Programm Oktober 2020

OKTOBER 2020 DAS KINO DER NULLERJAHRE

Inhalt

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DAS KINO DER NULLERJAHRE

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Oldboy

Es war im Jahr 2005, Halbzeit der Nullerjahre, als im kalifornischen Los Gatos in der Nähe von San José eine Videothek die magische Marke knackte. Eine Million DVDs verschickte sie damals jeden Tag, per Post. Das Geschäftsmodell des aufstrebenden Ladens beruhte im Wesentlichen auf drei Faktoren: Man zahlte nur eine monatliche Flatrate ohne zusätzliche Leihgebühren, konnte die DVDs bequem im Netz bestellen – und musste sie dann nicht mal selber abholen, sondern bekam sie ins Haus geliefert. Das also war der vierte und vielleicht wichtigste Faktor für den Erfolg dieser Videothek: die Zuverlässigkeit der amerikanischen Post.

Zwei Jahre später war das Web so weit, dass der Laden sein Angebot in eine Richtung ausbauen konnte, für die er die Post nicht mehr nötig hatte – und DVDs schon gar nicht: Streaming. Der Name dieser Videothek: Netflix.

Wenn das Kino damals schon einiges von seiner Definitionsmacht einbüsste, so lag das nicht an Netflix. Der kulturelle Diskurs verlagerte sich von den abendfüllenden Werken im Kino zusehends auf die neuen grossen Erzählungen im Heimkino, die mehr als nur einen Abend füllten: Wer mitreden wollte, musste nicht mehr unbedingt den neuen Tarantino gesehen haben, sondern ambitionierte Serien wie The Sopranos, Six Feet Under oder The Wire. Zugleich

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Das Kino der Nullerjahre

scheint das Kino der Nullerjahre im Rückblick auch in eine selige Unwissenheit getaucht – das letzte Jahrzehnt, in dem die alte Filmkunst noch nichts von den disruptiven Kräften des Streamings ahnte.

Wer damals zum Beispiel nach Korea schaute, begegnete neuen Namen wie Park Chan-wook oder Bong Joon-ho, die das Genrekino mit neuen Impulsen versorgten. Oder entdeckte den stummen Filmhelden, der in fremde Häuser einsteigt, sich dort in Abwesenheit der Besitzer wie zu Hause fühlt und für sie sogar die Wäsche macht – das war Bin-jip von Kim Ki-duk, ein einsamer Vorläufer der Familie aus Parasite, mit dem der Boom des koreanischen Kinos anderthalb Jahrzehnte später endlich auch bei den Oscars ankommen sollte. In Hollywood war man in den Nullerjahren gerade erst so weit, die aufregenden neuen Autoren aus dem südlichen Nachbarland zu adoptieren: Alfonso Cuarón, Guillermo del Toro, Alejandro González Iñárritu. (Wenn sie in diesem Programm fehlen, dann nur deshalb, weil sie das Xenix kürzlich gesondert würdigte.)

Aber kann man nun anhand von etwas mehr als zwei Dutzend Filmen das Profil eines Jahrzehnts erstellen? Kann man entlang ihrer Motive gewissermassen die Obsessionen einer Zeit kartografieren? Versucht man das mit den 26 Filmen dieses Programms, muss einem sogleich angst und bange werden. Das Phantombild jener Zeit, es gleicht dem Porträt eines Psychopathen.

Eine Schneise der Gewalt zieht sich durch dieses Jahrzehnt – zunächst noch in der schwerelosen Eleganz von Ang Lees Crouching Tiger, Hidden Dragon, bald schon im frenetischen Puls der Jugendgewalt in Cidade de Deus.

Da ist, basierend auf zu vielen realen Begebenheiten, der Amoklauf an einer Highschool in Elephant, und da ist, fünf Jahre später, der grossmäulige Irrsinn der jugendlichen Mobster von Gomorra. Da sind aber auch die diversen Racheengel auf ihren mehr oder weniger epischen Vergeltungszügen gegen die, die ihnen unrecht taten: zuvorderst natürlich Uma Thurman als Braut in Tarantinos Kill Bill, aber auch die beiden Gefährtinnen in Baise-moi, die als «partners in crime» das sexistische Regime der Männer so lustvoll wie rabiat umkehren, bis hin zum Hammermann in Park Chan-wooks Oldboy, der fünfzehn Jahre lang in einer fensterlosen Zelle eingesperrt war und sich jetzt an seinem Peiniger rächen will – bis er realisiert, dass seine Isolationshaft selber schon Teil einer langfristig angelegten, ausgeklügelten Racheaktion war.

Da ist ungeheuer viel Lust am Schmerz – an den Schmerzen, die man anderen zufügt, aber manchmal auch sich selbst. Isabelle Huppert macht sichs mit der Rasierklinge in Michael Hanekes La pianiste, bei Christopher Nolan in

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Memento ist es die Nadel, mit der sich der hilflose Protagonist seine wichtigsten Erinnerungen unter die Haut hat schreiben lassen, weil sein Gedächtnis nicht mehr richtig funktioniert – ein Mann, im Wortsinn gezeichnet von seiner Identitätskrise. Andere lassen sich ihre schmerzlichen Erinnerungen freiwillig löschen, in der Hoffnung auf einen neuen Anfang in der Liebe, in Michel Gondrys Eternal Sunshine of the Spotless Mind. Und am Ende des Jahrzehnts, in Dogtooth von Yorgos Lanthimos, schlägt sich die erwachsene Tochter mit einer Hantel eigenhändig die Eckzähne aus, weil die Kinder gemäss der erfundenen Folklore ihres despotischen Vaters erst dann aus dem Haus dürfen, wenn ihre sogenannten «Hundszähne» ausgefallen sind. Es ist eine bitterböse Allegorie des Patriarchats als Tyrannei einer falschen Idylle, mit einer passiven Mutter, die die väterliche Ideologie aufrechterhält, indem sie den Kindern die falschen Wörter für die Dinge beibringt.

«Mama, ich hab ein Zombie gefunden!», ruft der Sohn einmal aus dem Garten und zeigt auf ein Blümchen.

Extrem dysfunktional, das alles, und die nächste Stufe heisst: Selbstzerstörung, Todestrieb. Da fährt einer buchstäblich gegen die Wand im gleichnamigen Film von Fatih Akin und findet im rückhaltlosen Exzess eine Liebe, die genauso selbstzerstörerisch getrieben ist wie er. Andere mauern sich ein auf ihrem kleinen Flecken Heimat und kappen so die Luft und das Licht in ihrem Leben: ein abgeschiedenes Paradies, umfunktioniert zum Bunker, weil die Autobahn vor dem Haus eines Tages plötzlich doch noch fertig gebaut wurde und jetzt draussen vor der Tür die Hölle los ist – wieder Isabelle Huppert, diesmal in Ursula Meiers Home.

So weit die Motive. Und deren Gestaltung? Verblüffend, wie sehr ein Film wie Gus Van Sants Elephant hier aus dem Rahmen fällt: diese wie schwerelos gleitenden Steadicam-Fahrten durch die Schulhauskorridore, dieser feinfühlig distanzierte Blick auf die jugendlichen Gesichter und den unscheinbaren Alltag im Vorfeld der Bluttat. Wahnsinn, wie frisch dieser Film immer noch wirkt – siebzehn Jahre her, keine Sekunde gealtert. In seiner weichen Beiläufigkeit wirkt das wie aus der Zeit gefallen, denn stilistisch ging es damals verschärft in die Gegenrichtung. Der militante Exploitation-Trash von Baise-moi, das hyperreferenzielle Fetischkino von Kill Bill, die reisserische Bildsprache von Cidade de Deus oder Oldboy: Das Kino der frühen Nullerjahre ist gesteuert vom Willen zu krassen Affekten.

Ist die Gewalt die obszöne Kehrseite der Zivilisation oder ihr uneingestandenes, notwendiges Fundament? Was ist Gesetz, was ist Verbrechen?

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Das Kino der Nullerjahre

Diese Kategorien geraten ins Rutschen in den Filmen jener Jahre. Zum Beispiel Infernal Affairs in Hongkong: Ein Polizist und ein Gangster sehen sich plötzlich gespiegelt in vertauschten Rollen, weil jeder von beiden als Maulwurf in der Domäne des anderen eingeschleust wird. Bin ich als Cop auch nur das Spiegelbild des Mobsters? Oder der ehrgeizige junge Häftling in Jacques Audiards Un prophète: Dank dem untrüglichen Machtinstinkt, mit dem er sich durch die Milieus manövriert, steigt er im Gefängnis zum Gangsterboss auf – die Strafanstalt als Hochschule des Verbrechens.

Kein Film aber spielt diese Ambivalenz zwischen Gewalt und Ordnung so konsequent durch wie A History of Violence von David Cronenberg. Die Unsicherheit, ob Viggo Mortensen als allseits geschätzter Cafébesitzer und fürsorglicher Familienvater eine mörderische Vergangenheit verbirgt, also in Wahrheit ein brutaler Gangster ist, weicht hier einer Gewissheit, die viel unheimlicher wirkt als der Zweifel: dass nämlich keines seiner beiden Gesichter wahrhaftiger ist als das andere. Und wenn beide gleichermassen wahr sind, so ist auch klar, welches von beiden die sexuellen Fantasien seiner Frau eher anstachelt.

Ach, und die Liebe? Die gibt es, doch. Pastellfarben und platonisch, wie in Sofia Coppolas generationenübergreifender Jetlag-Romanze Lost in Translation. Oder unsterblich verträumt in der Endlosschlaufe von Wong Karwais In the Mood for Love. Die zarteste Vorstellung von der Liebe aber findet man dann doch wieder in Bin-jip, wo der diskrete Einbrecher im Gefängnis das Verschwinden trainiert, damit er im Haus seiner Geliebten wohnen kann, als heimlicher Gast und unsichtbarer Schatten ihres Ehemanns. Ganz zum Schluss sehen wir die Füsse der beiden Liebenden, die gemeinsam auf einer Waage stehen. Das Gewicht der beiden hebt sich gegenseitig auf: Die Waage zeigt auf null. Florian Keller

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In the Mood for Love (Faa yeung nin wa) Wong Kar-wai, Hongkong/Frankreich 2000; 98' OV/df (35 mm, Farbe) Mit Maggie Cheung, Tony Leung Chiu-wai, Rebecca Pan, Chan Man-lei, Siu Ping-lam, Lai Chen, Chien Szu-ying, Koo Kam-wah, Cheung Tung Cho

Eine raffiniert elliptische Erzählung von der unerfüllten Liebe zwischen einem Mann und einer Frau. Einer Liebe, die die Jahre überdauert, ohne dass die beiden sich getrauen, sie zu leben.

Hongkong, 1962 : Der Zeitungsredaktor Chow Mo-wan (Tony Leung) hat in einem Mietshaus der Schanghai-Community eine freie Wohnung für sich und seine Ehefrau gefunden.

Beim Umzug lernt er die schöne, elegante und ebenfalls verheiratete Frau Chan (Maggie Cheung in atemberaubenden, eng geschnittenen Sechzigerjahre-Kostümen) kennen, die gleichzeitig auf derselben Etage einzieht – wodurch ein kleines Durcheinander bei ihren Habseligkeiten entsteht. Während ihre Ehepartner auch nach dem Einzug fast nie zu Hause sind, vergeht kaum ein Tag, an dem sich Herr Chow und Frau Chan nicht in der Suppenküche, im engen Treppenhaus oder im Flur begegnen. Aus diesen mehr oder weniger zufälligen Treffen entwickelt sich allmählich Zuneigung, Vertrauen sowie eine tiefe Verbundenheit. Als die beiden schliesslich herausfinden, dass ihre jeweiligen (im Film gesichtslos bleibenden) Ehepartner ein Verhältnis miteinander haben, unterstützen sich Herr Chow und Frau Chan darin, den schweren Schlag mit Fassung zu tragen. Und entwickeln dabei selber Gefühle füreinander. Nur dass sie eigentlich gerade das nicht wollen: so sein wie ihre untreuen Partner.

Wong Kar-wai, berühmt für seine schnellen, hypermodernen Grossstadtfilme, ist mit In the Mood for Love ein mit betörender Langsamkeit inszeniertes, äusserst ästhetisches Melodrama über die Unmöglichkeit einer durch gesellschaftliche Konventionen verfemten Liebe gelungen. Ein melancholisch-poetisches Meisterwerk mit einem herzzerreissend schönen musikalischen Hauptthema.

