Klipp Juli 2009

Page 32

lebe n & le u t e

Magna-Chef Stronach – mit Opel am Olymp der Autobauer. Ein Blick zurück …

Mächtiger Franky Die Hauptkunden seiner Firma sind die US-Automobil-, Rüstungsindustrie und Raumforschung, für die er hochqualitative Zubehörteile liefert.

Am 15. Juli soll der OpelDeal zwischen Magna, General Motors und der Deutschen Regierung unter­schriftsreif sein. Frank Stronach, der gebürtige Oststeirer, 77, krönt damit seine unglaubliche Karriere, weil eine Vision damit wahr wird: vom Auto­zulieferer in die Champions League der Autobauer aufzusteigen.

S

eine Lebensgeschichte, seine Karriere könnten einem Groschenroman entstammen, so unglaublich klingen sie. Nur, sie sind wahr. Mit nichts in den Taschen versuchte 1954 der 23-jährige Werkzeugmacher Franz Strohsack – er hatte bei der Elin gelernt – in Kanada sein Glück. Fünf Jahre lang war eine Garage nicht nur Werkstatt, sondern auch gleichzeitig Strohsacks Wohnung. Die beiden, Frank Stronach und Arnold Schwarzenegger, sind in Nordamerika, wohin sie auswanderten, die berühmtesten Österreicher. So unterschiedlich ihre Karrieren verliefen, so unterschiedlich sie auch als Persönlichkeiten sind, eines haben sie gemeinsam: Frank Stronach und Arnold Schwarzenegger sind waschechte „Steirerbuam“ aus ärmsten Verhältnissen. Für Frank Stronach wird in Österreich zweifelsohne der rote Teppich deshalb ausgelegt, weil mit seinen Milliarden-Projekten tausende Menschen Arbeit finden.

Schon vor 30 Jahren Multimillionär Ein Blick zurück zeigt, dass Frank Stronach mit Magna schon in den 80er-Jahren des vorigen Jahrhun34

lektorat teil 1 korr.indd 4

Franks Lebensphilosophie Während wir im vollklimatisierten Cadillac Seville zu seinem Reitstall unterwegs sind, legt er mir seine Geschäfts- und Lebensphilosophie dar: „Die einzige Chance, die Welt besser zu machen, besteht darin, das Kapital besser zu verteilen. Jeder Arbeiter muss die Möglichkeit haben, Miteigentümer zu werden. Lieber gebe ich 30 Prozent freiwillig her, als dass mir irgendwann 100 Prozent weg­genommen werden.“ derts einen Konzern mit 4.000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von – mit heute verglichen läppischen – 120 Millionen Euro lenkte. Arbeiten müsste er nicht mehr, sagte damals Frank, wie Stronach von den Mitarbeitern angesprochen wird. Damals wie heute mit allen äußeren „Anzeichen“ eines Millionärs: lockerem Auftreten, legerer Kleidung, eigenem Reitstall, Firmenflugzeug und natürlich – wie im Film – mit dem standesgemäßen Cadillac. Und doch ist der gebürtige Oststeirer eine Ausnahmeerscheinung unter zahllosen Industriemanagern: denn er machte auch viele seiner Mitarbeiter zu Millionären. In der Steirerkrone war damals zu lesen: „Ich habe viele meiner Leute zu Millionären gemacht“, erzählt der jung wirkende Endvierziger Frank Stronach mit Stolz, aber ohne zu protzen, lässig in die Ledergarnitur in seinem Büro gelehnt. In einer Ecke steht unauffällig „Der Denker“, eine Studie zur berühmten Skulptur des französischen Bildhauers Auguste Rodin. Im Original versteht sich. Mit mühsam ersparten Dollars kaufte Stronach im Jahre

1957 Stanzwerkzeuge, mietete eine leerstehende Garage, gründete eine Firma und begann mit der Herstellung von Kleinteilen für die Metallbranche. 16 Stunden verbrachte er täglich hinter der Werkzeugbank. Sein größtes Plus gegenüber der Konkurrenz: „Meine Lösungsvorschläge bei Auftragsarbeiten waren einfacher als die der anderen und daher meist auch im Preis günstig.“ Aus einer Handvoll Mitarbeiter wurden bald vierzig, achtzig und mehr. Der große Wurf gelang, als Stronach in seine jetzige Firma „Magna International“ einstieg und sich beteiligte. Mit ihm tat dies auch ein Vertreter, der sich von seiner früheren Firma getrennt hatte, aber fette Aufträge für die US-Autoindustrie in der Tasche hatte. Das Geheimnis für den Erfolg begründete Stronach mit seiner alten Firma: Das Problem, gute Leute zu verlieren, weil sie woanders mehr verdienten, löste er, indem er sie an seinem Unternehmen beteiligte. Dieser Schritt erwies sich als goldrichtig. Seine Leute arbeiteten noch intensiver am Erfolg, es gab jährliche Zuwachsraten von 30 Prozent.

Der Erfolg hängt – besonders in Krisenzeiten – von den Mitarbeitern ab. Stronach: „Sie sind neben dem Management das wichtigste Element.“ Und nur dann optimal zu motivieren, wenn sie Aktien der Firma haben, von denen sie wollen, dass sie Erträge abwerfen. Stronach glaubt, dass das „free-enterprisesystem“ (freies Unternehmertum) die beste Möglichkeit dazu bietet. Es gibt bei den Geldgebern (Investoren) und Beschäftigten eine faire Verdienst(Gewinn)chance und hält den Einfluss des Staates zurück. Ein weiterer Stronach-Leitsatz, den er allerdings schon längst aufgeben musste: Jede Produktionsstätte soll maximal zwischen 50 und 100 Arbeitnehmer haben. „Weil sonst der Arbeiter zur Nummer wird und die Motivation zur Leistung stark absinkt. Außerdem kann der Betriebsleiter seine Crew besser überschauen“, sagt Stronach, für den Betriebsräte und Gewerkschaften lange Zeit als größter Störfaktor in seinem Free-Enterprise-Denken galten. Für heftige Diskussion sorgten in jüngerer Vergangenheit Stronach und Wolf im Zusammenhang mit dem KLIPP Juli 2009

02.07.2009 14:13:38 Uhr


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.
Klipp Juli 2009 by Klipp Zeitschriften - Issuu