Inspirationen für Sinne und Seele Herbst 2012

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Inspirationen f端r SinnE und Seele

HERBST 2012

Shonishin Sanfte Akupunktur f端r gl端ckliche Kinder

Der Weg am Wasser Der Kneippweg in St. Radegund ein Weg voll Stille, ein Weg zu sich selbst

Selbstverwirklichung Der Weg der kleinen Schritte

Buchteln

mit Zwetschken-Hollunder-Kardamon-Zimt-F端llung

Wie der Truthahn zu seinen Ehren und seinem Namen kam


Editorial

Hurra, sie ist da - die erste Ausgabe von INSPIRATIONEN FÜR SINNE UND SEELE. Wir möchten mit dieser Zeitschrift - die fürs erste 4x im Jahr erscheinen wird - unsere Leser inspirieren. Inspirieren mit Rezepten passend zur Jahreszeit, Berichten von Reisen, die wir selbst unternommen haben, Erlebnissen an Orten, die wir lieben, Bücher, Filme und Musik, die uns berührt und gefesselt haben. Kurz: eine bunte Sammlung von Themen, die wir gerne teilen möchten und von denen wir glauben, dass sie auch für andere interessant sein können. Wir freuen uns über Feedback und inspirierende Beiträge unserer LeserInnen, damit die Zeitschrift inhaltlich wächst und viel Unterschiedliches zu bieten hat. Viel Spaß beim Lesen und einen wunderschönen Herbst wünscht Ihnen das Inspirationen-Team

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Inspirationen für Sinne und Seele


Inhalt Editorial

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Shonishin - sanfte Akupunktur f端r gl端ckliche Kinder

Buchempfehlung: Ich nannte ihn Krawatte

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Selbstverwirklichung - der Weg der kleinen Schritte

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Der Weg am Wasser - Der Kneipp-Meditationsweg in St. Radegund 8

Buchteln mit Zwetschken-Holunder-Kardamon-Zimt-F端llung

Wie der Truthahn zu seinen Ehren und seinem Namen kam

Impressum

Inspirationen f端r Sinne und Seele

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Shonishin

Sanfte Akupunktur

für glückliche Kinder

Shonishin (Shoni = Kind, shin = Nadel) ist eine alte japanische Form der Kinderakupunktur. Im Gegensatz zur herkömmlichen Akupunktur wird jedoch nicht gestochen, sondern mit der sogenannten Daishi-Nadel sanfte Streichungen auf der Hautoberfläche des Kindes durchgeführt. Shonishin ist somit eine absolut schmerzfreie Form der Akupunktur und hat keine Nebenwirkungen.

Für wen ist Shonishin geeignet? Shonishin ist für Babys - bereits ab der Geburt - und für Kinder bis zum Schulalter geeignet. Was bewirkt Shonishin? Durch sanfte Streichungen mit der stumpfen Daishi-Nadel entlang der Meridiane, Reflexzonen und Akupunkturpunkte wird über die Haut ein Reiz ausgelöst, der regulierend auf das vegetative Nervensystem und auch Meridiansystem wirkt. Wann ist Shonishin empfehlenswert? • Schreibabys • KISS-Syndrom (Kopfgelenk induzierte Symmetrie Störung) • Schlafstörungen • Unterstützung bei Entwicklungsstörungen und -verzögerungen • Vermehrtes Quengeln, emotionales Ungleichgewicht • Verdauungsprobleme • Infektanfälligkeit • Lösen von Blockaden und Ängsten • Bettnässen • Narbenentstörung (auch bei Erwachsenen möglich)

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Wie oft sind Behandlungen notwendig? Schwerwiegende Probleme sollten auf alle Fälle vorher ärztlich abgeklärt werden. Shonishin ist sehr effektiv, die Behandlungsdauer ist sehr kurz – je nach Alter des Kindes variiert diese zwischen 2 – 10 Minuten. Je nach Problematik sind meist ca. 3 – 5 Behandlungseinheiten in regelmäßigen Abständen notwendig. Die Behandlung selbst ist vollkommen schmerzfrei und ohne Nebenwirkungen. Warum habe ich diese Ausbildung gemacht? Shonishin ist eine sehr gute Ergänzung zu meiner restlichen Tätigkeit als Shiatsu-Praktikerin, und ich arbeite gerne mit Kleinkindern. Shonishin ist eine wunderbare Methode, das Kind auf angenehme Weise – durch das sanfte Streichen auf der Hautoberfläche – auf jeder Ebene zu unterstützen und die Lebensenergie wieder zum Fließen zu bringen. Am Ende der Behandlung bekommt man meist ein Lächeln des Kindes geschenkt. Gibt es was Schöneres als ein glückliches Kind?

