1 minute read

zwiegespräch mit dem holz

Die Liebe zum Holz begleitet ihn ein Leben lang: Schon im Kindergarten in Häselgehr zeigte sich beim Schnitzen das große Talent des kleinen Daniel Praxmarer. Denn schon früh hatte er sich von seinem Papa Gottlieb eine Menge abgeschaut. „Es war mir quasi vorgezeichnet, dass ich mal die Schnitzschule mache“, schmunzelt er beim Gespräch mit dem für unsere Serie über Außerferner Künstler in der Holzwerkstatt von pro mente in Reutte.

In der Schnitzschule in Elbigenalp lernte er auch einen großen Unterschied kennen: „Ein Schnitzer stellt in erster Linie Souvenirs nach Vorlagen her, ein Holzbildhauer aber haut sein Motiv richtig aus dem Block heraus und muss sich mit dem Material intensiver auseinandersetzen.“ Ihm war schnell klar, wo er seinen Platz finden wollte: „In der Schnitzschule wollten wir dem Holz etwas aufzwingen, im Kunsttherapie-Studium in Wien und München hat mich die direkte Bildhauerei begeistert.“ Was das ist? „Man fängt sofort mit der Arbeit am Holz an, und daraus entwickelt sich mit der Zeit alles. Das fordert mich heraus und fasziniert mich. Oft weiß ich gar nicht so recht, wie es weitergeht – und genau dann entsteht ein Zwiegespräch mit dem Holz.“ Denn das hat aus Sicht von Daniel Praxmarer (auf dem Foto bei der Arbeit vor seinem Atelier in Häselgehr) seinen ganz eigenen Charakter, „auf den man eingehen kann und muss“. Mit den Rissen, Ästen oder anderen „Fehlern“ müsse man umgehen oder sie einbinden, auf jeden Fall die Individualität dieses Materials respektieren.

Sei es gegenständlich, sei es abstrakt – Daniel Praxmarers Hauptmotiv ist der Mensch. Die ohnehin fragwürdige Kategorie der Schönheit, die eh im Auge des Betrachters liegt, interessiert ihn daher so gut wie gar nicht. Mit seiner Kunst wendet er sich lieber dem verletzten Menschen zu, und das kann man an seinen Werken auch deutlich ablesen: „Ich haue oft mit dem Spitzhammer rein, mache Löcher in die Skulptur oder zünde sie an und lasse sie eine Weile brennen – all das zeigt die menschliche Verletzlichkeit. Bei mir steht das Glatte und Schöne nicht im Mittelpunkt. Das Dunkel hat mich schon immer fasziniert.“

Vielleicht qualifiziert ihn ja gerade das besonders für seine Arbeit als Kunsttherapeut, bei der er Menschen hilft, aus dem Dunkel wieder herauszutreten. Auch mit psychisch Kranken arbeitet er am Holz: „Das Schöpferische an sich ist heilsam. Die Menschen spüren, dass sie nicht umsonst da sind – und können stolz auf das sein, was sie schaffen.“

Und auch für Daniel Praxmarer selbst, der sich am liebsten mit der Zirbe beschäftigt („Die ist weich, man kann schnell arbeiten, hat einen feinen Duft, aber auch viele Äste, mit denen man sich arrangieren muss“), bedeutet seine Kunst Entspannung und Ausgleich: „Sonst sind so viele Menschen um mich herum. Da bin ich mal allein mit meinem Werkstück.“ Ein Zwiegespräch ergibt sich dann bei der Arbeit quasi ganz von allein.

This article is from: