FRANZ ROGOWSKI MÄRZ 2023


Do 2. 3. > 18.00 Uhr
Do 9. 3. > 20.15 Uhr
Do 23. 3. > 18.30 Uhr
Fr 24. 3. > 20.00 Uhr
GÄSTE IM MÄRZ
Jenny Billeter (Co-Leiterin Programm, Kino Xenix): Kurze Einführung ins Märzprogramm «Franz Rogowski»
Rachel M’Bon , Regisseurin von Je Suis Noires
Moderation: Ania Mathis
Zürcher Filmtalk mit Niccolò Castelli, künstlerischer Leiter der Solothurner Filmtage
Sascha Lara Bleuler, Direktorin des Human Rights Film Festival
Zurich: Kurze Einführung zu Regra 34
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Vorverkauf An der Kinokasse (geöffnet eine halbe Stunde vor der ersten Vorstellung)
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Telefonische Reservation (zu Kassenöffnungszeiten) 044 242 04 11
Anreise Tram 8, Bus 32 (bis Helvetiaplatz) bzw. Tram 2 und 3 (bis Bezirksgebäude), zvv.ch Kino Xenix, Kanzleistrasse 52, 8004 Zürich
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Der deutsche Schauspieler Franz Rogowski (37) steht an einem aufregenden Punkt in seiner vielseitigen Karriere, die mit Berliner Improvisationskino begann und sich unterdessen auf internationale Autorenfilme ausgeweitet hat. Von den dreizehn Filmen im Programm sind fünf Zürcher Erstaufführungen, etwa Angela Schanelecs Ich war zuhause, aber … , Peter Brunners Luzifer und Gabriele Mainettis Freaks Out . In der neuen Schiene «Double Feature» kombinieren wir am 26. März die beiden Filme von Christian Petzold mit Franz Rogowski und Paula Beer: Transit und Undine .

Der Dokfilm Je Suis Noires ist sowohl der Beitrag des Kinos Xenix zur Ausstellung «Blinde Flecken: Zürich und der Kolonialismus» im Stadthaus Zürich, als auch der Premierenfilm des Monats, zu dessen Auftakt am 9. März die Regisseurin Rachel M’Bon für ein Gespräch im Kino zu Gast sein wird.
Ebenso vorfreudig sei auf die Zusammenarbeit mit dem Human Rights Film Festival Zurich hingewiesen, das den elektrisierenden brasilianischen Locarno-Gewinnerfilm Regra 34 am 24. März im Kino Xenix präsentiert – als Ersatzvorstellung für die durch die Schliessung des Kosmos unterbrochene Festivalausgabe im vergangenen Dezember.
Auf einen frühlingshaften Kinomonat! Jenny Billeter
R FRANZ ROGOWSKI
H
20.30
Haltungen, Gesten, Blicke – das Körperspiel des Franz Rogowski
Franz Rogowski betritt die Filme, in denen er als Schauspieler zu sehen ist, meist leise, scheu und zaghaft, manchmal sogar fast etwas verhuscht, der grosse, bühnenhafte Auftritt ist seinen Figuren fremd. In Thomas Stubers In den Gängen (2018) folgt er mit gebückter Haltung dem Chef einer ostdeutschen Grossmarkthalle ins Büro, die Schultern hängen, der Blick ist auf den Boden gerichtet und sucht selbst dann nicht den Augenkontakt, als sein Gegenüber ihm ein paar Kugelschreiber in den Arbeitskittel steckt. Auf andere Weise schüchtern und unbeholfen – und ausserdem zu spät – taucht er in Love Steaks (2013) auf: Wieder ein erster Arbeitstag, dieses Mal als Masseur in einem Kurhotel an der Ostsee. Oft auch ist Rogowski zunächst der Kamera abgewandt, bevor der Blick auf sein Gesicht fällt. In den ersten Bildern von Lux – Krieger des Lichts (2017) versinkt er in einer grossen Kapuze, in Grosse Freiheit (2021) ist er auf der Aufnahme einer Überwachungskamera vorerst nur von hinten zu sehen, erst dann schaut er unwissentlich hinein und erwidert den Blick von staatlicher Kontrolle (und Publikum). So zurückhaltend das Auftreten der Figuren auch ist: Franz Rogowski ist immer sofort

da, ganz unmittelbar behauptet sich sein Körper als Präsenz, bewohnt den filmischen Raum. Seinen vielleicht aussergewöhnlichsten «Eintritt» hat er in Christian Petzolds Undine (2020). Als Industrietaucher Christoph kommt er zaghaft durch die Tür eines Cafés, in dem die Museumsführerin Undine nach dem Mann Ausschau hält, der sie gerade verlassen hat. Ihr Vortrag habe ihm gefallen, sagt er, ob sie mit ihm einen Kaffee trinken wolle? Auf ihr beharrliches Schweigen entfernt er sich mit einem entschuldigenden «Ich geh dann mal» und stösst beim Rückwärtsschritt prompt an ein Aquarium, das sich in einer enormen Druckwelle über die beiden ergiesst. Auch das verbindet viele der Rogowski-Figuren: das Ringen mit Objekten und Gerätschaften wie etwa Massageliegen, Wäschewagen (Love Steaks) oder einem Gabelstapler, der tut, was er will (In den Gängen) . Hat sich der eigene Körper jedoch erst einmal dem fremden Mechanismus angenähert, lässt sich das Transportfahrzeug plötzlich mit der Eleganz eines Eiskunstlaufs durch die Industriehallen navigieren.
Franz Rogowski erzählt seine Figuren über den Körper. Seine Sprache ist nicht das gesprochene Wort, vielmehr sind es Gesten, Haltungen und Blicke, die nicht weniger intensiv sind, wenn er grübelnd in sich hineinschaut. Seine buchstäblich verrutschte Schönheit – der unterbrochene Schwung seiner Oberlippe, auch die Nase geht ihre eigenen Wege – macht ihn zu einer unverwechselbaren Erscheinung, das Feine, Zärtliche und das Rohe liegen bei ihm nah beieinander, setzen sich gegenseitig unter Spannung. Als Kontrastmoment inszeniert werden gern auch seine kurzen, kräftigen Hände, die besonders in Petzolds Filmen ins Bild gerückt werden – etwa wenn er in der Anna-Seghers-Verfilmung Transit (2018) in feinmotorischer Arbeit ein Radio repariert oder das Gesicht der Geliebten zärtlich berührt.
Rogowski, 1986 in Freiburg im Breisgau geboren, ist Autodidakt, eine Schauspielschule hat er nie besucht, ausgebildet ist er als Tänzer. Er arbeitete unter anderem mit der Choreografin Constanza Macras und dem Regisseur Falk Richter zusammen, der Schritt zum Theater lag nahe – im Ensemble von Matthias Lilienthal an den Münchner Kammerspielen hatte er ein festes Engagement – und führte Anfang der 2010er-Jahre über das filmische «Improvisationstheater» von Jakob Lass (Frontalwatte, Love Steaks) zum Kino. Seitdem hat Rogowski in fast zwanzig Filmen mitgewirkt und dabei sein Tätigkeitsfeld über das deutschsprachige Kino hinaus beständig ausgeweitet. In seiner Filmografie finden sich weniger bekannte Namen junger Regisseurinnen wie Uisenma Borchu (Schwarze Milch) und Regisseure wie Peter Brunner (Luzifer) neben bedeutenden Protagonistinnen und Vertretern nicht nur
des europäischen Autorenkinos: Michael Haneke, Angela Schanelec, Terrence Malick, Ira Sachs.
So unterschiedlich Rogowskis Rollen im Einzelnen auch sind, finden sich darin doch wiederkehrende Motive. Eine Nähe zum Aussenseitertum ist den meisten seiner Figuren eigen, mindestens viermal war er als gesellschaftliche Randfigur im Knast. Aber auch in den sogenannten besseren Verhältnissen verkörpert er das schwarze Schaf. Als Sohn einer unbarmherzigen Firmenchefin zieht er in Michael Hanekes Happy End (2017) Unfälle und Missgeschicke an, nie hat man Rogowski in einer traurigeren Rolle gesehen. Und in Gabriele Mainettis Freaks Out (2021) führt das Ausgestossensein – er mimt einen Pianisten mit zwölf Fingern und hellseherischen Fähigkeiten – gar in den kompletten Nazi-Irrsinn. Oft strahlen seine Figuren trotz ihrer Marginalisierung eine tiefe Unschuld aus, mal zeigt sich diese als naive Kindlichkeit, mal als Unverdorbenheit und Arglosigkeit. «Da ist nix Falsches an dem», sagt in Terrence Malicks A Hidden Life (2019) der Wehrdienstverweigerer Franz Jägerstätter über den von Rogowski gespielten Gefängnisgenossen Waldland; eine kleine Rolle, die in den fluiden Bildräumen Malicks eine bleibende Signatur hinterlässt.
Für den Schauspieler charakteristisch ist zudem die Synthese von physischer Präsenz und Wortkargheit. Rogowski beherrscht ein differenziertes Repertoire an Schweigsamkeitsformen beziehungsweise Formen des In-sichHineinsprechens, von dem so befangenen wie charmanten Genuschel in Love Steaks und der verwundeten Introvertiertheit in In den Gängen über das vor-sprachliche Murmeln, Stöhnen, Grunzen und das vogelähnliche Geschreie in Luzifer (2021) bis hin zu einer Spracharmut, die mit der erlittenen systemischen Gewalt ursächlich zusammenhängt (Grosse Freiheit) . Rogowskis Sprechakte stellen eine ganz eigene Form des Mumblecore dar, dass er gelegentlich schwer zu verstehen ist, verliert sich in der Charakterzeichnung der Figuren als Handicap.
Rogowskis Charakteren ist der Körper ein Rückzugsort, nicht immer fühlen sie sich darin zu Hause, das kann komisch sein oder auch tragisch. In Love
Steaks rutscht der Masseur Clemens gleich mehrfach auf dem glatten Fliesenboden des Wellnessbereichs aus, ein Slapstick-Moment als Running Gag. Dagegen mündet in Happy End ein Befreiungsversuch in Form eines fulminanten Breakdance-Auftritts in einen plötzlichen Hexenschuss, mit krummem Rücken muss der verhinderte Erbe von der Bühne schleichen. Aber auch die körperliche Athletik und Vitalität des Kleinkriminellen Boxer in Sebastian Schippers Victoria (2015) kippt ins Destruktive – auf ungleich extremere
Weise auch in Luzifer, einem Film, in dem Rogowskis Körperspiel als geistig beeinträchtigter Sohn einer fanatisch religiösen Mutter geradezu performative Züge annimmt.
Dass Rogowskis Körper auch im begrenzten Raum eines statischen (und eng kadrierten) Filmbildes Ausdruck findet – er braucht als Intensitätsverstärker weder dramatische Naturlandschaften noch den Grossstadtdschungel –, zeigt sich in Ich war zuhause, aber … (2019). Angela Schanelec besetzt ihn an seinem Rollenprofil vorbei als Lehrer mit Kinderwunsch, der von den radikalen Einsamkeitsempfindungen seiner Lebensgefährtin getroffen wird. Ohne psychologische Ausdeutung und den Rahmen des klassischen Erzählkinos reduziert sich Rogowskis Darstellung auf die reine Präsenz.