Doris Wagner ist Dipl. Hara-Shiatsu Praktikerin und praktiziert Shonishin in ihrer Praxis mit großem Erfolg bei den Kleinsten. Mehr Infos unter www.ichindermitte.at

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Buchempfehlung Milena Michiko Flašar

Ich nannte ihn Krawatte Wagenbach Verlag Ein junger Mann und ein Büroangestellter treffen eines morgens in einem Park einer japanischen Großstadt aufeinander. Der junge Mann hat davor sein Zimmer in der Wohnung seiner Eltern 2 Jahre lang freiwillig nicht verlassen, und sitzt nun erstmals wieder im Freien, im nahegelegenen Park auf einer Bank. „Hikikomori“ werden diese jungen Menschen genannt, die das Haus der Eltern nicht verlassen und sich in ihrem Zimmer einschließen, weil sie sich auf dem Weg zum Erwachsenwerden dem Leistungs- und Anpassungsdruck der Gesellschaft nicht gewachsen fühlen. Ein in Japan sehr häufiges Phänomen.

So unterschiedlich sie auch beide sind, haben sie eines gemein: beide sind Einzelgänger, die aus der Norm gefallen sind. Indem sie einander kennenlernen und ihre Geschichten erzählen, findet jeder für sich langsam wieder zurück ins Leben.

Der andere ist ein „Salaryman“, ein Firmenangestellter, der gekündigt wurde und es nicht übers Herz bringt, seiner Frau mitzuteilen, dass er keine Arbeit mehr hat. Und so hält er den Anschein aufrecht, indem er jeden Tag mit seiner Lunchbox von zu Hause den Park aufsucht, um dort die Zeit bis zum Abend zu verbringen.

Milena Michiko Flašar, geb.1980 in St. Pölten, hat Komparatistik, Germanistik und Romanistik studiert und ist die Tochter einer japanischen Mutter und eines österreichischen Vaters. Sie lebt als Schriftstellerin in Wien und unterrichtet nebenbei Deutsch als Fremdsprache.

Eine berührende, tiefgehende und kurzweilige Geschichte zu einem für europäische Sichtweisen außergewöhnlichen Thema, die nachdenklich macht und uns auf die Schattenseiten unserer modernen Leistungsgesellschaft aufmerksam macht – nicht nur in Japan.

http://www.amazon.de/nannte-Krawatte-Milena-Michiko-Flasar

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Selbstverwirklichung

Der Weg der kleinen Schritte

Selbstverwirklichung ist ein vielzitiertes und vielstrapaziertes Schlagwort. Hunderte Seminare werden zu diesem Thema angeboten und noch mehr Bücher darüber geschrieben. Doch nicht immer ist ganz klar, was wirklich dahinter steht. Wie würden denn Sie Selbstverwirklichung erklären? Was bedeutet Selbstverwirklichung für Sie persönlich?

Viele Menschen setzen Selbstverwirklichung gleich mit Karriere, manche verstehen darunter, dass sie einen ganz eigenen ausgefallenen Weg gehen – meist in künstlerischen Bereichen. Oft wird man belächelt, wenn man sich selbstverwirklicht, obwohl bei so vielen von uns dieser Wunsch vorhanden ist. Wenn man das Wort in seinen Einzelteilen betrachtet, dann hat es mit dem eigenen Selbst und der Wirklichkeit zu tun. Geht es also bei Selbstverwirklichung darum, das eigene Selbst in der Wirklichkeit zu leben? Das bringt uns zur nächsten Frage: was ist denn mein Selbst? Wie erkenne ich mein Selbst? Unser Selbst ist die leise Stimme in uns, auf die die meisten viel zu selten hören. Es ist das unangenehme Bauchgefühl bei Entscheidungen, die wir treffen und von denen wir vorher schon wissen, dass sie nicht die richtigen sind. Es ist die innere Ruhe, die wir spüren, wenn wir am richtigen Weg oder am richtigen Ort mit den richtigen Menschen sind. Es sind die Momente, wo uns etwas tief berührt. Es ist das Gefühl des Widerwillens, wenn wir etwas tun, was wir nicht tun möchten. Jeder von uns kennt solche Situationen und viele von uns kennen Situationen, wo wir unser Selbst „vergewaltigen“, es zu etwas zwingen, was wir gar nicht tun wollen. Die Beweggründe dazu können vielfältig sein.

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Als Kinder waren wir sehr nahe an unserem Selbst. Im Laufe der Jahre, in denen wir mit dem Erwachsenwerden beschäftigt waren, haben wir uns davon wegentwickelt, denn das Selbst will manchmal Dinge, die rational vielleicht nicht erklärbar sind oder rational vielleicht nicht sinnvoll erscheinen. Darum gilt es zuerst einmal die Frage zu klären, was mein Selbst denn will? Welche Bedürfnisse hat mein Selbst ganz tief drinnen und welche dieser Bedürfnisse erfülle ich und welche erfülle ich nicht? Und aus welchen Gründen erfülle ich sie nicht? In unserer Kultur lernen wir, dass wir vernünftig sein sollen, dass wir uns anpassen müssen - wir verlernen auf unsere eigene innere Stimme zu hören und treffen Entscheidungen viel zu oft aus einer Vernunft heraus. Wir geben uns mit Kompromissen zufrieden, mit denen wir uns nicht zufrieden geben müssten - wir haben einfah zu oft gesagt bekommen, bescheiden zu sein oder uns nicht so wichtig zu nehmen. Unserem Selbst tut das alles weh und diesen Schmerz, den stecken wir gut weg. Oft merken wir ihn gar nicht mehr. Manchmal werden wir dann damit konfrontiert, wenn in unserem Umfeld etwas passiert, was uns berührt oder uns zum Nachdenken anregt. Solche Veränderungen im Freundes- oder Familienkreis - wie die Trennung oder ein Jobwechsel - können oft so etwas wie einen DominoEffekt hervorrufen. Das passiert vor allem dann, wenn

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eine solche Veränderung im System etwas bei einer Person auslöst und triggert: wenn hier ein Wunsch des Selbst „erwischt“ wird, weil vielleicht in diesem Bereich schon länger etwas nicht in Ordnung ist. Selbstverwirklichung heißt also auf die eigene innere Stimme im jetzt zu hören und mit dem Impuls, der dann da ist, etwas zu machen und das, was die innere Stimme sagt, in die Wirklichkeit umzusetzen. Und das müssen nicht unbedingt große Veränderungen sein. Es geht darum immer wieder nachzuspüren, was das Selbst denn möchte und braucht. Darauf nicht zu vergessen und es immer besser spüren zu können, das bedarf Übung. Solche Impulse könnten zum Beispiel sein, sich mehr Zeit für sich selbst zu gönnen, wieder einmal etwas „Verrücktes“ zu machen oder seiner Kreativität mehr Raum geben, zu malen, zu singen oder zu kochen. Oder vielleicht ganz etwas anderes, etwas, bei dem der innere Impuls da ist, es zu tun. Das klingt jetzt einfach, werden Sie sagen, aber ganz so einfach ist das oft nicht. Denn die meisten von uns hören auf den inneren Schweinehund, eine Instanz, die genau solche Impulse sabotiert und sie einen nicht umsetzen lässt, weil es immer gerade einen guten Grund gibt es nicht zu tun…

Unser Selbst hervorzubringen, liegt in unserer eigenen Hand. Und auch die Geschwindigkeit und die Qualität, in der wir es tun wollen, ist unsere eigene individuelle. Hier gibt es keinen Maßstab, an dem wir uns messen müssen. Es ist wichtig zu erkennen, dass das, was wir tun, was wir bei uns verändern, dass wir das für uns selbst tun und für niemand anderen. Vielleicht kommt es vor, dass jemand anderer etwas dagegen hat, dass wir auf unsere Selbst hören und das tun, was uns die innere Stimme gerade sagt. Manchmal haben unsere Mitmenschen Angst, wenn sie sehen, dass sich etwas verändert, dass man sich selbst verändert oder der andere vielleicht auch gerne etwas für sich tun möchte, es sich aber nicht zugesteht. Hier hilft ein achtsamer Umgang mit dem anderen und Verständnis und ein klares Aussprechen dessen, was und warum das jetzt gerade für einen so wichtig ist. Manchmal kann es aber auch sein, dass ein innerer Impuls auch Angst macht. Im Rahmen einesSelbsterfahrungsseminars habe ich gelernt, dass unsere Angst vor etwas manchmal auch verschleierte Lust auf etwas ist. Die Angst kommt dann daher, dass das Neue nicht einschätzbar und unbekannt ist. Angst vor Veränderung kann also zum Beispiel auch ganz tiefe innere Lust darauf sein, zu der wir nur schwer Zugang haben. Angst vor Bungee-Jumpen kann also auch bedeuten, dass ganz tief in uns drinnen ein Impuls ist, der gerne mal ein bisschen mutiger wäre oder sich auch gerne mal auf eine Grenzerfahrung einlassen möchte, aber eben Angst hat. Ich habe aber auch schon erlebt, dass eine Klientin Angst davor hatte, eine neue Wohnung zu kaufen, obwohl sie in der alten Wohnung gar nicht mehr glücklich war: Angst davor, sich festlegen zu müssen, obwohl das genau das war, was sie bei ihrem Partner vermisst hatte und sich zutiefst gewünscht hatte… Der Weg zur Selbstverwirklichung beginnt also mit vielen kleinen Schritten, mit Spüren, was einem gut tut, zu welchen Orten es einen hinzieht oder mit welchen Menschen man zusammen sein oder auch nicht zusammen sein möchte. Ein Schritt nach dem anderen. Im eigenen Tempo. Was wird Ihr nächster Schritt sein? K.W.

Selbstverwirklichung hat also zuerst einmal mit der Umsetzung der kleinen Bedürfnisse im Leben zu tun. Oft glauben wir, dass nur die großen Schritte etwas zählen und uns weiterbringen. Was jedoch klein oder groß ist, liegt immer im Auge des Betrachters. Für den einen ist ein Jobwechsel eine kleinere Sache, für den anderen ist ein Jobwechsel eine unvorstellbar große Herausforderung. Für den einen ist regelmäßiger Sport eine Kleinigkeit, für den anderen eine Herausforderung, selbst wenn er es gerne tun möchte.

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Der Weg am Wasser « Wasser! Es ist nicht so, dass man dich zum Leben braucht - DU bist das Leben! »

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Antoine de Saint Exupéry

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Der Kneipp-Meditationsweg in St. Radegund Am Fuße des Schöckls gelegen und knapp 15 km von Graz enfernt, findet man St. Radegund. Der Ort war während der K & K Monarchie ein beliebter Kurort und berühmt für seine Quellen. So wurde 1841 die „1. Kaltwasseranstalt“ der Steiermark errichtet, ab 1864 erreichte der Boom rund um Radegund seinen Höhepunkt. Besonders der ungarische Adel und das Großbürgertum liebten diesen Ort in der grünen Steiermark. Prachtvolle Villen entstanden und Spazierwege - sogenannte Quellenwege - wurden angelegt. 22 der mehr als 160 Quellen, die aus dem Schöckl entspringen, wurden architektonisch gefasst und mit Namen versehen. Mit dem Ende der Monarchie verlor der Kurort St. Radegund an Glanz und Bedeutung. Zwar gibt es nach wie vor ein Rehabilitationszentrum und eine Privatklinik, die glanzvollen Zeiten sind jedoch vorbei. Spätsommer 2012. Ich habe mich auf den Weg gemacht, einer der Quellenwege zu gehen. Genauer gesagt den Kneipp-Meditationsweg. Von Graz kommend sehe ich schon von weitem den Schöckl. Mit seinen 1445 Metern ist der Hausberg der Grazer der höchste Berg im Grazer Umland. Am Himmel schweben Paragleiter, wie

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Raubvögel ziehen sie ihre Kreise. Ich kurve die steile Straße hinauf zum Ort und parke direkt beim Kurhaus St. Radegund. Mein Weg führt mich zur Talstation der Schöcklbahn, denn dort beginnt der Kneippweg. Vorbei an den Villen, den Pensionen und Gasthäusern, deren Namen stumme Zeugen einer vergangene Zeit sind auch heute noch verköstigt das Gasthaus Budapest hungrige Kurgäste, Wanderer und Urlauber. Talstation Schöcklbahn: Beide Parkplätze sind besetzt und noch immer kommen Ausflügler, die das sonnige Wochenende für eine Wanderung nutzen möchten. Aus einem Autobus aus Ungarn steigt eine Reisegruppe. Anscheinend wollen sie mit der Gondelbahn den Schöckl „erklimmen“. Ob sie wissen, dass St. Radegund während der K&K Monarchie bei ihren Landsleuten sehr beliebt war? Ein Paragleiter setzt zur Landung in der Wiese an und die nächste Gondel schwebt sanft in die Höhe. Hektik, lautes Rufen, das Brummen der Autos und das Surren der Drähte sind die dominierenden Geräusche. Ich überquere die Straße und sehe das erste Hinweisschild: Kneipp-Meditationsweg. Ich bin richtig.