Do 1. 10.

> 18.00 Uhr

Fr 2. 10.

> 20.30 Uhr

Sa 3. 10. / So 4. 10.

> 21.00 Uhr

Memento Christopher Nolan, USA 2000; 113' E/df (35 mm, s/w und Farbe, Scope) Mit Guy Pearce, Carrie-Anne Moss, Joe Pantoliano, Mark Boone Jr., Russ Fega, Jorja Fox, Stephen Tobolowsky, Harriet Sansom Harris, Callum Keith Rennie, Thomas Lennon

Die vom Ende zum Anfang erzählte Geschichte entwirft das subjektive Psychogramm eines mental beeinträchtigten Mannes auf der Suche nach dem Mörder seiner Frau.

Ein vermeintlicher Polizeispitzel wird exekutiert, der Leichnam auf Polaroid gebannt. Für Leonard Shelby (Guy Pearce) ist das Instantbild der einzige Hinweis darauf, dass er geschossen hat. Denn Erinnerungen rinnen ihm wie Sand durch die Finger, seit sein Kurzzeitgedächtnis nach der Vergewaltigung und Ermordung seiner Frau nur noch sehr eingeschränkt funktioniert. Shelby kann keinen Namen, keine Begegnung länger als ein

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Memento

Oldboy

In the Mood for Love

Fantastic Mr. Fox

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paar Minuten speichern und vergisst schon am Ende einer Unterhaltung, wie sie angefangen hat. Dies nötigt ihm eine Reihe von geradezu zwanghaften rituellen Hilfstechniken ab: Ständig macht er Notizen, hält Personen und Orte auf Polaroid-Fotos fest und tätowiert sich wichtige Fakten auf den Körper. Ohne diese Erinnerungsstützen wäre er – genauso wie das Publikum – verloren. Doch wie verlässlich sind seine mühevoll rekonstruierten Abläufe der Ereignisse?

Christopher Nolan ist mit seinem zweiten Spielfilm ein brillantes Kriminalstück mit sehr ausgefeilter Erzähltechnik gelungen. So wie Shelby auf der fieberhaften Suche nach dem Mörder seiner Frau das Geschehen kurz vor und nach dem Gewaltverbrechen zurückzuverfolgen versucht, so erzählt der Film seine Geschichte auf einer umgekehrten Zeitachse mittels sich überlappender Rückblenden. Dabei erweist sich die Hinrichtung am Anfang als Ende eines perfiden Gewirrs aus Fehlinformationen, Intrigen und den Streichen, die Shelby bei alldem von seinem Gedächtnis gespielt werden. Ein tiefgründiger Trip an die Grenze menschlicher Wahrnehmungsfähigkeit. Und weil es wohl einem Teil des Publikums nicht gelingt, das Erinnerungspuzzle beim ersten Sehen vollständig zusammenzusetzen, wiederholen wir den vertrackten Streifen am Ende der Filmreihe.

Do 1. 10.

> 20.15 Uhr

Fr 2. 10.

> 18.00 Uhr

Sa 3. 10. / So 4. 10.

> 18.30 Uhr

Mi 28. 10.

> 20.45 Uhr

Oldboy Park Chan-wook, Südkorea 2003; 120' OV/d (Digital HD, Farbe, Scope) Mit Choi Min-sik, Yoo Ji-tae, Kang Hye-jeong, Ji Dae-han, Oh Dal-su, Kim Byeong-ok, Lee Seung-shin, Yoon Jin-seo

Ein charismatischer Darsteller zwischen rasender Wut und elender Erniedrigung in einem radikalen Rachethriller um die verheerenden Folgen eines Tabubruchs.

An einem regnerischen Abend, dem Geburtstag seiner kleinen Tochter, wird der schwer betrunkene Oh Dae-su verschleppt und in einen hotelzimmerähnlichen Raum gesperrt.

Den Grund kennt er nicht. Jahrelang hält man ihn dort gefangen – sein einziger Kontakt zur Aussenwelt ist ein Fernseher. Aus den Nachrichten erfährt er, dass seine Frau ermordet worden ist und er der Tat bezichtigt wird. Wenn er nicht gerade die immer gleichen frittierten Teigtaschen isst oder durch einströmendes Nervengas das Bewusstsein verloren hat, schwört er bei der täglichen Abhärtung seiner Fäuste an der Zimmerwand Rache.

Und findet sich eines Tages unvermittelt auf dem Dach eines Hochhauses wieder. In Freiheit. Nach fünfzehn Jahren in völliger Isolation. In einer Sushi-Bar verzehrt er gierig einen lebendigen Oktopus. Doch als die schöne Köchin Mi-do ihre Hand auf die seine legt, wird er ohnmächtig – fünfzehn Jahre ohne menschliche Berührung zeigen ihre Wirkung. Mi-do, die in diesem eigenartigen Gast einen Seelenverwandten erkennt, bietet ihm eine Schlafgelegenheit bei sich zu Hause an. Schon am nächsten Tag macht sich Oh Dae-su auf die Suche nach seinem Peiniger, indem er zusammen mit Mi-do unzählige Imbissbuden abklappert, um den Geschmack der Teigtaschen wiederzuerkennen, die

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man ihm während seiner Gefangenschaft vorgesetzt hat. Damit beginnt ein von zahlreichen zu lösenden Rätseln geprägter Rachefeldzug, in dessen Verlauf Oh Dae-su allmählich aufgeht, wer und was hinter seinem Martyrium steckt.

Wenn es einen Film der Nullerjahre gibt, der voller Bilder und exzentrischer Einstellungen ist, die man so noch nie gesehen hat, dann ist es Park Chan-wooks in Cannes mit dem Grossen Preis der (von Quentin Tarantino präsidierten) Jury ausgezeichneter Oldboy.

Ein komplexer, manipulativer und ebenso atemberaubender existentialistischer (Rache-) Thriller, der an die Nieren geht.

Fr 2. 10.

> 22.45 Uhr

Sa 3. 10.

> 23.15 Uhr

Fantastic Mr. Fox Wes Anderson, USA 2009; 87' E/d (Digital HD, Farbe) Mit den Stimmen von George Clooney, Meryl Streep, Jason Schwartzman, Eric Chase Anderson, Bill Murray, Wallace Wolodarsky, Michael Gambon, Willem Dafoe, Owen Wilson, Jarvis Cocker, Wes Anderson

Es zeugt von grösster Genialität, wie Filmemacher Wes Anderson Roald Dahls abenteuerliche Tiergeschichte in sein ureigenes filmisches Universum übersetzt hat.

Auf Drängen seiner schwangeren Frau Felicity hat Mr. Fox vor Jahren das Hühnerstehlen aufgegeben und schreibt seither Kolumnen für die «Gazette». Eines Tages – der kapriziöse Mr. Fox ist trotz Umzug in ein Baumhaus zunehmend gelangweilt – wird die Versuchung zu gross, und die tierischen Instinkte brechen durch: Fox entwickelt einen Masterplan, um sich zusammen mit seinem Sekretär und persönlichen Assistenten Kylie in den Betrieben der drei ebenso wohlhabenden wie fiesen Bauern Boggis, Bunce und Bean mit Hühnern, Räucherfleisch und Apfelwein einzudecken. Und bringt dadurch nicht nur seine Familie in Gefahr, sondern alle Tiere, die in dem Hügel unter seiner Behausung leben. Denn die drei Geflügelzüchter können den dreisten Diebstahl nicht ungesühnt lassen und fahren erst schweres Gerät, dann Dutzende Scharfschützen auf, um die Viecher, die sich unter dem mittlerweile zerstörten Hügel vergraben haben, auszuhungern.

Bald wird Familie Fox von den anderen eingeschlossenen Tieren für das Desaster verantwortlich gemacht. Doch Mr. Fox ist so verwegen, die Lagerhallen von Boggis, Bunce und Bean ein zweites Mal heimzusuchen – und diesmal nach Strich und Faden auszunehmen.

Damit ist der Hunger abgewendet, die Schlacht aber noch lange nicht geschlagen.

Wes Anderson, der mit schrägem Humor gesegnete Spezialist für melancholischskurrile Familiengeschichten, nutzte aus (Kunst-)Fell und Stoff gefertigte sowie mittels Stop-Motion-Technik animierte Figuren für seine und Koautor Noah Baumbachs freie Bearbeitung des legendären Kinderbuchs von Roald Dahl. Sein liebevoll ausgestatteter Film – zugleich Familienkomödie, Coming-of-Age-Geschichte und Gaunerdrama – ist schlicht phänomenal, denn da gelingt es einem vorzüglichen Beobachter, dem Publikum dank den treffenden Charakterzeichnungen der einzelnen Tiere einen Spiegel vorzuhalten.

Sa 3. 10. / So 4. 10.

> 16.30 Uhr

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La pianiste Michael Haneke, Österreich/Frankreich/Deutschland 2001; 130' F•D/d (35 mm, Farbe) Mit Isabelle Huppert, Annie Girardot, Benoît Magimel, Anna Sigalevitch, Susanne Lothar, Udo Samel, Cornelia Köndgen, Thomas Weinhappel, Georg Friedrich, Philipp Heiss

Die Pianistin, kalt und ein Kopfmensch, reglementiert ihre Lüste und hält ihre Fantasien in der Wirklichkeit doch nicht aus – von der Liebe ganz zu schweigen.

Erika Kohut ist eine Frau Anfang vierzig – attraktiv, aber verhärmt und beinahe geschlechtslos wirkend. Als aussergewöhnliche Klavierlehrerin am Wiener Konservatorium ist sie im Berufsleben etabliert, hat aber ihre eigene Karriere als Künstlerin zugunsten der Lehrtätigkeit aufgegeben. Privat hingegen lebt sie in einer muffigen Wohnung, zurückgezogen und in einer ambivalenten Symbiose mit ihrer tyrannisch-besitzergreifenden Mutter, mit der sie sogar das Bett teilt. Frau Kohut hat ein ebenso delikates wie tieftrauriges Geheimnis: In den wenigen Stunden, in denen sie sich das Recht herausnimmt, von ihrer Mutter wegzubleiben, taucht sie als Voyeurin ein in das Reich käuflicher Liebe und besucht zwanghaft Pornokinos sowie Peepshows. Als sie schliesslich von einem ihrer Schüler auf fast unverschämte Art umworben wird, geht sie darauf ein, enthüllt ihre verdrängten Seiten und offenbart ihm ihre sadomasochistischen Fantasien, was in einer Katastrophe endet.

Mit La pianiste, einer eigenständigen Adaption von Elfriede Jelineks Roman «Die Klavierspielerin», ist dem strengen Österreicher Michael Haneke ein unkonventioneller, unbequemer Film über ein selbstzerstörerisches Frauenleben gelungen – meisterlich inszeniert und in der Hauptrolle von Isabelle Huppert absolut beeindruckend gespielt. «Da spricht ein anderer Künstler, durch den Katalysator meines Romans, etwas Neues an. Und letztlich interessiert mich das ja mehr als die typische Literaturverfilmung, weil der Film, nun, vielleicht wider Willen, eine andere Wahrheit mitteilt. Oder die eigentliche Wahrheit.»

(Elfriede Jelinek) La pianiste wurde in Cannes gleich dreifach ausgezeichnet: mit dem Grossen Preis der Jury sowie den Preisen für die beste Darstellerin und den besten Darsteller.

Mo 5. 10. / Di 6. 10.

> 18.00 Uhr

Mi 7. 10.

> 20.45 Uhr

Gegen die Wand Fatih Akin, Deutschland/Türkei 2003/04; 121' D•OV/d (35 mm, Farbe) Mit Birol Ünel, Sibel Kekilli, Meltem Cumbul, Catrin Striebeck, Güven Kiraç, Hermann Lause, Cem Akin, Aysel Iscan, Adam Bousdoukos, Mehmet Kurtulus

Die Leidenschaft, mit der Akin dieses Liebesdrama gegen die Wand fährt, raubt einem noch immer den Atem. Grosses deutsches Autorenkino mit internationaler Ausstrahlung.

Sibel (Sibel Kekilli) ist Anfang zwanzig, Deutschtürkin und geniesst das Leben und die Männer in vollen Zügen. Das passt schlecht ins Familienbild ihres traditionsverhafteten Elternhauses. Eine gebrochene Nase und zwei aufgeschlitzte Pulsadern später macht sie sich daher auf die Suche nach einem türkischen Mann, der sie heiratet und in Ruhe weitervögeln lässt. Diesen glaubt sie ausgerechnet im doppelt so alten Cahit (Birol Ünel)

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Gegen die Wand

Crouching Tiger, Hidden Dragon

Eternal Sunshine of the Spotless Mind

La pianiste

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gefunden zu haben. Auch er ist kein Kind von Traurigkeit. Aber mit vierzig ist von seinem exzessiven Leben nur noch das Saufen geblieben – und eine verpfuschte Biografie mit einem im Vollsuff produzierten Crash gegen eine Betonwand als tragischem Höhepunkt.

Doch Cahit braucht dringend jemanden, der die Miete zahlt, und er spürt wohl insgeheim, dass diese Sibel vom gleichen Lebenshunger verzehrt wird, der einst auch ihn angetrieben hat. Das Zweckbündnis der beiden funktioniert so lange, wie keine Gefühle im Spiel sind. Das ändert sich allerdings erst in seinem, dann – viel zu spät – auch in ihrem Fall.

Die Tragödie ist also programmiert. Und doch sprengt die Wucht, mit der Akin seine beiden Protagonisten aufeinanderprallen lässt, den üblichen Rahmen. Da finden zwei zusammen, die buchstäblich lieber ins Messer laufen, als den Schmerz des Lebens zu ertragen. Und so wohnt man einer dieser raren Leinwandbegegnungen bei, in welchen die Leidenschaft zwei Figuren bis in die letzte Faser zu durchdringen scheint. Es ist diese alles verzehrende Hingabe, die Gegen die Wand von anderen Liebesdramen mit Migrationskontext abhebt. Ein rauer, aufwühlender, authentischer Film, der an der 54. Berlinale den Goldenen Bären holte.

Mo 5. 10. / Di 6. 10.

> 20.45 Uhr

Mi 7. 10.

> 18.00 Uhr

Eternal Sunshine of the Spotless Mind Michel Gondry, USA 2004; 108' E/df (35 mm, Farbe) Mit Jim Carrey, Kate Winslet, Kirsten Dunst, Mark Ruffalo, Elijah Wood, Tom Wilkinson, Jane Adams, David Cross, Thomas Jay Ryan, Deirdre O’Connell

«Unentschuldigtes Fehlen gilt nicht bei diesem Film, der sich darum dreht, dass Unwissenheit manchmal ein Segen ist. Denn so romantisches Schlaumeierkino gibts nicht alle Tage.» (Florian Keller) Nachdem sich Clementine (Kate Winslet) von ihrem Freund Joel (Jim Carrey) getrennt hat, lässt sie mit einer neuen Behandlungsmethode alle Erinnerungen an ihn löschen. Als Joel kurz darauf feststellt, dass ihn seine Ex nicht mehr kennt, wendet auch er sich an den fragwürdigen Wissenschaftler, um dank der Ausradierung eines Teils seines Gedächtnisses die verflossene Liebe endlich vergessen zu können und Ordnung in sein Leben zu bringen. Bei der Gehirnwäsche durchläuft Joel rückwärts die wichtigsten Stationen der zweijährigen Beziehung, bevor dieser Abschnitt seiner Biografie endgültig gelöscht wird.

Doch schon bei dem Gedanken an eine unvergessliche gemeinsame Nacht rebelliert sein Unterbewusstsein, sucht sich Schlupflöcher und lockt das «Löschprogramm» auf falsche Fährten, die bis in seine Kindheit reichen. Joels und Clementines Liebe ist so stark, dass sie sich einfach nicht aus dem Kopf drängen lässt und die beiden am Strand von Montauk erneut zusammenfinden.

Für die ebenso vertrackte wie originelle Story von Eternal Sunshine of the Spotless Mind wurde Charlie Kaufman mit dem Oscar für das beste Drehbuch ausgezeichnet. Sein überbordendes Script – sein bisher emotionalstes – besticht durch immer neue, unge-

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Das Kino der Nullerjahre

ahnte Wendungen und macht Michel Gondrys Tragikomödie zu einer einzigartigen kinematografischen Wundertüte. Eine Hymne auf die Unvergänglichkeit wahrer Liebe.

Do 8. 10.

> 20.45 Uhr

Fr 9. 10.

> 18.00 Uhr

Sa 10. 10. / So 11. 10.

> 18.45 Uhr

Crouching Tiger, Hidden Dragon (Wo hu cang long) Ang Lee, Hongkong/USA/Taiwan 2000; 120' OV/df (35 mm, Farbe, Scope) Mit Chow Yun-fat, Michelle Yeoh, Zhang Ziyi, Chang Chen, Cheng Pei-pei, Lung Sihung, Li Fa-zeng, Gao Xian, Hai Yan, Li Li

Grandios übersteigerte akrobatische Kampfchoreografien verbinden sich mit zwei raffiniert verschachtelten Liebesgeschichten zu einem einzigartigen Kinofest.

China, im 18 . Jahrhundert: Das «grüne Schicksalsschwert» ist das rechtmässige Eigentum des legendären Kriegers Li Mu-bai (Chow Yun-fat). Der mag aber kein Blut mehr sehen und gibt deshalb die geschichtsschwere Waffe einem alten Freund zur Aufbewahrung. Dort bleibt sie aber nicht lange liegen, und ein faszinierend verwirrendes Gerangel um das edle Schmiedestück beginnt. Gerungen wird dabei immer auch um die Liebe, mit einer höchst eleganten Mischung aus Zurückhaltung und Leidenschaft, aus harter Kampfkunst und grossen Gefühlen.

Keine Erdenschwere scheint die Wudang-Kämpfer zu belasten, wenn sie flink und gewandt wie Echsen, Eichhörnchen, Insekten oder Vögel die Wände hochrennen, in der Luft Pirouetten drehen, leichtfüssig über Dächer und Wasseroberflächen hüpfen oder durch Bambushaine schweben. Der Filmtitel (Tiger und Drachen) meint die beiden jungen Wilden (Zhang Ziyi und Chang Chen), deren Ungestüm mit der Besonnenheit und Erfahrung des älteren Paars Li Mu-bai und Yu Xiu-lian (Michelle Yeoh) kontrastiert. Leichte Kopfdrehungen sowie verstohlen gesenkte Blicke erzählen halbe Romane, und die vornehme emotionale Zurückhaltung im Alltag entlädt sich in ekstatischen Kämpfen. Ang Lees federleichtes historisches Kampfsportmärchen lässt bis heute so manchen Martial-Arts-Film aus US -Produktion schwerfällig, alt, ja vulgär aussehen. Und die Selbstverständlichkeit, mit der die Frauen ganz gleichberechtigt und -begabt als Kämpferinnen auftrumpfen, war und bleibt bestrickend. Die Mutter aller Luftkampfballettfilme.

Fr 9. 10.

> 20.30 Uhr

Sa 10. 10. / So 11. 10. > 21.15 Uhr

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Infernal Affairs (Wu jian dao) Andrew Lau / Alan Mak, Hongkong 2002; 101' OV/d (Digital HD, s/w und Farbe, Scope) Mit Andy Lau, Tony Leung Chiu-wai, Anthony Wong Chau-sang, Eric Tsang, Kelly Chen, Sammi Cheng, Elva Hsiao, Chapman To, Lam Ka-tung, Edison Chen, Shawn Yue

Im Mittelpunkt einer von kühlen Bildern und anachronistisch klingender Musik getragenen, überstilisierten Geschichte stehen zwei Männer, die ohne einander nichts wären – und miteinander auf den Tod zusteuern.

Chen (Tony Leung) und Lau (Andy Lau) arbeiten beide undercover. Der eine wurde von der chinesischen Drogenmafia auf die Polizeischule geschickt, der andere vom Drogenkommissariat ins Milieu der Triaden eingeschleust. Ohne voneinander zu wissen, schieben sie ihren Auftraggebern übers Kreuz Informationen zu, was dem Drogengeschäft wie auch der polizeilichen Ermittlungsarbeit dermassen abträglich ist, dass die Suche nach den Maulwürfen auf beiden Seiten schon bald oberste Priorität erlangt.

Andrew Lau und Alan Mak inszenierten diesen Undercover-Thriller als packendes Katz-und-Maus-Spiel, das die Hauptfiguren in Identitätskrisen sowie moralische Dilemmas stürzt und das Publikum immer wieder von neuem hinters Licht führt. Seine Inspiration holte sich das eingespielte Regieduo teilweise im US-amerikanischen Genrekino – um dieses mit seiner innovativen Erzeugung von Atmosphäre und Suspense wiederum entscheidend zu befruchten. Ein äusserst faszinierender, hervorragend inszenierter und besetzter Undercover-Thriller, der Martin Scorsese zu einem Remake (The Departed) anregte.

Fr 9. 10.

> 23.00 Uhr

Sa 10. 10.

> 23.45 Uhr

Home Ursula Meier, Schweiz/Frankreich/Belgien 2008; 98' F/d (35 mm, Farbe) Mit Isabelle Huppert, Olivier Gourmet, Adélaïde Leroux, Madeleine Budd, Kacey Mottet Klein, Renaud Rivier, Kilian Torrent, Nicolas Del Sordo, Hugo Saint-James, Virgil Berset, Ivaylo Ivanov

Mit der Inbetriebnahme der Strasse beginnt sich das Familienleben schleichend, aber grundlegend zu verändern. Die Idylle wird zum Albtraum – und Meiers Film zur existenzialistischen Groteske, zur apokalyptischen Tragikomödie.

In einem abgelegenen Haus irgendwo in der Pampa leben Marthe (Isabelle Huppert) und Michel (Olivier Gourmet) mit ihren drei Kindern – eine ganz normale Familie, die sich selbst genügt, die wenig Wert auf soziale Kontakte zu legen scheint und sich ihrer Schrulligkeiten nicht schämt. Dass direkt vor dem Garten eine Autobahn vorbeiführt, stört niemanden, da diese nie zu Ende gebaut und deshalb auch nie befahren worden ist. So nutzt man sie als Terrasse oder Spielplatz und stellt den Liegestuhl dort auf. Alles ganz selbstverständlich. Bis die Strasse eines Tages ans Autobahnnetz angeschlossen und das Refugium empfindlich beschnitten wird. Schon bald donnern Tausende von Autos und Lastwagen vorbei. Erst versucht die Familie, den Lärm und die Abgase zu ignorieren, dann schirmt sie sich mit zunehmend rigorosen Schutzmassnahmen dagegen ab.

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Un prophète

Elephant

Cidade de Deus

Infernal Affairs

Home

Das Kino der Nullerjahre

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Ursula Meiers erster abendfüllender Kinofilm ist ein Kammerspiel, das weitgehend unter freiem Himmel spielt; ein Kontra-Roadmovie, in dem sich für einmal die Strasse bewegt und nicht das Personal; eine realistisch durchgespielte Metapher. Dank ihrer bestechenden Grundidee und deren konsequenter Weiterentwicklung ist der Westschweizer Regisseurin nichts weniger als ein grosser Wurf gelungen. Vielleicht der beste Schweizer Film des neuen Jahrtausends.

Sa 10. 10. / So 11. 10. > 16.30 Uhr Do 15. 10.

> 18.00 Uhr

So 18. 10.

> 18.30 Uhr

Elephant Gus Van Sant, USA 2003; 81' E/df (35 mm, Farbe) Mit Alex Frost, Eric Deulen, John Robinson, Elias McConnell, Nathan Tyson, Carrie Finklea, Brittany Mountain, Jordan Taylor, Nicole George, Kristen Hicks

Elephant, eine Art fiktionaler Bowling for Columbine (fast) ohne Erklärungsversuche, ist eine der eindringlichsten Darstellungen von schulischer Gewalt ever.

«Mir schwebte eine ‹poetische Impression› über die Ereignisse vor, die weder die Ursachen der Morde analysiert noch einfache Antworten parat hält», sagte Gus Van Sant in Cannes, wo sein Film mit dem Regiepreis und der Goldenen Palme ausgezeichnet wurde.

