Steiermarkmagazin KLIPP April/Mai 2014

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Ein Traum erfüllt sich D

ie Spannung steigt. Man sieht es Frutura-Miteigentümer Manfred Hohensinner an. Es liegt was in der Luft – in diesem Fall im Boden. Es geht um das erhoffte heiße Thermalwasser, auf das man in 3.300 Meter Tiefe bei der Bohrung auf einem Feld in Blumau gestoßen ist. Aber wie viel? Und dann als Ostergeschenk die erlösende Nachricht und der Jubel: Das von der Frutura beauftragte Bohrteam ist auf 125 Grad heißes Wasser gestoßen – die heißeste je in Österreich angezapfte Thermalwasserquelle. Sie sprudelt stark genug, dass in den geplanten riesigen Glashäusern schon im Frühjahr 2015 Gurken, Tomaten, Paprika reifen und an den Konsumenten ­gehen. „Damit können wir den Markt das ganze Jahr mit heimischer Ware versorgen und ersparen uns damit einen Teil der Importe und tun auch was für die Umwelt“, begründet Frutura-Gründer Manfred Hohensinner die sechs Millionen Euro teure Bohrung. „Hier hat alles 1998 angefangen“, zeigt Manfred Hohensinner dem Klipp-Team auf seinem Bauernhof im Rabenwald bei Pöllau die Dörrbirnen-Öfen. „Auch jetzt sind sie in Betrieb. Der Prozess dauert drei Tage. Jeden Tag werden die fertigen Dörrbirnen herausgeklaubt und frische kommen nach. Der Großteil geht in die Bäckereien für Früchtebrot und viel davon auch in die Schweiz. Beheizt wird die Anlage mit Hackschnitzeln, und von uns dreien – meinen Partnern, dem Hans und dem Franz – hat jeder eine solche Anlage.“ Sechs Kilo grüne Birnen braucht es für ein Kilo Dörrbirnen. Sein Ernährungstipp nebenbei: „Es gibt 28

auch die weichen – die werden mit Dampf wieder aufbereitet und sind irrsinnig gut für die Verdauung, haben viel Energie, kein Fett und daher werden sie auch von Sportlern gern genommen.“

Drei Bauern aus dem Pöllauer Tal „Wir kommen nicht aus dem Obstund Gemüsebau, sondern aus der Milch- und Rinderwirtschaft“, macht Manfred Hohensinner gleich zu Beginn des Gesprächs klar, dass alle drei „Quereinsteiger“ sind. „Das einzige Produkt, was uns mit dem Obst verbunden hat, sind die Dörrbirnen, die wir von unseren Eltern übernommen haben. Aber gekannt haben wir uns vorher nicht allzu gut.“ Durch Zufall erfolgte später der erste Kontakt zu Spar. „Ruf‘ einmal an bei der Spar, vielleicht brauchen die Dörrbirnen“, forderte ihn ein Obsthändler auf. Das tat Hohensinner. Die Antwort von Spar: „Ja, schicken Sie uns ein Muster!“ Fein verpackt in mehrere Geschenk­ sackerl geschah das. Drei Wochen später: Die Spar nahm die Dörrbirnen in ihr Programm auf und bestellte 18 Tonnen. „Das war eine gewaltige Menge für uns. Wir haben mit Helfern die Dörrbirnen in der Keller-Küche abgepackt“, so Hohensinner. „Die erste Investition war ein Wagerl, mit dem wir die Birnen ins Haus gebracht haben.“ Groß war die Freude darüber, dass die Dörrbirnen bei Spar zu einem Verkaufshit wurden. Hohensinners Bauernhof ist heute ein Schmuckstück. „Damals war aber bei uns alles baufällig. Ich war viele Jahre LKW-Fahrer und nur am Wochenende zu Hause.“ Tausende Kilometer war er in Russland

Fotos: Heimo Ruschitz

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Ein Bauer als Visionär. Die unglaubliche Geschichte von Manfred Hohensinner und seiner Frutura. Von null auf 205 Millionen Euro. Und jetzt sprudelt auch eine heiße Thermalquelle in Blumau

Auf dem Bohrfeld in Bad Blumau: Die Frutura-Partner Hans Schwarzenhofer und Manfred Hohensinner. „Halbe Miete“ geschafft, jetzt muss auch zweite Bohrung Wasser bringen.

und Osteuropa unterwegs. „Transportiert habe ich immer Obst und Gemüse. Das hat mir die Augen geöffnet – für viele Dinge. Aber ich wollte die Landwirtschaft immer weiterführen und sie sogar auswei-

ten. Das war auch der Grund dafür, dass ich im Jahr 1998 sogar einen neuen Milchviehstall bauen wollte.“ Dazu kam es aber nicht mehr. Denn eine Idee ließ ihn nicht mehr los. „Ich habe irrsinnige Mengen an

Zweiter von links: Projektleiter Bertram Mayer mit Frutura-Gesellschaftern (v.l.) Franz Städtler, Hans Schwarzenhofer und Manfred Hohensinner.

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