AT&S-Kauf war Königsidee 1991 erfolgte die Zusammenlegung der Eumig Fohnsdorf mit AT&S in Hinterberg und der Steirischen Elektronik in Fehring mit Helmut Zoidl als Vorsitzendem. Der Auslöser dafür: Die AT&S in Hinterberg war ein großer Leiterplatten-Hersteller, verlor mit der IBM aber ihren Hauptkunden und wurde dadurch ebenfalls zu einem Sanierungsfall. Die große Chance kam 1994, als die ÖIAG die inzwischen sanierte und bestens florierende AT&S verkaufen wollte. Für den Strategen Zoidl die Chance seines Lebens. Er holt sich Ex-CAGeneral und Exfinanzminister Hannes Androsch (dieser war politisch noch immer bestens vernetzt) und den oben genannten EDV-Experten Willibald Dörflinger ins Boot. Das Trio erhielt dann von der ÖIAG im November 1994 den Zuschlag. Die Entscheidung war denkbar knapp – nur weil der Aufsichtsratschef und später legendär gewordene Handelsminister (Wirtschaftsminister) Peppi Staribacher für Zoidl und Co. und damit gegen die ÖVP-nahen Bieter Klestil und Kollegen gestimmt hatte. Mit der Privatisierung ging’s dann von da an mit der AT&S wirtschaftlich ganz, ganz steil nach oben. formiert.
„Region was zurück geben“ Nicht zuletzt deshalb, weil Helmut Zoidl und Partner auch eine Mitarbeiter-Beteiligung einführten. Für diese waren beim Börsengang fünf Prozent der Aktien reserviert. Knapp vor der Jahrtausendwende kam es dann zum großen Krach unter den drei Gesellschaftern. HanKLIPP Sept./Okt. 2013
nes Androsch schlug sich auf die Seite des jüngeren Willibald Dörflinger, Zoidl ging mit 65 in Pension, schied später auch aus dem Aufsichtsrat aus und verkaufte in der Folge auch seinen Drittelanteil der Aktien an AT&S.
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ren und dann auch Leiterplatten. Ein gewisser Willibald Dörflinger, EDV-Experte, trug dafür als Abteilungsleiter die Verantwortung. Die Eumig machte bei 70 Millionen Schilling Umsatz ebenso viel Ver luste. Helmut Zoidl lag in der Folge mit den Verantwortlichen der verstaatlichten Industrie ständig im Clinch, die an seine Strategie nicht wirklich glaubten. Vier Jahre später allerdings schrieb die Eumig in Fohnsdorf bereits eine schwarze Null.
Zwei Leidenschaften Mit seinen Millionen aus dem Ak tienverkauf konnte sich Helmut Zoidl jeden Wunsch erfüllen. Einer war der Kauf des heruntergewirtschafteten Schlosses Gabelhofen (siehe Kasten) und ein weiterer, als leidenschaftlicher Jäger endlich sein eigenes Revier zu haben. Die Wenderegierung unter Schüssel und Haider startete eine große Privatisierungsoffensive, verscherbelte sozusagen das Familiensilber der Republik, und die Bundesforste verkauften damals das Großrevier Authal in Möderbrugg bei Pöls. Millionär Zoidl griff zu und schuf dadurch sein „Helmut-Land“. „Der Helmut wollte der Region immer etwas zurückgeben“, dankt ihm dessen Freund Ex-Bauernbundpräsident und ÖVP-Nationalratsabgeordneter Fritz Grillitsch in seinen Abschiedsworten – „ihm waren 400 Arbeitsplätze in Fohnsdorf wichtiger als 4.000 in Indien.“
Schloss Gabelhofen – historisches Gutstostückerl:
Interessant für Didi Mateschitz? 2000 kaufte die H.M.Z. Privatstiftung Schloss Gabelhofen in Fohnsdorf. Es war ein Lieblingsobjekt für Helmut Zoidl, denn damit hatte sich der in Linz geborene Eisenbahner-Sohn den Kindheitstraum erfüllt, sein eigener Schlossherr zu sein. Das Schloss hat auch einen Hotelbetrieb – ursprünglich für die geplante Therme erweitert, doch der Betrieb war nicht wirklich gewinnbringend. Jahre hindurch schoss Zoidl viel Geld zu. Mit seiner Kunstgalerie und den Ausstellungen ist das Schlosshotel ein historisches Gustostückerl. Durchaus denkbar, dass mit Helmut Zoidls Tod dessen Privatstiftung – sollte er es nicht anders verfügt haben – Schloss Gabelhofen verkaufen möchte. Red-Bull-Chef Didi Mateschitz hat bekanntlich im Murtal mehrere zum Teil historische Objekte gekauft und zu qualitätsvollen Gastronomiebetrieben ausgebaut. Das ehemalige Wasserschloss Gabelhofen aus dem 15. Jahrhundert hätte einen ganz besonderen Reiz für seine Tourismus-Strategie. Zumal es in unmittelbarer Nähe des Red-Bull-Rings liegt und schon in früheren Formel-1-Zeiten die bevorzugte Herberge von Ecclestone und Kollegen war und auch in den kommenden Jahren sein wird.
„Vater der Therme“ Das Schloss Gabelhofen mit seinem Hotel sollte der Kern für eine Therme mit dem Namen „Aquarius“ werden. In das Projekt hatte Zoidl bereits etliche Millionen für die Planung gesteckt und es bereits der Öffentlichkeit präsentiert. Als es dann zur längeren Börsenflaute kam, ließ Zoidl das 40-MillionenEuro-Projekt stoppen. Jahre später verkaufte er die Wasserrechte und auch Grundstücke an die Gemeinde. Deren Bürgermeister Johann Straner am Grab des Fohnsdorfer Ehrenbürgers Helmut Zoidl: „Er ist der eigentliche Vater der Therme.“ Seine zweite Leidenschaft war die moderne Kunst. Zoidl hatte sich in seiner Villa in Spielberg eine private Kunstgalerie bauen lassen, aber auch das Schloss Gabelhofen wurde 2002 um eine Kunstgalerie erweitert. Mit bedeutenden Malern und Bildhauern wie Franz Ringel, Eduard Angeli, Wolfgang Herzig –
um nur einige zu nennen – verband ihn Freundschaft. Er wollte nicht nur die Werke kennen, sondern die Menschen dahinter.
Großzügiger Gastgeber Am wohlsten fühlte sich Helmut Zoidl im Freundeskreis, die Familie allein war ihm zu wenig. Er zeigte sich als Gastgeber ausgesprochen großzügig, kochte gut und gern und war auch ein Alkohol-Genießer. Dementsprechend begehrt waren Einladungen der Zoidls, gab er doch sein Geld großzügig aus. In den letzten zwei Jahren hatte sich Helmut Zoidl mit seinen Freunden überworfen, die er als Vorstände in seine H.M.Z. Privatstiftung geholt hatte. Die Folge waren teure Prozesse, weil sich Zoidl von seinen früheren Freunden hintergangen fühlte. Man verwehre ihm sogar als Stifter seine Rechte, polterte er in
Interviews. Auch die Freunde verwehrten ihm die letzte Ehre. Erst die mit Spannung erwartete Testamentseröffnung wird klarstellen, wie es mit dem Millionenvermögen weiter geht. Denn die Familiensituation ist alles andere als einfach. Helmut Zoidl war zum dritten Mal verheiratet. Die zweite Ehe wurde nach 30 Jahren erst 2006 geschieden. Dieser entstammt Tochter Natascha, wahrscheinliche Haupterbin. Ihre Mutter galt als die Finanzchefin in der Familie. Zumal Helmut Zoidls Grundsatz galt: „Geld bedeutet mir nichts.“ Seine dritte Frau war allerdings vor ihm schon drei Mal Witwe geworden, dementsprechend groß ist die Familie und damit allfällige Begehrlichkeiten.
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