Programm Dezember 2019

DEZEMBER 2019 CINEMA ITALIANO 2019 DANIEL DAY-LEWIS– WAS THAT REALLY IT? DIE SUBVERSIVEN KULTGROTESKEN DES QUENTIN DUPIEUX

Inhalt

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DAY-LEWIS – WA S THAT REA LLY IT? 9 DIE SUBVER SIV EN KULTGR OTE SKEN DES QUENTIN DUP IEU X 35 WEIHN ACH TSP ROGRAM M AM 24. DEZ EM BER 41 RIC HTIG LANG: Doctor Zhi vag o 44 ZÜR CHE R FIL MTA LK: «Wir lieben …» Anita Hug i

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CINEMA ITALIANO 2019

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Ovunque proteggimi

Das Herz der Welt

Spiegelt sich die Welt tatsächlich in den Filmen, die Jahr für Jahr produziert werden, so erzählen die fünf Filme des Tourneefestivals «Cinema italiano 2019» beispielhaft von unserer Zeit. Von Unsicherheit und Zerbrechlichkeit, aber auch von der Lust, zu reagieren, vorwärtszugehen und dabei womöglich das Unwägbare und Irrationale herauszufordern. Fast alle Menschen in den ausgewählten Filmen sind daran, der Leere des Alltags mit seinen unbefriedigenden Ritualen, seinen kleinen Schikanen und Verlockungen zu entfliehen.

Zum ersten Mal in ihrem Leben steht Vermessungstechnikerin Lucia in Troppa grazia kurz davor, einem Korruptionsversuch nachzugeben. Sie steht derart mit ihrem Gewissen in Konflikt, dass dadurch eine streitlustige Madonna heraufbeschworen wird, die sie auf die Probe stellt. Natürlich denken die anderen, Lucia sei verrückt geworden. Doch wer ist hier wirklich verrückt?

Valeria, die Sekretärin eines Filmproduzenten, schreibt in Una storia senza nome Skripts für einen erfolgreichen Drehbuchautor, der diese unter seinem Namen verkauft. Da stösst sie auf eine unwiderstehliche Geschichte, die ihr Leben verändern wird: der (wahre) Raub eines Gemäldes von Caravaggio, der 1969 von der Mafia begangen wurde. Der Film erzählt von einem Rätsel, das

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Cinema italiano

einer Metapher gleich für ein von jeher ebenso rätselhaftes Land steht. Niemand im Film ist, wer er oder sie zu sein scheint, und in allen verbirgt sich eine doppelte Wahrheit.

In Un giorno all’improvviso steht der junge Amateurfussballer Antonio vor einer einschneidenden Entscheidung: auf der einen Seite die Perspektive, für einen bedeutenden Fussballverein zu spielen, auf der anderen die schmerzhafte Gegenwart an der Seite seiner Mutter, die kurz davor steht, in den Wahnsinn abzudriften.

Im Mittelpunkt der Komödie Ma cosa ci dice il cervello steht Giovanna.

Angeblich arbeitet sie im Ministerium, in Wahrheit ist sie eine Geheimagentin, die den Auftrag erhalten hat, einen international tätigen Kriminellen zu überführen. Im Alltag dagegen versucht sie, gegen die in Krankenhäusern und Schulen, ja sogar unter Flugpassagieren grassierende Rücksichtslosigkeit anzutreten.

Alessandro und Francesca, die wir in Ovunque proteggimi kennen lernen, sind in den Augen der Mitmenschen Versager. Er, ein erfolgloser Sänger und Gitarrist, ist der Trink- und Spielsucht verfallen. Sie ist rebellisch und aggressiv, weshalb man ihr das Sorgerecht für ihren Sohn entzogen hat. Zwei verlorene Seelen, die dank ihrer Begegnung den Mut finden, neu anzufangen.

Die Protagonistinnen und Protagonisten der fünf Filme stehen alle vor ähnlichen Problemen, die nicht nur Italien betreffen. Entweder versuchen wir, Teil der Lösung zu werden – auch dank des Kinos –, oder wir werden Teil des Problems. Das Kino, das wir am meisten lieben, ist in der Gegenwart verankert und wendet sich dem «wahren Herzen der Welt» zu. Wir wünschen eine spannende und anregende Zeit im Kino! Piero Spila (Made in Italy) und Robert Richter (Cinélibre) Das Tourneefestival «Cinema italiano» (www.cinema-italiano.ch) findet wie in den Jahren zuvor unter der Schirmherrschaft der italienischen Botschaft in Bern statt und bringt aktuelle Filme unseres südlichen Nachbarlandes als Premieren in die Deutschschweizer Kinos. «Cinema italiano» wird organisiert von Cinélibre (Bern) und Made in Italy (Rom) in Zusammenarbeit mit dem italienischen Kulturinstitut Zürich und gefördert durch das Ministero per i Beni e le Attività Culturali Direzione Generale per il Cinema (Rom).

CINEM A I TA L I A N O

Cinema italiano

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Ma cosa ci dice il cervello Riccardo Milani, Italien 2019; 98' I/d (DCP, Farbe, Scope) Mit Paola Cortellesi, Stefano Fresi, Claudia Pandolfi, Vinicio Marchioni, Lucia Mascino, Ricky Memphis, Paola Minaccioni, Giampaolo Morelli, Emanuele Armani, Chiara Luzzi

ERSTAUFFÜHRUNG : Geschäftsmänner, die Stewardessen schikanieren, Eltern, die den Fussballtrainer ihrer Kinder attackieren, oder Schüler, die ihren Lehrer demütigen – Giovanna schreitet zur Umerziehung.

Die alleinerziehende Mutter Giovanna Salvatori (Paola Cortellesi) ist so unscheinbar, dass sogar ihre siebenjährige Tochter sie langweilig findet. Als sie am Elterntag vor Martinas Klasse ihren Beruf vorstellen soll, löst sie mit der Schilderung ihres Arbeitsalltags im Ministerium allgemeines Gähnen aus. Was jedoch niemand weiss: Das Ministerium betritt Giovanna zwar als graue Maus durch den Haupteingang, um durch eine unauffällige Tür mittels Augenscan ins «locale technico» zu gelangen – wo die Sicurezza Nationale untergebracht ist, für die Giovanna als Geheimagentin in spektakulären Missionen zwischen Marrakesch und Moskau unterwegs ist. Kein Wunder, hat sie abends manchmal Verspätung, wenn sie Martina abholt. Bei einem Treffen mit ihren besten Freundinnen und Freunden aus der Schulzeit kann Giovanna mit ihrem Allerweltsjob einmal mehr nicht punkten, wird aber hellhörig, als im Verlauf des Abends alle vier davon erzählen, während der Ausübung ihrer Berufe Opfer von Arroganz, rüpelhaften Manieren und handfesten Attacken geworden zu sein. Als Roberto (Stefano Fresi), der Lehrer, nach einem Übergriff durch einen seiner Schüler im Spital landet, beschliesst Giovanna, etwas gegen diese unhaltbaren Zustände zu unternehmen und mit ihren Fähigkeiten als Topagentin den Aggressoren ihrer Freunde eine Lektion zu erteilen.

Eine Art Superheldin des Alltags versucht mit unorthodoxen Mitteln und Tricks, im Leben ihrer Freunde und in ihrem eigenen Ordnung zu schaffen, was zu urkomischen Situationen führt. Ein Riesenklamauk mit einer äusserst vitalen Hauptdarstellerin, die hier ihr Talent als Verwandlungskünstlerin voll zur Geltung bringen kann.

Do 5. 12. / Fr 6. 12.

> 18.00 Uhr

Sa 7. 12.

> 18.30 Uhr

So 8. 12.

> 21.00 Uhr

Ovunque proteggimi Bonifacio Angius, Italien 2018; 94' I/d (DCP, Farbe, Scope) Mit Alessandro Gazale, Francesca Niedda, Gavino Ruda, Antonio Angius, Teresa Soro, Anna Ferruzzo, Mario Olivieri, Simone Contu, Luca Agnesa, Donatella Meloni

ERSTAUFFÜHRUNG: Mit seinem dritten Film setzt der Regisseur die nüchterne Erkundung der vernachlässigten Menschen am Rande der Gesellschaft in seiner Heimat Sardinien fort.

Der temperamentvolle fünfzigjährige Alessandro schlägt sich mehr schlecht als recht als Musiker durch. Er hat ein Alkoholproblem, wohnt noch bei seiner Mutter in Sassari und verbringt die meiste Zeit desillusioniert in seiner Lieblingsbar vor dem Spielautomaten.

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Ma cosa ci dice il cervello

Una storia senza nome

Cinema italiano

Cinema italiano

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Als ihm sein langjähriger Akkordeonist Gavino nach einem Konzert eröffnet, nicht mehr auftreten zu wollen, ertränkt Alessandro seine Enttäuschung im Alkohol. Zu Hause rastet er spätnachts wegen 200 Euro aus, die ihm seine Mutter nicht geben will, und wird von der angerückten Polizei in eine Klinik verfrachtet. Dort spricht ihn eines Tages Francesca an, eine fragile 35 -jährige Patientin mit Drogenvergangenheit, die ein Auge auf ihn geworfen hat. Die beiden sind irgendwie Wesensverwandte, sie mögen sich. Und als Francesca erzählt, ihr Traum sei es, nach Barcelona zu gehen und dort Glace herzustellen, will sich Alessandro ihr anschliessen. Zusammen hauen sie aus der Klinik ab. Sie fahren aber (noch) nicht nach Spanien, sondern – nachdem Francesca erfahren hat, dass man ihr das Sorgerecht für ihren Sohn entzogen hat – mit Gavinos Pick-up nach Cagliari. Im Kinderheim erlaubt man Francesca nicht, Antonio zu sehen. Doch dieser hat seine Mutter von weitem erblickt und sich auf der Ladefläche versteckt.

«In der dürren und unbarmherzigen Landschaft von Sardinien im August folgt der sardische Regisseur seinem Protagonisten Alessandro auf einem kurzen Abschnitt seines selbst gewählten Aussenseiterlebens. Alessandro gibt sogar seinen Beruf als Sänger auf und sucht seinen Platz im Leben. Vielleicht ist dieser Platz an der Seite von Francesca, die mindestens so verrückt ist wie Alessandro. Im Endeffekt fühlen sie sich zu zweit nicht mehr ganz so einsam.» («Cineforum») Eine ungewöhnliche, wortkarge Aussenseiterballade, die ganz entscheidend von den beiden starken Hauptdarstellern Alessandro Gazale und Francesca Niedda geprägt ist.

Mo 9. 12. / Di 10. 12.

> 18.00 Uhr

Mi 11. 12.

> 20.15 Uhr

Una storia senza nome Roberto Andò, Italien/Frankreich 2018; 110' I•E/d (DCP, Farbe, Scope) Mit Micaela Ramazzotti, Alessandro Gassmann, Renato Carpentieri, Laura Morante, Antonio Catania, Gaetano Bruno, Marco Foschi, Martina Pensa, Jerzy Skolimowski, Silvia Calderoni

ERSTAUFFÜHRUNG: Ein spannendes filmisches Vexierbild, ein Thriller mit mehrfach doppeltem Boden rund um die Verfilmung des Raubes eines Gemäldes von Caravaggio. Mit einem Cast vom Feinsten.

Valeria Tramonti (Micaela Ramazzotti) arbeitet als Sekretärin eines Römer Filmproduzenten. Und verfasst seit Jahren die Drehbücher für ihren Geliebten, den gut bezahlten Autor Alessandro Pes (Alessandro Gassmann). Dieser steckt in argen Schwierigkeiten, weil er noch nicht einmal ein Treatment für den Film abgeliefert hat, der von Starregisseur Jerzy Kunze (Jerzy Skolimowski) demnächst realisiert werden soll. Da wird Valeria in der Markthalle von einem gepflegten älteren Herrn angesprochen, der ihr just eine Story anbietet.

Alberto Rak (Renato Carpentieri) will ihr seine «sehr spezielle Insidergeschichte» unter der Bedingung liefern, dass Valeria seine Person niemandem gegenüber erwähnt sowie als Autorin von Treatment und Drehbuch inkognito bleibt. Auf Raks Angebot einzugehen, ist ein höchst gefährliches Unterfangen, da sich seine Story – die wir teilweise als Film im Film sehen – um den nie aufgeklärten Verbleib eines äusserst wertvollen Gemäldes

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Troppa grazia

Un giorno all’improvviso

Cinema italiano

Cinema italiano

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von Caravaggio dreht, das die Mafia einst aus einer Kirche in Palermo entwendet hatte.

Als publik wird, dass die Geschichte dieses Raubes, der 1969 tatsächlich begangen wurde, verfilmt wird, geraten erst Alessandro, dann auch Valeria ins Visier von dubiosen Figuren, die unterschiedlichste Interessen verfolgen.

Einem allwissenden Chronisten gleich taucht der charismatische, gut informierte Rak aus dem Nichts auf, erzählt Geschichten, präsentiert Indizien, deckt Hintergründe auf und liefert so den Stoff zu einer tragikomischen und mitreissenden Burleske, «in der es von kriminellen Produzenten, mafiösen Filmleuten, sentimentalen Hackern und mässig aufgeweckten Ministern nur so wimmelt. Die äusserst verzwickte Handlung ist eine Hommage an Leonardo Sciascia und Pirandello.» («L’Espresso») Do 12. 12.

> 20.30 Uhr

Fr 13. 12. – So 15. 12.

> 18.00 Uhr

Troppa grazia Gianni Zanasi, Italien 2018; 110' I/d (DCP, Farbe, Scope) Mit Alba Rohrwacher, Hadas Yaron, Rosa Vannucci, Elio Germano, Carlotta Natoli, Daniele De Angelis, Giuseppe Battiston, Thomas Trabacchi, Teco Celio, Francesca Beggio

ERSTAUFFÜHRUNG : Was soll man von einer Madonna halten, die nicht sanft, sondern stur ist und zu rabiaten Mitteln greift, um ihre Forderungen durchzusetzen?

Die alleinerziehende Lucia Ravi (Alba Rohrwacher) hat Mühe, eine Balance zwischen der Begleitung ihrer pubertierenden Tochter, der anstrengenden Liebesbeziehung mit Arturo und ihrem Job zu finden. Als sie den Auftrag erhält, ein riesiges Grundstück auf dem Land zu vermessen, auf dem die Grossüberbauung «The Wave» entstehen soll, merkt die gewissenhafte Ingenieurin bald, dass mit den Plänen etwas nicht stimmt. Aus Angst, den Auftrag zu verlieren, unternimmt sie nichts und setzt ihre Arbeit fort. Bis ihr eines Tages auf dem Grundstück eine ärmlich gekleidete, an einen Flüchtling erinnernde junge Frau gegenübersteht, die aus dem Nichts aufgetaucht ist. Diese fordert Lucia auf, das Projekt zu stoppen und anstelle der Überbauung eine Kirche errichten zu lassen. Das Seltsame dabei ist, dass die Fremde nur von Lucia wahrgenommen wird – ihr Mitarbeiter hat niemanden gesehen. Tags darauf stellt sich die mysteriöse Frau als Mutter Gottes vor. Als sie unvermittelt auch in der Küche von Lucia auftaucht, beginnt diese an ihrem Verstand zu zweifeln. Denn sie versteht nicht, was mit ihr geschieht. Eine Freundin, der sie sich anvertraut, hält das Ganze für eine stressbedingte Halluzination. Doch auf einem Empfang anlässlich des Bauprojekts macht Lucia die schmerzliche Erfahrung, dass die Madonna keineswegs eine Erscheinung, sondern sehr real ist. Und nicht bereit, von ihren Forderungen abzurücken.

