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START UP

Die Informatik-Abteilung von myToys.de in der «geräumten» Nachbarwohnung.

derle nämlich gegen Outsourcing beispielsweise des Versands: «Ein Kontraktlogistiker hört beim Faktor drei auf und sagt: ‹Sorry, laut Vertrag garantieren wir nur die Abwicklung bis 300%.› Wir dagegen sind auf die Strasse gegangen und haben Leute angesprochen, ob sie nicht einpacken helfen wollen.» Dazu passt eine andere Geschichte: Im stürmischen Wachstum des Weihnachtsgeschäfts wurden auch schnell die Räumlichkeiten knapp. Die Informatikabteilung zog aus dem Büro zunächst ins Lager, dort wurde es aber auch schnell zu klein. Also sprach man die Mieter einer Nachbarwohnung an, von denen man wusste, dass sie sowieso irgendwann ausziehen wollten, ob sie das nicht vorziehen wollten. Ergebnis: Nach drei Tagen konnte die Informatik in die Wohnung einziehen. «Alles eine Frage des Incentive», kommentiert Lederle diesen Vorgang trocken.

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Wer heute online shoppen geht, trifft in vielen Bereichen – Bücher, CDs, Auktionen, Meinungen – auf Websites, die

sich kaum voneinander unterscheiden. Und natürlich haben die Gründer von myToys.de gewusst, dass sie bei dieser nahe liegenden Idee,die zudem in Amerika als eToys bereits sehr erfolgreich ist, mit Konkurrenz rechnen müssen.

stellen.Auch hier sei es wichtig, «schnell lernende, intelligente Menschen – wir haben fast nur Studenten» zu beschäftigen, die wiederum nah an der Technik sind, um ein ständiges Feedback zu gewährleisten.

Wer ist unter Gleichen gleicher?

Expansion geplant, HSGler willkommen

Und tatsächlich:Die Niedrigpreisgarantie, den versandkostenfreien Versand, den «Keine-Fragen-Umtausch» – Dinge, die myToys.de als erster anbot, wie Lederle betont,die aber aus anderen Bereichen durchaus schon bekannt waren – findet man überall. Wie will sich myToys.de differenzieren und das jetzige Momentum in Zukunft beibehalten? Oliver Lederle ist überzeugt, dass es gilt, die Kunden nicht nur zufrieden zu stellen,sondern zu begeistern:«Wer bei uns zum ersten Mal bestellt und die Ware schon am nächsten Tag bekommt,der ist hellauf begeistert – viele schreiben uns gleich eine E-Mail.Wieso sollten sie danach wechseln? Und wenn wir das zweimal schaffen, haben wir eine Kundenbeziehung fürs Leben.» Weiterhin sei eine gute telefonische Beratung sehr wichtig, wenn Kunden anrufen und Fragen zu Produkten oder zur Website

Wie sieht die Zukunft von myToys.de aus? Fast muss man die Punkte gar nicht einzeln wiedergeben: Natürlich erwartet man im Heimmarkt in den nächsten Jahren ein exponentielles Wachstum, natürlich will man aber auch ins europäische Ausland expandieren. Natürlich will man selbstständig bleiben, auch wenn der grosse amerikanische Konkurrent eToys demnächst nach Deutschland kommen dürfte. Und natürlich ist ein Börsengang geplant. Und schliesslich gilt auch für myToys, was alle erfolgreichen Start-ups berichten:Wie schnell man in Zukunft wachsen kann, wird am ehesten dadurch bestimmt,wie viele gute Leute man finden wird. Insofern würde Oliver Lederle sich freuen, wenn dieser Artikel von einigen Studierenden auch als Stelleninserat verstanden würde. Die Expansion wartet. alma 2/2000


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