Und so liess er seinen Kameramann Harris Savides mit der Steadicam die Protagonisten, ausschliesslich Laiendarsteller aus Portland, Oregon, auf dem Weg zur Watt High School sowie durch die endlosen Gänge und Räume des Schulgebäudes begleiten und wie zufällig deren Gespräche belauschen: John, von seinem angetrunkenen Vater im Schlingerkurs zum Unterricht gefahren, ruft aus dem Sekretariat den Bruder an, damit der Auto und Vater abholt. Eli, der zu Fuss in die Schule unterwegs ist, überredet im Park ein junges Paar, vor seiner Kamera zu posieren, um die Fotos später in der schuleigenen Dunkelkammer zu entwickeln. Nate trifft nach dem Football-Training seine Freundin Carrie zum Mittagessen. Auf dem Weg in die Cafeteria beklagen sich Brittany, Jordan und Nicole, die zuvor Nate mit schwärmerischen Blicken nachgeschaut haben, über das Geschnüffel ihrer Mütter und tratschen lieber, anstatt zu essen. Michelle hastet in die Bibliothek, während Eli im Korridor John fotografiert. Als dieser über die Wiese vor der Schule geht, kreuzt er den Weg von Alex und Eric, die schwere Sporttaschen tragend sowie in Kampfmontur die Schule betreten und ihm raten, er solle abhauen, hier passiere gleich etwas.

Und so endet ein Tag, der ganz normal begonnen hat, mit einem unfassbaren Blutbad, das die beiden fehlgeleiteten Jungs scheinbar grundlos unter ihren Mitschülerinnen und Mitschülern anrichten.

Gus Van Sant, der sich in seinen Filmen immer wieder mit der Identitätssuche von Jugendlichen beschäftigt hat, konzentriert sich in seiner Aufarbeitung des Massakers an der Columbine High School in Colorado von 1999 auf die Schilderung des (Schul-)Alltags der Jugendlichen, auf ihre Beschäftigungen, Sorgen, Hobbys und Nöte. Das bringt sie einem näher – und verstört umso mehr, da die meisten den Amoklauf nicht überleben.

16

Das Kino der Nullerjahre

Ein Film von beklemmender Schönheit, dessen hypnotischer Atmosphäre man sich kaum entziehen kann.

Mo 12. 10. / Di 13. 10. > 18.00 Uhr Mi 14. 10.

> 21.15 Uhr

Un prophète Jacques Audiard, Frankreich/Italien 2009; 155' OV/d (35 mm, Farbe) Mit Tahar Rahim, Niels Arestrup, Adel Bencherif, Reda Kateb, Hichem Yacoubi, Jean-Philippe Ricci, Gilles Cohen, Pierre Leccia, Antoine Basler, Leïla Bekhti

Ein Kleinkrimineller wird zu einer sechsjährigen Haftstrafe verurteilt und macht im Mikrokosmos hinter Gittern eine bemerkenswerte kriminelle Karriere, indem er eine Bildungsreise der besonderen Art antritt.

Audiards gefeiertes Gefängnisepos erzählt die Geschichte des arabischstämmigen Malik (sensationell: Tahar Rahim), der als naiver neunzehnjähriger Analphabet in ein von der korsischen Mafia kontrolliertes französisches Gefängnis eingeliefert wird. Sein fehlendes Beziehungsnetz kostet ihn zunächst fast das Leben, doch mit der Zeit nutzt er seine Unabhängigkeit geschickt zu seinem Vorteil, steigt in der Hierarchie innerhalb der Gefängnismauern schnell auf und geniesst immer mehr Privilegien, um den Knast Jahre später als gemachter Mann wieder zu verlassen.

Raffiniert unterläuft Audiard den Mythos des Gefängnisses als Institution der Wiedereingliederung. Zwar wird auch Malik eingegliedert – jedoch in die organisierte Kriminalität statt in die bürgerliche Gesellschaft. Genau so wünscht man sich Genrekino: atmosphärisch dicht, formal konsequent umgesetzt und herausragend gespielt. Eine Story, die von der ersten bis zur letzten Minute zu fesseln vermag und viel Stoff zum Nachdenken bietet. Un prophète ist nicht nur einer der intelligentesten, sondern auch einer der intensivsten Genrefilme der letzten Jahre: eine vielschichtige Parabel über die Verführungskraft des Bösen sowie die Instrumentalisierung von Menschen – in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet.

Mo 12. 10. / Di 13. 10. > 20.00 Uhr Mi 14. 10.

> 18.00 Uhr

Cidade de Deus (City of God) Fernando Meirelles / Kátia Lund, Brasilien/Frankreich 2002; 130' OV/df (35 mm, Farbe) Mit Leandro Firmino, Phellipe Haagensen, Alexandre Rodrigues, Seu Jorge, Matheus Nachtergaele, Daniel Zettel, Alice Braga, Jonathan Haagensen, Jefechander Suplino, Renato de Souza

Buscapé schiesst Bilder und nicht auf Menschen. Damit ist er einer der wenigen Jugendlichen aus der «Stadt Gottes», die der allgegenwärtigen Gewalt entsagen.

In der Retortensiedlung «Cidade de Deus» am Stadtrand von Rio de Janeiro wachsen in den Sechzigerjahren unter Hunderten anderen Ghettokids der unberechenbare Dadinho

Das Kino der Nullerjahre

17

und der zurückhaltende Buscapé auf. Während Dadinho früh seine Lust am Töten entdeckt und in der Folge auf Raubüberfälle und brutale Gewalt setzt, träumt Buscapé seit seiner Kindheit davon, Fotograf zu werden. Mit achtzehn ist Dadinho, der sich jetzt Zé Pequeno nennt, aufgrund seiner Skrupellosigkeit und Machtgier der gefürchtetste Gangster im Viertel. Zusammen mit seinem besonnenen Kumpel Bené steigt er ins lukrative Drogengeschäft ein und bringt durch die systematische Liquidierung der etablierten Dealer das gesamte Kokaingeschäft unter seine Kontrolle. Damit wird die «Stadt Gottes» sicherer, denn der neue Boss hat keine Widersacher mehr. Doch als Bené der Kriminalität abschwört, kommt es zu erneuten Gräueltaten. Mit Mané, dessen Freundin Zé Pequeno vergewaltigt und dessen Bruder er erschossen hat, erwächst dem zunehmend psychotischen Alleinherrscher ein erbitterter Gegner. Dessen Rachefeldzug führt zu einem gnadenlosen Bandenkrieg, dem Dutzende von Männern zum Opfer fallen. Weil die Zeitungen voll mit Berichten über den charismatischen Busschaffner Mané sind, erinnert sich Zé Pequeno an Buscapé und lässt diesen mit einer Profikamera Fotos von sich und seiner bis an die Zähne bewaffneten Gang machen, um damit die sensationsgierige Presse zu bedienen. Eines dieser Bilder landet auf der Titelseite und begründet Buscapés Karriere als Fotograf.

Fernando Meirelles’ und Kátia Lunds bestürzend realistische Slum-Chronik, die auf dem gleichnamigen Roman von Paulo Lins basiert und von Walter Salles mit produziert wurde, schildert mit überbordender Erzähllust und virtuos eingesetzten filmischen Stilmitteln – rastlose Handkamera, Zeitlupe, Rückblenden – den Bandenalltag in der «Stadt Gottes», ohne den erzählerischen Faden aus den Augen zu verlieren. Eine furios inszenierte, unter Dauerspannung stehende Mischung aus Sozialdrama und Gangsterfilm.

Do 15. 10.

> 20.15 Uhr

So 18. 10.

> 20.45 Uhr

Mulholland Drive David Lynch, USA/Frankreich 2001; 147' E/df (35 mm, Farbe) Mit Naomi Watts, Laura Harring, Ann Miller, Dan Hedaya, Justin Theroux, Brent Briscoe, Robert Forster, Monty Montgomery, Katharine Towne, Lee Grant

David Lynchs Abrechnung mit Hollywood ist ein abgründig-düsterer Thriller um ein wirres Spiel mit wechselnden Identitäten. Ein Hochgenuss – perfekt inszeniert und hypnotisch wie am ersten Tag. Die treuherzige Betty (Naomi Watts) zieht aus der kanadischen Provinz nach Los Angeles, um Filmstar zu werden. Doch in der Wohnung, die ihr ihre Tante zur Benützung überlassen hat, liegt schon jemand im Bett: eine mysteriöse Schönheit (Laura Harring), die sich nach einem schlimmen Autounfall an nichts mehr erinnern kann, nicht einmal an ihren Namen.

Als Betty ihr helfen will, das Geheimnis ihrer Herkunft zu lüften, verfangen sich die beiden Frauen in einem Netz mysteriöser Begebenheiten. Dabei treten auf: ein herrlich selbstgefälliger Regisseur, ein inkompetenter Auftragskiller und ein philosophischer Cowboy.

18

OKTOBER 2020

DO 1. 10.

18.00 N In the Mood for Love

DO 8. 10.

S. 5

W. Kar-wai, HK/F 2000; 98' OV/df

20.15 N Memento S. 5 C. Nolan, USA 2000; 113' E/df

18.30 Z Safer Set – Dreharbeiten in Zeiten

S. 33

20.45 N Eternal Sunshine of the Spotless Mind

S. 11

von Covid-19 M. Gondry, USA 2004; 108' E/df

FR 2. 10.

18.00 N Memento S. 5 C. Nolan, USA 2000; 113' E/df

20.30 N In the Mood for Love

S. 5

W. Kar-wai, HK/F 2000; 98' OV/df

22.45 N Oldboy S. 7

P. Chan-wook, KR 2003; 120' OV/d

FR 9. 10.

18.00 N Eternal Sunshine of the Spotless Mind

S. 11

20.30 N Crouching Tiger, Hidden Dragon

S. 12

23.00 N Infernal Affairs

S. 13

M. Gondry, USA 2004; 108' E/df

A. Lee, HK/USA/TW 2000; 120' OV/df

SA 3. 10.

16.30 N Fantastic Mr. Fox

S. 8

W. Anderson, USA 2009; 87' E/d

A. Lau / A. Mak, HK 2002; 101' OV/d

SA 10. 10.

16.30 N Home S. 13

18.30 N Memento S. 5

U. Meier, CH/F/BE 2008; 98' F/d

21.00 N In the Mood for Love

M. Gondry, USA 2004; 108' E/df

C. Nolan, USA 2000; 113' E/df

S. 5

W. Kar-wai, HK/F 2000; 98' OV/df

23.15 N Oldboy S. 7

P. Chan-wook, KR 2003; 120' OV/d

18.45 N Eternal Sunshine of the Spotless Mind

S. 11

21.15 N Crouching Tiger, Hidden Dragon

S. 12

23.45 N Infernal Affairs

S. 13

A. Lee, HK/USA/TW 2000; 120' OV/df

SO 4. 10.

12.00  Lovemobil S. 32 E. Lehrenkrauss, D 2019; 103' D•OV/d

14.30 K Gritta von Rattenzuhausbeiuns

S. 34

J. Brauer, DDR 1984; 82' D

16.30 N Fantastic Mr. Fox

S. 8

W. Anderson, USA 2009; 87' E/d

A. Lau / A. Mak, HK 2002; 101' OV/d

SO 11. 10.

12.00  Lovemobil S. 32 E. Lehrenkrauss, D 2019; 103' D•OV/d

14.30 K Gritta von Rattenzuhausbeiuns

16.30 N Home S. 13

18.30 N Memento S. 5

U. Meier, CH/F/BE 2008; 98' F/d

21.00 N In the Mood for Love

M. Gondry, USA 2004; 108' E/df

C. Nolan, USA 2000; 113' E/df

S. 5

W. Kar-wai, HK/F 2000; 98' OV/df

18.45 N Eternal Sunshine of the Spotless Mind

S. 11

21.15 N Crouching Tiger, Hidden Dragon

S. 12

A. Lee, HK/USA/TW 2000; 120' OV/df

MO 5. 10.

18.00 N La pianiste

S. 9

20.45 N Gegen die Wand

S. 9

M. Haneke, A/F/D 2001; 130' F•D/d F. Akin, D/TR 2003/04; 121' D•OV/d

MO 12. 10.

18.00 N Elephant S. 15 G. Van Sant, USA 2003; 81' E/df

20.00 N Un prophète

DI 6. 10.

18.00 N La pianiste

S. 9

20.45 N Gegen die Wand

S. 9

M. Haneke, A/F/D 2001; 130' F•D/d F. Akin, D/TR 2003/04; 121' D•OV/d

DI 13. 10.