Haben Wunder noch Platz in einer Welt, die von Profitgier geprägt ist? «Es geht um die Fähigkeit, (…) überhaupt glauben zu können. Es geht um das Fühlen und die Vorstellungskraft. Während langer Zeit hat Lucia diese Fähigkeit unterdrückt und nun kehrt diese mit zorniger Kraft zurück, um zu verhindern, dass sich Lucia ihrer vollständig entledigt.

Die Madonna im Film ist nicht jene der religiösen Erzählung, sondern ganz einfach die

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Cinema italiano

Madonna von Lucia. Eine Madonna, die unerbittlich eine unbequeme ethische und existenzielle Botschaft überbringt.» (Gianni Zanasi) Das ebenso faszinierende wie rätselhafte Drama einer Selbstfindung, das in Cannes mit dem Preis für den besten europäischen Film ausgezeichnet wurde.

Mo 16. 12. / Di 17. 12.

> 18.00 Uhr

Mi 18. 12.

> 20.15 Uhr

Un giorno all’improvviso Ciro D’Emilio, Italien 2018; 88' I/d (DCP, Farbe, Scope) Mit Anna Foglietta, Giampiero De Concilio, Biagio Forestieri, Giuseppe Cirillo, Lorenzo Sarcinelli, Massimo De Matteo, Fabio De Caro, Alessia Quaratino, Alessandra D’Ambrosio, Enzo Attanasio

ERSTAUFFÜHRUNG : Die konsequent aus der Sicht des Sohnes erzählte Geschichte einer symbiotischen Liebe zwischen ihm und seiner emotional auffälligen Mutter.

Der knapp siebzehnjährige Antonio Improta lebt in einer Kleinstadt im neapolitanischen Hinterland, wo man trotz Arbeit kaum über die Runden kommt. Weil sein Vater Carlo die Familie früh verlassen hat, ist es an Antonio, sich um seine psychisch labile, auf Medikamente angewiesene Mutter zu kümmern. Das tut er äusserst liebevoll, holt Miriam weg vom Spielautomaten in der Bar, wenn sie mal wieder Radau macht, oder von Carlos Haus, wenn sie diesen lauthals zur Rückkehr in ihr Bett auffordert. Und er kocht für sie, obwohl es eigentlich umgekehrt sein müsste. Denn Antonio hat einen ausgefüllten Tag: Am Morgen putzt er die Wohnung und hilft seiner Mutter im grossen Früchte- und Gemüsegarten.

Der Nachmittag ist für das Fussballtraining reserviert, und abends arbeitet er bis Mitternacht an der Tankstelle. Antonio ist mit seinem Leben zufrieden und hat viel Spass mit seinen besten Freunden Peppe und Stefano, die wie er von einer Profikarriere als Fussballer träumen. Als eines Tages ein Talentscout des FC Parma an der Seitenlinie steht, werden Topscorer Stefano und Captain Antonio zu einem zweitägigen Probetraining nach Parma eingeladen. Und so kommt es, dass sich Antonio die einmalige Chance bietet, zusammen mit seiner Mutter in eine andere Stadt zu ziehen und die belastende Vergangenheit hinter sich zu lassen. Doch zuvor will sich Miriam noch von Carlo verabschieden.

Ciro D’Emilio ist mit Un giorno all’improvviso ein mitreissendes, vorzüglich geschriebenes Drama gelungen, «das den Realismus eines Ken Loach mit stillen, sinnlichen Momenten verbindet, die an die literarischen Werke von Moravia und Elsa Morante erinnern». («Il Mattino») Giampiero De Concilio als Sohn ist eine Entdeckung, Anna Foglietta, die mit grosser Intensität die Mutter spielt, ein Ereignis.

Do 19. 12. / Fr 20. 12.

> 18.00 Uhr

Sa 21. 12.

> 18.30 Uhr

So 22. 12.

> 21.00 Uhr

DANIEL DAY-LEWIS

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WAS THAT REALLY IT?

Gangs of New York

Jack Nicholson hat es getan, Michael Caine und unlängst Robert Redford. Sie alle haben der Schauspielerei mindestens einmal abgeschworen, haben ihren Ruhestand erklärt und sich offiziell von ihrem Leben vor der Kamera verabschiedet. Und sind dann doch wiedergekommen. Auch Daniel Day-Lewis ist einer von ihnen – oder vielleicht doch nicht? Zwar hat auch er vor gut zwei Jahren mit gerade mal sechzig seinen definitiven Rückzug angekündigt. Doch sitzt der Schmerz über seinen Abgang tiefer, weil er endgültiger scheint. Zudem ist jeder Vergleich mit anderen Hollywoodgrössen in seinem Fall hoffnungslos.

Denn Day-Lewis ist eine Klasse für sich: Eigenbrötler und Querdenker, Genie und Wahnsinniger, Extremschauspieler und Gefühlsmensch, alles in einem. Einer, der bisher als Einziger drei Oscars als bester Hauptdarsteller entgegennehmen durfte, der sich wie kein anderer akribisch auf seine Rollen vorbereitet, sich in sie hineinlebt, ja hineinatmet, bis er mit ihnen eins wird, um sie anschliessend regelrecht in die Leinwand einzubrennen. Kurzum: Daniel DayLewis ist einer wie keiner, weil er bei allem, was er tut, ganz und ungeteilt er selbst ist, erfüllt von einer Intensität, umgeben von einer Aura und begnadet mit einem Talent, wie es sie im Kino nur extrem selten zu finden gibt. Bisher nur einmal. Und, was zu befürchten ist, in Zukunft nicht mehr.

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Daniel Day-Lewis Day-Lewis

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Es hat damit angefangen, dass sich Day-Lewis bereits über die Jahre vor der Kamera immer rarer gemacht hat, dass er grundsätzlich nur noch Rollen annahm, die zu ihm sprachen, die ihm etwas abverlangten, oder anders: die seiner «Methode» zuträglich waren. Rollen also, die ihn neugierig machten auf das, was hinter den Worten steckte, und das, was er ihnen zu geben vermochte, sodass sie auf Film gebannt zu unvergesslichen Figuren wurden. Sein Lincoln in Steven Spielbergs gleichnamigem Film ist so eine Jahrhundertrolle, die er gebeugt und steif, aber mit einer Inbrunst, Schärfe und Geistesgegenwart verkörpert, dass sein Spiel einem weit mehr als nur den gewünschten Respekt einflösst. Und auch der Schürfer Daniel Plainview, der in Paul Thomas Andersons There Will Be Blood zum Öltycoon aufsteigt und dabei von der Gier zerfressen wird, bricht mit so elementarer Wucht auf die Zuschauer ein, dass man ihn, einmal gesehen, so schnell nicht wieder vergisst. Day-Lewis’ Plainview mit den dunkel glühenden Augen ist eine jener legendären Figuren, die wie Orson Welles’ Medienmogul Charles Foster Kane oder John Hustons Noah Cross (Chinatown) in die Filmgeschichte eingegangen sind, und verweist nicht zuletzt auch auf Bill «The Butcher» Cutting, den Gangsterboss mit Fleischerbeil und Glasauge, den Day-Lewis in Martin Scorseses Gangs of New York mit einer solchen Wut im Blut darstellt, dass er Leonardo DiCaprio gnadenlos an die Wand spielt.

Day-Lewis, das wird schnell klar, ist ein Mann für schwierige, schmutzige, anstrengende Rollen. Aber der 1957 in London geborene Sohn des Dichters Cecil Day-Lewis und der Schauspielerin Jill Balcon kann auch anders: In Phantom Thread etwa, seinem vermeintlich letzten Film, gibt er den schönen, schmalen, eleganten Herrn, der er heute auch im wahren Leben ist. Da ist er ganz der Künstler, das Genie, dem man seine Kompliziertheit und Eigenwilligkeit bereits in den ersten Bildern ansieht, in denen er sich als der exquisite Modeschöpfer Reynolds Woodcock für den Tag rüstet, sein Haar bürstet, die feinen Seidenstrümpfe über die zerbrechlichen Schienbeine streift und von Kopf bis Fuss makellos und galant zum Frühstück erscheint, das ihm so heilig ist wie dem Ölmann Plainview seine Bibel.

Doch auch seine ersten Engagements als junger Schauspieler zeugten bereits von der Wandlungsfähigkeit, die Day-Lewis seither zu einem seiner Markenzeichen gemacht hat: Ob als schwuler Schläger-Punk in Stephen Frears’ My Beautiful Laundrette oder als eitler viktorianischer Verehrer in James Ivorys A Room with a View, Day-Lewis wusste schon immer den richtigen Ton, die richtige Geste, das richtige Gefühl für jede seiner Figuren zu finden.

Sogar ein echter Romantiker steckt in ihm, wie er als Hawkeye, der letzte

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Mohikaner, in Michael Manns Verfilmung von James Fenimore Coopers Indianerroman bewies.

Mit den künstlerischen Genen der Eltern im Blut und einem der einflussreichsten Filmproduzenten des britischen Kinos als Grossvater waren die Weichen bereits für den jungen Day-Lewis auf Erfolg gestellt. 1971 gab er als gerade mal Vierzehnjähriger sein Filmdebüt mit einem kurzen Auftritt als Randalierer in John Schlesingers Künstlerdrama Sunday Bloody Sunday. Und einmal entflammt, war seine Leidenschaft fürs Spielen auf der Bühne und vor der Kamera nicht mehr zu bremsen. Doch wenn Day-Lewis etwas anpackt, dann richtig. Nach der Schule studierte er deshalb zunächst Schauspiel an der Bristol Old Vic School, verfeinerte seine Kunst anschliessend am Theater und im Fernsehen, bis er zehn Jahre später in einem kleinen Part in Richard Attenboroughs Gandhi erneut auf der Leinwand zu sehen war. Sein erstes einschneidendes Kinoabenteuer erlebte er 1984 an der Seite von Mel Gibson, Anthony Hopkins und Laurence Olivier in The Bounty, und vielleicht hat ihm die Begegnung mit Letzterem derart imponiert, dass er bereits hier seinen himmelhohen Anspruch an sich selbst und an seine Arbeit festsetzte, den zu erfüllen er zu seiner Lebensaufgabe machte.

Seinen ersten Oscar als bester Hauptdarsteller erhielt er 1989 für seine sorgfältig einstudierte Darstellung des irischen Schriftstellers und Künstlers Christy Brown, der seit seiner Geburt an zerebraler Kinderlähmung litt und nur seinen linken Fuss bewegen konnte. Wobei einstudiert hier meint, dass auch Day-Lewis selbst monatelang nur mit dem linken Fuss geschrieben, getippt und gemalt hat, um seine Figur so wahrhaft wie möglich zu interpretieren.

So, wie er sich vier Jahre später für In the Name of the Father mit Kaltwasserduschen foltern liess, um den inhaftierten vermeintlichen IRA-Kämpfer, den er darin verkörpert, nicht nur zu verstehen, sondern zu sein. Denn genau darin liegt das offene Geheimnis des unendlich wandelbaren Charismatikers: dass er seine Rollen nicht nur spielt, sondern sie sich physisch aneignet. Seine ureigene Art des Method Acting reicht dabei weit über die ursprüngliche Definition des Begriffs hinaus. Nicht nur Mimik, Gestik und Bewegung entwickeln sich bei ihm aus dem Inneren heraus, Day-Lewis lebt seine Rollen (zum Leidwesen seiner Frau Rebecca Miller und der gemeinsamen Kinder) bereits Monate vor dem Dreh zu Hause aus, bevor er mit neuer Persona vor die Kamera tritt.

«Ich zerpflücke eine Figur nicht in ihre Einzelteile, bastle alles neu zusammen und lege dann los», erklärte er entschieden, als er 2012 seinen dritten Oscar für Lincoln bekam. «Ich neige dazu, die Dinge langsam anzugehen, über einen

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längeren Zeitraum. Und je mehr ich mich in die jeweilige Figur hineinfühle, fange ich mit etwas Glück an, eine Stimme zu hören.»

Nur manchmal werden die Stimmen zu viel, zu laut, zu unheimlich. Wie damals 1989, als er sich von der Bühne zurückzog, nachdem er zu sehr in seinen Hamlet am National Theatre hineingehört hatte und ihm irgendwann mitten in der Vorstellung der Geist seines verstorbenen Vaters erschienen war. Von dem Moment an blieb er dem Theater fern. Es war kein offizieller Rücktritt, aber ein erstes Zeichen seiner stählernen Entschlossenheit. Weitere sollten folgen. Ende der Neunziger sah es schon einmal beinahe so aus, als hätte auch das Kino ihn für immer verloren. Da heuerte er nach seinem Krafteinsatz in Jim Sheridans The Boxer bei dem berühmten italienischen Schuhmacher Stefano Bremer als Lehrling an. Gott sei Dank jedoch nur, um fünf Jahre später energischer, leidenschaftlicher und raffinierter denn je zum Spielen zurückzufinden.

Vielleicht ist es diesmal wieder so, vielleicht kommt er zurück, wenn ihn die Spielwut erneut packt. Denn in seinem Wesen, in seinem Herzen ist Day-Lewis vor allem eines: ein passionierter Handwerker und ein Meister seines Fachs, der sich, um den eigenen Beruf zu perfektionieren, unermüdlich auch in den anderen Künsten schult. Nicht umsonst lernte er auch das Schneidern, bis er es verstand, ein historisches Balenciaga-Kleid zu nähen, um in Phantom Thread nicht nur eine gute, sondern obendrein eine möglichst glaubwürdige Figur zu machen.

Seine Art, sich mit jeder Rolle neu zu erfinden, das Teuflische, das Unberechenbare und das Sanfte in ihm, all das macht Daniel Day-Lewis zu dem Jahrhundertschauspieler, der er zweifelsohne ist. Nur – in einer solchen Liga zu spielen, ist alles andere als einfach. Day-Lewis war immer anders und wird es immer sein. Er wägt genau ab, geht die Dinge auf seine Art an oder lässt sie lieber gleich bleiben. Für und wider. Alles oder nichts. Einmal oder keinmal. Noch haben wir die Hoffnung auf seine Rückkehr nicht ganz aufgegeben. Pamela Jahn

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My Beautiful Laundrette Stephen Frears, Grossbritannien 1985; 97' E/df (35 mm, Farbe) Mit Daniel Day-Lewis, Gordon Warnecke, Saeed Jaffrey, Roshan Seth, Derrick Branche, Shirley Anne Field, Rita Wolf, Souad Faress, Richard Graham, Stephen Marcus

Auf den ersten Blick eine Komödie, auf den zweiten ein brillantes, genau beobachtetes Sozialdrama, das sich wie ein Stachel ins Fleisch der Konservativen bohrte.

