztlich hohe Wertschöpfung sowie viele Arbeitsplätze gelegt wird. Ins gleiche Horn stößt auch Wirtschafts- und Forschungslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl: „Damit bündeln wir

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as Verständnis für die entwickelte Messtechnologie der Grazer Spezialisten ist für jeden Nicht-Techniker endenwollend. Nicht verwunderlich, sind doch die Leute von Nextsense die Champions in einer ganz speziellen Nische. Sogar die Anrainer wissen wenig Bescheid darüber. Entscheidend ist, dass die Verantwortlichen der Deutschen Bahn, von China Railways, SNCF, Daimler, JLR (Jaguar Land Rover), Audi, BMW, voestalpine und ArcelorMittal (Stahlkonzern) wissen, warum sie Nextsense aus Graz brauchen. Es geht um die mobile Profilmessung und Oberflächeninspektion. Denn da ist Nextsense

Peter Lehofer und Harald Hopfgartner (re.)

„Mit Sandgasse 34 und 36 haben wir neue Adressen für hoch-innovative Forschung und Entwicklung made in styria.“ (Kainz) Im Bild (v.l.): Bgm. Siegfried Nagl, BIG-CEO Hans-Peter Weiss, Stefanie Lindstaedt (GF KnowCenter), Gerald Murauer (GF Silicon Austria Labs), SFG-GF Christoph Ludwig und TU-Graz-Rektor Harald Kainz.

bestehende Kräfte nun an einem Standort und schaffen weiteren Nährboden für die Spitzenforschung in der Steiermark.“

rungsbereich widmen. Auch der Startup-Inkubator Science Park Graz wird mit einer Vielzahl seiner Start-ups hier untergebracht.

Pointiert bringt es SFG-Geschäftsführer Christoph Ludwig zum Ausdruck. Die Wirtschaftsförderung des Landes ist maßgeblicher Gesellschafter dieses 55 Millionen Euro großen Projekts. „Ohne Daten und ohne deren Analyse sind und bleiben all unsere Unternehmen blind und taub.“

Am neuen Grazer Hauptsitz von SAL will man künftig mit den mehr als 200 Mitarbeitern in der Champions League der Forschung mitspielen,

weltweit führend. Ermöglicht wird das durch die Calipri CB20 und die einzigartige CaliBreeze-Technologie. Diese messen präzisest Oberflächen von transparenten Materialien, wie Glas oder Kunststoff, lackierte Oberflächen, hochreflektierende Chromteile oder auch schwierige Farb- oder Materialkombinationen. Konventionelle Technologien sind da chancenlos. Und wie funktioniert das Ganze? Das schlechte Reflektionsvermögen von transparenten und halbtransparenten Oberflächen macht es notwendig, dass diese für die Messung einen Augenblick lang mit mikroskopisch kleinen Wassertropfen „angehaucht“ werden. Die dabei entstehende diffuse Reflexion ermöglicht dann die Messung. Nach der Messung verdunstet die Dampfschicht rückstandslos. Peter Lehofer, Head of Product Management: „Mit dieser Innovation können wir sicherstellen, dass jede Oberfläche präzise, zuverlässig und wiederholbar gemessen werden kann. Das wird die Spalt- und Versatzmessung in der Automobilindustrie nachhaltig verändern.“

kündigt SALGeschäftsführer Gerald Murauer an. Verstärkt werde man an Leistungselektronik, Systemintegration und elektromagnetischer Kompatibilität sowie Edge Computing, Machine Learning und Embedded Artificial Intelligence arbeiten.

Grüne Energie für nachhaltige Mobilität

Mehr als 500 Menschen werden sich im Data House zukünftig Innovationen im Digitalisie-

Energie Steiermark Chancen der E-Mobilität bestmöglich zu nutzen, ist eine enge Zusammenarbeit über Branchen hinweg unerlässlich. Nur gemeinsam können wir sinnvolle und nachhaltige Lösungen am Markt etablieren und festlegen“, ist Christian Purrer überzeugt.

Foto: zVg

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Fotos: Michaela Bergsteiger

Foto: Nextsense

Ohne Datenanalyse bleiben Unternehmen blind und taub

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ffizieller Partner einer grünen Welt“ – so lautet das Credo der Energie Steiermark. Nunmehr ist der steirische Energiedienstleister auch offizieller Partner des ACstyria Mobilitätscluster. „Wir liefern das grüne E zur Mobilität“, so Vorstandssprecher Christian Purrer. „Als Energiedienstleister sehen wir unsere Aufgabe im Mobilitätssektor darin, E-Fahrzeuge mit Energie zu versorgen – und das in jeder Hinsicht“, ergänzt Vorstandsdirektor Martin Graf. Was zunächst einfach klingt, umfasst jedoch zahlreiche Innovationsfelder, die die Energie Steiermark seit Jahren erfolgreich bearbeitet. „Um die

So ist beispielsweise die Weiterentwicklung von E-Fahrzeugen durch die Hersteller der grundlegende Faktor für die Etablierung von E-Mobilität in der breiten Öffentlichkeit. Dadurch werden E-Ladestellen überhaupt erst relevant. Jedoch verliert selbst das reichweitenstärkste E-Auto für potenzielle Käufer schnell an Attraktivität, wenn sich das Laden zu aufwendig oder zu kostspielig gestaltet. In den vergangenen drei Jahren hat die Energie Steiermark daher über 3,7 Millionen Euro in das heimische Ladenetz investiert und bisher bereits über 800 Ladepunkte installiert. Durch diesen konsequenten Ausbau ist heute in der Steiermark niemand weiter als 15 Kilometer von der nächsten E-Ladestation entfernt. Durch Kooperationen mit Unternehmen, Gemeinden und Wohnbauträgern wird der Ausbau noch weiter vorangetrieben. September/Oktober 2020 25

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Wie fühlen sich sc

... am Beispiel von Emmanuel Kamdem, geb wo man sich ein bisschen behütet fühlt usw. Ich hatte keine Probleme, mich in der Welt zu bewegen. Natürlich habe ich ab und zu gedacht: Warum nicht? Aber wenn man hier Kinder hat, kommt das natürlich irgendwann zur Sprache. Den Antrag habe ich dann gemeinsam mit meinen Kindern gemacht. Ich werde alt und es ist gut, wenn sie hier auch als Österreicher leben.“

Was denkt der Beamte?

Fotos: Klipp

Der 52-jährige Emmanuel Kamdem ist beruflich viel unterwegs. „Da habe ich auf einmal am Flughafen bemerkt, gebe ich dem Beamten meinen österreichischen Pass und überlege mir dann: Was denkt der Beamte, der mich gerade kontrolliert? Was spielt sich in seinem Kopf ab? Man stellt sich sehr viele Fragen.“

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mmanuel Kamdem entschied sich erst spät – vor ungefähr 12 Jahren – die Staatsbürgerschaft zu beantragen. „Ich selbst bin relativ schnell Österreicher geworden. Weil es hängt immer davon ab, in welcher Umgebung man sich befindet – welche Freunde, welcher Freundeskreis usw. Und ich habe einen relativ großen Freundeskreis und da fühlt man sich natürlich sehr wohl, wenn man gute Freunde hat,

Emmanuel Kamdem

Diskriminierung ist der Alltag Im Gespräch kommt Emmanuel Kamdem auch auf Anfeindungen zu sprechen. „Generell gibt es mal hier, mal da Anfeindungen – manchmal sehr offen, manchmal sehr subtil. Nicht jeder, der dich

Geboren am 15. September 1968 in Kamerun,studierte dort Jus und Politikwissenschaft und hat knapp 9 Jahre als Journalist gearbeitet. Nicht zuletzt aufgrund der politischen Situation in Kamerun (Diktatur) im September 1995 im Alter von 27 mit rund 100 anderen Journalisten und Studenten nach Europa geflüchtet. Nach einem Journalistenkongress in Graz, zu dem er eingeladen war, ist er hier geblieben und hat zu Beginn Gelegenheitsjobs gehabt, unter anderem auch beim Megaphon gearbeitet, bis er vor 20 Jahren, im Jahr 2000 den Verein Chiala (Förderung von Kultur, Diversität und Entwicklung) gegründet hat, welchen er bis heute führt. Emmanuel Kamdem ist verheiratet (Frau ist aus Senegal) und hat zwei Kinder. Von 2003 bis 2008 war er Vorsitzender des MigrantInnenbeirates Graz. Außerdem ist er im Vorstand der Europa-Afrika-Plattform „Adept“, wodurch er beruflich auch viel reist.

angrinst, meint das auch so. Viele Leute spielen ein bisschen damit. Ich möchte keine paranoiden Gefühle raustragen, aber im Großen und Ganzen ist Rassismus sehr präsent. Diskriminierung ist der Alltag – und die Fragen dazu – manchmal sehr direkt. Seit wann bist du da? Wirst du immer da bleiben? Ist dir nicht zu kalt da? Warum lässt du die gute Sonne in Afrika und quälst dich da? Natürlich wirst du auch beschimpft – auf der Straße, in der Straßenbahn. Da braucht man nur die Blicke der Menschen zu beobachten.“

mus, Neokolonialismus und Kapitalismus. Wenn man einen schwarzen Menschen sieht – okay, der ist so. Der ist ganz sicher so. Er verhält sich so. Das weiß man. Ohne jemals in Afrika gewesen zu sein.“ Natürlich freut Emmanuel Kamdem, dass „Black Live Matters“ jetzt einen Blick auf die schwarzen Menschen wirft. „Die Frage für mich ist aber: Hilft uns das? Ist das nicht peinlich? Die Politik spielt damit. Man muss korrigieren, was nicht gut läuft. Zwingen kann man niemand, aber man kann mit Bildung, mit Projekten etwas tun.“ Ein Ansatz seiner