G. Van Sant, USA 2003; 81' E/df

20.00 N Un prophète

S. 34

J. Brauer, DDR 1984; 82' D

18.00 N Gegen die Wand

S. 9

20.45 N La pianiste

S. 9

F. Akin, D/TR 2003/04; 121' D•OV/d M. Haneke, A/F/D 2001; 130' F•D/d

S. 16

J. Audiard, F/I 2009; 155' OV/d

18.00 N Elephant S. 15

MI 7. 10.

14.30 K Gritta von Rattenzuhausbeiuns

S. 34

J. Brauer, DDR 1984; 82' D

S. 16

J. Audiard, F/I 2009; 155' OV/d

MI 14. 10.

14.30 K Gritta von Rattenzuhausbeiuns

S. 34

18.00 N Un prophète

S. 16

J. Brauer, DDR 1984; 82' D

J. Audiard, F/I 2009; 155' OV/d

21.15 N Elephant S. 15 G. Van Sant, USA 2003; 81' E/df

19

DO 15. 10.

DO 22. 10.

18.00 N Home S. 13

18.00 N Lost in Translation

20.15 N Cidade de Deus

20.15 N Kill Bill – Vol. 1

U. Meier, CH/F/BE 2008; 98' F/d

S. 16

F. Meirelles / K. Lund, BR/F 2002; 130' OV/df

S. 25

S. Coppola, USA/J 2003; 102' E/df

S. 26

Q. Tarantino, USA 2003; 111' E•OV/df

FR 16. 10.

FR 23. 10.

18.00 N Mulholland Drive

S. 17

21.00 N A History of Violence

S. 21

23.15 N Baise-moi

S. 22

D. Lynch, USA/F 2001; 147' E/df

S. 25

S. Coppola, USA/J 2003; 102' E/df

D. Cronenberg, USA/CDN 2005; 96' E/df

18.00 N Lost in Translation 20.15 N Kill Bill – Vol. 2

S. 27

Q. Tarantino, USA 2004; 137' E•OV/df

V. Despentes / C. Trinh Thi, F 2000; 77' F/d

23.15 N The Host

SA 17. 10.

S. 29

B. Joon-ho, KR 2006; 120' OV•E/d

SA 24. 10.

16.30 N Bin-jip S. 22

16.30 N Dogtooth S. 29

18.30 N A History of Violence

S. 21

18.45 N Lost in Translation

20.45 N Mulholland Drive

S. 17

K. Ki-duk, KR 2004; 88' OV/df

D. Cronenberg, USA/CDN 2005; 96' E/df

Y. Lanthimos, GR 2009; 93' OV/d

S. 25

S. Coppola, USA/J 2003; 102' E/df

D. Lynch, USA/F 2001; 147' E/df

21.00 N Kill Bill – Vol. 1

S. 26

Q. Tarantino, USA 2003; 111' E•OV/df

23.45 N Baise-moi S. 22 V. Despentes / C. Trinh Thi, F 2000; 77' F/d

SO 18. 10.

23.30 N The Host

S. 29

B. Joon-ho, KR 2006; 120' OV•E/d

SO 25. 10.

12.00  Lovemobil S. 32

12.00  Lovemobil S. 32

14.30 K Gritta von Rattenzuhausbeiuns

14.30 K Gritta von Rattenzuhausbeiuns

E. Lehrenkrauss, D 2019; 103' D•OV/d

S. 34

J. Brauer, DDR 1984; 82' D

E. Lehrenkrauss, D 2019; 103' D•OV/d

S. 34

J. Brauer, DDR 1984; 82' D

16.30 N Bin-jip S. 22

16.30 N Dogtooth S. 29

18.30 N Home S. 13

18.45 N Lost in Translation

20.45 N Cidade de Deus

21.00 N Kill Bill – Vol. 2

K. Ki-duk, KR 2004; 88' OV/df

U. Meier, CH/F/BE 2008; 98' F/d

S. 16

F. Meirelles / K. Lund, BR/F 2002; 130' OV/df

S. 25

S. Coppola, USA/J 2003; 102' E/df

S. 27

Q. Tarantino, USA 2004; 137' E•OV/df

MO 19. 10.

MO 26. 10.

18.00 N 4 Months, 3 Weeks and 2 Days

S. 23

20.30 N The Hurt Locker

S. 25

C. Mungiu, RO 2007; 113' OV/df

18.00 N Entre les murs

S. 30

20.45 N Gomorra

S. 31

L. Cantet, F 2008; 128' F/d

K. Bigelow, USA 2008; 131' E/df

M. Garrone, I 2008; 135' I/df

DI 20. 10.

DI 27. 10.

18.00 N 4 Months, 3 Weeks and 2 Days

S. 23

20.30 N The Hurt Locker

S. 25

C. Mungiu, RO 2007; 113' OV/df

18.00 N Entre les murs

S. 30

20.45 N Gomorra

S. 31

L. Cantet, F 2008; 128' F/d

K. Bigelow, USA 2008; 131' E/df

M. Garrone, I 2008; 135' I/df

MI 21. 10.

MI 28. 10.

14.30 K Gritta von Rattenzuhausbeiuns

S. 34

18.00 N The Hurt Locker

S. 25

20.45 N 4 Months, 3 Weeks and 2 Days

S. 23

J. Brauer, DDR 1984; 82' D

14.30 K Gritta von Rattenzuhausbeiuns

S. 34

18.00 N Gomorra

S. 31

J. Brauer, DDR 1984; 82' D

K. Bigelow, USA 2008; 131' E/df C. Mungiu, RO 2007; 113' OV/df

Y. Lanthimos, GR 2009; 93' OV/d

M. Garrone, I 2008; 135' I/df

20.45 N Memento S. 5 C. Nolan, USA 2000; 113' E/df

N DAS KINO DER NULLERJAHRE  DOKFILM AM SONNTAG Z ZÜRCHER FILMTALK  KINDERKINO

VERANSTALTUNG MIT GÄSTEN

20

Das Kino der Nullerjahre

Mulholland Drive

Baise-moi

A History of Violence

4 Months, 3 Weeks and 2 Days

Bin-jip

Das Kino der Nullerjahre

21

Es ist ein wahnhaft verspiegeltes Kabinett von enttäuschter Liebe, das David Lynch in Mulholland Drive entwirft. Dabei nimmt er die Floskel von der Traumfabrik beim Wort: In diesem surrealen Thriller, der ursprünglich als Pilotfilm zu einer TV-Serie angelegt war, kann man den Träumen förmlich beim Arbeiten zusehen. Dabei ist das alles gar nicht so verrätselt, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Wer träumt? Diese Frage ist leicht zu beantworten, ohne dass damit gleich alles geklärt wäre. Und noch etwas lässt sich mit Bestimmtheit sagen: Mulholland Drive ist nicht nur einer von Lynchs besten, sondern auch sein witzigster Film.

Fr 16. 10.

> 18.00 Uhr

Sa 17. 10.

> 20.45 Uhr

A History of Violence David Cronenberg, USA/Kanada 2005; 96' E/df (35 mm, Farbe) Mit Viggo Mortensen, Maria Bello, Ed Harris, William Hurt, Ashton Holmes, Peter MacNeill, Stephen McHattie, Greg Bryk, Kyle Schmid, Heidi Hayes

Im Zentrum der Adaption einer Graphic Novel steht ein braver Familienvater, der mit seinem erwachenden Killerinstinkt Frau und Kinder in ein existenzielles Dilemma stürzt.

In einer beschaulichen Kleinstadt in Indiana führt der Diner-Besitzer Tom Stall (Viggo Mortensen) mit seiner Frau Edie (Maria Bello) und den beiden gemeinsamen Kindern ein Bilderbuchleben. Bis eines Abends zwei Unbekannte sein Lokal überfallen und ihn und die Kellnerin mit der Waffe bedrohen. Tom handelt blitzschnell, knallt dem am Tresen stehenden Angreifer die Kaffeekanne ins Gesicht, greift sich dessen Pistole und liquidiert die Gewalttäter. Weil er mit seiner beherzten Notwehraktion nicht nur sich selbst, sondern auch seinen Mitarbeitern und einigen Gästen das Leben gerettet hat, wird der Restaurantbetreiber landesweit als Held gefeiert. Doch Tom reagiert äusserst zurückhaltend auf das Medieninteresse. Seine Vorbehalte sind berechtigt, denn bald darauf tauchen in der Stadt drei knallharte Mitglieder des organisierten Verbrechens von Philadelphia auf, die glauben, in Tom einen untergetauchten Gangster erkannt zu haben. Irren sie sich, oder wird der unscheinbare Familienvater gerade von seiner verdrängten Vergangenheit eingeholt? Als Tom aus dem Diner zu Hause anruft und Edie aufträgt, unverzüglich die Schrotflinte zu laden, bekommt die Provinzidylle tiefe Risse.

In seiner ersten Zusammenarbeit mit David Cronenberg lotet Viggo Mortensen die beiden faszinierende Seiten seiner Figur aus. «Während der kanadische Filmemacher die Gewalt über eine US-Kleinstadt und den amerikanischen Traum einer Über-Familienidylle hereinbrechen lässt, entwickelt sich A History of Violence zum gradlinig erzählten, aber vielbödigen Meisterwerk, das sich in verschiedenen Metamorphosen als Thriller, Familiendrama und eruptiv brutale Gewalt-Reflexion gleichermassen häutet.» (Viennale) Ein gemächlich erzählter Film, der umso mehr unter die Haut geht.

Fr 16. 10.

> 21.00 Uhr

Sa 17. 10.

> 18.30 Uhr

22

Das Kino der Nullerjahre

Baise-moi Virginie Despentes / Coralie Trinh Thi, Frankreich 2000; 77' F/d (35 mm, Farbe) Mit Karen Lancaume, Raffaëla Anderson, Hacène Beddrouh, Lisa Marshall, Delphine McCarty, Estelle Isaac, Hervé Pierre-Gustave, Ian Scott, Jean-Marc Minéo, Marc Rioufol

GRL-PWR 2000: Virginie Despentes («Vernon Subutex») führt in ihrem ungemütlichen Erstling eine brutale Vergewaltigung, explizite Sexszenen in Nahaufnahme sowie die Gewaltexzesse zweier junger Frauen vor.

Die frühere Pornodarstellerin Manu (Raffaëla Anderson) ist die Nettigkeit in Person. Doch als nach einer brutalen Vergewaltigung ihr Bruder keinerlei Mitgefühl zeigt, greift sie sich dessen Waffe und drückt ab. Am selben Tag erdrosselt Nadine (Karen Lancaume), Gelegenheitsprostituierte, sinnlich und umgänglich, solange sie zu kiffen und zu trinken hat, ihre Mitbewohnerin, weil sie deren Genörgel nicht mehr erträgt. Nadines und Manus Wege kreuzen sich spätabends, als kein Zug mehr fährt. Sie tun sich zusammen. Ein Auto ist schnell organisiert, um gemeinsam ans Meer zu fahren. Damit beginnt ein beispielloser Trip durch die französische Provinz, auf dem die beiden jungen Frauen schon bald Amok laufen. Erst erschiessen sie eine Bankomat-Kundin und leeren deren Konto, um kurz darauf erstmals gezielt Sex mit männlichen Zufallsbekanntschaften zu suchen – ganz nach Manus Motto «Je mehr du fickst, desto weniger denkst du nach und desto besser schläfst du» –, die sie (in der Regel) im Anschluss exekutieren. Und so ziehen sie raubend, saufend, koksend, fickend, mit ihren Schusswaffen posierend und mordend weiter – weil sie sich sehr lebendig dabei fühlen und ihre Adrenalinschübe ein höchst wirksames Mittel gegen Überdruss und Ohnmacht sind.

Baise-moi, ohne Kunstlicht und in körnigen, unmittelbaren Bildern auf Video gedreht, sorgte bei seinem Erscheinen für einen Skandal, weil der Film pornografisch und gewaltverherrlichend sei, ohne zu analysieren oder zu hinterfragen. Doch das war auch nicht die Intention der Regisseurinnen. Sie schufen einen ungestümen Streifen, der schonungslos zur Sache kommt, der pure «Sex and Crime»-Energie ist. Ein unmissverständliches Statement, das man so von und mit Frauen noch nicht gesehen hat.

Fr 16. 10.

> 23.15 Uhr

Sa 17. 10.

> 23.45 Uhr

Bin-jip Kim Ki-duk, Südkorea 2004; 88' OV/df (35 mm, Farbe) Mit Jae Hee, Lee Seung-yeon, Kwon Hyuk-ho, Choi Jeong-ho, Lee Ju-seok, Lee Mi-suk

In Bin-jip bekommen wir es mit Gefühlen zu tun, die sogar die Naturgesetze überwinden – zwei Paar ineinander verschränkte Füsse auf einer Waage, die kein Gewicht anzeigt.