Omar (Gordon Warnecke) und sein arbeitsloser Vater gehören der britischen Unterschicht an und sind als Pakistani latentem Rassismus ausgesetzt. Trotz Alkoholismus und Bettlägerigkeit vermittelt Hussein seinem Sohn einen Job in der Garage von Onkel Nasser, wo Omar fortan Autos wäscht. Der ehrgeizige junge Mann bewährt sich, macht schon bald die Abrechnungen, kauft sich schicke Klamotten und bekommt vom Onkel einen schnittigen Wagen geschenkt. Schliesslich überträgt ihm Nasser die Leitung seines heruntergekommenen Waschsalons. Als Omar eines Nachts zufällig seinem ehemaligen Jugendfreund Johnny (Daniel Day-Lewis) begegnet, der zusammen mit einer Horde Fascho-Kumpels die Gegend unsicher macht, hat er eine Idee. Und überredet den Unangepassten ein paar Tage später, bei ihm zu arbeiten. Johnny, gar nicht zimperlich, räumt im Laden auf und baut den Waschsalon zusammen mit Omar – sehr zum Unmut von Johnnys altem Umfeld – zu einem wahren Schmuckstück von Südlondon aus. Dabei verlieben sich die beiden ineinander.

Mit kleinem Budget und nach einem Drehbuch von Hanif Kureishi für das Fernsehen produziert, wurde My Beautiful Laundrette unerwartet zum Publikumsliebling auf zahlreichen Festivals und gelangte erst auf Umwegen ins Kino. Stephen Frears’ Film traf mit seinem bissig-ironischen Blick auf die gesellschaftliche Situation in England nach Jahren der konservativen Thatcher-Regierung den Nerv der Zeit und machte den 28 -jährigen Schauspieler Daniel Day-Lewis schlagartig bekannt. New British Cinema at its best.

Do 5. 12. / Fr 6. 12.

> 20.00 Uhr

Sa 7. 12.

> 20.30 Uhr

So 8. 12. / So 22. 12.

> 19.00 Uhr

The Bounty Roger Donaldson, USA/Grossbritannien 1984; 130' E/df (35 mm, Farbe, Scope) Mit Mel Gibson, Anthony Hopkins, Laurence Olivier, Edward Fox, Daniel Day-Lewis, Bernard Hill, Philip Davis, Liam Neeson, Wi Kuki Kaa, Tevaite Vernette

Wer dringend einen Kurzurlaub benötigt, hat hier die Möglichkeit, im Südseeparadies Tahiti während einer guten Stunde Wärme zu tanken.

Portsmouth, 1787: Zwei Tage vor Weihnachten sticht die «Bounty» unter dem von krankhaftem Ehrgeiz getriebenen Captain William Bligh (Anthony Hopkins) in See, um über die äusserst riskante Kap-Hoorn-Route nach Tahiti zu segeln. Auf der Südseeinsel sollen Stecklinge des dort heimischen Brotfruchtbaums gezogen, geladen und dann nach Jamaica transportiert werden, wo dessen Früchte – ein vielversprechender Getreideersatz – als billige Sklavennahrung vorgesehen sind. Als Blighs Versuch, das Kap auf dem

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The Bounty

A Room with a View

My Beautiful Laundrette

My Left Foot

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Weg nach Südostasien zu umsegeln, scheitert, kommt es zum Konflikt mit seinem Ersten Offizier, dem hochmütigen John Fryer (Daniel Day-Lewis), der vom herrischen Kapitän in der Folge herabgestuft und durch Fletcher Christian (Mel Gibson) ersetzt wird. Schliesslich erreicht die «Bounty» Tahiti, euphorisch empfangen von den Einheimischen, die die Besatzung schon bald mit den Annehmlichkeiten des Insellebens bekannt machen. Bligh reagiert zunehmend allergisch auf seine verkommenen Männer, insbesondere seinen neuen Ersten Offizier, die nichts mehr davon abhalten kann, sich mit den schönen Insulanerinnen zu vergnügen. Er drängt auf eine baldige Abreise, um – wieder auf hoher See – seine Mannschaft mehr denn je zu tyrannisieren. Als sich der liebeskranke Christian schliesslich dem Befehl des Kapitäns widersetzt, kommt es am 28 . April 1789 zur offenen Meuterei. Bligh und seine Getreuen werden überwältigt und in einem Beiboot ausgesetzt.

Von den zahlreichen Verfilmungen des «Bounty»-Stoffes kommt Roger Donaldsons Adaption den historisch verbrieften Ereignissen am nächsten und schildert, wie der despotische Kapitän nacheinander seine beiden Ersten Offiziere zur Schnecke macht. Daniel Day-Lewis musste sich wohl zugunsten von Mel Gibson stark zurücknehmen, da er mit jeder gemeinsamen Szene die schauspielerischen Defizite des Mad Max-Stars offenbarte. Ein prominent besetztes, streckenweise mit penetranter Südsee-Folklore aufwartendes Seefahrer-Abenteuer.

So 8. 12. / So 22. 12.

> 16.30 Uhr

A Room with a View James Ivory, Grossbritannien 1985/86; 116' E/df (35 mm, Farbe) Mit Helena Bonham Carter, Maggie Smith, Denholm Elliott, Julian Sands, Daniel Day-Lewis, Rupert Graves, Simon Callow, Judi Dench, Rosemary Leach, Patrick Godfrey

Eine vorzüglich besetzte, optisch überwältigende Studie englischer Mentalität, in der zwei Liebende nach zahlreichen Irrungen und Wirrungen zusammenfinden.

Im Jahr 1907 reist die schöne Engländerin Lucy Honeychurch (Helena Bonham Carter) zusammen mit der steifen Charlotte Bartlett (Maggie Smith), die als Anstandsdame jede von Lucys Bewegungen überwacht, nach Florenz. Dort begegnet die gleichzeitig kontrollierte und temperamentvolle junge Frau dem melancholischen, leicht exzentrischen George Emerson (Julian Sands), der sie bei einem gemeinsamen Ausflug ebenso unvermittelt wie leidenschaftlich küsst. Zurück in England, verdrängt Lucy ihre Gefühle und geht eine Verlobung mit dem blasierten Landadligen Cecil Vyse (Daniel Day-Lewis) ein.

Doch noch im selben Jahr zieht Georges Vater auf seiner Suche nach einem geeigneten Landsitz ganz in die Nähe der Honeychurchs – eine Begegnung zwischen George und Lucy ist unvermeidlich. Und führt dazu, dass sich die sonst so vernünftige junge Lady über alle Konventionen hinwegsetzt und sich für die Liebe entscheidet.

«Der Film ist eigentlich unmöglich und doch ein Hochgenuss. (…) Sämtliche Italienklischees bebildert der Film in herrlichen Farbstimmungen, aber man lässt es sich gefallen, weil es Sinn macht, weil sanft ein Bürgertum auf die Schippe genommen wird, das diesen Schmelz und Schmus kultivierte. (…) Und trotz aller nostalgischen Verklei-

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Daniel Day-Lewis

dungen ist auch die Inszenierung des Films sehr modern, weil sie ein aufgeklärtes, amüsantes Sittengemälde vorführt und ein hohes Mass an Durchsichtigkeit besitzt. Ivorys A Room with a View ist ein Augenschmaus.» («Die Zeit») Daniel Day-Lewis, der junge Wilde mit natürlicher Street Credibility aus My Beautiful Laundrette, ist hier als langweiliger, verklemmter Geck kaum mehr zu erkennen – der Gegensatz könnte nicht grösser sein.

Mo 9. 12. / Di 10. 12.

> 20.00 Uhr

Mi 11. 12.

> 18.00 Uhr

My Left Foot Jim Sheridan, Irland/Grossbritannien 1988/89; 103' E/df (35 mm, Farbe) Mit Daniel Day-Lewis, Brenda Fricker, Ray McAnally, Fiona Shaw, Hugh O’Conor, Ruth McCabe, Alison Whelan, Kirsten Sheridan, Adrian Dunbar, Cyril Cusack

Die wahre Geschichte des Christy Brown, der 1932 in Dublin schwerstbehindert zur Welt kam und sich dank übermenschlichen Anstrengungen zum erfolgreichen Buchautor entwickelte.

Christy Brown (Daniel Day-Lewis) hat es geschafft: Im Smoking wartet er auf den Auftritt an einer Wohltätigkeitsveranstaltung, um den geladenen Gästen sein autobiografisches Buch vorzustellen. Während noch Reden gehalten werden, sitzt er in der Bibliothek, trinkt verstohlen aus seinem Flachmann, schaut fasziniert der ihn betreuenden Krankenschwester beim Lesen von «My Left Foot» zu – und ist dabei, sich heftig in die junge Frau zu verlieben. Was zwanzig Jahre zuvor niemand für möglich gehalten hätte. Denn Christy, mit zerebraler Lähmung in eine kinderreiche Arbeiterfamilie geboren, kann als Kind nicht sprechen und praktisch nur den linken Fuss bewegen. Seine aufopfernde Mutter richtet ihm einen festen Platz unter der Treppe ein, wo Klein Christy zumindest als passiver Zuhörer am Familienalltag teilnehmen kann. Der Junge kämpft hartnäckig gegen sein Schicksal, lernt mühevoll, mit seinem «guten» Fuss zu schreiben und zu malen sowie seine Sprechfähigkeit zu verbessern und seine spastischen Bewegungen zu koordinieren. Eine erste Ausstellung seiner Bilder macht ihn bekannt, und seine mühsam mit dem grossen Zeh getippte Geschichte findet so viele begeisterte Leser, dass Christy mit den Einnahmen die Familie ernähren kann. Doch sein Erfolg vermag ihn nicht über sein Selbstmitleid und vor allem sein Liebesbedürfnis hinwegzutäuschen.

Jim Sheridan gelang mit seinem sorgfältig inszenierten Regiedebüt ein berührendes, von unwiderstehlichem Humor geprägtes Meisterwerk, das sich eher auf die Fähigkeiten als auf die Behinderungen seiner Hauptfigur konzentriert und das Daniel Day-Lewis zum oscarprämierten Star machte. Ein starkes Plädoyer für die Integration von Handicapierten in unsere Gesellschaft, denen der äusserst eindrückliche Hauptdarsteller mit seiner exemplarischen Geschichte eine Stimme und ein Gesicht verleiht.

Fr 13. 12. – So 15. 12.

> 20.15 Uhr

Fr 27. 12.

> 18.00 Uhr

So 29. 12.

> 20.15 Uhr

Daniel Day-Lewis

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The Last of the Mohicans Michael Mann, USA 1992; 112' OV/df (35 mm, Farbe, Scope) Mit Daniel Day-Lewis, Madeleine Stowe, Wes Studi, Russell Means, Eric Schweig, Steven Waddington, Jodhi May, Maurice Roëves, Patrice Chéreau, Edward Blatchford

Grosses Abenteuerkino mit Daniel Day-Lewis und Madeleine Stowe in einem opulenten Heldenepos vor prächtiger Landschaftskulisse.

Häuptling Chingachgook und seine Söhne Uncas und Hawkeye (Daniel Day-Lewis) vom Stamm der Mohikaner halten sich aus den kriegerischen Auseinandersetzungen des Jahres 1757 zwischen den britischen und französischen Kolonialmächten um Territorien in Neuengland heraus – obwohl sich die Kriegsgegner ihre Verbündeten bevorzugt unter Indianern suchen. Doch nachdem die drei Mohikaner mit ihrem unbarmherzigen Eingreifen einen britischen Major und zwei ihm anvertraute junge Engländerinnen vor der Abschlachtung durch Huronen-Krieger bewahrt haben, verliebt sich Hawkeye in Cora Munro (Madeleine Stowe), die ältere der beiden geretteten Offizierstöchter. Und so schlägt sich der als Weisser in jungen Jahren von Chingachgook adoptierte und grossgezogene Mohikaner doch auf die Seite der Briten gegen die Franzosen. Hawkeye, Uncas und Chingachgook gelingt es, ihre Schützlinge mitten durch feindliches Indianergebiet nach Fort William Henry zu führen, das unter dem Befehl von Colonel Munro sowie unter Dauerbeschuss der französischen Artillerie steht. Und hier, inmitten der Wirren des Kolonialkriegs, kommt es nach 52 Filmminuten zu einem ersten leidenschaftlichen Kuss zwischen Hawkeye und Cora. Weitere folgen. Bis der weisse Mohikaner auf Befehl von Colonel Munro wegen Aufwiegelung gehängt werden soll.

Viel wurde geschrieben über die stupende Authentizität von Ausstattung und IndianerSzenen. Doch Michael Manns Film ist nicht ganz so authentisch, wie er vorgibt, dafür umso herzergreifender. Denn – anders als im Roman von J. F. Cooper, auf dem er vage beruht – bestimmt hier die Verliebtheit Hawkeyes Tun. Und so ist es denn auch die mitreissende Liebesgeschichte zwischen dem stolzen, freien Angehörigen eines aussterbenden Indianerstamms (Daniel Day-Lewis ist ein Bild von einem Mann) und der aufgewühlten Britin, die die Qualität von The Last of the Mohicans ausmacht.

Mo 16. 12. / Di 17. 12.

> 20.15 Uhr

Mi 18. 12.

> 18.00 Uhr

The Age of Innocence Martin Scorsese, USA 1993; 138' E/df (35 mm, Farbe, Scope) Mit Daniel Day-Lewis, Michelle Pfeiffer, Winona Rider, Miriam Margolyes, Stuart Wilson, Geraldine Chaplin, Siân Phillips, Richard E. Grant, Mary Beth Hurt, Michael Gough, Jonathan Pryce

Die Geschichte einer hoffnungslos ungelebten Liebe, die in New Yorks Upperclass um 1870 aus mangelndem Lebensmut am Altar der Konventionen geopfert wird.

Kurz vor der offiziellen Verkündung seiner Verlobung mit der reizenden May Welland (Winona Rider) wird dem vielversprechenden Anwalt Newland Archer (Daniel Day-Lewis) in der Opernloge der Wellands Mays Cousine, die nach einer gescheiterten Ehe in Eu-

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The Last of the Mohicans

The Age of Innocence

Daniel Day-Lewis

Daniel Day-Lewis

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ropa soeben in ihre Heimat zurückgekehrte Gräfin Olenska (Michelle Pfeiffer), vorgestellt.

Archer, insgeheim ein Freigeist, ist von der unkonventionellen, zwanglosen Frau, die sich nur marginal an die Regeln der gehobenen Gesellschaft hält, sogleich fasziniert. Gleichzeitig wird ihm Mays farblose Mädchenhaftigkeit, die Leere hinter ihrer Nettigkeit bewusst. Und so beginnt er sich zunehmend von seiner Verlobten zu entfernen, je näher er Ellen Olenska kommt. Die schöne, selbstbewusste Gräfin wird die Liebe seines Lebens.

Doch als Newland ihr seine Liebe endlich gesteht, ist es zu spät für eine offizielle Verbindung, weil seine Skrupel überwiegen und Ellen sich aufgrund von Newlands Rat nicht von ihrem Noch-Ehemann hat scheiden lassen. Obwohl sie wie füreinander geschaffen sind, können sie nicht zusammen sein. Und weil sie nicht leben können, ohne einander zu sehen, finden ihre ebenso seltenen wie kurzen Treffen im Geheimen statt, sodass bereits die Berührung ihrer Hände zum Ereignis wird. Die unerfüllte Liebe überschattet Newlands Ehe – er hat seine May wie vorgesehen geheiratet – über Jahre hinweg und macht aus ihm einen zutiefst unglücklichen Menschen.

