25_10_19_wolfiade_Programmheft

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Wir feiern heute 40 Jahre Internationale Hugo-WolfAkademie. Was für eine Erfolgsgeschichte! Aus den bescheidenen Anfängen als kleiner Verein ist eine weit über das Land hinaus bekannte Institution mit mehr als 400 Mitgliedern geworden, die sich allein dem Werk eines der bedeutendsten Liedkomponisten der Spätromantik widmet und der Pflege der Tradition der Lied- und Gesangskunst.

Die Internationale Hugo-Wolf-Akademie hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Faszination für die Liedkunst in den unterschiedlichsten Formen an die Menschen zu bringen. Sie bietet einer seits international gefragten Interpreten und andererseits talentierten Nachwuchssängerinnen und -sängern gleichzeitig eine Bühne. Auch die Jüngsten werden durch Kinderkonzerte, Workshops an Schulen und Konzerteinführungen an diese besondere Kunstform herangeführt. Das Ergebnis: Die Akademie ist längst zu einem Leuchtturm in der musikalischen Landschaft Baden-Württembergs geworden.

Ihre Ziele verwirklicht sie durch eine Menge von Veranstaltungen: Das reicht von Liederabenden und Liederabendreihen – auch in Zusammenarbeit mit der Staatsoper Stuttgart – über die Verleihung der renommierten Hugo-Wolf-Medaille bis hin zur Stuttgarter Meisterklasse für Lied. Ein Höhepunkt ist der Internationale Wettbewerb für Liedkunst. Junge Talente aus aller Welt treten an und auf und tragen den Ruf der Hugo-WolfAkademie weit über die Landesgrenzen hinaus in die Welt.

Das Publikum in Stuttgart und die Gäste aus aller Welt erleben so unvergessliche Konzerterlebnisse. Darauf sind wir stolz. Unzählige Sängerinnen, Sänger und Musikl iebende wurden und werden inspiriert und sind be -

geistert vom Lied als Kunstform. Nicht nur heute, auch in Zukunft, dessen bin ich mir ganz sicher.

Möge die Akademie auch in den kommenden Jahren ihre bedeutende Rolle als kultureller Leuchtturm fortsetzen und noch viele Menschen mit der Schönheit des Liedes begeistern.

ARNE BRAUN

Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg

GRUSSWORT

Die Anfänge der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie (IHWA) reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück. Als

Verein eingetragen wurde die IHWA allerdings erst vor 40 Jahren. Damals, 1985, hatte sie lediglich 85 Mitglieder, heute sind es über 400.

Noch etwas ist geschehen: Die IHWA genießt einen ausgezeichneten Ruf, und zwar weit über die Landesgrenzen hinaus. Als Kulturstadt, die sich vor allem auch als Stadt der Musik versteht, sind wir froh, dass es sie in Stuttgart gibt. Land und Stadt fördern die IHWA, denn eine solche Institution, um die uns andere Städte beneiden, verdient diese Unterstützung.

Ich gratuliere der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie Stuttgart herzlich zu ihrem 40. Geburtstag! Für das Stuttgarter Musikleben ist sie ein Glücksfall!

Die Reihe der Künstlerinnen und Künstler, die die IHWA für Liederabende, Meisterkurse oder die Verleihung der begehrten Hugo-Wolf-Medaille in die Stadt geholt hat, liest sich wie das Who’s who der klassischen Gesangsszene. Die beliebten Liederabende in der Staatsgalerie und die Liedkonzerte in der Staatsoper gehen auf die Initiative der Hugo-Wolf-Akademie zurück und werden von ihr veranstaltet.

Erfreulich ist, dass die Hugo-Wolf-Akademie engagiert den Nachwuchs fördert. Sie pflegt das Werk von Hugo Wolf und die Lied- und Gesangskunst im Allgemeinen.

Der Internationale Wettbewerb für Liedkunst Stuttgart genießt einen ausgezeichneten Ruf. Er gehört weltweit zu den größten und bedeutendsten Wettbewerben für Lied-Duos.

Diese ausgezeichnete Arbeit wäre ohne das Engagement der haupt- und ehrenamtlich Verantwortlichen des Vereins, seiner Mitglieder, der freundschaftlich verbundenen Künstlerinnen und Künstler sowie der Unterstützer innen und Unterstützer nicht möglich. Im Namen der Stadt danke ich Ihnen allen herzlich! Bitte so weitermachen, mindestens noch einmal 40 Jahre!

FRANK

Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Stuttgart

HUGO WOLF (1860 – 1903)

Das Ständchen

Schon streckt’ ich aus im Bett ( Italienisches Liederbuch )

Verschwiegene Liebe

Unfall

Mein Liebchen, wir saßen beisammen

Nachtzauber

Aus den Mörike-Gedichten :

Im Frühling

Bei einer Trauung

Selbstgeständnis

Auf einer Wanderung

Zur Warnung

PAUSE

»Geistliche« Lieder:

Benedeit die sel’ge Mutter ( Italienisches Liederbuch )

Seufzer

Auf ein altes Bild

Auf eine Christblume II

Und steht Ihr früh am Morgen auf ( Italienisches Liederbuch )

Aus den Goethe-Gedichten » West-östlicher Divan «:

Erschaffen und Beleben

Phänomen

So lang man nüchtern ist

Wie sollt ich heiter bleiben

Wenn ich dein gedenke

Ob der Koran von Ewigkeit sei

Trunken müssen wir alle sein

Jubiläumskonzert zum 40-jährigen

Bestehen des Vereins »Internationale Hugo-Wolf-Akademie Stuttgart« in Erinnerung an den 100. Geburtstag von Dietrich Fischer-Dieskau

Wir danken für die freundliche Unterstützung

Wir freuen uns sehr, im Rahmen des Konzerts einige Hugo-Wolf-Handschriften aus der Sammlung Helmut Nanz zeigen zu können, die uns freundlicherweise von der Familie Nanz zur Verfügung gestellt werden.

DANIEL BEHLE ÜBER SEIN HUGO-WOLF-DEBÜT

Soweit ich weiß, ist dieser Liederabend Ihre erste Beschäftigung mit den Liedern von Hugo Wolf. Wie ist die Idee entstanden, sich mit Hugo Wolf zu beschäftigen? Warum jetzt?