In einem anderen Feld räumlicher Begrenzung entfaltet sich sein Spiel in Grosse Freiheit . Rogowski verkörpert Hans Hoffmann, einen schwulen Mann, der wegen des Verstosses gegen den Paragrafen 175 immer wieder inhaftiert wird. In den beengten, dunklen Räumen des Gefängnisses kondensiert sich alle Bewegung auf kleine Gesten, Blicke, flüchtige Berührungen. Die mehr als zwei Jahrzehnte, über die sich die Erzählung erstreckt, schreiben sich dabei sichtbar in seinen Körper ein, die erfahrene Gewalt und die Repression sind darin ebenso zu lesen wie seine unkaputtbare Würde und sein Begehren. Durch Rogowskis Spiel gerät der Film auch in seinen düstersten Momenten nie zur Passionsgeschichte. Im Zusammenspiel seines Körpers mit dem Raum, mit anderen Körpern liegen die Freiräume verborgen, die an anderer Stelle gewaltsam beschnitten werden. Esther Buss
Love Steaks
Jakob Lass, Deutschland 2013; 89' D (DCP, Farbe, Scope) Mit Lana Cooper, Franz Rogowski, Björn Küssner, Marcel Herbrich, Marcel Gronzka, Gisela Köster, Hanjo Steinhauer, Sabine Holz, Jörg Gennun, Wolfgang Schönwald
Mit diesem wilden Impro-Liebesfilm in den Kulissen eines Kurhotels erhielten Regisseur Jakob Lass und Franz Rogowski erstmals grosse Aufmerksamkeit. Der schüchterne Masseur Clemens (Franz Rogowski) und Lara (Lana Cooper), eine Köchin in Ausbildung, begegnen sich in einem Luxusresort an der Ostsee. Er will es immer allen recht machen, und sie kann nicht anders, als bis zur Verzweiflung anzuecken. In den Kulissen des Hotels kommen sich die beiden zögerlich näher. Rumlümmelnd und liebend loten sie in den versteckten Gängen des Wellnesstempels Grenzen aus und überfordern sich dabei selber mindestens so sehr wie ihr Umfeld. Love Steaks sorgte
Happy End




2013 für erfrischende Aufregung und räumte viele Nachwuchspreise ab: einmal sogar für das beste Drehbuch, obschon es gar kein solches gab. Dieses eigenwillige Werk unter der Regie von Jakob Lass (Tiger Girl) fühlt sich an wie ein Stück rohes Fleisch, das einem um die Ohren gehauen wird: deftig, blutig und frisch. Und brilliert mit entfesselter Spielfreude, die sich scheinbar über alle Zwänge hinwegsetzt. Traurige und unangenehme Momente überwindend, ist Franz Rogowski hier in ständiger Aktion gegen Fremdscham, Angst und Laras Alkoholsucht.
Do 2. 3. > 18.00 Uhr mit einer kurzen Einführung in das Monatsprogramm zu Franz Rogowski von Jenny Billeter (Co-Leitung Programm, Kino Xenix)
Fr 3. 3. > 18.00 Uhr
Sa 4. 3. > 18.15 Uhr
So 5. 3. > 21.00 Uhr
Sa 11. 3. / Sa 25. 3. > 22.15 Uhr
Victoria
Sebastian Schipper, Deutschland 2015; 136' D (DCP, Farbe, Scope) Mit Laia Costa, Frederick Lau, Franz Rogowski, Burak Yigit, Max Mauff
Eine Berliner Partynacht entwickelt sich überraschend zum Überfall-Film, der, in Realzeit und ohne Schnitt gedreht, Kultstatus erreicht hat. Mit Franz Rogowski als Kleinkriminellem unter Druck, der mit seinen Jungs die Partygängerin Victoria in seine Zwickmühle reinzieht.
Eine Stunde noch, bald neigt sich die Nacht dem Ende zu. Allein in einem Berliner Klub unterwegs, lernt die Spanierin Victoria (Laia Costa) vier Jungs kennen: Sonne (Frederick Lau), Boxer (Franz Rogowski), Blinker (Burak Yigit) und Fuss (Max Mauff). Zwischen Victoria und Sonne knistert es sofort, doch ihr Flirt wird schon bald unterbrochen. Denn die vier Freunde müssen ein krummes Ding drehen, um eine Schuld von Boxer zu begleichen. Und weil einer zu viel getrunken hat, springt Victoria ein. Was für die junge Frau als spontanes Abenteuer beginnt, entwickelt sich zu einem atemlosen Trip.
Diese filmische Reise ans Ende der Nacht wurde in Realzeit, in einer einzigen Einstellung gedreht. Dabei ist besonders spannend zu beobachten, wie sich das Schauspiel im Laufe des Films mit steigendem Adrenalin entwickelt. Zuerst noch zögerlich, spielt sich das Ensemble in Fahrt, die Anstrengung und die Emotionalität werden im Laufe der Ereignisse richtig spürbar. Dabei gibt Franz Rogowskis glatzköpfiger Boxer alles, ist hart und verletzlich.