Martin Scorsese ist mit seinem opulenten, grandios fotografierten und inszenierten Porträt einer von starren Konventionen und heuchlerischen Moralvorstellungen geprägten Gesellschaft ein herzzerreissendes Liebesdrama gelungen. Wobei die Ausstattung den äusseren Glanz der High Society höchst authentisch spiegelt, während Michael Ballhaus’ geniale Kamera die inneren Konflikte der Protagonisten sichtbar macht. Was für ein Film!

Do 19. 12. / Fr 20. 12.

> 19.45 Uhr

Sa 21. 12.

> 20.15 Uhr

Fr 3. 1.

> 18.00 Uhr

So 5. 1.

> 19.45 Uhr

Jack and Rose (aka The Ballad of Jack and Rose) Rebecca Miller, USA 2004/05; 112' E/df (35 mm, Farbe) Mit Daniel Day-Lewis, Camilla Belle, Catherine Keener, Ryan McDonald, Paul Dano, Jason Lee, Jena Malone, Beau Bridges, Susanna Thompson

Wenn die Liebe ihre Unschuld verliert: Daniel Day-Lewis brilliert als desillusionierter Althippie, der zur einzigen Bezugsperson seiner Tochter geworden ist.

Neuengland, 1986 : Jack Slavin (Daniel Day-Lewis) und seine über alles geliebte Tochter Rose (Camilla Belle) leben in völliger Abgeschiedenheit auf einer Insel vor der US -Ostküste und sind die letzten Bewohner einer Hippie-Kommune aus den Siebzigern, die sich vor Jahren aufgelöst hat. Doch obwohl die unbeschwerten Tage von «love, peace and happiness» längst vorbei sind, hält Jack an den Idealen von damals fest und führt ein friedliches, selbstbestimmtes, naturnahes Leben auf dem Gelände der ehemaligen Kommune, das er als einer der Mitbegründer gekauft hat. Jacks Ziel ist es, fremde Einflüsse von Rose fernzuhalten – vor allem, seit sich eine ernste Erkrankung bei ihm bemerkbar macht. Doch wo liegt die Grenze zwischen Liebe und Abhängigkeit? Wann wird Fürsorglichkeit zu Machtmissbrauch? Rose reift zur Frau heran und sieht ihren vergötterten Vater allmählich mit anderen Augen. Als Jack eines Tages seine Freundin Kathleen – von der

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Daniel Day-Lewis

Jack and Rose

The Crucible

There Will Be Blood

Phantom Thread

Daniel Day-Lewis

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Rose gar nichts weiss – und deren zwei Söhne einlädt, bei ihnen zu wohnen, reagiert die übergangene Tochter mit hemmungsloser Aggression. Das Inselparadies bekommt tiefe Risse.

Dass es in einer Gemeinschaft, in der ein Althippie die einzige Bezugsperson seiner sechzehnjährigen Tochter ist, kaum nur idyllisch sein kann, lässt bereits der musikalische Einstieg mit dem von CCR interpretierten Hammersong «I Put a Spell on You» erahnen.

Und tatsächlich ist das eindrückliche Familiendrama von Rebecca Miller (der Ehefrau von Daniel Day-Lewis und Tochter von Arthur Miller und Inge Morath) eine schonungslose Abrechnung mit dem weltfremden Selbstverständnis eines letzten Mohikaners der Flower-Power-Bewegung.

Mo 23. 12.

> 18.00 Uhr

Mi 25. 12.

> 20.30 Uhr

The Crucible Nicholas Hytner, USA 1996; 123' E/df (35 mm, Farbe) Mit Daniel Day-Lewis, Winona Ryder, Paul Scofield, Joan Allen, Bruce Davison, Rob Campbell, Jeffrey Jones, Peter Vaughan, Karron Graves, Charlayne Woodard

Wohin fehlgeleitete Liebe und religiöser Wahn führen können, zeigt dieser Film, zu dem Arthur Miller, Autor des Theaterstücks, das Drehbuch geschrieben hat.

Salem, ein bigotter Ort in Massachusetts, 1692 : Alles beginnt damit, dass Abigail Williams (Winona Ryder) ein Dutzend Mädchen und junge Frauen zu einem nächtlichen Liebesritual im Wald anstiftet, bei dem die Teilnehmerinnen unter Anleitung der Zeremonienmeisterin Tituba um ein Feuer tanzen – und dabei von Dorfpfarrer Parris überrascht werden. Der Schreck der Entdeckten ist so gross, dass zwei der Mädchen in eine tranceähnliche Bewusstlosigkeit fallen. Arzt und Gottesmann sind sich einig, dass nur Teufelswerk und Hexerei dahinterstecken können. Die jungen Frauen, allen voran Abigail, merken schnell, dass sie einer Strafe entgehen können, wenn sie behaupten, zu ihrem verbotenen Tun getrieben worden zu sein. Ihr erstes Opfer ist Tituba, die von den Gören beschuldigt wird, mit dem Teufel im Bund zu stehen, sie verhext zu haben. Die schwarze Hausangestellte hält dem Druck des einberufenen Gerichts nicht lange stand und gesteht alles, um sich zu retten. Doch Abigail hat noch andere Pläne. Nachdem sie erkannt hat, wie gross ihre Macht ist, will sie John Proctor (Daniel Day-Lewis), den Mann, den sie liebt und der sie seit der einseitigen Beendigung ihres Verhältnisses verschmäht, für sich. Und so denunziert sie dessen Ehefrau Elizabeth (Joan Allen), die bald darauf festgenommen und abgeführt wird. Aus dem Spiel wird bitterer Ernst. Und weil Abigail irgendwann ihre haltlosen Anschuldigungen nicht mehr zurücknehmen kann, ohne sich selber ans Messer zu liefern, beginnt eine beispiellose Inquisition, die einige nutzen, um Randständige, unliebsame Nachbarn oder Konkurrenten loszuwerden. Schliesslich fallen neunzehn Bewohnerinnen und Bewohner von Salem der Hexenjagd zum Opfer – sie werden unter Beifall der Bevölkerung gehängt.

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Daniel Day-Lewis

«So Furcht einflössend authentisch erwecken der Autor und sein kongenialer Regisseur die Salemer Paranoia zum Leben, dass es nicht schwer fällt, die Parabel, die 1953 als Kritik an McCarthys Kommunistenhetze gedacht war, als Warnung vor zeitgenössischem Fundamentalismus zu verstehen.» («Die Woche») Ein eindrückliches Drama, in dem Daniel Day-Lewis’ John Proctor lange damit hadert, ob er sich fürs Leben oder für seinen Seelenfrieden entscheiden soll.

Mo 23. 12.

> 20.15 Uhr

Mi 25. 12.

> 18.00 Uhr

Phantom Thread Paul Thomas Anderson, USA/Grossbritannien 2017; 130' E/df (DCP, Farbe) Mit Daniel Day-Lewis, Vicky Krieps, Lesley Manville, Camilla Rutherford, Gina McKee, Brian Gleeson, Harriet Sansom Harris, Eric Sigmundsson, Lujza Richter, Julia Davis

In seiner subtil erzählten Paarstudie führt P. T. Anderson meisterhaft durch das Gerangel, Kräftemessen und die Dynamiken einer einzigartigen Liebesbeziehung.

Der Damenschneider Reynolds Woodcock (Daniel Day-Lewis) sticht mit seinen Entwürfen und seiner Schneiderkunst konkurrierende Modeschöpfer aus. Er ist nicht nur brillant, sondern auch ein kreativer Getriebener. Und ein begehrter Junggeselle. Unterstützt von seiner Schwester Cyril (Lesley Manville), seiner einzigen Verbündeten, kleidet er Adlige, Neureiche, High-Society-Ladys und Debütantinnen im London der Nachkriegsjahre ein.

Die Damenwelt reisst sich um die exquisiten Stücke aus dem Hause Woodcock. Wechselnde Gefährtinnen dienen der Zerstreuung des ruhelosen Couturiers – bis er ihrer überdrüssig wird. Das ändert sich, als er die willensstarke Kellnerin Alma (Vicky Krieps) kennen lernt, die sein bevorzugtes Modell, seine Geliebte, Muse und Ehefrau wird. Die erfrischend natürliche, willensstarke junge Frau ist allerdings nicht bereit, sich Woodcocks egomanischen Schöpfungsriten zu beugen. Und so beginnt dessen massgeschneidertes Leben langsam, aber sicher auszufransen.

Paul Thomas Andersons letztes Meisterwerk ist «kein romantischer Liebesfilm in der reglementierten Welt eines britischen Modemachers der Fünfzigerjahre. Schon daran, wie dieser Reynolds Woodcock an Alma später Mass nehmen wird, zeigt er, dass er es gewohnt ist, keinen Millimeter von seinen Vorstellungen abzurücken. (…) Doch Alma ist nur auf den ersten Blick die willfährige Muse des Meisters. In dieser Frau lodert ein wilder Widerstandsgeist. Ihre Liebe manifestiert sich auch darin, dass sie den Blick nicht abwenden kann; dass sie nicht aufhört, auf ihrer Position zu bestehen. Anderson hat einen Beziehungsfilm gedreht, einen der wenigen, der sich für Abläufe unter der Oberfläche, für die Macht und Ohnmacht zwischen Paaren tatsächlich interessiert.» (Dominik Kamalzadeh) Ein wundersames, exzellent gespieltes Liebesdrama, mit dem Daniel Day-Lewis seinen viel zitierten Abschied von der Leinwand gab.

Do 26. 12. / Do 2. 1.

> 18.00 Uhr

Daniel Day-Lewis

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There Will Be Blood Paul Thomas Anderson, USA 2007; 158' E/df (35 mm, Farbe, Scope) Mit Daniel Day-Lewis, Paul Dano, Dillon Freasier, Ciarán Hinds, Kevin J. O’Connor, David Willis, Sydney McCallister, Hans Howes, Russell Harvard, Colleen Foy

Hinter dem biblischen Titel verbirgt sich eine Allegorie auf die Konsequenzen, wenn die Aufforderung, sich «die Erde untertan» zu machen, zu wörtlich genommen wird.

Kalifornien, zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Beim Schürfen nach Silber in den Coyote Hills stösst Daniel Plainview (Daniel Day-Lewis) auf Erdöl. Er erkennt das gewaltige Potenzial des schwarzen Goldes, wird – clever, gerissen und skrupellos, wie er ist – schon bald zu einem der Protagonisten des gerade einsetzenden Ölbooms und legt damit den Grundstein zu seinem Förderimperium. Es ist ein Aufstieg, der keine Rücksicht kennt.

Indem er seinen achtjährigen Adoptivsohn und «Partner» H. W. (Dillon Freasier) bei den Verhandlungen jeweils als schlagenden Beweis seiner familienfreundlichen Absichten einsetzt, gelingt es Plainview, zahlreiche Farmer zum Landverkauf oder zumindest zur Abtretung von Schürfrechten zu überreden. So auch die Familie Sunday in Little Boston.

Durch einen zuverlässigen Tipp hat er von einem riesigen, nicht erschlossenen Ölfeld unter deren Land erfahren, das er sich wie üblich günstig unter den Nagel reissen will.

Doch dieses Ölfeld soll zu seinem Schicksal werden: Der eine Sunday-Sohn, der junge, fanatische Laienprediger Eli (Paul Dano), wird zum erbitterten Gegenspieler des geldgierigen «Ölmanns», nachdem dieser das Bohrloch nicht von ihm hat segnen lassen. Zu sinken beginnt Plainviews Stern, als H. W. infolge eines Unfalls auf dem Förderturm das Gehör verliert. Danach tritt die menschenfeindliche Persönlichkeit des Ölmagnaten immer deutlicher zutage. Und was als Glückssuche begann, endet schliesslich in Verbitterung, Einsamkeit und Trunksucht.

Besonders blutig ist Paul Thomas Andersons archaische Saga aus den Anfängen des Kapitalismus nicht, dafür ist jede Szene durchtränkt mit der unstillbaren Gier des Protagonisten nach Reichtum, Macht und Anerkennung. Eine epische, fast klassische Tragödie, die von der Naturgewalt des Ausnahmeschauspielers Daniel Day-Lewis sowie von Jonny Greenwoods eigenwilligen atonalen Soundcollagen geprägt ist.

Do 26. 12. / Do 2. 1.

> 20.30 Uhr

Gangs of New York Martin Scorsese, USA/Italien 2002; 167' E/df (35 mm, Farbe, Scope) Mit Leonardo DiCaprio, Daniel Day-Lewis, Cameron Diaz, Jim Broadbent, John C. Reilly, Henry Thomas, Brendan Gleeson, Liam Neeson, Gary Lewis, Stephen Graham

Ein äusserst atmosphärisch inszeniertes, spektakulär fotografiertes Racheepos vor dem Hintergrund blutiger Bandenkriege im New York der Jahre 1846 bis 1863 .

Der kleine Amsterdam Vallon muss mit ansehen, wie sein Vater, der charismatische Anführer der irischstämmigen Dead Rabbits, in einer Schlacht um die Vorherrschaft im Armenviertel Five Points vom blutrünstigen Chefmetzger der rivalisierenden Natives getötet wird. Kaum aus der Erziehungsanstalt entlassen, in der er sechzehn Jahre verbracht hat, kehrt er als junger Mann (Leonardo DiCaprio) über den East River nach Five Points

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Gangs of New York

The Unbearable Lightness of Being

Daniel Day-Lewis

Daniel Day-Lewis

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zurück, um seinen Vater zu rächen. Amsterdam gelingt es, bis zum engsten Kreis der Männer vorzudringen, die seinen Widersacher, den gefürchteten William Cutting (Daniel Day-Lewis), genannt Bill the Butcher, umgeben. Bis dieser von Amsterdams wahrer Identität erfährt.

«Schon einmal stand Daniel Day-Lewis für Martin Scorsese vor der Kamera, als Adliger in The Age of Innocence, doch manierlich ist jetzt nichts mehr an ihm, wie er mit abgründig verkniffener Visage einen bestialischen Metzger und Bandenführer spielt, den Scorsese in einem Gespräch mit der ‹Zeit› einen amerikanischen Mackie Messer nannte.

Als obszöner Übervater ist Day-Lewis in Gangs of New York eine Attraktion für sich, und doch zielt dieses höllisch bluttrunkene Fresko eben gerade nicht auf eine Glorifizierung der Gangs und ihrer archaischen Politik der Vergeltung. Gegen Schluss nämlich macht der Film klar, dass das heutige New York nicht aus den Bandenkriegen geboren wurde, sondern aus den Aufständen der Einwanderer gegen die reichen Magistraten, die das Volk als leibhaftige Munition in den Bürgerkrieg spediert haben.» (Florian Keller) Was für ein filmischer Leckerbissen!

Fr 27. 12. / Sa 28. 12.

> 20.00 Uhr

Fr 3. 1.

> 20.45 Uhr

Sa 4. 1.