Den Wunsch, sich mit Hugo Wolf genauer zu beschäftigen, habe ich schon sehr lange. Ich freue mich sehr, dass ich mit dem großartigen Pianisten und Wolf-Spezialisten Burkhard Kehring nun endlich diesen ersten Schritt hier in Stuttgart gehen kann.

Was ist das Besondere oder Andere an Hugo Wolfs Liedern –im Vergleich zum Beispiel zu Schuberts Liedern, mit denen Sie sich ja schon sehr intensiv beschäftigt haben?

Wolfs Lieder sind Mini-Dramen und mit kompositorischem Willen geformt. Ich spüre dieses Ringen nach Form zum Beispiel auch in den Liedern von Beethoven. Bei Franz Schubert fließt alles aus der Nähe zum Volkslied und seiner Form und Harmonik. Auch ist bei Wolf die Notation, ähnlich wie bei Max Reger, wesentlich komplexer. Das macht die Musik, zu Beginn, schwierig zu lesen und zu begreifen. Die Schönheit kommt dann mit der Gestaltung. Dort gibt sie dem Interpreten viele Möglichkeiten.

Wie ist die Auswahl der Wolf-Lieder in diesem Programm zustandegekommen?

Burkhard Kehring hat einen bunten Querschnitt zusammengestellt und an mich herangetragen. Dieser beleuchtet die verschiedenen Schaffensperioden, Stile, Formen und Farben. Eine sehr beeindruckende und musikalisch herausfordernde Reise, die ich so mit ihm erarbeiten durfte.

IM GESPRÄCH

Wird Ihre Beschäftigung mit Hugo Wolf weitergehen? Bzw. reizt es Sie, noch weiteres Repertoire von Wolf zu erarbeiten?

Auf jeden Fall! Wir planen eine Aufnahme 2027.

Lieber Herr Behle, herzlichen Dank für diese Einblicke!

Wir freuen uns jetzt schon auf Ihre Hugo-Wolf-CD und natürlich auf das heutige Programm. Und wir hoffen, noch viel Hugo Wolf von Ihnen zu hören!

Wie bzw. wann war Deine erste Begegnung mit Liedern von Hugo Wolf bzw. bist Du auf ihn aufmerksam geworden?

Tatsächlich ist Wolf mir nicht in die Wiege gelegt worden. Im Gegenteil. Geografisch und auch inhaltlich ist Wolf weitmöglichst entfernt von meiner Kindheit, die ich zwischen Kühen und Pferden in der norddeutschen Tiefebene verbracht habe. Und auch vom Elternhaus her bin ich nicht mit Wolf in Berührung gekommen. Tatsächlich kamen die ersten Begegnungen mit der Musik Hugo Wolfs durch das Radio, denn dort – bei Radio Bremen und in NDR 3 – wurden in meiner Kindheit tatsächlich noch regelmäßig Wolf-Lieder gespielt. Daher war mir der Wolf’sche »Sound« also schon entfernt bekannt. Mehr aber auch nicht.

Das erste Mal, dass ich Hugo Wolf dann so richtig vor Augen hatte bzw. dass da in mir ein Bild zu diesem Komponisten entstanden ist, war in meiner späteren Jugend, so ungefähr in der Zeit, als ich Abitur gemacht habe. Allerdings war es da nicht seine Musik. Er ist mir als litera-

rische Figur begegnet, als ich nämlich Thomas Manns Doktor Faustus förmlich verschlungen habe. Das Buch hatte mich total in seinen Bann gezogen. Ich habe es gleich mehrfach gelesen – und da ist Wolf ja einer der Komponisten, dessen Züge in die Figur des Adrian Leverkühn eingeflossen sind. Da habe ich angefangen mich für den Typus zu interessieren, die besondere Figur Hugo Wolfs, das Dämonische in ihm, das auch Leverkühn hat. Das hat mich fasziniert – also erst einmal eher die Person und gar nicht so sehr seine Musik.

Den ersten pianistischen Zugang zu Hugo Wolfs Musik verdanke ich dann unter anderen der wunderbaren Christiane Iven, die ich in den 1990er Jahren im Studium in Hamburg traf und für die Wolf damals schon ein existenzieller Bestandteil ihrer Liedprogramme war, in denen ich sie dann oft begleitet habe. Da entstand dann auch schon eine besondere Liebe zu Wolf – vor allem für seine Mörike-Lieder und das Italienische Liederbuch .

In dieser Zeit wurde auch noch eine zweite entscheidende Wolf-Weiche in meinem Leben gestellt: Die Begegnung mit dem Pianisten und Liedbegleiter Gernot Kahl faszinierte mich so stark, dass ich seinetwegen zum Studium nach Hamburg ging – und andere Studienoptionen in Berlin, München und Hannover in den Wind schlug. Kahl hatte an der Musikhochschule Hamburg eine Doppelklasse – eine Liedklasse und eine Solistenklasse, in der ich dann studiert habe. Dieser Pianist hat mich unglaublich geprägt, auch wenn das Verhältnis und die Arbeit mit ihm nicht immer einfach war. Aber ich erinnere ihn wie eine Reinkarnation von Hugo Wolf. Er war ein Besessener, wie Wolf. Ebenso manisch-depressiv – und er hat auch für Wolf gebrannt. Heute unterrichte ich in seinem ehemaligen Raum an der Hamburger Hochschule –vielleicht schließt sich da ein Kreis.

IM GESPRÄCH

Und letztlich verbindet Hugo Wolf und mich auch ein ähnliches Bayreuth-Schlüsselerlebnis. Ich war noch sehr jung, gerade mal 20, und bekam ein Bayreuth-Stipendium. Ich konnte also im Hochsommer nach Bayreuth fahren und habe dort auch den Parsifal gesehen. Mir ging es da ganz ähnlich, wie Hugo Wolf es in einem seiner Briefe schildert. Es war sehr heiß und stickig im Festspielhaus, und ich dämmerte trotz aller Begeisterung irgendwann im Laufe der Aufführung weg – und wachte dann wieder auf, umgeben von dieser urgewaltigen Musik. Das hat mich damals schon stark beeindruckt. Zwar wurde ich nicht zum großspurigen Wagnerianer, aber kam durch die spätere Beschäftigung mit Wolf dem Erlebten wieder näher. Inzwischen genieße ich den Wagner am allerliebsten quasi im Wolf’schen Taschenformat.

Hast Du ein Lieblingslied von Hugo Wolf?