Do 2. 3. > 20.15 Uhr
Fr 3. 3. > 19.45 Uhr
Sa 4. 3. > 20.00 Uhr
So 5. 3. > 18.15 Uhr
Fr 10. 3. > 21.45 Uhr
Fr 24. 3. > 22.15 Uhr
Fikkefuchs
Jan Henrik Stahlberg, Deutschland 2017; 101' D (DCP, Farbe) Mit Jan Henrik Stahlberg, Franz Rogowski, Susanne Bredehöft, Thomas Bading, Saralisa Volm, Jan Pohl, Michaela Caspar
NOCTURNE/ERSTAUFFÜHRUNG: Eine trashige Low-Budget-Komödie, die sich über übersexualisierte Männer lustig macht und dabei selbst immer wieder am Sexismus entlangschrammt. Gut, dass der Regisseur in dieser Vater-Sohn-Geschichte (mit Franz Rogowski als verzweifeltem Sohn) den schlecht alternden Vater gleich selber spielt.
Nach einer versuchten Vergewaltigung ist Thorben (Franz Rogowski) in der Psychiatrie gelandet. Nicht viel besser drauf, fährt er nach seiner Entlassung nach Berlin, um endlich seinen Vater Richard alias Rocky (Jan Henrik Stahlberg) kennen zu lernen. Er sei einst der grösste Stecher von Wuppertal gewesen, hat ihm seine Mutter (Michaela Caspar) erzählt. Sie hat Thorben allein erzogen, während Rocky seinen erwachsenen Sohn erst nach sehr langem Zögern in die Wohnung lässt. Bald finden sie Ähnlichkeiten in ihrem Frauenbild – geprägt von Erfolglosigkeit und Sexismus. Der alternde Rocky freut sich darüber, seinem Sohn, bei dem alles auf der Pornoschiene läuft, etwas «schöngeistiges Rüstzeug» zu vermitteln, und bald stürzen sich die beiden ins Nachtleben, um Frauen aufzureissen. Doch Rockys Schwächen bleiben Thorben nicht lange verborgen, die Rollen der beiden Männer vertauschen sich allmählich, und bei Thorben setzt ein bescheidener Lernprozess ein.
Der Film wurde knapp vor #MeToo gedreht und als «Incel» noch kein so verbreiteter Begriff war, weshalb Fikkefuchs ein Stück weit als Film aus der Vergangenheit betrachtet werden kann. Franz Rogowski sagte früher einmal, dass seine Paraderolle der Affe sei, so gibt er als Thorben den notgeilen Beinahe-Vergewaltiger-Affen, den er, wie alle seine Rollen, beeindruckend gut spielt.
Fr 3. 3. > 22.30 Uhr
Sa 4. 3. > 22.45 Uhr
Fr 17. 3. > 22.00 Uhr
Undine
Christian Petzold, Deutschland 2020; 90' D (DCP, Farbe) Mit Paula Beer, Franz Rogowski, Jacob Matschenz, Maryam Zaree, Anne Ratte-Polle, Rafael Stachowiak
Die Legende von Undine wird ins heutige Berlin versetzt – ein wunderschön traumartiger und doch realistisch gehaltener Film, mit Franz Rogowski als Taucher und wahrer Liebe von Undine.
«Wenn du mich verlässt, muss ich dich töten. Das weisst du doch», sagt Undine (Paula Beer) zu ihrem Freund Johannes (Jacob Matschenz), der sich gerade leichtfertig von ihr trennen will. Doch er nimmt sie nicht ernst. Dabei müsste er doch wissen, dass Undine ihrer eigenen Legende nicht entkommen kann. Auch wenn diese sich im realistisch aussehenden Hier und Jetzt in Berlin abspielt: Undine ist Historikerin und Expertin für Stadtentwicklung und hält packende Vorträge. Noch an dem Tag, an dem sie Johannes warnt,
begegnet sie dem Taucher Christoph (Franz Rogowski), der in der Unterwasserwelt eines Sees arbeitet. Die beiden verlieben sich ineinander – doch Christoph ahnt, dass Undine ein Geheimnis hat.
Mit traumwandlerischer Sicherheit holt Christian Petzold mit seiner faszinierenden Interpretation die geheimnisvolle Wasserfrau ins Reich des Kinos. Wie bereits in Petzolds vorangehendem Film Transit spielen auch hier Paula Beer und Franz Rogowski die Hauptrollen und bringen einander auf wundersame Art zum Glänzen.
Sa 4. 3. / So 5. 3. > 16.30 Uhr
Do 16. 3. / Fr 17. 3. > 18.00 Uhr
So 19. 3. > 20.45 Uhr
Sa 25. 3. > 20.30 Uhr
So 26. 3. > 18.45 Uhr als Double Feature mit Transit
Happy End
Michael Haneke, Frankreich/Deutschland/Österreich 2017; 110' F•E/df (DCP, Farbe)
Mit Isabelle Huppert, Jean-Louis Trintignant, Mathieu Kassovitz, Franz Rogowski, Fantine Harduin, Laura Verlinden, Toby Jones
Eine bourgeoise Familie in Nordfrankreich versucht trotz Turbulenzen krampfhaft, im Lot zu bleiben. Franz Rogowski als der fragile Sohn von Isabelle Huppert in dieser grossen Satire von Michael Haneke.
Die dreizehnjährige Eve (Fantine Harduin) hat ihren Hamster und vielleicht sogar ihre Mutter mit Antidepressiva getötet. Nun wohnt sie im Haus ihrer grossbürgerlichen Familie mit eigenem Bauunternehmen in Calais, bei ihrem Vater (Mathieu Kassovitz), seiner neuen Frau mit Baby, Urgrossvater (Jean-Louis Trintignant) und Grossmutter (Isabelle Huppert) sowie Aussenseiter-Onkel Pierre (Franz Rogowski). Eve passt gar nicht so schlecht hierhin, scheinen doch alle auf ihre eigene Art Erlösung zu suchen.