> 19.45 Uhr

The Unbearable Lightness of Being Philip Kaufman, USA 1987/88; 171' E/df (35 mm, s/w und Farbe) Mit Daniel Day-Lewis, Juliette Binoche, Lena Olin, Derek de Lint, Erland Josephson, Pavel Landovský, Donald Moffat, Daniel Olbrychski, Stellan Skarsgård, Tomek Bork

Im Bewusstsein, die Romanvorlage nicht werkgetreu verfilmen zu können, konzentriert sich Kaufmans Film auf die Dreiecksbeziehung zwischen dem Arzt, seiner Freundin und der schüchternen Provinzlerin.

Vor dem Hintergrund des Prager Frühlings und des späteren Einmarschs russischer Truppen wird die epische Liebesgeschichte zwischen Tereza (Juliette Binoche) und Tomas (Daniel Day-Lewis) erzählt. Das junge Mädchen aus der Provinz ist naiv, beinahe scheu und voller aufrichtiger, reiner Liebe für den berühmten Gehirnchirurgen. Der hält jedoch keiner Frau die Treue, für ihn ist die Liebe ein sexuelles Abenteuer ohne tiefere Gefühle. Auf dieser Basis pflegt er ein langjähriges Verhältnis mit der wesensverwandten Malerin Sabina (Lena Olin), das er auch nicht aufgibt, als er sich mit Tereza einlässt. Doch die Beziehung zu dieser jungen Frau, die ihm so offenherzig und voller Hingabe begegnet, entwickelt sich anders. Mit Tereza verbindet ihn mehr, wahre Liebe vielleicht. Mit ihr bricht er seine Regeln, lässt sie bei sich wohnen. Gemeinsam fliehen sie vor der politischen Situation und gehen ins Exil nach Genf, um schliesslich zurückzukehren und sich zusammen ein Leben auf dem Land einzurichten.

Die Verfilmung von Milan Kunderas vielfach verschlungenem Roman verzichtet auf die philosophischen Ausführungen sowie den spielerischen Charakter der Vorlage und konzentriert sich auf die chronologische Schilderung der Liebesgeschichte(n) im Prag

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Daniel Day-Lewis

von 1968 . Dafür kommt der Film von Philip Kaufman – einem der vielseitigsten Regisseure des New Hollywood – dem poetischen Universum Kunderas ziemlich nahe. Für Daniel Day-Lewis bedeutete seine Rolle in der ebenso stilsicheren wie gefühl- und humorvollen sowie von zwei aussergewöhnlichen Darstellerinnen geprägten Kundera-Adaption den Schritt in die erste Liga der Schauspielerzunft.

Sa 28. 12. / Sa 4. 1. / So 5. 1.

> 16.30 Uhr

Nine Rob Marshall, USA/Grossbritannien/Italien 2009; 118' E/df (35 mm, s/w und Farbe, Scope) Mit Daniel Day-Lewis, Marion Cotillard, Penélope Cruz, Judi Dench, Kate Hudson, Nicole Kidman, Stacy Ferguson, Sophia Loren, Ricky Tognazzi, Roberto Nobile, Giuseppe Spitaleri

Es gibt wohl einen direkten Zusammenhang zwischen den zahlreichen Frauen in Maestro Continis Leben und seiner fehlenden Inspiration und Midlife-Crisis.

Italien, 1965 : Nach zwei Flops bereitet der weltberühmte Regisseur Guido Contini (Daniel Day-Lewis) seinen neuen Film Italia vor, obwohl er weder ein Drehbuch verfasst noch eine Vorstellung vom Inhalt hat. Während sich die Arbeiter in den Cinecittà-Studios bereits um Requisiten kümmern und die Kostümdesignerin Lilli (Judi Dench), eine langjährige Vertraute von Contini, Roben herrichtet, spitzt sich dessen Schaffens- und Lebenskrise zu. Überstürzt setzt er sich in ein Grandhotel am Meer ab, wo sich nach und nach die verschiedenen Frauen in seinem Leben um ihn scharen: die anstrengende Geliebte Carla (Penélope Cruz), die integre, unter seinen Eskapaden leidende Ehefrau Luisa (Marion Cotillard), die verführerische amerikanische Modejournalistin Stephanie (Kate Hudson), aber auch eine Erscheinung seiner toten Mutter (Sophia Loren). Getrieben von seinem Produzenten, flüchtet sich der erschöpfte Filmregisseur in Kindheitserinnerungen, Träume und Visionen und hadert mit seinem Beziehungschaos. Als Claudia Jenssen (Nicole Kidman), seine glamouröse Muse, aus dem Film aussteigt und sich Luisa von ihm abwendet, sagt er das Filmprojekt schliesslich ab und zieht sich in die Einsamkeit zurück.

Nine ist die opulente filmische Adaption des gleichnamigen Broadway-Musicals, das seinerseits auf Federico Fellinis autobiografisch geprägtem Meisterwerk 8½ von 1962/63 basiert und mit teilweise umwerfenden Gesangsnummern aufwartet. Penélope Cruz gibt eine fast schon groteske Verkörperung einer Männerfantasie. Doch Judi Dench, Marion Cotillard (die vorzüglich singt) und vor allem Daniel Day-Lewis als Fellinis Alter Ego hat man so noch nicht gesehen. Ein campig-unmoralisches Filmmusical, das erstaunlich viel fellinischen Geist ausstrahlt – genau das Richtige zum Jahreswechsel.

Mo 30. 12.

> 18.00 Uhr

Mi 1. 1.

> 20.30 Uhr

DEZEMBER 2019 DO 5. 12.

DO 12. 12.

18.00 I Ma cosa ci dice il cervello

S. 3

20.00 D My Beautiful Laundrette

S. 13

R. Milani, I 2019; 98' I/d

S. 13

22.00 Q Rubber S. 37 Q. Dupieux, F 2010; 84' E/df

SA 7. 12.

S. 16

22.15 Q Wrong Cops

S. 39

J. Sheridan, IRE/GB 1988/89; 103' E/df

16.30 Q Au poste!

S. 39

18.00 I Una storia senza nome

S. 5

20.15 D My Left Foot

S. 16

22.15 Q Wrong Cops

S. 39

R. Andò, I/F 2018; 110' I•E/d S. 13

S. Frears, GB 1985; 97' E/df

22.30 Q Rubber S. 37 Q. Dupieux, F 2010; 84' E/df

J. Sheridan, IRE/GB 1988/89; 103' E/df Q. Dupieux, USA/F 2012/13; 83' E/df

SO 8. 12.

SO 15. 12.

12.00  Una Primavera

S. 46

14.15  Ein Schneemann für Afrika

S. 47

16.30 D The Bounty

S. 13

19.00 D My Beautiful Laundrette

S. 13

V. Primavera, A/D/I 2018; 80' I/d

12.00  Una Primavera

S. 46

14.15  Ein Schneemann für Afrika

S. 47

16.30 Q Au poste!

S. 39

18.00 I Una storia senza nome

S. 5

20.15 D My Left Foot

S. 16

V. Primavera, A/D/I 2018; 80' I/d

R. Losansky, DDR 1977; 84' D

R. Losansky, DDR 1977; 84' D

R. Donaldson, USA/GB 1984; 130' E/df

Q. Dupieux, F/BE 2018; 73' F/d

S. Frears, GB 1985; 97' E/df

R. Andò, I/F 2018; 110' I•E/d S. 3

R. Milani, I 2019; 98' I/d

J. Sheridan, IRE/GB 1988/89; 103' E/df

MO 9. 12.

MO 16. 12.

18.00 I Ovunque proteggimi

S. 3

20.00 D A Room with a View

S. 15

B. Angius, I 2018; 94' I/d

18.00 I Troppa grazia

S. 7

20.15 D The Last of the Mohicans

S. 17

G. Zanasi, I 2018; 110' I/d

J. Ivory, GB 1985/86; 116' E/df

M. Mann, USA 1992; 112' OV/df

DI 10. 12.

DI 17. 12.

S. 3

B. Angius, I 2018; 94' I/d

18.00 I Troppa grazia

S. 7

20.15 D The Last of the Mohicans

S. 17

G. Zanasi, I 2018; 110' I/d S. 15

J. Ivory, GB 1985/86; 116' E/df

M. Mann, USA 1992; 112' OV/df

MI 11. 12.

MI 18. 12.

14.30  Ein Schneemann für Afrika

S. 47

18.00 D A Room with a View

S. 15

20.15 I Ovunque proteggimi

S. 3

R. Losansky, DDR 1977; 84' D

14.30  Ein Schneemann für Afrika

S. 47

18.00 D The Last of the Mohicans

S. 17

20.15 I Troppa grazia

S. 7

R. Losansky, DDR 1977; 84' D

J. Ivory, GB 1985/86; 116' E/df B. Angius, I 2018; 94' I/d

20.15 D My Left Foot

Q. Dupieux, F/BE 2018; 73' F/d S. 3

R. Milani, I 2019; 98' I/d

20.00 D A Room with a View

S. 5

SA 14. 12.

Q. Dupieux, F/USA 2011/12; 94' E/df

18.00 I Ovunque proteggimi

18.00 I Una storia senza nome

Q. Dupieux, USA/F 2012/13; 83' E/df

16.30 Q Wrong S. 37

21.00 I Ma cosa ci dice il cervello

S. 5

R. Andò, I/F 2018; 110' I•E/d

S. Frears, GB 1985; 97' E/df

20.30 D My Beautiful Laundrette

20.30 I Una storia senza nome

FR 13. 12.

S. 3

R. Milani, I 2019; 98' I/d

18.30 I Ma cosa ci dice il cervello

S. 45

R. Andò, I/F 2018; 110' I•E/d

FR 6. 12.

20.00 D My Beautiful Laundrette

18.30 Z «Wir lieben …» Anita Hugi

> Mit Anita Hugi, Direktorin Solothurner Filmtage

S. Frears, GB 1985; 97' E/df

18.00 I Ma cosa ci dice il cervello

27

M. Mann, USA 1992; 112' OV/df G. Zanasi, I 2018; 110' I/d

DO 19. 12.

DO 26. 12.

18.00 I Un giorno all’improvviso

S. 8

19.45 D The Age of Innocence

S. 17

C. D’Emilio, I 2018; 88' I/d

FR 20. 12.

S. 23

FR 27. 12.

S. 8

19.45 D The Age of Innocence

S. 17

22.30 Q Le daim

S. 40

C. D’Emilio, I 2018; 88' I/d

18.00 D My Left Foot

S. 16

20.00 D Gangs of New York

S. 23

J. Sheridan, IRE/GB 1988/89; 103' E/df

M. Scorsese, USA 1993; 138' E/df

M. Scorsese, USA/I 2002; 167' E/df

Q. Dupieux, F/BE/CH 2019; 77' F/d

SA 21. 12.

SA 28. 12.

16.30 D The Unbearable Lightness of Being

S. 25

20.00 D Gangs of New York

S. 23

P. Kaufman, USA 1987/88; 171' E/df

16.30 Q Wrong S. 37 Q. Dupieux, F/USA 2011/12; 94' E/df

18.30 I Un giorno all’improvviso

S. 8

20.15 D The Age of Innocence

S. 17

23.00 Q Le daim

S. 40

C. D’Emilio, I 2018; 88' I/d

M. Scorsese, USA 1993; 138' E/df

Q. Dupieux, F/BE/CH 2019; 77' F/d

M. Scorsese, USA/I 2002; 167' E/df

SO 29. 12.

12.00  Una Primavera

S. 46

V. Primavera, A/D/I 2018; 80' I/d

14.15  Ein Schneemann für Afrika

S. 47

16.30 L Doctor Zhivago

S. 44

20.15 D My Left Foot

S. 16

R. Losansky, DDR 1977; 84' D

SO 22. 12.

D. Lean, USA/GB/I 1965; 200' E/d

12.00  Una Primavera

S. 46

14.15  Ein Schneemann für Afrika

S. 47

16.30 D The Bounty

S. 13

19.00 D My Beautiful Laundrette

S. 13

21.00 I Un giorno all’improvviso

S. 8

V. Primavera, A/D/I 2018; 80' I/d

J. Sheridan, IRE/GB 1988/89; 103' E/df

R. Losansky, DDR 1977; 84' D

R. Donaldson, USA/GB 1984; 130' E/df S. Frears, GB 1985; 97' E/df C. D’Emilio, I 2018; 88' I/d

MO 30. 12.

18.00 D Nine S. 26 R. Marshall, USA/GB/I 2009; 118' E/df

20.15 D In the Name of the Father

S. 31

J. Sheridan, IRE/GB/USA 1993; 133' E/df

DI 31. 12.

KINO UND BAR SIND GESCHLOSSEN

MO 23. 12.

18.00 D Jack and Rose

S. 19

20.15 D The Crucible

S. 21

R. Miller, USA 2004/05; 112' E/df N. Hytner, USA 1996; 123' E/df

MI 1. 1.

14.30  Ein Schneemann für Afrika

S. 47

18.00 D In the Name of the Father

S. 31

R. Losansky, DDR 1977; 84' D

J. Sheridan, IRE/GB/USA 1993; 133' E/df

DI 24. 12.

✪ OPEN AIR Life of Brian T. Jones, GB 1979; 94' E/d

S. 41

✪ Love Actually

S. 43

R. Curtis, GB/USA 2003; 135' E/df

MI 25. 12.

14.30  Ein Schneemann für Afrika

S. 47

18.00 D The Crucible

S. 21

20.30 D Jack and Rose

S. 19

R. Losansky, DDR 1977; 84' D

N. Hytner, USA 1996; 123' E/df

R. Miller, USA 2004/05; 112' E/df

20.30 D There Will Be Blood

P. T. Anderson, USA 2007; 158' E/df

18.00 I Un giorno all’improvviso

21.00

S. 22

P. T. Anderson, USA/GB 2017; 130' E/df

M. Scorsese, USA 1993; 138' E/df

18.30

18.00 D Phantom Thread

20.30 D Nine S. 26 R. Marshall, USA/GB/I 2009; 118' E/df

DO 2. 1.

18.00 D Phantom Thread

S. 22

20.30 D There Will Be Blood

S. 23

P. T. Anderson, USA/GB 2017; 130' E/df P. T. Anderson, USA 2007; 158' E/df

FR 3. 1.

18.00 D The Age of Innocence

S. 17

20.45 D Gangs of New York

S. 23

M. Scorsese, USA 1993; 138' E/df

M. Scorsese, USA/I 2002; 167' E/df

SA 4. 1.

16.30 D The Unbearable Lightness of Being

S. 25

19.45 D Gangs of New York

S. 23

P. Kaufman, USA 1987/88; 171' E/df M. Scorsese, USA/I 2002; 167' E/df

SO 5. 1.

12.00  Una Primavera

S. 46

14.15  Ein Schneemann für Afrika

S. 47

16.30 D The Unbearable Lightness of Being

S. 25

19.45 D The Age of Innocence

S. 17

V. Primavera, A/D/I 2018; 80' I/d R. Losansky, DDR 1977; 84' D

P. Kaufman, USA 1987/88; 171' E/df M. Scorsese, USA 1993; 138' E/df

MO 6. 1.

18.00 D Lincoln S. 33 S. Spielberg, USA/ID 2012; 150' E/d

20.45 D The Boxer

S. 33

J. Sheridan, IRE/GB/USA 1997; 114' E/df (35 mm)

DI 7. 1.

18.00 D Lincoln S. 33 S. Spielberg, USA/ID 2012; 150' E/d

20.45 D The Boxer

S. 33

J. Sheridan, IRE/GB/USA 1997; 114' E/d (Digital HD)

MI 8. 1.

14.30  Ein Schneemann für Afrika

S. 47

18.00 D The Boxer

S. 33

R. Losansky, DDR 1977; 84' D

J. Sheridan, IRE/GB/USA 1997; 114' E/df (35 mm)

20.15 D Lincoln S. 33 S. Spielberg, USA/ID 2012; 150' E/d

I CINEMA ITALIANO 2019 D DANIEL DAY-LEWIS Q QUENTIN DUPIEUX

✪ WEIHNACHTSPROGRAMM

L RICHTIG LANG Z ZÜRCHER FILMTALK  DOKFILM AM SONNTAG  KINDERKINO

VERANSTALTUNG MIT GÄSTEN

30

Nine

In the Name of the Father

Daniel Day-Lewis

Daniel Day-Lewis

31

In the Name of the Father Jim Sheridan, Irland/Grossbritannien/USA 1993; 133' E/df (35 mm, Farbe) Mit Daniel Day-Lewis, Pete Postlethwaite, John Lynch, Beatie Edney, Mark Sheppard, Emma Thompson, Corin Redgrave, John Benfield, Gerard McSorley, Britta Smith, Marie Jones

Zwei Jungs aus Belfast sind im London der Blumenkinder zur falschen Zeit am falschen Ort und werden für einen Bombenanschlag der IRA verantwortlich gemacht.

Gerry Conlon (Daniel Day-Lewis) ist ein sympathischer Rebell, der sich im Belfast der frühen Siebzigerjahre als Kleinkrimineller durchschlägt. Bei einem seiner Beutezüge wird er von britischen Soldaten für einen Heckenschützen gehalten, löst dadurch einen Grosseinsatz der Armee aus und kommt, als er sich im nächstbesten Haus versteckt, der IRA ins Gehege. Gerrys Vater Giuseppe (Pete Postlethwaite) kann vermitteln und rät seinem Sohn dringend, die Stadt zu verlassen. Ausgerüstet mit einem kleinen Koffer, der seine Habseligkeiten sowie ein Wurstpaket für Tante Annie enthält, besteigt Gerry das nächste Schiff nach London. An Bord trifft er seinen alten Kumpel Paul (John Lynch), mit dem er sich in der Folge zusammentut. In London geht er nicht als Erstes zu Annie, denn was Gerry sucht, sind freie Liebe und Dope – und das findet er in der Hippie-Kommune, in die ihn ein anderer Kumpel aus Belfast, Paddy (Mark Sheppard), eingeladen hat. Doch nach einem Streit ziehen Gerry und Paul wieder aus. Und weil sie nicht wissen, wo sie schlafen sollen, setzen sie sich auf eine Parkbank, als ganz in der Nähe eine Bombe hochgeht.

Zwei Tage später werden Paul und Gerry, der gerade in Belfast seine Familie besucht, unabhängig voneinander durch Anti-Terror-Einheiten der Polizei festgenommen, in ein geheimes Untersuchungsgefängnis gebracht und gewaltsam zu Geständnissen des Bombenanschlags auf einen Pub in Guildford gezwungen. Zur selben Zeit verhaftet die Polizei auch ihre angeblichen Helfer, die Kommunarden Paddy und Carole (Beatie Edney), Gerrys Vater sowie Annie Maguire und ihre Familie. Die Gerichtsverhandlung, die bald darauf stattfindet, ist eine reine Farce. Aufgrund fingierter Ermittlungsergebnisse werden alle Angeklagten für schuldig befunden und teils zu langen – im Fall der beiden Drahtzieher des Attentats lebenslangen – Haftstrafen verurteilt, die sie im Hochsicherheitstrakt verbüssen müssen. Wobei sich Vater und Sohn Conlon eine Gefängniszelle teilen, in der Giuseppe schliesslich stirbt. Fünfzehn Jahre verbringen Gerry und seine drei Freunde unschuldig hinter Gittern, bevor es dank der Hartnäckigkeit der Anwältin Gareth Peirce (Emma Thompson) 1989 zu einer neuen Gerichtsverhandlung kommt.

Der Fall der «Guildford Four» ging als grösster Justizskandal in die britische Geschichte ein. Jim Sheridan nahm sich einige künstlerische Freiheiten, um diese authentische Geschichte publikumswirksam zu erzählen. Entstanden ist dabei ein ebenso spannender wie aufwühlender, von der klaren politischen Haltung des Regisseurs geprägter sowie mit stimmigen Details und wohldosierter Situationskomik angereicherter Film, der zugleich Politthriller, Hippie-Groteske, ernüchternde Gerichtsdokumentation und vielschichtiges Familien- und Gefängnisdrama ist. Und dem sich Hauptdarsteller Daniel Day-Lewis mit Haut und Haaren verschrieben hatte.

Mo 30. 12.

> 20.15 Uhr

Mi 1. 1.

> 18.00 Uhr

32

Lincoln

The Boxer

Daniel Day-Lewis

Daniel Day-Lewis

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Lincoln Steven Spielberg, USA/Indien 2012; 150' E/d (Digital HD, Farbe, Scope) Mit Daniel Day-Lewis, David Strathairn, Tommy Lee Jones, Sally Field, Joseph Gordon-Levitt, James Spader, Hal Holbrook, John Hawkes, Jackie Earle Haley, Gulliver McGrath

Spielberg verzichtete auf ein umfassendes Lincoln-Biopic voller Pflichtstationen, um sich auf die hochdramatischen letzten vier Monate vor der Ermordung des US Präsidenten zu konzentrieren.

Als Abraham Lincoln 1864 seine zweite Amtsperiode als sechzehnter Präsident antritt, steht Amerika durch den Sezessionskrieg vor der Zerreissprobe. Mit Mut und Entschlossenheit widmet sich der kluge Pragmatiker der fast unlösbaren Aufgabe, die Sklaverei zu verbieten sowie den Krieg zwischen Nord- und Südstaaten zu beenden, und zwar in dieser Reihenfolge. Die formelle Abschaffung der Sklaverei will er im dreizehnten Verfassungszusatz unbedingt vor Kriegsende zur Abstimmung bringen. Um für diese Herzensangelegenheit eine Zweidrittelmehrheit im Repräsentantenhaus zu finden, muss der begnadete Redner, Taktiker und Strippenzieher nicht nur Kompromisse mit Widersachern in den eigenen Reihen schliessen, sondern sich auch mindestens zwanzig Stimmen der oppositionellen Demokraten sichern – durch Bestechung, Kuhhändel oder Einschüchterung. Am 31. Januar 1865 kommt es zur denkwürdigen, alles entscheidenden Abstimmung, die mit der Annahme des Zusatzartikels endet – Abraham Lincoln gibt sich derweil zu Hause liebevoll mit seinem halbwüchsigen Sohn ab.

In Gangs of New York pflanzte er noch sein Wurfmesser mitten in Abraham Lincolns Stirn – auf einem Wehrpflicht-Plakat mit dessen Konterfei –, für Steven Spielberg verkörpert Daniel Day-Lewis nun den charismatischen US-Präsidenten. Wie er das tut, wie er sich Stimme, Mimik, Gestik, Bewegungen des Philanthropen, Machtmenschen und notorischen Anekdotenerzählers Lincoln angeeignet hat, ist absolut eindrücklich. Und mit einem Oscar gewürdigt worden. Kein überlebensgrosses Heldengemälde, sondern das faszinierende Porträt eines Politikers und Menschen, das sich trotz seiner Detailtreue durch erstaunliche Leichtigkeit und Eleganz auszeichnet.

Mo 6. 1. / Di 7. 1.

> 18.00 Uhr

Mi 8. 1.

> 20.15 Uhr

The Boxer Jim Sheridan, Irland/Grossbritannien/USA 1997; 114' E/d(f) (35 mm bzw. Digital HD, Farbe) Mit Daniel Day-Lewis, Emily Watson, Ken Stott, Brian Cox, Gerard McSorley, Eleanor Methven, Ciarán Fitzgerald, David McBlain, Damien Denny, Clayton Stewart

Ein ehemaliger IRA-Aktivist versucht von seiner Vergangenheit los- und gleichzeitig der verheirateten Tochter eines IRA-Führers näherzukommen. Das kann nicht gut gehen.

Belfast, 1992 : Nach Verbüssung einer vierzehnjährigen Gefängnisstrafe wegen eines Bombenanschlags, während der er sich von seinen alten IRA-Gefährten abgewendet hat, will der einst vielversprechende Boxer Danny Flynn (Daniel Day-Lewis) nichts mehr mit

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Daniel Day-Lewis

der Untergrundarmee zu tun haben. Trotzdem kehrt er in sein altes, von der IRA kontrolliertes Quartier im westlichen Teil der Stadt zurück. Denn Belfast ist sein Zuhause. Zusammen mit seinem ehemaligen Coach Ike (Ken Stott) baut er den alten Boxclub wieder auf, um ihn als Gym und Boxschule jenseits der Konfessionsgrenzen, für katholische wie protestantische Jugendliche, neu zu eröffnen. Was dem radikalen IRA-Hardliner Harry McCormack (Gerard McSorley) ein Dorn im Auge ist, auch wenn sich die IRA-Führung um den gemässigten Joe Hamill (Brian Cox) gerade für ein Friedensabkommen mit den Briten einsetzt. Doch der wahre Grund für Dannys Rückkehr ist seine grosse Jugendliebe Maggie (Emily Watson), Joe Hamills Tochter, die in der Zwischenzeit Dannys besten Freund geheiratet hat, der seinerseits eine lange Haftstrafe absitzt. Obwohl Danny weiss, dass man ihm eine Kugel in den Kopf jagt, falls er es wagen sollte, sich an Maggie heranzumachen, trifft er sich mit ihr in Ost-Belfast oder am menschenleeren Strand. Denn auch Maggies Gefühle für den pragmatischen Boxer – der keiner ist, der aufgibt, bei allem, was er tut – sind nie erloschen. Doch als Liam, Maggies halbwüchsiger Sohn, mitbekommt, dass zwischen Danny und seiner Mutter etwas läuft, kommt es zur Katastrophe.

Der unverhohlen politische Film des ebenso engagierten wie versierten Drehbuchschreiber-Teams Jim Sheridan und Terry George ist ein mitten im Nordirland-Konflikt angesiedeltes, vielschichtig-spannendes Liebesdrama, das sich vorbehaltlos dem Pazifismus verschrieben hat. Atmosphärisch dichtes Kino mit zwei grossartigen Hauptdarstellern.

Mo 6. 1.

> 20.45 Uhr (35 mm, E/df)

Di 7. 1.

> 20.45 Uhr (Digital HD, E/d)

Mi 8. 1.

> 18.00 Uhr (35 mm, E/df)

DIE SUBVERSIVEN KULTGROTESKEN DES QUENTIN DUPIEUX

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Rubber

Der fiese Elektro-Ohrwurm «Flat Beat» machte Quentin Dupieux aka Mister Oizo als Musiker bekannt, zum Durchbruch als Regisseur verhalf ihm hingegen ein ganz und gar nicht platter, vielmehr quicklebendiger und todbringender Autoreifen. Rubber war im Jahr 2010 ein Paukenschlag, den sich kein Festival, das etwas auf sich hält, entgehen lassen wollte. Selbst Fans des Films hatten damals allerdings die Befürchtung, der Franzose könnte mit seinem Überraschungserfolg das filmische Gegenstück zu einem One-Hit-Wonder gelandet haben; denn was, bitte, soll nach einem Film über einen mordenden Autoreifen noch kommen? Dieser Gefahr ist Dupieux längst entronnen: Mit einiger Beharrlichkeit hat er sich eine eigene, wirklich nur von ihm selbst bewohnte Nische im Gegenwartskino erarbeitet. Sein Kino verbindet, was nicht zusammenzupassen scheint: krude Exploitationplots mit feinsinniger, selbstreflexiver Ironie; amerikanische Abgeklärtheit mit französischem Witz; comicartig überzeichnete Gewalt mit nuanciertem Schauspielkino.

Wie kommt es, dass das alles trotzdem wunderbar funktioniert? «Eine meiner grössten Stärken liegt darin», meint Dupieux in einem Interview, «dass ich nicht weiss, was ich tue.» Er beschreibt sich selbst als einen intuitiven Filmemacher, der nur von der Hoffnung angetrieben wird, sein Publikum nicht

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Quentin Dupieux

zu langweilen. Ob man ihm das nun glauben will oder nicht: Tatsächlich liegt ein besonderer Reiz seines Werks darin, dass es komplett unberechenbar ist.

Das zeigt sich schon darin, dass er keinerlei Interesse hat, einfach nur eine erfolgreiche Formel zu wiederholen. Seine Filme sind durchweg reichlich wahnwitzig, aber auf komplett unterschiedliche Art und Weise.

So dreht Dupieux direkt nach dem denkbar abstrusen Rubber einen Film mit der alltäglichsten Ausgangssituation, die man sich vorstellen kann: Wrong setzt damit ein, dass ein Mann seinen Hund verloren hat. Blöd nur, dass sich bald darauf eine Palme in seinem Garten in einen Tannenbaum verwandelt. Wrong Cops (der mit dem Vorgängerfilm, dem Titel zum Trotz, nicht das Geringste zu tun hat) und Au poste! tarnen sich beide zunächst als einigermassen herkömmliche Polizeifilme – nur um dem Irrsinn anschliessend umso freieren Lauf zu lassen. Mit Le daim, seinem jüngsten Film, scheint sich ein Kreis zu schliessen.

Wie in Rubber dreht sich alles um einen Alltagsgegenstand, eine Wildlederjacke diesmal, der ein Eigenleben entwickelt und eine Spur der Verwüstung hinterlässt.

Dupieux ist, darf man annehmen, noch lange nicht am Ende angelangt. Die Zwischenbilanz jedoch ist erstaunlich: Der vermeintliche Gimmickregisseur hat sich als ein waschechter Autorenfilmer entpuppt – und als ein hellsichtiger Beobachter unserer Gegenwart. Denn unter ihrer absurden Oberfläche stellen seine Filme stets dieselbe Diagnose: Wir sind nicht mehr Herr beziehungsweise Dame im eigenen Haus. Ob den Figuren nun die Dingwelt über den Kopf wächst wie in Rubber und Le daim; ob sie ihre eigenen Hirngespinste mit der Realität verwechseln wie in Wrong und Wrong Cops; oder ob ihnen der Boden ihrer Realität gleich ganz unter den Füssen weggezogen wird wie im metafilmischen Exzess Au poste!: In Dupieux’ Filmen sind gängige Vorstellungen von Subjektivität und Handlungsmacht ausser Kraft gesetzt. Nach wie vor stehen im Kino fast überall eigenmächtig handelnde Helden und Heldinnen im Zentrum.

Ihre Anstrengungen mögen nicht immer von Erfolg gekrönt sein, aber noch im Scheitern finden sie zu tragischer Grösse. Bei Dupieux dagegen sind die Hauptfiguren kaum mehr als Spielbälle chaotischer Kräfte – und das scheint sie auch gar nicht wirklich zu stören. Entspricht diese Haltung nicht ziemlich genau unserem eigenen Verhalten, wenn wir, umgeben und beeinflusst von Technologien und Kapitalströmen, die wir nicht verstehen und über die wir nicht die geringste Kontrolle haben, trotzdem im Grossen und Ganzen fröhlich in den Tag hinein leben? Lukas Foerster

Quentin Dupieux

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Rubber Quentin Dupieux, Frankreich 2010; 84' E/df (35 mm, Farbe) Mit Stephen Spinella, Jack Plotnick, Wings Hauser, Roxane Mesquida, Ethan Cohn, Charley Koontz, Daniel Quinn, Devin Brochu, Hayley Holmes, Haley Ramm

Ein weggeschmissener Reifen läuft Amok und begibt sich als telepathischer Killerpneu auf eine skurrile Odyssee durch die Wüste Kaliforniens.

Ein Auto fährt auf die Kamera zu, ein Mann steigt aus. «Was Sie im Folgenden sehen», sagt er und blickt dabei dem Kinopublikum direkt ins Gesicht, «wird das kinematografische Grundprinzip der Sinnlosigkeit vorführen.» Gleich darauf stellt sich heraus, dass er gar nicht zu uns, sondern zu einer Gruppe von Leuten spricht, die sich irgendwo in den Weiten des amerikanischen Westens versammelt haben. Und an die jetzt Ferngläser verteilt werden, durch die sie einen Reifen beobachten, der autonom durch die Gegend rollt und zuerst nur Getränkeflaschen, bald auch ausgewachsenen Menschenköpfen den Garaus macht.

So beknackt sich die Idee auf den ersten Blick anhören mag: Es gibt schlicht und einfach keinen besseren Protagonisten für einen zeitgenössischen europäischen Fiebertraum von Amerika als einen Autoreifen, der allein gen Sonnenuntergang rollt. Ein Film für Leute, die sich nicht vorstellen können, dass ein Streifen auch ohne Plot nicht platt sein muss.

Fr 6. 12.

> 22.00 Uhr

Sa 7. 12.

> 22.30 Uhr

Wrong Quentin Dupieux, Frankreich/USA 2011/12; 94' E/df (DCP, Farbe) Mit Jack Plotnick, Eric Judor, Alexis Dziena, Steve Little, William Fichtner, Regan Burns, Mark Burnham, Charley Koontz, Jared Farid Ward, Arden Myrin

In einer US -Westküsten-Parallelwelt: Die Suche nach seinem verschwundenen Hund konfrontiert einen Mann mit verschrobenen Personen und bizarren Situationen.

«Wenn morgens der Wecker auf 7:60 Uhr springt, beginnt für Dolph Springer (Jack Plotnick) ein Tag voller Widrigkeiten. Die Palme in seinem Garten ist plötzlich zu einem Nadelbaum mutiert; an seinem Arbeitsplatz gibt man ihm zu verstehen, dass man seine hartnäckige Anwesenheit – drei Monate nach der Entlassung – nicht länger tolerieren werde; am härtesten trifft ihn aber, dass sein geliebter Hund Paul verschwunden ist. In der Hoffnung, etwas über dessen Verbleib zu erfahren, lässt sich Dolph auf ein Treffen mit dem geheimnistuerischen Master Chang (William Fichtner mit bizarrem Akzent) ein, dem Verfasser von ‹Mein Hund, mein Leben, meine Kraft› und Verfechter eines spirituellen Hund-Mensch-Verhältnisses.» (Julia Marx) Als Dolph erfährt, dass dieser Paul entführen liess, damit Dolph seinen Hund so richtig vermisse, um ihn nach erfolgter Rückgabe umso mehr zu lieben, gehen die Dinge den Bach runter. Aber nicht nur.

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Quentin Dupieux

Wrong Cops

Wrong

Au poste!

Le daim

Quentin Dupieux

39

Regisseur Dupieux, der auch für Drehbuch, Schnitt, Kamera und Musik verantwortlich zeichnet, lieferte mit Wrong einen Film voller überbordender Ideen und witziger Dialoge. Ein schräges, detailverliebtes Absurditätenkabinett, das ganz formidabel unterhält.

Sa 7. 12. / Sa 21. 12.

> 16.30 Uhr

Wrong Cops Quentin Dupieux, USA/Frankreich 2012/13; 83' E/df (DCP, Farbe, Scope) Mit Mark Burnham, Eric Judor, Steve Little, Marilyn Manson, Grace Zabriskie, Arden Myrin, Eric Roberts, Eric Wareheim

Diese Polizisten stinken zum Himmel: Statt Verbrecher jagen sie Aerobic-Lehrerinnen, mobben Teenager und verkaufen Drogen an Kinder. Zum Brüllen komisch!

Quentin Dupieux’ Polizisten tragen zwar glänzende Uniformen, darunter aber verbergen sich asoziale Verhaltensauffälligkeiten in Höchstkonzentration. An der Aufklärung von Verbrechen sind diese Cops nur insofern interessiert, als sich mit der Beute die nächste Shoppingtour finanzieren lässt. Die Dienstwaffe dient der Peinigung verstörter Teenager und attraktiver Frauen. Und die Rücksichtslosigkeit macht selbst vor ihresgleichen nicht halt: Um an ein bisschen Kohle zu kommen, wird ungeniert in der schmutzigen Wäsche der Kollegen gewühlt.

Wrong Cops ist nicht die erste Komödie auf Kosten unserer uniformierten Freunde und Helfer, dafür aber die böseste und stilsicherste seit langem. Quentin Dupieux als filmtechnisches Multitalent weiss, aus welchem Stoff Kultfilme gemacht sind: Er inszeniert ohne Rücksicht auf Verluste, komponiert den kaputtesten Techno-Soundtrack und lässt Marilyn Manson als verstörten Teenager herumstolpern. Das ist Kinovergnügen vom Feinsten und unter dem Strich schon fast wieder Propaganda für die hiesige Polizei. Denn wer sich nach der Vorstellung durch die Stadt bewegt, hält jeden noch so unmöglichen realen Ordnungshüter für ein Geschenk des Himmels. Ein weiterer Dupieux-Streifen ohne eigentliche Handlung, dafür voller hintergründig-durchgeknallter Einfälle.

Fr 13. 12. / Sa 14. 12.

> 22.15 Uhr

Au poste!

Quentin Dupieux, Frankreich/Belgien 2018; 73' F/d (DCP, Farbe) Mit Benoît Poelvoorde, Grégoire Ludig, Marc Fraize, Anaïs Demoustier, Orelsan, Philippe Duquesne, Jacky Lambert, Jeanne Rosa, Vincent Grass, Michel Hazanavicius

Allein schon die Frage, wo man im Polizeirevier spätnachts noch etwas zu essen herbekommt, ist Anlass für eine ganze Reihe umwerfender Pointen.

Ein altmodisches, verschlafen anmutendes Polizeibüro, gefilmt in warmen Farben: Der zerknautschte Polizist Buron (Benoît Poelvoorde) verhört spätabends, kurz vor Dienstschluss, den des Mordes verdächtigten, aber seine Unschuld beteuernden Fugain (Grégoire Ludig). Es ist wie in einem Fernsehkrimi der Siebziger. Die erste grössere Irritation schleicht sich ein, als sich ein anderer Polizist, der im Hintergrund vor der Schreibma-

40

Quentin Dupieux

schine sitzt, zur Kamera umdreht: Er hat nur ein Auge, das zweite ist ihm offensichtlich mit digitaler Tricktechnik entfernt worden. Als Buron bald darauf ausgerechnet diesen auch sonst keineswegs vertrauenerweckenden Kollegen bittet, in seiner Abwesenheit Fugain zu bewachen, ahnt der Mordverdächtigte, dass er eine lange Nacht vor sich hat.

Quentin Dupieux’ Film zieht seine Kraft einerseits aus dem famosen Spiel seiner Hauptdarsteller und andererseits aus dem inszenatorischen Minimalismus. Die Geschichte wird immer durchgeknallter und erkundet spätestens dann, wenn Erzählgegenwart und Rückblenden sich in paradoxer Weise vermischen, surrealistische Gefilde; selbst die abstrusesten Wendungen leiten sich jedoch direkt aus der Verhörsituation ab. (…) Au poste! ist ein kleines Meisterstück der subversiven Komödie: Gerade die vermeintliche Vertrautheit von Schauplatz und Erzählung sorgt dafür, dass man sich auf der Polizeistation in keinem Moment sicher fühlen kann. (Lukas Foerster) Sa 14. 12. / So 15. 12. > 16.30 Uhr

Le daim Quentin Dupieux, Frankreich/Belgien/Schweiz 2019; 77' F/d (DCP, Farbe) Mit Jean Dujardin, Adèle Haenel, Albert Delpy, Coralie Russier, Laurent Nicolas, Marie Bunel, Pierre Gommé, Caroline Piette, Stéphane Jobert, Géraldine Schitter

«Ich suchte einfach einen Gegenstand, in den man sich verlieben kann. Aber das könnte genauso gut ein Glas Wasser sein, das vor einem steht.» (Quentin Dupieux) Ein Mann Mitte vierzig (Jean Dujardin), Dupieux nennt ihn Georges, fährt in die Pyrenäen, um sich mit seinem letzten Geld eine sündhaft teure Wildlederjacke mit Fransen zu kaufen. Zur Jacke bekommt er eine digitale Filmkamera geschenkt, die sein Leben verändern wird. Nachdem er sich nämlich in der Bar als Filmemacher ausgegeben hat, beginnt er – ohne Skript und ohne Geld – Aufnahmen zu machen. Ausgangspunkt für seinen Dreh ist die Vorstellung, die einzige Jacke auf der Welt zu besitzen. Darüber redet er mit seiner Wildlederjacke, die ihm von ihrem grossen Traum erzählt, die einzige existierende Jacke zu sein. Das trifft sich gut. In der Folge begibt sich Georges filmend auf Jacken-Raubzug.

Und hat bald einiges an Filmmaterial zusammen. Als Cutterin engagiert er die Barfrau, eine ideale Wahl. Denn Denise (Adèle Haenel) schneidet und finanziert nicht nur den Film, sondern nimmt auch entscheidenden Einfluss auf dessen Inhalt.

In Quentin Dupieux’ neustem Streich «läuft Jean Dujardin subtil zu Hochform auf.

Obwohl der preisgekrönte The Artist-Star in bizarrer Aufmachung und mit Rauschebart durch eine himmelschreiend abstruse Geschichte wandert, spielt er den gewissenhaften Georges mit einer Ernsthaftigkeit, die sich jeglicher Komik zu verweigern scheint. Ohne erkennbare Ironie, ohne ersichtliches Bewusstsein darüber, sich in einer Komödie zu befinden, ergänzt Dujardin Dupieux’ lapidar-lakonischen Tonfall perfekt.» (Alan Mattli) Subtiler Jackenterror vom Feinsten.

Fr 20. 12.

> 22.30 Uhr

Sa 21. 12

> 23.00 Uhr

WEIHNACHTSPROGRAMM AM 24. DEZEMBER

41 41

Das Xenix-Weihnachtsprogramm wartet heuer mit einer geballten Ladung an britischem Humor auf. Unter freiem Himmel zeigen wir im Jahre fünfzig nach der Gründung von Monty Python mit Life of Brian eines der wohl schrägsten Werke der genialen Komikertruppe. Der dritte Kinofilm der Pythons – über schwedischen Lichtspieltheatern stand damals: «Ein Film so lustig, dass ihn die Norweger nicht sehen dürfen» – ist sowohl Satire auf den Herdentrieb von Sinnsuchenden als auch gepfefferte Abrechnung mit religiösem Fanatismus und zeichnet sich durch schwarzen Humor der radikal absurden Sorte aus.

Eine umwerfend komische Jesusfilm-Parodie, die mit ihren geistvollen Gags und derben Kalauern auch vierzig Jahre nach der Lancierung grösstes Vergnügen bereitet und das Publikum auf dem Kanzleiareal in schallendes Gelächter ausbrechen lassen wird. Wie immer versorgen wir Gross und Klein während unseres einzigartigen Quartieranlasses mit wärmenden Decken sowie mit Glühwein, Kinderpunsch und Chili con/sin Carne.

Im geheizten Kinosaal geht es dann mit Richard Curtis’ Liebesreigen Love Actually weniger anarchisch, dafür umso melodramatischer weiter: Curtis, Drehbuchautor so gut geschmierter britischer Vorzeigekomödien wie Four Weddings and a Funeral oder etwa Notting Hill, beherrscht als Filmemacher die verschiedenen Tonlagen der Liebe in Dur und Moll. Und ist als Garant für schamlos-rasante Feelgood-Movies natürlich ein Meister des überbordenden Humors – kein Wunder, bezeichnete Alexandra Stäheli seinen Weihnachtsfilm in der NZZ als «Kalorienbombe der Affekte» und «spritziges Knallbonbon». In diesem Sinne wünschen wir frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr! René Moser

OPEN AIR Life of Brian Terry Jones, Grossbritannien 1979; 94' E/d (Digital HD, Farbe) Mit Graham Chapman, Terry Jones, Michael Palin, John Cleese, Eric Idle, Terry Gilliam, Sue Jones-Davies, Terence Bayler, Carol Cleveland, Kenneth Colley

Judäa im Jahre null: Bereits in der Wiege wird Brian erstmals mit dem zeitgleich geborenen Messias verwechselt. Doch die drei Könige erkennen den Irrtum und ziehen mit ihren Geschenken weiter. 33 Jahre später kämpft der blasse Junggeselle Brian um das Herz der schönen Judith und wird aus Versehen in die Wirren des jüdischen Widerstandskampfs verwickelt. Auf der Flucht vor einer römischen Patrouille gibt er sich zur Tarnung als Prophet aus und wird von einer fanatischen Menge zum Heilsbringer wider Willen verklärt. Alle Versuche, das Missverständnis zu klären, bekräftigen seine Verehrer in ihrem Irrglauben und führen schliesslich zu Brians Kreuzigung, die zugleich die ko-

Life of Brian

Love Actually

Weihnachtsprogramm 42

Weihnachtsprogramm 43

mischste Szene des Films ist: Am Kreuz hängend, singen Brian und seine Leidensgenossen fröhlich «Always Look on the Bright Side of Life».

Die sechs Pythons agierten in dieser Verwechslungskomödie in mehr als vierzig wechselnden Rollen. Dass der Film trotz grosser Probleme überhaupt finanziert werden konnte, ist Ex-Beatle George Harrison zu verdanken, der nach dem Ausstieg der ursprünglichen Produzenten die zwei Millionen Pfund aufbrachte, die für den Dreh noch fehlten. So kaufte er sich das bislang teuerste Kinoticket aller Zeiten, wie es Eric Idle formulierte. Eine unmoralische Bibelsatire, die es faustdick hinter den Ohren hat und in der es von ungeheuer lustigen Kabinettstücken und visuellen Einfällen nur so wimmelt.

Di 24. 12.