Eigentlich kann ich da gar kein einzelnes Lied herausgreifen. Es gibt für mich kein einziges Lied von Hugo Wolf, in dem nicht mindestens eine Stelle wäre, in die ich mich sofort verlieben kann! Aber wenn ich mich wirklich für eines entscheiden müsste, dann wäre es vielleicht Im Frühling auf ein Gedicht von Eduard Mörike. Zum einen, weil die Kombination Wolf-Mörike für mich ganz besonders stark und berührend ist. Aber der Text –wie übrigens auch der Schulze-Text von Schuberts Im Frühling – spiegelt wie kaum ein anderer meinen Seelenund Lebenszustand als Jugendlicher wieder: »Ich sehne mich und weiß nicht recht, nach was...« Es ist ein Lied, das mich bis heute immer wieder tief berührt. Dabei kann ich nicht sagen, ob es mehr der Text ist oder die Musik oder beides – aber letztlich ist das bei Wolf ja auch nicht zu trennen.

Was ist der Reiz solcher Programme mit Werken nur eines Komponisten? Oder sind Dir gemischte Programme lieber?

Na ja, ich habe mich schon immer gerne sehr radikal und umfangreich in einzelne Themen versenkt. Wobei ich gar keinen so großen Unterschied sehe zwischen so einem Programm, das »nur« einem Komponisten gewidmet ist, und »gemischten« Programmen mit verschiedenen Komponisten. Bei letzteren sollte es letztlich auch immer einen gemeinsamen Nenner geben, eine Art roten Faden, der die einzelnen Lieder locker verbindet.

Und bei monothematischen Programmen wie dem heutigen ist es ja letztlich auch so, dass wir es mit einem ganzen Kosmos, mit einer komplexen Persönlichkeit voller Unterschiede und Widersprüche zu tun haben. Das gilt für Wolf ganz besonders. Er war eine sehr zerrissene, widersprüchliche Person. Gerade das fasziniert mich ja auch so an ihm. Dass wir es hier – in seinen Liedern - eigentlich mit ganz verschiedenen Persönlichkeiten zu tun haben. Diese Unterschiede herauszuarbeiten und diese Vielschichtigkeit in einer Person zu zeigen, finde ich unglaublich reizvoll.

Wie ist die Auswahl der Wolf-Lieder zustande gekommen?

Letztlich wollen wir das Unmögliche versuchen und den ganzen Hugo Wolf in einem Abend bzw. in einem Programm zeigen. Es ist genau diese Vielseitigkeit in seinem Schaffen, seine vielen verschiedenen Gesichter, von denen ich eben gesprochen habe, die hier vereint sind. Da sind die Lieder aus Goethes West-östlichem Divan , der interkulturellen Hommage an den Dichter Hafis; es gibt eine Abteilung mit geistlichen Liedern, wobei das nicht nur im religiösen Sinne geistliche Lieder sind, sondern eher spirituell-philosophische; dann zeigen wir die Lieder des wilden Romantikers Wolf, der tief verstrickt ist in die Mystik des 19. Jahrhunderts; und last but not least gibt es natürlich die humoristischen Lieder, bis hin zur Groteske, die bei Wolf natürlich nicht fehlen dürfen.

IM GESPRÄCH

Was ist die besondere Herausforderung an den Liedern von Hugo Wolf – aus pianistischer Sicht, aber auch im Zusammenwirken mit dem Sänger?

Für Daniel Behle ist dieses Programm ja seine Premiere mit Liedern von Hugo Wolf. Und es ist sehr spannend zu erleben, wie er sich diese Lieder erarbeitet, denn Daniel ist ja ein besonders vielseitiger Künstler, der auch komponiert und zudem ein hervorragender Pianist ist. Und das kommt ihm bei Wolf absolut zugute.

Ich bedauere wirklich sehr, dass es keine Tondokumente gibt von den Abenden, an denen Wolf sich selbst mit seinen Liedern am Klavier begleitet hat. Das ist wirklich schade. Wolf muss fantastisch Klavier gespielt haben. Seine Lieder komponierte er überwiegend am Klavier als singender Pianist oder sich begleitender Sänger. Schubert etwa ist da tendenziell anders vorgegangen. Ihm, der selten ein eigenes Instrument zur Hand hatte, ist vielleicht im Bett liegend eine Melodie eingefallen, die er dann später – nach dem Aufstehen – zu einem Klaviersatz ausgebaut hat. Das ist ein völlig anderer Prozess, und das merkt man natürlich auch beim Erarbeiten und Aufführen der Lieder. Als Pianist kann ich mit Wolfs Liedern außerordentlich viel Zeit genügsam alleine am Klavier verbringen, ohne den Sänger oder die Sängerin zuhilfe zu nehmen. Und deshalb sind bei Wolfs Liedern Sängerinnen oder Sänger, die mit dem Klavier sehr vertraut sind und die in der spätromantischen Reizharmonik wirklich sattelfest sind, auch oft im Vorteil oder haben es mit diesen Liedern etwas leichter.

Mit dem Konzert am 19. Oktober feiert die IHWA ihr 40-jähriges Vereinsbestehen; Dich verbindet auch schon eine lange Geschichte und Zusammenarbeit mit der Hugo-WolfAkademie. Seit wann genau?

Ja, tatsächlich feiere ich auch in diesem Jahr ein kleines, nein, ein großes Jubiläum mit der IHWA – nämlich das 30-Jährige! Vor genau 30 Jahren, im März 1995, hatte ich meine erste persönliche »Begegnung« mit der HugoWolf-Akademie in Stuttgart, und das ist eigentlich eine ziemlich verrückte Geschichte. Neben Gernot Kahl war mein zweiter wichtiger Lehrer in Hamburg der Pianist und Komponist Ralf Gothóni. Er war mein Lied- und Kammermusikprofessor. Und durch ihn war ich erstmals auf die Aktivitäten der IHWA in Stuttgart aufmerksam geworden. Er hat dort ja auch viel gemacht.

Anfang 1995 spielte ich mein solistisches Konzertexamen in Hamburg – und das war dann auch der Zeitpunkt, an dem ich entschieden habe, mich ganz und endgültig aufs Lied zu konzentrieren und nicht mehr solistisch zu arbeiten. Ich hatte dann eine verrückte Idee – nämlich, einmal alle Lieder von Hugo Wolf zu spielen und daraus auch eine Konzertreihe zu machen! Und ich hatte mir in den Kopf gesetzt, dass den Auftakt zu dieser Konzertreihe eine Lesung von Wolf-Texten sein sollte, die kein Geringerer als Dietrich Fischer-Dieskau machen sollte –den ich damals noch gar nicht persönlich gekannt habe. Aber ich hatte gelesen, dass Fischer-Dieskau Anfang März 1995 mit Hartmut Höll ein Melodramen-Programm an der Stuttgarter Oper macht – eine Veranstaltung der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie. Da wollte ich ihn ansprechen und ich überlegte mir, dass die einzige Gelegenheit dafür, unmittelbar vor der Veranstaltung (eine Matinee, glaube ich) sein würde. Also bin ich nach Stuttgart gefahren, habe mich an der Opernpforte vorbeigeschlichen bis zu seiner Garderobe und habe dort gewartet, bis Julia Varady, seine Frau, herauskam und er also alleine in der Garderobe war. Dann habe ich geklopft und bin einfach reingegangen, um ihm ohne Vorwarnung meine hochtrabenden Pläne zu unterbreiten. Ich habe ihn also unmittelbar vor seinem Auftritt dort

IM GESPRÄCH

gestört. Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, für das er mich direkt wieder hochkant hätte rauswerfen müssen. Aber ob man es glaubt oder nicht – er war gar nicht wütend oder unwirsch. Vielleicht fand er meine naive Besessenheit einfach rührend, jedenfalls lächelte er freundlich und bat mich, ihm nach Berlin zu schreiben.

Ich habe ihn dann in Berlin kontaktiert. Es gab doch noch ein ziemliches Hin und Her – er hat abgesagt, dann doch wieder zugesagt – und hat dann tatsächlich als Auftaktveranstaltung zu meiner ersten Liederabendreihe 1996 im kleinen Saal der Hamburger Laeiszhalle (damals noch »Musikhalle«) Briefe von Hugo Wolf gelesen. Dietrich Henschel sang Wolfs Michelangelo - und Byron-Lieder . Das Programm war von mir in meinem noch jugendlichen Überschwang viel zu lang konzipiert. Aber es war restlos ausverkauft und ein großer Erfolg. Es gibt davon sogar eine Aufnahme beim NDR. Die Hamburger Liedbegeisterten strömten dann nach diesem Auftakt unaufhaltsam in alle Wolf-Abende.

So ging das letztlich los mit mir und der IHWA, und das ist jetzt ziemlich genau 30 Jahre her.

Mit diesem Konzert erinnern wird außerdem an Dietrich Fischer- Dieskau, der dieses Jahr im Mai 100 Jahre alt geworden wäre. Wie ging Deine Verbindung zu Dietrich FischerDieskau weiter?

Wie wir uns kennengelernt haben, habe ich ja bereits erzählt. Und tatsächlich blieben wir dann im Kontakt. Nach meinem Umzug nach Berlin, wo ich viele ehemalige Studierende von Fischer-Dieskau begleitete, begann dann auch unsere unmittelbare musikalische Zusammenarbeit, zunächst mit dem Melodram Enoch Arden von Richard Strauss. Das gemeinsame Repertoire wuchs stetig, fast zehn Jahre sind wir in Deutschland gemeinsam mit Melo-

dramen-Programmen aufgetreten. Ich war schließlich auch sein letzter Studiopianist für die Deutsche Grammophon – zu seinem 80. Geburtstag im Mai 2005 erschien unser Melodramen-Album, es war seine letzte Aufnahme.

Ich war zwar nie Student in der Klasse von Dietrich Fischer-Dieskau, aber er war dennoch einer der allerwichtigsten Mentoren für mich – und die Verbindung zu ihm stand von Anfang an unter dem Stern von Hugo Wolf und der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie.

Lieber Burkhard, ich danke sehr für das schöne Gespräch! Danke, dass Du uns an Deiner Reise zu und mit Hugo Wolf hast teilnehmen lassen.

Die Gespräche mit Daniel Behle und Burkhard Kehring führte Dr. Cornelia Weidner.

TEXTE

DAS STÄNDCHEN

Auf die Dächer zwischen blassen Wolken schaut der Mond herfür, Ein Student dort auf den Gassen Singt vor seiner Liebsten Tür.

Und die Brunnen rauschen wieder Durch die stille Einsamkeit, Und der Wald vom Berge nieder, Wie in alter, schöner Zeit.

So in meinen jungen Tagen

Hab ich manche Sommernacht Auch die Laute hier geschlagen

Und manch lust’ges Lied erdacht.

Aber von der stillen Schwelle Trugen sie mein Lieb zur Ruh, Und du, fröhlicher Geselle, Singe, sing nur immer zu!

Joseph von Eichendorff (1788–1857)

SCHON STRECKT ICH AUS IM BETT

Schon streckt’ ich aus im Bett die müden Glieder, Da tritt dein Bildnis vor mich hin, du Traute.

Gleich spring’ ich auf, fahr’ in die Schuhe wieder Und wandre durch die Stadt mit meiner Laute. Ich sing’ und spiele, dass die Straße schallt; So Manche lauscht – vorüber bin ich bald.

So manches Mädchen hat mein Lied gerührt, Indess der Wind schon Sang und Klang entführt.

Paul Heyse (1830–1914) nach einem ital. Volkslied

VERSCHWIEGENE LIEBE

Über Wipfel und Saaten

In den Glanz hinein –Wer mag sie erraten, Wer holte sie ein?

Gedanken sich wiegen, Die Nacht ist verschwiegen, Gedanken sind frei.

Errät’ es nur eine, Wer an sie gedacht

Beim Rauschen der Haine, Wenn niemand mehr wacht

Als die Wolken, die fliegenMein Lieb ist verschwiegen Und schön wie die Nacht.

Joseph von Eichendorff

UNFALL

Ich ging bei Nacht einst über Land, Ein Bürschlein traf ich draußen, Das hat ’nen Stutzen in der Hand Und zielt auf mich voll Grausen.

Ich renne, da ich mich erbos’, Auf ihn in vollem Rasen, Da drückt das kecke Bürschlein los Und ich stürzt’ auf die Nasen.

Er aber lacht mir ins Gesicht, Dass er mich angeschossen, Cupido war der kleine Wicht Das hat mich sehr verdrossen.

Joseph von Eichendorff

TEXTE

MEIN LIEBCHEN, WIR SASSEN BEISAMMEN

Mein Liebchen, wir sassen beisammen, Traulich im leichten Kahn. Die Nacht war still, und wir schwammen Auf weiter Wasserbahn.

Die Geisterinsel, die schöne, Lag dämm’rig im Mondenglanz; Dort klangen liebe Töne, Dort wogte der Nebeltanz.

Dort klang es lieb und lieber, Und wogt’ es hin und her; Wir aber schwammen vorüber, Trostlos auf weitem Meer.

Heinrich Heine (1797–1856)

NACHTZAUBER

Hörst du nicht die Quellen gehen Zwischen Stein und Blumen weit Nach den stillen Waldesseen, Wo die Marmorbilder stehen In der schönen Einsamkeit? Von den Bergen sacht hernieder, Weckend die uralten Lieder, Steigt die wunderbare Nacht, Und die Gründe glänzen wieder, Wie du’s oft im Traum gedacht.

Kennst die Blume du, entsprossen In dem mondbeglänzten Grund? Aus der Knospe, halb erschlossen, Junge Glieder blühend sprossen, Weiße Arme, roter Mund, Und die Nachtigallen schlagen, Und rings hebt es an zu klagen,

Ach, vor Liebe todeswund, Von versunknen schönen Tagen –Komm, o komm zum stillen Grund!

Joseph von Eichendorff

Texte: Eduard Mörike (1804–1875)

IM FRÜHLING

Hier lieg’ ich auf dem Frühlingshügel: Die Wolke wird mein Flügel, Ein Vogel fliegt mir voraus. Ach, sag’ mir, all-einzige Liebe, Wo du bleibst, dass ich bei dir bliebe, Doch du und die Lüfte, ihr habt kein Haus.

Der Sonnenblume gleich steht mein Gemüte offen, Sehnend,

Sich dehnend,

In Lieben und Hoffen. Frühling, was bist du gewillt? Wann werd’ ich gestillt?

Die Wolke seh’ ich wandeln und den Fluss, Es dringt der Sonne goldner Kuss Mir tief bis in’s Geblüt hinein; Die Augen, wunderbar berauschet, Thun, als schliefen sie ein, Nur noch das Ohr dem Ton der Biene lauschet.

Ich denke Dieß und denke Das, Ich sehne mich, und weiß nicht recht, nach was: Halb ist es Lust, halb ist es Klage; Mein Herz, o sage: Was webst du für Erinnerung

In golden grüner Zweige Dämmerung? – Alte unnennbare Tage!

TEXTE

BEI EINER TRAUUNG

Vor lauter hochadligen Zeugen

Copuliert man ihrer Zwei; Die Orgel hängt voll Geigen, Der Himmel nicht, mein’ Treu!

Seht doch, sie weint ja greulich, Er macht ein Gesicht abscheulich! Denn leider freilich, freilich Keine Lieb’ ist nicht dabei.

SELBSTGESTÄNDNIS

Ich bin meiner Mutter einzig Kind, Und weil die andern ausblieben sind, Was weiß ich wieviel, die sechs oder sieben, Ist eben alles an mir hängen blieben; Ich hab’ müssen die Liebe, die Treue, die Güte Für ein ganz halb Dutzend allein aufessen, Ich will’s mein Lebtag nicht vergessen. Es hätte mir aber noch wohl mögen frommen, Hätt’ ich nur auch Schläg’ für Sechse bekommen.

AUF EINER WANDERUNG

In ein freundliches Städtchen tret’ ich ein, In den Straßen liegt roter Abendschein. Aus einem offnen Fenster eben, Über den reichsten Blumenflor Hinweg, hört man Goldglockentöne schweben, Und eine Stimme scheint ein Nachtigallenchor, Dass die Blüten beben, Dass die Lüfte leben, Dass in höherem Rot die Rosen leuchten vor.

Lang’ hielt ich staunend, lustbeklommen. Wie ich hinaus vor’s Tor gekommen,

Ich weiß es wahrlich selber nicht. Ach hier, wie liegt die Welt so licht!

Der Himmel wogt in purpurnem Gewühle, Rückwärts die Stadt in goldnem Rauch; Wie rauscht der Erlenbach, wie rauscht im Grund die Mühle, Ich bin wie trunken, irrgeführt –

O Muse, du hast mein Herz berührt

Mit einem Liebeshauch!

ZUR WARNUNG

Einmal nach einer lustigen Nacht

War ich am Morgen seltsam aufgewacht:

Durst, Wasserscheu, ungleich Geblüt; Dabei gerührt und weichlich im Gemüt, Beinah poetisch, ja, ich bat die Muse um ein Lied. Sie, mit verstelltem Pathos, spottet’ mein, Gab mir den schnöden Bafel ein:

»Es schlägt eine Nachtigall

Am Wasserfall;

Und ein Vogel ebenfalls,

Der schreibt sich Wendehals, Johann Jakob Wendehals; Der tut tanzen

Bei den Pflanzen

Ob bemeldten Wasserfalls –«

So ging es fort; mir wurde immer bänger.

Jetzt sprang ich auf: zum Wein! Der war denn auch mein Retter.

– Merkt’s euch, ihr tränenreichen Sänger, Im Katzenjammer ruft man keine Götter!

TEXTE

BENEDEIT DIE SEL’GE MUTTER

Benedeit die sel’ge Mutter, Die so lieblich dich geboren, So an Schönheit auserkoren –Meine Sehnsucht fliegt dir zu! Du so lieblich von Geberden, Du die Holdeste der Erden, Du mein Kleinod, meine Wonne, Süße, benedeit bist du!

Wenn ich aus der Ferne schmachte Und betrachte deine Schöne, Siehe wie ich beb’ und stöhne, Dass ich kaum es bergen kann! Und in meiner Brust gewaltsam Fühl’ ich Flammen sich empören, Die den Frieden mir zerstören, Ach, der Wahnsinn fasst mich an!

Paul Heyse nach einem italienischen Volkslied

SEUFZER

Dein Liebesfeuer, Ach Herr! wie teuer Wollt’ ich es hegen, Wollt’ ich es pflegen! Hab’s nicht geheget, Und nicht gepfleget, Bin tot im Herzen –O Höllenschmerzen!

AUF EIN ALTES BILD

In grüner Landschaft Sommerflor, Bei kühlem Wasser, Schilf, und Rohr, Schau, wie das Knäblein Sündelos Frei spielet auf der Jungfrau Schoß! Und dort im Walde wonnesam, Ach, grünet schon des Kreuzes Stamm!

Eduard Mörike

AUF EINE CHRISTBLUME II

Im Winterboden schläft ein Blumenkeim, Der Schmetterling, der einst um Busch und Hügel In Frühlingsnächten wiegt den sammt’nen Flügel; Nie soll er kosten deinen Honigseim.

Wer aber weiß, ob nicht sein zarter Geist, Wenn jede Zier des Sommers hingesunken, Dereinst, von deinem leisen Dufte trunken, Mir unsichtbar, dich blühende umkreist?

Eduard Mörike

UND STEHT IHR FRÜH AM MORGEN AUF

Und steht Ihr früh am Morgen auf vom Bette, Scheucht Ihr vom Himmel alle Wolken fort, Die Sonne lockt Ihr auf die Berge dort, Und Engelein erscheinen um die Wette Und bringen Schuh und Kleider Euch sofort. Dann, wenn Ihr ausgeht in die heil’ge Mette, So zieht Ihr alle Menschen mit Euch fort, Und wenn Ihr naht der benedeiten Stätte, So zündet Euer Blick die Lampen an. Weihwasser nehmt Ihr, macht des Kreuzes Zeichen Und netzet Eure weiße Stirn sodann

TEXTE

Und neiget Euch und beugt die Knie ingleichen –O wie holdselig steht Euch Alles an!

Wie hold und selig hat Euch Gott begabt, Die Ihr der Schönheit Kron empfangen habt!

Wie hold und selig wandelt Ihr im Leben; Der Schönheit Palme ward an Euch gegeben.

Paul Heyse nach einem italienischen Volkslied

Texte: Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832)

ERSCHAFFEN UND BELEBEN

Hans Adam war ein Erdenkloß

Den Gott zum Menschen machte, Doch bracht er aus der Mutter Schoß Noch vieles Ungeschlachte.

Die Elohim zur Nas hinein

Den besten Geist ihm bliesen, Nun schien er schon was mehr zu sein, Denn er fing an zu niesen.

Doch mit Gebien und Glied und Kopf Blieb er ein halber Klumpen, Bis endlich Noah für den Tropf

Das Wahre fand, den Humpen.

Der Klumpe fühlt sogleich den Schwung, Sobald er sich benetzet, So wie der Teig durch Säuerung

Sich in Bewegung setzet.

So, Hafis, mag dein holder Sang, Dein heiliges Exempel

Uns führen, bei der Gläser Klang, Zu unsres Schöpfers Tempel.

PHÄNOMEN

Wenn zu der Regenwand

Phöbus sich gattet, Gleich steht ein Bogenrand Farbig beschattet.

Im Nebel gleichen Kreis

Seh ich gezogen; Zwar ist der Bogen weiß, Doch Himmelsbogen.

So sollst du, muntrer Greis, Dich nicht betrüben: Sind gleich die Haare weiß, Doch wirst du lieben.

SO LANG MAN NÜCHTERN IST

So lang man nüchtern ist, Gefällt das Schlechte; Wie man getrunken hat, Weiß man das Rechte; Nur ist das Übermaß

Auch gleich zuhanden: Hafis, o lehre mich, Wie du’s verstanden!

Denn meine Meinung ist

Nicht übertrieben: Wenn man nicht trinken kann, Soll man nicht lieben; Doch sollt ihr Trinker euch Nicht besser dünken: Wenn man nicht lieben kann, Soll man nicht trinken.

TEXTE

WIE SOLLT ICH HEITER BLEIBEN

Wie sollt ich heiter bleiben, Entfernt von Tag und Licht? Nun aber will ich schreiben, Unt trinken mag ich nicht.

Wenn sie mich an sich lockte, War Rede nicht im Brauch, Und wie die Zunge stockte So stockt die Feder auch.

Nur zu! Geliebter Schenke, Den Becher fülle still!

Ich sage nur: Gedenke!

Schon weiß man, was ich will.

WENN ICH DEIN GEDENKE

Wenn ich dein gedenke, Fragt mich gleich der Schenke: Herr, warum so still?

Da von deinen Lehren immer weiter hören

Saki gerne will.

Wenn ich mich vergesse Unter der Zypresse, Hält er nichts davon; Und im stillen Kreise Bin ich doch so weise, Klug wie Salomon.

OB DER KORAN VON EWIGKEIT SEI

Ob der Koran von Ewigkeit sei?

Darnach frag ich nicht!

Ob der Koran geschaffen sei?

Das weiß ich nicht!

Dass er das Buch der Bücher sei, Glaub ich aus Mosleminenpflicht.

Dass aber der Wein von Ewigkeit sei, Daran zweifl’ ich nicht;

Oder dass er vor den Engeln geschaffen sei, Ist vielleicht auch kein Gedicht.

Der Trinkende, wie es auch immer sei, Blickt Gott frischer ins Angesicht.

TRUNKEN MÜSSEN WIR ALLE SEIN

Trunken müssen wir alle sein!

Jugend ist Trunkenheit ohne Wein; Trinkt sich das Alter wieder zu Jugend, So ist es wundervolle Tugend.

Für Sorgen sorgt das liebe Leben, Und Sorgenbrecher sind die Reben.

Daniel Behle ist gleichermaßen erfolgreich in Konzert, Lied und Oper. Sein breit gefächertes Repertoire reicht von den barocken Meisterwerken bis zu Kompositionen des 20. und 21. Jahrhunderts.