Der mysteriöse Tae-suk bricht in Wohnungen und Häuser ein, deren Bewohner verreist sind. Dort räumt er auf, repariert Gegenstände, wäscht seine eigene und liegen gebliebene Wäsche, kocht sich etwas – einem Engel gleich, der sich in einer Art Zwischenwelt bewegt. Eines Tages entdeckt er an den Wänden eines luxuriösen Apartments die Fotografien einer schönen jungen Frau und wenig später die Porträtierte selbst: Sun-hwa ist

Das Kino der Nullerjahre

23

gezeichnet von einer unglücklichen Ehe, in der sie von ihrem rabiaten Mann bei jeder Gelegenheit gedemütigt wird. Tae-suk tröstet sie, sie schliesst sich ihm an, und zwischen den beiden entwickelt sich eine stille Liebe. In der Folge schleichen sie sich gemeinsam in fremde Behausungen und widmen sich genüsslich und mit grosser Sorgfalt den von Tae-suk kultivierten häuslichen Beschäftigungen. Bis das Paar in einer ärmlichen Unterkunft auf einen toten alten Mann trifft.

Kim Ki-duks wunderbarer Film kommt mit knappen Dialogen aus und ist geprägt von meditativer Ruhe. «Ich glaube, dass man mit Sprache längst nicht alles ausdrücken kann.

Sie ist doch voller Lügen und Täuschungen und kann nichts wirklich Exaktes mitteilen», sagt der Regisseur denn auch über sein poetisch-surreales Meisterwerk, in dem die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit verwischt sind. Eine überraschende, schwerelose Liebesgeschichte, die dank Kim Ki-duks kunstvoller Bildsprache zu einem filmischen Ereignis geworden ist.

Sa 17. 10. / So 18. 10.

> 16.30 Uhr

4 Months, 3 Weeks and 2 Days (4 luni, 3 saptamâni si 2 zile) Cristian Mungiu, Rumänien 2007; 113' OV/df (35 mm, Farbe) Mit Anamaria Marinca, Laura Vasiliu, Vlad Ivanov, Alexandru Potocean, Luminita Gheorghiu, Adi Carauleanu, Liliana Mocanu

Wie sehr das Private vom Politischen bedingt wird, zeigt Mungius Drama anschaulich, ohne jede Sentimentalität und ohne Pathos. Ein unbequemer, in seiner konsequenten Haltung radikaler Film.

Rumänien, 1987: Gabita ist ungewollt schwanger – und zwar schon seit fast fünf Monaten.

In ihrer Verzweiflung wendet sie sich an Otilia, ihre Zimmerkollegin im Studentenwohnheim. Gemeinsam treiben die beiden Geld auf, organisieren ein Hotelzimmer in der Stadt, was sich als schwieriges Unterfangen herausstellt, und einen gewissen Herrn Bebe, der sich der Sache anzunehmen verspricht. Die Lösung von Otilias Problem ist zum Greifen nah, doch sie hat einen unerwartet hohen Preis.

4 Months, 3 Weeks and 2 Days ist zwar auch ein flammendes Plädoyer für das Recht auf Abtreibung, in erster Linie jedoch eine knallharte Abrechnung mit einem politischen System, das abtreibende Frauen und ihre Helfer mit bis zu fünfzehn Jahren Haft bestrafte und damit eine korrupte Schattenwirtschaft begünstigte, welche die Schwächsten in die Fänge der Skrupellosesten trieb. Es ist harte Kost, die uns Cristian Mungiu auftischt, und Vlad Ivanov als widerlichen Engelmacher, der seine «Kundinnen» in ihrer grössten Not ausnützt, vergisst man so schnell nicht wieder. Kühl und präzis observiert Regisseur, Drehbuchautor und Koproduzent Mungiu die Mechanismen des Systems Ceausescu. Es ist eine Obduktion mit fein geführtem Skalpell, die dem Film neben der Goldenen Palme in Cannes Dutzende Preise rund um den Globus eingetragen hat. Der erfolgreichste Film der «neuen rumänischen Welle». Und einer ihrer ernüchterndsten.

Mo 19. 10. / Di 20. 10.

> 18.00 Uhr

Mi 21. 10.

> 20.45 Uhr

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Das Kino der Nullerjahre

Kill Bill – Vol. 1

Kill Bill – Vol. 2

Lost in Translation

The Hurt Locker

Das Kino der Nullerjahre

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The Hurt Locker Kathryn Bigelow, USA 2008; 131' E/df (35 mm, Farbe) Mit Jeremy Renner, Anthony Mackie, Guy Pearce, Ralph Fiennes, Brian Geraghty, David Morse, Evangeline Lilly, Christian Camargo, Christopher Sayegh, Nabil Koni

Kathryn Bigelows unerbittliches Kriegsdrama ist bis heute der einzige Film einer Frau, der je mit einem Oscar für die beste Regie und den besten Film ausgezeichnet wurde.

Matt Thompson (Guy Pearce) ist Teamchef eines US -amerikanischen Bombenräumkommandos im Irak. Zusammen mit den beiden Elitesoldaten J. T. Sanborn (Anthony Mackie) und Owen Eldridge (Brian Geraghty) setzt er bei der Ausübung seines Jobs permanent sein Leben aufs Spiel. Als er eines Tages mit der riskanten manuellen Entschärfung einer Bombe beschäftigt ist, bemerken seine Kameraden zu spät den irakischen Zivilisten, der den Sprengsatz per Handy zündet. Durch die Wucht der Explosion wird Thompson getötet. Schon am nächsten Tag trifft sein Nachfolger ein: der äusserst effektive Sergeant William James (Jeremy Renner), ein furchtloser Drauf- und leichtsinniger Einzelgänger, der mit seinen regelwidrigen Eskapaden schon bald Sanborns und Eldridges Unmut erregt. Und ein eindrückliches Beispiel dafür abgibt, dass der existenzielle Nervenkitzel im Krieg wie eine Droge wirken kann.

Wenn William James in seinen Schutzanzug steigt, nach den richtigen Kontakten tastet, schwitzend den Zünder findet – und diesen schliesslich, am Limit menschlicher Belastbarkeit, deaktiviert, kann man das Aufatmen im Kinosaal förmlich hören. Das ist Nervenkitzel pur, von Kathryn Bigelow in dichten, aufregenden, spektakulären Bildern nahe am Geschehen inszeniert. Dass die Einsätze der Elitesoldaten so authentisch wirken, liegt zu einem grossen Teil auch am Drehbuch von Mark Boal, der darin eigene Kriegserlebnisse als Reporter bei amerikanischen Sprengstoffprofis im Irak verarbeitete.

Seine und Bigelows Protagonisten – testosterongesteuerte Kerle, Adrenalinjunkies auf selbstmörderischer Mission – sind die Helden eines modernen Kriegsfilms, der zeigt, dass es kein Spezialeffekte-Gewitter braucht, um zwei Stunden abendfüllende Spannung zu erzeugen.

Mo 19. 10. / Di 20. 10.

> 20.30 Uhr

Mi 21. 10.

> 18.00 Uhr

Lost in Translation Sofia Coppola, USA/Japan 2003; 102' E/df (35 mm, Farbe) Mit Scarlett Johansson, Bill Murray, Akiko Takeshita, Kazuyoshi Minamimagoe, Kazuko Shibata, Take, Giovanni Ribisi, Ryuichiro Baba, Catherine Lambert, Akira Yamaguchi

In einer Hotelbar in Tokio begegnen sich zwei verlorene Seelen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Die ultimative Tragikomödie über das Gestrandetsein in einer Zwischenwelt der Globalisierung.

Weil sie nichts Besseres zu tun hat, folgt die junge Amerikanerin Charlotte (Scarlett Johansson) ihrem Mann für ein Shooting nach Tokio. Während der angesagte Fotograf von einem Termin zum nächsten hetzt, versucht sich Charlotte als Kulturtouristin. Doch

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Das Kino der Nullerjahre

die kulturellen Barrieren sind höher und der Jetlag heftiger als erwartet. So schlägt sie sich die Nächte als schlafloser Zombie an der Hotelbar um die Ohren, wo sie in Bob Harris (Bill Murray) einen Leidensgenossen findet. Der alternde Filmstar dreht aus Geldnot einen Whisky-Spot, dessen Lächerlichkeit ihm durchaus bewusst ist, und durchlebt gerade eine klassische Midlife-Crisis. In der künstlichen Welt des Tokioter Luxushotels kommen sich die beiden Einsamen näher, streifen gemeinsam durch die nächtliche Metropole und entdecken dabei weniger die fremde Stadt als sich selbst.

Komik und Traurigkeit, Einsamkeit und zarte Annäherung liegen in Lost in Translation immer nahe beieinander. «Das Wesentliche in dieser Geschichte ist sinnlich, kommt aber ohne Sex aus. Das gibt es im Kino gar nicht mehr oft. Im richtigen Leben aber schon. Nur erzählt das Kino nicht gern von den Beschränkungen, die einem die Wirklichkeit auferlegt.

Sofia Coppola hat es aber geschafft, diesen Beschränkungen Magie abzugewinnen.»

(Susan Vahabzadeh) Bill Murray gelingt dank seinem subtilen Spiel mit der Melancholie eine grossartige Performance, die im vielleicht unschuldig-schönsten Abschiedskuss der Filmgeschichte gipfelt. Einer der charakteristischsten Filme für die Nullerjahre.

Do 22. 10. / Fr 23. 10.

> 18.00 Uhr

Sa 24. 10. / So 25. 10.

> 18.45 Uhr

Kill Bill – Vol. 1 Quentin Tarantino, USA 2003; 111' E•OV/df (35 mm, s/w und Farbe, Scope) Mit Uma Thurman, Lucy Liu, Vivica A. Fox, Daryl Hannah, Sonny Chiba, Julie Dreyfus, Chiaki Kuriyama, Gordon Liu, Michael Madsen, David Carradine

Eine junge Frau liegt verletzt am Boden. Ihre Augen flackern. Eine Männerhand wischt ihr behutsam das Blut aus dem Gesicht, hält eine Pistole an ihren Kopf – und drückt ab. Dann unvermittelt ein Titel: «The 4th film by Quentin Tarantino». Was für eine Ansage!

Vier Jahre und sechs Monate liegt die zum Zeitpunkt des Massakers an ihrer Hochzeitsgesellschaft hochschwangere Blondine (Uma Thurman), sinnigerweise «die Braut» genannt, im Koma. Als sie wie durch ein Wunder aus ihrer Bewusstlosigkeit erwacht, kennt sie nur einen Gedanken: Rache. Und zieht los, um die für das Blutbad verantwortlichen vier Mitglieder der «Deadly Viper Assassination Squad» eins nach dem anderen zu eliminieren. Erst die junge Mutter Jeanne Bell alias Vernita Green (Vivica A . Fox), in Pasadena, Kalifornien. Dann – nachdem ihr der legendäre Hattori Hanzo in Okinawa ein einzigartiges Kampfschwert geschmiedet hat – O-Ren Ishii (Lucy Liu), die Königin der Tokioter Unterwelt, die von Dutzenden Leibwächtern abgeschirmt wird. Doch der blonde Racheengel ist eine Braut, die sich was traut. Als sie den Reissverschluss ihres gelb-schwarzen Lederoutfits hochzieht, markiert dies den Beginn eines der epischsten Gemetzel der Filmgeschichte, an dessen Ende die falsche japanische Schlange ins Gras beisst. Bill, Kopf der Killertruppe sowie einstiger Mentor und Geliebter der Braut, wird von seiner abtrünnigen Lieblingskillerin einstweilen noch in Ruhe gelassen. Wir sehen nur seine kräftige Hand und hören seine beunruhigend ruhige Stimme – etwa am Schluss von Teil eins, als er die rhetorische Frage stellt, ob die Braut eigentlich wisse, dass ihre Tochter noch lebt.

Das Kino der Nullerjahre

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Quentin Tarantino, grosser Fan von Pulp, Trash und B -Movies, lieferte mit Kill Bill – Vol. 1 eine Hommage sowohl an das asiatische Martial-Arts-Kino als auch an den Italowestern sowie japanische Mangas. Ein furios inszeniertes Racheepos in fünf Kapiteln, dessen überhöhte, stilisierte Darstellung von Gewalt nach wie vor gewöhnungsbedürftig ist. Ganz im Gegensatz zum Look und zu den schlicht unvergleichlichen, ja unnachahmlichen Bildern.