„Nicht jeder, der dich angrinst, meint das auch so“ Auch in Afrika Rassismus „Wie gesagt, ich möchte hier jetzt keine Hysterie ausbreiten. Aber wir haben ein sehr tiefes RassismusProblem in Österreich. Ich möchte nicht damit sagen, dass jeder zweite, dritte Österreicher, den man auf der Straße trifft, ein Rassist ist. Nein. Das ist nicht der Punkt. Es gibt einen sehr großen Teil an unbewusstem Rassismus. Der Rassismus ist auch keine österreichische Geschichte, sondern eine weltweite. Auch in Afrika gibt es Rassismus. Aber von Ort zu Ort manifestiert sich das immer ein bisschen anders. Er ist in den Köpfen, in den Büros, bei den Behörden, ist in den Familien verankert, in Vorurteilen, den Klischees, den Stereotypen.“

Genaue Vorstellungen von schwarzen Menschen Im Verein „Chiala“ am Griesplatz, dort wo wir unser Gespräch führen, kommen tausende jährlich zu Beratungen. „Und ein Gutteil der Leute kommt auch wegen Diskriminierungen. Die Leute suchen eine Arbeit und bekommen manchmal die Arbeit nicht, weil sie schwarz sind, weil sie aus Afrika kommen oder bekommen eine Wohnung nicht, weil sie Afrikaner sind. Die Liste ist lang. Wir haben in Europa für schwarze Menschen genaue Vorstellungen, wie diese Leute sind. Das hat sich vor 500 Jahren entwickelt – durch Sklaverei, Kolonialis-

Meinung nach: „Man muss die Geschichte Afrikas in die Schulen bringen. Man muss die Geschichte erzählen. Sie muss in den Büchern stehen, zum Teil auch von Afrikanern geschrieben. Bildung kann da viel verändern – auch diesen weltweit anti-schwarzen Rassismus.“

Wo kommst du her? Das ist eine der entscheidenden, meist diskriminierenden Fragen. „Es gibt ja Menschen in Österreich mit schwarzer Hautfarbe, 20, 30, 35 Jahre alt, die in Österreich geboren sind. Wenn man so eine Person fragt: Wo kommst du her? Dann sagt er: Aus Österreich. Und der andere: Nein, vorher. Was ist vorher? Er war ja vorher nirgends. Er war immer da. Und dann, wenn es keine gute Antwort aus der Sicht des Fragestellers ist, sagt er: Ja und deine Eltern? Ja, du hast gesagt ich und nicht meine Eltern. Ich bin Österreicher, ich bin da geboren.“ Emmanuel Kamdem macht aber klar, dass die Frage per se nicht diskriminierend ist. „Es wird mit der Zeit nur nervig. Aber es kommt auch auf den Hintergrund der Frage an. Wenn wer über Kamerun und Afrika mehr erfahren will, freue ich mich, wenn ich mit ihm diskutieren kann.“

Geschichte Afrikas erzählen Das Bild vom „armen Afrika“, wo die Menschen nichts zum Essen haben,

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HINTERGRUND

ch schwarze Österreicher?

em, geboren in Kamerun und Edith Abawe, in Ruanda nicht zur Schule gehen – das gibt es, wie man aus Umfragen weiß. Es ist diese Assoziation von der Geschichte Afrikas von Armut und Ausbeutung. „In jedem Gespräch bist du dann ein Afrika-Experte. Das ist leider zu oft unser Alltag. Man hat kaum die Chance, die richtige Geschichte Afrikas zu erzählen. Von der Zeit, als Afrika eine große Macht war, welche Erfindungen Afrika im Laufe der Jahrtausende hervorgebracht hat.“

Mehrsprachigkeit Zu Hause sprechen die Kamdems Deutsch, Französisch und Wolof, eine Senegalesische Sprache. Und klarerweise ist es – nicht zuletzt auch für die Kinder – ein großer Vorteil, mehrsprachig aufzuwachsen. „Manchmal hast du als Elternteil schon Angst, wenn dein kleines schwarzes Kind sagt: Ich gehe zum Supermarkt etwas einkaufen. Da sagt man sich schon: Ich hoffe, es passiert ihm nichts.“

Eltern machen sich Sorgen Emmanuel Kamdem hat einen zehnjährigen Sohn, der ins Gymnasium geht. „Wir diskutieren ab und zu über Rassismus. Weil die Kinder sehen natürlich auch die Bilder in den Medien. Und sie haben natürlich sehr viele Fragen. Und natürlich reagieren sie sehr sensibel auf solche Sachen. Ich versuche jetzt, so ausgewogen wie möglich mit ihnen darüber zu sprechen. Das ist sehr schwierig. Weil auf der einen Seite möchte ich nicht, dass sie Angst haben. Sie sind mehr Österreicher als ich – sind da geboren. Und ich möchte nicht unbedingt ihnen eine Angst machen. Auf keinen Fall. Es ist wichtig, dass sie wissen, sie sind Österreicher, obwohl sie ein bisschen anders ausschauen. Wichtig ist, dass sie wissen, dass sie auch ihre Rechte haben – weil sie ja hier geboren sind und hier aufwachsen.“ „Wir Eltern haben vielleicht viel mehr Angst als die Kinder. Ihnen ist es – zum Glück – eigentlich wurscht.“

Von Isabella Hasewend

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ir sind am Lendplatz in Graz verabredet – im Infocafé „palaver“ des Verein Frauenservice Graz, einem wichtigen Treff für Menschen unterschiedlicher Kultur. Edith Abawe ist für interkulturelle Sozialberatung zuständig und hat seit 2013 auch die Fachbereichsleitung des Infocafés inne. „Ich habe in Ruanda den Bachelor für Sozialwissenschaften zu studieren begonnen und bin dann Ende 1996 nach Österreich gekommen“, erzählt sie. „Damals gab es Krieg und Genozid in Ruanda und weil ich Verwandte in Graz hatte, bin ich

In den 24 Jahren, die Edith Abawe hier in Österreich ist, hat auch sie viele Anfeindungen erlebt. „Ich kann gar nicht alles aufzählen – Beschimpfungen, Bedrohungen, alles Mögliche.“ Auch sexuelle Belästigung und sexistische Bemerkungen hat sie schon erlebt. „Zum eigenen Schutz vergisst und verdrängt man diese Dinge auch. Außer Situationen, wo man wirklich bedroht wird oder Angst hat –

„Zum Selbstschutz verdrängt man Vieles“ hierhergekommen.“ Als Studentin, wie sie betont, zumal sie nie als „Flüchtling“ deklariert war. „Aber ohne Krieg wäre ich natürlich nie nach Europa gekommen. Damals wusste ich auch gar nichts von Österreich, verwechselte man oft Austria mit Australien.“ Edith Abawe lernte Deutsch, ist an die Uni gegangen, hat nach ihrem Studium bei verschiedenen Vereinen gearbeitet – wie etwa ZEBRA, dem Verein Chiala, ERfA oder ISOP, bevor sie 2011 zum Verein Frauenservice Graz gekommen ist. Im Vorjahr wurde sie für ihr Engagement mit dem Menschenrechtspreis der Stadt Graz ausgezeichnet.

Arbeit, Mühe, Leistung Auch Edith Abawe hat die österreichische Staatsbürgerschaft erst ziemlich spät beantragt, ist aber nach der offiziellen Verleihung schon sehr erleichtert gewesen. „Es ist mit Kosten verbunden, die ganze Bürokratie dauert, man muss die Sprache gut beherrschen, einen bestimmten Betrag im Monat verdienen, einen Test bestehen – alles ist mit Arbeit, Mühe und Leistung verbunden. Und daher bin ich glücklich und stolz, dass ich das erreicht habe.“ Zumal sie jetzt am gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Leben teilhaben kann. „Ich bin ja sehr an Politik interessiert und das Recht zu wählen ist ein ganz wichtiger Punkt.“

Gott sei Dank, nur ganz wenige Fälle. So wurde ich einmal fast überfahren – mit einem Auto, ganz gezielt. Das vergisst du natürlich nie, weil es so extrem ist.“ Insgesamt gäbe es in Österreich „Wellen“, wie es Edith Abawe ausdrückt: „Wenn es irgendwo einen bestimmten Vorfall gibt, werden die Anfeindungen mehr. Wie etwa bei der Flüchtlingswelle im Jahr 2015. Danach gab es eine unglaubliche Welle von rassistischen Vorfällen. Dann wird es wieder ein bisschen ruhiger, bis wieder irgendwo was passiert. Irgendwie müssten Menschen, die anders ausschauen, als Sündenböcke herhalten.“ Auch habe es eine Zeit gegeben, als allen schwarzen Menschen in Österreich „den Stempel Drogendealer hatten. In allen Zeitungen und überall wurde so getan, als ob es sonst keine Kriminalität gegeben hätte.“

Bildungslücke oder einfach Ignoranz? Und natürlich ist auch sie mit Fragen konfrontiert, wie zum Beispiel: „Darf ich deine Haare anfassen?“ „Das höre ich sehr oft und Sie können sich vorstellen, dass es nervt, wenn eine wildfremde Person auf der Straße einen das fragt. Das ist einfach unpassend – unmöglich! Aber es kommt immer darauf an, wie

man die Frage stellt und welche Beziehung man zueinander hat. Wenn mich das eine Arbeitskollegin fragt, ist das natürlich was anderes.“ Andere Fragen wiederum findet sie wiederum witzig. „Da fragen mich Leute zum Beispiel, ob wir in Afrika Insekten essen oder welche Sprache wir in Afrika sprechen. Afrikanisch? Solche Fragen finde ich manchmal amüsant und sie wundern mich auch ein bisschen. Ist das eine Bildungslücke oder einfach Ignoranz? Wenn eine Frage wirklich interessiert gestellt wird und nicht erniedrigend, finde ich es gut.

Edith Abawe

vom Verein Frauenservice Graz. Seit 2013 leitet sie dort auch das Infocafé „palaver“. Dieses ist ein offener Ort der Begegnung von Menschen unterschiedlichster Kulturen und trägt mit seinen Aktivitäten zur Vernetzung und Wertschätzung von allen Frauen, die in Graz leben, wesentlich bei. September/Oktober 2020 27

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KULTUR Fotos: ORF musikprotokoll_M. Gross

Top oder Flop? Darüber entscheiden Besucher

Foto: steiermark.at/Streibl

steirischer herbst ’20 mit Paranoia TV

Er wird nicht gezeigt: der Erzherzogshut, das Prunkstück in der Sammlung des Universalmuseum Joanneum. Um 1400: Silber gegossen, geschmiedet, vergoldet.

hinten v. l.:UMJ-Direktor Wolfgang Muchitsch, Barbara Steiner (Kunsthaus Graz), UMJDirektorin Alexia Getzinger, Alexander Kada (mobiler Pavillon), vorne v. l.: Birgit Johler (Volkskundemuseum), LR Christopher Drexler, Bettina Habsburg-Lothringen (Museum für Geschichte) und Astrid Kury (mobiler Pavillon).

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ls Aufbruch in eine zeitgemäße Präsentation wird die künftige Landesschau bezeichnet. Sie geht im April 2021als neue große Ausstellung des Landes in Szene. Ihre erste Ausgabe wird eine umfassende Selbstreflexion der Steiermark sein. Drei Standorte in Graz – das Museum für Geschichte, das Volkskundemuseum und das Kunsthaus Graz – sowie ein mobiler Ausstellungspavillon mit der beeindruckenden Fläche von 800 Quadratmetern, der in Wien und an vier Standorten in der Steiermark zu sehen sein wird, laden zur Auseinandersetzung mit dem „Steirischen“ ein. Die, die dabei sind und zum Teil auch gutes Geld dafür bekommen, jubeln natürlich. Das Budget für die Ausstellung liegt bei 10 Millionen Euro.

Das große Sagen haben nicht die Kunsthistoriker, sondern die Zeithistoriker. Kulturlandesrat Christopher Drexler hat nach intensiven Vorbereitungsarbeiten das neue große Ausstellungsformat des Landes, die STEIERMARK SCHAU, der Öffentlichkeit kürzlich präsentiert. Sie findet alle zwei Jahre statt und schließt nach Ansicht von Drexler an die Tradition der großen Ausstellungsformate in der Steiermark an, interpretiert diese in zukunftsweisender Form aber neu. Die STEIERMARK SCHAU nimmt Fragen der Gesellschaft zu Geschichte, Gegenwart und Zukunft auf und bereitet sie aus der Perspektive von Kunst und Kultur in einem populären Format auf. Sie rückt die Steiermark in den Fokus und dient der Reflexion und einer regelmä-

ßigen Standortbestimmung. Ein „Begräbnis“ der „hochkompetenten steirischen Museumskultur“ sieht in der Landesschau die Arbeitsgemeinschaft für Archäologie und Geschichte. In ihr sind etliche der 360 Regionalmuseen in der Steiermark vertreten. Das Ausstellungskonzept sei, so bedauert die ARGE, auf sammlungsfremde Objekte aufgebaut. Obwohl in der Steiermark mehr als 1,6 Millionen herzeigbare Objekte in diversen Sammlungen existieren. Die Schau werde eher ein Kunstobjekt als eine museologisch fundierte Ausstellung. Das Universalmuseum Joanneum werde mehr als „Staffage“ benützt und die steirischen Kulturschätze nur mehr als Dekoration eingebaut.

Kulturherbst diesmal anders. Highlight: die Wiener Sängerknaben

Lannach zeigt sich mutig

„W Foto: Petru Rimovetz

er steirische herbst reagiert auf die Ängste und Unsicherheiten der heutigen Zeit und erfindet sich als Medienkonzern neu. Noch bis zum 18. Oktober sendet Paranoia TV, der Kanal für das Unheimliche und Beunruhigende, auf mehreren Frequenzen in die ganze Welt und antwortet künstlerisch-kritisch auf die globale Pandemie und die durch sie verursachten Einschnitte – nicht nur in unser tägliches Leben, sondern auch im Hinblick auf die Durchführung von Kulturveranstaltungen. Der Festivalkalender enthält neben Interventionen, Performances, Screenings und Talks an Schauplätzen in Graz und Umgebung auch ein reichhaltiges Online-Angebot. Wenn Klänge versteckt sind, muss man sich auf die Suche begeben. Das machten Schüler aus steirischen Schulen, die sich der Förderung musikalischer Talente verschrieben haben: die Musikmittelschule Stallhofen, das BORG Hartberg (mit Instrumentalmusik und Gesang), das Stiftsgymnasium Admont, das Musikgymnasium Graz und die Musikschule Weiz. Gemeinsam mit Musikern des Ensembles Schallfeld und Komponisten zeitgenössischer Musik experimentieren junge Menschen mit neuen Klängen: Wie kann ich in meinem Instrument, meiner Umgebung oder in mir selbst neue und ungewöhnliche Klänge entdecken? Wie kann ich diese in musikalischen Kontexten verwenden? Wie mache ich aus alldem ein Stück? Durch Improvisation und kollektive Komposition entstanden Werke, in denen die Entdeckungen der jungen Musiker hörbar wurden. Zum Abschluss am 18. Oktober gibt‘s den „Ö1 Kultursonntag“ (19:30–24:00 Uhr) mit einem „Best of steirischer herbst 20“.

v.l: Bgm. Josef Niggas, Jolande Schiffmann (Kulturangelegenheiten Lannach), Sylvia Niggas (Management Steinhalle) und Martin Niggas (Kulturausschuss Lannach)

Foto: www.lukasbeck.com

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Foto: Universalmuseum Joanneum

STEIERMARK SCHAU – Die Ausstellung des Landes im April 2021

ir haben uns ganz bewusst dafür entschieden, den Lannacher Kulturherbst XXL auch in diesen schweren Zeiten nicht ausfallen zu lassen“, erläutert Martin Niggas vom Kulturausschuss der Marktgemeinde Lannach bei der Präsentation des Programmes. Dieses ist klarerweise nicht so umfangreich wie sonst – also zwar nicht XXL, dafür klein, aber fein und vielfältig. Insgesamt 12-Top-Kulturveranstaltungen stehen am Programm – vorausgesetzt, es gibt keine strengere Covid-19-Vorschriften. Das Highlight sind die Wiener Sängerknaben am 15. Dezember. Der offizielle Start erfolgte mit Joey Kelly. Die weiteren Veranstaltungen spannen einen weiten Bogen von Musik, Gesang, Kabarett bis zum Theater. „Wichtig“, so die Kulturverantwortlichen, „dass sich die Bevölkerung jeweils vorher bei der Gemeinde oder auf Website informiert.“

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BEGRÄBNIS ERSTER KLASSE

KULTUR/MEDIEN

AddENDum

9190001019680

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ÖSTERREICHISCHE POST AG — MZ 18Z041574 M QUO VADIS VERITAS REDAKTIONS GMBH., HALLEINER LANDESSTRASSE 24, 5061 ELSBETHEN