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Am Beginn des Weges ist ein sogenanntes Heilkunstwerk angelegt. Bernhard Haas, ein Landschaftskünstler, hat mit „Pflanze Mensch“ einen begehbaren Kräutergarten in Menschform geschaffen. Das Interessante daran ist, dass die heilenden Kräuter genau dort gepflanzt wurden, wo sie wirken. Ich bestaune das Kunstwerk, im hohen Gras zirpen die Grillen und im nahen Wald höre ich das Klopfen eines Spechts.

frisch. Ihr wird nachgesagt, dass sie belebend auf die Nerven wirkt und da vor allem das vegetative Nervensystem positiv beeinflusst. Bevor ich weitergehe, nehme ich noch einen Schluck - es kann ja nicht schaden, wenn das Nervenkostüm gestärkt wird. Immer mehr Quellen kommen den Berg hinab, vereinigen sich zu einem Bach. Bienen und Hummeln schweben beinahe lautlos von Blüte zu Blüte. Johanniskraut, Enzian, Schafgarbe, Taubnesseln wachsen am Wegesrand.

Der Wald umfängt mich bereits nach ein paar Schritten mit seiner Kühle und seinen Gerüchen. Es riecht nach Pilzen, nach trockenem Laub, Tannennadeln. Der Lärm der Welt wird leiser und das Rauschen eines Baches, der ganz in der Nähe fließt, wird lauter. Das muss eine der Quellen sein. Waldklee formt grüne Inseln im braunen Laub, Wurzeln bilden geometrische Muster am Waldboden und Efeu rankt sich an den Baumstämmen hoch. Es sieht aus, als hätten manche Bäume grüne Mäntel übergezogen. Alles ist so grün, so still - und so friedlich.

Je weiter ich den Weg gehe, desto weniger Geräusche gibt es. Nicht weil der Wald alles schluckt, sondern weil ein Geräusch alle anderen übertönt: das Rauschen der Bäche. War es zu Beginn nur einer, sehe ich jetzt drei, die den Berg herunter fließen. Die Hektik der Welt, die Geräusche der Menschen sind mit einem Mal ganz weit weg. Mit jedem Schritt bekomme ich eine Ahnung meines eigenen Rhythmus - einatmen, ausatmen, ein Schritt nach dem anderen. Die erste gefasste Quelle, die ich erreiche, ist die DesiréeQuelle. Ich trinke daraus, ihr Wasser schmeckt rein und

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Vorbei an einem Kraftort, an dem quadratische Steine zum Sitzen, Nachdenken und Meditieren einladen, komme ich zur Quelle der ungarischen Madonna. Dieses Bildnis der ungarischen Landespatronin ist ein Rest jener vergangenen Zeit, als ungarische Kurgäste zum Stammklientel Radegunds gehörten. Dieser Quelle sagt man nach, dass sie heilend auf Herz und Lunge wirkt. Der Platz lädt zum Rasten und Wahrnehmen ein. Es sind Blumen gepflanzt, eine Gießkanne zeugt davon, dass hier regelmäßig jemand vorbei kommt. Ein bunter Blumenstrauß im Becken der Quelle regt meine Phantasie an: Hat hier jemand um Heilung gebetet? Oder um ein Wunder? Vielleicht wollte sich jemand einfach nur bedanken für das Wunder Leben. Ich bin gefangen von diesem Ort und seiner friedvollen Ausstrahlung. Zwei Spaziergängerinnen kommen mir entgegen fröhlich grüßen sie mich und wandern weiter. Ich gehe bergab, vorbei an der Rosaquelle, die Erdung und Lebenskraft vermittelt, weiter zum Wunschstein. Man sagt dem Wunschstein nach, dass er Wünsche erfüllt. Ich hab es versucht: Draufsetzen, Augen zumachen und den

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Wunsch visualisieren. Noch warte ich auf die Wunscherfüllung, aber man muss auch Wünschen Zeit geben sich zu realisieren... Die hölzerne Duschanlage, gleich hinter dem Wunschstein soll gute Heilerfolge bringen. Aber Quellwasser mit einer gefühlten Temperatur von fünf Grad - brrrrr, das ist nicht meine Sache.