Do 22. 10.

> 20.15 Uhr

Sa 24. 10.

> 21.00 Uhr

Kill Bill – Vol. 2 Quentin Tarantino, USA 2004; 137' E•OV/df (35 mm, s/w und Farbe, Scope) Mit Uma Thurman, David Carradine, Gordon Liu, Daryl Hannah, Michael Madsen, Perla Haney-Jardine, Michael Parks, Samuel L. Jackson, Vivica A. Fox, Lucy Liu

Der zweite Teil des Racheepos enthält alles, was an Fragen, Möglichkeiten, Genres und Handlungsfäden von Vol. 1 übrig geblieben ist. Auch die Begegnung der Braut mit ihrer Tochter.

Auf der Todesliste der Rache-Amazone stehen noch drei Namen: Budd alias «Sidewinder» (Michael Madsen), Elle Driver (Daryl Hannah) und Bill (David Carradine), der Kopf der «Deadly Viper Assassination Squad». Der Weg zu ihm führt über die ersten beiden.

Und so macht sich die Braut auf in die kalifornische Wüste, um Budd in seinem heruntergekommenen Trailer zu überraschen. Während sie nach einer Unvorsichtigkeit lebend begraben auf dem Friedhof von Barstow liegt, wird Budd von Elle Drivers Schwarzer Mamba erledigt. Dank ihrer Ausbildung beim gnadenlosen Shaolin-Mönch Pai Mei (Gordon Liu) gelingt dem blonden Racheengel die Befreiung aus der höchst klaustrophobischen Situation. Als sie bald darauf erneut vor Budds Trailer steht, fackelt sie nicht lange und zahlt es Elle heim – so wie einst auch Meister Pai Mei, als er von Elle als Schafskopf bezeichnet wurde. Die Braut schnappt sich ihr Hattori-Hanzo-Schwert und fährt im hellblauen Karmann-Cabrio nach Mexiko, wo sie schliesslich Bill gegenübersteht. Und so kommt es, dass sie ihr Vorhaben nach insgesamt 248 Filmminuten fast ohne Sentimentalitäten zu einem erfolgreichen Ende bringt. Bill ist tot – niedergestreckt mit Pai Meis FünfPunkte-Herzexplosionstechnik.

Uma Thurmans Braut muss untendurch, sie wird geschunden, psychisch und physisch verletzt, bestraft. Nichts bleibt ihr erspart. Und dennoch ist Kill Bill – Vol. 2, gemessen am Blutverschleiss des ersten Teils, fast schon manierlich, überzeugt mit grandiosen Dialogen und einer für Tarantinos Verhältnisse schon fast unaufgeregten Inszenierung.

«Dieses Kino hat sich befreit von jeglichen dramaturgischen Codes, es dreht sich unheimlich cool nur um sich selbst.» (Florian Keller) Fr 23. 10.

> 20.15 Uhr

So 25. 10.

> 21.00 Uhr

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Das Kino der Nullerjahre

Dogtooth

The Host

Entre les murs

Gomorra

Das Kino der Nullerjahre

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The Host (Gwoemul) Bong Joon-ho, Südkorea 2006; 120' OV•E/d (Digital HD, Farbe) Mit Song Kang-ho, Byun Hee-bong, Park Hae-il, Bae Doo-na, Ko Ah-sung, Lee Dong-ho, Lee Jae-eung, Yun Je-mun

In einer US-Militärbasis in Korea werden Anfang der Nullerjahre grosse Mengen Formaldehyd via Kanalisation im Han-Fluss entsorgt. Sechs Jahre später sichtet man flussabwärts eine grässlich mutierte Kreatur.

Seoul, 2006 : Park Hee-bong führt eine Imbissbude am Ufer des Flusses Han, wo er mit seinem verfressenen, leicht vertrottelten Sohn Gang-du und der dreizehnjährigen Enkelin Hyun-seo, Gang-dus Tochter, auch lebt. Seine anderen beiden Kinder, die erfolgreiche Bogenschützin Nam-ju und den arbeitslosen jüngeren Sohn Nam-il, sieht er selten. Hyunseo ist der Sonnenschein der Familie, wach und keck – ganz anders als ihr Vater. Eines Tages, Gang-du ist gerade am Grill beschäftigt, während sich Hyun-seo zusammen mit ihrem Grossvater eine Sportübertragung anschaut, entsteigt dem Fluss ein hungriges Monster, eine Mischung aus Lurch, Fisch und Kalmar, und bahnt sich einen blutigen Weg durch Parkbesucherinnen und Schaulustige. Panik bricht aus. Gang-du flieht mit seiner Tochter. Doch dann ist Hyun-seo plötzlich verschwunden – verschleppt von der grauenerregenden Kreatur. Das Militär ist rasch zur Stelle und übernimm das Kommando im Krisengebiet, wo inzwischen auch Nam-ju und Nam-il eingetroffen sind. Weil Gang-du DNA des Monsters abbekommen hat, wird er zusammen mit seiner Familie unter Quarantäne gestellt. Doch als er einen Anruf von seiner Tochter erhält, die als Frischfleisch in einem Abwasserkanal auf ihr Schicksal wartet, hält ihn nichts mehr: Die Parks hauen aus dem Spital ab, besorgen sich einen Plan der Kanalisation, Schutzanzüge sowie potente Schusswaffen und machen sich auf die Suche nach Hyun-seo.

The Host, ein mit politischen Anspielungen gespickter Genremix aus Horrorstreifen, Familiendrama, Science-Fiction-Film und Gesellschaftssatire, überzeugt auf mehreren Ebenen: Er lässt die Mitglieder einer zerrütteten Familie durch die Extremsituation zueinanderfinden, ist als Metapher für Umweltzerstörung, militärische Korruption sowie (bewusst geschürte) Seuchenangst zu lesen und wartet mit visuellen Effekten vom Feinsten auf. Der phänomenale dritte Spielfilm des soeben mit vier Oscars ausgezeichneten südkoreanischen Publikumslieblings Bong Joon-ho.

Fr 23. 10.

> 23.15 Uhr

Sa 24. 10.

> 23.30 Uhr

Dogtooth (Kynodontas) Yorgos Lanthimos, Griechenland 2009; 93' OV/d (Digital HD, Farbe, Scope) Mit Christos Stergioglou, Michele Valley, Aggeliki Papoulia, Hristos Passalis, Mary Tsoni

Eine groteske Parabel auf das Prinzip totaler Herrschaft, die auch die Umdeutung der Sprache miteinschliesst: Zombie meint in dieser Familie etwa ein gelbes Blümchen, Tastatur das weibliche Geschlecht.

Ein gut situiertes griechisches Ehepaar schottet seine drei erwachsenen Kinder systematisch von der Umwelt ab und hält sie in einem Zustand permanenter Unmündigkeit. Mittels

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Das Kino der Nullerjahre

eines aufwendigen Lügenkonstrukts, eines rigiden Bestrafungssystems und eines hohen Zauns werden sie vom Verlassen der elterlichen Nobelvilla abgehalten. Gefangen in dieser grotesken Situation, vertreibt sich der degenerierte Nachwuchs die Zeit mit kindisch-naiven bis sadistischen Spielchen. Die einzige Fremde, welche den hermetisch abgeriegelten Familienkosmos betreten darf, ist Christina, eine Angestellte des Vaters, die dem Sohn in regelmässigen Abständen für Sex zugeführt wird. Doch eines Tages geht Christina auch mit den Töchtern des Hauses ein erotisches Tauschgeschäft ein, was das fragile Gleichgewicht der isolierten Lebensgemeinschaft ins Wanken bringt.

Mit einfachen Mitteln schafft Yorgos Lanthimos eine beklemmende Atmosphäre, mit der er auch die Jury in Cannes zu überzeugen vermochte: 2009 gewann er mit Dogtooth die Sektion «Un certain regard». Was wäre, wenn das soziale Umfeld bei der Erziehung aussen vor bliebe und es tatsächlich nur Familie und ihre Codes gäbe und Eltern alles tun würden, um dieses Nest zu erhalten? Lanthimos spielt das mit bösem Humor, Fantasie und bitterer Konsequenz durch und liefert verstörende Einblicke in eine durch und durch pervertierte «Schutzzone» – so eigenwillig unterkühlt, dass es einen schaudert.

Sa 24. 10. / So 25. 10.

> 16.30 Uhr

Entre les murs (aka La classe) Laurent Cantet, Frankreich 2008; 128' F/d (35 mm, Farbe, Scope) Mit François Bégaudeau, Nassim Amrabt, Laura Baquela, Cherif Bounaïdja Rachedi, Juliette Demaille, Dalla Doucoure, Wei Huang, Franck Keïta, Esmeralda Ouertani, Rachel Régulier

Können einer «schwierigen» Multikulti-Klasse, die aus 25 Teenagern im Alter von vierzehn bis fünfzehn besteht, Werte wie Respekt und Toleranz vermittelt werden?

François Marin unterrichtet an einer Pariser Schule im 20. Arrondissement eine Oberstufenklasse mit hohem Migrantenanteil. Seine Arbeit besteht nur am Rand aus Stoffvermittlung – hauptberuflich ist er Sozialarbeiter, Integrationsbeauftragter und Projektionsfläche für Gefühlsausbrüche von Pubertierenden sowie Blitzableiter für elterliche Ängste.

Laurent Cantets Film, 2008 in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet, ist nicht der erste über die Schule als Integrationsmotor, aber bestimmt einer der intensivsten und ehrlichsten. Hier geht es nicht nur um den Einstieg ins Erwachsenen- und Berufsleben, sondern für viele Jugendliche auch um die Integration in eine ihnen wenig bekannte Kultur. Das Drehbuch beruht auf François Bégaudeaus gleichnamigem Roman, in dem er seine eigenen Erfahrungen als Oberstufenlehrer schildert. Bégaudeau hat nicht nur am Drehbuch mitgearbeitet, sondern übernimmt auch gleich die Hauptrolle. Die Schülerinnen und Schüler werden von Teenagern seiner Schule gespielt, die jedoch nicht sich selbst, sondern in Improvisationsworkshops entwickelte Figuren verkörpern. Dank dieser quasidokumentarischen Nähe gelingt Cantet eine ergreifende Liebeserklärung an die Schule und die turbulenten Jahre des Erwachsenwerdens, frei von jeder verklärenden Beschönigung und doch voller Optimismus und Lebensfreude.

Mo 26. 10. / Di 27. 10.

> 18.00 Uhr

Das Kino der Nullerjahre

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Gomorra Matteo Garrone, Italien 2008; 135' I/df (35 mm, Farbe, Scope) Mit Salvatore Abbruzzese, Simone Sacchettino, Salvatore Ruocco, Vincenzo Fabricino, Vincenzo Altamura, Italo Renda, Francesco Pirozzi, Antonio Aiello, Gianfelice Imparato, Toni Servillo

Garrones Film wirft einen präzisen Blick ins Innere der Camorra und erzählt anhand von fünf ineinander verwobenen Episoden von verschiedenen Einzelschicksalen im kriminellen Geflecht der Organisation.

In Neapels Hinterland wird Giftmüll aus Norditalien billig entsorgt. Umweltauflagen gibt es keine, und als die Lastwagenfahrer nach einem Unfall mit Säurefässern streiken, werden kurzerhand ein paar Kinder aus der Nachbarschaft angeworben, um den Job zu beenden. Ganz in der Nähe sitzen derweil chinesische Schneider in Baracken zusammengepfercht. Sie nähen für den internationalen Markt Mode «Made in Italy».

Die beiden Szenen spielen sich in «Unternehmen» der neapolitanischen Camorra ab, und auch wenn Matteo Garrone sie nachspielen liess, so beruhen sie auf Roberto Savianos sorgfältig recherchierter Reportage über die Funktionsweise der Camorra rund um Neapel Anfang des 21. Jahrhunderts (seit seiner Buchveröffentlichung steht der Autor unter Personenschutz und muss seinen Aufenthaltsort geheim halten). Zu einem grossen Teil mit Laien gedreht, dokumentiert Garrones Film mit schockierender Nüchternheit eine von vielen längst vergangen geglaubte wirtschaftliche Realität in Süditalien. Eindrücklich zeigt Gomorra auf, dass sich der Einflussbereich des organisierten Verbrechens längst nicht mehr nur auf klassische Bereiche wie Drogenhandel, Prostitution oder Schutzgeldzahlungen beschränkt. Ganz ohne Gangster-Chic kommt dabei auch Garrone nicht aus, doch wenn seine hageren Strassenjungs Mafiosi spielen, dann schwingt hier stets das Wissen mit, dass sie kaum eine Chance haben, sich eine andere Existenz als die des Kriminellen aufzubauen.