Abschied von der eigenen Meinung

Zitat

NICHT RETOURNIEREN

Einer Versuchsperson wurde gesagt, auch alle ande- Neue Perspektiven und gute Begründungen ren seien freiwillige Teilnehmer des Experiments. In Florack ist überzeugt, dass langfristige und tragWirklichkeit waren sie Eingeweihte. Die Gruppe sollte fähige Meinungsänderungen am Ende aber nur durch nun beurteilen, welche von drei gezeichneten Linien bewusstes Nachdenken und eine tiefgründige Vergenauso lang wie eine Referenzlinie war. Dabei einig- arbeitung gelingen können. „Eine Meinung, die Sie einten sich die Eingeweihten geplant und absichtlich auf fach von einer Mehrheit übernehmen, die wechseln Sie N Rver . 16 , € 4,20 D I EdieZjeweilige E I T U Nauch G mal schnell wieder, weil sie sie nicht eine falsche Angabe. Trotzdem stimmte innerlicht Versuchsperson bei einem Drittel der Durchgänge haben.“ Was den Prozess unterstützen kann, ist ein damit überein. Perspektivenwechsel: Was würde ich denken, wie würde ich handeln, wenn ich mich selbst von außen betrachten würde? Oder wenn ich die Person mit der Moral als Religionsersatz? Aktuelle Diskurs-Phänomene wie die sogenannte anderen Meinung wäre? Cancel Culture, also das Bestreben, Personen oder Organisationen konsequent zu boykottieren, wenn sie aus subjektiver Sicht mancher Leute durch beleidigende oder diskriminierende Aussagen aufgefallen sind, führt Autor Grau („Hypermoral – die neue Lust an der Empörung“) auf eine wachsende Bedeutung von Moral zurück. Moralische Überzeugungen seien ein entscheidender Teil unserer Persönlichkeit, weil sie uns Halt und Orientierung geben. „Ich würde sagen, sie sind noch wichtiger geworden, seit für viele Menschen Religion nicht mehr eine ganz so zentrale Rolle spielt“, so die Analyse des Münchners. „Und das trägt Einer Meinungsänderung steht allerdings auch undazu bei, dass viele Fragen heutzutage ganz schnell auf ser Bedürfnis nach Konsistenz entgegen, also dass aus eine moralisierende Art und Weise behandelt werden.“ dem eigenen Verhalten keine Widersprüche abzuleiten Der Druck, uns aus verschiedenen Gründen der sind. „Man möchte ja nicht als blödsinnig dastehen“, Mehrheitsmeinung einer Gruppe anzuschließen, ist das stellt Florack fest. „Wenn man aber eine gute Begrüneine. Unter anderem macht er uns zu sozialen Wesen, dung dafür hat, warum man früher eine andere Meidie gemeinsam stärker sind. Dagegen stünden jedoch nung hatte, dann hilft das enorm, diese loszulassen.“ ebenso starke Bedürfnisse wie jene nach Freiheit, Ich war jung, unerfahren oder schlecht informiert Autonomie und Selbstbestimmung. „Wir sind sozia- wäre so eine klassische Begründung, die zumindest le Wesen mit einem großen Drang zum Individuellen. Jahrzehnte später gut funktioniert. Ich gebe zu, ich Das versuchen wir permanent in Einklang zu bringen“, habe mich getäuscht oder war ein bisschen verblenerklärt Grau. „Aus lauter Individualismus schließe ich det wäre manchmal die ehrliche Variante. Ich habe mich dann einer kleinen Subkultur an. Die unterliegt nie was anderes gesagt, wäre nach einem Meinungszwar auch wieder der Logik des Kollektiven, aber ich umschwung die Reaktion, mit der man in Zeiten wie kann mir zumindest als Individualist vorkommen.“ diesen rechnen sollte. Die Folge dieser sich widersprechenden GrundFazit: Der Abschied von der eigenen Meinung kann bedürfnisse sei ein permanentes Lavieren zwischen gelingen. Frei nach dem Motto: Wer nie seine Meinung Anpassung und Autonomie. ändert, ändert überhaupt nie irgendwas.

„Setzen Sie sich immer mit denen auseinander, von denen Sie mutmaßen, dass sie Ihnen auf die Nerven gehen.“

Zum Abschied Wie man seine Meinung ändert Immerhin ermöglicht es diese Gesamtgemengelage durchaus, dass wir unsere Meinung an neue Gegebenheiten anpassen. Menschen mit dem eher ungewöhnlichen Anliegen, diese Fähigkeit trainieren und mehr Offenheit für eine Meinungsänderung zeigen zu wollen, rät Philosoph Grau zur Konfrontation: „Setzen Sie sich immer mit denen auseinander, von denen Sie mutmaßen, dass sie Ihnen auf die Nerven gehen.“ Solch absichtlich vollzogene Lockerungsübungen sind vielleicht das Pendant zur unwillkürlich ablaufenden Eingliederung in ein neues soziales Umfeld mit neuen Ansichten. Beides setzt an der emotionalen Hürde an. Sozialpsychologe Arnd Florack sagt dazu: „Erst wenn ich diese Hürde überwunden habe und mich frage ‚Ist es vielleicht doch anders, als ich bisher gedacht habe?‘, bin ich möglicherweise bereit, Sachverhalte auf der rationalen Ebene noch einmal neu zu durch© Shutterstock denken.“ Raum für persönliche Notizen

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Zum Abschied

Jeder Mensch hat ein Brett vor dem Kopf – es kommt nur auf die Entfernung an.

Alles, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht.

Johann Wolfgang von Goethe, Faust

Marie von Ebner-Eschenbach

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Ausgabe 16 | 35

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ie 16. Ausgabe der Addendum-Zeitung ist zugleich die letzte, weil die Rechercheplattform Addendum, in deren Rahmen dieses Printprodukt in den vergangenen eineinhalb Jahren erschienen ist, eingestellt wird. Das ist traurig für mich und meine mehr als 50 Kolleginnen und Kollegen, die wir mit sehr viel Herzblut bei der Sache waren. Und wir hoffen, dass es auch für Sie ein bisschen traurig ist, denn das hieße, dass Ihnen etwas fehlt. Dass das Schwerpunkt-Thema dieser letzten Ausgabe „Abschied“ lautet, wird sie weder überraschen noch ist es sonderlich originell, aber eben doch folgerichtig. Wie immer haben wir versucht, uns dem Thema aus unterschiedlichen Perspektiven zu nähern, und es war unsere Absicht, den Anlass, nämlich unseren eigenen Abschied von der medialen Bühne, weder zu verheimlichen noch überzubetonen. Wir – das heißt, wie bei allen vorangegangenen Ausgaben, vor allem: Lucia Marjanović und Edith Heigl –, haben deshalb eine Art Schwerpunkt im Schwerpunkt geschaffen. Jede Mit arbeiterin und jeder Mitarbeiter war eingeladen, ein kleines Abschiedsgeschenk an Sie und zugleich eine Erinnerung an uns selbst in Form von Text oder Bild oder Leere zu hinterlassen. Im „Abschied“-Schwerpunkt selbst geht es praktisch gar nicht um uns, aber um den Abschied in all seinen Facetten. Meine Lieblingsstücke darin wurden von Frauen geschrieben. Jane Hardy erinnert sich an einen ganz besonderen Dreh für das Servus-TV-Reportageformat „Im Kontext“: Hochschwanger begleitete sie gemeinsam mit meinem Kollegen Andreas Wetz ein deutsches Paar zum assistierten Suizid in die Schweiz. Falls Sie einen Eindruck davon bekommen wollen, was in einer werdenden Mutter vorgeht, die Menschen beim Sterben zusieht: bitte lesen. Lucia Marjanović, die gute Seele dieser Zeitung, hat einen Mann getroffen, der sich gerne von der Erde verabschieden und auf dem Mars sterben möchte. Es ist sehr faszinierend zu sehen, welche Pläne Menschen mitunter für sich fassen, und dass das Wissen darum, dass sie zu Lebzeiten eher nicht erfüllbar sein werden, an der Ernsthaftigkeit dieser Pläne rein gar nichts ändert. Valentina Dirmaier hat Menschen besucht, die einen ganz besonderen Abschied vollziehen: den Abschied vom Geburtsgeschlecht. Es gilt unserer so auf- und abgeklärten Gesellschaft noch immer als nicht ganz ernstzunehmende Kuriosität, dass Menschen ernsthafte Probleme mit ihrer geschlechtlichen Identität haben, diese werden als Überspanntheit und Modeerscheinung abgetan. Kaum jemand mag sich ernsthaft vorstellen, wie das ist und was das bedeutet. Valentina wollte, und jetzt können wir auch etwas darüber erfahren.

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* „Zum Abschied“ ist eine Einfügung der KLIPP-Redaktion – passend zur Thematik in der letzten 96-seitigen Ausgabe.

„Addendum“, ein visionäres Projekt von Didi Mateschitz – bis er die Lust daran verlor

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„Es war ein ungeplanter Abschied“, drückt Michael Fleischhacker schockiert sein Entsetzen in der letzten Printausgabe von „Addendum“ unter dem Titel „Zum Abschied“ aus. Das Begräbnis erster Klasse der breit aufgestellten Rechercheplattform wurde von der breiteren Öffentlichkeit nicht wahrgenommen. Nur in der Journalisten- und Politik-Blase gab es ein Aufhorchen. Die Rechercheplattform mit dem Unternehmensnamen „Quo Vadis Veritas“ (Wohin gehst du, Wahrheit?) war Österreichs innovativstes und demokratiepolitisch hoffnungsvollstes Medienprojekt. Es überlebte nur knapp drei Jahre, weil Investor und Milliardär Didi Mateschitz die Lust daran verloren hat. Aber, immerhin ist Mateschitz einer der ganz wenigen Kapitalisten in Österreich, der mit seinem Geld und Ideen die Welt auch ein Stück besser machen will. Das sieht man auch an seinen Projekten in der Obersteiermark, seiner ursprünglichen Heimat. Das ist eines seiner großen Motive.

gerade in Zeiten des Umbruchs gilt der Grundsatz: „Er is ana vo uns oder kana vo uns.“ Foto: Servus TV/Neumayr Leo

umindest nicht kleinlich: Das 60-köpfige Team mit seinem Chef kann seit dem Sommer bis zum Jahresende bei vollen Gehältern privatisieren. Das elegante „Addendum-Zuhause“ in der Siebensterngasse in Wien-Neubau – für eine lange Zeit eingerichtet mit neuestem Redaktionsequipment – mit seinem schönen Blick in den Innenhofgarten ist verwaist. Es gibt kein „Allstars-Meeting“ mehr – das war die wöchentliche Redaktionssitzung mit dem Chef Michael Fleischhacker. Er ist zum zweiten Mal gescheitert.

Investor Didi Mateschitz

Michael Fleischhacker: Scheiterte er an seiner Hybris?

Die Rechercheplattform „Addendum“ wollte den Journalismus machen, der dem Land fehlt – ohne tagesaktuelle Nachrichten oder Agenturmeldungen, konzentriert auf Informationen, die das Datenjournalismus-Team von „Addendum“ aus der Analyse und Aufbereitung großer Datenmengen generiert hatte. Das Investigativ-Team übernahm komplexe Recherchen zu Korruption oder Geldwäsche. Die Ergebnisse der einzelnen Teams – bestehend aus Journalisten, Datenexperten, Visual Storytellers, TV-Gestaltern und -Entwicklern – wurden dann auf den neuen digitalen Kanälen mit Videos, Podcasts, E-Books, bis hin zur Printzeitung „Addendum“ publiziert. Jeder Bürger konnte gratis zugreifen und die Ergebnisse konsumieren. Insider registrierten das mit Anerkennung. Doch „Addendum“ durchbrach nie die Wahrnehmungsschwelle, schaffte zu wenig Relevanz. „Das Publikum ist noch nicht ready dafür“, so ein Insider. Das Geld war nicht der Grund, warum Mateschitz bei der gemeinnützigen „Quo-Vadis-Veritas“-Stiftung den Stecker zog.

Michael Fleischhacker, vormals auch Chefredakteur der Tageszeitung „Die Presse“, mit dem Österreichprojekt der „Neuen Züricher Zeitung“ gescheitert, konnte Didi Mateschitz für das „Addendum“Projekt begeistern. Er, katholisch erzogen in seiner Schulzeit, mit einem starken Hang zum Besserwisser, aber bürgerlich liberal, also in keinem Fall ein Linker, passte, so schien es, gut ins Weltbild von Didi Mateschitz. Doch schon nach der Startphase verdichteten sich die Gerüchte, dass die Persönlichkeit des launischen Gönners und die seines eigenwilligen Protegés einander im Weg gestanden sind. Etwas zu beginnen und eine gute Startphase zu entwickeln ist das Eine. Aber auf längere Sicht, das Ding in der Luft zu halten und das auf gutem Niveau – Michael Fleischhacker ist kein begnadeter Team-Coach. Er ist ein Opfer seiner Hybris. „Wo viele das Gleiche denken, wird nicht viel gedacht“ – das war nur eine der Botschaften von Michael Fleischhacker in Richtung unserer trägen, braven, politischen Medienlandschaft. Damit erwies er „Addendum“ keinen guten Dienst. Fleischhackers Kollegen fühlten sich in ihrer Arbeit beleidigt. Und

So ist die „Addendum“-Pleite auch darauf zurückzuführen, dass es der Redaktion gelungen ist, die Erwartungen von Mateschitz zu enttäuschen. In einer Presseaussendung zum Ende von „Addendum“ heißt es, Mateschitz wolle zukünftig seine Energie in „lösungsorientierte Projekte jenseits der politischen Alltagsauseinandersetzungen“ stecken. Die Zielsetzungen der Stiftung seien trotz erheblichen Mitteleinsatzes und einer Reihe erfolgreicher und relevanter Rechercheprojekte insgesamt nicht erreicht worden. Wohl ziselierte Sätze, die viel Raum für Interpretation und Spekulation lassen. Was soll die Formulierung „zu wenig lösungsorientiert“ heißen? War „Addendum“ dem Eigentümer doch zu kritisch, zu „links“, zu wenig konstruktiv? Keiner der Akteure will darüber hinaus etwas sagen. Der Name „Addendum“, lateinisch für „das Hinzuzufügende“, klang sperrig, elitär und wirkte etwas arrogant. Auf der Website des Mediums wurde es als „das, was fehlt“ wiedergegeben. „Die Dose hat’s gegeben, die Dose hat’s genommen“, bringt es ein ehemaliger Mitarbeiter auf den Punkt. Gemeint ist die silberblaue Getränkedose von Red Bull. Künftig soll es wieder mehr um die Dose gehen. Häme wäre jetzt unangebracht. Bedauern besser. September/Oktober 2020 29

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Ich war und bin Addendum-Team, Nachricht, dass e nicht die Energie ihren Projekten ge Eines der beso hinteren Teil diese Lehermayr hat den te, wer im Februar des slowakischen gegeben hat. Kurz schlossen hat, spra den schillernden M klage frei, was in d Bürger in die Justi massiv gelitten ha te. Zugleich ersche dessen Schuld all wird, wenn die Bew als Zeichen für das Christoph hat seine auch in einem E-Bo bei Thalia oder Am Mir bleibt an d verabschieden. Die weil die vielen posi rigen 15 Ausgaben men habe, mir de nicht nur mir als a Ihnen etwas fehlen mehr gibt.

Leben Sie wohl, pas sich Ihre Wünsche

Michael Fleischh Herausgeber


UMWELT/FREIZEIT

Indoor-Abenteuerpark für die Kleinen

Ein Friedensprojekt

Ein Hangar auf dem ehemaligen riesigen Militärgelände: eine nicht alltägliche Event-Location

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Foto: lowscty

Foto: BX42 Fotography

ort, wo über Jahrzehnte, strengstens bewacht, in den riesigen Hangars Kampfjets mit ihrer tödlichen Bombenlast für ihren Einsatz im Ernstfall bereitstanden, da hört man heute Kinderlärm und Kinderlachen, herrscht richtige Partystimmung. Der Freizeitpark JUMP25 bietet alles, was es an Action und Spaß in der Trampolinwelt gibt. Rund 250.000 Besucher im abgelaufenen Jahr sind der Beweis dafür. Über Jahre hinweg versuchte das Bundesheer, seinen aufgelassenen Luftwaffenstützpunkt mit Hangars, Kaserne samt Nebengebäuden zum Schnäppchenpreis von 8 Millionen Euro loszuwerden. Der strengst bewachte, 400.000 Quadratmeter große militärische Sperrbezirk in der Nachbarschaft des Zivilflughafens Thalerhof spielte in der Luftraumverteidigung der Republik eine wichtige Rolle. Bis das Aus kam, weil aus strategischen Überlegungen die gesamte Bomberstaffel nach Zeltweg verlagert wurde. Man wollte das Gelände daher loswerden und war fünf Jahre erfolglos auf Käufersuche. Wenn man, wie wir vom KLIPP, das

Foto: Conny Pail

Wettkämpfe und Ranglisten sucht man hier vergeblich ...

Foto: Conny Pail

Foto: Conny Pail

Jahrzehnte militärisches Sperrgebiet – heute l

riesige, gepflegte Gelände abfährt, dann kommt man als Bürger schon ins Grübeln und schüttelt den Kopf. Denn es ist umgeben vom Schwarzl See und anderen Schotterteichen. An deren Ufern stehen Bungalows, Ferienhütten, Wochenendhäuser – mit viel Grün rundherum. Eine Erholungslandschaft, also Freizeitoasen, nur zehn Kilometer südlich von Graz. Vom See aus fühlt es sich an wie in einer Urlaubsregion irgendwo im Süden Österreichs. Die Militärs schon gar nicht, aber auch keiner der politischen Verantwortlichen, entwickelten Visionen, Projekte, Ideen, den kostbaren Landstrich mit seinem Potenzial für die Öffentlichkeit zu sichern. Für 20 Euro pro Quadratmeter – also 8 Millionen Euro insgesamt – war die Republik bereit, diesen „ungehobenen Schatz“ zu verkaufen. Aber niemand im Land Steiermark, der Stadt Graz, aber auch keiner von privaten, finanzstarken Investoren zeigte vitales Interesse daran. Pardon – bis auf zwei. Als der ge-

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UMWELT/FREIZEIT

ute lachen und spielen dort Kinder

Leistbares Designhotel Die zu einem Design-Hotel – mit äußerst attraktiven Preisen – umgebaute ehemalige Kaserne läuft auch gut. Das Airbase One Hotel hat 54 Doppelzimmer, bietet ein reichhaltiges Frühstücksbuffet, WLAN, qualitativ hochwertige Boxspringbetten, großzügige Sanitärräume mit Regenduschen und eine Terrasse. Parkplätze sind in ausreichender Anzahl vorhanden. Jeder Gast des Hotels bekommt 1h Sprungspaß im JUMP25 geschenkt. Das Hotel ist gleichermaßen bei Familien, Geschäftsleuten und Reisenden beliebt und zeichnet sich durch ein gutes Preisleistungsverhältnis aus.

Foto: Conny Pail

Foto: Conny Pail

Foto: Max Steger

Eltern und Begleitpersonen können sich auf den vielen Sitzgelegenheiten entspannen Heute Design-Hotel, früher Mannschaftsquartier des Bundesheeres Bildtext

Foto: Sonja Zettl

In einer einzigartigen Location bietet JUMP25 alles, was es an Action und Spaß in der Trampolinwelt gib: eine Unmenge an verschiedenartigen Trampolinen, Schnitzelgruben, Airbag, Wallrunning und vieles mehr. Auf Kinder bis 6 Jahren wartet ein Indoor-Abenteuerpark. Dort gibt es mehrere Rutschen, ein Bällebad, zahlreiche Parcours sowie Versteckmöglichkeiten und Tunnel. Auf Begleitpersonen,die (noch) nicht springen möchten, wartet ein Aufenthaltsbereich mit zahllosen, gemütlichen Sitzgelegenheiten und sehr flottem WLAN. Für Verpflegung in Form von Getränken und Snacks wird gesorgt. Sogar selbst mitgebrachte Speisen dürfen gegessen werden. Für alle, die ein ganz besonderes Highlight suchen, gibt es die Möglichkeit, im JUMP25 Geburtstag zu feiern. Es gibt 8 Partyräume, die mit unterschiedlichen Wandmotiven gestaltet und feierlich dekoriert sind. In den Partyräumen kann man für einen Zeitraum von 3 Stunden gemeinsam mit Freunden, der Familie & Co einen unvergesslichen Geburtstag feiern und währenddessen im Trampolinpark jumpen.