Trotzdem, ganz lässt mich die Idee vom Kneippen nicht los und so ziehe ich bei der Wassertretstelle kurz unterhalb des Wunschsteins die Schuhe aus und steige durch das eiskalte Wasser. Ordentlich treten, Knie hochziehen und ein paar Mal auf und ab gehen. Nach einer halben Minute - länger war es nicht - spüre ich meine Füße nicht mehr, ich fühle mein Herz klopfen und will nur mehr aus dem kalten Wasser. Füße an der Luft trocknen lassen und dann wieder ab in Socken und Schuhe. Nachdem das Kältegefühl nachgelassen hat, fühle ich mich frisch und belebt. Natürlich probiere ich auch den Armguss aus, das ist viel angenehmer - anscheinend bin ich auf den Armen nicht so kälteempfindlich. Ich gehe am Bach entlang, der mit seinem Gurgeln und Glucksen nach wie vor die Geräuschkulisse bestimmt. Steinpyramiden stehen an seinen Rändern. Wer hat sie wohl aufschichtet? Spielende Kinder, Wanderer bei der Rast? Ich weiß es nicht. Diese Steinpyramiden wirken auf mich wie Denkmäler auf Zeit. Wenn der Bach das nächste Mal über seine Ufer steigt, wird er sie umwerfen und so Platz für Neues schaffen. Eigentlich ist es wie im Leben: Manchmal muss man Platz schaffen, um Neues

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kreieren zu können. Plötzlich schrecke ich aus meinen Gedanken hoch, als neben mir ein Vogel aus dem Gebüsch hochfliegt. Es ist so, als ob er mich daran erinnern will, dass ich weitergehen soll. Vorbei an der Pollakquelle, vorbei an der DemeliusQuelle. Der Pollakquelle wird nachgesagt, dass sie für Kopf und Augen Heilung bringt. Ich habe gelesen, dass man, wenn man damit die Augen benetzt, besser sehen soll. Ich habe vergessen es auszuprobieren... Und dann stehe ich wieder am Rande des Waldes. Vor mir eine Wiese mit den Blumen des Spätsommers, Obstbäume säumen den Weg, der mich zu meinem Auto bringt. Die Realität hat mich wieder. Und auch die Geräusche des Alltags. Schon wenige Schritte nachdem ich dem Wald verlassen habe, hört man das ferne Rauschen der Autos. Aus einem Fenster höre ich Musik Wolken am Himmel verdecken das Blau und ein leichter Wind bringt die Blätter der Obstbäume zum Tanzen. Ich schaue hinauf zum Schöckl und sehe drei, vier, nein fünf Paragleiter. Sie drehen ihre Runden, es sieht aus wie ein himmlischer Tanz. Die Turmuhr der Kirche schlägt zwei K.S.

St. Radegund 15 km von Graz entfernt liegt St. Radegund am Fuße des Schöckls und ist damit der perfekte Ausgangspunkt für Wanderungen und Ausflüge. Nähere Informationen: www.radegund.info

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Buchteln mit Zwetschken-Holunder-Kardamon-Zimt-Füllung

Beim Wochenendeinkauf am Markt fiel mein Blick auf die superleckeren Zwetschken und schon war eine neue Rezeptidee geboren. Und die musste ich natürlich sofort ausprobieren ... und? Einfach lecker!!!

Zutaten für den Germteig 500 g glattes Mehl 1 Stück Germ oder 1 Pkg. Trockengerm ¼ l Milch 50g Zucker 150 g Butter 4 Dotter 1 Kaffeelöffel Salz 1 guten Schuss Rum etwas abgeriebene Zitronenschale von 1 Zitrone und ca. 50g Butter für die Form

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Zubereitung Germteig Germ in kleine Stücke bröseln und gemeinsam mit etwas lauwarmer Milch und Zucker zum Mehl geben. Wenn die Mischung aufzugehen beginnt, mit dem Mehl gut vermischen. Dann Salz, Rum und Zitronenschalen dazugeben. Inzwischen die Butter bei geringer Hitze in einem Topf schmelzen, Milch und Zucker dazugeben und so lange warten bis alles lauwarm ist. Dann die Dotter zur Mehlmischung geben und die lauwarme Milch-Butter Mischung hinzufügen und sofort mit dem Handmixer (Knethacken!) verrühren. So lange mit dem Handmixgerät rühren bis der Teig kleine Blasen schlägt und sich ohne Probleme vom Rand löst. Wenn der Teig zu klebrig ist, noch etwas Mehl hinzufügen und weiter rühren. Auf die Schüssel ein sauberes Geschirrtuch legen und den Teig an einem warmen Ort so lange gehen lassen, bis sich der Teig zumindest verdoppelt hat.