«Rundherum die Welt und wir mittendrin, blind»: So sec wurde Happy End beim Kinostart beworben, und tatsächlich gibt es – wie immer beim österreichischen Autorenfilmer Michael Haneke (Amour, Das weisse Band, La pianiste) – guten Grund, sich warm anzuziehen. Franz Rogowski spielt dabei den unsicheren und rebellischen Sohn, der eine komplizierte Beziehung zu seiner ehrgeizigen Mutter hat. Sich an so hochkarätigen Familienoberhäuptern wie Isabelle Huppert und Jean-Louis Trintignant abzuarbeiten, und dies mit einem so kontrollierenden Regisseur wie Haneke, war bestimmt eine Herausforderung, die Rogowski jedoch sehr gut gemeistert hat. Etwas schade nur, dass seine Stimme auf Französisch synchronisiert worden ist. Doch seine Karaokeszene ist etwas vom Schönsten in diesem Film.



In den Gängen
Thomas Stuber, Deutschland 2018; 125' D (DCP, Farbe) Mit Franz Rogowski, Peter Kurth, Sandra Hüller, Andreas Leupold, Steffen Scheumann, Matthias Brenner, Michael Specht
In der Lagerhalle eines Supermarkts angesiedelter, wehmütig-schöner Film, mit Franz Rogowski als stillem Gabelstapelfahrer neben den ebenso starken Sandra Hüller und Peter Kurth.
Christian (Franz Rogowski) ist neu im Supermarkt. Auf dem Gabelstapler taucht er schweigend in das Universum zwischen den hohen Gestellen im Warenlager ein. Bruno (Peter Kurth) aus der Getränkeabteilung nimmt sich seiner an und wird ein väterlicher Freund. Und dann ist da noch Marion (Sandra Hüller) von den Süsswaren, die neckische Scherze mit Christian treibt. Als er sich in sie verliebt, fiebert der ganze Grossmarkt mit. Doch Marion ist verheiratet – nicht sehr glücklich, wie es heisst. Und eines Tages ist sie krankgeschrieben.
Regisseur Thomas Stuber öffnet den Blick für die Lebenswelt und den Zusammenhalt einfacher Angestellter in der ostdeutschen Provinz, wo die älteren unter ihnen vor der Wende ein besseres Leben hatten. In klar kadrierten Bildern, kombiniert mit einer ausgefeilten Ton- und Musikspur, entfaltet sich eine Choreografie von Menschen und Dingen, von Realität, Sehnsucht und Traum mit überraschend poetischen Momenten. Dabei beeindruckt Franz Rogowskis fast wortloses Schauspiel mit expressiver Körperlichkeit und einer Tätowierung, die unter dem Kragen hervorblitzt und auf seine abgelegte Vergangenheit anspielt.
/ Di 28. 3. > 18.00 Uhr
Mi 29. 3. > 20.15 Uhr
Grosse Freiheit
Sebastian Meise, Österreich/Deutschland 2021; 117' D (DCP, Farbe) Mit Franz Rogowski, Georg Friedrich, Anton von Lucke, Thomas Prenn
Franz Rogowski und Georg Friedrich sind Herz und Seele dieses mitreissenden Dramas über die Kriminalisierung von Homosexualität vor zeithistorischem Hintergrund.
Deutschland, 1945 und 1968 : Freiheit ist relativ im Leben von Hans Hoffmann (Franz Rogowski). Sie bedeutet für den jungen Mann in erster Linie, sich selbst treu zu bleiben und seine Liebe zum gleichen Geschlecht auszuleben, egal wo, egal wie, auch wenn er dafür aufgrund des berüchtigten Paragrafen 175 immer wieder hinter Gittern landet. Und auch Viktor (Georg Friedrich), der wegen eines wirklichen Verbrechens sitzt, hat sich mit seinem Schicksal abgefunden. Er ist der Harte, der Hetero, der zunächst nichts mit einem wie Hans zu tun haben will. Aber als sich die Begegnungen häufen, weil Hans aufgrund seiner sexuellen Neigungen im Knast zum Stammgast wird, gewinnen die beiden Männer langsam Vertrauen zueinander.
Lux – Krieger des Lichts


Mit einem unglaublich intensiven, körperlich vermittelten und deutlich spürbaren Sinn für Würde spielt Franz Rogowski den Hans Hoffmann, der lernt, mit dem brutalen Schikane-Paragrafen zu leben und, wo immer es geht, nach Nähe, Liebe und Sex zu suchen. Es ist eine seiner bisher stärksten Schauspielleistungen (für die er den Deutschen Schauspielpreis erhielt), die durch den ebenso grandiosen Georg Friedrich noch verstärkt wird.
Do 9. 3. > 18.00 Uhr
Fr 10. 3. > 19.30 Uhr
Sa 11. 3. / So 12. 3. > 20.00 Uhr
Mo 27. 3. / Di 28. 3. > 20.30 Uhr
Mi 29. 3. > 18.00 Uhr
Lux – Krieger des Lichts
Daniel Wild, Deutschland 2017; 104' D (DCP, Farbe, Scope) Mit Franz Rogowski, Eva Weissenborn, Anne Haug, Tilman Strauss, Heiko Pinkowski, Joyce Ilg
ERSTAUFFÜHRUNG: Ein fiktionaler Hinter-den-Kulissen-Film über den Aufbau eines Reality-Stars, mit Franz Rogowski in der Rolle des schüchternen Thorsten, der in seinem Superheldenkostüm zu Lux wird.