> 18.30 Uhr

Love Actually Richard Curtis, Grossbritannien/USA 2003; 135' E/df (35 mm, Farbe, Scope) Mit Bill Nighy, Emma Thompson, Alan Rickman, Heike Makatsch, Hugh Grant, Laura Linney, Liam Neeson, Keira Knightley, Colin Firth, Billy Bob Thornton

Der Countdown läuft: noch fünf Wochen bis zum Fest der Liebe. Zehn Paare finden beziehungsweise missverstehen, verlieren und versöhnen sich im Takt der Weihnachtsversion von «Love Is All Around». Da ist etwa der Altrocker Billy Mack (Bill Nighy), der an seinem ziemlich peinlichen Comeback arbeitet und zu guter Letzt mit einem überraschenden Coming-out aufwartet. Oder Hugh Grant in der Rolle des britischen Premierministers, der sich in seine ungezwungene Assistentin verguckt. Oder die frisch verheiratete Juliet (Keira Knightley), die vom besten Freund ihres Mannes ignoriert wird, bis sich dieser mit einer der ergreifendsten Liebeserklärungen der Filmgeschichte erklärt. Den eindrücklichsten Part legt aber Emma Thompson als liebevolle Ehefrau und Mutter hin, die während der Bescherung von der plötzlichen Erkenntnis getroffen wird, dass ihr Verlegergatte (Alan Rickman) ein Verhältnis mit seiner attraktiven Sekretärin (Heike Makatsch) haben muss.

Es ist alles ein bisschen zu viel an diesem Nonplusultra eines romantischen Weihnachtsfilms, aber genau das macht den episodisch angelegten Regieerstling von Richard Curtis (The Boat That Rocked) erst richtig gut. Curtis gelingt mit Love Actually das Kunststück einer sentimentalen Komödie, der sogar abgebrühte Zyniker etwas abgewinnen können. Was an romantischen Klischees aufgefahren wird, ist ironisch gebrochen – bis zu den haarsträubend zurechtgebogenen Happy Ends. Ein temporeiches, überdrehtes Karussell der grossen und kleinen Liebesdramen, das nur in der untertitelten Originalversion und im Kino voll zur Geltung kommt.

Di 24. 12.

> 21.00 Uhr

RICHTIG LANG

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Doctor Zhivago David Lean, USA/Grossbritannien/Italien 1965; 200' E/d (DCP, Farbe, Scope) Mit Omar Sharif, Julie Christie, Geraldine Chaplin, Rod Steiger, Alec Guinness, Tom Courtenay, Ralph Richardson, Siobhan McKenna, Rita Tushingham, Klaus Kinski

Höchst romantischer und richtig langer Klassiker, der in den Turbulenzen der Russischen Revolution spielt.

Der Arzt und Dichter Yuri Zhivago (Omar Sharif) hat aus einem Impuls heraus Tonya Gromeko (Geraldine Chaplin), die Tochter seiner Pflegeeltern, geheiratet und sich – nach mehreren, über Jahre verteilte Begegnungen – unsterblich in die stolze und hartherzige, ebenfalls verheiratete Lara Antipova (Julie Christie) verliebt. Als sich die beiden ihre gegenseitige Verbundenheit und Liebe endlich gestehen, werden sie durch die politischen Umwälzungen der Russischen Revolution voneinander getrennt …

In der Leinwandadaption von Boris Pasternaks Jahrhundertroman berühren sich in Doctor Zhivago die individuellen Schicksale der Figuren und die politisch-kriegerischen Ereignisse jener Zeit, wobei im Film die privaten Leidenschaften deutlich im Vordergrund stehen. David Leans gigantisches Kinoepos schwelgt in monumentalen Stimmungsbildern und beeindruckt durch eine fast magische Abfolge lyrischer und äusserst dramatischer Momente. Nicht ohne Grund war der Film einer der grössten kommerziellen Erfolge der Sechzigerjahre, ausgezeichnet mit fünf Oscars.

So 29. 12. > 16.30 Uhr

ZÜRCHER FILMTALK

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«Wir lieben …» Anita Hugi Anita Hugi ist seit 1. August 2019 Direktorin der Solothurner Filmtage. Im Januar 2020 steht ihre erste Werkschau an. Davor war sie verantwortliche Redakteurin der «Sternstunde Kunst» von SRF, wo sie ab 2005 zahlreiche internationale Dokumentarfilme und mehr als 130 Produktionen aus allen Landesteilen begleitete, unter anderem auch die von ihr für die Sternstunde produzierte Filmreihe «Cherchez la femme». 2016 wird sie zudem Programmdirektorin des Festival International du Film sur l’Art ( FIFA ) in Montreal, wo sie u. a. eine Sektion für neue Erzählformen sowie eine parallele Festival-Ausgabe in zwei Städten etablierte.

Wer aber ist Anita Hugi? Was liebt die Bielerin am Schweizer Film? Was hat sie dazu bewogen, ihre bisherigen Arbeitsfelder als Programmdirektorin, Produzentin und Regisseurin zu verlassen und die Direktion der Solothurner Filmtage zu übernehmen? Verfolgt sie bei den Filmtagen neue Ziele? Wird sich «Solothurn» unter ihrer Ägide verändern?

Falls ja, in welche Richtung?

Wir freuen uns sehr, Anita Hugi als Gesprächspartnerin im Dezember-Filmtalk zu Gast zu haben. Sprechen werden wir über ihr neues Filmfestival, den Schweizer Film insgesamt und auch über Anita Hugi selber.

Die Filmtalk-Reihe «Wir lieben …» ermöglicht dem Publikum einen spannenden und einmaligen Einblick in das Leben und Schaffen einer Persönlichkeit aus dem Schweizer Film.

Do 12. 12.

> 18.30 Uhr

46

DOKFILM AM SONNTAG

Una Primavera Valentina Primavera, Österreich/Deutschland/Italien 2018; 80' I/d (DCP, Farbe)

ERSTAUFFÜHRUNG : Die Filmemacherin begleitet ihre Mutter, die aus ihrer von Gewalt geprägten Ehe auszubrechen versucht. Ein einzigartiges Familien- und Gesellschaftsporträt.

Fiorella Primavera reicht es. Nach dem jüngsten Aussetzer ihres Manns will sie sich endgültig aus ihrer vierzigjährigen Ehe befreien. Ihr Leben voller Demütigungen und Gewalt soll der Vergangenheit angehören. Kurzerhand zieht sie zu ihrer Tochter Valentina nach Berlin, weit weg von ihrem Haus im ländlichen Italien. Doch genau dorthin muss Fiorella zurück, wenn sie ihre Zukunft tatsächlich regeln will. Valentina, die Jüngste von drei Geschwistern, beginnt, ihre Mutter filmend zu begleiten. Gemeinsam fahren sie in ihren Heimatort, wo Fiorella und ihr Befreiungsversuch auf wenig Verständnis stossen.

In entschiedener Offenheit zeigt Una Primavera Fiorellas Wiederbegegnung mit der Familie sowie mit ihrem Ehemann Bruno, der zwar reuig wimmert, aber gleichzeitig und im Einklang mit seinem Umfeld klarmacht, dass eine Frau ihrem Gatten nicht widersprechen soll. «Ein komplexes Familiensystem mit patriarchalen Strukturen, das weiter vor sich hin köchelt», wird die Sachlage treffend im Katalog des Festivals Diagonale beschrieben.

Wie sehr auch die Schwester und die jungen Nichten bereits von den Normen betroffen sind, zeigt Valentina Primavera, die ja selbst Teil der Familie ist, genauso wie die frohen Momente. Meistens bleibt sie aber beschützend, zuhörend und nachfragend ganz nah bei der Mutter, der die Ausgrenzung aus ihrer Gemeinschaft droht und die ihren tiefen Schmerz deftig fluchend und heulend zum Ausdruck bringt. Ein mutiger Film gegen das Wegsehen.

So 8. 12. / 15. 12. / 22. 12. / 29. 12. / 5. 1. > 12.00 Uhr

KINDERKINO

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Ein Schneemann für Afrika Rolf Losansky, DDR 1977; 84' D (35 mm, Farbe) Mit Wolfgang Penz, Wolfgang Winkler, Hadiatou Barry, Jürgen Reuter, Bruno Carstens, Ingolf Gorges, Dieter Jäger, Niemat El Obeid, Albert Ndinda, Mohama Mwaungulu

Kein Seemannsgarn: Am Weihnachtstag bewegt sich Kasimir Schneemann und beginnt gar zu sprechen. Zum Glück verstehen zwei Matrosen die Schneesprache.

Asina mit den 21 Zöpfchen lebt im afrikanischen Dorf Coccatuttibana. Seit Tagen sitzt sie am Sandstrand und schaut aufs Meer hinaus, denn sie wartet auf Seemann Karli, der ihr versprochen hat, bei seinem nächsten Besuch ein ganz besonderes Geschenk mitzubringen. Doch Karli hat im winterlichen Rostock kurz vor dem Auslaufen der MS «Wismar» alle Hände voll zu tun. Erst als er die Kinder beim Hafen einen prächtigen Schneemann bauen sieht, erinnert er sich an sein Versprechen – und bekommt Kasimir, wie die Kinder ihren Schneemann getauft haben, für seine kleine Freundin Asina. Der Kühlraum wird Kasimirs Kajüte. Doch die weite Reise auf hoher See birgt viele Gefahren: Erst will man den «blinden Passagier» nicht auf dem Schiff dulden; dann geht der Schneemann über Bord, ein andermal die lebensnotwendige Kühlflüssigkeit aus. Aber schliesslich kann Asina, die noch nie zuvor Schnee gesehen hat, ihr höchst ungewöhnliches Geschenk freudig entgegennehmen. Wobei die afrikanische Sonne dem Schneemann bald arg zu schaffen macht.

Rolf Losanskys DEFA-Film Ein Schneemann für Afrika ist eine fantasievoll und ausgesprochen kindergerecht gestaltete Fabel, die nicht zuletzt dank der kontrastreichen Schauplatzwechsel fasziniert. Ein wunderbarer Kinderfilm mit humanitärer Botschaft und ohne Altersbeschränkung.

• Spielfilm für Kinder aller Altersstufen So 8. 12. / 15. 12. / 22. 12. / 29. 12. / 5. 1. > 14.15 Uhr Mi 11. 12. / 18. 12. / 25. 12. / 1. 1. / 8. 1.

> 14.30 Uhr

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pl am Helvetia

Impressum Xenix-Programm 12/2019 > Kino Xenix, Kanzleistrasse 52, 8004 Zürich > Programmation, Filmtexte und Redaktion: René Moser (verantwortlich für das vorliegende Programm), Jenny Billeter > Inserate: Noah Bohnert > Erscheinungsdatum: 20. 11. 2019

> Erscheint 11-mal jährlich > Auflage: 4000 Exemplare >

Belichtung und Druck: Ropress Zürich > Gestaltungskonzept: Franziska Burkhardt > Satz und Bildredaktion: Cornelia Diethelm > Korrektorat: Nina Haueter, Susan Winkler > Gestaltung Plakat: Ronny Hunger, Zürich > Geht an alle Mitglieder des Filmclubs Xenix > Ungefaltete Plakate (A2) sind kostenlos an der Kinokasse erhältlich > Ein Engagement des Vereins Filmclub Xenix, unterstützt durch Stadt und Kanton Zürich

© Die Texte in diesem Programmheft sind urheberrechtlich geschützt – Auszüge sind nur mit Quellenangabe (Kino Xenix) zulässig, deren integrale Verwendung nur mit Einwilligung des Xenix.

Für das Zustandekommen des Programms danken wir: • Cinélibre, Bern (Robert Richter) • Cinémathèque suisse, Lausanne – Penthaz (André Schäublin, Eve-Lauren Haftgoli) • Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen, Berlin (Mirko Wiermann) • Elite Film, Zürich (Roman Güttinger) • Filmdelights, Wien (Christa Auderlitzky, Daniel Pramberger) • Lukas Foerster, Zürich • Pamela Jahn, London • Park Circus, Glasgow (Marthe Rolland) • PraesensFilm, Zürich (Patrick Riesen) • Saul Zaentz Company, Berkeley (Paul Zaentz) • Sony Pictures Entertainment Deutschland, Berlin (Alexander Gessl) • Sony Pictures Releasing Switzerland, Zürich (Jasmin Bär) • StudioCanal, Berlin (Carolin Wenzel) • Universal Pictures International Switzerland, Zürich (Rolf Zellweger) • Xenix Filmdistribution, Zürich (Jan Klemenz) • Zürich für den Film (Kaja Eggenschwiler, Simon Hesse) Ein besonderer Dank für den Support des Weihnachtsprogramms geht an folgende Personen bzw. Firmen: • Genossenschaft FTK Filmtechnikkollektiv, Zürich • Genossenschaft Ropress Druckerei, Zürich • Göbel AG, Zürich • Intercomestibles – Urbane Getränkelieferungen, Zürich • Kanzlei Disco und Kultur, Zürich • Sara Gasteiger Weinbau, Zürich • Schreinerei Hanhart, Inh. T. Volkart GmbH, Zürich • Sitio Möbeldesign – Massanfertigungen und Innenraumgestaltung, Zürich • Verein Flohmarkt Kanzlei, Zürich • Watchman GmbH, Zürich • Wein und Co. AG, Uster • WoW Wein oder Was / Stephan Müller, Zürich • Xenix Filmdistribution GmbH, Zürich

LES FILMS DU FLEUVE UND ARCHIPEL 35 PRÄSENTIEREN

L E J E U N E A H M E D EIN FILM VON

JEAN-PIERRE

UND

LUC DARDENNE

PREIS FÜR BESTE REGIE

AB 5.12. IM KINO

IDIR BEN ADDI OLIVIER BONNAUD MYRIEM AKHEDDIOU VICTORIA BLUCK CLAIRE BODSON OTHMANE MOUMEN

ÜBERSICHT NACH FILMTITELN DEZEMBER 2019 S. 1

CINEMA ITALIANO 2019

S. 3 S. 3 S. 5 S. 7 S. 8

Ma cosa ci dice il cervello Ovunque proteggimi Una storia senza nome Troppa grazia Un giorno all’improvviso

S. 9

DANIEL DAY-LEWIS – WAS THAT REALLY IT?

S. 13 S. 13 S. 15 S. 16 S. 17 S. 17 S. 19 S. 21 S. 22 S. 23 S. 23 S. 25 S. 26 S. 31 S. 33 S. 33

My Beautiful Laundrette The Bounty A Room with a View My Left Foot The Last of the Mohicans The Age of Innocence Jack and Rose (aka The Ballad of Jack and Rose) The Crucible Phantom Thread There Will Be Blood Gangs of New York The Unbearable Lightness of Being Nine In the Name of the Father Lincoln The Boxer

DIE SUBVERSIVEN KULTGROTESKEN DES S. 35 QUENTIN DUPIEUX S. 37 S. 37 S. 39 S. 39 S. 40

Rubber Wrong Wrong Cops Au poste!

Le daim

S. 41 WEIHNACHTSPROGRAMM AM 24. DEZEMBER S. 41 S. 43

OPEN AIR Life of Brian

Love Actually

S. 44 RICHTIG LANG Doctor Zhivago

S. 45 ZÜRCHER FILMTALK «Wir lieben …» Anita Hugi

S. 46 DOKFILM AM SONNTAG Una Primavera

S. 47 KINDERKINO Ein Schneemann für Afrika