Foto: Conny Pail

Ein weiteres Highlight auf der Airbase One ist das G-Class Experience Center. Ein „tricky“ Fahrtrainingszentrum mit On- und Offroad-Hürden für die Fans des Mercedes G aus aller Welt. Jeder kann dort für 1.700 Euro ein Tageserlebnis buchen. Mercedes investierte bereits Millionen in dieses On- und OffroadEldorado und ist noch nicht fertig, plant weitere Ausbaustufen. Das G-Class Experience Center liegt nicht unweit der Geburtsstätte des „G“ (Puch G). Mit diesem lief auch der „G“ mit Mercedes-Stern 1979 das erste Mal im Puchwerk in GrazThondorf vom Band. Er wird bis heute dort gefertigt und gebaut. Für Sonderanfertigungen, maßgeschneidert für den Kunden, überweisen die Liebhaber dann schon einmal 300.000 bis 500.000 Euro für ihr Gefährt. Mit dem sie dann nur wenige Kilometer entfernt von der „Geburtsstätte“ je nach Lust und Laune herumdüsen können.

Spaß im Trampolinpark

Die ehemalige Kaserne, von Grund auf renoviert, mit Gespür und Liebe zum Detail neu gestaltet. Im Herbst 2018 war Eröffnung. Beim Check-in gibt‘s schon das erste Aha-Erlebnis.

Foto: Sonja Zettl

On- und Offroad mit der exklusiven G-Legende

Zwangloses, sicheres Springen in professioneller Umgebung

Foto: Region Graz / Tom Lamm

bürtige Grazer Projektentwickler Alfred Müller – auch international tätig – und sein Partner Bernhard Astner (Asset Two Gesellschaft) sich damit zu beschäftigen begannen, hatten sie schon wenige Wochen später den Kaufvertrag in Händen. „Auftrag und Befehl ausgeführt“, konnten die verantwortlichen Herren dem Verteidigungsminister berichten. Und auch Alfred Müller freute sich zu Recht über das „Schnäppchen“ und begann unmittelbar nach dem Kauf zu planen und seine Ideen zu verwirklichen. Sein Traum: „Es soll daraus ein Friedensprojekt werden.“ Heute begeistert ein Trampolinpark mit 250.000 Besuchern pro Jahr (das war vor Corona) seine Besucher.

Geburtstagsfeiern im eigenen Partyraum und dann Action im Hangar

Foto: Sonja Zettl

Foto: Conny Pail

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„Abheben“ im JUMP25: täglich an 365 Tagen im Jahr

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Mit der Legende ins Gelände

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Wo die Legende wohnt

im Fahrmodul Offroad die Steigfähigkeit des G auf verschiedenen Untergründen wie Fels und Schotter bis zum Gipfel des G-Rock erfahren – mit Steigungen bis zu 80 Prozent! Jetzt in Coronazeiten noch dazu ohne beruhigenden Beifahrer im G sitzend. Mit der Außenwelt, dem Instruktor, nur durch Funk verbunden.

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rüher gehörte der Hangar zu einem Fliegerhorst im Süden von Graz. Jetzt beherbergt er die außergewöhnliche Welt der GKlasse von Mercedes Benz in allen Facetten. Man folgt auf der Anfahrt der Beschilderung „Airbase One“. Dann, in der G-Base, dem Sportcenter, erfährt man die Geschichte des Kultwagens – alles über seine Technik. Herzstück der Ausstellung ist der Amber Cube – die weltgrößte Installation aus Kunstharz. Darin eingeschlossen ein G aus dem Jahr 1979. Es ging darum, die DNA dieser Offroad-Legende für die Ewigkeit haltbar zu machen. Das

geheimnisvoll orange leuchtende Sinnbild beeindruckt die Besucher. Im G-Class Experience Center auf dem weitläufigen, ehemaligen militärischen Gelände erlebt jeder Motorsportfan genau den Nervenkitzel, den er sich wünscht. Jeder kann beim Fahrtraining mit diversen Modellen der G-Klasse-Flotte seine persönlichen Limits ausloten, indem er die Ikone in Extrembereiche bewegt und somit „artgerecht“ fährt. „It was an unforgetable moment“, zeigt sich ein weiblicher G-Fan aus der Slowakei, noch im „Adrenalinmodus“, fasziniert. Sie hat gerade

Ein weiteres Highlight ist der „Iron Schöckl“ – eine nach der legendären Teststrecke auf den Grazer Hausberg benannte Stahlkonstruktion, die 100 % Steigung und Gefälle bietet. Wer sich mit dem Himmel arrangieren möchte, für den ist die „Stairway to Heaven“ (Treppe zum Himmel) ein echter Gradmesser. Und dann wieder geht’s durch ein Schlammbad, ohne dass man selbst nasse Füße bekommt. Nicht weil der G wasserdicht ist, sondern weil er problemlos dank einer Wattiefe von 70 Zentimetern diese Prüfung besteht. Schräglagen bis zu 35 Grad zu fahren kostet Überwindung. Begleitet von den Anordnungen der professionellen Instruktoren stellt man sich mit Kribbeln im Bauch dieser Herausforderung.

Fotos: Daimler

Spürbar erleichtert reagieren die GFans bei actionreichem Fahrtraining im Experience Center, wenn sie in den Onroad-Modus wechseln dürfen. Das bedeutet, in einen Mercedes-AMG G 63 einzusteigen und zu erfahren, was es bedeutet, mit 585 PS zu beschleunigen. Und was bleibt am Ende? Ein unvergesslicher Tag.

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FREIZEIT

Slowenien – Vielf

Ein Streifzug durch alte Kulturstädte. Bis ans Me Die mächtige Burg-Ruine Stain (Grad Kamen) in der Oberkrain.

Koper gehörte 100 Jahre, bis 1918, zur Habsburger-Monarchie. Der Prätorenpalast stammt aus der Zeit, als die Küstenstadt zu Venezien gehörte.

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in Land, eine Region, eine Stadt beginnt man als Besucher erst richtig zu spüren, wenn es ans Essen und Trinken geht. Mit dabei in einer kleinen Journalistenrunde auf einer mehrtägigen Tour durch den Westen Sloweniens von Jesenice bis an die Küste nach Koper, Piran und Portorož gab es jeden Tag AhaErlebnisse. Das kleine Slowenien überraschte uns. Unser südlicher Nachbar – mit seinen 20.273 Quadratkilometern und knapp 2 Millionen Einwohnern ist nicht viel größer als die Steiermark und Burgenland zusammen. Es sind die lokalen Spezialitäten, die oft an die altösterreichische Küche erinnern. Wie zum Beispiel die Idrijski Žlikrofi. Das sind Teigtaschen, gefüllt mit Kartoffeln, Speck, Zwiebeln, Salz, Pfeffer, Schnittlauch und Majoran. Der Legende nach sollen sie mit einer deutschen Bergbau-Familie nach Idrija gekommen sein, die Beschäftigung im dortigen Quecksilber-Bergwerk fand. Die Rezeptur ist europaweit geschützt. Ein Žlikrof ist wie das Leben: aus einfachen Dingen muss man etwas Köstliches machen – heißt es in Slowenien. 34 September/Oktober 2020

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Nur eine Autostunde südlicher gedeiht in der Karstregion der legendäre Rotwein Refosco – kredenzt zu gegrillten Meeresfischen, zubereitet mit hochwertigem Olivenöl von lokalen Produzenten. Die, wie das Familienunternehmen Lisjak, auch Picknickfahrten in Jugo-Oldtimern in ihre Olivenhaine oder auch nach Lipica zu den weißen Pferden anbieten. Da gibt es aber auch engagierte Gastronomen, die auf Ihrer Speisekarte Gerichte mit Fleisch, Schinken, Wurst, Gemüse, Marmeladen usw. aus ihrer Nachbarschaft anbieten. Zwei Geheimtipps dazu: Das Boutique-Hotel Kendov Dvorec in Idrija oder der hippe GenießerTreff, das Dzungla in Koper mit einheimischen Kreationen. Von seiner Landschaft her – viel Wald, vor allem im Norden, enge Täler, kurvige Straßen, wo es rauf und runter geht und versteckte, kul-

turelle Kostbarkeiten, paradiesische Natur wie z.B. im Triglav-Nationalpark – ähnelt Slowenien Österreich. Nur beim Thema Meer müssen wir Österreicher passen. Auch wenn es nur ein 47 Kilometer langer Küstenabschnitt ist, hat dieser aber viel Geschichte und die bekannten Orte Koper, Piran, Portorož und Isola. Zur Zeit der Habsburg-Monarchie gehörten sie zeitweilig „zu uns“. Und vieles erinnert heute noch daran. Klein zu sein, hat auch Vorteile. Die Bewohner der Region Ljubljana können nach einer guten Stunde Autofahrt Meeresluft atmen oder im Winter zum Sport eines der 15 Skigebiete erreichen. Selbst aus Maribor ist man schon nach zwei Fahrstunden am Meer.