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Zutaten für die Zwetschken-Holunder-Kardamon-Zimt-Füllung 500 g Zwetschken 2 Päckchen Instant Gelatinepulver ca. 50 g Holundersirup Genug Zimt und Kardamon (gemahlen) Zubereitung Füllung Zwetschken entkernen und in einen Topf geben. Holundersirup beifügen und aufkochen lassen. Dabei immer wieder umrühren, damit die Zwetschken nicht anbrennen. Dann Gelatinepulver und Kardamon und Zimt dazugeben und kurz aufkochen lassen. Vom Herd nehmen und mit dem Pürierstab pürieren, bis eine sämige Masse entsteht. Das Gelee in ein Gefäß füllen und kalt stellen, bis es geliert ist. Erst wenn das Gelee fest ist, können die Buchteln damit gefüllt werden.

Zubereitung der Buchteln Herdplatte auf die niedrigste Stufe stellen und eine Kastenform oder kleine Glasförmchen auf die Platte stellen und die Butter darin schmelzen. Dann die Formen mit einem Backpinsel gut ausbuttern. Dabei darauf achten, dass immer genug geschmolzene Butter vorhanden ist, da die Buchteln bevor sie in die Form kommen, noch in flüssige Butter getaucht werden. Aus dem Germteig kleine Teigportionen mit einem Suppenlöffel ausstechen. Handflächen bemehlen, die Teigportion ca. handtellergroß flachdrücken. Einen Klecks Gelee in die Mitte setzen und die Enden zusammendrehen, so dass ein kleines Teigbällchen entsteht. Darauf achten, dass die Teigenden gut miteinander verklebt sind, damit das Gelee nicht ausläuft. Die Buchtel in der warmen Butter von allen Seiten wenden und in eine Form setzen. Wenn Sie eine Kastenform verwenden, achten Sie darauf, die Buchteln sehr eng zu setzen. Inzwischen den Backofen bei Heißluft 180°c vorheizen und Buchteln auf mittlere Schiene ca. 15min backen, bis sie goldbraun sind. Dann Buchteln aus dem Rohr nehmen, leicht abkühlen lassen und servieren. B.P.

Zwetschken oder Zwetschgen Der Name Zwetschge taucht das erste Mal im 15. Jahrhundert auf - und zwar im Süddeutschen Raum. Botanisch gesehen gehören sie zu den Pflaumen, genauso wie Mirabellen und Ringlotten. Oft werden Zwetschken mit den Pflaumen verwechselt, sind können aber leicht an ihrer länglichen Form erkannt werden. Außerdem lassen sich die Kerne der Zwetschken wesentlich leichter aus dem Fruchtfleisch lösen als bei Pflaumen. Zwetschken schmecken nicht nur, sondern sind auch äußerst gesund, da sie viele wichtige Mineralstoffe und Spurenelemente (z. B. Kupfer, Zink, Kalium) und Vitamine enthalten. Sie stärken das Immunsystem und die Nerven, helfen Stress abzubauen und wirken darüber hinaus Verstimmungen und Depressionen entgegen. Außerdem wird die Zwetschke in der Volksmedizin aufgrund ihrer verdauungsfördernden Wirkung eingesetzt, wobei sie getrocknet noch wirksamer ist als frisch. Zwetschken aus Österreich sind von Juli bis ca. Oktober auf unseren Märkten erhältlich. Man sollte beim Einkauf darauf achten, dass die Früchte eine frische Farbe haben, fest sind und fein duften.

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Wie der Truthahn zu seinen Ehren und seinem Namen kam… Erntedank, Allerheiligen, Reformationstag, Halloween, Thanksgiving sind nur einige bekannte christliche Feierund weltliche Festtage im Herbst. Thanksgiving entstand, als 1621 die Pilgerväter die neuenglische Kolonie Plymouth (Massachusetts) gründeten. Damals überlebte knapp die Hälfte der 102 Auswanderer, die an Bord der Mayflower gewesen waren, den harten Winter nicht und auch die restlichen Siedler wären wohl verhungert, hätten ihnen die dort wohnenden Indianer vom Stamm der Wampanoag nicht gezeigt, wie man Mais anbaut. Im darauffolgenden Jahr feierte die neue und alte Welt als Zeichen des Dankes gemeinsam - und das gleich drei Tage lang. Es kamen so die christliche Tradition des Erntedankes mit dem Brauch des indianischen Jahreslaufs zusammen und begründeten somit Thanksgiving. Abraham Lincoln erklärte das Erntedankfest im Jahr 1863 zum nationalen Feiertag, und unter Präsident Franklin D. Roosevelt wurde schließlich festgelegt, Thanksgiving immer am vierten Donnerstag im November zu feiern. Die Kanadier hingegen feiern ihr Thanksgiving am zweiten Montag im Oktober und führen ihre Tradition auf die Messe zurück, die der englische Entdecker Martin Forbisher feiern ließ, als er 1578 in der Bucht gesund und munter ankam, die später nach ihm benannt wurde: Forbisher Bay in Baffin Island. Ob 1621 bei der Feier der Pilgerväter und der Indianer auch schon der Putenbraten aufgetischt wurde, ist nicht historisch belegt. Sicher ist jedoch, dass der Name dieses Vogels einige Verwirrung ob seiner Herkunft geschaffen hat – und das nicht nur in der englischen Sprache.