Torsten (Franz Rogowski) wohnt mit seiner Mutter (Eva Weissenborn) in einem Plattenbau und liebt es, in sein selber gebasteltes Superheldenkostüm zu schlüpfen, um in seinem Viertel Gutes zu tun. Eine Fernsehcrew auf der Suche nach guten Ideen wird auf ihn aufmerksam und fängt an, ihn zu filmen und auf dem Dach seines Hauses zu interviewen. Mit der Zeit empfindet der TV-Produzent (Heiko Pinkowski) Lux als zu harmlos und als Verlierer. Action und Sex müssen her, damit Lux zu einem richtigen Fernsehstar werden kann. Doch dieser ist zunehmend verwirrt und kommt mit seinen Werten in Konflikt. Lina von der TV-Crew (Anne Haug) versucht, einzugreifen und Torsten zu schützen, während die Produktion in ihrer fiktiven Realität längst neue Pläne schmiedet.
Lux – Krieger des Lichts knöpft sich die reisserische Logik des Reality-TV vor und spielt dabei auch mit der Ästhetik dieser Formate. Manchmal geraten die Realitätsebenen selbst für das Publikum des Films durcheinander. Dabei spielt Franz Rogowski den vermeintlichen Superhelden in all seiner naiven Widersprüchlichkeit.
Transit
Christian Petzold, Deutschland/Frankreich 2018; 101' D•F/df (DCP, Farbe) Mit Franz Rogowski, Paula Beer, Godehard Giese, Lilien Batman, Maryam Zaree, Barbara Auer, Matthias Brandt Ein ausserordentlicher Film, der in der Zeit des Zweiten Weltkriegs spielt, wo die Welt jedoch fast wie heute aussieht. Rogowski in der Hauptrolle als Geflüchteter im Transit- und Verwandlungszustand in Marseille, wo er Marie (Paula Beer) kennen lernt.
Georg (Franz Rogowski), aus Deutschland geflüchtet, reist gerade noch rechtzeitig von Paris nach Marseille, bevor die deutschen Truppen ihn verhaften können. Doch auch die Hafenstadt ist nur eine Übergangsstation. Bleiben darf nur, wer beweisen kann, dass er auch wieder zu gehen plant. Georg nimmt die Identität des Schriftstellers Weidel an, der sich aus Angst vor seinen Verfolgern das Leben genommen hat. Er will dessen Visum nutzen und versucht, eine der wenigen Schiffspassagen nach Mexiko zu ergattern. Doch alles verändert sich, als Georg die geheimnisvolle Marie (Paula Beer) trifft und sich in sie verliebt, während diese gleichzeitig auf der Suche nach ihrem Mann ist, ohne den sie niemals weggehen würde.
Frei nach dem gleichnamigen Roman von Anna Seghers erzählt Transit in einer einzigartigen, gleichsam schwebenden Begegnung des historischen Stoffs mit der Gegenwart die Geschichte von Zusammenhalt und Liebe zwischen Flucht, Exil und der Sehnsucht nach einem Ort, der ein Zuhause ist. Franz Rogowskis derart anziehende Verkörperung des mysteriösen Georg hat ihn definitiv zum Filmstar gemacht.
Mo 13. 3. – Mi 15. 3. > 18.00 Uhr
Sa 18. 3. / So 19. 3. > 16.30 Uhr
So 26. 3. > 16.30 Uhr als Double Feature mit Undine
Ich war zuhause, aber
…
Angela Schanelec, Deutschland/Serbien 2019; 105' D (DCP, Farbe) Mit Maren Eggert, Jakob Lassalle, Clara Möller, Franz Rogowski, Lilith Stangenberg, Alan Williams, Jirka Zett, Dane Komljen
ERSTAUFFÜHRUNG: Nach der Rückkehr ihres weggelaufenen Sohns verschiebt sich Astrids Alltag. Franz Rogowski in einer Nebenrolle als bärtiger Lehrer und Liebhaber von Lilith Stangenberg. Festivalerfolg im unverkennbaren, emotional zurückhaltend brodelnden Schanelec-Stil.
Wortlos und leicht versehrt kehrt Astrids (Maren Eggert) dreizehnjähriger Sohn Phillip (Jakob Lassalle) nach Hause zurück, nachdem er für eine Woche verschwunden war. Vielleicht hängt die Flucht mit dem Tod des Vaters zusammen? Seither scheint sich alles in der Kleinfamilie verändert zu haben, und die Kinder suchen nach Autonomie. «Die Fragen, mit denen sich Astrid konfrontiert sieht, lassen sie anders auf ihr bürgerliches Leben und ihren Beruf im Berliner Kulturbetrieb blicken. Auch ihre Auffassung von Kunst verändert sich. Zu Hause fällt es der alleinerziehenden Frau immer schwerer, zu akzeptieren, dass ihr Sohn ein eigenes Leben führt.» (Berlinale) Als Astrid einmal in der Küche
die Nerven verliert, wenden sich ihre Kinder aber nicht mehr von ihr ab. Langsam kann sich das Familiengefüge neu bilden.
Die Szenen dieses «Kinos der nicht verheilten Narben» (Bildrausch) werden eingerahmt von den Proben einer Schulklasse zu Shakespeares «Hamlet». Ein weiterer Rahmen und eine gewisse Bodenhaftigkeit geben zudem die wilden Tiere, die verschiedentlich auftauchen. Franz Rogowski spielt einen von Phillips Lehrern mit Bart und Wollpulli, dessen Gedanken bei seiner Freundin Claudia (Lilith Stangenberg) sind, die sich wahrscheinlich von ihm trennen möchte – eine weitere Spiegelung des Themas Zusammen- und Alleinsein in Ich war zuhause, aber
Do 16. 3. / Fr 17. 3. > 20.00 Uhr
Sa 18. 3. / So 19. 3. > 18.30 Uhr
Freaks Out
Gabriele Mainetti, Italien/Belgien 2021; 141' I/e (DCP, Farbe, Scope) Mit Aurora Giovinazzo, Claudio Santamaria, Pietro Castellitto, Giancarlo Martini, Franz Rogowski, Giorgio Tirabassi
ERSTAUFFÜHRUNG: Fantastischer Ritt und antifaschistischer Hochglanzfilm mit Franz Rogowski als drogensüchtigem Nazi mit zwölf Fingern. Nur einmal im Kino zu sehen!
Rom unter deutscher Besatzung im Zweiten Weltkrieg. In einem kleinen Zirkus lebt ein aussergewöhnliches Ensemble zusammen: Matilde (Aurora Giovinazzo), die Glühbirnen zum Leuchten bringen kann, Cencio (Pietro Castellitto), der Insektenflüsterer, Wolfsmann Fulvio (Claudio Santamaria) sowie Mario, der menschliche Magnet (Giancarlo Martini). Der Zirkusdirektor Israel (Giorgio Tirabassi) wird deportiert, bevor ihm und seinen Zöglingen die Flucht über den Ozean gelingt. Ohne Zirkus ist die Truppe jedoch nur noch eine Gruppe von Monstern oder eben Freaks, für die das faschistische Regime höchst gefährlich ist. Während Matilde sich den Partisanen anschliesst, heuern die Jungs notgedrungen beim Zirkus Berlin in Rom an. Dort sucht Franz (Franz Rogowski), der Zirkuspianist mit zwölf Fingern, fieberhaft nach Menschen mit übernatürlichen Kräften, die den Nazis zum Sieg (und ihm selbst zur sehnlichst gewünschten Anerkennung) verhelfen sollen.
Freaks Out ist eine grossartig ausgestattete und wilde Mischung aus Fantasy- und Kriegsfilm, die menschliche Diversität zelebriert. Franz Rogowski glänzt in diesem bombastischen Spektakel als drogensüchtiger und von Geltungsdrang getriebener Nazi, der in die Zukunft sehen kann und sich von da etwa einen Guns-N’-Roses-Song oder AdidasStreifen in die irdische Hölle holt, aus der die Hauptfiguren mit allen Mitteln entkommen müssen.
Sa 18. 3. > 20.45 Uhr




A Hidden Life
Terrence Malick, USA/Grossbritannien/Deutschland 2019; 174' E/d (Digital HD, Farbe, Scope) Mit August Diehl, Valerie Pachner, Maria Simon, Karin Neuhäuser, Tobias Moretti, Franz Rogowski, Bruno Ganz
Die Geschichte von Franz Jägerstätter, einem Tiroler Bauern, dessen christliche Moral ihn im Zweiten Weltkrieg zum Dienstverweigerer werden liess. Im fluiden Malick-Stil mit Bruno Ganz in einer seiner letzten Rollen und Franz Rogowski in einer Nebenrolle als Kamerad von Jägerstätter.
Österreich, 1940. Der junge Franz Jägerstätter (August Diehl) und seine Frau Fani (Valerie Pachner) betreiben einen Bauernhof hoch oben in einem idyllisch gelegenen Dorf. Gemeinsam haben sie drei Töchter. Franz wird einberufen, lehnt es beim Militärstützpunkt jedoch ab, Hitler die Treue zu schwören. Sein Glaube verbietet es ihm. Er hofft zuerst noch auf die Unterstützung seines Pfarrers, dieser zeigt sich jedoch als zu zurückhaltend: Jägerstätters Opfer würde niemandem etwas bringen, wenn er wegen Kriegsdienstverweigerung hingerichtet würde. Doch dieser wird umso überzeugter, auch wenn seine Nächsten, allen voran seine ihn unterstützende Frau Fani, die Verachtung der Dorfgemeinschaft vernichtend zu spüren bekommen. Im Berliner Gefängnis wird es zu einem tröstlichen Zufallstreffen mit seinem Kameraden Waldland (Franz Rogowski) und zur Vorladung des Kriegsrichters (Bruno Ganz) kommen, der seinen unbeugsamen Glauben zwar respektiert, aber gerade deshalb die äusserste Konsequenz einfordert.
Terrence Malick (The Tree of Life) ist als Regisseur von A Hidden Life mit seiner fliegenden Kamera und seinen geflüsterten Dialogen unverkennbar. August Diehl und Valerie Pachner in den Hauptrollen dieses Biopics werden begleitet von andersdenkenden Figuren wie derjenigen von Franz Rogowski.
Mo 20. 3. / Di 21. 3. > 18.00 Uhr
Mi 22. 3. > 20.15 Uhr
Luzifer
Peter Brunner, Österreich 2021; 103' D/e (DCP, Farbe, Scope) Mit Susanne Jansen, Franz Rogowski, Monika Hinterhuber
ERSTAUFFÜHRUNG: Auf einer abgelegenen Alp in Tirol lebt eine fanatisch katholische Punk-Mutter mit ihrem kindlich gebliebenen Sohn, der von Franz Rogowski verkörpert wird. Als das isolierte Gefüge von aussen bedroht wird, wird dem Indoktrinierten nichts anderes übrig bleiben, als in logischer Konsequenz gegen den Teufel zu handeln.
Die Mutter (Susanne Jansen) dankt Gott täglich dafür, dass sie nüchtern ist. Doch hat ihre Dankbarkeit ein dramatisches Ausmass angenommen und zu einem anarcho-religiösen Regime in ihrem Mikrokosmos mit Sohn Johannes (Franz Rogowski) und seinem Adler geführt. Plötzlich tauchen unheilvolle Drohnen auf ihrer Alp auf, die ein Kaufangebot für das Landstück abwerfen. Bedroht in ihrem Lebensraum, wehrt sich die Mutter gegen diesen Übernahmeversuch, der jedoch immer dringlicher und schliesslich mit
Gewalt ausgedrückt wird – und den Teufel weckt. Den auf einer wahren Geschichte basierenden Luzifer bringt Peter Brunner mit ungezähmter Kamera und einer ebenso grandiosen Musik- und Tonspur auf die Leinwand, sodass die Seelenzustände seiner Figuren im Kino deutlich spürbar werden. Passend zur kruden Seite des österreichischen Kinos, hat Ulrich Seidl (Paradies-Trilogie, Rimini etc.) diesen Film produziert, in dem das Gefüge von Religion, Gewalt, Inzest und Modernitätsangst eine Abwärtsspirale bildet. Die Rolle der Mutter ist stark besetzt mit Susanne Jansen, einer radikalen reformierten Pfarrerin, die den Inzest, den sie als Kind erleiden musste, öffentlich thematisiert. Franz Rogowski spielt den geistig beeinträchtigten Johannes, der sich mit den gelernten Lektionen emanzipieren wird, mit ebenso vollem Körpereinsatz.
Do 23. 3. > 20.30 Uhr
Fr 24. 3. > 18.00 Uhr
Sa 25. 3. > 18.30 Uhr
So 26. 3. > 20.45 Uhr
DOUBLE FEATURE
«Petzold, Rogowski & Beer»
Der Regisseur Christian Petzold sagte angeblich noch während der Dreharbeiten von Transit zu Franz Rogowski und Paula Beer, dass er die beiden wieder in einem Film zusammenbringen werde. Er hatte sich in das Filmpaar, so wie die beiden zusammen spielten, schlicht und einfach verliebt. Und so ist es geschehen, dass Franz als Georg in Transit am Hafen von Marseille auf Marie wartet, die im Wasser verschwunden ist, und dann in Undine als Christoph zum Taucher wird, der im Wasser nach ihr suchen kann, während die legendäre Wasserfigur Undine wiederum nach Christoph sucht.
Transit
Christian Petzold, Deutschland/Frankreich 2018; 101' D•F/df (DCP, Farbe) Mit Franz Rogowski, Paula Beer, Godehard Giese, Lilien Batman, Maryam Zaree, Barbara Auer, Matthias Brandt
So 26. 3. > 16.30 Uhr
Undine
Christian Petzold, Deutschland 2020; 90' D (DCP, Farbe) Mit Paula Beer, Franz Rogowski, Jacob Matschenz, Maryam Zaree, Anne Ratte-Polle, Rafael Stachowiak
So 26. 3. > 18.45 Uhr
• Siehe die Filmbeschriebe auf den Seiten 10 und 16. Mit dem Ticket des ersten Films (Transit) erhalten Xenix-Mitglieder einen Gratiseintritt für den zweiten Film (Undine). Die Filme lassen sich auch einzeln schauen.
Je Suis Noires
Die Regisseurin Rachel M’Bon macht sich auf eine Reise durch die Schweiz auf der Suche nach Erzählungen von anderen schwarzen Frauen.
Wehe, du fällst auf, wehe, du bist anders. Seit ihrer Kindheit geprägt von den Reaktionen auf ihr Aussehen, hat die schweizerisch-kongolesische Lausannerin Rachel M’Bon genug geschwiegen. Heute – geschieden und mit erwachsenen Kindern – geht sie auf eine Entdeckungsreise mit einem Spiegel, den sie ihren Gesprächspartnerinnen vorhält, während sie sie nach ihrem Selbstbild, nach ihrer Geschichte in der Schweiz fragt. «Libérer la parole» bedeutet im Französischen wörtlich «das Wort befreien», die Möglichkeit geben, sich mitzuteilen, und dies geschieht hier, wo Frauen mit ähnlichen Erfahrungen zusammentreffen und einen lange unterdrückten Diskurs unwiderruflich zu prägen beginnen. Wie der Plural im Titel Je Suis Noires sagt, trifft der Film zuerst auf Einzelpersonen, Frauen auf der Strasse und Aktivistinnen unterschiedlicher Generationen, um daraus dann ein grösseres Ganzes, eine Community zu zeigen und diese deutlich als solche zu bezeichnen. Als Teil der Schweiz, von Helvetia, die jetzt an der Reihe ist, ihr eigenes Selbstbild zu reflektieren.

VORFILM Ethereality
Kantarama Gahigiri, Schweiz 2020; 14' E/d
Nach Jahren im Weltraum – wie fühlt es sich an, endlich nach Hause zu kommen?
Do 9. 3. > 20.15 Uhr anschliessendes Gespräch mit Rachel M’Bon
Moderation: Ania Mathis
Fr 10. 3. > 18.00 Uhr
Sa 11. 3. / So 12. 3. > 18.30 Uhr
Mo 13. 3. – Mi 15. 3. > 20.00 Uhr
Begleitprogramm der Stadthaus-Ausstellung «Blinde Flecken: Zürich und der Kolonialismus»