Spannende Projekte erwarten den Tenor in der Saison 2025/26: mit der Staatskapelle Dresden unter der Leitung von Daniele Gatti ist er Solist in Mendelssohns Elias , in der Pariser Philharmonie wird er mit dem Orchestre National de France unter Juraj Valčuha in Mahlers Das Lied von der Erde auftreten und führt Anton Bruckers Te Deum mit dem Rotterdam Philharmonisch Orkest in Rotterdam und Wien auf. An der Staatsoper Stuttgart steht er in einer Neuproduktion der Meistersinger von Nürnberg auf der Bühne. Weitere Engagements führen ihn zum NDR Vokalensemble, zum Münchener Rundfunkorchester und an die Oper Venedig. Wichtige Engagements der letzten Spielzeiten umfassten u. a. sein Liederabenddebüt im Musikverein Wien, Konzerte mit den Berliner Philharmonikern unter Kirill Petrenko, bei den Salzburger Festspielen mit dem Mozarteumorchester Salzburg und Adam Fischer, mit dem SWR-Symphonieorchester unter Pablo Heras Casado, mit Le Cercle de l’Harmonie und Jérémie Rhorer und dem Sinfonieorchester Basel und Delyana Lazarova. Er ist gern regelmäßig zu Gast an den wichtigen europäischen Opernhäusern wie der Wiener Staatsoper, Scala di Milano, Dutch National Opera, Royal Opera House Covent Garden, Staatsoper Stuttgart, Bayerische Staatsoper, Semperoper Dresden, sowie bei den Pfingstfestspielen Salzburg, den Salzburger Festspielen und den Bayreuther Festspielen.

Auch als Komponist macht Daniel Behle zunehmend von sich reden: Seine Kompositionen und Arrangements für Tenor und Klaviertrio ( WinterreiseN , Mein Hamburg , Meine schönsten Weihnachtslieder ), finden breiten Anklang. Seine erste Operette Hopfen und Malz wurde 2023 bereits an drei Opernhäusern in Deutschland aufgeführt. Derzeit arbeitet er an seiner zweiten Operette Der Schmetterling

Daniel Behle konzertiert regelmäßig mit renommierten Orchestern wie den Berliner und Wiener Philharmonikern, dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, NDR Elbphilharmonie Orchester, Orchestra dell’ Accademia Nazionale di Santa Cecilia, Wiener Symphoniker und Gewandhausorchester Leipzig. Er arbeitet dabei mit Dirigenten wie Marc Albrecht, Bertrand de Billy, Ivor Bolton, Semyon Bychkov, Marek Janowski, Philippe Jordan, Vladimir Jurowski, Fabio Luisi, Andrew Manze, Ingo Metzmacher, Kent Nagano, Yannick Nézet-Séguin, Christian Thielemann, Lorenzo Viotti und Franz Welser-Möst. Liederabende führten ihn u. a. in die Wigmore Hall London, zur Schubertiade Schwarzenberg, ins Concertgebouw Amsterdam und ins KKL Luzern.

Seine Diskographie umfasst etliche preisgekrönte Soloalben. Besondere Beachtung fanden zuletzt sein zweites Strauss Album Un-Erhört (Prospero Classical) mit Oliver Schnyder am Klavier, Heimat mit German Hornsound (Prospero) und das Beethoven Album Gegenliebe mit Jan Schultsz am Hammerflügel (Pan Classics). Er wurde 2020 für sein Arien-Album MoZart als »Sänger des Jahres« mit dem OPUS KLASSIK ausgezeichnet. 2024 wurde ihm der Ehrenpreis der Deutschen Schallplattenkritik verliehen.

Daniel Behle wurde in Hamburg geboren und lebt mit seiner Familie in Basel.

MITWIRKENDE

BURKHARD KEHRING

Klavier

Der Pianist Burkhard Kehring interessierte sich schon früh für Kunstlieder und Literatur. Preise für Klavierbegleitung bei internationalen Liederwettbewerben in London (Walther-Grüner-Wettbewerb 1993) und München (Hans-Pfitzner-Wettbewerb 1994) markierten den Beginn seiner Konzertkarriere als Liedbegleiter, die ihn in die wichtigsten europäischen Konzertsäle wie die Wigmore Hall in London, die Berliner Philharmonie, das Wiener Konzerthaus, das Amsterdamer Concertgebouw sowie nach Asien, Nord- und Südamerika, zu zahlreichen Musikfestivals wie der Schubertiade Schwarzenberg, dem Bergen Music Festival, den Schubert Serenades in New York und dem Ravinia Festival in Chicago. Er war offizieller Klavierbegleiter bei Meisterkursen von Elisabeth Schwarzkopf, Reri Grist, Marylin Horne, Ernst Haefliger und Hermann Prey. Burkhard Kehring arbeitet mit einer Vielzahl an Sängerinnen und Sängern, darunter Christiane Iven, Michaela Kaune, Dorothea Röschmann, Christiane Oelze, Claudia Barainsky, Christiane Karg, Robert Holl, Kwangchoul Youn, Roman Trekel, Christian Elsner, Dietrich Henschel, Hanno Müller-Brachmann, Andreas Schmidt, Florian Bösch, Lothar Odinius, Ilker Arcayürek, Katharina Konradi, Benjamin Appl und Elsa Dreisig. Mit Dietrich FischerDieskau präsentierte er von 1995 bis 2005 musikalische Lesungen und melodramatische Recitals. Burkhard Kehring hat auch eigene Liederabendserien konzipiert und begleitet. Sein erster Zyklus in der Hamburger Laeiszhalle umfasste fast das gesamte Liederwerk von Hugo Wolf. Es folgten 1997 die »Schubertiade modern« – ein Vergleich der Lieder von Schubert und denen des Schönberg-Kreises – und die Liederabendserie

»Schubert plus« in Frankfurt am Main. Im Rahmen der Schleswig-Holstein Musik Festival 2003 präsentierte der Begleiter einen weiteren Hugo-Wolf-Zyklus zum hundertsten Todestag des Komponisten, gefolgt 2004 von einem neuen Schubert-Zyklus in der Berliner Staatsoper »Unter den Linden«. 2006 wurde Burkhard Kehring vom Internationalen Beethovenfest Bonn eingeladen, gemeinsam mit zehn Sängern einen Robert-SchumannZyklus aufzuführen. Im Rahmen desselben Festivals fand 2014 die Premiere seines globalen Liederprojekts »Divan of Song« statt.