Mo 26. 10. / Di 27. 10.

> 20.45 Uhr

Mi 28. 10.

> 18.00 Uhr

DOKFILM AM SONNTAG

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Lovemobil Elke Lehrenkrauss, Deutschland 2019; 103' D•OV/d (DCP, Farbe)

ERSTAUFFÜHRUNG: Ein Wohnmobil beherbergt zwei Sexarbeiterinnen. Die Filmemacherin setzt sich dazu und nutzt die Nähe, um die Frauen und ihre Zuhälterin besser kennen zu lernen.

Irgendwo am Waldrand an einer Autostrasse steht ein Camper mit farbigen Lämpchen, die Freier anziehen sollen. Doch meistens läuft gar nichts. Rita und Milena, die abwechslungsweise im Liebesmobil auf Freier warten, telefonieren lebhaft mit Freundinnen, machen ihre Wäsche oder streiten mit der Wohnmobilbesitzerin und Zuhälterin Uschi.

Ohne Sexwork zu beschönigen, erscheint weder Uschi als simple Täterin, noch wirken die beiden für sie arbeitenden Frauen – Rita aus Nigeria, Milena aus Bulgarien – nur als Opfer. Diese Grauzonen interessieren die Filmregisseurin Elke Lehrenkrauss, die ihren Protagonistinnen denn auch aufmerksam zuhört, statt Sexszenen zu erhaschen. Trotzdem schillernd in den Farben der Nacht gefilmt, spiegelt Lovemobil in seinen Bildern die Ambivalenz der Prostitution.

Kleine, für den Film arrangierte Szenen zeigen auf, dass die Frauen bei der Entstehung des Films mitgewirkt haben, und sorgen – neben teilweise brutalen Szenen – auch für vergnügliche Momente. Oder für eine absurde Situation, als der Fahrrad fahrende Pfarrer Uschi als Ausbeuterin beschimpft. Doch auch diese kettenrauchende Schosshündchenhalterin ist eine komplexe Figur, die mit ihren eigenen Gründen und Abgründen zu leben hat. Sie streicht ihre siebzig Euro am Tag ein, ob ein Freier da war oder nicht.

Und ob die Sexworkerin die Wahrheit sagt oder nicht. In Lovemobil haben alle ihre eigene Überlebensstrategie. Der Film besticht durch seine mit Krimielementen angereicherte Mischung aus Figuren- und Sozialstudie. Aufgrund dieser Vielseitigkeit gehen die individuellen und gleichzeitig von einem grausamen Menschenhandelssystem geprägten Geschichten besonders nah.

So 4. 10. / 11. 10. / 18. 10. / 25. 10. > 12.00 Uhr

ZÜRCHER FILMTALK

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Safer Set – Dreharbeiten in Zeiten von Covid-19 Das Coronavirus traf ab März auch die Schweizer Filmbranche hart, und sämtliche Dreharbeiten mussten umgehend eingestellt werden. Seit Ende Juni und den ersten Lockerungen der Schutzmassnahmen wird wieder gedreht – ein Schritt Richtung Normalität für die Herstellung von Schweizer Filmen. Wie aber war das so rasch möglich, und welche Vorkehrungen müssen von Filmteams getroffen werden, damit Dreharbeiten mit dem geringstmöglichen Risiko durchgeführt werden können?

Einen wichtigen Beitrag dazu leistet(e) die Arbeitsgruppe Safer Set. Bestehend aus Regieassistenten, Aufnahme- und Produktionsleiterinnen und mit Unterstützung einiger Produktionsfirmen hat diese ein Schutzkonzept erarbeitet, das Schweizer Produktionsfirmen, Crews und Schauspieler*innen bestmöglichen Schutz am Filmset bieten soll.

Aber was bedeutet das für einen Filmdreh? Wie schützen sich die besonders exponierten Personen, beispielsweise die Schauspielerinnen und Schauspieler? Was ändert sich an den Abläufen und der Logistik, und was bedeutet dies für die Filmbudgets?

Die Verantwortlichen von Safer Set eröffnen den Filmtalk mit spezifischen Informationen dazu, was bei Dreharbeiten berücksichtigt werden muss. Danach diskutieren Vertreter und Vertreterinnen der verschiedenen Disziplinen über das Drehen in Zeiten der Pandemie.

Do 8. 10.

> 18.30 Uhr

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KINDERKINO

Gritta von Rattenzuhausbeiuns Jürgen Brauer, DDR 1984; 82' D (DCP, Farbe) Mit Nadja Klier, Hermann Beyer, Suheer Saleh, Fred Delmare, Marc Lubosch, Wolf-Dieter Lingk, Peter Sodann, Ilja Kriwoluzky, Heide Kipp

Gritta stinkt es, von ihrer zukünftigen Stiefmutter herumkommandiert zu werden. Doch der königliche Statthalter soll ihr das Leben noch viel schwerer machen.

Die dreizehnjährige Gritta lebt zusammen mit ihrem Vater, dem verarmten Hochgrafen und Erfinder Julius Ortel von Rattenzuhausbeiuns, sowie dem treuen Diener Kuno im verfallenden Familienschloss. Das Dach ist undicht, zu essen gibt es tagaus, tagein Haferbrei, und es wimmelt von putzigen Ratten, die hier gern gesehene Mitbewohnerinnen sind.

Während der Vater unermüdlich an seiner Thronrettungsmaschine für den König arbeitet, die ihm Geld und Ehre einbringen soll, streift Gritta nach Lust und Laune durch die Gegend. Sie geniesst ein Leben in absoluter Freiheit – oft in Gesellschaft des Hirten Peter, ihres geliebten Partners bei übermütigen Abenteuern. Als sich Grittas Vater über beide Ohren in die ebenso junge wie begüterte Gräfin Nesselkrautia verliebt, die nicht ohne ihre sieben kindlichen Begleiter zu haben ist, und sie schon bald darauf heiratet, ist es mit Grittas wildem Leben vorbei: Auf Geheiss der Stiefmutter wird sie in ein Kloster gesteckt.

Doch das widerspenstige Mädchen passt sich nicht an und flieht zusammen mit ihren Freundinnen in eine idyllische Holzhütte am Ufer eines kleinen Sees, wo sie die Bekanntschaft des Prinzen Bonus macht. Und dieser verspricht ihr seine Hilfe beim Projekt hochgräfliche Thronrettungsmaschine für den König.

Jürgen Brauers frei nach dem Märchenroman von Bettina und Gisela von Arnim erzählter Kinderfilm wartet mit skurrilem Witz, unzähligen komischen Einfällen sowie einer eigenwillig-ungebändigten, ganz und gar nicht auf den Mund gefallenen Hauptdarstellerin auf. Eine anarchisch angehauchte Defa-Produktion, an der auch Jungs garantiert ihre Freude haben werden.

• Spielfilm für Kinder ab 6 Jahren So 4. 10. / 11. 10. / 18. 10. / 25. 10. > 14.30 Uhr Mi 7. 10. / 14. 10. / 21. 10. / 28. 10.

> 14.30 Uhr

A FILM BY

ALLA KOVGAN

CUNNINGHAM Ein großartiger Tanzfilm Wim Wenders

AB 29. OKTOBER IM KINO

AB DEM 8. OKTOBER IM KOSMOS

«NEVER RARELY SOMETIMES ALWAYS»

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KINO XENIX

8004 Zü rich trasse 52, 04 11 n: 044 242 Re se rvatio lefo n un d te mm ra og Pr h mm@xenix.c ch / prog ra ww w.xe nix.

plat am He lvetia

z / Ka nzleis

Impressum Xenix-Programm 10/2020 > Kino Xenix, Kanzleistrasse 52, 8004 Zürich > Programmation, Filmtexte und Redaktion: René Moser (verantwortlich für das vorliegende Programm), Jenny Billeter > Inserate: Noah Bohnert > Erscheinungsdatum: 16. 9. 2020 > Erscheint 11-mal jährlich > Auflage: 4000 Exemplare > Belichtung und Druck: Ropress Zürich > Gestaltungskonzept: Franziska Burkhardt > Satz und Bildredaktion: Cornelia Diethelm > Korrektorat: Nina Haueter, Andrea Leuthold > Artwork Plakat: Büro Haeberli, Zürich > Geht an alle Mitglieder des Filmclubs Xenix > Ungefaltete Plakate (A2) sind kostenlos an der Kinokasse erhältlich > Ein Engagement des Vereins Filmclub Xenix, unterstützt durch Stadt und Kanton Zürich

Wir danken dem Lotteriefonds des Kantons Zürich und der Ernst Göhner Stiftung für die grosszügige finanzielle Unterstützung unserer Investitionsprojekte.

© Die Texte in diesem Programmheft sind urheberrechtlich geschützt – Auszüge sind nur mit Quellenangabe («Kino Xenix») zulässig, deren integrale Verwendung nur mit Einwilligung des Filmclubs Xenix.

Für das Zustandekommen des Programms danken wir: Arsenal Distribution, Berlin (Gesa Knolle) • Capelight Pictures, Ahrensfelde (Max Krumm) • Cinémathèque suisse, Lausanne – Penthaz (André Schäublin) • Cineworx, Basel (Stefanie Kuchler) • DCM Film Distribution, Zürich (Monique Marczak) • Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen, Berlin (Mirko Wiermann) • Elke Lehrenkrauss, Berlin • Filmcoopi, Zürich (Marco Brazerol) • Finecut, Seoul (Yunjeong Kim, YoungKyung Sohn) • Florian Keller, Zürich • Frenetic Films, Zürich (Kim Alexander Salzmann) • Kino Cameo, Winterthur (Liliane Holliger) • Lionsgate International, Santa Monica (Samantha Posner) • Look Now!, Zürich (Bea Cuttat) • MFA Filmdistribution, Regensburg (Ruth Hörnlein) • MK2 Films, Paris (Ninah Nogino) • Morandini Film Distribution, Mendrisio (Luca Morandini) • Park Circus, Glasgow (Marthe Rolland) • Pathé Films, Zürich (Mathieu Zortea) • Prokino Filmverleih, München (Hitomi Fehr) • StudioCanal, Berlin (Matthias Meinhardt, Carolin Wenzel) • Universal Pictures International Switzerland, Zürich (Rolf Zellweger) • Voltage Pictures, Los Angeles (Maria Ribeiro) • Warner Bros. Entertainment Switzerland, Zürich (Marcel Lanthemann) • Zürich für den Film (Simon Hesse, Kaja Eggenschwiler)

ÜBERSICHT NACH FILMTITELN OKTOBER 2020 S. 1

DAS KINO DER NULLERJAHRE

S. 5 S. 5 S. 7 S. 8 S. 9 S. 9 S. 11 S. 12 S. 13 S. 13 S. 15 S. 16 S. 16 S. 17 S. 21 S. 22 S. 22 S. 23 S. 25 S. 25 S. 26 S. 27 S. 29 S. 29 S. 30 S. 31

In the Mood for Love (Faa yeung nin wa) Memento Oldboy Fantastic Mr. Fox La pianiste Gegen die Wand Eternal Sunshine of the Spotless Mind Crouching Tiger, Hidden Dragon (Wo hu cang long) Infernal Affairs ( Wu jian dao) Home Elephant Un prophète Cidade de Deus (City of God) Mulholland Drive A History of Violence Baise-moi Bin-jip 4 Months, 3 Weeks and 2 Days (4 luni, 3 saptamîni si 2 zile) The Hurt Locker Lost in Translation Kill Bill – Vol. 1 Kill Bill – Vol. 2 The Host (Gwoemul) Dogtooth (Kynodontas) Entre les murs (aka La classe) Gomorra

S. 32 DOKFILM AM SONNTAG Lovemobil

S. 33 ZÜRCHER FILMTALK Safer Set – Dreharbeiten in Zeiten von Covid-19

S. 34 KINDERKINO Gritta von Rattenzuhausbeiuns