Erstmals auf den Truthahn aufmerksam wurden angeblich die Jesuiten, die ihn um 1550 von Amerika nach Europa brachten. Im Norden Amerikas war er eine beliebte Jagdbeute, im Süden Amerikas wurde er von den indianischen Maisbauern gezüchtet. Dabei wurde der Vogel, der dem Perlhuhn (guineafowl) ähnlich sieht, das über die Türkei seinen Weg nach Europa fand, im Englischen zunächst turkey fowl, dann nur noch turkey genannt. Auch der wissenschaftliche Name zeigt die Verwirrung: meleagris ist der griechische Ausdruck für Perlhuhn. Im Französischen hieß der Truthahn zunächst poule d’Inde, wörtlich übersetzt „Huhn aus Indien“, heute nur noch dinde. Diese geografische Verwechslung geht auf die Zeit zurück, als Columbus 1492 - anstatt wie zunächst geplant in Indien und Südostasien (East Indies) - in der Karibik landetet und diese Inselgruppe entsprechend West Indies benannte. Und im Deutschen? In unserer Sprache ist die Herkunft des Wortes nicht ganz geklärt. Es gibt zwei unterschiedliche Theorien: zum einen wird in Anbetracht der typischen Drohgebärden des Vogels ein Ursprung im Mittelniederdeutschen droten (drohen) vermutet, das u.a. auch mit altenglisch drutian (vor Zorn oder Stolz anschwellen) verwandt ist. Zum anderen führt man Trutauf einen gleichlautenden Ruf zurück, dessen man sich früher zum Anlocken des Vogels bedient haben soll. Die Wiener nannten den Truthahn Pockerl oder auch Schustervogel, weil ihn die Schustermeister ihren Gesellen zum Lichterbratensonntag auftischten, jenem Tag im Herbst, an dem zum ersten Mal bei künstlichem Licht zu arbeiten war. Und dann gibt es noch den englischen Begriff cold turkey - aber das ist eine andere Geschichte… A.W.

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Vorschau

Unsere voraussichtlichen Themen für die Winterausgabe: Farbe in der dunklen Jahreszeit Weiße Deko im Winter winterliches Kochrezept unsere Lieblingskeksrezepte Sprichwort erklärt Weihnachtliches Prag Buchtipp: Martin Suters neues Buch Filmempfehlung: 5 Menschen, die dir im Himmel begegnen Räuchern Geschenkstipps für Weihnachten

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Impressum Medieninhaber: Karina Schneider Die Schneider | Werbeagentur Sitz: Flötzersteig 144 | 1140 Wien www.die-schneider.at Mail: office@die-schneider.at Firmenbuch: FN 364280g Firmenbuchgericht: Handelsgericht Wien UID Nr: ATU66532406 Aufsichtsbehörde: Wirtschaftskammer Wien Redaktion:

Karina Schneider Karin Weigl Barbara Priesching Anca Weyer

Erscheinungsform: Online, 4 x jährlich Inspirationen für Sinne und Seele erscheint 4x im Jahr. Wir übernehmen keine Haftung und Garantie über Angebote und Texte. Die Wiederverwendung des Inhalts bzw. der Fotos ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Medieninhabers erlaubt. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos übernehmen wir keine Haftung. Die Rechte für die Veröffentlichung gehen an die Herausgeberin Karina Schneider über. Druck-, Satz- und Reprofehler vorbehalten. Bei eventuell angegebenen Bezugsquellen besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit. Blattlinie: Die Zeitschrift Inspirationen für Sinne und Seele hat es sich zum Ziel gesetzt, Menschen zu inspirieren - die Themen reichen von Reiseberichten, um inspirierende Entdeckungen jeglicher Art, über Buch-, Musik- und Filmepfehlungen bis hin zu kulinarischen Köstlichkeiten. Unser Schwerpunkt liegt auf österreichischen Themen. Die Beiträge werden von der Redaktion auf Gesetzeskonformität überprüft. Jedenfalls ausgeschlossen von der Veröffentlichung sind Beiträge über Gewalt, Pornografie und kriminelle Themen. Karina Schneider & das Redaktionsteam


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