Entsprechend seinem Engagement für zeitgenössische Kunstlieder hat Burkhard Kehring zahlreiche Uraufführungen gespielt, darunter neue Werke von Komponisten wie Christoph Coburger, Johanna Doderer, Lars-Henrik Nysten, Wolfgang Florey, Otfried Büsing, Param Vir, Hannah Hanbiel Choi, Mahdis Golzar Kashani oder Dai Fujikura. Seine Liedaufnahmen reichen von Schubert, Schumann und Mahler bis zu Ullmann, Fortner und Ligeti. Ein Album mit Melodramen – die letzte Studioaufnahme von Dietrich Fischer-Dieskau – erschien 2005 bei der »Deutschen Grammophon«., während die Debüt-Recital-Aufnahme Verwandlung/Transformation mit der Sopranistin Christiane Karg 2010 mit dem ECHO KLASSIK-Preis ausgezeichnet wurde. Burkhard Kehring wurde 2002 zum Professor an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg ernannt und ist Leiter der internationalen Studienprogramme für Liedgesang. Er gehört zu den Gründungsmitgliedern der Deutschen Liedakademie in Trossingen und wurde zu Meisterkursen in Deutschland, Frankreich, Spanien, Kanada, den USA, Israel, Iran, Südkorea, Japan, China und Indien eingeladen.

Herausgeber Internationale Hugo -Wolf - Akademie für Gesang, Dichtung, Liedkunst e.V. Stuttgart, Jägerstraße 40, 70174 Stuttgart, Deutschland, Telefon +49(0)711-22 11 77, Fax +49(0)711. 22 79 989, info@ihwa.de, www.ihwa.de Vorstand Prof. Dr. Hansjörg Bäzner (Vorsitzender), Hans Georg Koch (Stv. Vor sitzender), Albrecht Merz (Schatzmeister), Walter Kübler (Schrift führer), Erster Bürgermeister Dr. Fabian Mayer (Ver tre ter der Landeshauptstadt Stuttgart), Cornelius Hauptmann, Richard Kriegbaum, Patrick Strub Künstlerischer Beirat Prof. Marcelo Amaral, Oswald Beaujean, Prof. Dr. h.c. Thomas Hampson, Prof. Christiane Iven, Axel Köhler Kuratorium Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Christiane Nüsslein-Volhard, Direktorin d. Max-Planck-Instituts für Entwicklungsbiologie (Tübingen), Vorsitzende , Dr. h.c. Erwin Teufel, Minister präsident a. D. (Spaichingen), Stv. Vorsitzender ; Prof. Siegfried Bauer, Landeskirchenmusikdirektor i. R. (Ludwigsburg), Prof. Dr. h.c. Brigitte Fassbaender (München), Dr. Alfred Geisel, Erster stv. Präsident des Landtags von Baden-Württemberg a. D. (Stuttgart), Prof. Dr. Christian Gerhaher (München), Dr. Wolfgang Gushurst, SWR (BadenBaden), Peter Jakobeit (Stuttgart), Hartmut Jenner, Vorsitzender der Geschäftsführung der Kärcher GmbH (Winnenden), Michael Klett, Verleger (Stuttgart), Prof. Philip Kurz, Geschäftsführer Wüstenrot Stiftung (Ludwigsburg), Prof. Uta Kutter (Stuttgart), Gerti Mayer-Vorfelder (Böblingen), Sergio Morabito (Stuttgart/ Wien), Dr. Herbert Müller (Hessigheim), Dr. Günther Nath, Geschäftsführender Gesellschafter der Lumatec Gesellschaft für medizinisch-technische Geräte mbH (München), Dr. Winfried Nowak (Baden-Baden), Albrecht Puhlmann (Berlin), Dr. Regula Rapp, Barenboim-Said Akademie (Berlin), Prof. Dr. Ulrich Raulff, Präsident des Instituts für Auslandsbeziehungen (Stuttgart), Gernot Rehrl (München), Michaela Russ, Geschäftsführerin Südwestdeutsche Konzertdirektion Erwin Russ GmbH (Stuttgart), Dr. Uwe Schroeder-Wildberg, Vorstandsvorsitzender der MLP AG (Wiesloch), Mario Schulz (Stuttgart), Dr. Wolfgang Schuster, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Stuttgart a. D., Peter Ströbel, Rechtsanwalt (Stuttgart), Klaus von Trotha, Minister a. D. (Stuttgart), Dr. Erwin Vaih, Wirtschaftsprüfer (Stuttgart), Susanne Weber-Mosdorf (Hochdorf), Jossi Wieler (Berlin), Dr. Gerhard Wirth (Stuttgart), Thomas Wördehoff (Wien), Dr. Herbert Wörner (München)

Intendanz/Redaktion/Satz Dr. Cornelia Weidner Textnachweis Die Gespräche mit Daniel Behle und Burkhard Kehring entstanden als Originalbeiträge für dieses Heft. Bildnachweis Titel: Hugo Wolf, Komponisten-Postkarte (L. Nauer); S. 8: Hugo Wolf, Fotografie um 1890 (unbekannter Fotograf), Wien Museum Inv.-Nr. 68617, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/427283/); Simon Pauly (Daniel Behle), Neda Navaee (Burkhard Kehring)

Änderungen des Programms und der Mitwirkenden vorbehalten.

DO | 6. NOVEMBER 2025 | 19.30 UHR

Vortragssaal, Staatsgalerie Stuttgart

Musikalische Buchpräsentation

SUSAN YOUENS , Autorin / CAROLINA ULLRICH, Sopran / CORINNA SCHEURLE , Mezzosopran / GIACOMO SCHMIDT, Bariton /

MARCELO AMARAL, Klavier & Leitung

Buchvorstellung »Der ganze Hugo Wolf«; Lieder von Hugo Wolf (Eintritt frei)

FR–SO | 7.–9. NOVEMBER 2025

Kammermusiksaal & OPR, HMDK Stuttgart

47. Stuttgarter Meisterklasse für Lied

BIRGID STEINBERGER , Dozentin

MARCELO AMARAL, Dozent

Lieder von Hugo Wolf

7.11., 18 Uhr, OPR: Susan Youens »Hugo Wolf’s songs« (Online-Vortrag)

8. & 9.11., ab 10.30 Uhr, KMS: öffentlicher Unterricht

SO | 23. NOVEMBER 2025 | 17.00 UHR

Vortragssaal, Staatsgalerie Stuttgart

Songs of Travel

ALEXANDER GRASSAUER, Bass-Bariton

MARCELO AMARAL, Klavier

Lieder von Schumann, Vaughan Williams und Sibelius

SO I 18. JANUAR 2026 I 17.00 UHR

Weißer Saal, Neues Schloss Stuttgart

Schubert 1826

SAMUEL HASSELHORN, Bariton

AMMIEL BUSHAKEVITZ, Klavier

Lieder von Franz Schubert

www.liedpate.de

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