Tunnelsystem in Kranj: Von den Nazis für den Krieg in den Felsen gesprengt, auf dem die Stadt steht. Heute gibt‘s dort Kulturevents. Eine touristische Attraktion. nung von Norden über Kärnten oder Triest kommend oder vom Osten her über Maribor an die Adria. Und ihnen entgehen historische Freizeitperlen des kleinen Slowenien, abseits von Autobahnen und Schnellstraßen. Sie heißen zum Beispiel Trzic, Radovljica, Kranj, Kamnik, Skofja Loka, Idrija. Weil wir das malerische Bled mit seinem See – wohl das europaweit bekannteste slowenische Touristenziel – schon kannten und auch die Höhlen von Postojna, standen diese beiden Attraktionen nicht auf unserer Road-Map. Unser Ziel waren die versteckten, Jahrhunderte alten Kulturstädte in Nord- und Westslowenien. Das kleine Radovljica – nur 20 Kilo-

Zigtausende Urlauber zieht es in den Sommermonaten bis in den Spätherbst hinein trotz Coronawar-

47 Kilometer langer Küstenabschnitt – mit dem Touristen-Hotspot Piran

Schaustollen in Idrija: zweitgrößte Quecksilbermine der Welt 11.10.20 20:59


FREIZEIT

elfalt im Kleinen

ans Meer. Mit vielen Aha-Erlebnissen.

Radovljica: mit einzigartigem Bienen-Museum

Köstliche Nachspeise aus Kamnik

für f dem ur-

Eine Köstlichkeit: die Idrijski Žlikrofi, Teigtaschen, gefüllt mit Kartoffeln, Speck, Zwiebeln, Salz, Pfeffer, Schnittlauch und Majoran heute bei Besuchern als Kulturhotspot – mit einer belebten Altstadt und einem unterirdischen Tunnelsystem aus der Kriegszeit.

Handwerkskunst in Kamnik meter südlich der Kärntner Grenze – mit einer geschmackvoll renovierten Altstadt ist eine solche „antike Perle“. Mit einem großen BienenMuseum, das seinesgleichen sonstwo in Mitteleuropa nicht zu finden ist. Im benachbarten Begunje hat „Elan“ seinen Sitz – das bekannteste Unternehmen Sloweniens für vorwiegend Wintersportartikel. Auch das berühmte Oberkrainer Quintett von Slavko Avsenik hat dort sein Zuhause und eroberte die Musikwelt. Nur eine halbe Stunde südlich davon liegt Kranj. Früher einmal Industriestadt, 30 Kilometer von Ljubljana entfernt, daher eine beliebte Wohngegend, punktet Kranj

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Wer als Gast Thermalwasser aus Wellness- oder gesundheitlichen Gründen sucht – wir machten einen Stopp in der Therme Snovik –, der findet im Binnenland, versteckt zwischen Hügeln und Tälern, eine Vielzahl an Thermen. Covid 19 setzt dem Tourismus Sloweniens arg zu. Doch ein staatliches Hilfspaket – jeder Slowene bekommt einen 250-Euro-Gutschein, Kinder die Hälfte – verhinderte heuer einen Totalausfall. Auf unserem Streifzug durch das westliche Slowenien besuchten wir auch Kamnik und das dortige jahrhundertealte Franziskanerkloster. Leider fiel das diesjährige internationale Trachtenfest wegen Corona aus. Skofja Loka wird von der Lage seiner Altstadt her und wegen seiner Passionsspiele, die alle vier Jahre stattfinden, vor allem – wie soll es anders sein? – von US-Touristen besucht. In diesem Jahr allerdings gibt es eine Leermeldung. Der wohl größte Gegensatz be-

gegnet Besuchern in der ehemaligen Bergwerkstadt Idrija. Über Jahrhunderte wurde dort bis in die späten 1980er-Jahre im großen Stil Quecksilber abgebaut. Schaustollen geben noch heute Zeugnis davon. Die Arbeit im Berg war ungesund und schwer, die Winter lang. Die Frauen „nützten“ diese Zeit und entwickelten das Klöppeln zu einem wahren Kunsthandwerk. Beim Klöppeln werden die Fäden von mindestens zwei Paar Klöppeln durch Kreuzen und Drehen der Klöppel miteinander verflochten. Dabei entsteht feinste Spitze aus Handarbeit. Und das mit einer Geschicklichkeit und Geschwindigkeit, die fast wie Zauberei aussieht. Ich

Feinste Spitze entsteht durch Klöppeln

Passionsspiele im UNESCO-Kulturerbe Skofja Loka habe das Ganze nicht durchschaut. Auch nicht, warum es bei der diesjährigen Tour de France „slowenische Meisterschaften“ gab. Tadej Pogacar und Primoz Roglic machten beim schwierigsten dreiwöchigen Etappenrennen der Welt den Sieg unter sich aus – versetzten das kleine Land in einen Ausnahmezustand und sind damit zu Sportlegenden geworden. Beim Meer zwar nicht, aber bei den Sportlegenden können wir Österreicher durchaus mithalten. JL Picknick-Tour im Karst zu OlivenHainen im Oldtimer

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FREIZEIT

Ein unschlagbares Duo: Wohnmobil und E-Bike

Foto: Knaus Tabbert GmbH

Von Taymour L.

Das „Wohnzimmer“ mit der kleinen Küche

„Die Woche war cool.“

Taymour bei der Königsetappe auf‘s Kitzbüheler Horn

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er braucht schon Corona? – fragte ich mich. Wegen Covid 19 stand nicht, wie ursprünglich geplant, eine Woche Inselhüpfen mit Schiff und Fahrrad in Kroatien auf unserem Programm, sondern eine Rundfahrt mit mehreren Etappenzielen in Österreich.

unser Weinsberg ME700, mit genügend Platz – noch dazu waren wir ja nur zu zweit unterwegs. Gerne denke ich an diese Woche zurück. Gerade beim Sightseeing fand ich

Fotos (7): Knaus Tabbert GmbH

Liezen ein Mitarbeiter von Gebetsroither die Funktionen unseres künftigen Zuhauses erklärte. Und schon der erste Eindruck war cool. Siebeneinhalb Meter lang war

Foto: Gebetsroither

So viel Regen konnte es gar nicht geben, dass wir mit unserem Wohnmobil unterwegs nicht in eine „trockene Umgebung flüchten“ konnten. Ein Blick auf die WetterApp – und schon konnte es losgehen. Denn bereits 20 oder 30 Kilometer weiter ist der Himmel zwar noch bedeckt, aber man setzt sich ohne Regenschutz gern wieder auf’s E-Bike.

Für mich war es die erste Tour im Wohnmobil. Daher habe ich entsprechend aufmerksam zugehört, als uns (meinem Opa und mir) bei der Übernahme in Weißenbach bei

Unterm Sonnendach: viel Platz zum Entspannen Viel Platz im Heck für Moped und Camping-Sachen

getrennt: Dusche und WC

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THEMA Schade, wegen Corona keine Festspiele in Bregenz. Beeindruckende Kulisse, doch Rigoletto muss warten.

Foto: Knaus Tabbert GmbH

Goldenes Dachl in Innsbruck

unser Wohnmobil praktisch. Man sucht einen Standort am Rande der jeweiligen Stadt und radelt dann mit dem Fahrrad stadteinwärts. Ich habe es genossen, wenn ich am Abend im Wohnmobil so richtig chillen konnte. Kein Zeitdruck mit dem Abendessen oder mit dem Frühstück, sondern einfach das tun, was man will – so zum Beispiel auf der kleinen „Naturterrasse“ unter dem Vordach chillen und das Rundherum genießen. Da ich für die Technik – Strom, Wasser, Kühlung usw. – „verantwortlich“ war und alles funktionierte, gab’s auch Lob von meinem Opa. Dieses muss ich aber auch den Designern des Wohnmobils weitergeben, weil von der Dusche und dem WC (bei uns getrennt), der Küche mit Gasherd, dem Schlafraum und dem Hubbett über der Fahrerkabine, bis zum praktischen Kühlschrank und dem umfangreichen Stauraum alles gut überlegt angeordnet ist. Extrem

angenehm habe ich die Drehsitze gefunden, weil damit alle am Tisch Platz haben. Luft nach oben gäbe es noch bei der Dämmung im Fahrgastraum des Fiat-DucatoDiesel-Wohnmobils. Dann könnten Unterhaltungen während der Fahrt noch ruhiger ablaufen. Drei Etappenziele standen schon vorher fest: Salzburg, Innsbruck und das Kitzbüheler Horn. Bevor es aber Richtung Westen ging, lotste uns die Wettervorhersage nach Kärnten. Dort stand eine Rundfahrt um den Wörthersee mit dem Bike auf dem Programm. Unseren Stützpunkt hatten wir an einem Campingplatz in Keutschach aufgeschlagen Von Kärnten brachen wir dann westwärts nach Salzburg auf. Die Fahrt führte uns über die berühmte, legendäre Großglockner Hochalpenstraße – mit Zwischenstationen auf der Kaiser Franz-Josefs-Höhe,

Fakten

Das von Birgit und Harald Gebetsroither geführte gleichnamige Unternehmen aus Weißenbach bei Liezen ist auf 110 Campingplätzen in 8 Ländern vertreten. Gebetsroither vermietet jährlich 2.000 Wohnwagen, Reisemobile und Mobilheime an knapp 70.000 Gäste. 60 Mitarbeiter

... wie zu Hause

viel Stauraum ...

dem Hochtor und Fuschertörl. Für mich war es die erste Fahrt über die Großglockner Hochalpenstraße und die hat mich sehr beeindruckt. Die nächsten Tage radelten wir durch die Stadt Salzburg, die Gegend um Kitzbühel und Innsbruck. Wobei mir persönlich Tirols Landeshauptstadt und dort das Goldene Dachl besonders gut gefallen hat. Innsbruck wirkte auf mich lebhaft, ist aber bei weitem nicht so von Touristen überlaufen wie die Mozartstadt Salzburg.

„Bei Mozart“ in Salzburg

Chillen nach anstrengender Biketour Vom Wörthersee, über den Großglockner nach Salzburg

Weil das Wetter während unserer Urlaubsfahrt oft wechselte, lotste uns die Prognose über Garmisch-Partenkirchen mit der beeindruckenden Zugspitz-Arena an den Bodensee. Herrliches Badewetter begrüß-

setzten im Vorjahr 26 Millionen Euro um. Das Geschwisterpaar Gebetsroither: „Ein Wohnmobil kostet pro Woche etwa 1.000 Euro. Flugreisen für die ganze Familie sind da weit teurer.“ Zu Corona: „In Österreich waren wir ausgebucht. 80 Prozent unserer Umsätze machen wir aber

... auch in der Küche. Kochen mit Gasherd

in Kroatien und Italien. Wir verlieren dort heuer rund die Hälfte des Geschäfts. Zum Zeitpunkt der Reisewarnung für Kroatien gab es 1.000 Infizierte in Wien. Nach der Logik der Regierung hätte kein Österreicher nach Wien fahren dürfen.“

viel Komfort im „Schlafzimmer“ September/Oktober 2020 37

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FREIZEIT te uns dort. Das Bühnenbild der Bregenzer Festspiele für die Oper Rigoletto, der riesige Kopf und die beweglichen Hände werden mir noch lange in Erinnerung bleiben.

10 Kilometer langer Anstieg auf 2.000 m Die größte Herausforderung auf unserer Biketour mit unserem Wohnmobil von Gebetsroither durch Österreich war die auf’s Kitzbüheler Horn mit einem 10 Kilometer langen Anstieg. Vorher hat mir das nichts gesagt, aber jetzt weiß ich, dass die Strecke einem alles abverlangt. Auch bei der ÖsterreichRundfahrt der Radprofis ist das Alpenhaus am Kitzbüheler Horn auf 1.670 Metern Höhe ein EtappenZiel. UNSER Etappen-Ziel lag noch einmal 300 Höhenmeter darüber. Nämlich – es war das Gipfelhaus auf 1.996 Metern Seehöhe. Ich bin stolz darauf, dass ich das geschafft habe. Wir starten von St. Johann in Tirol aus – einem Nachbarort von Kitzbühel. Nach einem gemütlichen Müsli-Frühstück in unserem Wohnmobil geht’s los. Unser Glück: Je näher wir Kitzbühel und dem Horn kommen, desto besser wird das Wetter. Der Start für die Zeitnehmung auf der Panoramastraße liegt auf 776 Meter Seehöhe. Die ersten zwei, drei Kilometer sind bald geschafft. Aber dann wird mir rasch warm. Eine Kehre – 19 gibt’s – nach der anderen lassen wir hinter uns. Dazwischen immer wieder Trink- und Verschnaufpausen. Unser erstes Ziel – das Alpenhaus in 1.670 Meter Höhe – rückt näher und näher. Doch das scheint die Kühe, die gemütlich an der Straße liegen, nicht wirklich zu beeindrucken.

Der Start liegt auf 776 Meter Seehöhe

Blick vom Hahnenkamm-Zielschuss auf Kitzbühel und das Horn

Königsetappe auf’s Kitzbüheler Horn

Im letzten Teil nieselt es und es ist nebelig. Umso besser schmeckt mir dann im Gipfelhaus auf rund 2.000 Metern Höhe die Stärkung. Viel Action und cool: meine nicht gerade langsame Abfahrt ins Tal.

Eine Kehre nach der anderen – 19 bis zum Alpenhaus

Fotos: Klipp

Foto: Hannes Gianmoena

Wohlverdiente Stärkung nach dem Gipfelsieg

... unbeeindruckt

... dazu braucht‘s keine Worte

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BUCHTIPPS Claudia Rossbcher Steirerstern Gmeiner

Ein bisschen bleiben wir noch Drama Regie: Arash T. Riahi Darsteller: Leopold Pallua, Rosa Zart, Anna Fenderl, Christine Ostermayer, Alexandra Maria Nutz

In ihrem zehnten Fall werden die LKA-Ermittler Sandra Mohr und Sascha Bergmann ins Murtal gerufen, um den tödlichen Treppensturz eines Bassisten zu klären. Ist Luigi bei einem bedauerlichen Unfall ums Leben gekommen? War es Mord oder Totschlag? Die junge Sängerin, in deren Band er spielte, gerät im Fokus der Medien unter Tatverdacht und wird schließlich vermisst. Hat Jessica Wind ihren Freund im Streit getötet oder wurde sie Opfer eines Verbrechens?

Liverpool: Detective Greg Carver und seine Kollegin Ruth Lake jagen nun schon seit Monaten einen perfiden Frauenmörder. Der Fall bringt vor allen Carver an seine Grenzen. Schließlich liefert die Gerichtsmedizin einen entscheidenden Hinweis, der die Ermittlungen nicht nur an die Universität, sondern auch zu einer illustren Wohngemeinschaft führt. Carver und Lake stehen kurz vor dem Durchbruch, als der Fall persönlich wird …

Fotos: Filmladen Filmverleih

Ashley Dyer Der Dornenmöder Blanvalet

Mary Higgins Clark Du bist in meiner Hand Heyne

Fotos: 2020 eOne Germany

Philipp Staab Digitaler Kapitalismus edition suhrkamp Der Autor beleuchtet den digitalen Kapitalismus aus unterschiedlichen Perspektiven. Er zeigt, wie digitale Überwachungs- und Bewertungspraktiken in immer mehr Bereiche der Wirtschaft vordringen und dabei die soziale Ungleichheit verschärfen. Das Spezifische am digitalen Kapitalismus, so Staab, ist die Herausbildung proprietärer Märkte: Kam es früher darauf an, Dinge herzustellen und mit Gewinn zu verkaufen, geht es im Zeitalter der Unknappheit um das Eigentum an den Märkten selbst.

Die 18-jährige Kerry nutzt die Abwesenheit der Eltern, um eine Poolparty zu feiern. Am nächsten Morgen wird sie tot auf dem Grund des Schwimmbeckens gefunden. Kerrys Schwester Aline will herausfinden, was geschehen ist. Verdächtig ist nicht nur Kerrys Freund, auch ein Nachbarsjunge verhält sich seltsam ...

David Copperfield – Einmal Reichtum und zurück Drama, Komödie

David Copperfield verbringt mit seiner verwitweten Mutter Clara eine glückliche Kindheit im viktorianischen England. Als er jedoch eines Tages von einem Besuch bei der Verwandtschaft der von ihm sehr geliebten Haushälterin Peggotty zurückkehrt, erfährt er, dass seine Mutter inzwischen Mr. Murdstone geheiratet hat. Dieser entpuppt sich schnell als gemein und grausam – und Davids Anwesenheit im Haus ist ihm offensichtlich ein Dorn im Auge. Schon bald wird David nach London geschickt, wo er in einer Flaschenfabrik einer harten Arbeit nachgehen muss … Jim Knopf und die Wilde 13 Family, Komödie Regie: Dennis Gansel Darsteller: Henning Baum, Bully Herbig, Solomon Gordon, Christoph Maria Herbst, Annette Frier

Lucy Foley Neuschnee Penguin Verlag Winter in den schottischen Highlands: Neun Freunde verbringen den Jahreswechsel in einer abgelegenen Berghütte. Sie feiern ausgelassen, erkunden die eindrucksvolle Landschaft und gehen auf die Jagd – doch was als ein unbeschwerter Ausflug beginnt, wird bitterer Ernst, als Schneefall das Anwesen von der Außenwelt abschneidet …

Die tschetschenischen Flüchtlingskinder Oskar und Lilli leben seit sechs Jahren in Österreich, aber sie haben noch immer kein dauerhaftes Bleiberecht. Als die Familie abgeschoben werden soll, unternimmt ihre psychisch labile Mutter einen Selbstmordversuch. Der versuchte Suizid bewirkt zwar einen Aufschub der Abschiebung, aber Oskar und Lilli werden von ihrer Mutter getrennt und vorerst bei verschiedenen Pflegeeltern untergebracht ...

Regie: Armando Iannucci Darsteller: Dev Patel, Tilda Swinton, Ben Whishaw, Hugh Laurie, Peter Capaldi

Fotos: Warner Bros Pictures GmbH

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RUBRIK

Nachdem die beiden Freunde den Drachen Frau Mahlzahn besiegt haben, sinnt die Piratenbande „Die Wilde 13“ auf Rache. Mit ihren Dampfloks Emma und Molly begeben sich die Lummerländer auf eine gefährliche Reise, auf der auch Jims sehnlichster Wunsch in Erfüllung gehen könnte: Er will endlich die Wahrheit über seine mysteriöse Herkunft ans Licht bringen. September/Oktober 2020 39

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Graz

Mit den Teams von AVL, Andritz, GAW, Nextsense, Data House, Silicon Labs, PJM, Tyromotion, Magna Steyr, CNSystems, Paar, ...

spielt in der

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hner.at

Die nächste Generation trainiert bereits

Foto: www.

Der Science Tower (Erbauer Hans Höllwart) ist ein Leuchtturmprojekt für die Smart City und den Innovation Belt Graz. Viele Startups arbeiten an ihrer Qualifikation für die Champions League.

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